mikkean - Kommentare
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Alle Kommentare von mikkean
Es gibt immer einen Grund. Einen für die Euphorie. Einen, um sich ewige Liebe zu schwören. Und manchmal, auch mal immer wieder, gibt es einen guten Grund, um mit dem Nachschlag zu warten. Ich bin ja immer noch stark beeindruckt von "[REC]". Weniger von der gebotenen Story, als vielmehr von der Machart, mit der Jaume Balagueró unf Paco Plaza anno 2007 das Zombie-Szenarrio von "Resident Evil" mit der First-Person-Perspektive von "Doom" kreuzten. Was noch geiler anmutete, wenn wir uns an die qualitiativ sehr unterschiedlichen Adaptionen beider genannter Game-Klassiker erinnern. Oder diese besser verdrängen.
Und wo wir gerade beim Thema sind. "[REC]" betrachteten seine Schöpfer auch stets aus dem Blickwinkel eines Video-Spiels. Da gibt es verschiedene Level, verschiedene Wohungen und Gegner-Typen. Dass "[REC]" dabei auch sehr schnell und direkt ablief, war ein Bonus. Keine großen Erklärungen, gleich kopfüber ins Chaos.
Konnte einem dabei vollkommen Schnuppe sein, was hier die Leute durchdrehen ließ und in Bestien verwandelte. Der Schock-Moment war wichtiger als der Background. Und dann kam "[REC]²" und ich habe fast acht Jahre gebraucht, um diesen Film zu sehen. Was auch immer wieder dazwischen kam, am Ende gibt es einen guten Grund dafür.
Denn "[REC]²" fühlt sich nicht gerade so genial und packend an wie das große Original. Obwohl das Duo Balagueró/Plaza wiederum für die Realisierung verantwortlich zeichnete, hat der "Wow-Effekt" etwas gelitten. Oder, um im Games-Bereich zu bleiben, erscheint der zweite "[REC]" weniger ein vollwertiger Nachfolger, als denn ein Add-On zu sein. Ein bisschen mehr vom Schrecken, ein bisschen mehr Besessene und etwas mehr über die Kirche und Teufels-Austreibung.
Obwohl es auch unfair erscheint, über das Mindestmaß an Story und Info zu urteilen, mutet "[REC]²" unterm Strich eher wie eine Variation bereits bekannter Motive an. Die Ungerechtigkeit besteht natürlich in der Tatsache, dass es den beiden Masterminds auch um die Ohren hätte fliegen können, wenn sie eine ganz abwegige Erweiterung oder Umsiedelung ihres Gemetzels vorgelegt hätten. Schließlich wollen wir unterschwellig doch eher wissen, was es mit der Dach-Wohung des alten Padre auf sich hat und wie und warum der Teufel seine Finger im Spiel hat.
Während es auch nicht wirklich schadet, keine umfassende Lüftung der Geheimnisse vorzunehmen. Doch die Gefahr besteht immer und greift auch hier. "[REC]²" bietet etwas mehr und doch nur eines kleines bisschen was anderes als das, was sowieso schon zu sehen war.
Also gibt es eine Einsatz-Truppe, der wir dabei zuschhauen, wie sie das verfluchte Horror-Haus durchstreift. Dabei begegnen ihnen wiederum aggressive Mitbürger und auch schreckliche Kinder. Bis wir mittendrin einen Wechsel erleben und die "Aliens"-haften Krieger gelangweilten Teenies weichen. Die wiederum die letzten zwanzig Minuten nachspielen, eben im Wechsel.
Und deshalb wirkt "[REC]²" letzten Endes wie eine überschaubare Erweiterung, die nachträglich angeheftet wird. Und bei der im Grunde nur alles auf das Wieder-Auftauchen der armen Reporterin Ángela hinausläuft. Inklusive eines Twists, der schon ein wenig spaltet: Ist das nun konsequent oder steigt einem die Fäule der Überraschnung doch schon eher in die Nase?
Wie auch immer, das Handwerkliche reizt immer noch. Nur betrachte ich den zweiten "[REC]" bislang aus der Perspektive eines Sequels, dessen Original nunmal den Weg allen Fleisches geht. Kommt nicht etwas ganz abgefahren Neues daher, wird es schon ein wenig zur Routine.
Ey, Jungs, was wäre noch besser ein Weltuntergangs-Spektakel im alten Pompeji? Na, ein Weltuntergangs-Spektakel mit "Gladiator"-Anleihen, einen Jon Schnee im Enrage-Modus und der Versuch, die Tragödie der Antike durch die Roland-Emmerich-Brille zu sehen.
Ich muss mir wirklich mal wieder "Event Horizon" anschauen. Damit ich checken kann, ob meine Erinnerung an diesen Shocker nicht durch Nostaglie-Anflüge bereichert wird. Und um meine Linse in Sachen Paul W.S. Anderson zu reinigen.
Mir scheint es nämlich, der Mann hat seit eben "Event Horizon" und spätestens "Alien Vs. Predator", ein Niveau erreicht, bei dem alles stets fragwürdig ausfällt. Die Grund-Idee, die Dialoge, die Figuren, das Effekt-Gewitter und am Ende der Unterhaltungs-Wert seiner cineastischen "Perlen".
Ich will ja nicht behaupten, auch bei "Pompeii" einen Höhenflug erwartet zu haben. Im Gegenteil. Deshalb bin ich nicht schockiert, noch körperlich wie seelisch in Mitleidenschaft gezogen, wenn flache Charakter-Schablonen wie der Gladiator und Kelten-Rächer Milo, sehr leichtgewichtige Dialog-Hülsen absondern. Oder wenn ich halt nur einen halbwegs erfolgreichen Wiederbelebungs-Versuch vom Glanz und der Glorie der großen Monumental-Filme ausmache.
Die große Frage scheint mir schon eher: Was haben sich Paul W.S. Anderson und seine Geldgeber nur dabei gedacht, so eine Flachheit von Film überhaupt zu realisieren. Die Visuals sind durchwachsen. Im schlimmsten Augenblick als eben solche deutlich zu erkennen. In den besten Momenten schon okay. Aber das Niveau eines seifenoper-haften "Terra X"-Reenactments kann dennoch nicht überboten werden. Passend dazu besteht der Cast ja hauptsächlich aus Stars, die häufiger nur noch in Fernseh-Rollen anutreffen sind. Was keine Beleidigung sein soll. Ein besseres Arschloch als das, von Kiefer Sutherland gespielte, hätte auch ich nicht aus den Hut zaubern können.
Wenn jetzt nur nicht immer und zu jeder Zeit deutlich werden würde, dass Paul W.S. Anderson ganz weit fernab von Hollywood tätig ist und auch nicht die erzählerische und optische Raffinesse seiner Vorbilder und Mitkollegen zeigt. Na gut, auch ein Ridley Scott hätte sich an "Pompeii" vielleicht die Finger verbrannt. Aber vielleicht ist ein Scott auch klug genug, solch einen mitelmäßigen Schinken gar nicht erst zu drehen.
"Passengers": Das erste Kino-Ü-Ei des Jahres 2017. Mit einer Geschichte, die gleich drei Filme erzählt. Ein Ü-Ei, das die Herzen von Chris Pratt und Jennifer Lawrence in der schwerenlosen Einsamkeit des Weltalls auf Achternbahn-Fahrt schickt und mittendrin sogar in die düsteren Gefilde der Seele abtaucht.
Am meisten jedoch ist "Passengers" ein Pendel. Und es schlägt immer wieder heftig in Richtung Sci-Fi-Romanze aus. Da führt irgendwie kein Weg dran vorbei. Dieser Film ist vor allem auf das Duett seiner Stars zugeschnitten. Was es einem nicht ganz leicht macht, die anderen zwei Teile der Story fair zu bewerten.
Denn am meisten reflektiert das schick geleckte Design des Raumschiffs Avalon die übergeordnete Wirkung dieses Films. Was da so ähnlich klinisch reinlich ausschaut wie das Interieur von "Alien" oder "2001", könnte auch Sinnbild für die Ziel-Etappe von "Passengers" sein, bei der am Ende einfach die Liebe zählt.
Selbst wenn Chris Pratt als unglücklicher Ingenieur Jim, im ersten Abschnitt eine Art "Quiet Earth In Space" hinlegt und auf böse Gedanken kommt. Das ist zuerst ganz lustig und erregt Mitgefühl. Wenn er bechließt, seinem dunklen Impuls nachzugeben, mutiert Pratt nicht einfach so zum Psychopathen mit dem Engels-Gesicht. Es ist da keine besonders große Überraschnung, noch eine Enttäuschung, dass "Passengers" keine Geschichte von einer diabolischen Geiselhaft erzählt. Wo jede Hife nur eine Handbreit entfernt selig im Kältescchlaf schlummert.
Und es brodelt ja auch noch gewaltig unter der schönen Fassade der hyper-modernen Avalon. Das Schiff verwandelt sich zunehmend zur größten Gefahr, die unser ungleiches und doch wieder harmonisierendes Paar Jim und Aurora bedroht. Sobald es die Autorin halbwegs verabreitet hat, dass ihr vorzeitiges Erwachen keine Fehlfunktion zur Ursache hatte.
Was irgendwie auch dringend nötig ist, da ja "Passengers" schließlich kein Horror-Thriller werden sollte. Wo Jennifer Lawrence vor einem durchgeknallten Chris Pratt durch die Flure des Raumschiffs flüchtet. Warum auch nicht? Immerhin macht der Film da vieles richtig. Von der denkbar simplen wie genialen Visualisierung der vielen Krisenherde im Innenleben durch den Bord-Computer, bis zu den immer gewaltigeren Aussetzern, baut der Film vielleicht keine Spannung im Sinne unerträglichen Herz-Rasens auf. Dafür aber steigert sich das Bewusstsein für die Dringlichkeit, diese Kiste endlich zu reparieren.
Wobei das besagte Pendel vom Anfang dieses Kommentars nicht mit voller Wucht in Richtung Katastophen-Kino schwingt. Wo gleich wieder "Gravity" als Referenz herangezogen wurde, schneidet "Passengers" leider schlechter, da weniger zwingend ab. Die Optik ist schon da, aber "Gravity" ist eine neunzig-minütige Sequenz, die einen immer wieder ins Geschehen reißt. Bei "Passengers" ist es der Höhepunkt des Überlebenskampfes und wird einiges andere auch eher abgehandelt.
So bleibt es unterm Strich auch eine fast delikate Angelegenheit, sich über "Passengers" ein Urteil zu erlauben. Denn die Psycho-Tour wird allein schon von Pratts Charisma abgefedert. Und so richtig düster ist der Film auch nicht. Von daher würden die einzelnen Abschnitte in einer Einzel-Bewertung auch sehr unterschiedlich abhschneiden. Als Thriller eine 2 von 10, Katastrophen-Film 5 von 10, Romanze 6 von 10. Aber wozu die Mühe?
Eigentlich wäre das auch unfair. Bleibt "Passengers" hauptsächlich dadurch in Erinnerung, wie sich ein armer, einfacher Typ in ein hübsches und kluges Mädchen verliebt, dass er auf der Erde nie kennengelernt hätte. Und wie die zwei, trotz übler Vorzeichen zueinander finden. Da ist es schon ein Kompliment, dass ich nicht zur Kotz-Tüte greifen muss oder meine, diese Story schreit bis zum Himmel nach Sülze. Es ist tatsächlich ein kleines Wunder, dass "Passengers" diese Geschicte einheitlich zu erzählen versteht. Neben den Special-Effects sicherlich einer der Haupt-Gründe, warum es über ein Jahrzehnt gedauert hat, bis das Drehbuch verfilmt wurde.
Und bis das alles durchgestanden ist unterhalten auch einige Details am Rande. Wie Martin Sheen als Barkeeper-Androide Arthur, der heimliche Star des Films. Der in Sachen genutzter Screentime besser abschneidet als Laurence Fishburne, dessen Aufritt eher symbolische Bedeutung hat. Na ja, wie auch immer. "Passengers" ist nicht unbedingt der große Schmacht-Fetzen im Weltraum, noch der wichtigste Beitrag zum Science-Fiction-Kino. Aber wenn ich alle Zweifel mal außer Acht lasse, kann ich schon in diesem Fall ein Feld von der Sechs zur Sieben rücken. Ausnahmsweise.
