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Alle Kommentare von mikkean
Sonntag Abend: Die Nachricht schlägt ein wie eine Bombe. Ich rede mit meinem Vater über große deutsche Schauspieler. Und ich merke, Götz George war für mich schon immer einer der wahrhaft großen.
Warum? Weil er verdammt spielen konnte. Weil er nie über Jahre hinweg den Umweg übers Fernsehen nahm und es sich mit, für uns typisch, fragwürdigen Produktionen bequem machte.
Mein Vater redete von Leuten wie Veronica Ferres. Ich sage: George hatte Talent und zeigte auch bei seiner Rollen-Wahl, dass er Hunger hatte. Das kann nicht jeder Mime von sich behaupten.
Außerdem war George als Schimanski noch einer der Gründe für mich, mal beim Tatort reinzuschauen. Denn schließlich verkörperte er den besten und coolsten Fernseh-Ermittler, den das deutsche TV zu bieten hatte. Nichts gegen Derrick. Und sorry Til, gegen Schimanski kann dein Action-Imitat nur abstinken.
Nun ist Götz George fort und Deutschland ist um eine echte Schauspielgröße ärmer. Traurig, ärgerlich und verdammt typisch für ein Jahr, das uns vieler Helden beraubt hat. Das ist Leben ist schon hart. Nur Schimanski wr härter.
Und selbst als ich dachte: "Da bist du doch inzwischen herausgewachsen!" –
Selbst wenn ich die x-te Ausstrahlung mittlerweile großzügig wegdrückte –
Kaum jemand hat sich seinen Ehren-Platz im deutschen TV-Programm so redlich
erkämpft wie Bud Spencer.
Ob an der Seite von Terrence Hill oder im Alleingang, niemand sonst hat so beherzt Backpfeifen verteilt wie Carlo Pedersoli alias Bud Spencer.
Wir müssen zwar nun Abschied von dir nehmen, aber ich denke Bud, du wirst den Laden auf der anderen Seite schon ganz schön aufmischen.
Mach's gut Bud Spencer.
Manchmal ist die größte Überraschung, dass eben Überraschungen ausbleiben. Als "Kick-Ass" anno 2010 dem Superhelden-Genre die Klöten wegsprengte, war das schon eine kleine Sensation. Oder eine ausgelutschte Geschmacks-Losigkeit. Und allen Hatern und Anhängern des Fan-Volks war klar, dass "Kick-Ass 2" nur eine Frage der Zeit sein würde.
Heutzutage ist das Comic-Kino ja mehr denn je von Marvel und ein bisschen von DC geprägt. Da bleibt die Sprengkraft von "Kick-Ass 2" erwartungsgemäß ein bisschen auf der Strecke. Noch immer hadert David Lizewski mit seinen Rolle als Teil-Zeit-Loser und Teil-Zeit-Held. "Hit-Girl" Mindy versucht es mal als normales Schulmädchen, hat aber das Andenken ihres Daddys nicht vergessen. Und natürlich gibt es da auch noch die tobende Nemesis Chris "Red Mist" D'Amico, der als Motherfucker die Stadt ins Chaos stürzen will.
Bringen wir es gleich auf den Punkt: "Kick-Ass 2" ist ein waschechter Fortsetzungs- Film. Wir erleben die Fortführung der bisherigen Storylines und kriegen gleichzeitig mit den beiden verfeindeten Kostümierten-Armeen auf beiden Seiten (Kick-Ass und Motherfucker), eine typische Steigerung des Masken-Wahnsinns. Trotzdem ist dies zur Abwechslung mal keine Enttäuschung. Im Gegenteil.
"Kick-Ass 2" hält sich engan die Haupt-Elemente der Comic-Vorlage und schafft es sogar, die teilweise extrem übertriebene Gangart der gezeichneten Abenteuer ab- zufedern. Ich bin jedenfalls froh darüber, dass Der Motherfucker der Film-Version nicht das selbe psychopathische Arschloch ist, dass Kinder in den Kop schießt oder am Times Square ein Blutbad anrichten will. In einer merkwürdigen Verdrehung der kosmischen Logik, gefällt mir "Kick-Ass 2" sogar deutlich besser als der Comic.
Dazu trägt vor allem auch der größere Blick auf das Leben von Hit-Girl bei. Obwohl Kick-Ass der Titelheld der Geschichte sein mag, interessiert es dann doch mehr, wie die großartige Chloë Grace Moretz sich anfangs noch mit den High-School-Bitches gutzustellen versucht. Und natürlich merkt, wie beschissen hohl die doch alle sind. Gangster aufmischen macht halt mehr Spaß.
Sogar der Bösewicht darf mitunter bemitleidet werden. Christopher Mintz-Plasse erweist sich abermals als Ideal-Besetzung eines rachsüchtigen Jünglings, der im Verlauf des Films immer mehr die Bodenhaftung verliert. Obwohl er doch auch ein bisschen Verletzlichkeit aufblitzen lässt. Dagegen wirkt der eigentliche Haupt-Darsteller Aaron Taylor-Johnson in seiner Verkörperung mitunter gar etwas zu steif oder routiniert. Aber sorry, "Kick-Ass 2" erzählt eben eine Geschichte mehrerer Helden.
Wer sich mit Motherfuckern, bunten Fummeln und einigen krassen Gewalt-Ausbrüchen anfreunden kann, könnte "Kick-Ass 2" als eine der durchaus angemesseneren Fortsetzungen erleben. Jedenfalls macht der Film storytechnisch nicht allzu viel falsch, wenn wir den Background als Comic-Adaption im Hinterkopf behalten. Natürlich wirken Filme wie diese immer auch wie eine herbe Provokation und ein bisschen aus der Zeit gefallen. Schließlich hat Marvel inzwischen den Standard für massen-taugliche Comic-Streifen sehr weit oben angesetzt. Der Ausflug auf die dunkle Seite von Helden-Stadt wirkt da, als würden von der Shopping-Meile auf den Straßenstrich abbiegen.
Und sicherlich ist "Kick-Ass 2" wie sein Vorgänger, keine allzu kluge Zersetzung des ewigen Strahlemann-Images leuchtender Helden wie Superman und Co. Es ist eine Breitseite, derb und nicht gerade zimperlich. Dass das Sequel den Charme des Originals nicht toppen würde, war eigentlich klar. Dass sich hier Typen und Mädchen in Kostümen gegenseitig die Scheiße aus dem Leib prügeln würden wohl auch. Eine Fortsetzung von "Kick-Ass" war ja von Anfang nicht auf die Konvertierung neuer Fans aus. Wenn ihr darauf steht, ist "Kick-Ass 2" euer Film. Wenn nicht, sucht eure Kicks halt woanders.
Ist ja schon gut. Was gibt es denn besseres, als den Weltuntergang mit deinen besten Kumpels und Unmengen Bier zu verbringen? Höchstens eine Sache: Du drehst gleich einen ganzen Film darüber.
Also zaubert das dynamische Duo Edgar Wright und Simon Pegg zum Abschluss ihrer (Three Flavours) Cornetto-Trilogie "The World's End" aus dem Hut. Eine dieser apokalyptischen Komödien, in der es noch um echte Männer-Freundschaften geht. Und Bedrohungen wie Alien-Invasionen oder Roboter-Doppelgänger-Armeen echt nur die zweite Geige spielen.
Für unseren etwas tragischen und abgehalfterten Helden Gary, den King, kann es denn auch nichts Wichtigeres geben, als sich mit Vollendung der Goldene Meilen, dem großen Kneipen-Marathon im Heimatkaff, ewigen Ruhm zu sichern.
Doch natürlich zeigt uns "The World's End" auch, dass so ein Besäufnis nur eine Flucht vor dem Erwachsenen-Leben sein kann. Ein verzweifelter Versuch, die Uhr zurückzudrehen und sich seiner Verantwortung zu entziehen. Bis es Gary dann auch wirklich dämmert, dass es an der Zeit ist, seinen Mann zu stehen, vergeht dann auch echt ein wenig Zeit. Aber keine Bange, was wäre denn so eine Selbst-Findung schon ohne Unmengen vergossenen blauen Roboter-Bluts?
Der Humor ist also erneut abgedreht und eigenwillig. Aber das ist bei jeder Zusammen-Arbeit von Pegg, Wright und Nick Frost, als besten Buddy des Universums, wohl kaum anders zu erwarten. Trotzdem wäre es eine Untertreibung, "The World's End" als typisch britisch zu bezeichnen. Der Film hat Herz, verbindet Ernst und Komik und ist dennoch so ganz anders als die gewohnt sympathischen Romantik- und Feel-Good- Produktionen von Working Title. Und wer sonst auf der Welt hätte sich einen solchen Invasions-Streifen ausdenken können, bei dem ein zwanghaft Jung-Gebliebener und seine überforderte Crew aus Langweilern die Welt rettet?
Okay, Ben Stiller hat es mit "The Watch" versucht und ist gescheitert. "The World's End" ist jedoch um Klassen besser und ein echtes Unikat. Dafür habe ich dann aber auch gleich zwei Anläufe gebraucht, um den Film halbwegs richtig würdigen zu können. Nicht nur die Besetzungs-Liste ist hier prall gefüllt. Auch bei den Ideen hielten sich Wright und Co. nicht gerade zurück. Nur lassen sie jetzt nicht gleich jeden Einfall sofort auf den Zuschauer los.
Bei fast zwei Stunden Laufzeit findet sich sogar die Gelegenheit, irgendwann echte emotionale Tiefe zu entfalten. Was mit einem Pub-Besuch allein aber umso schlichter gewirkt haben dürfte. Im Gegenzug kann "The World's End" anfangs hingegen ein wenig langatmig wirken. Weil halt nicht jeder Gag sofort "In your Face" gezündet wird. War natürlich auch bei "Shaun Of The Dead" und "Hot Fuzz" bereits der Fall. Manchmal reicht ein Tortenwurf aus, mal macht es erst später im Kopf und im Bauch Klick.
Und generell ist "The World's End" ein filmisches Unikat, dass einfach auf die Erwartungs-Haltung als nächster Genie-Streich oder großer Trilogie-Abschluss pfeift und sich ganz der eigenen Story und ihren Charakteren widmet. Mag sein, dass hier der Eindruck entsteht, Wright, Pegg und Frost würden sich hier ein bisschen zu sehr selber abfeiern. Vielleicht stimmt das auch. Immerhin sprudeln die drei Cornetto-Teile jeweils vor genialen Einfällen und noch genialeren Gags über. Selbst wenn "The World's End" im Vergleich zu "Shaun" und Hot Fuzz" etwas abfällt, eine solche Trilogie kommt auch heutzutage nicht jede Woche daher.
Unfassbar und unerklärlich. 27 Jahre ist kein Alter. Anton Yelchin ist einfach so von uns gegangen. Ein viel versprechendes Talent, das sich von einigen markanten Auftritten im TV übers Indie-Kino in unsere Herzen schlich. Bis hin zu den Rollen in Abrams "Star Trek"-Neuauflage oder "Terminator: Die Erlösung".
Yelchins Filmografie liest sich beeindruckend vielseitig und lässt – leider erst jetzt nachträglich – einige Titel vormerken. Verdammt, wer denkt denn schon daran, dass ein aufsteigender Stern derart plötzlich erlöschen könnte?
Wenn ich die derzeit bekannten Fakten zum Tode Yelchins lese, bin ich einfach nur ... geschockt, vor den Kopf gestoßen und baff. Wenn ich dann an seine Rolle in "Odd Thomas" zurückdenke – der Held mit dem Draht zum Jenseits – kriege ich irgendwie eine Gänsehaut.
Ich kann nur sagen: Mach's gut Anton. Dein Abschied ist ein viel zu früher. Danke für die gemeinsame Zeit.
Drogen-Ermittler Zhang Lei und seinem Team geht scheinbar ein richtig dicker Fisch ins Netz. Ihr jüngster Gefangener Choi bettelt geradezu darum, mit seinem Wissen der Todesstrafe zu entgehen. Und tatsächlich scheint Zhang endlich in die Nähe des ominösen Drogen-Bosses Onkel Bill zu gelangen. Der gute Bill entging bisher noch jeder Verhaftung. Aber dank Chois Infos, könnten sich Zhang und sein Team beim Geschäft zwischen Bill und dessen neuen Verteiler einklinken. Wenn denn Choi auch mit der ganzen Wahrheit rausrückt und nicht vielleicht sein ganz eigenes Süppchen kocht.
Johnnie To bastelt auch weiterhin munter weiter an der perfekten Filmografie. Sein "Drug War" ist ein ebenso kompromissloser wie doppelbödiger Action-Krimi. Wobei hier nicht im Minutentakt Shootouts veranstaltet werden, um den Bodycount in die Höhe zu treiben. To gestaltet den Weg zum Finale vielleicht gemächlich, aber doch mit ruhiger und sicherer Hand. Captain Zhang und seine Truppe dürfen noch echte Ermittlungs-Arbeit leisten und sogar Charade mit den beteiligten Parteien spielen.
So gibt es gar einige komische Momente, wenn Zhang bei jedem Vertrags-Partner in eine neue Rolle schlüpft. Das ist nicht platt lustig und trotzdem irgendwie irre. Weil Haupt-Darsteller Sun Honglei in seinem Spiel ansonsten kaum mit der Wimper zu zucken scheint. Aber auch Details wie die taubstumme Killer-Garde oder der menschliche Lachsack Haha verleihen "Drug War" kleine Tupfer sanfter Skurrilität.
Diese Sprenkler sind aber stets willkommen, denn der Krieg gegen die illegalen Substanzen zeichnet sich sonst durch seinen eisernen Ernst aus. Da wird angespannt abgehört und über jedem Treffen hängt die Anspannung, dass bald die Tarnung auffliegt. Beinahe schon wirkt "Drug War" wie eine Verbeugung Johnnie Tos vor "French Connection". Immerhin nimmt Action in diesem Film einen relativ kleinen Raum ein. Eher geht es um die Bemühung, Onkel Bill endlich in greifbare Nähe zu locken.
Dass am Ende doch ein Blei-Gewitter übers Spielbrett fegt, ist auf dem ersten Blick vielleicht sogar etwas verwirrend oder hektisch angeheftet. Schließlich sind plötzlich alle bedachten Handlungen dahin. Doch auch hier kippt "Drug War" nicht einfach so ins hirnlose Ballern. Bei der finalen, gnadenlosen Auslese zeigt eine der Haupt-Figuren schließlich doch noch ihr hässliches, wahres Gesicht. Und wo sonst, als denn im Hong-Kong-Kino, könnte so ein Blutbad an einem (un)passenderen Schauplatz (Stichwort: Schulkinder) stattfinden?
