Rajko Burchardt - Kommentare

Alle Kommentare von Rajko Burchardt

  • 1 .5
    über Skyline

    Nach "District 9" und "Monsters" der nächste vergleichsweise kostengünstige Sci-Fi-Quatsch, der seine gänzlich auf Spezialeffekte herunter gebrochene Prämisse allerdings gleich zu Beginn stolz ausstellt. "Skyline" ist nichts weiter als die vollkommen irrelevante Effektdemo eines sonst im Trickbereich tätigen Regiegespanns und hat im Kino eigentlich überhaupt nichts verloren. Den Strause-Brüdern fällt dann auch nicht viel mehr ein, als ausgelutschte Genreklischees und die wie üblich bei Spielberg entliehenen Invasionsbilder aneinander zu reihen, einen im grässlichen TV-Look gehaltenen 08/15-Plot abzuspulen und das ganze mit unerträglichen Aushilfsdarstellern zu unterfüttern. Da der Film vermutlich auch oder insbesondere als ulkiger Alien-Trash verstanden werden möchte, hätten ihm ein wenig Charme oder weniger forcierte Naivität gut getan – so wirkt der ganze Blödsinn ausschließlich nervtötend, kalkuliert und nicht gekonnt. Reinste Zeitverschwendung.

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    • 7

      Die "wahre Geschichte" eines österreichischen Bankräubers und Mörders, der in den 80er-Jahren als "Pumpgun-Ronnie" für Schlagzeilen sorgte und bereits Kinofilme wie Kathryn Bigelows Heist-Romanze "Point Break" inspirierte. "Der Räuber" ist die trostlose, karge und mitunter auch schwerfällige Dramatisierung des Stoffes nach dem Roman von Martin Prinz. Rund 100 Minuten mit dem kaltschnäuzigen Protagonisten verbringen zu müssen, ist dabei angesichts der subjektiven Erzählhaltung eine reizvolle Herausforderung, zumal der Film, trotzdem er von Bewegung und Dynamik lebt, zu großen Teilen eher still steht. Dieser Widerspruch, wenn man ihn als solchen bezeichnen möchte, mag sich daraus ergeben, dass Benjamin Heisenbergs Film zwar Merkmale des Biopics und auch klassischer Caper-Movies trägt, durch die ausgeprägten Manierismen der "Berliner Schule" – in Anführungszeichen, weil es ja doch nur ein diffuser Begriff zur Einordnung ist – aber auch kaum als reines Genrekino verstanden werden kann. In den extravaganten Fluchtszenen brilliert "Der Räuber" mit beeindruckend gefilmten Verfolgungsjagden, die in der Inszenierung von Tempo und Kinetik an die beiden "Bourne"-Sequels von Paul Greengrass erinnern, durch ihren vergleichsweise reduzierten, makellosen Schnitt jedoch eine eigenständige Faszination entwickeln. Insgesamt ein etwas unentschlossener, aber einfach bemerkenswert inszenierter Film.

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      • Eigenwerbung!

        Aber ich will da auch mal hin, zu der sexy film bunch. Hab nur Angst, dass ich's nicht überleben würde angesichts endloser Nerdgespräche auf Bayrisch.

        • 5

          Mit Good Old Woody ist’s immer nett oder absolut unerträglich. Mal amüsieren die hübschen Geschichtchen für Bildungsbürger, die milden Dialogfetzchen und das gekonnte Jonglieren mit leichtem Witz und Figuren vom Reißbrett. Mal nerven die gestrigen Altmännerposen, der quirlig verkleidete Sexismus und die endlosen Laber-Rhabarber-Schleifen. Ein schmaler Grat. Aber Europa liegt wieder einmal zu Woodys Gunsten vor: In London hat’s noch immer was Frisches, das übliche Beziehungstheater des Stadtneurotikers. Alles ist gewohnt gewitzt und das ungewohnt gewitzt. Gute Besetzung, wie so oft. Jeder zeigt, was er kann, und hier können alle was. Also nett. Der Film macht Spaß, er amüsiert, er ist leichte Kost und so weiter. Heitere Comedy im besten Sinne, ein lockeres Geschäft, für Weinkenner ein Muss. Und tatsächlich ziemlich komisch, auch wenn’s um nix geht. Ich habe mich wunderbar unterhalten und den Film jetzt schon wieder vergessen – perfekt.