Wenn sich am Schluss von "Forrest Gump" ganz langsam die berühmteste Feder der Film-Geschichte herabsenkt, dann lädt das immer zum Schwärmen ein. Zum Nachdenken darüber, was es bedeutet, ein Staubkorn in den Gezeiten der Dinge zu sein. Ein Leben zu führen, dass von Sinn erfüllt sein kann und doch eigentlich nichts am Lauf der Zeit ändern dürfte.
Und bevor ich jetzt noch weiteres Erstaunen auslöse, will ich nur sagen, bei "Rogue One" denke ich trotz allem ziemlich häufig an besagte Feder. Weil Gareth Edwards die schwierige Aufgabe übernommen hat, einen Crowd-Pleaser vorzulegen, der möglichst spektakulär wie inhaltlich fest verwurzelt, einen Brücken-Schlag zwischen den beiden Star-Wars-Trilogien hinbekommt. Also, bloß nicht die Fans vor den Kopf stoßen und gleichzeitig, vielleicht die Chance nutzen, ein Vehikel abliefern, der mit oberflächlichen Kenntnissen genossen werden darf.
Deshalb hätte "Rogue One" als "A Star Wars Story" alle Möglichkeiten der Welt, um unbehelligt und unbeschwert durch dieses komplexe Universum zu schweben. Gibt es doch keine Verantwortung, uns etwas Tiefschürfendes von den Skywalkers, Jedi-Rittern und der Dunklen Seite der Macht zu erzählen.
"Rogue One" gleitet herab und ist in allererster Linie ein actionreiches Abenteuer über Sabotage, drohenden Krieg und Massen-Vernichtungs-Waffen. Neu ist, bevor Edwards die Material-Schlacht-Keule der Saga schwingt, der Ansatz, die Truppen des Imperiums im urbanen Guerilla-Krieg zu zeigen. Zumindest ist es interessant, einmal im Leinwand-Format Rebellen zu erleben, die Sprengstoff-Gürtel zünden, Stormtrooper einkesseln und dreckig in den Staub beißen.
Das kriegen Gareth Edwards und sein Team teilweise mehr als eindrucksvoll hin. "Rogue One" wirkt nicht nur thematisch düster im Schatten des Todes-Sterns. Statt exotischer Welten gibt es viel graues bis schwarzes Nichts, staubige Weiten und schlechtes Wetter. Belebend wirkt hingegen der Retro-Touch, den sich der Film bei der technischen Gestaltung leistet. Neben neuem Sci-Fi-Chic lässt "Rogue One" auch das Ur-Design von 1977 auferstehen. Also, alte riesige Konsolen und blinkende Bildschirm-Bilder. Da hat der Film tatsächlich einen Fuss in der Vergangenheit. Und um das wohlige Kribbeln im Bauch zum Sturm aufzuwerten, wird glatt Peter Cushing ansehnlich und fast mühelos digital wiedererweckt ins Geschehen integriert. Junge, ist das schön. Eigentlich fast schon besser als der Auftritt von Darth Vader. Aber das ist eh Ansichtssache.
Genau wie die Tatsache, dass "Rogue One" neben ordentlicher Optik und einer ausufernden Schlacht am Ende, im Grunde ein inhaltliches Leicht-Gewicht darstellt. Eine hübsche, leicht verdauliche Zwischen-Geschichte, die so wichtig wie nichtig erscheint. Zumindest sind Jyn Erso, Captain Cassian oder Chirrut Îmwe am Ende Namen, die im Verlauf der Star-Wars-Saga gefallen sind und trotzdem nicht zwangsläufig über diesen einen Film gemerkt werden müssen.
Und das ist noch nicht einmal ein Vorwurf. "Rogue One" bedient damit wahlweise das Gesetz des Spin-Offs, das lose Enden großer Enden verknüpft und eine kleine Schar von Rand-Figuren verbrät. Oder es, angesichts des Ausgangs, beinahe schon ein Mahnmal für alle namenlosen Helden, die ihr Leben hergeben im Kampf gegen Totalitarismus und das drohende Ende der freien Gesellschaft.
Daher ist es keine grundlegende Enttäuschung, dass "Rogue One" zuerst geradlinig und, für Star-Wars-Verhältnisse, frei von großen Überraschungen ausgefallen ist. Auch, dass die Besetzung von Felicity Jones, Mads Mikkelsen, Forest Whitaker, Donnie Yen oder Ben Mendelsohn als Ober-Bösewicht sich redlich müht und begeistert, ist schön. Wird aber natürlich durch das Ende und seine Konsequenzen etwas gedämpft. Es läuft halt alles darauf hinaus, dass wir am Ende quasi mittendrin in den ersten Minuten von Episode IV aufhören. Und uns der unverhoffte Anblick von Carrie Fisher ganz schwermütig werden lässt.
Bis dahin ist "Rogue One" ein etwas anderer Sternen-Krieg. Ein Nebenstrang, in dem dunkle Schatten am Horizont das Ende allen Lebens verkünden. Und Schlachten durch große wie schmerzvolle Verluste entschieden werden. Da bleibt halt auch gar keine Zeit für mehrschichtige Charakter-Profile und ausufernde Rundflüge durch die Galaxie war da sowieso kein Platz vorgesehen. Stattdessen ist "Rogue One" kein schlechter Eintrag ins große Epos geworden.
Fürs richtige Feelig sorgen aber eher schon die Verweise und Verknüpfungen zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Trilogien. Ein echtes Profil hat der Film zwar nicht, aber dafür war er sowieso nie vorgesehen. "Rogue One" soll unterhalten, etwas Licht ins Story-Dunkel bringen und hin und wieder wird es sogar düsterer und brutaler, als es sich George Lucas damals nicht wagte oder gar träumen ließ. Sonst ist es eben groß, laut und halt typisch Star Wars. Es senkt sich eben eine Feder, deren Flugbahn vom Schicksal bestimmt wird, ohne, dass sie an deren Verlauf viel wirken könnte. Also, fast ein bisschen wie am Ende von ...
Na gut, ich hör schön auf.
Mal ganz selbstkritisch betrachtet ist es nicht der Erfolg, der süchtig macht. Echte Künstler leben nicht für und vom Applaus. Sie streben danach, das nächste Level zu erreichen. Wer berühmt, fett und faul werden will, bitte schön. Wen es glücklich macht. Die Strebsamen hingegen wissen, dass Talent ein zartes Pflänzchen ist, dass nur dann gedeiht, wenn der Termin-Kalender deletet wird, und du dich im Übungs-Kämmerlein einbunkerst.
Auch Andrew, der zerbrechliche Protagonist von "Whiplash", ist sich dieser Tatsache bewusst. Dieses Wissen und der Eifer, am Schlagzeug einen Großen wie Buddy Rich einzuholen, treiben ihn an. Aber da ist noch eine andere Motivation. Eine Mitgliedschaft in der Jazz-Band des Lehrers Terence Fletcher zu erringen. Und das ist keine Untertreibung. Andrew wird nicht der neue Drummer, weil er nur einen guten Swing besitzt und Synkopen spielen kann. Der Menschen-Schinder und Despot Fletcher wird ihn an die Grenzen des Möglichen treiben.
Und genau deshalb ist Damien Chazelle mit "Whiplash" einer der besten, weil eben eindringlichsten Filme darüber gelungen, was es wirklich bedeutet, ein Musiker zu sein. Hier ist kein Platz für mit Puderzucker bestäubte Träumereien vom Aufstieg aus der Unbedeutsamkeit. Keine Fantastereien über den Deal mit dem Teufel, der dich im Dunkel der Nacht, im Austausch für deine Seele, mit überirdischem Können segnet. Terence Fletcher ist zwar der Teufel, aber keiner, der Geschenke zu vergeben hat. Hier wird gespielt, bis die Ohren und Handgelenke bluten. Gnadenlos gescholten und vorgeführt, wenn der Stick nur eine Milli-Sekunde patzt.
Von daher schockiert es mich sogar ein wenig, hier zuzugeben, dass der Frischling Andrew mittendrin selbst in die Falle tappt. Er wird etwas übermütig. Mindestens ein wenig hochnäsig betrachtet er seinen Posten hinterm Schlagzeug als gesetzt. Ja, der Fluch vom Eigenlob, das stinkt, erfasst auch ihn. Aber Band-Leader und Diktator Fletcher weiß schon, wie er das Weltbild und Selbst-Verständnis des jungen Nachwuchs-Talents zurechtstutzen kann.
Was im Gegenzug in einem Verhältnis von Sklaven-Treiber, Schrägstrich Ausbeuter und gepeitschtem Nutztier mündet. Und das schockiert an "Whiplash". Diese Selbst-Verständlichkeit, mit der J.K. Simmons in absoluter schauspielerischer Perfektion den tyrannischen Gott gibt, der wütend über seine Untertanen der Jazz-Band herzieht. Dieses Ungetüm bricht und zerschlägt Egos, demütigt und ohrfeigt seine Diener, die ihm die bestmögliche Performance zu bieten haben.
Ein Wahnsinn, der umso entsetzlicher wirkt, wenn mir klar wird, dass dieser Mann irgendwo auch eine Ansicht vertritt, die durchaus einen wahren Kern in sich birgt. Siehe den Übergang von einem Akt zum anderen, in denen der, ebenso brillierende und großartig ausgewählte, Miles Teller als Bubi Andrew meint, er sei endlich oben angekommen.
Die Härte, mit der ihm das Gegenteil verklickert wird, macht aus "Whiplash" eine Art Psycho-Krieg, der zwar erst auf lange Sicht hin eskaliert und entschieden wird. Auf dem Weg dahin wird diese Schule der Musiker-Berufung aber keineswegs langweilig und entspannt. "Whiplash" donnert daher und peitscht wie Fletcher. Von daher ist es nicht nur ein musikalischer Scherz, dass ausgerechnet Metallica dereinst ein Nacken-Wirbel-Brecher-Stück gleihen Namens in Stahl gegossen haben.
"Whiplash" präsentiert Jazz als Ritt allerhöchster Anforderung. Nicht als komische Dudelei mit selbstverliebten Rhythmus-Dehnungen und lustigen Zeichen-Zusätzen in der Akkord-Beschriftung. Das hier ist wie ein nicht enden wollender Krieg, aus dem du nur als Leiche oder als von allen Zwängen befreites Genie hervorgehen kannst. Bei den hier gezeigten Methoden keine leichte Entscheidung. Aber doch immer noch besser, als stundenlang immer die gleichen Skalen-Folgen und Riffs zu üben.
Stell dir vor, du wärst auf einer lahmen Party. Alle sind versteift, die Konversation ist so trocken wie das Essen und die Getränke. Du fühlst die gähnende Leere und wünchst dich weg. Also, was machst du? Dem Drang nachgeben und sich abseilen? Oder auf den Tisch kacken und abwarten, wie die Gesellschaft ausflippt und endlich wieder Leben in die Bude kehrt?
"Kingsman: The Seceret Service" ist zwar nicht das filmische Äquivalent eines Scheiß-Haufens. Aber es kommt der Idee eines Party-Krachers ziemlich nahe. Hier stellt sich mal nicht die Frage, wie treffsicher du nach zehn Wodka-Martinis bist. Sondern eher, wie du die Welt retten sollst, deren eine Hälfte durchdreht. Während der anderen die Köpfe rauchen und sich dir eine willige schwedische Prinzessin das Hinter-Türchen anbietet.
Matthew Vaughn zieht die Tradition von James Bond ordentlich durch den Kakao, während er sie gleichzeitig aufpeppt. Quasi ein Milleniums-Upgrade für das ganze Prozedere mit Bösewichten und deren diabolischen Welt-Umkrempelungs-Plänen. Britische Höflichkeit kommt zwar vor, aber beim Kampf um die Welt können wir auch mal darauf ..., ganz genau.
Aber warum erzähle ich nichts über den Kingsman-Verein und seine hehren Ziele und die stets eingehaltene Etikette? Warum nichts über die coole Noblesse, mit der Colin Firth dann doch den Inbegriff des Gentleman-Agenten verkörpert, der dem lässigen Nachwuchs eine Chance gibt. Ich könnte mich hier auslassen über die Art von Bad-Guy-Karikatur, die Samuel L. Jackson mit spürbarer Spielfreude ausfüllt. Wie ein verzogener, reicher Teenager im Erwachsenen-Körper. Mit Lispeln und leider ganz viel bösartigen Einfällen.
