Rajko Burchardt - Kommentare
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Alle Kommentare von Rajko Burchardt
Die ersten Minuten: Bräsige Dröhnmucke von Hansi Hinterzimmer, dann spielende Kinder in Zeitlupe, dann ein am Meer gestrandeter Leonardo DiCaprio mit Schlaf in den Augen. Ob’s hier wohl um etwas total faszinierend Merkwürdiges gehen mag? Zum Beispiel Traum- und damit Identitätsfragen? Wow! Christopher Nolan, Meister des Subtilen. Philosophie wird mit Dauergeballer angereichert, Träume werden auf die denkbar fantasieloseste Art ausbuchstabiert und sind sowieso nur Zerstörung statt Kreation, vor Tiefgründigkeit flüchtet sich "Inception" mit schwergewichtiger Planlos-Action, Knalleffekten und nichts sagender Geschwätzigkeit. Und das Unterbewusstsein ist ein Fahrstuhl – doofer geht’s nimmer. Eine einzige Chose und in seiner sklavischen Erzählverliebtheit eigentlich überhaupt keiner Rede wert. Das Bemerkenswerte aber an diesem künstlich verschachtelten und unnötig aufgeblasenen Film, der letztlich nur eine uralte Fragestellung zweieinhalb Stunden lang zu Tode verschnörkelt, ist seine Fähigkeit, eine bildgewaltige Architektur aus reinem Nichts zu erschaffen und mit ihr ein Popcorn mampfendes Massenpublikum so zu begeistern, dass selbst noch der hinterletzte Vollhorst den Abspann in dem Glauben runterrasseln sieht, etwas außergewöhnlich Komplexes und Unbegreifliches gesehen zu haben. Das hat auch bei mir zumindest soweit funktioniert, als ich mich wider besseres Wissen nicht gelangweilt habe (Inception?), obwohl dieser Film bestenfalls die gestutzte gedankliche Schmalspurversion von David Cronenbergs "eXistenZ" ist. Inhaltloses Posing, reine Hülle, Kino fürs Ego. Bäh.
It never rains in Southern California. Alles eine Lüge und der Kitsch regiert die Welt: Mit verkrampften One-Night-Stands, alten Schulfreunden, glückseligem Nichtstun. Dazu Nuscheln, Kichern, Weinen und die besten Dialoge des Jahres. Die totale Neurose, das totale Leben. "Greenberg" ist Drehbuch und Feinsinnigkeit, also vollendete Ultrakunst. Es geht um gar nichts und um alles, also um Kitsch. Ben Stiller kann doch viel, Greta Gerwig kann alles und Noah Baumbach hat den Plan. Hurt people hurt people. Jede einzelne Minute ein Genuss. Verdammt wunderbarer Film.
Mein Beileid, Alex. :D
[...] "Machete" ist der unter Tarantino- und Rodriguez-Jüngern lang erwartete Film zum Fake-Trailer ihres Schmuddel-Doubles. Ein Überbleibsel aus dem Konzept Pseudo-Grindhouse, das Billiges teuer zu imitieren versuchte. Das Schlechte im Guten, das Naive im Kalkulierten, das Unfreiwillige im Freiwilligen, das Ausstellen und Nachahmen der eigenen Exploitation-Vorbilder auf höherem Niveau. [...] Müßig wohl, dem Film seine belanglose Handlung, sein Drehbuch ohne Höhepunkte, seine stinklangweilige Regie zum Vorwurf zu machen, schließlich ist’s ja Trash und damit zur Schlechtigkeit legitimiert, nicht wahr. Aber dass Machete in keiner Weise eine tragfähige Titelfigur ist, das wird man sagen dürfen. Dass Danny Trejo nicht grundlos seine gesamte Karriere über nur Neben- und Minidarsteller war, das wohl auch. Jemandem, der kaum eine Treppe hochsteigen kann, nimmt man einen derartigen Actionpart nicht ab, auch wenn er dabei mit Steven Seagal, der es offenbar nicht einmal mehr hinbekommt, sich um sich selbst zu drehen, zweifellos gute Gesellschaft an der Seite hat. [...]