          5
          • 1 .5

            [...] "The Tourist" ist letztlich ein reines Branchenerzeugnis, eine formschöne gewollte Visitenkarte fürs Ego seines Regisseurs und ein so derart irrelevanter Film, dass eigentlich jede Zeile über ihn eine Zeile zu viel wäre. Aalglattes Starkino gut und schön, doch was Angelina Jolie und Johnny Depp hier zwischen gelangweilter Möchtegern-Laszivität und aufgedunsener Unansehnlichkeit an komatösen Dialogen aufsagen, das grenzt an vollständige Arbeitsverweigerung. Der Film ist in einem derartigen Schneckentempo erzählt, mies geschrieben und einfallslos in Szene gesetzt, dass die Academy besser auf der Stelle ihren Goldjungen zurückordern sollte. Diese einschläfernde, dröge, lahmarschige Krimikomödie tut mit ihren dilettantischen Actionszenen und dem hundsmiserablen Schnitt nicht nur physisch weh, sie leistet sich in ihrer nicht gekonnten Laissez-faire-Attitüde auch noch eine widerwärtige Selbstgefälligkeit, die man wohl nur auf ihren Regisseur zurückführen kann. Dieses Nichts an Story, dieses hoch hinaus wollen und ganz unten landen, diese streberhafte, aber durch und durch ungenügende Nullnummer von einem Film ist nichts anderes als das ganz große Scheitern – und wird die erschlichene Karriere unseres Auserwählten, wenn es ihn schon nicht auf den Boden der Tatsachen bringen sollte, mit ein wenig Glück ins vorschnelle Aus befördern.

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            • 7

              Nach seinem Publikumserfolg "House on Haunted Hill" (1959) steuerte Gimmick-Maestro William Castle mit "The Tingler" auf den Höhepunkt seiner Karriere zu. Der Film gilt heute als sein Meisterwerk, sein Opus Magnum, sein meistzitierter Klassiker. Es ist gar nicht mal Castles beste, aber vielleicht doch seine eindrücklichste Regiearbeit. Die Geschichte über menschliche Angst, die sich zu einem an der Wirbelsäule entstehenden Krabbelmonster manifestiert, zu eigenem Leben erwacht und nur durch einen entsetzlichen Hilfeschrei bezwungen werden kann, ist zweifelsfrei Trash mit Hochachtung, aber auch eine treffliche Reflexion von Horrormechanismen, die Castle wie kein anderer beherrschen wollte. Der Einbruch der Vierten Wand im Finale, die zur Komplizenschaft mit dem Publikum einladenden Fake-Filmrisse und direkt an die Zuschauer gerichteten Dialoge verleihen "The Tingler" zusätzlich filmreflexive Qualitäten, die das cinephile Herz höher schlagen lassen. Visuelles Highlight: Eine in Farbe gedrehte Badezimmerszene mit surrealem Einschlag. Most sleazy moment: Der erste LSD-Trip der Filmgeschichte. Wahre Größe: Vincent Price, der mit seinem unnachahmlichen Habitus selbst noch die schäbigsten Dialoge zum vollendeten Genuss macht.

              7
              • 3

                Eines unter bald zahllosen "District 9"-Rip-Offs, also Science-Fiction als Alien-Arthouse betont anders gedacht und mit wenig Geld auf den Weg gebracht. Die ja durchaus nicht uninteressante Prämisse des Films, das Kriegsgeschehen um die Ausbreitung außerirdischer Riesenmonster ins Framing zu verbannen, die üblichen Erwartungen an das Genre durch den Verzicht aufs große Spektakel nicht zu erfüllen und das Ausmaß der Katastrophe lediglich nuanciert am Rande zu streifen, bleibt leider völlig chancenlos gegen die stattdessen in den Mittelpunkt gerückte Liebesgeschichte und den schwerfälligen Road-Movie-Charakter. Der mühsam, aber dennoch beharrlich vorangetriebene Plot mitsamt seiner dramaturgischen Unzulänglichkeiten steht wiederum der rein sinnlichen Erfahrbarkeit eines apokalyptischen Endzeitszenarios im Weg, wodurch "Monsters" auch als bloße meditative Zustandsbeschreibung einer aus den Rudern gelaufenen Welt zu keiner Zeit Reize entwickeln mag. Bemühte Bezüge zur Realpolitik und ein selbstverständlich indirekt an 9/11 gemahnender Grundtenor geben dem ganzen konzeptionellen Missverständnis den Rest. Insgesamt ein arg unausgegorener und prätentiös müffelnder Sci-Fi-Schmu, der sich anders und unherkömmlich behaupten, aber auch keinerlei tragfähige, effektive oder weitergedachte Alternativen zu den Konventionen des Genres anbieten möchte.