Kurzum: "Drug War" sei allen herzlichst empfohlen, die auf starkes Crime-, Cop- und Gangster-Kino stehen. Filme wie dieser zeigen uns deutschem Publikum, wie Polizei-Arbeit, auch ohne "Stirb Langsam"-Karacho-Format, packend und intensiv auf Zelluloid (oder digitalen Speichermedien) gebannt werden können. Nach "Drug War" wirkt der "Tatort" wie ein müdes Kaffee-Kränzchen.
Jahrzehntelang war es ruhig in Texarkana. Jenem verschlafenen Kleinstadt-Nest, welches die Grenze zwischen Texas und Arkansas markiert. Und in dem es selbst 2013 so ausschaut, als wäre die Uhr irgendwann mal stehen geblieben. Aber dann macht der Horror-Express doch plötzlich hier wieder halt. Gerade amüsiert sich die Land-Jugend im Auto-Kino über "Der Umleger" von 1976, da greift das auferstandene Phantom seine ersten Opfer an. Die Jami wird nur verschon, um eine Botschaft zu verkünden: Dies war nur der Anfang.
Und schon sind wir mittendrin in der öffentlichen Panik und grenzenloser Furcht.
Da kommst du gar nicht mit dem Trauern hinterher, so schnell türmen sich die Leichen. Nur gut, dass dem leitenden Ermittler Lone Wolf Morales der Film von Charles B. Pierce als Anhaltspunkt dient.
Ja, genau. "Warte, Bis Es Dunkel Wird" von Alfonso Gomez-Rejon ist nicht nur irgend so ein Remake. Die Neuauflage spielt in einer Welt, in der sowohl die Mord-Serie von 1946, als auch deren filmische Aufarbeitung im Jahre 1976 stattgefunden haben. Eigentlich eine klasse Idee, denn so nähert sich das Update, mit seiner Michael-Myers-Schreckensgestalt, irgendwie auch dem selbst-ironischen Acker von "Scream" an.
Cops, die sich einen Ur-Slasher anschauen, um eine Ahnung zu haben, was als nächstes passieren könnte. Hat schon was, diese Vorstellung. Natürlich sind dann auch die Morde des Phantom-Killers quasi Remakes der alten Taten. Nur wirken sie etwas besser und lassen, in ihrer härteren Gangart, die skurrile Momente des Originals noch altmodischer aussehen. Zumindest der Trompeten-Mord ist 2014 wesentlich fieser und auch sonst darf sich das Phantom spürbar kräftiger austoben. Wir sind ja alle schon große Kinder und daher einiges gewöhnt. Da stecken wir es doch weg, wie der Killer mit abgeschlagenem Kopf gegen ein Fenster klopft.
Immerhin bringen die Morde ja auch reichlich Leben in die Bude. Beziehungsweise das alte Texarkana. Dort, wo die Schaufenster der Geschäfte wie die Fassade eines Trödelladens aussehen. Oder selbst die Heldin Jami (Addison Timlin) Kleidung trägt, die wohl schon ihre Mutter und Oma in Jugendtagen hip fanden. Bei "Warte, Bis Es Dunkel Wird" gibt es also neues Blut-Vergießen in alter Kulisse. Nicht die schlechteste Idee.
Überhaupt haben sich Regisseur Alfonso Gomez-Rejon und sein Team, dem auch Ryan "American Horror Story & Glee" Murphy angehörte, einige gute Geistesblitze und Handgriffe einfallen lassen. Die Atmosphäre ist überzeigend düster, das ländliche Setting mit der verlassenen Hauptstraße und den abgelegeneren Schauplätzen versprüht mehr Charisma als die gewohnten Locations des Genres (die leere Irrenanstalt, die oft bemühten Wälder).
Tja, wenn denn nur "Warte, Bis Es Dunkel Wird" nicht der millionste Slasher-Film wäre. Oder er das Glück gehabt hätte, damals, kurz nach dem ersten "Scream", gedreht zu werden. Das Spiel mit der Meta-Ebene und realen Vorbildern hätte bei der damaligen Slasher-Renaissance vermutlich höhere Wellen schlagen können. Okay, heutzutage auch. Slasher sind momentan nicht das Ding der Stunde, aber neun von zehn berufen sich allein auf den Mythos des Regelwerks. Nicht auf wirkliche Ereignisse. Ist wohl denn auch mehr so ein "Amityville"-Ding.
Aber ob Fakt oder Fiktion, "Warte, Bis Es Dunkel Wird" ist auch so ein recht vergnüglicher Genre-Vertreter geworden. Größere Überraschungen bleiben zwar aus, aber wer hätte damit schon gerechnet. Was zählt ist, wie dieses eine Remake unter Dutzenden es schafft, sich mal erzählerisch dem Ton des Originals anzugleichen und dann wieder härtere und schnellere Spitzen aufzugreifen. Bei diesem Stelldichein der langsamen und hektischeren Phasen, sind selbst Längen nicht unbedingt auf eine Ideenarmut zurückzuführen. Einfälle gibt es genug, gerade zum Finale hin.
Was dann wirklich nur schmerzt, ist die deutsche Synchron-Arbeit. Wer da die Lauscher spitzt, hat vielleicht fürh genug eine Ahnung, wer sich hinter der weißen Maske verbirgt. Aber was soll's. Ist auch nicht das erste Mal. Bis dahin ist "Warte, Bis Es Dunkel Wird" eine der besseren Neuauflagen. Zur Genre-Wiederbelebung hat es zwar nicht gereicht. Dafür wird dem Geist des Originals gehuldigt, anstatt den Namen der Vorlage nur zu klauen. Vielleicht ist "Warte, Bis Es Dunkel Wird" nicht der ganz große Wurf, aber irgendwie zeigt sich auch im direkten Vergleich mit dem Vorgänger, dass der x-te Slasher-Auswurf gar nicht so uninspiriert und belanglos vor sich hindümpeln muss.
Samuel Z. Arkoff presents: DIE STADT, DER ES VOR DEM SONNENUNTERGANG GRAUTE. Wtf? Ja, sicher, diese deutsche Übersetzung hätte anno 1976 sicherlich keine Scharen ins Kino gelockt. Da musste schon was Griffigeres her. Etwas mit Schmackes. So wie der damalige Verleih-Titel "Der Umleger". Der macht ja schon irgendwie klar, dass es hier nicht um fröhliche junge Menschen geht, die singend und tanzed durch die Wiesen laufen.
Nee, bei "The Town That Dreaded Sundown" rennen sie nur um ihr Leben. Wenn sie denn weit genug kommen. Denn der Phantom-Killer kennt Gnade und macht selbst vor der Haustür nicht halt. Horror-Fans seien trotzdem gewarnt. Bei dieser wieder-entdeckten Perle könnten sie eher eine Enttäuschung erleben.
Nicht, dass Charles B. Pierce Proto-Slasher auf die genre-typischen Versatz-Stücke und verzichten würde, die John Carpenter, kurz darauf mit "Halloween", endgültig zum testamentarischen Regelwerk aller maskierten Serien-Schlitzer formulieren sollte.
"The Town That Dreaded Sundown" funktioniert dennoch ein wenig anders als die meisten Horror-Filme dieser Sparte. Die Geschichte des Phantoms, das Pärchen auf abgelegenen Knutschplätzchen nachstellt, hat nämlich ein reales Vorbild. In der Tat versetzte ein Unbekannter das Grenz-Städtchen Texarkana im Sommer 1946 in Angst und Schrecken. Und Regisseur Charles B. Pierce und sein Team dachten sich wohl: Wieso nur einen billigen Schocker drehen, wenn wir es als Quasi-Doku der Ereignisse verkaufen können?
Ein wirklich interessanter Schachzug, der sogar im Abstand einiger Jahrzehnte noch über genügend Strahlkraft verfügt. Stellen wir uns doch mal vor, jeder Slasher wäre mit Datums-Einblendung und Erzählstimme ausgestattet worden. ("Hier sehen wir Jason Vorhees, der sich keuchend atmend dem Zeltplatz nähert. Er hat das kopuliernde Teenie-Pärchen als Opfer auserkoren. Die Mordwaffe seiner Wahl ist abermals die verlässliche Machete.") Und jeder Slasher würde 1946 spielen.
Bei "The Town That Dreaded Sundown" bedeutet dies vor allem, dass das mörderische Treiben und die Ermittlungen der Polizei, durch Off-Kommentare fast schon protokolliert werden. Obwohl der Phantom-Killer die Handlungen vieler Epigonen vorgwegnimmt, mutet der Film dadurch weniger wie ein Slasher an. Die beratenen Gespräche des Texas Rangers Lone Wolf (gespielt von Ben Johnson) mit der Polizei, machen aus diesem Film schon eher die Kino-Version von "Aktenzeichen XY Ungelöst".
Und ähnlich wie bei Wes Cravens "The Last House On The Left", gibt es bei den Bemühungen, das Monster zu fangen, Ausrutscher in den Slapstick. Wie die Episode mit den verkleideten Polizisten in Frauenfummeln. Oder die grausigen Fahrkünste des leicht trotteligen Cops Benson (den Regisseur Pierce höchst persönlich verkörpert). Diese Ausflüge sind aber auch wiederum wichtig. Denn "the Town That Dreaded Sundown" kann sich selbstverständlich in Sachen Horror nicht mit anderen Genre-Spröslingen messen.
Dafür sind die Mordszenen nicht unheimlich genug. Sie sind eher platt oder einfach nur zu direkt. Phantom schleicht sich an, überfällt die Leute und versucht sein Glück mit Messer, Revolver oder Trompete. What? Richtig gelesen, eine Trompete wird zum Mord-Werkzeug. Sehr skurril diese Szene. Andererseits wirken die Morde auch deshalb überholt, weil der Todes-/Überlebens-Kampf der Opfer einem späteren Publikum immer etwas realitätsfern vorkommen muss. Dieses Heulen und Flehen. Keinerlei Gegenwehr beim Anbinden. Da überzeugt es schon mehr, wenn das Phantom einen Ehemann durchlöchert oder munter auf die männliche Begleitung einprügelt.
Alles in allem wird "The Town That Dreaded Sundown" weniger zu einem spannenden Vorläufer-Modell der späteren Horror-Welle. Es ist ein Hybrid aus Tatsachen-Vorbild, etwas antiquierten (oder unbeholfeneren) Schock-Momenten und ein kleiner Brise Mystery. Immerhin nimmt auch dieses Original von 1976, wie sein Remake, die Legenden-Werdung der Phantom-Morde vorweg. Da braucht es ncht unbedingt die finale Demaskierung. Lieber zeigt uns Regisseur Pierce, wie sich das plötzliche Abklingen einer Terror-Welle das Bewusstsein der Anwohner nachhaltig prägt und verunsichert.
Trotzdem bleibt "Der Umleger" ein manchmal obskures Unterfangen, das sich vorrangig mit seinen Oldtimer-Autos, den Humor-Spränklern und einem langsameren Erzähltempo von so ziemlich jedem anderen Slasher-Film unterscheidet. Nur eine echte Handschrift oder Alleinstellungs-Merkmale, wie sie vor allem Carpenter oder Craven in Sachen Atmosphäre später aufzeigten, lassen hingegen nur marginal ausmachen. Da mögen Aspekte wie die Psychoanalyse oder damalige Hysterie ganz kurz vorkommen, den echten Legenden-Status streift der Phantom-Killer dann doch nur. Ganz knapp daneben und doch vorbei.
Okay, okay. Lassen wir mal dir das Schelten des ganzen Remake- und Reboots-Wahns der letzten Jahre. Hollywood so scheint es, hat es sich wirklich etwas zu einfach gemacht und wirklich schlimme Entscheidungen durchgewunken. Im Glauben, dass ein Publikum aus blinden Nostalgikern und devoten Fan-Boys und -Girls, sich schon nicht am Wiederkäuen ausgehöhlter Konzepte stören wird. Oder dass wir jeden Film zum Erfolg machen werden, der scih lediglich mit einem großen Namen brüstet und ein ehemals starkes Konzept gnadenlos zerfleddert.
Doch es gibt auch Lichtblicke. Auf eine überflüssig und überraschungsarme Neu- Auflage von "Total Recall" oder einem "Robocop", der als filmgewordene Majestäts-Beleidigung den Geist eines Klassikers quasi verhunzt – solchen Blamagen folgt plötzlich ein guter "Planet Der Affen".
Ich bin ja noch mit den ZDF-Ausstrahlungen der Original-Serie großgeworden. Habe damals große Augen bekommen, als die Affen plötzlich Menschen ausstopften oder die Mutanten-Menschen ihre Kappen und Masken abnahmen. Mit den Jahren verstand ich sogar die gesellschafts-kritischen Untertöne und Motive der Filme immer besser. Und die ursprüngliche Make-Up-Leistung bei der Umsetzunge der Affen ist selbst nach fast fünf Jahrzehnten immer noch beeindruckend.
Einzig das Ausmaß der Erzählung, fünf Filme und dann noch die TV-Serie, finde ich etwas zu lang. Denn irgendwann ist klar: Affen und Menschen könnten sich die Erde teilen, aber es wird immer welche geben, die das anders sehen. Schon klar.
Nehmen wir uns jedoch den Augenblick, um zu würdigen, was "Planet Der Affen – Revolution" geglückt ist. Die wesentlichen Erkenntnisse der Ur-Saga nach dem Vorgänger "Prevolution" zu formulieren und im Prinzip fünf Filme nachzuerzählen. Gar nicht schlecht. Die Menschen sind nicht von der Bombe weggefetzt worden, sie wurden durch eine Pandemie nahezu ausgemerzt. Und Ober-Affe und kluger Kopf Caesar führt sein Volk in ein neues goldenes Zeitalter.
Bis unseren haarigen Protagonisten doch plötzlich humane Überlebende über den Weg laufen. Ausgerechnet Gary Oldman hat sich "Land Of The Dead" zum Vorbild genommen und in einem Wolkenkratzer eine Kolonie gegründet. Ausgerechet deshalb, weil Oldman, wie quasi jede menschliche Figur im Film, von Verlusten gezeichnet scheint und leicht in ein etwas stereotypes Verhaltensmuster verfällt.