„Stichtag“ ist der neue Film der „Hangover“-Produzenten und des „Hangover“-Regisseurs Todd Phillips mit dem „Hangover“-Star Zach Gali…fianakis nach dem „Hangover“-Erfolgsrezept: Männer on the Road, Frauen in the kitchen. [...] „Stichtag“ ist ein Film ohne Handwerk. Er folgt der inoffiziellen Agenda heutiger US-Komödien: Hauptsache Star-Komiker, der Rest ergibt sich von allein. Drehbücher im Sinne zu Ende erdachter Geschichten mit gezielten Pointen oder klugen Wendungen spielen keine Rolle, so lange man irgendeine Fernsehnase hat (zumeist aus Saturday Night Live), der man Gags vorsetzt oder sie einfach vor der Kamera improvisieren lässt. [...] Gegen die müden mainstreamigen US-Komödien der letzten Jahre mit ihrer Klemmi-Moral, ewigen Selbstfindungssoße und Proll-Attitüde muss endlich mal ein Kraut wachsen, sonst wird das nichts mehr mit der Ehrenrettung des Genres.
Ist das noch ein Überbleibsel aus der Sommerpause oder ist Filmkritiker-Bashing immer en vogue? Die Abgrenzung der Typen ist etwas wilkürlich, ich finde mich jedenfalls bei A-G wieder. Ansonsten eine Unverschämtheit, der Text. Zielt schamlos auf die Eitelkeit von Kritikern - und die ist nicht zu unterschätzen. Gefällt mir nicht!
Nachdem Brett Ratner bereits den dritten "X-Men"-Film erfolgreich in den Sand setzte, stellt sich nun Gavin Hood beim Ausbau des Comic-Universums um die Prequel-Storys der Mutanten ambitioniert an, es ihm nachzumachen: Der im Titel verlautete Ursprung des Helden wird mit kurzen Animationen schon im Vorspann abgehandelt, um den Rest des Films mit permanenten Actioneinlagen auszuschmücken, die ihre Grundlage in einem rätselhaften Disput zwischen Wolverine und seinem Bruder Victor haben. Bemerkenswert, dass man am Ende dieser Franchise-Auskoppelung noch weniger über Wolverine zu wissen meint als vorher, dass der die Geschichte bildende Bruderkampf bis ins Detail unklar und unlogisch erscheint, und dass die Nebenfiguren allesamt noch ärgerlicher aus der Handlung kippen als im Vorgänger. Ein selten blöder Platzhalter übertriebener CGI, der in etwa so viel Seele besitzt wie eine glatt gespannte Green-Screen-Wand – nicht auszudenken, was Bryan Singer wohl daraus gemacht hätte.
[...] Die Dokumentation von Katharina Klewinghaus ist in gewisser Hinsicht eine filmische Übersetzung des bekannten Carol J. Clovers-Buches "Men, Women, & Chain Saws: Gender in Modern Horror Film" und legt ihren Schwerpunkt auf die feministische Filmkritik- und –rezeption, und lässt zahlreiche Genregrößen von Bruce Campbell über Tom Savini bis zu Wes Craven, sowie Film- und Sozialwissenschaftler zu Wort kommen – deckt also Praxis und Theorie gleichermaßen ab und garniert die Interviewschnipsel zudem mit Filmausschnitten und Zwischenanimationen. Der Film jedoch hat leider arge Probleme einen Fokus zu finden. Weil Klewinghaus sich nicht entscheiden kann, ob sie ein Fachpublikum, Genrefans oder Einsteiger adressieren möchte, bewegt sich "Science of Horror" immer irgendwo zwischen reizvollem Ansatz und hohler Phrasendrescherei. Die Hinleitung zum Thema misslingt gänzlich, ehe der Film auf genreübliche gender construction zu sprechen kommt, hält er sich mit hinlänglichem Geplapper von kathartischen Effekten und dem Horrorfilm als Amüsement auf. In der einen Minute geht es dabei dann noch um Rating-Ungleichheiten bei Studio- und Independentproduktionen, in der nächsten wird plötzlich über die latente Homosexualität in "Dracula’s Daughter" und "Rebecca" spekuliert. Der Film windet sich dabei nicht nur unbeholfen um diverse Themenkomplexe, sondern kratzt auch lediglich an deren Oberfläche [...]