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                • Batz als sexy Sam Spade, oha.

                  Aber der größte Schock: Eine Zigarette in Batzmans Mund!

                  • 7

                    [...] Zuletzt ließ Regisseur Bruce LaBruce den untoten Titelhelden seines "Otto; or, Up with Dead People" durch Berlin schwelgen, "Rammbock" aber fügt sich den Konventionen des Genres wesentlich deutlicher, was seine Klischeebrüche und Modifizierungen am sonstigen Horrorkino umso erfrischender erscheinen lässt. Einen waschechten und ernsthaften Zombiefilm aus deutschen Landen hat es ja nun auch dringend einmal gebraucht, insbesondere nachdem die lebenden Toten hier bisher ausschließlich ein trauriges Dasein im Amateurquatsch der Schnaas- und Rose-Fanzirkel fristen mussten. Da ist es nur konsequent, dass Kren seine Geschichte nicht ironisiert: Die Helden können keine Zombiefilmalphabete aufsagen und müssen auch nicht knöcheltief im Blut waten. Einen so puren Zombiefilm gab es schon lange nicht mehr. Wirklich schade, dass er nur etwas über eine Stunde läuft.

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                    • Ein Extra-Artikel zu diesem Juwel... Meisterwerk... Opus Magnum... Überfilm?

                      Goodspeed, du hast 'ne Freundschaftsanfrage!

                      • 7

                        Stop-Motion-Trickfilm als schauerromantisches Musical. In Deutschland bis heute komplett unbekannt, ist "Mad Monster Party" mit seinen knuddeligen Gruselpuppen, schrägen Dialogen und beschwingten 60’s-Sounds zumindest in den USA ein beliebter Animationsklassiker, dessen Einfluss besonders auf die Trickfilme Tim Burtons unverkennbar ist. Der Titel des kruden Vergnügens ist Programm: Frankenstein (gesprochen von Boris Karloff!) beordert Graf Dracula, den Wolfsmensch, die Mumie, den Unsichtbaren, Dr. Jekyll & Hyde und andere illustre Schauergestalten in sein Schloss, um dort seinen Neffen Felix als Erben auszurufen, was unter den anwesenden Monstern auf wenig Begeisterung stößt. "Mad Monster Party" steckt voller liebenswürdiger Details, verneigt sich vor Genregrößen wie Peter Lorre und gilt mit seiner aufwändigen Animation und insbesondere der Figurenzeichnung völlig zu Recht als einer der Pioniere des Trickfilms. Das alles ist unaufgeregt, heute fast schon lethargisch und irgendwie ein wenig neben der Spur, aber dem Charme des Films kann man sich nur schwer entziehen.

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                        • 2

                          Clint Eastwoods filmische Schlaftablette über Nelson Mandela und den südafrikanischen Rugby-World-Cup Mitte der 90er. Morgan Freeman darf mit dem Blick eines Teddybären endlich den sanftmütigen Anti-Apartheid-Kämpfer geben, der in seiner Vita noch gefehlt hat. Und Matt Damon spielt Rugby mit blondierten Haaren. Ein endlos ermüdendes pseudopolitisches Pathosgewäsch mit schlecht ausgearbeiteten Figuren, das mit Eastwoods Vorliebe für minutiöses Pianogeklimper in dauerhaften Halbschatten ersäuft. Weder mitreißend noch tiefsinnig, so gehaltvoll wie ein Wikipedia-Dreizeiler über den südafrikanischen Rugby-Sommertraum und in seiner Winner-Dramaturgie so belanglos wie öde. Mit dieser ideenlosen Bebilderung des Amtsantritts Mandelas mag sich Eastwood einen persönlichen Gefallen getan haben, interessantes Potenzial oder spannende Perspektiven gewinnt er dieser Geschichte zu keiner Sekunde ab. Megagelacktes, uramerikanisches Formatkino zum Abgewöhnen.