Überhaupt ist "Planet Der Affen – Revolution" ein Film, in dem unerschütterlicher Glaube an Hoffnung und Gutmenschtum auf ihre natürlichen Gegen-Strömungen Hass und Zwietracht treffen. Oder auch: die ewige Dummheit gegen die Vernunft. An sich zeigen die Handlungen aller behaarten und unbehaarten Charaktere, wie leicht es passieren kann, dass sämtliche Schotten dichtgemacht werden und nur noch die bloße, gewalttätige Emotion das Geschehen steuert.
Klingt philsophisch, ist aber halt auch Hollywoods Variante gewaltiger Blockbuster-Unterhaltung. Ergo, sind die Bilder und die Umsetzung der Affen-Charaktere sehr viel bemerkenswerter als der Story-Verlauf. Die Geschichte vom Aufeinander-Treffen Caesars und des menschlichen Utopisten Malcolm, steht in bester "Affen"-Tradition. Wirkt wiederum auch schon wie zu oft gesehen. Ob innerhalb der vorangegangenen Reihe oder in anderen Story-Konstrukten. "Planet Der Affen – Revolution" funktioniert auf beinahe jeder Ebene wie aufs sprichwörtliche Uhrwerk abgestimmt.
Was gar nicht, überhaupt nicht schlimm sein muss. Niemand hat gesagt, dieser Film sei ein schlechter Blockbuster. Im Gegenteil. So viel Hintersinn und Humanität weist heutzutage kaum noch ein "Spektakel" auf. Jedenfalls in dieser Ausprägung. Ich will auch gar nicht sagen, dass dieteils anrührende Einführung in die innere Familien-Struktur der Affen schlicht oder platt gestaltet wurde. Die Affen sind teilweise besser ausgearbeitet als die Menschen.
Einzig allein die sehr geradlinige Handlung bietet weitaus größere Spielräume, die gegenüber des Emotionsgehalts (Krieg und Überfall, Internierung, der blutrünstige Koba, Caesars kranke Frau) das nachsehen hatten. Vielleicht erscheint es auch etwas zu rührselig, dem Film ein Affen-Happy-End zu geben und den großen Krieg auf den nächsten Teil zu schieben. Dabei hat Caesar schon ganz recht. Der Krieg ist schon längst ausgebrochen und natürlich haben die Affen sehr viel Blut vergossen. Aber dieser Film ist auch wiederum nicht die Hardcore-Variante von "Platoon".
Nur scheint "Planet Der Affen – Revolution" über mehr Herz als denn inhaltlichen Mut zu verfügen. Wie auch die vorhersehbaren irrsinnigen Fehl-Entscheidungen der Figuren, ist auch die Story, neben dem "I-Am-Legend"-Urwald-Look der Stadtruinen, etwas zu altbekannt ausgefallen. Mal glaubhaft, mal etwas abgestanden. Einen Sieg trägt der Film dennoch davon: Er ist eine gute Fortsetzung und schlägt sich besser als Tim Burtons Affen-Theater.
Sind Fussballer unsere neuen Götter? Diese Frage prangte mal auf dem Plakat einer krichlichen Organisation. Was mir auch schnuppe und totaler Quatsch ist. Sportler als lebendige Götzen? Die Bundesliga als neuer Gottesdienst? Selten so gelacht.
Es gibt aber immer wieder Menschen, für die ich wirklich echte Achtung empfinde. Schon seit den Tagen, in denen ich nur kleiner Hosenscheißer war. Muhammad Ali war solch ein Mensch. Mehr als ein sportlicher Leistungsträger, vor dessen Titeln ich mich gefälligst in den Staub zu werfen hatte. Dafür stand der Name Ali einfach fürso vieles mehr.
Für das Recht, sich seinen eigenen Namen zu erwählen. Den unfreiwilligen und mörderischen Dienst am Vaterland standhaft zu verweigern. Bei Muhammad Ali schien die Show im Ring mal das eine. Die wichtigsten Kämpfe trug dieser Mann ja eh außerhalb der Arena aus.
"The World's Greatest" ist seit jeher auch nicht allein der Legenden-Name eines ewigen Titel-Gewinners und Ersten auf allen Besten-Listen. Der Name Muhammad Ali stand schon immer, so lange ich zurückdenken kann, für einen Mann, der aller Ungerechtigkeit den Krieg erklärte, aber auch Brücken schlagen wollte. Später Aussöhnung nicht ausgeschlossen.
Und dennoch ist Muhammad Ali für mich auch die Definition echten Boxsports. Nicht allein, aber wer sind schon die anderen, wenn du dir anschaust, wie Ali durch den Ring tänzelt und herumalbert. Seinen Gegner verhöhnt und aufzieht, bevor er diesem mit einem Donnerschlag auf die Bretter schickt. Da verblast schon der Glanz des Gürtels, denn wie er erworben wird, das macht Box-Geschichte aus. Fights, bei denen du bisweilen denkst, Ali habe seine Gegner im wahrsten Sinne zerstört. Das brennt sich ein und lässt heutige Events und Titel-Verteidiger wie lustloses Kasperle-Theater aussehen.
Der heutige Nachwuchs ist sowieso zu bedauern. Und ich war das auch einmal. Bevor ich zum ersten Ausschnitte aus einem Ali-Kampf gesehen habe. Und dann erst "When We Were Kings". Eine Doku über einen Boxkampf, der nicht wegen seinem Schauplatz Zaire historische Bedeutung erlangen sollte. Zu sehen, wie sich hunderte Fans um Ali scharen, wie die Massen diese Schlacht zwischen Ali und George Foreman anfeuern – das lässt einem die haare zu Berge stehen.
Selbst seinen größten Kampf nahm Muhammad Ali mit eisernem Willen auf sich. Und er verschwand auch nicht sofort nach seiner Parkinson-Diagnose plötzlich aus der Öffentlichkeit. Wenn es also jemanden gibt, den wir als Jahrhundert-Sportler hochleben lassen wollen und der uns auch jetzt, nach seinem letzten Abtritt, als Inspiration dienen soll – dann gäbe es keinen besseren als "The World's Greatest".
R.I.P. Muhammad Ali – unübertrefflicher Sportler und eine echte Lichtgestalt des 20. Jahrhunderts. Mögen wir dich nie enttäuschen.
"Listen all of y'all it's a sabotage"
Haha, natürlich ist "Sabotage" nicht die aufgepumpte Leinwand-Adaption des gleich-namigen Beastie-Boys-Klassikers. Es gibt in diesem Film auch ganz sicher keine einzige Zeile, die sich mit dem lyrischen Einfalls-Reichtum des gleichnamigen Songs messen könnte. Noch vermag "Sabotage" es nicht, einen wahrhaft erinnerungs-würdigen Moment abzuliefern, der Arnold Schwarzeneggers Vermächtnis im Herbst seiner Karriere positiv bereichern würde.
Wenn überhaupt, zeigt "Sabotage" unseren Arnie in der Zeitschleife gefangen. Zwar gibt er hier den dienstältesten Anführer John "Breacher" Wharton, Kopf einer vor Testosteron überquillenden DEA-Einsatz-Truppe. Alt bedeutet für jemanden wie Arnie aber auch: Falten haben und trotzdem zuschlagen. Da kann die Handlung noch so verkorkst sein. Hauptsache, du walzt filigran wie ein Panzer durch die Gegend.
Nur wird bei "Sabotage" nicht nur sabotiert, es ist ein Film wie ein Fragezeichen. Diese Rambo-Typen heben also Kartelle aus. Dabei zweigen sie sich zu Beginn ein bisschen Klimper-Geld ab und schauen in die Röhre, als sich die Beute plötzlich in Luft auflöst. Wo jede andere Einsatz-Gruppe vermutlich aufgelöst würde, versammelt Breacher seine Mannen und Dame später wieder um sich. Dienst nach Vorschrift wird aber nicht geleistet, denn jemand beginnt damit, die Crew nacheinander auszuradieren. Blutig, brutal und vielleicht sogar ein wenig auf den Spuren der guten alten Murder-Mystery. Schließlich kommen selbst die rabiaten Drogen-Ermittler auf den Trichter, dass hier eine/r von ihnen die anderen auslöscht.
Oder ist es doch die klaffende Wunde von Breachers niedergemetzelter Familie, die als Motivation dient? So sicher waren sich auch Regisseur/Drehbuch-Autor David Ayer ("End Of Watch", "Training Day" oder "Herz Aus Stahl") und sein Co-Schreiber Skip Woods nicht. Weshalb "Sabotage" im Heimkino-Format mit gleich mehreren alternativen Auflösungen verblüfft. Mal darf Arnie herzerwärmende Formulierungen wie "You fucking Whore" brüllen und Cops abknallen, weil er quasi das Ober- Arschloch sein darf. Mal bekommt sein Breacher wieder humanere Züge und scheint Vergebung in kleinen Gesten zu suchen.
Wie auch immer, "Sabotage" scheint ohne klare Zielvorgabe und Richtung voran-getrieben worden zu sein. So geradlinig und Old-School-hohl das Vehikel auch wirken mag, so widersprüchlich sind die einzelnen Ingredienzien. Ein guter, verdienter Cast, der verschenkt und unterfordert wird. Die Sache mit dem Alt-Herren-Rachefeldzug und die große Quizfrage, was genau uns hier nähergebracht werden soll.
Mal schickt Ayer seine Stars zum Baller-Spielen, was ausschaut wie das Training zum Paintball-Match. Mal sollen Folter-Rückblicke und düstere Augenblicke uns auf Breachers angeknackste Psyche einschwören. Und für die Freunde geplatzter Blut-Beutel ist auch was zu sehen. Hier wird noch wild in die Gegend gefeuert, und wenn menschliche Kollateral-Schäden dabei zu blöd zum Ducken sind – so what?
Blöd ist aber auch, dass "Sabotage" einfach selber zu blöd wirkt. Zu dumm für eine wirklich geradlinige Handlung mit verständlicher Motivation. Zu verschossen für eine echte Balance zwischen dem ganzen DEA-Murks und dem finalen Schusswechsel in Mexiko. Beides wirkt wie einzelne Teile verschiedener Filme, die einfach zusammen-geklebt wurden. Diese Kopflosigkeit erklärt auch, wieso der gesamte Fall der von Olivia Williams gespielten Ermittlerin herausgeschnitten wurde. Ein echter Fall war wohl hinderlich für die Action.
Wenn denn "Sabotage" eine solche Action bieten würde. Aber leider nix da. Köpfe platzen zwar fast, es wird gesplattert. Doch dies geschieht vorrangig im Rahmen des großen Rambo-Sterbens. Keine Ahnung, was genau das hier soll. Arnie hat schon wahrhaft bessere Filme gedreht. Selbst im Vergleich zu "Phantom Kommando" wirkt die Grimmigkeit von "Sabotage" deplatziert und fast schon peinlich. Als würde sich ein Muskelprotz mit Stock im Arsch abmühen. Könnte lustig werden, ist es bloß nicht.
Madame und Monsieur Verneuil haben nicht viel Grund zur Klage. Ihnen gehört ein hübsches Anwesen auf dem beschaulichen Lande. Vier hübsche Töchter nennen sie ihr Eigen, drei davon sind sogar schon unter Haube. Wäre da nur nicht die Sache mit den Schwieger-Söhnen.
Diese sind nämlich chinesischer, algerischer und jüdischer Abstammung und haben das Weltbild der Verneuils bereits kräftig aus den Angeln gehoben. Nicht dass das Ehepaar rassistisch wäre. Aber nicht doch. Es fällt ihnen nur schwer, sich mit der multikulturellen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts anzufreunden. Kennen wir doch alle, irgendwie.
Beim vierten Anlauf soll nun alles anders werden. Endlich stellt die letzte Tochter der Verneuils ihren Eltern einen echten katholischen Bräutigam in Aussicht. Nur bei der Hautfarbe erleben die Verneuils noch eine fette Überraschung ...
Machen wir uns nichts vor. Frankreich und Komödie, diese Kombination hat einfach Tradition. Und im Falle von "Monsieur Claude Und Seine Töchter" haben wir es mit einem Vorzeige-Vertreter der humoristischen Gattung zu tun, der ganz einfach geliebt werden muss.
Vorurteile wie die kleinen und großen Ängste der biederen Franzosen werden hier besonnen und hintersinnig aufgegriffen und entwaffnet. Das sind natürlich Ängste von Menschen, die seit Kindertagen brav zur Kirche gehen. Die auf Fremde in ihrer kleinen, überschaubaren Nachbarschaft nicht offen gewaltsam reagieren. Aber dennoch Augen und Ohren spitzen.
Immerhin muss der wunderbare Christian Clavier einen ausgemachten Fremden-Hasser spielen. So wird das Konflikt-Potenzial schön angedeutet, nie voll ausgereizt und alle Problemen und Vorurteile lösen sich am Ende wieder in Luft auf.
Denn Kindzköpfe im Film lernen doch immer dazu. Und die Welt erstrahlt schließlich in allen Farben der Harmonie, Zusammen-Gehörigkeit und Welt-Offenheit. Nur schade, dass das reale Mauerwerk in so manchem Kopf im wahren Leben nicht nach lustigen neunzig Minuten derart schnell verschwinden mag.
Dies ist dann auch das größte Problem mit "Monsieur Claude Und Seine Töchter". Es ist eine hübsche Komödie, nicht mehr, nicht weniger. Die späte Erleuchtung der Verneuils kommt auf komisch leisen Sohlen daher, funktioniert so leider nicht in der realen Welt. Aber wer will sich schon damit rumplagen? Immerhin bietet der Film einige sehr gelungene Gags auf Kosten der bunt zusammengewürfelten Groß-Familie.
Inkonsequent, blauäugig und eben für einen möglichst breiten Geschmack fällt dann auch der Humor aus. Was den Film nicht schlecht macht, aber auch ein wenig zu hübsch belanglos wirken lässt. Jedenfalls wird Monsieur Claude wohl kaum in den nächsten Jahren zum Titel avancieren, der sofort gennant wird, wenn es um clevere, tiefgründige Komödien dieser Art geht. Für eine heitere Lach-Hilfe mit ernsterm Hintergedanken hat es dennoch gereicht. Immerhin.
Die Welt wird durchgeschüttelt, alle Nuklear-Waffen verpuffen und ein blauer Wicht baut sich eine Pyramide, die "Stargate" mit Albert Speer kreuzt. Und wieder ist es allein an unseren Mutanten-Helden, das drohende Ende der Welt abzuwenden. Es gibt bei "X-Men: Apocalypse" eigentlich genug zu tun. Bryan Singer geht wieder in die vollen und liefert dennoch den schwächsten seiner X-Movies ab. Und selbst das will was heißen.