[...] "Tanin no kao" (The Face of Another) ist eine essayistische Auseinandersetzung mit dem menschlichen Individuum als Wesen, das zwar über ein Ich-Bewusstsein verfügt, dieses jedoch angesichts einer subjektiven Entfremdung aufzugeben droht. Stilistisch stark dem avantgardistischen Kino verschrieben, inszeniert Regisseur Hiroshi Teshigahara die Sinnsuche seiner Figur unter Einbeziehung zahlreicher Leitmotive und Bezüge zur östlichen, vor allem aber auch westlichen Kultur. Der Film basiert auf der gleichnamigen Novelle von Kôbô Abe, mit dem Teshigahara bereits bei "Otoshiana" (The Pitfall) und dem international erfolgreichen "Suna no onna" (Woman in the Dunes) zusammenarbeitete. [...] Faszinierend ist der visuelle Ansatz des Regisseurs, die Gesichter seiner Figuren immer wieder in einem besonderen Fokus zu inszenieren – von vorn und hinten, dann wieder seitwärts, abgeschnitten oder verdeckt. Kameramann Hiroshi Segawa setzt sie stets in einen speziellen Zusammenhang zueinander, aber auch zu ihrem Hintergrund und allgemeinem Umfeld. Durch die außerordentliche Kraft seiner Bilder rückt der Film die Bedeutung des menschlichen Gesichts als Fixpunkt gegenseitiger Kommunikation ins Zentrum und unterstreicht den Konflikt des tragischen Helden mit sorgfältig ausgewählten Mitteln, die nicht selten an die Tradition europäischer Filmemacher in den 60er-Jahren erinnern. [...]
[...] Shindos Film entwirft ein scheinbar verzerrtes Bild vom Leben abseits der Gesellschaft, am Rande des Krieges und jenseits zivilisierter Ordnungsmuster. Doch seine Darstellung einer Gemeinschaft ‚Zurückgebliebener’, einer Gruppe von zwei Frauen, die in einem für gewöhnlich patriarchalisch organisiertem und hierarchischem Umfeld eine neue Existenzgrundlage schaffen müssen, wirkt realistischer als manch andere cineastische Kriegsverklärung, die nicht selten auf das Klischee der daheim wartenden und unselbstständigen Ehefrau setzen. Die extreme Tristesse im Leben der beiden Frauen und die jeglicher Romantik entbehrenden Lebensumstände fügen sich zu einem trostlosen Gesamtbild, das Krieg als durch und durch antikonstruktivistischen Virus zeichnet – seine nicht nur zerstörende, sondern auch lähmende Wirkung stehen im Mittelpunkt von "Onibaba". [...]
[...] Bedauerlicherweise gelingt es der TV-Produktion nicht einmal die äußere Kontinuität zu "The Return of the Jedi" herzustellen. Nicht nur hausen die Ewoks nunmehr in einfachen Zelten auf dem Boden (statt der wundervollen Häuschen in den Bäumen), sie scheinen mittlerweile auch kaum noch Probleme mit Basic, der Allgemeinsprache, zu haben – obwohl der Film inhaltlich vor Episode VI angesiedelt ist. Die Unterschiede zu den Kinofilmen machen sich insbesondere aufgrund des geringen Budgets negativ bemerkbar, im direkten Vergleich wirkt die Ausstattung in "The Ewok Adventure" geradezu profan. Hauptsächlich müssen die Wälder als Kulissen dienen, ansonsten schiebt sich hier und da mal ein zugegeben schickes, aber eben doch immer erkennbares Matte-Painting ins Bild. Obwohl die visuellen Effekte auf das Konto von ILM gehen und sogar mit einem Emmy prämiert wurden, liegen sie weit hinter dem Produktionsstandard der Zeit, mitunter selbst für ihre TV-Verhältnisse. Die kantigen Stop Motion-Einlagen könnten gestriger nicht sein, besitzen hingegen aber auch keinerlei Charme. Spinnen aus Pappmaché und einfachste Rückprojektionstricks verlangen dem "Star Wars"-Fan zusätzlich einiges ab. [...]
[...] Gegenüber dem ersten Film ist der von Jim und Ken Wheat inszenierte "The Battle for Endor" eine deutliche Steigerung. Schon der Beginn macht einen handwerklich wesentlich routinierteren Eindruck, die Gefechte zwischen Ewoks und Maraudern sind hübsch und dynamisch in Szene gesetzt. Mit einigen Lasergefechten und Raumschiffen in bekanntem Design gelingt es dem Film kurzzeitig auch besser, ein gewisses "Star Wars"-Gefühl zu evozieren. Aubree Miller hat zwar wie schon im Vorgänger so einige Probleme damit, einen ganzen Spielfilm zu schultern, dafür sind die schauspielerischen Leistungen des Casts insgesamt dennoch ungleich überzeugender als in "The Caravan of Courage". Die Entscheidung, Cindel Towani zum Dramaturgie bestimmenden Charakter umzumodeln, funktioniert weitgehend, auch wenn die rasche Entledigung ihrer Familie die Ereignisse des ersten Teils rückwirkend ein wenig aufhebt. Die Figur findet in der Buchtrilogie um "Die Schwarze Flotte" später noch einmal Erwähnung und wurde so auch immerhin zu einer Konstante innerhalb des "Star Wars"-Universums. [...]