Andererseits schließt "Kingsman: The Seceret Service" endlich auch mal eine Wissens-Lücke: Wieso machten sich die klassischen Bond-Gegenspieler eigentlich nie die eigenen Hände schmutzig? Na, weil es ihnen auf den Magen schlug!
Und selbst wenn "Kingsman" wie eine lange Frotzelei auf Kosten des Agenten-Films wirkt, Fakt ist, dass der Ritt einfach mal richtig Laune macht. Denn wie schon bei "Kick-Ass" gelingt es Matthew Vaughn einen wahrhaftigen Comic-Streifen vorzulegen. Da wird jongliert mit ein bisschen Respektlosigkeit auf Kosten echter Staats-Köpfe und mit Bausteinen der Moonraker-Ära. Da war immerhin auch alles möglich.
Von daher begründet der Begriff Comic hier schon die Unmöglichkeit des Gezeigten. Und verpflichtet nicht dazu, sich vor dem Genuss in die Materie einzulesen. Einfach mal sich selbst sagen, dass ein Comic so sein kann: Rotzfrech, verspielt und immer schön die Trommel im Kopf schleudern lassen. Da kommen die besten Ideen bei rum. Sind diese Kriterien erfüllt, lacht vielleicht sogar ein Bond darüber, dass ihm gerade die Hose runtergezogen wurden.
Ein weiterer herber Rückschlag in einem beschissenen Jahr.
Carrie Fisher hat uns verlassen. Eine tolle Frau, sowohl als Schauspielerin, wie auch als Autorin. Offenherzig und mit Humor. Selbst wenn sie sich ernsten Themen annahm.
Und dass wir alle nur an Prinzessin Leia denken, wenn wir die Aktrice Carrie Fisher erinnern wollen, geht in diesem Fall absolut in Ordnung. Die Rolle ihres Lebens war die einer klugen, willensstarken und eigensinnigen Prinzessin und Rebellen-Kämpferin. Da steckt so vieles drin, das holen andere nicht aus einem Film heraus.
Kein Wunder, dass Leia Darth Vader, dem bösen Peter Cushing oder selbst Jabba dem Hutten trotzen konnte. Letzter mag sie in Ketten gelegt haben, besitzen konnte er sie nicht.
Vielleicht war es für Carrie Fisher sogar eine Erleichterung. Neben vielen persönlichen Krisengebieten nicht auch noch dazu verpflichtet zu sein, weitere derart gute Rollen ergattern zu müssen. Denn Prinzessin in einer weit, weit entfernten Galaxis spielst du eh nur einmal. Dafür aber gleich in vier Filmen.
Darum erinnern wir uns an diese tolle Frau, die zu den ersten gehörte, die sich hervorragend in einem Cockpit neben zwei Typen, zwei Androiden und einem Wookie zu behaupten wusste. Eine Heldin spielte, die nicht nur schmückendes Beiwerk war und in den gefährlichen Szenen in Deckung gehen sollte. Das war beim ersten Krieg der Sterne noch keine Selbstverständlichkeit und beeindruckt bis heute. Vor allem, weil Leia nicht ohne Carrie Fisher geht, wie Carrie Fisher nicht ohne Leia.
Und wie gesagt, das ist keine Planlosigkeit. Das ist echte Bewunderung für eine Frau, die selbst ihre Krisen wie diese nie ganz hilflose Prinzessin auf der Leinwand zu meistern versuchte.
Das macht es noch schwerer Abschied zu nehmen. Ich weigere mich immer noch, wohlwissend, dass es kein Weg daran vorbeiführt.
Lebe wohl Carrie Fisher, du einzig wahre Leia und bewundersnwerte Frau. Wir werden dich immer in unseren Herzen tragen.
Ach, der liebe Paddington-Bär. Erinnert sich noch jemand an die Trick-Reihe, die kurz vor der Jahrtausend-Wende entstand? Da trat der süße Pelzträger aus Peru in so ziemliches Fettnäpfchen, weil er alles so wörtlich nahm. Und die Welt eben erst erkundete.
Insofern ist die Kino-Version "Paddington" dem Original-Stoff ebenso treu geblieben, wie sich nun zwangsläufig Parallelen zur Wirklichkeit aufdrängen. Eine Prise Dramatik, das Thema Flüchtlinge oder Einreise aus Krisen-Regionen und ehr viel Herz für eben jene, die auf der Suche nach einer neuen Heimat sind.
Ist bisweilen etwas dick aufgetragen. Andererseits sitzen wir hier in einem Familien-Film und keiner geschönten Betroffenheits-Schmonzette. Deshalb darf es ruhig auch mal rührselig zugehen. Speziell dann, wenn es halt dazu auch drolligen Humor gibt. Und davon hat "Paddington" eine Menge zu bieten.
Sicherlich sind viele dieser Passagen harmlos und eben für jüngere Zuschauer konzipiert worden. Aber ein subversive, hinterfotzige Handhabung hätte sich auch nur bedingt angeboten. Denn Paddington Bär ist doch so knuffig wie Winnie Pooh. Er will halt die Welt kennenlernen, während er unsere dabei gehörig auf den Kopf stellt.
Da ist es schon genug, dass die Paddingtons Gastfamilie die Browns, mit Hugh Bonneville, dem Lord von Downtown, und Sally Hawkins, hervorragend besetzt wurde. Oder dass die Hausdame Mrs. Bird raubeinig wie zehn Piraten daherkommt. Der wahre Coup ist jedoch wirklich die "Eiskönigin" Nicole Kidman. Ihre Stunts erledigte sie angeblich selbst. Noch wichtiger jedoch ist, dass Frau Kidman es wirklich versteht, selbst den kleinen Zuschauern klar zu machen, dass sie eine böse Frau ist. Ohne dabei gleich die Horror-Nummer abzuziehen.
Weshalb "Paddington" einerseits sehr niedlich, harmlos und, alters- und welt-anschauungsbedingt, schwülstig wirken mag. Aber es ist ein rundum schöner Film mit Herz, der auch uns auch ein wenig von den richigen Werten auf den Weg mitgeben kann. Ansonsten ist und bleibt "Paddington" ein fast perfekter Film zum Wohlfühlen, Durchatmen und Amüsieren. Und ich meine, dass der gute, schusselige Bär keine bessere Realfilm-Adaption hätte verpasst kriegen können.
Leben imitiert Kunst, Kunst imitiert Leben. Eine in die Jahre gekommene Aktrice muss sich darauf abfinden, den Staffelstab an die nächste Generation weiter zu reichen. Und wir starren wie gebannt aufs fantastische Alpen-Panorama, wo der Himmel übers Land und Leben hinwegzieht.
"Die Wolken Von Sils Maria" ist ein starkes Stück Schauspiel-Kino. Verkopft, ganz in den eigenen Sphären vertieft. Und gleichwohl so bedeutungsschwanger wie vielleicht nichtssagend.
Olivier Assayas lässt sich beim Schälen seiner Zwiebel viel Zeit. Er zieht seine Züge weniger als Regisseur, als denn als jemand mit einer Engels-Geduld. Wir Zuschauer müssen uns da regelrecht von der Wirklichkeit entkoppeln, damit wir uns auf die Zeit mit der gealterten Schauspiel-Ikone Maria Enders einlassen können.
Eine Frau, die sich ausgerechnet für das Revival des Stücks entscheidet, mit dem sie selbst vor zwanzig Jahren ihren großen Durchbruch feierte. Mit dem feinen Unterschied, dass nun sie den Part der älteren Firmen-Chefin geben soll, die von der jungen Geliebten in die Selbst-Zerstörung getrieben wird.
Während ihrer Vorbereitung in der abgeschiedenen Bergwelt leistet die persönliche Assistentin Valentine Maria Gesellschaft. Wobei die Probe-Lesungen auch ihre reale Beziehung unterschwellig zu reflektieren scheinen. Und zwischendurch erhaschen wir viele kleine Einblicke ins Wesen einer Frau, die wohl langsam mit dem Alter, und damit dem verbundenen Status, zu hadern scheint. Ein etablierter Star mit eigenem Kunst-Geschmack, der großen Wert darauf legt, nur einmal in so einem hirnlosen Comic-Blockbuster aufgetreten zu sein.
Teilweise fühlt sich "Die Wolken Von Sils Maria" dadurch wie das weibliche Quasi-Gegenstück zu "Birdman" an. Eine Abhandlung oder viel mehr ein Gedanken-Gespinst zum ewigen Pro und Contra von Comic-Kino und echtem Cinema-Kunst-Anspruch. Dabei nimmt Kristen Stewart, die ihren César übrigens verdient erhalten hat, hier die Rolle unser jungen Generation ein. Jene Zuschauer, die so noch als Geeks ihre WBCXYS-Universe-Sagen lieben und darin echte Geschichten erkennen, die ernstgenommen werden sollen.
Schade nur, dass Olivier Assayas dann Chloë Grace Moretz in der entsprechenden Szenem in einem wahnsinnig billigen Abklatsch verheizt. Diese Perücken, die Kostüme und das Setting wirken eher aus einer Porno-Parodie entliehen. Aber egal, der Diskurs über wahre Kunst und hirnzellen-killendes Entertainment ist dennoch vorhanden.
Und ist eine der zahllosen Facetten, mit denen "Die Wolken Von Sils Maria" aufwartet. Zusehen ist da noch einfach, das Entschlüsseln hingegen kann sich über mehrere Gedanken-Umrundungen hinziehen. Aber darin liegt ja auch der ungeheure Reiz der Sache.
Keine allzu klar formulierte Botschaft. Kein Befehl ans Publikum, in welche Richtung sich seine Auffassung zu entwickeln hat. Die Performance aller Beteiligten sind gefühlsecht, authentisch und stecken doch wie das Charakter-Rätsel der Maria Ender voller subtilen Andeutungen. Ein Film, der einen wirklich bis zum Schluss damit wartet, uns halbwegs klar zu machen, worum es die ganze Zeit eigentlich gehen könnte. Und dann handelt es sich nicht einmal um einen Thriller, sondern um ein Drama.
Ganz klar ist dieser "Kunst-Film" etwas weniger verspielt als "Birdman". Und es wäre absolut unfair, "Sils Maria" zum direkten Vergleich zu bieten. Das Thema Comic-Filme ist eines von vielen. Was hingegen jederzeit stimmt, ist die großartige Leistung von Juliette Binoche. Die eine Frau gibt, die mal Gift über den Nachwuchs, die Kollegen und den Gossip sprüht. Die ihrer Vergangenheit nachspürt und vielleicht am Ende erkennt, dass sie den Bezug zur eigenen Spielkunst mittlerweile etwas verloren hat. Aber das ist nur meine Interpretation.
Butler zu sein bedeutet unsichtbar zu sein. Bis der Herr oder die Madame etwas wünscht oder benötigt. Butler zu sein heißt unaufdringlich, zuvorkommend und stets kontrolliert zu sein. Alles Eigenschaften, die Cecil Gaines, Hauptfigur von "Der Butler", mehr als hervorragend beherrscht. So findet er seinen Weg von der Hölle der Plantagenfelder, über die Straße bis in die Rolle des dunkelhäutigen Edel-Dieners. Bis ins Weiße Haus schafft es Cecil. Und bleibt dort jahrzehntelang stummer Beobachter und Zeitzeuge der Regentschaft verschiedener Präsidenten.
Von Eisenhower, über Kennedy, Johnson, Nixon bis Reagan erlebt Gaines, wie die mächtigsten Männer der Welt sich mit der Frage nach Gleichberechtigung für Schwarz und Weiß, Achtung der Bürgerrechte und dem Umgang mit der Hautfarbe allgemein entweder schwer tun, nichts ändern können (und wollen) oder noch vor Verwirklichung ihrer Versprechen ermordet werden.
Womit "Der Butler" mit seiner einzigartigen Perspektive das Zeug zum alternativen Geschichtsbuch hätte. Eine Erzählung ganz nah am Puls des Geschehens. Doch Cecil Gaines ist kein Ideen-Geber und Lenker. Sondern ein Mensch, der in seiner Rolle über die Jahre steif verharrt. Amerika duldet ihn, wenn er seine Grenzen kennt. Ganz anders als Cecils ältester Sohn Louis. Dieser schließt sich den Protesten an und wird Wege suchen, die ach so großartige Nation dazu zu zwingen, endlich die Rassentrennung aufzuheben und gleiche Rechte für jede Hautfarbe anzuerkennen.