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                          • 9

                            Das kommt leider viel zu selten vor: Man schaut einen Film, über den man eigentlich nichts weiß, wirklich gar nichts. Man hat, obgleich er schon 1977 produziert wurde und gar nicht mal allzu unbekannt ist, nie bewusst etwas von ihm gehört oder gelesen. Man legt die DVD ein, begibt sich auf eine unbekannte Reise und weiß am Ende gar nicht, was man da eigentlich gesehen hat. Wie man die Euphorie einordnen, wie man den Wahnsinn sinnvoll beschreiben oder was man überhaupt über das Gesehene sagen soll, um es irgendwie fassen zu können. Mich hat das australische Juwel "Long Weekend" von Colin Eggleston so derart fasziniert, verstört und mitgerissen, dass ich es nur grob skizzieren kann: Ein unglaubliches Vexierspiel mit der filmischen Erzählung. Ein Psychodrama, ein gnadenloses Horrorkorsett, ein wirklicher Angstmacher. Ein wunderbarer Metapherndschungel. Eine Beziehungsallegorie. Eine menschliche Parabel. Ein Gewaltenfilm. In jeder Beziehung pure Intensität. Eine filmische Lehrstunde, mindestens im Umgang mit Tondesign. Einfach groß, ganz groß. Die persönliche Entdeckung des Jahres.

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                            • 8

                              Weil "Beetlejuice" zwar zentrale Motive und Vorlieben Burtons verankert, insgesamt aber fast ausschließlich von seinen visuellen Ideen, verrückten Einfällen und schrulligen Gruseleinlagen lebt, hat der Film eher den Charakter einer Fingerübung, die nach dem heiter unbeschwerten "Pee-wee's Big Adventure" versucht scheint, den morbiden Geist Burtons aus "Vincent" und "Frankenweenie" in den Mainstream-Bereich zu konvertieren. [...] "Beetlejuice" ist, in seiner Horrorästhetik, den Unmengen fast schon anarchisch-komischer Slapstick-Nummern und bewusst altmodischer, cheesiger Spezialeffekte, selbst noch als reine Nummernrevue ein großartiges Vergnügen, das eine schlüssige und gradlinige Narration durch zahlreiche Reminiszenzen quer durch die Genre-Geschichte und ironisch verdrehte Horrorfilmklischees ersetzt. Der Plot selbst bereits bildet die gelungenste Umkehr: Nicht die Geister erscheinen als störende Antagonisten, sondern die gewöhnlichen menschlichen Figuren bringen das tote Heldenduo des Films zur Verzweiflung. [...] Diese eigenwillige Burton-Korrektur an den Vorzeichen seiner Vorbilder, die sich von Haunted-House-Vertretern wie "The Innocents" und "The Haunting" über "Poltergeist" und "Ghostbusters" erstrecken, verweist überdeutlich auf die Vorliebe des Regisseurs, tradierte Hollywoodmodelle zu negieren: Die Spukgeister werden zu Identifikationscharakteren, die Außenseiter zu Helden. Dieser Regelbruch ermöglicht Burton, mithilfe eines festen Produktionsteams, die Gestaltung eines ganz individuellen filmischen Universums aus surrealistischen und pervertierten Fantasien.

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                                über Vincent

                                "Vincent" ist Tim Burtons früheste erhältliche Filmarbeit. Es ist eine sonderbare Liebeserklärung, eine überhöhte Verneigung vor Vincent Price, seinem großen Vorbild und Freund. Und es ist ebenso eine spielerische Wiedergabe von Autobiographie, in der sich die stilisierten, das Bild vom Künstler als Kunstfigur entwerfenden Details spiegeln, die die Obsessionen des Regisseurs und ewigen Außenseiters Tim Burton ausgebildet und vorangetrieben haben. [...] Dass die Zusammenarbeit zwischen Burton und Price hier einen besonderen Punkt markiert, wird später "Ed Wood" zeigen, in dem Burton die stille Verbundenheit des exzentrischen Regisseurs Ed Wood mit dem einstigen Horrorstar Bela Lugosi herausarbeitet. Die Ähnlichkeiten sind nicht zufällig: Wood schenkte Lugosi einen letzten würdevollen Auftritt in seiner schrägen Sci-Fi-Groteske "Plan 9 from Outer Space", Burton besetzte Price als romantischen Mad Scientist und Schöpfer in "Edward Scissorhands", seiner letzten Rolle. "Vincent" ist deshalb in mehrfacher Hinsicht einer der persönlichsten Burton-Filme: Eine Selbsterklärung und Vorstellung, ein eskapistisches Filmgedicht über Eskapismus und zugleich auch ein wunderbar surrealistisches Kleinod.

