mikkean - Kommentare
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Alle Kommentare von mikkean
Ja, es gibt schon genügend Graben-Kämpfe in der Gesellschaft. Deshalb will ich an dieser Stelle auch keine Grey-Fans vor den Kopf stoßen, aber ...
... dies ist doch wirklich weder prickelnd, heiß, noch richtig tabubrechend.
Bei "Fifty Shades Of Grey" wird vom Ficken, Fisten, Klemmen und Peitschen geredet, die "Action" hingegen wirkt sterilisiert und gehemmt. Hier spricht wahrlich kein Kenner und Versteher der Dominanz-Szene. Deshalb meine ich nur, dem aufgeblasenen Hype um ein Sex-Buch folgt eine stylish gehaltene Milleniums-Nachgeburt des Erotik-Kinos der "Emanuelle"- und "Geschichte der O."-Ära.
Schick gedreht. Aber sehr leblos, weil schon die Haupt-Darsteller nicht miteinander harmonieren wollen. Was bleibt, ist das Drama einer septischen Beziehung, die am Clash der jeweils unterschiedlichen Glücks-Auffassungen leidet. Händchenhalten und Regenbögen auf der einen Seite, Peitschen und Fesseln auf der anderen.
Mit seiner, von allen schmutzigen Spitzen bereinigten, Handhabung entspricht dieser Film schon wirklich meiner Auffassung von einem Porno für gelangweilte und, in sicheren Bahnen, experimentierfreudigen Hausfrauen.
"Fifty" ist halt halbes Erotik-Kino. "9 1/2 Wochen" oder "Basic Instinct" dagegen bleiben weiterhin eine Liga für sich.
Manchmal ist ein dritter Teil mehr als nur eine Fortsetzung. Mehr als das überflüssige Ausquetschen eines Franchise oder der Schluss-Punkt einer epochalen Trilogie. Manchmal fühlt es sich einfach an wie eine Heimkehr. So wie "Ip Man 3" eine geworden ist.
Da ist nicht nur ein Glücks-Gefühl darüber, dass die Knochenbrecher-Schule endlich wieder ihre Pforten öffnet. Es ist die Hoffnung und Erleichterung, die sich mit der Rückkehr Donnie Yens verknüpft, von dessen Auftreten und Präsenz bereits die zwei großen Vorgänger profitierten.
Und so ist "Ip Man 3" tatsächlich so etwas wie das lang herbeigesehnte Sequel einer Helden-Legende, die durch merkwürdige Neben-Produktionen deutliche Knicke davontrug.
Aber das alles spielt keine Rolle mehr, in diesem Moment, als Yen als Ip Man erneut auf einen jungen Bruce Lee trifft. Oder, wenn unser bewundernswerter Held seine Hiebe in den Dienst der moralischen Aufrichtigkeit stellt. Und nicht, um irgendwen mit Verrenkungen zu belustigen.
Weshalb "Ip Man 3" im Grunde auch nur eine Geschichte erzählt. Einen Auszug aus der Biografie des echten Ip Man, in der wie bereits vorher, in dem Theatralik und großes Drama mit spitzen Kampf-Einlagen Hand in Hand gehen. Dabei werden wieder einmal alle anderen blutrünstigen Kampfkunst-Blozwerke zum Schämen in der Ecke verdonnert.
Denn in den Donnie-Yen-Filmen wurde und wird nie zum Selbst-Zweck gekämpft. Hier geht es schon um Ehre (die eigene, die der Zunft oder die der eigenen, todkranken Frau) oder um das Eintreten für Gerechtigkeit. Was für Neu-Einsteiger jetzt nach ziemlicher Anstrengung und wuchtigem Pathos klingt, erweist sich bei "Ip Man 3" als etablierte und gut geölte Formel. Eine Funktions-Weise, bei der eben jeder Tritt und jeder Schlag eine Bedeutung hat.
Wodurch auch die episdonhafte Erzähl-Struktur zum Zusammenhalt gebracht werden soll. Denn "Ip Man 3" erzählt nicht nur eine Story, sondern gleich mehrere Unter-Kapitel, die eben jener Philosophie untergeordnet werden. Für Neulinge ist das natürlich etwas anstrengend. Aber mal ehrlich, wer schaut einen dritten Teil schon als Erstes, wenn dieser kein ausdrückliches Prequel darstellt?
Von daher ist "Ip Man 3" einfach eine Rückkehr zur gewohnten Form des großen Wing-Chun-Biopic-Dramas. Versüßt durch einen Gast-Auftritt Mike Tysons, wieder einmal doller Choreografie und dem Bewusstsein, dass ein Kampf nur dann erfolgreich ist, wenn Körper und Geist im Einklang sind. Oder wie in diesem Fall, Donnie Yen und die "Ip Man"-Reihe. Nur in dieser Kombination lässt sich die Mischung aus (Ehr-)Gefühlen und Kampfkunst am besten genießen. Deshalb heißt es auch: Welcome back Donnie. Auch wenn ein vierter Teil nicht mehr ganz so zwingend erscheint.
Na, über was sind wir denn da gestolpert? Ein zitatreiches Horror-Fest voller Querverweise und einer Story im Schleudergang-Modus. Oder einfach das zusammengepanschte Werk zweier Genre-Aficionados, die so viele ihrer Lieblings-Filme wie möglich in den Mixer werfen wollten?
"The Void" ist wahrlich ein durchgeknalltes Vergnügen. Simpel und vorhersehbar am Anfang. Um dann gegen Ende quasi gleich ganz am Rad zu drehen. Und dabei fängt die Nacht für Deputy Daniel noch verschlafen an. Bis er einen verstörten Junkie aufliest und ins fast stillgelegte Orts-Krankenhaus bringen muss.
Wir ahnen da natürlich nicht bloß, dass da bald die Kacke irgendwie diabolisch überkochen kann und wird. Aber immerhin schafft es das multi-instrumentale Regie-Duo Steven Kostanski und Jeremy Gillespie (die zusätzlich noch beim Drehbuch, dem Soundtrack und den Effekten mitwirkten), das Geschehen ordentlich durchzurütteln und die fast schon schläfrige Gewohnheit der Dramaturgie in einem Wirbelsturm des okkulten Irrwitz und der grässlichen Mutanten-Sideshow untergehen zu lassen.
Deshalb wurde bei "The Void" wenig gekleckert, sondern viel, sehr viel geklotzt. Von unheimlichen Kuttenträgern mit Messern, einer verrückt gewordenen Krankenschwester, aus der auch noch ein Menschenfresser-Monster platzt, fährt der Film einiges auf. Daher ist "The Void" fast schon so etwas wie ein Rätselraten für Genre-Freunde.
Die beste Gelegenheit für Gleichgesinnte und Viel-Schauer, sich zum richtigen Augenblick mit einem Aufschrei zu überbieten. Ja, wer schreit da als erster "Assault On Precint 13", wenn der Strom ausfällt und die Kutten das Hospital einkreisen? Wer ruft laut "Hellraiser", wenn der unappetitliche Urheber mit seinem Geplapper anfängt?
Von der Ausgangs-Lage, der Atmosphäre bis hin zu den Effekt-Entwürfen versammelt "The Void" ein Best-of des Horror-Kinos, dessen Anleihen und Zitate von "The Thing", "From Beyond", Clive Barker und John Carpenter reichen. Garniert mit einer Prise "Über Dem Jenseits". Und ich bin mir sicher, es finden sich bestimmt noch weitere Titel, auf die ich in diesem Moment nicht komme.
Was da nur noch fehlt, wäre eine zwingendere Geschichte gewesen. Nicht bloß eine Aneinanderreihung von Schock-Momenten und Figuren, die im frühen Entwicklungs-Stadium verharren. Schließlich ist dies die elementarste Schwachstelle von "The Void": grob umrissene Charaktere, die beinahe alle irgendwelche Fehler verpasst bekommen haben. Und bei denen alle paar Minuten ein weiteres Gesicht plötzlich durchdreht oder sich als totaler Spinner entpuppt.
Und wenn es das nicht ist, dann platzen eben wieder ein paar krass gestaltete Monster ins Bild. Aber, Lob muss eben auch sein. Bei den Creature-Effekten und dem digitalen Trick-Zauber kennt "The Void" keine halben Sachen. Gillespie und Kostanski legen einen sehr überzeugend gemachten Low-Budget-Film vor, der auch mit Crowdfunding-Unterstützung gestemmt wurde.
Was aus "The Void" nicht gerade den überzeugendsten Horror-Cocktail macht, aber ein immerhin noch vergnüglicher Langeweile-Killer. Fragen nach einem eigenständigerem Drehbuch oder höherem Budget, könnten da immer noch im Hinterkopf schrillen. Sie könnten aber auch durch den schieren Willen von "The Void", einfach mal auszuflippen und zu übertreiben, etwas besänftigt werden. Einschalten und genießen wäre hier wohl die beste Devise, nicht das Fragen nach der Neu-Erfindung des Rads oder zumindest der des Horror-Kinos.
Ja gut, einmal gesehen. Da schlafen zwei Menschen miteinander. Verbringen ungewollt mehr Zeit zusammen. Sie reden über Beziehungen, bewerten die gegenseitige sexuelle Leistung, erörtern ihre Lebens-Ein- und Vorstellungen. Und dann schlafen sie wieder miteinander.
Bis zum Happy-End vergehen nicht ganz anderthalb Stunden, die ein wenig zu sehr an der Grenze der Belanglosigkkeit liegen. Oder nicht sonderlich charmant auf mich wirkten. Was jedoch nur meine persönliche Empfindung widerspiegelt.
Denn ansonsten hat "Two Night Stand" durchaus die ein oder andere gute Dialogzeile zu bieten. Und die Besetzung von Miles Teller und Analeigh Tipton als Pärchen, das gleich tickt, aber nicht sofort kompatibel sein will, haucht dem Film wenigstens etwas Leben ein.
Es gibt Sterileres. Auch Schärferes oder irgendwie Witzigeres. Aber es geht. Nur eines schafft der Film nicht: Mich zum nächsten One-Night-Stand zu animieren.
America – Land Of Brutality!!! Einmal im Jahr heißt es: "Knüppel, Klingen und Knarren raus – heut' Nacht blasen wir ein paar Lichter aus!"
Wow, das ist "The Purge - Die Säuberung". Dieser kostengünstige Home-Invasion-Thriller mit dem schockierenden Porträt einer Gesellschaft, die einmal jährlich die Wölfe aus dem Schafspelz freilässt. Und selbst wenn mich der Film nicht ganz so umgehauen hat, wie ich vielleicht erwartet oder erhofft hatte, ist doch nachvollziehbar, warum Publikum und Kritiker dieses Franchise so gerne heiß diskutieren.
Immerhin nimmt "The Purge" einige sehr vertraute Anleihen. Die behütete, wie wohlhabende Familie Sandin, in deren Haus ungefragt ein Fremder hineinplatzt, der um sein Leben kämpft. Da kommt mir doch gleich John Carpenters "Assault - Anschlag Bei Nacht" in den Sinn. Ob Familien-Domizil oder Polizei-Wache, der Ausgangslage und der Eskalations-Schraube liegt ein sehr ähnliches Muster zugrunde.
Und wie auch schon bei Carpenter, folgt dem hilfsbedürftigen Penner gleich eine Gruppe Henker, die nach blutiger Satisfaktion verlangen. Mit den Masken kommt ein bisschen "The Strangers"-Feeling auf. Aber bevor wir uns unnötig in Detail-Fragen ergehen, wie spannend, atmosphärisch oder zwingender dieser Streifen nun ist, will ich es klar sagen. "The Purge" ist weder überwältigend, unvermittelt schockierend oder nachhaltig diskussionswürdig.