Mag sein, dass nun auch die X-Men vom Gesetz der Serie heimgesucht werden. Jener goldenen Regel, laut der zu lange Laufzeiten und zu viele Storyfäden zwangsläufig die Qualität drücken. Kann aber auch sein, dass "X-Men: Apocalypse" einfach zu hohe Erwartungen geweckt hat, die nur teilweise bedient werden. Auf jedem Fall folgt dem inhaltlich gut abgestimmten "Zukunft Ist Vergangenheit" ein überbordendes Endzeit-Spektakel, das mitunter wie "Der Letzte Widerstand" durch die Geschichte jagt und dabei viele Ansätze und Fragestellungen zurücklässt.
Also, es gibt da einen bösen Mutanten, der sich für eine rachedürstige Gottheit hält. Shit nur, dass der Typ tatsächlich über derartige Kräfte verfügt und 1983 zum Jahr der großen Welten-Reinigung ausruft. Konsequent ist diese dramaturgische Zuspitzung alle mal. Haben die X-Men von bösen Mutanten, dem Atomkrieg, Zeitsprüngen und Sentinels ja schon so ziemlich jedes bedrohliche Szenario erlebt.
Trotzdem fühlte ich mich bei "X-Men: Apocalypse" phasenweise wie Captain Kirk in "Star Trek V". Als alle ungläubig auf dieses gewaltige Wesen starrten, fragte sich Kirk ganz richtig, warum Gott ein Raumschiff bräuchte. Der Punkt ist, auch der Titel-Bösewicht Apocalypse wirft viele Fragen auf, die den Autoren beim Drehbuch-Schreiben einfach abhandengekommen sein müssen.
Wer oder was genau ist dieser Typ? Was ist seine Schwach-Stelle? Warum die vier Reiter als Bodyguards und wie genau manipuliert er sie? Nur durch die Steigerung ihrer Kräfte? Das soll nicht überpenibel klingen, aber "X-Men: Apocalypse" liefert mir eine ganze Menge solcher Fragen, die im Handlungs-Verlauf ungenügend genutzt werden.
Jennifer Lawrence hat also keine Lust mehr. Ist sie deshalb nur ein paar Minuten in Blau zu sehen und faselt den Rest der Zeit, dass ihre Mystique keine Heldin sein will und nirgendwo zu Hause ist? Oder was ist eigentlich mit Magneto und Professor Xavier? Wann genau haben die beiden Frieden geschlossen? Durch welchen Auslöser vergisst Magneto im passendsten Augenblick seinen Hass auf die Menschheit und wendet sich gegen Apocalypse? Und warum muss das Finale in einem Setting stattfinden, die so auch aus einem "Transformers"-Teil stammen könnte?
Nein, die ist nicht das Geheule eines selbst ernannten Fans, der sich langsam überfordert fühlt. Im Gegenteil, ich hatte mich sehr "Apocalypse" gefreut. Aber dann sehe ich einen Film, der immer wieder Story-Punkte abgrast und wieder fallen lässt. Wie Magnetos Geschichte. Ergreifend ist sie und erklärt verständlich, wieso unser tragischer Bösewicht sich verführen lässt. Dennoch war es das irgendwie. Magneto spürt nur noch Hass und rüttelt am Erdkern. Und weiter?
Wie bereits erwähnt, ist seine Figur am Ende sehr wichtig. Da wäre es doch schön gewesen, ein wenig mehr von seiner Motivation zu erfahren. Und alle Überlegungen nicht dem Zuschauer zu überlassen. "X-Men: Apocalpyse" flüchtet sich sehr oft in diese Trickserei. Es gibt ein paar Neuzugänge wie den Nightcrawler, Jubilee und Cyclops. Doch am Ende wäre der ganze Aufwand gar nicht non nöten gewesen, denn Sophie Turner alias Jean Grey ist eh der wichtigste Nachwuchs-Mutant. Da helfen auch die Super-Rettungs-Szene von Quicksilver oder der Auftritt von "Weapon X" nicht dabei, derartige grundlegende Mängel – wenn es dann das richtige Wort dafür ist – auszublenden.
Aber bleiben wir fair. "X-Men: Apocalpyse" ist nicht der erste überambitionierte Super-Helden-Streifen. Er ist auch keine Enttäuschung kosmischen Ausmaßes. Nur ein Mega-Mutanten-Fest, bei dem alles ein wenig nach Fahrplan konstruiert wurde. Es läuft halt, nur nicht so geschmeidig und sinnvoll, wie es der Name Bryan Singer bisher stets zu garantieren schien. Und trotz meiner Heulerei gibt es immer wieder diese Momente und Einfälle, die meine persönlichen Wunsch-Vorstellungen einer X-Men-Adaption lebendig werden lassen. So wie der Kampf zwischen Xavier und Apocalypse, der in deren Köpfen stattfindet. Der riesige Apocalpyse und Xavier, das könnte direkt aus den Bilderwelten der klassischen Comics stammen. Respekt dafür.
Vermutlich liefert dieser, vollkommen würdige, Eintrag in die X-Saga das letzte Kapitel vor dem New-Mutants-Reboot. Oder es kommt noch der ultimative Schluss-Akt zu den Techno-Zeiten der schrillen Neunziger. Eines nur ist überdeutlich, "Zukunft Ist Vergangenheit" bot der ersten Mutanten-Schauspiel-Garde ein wesentlich schöneres Finale. Doch eine Hoffnung bleibt. Vielleicht erfährt "X-Men: Apocalypse" eine spätere Story-Bereicherung in Form eines umfangreichen Director's Cut.
Bis dahin bleibt es ein gutes X-Fest, das inhaltlich etwas zu oft ins Stocken gerät. Und einen guten, langsamen Anlauf mit einem etwas austauschbaren Gekloppe abrundet. Es ist und bleibt wie bei allen X-Men-Filmen. Dumme Menschen, gute und böse Mutanten. Die Welt schüttelt es und dann ist alles wieder in Ordnung. Bis zum hoffentlich nächsten Mal.
Da isser ja wieder: Ron Burgundy meldet sich zurück. Nachrichten-Sprecher-Legende, Steinzeit-Fossil, Leugner der Emanzipation, selbstverliebte Rampensau und Sperr-Spitze der Chaoten-Liga. "Anchorman 2" ist nicht gerade die Fortsetzung, bei der die Welt den Atem anhält. Aber Burgundy ist in den Vereinigten Staaten irgendwie zum Kult avanciert.
Okay, kann ich ein wenig nachvollziehen. Denn schon der erste Teil der Legende hat quasi einfach drauflos gehämmert. Mit Sprüchen und Gags, die teilweise zum Fremdschämen animieren oder bei denen einfach die mentalen Schutz-Barrieren versagen, bis du nur noch lachen kannst. Schon tückisch diese Gaga-Komödien.
Und auch der zweite Teil setzt da knallhart die Tradition fort. Ron Burgundy und seine Gesellen stampfen wie ungehobelte Monster-Echsen durch die frühen Achtziger. Sie kriegen weibliche schwarze Chefs nicht auf die Reihe, fechten dümmliche Wettbewerbe aus und führen zufällig das Nachrichten-Zeitalter der Live-Verfolgungs-Jagden, patriotischer Haustiere und des Sensations-Schwachsinss ein. Was bei einer Figur wie Burgundy natürlich kaum überrascht.
Allein eine Sache fällt störend auf. Den gesamten Film über. "Anchorman 2" hangelt sich mit seinen Gags an einer dürftigen Story entlang. Der Film ist gefühlt eine halbe bis Dreiviertel-Stunde zu lang. Und daher wird allzu schmerzlich deutlich, dass der Humor in diesem Fall grenzwertig, diplomatisch ausgedrückt, daherkommt. Manchmal überrumpelt das und bietet ein herrlich harmloses Deppen-Fest (die Muschi-Fotos, der herrliche Crash mit dem Wohnmobil).
Und dann wiederum ist es einfach nur anstrengend, bemüht ("Was ist MTV? – Ich glaube, eine Geschlechts-Krankheit." oder "Ich bin blind!!!) und du fragst dich, warum müssen jetzt Steve Carell und Kristen Wiig solche Abziehbilder von Spinner-Typen spielen. Obwohl, eines macht "Anchorman 2" dann doch richtig. Er überhäuft dich geradezu mit Gast-Auftritten. Jedenfalls ist es allein die Star-Dichte, durch die jene Fortführung der legendären Nachrichten-Team-Keile in Erinnerung bleibt. Dank Jim Carrey, Liam Nesson, Will Smith, Marion Cotillard, Tina Fey, Amy Poehler, John C. Reilly, Sacha Baron Cohen, Kanye West und Kirsten Dunst ein absoluter Hingucker. Ach ja, die coole Socke Harrison Ford schaut auch mal rein.
Ansonsten gilt auch hier: Eher veschenktes Sequel, das außer einer durchwachsenen Gag-Ernte nicht viel Neues beisteuert. Gelacht werden darf dennoch hier und da. Wenigstens a bissel.
Wiedersehen macht Freunde, selbst ein Schläfriges. Ach, "Mord Ist Ihr Hobby". Das ist typische Achtziger-Jahre-Krimi-Unterhaltung: Jessica Fletcher, die verwitwete, ehemalige Englisch-Lehrerin mutiert plötzlich zur Bestseller-Autorin und kann mit ihrem detektivischem Spürsinn gleich echte Mordfälle lösen.
Was die Gesetzes-Hüter natürlich weder irritiert, noch zu unterbinden versuchen. Denn Jessica Fletcher ist alles in einer Person. Profilerin, Befragungs-Expertin, ihr fotografisches Gedächtnis lässt jeden Super-Computer vor Neid abstürzen. Und als ihr das heimische Küsten-Ötchen Cabit Cove zu klein wird, darf Fletcher als Kosmo-politin rund um den Globus jetten und ihre weitverzweigte Verwandtschaft und ihre Freunde aus dem Showbiz, aus der Mode-Welt, der Politik, der Wissenschaft oder aus Geheim-Dienstkreisen treffen.
Denn Jessica Fletcher ist das Sinnbild der damaligen Serien-Heldin. Emanzipiert, bis in die letzte Faser stets aufgeweckt, jederzeit freundlich zu jedem. Und reich ist sie auch noch. Sowohl an Tantiemen als auch an echten Freunden. Jeder Facebook-Miilionär müsste jetzt schon heulend am Boden liegen. Fragt sich lediglich, woher sie die Zeit nimmt, immerzu diese Bücher zu schreiben, die ihre Leser geradezu verschlingen müssen.
Wie auch jeder vernünftige Zuschauer. Schließlich wirkt "Mord Ist Ihr Hobby" hilflos veraltet. Trotz zwölfjähriger Laufzeit ist die Serie nun mal arg konstruiert und äußerst realitätsfern. Auch der Sprung vom kleinen Nachbarschafts-Krimi, wo jede Woche jemand in Cabot Cove tot umkippt oder gekippt wird, zum Weltreise-Thriller schadet dem Konzept. Denn die Serien-Schöpfer, aus deren Schmiede auch Columbo und der Endlos-Serien-Kollege Dr. Sloan ("Diagnose: Mord") stammen, zeichnen oft kindisch naive Bilder von der Welt des Films, der Musik-Branche oder Geheim-Dienst-Operationen.
Und auch wirre Tat-Motive und -durchführungen lassen "Mord Ist Ihr Hobby" heutzutage einfach nur einschläfernd und hilflos nostalgisch wirken. Einzig allein die Besetzung der gnadenlos charmanten Angela Lansbury lässt das Schiff nicht absaufen. Immerhin kann Angela haarsträuende Dialoge mit ihrem breiten Lächeln überspielen. Was dringend nötig wird, weil Jessica Fletchers Reisen größtenteils in Studiobauten und eingestreuten Außenaufnahmen stattfinden. Schon lustig, wo überall auf der Welt die Krankenwagen amerikanischen Fabrikats zum Einsatz kommen.
Außerdem lief "Mord Ist Ihr Hobby" eindeutig zu lang. Was in den schrägsten Szenarien gipfelte. Beispiel NASA-Besuch oder Tod im Videogame-Labor. Knirsch. Und mit der Zeit unternahmen die Macher schmerzhafte Anleihen bei realen Vorbildern wie "Friends" ("Friends", ohne Scheiß). Wenn die Serie noch bis 2000 gelaufen wäre, hätte Jessica Fletcher vermutlich noch Fälle auf dem Mond gelöst.
Doch Nostalgie ist etwas feines. Selbst bei einer Serie wie dieser. Innovativ war dies nie. Der Puls blieb stets im gründen Bereich. Und trotzdem schien die Reihe nicht nur einsame verträumte Hausfrauen anzusprechen. Stattdessen muss "Mord Ist Ihr Hobby" ein stolzes Publikum in der wichtigsten Zielgruppe vor die Glotze gelockt haben. In einer Zeit, als diese Krimis noch allein auf dem Markt waren. Diese triste Vergangenheit vor "CSI".
Es gibt aber nicht nur Kopf-Schmerzen, wenn wir uns heutzutage an "Mord Ist Ihr Hobby" heranwagen. Die Serie kann auch als gutes Fall-Beispiel betrachtet werden. Wie ist so ein Fall aufgebaut? Wann verraten die Autoren die ersten Hinweise durch jenen und diesen Dialog? Simpel, geradezu eindimensional und dennoch können wir etwas davon lernen. Und sei es nur, wie Geschichten auf einfachstem Wege zusammen geschustert werden können.
Und wer sich schon über die vielen Reinkarnationen einer Jessica Lange in "American Horror Story" verwundert die Augen reibt, dürfte verwundert feststellen, wie hier sehr wenige Schauspieler über Jahre immer wieder in neuen Rollen auftraten. Sehr amüsant. Wie eigentlich die gesamte Serie. Tipp: Wohldosiert genießen und ein bisschen Spaß dabei haben.
2016, das Jahr schmerzhafter Promi-Abtritte von der Bühne des Lebens. 2016, das Jahr der großen Comic-Keile. Erst hat Batman Superman im Schwitzkasten. Jetzt erschüttert "The First Avenger: Civil War" die Grundfesten des Marvel-Universums. Denn erst reden sich Captain America und Iron Man die Köpfe heiß, dann schlagen sie sich selbige ein. Und weil sie ihren DC-Kollegen eine Superhelden-Truppe-Nasenlänge voraus sind, drohen auch gleich die Avengers auseinanderzubrechen.