Jetzt steht es jedem offen, Lee Daniels Lebens-Chronik zu bewerten. Für die einen ist "Der Butler" vielleicht etwas zu rührselig. Langatmig, weil Cecil Gaines sich gar inkonsequent oder feige weigert, die Lage der afroamerikanischen Bevölkerung zu bewerten. Oder etwas dagegen zu unternehmen. Aber vielleicht kennt er diese Lage auch nur zu gut. Immerhin hat er erlebt, was es bedeutet, sich gegen seinen Master aufzulehnen. Und auch er weiß, dass seine Anstellung in der Schaltzentrale der Macht als Prestige gilt. Für das er dankbar sein und daher auch keine Fragen nach Lohnerhöhung stellen sollte.
Natürlich stellen wir uns wiederum die Frage, ob die Dosis Zeitgeschichte und Drama bisweilen etwas zu dick aufgetragen ist. Wenn Cecil und seiner eigenen Familie alles wiederfährt von Vietnam, dem Zerwürfnis mit dem Sohn, der erst mit Martin Luther King demonstriert und später zum Black Panther radikalisiert. Doch solche Lebensläufe und Schicksalsschläge sind auch nicht unvorstellbar.
Wie auch die zahlreichen Momente, in denen Cecil allein mit einem der Präsidenten ist. Manchmal sogar zu seiner Meinung befragt wird, die jedoch nie zum Rat des unscheinbaren Angestellten stilisiert wird, die plötzlich einem Amtsinhaber zur historische bedeutsamen Entscheidung motiviert. So kitschig ist "Der Butler" dann auch nicht. Stattdessen zeichnet der Film, dank exzellenter Besetzungen wie Robin Williams, John Cusack, Liev Schreiber oder Alan Rickman, nie ganz böse Porträts der Präsidenten. Aber eben auch das Bild von Politikern, die an der Verantwortung scheitern, die Chance verstreichen lassen oder, besonders bei Rickmans Darstellung als Ronald Reagan erkennbar, die dringlichste Fragen nach der Hautfarbe einfach ignorieren.
Und während Cecil freundlich Dinner serviert, Schülergruppen Kekse anbietet oder stumm daneben steht, wie ein Präsident vom Klo aus seine Leute instruiert, wird vor allem deutlich, wie seine Hoffnung auf den einen Mann, der alles ändern wird, vergeblich bleiben muss. Wogegen sein Sohn Louis versteht, dass Gerechtigkeit und Gleichheit kein "Geschenke" sind, die einem von der herrschenden weißen Klasse gemacht werden sollten. Du musst sie dir erkämpfen.
Wo im Grunde auch der eigentliche Punkt von "Der Butler" liegt. Die lange unvereinbaren Ansichten eines Mannes, der als Diener kein Aufsehen erregen will. Und die seines Sohnes, der seine Bestimmung darin sucht, die Ungerechtigkeit zu überwinden. Und dabei wirkt der Diener Cecil, auch dank Forest Whitakers Spiel, nie als Feigling oder passiv lustloser Mensch. Wir können bestens nachvollziehen, wie er meint, sich und seine Familie, ihr Haus, ihren vermeintlich besseren Status, halten zu müssen. Schließlich kennt er auch die ganz andere Seite, auf der es seinen Leuten wahrhaftig schlimmer ergeht.
Es trägt dann natürlich doch auch etwas schmalzige Züge, wie Cecil und sein Ältester sich nach Ewigkeiten wieder annähern. Dabei bleibt "Der Butler" jedoch auch ganz Chronik und zeigt letzten Endes, welche Wandlung die Bürgerrechts-Bewegung der USA durchmachte. Vom Protest, Straßenschlachten bis hin zur Wahl Barack Obamas. Und klar markiert diese einen hochemotionalen Schlusspunkt für den Film. Aber nicht automatisch das Ende aller Bemühungen.
Somit ist Lee Daniels Werk aus überambitioniertem Kammerspiel, Zeit-Geschichts-Aufbereitung und Denkmal aller, die diesem Wandel mitbewirkt haben. Es ist natürlich auch eine teils rührselige Studie über die wahlweise Ohnmacht oder begrenzte Tatkraft eines Mannes ist, der Zeuge so vieler Amtsinahber wurde. Wie auch immer, "Der Butler" ist entweder all das oder nur wenig davon. Trotzdem ist dieser Film nie besonders naiv, schlicht und halbherzig. Selbst wenn er ohne ganz schlimme Szenen auskommt, die zeigen, welch brutaler Spießrutenlauf es bedeutet(e), in einem Land die falsche Hautfarbe zu haben. "Der Butler" ist dennoch ein wichtiger Versuch, Geschichte nachzuzeichnen und ein Gefühl dafür zu entwickeln. Auch ohne Impuls von Links oder Rechts.
Halloween 2016: 666 Stopps auf dem Highway to Hell.
Und unsere nächste Station ist das alte Creedmore Gefängnis. Schauplatz des ersten Hollywood-Films von Renny Harlin. Entstanden kurz bevor es so aussah, als würde dieser mit "Stirb Langsam 2" und "Cliffhanger" die Weltherrschaft des Action-Kinos übernehmen.
Doch bevor es dazu kam (und Harlin mit "Die Piratenbraut" einen legendären Schiffbruch erlitt), machte der Finne ja auch Abstecher ins Horror-Gefilde. Mit dem vierten Nightmare On Elm Street und eben mit "Prison".
Der zugegeben übersichtlichen Story um eine stillgelegte Strafanstalt, die aus Budget-Knappheit wieder ihre Pforten öffnen soll. Für ein paar hundert Häftlinge, und Viggo Mortenson in einer seiner ersten Rollen, wird Creedmore aber zu mehr als einem Knast mit höllenhaften Regeln und Zuständen. In den Mauern lauert etwas bösartiges, dass die Flure mit Blut fluten will.
Und es ist durchaus keine große Überraschung, wenn die Ursache für diesen Schrecken offenbart wird. Es ist so eine Geschichte mit ruhelosen Kräften und Sünden vergangener Tage, die Leuten wie dem arschigen Direktor Sharpe (Lane Smith aus "V" und "Superman – Die Abenteuer von Lois & Clark") anhängen.
Aber wer würde von einem Bastard aus Knastfilm und Horror auch einen zweiten "The Green Mile" erwarten? "Prison" hingegen hangelt sich ein wenig von einer Szene des Knast-Alltags zur nächsten. Wobei es hauptsächlich darauf ankommt, ein paar mehr oder minder liebenswürdige Zellenbewohner auszumachen. Und einige zu finden, deren schmerzvolles Ableben nicht gerade einen Verlust für die Gesellschaft darstellt.
Und merke, natürlich gehören die Leibwächter, denen das gute alte N.gger so unbeschwert rassistich über die Lippen kommt, gehören zur letzteren Kategorie. Ansonsten gibt es noch einen eher vernachlässigten Subplot mit der extrem hilflosen Justiz-Angestelllten Katherine. Deren Auftauchen eher dazu dient, die dämonische Seite des Direktors zu betonen (Weil Frauen ja eh nix in der Knast-Arbeit verloren haben, richtig?) und später etwas Licht ins Dunkel ums blutige Treiben zu bringen.
Wo "Prison" hingegen wirklich punktet, sind die relativ gut gemachten Effekte der goldigen Handmade-Ära. Hier platzen noch prosthetische Köpfe, schmelzen künstliche Leiber in Flammen, werden "echte" falsche Wunden zugefügt und allein die putzigen Lichtblitze sind nicht mehr ganz so überzeugend.
Beim Rest zeigt sich jedoch durchaus das Händchen von Renny Harlin. So meschugge Momente wie verselbstständigte Maschinen-Gewehre oder Stacheldraht-Rollen auch sind, Harlin dreht zwischenzeitlich mal einfach genüsslich auf. In einem herrlichen Augenblick lässt er es gar das Blut und andere Teile eines Insassen auf den vollen Speisesaal regnen. Zwar eher kurz, aber das ganze erinnert auch ein wenig an die Szene aus "Alien 3". Nur war es dort genau umgekehrt. Es ging nach Oben, hier nach Unten.
Es wäre natürlich unangebracht und irreführend, "Prison" als spannendes Horror-Märchen anzupreisen. Darum ging es selbstverständlich auch nicht. Der Film ist heutzutage als eine Retro-Schlachtplattte anzusehen. Ein Schocker mit gelegentlich feschen Gore-Einlagen, die ein irres Finale vorbereiten, dass wiederum simpel wie effektvoll daherkommt. Und sich daher gut ins restliche Geschehen fügt.
Die Rechnung von "Prison" ist ganz einfach. Ein paar Knastbrüder im muffigen Verließ. Eine unstillbare, unheimliche Macht und viele Möglicheiten, Körper zu durchbohren, zu zerteilen, mit der Stahltür verschmelzen zu lassen und auf anderem Wede leiden zu lassen. Allerdings ist der Film dabei auch wiederum zu ertragen. Trotz FSK-18-Freigabe und mehrjähriger Indizierung. Von daher eine Absage an inhaltliche Substanz und Überraschung. Eine Empfehlung für Freunde beinharten Blutvergießens und abseits gelegener Stättten des Horrors.
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Folgen wir dem coolen Liam Cunningham doch mal ins schottische Niemandsland. Von seinem Zweitwohnsitz Westeros materialisiert sich Cunningham als mysteriöser Six in ein ausgestorbenes Kaff. Ausgerechnet an dem Abend, an dem Nachwuchs-Polizistin Rachel ihren Dienst-Antritt feiert. Ihre neuen Kollegen sind Rachel eh schon nicht ganz sympathisch. Doch was der Fremde namens Six in dieser Nacht im Revier entfesselt, wirkt, als hätte Stephen King das Drehbuch für "Assault - Anschlag Bei Nacht" verfasst.
Nur braucht "Let Us Prey" keine Übermacht, ob dämonisch oder in Gestalt von blutgeilen Gang-Meuten, um die engen Räume der Wache in eine Metzgerei zu verwandeln. Dafür sorgen die bereits Inhaftierten und nicht zuletzt die Gesetzes- Hüter selbst.
Denn hier erleben wir mal wieder einen Horror-Reißer alt-testamentarischen Kalibers. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Cunningham alias Six ist hier nicht aufgeschlagen, um sich den Zellentrakt mit jugendlichen Rasern oder Lehrern, die ihre Frauen verhauen, zu teilen. Nein, in dieser Nacht beherbergt das Revier echte Sünder. Manche sitzen schon ein, andere tragen Dienstmarke und Uniform.
Und natürlich ist es da nicht mit einem Mexican Standoff oder einer Runde Reise nach Jerusalem getan. "Let Us Prey" richtet sich ganz klar an die Fraktion der Hardcore-Liebhaber. Schrott reichert die Blutbahnen an. Körper werden zerteilt. Oder wir dürfen den lebenden Beweis dafür betrachten, dass die Gleichung Gesicht plus Schuh-Poliermaschine zu keinem guten Ergebnis führt.
Es braucht zwar etwas Anlauf, bis "Let Us Prey" richtig die Sau rauslässt. Aber das ist okay. Schließlich könnte es uns doch interessieren, wer hier welche Leichen im Keller verstaut hat. Immerhin besteht ziemlich schnell kein Zweifel darüber, dass sich ein Haufen echter Sünder zusammengefunden hat.
Wobei es noch mehr böswillige Freude bereitet, die Truppe dabei zu beobachte wie sie sich selbst zerfleischt. Allein Rookie Rachel scheint nicht auf der Liste von Seelen-Sammler Six zu stehen. Doch auch sie hat bereits einen Blick in die Hölle werfen müssen.
Was an dieser Stelle auch ganz klar als treibendes Mysterium des Gemetzels hervorgehoben werden muss. Bei "Let Us Prey" geht es doch hauptsächlich nur um die Frage, was der Fremde von der jungen Polizistin mit tragischer Vergangenheit will. Und dabei sollte es nur bedingt stören, dass Six nie preisgibt, ob er in seiner Freizeit in der Chef-Etage die Harfe zupft oder im Keller-Geschoss Schwefel schnüffelt. Wie sich zeigt, sind die Teufel ja schon längst da.