Aber das gilt vor allem für die Handlung, in der Ethan Hawke und Lena Headey (mit gewöhnungsbedürftiger Perücke) versuchen, das eigene Leben und das ihrer Film-Kinder durch diese Schreckens-Nacht zu bringen. Da funktioniert "The Purge" durchaus. Ist ein solide gemachter Thriller, dem es dann manchmal aber zu sehr an wirklichen Überraschungen fehlt.
Womit wir gleich zum wichtigsten Element kommen, das "The Purge" von seiner Reißbretthaften Konzeption abhebt und in direkt ins popkulturelle Gewissen einspeisen konnte. Der eigentliche Grund für den alljährlichen Wahnsinn. Die staatliche Absolution zum Entsagen aller moralischen wie zivilisatorischen Zügel, beziehungsweise, der Rahmen-Bedingungen einer friedlichen Demokratie.
Das Gesetz aushebeln, die Bevölkerung, auch per religiös gepredigtem Anstrich, sich gegenseitig abschlachten lassen – wenn das nicht starker Tobak ist. Und genug Stoff für weitere Teile bildet.
Was leider auch notwendig scheint, denn "The Purge" wird von diesem Ausflug und der Schilderung einer Gesellschaft, die unter der Oberfläche aus fanatisierten Killern besteht, nur grob umrissen. Das Potenzial, mit dem die Debatte über Notwendigkeit und Grausamkeit dieser Schlächter-Sitte auch innerhalb der Familie Sandin geführt, erscheint lediglich angeschnitten.
Selbst wenn es dennoch eine der faszinierendsten Zukunfts-Albträume der vergangenen Jahre darstellt. Auch wenn vieles nur angedeutet oder halt halb fertig wirkt, könnte "The Purge" auch aus dem Kopf eines Wes Craven stammen. Der hätte vielleicht einen ganz anderen Film vorgelegt, doch eine gewisse Nähe zum Nachstöbern des Blut-Dursts unter der Fassade einer Bilderbuch-Idylle sehe ich dennoch.
Aus diesem Grund lautet das Urteil in diesem Fall: "The Purge - Die Säuberung" schwebt irgendwo zwischen grober Skizze und mal zufriedenstellend. Die Ausführung ist gut, nicht sonderlich aufsehenerregend. Der wahre Kern jedoch wird nur teilweise freigelegt. Und das ärgert insofern, weil dieser Film eine echte krasse Abrechnung mit dem Land der Waffen-Besitzer (und Liebhaber), der Bürger-Wehren, der sozialen und ethnischen Gräben und Hass-Prediger sein könnte. Oder einfach ein Ausblick auf das Land, das Menschen wie Präsident Trump einmal aus den U.S. of fucked-up A. machen könnten. Schon irre, dieser Scheiß.
Was, wenn die nächste Evolutions-Stufe nicht von der Natur bestimmt wird, sondern menschengemacht ist? Und was wirst du tun, wenn die nächste Künstliche Intelligenz vor dir steht und wie die hübsche Alicia Vikander ausschaut? Wirst du sie ernst nehmen oder eher wie einen besseren Toast behandeln, der selbstständig die Bräunung reguliert?
Letzterer Punkt ist natürlich totaler Quatsch. Aber wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns eines Tages im selben Raum mit einer Maschine befinden, die schön, zerbrechlich und hilfsbedürftig wirkt? Und alles sie will und wonach sie verlangen wird, ist, dass du ihr hilfst.
Da haben wir auch schon den wichtigsten Köder von "Ex Machina", diesem hinterlistigen Sci-Fi-Update des Thriller-Kinos. Alex Garland zieht als Autor und Regisseur sämtliche Register, in einem Spiel aus Täuschung und Manipulation. Und in dem alles damit beginnt, dass Nachwuchs-Programmierer Caleb langsam aber sicher dem Test-Objekt namens Ava verfällt. Einer Mensch-Maschine, deren Denk-Vermögen er eigentlich bestimmen sollte.
Aber die Dinge entwickeln sich eben anders. Was Thriller natürlich so an sich haben und womit sie uns, im besten Fall, immer wieder ein Schnippchen schlagen. Um die Ecke denken, das Unverdächtige infrage stellen. Das schafft Garland in einem exzellent durchdachten Script. Bei dem es wahrlich nicht immer danach geht, ob die nächste oder übernächste Wendung schon erahnt werden kann.
Was "Ex Machina" wirklich im Auge behält, das ist das große Ganze. Das Gesamt-Bild, das sich nach und nach offenbart. Allein schon durch die hinterfotzige Tatsache, dass Oscar Isaac als trinkfreudiger Konzern-Chef und Roboter-Schöpfer Nathan den armen Caleb (alias Domnhall Gleeson) als Versuchs-Ratte durch ein wahrlich größeres Labyrinth jagt. Oh ja, die Versuchs-Anordnung ist größer, die Gleichung besitzt viel mehr Variablen. Mehr, als an dieser Stelle verraten werden darf und sollte.
Dabei bleibt der Film auch sehr klassisches Erzähl-Kino, das graduell mit jeder neuen Entwicklung die Spannungs-Kurve ansteigen lässt. Und das mit seinen Cyber-Technologie-Elementen weder überladen, noch gestört wird. Und auch wenn der finale Dreh vielleicht nicht sofort mit einer Hammer-Wirkung schockt und sich gleich neben "Sieben" oder "The Crying Game" einreihen dürfte. Der Twist ist dennoch eine Bombe für sich.
Da "Ex Machina" mit seiner Aushebelung, oder der folgenrichtigen Weiter-Entwicklung, von Asimovs Gesetzen der Robotik auch die Hirn-Regierung angenehm stimulieren. Hier kann sich eigentlich der Großteil aller Big-Budget-Zukunfts-Visionen gleich beschämt in die Ecke verziehen. Deshalb beide Daumen hoch für so ein starkes Stück Suspense- und Science-Fiction-Kino.
Was mir alles Gutes zu "Stung" in den Sinn kommt:
– wie sich die Wespen aus den Körper schälen, da kommt bei mir gleich die Erinnerung an "C2 Killerinsekt" hoch
– bei den ordentlichen Creature-Effects denke ich gleich an die fliegenden Bugs oder die Kakerlaken aus "Mimic"
– da gibt es ein Mami-Monster wie die Riesen-Ratte in "Braindead"
– die Gags mit den Kühen und dem Schlager sind ganz nett
– "Stung" ist solide gemachtes Genre-Kino, das zur Abwechslung aus Brandenburg stammt
– Gast-Star Lance Henriksen schiebt eine ruhige Kugel
Was "Stung" jetzt noch fehlt:
– halt irgendwas Cooles, das dieser okayen Unterhaltung einen Hauch Selbst-Ständigkeit und echten Erinnerungs-Wert hinzufügen würde. "Stung" besitzt ein solides Fundament, aber nicht jedes bilden den Kern für einen Welt-Klasse-Bau. Eine dieser architektonischen Leistungen, vor denen alle stehen bleiben und noch in Jahrzehnten davon schwärmen werden.
Das klingt etwas zu harsch. Ist aber nicht böse gemeint. Ein ordentlicher Monster-Film made in Germany ist eine gute Errungenschaft. Und ich weiß sehr gut, dass "Stung" vor allem der Unterhaltung dient. Ich meine nur, dieser Film hätte weniger Alien-Hive gebraucht, als mehr fliegende Kuh-Monster. Ehrlich, wenn der ganze Streifen so schrill wie sein End-Gag ausgefallen wäre, hätte das ein echter Brüller werden können.
Ach Logan, du griesgrämiger alter Bastard. Da nimmst du einfach so deinen Hut. Aber nicht, ohne vorher endlich mal deine Eier einzupacken. Und plötzlich setzt es was in deinem besten Solo-Abenteuer. Was auf die Ohren, in die Augen, in die Magengrube und auch noch was ins Herz.
"Logan - The Wolverine" hätte alles werden können. Langweilig und belanglos. Überladen und unkontrolliert. Schließlich gibt es da goldene Dreier-Regel, nach der dritte Franchise-Einräge gerne mal in eines der beiden Extreme kippen. Entweder große klasse oder eher enttäuschend. Auch die Wolverine-Filme kennen dieses Problem.
Ein durchwachsenes "X-Men"-Spin-Off mit viel unnötigem Krimskrams. Dann ein anspruchsloser Nippon-Ausflug à la "Black Rain", der immerhin recht unbekümmert mit der bunten Vielfalt an Einfällen in der Comic-Welt umzugehen verstand. Und nun also "Logan - The Wolverine". Der härteste, wohl grimmigste und plötzlich wieder wichtige Film zum Thema X-Men.
Sicherlich erfindet James Mangold das Mutanten-Rad nicht neu. Noch verpasst er seinem Star Hugh Jackman ein unerwartet tiefgründiges und verschachteltes Story-Konstrukt. Aber "Logan" bleibt erfreulich konsequent und kennt seine Linie sehr genau. Weshalb die Mischung aus Mutanten-Action, Road-Movie und dem Freikratzen von Gefühls-Regungen unter Wolverines eisernem Schutz-Panzer in diesem Falle wunderbar funktioniert.
Einerseits wird der Film beflügelt von Logans entfesselten Klauen, die dank R-Rating, nun ausgiebig alles und jeden zerschnetzeln dürfen. Unter all den umherwirbelnden Körper-Teilen und den Mengen an verspritztem Lebens-Saft schlägt allerdings auch mal ein Herz. Eines für Kinder. Oder Labor-Ratten, um genauer zu sein. Gedärm und Gefühle, eine einfache Gleichung, die schon hundertmal angewendet wurde. Aber bei "Logan" funktioniert sie auch deshalb, weil das Schicksal der jungen Mutanten-Kids ungeschönt aufgezeigt wird.
Was natürlich auch als arg manipulativ ausgelegt werden könnte. Und als reiner Vorwand, das unerwartete junge Mündel Laura als blutrünstige Bestie zu inszenieren, die den Weapon-X-Tagen Logans alle Ehre macht. Vom Vorwurf bedenklicher Kinder-Gewalt mal abgesehen, beschenkt dieses Element die Marvel-Verfilmungen auch in zweifacher Hinsicht. Die Comic-Adaptionen werden nicht nur etwas rauer. Sie bedienen sich auch wieder verstärkt düsteren Vorlagen, die einige der besten Storys der letzten drei Jahrzehnte auszeichneten.
Eine Entwicklung, die sich auch bei der Gestaltung des Jahres 2029 widerspiegelt, in dem Hugh Jackman und auch Patrick Stewart die mal traurigen, mal beschämenden Facetten des hohen Alters zelebrieren. Logans Zukunft ist eine Welt selbstfahrender Trucks, Hologramm-Werbe-Tafeln und genmanipulierter Nahrungs-Mittel. Ein Fakt, der schließlich sogar alle Verschwörungs-Fanatiker und Silberhut-Träger erfreuen dürfte.
Und, ohne spoilern zu wollen, in die gleiche Kerbe schlägt wie die gezüchteten Mutanten-Kids. Ernst und grimmig. Da geht es bei "Logan - The Wolverine" 138 Minuten halt nicht (allein) um effekthascherisches X-Men-Entertainment, das relativ schnell durchgespult wird. Von daher hinterlässt Wolverines letzte Runde keinen allzu faden Beiegschmack.