[...] Symbolhaft tobt ein gewaltiger Sturm im abendsonnigen Texas, rötlich-braune Herbstblätter treiben in die große Vorhalle eines gigantischen Anwesens. Die schnelle Schnittfrequenz und schrägen Kameraeinstellungen schaffen Verwirrung – und plötzlich fällt ein Schuss. Dann folgt der Blick auf den Kalender, dessen Abrisszettel eine Zeitreise suggerieren. Der Zuschauer weiß nun, dass hier etwas Schreckliches seinen Lauf nimmt, nur noch nicht wie und warum es dazu kommen wird. Sirk aktiviert somit geschickt die Erwartungshaltung: Ganz egal wie beschwingt, komisch oder sanft die Erzählung auch fortsetzen mag – am Ende steht das große Drama, das für diese Figuren, so unklar sie bis dato noch erscheinen, kein Glück zulassen wird. Schicksalhaftigkeit als eines der wesentlichen Motive ist etabliert. [...] Doch zu jener Zeit, als Etikette alles und Individualität nichts bedeuten durften, sind diese Figuren hilflos gefangen. Die klirrende Gefühlskälte im warmen häuslichen Ambiente, die sterile und klinische Leere darin, die Entfremdung und Unnahbarkeit ziehen eine lange Spur in Sirks Filmen. Bis heute.
[...] In dem chinesischen Emigranten Wei-Tung mag sich Ang Lee gewiss wieder finden: Das Leben in den USA wird durch die eigene Identität eingeholt, und das entnervte Auftreten des Mannes ist Ausdruck einer schweren Erkenntnis – dem schleichenden Verlust kultureller und familiärer Wurzeln, dem unauflösbaren Widerspruch zwischen individuellem und familiärem Glück. Der innere und äußere Druck, dass alles der chinesischen Ordnung und Harmonie entsprechen muss, droht den jungen Mann zu zerreißen. Als jemand, der seine Sexualität frei ausleben und dennoch nicht mit den kulturellen konfuzianischen Traditionen brechen möchte, ist Wei-Tung die typische Lee-Figur, die den Kampf des Individuums gegen normative Regeln und Strukturen und auferlegte Kodexe ausfechten muss. [...]
[...] Wurde ja auch Zeit, dass sich das hartnäckigste aller konservativen Horror-Subgenres aus seiner für gewöhnlich immer so selbstverständlich unterstellten Heterosexualität löst und mit dem schon 2004 produzierten "Hellbent" den ersten Stalk’n’Slasher vorlegt, in dem einmal nicht promiske Jungs an den Titten dusseliger Cheerleader rumfummeln oder zölibatäre final girls ihrer Jungfräulichkeit hinterherhinken. Nein, hier geraten – mehr oder weniger – schwule Teenager in die Fänge eines Sichelmörders mit Waschbrettbauch, der auf einer Halloween-Party voller Leder-Typen, Babydaddys und Drag Queens sein Unwesen treibt. Vorüber also die Zeiten des Schlitzerfilms, in denen queere Themen meist fröhlich in den Subtext verbannt wurden, was sich mal unfreiwillig komisch wie im zweiten Freddy-Film von Jack Sholder, mal ein wenig abschätzig und unbeholfen wie in Robert Hiltziks "Sleepaway Camp" äußerte. [...]
[...] Diese Geschichte der größten staatlichen Geldfälschungsaktion aller Zeiten ist eigentlich unglaublich. Und genau deshalb auch setzt Ruzowitzky sie mit konventionellen filmischen Mitteln um, damit sie begreifbar wird. Dafür gelten abermals die Kompromisse, die im Kino bei diesem Sujet immer gelten müssen: Das Unfassbare fassbar zu gestalten. "Die Fälscher" ist ein ambitionierter, spannender und – natürlich – bewegender Film, der an den bekannten Eigenheiten deutscher Kinogeschichtsstunden leidet. [...] Dennoch möchte man dem Film tendenziell mit Wohlwollen begegnen, nicht nur weil er über ein verhältnismäßig noch wenig bekanntes Ereignis berichtet, sondern auch weil er nur selten in die alles zerkauenden, heuchlerischen und plakativen Erklärungsmuster vieler anderer deutscher Filme über die eigene Nazivergangenheit verfällt. [...]