"Let Us Prey" gefällt auch als halbwegs brutal krasser Horror-Thriller mit einem herrlich düsterem Ambiente und eben einer exzessiven Freude an der Lebenszeit-Verkürzung. Wäre ja noch schöner, wenn jeder biblisch geprägte Schlacht-Film seine Antworten mundgerecht vorkauen würde. Alles in allem eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen ich dem großen unheimlichen Fremden echt die Daumen drücke, dass er alle Namen auf der Liste streichen kann.
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Und hier gleich ein paar Gründe, um eine Rast beim "Hexensabbat" einzulegen:
Ava Gardner
John Carradine
Chris Sarandon
Burges Meredith
Beverly D'Angelo
Christopher Walken
Jeff Goldblum
Jerry Orbach
und wer an der richtigen Stelle auf PAUSE drückt, kann Set-Besucher Richard Dreyfuss als Gast-Komparsen ausmachen.
Mchael Winner, hauptsächlich bekannt als der Mann, der Charles Bronson geich dreimal rot sehen ließ, könnte tatsächlich einen der prominent besetzten Horrorfilme überhaupt gedreht haben. Wer jetzt nicht sofort jedem Namen ein Gesicht zuordnen kann, darf ruhig googlen gehen. Es lohnt sich, selbst wenn einige Darsteller nur sehr kurz auftreten.
Aber mal von der Besetzungsliste abgesehen, ist "Hexensabbat" alias "The Sentinel" ein bisweilen überraschend morbider Vertreter der Okkult-Schocker-Welle der Siebziger Jahre. Dabei klingt die Ausgangsage zunächst verdächtig nach einem "Rosemary's Baby"-Abklatsch.
Das hübsche wie emotional arg anfällige Model Alison mietet sich ein Apartment in einem altmodischen New Yorker Wohnhaus. Gruselig ist erst einmal der Mieter des oberen Geschosses. Ein alter blinder Priester, der den ganzen Tag am Fenster wacht. Mit der Zeit merkt Alison aber auch, dass die restliche Nachbarschaft nicht ganz so freundlich und geisitg gesund zu sein scheint. Bis sie erfährt, dass sie und der Prester die einzigen Bewohner des Hauses sind.
Buh!!! Und im Nebenstrang macht auch Chris Sarandon als Lebensgefährte unserer Protagonistin einige beunruhigende Entdeckungen. Wobei auch seine Figur scheinbar ins Visier polizeilicher Ermittlungen gerät.
An dieser Stelle sei unbedingt angemerkt, dass "The Sentinel" nicht bloße Horror-Kost darstellt, die eifrig zusammengetextet wurde. Es handelt sich um eine Roman-Adaption, die durchaus mit ihren Story-Baustellen für ein gewisses Grund-Interesse sorgt.
Das Wort Baustelle wähle ich nicht deshalb, weil die Auflösung etwa enttäuscht. Es lässt sich nur nicht verleugnen, dass ein paar Enden der Geschichte zu lose geraten sind und nicht gleiche Beachtung erfahren. Schließlich versucht der Stoff, mit gleich mehreren dramatischen Facetten der armen Alison zu punkten. Die gute hat nämlich schon zwei Suizid-Versuche hinter sich, erlebte eine verstörende Szene mit ihrem gotteslästerlichen Vater und auch die Beziehug zu ihrem Anwalts-Freund wird von einer Tragödie überschattet.
Was am Ende irgendwie die abgründige Seite der armen Frau verdeutlichen soll, liest sich aber bereits etwas zu unweigerlich komisch. Als wäre der bessere Titel für den Film eher "Anleitung zur Selbst-Zerstörung" gewesen. Ein echter Overkill, der schließlich durch die Gnade Gottes aufgelöst wird. So viel ei verraten.
Doch keine Bange, es wird nicht zu verkitscht symbolisch. Und bis dahin zelebriert "Hexensabbat" das Böse als eine Ansammlung sexueller Verkommenheit, Mord-Lust und körperlicher Degeneration. Tatsächlich gehört der Sabbat auf jede Liste, die sich mit Film-Auftritten Behinderter gleich nach "Freaks" genannt. Laut Internet-Quellen anno 1977 ein echter Aufreger und nicht geringer Anteil am Ruf des Streifens.
Obwohl es schon fragwürdig erscheint, eine Armee der Verdammten aus Menschen zu rekrutieren, die nun mal gleich auffällig sind und leider oft abwertend behandelt werden und wurden. Doch "Hexensabbat" weiß leider auch atmosphärisch nicht viel anderes aufzufahren. Winners Grusler stammt aus einer Zeit, in der noch Beleuchtung und chemische Farbspiele in der Nachbearbeitung die Effekte ausmachten. Nebel fällt ja in New York flach.
Immerhin fegt Spezi und Vorreiter (Urvater?) Dick Smith in einigen Aufnahmen Haut- und Fleischfetzen aus Gesichtern hinweg. Selbst bei sichtbaren Fäden eine hübsche Make-up-Zeitreise.
Aber für wen soll der höllische Schocker nun interessant sein? Na, zunächst für alle, die von Rosemary, dem Omen und Exorzisten nicht genug kriegen können. Und natürlich für alle Nostalgiker. Ein echter Reißer, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt, ist "Hexensabbat" zwar nicht. Dafür geht es hier garantiert nicht um die x-te Niederkunft des Anti-Christen.
Selbst wenn nicht alle aufgezeigen Aspekte am Schluss die gleiche Gewichtung erfahren. Und nicht alles eine Rolle spielt, bleibt "Hexensabbat" ein doch ganz runder Horror-Beitrag.
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Die Zeichen stehen ganz klar auf Zeitenwende. Wir Jungs hatten bisher unseren Shaun, dem wir die Daumen drückten. Und nun können auch endlich die Mädels einer Heldin der Zombie-Apopkalypse zujubeln. Eine, die vielleicht mal unbeholfen wirkt, nicht auf jedem Gebiet superklug ist. Aber trotz aller Schwächen ist Deb, Kamera-Frau eines Lokal-Senders, die wohl beste Gesellschaft für den Industrie-Zögling Ryan. Den der ist bei Leibe nicht mit einem ausgeprägten Überlebens-Instinkt gesegnet.
Beste Voraussetzungen also fürs spaßige Zombie-Abenteuer "Night Of The Living Deb". Einerseits die Wiederkehr uralter Untoten-Klischees wie der Lärm, dem kaum mehr wegdenkbaren Headshot. Andererseits eine Aneinanderreihung wirklich lustiger Rom-Com-Versatzstücke.
Denn wie schon bei "Infestation" (dessen Darsteller Chris Marquette und Ray Wise zurückkehren inteils ähnlichen Rollen) zeigt Autor und Regisseur Kyle Rankin, dass bisweilen Dialogwitz und Einfälle eine kleine Budgetierung wettmachen können.
Wobei "Night Of The Living Deb" natürlich nur dann richtig funktioniert, wenn bereits ein Faible für Gespräche über Marotten, komische Familien-Erinnerungen und Ähnliches vorhanden ist. Ansonsten würde ich sagen, wird der Film schnell zur leicht enttäuschenden Paar-Reise durch Zombie-Stadt. Klar, dass Deb und Ryan viel Zeit damit verbringen, viel darüber zu streiten, warum sie keine gemeinsame Zukunft haben. War ja immerhin nur ein One-Night-Stand, der allen kosmischen Gesetzen zum Trotz stattfand. Aber wir wissen doch alle, wie sich die Sache entwickeln wird.
Was dennoch immer wieder zum Mitlachen animiert, sind die Momente, in denen Deb ihre quirlige Art und ihr Äußeres vergessen macht, weil sie plötzlich doch mehr Grips besitzt als alle anderen im Raum. Deb mag es selbst nicht wahrhaben wollen, aber sie hat wirklich das Zeug zur Heldin.
Aber machen wir uns nichts vor. "Night Of The Living Deb" ist so ein Genre-Film auf dem Sprung. Das Make-up der Zombies ist okay. Nicht überwältigend. Und auch die digitale Trickkiste konnte nicht auf High-End-Niveau zaubern.
Jedoch ist auch eines sicher. Mieser ging es auch schon. So schlecht wirkt der Film nicht. Die Produktion kann dem unaufgeregtem TV-Standard zugeordnet werden. Und überhaupt, muss und kann "Night Of The Living Deb" mit dem Spiel der Hauptdarsteller punkten. Da macht es schon keinen Unterschied, dass sich in manche Zeile auch mutmaßliche Plattheiten eingeschlichen haben.
"Night Of The Living Deb" ist bestenfalls ein Mittelding aus echt dollem Humor und Zombie-Film. Schlechtenfalls ein billig produzierter Spaß aus Romantic-Comedy und Zombie-Film, der sich den ewigen Vergleich mit "Shaun Of The Dead" gefallen lassen muss. Wie auch immer, vielleicht habt ihr eure Freude dran. Wenn nicht, wechselt einfach den Sender.
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Da es zu Halloween auch mal schräg werden kann, gönnen wir uns doch zur Abwechslung mal eine mexikanische Mahlzeit. "Here Comes The Devil" erzählt uns eine Geschichte zwischen Serienmördern, unheimlichen Höhlen und Horror-Kindern.
Weil Papi Felix zu gerne mit Mami Sol im Wagen rummachen will, werden Töchterlein und Sohnemann einfach allein zum Hügel im Wüstennest geschickt, wo die Familie gerade einen Ausflug macht. Nur kommen die Kinderlein nicht von allein von ihrem Erkundungstrip zurück. Erst nach einer schlaflosen Nacht findet die Polizei das Mädchen Sara und den Jungen Adolfo. Bis die Mutter die ersten auffälligen Veränderungen am Verhalten ihrer Kinder feststellt.
Da lockt uns "Here Comes The Devil" noch ein bisschen mit der Möglichkeit eines psychischen Traumas von der Hauptfährte ab. Wäre ja möglich, dass die Kinder etwas Schlimmes erlebt oder zugefügt bekommen haben.
Für das mexikanische Misch-Werk eine Möglichkeit, mit gezielten und plötzlichen Gewalt-Eruptionen zu punkten. Denn das Eltern-Paar besudelt sich tatsächlich die Hände. Im Glauben, ihre Kinder seien tatsächlich kurzzeitig in die Hände eines pädophilen Monsters geraten. Der eigentliche Fokus liegt hier jedoch wieder auf Mexikos tiefer Verbundenheit zum Übernatürlichen. Weshalb "Here Comes The Devil" ja auch wirklich den Beelzebub im Titel beschwören darf.
Bis aber letztlich klar ist (zumindest fürs entsetzte Elternpaar), dass nicht ihre Kinder zu ihnen zurückgekehrt sind, präsentiert uns der Mexiko-Schocker auch einen teils komisch anmutenden Brei. Zu dessen Zutaten Dirty Talk mit Pussys, Schwänzen und Jungfern-Häutchen gehören. Wie auch lesbische Liebes-Spiele und ein Macheten-Killer mit Dämonen-Fratze.
Erst nach und nach – und ich unterstelle das jetzt mal – individuell sehr unterschiedlich motivierter Denkarbeit, zeichnet sich "Here Comes The Devil" ein möglicherweise symbolischer Ansatz zum abstrakten Horror ab. Zumindest machen unter dem Deckmantel von Sex und Gewalt, plötzlich auch die Elemente wie Inzest und Homosexualität Sinn. Vergessen wir mal nicht, dass Mexiko auch stark vom Glauben geprägt ist.
Insofern könnte der geblurrte Auftakt mit den Liebhaberinnen auch schon vorwegnehmen, wie "Here Comes The Devil" erst nach und nach seine wahren Absichten offenbart. Aber dies geschieht auch auf eine sehr eigenartige Weise. Wer zum Beispiel Gang- und Machart von "Wir Sind Was Wir Sind" (in dem "Papa" Francisco Barreiro schon mitspielte) nicht mochte, sollte sich auch hier erst Mut antrinken. Denn auch "Here Comes The Devil" wirkt verschroben, eigensinnig und vielleicht enttäuschend, weil die Erklärung fürs Geschehen sehr banal klingt. Horror-Märchen halt.
Aber bis dahin ist der Film ein durchaus interessantes Wagnis, das Spiel mit Tabus mit Schock-Momenten zu vermischen, die auch Klassikern wie "Der Exorzist" entliehen wurden. Zwar läuft die Sache mit der Suspense, immerhin gibt es in Mexiko auch eine neugierige Polizei, etwas ins Leere. Oder fühlt sich wie das oberflächliche Prozedere einer Law & Order: S.V.U."-Episode an. Doch das Haupt-Thema scheint dennoch von der Frage bestimmt: Was machst du, wenn dein Kind als seelenlose oder böswillige Hülle zurückkehrt?