Im Gegenteil, trotz einer wieder leicht vorhersehbaren Dramaturgie, ist der Film mehr als zufriedenstellend. Weil Jackman auch als alter, müder Kampfhund abgefuckt und kratzbürstig bleibt. Weil er endlich, um es bloß nochmals zu erwähnen, von der Leine gelassen wird. Und weil "Logan" unter all dem Mutanten-Gewitter einmal mehr zum emotionalen und ethischen Kern des X-Men-Universums zurückfindet.
Deshalb ist die Bewertung an dieser Stelle gar nicht mal zu sehr getrübt vom Abschieds-Bonus, von der herrlichen Gewalt-Darstellung oder dem zweifelhaften Spaß, Patrick Stewart als hilflosen Prof. Xavier erleben zu dürfen. Macken inklusive. Nein. Dies ist wirklich der Abgang, der Logan gebührt. Also, machs gut Alter.
Na, wer hat denn hier einen fetten Psycho-Drops zuviel gelutscht? Mit "Doctor Strange" wird der Marvel-Kosmos nochmals einen ganzen Tick abgedrehter. Ein ganzes Multiversum an neuen Schauplätzen und Bedrohungen. Kampf-Szenen in der "Inception"-Endlos-Schleife und ein Repertoire an coolem Magie- und Spiritisten-Techniken, die ödes Gekloppe mächtig aufpeppen.
Allerdings ist "Doctor Strange" auch nicht unbedingt die, insgeheim irgenwie, erhoffte Abkehr von der bewährten Marvel-Formel. Oder Routine, wem es beliebt. Noch bietet der jüngste Neuzugang im Helden-Kader eine allzu überfordernde Attacke auf die Netzhaut und das restliche Nerven-System. So ein Superhelden-Vehikel will ja unterhalten und uns, leider nicht, als sabernde Lappen vor dem Bildschirm zurücklassen, nachdem es uns den Rest von Verstand abgezogen hat.
Tja, leider halt. Doch das war irgendwie zu erwarten. Wie auch das relativ überschaubare Maß des Story-Tellings, das nicht zu sehr mit Informations-Overkill aufwartet. Und einmal mehr den Kniff anwendet, uns eine Mär vom brillanten wie überheblichen Arschloch anzubieten, das nach tiefem Fall, Verantwortung und Bedeutung von Superkräften gelehrt bekommt.
Klingt irgendwie nach "Iron Man"? So wirkt es auch. Mit dem feinen Unterschied, dass Tony Stark im arroganten Über-Chirurgie-Genius Stephen Strange einen echten Nebenbuhler gefunden hat. Jedenfalls so, wie ihn Benedict Cumberbatch in einer Eins-A-Besetzungs-Wahl so trefflich lebendig werden lässt: ein selbsternanntes Gottes-Geschenk an die Medizin, das wohl selbst glaubt, übers Wasser gehen zu können. Bis das Schicksal Stranges Leben in eine neue, und extrem strange (;-)) Richtung lenkt.
Vom Super-Doktor zum Meister der Magie. Und schließlich zum neuen Welten-Retter, der uns Normal-Sterbliche mit Portalen in Spiegel-Dimensionen, mit Astral-Projektionen und was sonst noch vor der Vernichtung bewahrt. Aber, vor allem wegen Cumberbatchs herrlich ausgelassener Herangehensweise, wird "Doctor Strange" zu einem amüsanten Zwei-Stunden-Ritt. Mit einem Helden, der seine neu erworbene Demut immer wieder mit der alten spitzen Zunge karikiert. Und der so bestens ins bestehende Marvel-Verse passt.
So sind es letztlich nicht unbedingt all die magischen Spielereien, die Böswichte (ob Mads Mikkelsen oder so ein Kosmos-Gesicht) oder wiederum bahnbrechende Effekte, die sich bei "Doctor Strange" in die Festplatte einbrennen. Es ist sehr oft der erfrischende Humor, mit den all die, von Tilda Swinton bereits im Trailer beschworenen, "Möglichkeiten" dieses Dimensions-Spektakels aufgelockert werden. Seien es Gags wie der trockene Bibliothekar Wong, ein paar skurrile Dialoge und immer wieder dieser Stephen Strange, der sich trotzdem eine Bemerkung nicht verkneifen kann.
All das ist es, was die teils schon psychedelischen Bilderwelten nicht zur bloßen Kraft-Protzerei verkommen lässt. Und auch wenn wir vieles – der überhebliche Held, die überirdische Bedrohung oder die liebe(nde) Frau (hier Rachel McAdams) als emotionaler Rettungs-Anker – irgendwie schon in anderen Konstellationen erlebt haben. "Doctor Strange" ist ein vorrangig leicht ironisches, wie auch wuchtiges Stück Helden-Kino.
Eine ebenso nicht zu unterschätzende Leistung, da der gute Doktor auch zu den komplexeren Marvel-Erscheinungen gehört. Und bei der auch durchaus einiges hätte schiefgehen können. Wie ein weitaus langweiliger Film. Deshalb gilt auch hier wiederum der bewährte Marvel-Entertainment-Bonus. Auch wenn es bereits erste Abnutzungs-Erscheinungen geben mag.
Ach, es zerreißt mir ja fast das Herz. Aber was nun soll ich von "Appleseed Alpha" halten? Oder, um das Problem zu spezifieren: Wie soll ein Augenschmankerl eingeschätzt werden, dass einem kultigen Sci-Fi-Manga-Klassiker huldigt, dabei aber eine recht austauschbare und belanglose Story mitliefert?
Wir erinnern uns: Masamune Shirow hob einst diese epische Geschichte der toughen Deunan und ihrem Partner Briareos, der im Cyborg-Körper steckt, aus der Taufe. "Appleseed" verfrachtet das erfahrene Kämpfer-Duo ursprünglich als "Kriegs-Relikte" ins vermeintliche utopische Olympus. Wo natürlich nicht alles so funkelnd und friedfertig war, wie es die Oberfläche vermuten ließ.
Wer jetzt keine Ahnung von irgendwas hat, braucht nicht abzuschalten. "Appleseed Alpha" ist die ideale Einstiegs-Möglichkeit. Ein Reboot ohne historischen Ballast. Grund-Kentnisse sind nicht erforderlich, denn erzählt wird eine Vor-Geschichte, die auch Neulinge empfängt und nötige Erklärungen schnell abwickelt.
Ein Vorteil, der sich auch ein wenig ins Gegenteil wandelt. Denn von der recht überzeugenden Optik, die ein ganz geniales Update zu den anderen Verfilmungen darstellt, krankt eben auch "Alphaseed Alpha" an der Story-Front.
Ja gut, von einem Film, der sowieso wie eine überlange Cut-Scene anmutet, ist jetzt auch nicht gerade ein Meilenstein des Erzähl-Kinos zu erwarten. Schon richtig. Was mir persönlich als Negativ-Punkt und definitiver Punkte-Killer auffällt, ist eben folgendes: "Appleseed Alpha" subtrahiert recht viele Elemente der Comic-Vorlage und begnügt sich mit einem komischen New York als Schauplatz.
Eine teils verschonte Nachkriegs-Metropole, die nun Heimat von Roboter, Pardon, Cyborg-Gangs geworden ist, mit denen Deunan und Briareos immer wieder aneinandergeraten. Oder kooperien. Während es im Wesentlichen einfach um böse Cyborg-Truppen, abgesannte Fremde und riesige Todes-Maschinen geht, die es aufzuhalten gilt.
Es ist ein Minimum von Story, das wiederum am Ende wie ein Pilotfilm abgewickelt wird. Oder ein Serien-Intermezzo, das nicht richtig ein Bedürfnis nach mehr zu generien vermag. Geschweige denn, eines dieser berüchtigten Super-Rätsel lüftet, die einem bisher immer verborgen blieben. Allerdings kann ich an dieser Stelle keinen Anspruch auf Richtigkeit stellen oder mit einem übermäßigen Komplett-Wissen des Masamune-Shirow-Mangas protzen. Von daher wäre hier auch eine Gelegenheit zur späteren Nachbesserung.
Nichtsdestotrotz bleibt "Alphaseed Alpha" eine etwas zwiespältige Angelegenheit. Mit einer Hammer-Grafik ausgestattet, ansonsten eher unbedeutend in der Prozessor-Abteilung. Eine recht coole und leicht verdauliche Zwischen-Mahlzeit ist es schon. Nur halt nicht mehr als das.
Die zwei wichtigsten Lektionen, die uns "Black Mass" lehrt: Erstens, Johnny Depp ist hingegen seines Rufes immer noch ein guter Mime. Zweitens, ein toller Depp macht leider noch lange keinen bemerkenswerten Film. Was schade ist, denn als Bostoner Gangster-Legende James "Whitey" Bulger zeigt uns der Johnny, wie das mit dem Schauspiel durch Schichten von Make-Up hindurch – in diesem Fall schüttes Haar und stechende, eiskalte Augen – so richtig funktioniert.
Als "Whitey" sieht Depp zwar so aus, als wäre er der nächste "Thor"-Bösewicht, dafür fesselt "Black Mass", in seinen besten Momenten, mit der Geschichte eines Mannes, der wie ein dunkler Schlund Feinde wie Verbündete in den Abgrund stürzt. Denn eines ist sicher, der Bulger ist eine der düstersten Erscheinungen des Crime-Cinemas der letzten Jahre.
Zu Beginn noch eine lokale Gangster-Größe, die sowohl brutal (re)agiert, wie auch freundlich im Umgang mit den Menschen seines Viertels auftritt. Über die Jahre wird aus diesem Whitey dann ein ruchloser, wie gefühls-kalter Tyrann. Es ist diese Beobachtung und Wandlung, die "Black Mass" antreibt. Und zudem mal auch auf intime Weise porträtiert.
Leider gibt es da noch diese andere Verpflichtung von "Black Mass", mehr als nur die traurige Geschichte des Gangsters zu erzählen. Verständlich, denn Bulger war wohl auch ein recht durchtriebenes Schwein. Daher ist es auch passend, wie in Neben-Schauplätzen von Bulgers faustischem Pakt mit geltungs-süchtigen FBI-Agenten oder von der helfenden Hand von Bulgers Politiker-Bruder erzählt.
Wenn es dann nicht diese Neben-Baustellen wären, über die der Film immer wieder stolpern würde. Okay, wie auch über seine eigentliche Handlung. "Black Mass" fühlt sich nämlich auf Dauer weniger nach wuchtigem Gangster-Epic an, sondern nach etwas langatmigen zwei Stunden. Was auch daran liegen könnte, dass zwar alle Beteiligen – auch in kleineren Rollen – gute Arbeit leisten, es am Ende aber nicht ganz klar war, was genau in welchen Mengen oft zur Schau gestellt werden sollte.
Sind es die Gewalt-Spitzen des unbarmherzigen Killers Bulger, der auch mal im Alleingang jemanden umpustet. Oder war es dann doch so wichtig, ja zu veranschaulichen, wie der, von Joel Edgerton verkörperte, FBI-Mann Conolly langsam dem Charme seines "Partners" Whitey erliegt und sich korrumpieren lässt?
Wie auch immer, "Black Mass" bietet eigentlich Stoff für zwei, vielleicht sogar drei Filme. Und beim Handeln der verschiedenen Erzähl-Stränge scheinen so manche Aspekte etwas ins Abseits zu geraten. Ob sie nun miteinander konkurrieren oder beim Script-Schreiben/Cutten vernachlässigt wurden, bisweilen fehlt dem Film etwas der Fokus. Oder auch nur der berühmte letzte Schliff, der aus "Black Mass" das nächste große und unheilvolle Denkmal einer Gangster-Karriere hätte werden lassen.
