Rajko Burchardt - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
EternautaEternauta ist eine Drama aus dem Jahr 2025 mit Ricardo Darín und Carla Peterson.+58 Kommentare
-
The BondsmanThe Bondsman ist eine Actionserie aus dem Jahr 2025 von Grainger David mit Kevin Bacon und Jennifer Nettles.+22 Kommentare
-
AdolescenceAdolescence ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Stephen Graham und Jack Thorne mit Stephen Graham und Owen Cooper.+20 Kommentare
-
The White LotusThe White Lotus ist eine Drama aus dem Jahr 2021 von Mike White mit Jennifer Coolidge und Natasha Rothwell.+14 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Ghost in the Shell II - Innocence320 Vormerkungen
-
Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning179 Vormerkungen
-
From the World of John Wick: Ballerina151 Vormerkungen
Alle Kommentare von Rajko Burchardt
[...] Das Dream Team der amüsanten „Tempelritter“-Abenteuer enttäuscht mit seinem „Duell der Magier“ auf ganzer Linie. Der Film ist weder komisch noch aufregend, er ist schlicht überfrachtet. Zwei Stunden fliegen einem unzählige, aber wenig wirklich nennenswerte Effekte um die Ohren, und Nicolas Cage muss sich die Show zwangsläufig von einem nervigen Teenie-Darsteller stehlen lassen. Ein Film irgendwo zwischen Familienunterhaltung und Fantasy-Spektakel, aber leider komplett vergessenswert.
Üppiges Ausstellkino voller "Guck mal hier und guck mal da"-Momente, das sich neben genretypischen Trash-Einlagen und sogar milden Naziploitation-Elementen beinahe pausenlos durch die Filmgeschichte manövriert und beherzt zum großen Erkennungsraten einlädt (Extrapunkte für die obligatorischen Powell/Pressburger-Referenzen). An der Geschichte des bewusst irreführend als Psychothriller vermarkteten Films hat Martin Scorsese offenbar keinerlei Interesse, fast hämisch führt er sie vor und fügt ihr nach und nach konfuse und völlig irrelevante Details bei, ehe sich das Gedankenkonstrukt auch als solches zu erkennen gibt – inklusive eines Schlusstwists, der keiner ist, sondern bereits von der ersten Szene an entsprechend vorbereitet wird (wunderbarer Kommentar zur lausigen Blendwerkdramaturgie der vielen Twistorama-Stinker in den letzten Jahren!), bis dann doch noch eine zweideutige Wendung nach der Wendung folgt und sich der Film somit durchaus raffiniert als absolut gradlinig erweist. [...]
International, also hinsichtlich des Worldwide Boxoffice, gesehen ist ALICE der erfolgreichste Film des Jahres. In Relation zu den Produktionskosten dürfte sich ECLIPSE wohl als der einträglichste Film erweisen.
[...] „Knight and Day“ ist dank seiner Albernheiten und saftigen Actioneinlagen deshalb auch stets unterhaltsam und kurzweilig, aber er knüpft bestenfalls oberflächlich an seine Genrevorbilder an. Ihm fehlen originelle Ideen, schöne Regieeinfälle und eine halbwegs schlüssige Geschichte. Und die „Vanilla Sky“-Kombination Cruise/Diaz ist denkbar ungeeignet, um einen solch langbärtigen Filmstoff frisch aufzupolieren. Die beiden sind nicht nur sichtbar in die Jahre gekommen, ihnen fehlt auch der Charme und wirklicher Star-Appeal, um aus derart klischeehaften Rollen noch etwas herauszuholen. Cruise ist kein glaubwürdiger Womanizer und er ist schon gar nicht Cary Grant. [...]
[...] Dadurch erschöpft sich “Predators” im nicht einmal bemühten Neuerfinden eines Franchises, das eigentlich nie eines war. Die kommerzielle Lebenserhaltung der Figur ist nach dem finanziell eher enttäuschenden Sequel von Stephen Hopkins lediglich der Verknüpfung mit einer ungleich komplexeren Monsterkreation zu verdanken: Ohne “Alien vs. Predator” und die dazugehörigen amüsant-doofen Filme würde das einst von Special-Make-Up-Guru Stan Winston entwickelte Rastalockenviech längst in Rente geschickt. Dieser Film hier, ob nun Remake, Reboot oder Reimagening, erweist sich lediglich als verkrampfter und liebloser Versuch, das “Predator”-Franchise auszubauen oder überhaupt tragfähig erscheinen zu lassen. [...]