Yes, die eingespielten Regie-Gebrüder Joe und Anthony Russo plündern nach dem Erfolg von "The Winter Soldier" einfach gleich den Süßwaren-Laden. Sie borgen sich den Namen und die Grund-Idee des großen Civil-War-Epos und verwandeln den dritten Captain-America-Streifen einfach zum "Avengers 2.5". Bei einer schwergewichtigen Story über Helden gegen Helden und einschneidenden Entscheidungen wirkt "Age Of Ultron" auch plötzlich nur noch wie eine Übergangs-Episode.
Denn bei "Civil War" spielt die eigentliche Musik. S.H.I.E.L.D. ist Geschichte. Die Avengers (minus Thor und Hulk) spielen ihre Version von kostümierter Welt-Polizei. Es gibt Tote, wieder einmal. Plötzlich denkt sich die Staaten-Gemeinschaft, dass die Träger derart gewaltiger Kräfte Vorschriften und Mandate unterordnen sollten. Aber no, das ist natürlich eine selten dämliche Idee. Zumal Evil Mastermind Daniel Brühl gerade Bomben zündet, intrigiert und unsere Recken gegeneinander auszuspielen versucht.
Spielt am Ende aber eigentlich auch gar keine Rolle. "The First Avenger: Civil War" ist ein heilloses Durcheinander. Eine Parade großspuriger Action-Szenen, in denen sich Handkanten und Fußtritte echten "The Raid"-Charakter mit Raketen-Blasts, telekinetischen Psycho-Schüben oder Falcons Drohnen-Helfern abwechseln. Dieser Film ist ebenso Bestandteil des übermächtigen Marvel-Juggernauts, wie auch Ausdruck des typischen Pomp und Entertainment-Pakets, welche damit einhergehen. Hier geben die Helden auf dem Schlachtfeld alles und dann wieder erleben wir sie angeschlagen, stumm und auf ein Zeichen wartend.
Tatsächlich bieten die Russos wieder einige nachdenkliche Augenblicke, in denen die Avengers mit ihrem Dasein, ihrer Verantwortung oder einfach nur der Sehnsucht nach ein bisschen privatem Glück hadern. Das gelang bei Marvel schon vorher und zeigt DC und Warner auf, was sie zuletzt falsch gemacht haben.
Denn obwohl "Civil War" als einzelner Film den komplexeren Fragen der Comic-Vorlage nicht gerecht wird und werden kann, ist der Konflikt zumindest glaubhaft. Schließlich kennen wir Cap und Tony Stark schon von ihren früheren Einsätzen. Der Grund für den Bruch mag schräg konstruiert sein, dennoch sind uns die Figuren bereits ans Herz gewachsen.
Aber leider wird das große Potenzial der Geschichte nur halb genutzt. "Civil War" wirkt nicht zu lang oder inhaltlich zu minimal bestückt bei zweieinhalb Stunden Laufzeit. Das Problem ist viel eher der fehlende Mut, die Karten des Marvel-Universums nachhaltig neu zu mischen. Schon sehr früh zeichnet sich ab, dass dieser Kampf keinen Sieger und kaum Verlierer haben wird. Gemeint ist damit, dass am Ende außer personeller Umstrukturierungen und Anfeindungen, kein Tabula-Rasa-Status ergibt. MAJOR-SPOILER: Im Gegensatz zum Comic stirbt kein Held. Keine Truppe wird schließlich ganz aufgelöst. Nach ein oder zwei weiteren Filmen könnte sich alles wieder geradebiegen.
Nur so kleinlich wollen wir auch nicht sein. Bisher waren die großen Marvel-Filme allesamt nur leicht grimmig und gönnten sich den Luxus, schwere Verluste oder die Wucht ziviler Opferzahlen lediglich anzuerkennen. "The First Avenger: Civil War" ist schließlich ein Comic-Action-Happening, keine Aufbereitung echter Kriegs-Traumate.
Deswegen steht am Ende die eigentlich immer gleiche Pro- und Kontra-Liste: Realismus? So'n Scheiß! Marvel-Helden? Ja, bitte? Immerhin gönnt sich der Film mal wieder einen normalsterblichen Bösewicht, der unseren Avengers ohne Laser-Strahlen und Götterwaffe entgegentritt. Daniel Brühl mag manchen zu blass erscheinen. Es ist dennoch eine Abwechslung, jemanden als Bad Guy zu erleben, der mit seinen Fähigkeiten und seiner persönlichen Motivation so menschlich erscheint Tony Stark odr Steve Rogers ohne Maske und Rüstung.
Sowieso haben die Marvel-Adaption inzwischen ein gewisses Niveau der Sättigung erreicht. Die Handlungs-Stränge sind relativ überschaubar, die Helden-Riege tritt selbst mit Neuzugängen eher routiniert in Aktion. Bleiben also nur noch die immer besseren Effekte, die Schauplätze oder kleine Bonbons wie die längst überfällige Vorstellung des Black Panther. Oder der neue Spider-Man mit seiner plötzlich heißen Tante May.
Für alles andere gilt eben: Business as usual, Gott sei Dank. Für tiefgründigere Betrachtungen ist der Marvel-Zug schon zu lange auf Kurs. Dafür ist "The First Avenger: Civil War" halt schlicht und einfach wuchtige Leinwand-Unterhaltung. Simpel gedacht, effektiv gemacht. Sicher, es wäre mehr drin gewesen. Aber Marvel hat uns auch schon bewiesen, dass bedächtiges Tempo und wohldosierter Input viel eher ans Ziel führen. Ich meine, verglichen mit all dem Input von "Dawn Of Justice". Da war zu viel so schnell auch nicht der optimalste Weg.
Wie betörend schön kann unaufgeregtes Kino doch sein. Wie anrührend kann ein Film wirken, der behutsam mit leisen, traurigen und komischen Tönen hantiert. "Lunchbox" ist einer dieser wundervollen Gelegenheiten, bei denen mir ein Film einfach so aus dem Regal zuzuflüstern scheint. Mir etwas vom Hauch indischen Gefühls-Kinos verspricht, das mal ohne großspurige Tanz- und Gesangs-Einlagen auskommt und einfach nur seine Geschichte erzählen will.
Und tatsächlich hat es diese Story gar nicht nötig, seine Figuren mit ihren Problemen, Träumen und Hoffnungen aufzuplustern. Dafür greift "Lunchbox" einfach auf völlig unvermittelte Art und Weise in den Alltag und führt zwei Menschen auf dem denkbar abwegigsten Weg zusammen.
Saajan, der Witwer und Buchhalter, trifft die unglücklich verheiratete Hausfrau und Mutter Ila nicht einfach so auf der Straße. Auch nicht bei irgendeiner Feier. Nein, es ist der Lieferservice, der Ilas hausgemachte Mahlzeit für ihren Gatten mit Saajans Bestellung vertauscht. Was die Sache noch peinlicher gestaltet, ist Ilas geheime Lust-Zutat, die ihren Mann endlich wieder zum Schäferstündchen anspornen sollte.
Eine kleine handschriftliche Notiz soll das Mißverständnis eigentlich aufklären, aber da die Dabbawalas-Lieferjungen den gleichen Fehler einfach immer wieder machen, entwickelt sich ein reger Austausch zwischen Saajan und Ila. Mit der Zeit wird Saajan merken, dass er noch das Zeug hat, von einem Leben über den Ruhestand in seiner Rechnungs-Stelle zu träumen. Und Ila verabschiedet sich langsam aber sicher von der Hoffnung, dass ihr Mann sich wieder mehr für sie interessieren mag.
Es braucht jetzt keine hellseherische Veranlagung, um zu wissen, dass Saajan und Ila am Ende auf eine gemeinsame Zukunft hoffen. Für die Vorstellung der kitschigen Happy-End-Soße gilt jedoch: Achtung! "Lunchbox" ist natürlich kein Bollywood-Märchen, bei dem am Ende Saajan das Ekel von Ehemann zum Tanz-Duell bittet und die holde Maid Ila aus dem Käfig befreit. Dieser Film ist noch so stark in der Realität verwurzelt, dass sich zwangsläufig die Fragen nach dem Alters-Unterschied oder der Komplexität einer Scheidung samt Sorgerechtsstreit zumindest ansatzweise stellen.
Bis dahin ist "Lunchbox", um einmal völlig plump die kulinarische Analogie zu bemühen, ein Fünf-Gänge-Menü für Freunde der einfachen wie auch wunderschön emotionalen Geschichten. Hier darf gelacht werden, wenn sich Ila an ihre, für uns unsichtbare, Nachbarin wendet, sich Kochtipps holt oder zum Weiterschreiben animieren lässt. Oder wir dürfen miterleben, wie Saajan an seinem neuen Untergebenen und Nachfolger Shaikh verzweifelt. Der ist zwar jung und hat Elan, aber kaum Ahnung, wie das im Rechnungswesen so läuft. Und wenn Shaikh dann noch die Akten im Zug als Unterlage zum Bananen-Schneiden verwendet ...
Trotzdem findet "Lunchbox" stets zur perfekten Balance aus leiser Romanze und dem Schuss befreiender Situations-Komik. Selbst die verletzende Erkenntnis des Ehe-Bruchs fügt sich ohne melodramatische Ausschlachtung nahtlos ins Geschehen. Und es sollte nicht heißen: "Wenn keiner lange und laut weint, dann ist das inkonsequent!" Warum denn auch?
"Lunchbox" ist eine herrliche Träumerei, die in ihrer völlig entspannten Gangart bezaubert und dem selbst hermetisch abgeschotteten weichen Kern immer noch die Hoffnung auf das Märchen im grauen Alltag entlockt. Dafür braucht es keine Musical-Anfälle, keinen Konfetti-Regen, keinen Weichzeichner und eine Zeitlupe in der Dauer-Schleife. Und es ist wahrlich nicht nötig, diese Geschichte auf über zwei Stunden Laufzeit auszuwalzen. Was "Lunchbox" in seiner Geschmacksnote keineswegs zu einem Produkt für rein westliche Zungen macht. Dieser Film ist immer noch exotisch genug. Und so ganz und gar unkitschig. Besser hätte er eigentlich gar nicht zubereitet werden können.
Das Leben ist doch scheiße. Und das Jahr 2016 wird nun wirklich als eine der trostlosesten Ansammlungen von Monaten in die Geschichte eingehen. Oder, um es dramatischer auszudrücken: als das Jahr, in dem unsere Herzen von großen Verlusten erschüttert wurden.
Jüngstes, unvorhersehbares Beispiel: Prince ist tot. Einfach so. Bumms, das war's. Der 21. April 2016 ist ein trauriger Tag. Und dann will ich die Musik des Mannes auf den iPod laden und was passiert? iTunes kackt ab. Ohne Erklärung. Es war auch eine alte Version, ohne ständiges Updaten und noch mit der freundlichen Bedien-Oberfläche. So viel zum day the music died.
Jetzt muss ich die neue Ausgabe verwenden und sie zickt rum. Turnt mich das ab. Ganz im Gegensatz zu Prince Rogers Nelson. Der hat mich eigentlich immer umgehauen. Diese Songs, diese Bewegungen, das Gitarrenspiel. Wow, damn. So was von nicht von dieser Welt.
Prince war wie Michael Jackson eine Lichtgestalt des Showbiz. Allein damals, als maßig Geld umgesetzt und investiert wurde. Und wie Michael Jackson wirkte jeder Handgriff, jede Unternehmung und jede neue Single wie durch König Midas Hand vergoldet. Bestes Beispiel: "Purple Rain", Hammer-Song aus dem gleichnamigen Album, das wiederum den gleichnamigen Kassenknüller zum Leben erweckte. Irgendwann thronte alles namens "Purple Rain" auf der Spitzenposition. Im Kino, als Single und in den Albencharts.
Das müssen Zeiten gewesen sein. Zum Glück war unsereins noch jung genug, um zu erleben, wie Prince als Sexy Motherfucker über Diamonds and Pearls oder über das Most Beautiful Girl in the World sang.
Wie privilegiert es sich doch anfühlt, an solche Songs und Videos zu denken, an die vielleicht letzte große Zeit des Musikfernsehens und der Spezies Music-Video. Heutzutage lassen sich unsere Ikonen und Superstars auf Twitter und Co. darüber aus, dass ihnen das Frühstücksei zu fest war. Oder sie verdammen Gott und die Welt, weil irgendjemand ihre Alben gedisst hat. Oder sie stürmen die Bühne einer Preisverleihung, weil ihrer Meinung nach die falschen Sieger ernannt wurden.
Prince, ja, der Prince war immer eher privat. Überlebensgroß, schillernd und virtuos auf der Bühne, doch keineswegs stolzierte er wie ein eitler Gockel am Publikum vorbei. Prince machte seine Ansichten nur dann publik, wenn es der Sache nützlich war. Okay, er kämpfte gegen sein Label, gegen die Sklaverei von Knebel-Verträgen und letztlich sogar fochtete Prince gegen uns. Weil wir seine Videos und seine Musik nicht umsonst ins Netz stellen sollten.
Aber okay, die Zeiten ändern sich und Prince nur auf Vinyl und CD zu genießen hat auch seinen Reiz. Es erinnert uns daran, woher die Musik stammt, und das ist nicht irgendein Streaming-Anbieter. Und wozu diese Gedanken? Weil es hilft, der kalten und traurigen Realität wenigstens eine halbwegs gute Note abzugewinnen. Weil das Vermächtnis von Prince aus einem wahnsinnigen Katalog bestehen wird, der manchmal als Old School und Selbstzitat anmutet. Und doch viele andere Superstars mit ähnlich langer und längerer Karriere erbleichen lässt. Prince war immerhin ein begnadetes Talent, auf vielen Instrumenten. Wo doch unsereins schon mit der Beherrschung eines Instruments hadert.
Prince war und ist cool. Der Mann, der Funk, R&B und Rock miteinander verband und unsereins derartige Genres bisweilen sogar erst näherbrachte. Und hat er sie nicht allein erfunden, so schenkte uns Prince viele geniale Songs und Alben. So kitschig und platt es auch klingen mag, in diesen Stunden und an diesen qualvollen trüben Tagen werde ich mir die eine oder andere lila Träne verdrücken müssen, während Prince mir in den Ohren schallt.