Zu wenig. Zu spät. Nach fast zehn Jahren Wartezeit haben Robert Rodriguez und Frank Miller dann doch noch "Sin City 2: A Dame To Kill For" nachgeschoben. Okay, warum auch nicht.
Oder: Wieso nur? Bei derart vielen Kalender-Blättern und Umbesetzungen? Und wenn dann noch die Geschichten aus dem korrupten Sünden-Pfuhl abstinken, wäre die Sache am besten ganz gecancelt worden.
"Sin City 2" leidet darunter, dass ein paar Gesichter ausgetauscht werden mussten. Und dass die neuen Storys einfach nicht mehr so reinhauen wie beim Erstling. Im Grunde läuft doch alles darauf hinaus, den beschissenen Senator Roark endlich ins Jenseits zu pusten.
Aber dafür noch ein wenig auführlicher zeigen, was für ein Arschloch der Kerl ist? Wieso diese Zocker-Episode, die Joseph Gordon-Levitt auf einen echten Höllentrip schickt und dessen zynisch brutale Pointe einfach nur runterzieht.
Und wenn du dann den einen Momenten der Genugtuung relativ unspektakulär verwelken lässt, geht selbst die wenige Anspannung von "Sin City 2" knallhart flöten. Sagen wir es mal glasklar: "A Dame To Kill For" bietet nur wenig reizvolle Pluspunkte, wie die Rükkehr von Mickey Rourke als Marv oder eben die gesamte Folge mit Eva Green als eiskalte Todes-Göttin.
Ansonsten fällt eben auf, dass Umbesetzungen wie die von Josh Brolin, der Clive Owen vertritt, dem schwarz-weißen Hort der Sünde seiner Magie berauben. Wie auch die spürbar künstlichen Stadt-Aufnahmen, die billiger daherkommen als beim ersten Wurf.
Irgendwie ist Robert Rodriguez nicht der erfolgreichste Regisseur, wenn es um Sequels geht. Aber vielleicht haben er und Miller sich zu sehr darauf verlassen, dass ein zweiter "Sin City" sich allein des Namens wegen vermarkten würde. Aber es geht eben auch Qualität oder den Esprit, den die neuen Episoden halt enorm vermissen lassen.
Das Ganze wirkt halt weniger wie eine echte Fortsetzung, als denn wie eine verspätete Pflicht-Veranstaltung, die keine eigenen Akzente setzen kann. Dann doch lieber in den Comic-Bänden schmökern.
Tom Hardy ist Reggie Kray. Der ehemalige Boxer, der weiß, dass Fäuste Widerstand brechen. Inzwischen jedoch lässig genug geworden ist, um zu wissen, dass Imperien sich mit Besonnenheit errichten lassen. Und Tom Hardy ist Ronald Kray. Die wandelnde Natur-Katastrophe, ein schwuler Psychopath. Eine Detention auf zwei Beinen, für den Gangster-Sein vor allem bedeutet, mit Angst und Schrecken zu herrschen.
Damit wartet "Legend" schon einmal mit einem dieser Besetzungs-Coups auf, die den jeweiligen Mimen vieles abverlangen und beim Meistern zweier oder noch mehr Rollen echtes Prestige versprechen. Während die "Trick-Technik-Abteilung" zeigen darf, wie ein Gesicht heutzutage auf glaubwürdige Weise mehrfach im Bild erscheinen kann.
Und eines steht fest, Hardy hat kaum Probleme damit, sich in die beiden sehr unterschiedlichen Kray-Zwillinge hineinzuversetzen. In seiner Darstellung wird klar, wie abhängig diese kriminellen Königs-Brüder voneinander waren, während sie doch auch für sich die größten Feinde markierten.
Reggie, der Coole und Romantiker, der sich eine halbwegs bürgerlich und legale Karriere wünscht. Und anfangs sein Glück mit der jungen Frances findet, die uns als Erzählerin durchs Geschehen führt. Da pendelt "Legend" lässig in Richtung "Gangster-mit-Charme-Porträt". Und es fällt nicht schwer, etwas Bewunderung für diesen Reggie zu entwickeln, der transatlantische Koalitionen anstrebt und bald auf Straßen-Kriege verzichten will.
Bei Ronald hingegen darf Tom Hardy ab und zu aufdrehen, mit diesem chaoisch, mental Instabilen. Eine Gefahr für die Gesllschaft ist dieser verrückte Psycho, bei dem es ständig zu brodeln scheint. Mann, was für ein Arschloch. Größtenteils.
Das ist auch der eigentliche Kern dieses etwas über zwei Stunden langen Werks. Eine Charakter-Beleuchtung jenseits der schlagzeilen-trächtigen Legende hinter den Kray-Brüdern, die durchaus als britisches Pendant zu Al Capone durchgehen. Was wiederum auch bedeutet, dass der Film sehr dialog-lastig ausgefallen ist und eher an ein Theater-Stück erinnert. Schauplätze sind fast nur Innenräume, viel Gewicht liegt darauf, diese oder jene wichige Episode in der Kray-Laufbahn nachzuzeichnen.
Was okay wäre, würde der Erzähl-Fluss nicht zu zäh wirken. Wo "Legend" schon das Interesse an den Krays weckt und einige der öffentlichsten Eregnisse in der Vor- und Rückschau betrachtet, fehlt dann aber auch etwas vom Drive, mit dem andere Genre-Kollegen öfters punkten.
Es muss ja nicht gleich eine Schlacht-Platte wie "Scarface" sein. Absolut nicht, doch wirkt "Legend" hin und wieder zu sehr wie einer dieser Fernseh-Filme, in denen nur von bestimmten Dingen gequatscht wird, weil Zeit und Budget nicht reichten. Da muss sich selbst Paul Bettany als gefährlichster Gegenspieler nur mit ein paar Minuten Screentime begügnen. Weil die Fehde kurz erläutert wird und sich die Dinge dann schon wieder von alleine regeln.
Deshalb ist "Legend" als Gangster-Film eher eine gute Hommage an die Sixties geworden. Samt coolem Soundtrack und der Wiedergabe der damaligen Mode. Aber das ist ja schon eine Grund-Voraussetzung, um irgendwie glaubwürdig zu wirken. Ansonsten schleicht sich immer wieder das Gefühl ein, dass ein paar Szenen weniger durchaus gereicht hätten, da Tom Hardy die gegensätzlichen Pole der Krays früh zu definieren versteht. Und selbst beim Abstieg Reggies zum Unsympathen leiert sich etwas dahin. Weil doch schon klar ist, dass dieser Kerl alles und jeden um sich herm zerstören könnte und kann. Da er einfach nicht den Mut hat, seinen eigenen, psypathisch unberechenbaren Bruder zu Töten.
Tja, da bleibt als Fazit eigentlich nur eines: vom Götter-Status innerhalb des Crime-Cinema ist "Legend" ziemlich entfernt. Nur sehr wenige Momente bleiben dafür in Erinnerung. Während allein die gespaltene Persönlichkeit Hardys eine Sichtung rechtfertigt. Aber bloß keinen Reißer erwarten.
So eine Scheiße. Das vergangene Jahr hielt schon viele Tiefschläge. Dieser Abschnitt schmerzt mal wieder besonders, denn er kam aus dem Nichts.
Verdammt Bill, du warst doch immer der Verlässliche. Ob im Clinch mit Wirbelstürmen, garstigen Aliens, als Polygamist oder Tiefsee-Forscher mit Kurs auf die abgesoffene Titanic. Du hast das alles doll gespielt und hast uns mit "Frailty/Dämonisch" eine besonders fiese Perle des religiös angehauchten Horror-Kinos hinterlassen.
Du warst nie einer dieser Typen, die sich als Superstar nach vorne drängten. Da hast du lieber ordentlich deine Rolle verkörpert und damit gleich den Film oder die Serie voran gebracht.
Darum, Ruhe In Frieden, Bill Paxton. We will miss you.
Oh yeah. Der Shit ist Dope!!! Nach all dem Musiker-Gewäsch, von denen sowieso die meisten Weißbrote waren, ist es an der Zeit, sich mal dem Rap zu widmen. Dem wahren Soundtrack von Überlebens-Kampf, Bling-Bling und Protzern, die Bitches und Villen ihr Eigen nennen können, wenn sie alt genug werden und den Aufstieg schaffen.
"Straight Outta Compton" ist da das, eigentlich längst überfällige, Monument für eine der wichtigsten Combos überhaupt: N.W.A., die mit ihren wohl wichtigsten Köpfen Eazy-E, Ice Cube und Dr. Dre den Rap nach vorne brachten und das Bild von abgehärteten schwarzen Brüdern mit Gangsa-Attitude, Money and Guns wesentlich prägten. Da gehörten Knarren nicht nur aufs Cover und in die Lyrics, sie wurden gleich noch MTV in die Kamera gehalten.
Vor allem ist der Film, in seinem empfehlenswerten Director's Cut, ein 167-minuten -starkes Mixtape, das einem einen hervorragenden wie intensiven Eindruck davon vermittelt, was diese Niggaz Wit Attitudes erlebt haben und wofür sie stehen.
Nämlich für das Aufwachsen in Compton, South L.A., das seinerzeit auch in Südafrika oder in Nähe von Beirut hättte liegen können. Ein Vorstadt-Loch für schwarze Bürger, Drogen-Dealer und Crips und Bloods, deren Blutfehde Friedhöfe füllte. Eine Gegend ohne große Perspektive, in der Bullen Nigger brüllten und sich diese einfach griffen, wenn sie an der falschen Ecke dumm rumstanden.
Trotzdem gab es einige, die sich nicht Scheiß-Jobs oder Kugeln im Leib abgeben wollten. Typen wie Dre, Eazy oder Cube, die mehr oder weniger Leidenschaft für Musik teilten und sich dachten, eine heiße Scheibe rauszubringen kann einem nicht schaden.
Was natürlich den Grundstein markiert für eine steilen Höhenflug, den "Straight Outta Compton" nachzeichnet wie abfeiert, um Zurückgebliebenen eine Geschichts-Stunde zu erteilen und Anhängern das Feeling zu vermitteln, als wäre das alles gerade erst passiert. Da werden die noch jungen Mitglieder von N.W.A. plötzlich zu Superstars, die Alben wie geschnitten Brot absetzen. Weiße Teenies in einen regelrechten Gangsta-Hype versetzen und mit Stücken wie "Fuck Tha Police", der Jugend aus dem Ghetto eine Stimme verleihen.
Nur gehören sie irgendwann nicht mehr dazu, sondern fahren in heißen Schlitten durch die Gegend und ein paar von ihnen feiern feucht-fröhliche Pool-Partys und beschmeißen Bikini-Miezen mit Dollar-Scheinen. Ein Leben wie Gott in fucking Frankreich. Ein Gefühl, als wärst du kugelfest und könntest übers Wasser schweben. Bis die Platze irgendwann platzt und sich zeigt, dass hier nicht jeder ein gerechtes Stück vom Kuchen erhält.
Und wo sich andere Musiker-Legenden an dieser Stelle im eigenen Trübsal aalen, zeigt "Straight Outta Compton" zur Abwechslung, dass viel Shit nicht von fehlendem Glauben, Drogen und miesen Bett-Gechichten herrürht. N.W.A. zeretzt sich quasi selbst, von dem Moment an, an dem Geld fließen soll und ein weißes Business diese neue Art von Hip Hop zu vermarkten beginnt.