Lehrerin kommt an Ghettoschule, kämpft sich aufs Niveau ihrer verzogenen Gören herunter und nimmt sie schließlich an die Hand, um die wahre Schönheit der doch gar nicht so aussichtlosen Welt zu entdecken. Der obligatorische Wettbewerb (=Finale) wird hier leicht variiert, obwohl die Kids dennoch jegliche genreüblichen Lebensprüfungen bestehen müssen. [...] Da diese Filme auch immer ein inhaltliches Ziel formulieren müssen, führt es die Kids auf dem Weg zur Selbsterkenntnis gar zum Holocaust. Das ist sogar noch schlimmer als es klingt: Nicht ein simples Konzert, eine doofe Bühnenaufführung oder irgendwie anders geartetes Event muss gemeistert werden, sondern die Kids entdecken den Schrecken der Geschichte. "Freedom Writers" lehnt sich dabei so weit aus dem Fenster, dass der Zuschauer den Fall angesichts seiner drohenden Bewusstlosigkeit nicht mehr miterleben dürfte. Tatsächlich geht es darum, dass die Schüler ihre eigenen Probleme mithilfe der historischen Bewältigung des Dritten Reichs kompensieren und schließlich lösen. Das meint der Film übrigens todernst: Von einem Tag auf den anderen verwandeln sich die kauzigen Gangster mit losem Mundwerk in aufgeschlossene Projektbegeisterte – inklusive feuchten Augen beim Museumsbesuch. [...]
Das Kino des John Waters ist ein Kino der Menschen. Kaum ein anderer amerikanischer Regisseur der Gegenwart erzählt mit einer derartigen Leidenschaft, mit einer so inbrünstigen Selbstverständlichkeit und offenen Geisteshaltung ganz einfach von Menschen. Man sollte im Falle von "Pecker" widerstehen, den einst für geschmackvolle Eskapaden mit Drag-Queen Divine berüchtigten Undergroundregisseur ein weiteres Mal des Seitenwechsels zum Mainstream zu bezichtigen. [...] "Pecker" ist eine Liebeserklärung an die Schönheit des Verschrobenen. Zunächst durch den Kamerasucher seines Helden, später auch mit freigelegtem Blick auf all seine Figuren. [...] Waters liebt sie alle, in ihrer ganzen unangepassten Art, ihren merkwürdigen Eigenheiten. [...]
[...] Nach Waters’ provokanten, ausgefallenen und irrsinnigen Erstlingswerken folgten angefangen mit "Hairspray" (1988) einige kommerziellere Arbeiten, die zwar nicht minder subversiv, aber in ihrem offensichtlichen Ton doch gemäßigter waren. Die freizügigen Obszönitäten eines "Female Trouble" vermischen sich nun jedoch mit der vermeintlichen Kleinstadtidylle aus "Serial Mom" – der anarchische "A Dirty Shame" schlägt eine groteske Brücke zwischen dem filmischen Früh- und Spätschaffen des Baltimore-Regisseurs und ist damit so etwas wie die Quintessenz im Waters-Oeuvre. [...]
[...] "Lions for Lambs" ist ein ziemlich deutliches – und bisweilen auch naives – Plädoyer für mehr Partizipation. Es geht bei aller Aktualität letztlich um das recht alte Thema einer zunehmend lethargischeren Jugend, die weder großes Interesse am politischen Geschehen zeigt, noch darum bemüht ist, die Grundsäulen der Demokratie zu stärken, tatsächlich sogar weitgehend kaum ein Bewusstsein für diese Prozesse besitzt. [...] Die Kurzweiligkeit und innere Dynamik des Films erleichtern zudem den Gedankentransport – als Statement, das auch gehört werden möchte, macht "Lions for Lambs" eine überzeugende Figur. Interessanterweise geht er über sein allgemeines Plädoyer, in der heutigen Generation ein Bewusstsein der Teilhabe zu schaffen, nicht hinaus – der Film bleibt bewusst unkonkret darin, wie genau sich das Interesse am politischen und damit immer auch gesellschaftlichen Prozess äußert. [...] Vermutlich wird darüber hinaus nicht nur Redfords dezent lehrerhafter Vortragscharakter kritischen Zuschauern zu schaffen machen, sondern auch seine fragliche These, dass es nicht um die eigentlich verantwortlichen Machträger gehen sollte, sondern all jene, die ihre Verantwortung im Kleinen nicht wahrnehmen – womit den Kriegsführern eine latente Passivität zugeschrieben und Teile der Schuld einem Kollektiv übertragen werden.