Selbst wenn "Here Comes The Devil" diesen Sachverhalt nicht so zwingend und beängstigend abhandelt wie "Ein Kind Zu Töten" oder "Das Omen". Der Film ist dennoch wesentlich gemacht als viele Negativ-Rezensionen vermuten lassen. Aber nach wie vor sei eine Warnung angebracht: schnelle und sinnlose Gemetzel sehen anders aus. Ob kluge Köpfchen am Werk waren oder vollkommen abstruse Kunst-Liebhaber. "Here Comes The Devil" funktioniert trotz FSK-18-Siegel eher unterschwellig und ein wenig zeitverzögert. Eigentlich schon kein Durchschnitts-Reißer für zwischendurch.
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Nächster Halt ist das Gipfeltreffen zweier Legenden. George A. Romero und Dario Argento bündelten für "Two Evil Eyes" ihr Talent erstmals seit "Dawn Of The Dead" zusammen. Und das nicht, um irgendeinen Horror-Schinken gut aussehen zu lassen. Beide Heroen huldigten Edgar Allen Poe, dem Meister des literarischen Schreckens.
Na, wenn das keine Aussicht ist. Zumal "Two Evil Eyes" zwei Episoden nach Motiven Poes verbindet. Wenn wir da nur an Romeros "Creepshow" zurückdenken, schlägt selbst das klinisch tote Fan-Herz plötzlich schneller.
Doch, oh weh. Wieder einmal zeigt sich, dass der Ruf eines Filmes, der seines Machers oder seiner Indizierungs-Geschichte, etwas mehr Strahlkraft besitzen als das eigentliche Quell-Material. Sprich: der Film "Two Evil Eyes" ist leider nicht das große Feuerwerk zweier Querdenker und Künstler, deren Impulse einst dem ganzen Genre einen Stempel aufdrückten, dessen Nachwehen noch heute spürbar sind.
Stattdessen zeigen sich die Herren Romero und Argento in durchwachsender Form. Was sich vor allem auch an der erzählerischen Aussagekraft ihrer jeweiligen Storys ablesen lässt. So nutzt Romero Poes "Die Fakten Im Fall Waldemar" lediglich als Grundlage für eine halbwegs schwarzhumorige Abhandlung über Gier, Kabale und die unheimliche Rache aus der Geisterwelt.
Es ist immer noch im Kern die Geschichte eines Todkranken, der im Moment seines Ablebens hypnotisiert wird. Und daher zwischen dem Jenseits und seinem fauligen Körper gefangen ist. Bei Romero ist Waldemar/Valdemar ein sterbender alter reicher Sack, der seinee erheblich jüngere Frau, gespielt von Adrienne Barbeau, emotional, wie finanziell an der kurzen Leine hält. Damit es wenigstens nach seinem Tod etwas Entschädigung gibt, haben die Braut und Valdemars Leibarzt, natürlich ein Ex-Geliebter, einen perfiden Plan ausgeheckt.
Per Hypnose soll der kranke Geizhals die Vermögenswerte überschreiben und notfalls bis zur Abwicklung künstlich am Leben erhalten werden. Wenn der Alte dann nur nicht abkratzen würde und seine Frau und ihren Mitverschwörer vor den Anderen warnen würde, die sich durch seinen Körper einen Weg in diese unsere Welt bahnen wollen.
Am Ende gibt es natürlich kein Geld, das genossen werden könnte. Keinen Ritt in den Sonnenuntergang oder ein verschwörerisches Sich-Zu-Lächeln am Pool. Wie schon in seiner "Creepshow" lässt Romero die Strafe auf den Fuße folgen. Und auch hier ist es natürlich kein Zufall, dass der arme Waldemar/Valedmar nicht rasch zerfallen will. Das wären dann aber auch schon alle Schnittstellen. So abgefahren böswillig und, bei aller Verschrobenheit, auch qualitativ durchaus überzeugend wie "Creepshow" ist diese Poe-Huldigung nicht geraten.
Es fehlt einfach an echtem Biss. Und es schadet dieser (angedachten) Erbschleicher-Farce, dass gerade der größtenteils kaltgestellte Millionär wesentlich besser gezeichnet wird, als die Witwe und ihr Partner. Jedenfalls kann Romero zu Beginn noch mit einer nachvollziehbaren Ausgangslage punkten, bei der sogar die kriminelle Energie der unterdrückten Ehefrau ein Maß an Verständnis weckt. Aber allzu schnell versteift sich der Godfather of the Dead einer simplen Abwandlung seines Hauptwerks.
Und es ist nicht gerade überraschend, dass der untote Waldemar/Valdemar mit seinen "Anderen" (im grauen Ganzkörper-Kondom-Anzug!!!) nicht gerade zur Poe'schen Albtraum-Beschwörung taugt. Dieses Segment ist eher unfreiwillig komisch, als denn wahrhaft sarkastisch und überzeugend erzählt.
Wobei Dario Argento bei seinem Beitrag "The Black Cat" noch schwächer abschneidet. Gerade weil er sich gleich auf mehrere Motive und Erzählungen des Meisters Poe stürzt und zu einem Cocktail zusammenrührt, der durchaus nach Gepansche schmeckt. Nicht nach genussvoller Ideen-Veredelung.
Jedenfalls fällt die Geschichte des unsympathischen Tatort-Fotografen Harvey Keitel nicht so überzeugend inspiriert aus, wie etwas noch "Opera" mit seinen Bezügen zum klassischen Phantom. Obwohl Keitel eine ordentliche Leistung hinlegt, wenn er sich im Wahn verfängt, die zugelaufene schwarze Katze seiner Freundin töten zu müssen. Was letztlich auch zur Ermordung seiner Lebensgefährtin führt, die er, frei nach dem verräterischen Herz, im Haus einmauert. Und mit der Zeit natürlich verrückt wird, weil die Nachbarn tuscheln und schließlich Cops zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt anklopfen.
Bis zum Finale, in dem es immerhin ein herrlich klassiches Spiel mit Kamerafahrten gibt, die Keitels Blicke die Treppe hinauf, zum Leichen-Versteck, gibt, wuselt Argento aber auch mit Elementen herum , die wenig sinnvoll erscheinen. Eine Reihe Morde nach Poe-Muster, mit einer durchgetrennten Frauenleiche, Tom Savini im Gast-Auftritt, der seine Cousine ausgräbt oder eine mittelalterliche Henker-Sequenz? Warum denn nicht, hat doch was mit dem literarischen Genie zu tun. Oder weckt zumindest, vielleicht, die Erinnerung an die alten Roger-Corman-Adaptionen und deren Gothic-Ambiente.
Ist nur alles auch irgendwie halbherzig wie belanglos eingebaut. Und von daher könnte sich Argento auch den Vorwurf gefallen lassen, hier sowohl inhaltlich, wie auch visuell, Welten entfernt von seiner absoluten Glanzzeit zu agieren. Auf jeden Fall beantwortet seine Erzählung nicht die spannende Frage, wie es aussehen würde, wenn der Geist von "Suspiria", "Inferno" oder Vier Fliegen Auf Grauem Samt" auf den guten alten Edgar Allen Poe trifft. Dafür fehlt es einfach an Spannung und bis auf ein paar Momente "fühlt" sich diese Geschichte nur wie ein zweitklassiges Beziehungs-Drama mit blutiger Schlussnote an.
Von daher ist es leider so: "Two Evil Eyes" zeigt zwei Über-Väter des Horrorkinos, die in einem späten Stadium ihrer Karriere, einfach nicht mehr an ihre jeweilige Klasse anknüpfen konnten. Das ist kein Urteil. Und immerhin haben beide später nochmals gezeigt, dass ihnen der Appetit nicht abhandengekommen ist.
Nur ist dise Hommage an Edgar Allen Poe dann doch irgendwo ziemlich egal ausgefallen. Ein bisschen wie eine Finger-Übung, ohne echte Lust oder ausreichend Budget gedreht. Nur einer kommt hier wirklich gut weg. Tom Savini. Der hat mit seinen Leuten einige ansehnliche wie plastische Kreationen vorgelegt. Die dann auch gleich bei den bundesdeutschen Behörden auf viel Gegenliebe stießen. Wie gesagt, der Ruf eines Films ist bisweilen größer als seine Qualität.
Halloween 2016: 666 Stopps auf dem Highway to Hell.
Und bei dieser schaurigen Gelegenheit begeben wir uns auf einen Sturzflug zurück in die Eighties. In die Tage, als Kinder- und Jugend-Abenteuer wie "Die Goonies" oder "Die Nacht Der Abenteuer" wenig platten Humor, Grusel- und/oder Comic-Referenzen und die Möglichkeiten "erwachsener" Tricktechnik-Vorstellungen miteinander verknüpften, ohne die beiden Hälften des Publikums bloßzustellen.
"The Monster Squad" atmet den Geist dieser Tage in jeder Sekunde. Der Film ist ein Old-School-Jugendwerk über den Monsterclub des Vorstadt-Kids Sean. Eigentlich nur ein Rückzugsort präpubertärer Außenseiter, müssen die Mitglieder eines Tage all ihr Wissen und ihre unerprobte Courage aufbringen, als ausgerechnet Sean in den Besitz eines uralten Transcripts gelangt, dass ausgerechnet Graf Dracula persönlich in seinen Besitz bringen will.
Ganz recht, Dracula existiert wirklich. Wie auch seine Kumpel oder bessere Handlanger: die Mumie, der Wolfman, Frankensteins Monster und der Schrecken des Amazonas. Eben jene schickt der Graf los, um Angst und Schrecken zu verbreiten und endlich das Kräfte-Verhältnis von Gut und böse zu seinen Gunsten zu kippen. Und wir alle ahnen, was damit gemeint ist.
Natürlich erweist sich "The Monster Squad" dabei als ein Horror-Spaß, der jüngeren Zuschauern nicht zu viel zumuten will. Aber selbst ohne triefende Biss- oder Schusswunden, platzende Köpfe oder zerfleischte Körper haben "Lethal Weapon"-Schöpfer Shane Black und Genre-Spezi Fred Dekker ("Die Nacht Der Creeps") hier schon einige Schmankerln eingebaut, die an den Grenzen der Alters-Freigabe kratzen. Wie der Wolfman, der sich nach der Dynamit-Sprengung wieder zusammensetzt. Oder der geniale Trick, mit dem die Mumie zum Zerfall gebracht wird.
Da mag es ein paar flache Gags wir den mit der Jungfräulichkeit geben, die erst die Wirksamkeit der finalen Schutzformel zur Verbannung allen Übels garantiert. Aber wer sagt, dass Kids in diesem Alter (vor allem heutzutage) nichts davon verstehen?
Die wahre Würze erhält der Film aber erst durch die Effekt-Arbeit des schmerzlich vermissten Stan Winston, der mit seinem Team für all die echten Horror-Momente sorgt. Ob sich da Untote durch den Boden graben, Dracula von einer Fledermaus in einen Menschen verwandelt, hätte "The Monster Squad" sich nicht auf diese handwerklichen Leistungen verlassen können, wäre wohl das ganze Unterfangen hinfällig geworden.
Wobei natürlich diese Form der Tricktechnik nicht frei von Alters-Erscheinungen ist. Doch auch hier gilt, Old School ist halt etwas ganz anderes als Tricks auf Knopf-Druck. Da mag noch so viel Neues kommen, nichts geht über den Anblick eines "echten" Unterarms, der zu seinem Besitzer krabbelt.
Und an solchen Momenten und Details ist auch der große Spaß-Faktor von "The Monster Squad" festzumachen. Nicht daran, dass die Geschichte irgendwie schwach und vielleicht gar uninspiriert erdacht wurde. Es ist eh nur ein Vorwand, die Monster-Crew der goldenen Universal-Horror-Tage zu versammeln. Dass die Kids selbst ein wenig Charisma-frei oder ohne echtes Profil bleiben? Wie viele Jugend-Filme der letzten zwanzig Jahre hatten nicht das gleiche Problem?