Ein verdammt interessantes Kapitel, in dessen Verlauf die Brothers als Cash-Cows gemolken werden und teilweise nur als Angestellte geführt werden. Wo der Entdecker und Geschäfts-Führer schon viel dafür leistet, später als geldgieriger Ju.., na ja, gedisst zu werden. Und auch der Anschein von Unsterblichkeit wird früher oder später auf eine harte Probe gestellt.
Nur, damit wir uns richig verstehen, ich bin weder ein Rap-Fanatic, noch derart in dieser Sparte geschichtlich bewandert, um "Straight Outta Compton" auf Faktentreue abzuklopfen. Schlimmstenfalls ist dieses, nach "8 Mile" mit das beste Ra´p-Movie, eine Hollywood-Fantasie, die so manche Biografie etwas beschönigt und es mit der Wahrheit nicht immer genau nimmt. Andererseits ist es auch Hollywood, dass diess Epos zwischen Rap-Game, griechischer Tragödie und Lebenswerk gebracht hat.
Ein fast dreistündiges Mega-Ding über Dollars, Fame und Bullen-Knüppel. Ein spitzenmäßig gespieltes Mammut-Filmchen, das von East und West Coast erzählt, vom brutalen Geschäfts-Gebahren eines Suge Knight oder einfach dem Werdegang einer Combo, die in kürzester Zeit das Game für immer veränderte, bis sie zerfielen. Und am Ende, so muss ich sagen, steht ein grandioser Dialog im Script, dessen Schluss-Wort nur ein Label beschreibt, aber auch den ganzen Wahnsinn gekonnt zusammenfassen: Aftermath.
Alles außer gewöhnlich sein – mit diesem Anspruch hat David O. Russell in den letzten Jahren immer wieder begeistert. Er hat außergewöhnliche Geschichten erzählt. Uns von ungewöhnlichen Figuren berichtet. Ihre Macken geschildert, ihren Kampf mit den persönlichen Dämonen oder den mit dem persönlichen Umfeld.
Und das hat ja auch immer funktioniert, weil O. Russell seine Filme nach wie vor wie kleine Indie-Perlen behandelt. Was auch ganz passt, denn sein Anspruch war es auch immer, das Außergewöhnliche im Gewöhnlichen zu finden. Ob Depression oder mentale Instabilität, ob Drogen-Sumpf, aufstrebende Boxer-Karriere oder fies frisierte Eitelkeit in Schlaghosen.
"The Fighter", "Silver Linings" und auch "American Hustle" waren klasse und unterhaltsam. Weil es immer thematisch um etwas anderes ging, während die eigentichen Probleme sich immer wieder in der Handlung, wie in unserem normalen Leben, widerspiegelten. Aber jede Glückssträhne muss einmal reißen. Oder es muss der Zeitpunt kommen, wo ich spürbar verdutzt vor dem Bildschirm hocke und mich wundern muss. Weil "Joy", das bislang letzte Werk von O. Russell, sich nicht ganz einreihen mag in diese ansonst famose Filmographe.
Dabei erfüllt "Joy" natürlich wiederum sämtliche Anforderungen, die seine Filme sonst auszeichnen: eine dysfunktionale Familie am unteren Rand der Mittelschicht, eine überlastete Existenz am Rande des Zusammenbruchs – und doch ist Joy, die Titelheldin, eine junge Frau mit einer ungewöhnlichen Erfindungs-Gabe und großem handwerklichem Geschick.
Ja, diese geschiedene Frau und zweifache Mutter hat es nicht leicht. Wie nicht wenige von uns. Obwohl ihre familäre Situation schon arg höllisch daherkommt. Der Vater geht lieber auf Frauen-Streifzug, die ebenfalls geschiedene Mutter flüchtet sich in die Glamour-Welt der Seifen-Opern, während sie mit dem Bett zusammenwächst. Joy's Ex wohnt im Keller und träumt seiner Berufung als Sänger hinterher. Und außerdem gibt es da noch die Halb-Schwester, die dem Vater sehr nahe steht und Joy schon immer von Oben herab behandelt hat.
Es ist wirklich eine Aschenputtel-Variante des Wahnsinns, mit der "Joy" startet. Eine Farce zwischen aufgesetzter Märchen-Romantik aus besseren Tagen, als Joy noch ein Kind mit beachtlichen Talenten und großen Visionen war. Und dem tristen Allag des realen Lebens, in dem die inzwischen Erwachsene von allen Seiten beharkt wird und sich selbst ganz klein gemacht hat.
Doch David O. Russell wäre nicht er selbst, wenn er nicht etwas besonderes mit seiner Haupt-Darstellerin vorhätte. Weshalb Jennifer Lawrence schließlich eine Frau geben darf, die aus der Lethargie erwacht. Ehrlich gesagt, es ist ja schon ein Urknall, der da stattfindet und Joy in die Erfinderin eines genialen Wischmob-Systems verwandelt, die für den Erfolg kämpft.
Denn Kämpfen muss sie. Gegen das verschrobene Familien-Tribunal, in dem Daddy, seine vermögende neue Flamme und die neidische Halb-Schwester, immer wieder Joy's Visionen und Ambitionen runtermachen und ausbremsen. Wenn sie helfen, dann noch falsch.
Aber "Joy" wäre kein Märchen, wenn nicht doch irgendwann der strahlende Retter und Prinz erscheinen würde, der einem das Ticket zum Glück offerieren würde. Mit dem Eintritt ins Waren-Angebot von QVC wird Joy schließlich zum Promotion-Wunder, dass abseits von Sternchen-Namen und hübschen Kleidern Kunden gewinnt, bis sogar ein ganzes Firmen-Imperium am Horiziont steht und ...
... genau das irgendwann die unvermeidliche Frage aufwirft, was "Joy" für eine Botschaft vermitteln soll. Die Biografie der echten Joy Mangano stand David O. Russell teilweise Pate. Was selbst ohne Kenntnisse dieser Person glaubhaft erscheint, bei so viel Feen-Staub und aufgesetzter Künstlichkeit. Da passt es schon gut ins Bild, dass viele andere Anleihen bei Frauen genommen wurden, die es "wagten, zu handeln und nicht nur zu träumen".
Okay, aber wieso fühlt sich das alles dann so verfahren an. Geträumt wurde und wird bei "Joy" jedenfalls viel. Bis daraus eine Mischung aus Dramedy, Bio-Pic und Emanzipations-Thriller wurde, an deren Ende die überlastete und belastete Heldin zur Verhandlungs-Partnerin mit Terminatrix-Zügen mutiert. Eine Killerin, die alle Hindernisse und hinterfotzige Elemente aus dem Weg räumt.
Nicht falsch verstehen, "Joy" ist nicht der Worst Case geworden. Eine überfrachtete Ego-Maschine, die alle Ansprüche und Vorlagen verschlingt und einen sterilen Brei ausspuckt, dessen Urheber sich mit seiner eigenen künstlerischen Vorstellung beweihräuchert. Murphy's Gesetz hat O. Russell noch nicht eingeholt. Aber zumindest ist "Joy" nicht sein bestes oder überzeugendstes Werk geworden.
Dafür wirkt dann doch vieles zu märchenhaft. Die Vorstellung der kindlichen Ausgabe, die Erzählung der Großmutter. Ja, die böse, unterdrückerische Familie ist da. Jetzt fehlen eigentlich nur die Tauben und Singvögel, die Joy Papier und Stift bringen. Immer wieder adapiert der Film eine ziemlich schrille Künstlichkeit, bei der selbst Soap-Operas wie opernhafte Parodien wirken. Oder das Verkaufs-Ballett von Bradley Cooper wie das schrille Abziehbild einer Kapitalimus-Traum-Maschine, die in Minuten hunderte Anrufe generiert.
Und darunter bleibt "Joy" eine recht außergewöhnlich erzählte Geschichte, die beeinruckend wie unetrhaltsam wäre, würden nicht immer diese Märchen-Töne dazwischen funken, die nun halt nicht alle Konflikte verpuffen lassen können. Selbst dann, wenn es uns so erzählt wird. Jedenfalls ist dieser Film wieder typisch für O. Russell: amüsant, bisweilen lusitg und auch mal etwas hintersinnig gedacht. Nur so recht erwärmen kann ich mich dann doch nicht für diese Figur(en) und ihr Schicksal.
Und ich muss sagen, "Joy" ist tatsächlich mal das, was andere bei "American Hustle" monierten: ein aufgebauschtes, hübsches Nichts, das vor allem sich selbst zelebriert. Da bin ich doch gespannt, was uns David O. Russell als nächstes kredenzt.
Es gibt Filme, bei denen fühle ich mich alt. Weil mir in einem Moment irgendwie bewusst wird, wie viel Jahre ins Land gezogen sind, seit du diesen oder jenen Titel zuletzt gesehen hast. Aber es geht auch anders. Nicht so wie: "Oh Gott, mit Anfang Dreißig bist du schon ein halber alter Knacker! Nervous Breakdown!!!"
Bei "Brooklyn" fühlte ich mich nicht plötzlich alt und schon halb vergammelt. Ich dachte bei diesem Film plötzlich über viele Dinge nach. Natürlich angeregt durch die Geschichte der jungen Auswanderin Ellis, die ihre Heimat Irland 1951 verlässt. Ausgerechnet dieses kluge Mädchen, dass mit Zahlen umgehen kann und doch nur hinter der Theke des örtlichen Lebensmittel-Geschäfts steht, darf nach Amerika.
Es ist eine schwerwiegende Entscheidung. So lässt Ellis ihre Mutter und ihre Schwester zurück. Während sie im fernen Brooklyn viel fremdes und neuartiges erwarten. Und die Abendmahle im Kreise der sehr unterschiedlichen Mädchen im Wohnheim.
Deshalb ist der gleichnamige Stadtteil in "Brooklyn" mehr als nur das. Es ist ein Sammelbecken all jener Neulinge, die wie Ellis im Land der unbegrenzten Möglichkeiten eine neue Heimat und Chance suchen. Für manche bedeutet dies einen Mann zu finden, wie es der Fall bei ihren Mitbewohnern ist. Bei Ellis ist es jedoch nicht die Männer-Jagd, die ihren Lebensinhalt bestimmen wird.
"Brooklyn" erzählt eine facettenreiche Geschichte, die mal vom vielbeschworenen Coming of Age berichtet, aber auch darüber hinaus eine vielsagende Ahnung vermittelt, was es heißt, seine Heimat zu finden. Denn die liegt ja bekanntlich da, wo dein Herz ist. Und nicht immer dort, wo du geografisch gesehen zur Welt gekommen bist.
Von daher ist es auch kein Wunder, dass dieser sehr besonnen erzählte Film seine Heldin langsam aufblühen lässt. In Brooklyn, diesem Ort, der anfangs natürlich größer und chaotischer wirkt, als die engen Gassen ihrer irischen Heimat. Aus dem schüchternen Mädchen Ellis wird allmählich eine selbstbewusste junge Frau. An dieser Stelle muss ich es einfach mal einschieben. Aber Saoirse Ronan ist einfach großartig in ihrer Darstellung. Obwohl ich mit manchen ihrer Filme wie "Seelen" oder "Wer Ist Hanna?" nicht warm wurde, halte ich trotzdem für eine tolle Nachwuchs-Künstlerin. Denn in "Brooklyn" zeigt Ronan, dass es darauf ankommt, die Bürden einer Rolle auch in stillen Momenten per Mimik auszudrücken.
Und das schafft Ronan ausgezeichnet. Ich behaupte das jetzt mal, weil sie in meinen Augen nicht nur bekümmert und verloren ausschauen kann. Sie blickt in die Kamera und du glaubst es ihr. Weil sie dieses Gefühl aus jeder Pore strömen lässt. Freilich ist dies auch ein Kniff, von dem "Brooklyn" ausgiebig Gebrauch macht. Denn mit einer steifen, vollends professionellen Darstellung würde dieser Film einen ganz anderen Vibe transportieren.