Und täglich grüßt das Geisterschiff. Typischer Mitschwimmer auf der unsäglichen Welle so genannter Mindfuck-Filme, der eine einzige Drehbuchidee zur totalen Verschnörkelung überdehnt und allein mit der Konstruktion einer fragenden Erwartungshaltung Spannung zu generieren versucht. Die der allgemeinen Einfallslosigkeit wie so oft zuträgliche Ellipsenbildung zur selbständigen Lückenschließung durch interpretierwütige Zuschauer reizt „Triangle“ mit banalsten Bildern und einer Überbetonung des, hm, Unheilvollen ohne jegliches stabile Fundament aus, auf dass man sich selbstclever richtig flashen lassen – oder auch einfach genervt abwenden kann. Klassischer Fall eines Films, der an die Eitelkeit des Zuschauers appelliert und diesem eigennützig das Feld überlässt, damit er sich in dem Glauben, etwas besonders Kluges gesehen zu haben, auf die Schulter klopfen und freuen darf (sprich: das Christopher-Nolan-Prinzip).
Wenn Uwe Bolls bisheriges Œuvre Sesamstraße war, ist "Rampage" nun Teletubbies. Der Regisseur hat mittlerweile ein Anliegen und dreht jetzt Filme mit Botschaft und von gesellschaftskritischer Relevanz. Hier geht es um einen Amoklauf, den Boll nicht ohne manipulatives Geschick zu motivieren versteht. In den Videoregalen findet sich der Film gleich neben aktuellen Neuheiten wie "Harry Brown", Abteilung: Fascho-Gesinnung für Fantasten. In greifbarer Nähe stolpert man vielleicht auch über "Falling Down", "Taxi Driver" steht aber mindestens drei Räume weiter. Der Film jedenfalls – eine heiter übermütige Gewaltfantasie, deren beschränkte Geisteshaltung durch eine drollig-naive Schlusspointe unterstrichen wird (zumindest in der unzensierten Fassung). Die Kamera wackelt nach links und nach rechts, nach oben und nach unten, und im Kopf vom Uwe, da wackelt’s sowieso. Gut ist, dass denkende Menschen über so einen Film nur kichern können. Schlecht ist, dass er von solchen kaum gesehen werden dürfte.
Unmittelbares Sequel zum originären und effektiven Genremeisterwerk von 2005, das das interpretierfreudige Ende des Vorgängers gleich zu Beginn fortsetzungsgetreu zur Eindeutigkeit umdichtet und folglich die gesamte metaphorische Prämisse auf kleinste gemeinsame Nenner herunter bricht: Wahllose Schockszenen, ordentlich Blutgemansche und die unvermeidliche sinnlose Rückkehr an den Ort des Schreckens, den erneuten Abstieg ins Dunkle und die Konfrontation mit verdrängten Ängsten. Ohne den psychologischen Unterbau des ersten Teils wird noch einmal der gleiche Plot mit gleichen Situationen, gleichen Figuren und sogar gleichen Einstellungen nachgespielt, und von allem darf es etwas mehr sein. Zur besseren oder leichter verdaulichen Unterhaltung mag sich der diesmalige Verzicht der sprichwörtlich tiefgründigen Auseinandersetzung mit dem Horrorbegriff vielleicht positiv auswirken, der Mangel an Komplexität, Tiefsinn und damit auch Intensität empfiehlt diese lautstarke Fortsetzung aber eher als konsequent banalisiertes Gegenstück zum nunmehr umso außergewöhnlicher erscheinenden Vorgänger, der glücklicherweise und nichtsdestotrotz von diesem schwachsinnigen Nachzügler völlig unberührt bleibt.
[...] Mit der Comicvorlage von Warren Ellis hat „RED“ nur noch wenig gemein, Hollywood hat den Stoff nun deutlich massenkompatibler als familienfreundlichen Actionspaß fürs Kino adaptiert. Der Stuttgarter Regisseur Robert Schwentke zeigt sich allerdings ambitioniert in der Umsetzung: Nach seinem mitteldoofen „Flightplan“ und dem megadoofen „Die Frau des Zeitreisenden“ ist „RED“ ein unauffällig, aber im besten Sinne solide inszenierter Ensemble-Spaß nach Baukastenprinzip. Der Film geht kein Risiko ein und macht demnach nicht viel falsch. Reines Unterhaltungskino auf gutem Niveau. [...]
Ich find' den niedlich.