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                                • 8

                                  Tim Burtons Kinodebüt, produziert für Warner, markiert gleichzeitig seinen Abschied von Disney. "Pee-wee's Big Adventure", die Spielfilmversion der Abenteuer vom kindlich-naiven Pee-Wee Herman, der Kunstfigur des Stand Up-Komikers Paul Reubens, entwickelte sich zu einem Überraschungserfolg, erwies sich als Eintrittskarte und vor allem auch als erster subversiver Schritt: Der Film erklärt einen weirdo auf der Suche nach seinem geliebten roten Fahrrad, einen kleinen Jungen im Erwachsenenanzug, einen anarchischen Chaoten in weißen Kinderschuhen, ja, einen queeren Charakter, der roten Lippenstift und Rouge auf den Wangen trägt, zum Star einer mit Road-Movie-Elementen untersetzten Mainstream-Komödie für die ganze Familie. Pee-Wee, verbarrikadiert in einer eigenen bunten Kinderwelt aus Spielzeug und Erfindungen, so unschuldig wie quirlig, so liebenswert wie hysterisch, ist der klassische Burton-Antiheld. Er ist so absonderlich wie schon Vincent, so übermütig wie Viktor in "Frankenweenie", und er verkörpert jenen Außenseitertyp, der eine normative Erwartungshaltung mit kindlichen Zoten konterkariert, und deshalb als Sonderling gelten muss: "I'm A Loner Dottie, A Rebel", gesteht er folgerichtig seiner Freundin. [...]

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                                  • Hat sich mit Greenberg bei mir alle Gnadenpunkte zurückverdient. Toller Mann.

                                    • Größte und beste Fernsehserie aller Zeiten. Monument. Finale zum Verbeugen. Fernsehen wie es zuvor und seither nie wieder war. Einzige Serie, die die unendlich abgedroschene Floskel "Fernsehen wie Kino" tatsächlich löst. Meisterwerk. Unerreichbar.

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                                        Nach einer ganzen Reihe berühmter Gimmick-Filme, deren Vermarktung und Rezeption sich – zum Teil auch: leider – in erster Linie mit legendären Attraktionen um fliegende Skelette und elektrisierte Sitze in den hiesigen Kinos verband, hat William Castle in seinem bekanntesten Spätwerk 1964 den vielleicht größten Gimmick seiner Karriere aufgefahren: Joan Crawford. "Strait-Jacket", in geradezu kunstvollem Trash aus billigem Horroreffekt, banalpsychologischer Dramaturgie und erwärmender Melodramatik ein Meisterstück des unterschätzten Autorenfilmers, ist Crawfords Bühne, ganz auf sie zugeschnitten, um ihre Schauspiel-Range herum erbaut. Ein hochkarätiger Brocken Edel-Sleaze mit einem echten A-Star in der Hauptrolle, der nach "What Ever Happened to Baby Jane?" folgerichtig in den süßen Niederungen des B-Movies landen musste. "Strait-Jacket" ist umwerfend inszeniert, mal hysterisch, mal melancholisch, einfach wunderschön – irgendwo zwischen Rip-Off-Ästhetik und eigenwillig-originärer Camp-Schauerstunde: Grande Dame Guignol, hat man das einmal sehr treffend genannt. Ein Film voller Highlights, im Guten wie im Schlechten, aber immer mit Leidenschaft.

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                                        • 4

                                          Mitunter solides, aber komplett austauschbares Slasher-Remake im Hochglanzformat. Der ausgelassenen Farbverspieltheit des stimmungsvollen Originals setzt die Neuauflage aalglatte Bilder in kühler Ausleuchtung entgegen, die der Atmosphäre nicht gerade zuträglich sind. Die Verbindungsschwestern mutieren im Remake allesamt zu garstigen Biestern oder ziemlich langweiligen Zicken, was ins Konzept passen mag, aber die Figuren getreu üblicher Slasherfilme nur wieder leichtfertig als Opfervieh ausweist. Das enorm käsige Finale und die durch und durch unwürdige Gastrolle Carrie Fishers verspielen obendrein einige Sympathiepunkte, während die einzigen wirklichen Lichtblicke die Bezugspunkte zum Original bleiben. Ansonsten weitestgehend unoriginell, zuweilen launig, insgesamt deutlich blutiger als das Original. Mit hoher Toleranzgrenze: Gerade noch so unterdurchschnittlich.