Doch es ist gerade diese Form der Zurschaustellung, der es einem so leicht macht, sich in das Mädchen Ellis hineinzuversetzen. Und mit zu erleben, was es heißt, langsam anzukommen. Wie sich aus der Begegnung mit dem Italiener Tony mehr entwickelt. Oder wie sie ihren Verstand im Abendkurs über Buchhaltung schärft.
Bleiben wir mal realistisch. Es ist keine weltbewegende Geschichte, die hier erzählt wird. Was allerdings auch genau der Punkt ist. "Brooklyn" ist eines von vielen Millionen anderen Schicksalen. Nicht exemplarisch aufbereitet. Sondern einfach nur eine nachvollziehbare Geschichte über dieses Mädchen, das in der Ferne ankommt. Nur, um im letzten Akt wieder nach Irland berufen zu werden. Wo sie ihrer Mutter beistehen muss.
Und plötzlich von den Leuten ganz anders wahrgenommen und behandelt wird. Als die, die aus Amerika zurückkommt. Die, die über die Provinz hinaus geblickt hat. Und der auf einmal ganz andere Möglichkeiten offeriert werden, als vor ihrer Abfahrt. In dieser Episode greift sie dann nämlich, diese Weisheit vom Herzen und der Heimat. Denn da ist es an Ellis, sich zu entscheiden, wo für sie diese Orte liegen.
Da sage ich es nun noch einmal. "Brooklyn" ließ mich etwas bewusster übers Alter nachdenken. Denn dieser Film kann mit seinem Zeit-Kolorit natürlich irgendwie als altmodisch und rückwärts-bezogen angesehen werden. Als ein stilles, unaufgeregtes Period Piece. Allerdings erzählt er auch von einer Zeit, die jeder Mensch ein- oder mehrmals durchlebt. Was wiederum auch die Einstufung 1951 sekundär erscheinen lässt. Spielt es doch kaum eine Rolle, ob der Stoff zweihundert Jahre davor oder danach angesiedelt wäre.
Wenn die gesellschaftlichen und zeitgenössischen Umständen authentisch wiedergegeben werden, bleibt die grundlegende Odyssee doch die selbe. Den Ort zu finden, von dem du sagen kannst, dass er deine Heimat ist. Nicht bloß eine Ansammlung dir bekannter Häuserzeilen und Gesichter, deren Missgunst und Misere nicht allein ihren Blicken zu entnehmen ist.
Subtrahiere alle Klauen und überlangen Reißzähne. Denk dir die wuschigen Felle und Reptilien-Haut weg. Streichen wir dämonisch rot schimmernde Augen aus der Gleichung, wie irgendwelche Horror-Masken. Und was bleibt dann vom Schrecken? Es ist natürlich die einzige Kreatur, die uns immer wieder heimsucht: der Mensch selbst.
Und auch wenn "Green Room" vorrangig als beinharter Reißer, über den Albtraum einer Nachwuchs-Punk-Combo im Reich der Neonazis, funktioniert und wahrgenommen wird, präsentiert uns Autor und Regisseur Jeremy Saulnier ein übles Lehrtück über die Ruchlosigkeit, mit der wir, Vertreter der selben Gattung, untereinander begegnen.
Natürlich ist "Green Room" dabei vor allem 95 Minuten voller Höchst-Spannung und Anspannung. Angst, Entsetzen und schließlich brutaler Überlebenskampf brechen über unsere Ain't Rights herein, sobald sie den Auftritt vor einer wilden Meute Glatzen absolvviert haben und in der Umkleide auf einen Tatort stoßen. Leiche, Täter und unwillige Zeugin inklusive.
Was darauf folgt, ist ein Parade-Besipiel dafür, wie packend und hinterhältig die schlichte Bruatlität dieser (Extrem-)Situation sein kann. Vor allem, weil der günstige Indie-Film so simpel wie genial gehalten wird. Kein großes Gerede, schnelle und eigentlich schon abartige Angriffe, die gleich in der ersten Welle klarmachen, dass wir uns keine Illusion über die Chancen der Band-Mitglieder machen sollten. "Green Room" ist kein Film schneller Konflikt-Entschärfung und erst recht keiner über allzu wunderhafte Wendungen, die plötzlich die Verhältnisse umkehren. Oder einen Ausweg aus der Hölle aufzeigen, an dessen Ende erleichterte Gesichter und Sonnen-Strahlen der Hoffungen stehen.
So richtig anbetungswürdig ist dieser Film aber auch, weil er nicht bloß ein brutaler, klaustrophobischer Thriller ist. Sondern wirklich einen Horror-Streufen ohne Monster darstellt. Jedenfalls solche im Werwolfs-, Zombie- oder Masken-Killer-Look. Da wurde natürlich schon viel darüber geschrieben, wie "Green Room" als Backwood-Slasher funktioniert. Und selbst wenn sich das ähnlich trist und über alle Maßen unangenehm wie "The Texas Chainsaw Massacre" anfühlt, eine der größten Errungenchaften von Saulniers Horror-Show ist, dass sie sich quasi neben die besten Werke von John Carpenter und Wes Craven einreihen darf.
Auch die zeigten lieber, wie abartig die Bestie Mensch reagieren kann. Welche Untiefen in uns allen stecken, selbst wenn wir zuerst attackiert und provoziert werden. Da macht es schon Sinn, dass ausgerechnet ein Patrick Stewart, unser aller Captain Picard, seine ganze harmlose Ausstrahlung über Bord wirft und den Ober-Teufel und Befehls-Haber der Nazis spielt. Eiskalt sogar.
Hier braucht es eigentlich keine weitere Empfehlung. "Green Room" ist so etwas wie der legtime Thron-Folger von Carpenters "Assault - Anschlag Bei Nacht". Ähnliches Konzept, hervorragende Handhabung und obendrein ein richtig gutes Ensemble, das durchweg überzeugt. Ganz gleich, auf welcher Seite jeder steht. Da wird uns der Verlust von Anton Yelchin umso schmerzvoller bewusst. Aber auch eine Imogen Poots zeigt als Skin-Girl, dass sie mehr kann als nur gut auszusehen. Und so weiter und sofort.
Es ließe sich nicht so vieles anführen. Aber das hat "Green Room" gar nicht nötig. Dieser FIlm sollte gesehen werden. Auch wenn er extrem mies ist.
"ÜBERRASCHUNG!!!", schrie der Oscar-Kasper, als er aus der Kiste schnellte und "Spotlight" zum besten Film des Jahres kürte. Es sind Momente wie diese, welche die Academy Awards hin und wieder noch interessant machen.
Die Geschichte einer Redaktion, die den Missbrauchs-Skandal der Katholischen Kirche aufdeckt – das soll er sein? Ein Film, sie alle zu knechten?
Fakt ist, "Spotlight" ist ein Reporter-Drama zu einem anspruchsvollen Thema. Und das Drama wird dabei angenehm pathosfrei erzählt. Es braucht ja auch kein überwältigendes Betroffenheits-Getue, um beim Zuschauer Empathie und Interesse zu wecken. Für diesen Appell braucht es keine monumentschwere Dialog-Last, keine erdrückende Bildsprache und extra säuselnde Musik.
Wenngleich "Spotlight" natürlich kein aseptischer Film geworden ist, der auf alle Tricks im Umgang mit der emotionalen Klaviatur verzichtet. Doch was für ihn spricht, dass die Absicht, die Arbeit der kleinen, investigativen Abteilung des Bostoner Globe nachzuzeichnen und zu honorieren. Mit einem verdammt guten Ensemble, dessen Mitglieder sich nicht jede Minute beim Acting zu übertrumpfen versuchen.
Mit einer Vorstellung seiner Figuren, die eher oberflächlich und unscheinbar ausfällt, da es hier um Journalisten aus Fleisch und Blut geht, die ihrer Sache nachgehen. Und dabei nicht gleich die Welt retten.
Das ist ein gewaltiger Pluspunkt, der "Spotlight" nicht über andere Filme der dramatischen Schule erhebt. Ihn aber zumindest mit Bezug auf seine Thematik als absolut gelungen erscheinen lässt. Der Faktenlage nachspüren, langsam das große Ganze ausmachen und feststellen, dass der Missbrauch der Katholischen Kirche eine Story mit der Sprengkraft einer Atombombe hat.
Sicherlich ist ebenso erwähnenswert, dass die Kirche hier eine eher untergeordnete Rolle zugedacht bekommt. Keine direkte Antwort. Nur relativ angedeutete, juristische Intervention. Doch nie taucht ein böser Endgegner im Geschehen auf. Oder wird das Reporter-Team intern oder extern bedroht. Das mag teils unglaubwürdig sein. Was hingegen für die Absicht spricht, einfach die Wichtigkeit dieser Recherche hervorzuheben, ist auch der Umstand, dass der größte Feind in "Spotlight" die Verantwortlichen der Zeitung selbst sind. Wenn schließlich klar wird, dass die gesamte Geschichte bereits vor Jahren hätte verfolgt werden können. Jedoch anderen Themen der Vorzug gegeben wurde.
Daher ist es auch umso begrüßenswerter, "Spotlight" als ein Denkmal für die moralische wie ethische Absichts-Erklärung eines Journalisten zu sehen, nach der jede Story zählen sollte und wann auch immer, rigoros bis ins kleinste Detail erfasst werden muss. Ein Unterfangen, dass im "postfaktischen" Zeitalter und der Ära digitalen Falschmeldungs-Mülls umso schwerer werden dürfte.
Was also für "Spotlight" spricht, ist die einfach klar formulierte Idee, die Hinter-Grund-Arbeit und Fakten-Prüfung einer kleinen Reaktion nachzuzeichnen, deren Artikel – nicht ganz zufällig – eine der größten Enthüllungs-Leistungen der jüngeren Geschichte darstellten. Deswegen ist dies kein Werk aus der elitären Spitzen-Klasse, sondern ein Film, der sich zumindest gut und aufrecht anfühlt.
Ich erzähle euch mal einen Witz:
Da sind zwei füreinander bestimmt. Sie wissen es selbst noch nicht, aber es ist so.
Doch sie verbleiben lange, ganz lange unglücklich in ihrer Rolle als beste Freunde.
Und jetzt kommt die Pointe:
Es braucht viele, viele Jahre. Eine Schwangerschaft und gescheiterte Ehen, bis die zwei endlich mal den Mund aufmachen, es ihnen wie Schuppen von den Augen fällt und sie endlich den Rest ihres Lebens miteinander verbringen können.
So, und daraus machen wir jetzt mal einen Film. Besser gesagt, die Verfilmung eines geliebten, sprich: gut verkauften Romans. Und wenn es stimmt, was ich über die Erzähl-Weise der Vorlage lese, hat "Love, Rosie" zumindest einen sehr guten Weg gefunden, die Briefe, Chats und E-Mails der Protagonisten vom Papier aufs Zelluloid zu übertragen.
"Love, Rosie" präsentiert uns dabei das ständige Auf und Ab zwischen den besten Freunden Rosie und Alex, die eigentlich schon zu Schul-Zeiten miteinander hätten gehen können/sollen und die doch besagte Jahre brauchen, um sich endlich ihrer Gefühle klar zu werden.
Das ist durchaus ganz lustig und ein bisschen romantisch. Zumindest kann ich sagen, dass ich den Film, trotz allen Schnluzen-Faktors und des süsslich-klebrigen Überzugs, gleich zwei Tage hintereinander gesehen habe. Und das will schon was heißen, denn so vielschichtig ist an "Love, Rosie" ja eigentlich nichts.