[...] "Eclipse" gibt allmählich Anlass, "Twilight" heimlich mögen zu dürfen. Für junge Mädchen und sicher auch ein paar Jungs kurz vorm Coming Out ist diese Serie eine legitime Projektionsfläche für naive idealisierte Träumereien. "Twilight" konserviert klassische Prinzessinnenwünsche, für die es offenbar immer noch Bedarf gibt. Bella ist, getreu dieser Logik, so etwas wie das Pony von heute. Und natürlich scheint es bezeichnend, dass derlei Mädchenfantasien offenbar nur noch im Fantasy-Kontext ausgemacht werden dürfen, um einigermaßen integer zu bleiben. [...]
Das irgendwann mal mild subversive "Blair Witch"-Phänomen noch einmal für die ganz jungen YouTube-Teenies aufbereitet. "Paranormal Activity" ist erstaunlich inkonsequent inszeniert und haarsträubend unlogisch konzipiert, während er mit mehr oder weniger effektiven Gruselbildern an den üblichen (Ur)Ängsten des Publikums kratzt. Der wirkliche Horrorgehalt des Films entlüftet sich zügig, wenn die Bilder im Unterbewusstsein des Zuschauers an eine quasi-medial geprägte Home-Video-Ästhetik appellieren und sich so unfreiwillig als Gebrauchsware ausweisen: Statt sich zu fürchten, möchte man hier eher über die Vergiftung der Sinne durch den allgegenwärtigen Rausch der Do-it-yourself-Medien staunen. Im Vergleich zu seinen Genrevorbildern "Poltergeist" und besonders "Entity" wirkt dieser Hype-Film dann geradezu niedlich bemüht.
Ich würde vom Kauf der Blu-ray dringend abraten, es sei denn man steht auf die Wachsfigurenversion des Films. Dank Filter und Weichzeichner ist das Bild nämlich völlig entstellt, wie man folgendem Vergleich mit der alten BD entnehmen kann:
http://comparescreenshots.slicx.com/comparison.php?id=62983
http://comparescreenshots.slicx.com/comparison/63360#
Das sieht so unfassbar beschissen aus, dass mans kaum glauben kann.
[...] Ein wenig "Stand by me" steckt in der Verarbeitung dieser Lebensgeschichte durchaus, es hat immer etwas Sentimentales, eine wehmütige Gemütlichkeit, wenn Jungs sich von den Normen und Pflichten abwenden, auf rostigen Bahngleisen Zeit verbringen, und Ziele verfolgen, an die niemand anderes glauben will. Meist ertönen dazu stimmige Oldies und Jukebox-Klassiker, warum sollte Joe Johnston, der sich dem Metier auf andere Weise schon mit "The Rocketeer" widmete, in dieser Hinsicht auch Ausnahmen einräumen, wenn sich diese Zeit der Jugend nun einmal so anfühlt. Was zum Klischee verkommen kann, das hält der Film in ehrlicher Absicht unbefleckt fest: Natürlich werden Konflikte gelöst, fügen sich Schicksalsketten einem versöhnlichen Ende, doch "October Sky" porträtiert diese träumerischen Fantasien beinahe so charmant, als wäre es das erste Mal, dass sich ihnen überhaupt jemand widmen würde. [...]
[...] Lee Unkrich, der zuvor als Cutter und Co-Regisseur bei den Vorgängern arbeitete, bewegt sich auf einem schmalen Grat: Sein Film ist mal sentimental, wenn es um Abschied und das Erwachsenwerden geht, und mal bitterböse und grimmig, wenn er entsprechende Metaphern für diese Themen in Bilder umsetzt. Ohne das junge Zielpublikum zu verprellen ist „Toy Story“ mit seinen Fortsetzungen ähnlich erwachsener geworden wie sein übergeordneter Protagonist Andy, in dessen Kinderzimmer die Abenteuer der Rasselbande ihren Lauf nahmen.
Folgerichtig blicken Woody und seine Gefährten hier schließlich gar dem Tod ins Auge, weil ihre Zeit als sinnvolles Spielzeug irgendwann einmal abgelaufen scheint. Und damit erweist sich Pixar abermals als Meister der Transzendenz: Eine mitreißende Geschichte aus der Perspektive von Spielfiguren erzählen und letztlich sogar Emotionen für reines Plastik hervorrufen zu können, das gelingt den wenigsten Animationsfilmen. Und es repräsentiert, genau genommen, die Quintessenz der abstrakten Möglichkeiten eines Trickfilms. [...]