Und so traurig diese Tage auf Erden auch erscheinen mögen, die Aussicht auf einen Himmel voller Legenden ist auch eine tolle Aussicht. Wenn wir ihn den irgendwann erleben dürfen. Später dann.
"True Detective - Staffel 1": Die Netzhäute glühen noch, in der Schädeldecke schwirrt und brummt es. Mit pochendem Herzen versuchst du, dich an die dröge und belanglose Welt fernab der Mattscheibe zu gewöhnen. Sabbernd hängt dir die Zunge aus der Kauleiste, mittlerweile schmerzt der herabhängende Unterkiefer. Es ist dieser ewig währende Kampf zwischen dem Bildschirm und deiner Aufmerksamkeit. Und nun, wo dir bewusst wird, dass du immer noch in den Klamotten von vorgestern steckst, wird dir schmerzlich bewusst, dass du verloren hast ...
Und mal ehrlich, hätte ich je vorgehabt, einen Wunschzettel für meine liebste Crime-Serie zu schreiben, dann würden heute der Osterhase, Santa Claus, Krishna, Vishnu und Jahwe alle Dankes-Schreiben von mir erhalten.
Es ist ja auch zu schön, um wahr zu sein. Zwei Cops, als Partner auf den Spuren einer unheimlichen Mord-Serie im finsteren Herz von Louisiana. Ein Geisteskranker geht um in den Sümpfen. Jenem Hort der Drogen, der Prostitution und der mächtigen Familien, die dank ihrer Kumpeleien und Verwurzelungen in den höchsten Rängen, weit über dem Gesetz zu stehen scheinen.
Doch es geht nicht nur um Forensik oder Täter-Analyse. Damit allein setzt sich "True Detective" noch nicht von der schnöden seriellen Krimi-Kost ab. Was diese acht Episoden mit ihrer jeweiligen Stunde Laufzeit zu einem Groß-Ereignis der letzten Dekade Fernseh-Unterhaltung macht, dass sind:
– Matthew McConaughey und Woody Harrelson als Ermittler-Gespann. Allein die Anwesenheit dieser gestandenen Mimen verspricht schon vom Cover aus, dass es hier mehr um das zerrüttete Innenleben unser Protagonisten gehen wird.
– das geglückte Spiel mit der Erzählstruktur, die zwischen Befragung im Heute und Rückblenden auf die Ereignisse vor siebzehn Jahren springt. Die schönen Twists, die entstehen, wenn sich die offizielle Version vom uns gezeigten unterscheidet.
– und wie sich erst offenbart, wie dieser Serie weniger Interesse daran hat, ein Verbrechen und seinen Täter aufzudecken, sondern such schön gezielt und trefflich seziert, dem Leben und Leiden der Jungs mit Dienstmarke widmet.
Schließlich steht im Titel Detective und nicht True Crime. Daher enttäuscht es auch in diesem Falle nicht, wenn nach dem Finale der eine oder andere Story-Faden einfach liegen gelassen wird. Oder nie ganz geklärt wird, welche Verwicklungen das Monstrum noch zu bestimmten Parteien hat. Oder wie und warum dieses Unwesen denn geformt wurde.
Daran zu denken fällt einem irgendwie unmöglich, denn Autor und Serien-Schöpfer Nic Pizzolatto und sein Regisseur Cary Joji Fukunaga gelingt etwas viel Packenderes: Eine Chronik über den inneren und äußeren Narben zweier Typen, die als Freunde beginnen und sich Jahre später nur noch verbittert gegenüberstehen. Zerbrochene Ehen und Beziehungen, die Entfremdung und der Verlust er eigenen Kinder inklusive. McConaughey sieht aus, als würde er noch unter den körperlichen "Strapazen" des Drehs vom "Dallas Buyers Club" zehren. Aber nie hat sein "späteres" Erscheinungsbild besser zum Bild eines gebrochenen Cops gepasst. Und Harrelson leidet sowieso derart glaubwürdig und peinlich berührend wie kaum ein anderer Schauspieler.
Nehmen wir dazu noch die Atmosphäre von der Eröffnungs-Sequenz bis zum Vibe der Sümpfe (auch die außerhalb der Natur), in deren Umfeld sich alles abspielt. Genießen wir diese Welt, in die uns Fukunaga entführt. Vom Schauer des dunklen Dickichts, den nüchternen Revier-Büros hin zum Schmerz, der sich allmählich im hübschen Vorstadt-Häuschen abzeichnen wird. Und erst diese packenden Schmankerl wie der verpatzte Gang-Raubzug. Oder dieses Finale, in der schön schaurigen Welt des Killers.
Sagen wir mal, "True Detective" war eine Staffel lang der absolute Glücksfall. Die schier perfekte Vermengung von TV-Format und Spielfilm-Standard. Hätte auch einen guten Streifen abgegeben, ist aber als acht Episoden vielleicht noch doppelt so überzeugend als ein Film.
Ein Krimi, der sich nicht allein mit Fragen wie "Who dunnit?" oder "Wo gehts zum nächsten CSI-Labor?" gegnügt. Ein Thriller, so rabenschwarz finster wie die Nacht, selbst bei Tageslicht besehen. Eine Serie über Männer, die sich selbst die größte Folter und Seelenqual aufbürden.
Und mag es noch so große Verstimmungen hinterm Vorhang gegeben haben. Und ob die zweite Staffel quasi unterm Backfire aller Qualitäten des Vorgängers kranken wird. "True Detective - Staffel 1" kann es egal sein. So gut ist dieses kleine, achtteilige Mega-Spektakel mit waschechtem Suchtfaktor. Ganz gleich, ob mich die Fortsetzung verzweifeln lassen wird, das Andenken des Originals könnte noch lange Bestand haben. Macht das hier erst mal nach.
Ah, Ke-mo sah-bee, du dir viel augebürdet hast. Kein Fisch einen Ozean durchqueren kann, den Sonne ausgetrocknet hat. Vor allem nicht Steinen in Schuh, die so viel wiegen wie Berg. Ke-mo sah-bee, du noch viel lernen. Wüste sein keine Karibik und Indianer keine Piraten. Das sein sehr dumm. Wirklich sehr dumm von dir Ke-mo sah-bee.
Vielen vielen Dank und einen herzlichen Applaus für die weisen Worte unseres Gast-Rezensenten Tonto. Und während er sich wieder auf die Futter-Suche für seinen gefiederten Kopfschmuck, äh, Begleiter macht, schauen wir doch nochmals zurück auf "The Lone Ranger".
Es hat natürlich einiges darauf hingedeutet, dass dieser Film durchaus der ganz große Wurf werden könnte. Allen voran das Tirumvirat aus Gore Verbinski, Johnny Depp und Jerry Bruckheimer. Und deren erneute Allianz mit Disney, die immerhin Zugriff auf volle Geldbunker und eine traumhafte Markt-Platzierung garantieren würde. Was könnte also hier wirklich schief gehen?
Am Ende war es wohl eine Mischung aus der guten alten Bitch namens Karma und dem Wankelmut der Zuschauer. Ein nicht zu unterschätzender Faktor, der selbst bei noch so großen Glaskugeln unbestimmbar scheint. War es die Übersättigung, die Ermüdung, jetzt nach der Karibik gleich in den Wilden Westen zu ziehen? Mögen die Leute den schrulligen Depp einfach nicht mehr? Oder war die Aussicht auf die Verwurstung des altehrwürdigen TV-, Radio-, Comic- und Leinwand-Helden Lone Ranger einfach zu viel?
Unbestreitbar ist nur eins, "The Lone Ranger" wurde kein Mega-Erfolg. Gore Verbinski bliebt somit nach "Pirates Of The Caribbean" die Quadratur des Kreises verwehrt. Obwohl wir uns die Köpfe darüber heiß reden können, ob die nun zu gleichen Teilen verdient ist.
Oder ob der Film trotzdem amüsant, schön größenwahnsinnig und durchgeknallt ist.
Denn Spaß macht es schon, dem ungleichen Gespann Johnny Depp als Tonto und Arnie Hammer als John Reid/Lone Ranger bei ihrem Streifzug durch diese Vision aus Western-Mythen, Haudrauf-Komödie und hier und da ausgelebtem Hang zum Overkill zu beobachten.
Aber es sind auch einige Film-Minuten und Verwicklungen zu viel, die bei zweieinhalb Stunden einfach den Großmut des Zuschauers auf die Probe stellen. Dabei ist die Geschichte über Verrat, falsche Fortschritts-Propheten, kannibalistische Outlaws, das verfluchte Silber und gar den Genozid an den Ureinwohnern, sowohl stark überladen wie auch völlig schlüssig und okay geraten – wenn dies da richtige dafür ist.
Immerhin wagt sich "The Lone Ranger" wie kaum ein anderer Disney-Blockbuster und Realfilm aus diesem Haus zuvor, an derart ernste Themen und – noch besser – wird sogar ziemlich drastisch. Wenngleich Verbinski und sein Stab schon einiges haben einfallen lassen müssen, um mit Jugend-Freigabe und Marken-Tradition nicht zu brechen.
Vermutlich wäre es nicht unangebracht, an dieser Stelle zu mutmaßen, dass hier ein durchaus ernsterer und schwärzerer Comic-Film etwas von der Marke Disney hat einnehmen lassen. Ob denn nun Auslotung und Unterminierung des Mainstreams oder Kuschen vor Kommerz-Auflagen, "The Lone Ranger" wandelt wie John Reid scheinbar zwischen den Welten.
Mal ist der Film geradezu düster, dann verfällt er auch schon wieder in den Modus locker flockiges Summer-Movie. Von allem was, aber bitte nicht zu krass. Und manchmal trifft "The Lone Ranger" durchaus ins Schwarze, oder knapp daneben. Es wäre ja auch zu schön gewesen. Die Blutschuld der Eisenbahner und raffgierigen Tycoons, ein schriller Indianer-Außenseiter und der idealitische, wie etwas schusselige Titelheld in einer großen, kunterbunten Wild-West-Show.
Auf dem Weg dorthin hat sich die auch etwas einseitige und überraschungsarme Story etwas verzettelt und schon der Gedanke mit der Rückblende der lebendigen Wachsfigur erscheint etwas unnötig.
Wie auch immer, "The Lone Ranger" ist keine Beinahe-Katastrophe wie "John Carter" – wenn wir dessen Verfehlungen mal so übersteigert bezeichnen – trotzdem ist es auch ganz gut, dass bis zum (unwahrscheinlichen) Sequel oder Reboot-Versuch noch einiges Gestrüpp durch die Prärie wehen wird.
Maske auf Buddy. Wer willst du sein, Clown oder Frankensteins Monster?
Und so stürmen unsere Recken mit gezogener Waffe in die unauffälligste Bank des unbedeutendsten Dreckskaffs der Welt. Kurz, nachdem sie bereits das örtliche Diner abgefackelt haben. Ziel der Operation, ja, was ist eigentlich das Ziel?
Bei "2 Guns" winkt wie bei jedem anderen Raubzug natürlich die fette Beute. Geld, sehr sehr viel Geld. Millionen Schwarzgeld warten aufs Gauner-Duo Bobby alias Denzel Washington und Stig alias Mark Wahlberg. Wären da nicht diese fiesen kleinen Komplikationen, die jeden Mords-Coup schnell zum sprichwörtlichen Griff ins Klo verkommen lassen.
Denn erstens wollten Stig und Bobby gar nicht zig Millionen absahnen, sondern das Geld eines Drogen-Barons rauben. Zweitens heftet sich natürlich sehr bald ein wenig zimperlicher Vollstrecker in Gestalt von Bill Paxton an die Fersen unserer Gauner. Und was auch nicht ganz unwichtig zu erwähnen wäre: Bobby und Stig sind keine echten Kriminellen, sondern jeweils verdeckte Ermittler, die nur von der jeweiligen Identität des Partners keine Ahnung haben.
Hä – drei ganz fette Ausrufe an dieser Stelle? Ist das ein Witz? Nee, irgendwie schon die Rahmenhandlung von "2 Guns". Aber nur keine Panik, dies ist kein heillos wirrer und überfrachteter Nachzügler von "Nur 48 Stunden". "2 Guns" gehört zu jener Sorte etwas leichtfüßiger Action-Komödien, die, wie schon "R.E.D.", ihren Ursprung in der Welt der Graphic Novels haben. Was einerseits die teilweise recht schrägen Klischees in der Handlung und den Dialogen erklärt. Und auch versöhnlich stimmt, denn Baltasar Kormákur, der schon als Regisseur bei "Contraband" mit Wahlberg gearbeitet hat, setzt klar auf gute Unterhaltung.
Obwohl bei "2 Guns" viel geballert und einige Leute sich keine Gedanken mehr über die Weihnachts-Einkäufe machen müssen, ist der Film ganz klar als Buddy-Movie für große Jungs und Mädels gedacht. Ein Film, bei dem unsere Helden sich beim Essen daran erinnern, niemals den Laden mit den besten Donuts der Stadt zu schaden. Oder sich Denzel Washington einem Charlie Sheen mal zeigt, wie das mit den coolen Hemden so richtig gemacht wird. Und erst diese goldenen Grills, so sieht doch nun wirklich kein verdeckter Drogen-Ermittler aus, oder?
Aber wo war ich? Beim Look and feel, der entschuldbar überspitzten Story, bei der unsere Kumpel sich schließlich einiges zu beichten haben. Denn immerhin sind sie mit der fetten Beute plötzlich als Ermittler von ihren Dienststellen, den Besitzern der Millionen und ihrem ganz besonderen Freund, dem Drogenbaron Papi, zum Abschuss freigegeben.
Abwarten, es ist am Ende nicht ganz schlimm und wirr, wie es sich so gelesen anhört. Irgendwo macht selbst diese Story irgendwann Sinn. Ist sie doch vor allem dazu da, am Ende ein großes Reinemachen im schicken Showdown unter heißer Sonne vorzubereiten. Da lassen sich selbst solche merkwürdigen Punkte wie die Unwissenheit unserer Recken über den jeweils anderen oder unnötige Passagen wie die verräterische Seite der Geliebten (Paula Patton) von Bobby oder den erfolglosen Ausflug auf die Navy-Basis verkraften.
Schließlich dominiert neben dem gut ausgeführten Handwerk bei "2 Guns" vor allem das Charisma des Helden-Duos. Denzel Washington und Mark Wahlberg sind einfach zu gut aufgelegt, als dass wir uns groß Anstoß daran nehmen wollten, wie sie hier um den eigentlichen Punkt herumtänzeln. Oder, dass die Story trotz Sprüngen und eingestreuter Wendungen, doch nicht die Cleverste im ganzen Land ist. Eigentlich ist das alles doch egal, solange der Spaß-Faktor stimmt. Und selbst Edward James Olmos als Drogen-Boss und Oberschwein genügend (Oberarsch-)Charme versprüht.