Es mag auch viel dazu beitragen, dass hier Lily Collins die Bühne geboten bekommt, etwas mehr als ein süßes Schnuckel zu verkörpern. Ihre Rosie reift ja schon zur Frau und Mutter heran. Großes Manko hierbei ist aber das unglaubwürdige Altern. Wie alt soll ihre Rosie werden? Mitte Dreißig, Anfang Vierzig? Da Lily Collins und ihr Film-Partner Sam Claflin allerdings höchstens ihren Kleidungs-Stil und die Frisuren ändern, wirkt das eher lächerlich. Gerade auch, weil Rosie immerhin Mutter einer heranwachsenden Tochter wird. Da fällt das schon auf.
Ansonsten bewegt sich "Love, Rosie" auf gewohntem Love-Story-Melodrama-Niveau, ohne dabei einen besonders tiefen Abdruck zu hinterlassen. Christian Ditter erzählt einfach eine geradlinige Geschichte, deren Determinanten wir längst kennen und vielleicht deswegen auch schätzen. Ein bisschen was mit Gefühl geht halt immer. Wer sich darauf einlässt, wird natürlich schon feststellen, welch doofen Zufälle hier das Happy-End immer wieder verzögern. Aber Hauptsache ist doch, dass es überhaupt eines gibt.
Okay, ich habe mir also ein Herz gefasst und mich wieder ins [REC]-Universe der Verdammten gestürzt. Wenn ich schon mal dabei bin, kann ich mir nach dem zweiten Teil gleich die direkte Fortsetzung gönnen. Und blase einfach mal die Posaunen von Jericho, die auch in "[REC] 4: Apocalypse" alle Mauern der Sicherheit zum Einsturz bringen.
Für mich ist es, nach dem Skippen des Vorläufers, der erse Kontakt mit der veränderten Erzählweise der Reihe. Denn das Ego-Shooten gehört der Vergangenheit an. "[REC] 4" ist ein Spielfilm, bei dem die Kamere nicht nur eine Perspektive kennt. Und ein Horror-Werk, bei dem Regie-Einzelgänger Jaume Balagueró auch ein wenig über die Stränge schlägt.
Da starten wir abermals in Barcelonas berüchtigster Schreckens-Immobilie, wieder an der Seite eines SEK-Trupps. Nur um dann plötzlich an Bord eines Frachtschiffs gebeamt zu werden, wo Forscher meinen, endlich ein Heilmittel fürs unerklärliche Böse gefunden zu haben. Und wo die gestrauchelte Ángela endlich ihren Dornröschen-Schlaf beendet. Nur um in kürzester Zeit einen Seemansgarn der blutigen Sorte durchleben zu müssen.
Und was soll ich sagen? "[REC] 4: Apocalypse" stößt einerseits nicht gerade zu neuen Höhen vor. Noch sind dies fürchterlich langweilige 95 Minuten. Selbst wenn inzwischen ein ähnliches Niveau wie bei der Endlos-Saga von "Resident Evil" erreicht wird, wo die Grund-Zutaten nur noch schmückendes Beiwerk sind. Bei allen bekannten Ideen, dem wenig überraschenden Verlauf des Outbreaks und der weitervorangetriebenen Loslösung von der Erde, ist "[REC] 4" doch ganz unterhaltsam.
Weil sich Balagueró viel Geplänkel spart und sich ziemlich schnell dem widmet, was wir ja alle sehen wollen: eine Crew durchgedrehter, blutünstiger Irrer, die ein Schiff einnehmen. Und was wäre da passender als ein Duell losgelassener Versuchs-Affen, die eine betriebene Schiffs-Schraube laufen? Oder ein schön ekliges Festmahl, das zum Ground Zero wird. Und selbst wenn Szenen wie diese oder Momente wie die mit dem sabernden Schiffs-Koch schon parodistisch anmuten, funktioniert der vierte Teil gerade deswegen.
An solche Momente war bei all dem Tempo der ersten Filme gar nicht zu denken. Ob damit jetzt "[REC]" aus dem eigenen Mythos und Ansehen kippt, bleibt natürlich Gesprächsstoff. Was "Apocalypss" zugute gehalten werden könnte, wäre die Tatsache, dass dies immerhin der letzte Tanz der Reihe darstellen soll. Schon dieser Fakt, und der, dass es bereits drei Teile gab, könnten eine bewusste Überdrehung der sonst ernsten Stimmung vergessen machen. Deshalb bleibt "[REC] 4: Apocalypse" zwar immer noch deutlich weniger zwingender Film als seine ersten beiden Vorgänger. Ein kleiner, abgefahrener Trip ins Land der Beklopptheit, der dennoch einen guten Tapeten-Wechsel und eine frische Linse im Objektiv bietet. Vielleicht nicht das Ende, dass wir erhofft hatten. Aber dann doch mehr Fun als ich mir erträumt hatte.
Es gibt immer einen Grund. Einen für die Euphorie. Einen, um sich ewige Liebe zu schwören. Und manchmal, auch mal immer wieder, gibt es einen guten Grund, um mit dem Nachschlag zu warten. Ich bin ja immer noch stark beeindruckt von "[REC]". Weniger von der gebotenen Story, als vielmehr von der Machart, mit der Jaume Balagueró unf Paco Plaza anno 2007 das Zombie-Szenarrio von "Resident Evil" mit der First-Person-Perspektive von "Doom" kreuzten. Was noch geiler anmutete, wenn wir uns an die qualitiativ sehr unterschiedlichen Adaptionen beider genannter Game-Klassiker erinnern. Oder diese besser verdrängen.
Und wo wir gerade beim Thema sind. "[REC]" betrachteten seine Schöpfer auch stets aus dem Blickwinkel eines Video-Spiels. Da gibt es verschiedene Level, verschiedene Wohungen und Gegner-Typen. Dass "[REC]" dabei auch sehr schnell und direkt ablief, war ein Bonus. Keine großen Erklärungen, gleich kopfüber ins Chaos.
Konnte einem dabei vollkommen Schnuppe sein, was hier die Leute durchdrehen ließ und in Bestien verwandelte. Der Schock-Moment war wichtiger als der Background. Und dann kam "[REC]²" und ich habe fast acht Jahre gebraucht, um diesen Film zu sehen. Was auch immer wieder dazwischen kam, am Ende gibt es einen guten Grund dafür.
Denn "[REC]²" fühlt sich nicht gerade so genial und packend an wie das große Original. Obwohl das Duo Balagueró/Plaza wiederum für die Realisierung verantwortlich zeichnete, hat der "Wow-Effekt" etwas gelitten. Oder, um im Games-Bereich zu bleiben, erscheint der zweite "[REC]" weniger ein vollwertiger Nachfolger, als denn ein Add-On zu sein. Ein bisschen mehr vom Schrecken, ein bisschen mehr Besessene und etwas mehr über die Kirche und Teufels-Austreibung.
Obwohl es auch unfair erscheint, über das Mindestmaß an Story und Info zu urteilen, mutet "[REC]²" unterm Strich eher wie eine Variation bereits bekannter Motive an. Die Ungerechtigkeit besteht natürlich in der Tatsache, dass es den beiden Masterminds auch um die Ohren hätte fliegen können, wenn sie eine ganz abwegige Erweiterung oder Umsiedelung ihres Gemetzels vorgelegt hätten. Schließlich wollen wir unterschwellig doch eher wissen, was es mit der Dach-Wohung des alten Padre auf sich hat und wie und warum der Teufel seine Finger im Spiel hat.
Während es auch nicht wirklich schadet, keine umfassende Lüftung der Geheimnisse vorzunehmen. Doch die Gefahr besteht immer und greift auch hier. "[REC]²" bietet etwas mehr und doch nur eines kleines bisschen was anderes als das, was sowieso schon zu sehen war.
Also gibt es eine Einsatz-Truppe, der wir dabei zuschhauen, wie sie das verfluchte Horror-Haus durchstreift. Dabei begegnen ihnen wiederum aggressive Mitbürger und auch schreckliche Kinder. Bis wir mittendrin einen Wechsel erleben und die "Aliens"-haften Krieger gelangweilten Teenies weichen. Die wiederum die letzten zwanzig Minuten nachspielen, eben im Wechsel.
Und deshalb wirkt "[REC]²" letzten Endes wie eine überschaubare Erweiterung, die nachträglich angeheftet wird. Und bei der im Grunde nur alles auf das Wieder-Auftauchen der armen Reporterin Ángela hinausläuft. Inklusive eines Twists, der schon ein wenig spaltet: Ist das nun konsequent oder steigt einem die Fäule der Überraschnung doch schon eher in die Nase?
Wie auch immer, das Handwerkliche reizt immer noch. Nur betrachte ich den zweiten "[REC]" bislang aus der Perspektive eines Sequels, dessen Original nunmal den Weg allen Fleisches geht. Kommt nicht etwas ganz abgefahren Neues daher, wird es schon ein wenig zur Routine.
Ey, Jungs, was wäre noch besser ein Weltuntergangs-Spektakel im alten Pompeji? Na, ein Weltuntergangs-Spektakel mit "Gladiator"-Anleihen, einen Jon Schnee im Enrage-Modus und der Versuch, die Tragödie der Antike durch die Roland-Emmerich-Brille zu sehen.
Ich muss mir wirklich mal wieder "Event Horizon" anschauen. Damit ich checken kann, ob meine Erinnerung an diesen Shocker nicht durch Nostaglie-Anflüge bereichert wird. Und um meine Linse in Sachen Paul W.S. Anderson zu reinigen.
Mir scheint es nämlich, der Mann hat seit eben "Event Horizon" und spätestens "Alien Vs. Predator", ein Niveau erreicht, bei dem alles stets fragwürdig ausfällt. Die Grund-Idee, die Dialoge, die Figuren, das Effekt-Gewitter und am Ende der Unterhaltungs-Wert seiner cineastischen "Perlen".
Ich will ja nicht behaupten, auch bei "Pompeii" einen Höhenflug erwartet zu haben. Im Gegenteil. Deshalb bin ich nicht schockiert, noch körperlich wie seelisch in Mitleidenschaft gezogen, wenn flache Charakter-Schablonen wie der Gladiator und Kelten-Rächer Milo, sehr leichtgewichtige Dialog-Hülsen absondern. Oder wenn ich halt nur einen halbwegs erfolgreichen Wiederbelebungs-Versuch vom Glanz und der Glorie der großen Monumental-Filme ausmache.
Die große Frage scheint mir schon eher: Was haben sich Paul W.S. Anderson und seine Geldgeber nur dabei gedacht, so eine Flachheit von Film überhaupt zu realisieren. Die Visuals sind durchwachsen. Im schlimmsten Augenblick als eben solche deutlich zu erkennen. In den besten Momenten schon okay. Aber das Niveau eines seifenoper-haften "Terra X"-Reenactments kann dennoch nicht überboten werden. Passend dazu besteht der Cast ja hauptsächlich aus Stars, die häufiger nur noch in Fernseh-Rollen anutreffen sind. Was keine Beleidigung sein soll. Ein besseres Arschloch als das, von Kiefer Sutherland gespielte, hätte auch ich nicht aus den Hut zaubern können.
Wenn jetzt nur nicht immer und zu jeder Zeit deutlich werden würde, dass Paul W.S. Anderson ganz weit fernab von Hollywood tätig ist und auch nicht die erzählerische und optische Raffinesse seiner Vorbilder und Mitkollegen zeigt. Na gut, auch ein Ridley Scott hätte sich an "Pompeii" vielleicht die Finger verbrannt. Aber vielleicht ist ein Scott auch klug genug, solch einen mitelmäßigen Schinken gar nicht erst zu drehen.