Ob Carpenter, der mit VAMPIRES einen der dümmlichsten und in Ansätzen reaktionärsten Vampirfilme verbrochen hat, nun der richtige sein soll, um das Genre vor den "Twilight-Emos" zu retten, wage ich zu bezweifeln - zumal ich auch nicht finde, dass es hier überhaupt etwas zu retten gibt. Die TWILIGHT-Filme sind eine konsequente Fortsetzung der Anne-Rice-Vampirgenese.
[...] Der Film streift sein anfängliches Bild, geprägt von einem dicht inszenierten nächtlichen Zugüberfall, immer nur beiläufig, aber die vermeintliche Heldenbande um Jesse James skizziert er als ziellose und verwirrte Gruppe brutaler Taugenichtse. Diese Männer sind keine ritterlichen Geber, die den Vormarsch der Industrialisierung mit südstaatlichem Post-Bürgerkriegseifer zu bekämpfen versuchen, um die Habseligkeiten der ‚großen’ an die ‚kleinen’ zurückzubringen. Auch wenn der Film die Verklärung seines untersuchten Mythos’ selbst zugeben muss, sei es in der Presse, der Rechtssprechung oder der Kultur – schließlich wird all das Gesehene zu einem Stück trivialen Theaters verkommen –, achtet er ganz bewusst darauf, neue Blickwinkel auf Jesse James und seine Mitstreiter zu schaffen. Denn indem diese Gefolgschaft in sich verraten und zersetzt endet, kreiert der Film auch eine Metapher für die Unaufhaltsamkeit der Moderne, deren Züge sprichwörtlich längst am Anrollen sind. [...]
[...] Dieser neue „The Crazies“ ist natürlich ein ganz anderer Film. Er ist ungleich teurer, wesentlich aufwendiger und deutlich detailfreudiger als das Original. Er sieht so aus, wie die meisten Horrorfilme von heute eben aussehen – wie Werbung. Noch der größte Gräuel besitzt einen ästhetischen Wert, und keine Figur würde etwas offensichtlich Peinliches sagen oder tun, weil das der Glaubwürdigkeit abträglich wäre. Spannung und Unterhaltung stehen gleichermaßen im Vordergrund wie Widerspruch zur unangenehmen, bedrohlichen, denkbaren Geschichte eines Films, der sie zumindest 1973 noch aus intuitiven Ängsten heraus formulierte. [...]
[...] Die Idee hinter "Wes Craven's New Nightmare" ist eine vergnügliche und im bescheidenen Rahmen selbstreflexive, und sie führt die zur reinen Comedy verkommene Serie wieder in den Bereich der Ernsthaftigkeit zurück – dorthin, wo Craven einst begann. Wie bereits in seiner postmoderne Widersprüche und referentielle Genrebrüche verhandelnden "Scream"-Trilogie arbeitet sich der Regisseur mit großer Freude durch einen Irrgarten aus Verweisen, Serienmythos und dem eigenen Schaffen. Wenn die "echte" Heather Langencamp die fiktiven Szenen ihres "Nightmare"-Films durchleben und quasi noch einmal wirklich zu Nancy werden muss, dann darf man das bei Craven auch als Fachsimpeln über den Diskurs Realität vs. Fiktion verstehen.
Dass Craven mit dem ungewöhnlichen Konzept seines Abschlusses auch die für sein Empfinden abstrus verlaufene Entwicklung der "Nightmare"-Filme kommentiert, indem er sie alle – inklusive des Originals – zur schlichten Fiktion erklärt, beweist feinsinnige Ironie, auch im Umgang mit dem eigenen Œuvre. Das Design seiner Freddy-Kreation hat er dazu entsprechend abgeändert, der einstige Sprücheklopfer erscheint nun als das ultimativ Böse, das durch kreative Vorstellungskraft zu Leben erwacht ist. Im Prinzip ist "New Nightmare" ein Film über die Macht der Fantasie, des Kinos und Geschichtenerzählens, angereichert mit Cravens liebsten Märchenmotiven. [...]