Womöglich wäre "2 Guns" ohne den Bonus der Comic-Adaption und ohne seine Haupt-Darsteller mächtig aufgeschmissen. Aber so wie der Film ist, kann er ohne große Bedenken als gute, unklamottige Alternative zu vergleichbaren Kalibern wie der Hill-und-Tatum-"21 Jump Street" genossen werden. Danke dafür, dass eben auch mal in die Stirn oder in die Brust, statt nur unter die Gürtellinie geht.
Das ist er also, der Augenblick der Wahrheit. "Batman V Superman: Dawn Of Justice" erhebt sich geschwellter Brust und vor Muskelkraft strotzend in die Lüfte. Die große Keilerei zwischen dem Mann aus Stahl und dem Dunklen Ritter soll dabei mehr sein als das Gipfeltreffen zweier übergroßer Comic-Heroen. Dieser Film stößt gleich die Tür auf für den erhofften Siegeszug des DC-Universe. Und weil Maestro und Helden-Therapeut Zac Snyder dieses Mal eine Mixtur aus epochalem Titelkampf, Superhero-Nabelschau und gleichzeitig ein überlanges Commercial für kommende Attraktionen abliefern muss, schwankt "Batman V Superman" zwischen überwältigend finsterem, visuellen Grandeur und öfters flügellahmen Inhalt.
Weil dies weniger ein weiteres dieser großzügig budgetierten Blockbuster-Spektakel darstellt, als denn ein emsig durchkalkuliertes Produkt aus Marketing-Planung, angezapfter Fan-Liebe und hektischem Release-Schedule. Eine Last, unter der dieser Film merklich leidet. Schließlich hatten nicht genug Leute lauthals nach einem Sequel von "Man Of Steel" geschrien. Also darf Zac Snyder nun auch die Fledermaus in seine düster grimmige Welt einspannen. Ist es nicht nur ein Lex Luthor, mit dem sich der Kryptonier herumschlagen muss. Nein, am Ende muss er sich gar mit Doomsday kloppen. Einem abscheulichen Geschöpf, welches die große Masse womöglich von jener berühmt berüchtigten finalen Schlacht Supermans kennen. Und natürlich ist es die einzig wahre Wonder Woman, die für weibliche Verstärkung sorgt.
Aber vor allem und noch am überzeugendsten ist der forcierte Ansatz von Snyder, der sich hier als wahrhaft kunstvoller "Schwarzmaler" etabliert. Mit düsterer Farbpalette zeichnet er in "Batman V Superman" von teils zerrissenen Helden, auf deren Schultern die Last des Capes schwer lastet. Vor allem Bruce Wayne ist älter und verbittert. Batman ist zu einem Dämon der Selbstjustiz geworden, der mit Tradition bricht. Das Gerede vom Menschen-Inspirieren, detektivisches Vorgehen oder der Verzicht auf Schuss-Waffen? Alle Vorsätze scheinen hinweggefegt.
Und selbst dem, immer noch etwas steif wirkenden, Henry Cavill dämmert es als Mann aus Stahl allmählich, dass jede Heldentat ernsthafte Konsequenzen nach sich zieht. Nicht umsonst zeigt uns Zac Snyder eine Welt, die ihren allmächtigen Alien-Exilant mal messianisch verehrt und dann doch auch in Todesangst, Ohnmacht und offene Ablehnung verfällt. Schließlich gibt es da noch die offenen Wunden von Metropolois, das in Schutt und Asche gelegt wurde. Ganz zu schweigen die Tausenden Toten aus dem Vorgängerfilm.
Es ist nicht unbedingt das Niveau von "Watchmen", das Snyder abermals erreicht. Jedoch gelingt es ihm, die Vorstellung der beiden Titelhelden als familienfreundliche und zuvorkommende Cartoon-Figuren komplett zu verdrängen. Im Gegensatz zum versprochenen Morgen legt sich in "Batman V Superman: Dawn Of Justice" eigentlich die Finsternis auf Metropolis und Gotham. Auch hier sterben wieder dutzendfach Leute, weil der diabolisch manische Jesse Eisenberg als Gaga-Luthor vor keinem Opfer zurückschreckt. Unsere Super- und Batmänner erhalten endgültig tiefsitzende Kratzer, Rückschläge und werden vor allem als fehlbare Akteure dargestellt.
Diese Pille gilt es erst mal zu schlucken. Sonst verpufft der gesamte Film. Wer bei "Batman V Superman" der Nostalgie und dem Herzen von Christopher-Reeve-Zeiten nachweint, wird das nicht genießen können. DC und Warner setzen voll und ganz auf die Akzeptanz einer Idee. Die Idee dieser dunklen Ausgaben unserer Idole muss schon angenommen werden.
Klappt das nicht, so ist das wackelige Flickwerk des Films quasi zum Abschuss freigegeben. Da stürzen sich alle dann entweder auf die Fehlbesetzungen von Cavill, Eisenberg und Ben Affleck oder die viel zu kurz gerateten Auftritte von Gal Gadot oder Amy Adams. Und es gibt auch wirklich einiges zu bemängeln. Das Teasern von Aquaman, Flash und Cyborg zim Beispiel. Allesamt kurze Momente, die in den Film gequetscht wurden und unnötig erscheinen. Oder Batmans Träume, die seine Zweifel gegenüber Superman nähren und den Mann aus Stahl schließlich in der gleichwohl widerwärtigsten Leinwand-Darstellung überhaupt präsentieren.
Eben weil ja auch von Anfang irgendwie klar ist, dass dieser Kampf mit einem Patt enden wird, verspielt "Batman V Superman" auf inhaltlicher Ebene enorm viel Potenzial. Überhaupt erweist sich die Handlung im Endeffekt als zu überschaubar und etwas banal. Wenn wir nur den monumentalen Klang von "Dawn Of Justice" betrachten. Unverständlich, wieso das Autoren-Duo Chris Terrio und David S. Goyer gleich mehrere bekannte Storylines heranziehen mussten, um auf diese Geschichte zu kommen.
Wobei auch hier nicht jedes geschriebene Wort in Bild und Ton deplatziert, peinlich oder hohl rüberkommt. Bisweilen sind die Passagen wie Bruce Waynes Voice-Over zur Einführung ein passendes Gegenstück zum recht stimmungsvollen Düster-Flair. Und das sind trotz fehlender Tiefe oder etwas aufgesetzter Schwermütigkeit nicht nur reine Screenplay-Glückstreffer.
Es ist, wie schon bereits erwähnt, eine Idee, die mit "Batman V Superman" vermarktet wird. So ist es schon mit manchem Titel und es ist keineswegs als Beleidigung zu verstehen. Nicht jede Idee mit Ausstrahlung findet eine entsprechende Umsetzung im fertigen Film. Und manchmal ist es die Faszination für eine Idee, die spürbare Mängel und ungenutzte Entfaltungs-Möglichkeiten etwas wettmacht.
Immerhin erleichtert diese Denkweise den Umgang mit "Batman V Superman" etwas. Erleichtert einem die Analyse der hier verwendeten Taschenspieler-Tricks. Beginnend mit dem angepriesenen Duell der Helden, die doch eigentlich Freunde sein sollten. Bis zum Auftritt von Doomsday, der plötzlich durchaus die Sterblichkeit des Gottgleichen verheißt. Und dann diese gewaltige Schippe Pathos zum Schluss. Komisch, nicht lustig und wieder überzogen, weil das Ergebnis des Showdowns eh wieder als nur als Illusion erscheint. Eine Täuschung, die beim nächsten Einsatz der Kollegen der Justice League relativiert werden wird.
Aber zum Ende sollte die Frage hier nicht lauten, was alles falsch gemacht wurde. Fehler und falsche Dosierungen besitzt "Batman V Superman: Dawn Of Justice" sicherlich genug. Die Frage könnte auch lauten: Warum eigentlich nicht? Wieso kein brutal ernster Batman, wieso kein nachdenklicher Superman. All das Stirnrunzeln aus "Man Of Steel" macht hier definitiv mehr Sinn. Nicht vorrangig Zac Snyder, sondern Warner Bros. und DC werden sehen, ob die Mischung zu vieler Einflüße und Hintergründe diesem und kommenden Filmen schaden wird. Als definitiver Gegen-Entwurf zum leichtfüßigen Marvel-Powerhouse mit seinen fetten Effekten und kessen Sprüchen, ist dies gar nicht mal die schlechteste Variante. Wenngleich auch nicht die beste. Snyder definiert das Dark in Dark Knight, die Klasse und Ausgewogenheit von Christopher Nolan erreicht er nicht.
Dennoch, trotz aller düsteren Farb-Dramaturgie und seinem Hang zum Schatten, kann "Batman V Superman" seine Herkunft nicht verleugnen: eine Welt der bunten Bilder-Geschichten, in denen alles möglich scheint. So gesehen ist dieses Gipfeltreffen eher hart und grimmig, aber keineswegs eine Sackgasse geworden.
Das Leben ist ein großes rauschendes Fest. Eine nicht enden wollende Party, die mit jeder vergangenen Stunde nur noch lauter, bunter und besser wird. Opulent muss es nur sein. Gigantomanie und Verschwendungssucht sind die willkommenen Pfeiler einer solchen Party und Jay Gatsby versteht es, seinem Heer aus Society-Nachteulen und prunksüchtigen Fest-Freunden ein immerwährendes Gefühl von Luxus, Spaß und vielleicht auch Unsterblichkeit zu vermitteln.
Gatsby, "Der Große Gatsby" von F. Scott Fitzgerald ist einerseits dieser eine große amerikanische Roman. Die Geschichte eines neureichen Aufsteigers, dessen Stern kurzzeitig am hellsten erstrahlt. Mit seinem Geld und durch seine Feste scheint Gatsby zum Mittelpunkt des Universums zu werden.
In den Händen von Baz Luhrmann wird "Der Große Gatsby" wird diese Vorlage selbst zu einem berauschenden Erlebnis. Luhrmann fährt alles auf, was nur geht, um mit ausuferndem Szenenbild, Kostüm-, Licht- oder Ton-Gestaltung jeglichen Gedanken an die vorangegangenen Verfilmungen vergessen zu machen. Jeglicher Vergleich wird gleich im Keim erstickt. Denn Luhrmann treibt mit seinem Gatsby scheinbar die Grenzen der artifiziellen Verfremdung im Kino an seine Grenzen.
Warum denn in fremde Welten aufbrechen, wenn wir dem Leben hier auf Erden den märchenhaft schimmernden Anstrich eines Xanadu verpassen können? Dafür fährt Luhrmann einige schwere Kaliber auf. Und wie schon bei Shakespeare und MTV, Nirvana oder Madonna-Songs im Cancan-Ambiente, werden die Goldenen Zwanziger mächtig versetzt mit modernen Stilmitteln. Da singt Lana Del Rey den Titelsong, während Jay-Z den Soundtrack mit Beats angereichert hat.
So entfaltet sich Fitzgeralds Vorlage vor einem Hintergrund, der klassisch aussieht und doch genauso einem jüngeren Publikum diese High-Society-Fetenwelt cool und greifbar erscheinen lasst. Natürlich funktioniert das. Keine Frage. "Der Große Gatsby" versetzt einen nicht nur in seinen ausufernden Party-Aufnahmen in einen regelrechten Sinnestaumel. Die Augen gehen einem auch über, wenn wir auf die weniger glamourösen Szenarien wechseln.
Und dank der Besetzung von Leonardo DiCaprio als tragischen Titelhelden, kann Baz Luhrmann immer wieder beweisen, dass er sich wahrhaftiger der Bedeutung von F. Scott Fitzgerald bewusst ist. Immerhin geht der Bilderzauber auch in jene Momente über, in denen Gatsby am Ufer steht und seine Hände nach dem grünen Licht ausstreckt.
Denn natürlich ist "Der Große Gatsby" auch eine Geschichte über den Fall einer schillernden Hauptfigur, die sich nach der Vergangenheit sehnt. Nach jenem Mädchen, das für eine kurze Zeit das seine schien. Aber, und dies zeigen und Fitzgerald und Buhrmann sehr deutlich, war dies nur eine wage Hoffnung des Glücks. Jay Gatsby macht sich daran, mit sich diesen Traum mit allem erdenklichen Reichtum und Chic zurückzuholen.
Carey Mulligan, die als Daisy Buchanan diesen Traum verkörpert, scheint ihrem Verehrer tatsächlich zu erliegen. Doch Gatsby scheitert. Nicht an der Tatsache, dass seine Angebetete bereits verheiratet ist. Gatsbys Verhängnis ist viel eher der Fakt, dass er nur ein Junge aus einfachen Verhältnissen ist. Und kein Geld der Welt kann ihm den Zutritt zu diesen Kreisen verschaffen, zu denen seine Geliebte und auch ihr untreuer Gatte gehören.
Auf diesem Wege erzählt uns Luhrmann etwas über diese schillernde Elite, die letzten Endes im Kastenwesen verharrt. Empörkommlinge sind geduldet. Gern gesehene Besucher, doch ohne Namen und Verbindungen wirst du es nie über den Status des gern gesehenen Gastes bringen. Und vermutlich hat F. Scott Fitzgerald damals mit dem kometenhaften Aufstieg und tiefen Fall des Jay Gatsby eine erhellende wie tiefgründige Beobachtung zu Themen wie der Vergänglichkeit des Ruhms oder den Fallstricken des Sich-Neu-Erfinden (einer amerikanischen Spezialität, fragt diesen Don Draper) abgeliefert. Noch vor Andy Warhol erhob er Gatsby zum König und Talk of the Town. Bis auch diese Episode verpufft und ihre scherbenhaften Überreste still und heimlich unter dem Teppich verscharrt werden.
So betrachtet macht "Der Große Gatsby" in seinen Bemühungen nicht falsch. Baz Luhrmanns Ansatz, das Alte mit dem Neuen zu kreuzen, schmeckt sicherlich nicht jedem. Aber wer schon bei "Romeo Und Julia" oder "Moulin Rouge" resignierte, wird auch hier getrost weiterschalten können. Luhrmann steht nun einmal wie kein Zweiter für diese Vermischung aus Klassik und zeitgemäßerr Pop-Kultur. Früher, so in den Neunzigern, wäre das wahrscheinlich noch als Remix bezeichnet worden. Heute ist wohl der Begriff Mash-up besser. Das Aufeinandertreffen von Swing, Jazz und Hip Hop. Fitzgerald meets Avatar, oder Narnia. Oder wie auch immer.