Denn natürlich fällt es schwer, bei all dem ganzen Treiben und Anspielungen, die von den Machern unbedingt eingebaut werden sollten, ihren Protagonisten oder dem Fixpunkt Sean, eine glaubwürdige Kontur zu verleihen. Immerhin bezieht "The Monster Squad" in die Welt der Kinder auch Ehe-Krisen mit ein. Und es ist einer der wenigen Filme dieser Art, bei denen ich feststelle, dass sogar der Holocaust seinen Weg, angedeutet, ins Geschehen findet.
Ansonsten hat "The Monster Squad" einem späteren Monster-Fest eine Sache voraus. Im Gegensatz zu Stephen Sommers vermurksten "Van Helsing" gibt sich dieser Film klar dem Irrsinn hin. Keine große mythologische Untermauerung, warum auch? Hauptsache es gibt Monter und Kids, die über sich hinauswachsen können.
Und wenn Black und Dekker (ich weiß) ihr Jugend-Abenteuer beinahe so angehen, als hätte Sam Raimi "Die Goonies" inszeniert, ist wenigstens leichte Horror-Unterhaltung garantiert. Wie gesagt, die Betonung liegt auf beinahe. So genial ist "The Monster Squad" auch nach fast dreißig Jahren nicht mehr. Aber ich meine, die gruselige Stimmung dagegen kann noch erstaunlich begeistern und irgendwie kann der Film einfach doch noch beglücken.
Er ist zwar kein Werk, dass mit Alleinstellungs-Merkmalen und neuen Impulsen, das Genre entscheidend geprägt hat. Doch wenn ich nur nach Abwechslung frage und etwas suche, dass noch ernsthaft realisiert wurde, kann "The Monster Squad" ruhig zu den besseren Titeln für einen Kürbis-Marathon gezählt werden.
Die Idee klingt nicht schlecht. Aber ich finde diesen Ansatz jetzt nicht so "revolutionär", wie er auf einigen Seiten abgefeiert wird. "300" hatte auch schon ein Sequel, das als Prequel und Parallel-Erzählung fungierte. Außerdem hat "Zurück In Die Zukunft II" den Weg für diese Art von Zeitreise-Abenteuer geebnet, bei denen mal eben bereits absolvierte Ereignisse besucht werden müssen, ohne die Timeline zu verändern. Gespannt bin ich trotzdem, "Edge Of Tomorrow" hat mich schon positiv überrascht. Klang zuerst nach Quatsch, war dann aber a) sehr lustig, b) eine hübsche Invasions-Augenweide und c) mit einem Kniff gesegnet, über dessen (Un)Logik sich stundenweise diskutieren lässt.
Halloween 2016: 666 Stopps auf dem Highway to Hell.
Und unser nächster Halt ist "Aenigma". Womit ich tatsächlich wieder einer Tradition folge die lautet: Mindestens einen Lucio Fulci zum Fest des Schreckens. Leider ist es nicht sein bester Film. Eher eine krude Mischung aus "Carrie", "Patrick" und "Der Schrecken Der Medusa", die eher zu Tode amüsiert, statt echte Grusel-Stimmung zu verbreiten.
Gründe hierfür liefert "Aenigma" gleich zahlreiche: Den Umstand, dass der Schauplatz Boston nicht verhehlen kann, dass hier im damaligen Jugoslawien gedreht wurde. Oder dass das Mädcheninternat gleich auch als Museum herhalten musste und stets geschmacklos kahl eingerichtet wurde.
Passt aber immerhin zu den recht einfallslos gezeichneten Schülerinnen, die hier vom komatösen hässlichen Entlein und Mobbing-Opfer Kathy in den Tod getrieben werden. Lassen wir mal den Umstand, dass Fulci hier entweder dreist kopiert oder sich nur inspirieren ließ, außer Acht. "Aenigma" wirft, für Nicht-Kenner, die weitaus interessante Frage auf, warum dieser Mann eine solche Fangemeinde hat.
Im Gegensatz zu Werken wie "Über Dem Jenseits" oder "Das Haus An Der Friedhofmauer", fehlt es "Aenigma" an einer spannenden Erzählweise, glaubwürdigen Schock-Momenten, noch ein echter erinnerungswürdigen Note. Selbst die Szenen, in denen die Gemälde und Statuen der Austellung teils lebendig werden, entlocken kaum erhöhten Puls-Schlag. Im Gegenteil, sie wirken einfach nur billig produziert.
Dabei ist es durchaus lobenswert, wie sich Lucio Fulci in diesem Fall vom Splatter wegbewegt und dem atmosphärischen Horror zuwendet. Oder es versucht. Trotzdem leidet der Film darunter, eine vermurkste Mixtur aus abgelegten Ideen darzustellen, die teils keinen Sinn ergeben oder plakativ scheinen. So wie die Dialoge der notgeilen und eingebildeten Läster-Schwestern oder die Snoopy- und Top-Gun-Poster an den Wänden.
Überhaupt ist "Aenigma" ein Film, der mir persönlich einfach nur ästethisch hässlich aufstößt. Es liegt wohl an der Einrichtung, den Internats-Uniformen oder dem Fraß (Nackt-Schnecken!!!), der hier serviert wird. Oder an der ausgesucht bleichen Haut von Kathy und ihrer Mutter. Müssen die immer so in die Kamera starren?
Tatsächlich liegt dem Film, in meinen Augen, so ein durchgehend mieser Vibe zugrunde, der beim Design beginnt und sich auf andere fragwürdige Details überträgt. Warum nur hört der Doktor das Herz des toten Lehrers ab? Kann er danach sagen, wann es aufgehört hat zu schlagen?
Oder nehmen wir die Kranken-Schwester, die am Krankenbett von Kathy wacht. Oh, sie hat Angst, weil die Geräte spinnen. Na, warum holt sie denn keinen Arzt? Und wie blind ist sie eigentlich, dass sie nicht bemerkt, dass die Koma-Patientin mittendrin plötzlich lächelt oder die Augen öffnet?
Na gut, dass Können von Fulci blitzt dennoch hier und da, im Ansatz meine ich, auf. Gerade die Aufnahmen durch die Wände hindurch, wenn das Bewusstsein von Kathy von Raum zu Raum schwebt, wirkt atmosphärisch und ausgeklügelter als alle Sterbe-Momente. Und immerhin gelingt es Lucio Fulci an dieser Stelle, nahtlos zur Kamera-Fahrt über Miniatur-Bauten zu wechseln, die wirklich noch liebenswert angefertigt wurden.
Unterm Strich kann dies "Aenigma" dennoch davor retten, als sehr billig wirkendes und auch derart plump geschriebenes Horror-Werk in die Analen eingehen zu lassen. Ein Film, der jeden Kürbis eingehen lässt. So abgefahren die Szene mit den Schnecken auch rüberkommt, so lächerlich ist sie auch. Vom Kriechtier zugedeckt und gefressen? Bäh, und vor allem Buh. Also, wenn schon Horror im Mädchen-Internat, dann doch lieber Argento's "Phenomena".
Halloween 2016: 666 Stopps auf dem Highway to Hell:
Und unsere Station ist "31"!!! Rob Zombies neuestes Werk des Bösen. Eine Hommage ans gnadenlose Terror-Kino, gewürzt mit einer Prise "Sozial-Kritik". "Graf Zaroff – Genie Des Bösen" meets "Running Man" meets "Harte Ziele" meets "The Hills Have Eyes" meets The Chaos Inside Mister Zombie's Head.
Seien wir mal erhlich. Rob Zombie ist einer der umstrittensten Genre-Facharbeiter. Seine Filme pendeln irgendwo zwischen blutiger Koketterie und selbstverliebtem Kunst-Getue. Und ob wir Herrn Zombie in Grund und Boden bashen oder uns nur verwirrt am Kopf kratzen, eines ist wohl jedem klar. Zombie liebt das Böse.
Unter all den Super-8-Einspielern, den musikalischen Referenzen und zuletzt merkwürdiger katholischer Symbolik, genießt er es, Psychopathen und Monster auf die Leinwand oder den Bildschirm zu zaubern, die sämtliche Opfer, in Sachen Charakter-Zeichnung, um Längen überflügeln.
Daher ist es kaum verwunderlich, dass einem auch bei "31" vor allem die Killer-Garde in Erinnerung bleiben wird. Oder anders ausgedrückt: "Haus der 1000 Leichen" hatte Captain Spalding und seinen Filius Otis. "31" hat Doom-Head alias Richard Brake. Einen blutrünstigen Psycho mit überraschend umfangreichen Wortschatz. Einer, der Zigarre pafft und Che Guevara zitiert, bevor er dir Axt oder Klinge in den Leib rammt.
Ist es da noch wichtig, dass es im Film eigentlich um den Überlebenskampf fünf Unfreiwilliger geht, die an Halloween 1976 gekidnappt wurden? Wohl eher nicht. Für Zombie ist die kranke Story des kleinen Schausteller- (und Hobby-Nutten?) Trupps um seine Muse und Frau Sheri Moon lediglich ein Aufhänger.
Spielt es eine echte Rolle, dass Malcolm McDowell als Abziehbild eines französischen Aristokraten und De-Sade-Anhängers über das perverse Treiben wacht? Wer genau sollen er und seine weiblichen Mitstreiter verkörpern? Mal abgesehen vom vornehmen Getue und dem Rätselraten, wie die Chancen für jeden Teilnehmer stehen, wenn der und der Psycho, wie der der Mini-Hitler "Sick-Head", ins Spiel gebracht werden, scheint ihre Anwesenheit nur den Grund für einen ausgefallenen Setting-Wechsel zu liefern.
Ansonsten liefert uns Zombie in "31" teils schon seine gewohnte Mischung aus gefolterten und geschundenen Opfer-Leibern, Geisteskranken und einem Hauch Geschmacklosigkeit. Wie der Nazi-Raum, die eigentlich schon bewundernswert verdorbene Idee, einen kleinwüchsigen Mexikaner als Mini-Adolf auftreten zu lassen. Von den Anspielungen auf widerwärtigen Missbrauch oder Kannibalismus mal abgesehen.
Dabei fällt vor allem auch, dass "31", trotz McDowells Ankündigung von einem Krieg und Hölle, sich inzwischen wie Zombie-Business as usual anfühlt. Trotz aller gezeigten sadistischen Freude am Töten, zermatschter Köpfe und laufender Kettensägen, ist dieser Trip wenig nervenzerrend. Aber Spannung war ja auch noch nie der erste Begriff, mit dem der Name Rob Zombie assoziieren würde.
Vermutlich liegt das auch daran, dass Herr Zombie es auch hier wieder nicht schafft, sein Publikum fürs Schicksal der Opfer-Figuren zu interessieren. Es sollte auch nicht überraschen, dass der Spielausgang in "31" eigentlich schon von vornherein feststeht. Wie gesagt, die wirklich wichtigen Figuren sieht Rob eher in seinen Ungetümen.
Aber warum dann, sollte uns dieses Höllen-Spektakel ohne echte Erklärung, dafür aus vielen Zitaten zusammengetackert, irgendwie interessieren? Eine Frage, auf die sich keine simple Antwort finden lässt. Rob Zombie zeigt sich abermals als schräger "Künstler" mit einem Hang zur morbiden Horror-Unterhaltung. In dieser Vision sind einem die Unschuldigen eigentlich scheißegal. Und irgendwie könnte einem der Gedanke echt Angst machen, dass der Genuss von "31" vielleicht den Mörder in uns allen anspricht.
Oder es zeigt sich nur, dass Rob Zombie wie immer grenzwertig und selbstverliebt seinen Gelüsten fröhnt. Ohne sich einen Kehrricht darum zu scheren, wer wie und warum das zu mögen hat. Diese Haltung kommt einerseits gut, weil Leute wie er echt Eier in der Hose haben. Und wahrhaft keine Kinderfilme abliefern. Es kann aber auch stören, wenn Filme wie "31" vom Blut und (w)irren Dialogen leben, aber sonst kaum Substanz auszumachen ist.
Was auch immer "31" sagen wollte, es irgendwo versteckt unter all dem Make-Up der Leinwand-Psychopathen, dem Dreck des Fabrik-Labyrinths und Zombies Vision des mörderischen amerikanischen Nirgendwo der Siebziger Jahre. Für den kommenden Horror-Marathon durchaus ein Krasse-Scheiße-Kandidat. Aber bitte alle Hoffnung fahren lassen. Denn für seinen Schöpfer typisch, gibt es bei "31" nichts gutherziges. Nur den Zombie-Mix aus Retro-Style, Blut und widerlichen Killern. Eine Weiter-Entwicklung, handwerkliche Raffinesse oder schweißtreibende Augenblicke sind bitte andernorts zu suchen.