"Passengers": Das erste Kino-Ü-Ei des Jahres 2017. Mit einer Geschichte, die gleich drei Filme erzählt. Ein Ü-Ei, das die Herzen von Chris Pratt und Jennifer Lawrence in der schwerenlosen Einsamkeit des Weltalls auf Achternbahn-Fahrt schickt und mittendrin sogar in die düsteren Gefilde der Seele abtaucht.
Am meisten jedoch ist "Passengers" ein Pendel. Und es schlägt immer wieder heftig in Richtung Sci-Fi-Romanze aus. Da führt irgendwie kein Weg dran vorbei. Dieser Film ist vor allem auf das Duett seiner Stars zugeschnitten. Was es einem nicht ganz leicht macht, die anderen zwei Teile der Story fair zu bewerten.
Denn am meisten reflektiert das schick geleckte Design des Raumschiffs Avalon die übergeordnete Wirkung dieses Films. Was da so ähnlich klinisch reinlich ausschaut wie das Interieur von "Alien" oder "2001", könnte auch Sinnbild für die Ziel-Etappe von "Passengers" sein, bei der am Ende einfach die Liebe zählt.
Selbst wenn Chris Pratt als unglücklicher Ingenieur Jim, im ersten Abschnitt eine Art "Quiet Earth In Space" hinlegt und auf böse Gedanken kommt. Das ist zuerst ganz lustig und erregt Mitgefühl. Wenn er bechließt, seinem dunklen Impuls nachzugeben, mutiert Pratt nicht einfach so zum Psychopathen mit dem Engels-Gesicht. Es ist da keine besonders große Überraschnung, noch eine Enttäuschung, dass "Passengers" keine Geschichte von einer diabolischen Geiselhaft erzählt. Wo jede Hife nur eine Handbreit entfernt selig im Kältescchlaf schlummert.
Und es brodelt ja auch noch gewaltig unter der schönen Fassade der hyper-modernen Avalon. Das Schiff verwandelt sich zunehmend zur größten Gefahr, die unser ungleiches und doch wieder harmonisierendes Paar Jim und Aurora bedroht. Sobald es die Autorin halbwegs verabreitet hat, dass ihr vorzeitiges Erwachen keine Fehlfunktion zur Ursache hatte.
Was irgendwie auch dringend nötig ist, da ja "Passengers" schließlich kein Horror-Thriller werden sollte. Wo Jennifer Lawrence vor einem durchgeknallten Chris Pratt durch die Flure des Raumschiffs flüchtet. Warum auch nicht? Immerhin macht der Film da vieles richtig. Von der denkbar simplen wie genialen Visualisierung der vielen Krisenherde im Innenleben durch den Bord-Computer, bis zu den immer gewaltigeren Aussetzern, baut der Film vielleicht keine Spannung im Sinne unerträglichen Herz-Rasens auf. Dafür aber steigert sich das Bewusstsein für die Dringlichkeit, diese Kiste endlich zu reparieren.
Wobei das besagte Pendel vom Anfang dieses Kommentars nicht mit voller Wucht in Richtung Katastophen-Kino schwingt. Wo gleich wieder "Gravity" als Referenz herangezogen wurde, schneidet "Passengers" leider schlechter, da weniger zwingend ab. Die Optik ist schon da, aber "Gravity" ist eine neunzig-minütige Sequenz, die einen immer wieder ins Geschehen reißt. Bei "Passengers" ist es der Höhepunkt des Überlebenskampfes und wird einiges andere auch eher abgehandelt.
So bleibt es unterm Strich auch eine fast delikate Angelegenheit, sich über "Passengers" ein Urteil zu erlauben. Denn die Psycho-Tour wird allein schon von Pratts Charisma abgefedert. Und so richtig düster ist der Film auch nicht. Von daher würden die einzelnen Abschnitte in einer Einzel-Bewertung auch sehr unterschiedlich abhschneiden. Als Thriller eine 2 von 10, Katastrophen-Film 5 von 10, Romanze 6 von 10. Aber wozu die Mühe?
Eigentlich wäre das auch unfair. Bleibt "Passengers" hauptsächlich dadurch in Erinnerung, wie sich ein armer, einfacher Typ in ein hübsches und kluges Mädchen verliebt, dass er auf der Erde nie kennengelernt hätte. Und wie die zwei, trotz übler Vorzeichen zueinander finden. Da ist es schon ein Kompliment, dass ich nicht zur Kotz-Tüte greifen muss oder meine, diese Story schreit bis zum Himmel nach Sülze. Es ist tatsächlich ein kleines Wunder, dass "Passengers" diese Geschicte einheitlich zu erzählen versteht. Neben den Special-Effects sicherlich einer der Haupt-Gründe, warum es über ein Jahrzehnt gedauert hat, bis das Drehbuch verfilmt wurde.
Und bis das alles durchgestanden ist unterhalten auch einige Details am Rande. Wie Martin Sheen als Barkeeper-Androide Arthur, der heimliche Star des Films. Der in Sachen genutzter Screentime besser abschneidet als Laurence Fishburne, dessen Aufritt eher symbolische Bedeutung hat. Na ja, wie auch immer. "Passengers" ist nicht unbedingt der große Schmacht-Fetzen im Weltraum, noch der wichtigste Beitrag zum Science-Fiction-Kino. Aber wenn ich alle Zweifel mal außer Acht lasse, kann ich schon in diesem Fall ein Feld von der Sechs zur Sieben rücken. Ausnahmsweise.
Wenn sich am Schluss von "Forrest Gump" ganz langsam die berühmteste Feder der Film-Geschichte herabsenkt, dann lädt das immer zum Schwärmen ein. Zum Nachdenken darüber, was es bedeutet, ein Staubkorn in den Gezeiten der Dinge zu sein. Ein Leben zu führen, dass von Sinn erfüllt sein kann und doch eigentlich nichts am Lauf der Zeit ändern dürfte.
Und bevor ich jetzt noch weiteres Erstaunen auslöse, will ich nur sagen, bei "Rogue One" denke ich trotz allem ziemlich häufig an besagte Feder. Weil Gareth Edwards die schwierige Aufgabe übernommen hat, einen Crowd-Pleaser vorzulegen, der möglichst spektakulär wie inhaltlich fest verwurzelt, einen Brücken-Schlag zwischen den beiden Star-Wars-Trilogien hinbekommt. Also, bloß nicht die Fans vor den Kopf stoßen und gleichzeitig, vielleicht die Chance nutzen, ein Vehikel abliefern, der mit oberflächlichen Kenntnissen genossen werden darf.
Deshalb hätte "Rogue One" als "A Star Wars Story" alle Möglichkeiten der Welt, um unbehelligt und unbeschwert durch dieses komplexe Universum zu schweben. Gibt es doch keine Verantwortung, uns etwas Tiefschürfendes von den Skywalkers, Jedi-Rittern und der Dunklen Seite der Macht zu erzählen.
"Rogue One" gleitet herab und ist in allererster Linie ein actionreiches Abenteuer über Sabotage, drohenden Krieg und Massen-Vernichtungs-Waffen. Neu ist, bevor Edwards die Material-Schlacht-Keule der Saga schwingt, der Ansatz, die Truppen des Imperiums im urbanen Guerilla-Krieg zu zeigen. Zumindest ist es interessant, einmal im Leinwand-Format Rebellen zu erleben, die Sprengstoff-Gürtel zünden, Stormtrooper einkesseln und dreckig in den Staub beißen.
Das kriegen Gareth Edwards und sein Team teilweise mehr als eindrucksvoll hin. "Rogue One" wirkt nicht nur thematisch düster im Schatten des Todes-Sterns. Statt exotischer Welten gibt es viel graues bis schwarzes Nichts, staubige Weiten und schlechtes Wetter. Belebend wirkt hingegen der Retro-Touch, den sich der Film bei der technischen Gestaltung leistet. Neben neuem Sci-Fi-Chic lässt "Rogue One" auch das Ur-Design von 1977 auferstehen. Also, alte riesige Konsolen und blinkende Bildschirm-Bilder. Da hat der Film tatsächlich einen Fuss in der Vergangenheit. Und um das wohlige Kribbeln im Bauch zum Sturm aufzuwerten, wird glatt Peter Cushing ansehnlich und fast mühelos digital wiedererweckt ins Geschehen integriert. Junge, ist das schön. Eigentlich fast schon besser als der Auftritt von Darth Vader. Aber das ist eh Ansichtssache.
Genau wie die Tatsache, dass "Rogue One" neben ordentlicher Optik und einer ausufernden Schlacht am Ende, im Grunde ein inhaltliches Leicht-Gewicht darstellt. Eine hübsche, leicht verdauliche Zwischen-Geschichte, die so wichtig wie nichtig erscheint. Zumindest sind Jyn Erso, Captain Cassian oder Chirrut Îmwe am Ende Namen, die im Verlauf der Star-Wars-Saga gefallen sind und trotzdem nicht zwangsläufig über diesen einen Film gemerkt werden müssen.
Und das ist noch nicht einmal ein Vorwurf. "Rogue One" bedient damit wahlweise das Gesetz des Spin-Offs, das lose Enden großer Enden verknüpft und eine kleine Schar von Rand-Figuren verbrät. Oder es, angesichts des Ausgangs, beinahe schon ein Mahnmal für alle namenlosen Helden, die ihr Leben hergeben im Kampf gegen Totalitarismus und das drohende Ende der freien Gesellschaft.
Daher ist es keine grundlegende Enttäuschung, dass "Rogue One" zuerst geradlinig und, für Star-Wars-Verhältnisse, frei von großen Überraschungen ausgefallen ist. Auch, dass die Besetzung von Felicity Jones, Mads Mikkelsen, Forest Whitaker, Donnie Yen oder Ben Mendelsohn als Ober-Bösewicht sich redlich müht und begeistert, ist schön. Wird aber natürlich durch das Ende und seine Konsequenzen etwas gedämpft. Es läuft halt alles darauf hinaus, dass wir am Ende quasi mittendrin in den ersten Minuten von Episode IV aufhören. Und uns der unverhoffte Anblick von Carrie Fisher ganz schwermütig werden lässt.
Bis dahin ist "Rogue One" ein etwas anderer Sternen-Krieg. Ein Nebenstrang, in dem dunkle Schatten am Horizont das Ende allen Lebens verkünden. Und Schlachten durch große wie schmerzvolle Verluste entschieden werden. Da bleibt halt auch gar keine Zeit für mehrschichtige Charakter-Profile und ausufernde Rundflüge durch die Galaxie war da sowieso kein Platz vorgesehen. Stattdessen ist "Rogue One" kein schlechter Eintrag ins große Epos geworden.
Fürs richtige Feelig sorgen aber eher schon die Verweise und Verknüpfungen zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Trilogien. Ein echtes Profil hat der Film zwar nicht, aber dafür war er sowieso nie vorgesehen. "Rogue One" soll unterhalten, etwas Licht ins Story-Dunkel bringen und hin und wieder wird es sogar düsterer und brutaler, als es sich George Lucas damals nicht wagte oder gar träumen ließ. Sonst ist es eben groß, laut und halt typisch Star Wars. Es senkt sich eben eine Feder, deren Flugbahn vom Schicksal bestimmt wird, ohne, dass sie an deren Verlauf viel wirken könnte. Also, fast ein bisschen wie am Ende von ...
Na gut, ich hör schön auf.