Dass Luhrmann dabei stets das Verständnis für das Drama seiner Vorlage im Auge hat, untermauert auch der Blick ins Making-of und auf nicht verwendete Szenen. Und es ist auch nich so, dass "Der Große Gatsby" selbst nur aus Schall und Rauch besteht. Es macht nicht nur Puff und ein Konfetti-Regen vernebelt uns die ganze Zeit die Sicht. Trotzdem ist dies ein Film, dem sehr schwer mit gebrauchsüblichen Kriterien und griffigen Formeln beizukommen ist.
Das Drama von "Der Große Gatsby" findet sich hier in arg übersteigerter Form. Es ist unglaublich bis ungläubig mit anzusehen. Weil Baz Luhrmann ein echter Meister in Sachen Bilderflut und Zauber ist. Manchmal wirkt die tragische Erzählung auch sehr intim. Immer dann, wenn wir wirklich mal meinen, in einem Gesicht wahrhaft die Leidenschaft sehen zu können. Oder auch, weil Tobey Maguire als Freund und Gatsby-Bewunderer immer wieder die Rolle des Erzählers und Kommentators übernimmt.
Dennoch greift auch hier die Gestaltung und Bildsprache zeitweise auf die Erzählung über. Und "Der Große Gatsby" erweckt wieder den Anschein eines gekünstelten Theater-Stücks, bei dem nicht sofort klar wird, ob Klatschen oder Seufzen angebracht ist. Nicht, weil Luhrmann zu viel Schwermut eintröpfelt oder schlicht die Grenze zwischen Tragödie und Komödie übersehen hat.
Nein, mitnichten. Bei "Der Große Gatsby" zeigt sich nur einmal mehr, dass all diese Bemühungen nur dann greifen, wenn sich der Betrachter auch auf die Figuren völlig einlassen kann. Und dies hängt nicht nur von der Verve von DiCaprio ab. Es hängt auch an der gefühlten Beiläufigkeit und Gleichgültigkeit, mit der sich diese Figuren hier treffen und wieder auseinandergehen. Manche Bekanntschaften wirken hier geradezu überflüssig und hätten gleich aus dem Drehbuch genommen werden können.
Doch auch hier findet sich höchstwahrscheinlich ein echtes Stilmittel, mit dem Baz Luhrmann hantiert. Zumindest lässt sich die oberflächliche Beziehung von Maguires Nick zur Golferin Jordan gut mit dieser oberflächlichen Natur höherer Schichten erklären. So wie sich das abrupte Verschwinden jener Dame vom Zerplatzen der großen Gatsby-Blase ableiten lässt.
Wie auch immer. "Der Große Gatsby" macht dem Inbegriff der Kino-Magie auf visueller Ebene alle Ehre. Der große amerikanische Roman von Fitzgerald wird nicht durch den Reißwolf gejagt und zerfleddert ausgespuckt. Dafür sollten wir ruhig das "Based On" als lockere Inspiration begreifen. Wenn überhaupt, lesen wir eh das Buch, wenn wir meinen, der Film sei schlecht. Und selbst dann dürfte es Baz Luhrmann geschafft haben, in unserer Vorstellung, beim Lesen der Vorlage immer wieder Leonardo DiCaprio und die Pracht dieser Dekors, im Kopf aufleben zu lassen. Nur die Nähe zum Streben und Leiden dieser Figuren stellt sich bei "Der Große Gatsby" vielleicht erst beim zweiten oder dritten Anlauf ein.
Diese Russen. So böse, so hinterfotzig. Neidisch und nachtragend. Wenn sie schon kein Stück vom güldenen Kuchen der freien Welt abhaben können, dann fackeln sie halt die ganze Bäckerei ab. Es ist ja nicht gerade das frischeste Feindbild, mit dem uns "Jack Ryan: Shadow Recruit" ins Reich der Agenten zu versetzen versucht. Aktuell ist es leider immer noch in diesem, unseren Jahre 2016.
Russland ist und wird vermutlich noch lange Folgendes bleiben: das brodelnde Herz des Reichs der Finsternis. Wo sich hinter Stacheldraht und eisernen Mauern, fiese Operateure Pläne zur Zersetzung des Weltfriedens schmieden. Doch zum Glück ist es da immer auch Leute wie Jack Ryan und die ehrenhafte Garde aus Agenten, die derlei Unterfangen in letzter Sekunde vereiteln.
Strahlende Helden also, die eigentlich immer im Hintergrund bleiben sollten. Wie der Jack Ryan, den Chris "James T. Kirk" Pine hier spielt, anfangs auch. Das Schicksal will es natürlich anders. Und hätte Regisseur und Co-Star/Bösewicht Kenneth Branagh tatsächlich beim Reboot der Tom-Clancy-Adaptionen auf eine echte Neu-Ausrichtung gesetzt, dann wäre unser Held vermutlich ein halber Call-Center-Agent geblieben.
Was natürlich auch völliger Schwachsinn wäre. Alec Baldwin, Harrison Ford und zuletzt Ben Affleck gaben ja auch nie den Stubenhocker und das zögerliche Weichei. Jack Ryan ist Vollblut-Analyst und Action-Man. Neu ist bei "Jack Ryan: Shadow Recruit" nur, dass unser verjüngter Held seine Geschichte nochmals von vorn erzählt. Berufen durch den 11. September, verletzt in Afghanistan und danach getarnt als Wirftschaftsprüfer für die CIA tätig.
Zumindest das ist ein interessanter Ansatz. Das wahre Schlachtfelder liegt nicht mehr auf einer Landkarte, sondern im virtuellen Raum, wo nichtmaterielle Milliarden-Beträge hin- und hergeschoben werden. Und es ist ein wirklich spannendes Szenario, mit dem uns "Jack Ryan: Shadow Recruit" konfrontiert. Destabilisierung durch Kurs-Verfall und Panik-Verkäufe nach einem Terror-Anschlag. Selbst für Leute, die ohne Aluhut rumlaufen, nicht das abwegigste Komplott unter der Sonne.
Aber das ist ja noch die Sache mit dem Film darum. Zuletzt gefiel mir, wie Kenneth Branagh – Branagh, der doch sonst nur mit Shakespeare oder Mary Shelley hantierte – ausgerechnet dem Marvel-Donnergott Thor einen gelungenen ersten Auftritt verschaffte. Bei Tom Clancy geht diese Rechnung nicht ganz auf.
Pine, Branagh, Keira Knightley und Kevin Costner als väterlicher Freund und Mentor Ryans – eine namhafte Besetzung wurde hier versammelt. Dieser neue Jack Ryan wird ihnen dennoch nicht gerecht. Titelheld Pine gibt erst den angeschlagenen Kriegs-Versehrten, dann den scharfsinnigen Analytiker. Selbst nach dem ersten Mord will dieser Ryan noch mit der schmutzig brutalen Seite des Geschäfts hadern. Nur um im letzten Drittel dann den Jack-Bauer-Ersatz zu mimen. Dem selbstredend, perfekte Ablenkungs- und Hacker-Kenntnisse aus "Mission: Impossible" in die Wiege gelegt wurden. Okay, in der Ausbildung.
Es scheint zumindest in etwas durchzuschimmern, was Kenneth Branagh und seinen Produzenten da vorschwebte. Keinen aufgeblasenen weltmännischen Frauen-Vernascher und bereits abgebrühten Cleaner-Typen. Doch neben anfänglichen Täuschungs-Manövern und fast klassischen "Ich-seh-dir-sehr-tief-in-die-Augen-Kleiner"-Momenten, fällt am Ende vor allem auf, wie sehr "Jack Ryan: Shadow Recruit" dem gewohnten Schema F folgt. Es stört nicht etwa, dass hier der ganz große Horror ausfällt. Viel mehr ist es der Umstand, dass Branagh kein grandioser Spagat zwischen schauspielerisch dichtem Katz-und-Maus-Spiel und angepapptem Action-Finale gelungen ist.
Dazu kommen natürlich auch Märchen-Momente wie die fleißigen Handwerker, die in ein paar Stunden ein lädiertes Hotelzimmer auf Vordermann bringen und sogar Fugen und Kacheln richten. Oder Keira Knightley als unwissende Freundin Ryans, die blind hinterher reist und, wenn sie schon mal da ist, einfach so in die Aktion eingespannt wird. Du musst halt nur die richtigen Freunde haben.
Am ehesten jedoch bleibt "Jack Ryan: Shadow Recruit" ein mitunter spannungsarmer Reboot-Versuch. Ihn im direkten Vergleich zu den Vorgängern zu stellen, wäre natürlich schon mies. Denn so spannend, neuartig und packend wie ein Roter Oktober oder die Jagd auf Kartell, ist dieser Film natürlich nicht ausgefallen. Vergnüglich bleibt er dennoch. Zumindest ein relativ kurzlebiger Versuch, der beinahe als James Bond durch die Augen der "Homeland"-Autoren durchgehen könnte. Nur bitte keine Revolution wie bei Jason Bourne oder Daniel Craig erwarten.
Ich kann mir nicht helfen. Bei "Liberace" (alias "Behind The Candelabra") denke ich immer an einen Ehe-Film. Es geht natürlich um eine Beziehung, aber ich will allen Spießern und sich auf christusberufenen Hardlinern mal dieses faule Ei in den Vorgarten legen. "Liberace" schildert die verschiedenen Stufen der eheähnlichen Beziehung, die Tier-Trainer Scott Thorson mit der Showbiz-Legende Liberace einging.
Vom jungen Liebesglück, dem Eintauchen in die schillernde Welt des Glamours. Der aufregende Sex im Pool, im Bett. Wie der gerade achtzehnjährige Scott immer mehr in der Nähe von Liberace aufzublühen meint. Oder wie er für seinen Schatz Assistent und sogar Show-Komparse wird. Und wie Scott selbst medizinische Eingriffe über sich ergehen lässt, damit er frisch und knackig bleibt.
Das alles und noch mehr zeigt Steven Soderbergh in seinem wirklich famosen erzählten "Liberace". Es ist kein gewöhnliches Biopic, das einen Star im Ruhmeslicht sohnt. Und wirkt authentischer als die Nachahmung dubioser Erzählungen, die ein angeblicher Bettgeselle des, nicht geouteten, Liberace irgendwann rausposaunt hat.
"Liberace" propagiert auch kein hedonistisches Sittenbild. Das Funkeln und Glitzern der Juwelen, die Marmorböden, das Mega-Anwesen oder die schicken Autos – das alles ist eine wundervolle Fassade. Der strahlende Sternen-Vorhang, der anfangs noch auf allen Schattenseiten ruht und sich im Lauf der Zeit immer zu lichten beginnt.
Ich könnte sagen: "Ist doch scheißegal, ob es hier um schwul oder hetero geht." Für die Beziehung von Scott und Liberace meine ich, dass es stimmt. Aber natürlich gibt es dann auch die Zeit, in der sich beide schließlich trennen. Und Scott plötzlich auf rechtlichem Wege versucht, von seinem öffentlich straighten Ex Geschenke und Güter zu erstreiten. Bitter, ebenso wie die Tatsache, als Langzeit-Partner stets verschwiegen oder nur als guter Freund und Helfer vorgestellt zu werden.
So gesehen zeigt diese Geschichte auch, dass es nichts mit Mann mit Mann, Frau mit Frau oder Mann und Frau zu tun hat, dass Scott und Liberace irgendwann getrennte Wege gehen werden. Es geht viel eher um die Lust eines nach jungen Männern und die Unzufriedenheit, die sich einstellt, wenn du stets verleugnet wirst. Im Schatten einer Berühmtheit fällt eben nur ein geringer Satz von Sternenstaub ab.
Soderbergh zeichnet diese schmerzlichen Tatsachen in erlesen schönen Bildern ab. "Liberace" badet förmlich im Luxus des wahren Entertainers. Und erweckt dessen einzigartige kitschig-schillernde Welt stilecht wieder zum Leben. Bühnen-Aufzüge, Klaviere – was da nicht alles mit Strass oder Fell geschmückt wurde! Und es sei an dieser Stelle klar gesagt: Matt Damon gibt den jungen Adonis, der sein Glück anfangs nicht fassen kann, hervorragend. Aber die bessere Leistung legt dennoch Michael Douglas hin. Er IST Liberace. Jedenfalls der, dem es gelingt, einen jungen blonden Knaben in seine Welt und ins Bett zu locken. Er ist aber auch der Liberace, dessen Haarpracht gefakt ist. Und der Probleme am liebsten ignoriert und der sich Aussprachen auf verletzende Art und Weise entzieht.
Dass Glamour nur eine Illusion ist, war uns ja schon klar. Dennoch sind die Liebes-Explosion und der langsame Zerfall dieses Glücks so nüchtern wie auch herzzerreißend eingefangen. Dabei ist am Ende klar, dass Damons Scott schon beim ersten Treffen einen treffenden Ausblick aufs eigene Schicksal erhält.
Aber ich will nicht zu viel verraten. Sondern noch kurz davon schwärmen, dass Soderbergh in "Liberace" eine gute Mixtur aus Experimentier-Willen und Hochglanz-Ästhetik gelungen ist. Dieser Film wirkt nicht so frei schwebend zusammengetackert wie das Auf und Ab in "The Girlfriend Experience". Noch gehen der Ernst und das echte Drama im Konfetti-Regen unter. "Liberace" ist ein gut nachvollziehbarer Film, der selbst als Produktion für US-Pay-TV, überhaupt nicht wirkt, als sei er allein für ein Medium zurechtgeschustert worden. Und wenn für die Flugszene ein Miniatur-Modell im Close-Up gezeigt wird, ist das alles andere als lächerlich. Ehrenwort.
Selbst wenn ich "Liberace" nur als Liebes-Melodram bezeichnen würde, müsste ich gleich anfügen, dass dieser Film eben nicht seicht rüberkommt. Und dass der Faktor mit der gleichgeschlechtlichen Beziehung keine Stoff-Aufwertung und Publicity darstellt. Eher den Versuch, einen späten Blick auf diese unangenehme Seite zu werfen, die eine Leben als Liberaces kleines schmutziges Geheimnis leider mit sich brachte. Kurz gesagt, es lohnt sich.