Wow, als würde "French Connection" in "District 9", ohne Aliens, spielen. "Zulu" ist ein überraschend stark gemachter Thriller zwischen Cop-Film und menschen-verachtendenem Gemetzel.
Orlando Bloom gibt eine bemerkenswert abgewrackte Performance zum Besten. Forest Whitaker ist klasse wie eigentlich immer. Und alle paar Minuten werden Menschen durchsiebt, zerstückelt und wie Dreck verscharrt.
Natürlich ist es nicht ganz so krass oder hirnlos. Aber "Zulu" zeigt Südafrika nicht nur als eine Nation mit immer noch nicht verheilten Wunden. Sondern auch als ein Reich des schmutzigen und brutalen Todes, dem Straßenkinder und alte Damen anheimfallen können. Da sind nicht nur die Bilder hart (aber noch erträglich), auch der Gedanke daran, wie viel Realitätsnähe so im Szenario steckt, wirkt irgendwie unangenehm nach.
Da ist es schon fast egal, ob "Zulu" nun nicht gerade das Drehbuch mit den meisten Überraschungen parat hält oder das Genre nicht neu definiert. Hauptsache ist doch, dass dieser Kurz-Urlaub im übelsten und brutalsten Morast schonungslos und konsequent unangenehm bleibt. Damit das Flair und der Gestank von Armut- und Reichtums-Ungleichheit, Rassismus und Menschen-Versuchen richtig schön haften bleiben.
Ich will mal ganz ehrlich sagen, dass "Need For Speed" sich wie einer der überflüssigsten Filme der vergangenen Dekade anhört. Junge kann anderen Jungen bis aufs Blut nicht leiden. Dann geht Junge in den Knast und rast durchs Land, um Rache zu nehmen.
Aber, eines wird mir nach knapp über zwei Stunden auch klar: Es ist durchaus möglich, noch andere Filme im Geschwindigkeits-Rausch zu drehen, die nicht die Worte Fast oder Furious im Titel tragen.
So hauchdünn die Story auch ist. Und so dreist zwischenzeitlich "Mad Max" (die Wüsten-Szene), "Death Race" (die Grundidee, ohne Waffen) oder "Vanishing Point" (die Zwischen-Rufe von Michael Keaton am Mic) kopiert oder beliehen werden. Eigentlich hat mich an "Need For Speed" vor allem eines gestört: die Frise von Dominic Cooper. Ist das die Dragonball-Gedenk-Frisur oder hat Cooper wirklich für die Rolle des Son-Goku vorgesprochen?
Na ist auch egal. Denn dafür muss ich zugeben, ist die Besetzung von Aaron Paul schon verdammt gut gewählt. Ist er doch die Art von Tough Guy, der mit normalem Schulter- und Muskel-Umfang durch die Tür passt. Und ein Faktor ist nicht zu vernachlässigen, Imogen Poots und Paul haben eine verdammt gute Chemie. Konnten wir ja schon bei "A Long Way Down" erleben.
Also, mag das Ding platt wie eine Flunder sein. Wenn es ordentlich röhrt und durchaus bei 130 Minuten weiß, wie er seine Geschichte ohne hemmenden Leerlauf erzählt, dann hat "Need For Speed" seine Sache schon irgendwie mehr als gut gemacht.
Puh, Darren Aronofskys Bibel-Epos Extravaganza lässt einem wahrlich kaum Gelegenheit zum Durchatmen. "Noah" ist ein gewaltiges Stück Monumental-Kino, das eine der wichtigsten Bibel-Episoden mit ungeahnten Schauwerten und Story-Auslegungen neu zu bewerten versucht.
Die gefallenen Engel sind gefangen in den unförmigen Körpern steinerner Kolosse und helfen beim Arche-Bau. Die Welt der Kain-Blutslinie ist eine grausame und erbarmungslose Hölle, in der Unschuldige und Hilfose zermalmt werden. In einer Maschinerie aus Krieg, Mords-Lust und industriellen Höllen-Bauten.
Kein Wunder, dass Gott den Erdball von dieser Schande reinigen wollen würde. Aber jetzt kommt's, ist der Held der Erzähung wirklich so besser? Russell Crowe muss sich zumindest den Vorwurf gefallen lassen, den irrsten Noah der jüngsten Kino-Geschichte zu geben. Komische Frisuren inklusive.
Noah verfällt in dieser Erzählung ja wohl eindeutig dem Wahn, als einziger auf Erden Gottes Willen deuten zu können. Was ihn bei der Flut zum Richter über den Rest der Menschheit macht. Und dann noch dazu treibt, die Nachkommenschaft seines Sohnes töten zu wollen.
Mag sein, dass hier die biblische Erzählung Punkt für Punkt zitiert wird. Aber selbst, wenn dem so ist, mutet "Noah" zwischenzeitlich wie die Beobachtung eines verblendeten Fanatisten an. Natürlich auch eine Deutungs-Möglichkeit. Oder eine stumme Warnung, dass Leute, die ohne eigenen Aktionismus an Weissagungen und Vorzeichen glauben, ihre Selbst-Bestimmung aufgeben und glatt am eigentlichen Zweck ihrer Existenz vorbeischießen.
Eines fällt an Aronofskys Vision aber auch. Der Film selbst ist eine großspurige Erzählung, die Bibel-Geschichte ein für alle mal aus der seichten Fernseh-Welt mit bunten Gewändern und geleckten Lehm- und Stein-Wänden herausholt. Aber über ein gewisses Stadium will "Noah" auch nicht herauswachsen. Mal ist das vielleicht tiefgründig angedacht, doch lassen gerade die Dialog-Zeilen zum Schluss über den Sinn und Unsinn der Flut rätseln. Und wieso kann Noah bei seinen Enkeln plötzlich Liebe fürs Menschen-Geschlecht empfinden, wenn er davor tausende oder Millionen von Kindern und Babys in den Wellen sterben ließ? Waren die alle etwa böse, dann widerspreche er seinem eigenen Urteil.
Immerhin sucht "Noah" in breiten Landschaften, mit denen seit "Der Herr Der Ringe" ja inzwischen jeder feuchte Fantasy-Furz aufwartet und CGI-Stürmen nach echtem Elend, Blut, Schlamm und Schmerzen. Während es trotzdem immer wieder einfache Erklärungen hagelt. Siehe das Einschläfern der Tiere.
Nun ja, letzten Endes führt wohl alles zu folgender Feststellung: "Noah" vermengt viele Interpretationen und State-Of-The-Art-Budenzauber. Einen festen Standpunkt will Darren Aronofsky dann dennoch nicht so recht einnehmen. Wahrscheinlich mischt sich in der Erzählung über die Entstehung der Welt daher auch Evolutions-Lehre und Kreationismus. Es soll ja nichts ausgeschlossen oder vernachlässigt werden.
Weswegen ich eher dazu tendiere, den gleichnamigen Comic zu empfehlen, an dem Aronofsky mitgewirkt hat. Dort wirkt die Balance aus biblischen und reinen Fantasy-Elementen wesentlich besser ausgereift.
Für die einen ist es der längste Werbefilm der Welt. Für die anderen das bunteste, wildeste und überbordendste Animations-Meisterwerk der letzten Jahre.
Sicherlich ist "The Lego Movie" eine ungeniert ausgenutzte Werbefläche für das berühmteste Steck-Baustein-System der Welt. Aber Lego ist ja nicht nur irgendeine Marke. Es ist eines der langlebigsten und kreativsten Spielzeug-Konzepte des 20. Jahrhunderts. Daher war ein Film wie dieser quasi überfällig.
Und trotz bekannter Versatzstücke wie der Prophezeiung von dem Einen, dem Besonderen und der drohenden Verkraglelung der Welt, bietet "The Lego Movie" auch einen überraschend berührenden Kern. Mit seinem Ausflug ins Universum von dem Großen Mann da oben, der nur Business und Perfektion kennt und sich dank seines Sohnes den eigentlichen Verwendungszweck der bunten Steinchen wiederentdeckt.
Etwas dick aufgetragen? Na und? Die Botschaft ist eine universelle und mindestens ebenso unsterblich wie das Konzept der Stecksteine. Und außerdem werden bei "The Lego Movie" derart viele, fast unzählige Ideen aufgefahren, dass eine solche emotionale Note schon dabei hilft, dass hier nicht zum pop-kulturellen Kreativ-Amok-Lauf-Bilder-Sturm verkommen zu lassen.
Wer hat außerdem bestimmt, dass sich nur bei den Kollegen von Pixar Tiefgang und Augenfutter harmonisch miteiander vermengen lassen? Aber egal. "The Lego Movie" punktet auf der ganzen Linie. Selbst dann, wenn der große Nörgler in mir meint, die Fraktion der FSK-0-Freigabe wird sich etwas übermannt fühlen vom Farb- und Bilderrausch und den ganzen Einlagen von Superman, Gandalf, den Turtles und wer noch so auftaucht.
Dafür kennt der Spaß im richtigen, erfahren Alter (Wo jeder die Anspielungen kennt und versteht) genau richtig. Und erst dieser Hintersinn bei der Gehirn-Wäsche und Dauer-Berieselung in Emmets Heimat. Das ruft ja geradezu nach Revolution.
Und die da darf ruhig kommen, wenn es darum gehen sollte, seine Kreativität mit Hilfe von Lego-Steinen zu entfalten und vollkommen neue Welten, Erfindungen und was sonst noch dazu gehört, zu gestalten und zu bauen.
In diesem Sinne ist das Versprechen, das Emmet hier all seinen Mitbewohnern macht, ja auch das eine Versprechen und der Leitgedanke, der unsichtbar auf jeder Lego-Packung zu finden sein sollte. Ist dick aufgetragen? Ja, aber es steckt auch eine große Portion Liebe in diesen Sets.
Auf zur Rettung der Niedlichkeit!!!
Bei ihem ersten Alleingang begeben sich Rico, Skipper, Kowalski und Private endlich mal auf die Spuren ihrer großen Agenten-Kollegen. Immerhin hat es jemand ganz gewaltig auf sie und ihre Pinguin-Artgenossen abgesehen.
Und das Ziel-Publikum für dieses Abenteuer ist ganz klar am unteren Ende der Alters-Pyramide auszumachen. Aber hey, wer sich für kurzweilige und actionreiche anderthalb Stunden einfach nie zu alt fühlt, wer sowieso auf Animations-Spektakel steht oder einfach Fan der Pinguin-Truppe ist, kann hier gar nicht allzu falsch liegen.
Natürlich ist "Die Pinguine Aus Madagascar" eine kurzweilige Angelegenheit, die unsere Helden einmal um den halben Erdball jagt und sich weniger um figurenbetonten Tiefgang kümmert. Jedenfalls lernen wir nicht allzu viel neue Züge an unseren Helden kennen. Aber das kann in diesem Fall auch ruhig der restlichen "Madagascar"-Truppe überlassen werden. Schließlich haben Private und Co. auch schon mehrere Staffeln TV-Abenteuer hinter sich bringen dürfen. Der Kino-Ausflug knüpft quasi genau da an.
Nur eben ist alles etwas größer, besser und detailierter animiert. Selbst wenn kein zuküntiger Klassiker dabei heraussprang oder alles etwas zu oberflächlich wirkt. Den Pinguinen wurde immerhin keine Belanglosigkeit wie "Kleine Haie, Große Fische" angeheftet. Der war zwar voller Zitate, aber auch nur leidlich amüsant.
Mit "Die Pinguine Aus Madagascar" trifft DreamWorks den Ton schon eher. Weil der Spaß rein für die junge Zielgruppe konzipiert und nicht mit (nur manchmal) passenden subversiven Anspielungen unterfüttert wurde. Bei all dem Radau und der teils schnellen Geschwindigkeit werden die Kleinsten nicht überfordert. Und wir Großen sehen einmal, wozu unser teils chaotischer Agenten-Watschel-Haufen alles so fähig ist.
Sicher kein mäkelfreies Unterfangen. Dennoch macht "Die Pinguine Aus Madagascar" auch so manches richtig. Und bleibt dank der parallel laufenden Fernseh-Serie etwa länger auf dem Radar.