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                                          • 6

                                            Mit einigen Thrilleranleihen versehener, aber sonst recht exemplarischer B-Horror aus der Blütezeit des Slasherfilms, der in Deutschland seltsamerweise bisher nie veröffentlicht wurde. Den genreüblichen Zutaten fügt Regisseur Mark Rosman, besonders visuell unverkennbar ein Protegé Brian De Palmas, wenig hinzu: Die unheilvolle Exposition aus der Vergangenheit, promiske Teenager, die auf den Tod warten, und ein sleaziger Plot, dem es hin und wieder an Gross-Out-Momenten fehlt. "House on Sorority Row" funktioniert aber wie viele seiner Vertreter als atmosphärisches Zeitkolorit in schicken Bildern, und nicht zuletzt die erstaunlicherweise sinfonische Musik von Richard Band trübt über die gelegentlich arg ungelenke Inszenierung hinweg. Autor Kevin Williamson hat den Film offenbar genau geschaut und die Idee trügerischer Schuld im jugendlichen Sündenpfuhl clever für sein Drehbuch zum unterschätzten "I Know What You Did Last Summer" konkretisiert.

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                                            • 5

                                              Die Geschichte vom Mädchen aus dem Wasser, als irisches Sozialdrama durchaus eigenwillig neu erzählt. Mit unbeirrtem Glauben ans Phantastische und gewohnt genreunbestimmt inszeniert Neil Jordan seine Version des Stoffes irgendwo zwischen Neuzeitmärchen und Liebesfilm, Familienmelodram und Thriller. Wie so oft beschreibt der Regisseur die Sehnsucht nach Märchenhaftigkeit im grauen Alltag, den Christopher Doyle zu schmuck- und wirkungsvollen Bildern formt, wie seine Kamera sich ohnehin als stärkste erzählerische Kraft des Films erweist. Eigentlich ist "Ondine" ziemlich schön, mit lakonischem Humor, Mut zum Kitsch und einem ungemein starken Colin Farrell in der Hauptrolle. Aber bis zuletzt wusste ich nicht, was ich davon halten sollte, alles blieb ungreifbar und distanziert, ohne wirklichen Fokus oder roten Faden. Vielleicht ist das seine Stärke, warm wurde ich damit aber nicht so recht. Und mittlerweile nerven mich Filme etwas, in denen Musik von Sigur Rós eine mehr oder weniger tragende Rolle spielt.

                                              • 5

                                                [...] Was also soll man jetzt groß über "Saw 3D" sagen, außer, dass er völlig okay ist, dass er die Franchise-Erwartungen erfüllt und die im Prinzip eher Thriller-orientierte Handlung der Vorgänger fleißig weiterführt. Besonders ambitioniert ist das alles zwar nicht, aber das gehört zum Prinzip. Die besten Ideen stecken wie immer in kreativen Foltermethoden, die schlechtesten in der Entwicklung der Figuren. Das Billig-3D hat’s nicht gebraucht, sonst aber ist der Film nicht anders, nicht besser oder schlechter als die bisherigen Kapitel der Serie. Alle wie aus einem Guss – zielgenau produziert, ganz auf die Bedürfnisse der Fans zugeschnitten. "Saw"-Business as usual, im guten Sinne.

                                                • 6

                                                  Nach "Bad Lieutenant" hat Werner Herzog nun wieder einen typischen Herzog-Film über Gott und die Welt gemacht. Es geht um Wahnsinn, Menschsein und die Natur, um Himmel und Erde und Wolken und einen wilden Fluss. Dazu noch Tiere, Männer, Bibelzitate, Exotik, Theater und eagles in drag. Und ein paar Fragen danach, wie denn die Welt nun so beschaffen ist. Am Ende der verbürgten, aber recht irrelevanten Geschichte von "My Son, My Son, What Have Ye Done" übergibt Herzog das Schicksal wie so oft dem Zufall und inszeniert den Werdegang eines Basketballs zum Schlüsselmoment. Solch wohltuender Eso-Trash ist aber leider etwas rarer gesät als in seinem Vorgängerfilm, stattdessen verbinden sich Herzogs heitere Einblicke in die menschliche Natur mit den stilisierten Realismusbildern eines David Lynch, der hier ausführend produzierte. Etwas schade doch, dass Herzog sich unterm Strich nur wieder an alten Obsessionen abarbeitet, statt so ungeniert frei zu drehen wie in seinem letzten, diesem hier nicht ganz unähnlichen, Film – gerade oder trotz wegen einiger besonders schöner und amüsanter Regieeinfälle.

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                                                  • AN ALLE, DIE ES AUS IRGENDWELCHEN GRÜNDEN ÜBERSEHEN HABEN: Alanger verweist hierauf ---> http://www.ahlu-sunnah.com/threads/33506-Entweder-Broder-Die-Deutschland-Safari