[...] Rachel Talalays ambitionierte Interpretation blickt noch tiefer in die Ängste von Teenagern, die alle auf ihre Weise mit traumatischen Erfahrungen zu kämpfen haben. Der Schrecken, den ihre Eltern ihnen zumeist beschert haben, ist um einiges schlimmer als die Bedrohung durch Freddy Krueger, der hier einzig seine Tochter Maggie aufspüren und zu seiner Nachfolgerin küren möchte. Der Film stellt dem fatalistischen Erbkomplex des ersten Teils von Wes Craven ein quasi-hoffnungsvolles Bild gegenüber, wenn Freddys Tochter sich von ihrem mörderischen Vater emanzipiert. Leider gelingt dem Abschluss der Serie trotz seines starken Konzepts nicht der Verzicht auf alberne Einlagen und in diesem Falle deplatzierte Effekthascherei – von den in 3D gedrehten und verschenkten letzten Minuten des Films gar nicht zu sprechen. [...]
[...] Da das Publikum der kommerziellen Ausbeute Kruegers offenbar überdrüssig wurde, haben die Produzenten für den fünften Film, „Nightmare on Elm Street 5 - Das Trauma“ (The Dream Child), im darauf folgenden Jahr eine Kurskorrektur vorgenommen. Newcomer Stephen Hopkins, der später mit Filmen wie „Predator 2“ oder „Der Geist und die Dunkelheit“ in Hollywood Erfolge feierte, entfernte sich vom nahezu parodistischen Tonfall, der die „Nightmare“-Serie mittlerweile bestimmte. Trotz seines verspielten und ausschließlich visuellen Ansatzes betonte der fünfte Freddy-Film wieder die düsteren und morbiden Seiten des Traumkillers. Zwar spinnt auch Hopkins die inhaltlichen Absurditäten der Vorgänger weiter, wenn Freddy seine Wiedergeburt einleiten und sich deshalb in das ungeborene Kind der schwangeren Alice einnisten möchte, verfremdet den dünnen Plot jedoch wie kein zweiter seiner Kollegen durch eine surreale Atmosphäre. Die Traumsequenzen gerinnen in „Nightmare 5“ zu wahren Kunstwerken, die in ihren comicartigen Framings ästhetisches Neuland betreten. In keinem Film der Serie wurde das funktionale Prinzip des Slasherkinos stärker gebrochen, dieser fünfte Freddy-Teil ist ein bildlicher Alptraum und zweifellos das künstlerisch stärkste Sequel. [...]
[...] Folgerichtig präsentiert sich der vierte und konventionellste „Nightmare“-Part als reine Freddy-Show, bei der sich die stark am herkömmlichen Slasher-Prinzip abarbeitende Geschichte nur noch einfallsreichen Traum- und Mordsequenzen unterordnet, die durch zynische One-Liner zusammengehalten werden. Inhaltlich knüpft der Film an den Vorgänger an und führt mit der Alice-Figur eine würdige Nachfolgerin für die im dritten Teil verstorbene Nancy ein. "Nightmare on Elm Street 4" ist liebevoll getrickster Teen-Horror, bei dem die sanften Metaebenen der Vorgänger endgültig gewichen sind. Die Inszenierung visueller Ideen steht überdeutlich im Vordergrund einer Handlung, die alles Reale zunehmend ins Traumhafte übersetzt. Lediglich die allzu glatten Jungdarsteller und der gewiss nicht treffsichere Einsatz dröger Rocksongs auf der Tonspur weisen den Film als Kind seiner Zeit aus. Die Kommerzialisierung der Titelfigur ging dabei Hand in Hand mit einer kompletten Akzentverschiebung – weg von reinem Horror, hin zum amüsanten Gruselspaß. [...]
[...] Der spannende und fantasievolle Film setzt noch deutlicher auf comicartige Splatter- und Traummomente und entwickelt Freddy endgültig zum Sprüche klopfenden Moderator, der sich den Sympathien des Publikums sicher sein kann. Der Film verändert außerdem die Geschichte des Traumkillers und verpasst ihm einen deutlich ausformulierten und mystifizierenden Hintergrund: Freddy wird hier zum Sohn einer vergewaltigten Nonne erklärt, gezeugt von Tausenden Insassen einer Nervenheilanstalt. Damit bewegt sich die Serie auf ihren neuen Pfaden eher in den Bereich des Camps vor und überhöht den konkreten Horror, der vom vorstädtischen Kindermörder einst ausging, zum mystischen Popanz, der revueartig einem Zirkushappening gleichkommt. Die Auflösung der Geschichte mittels religiöser Beschwörungstaktiken widerspricht dem Tonfall des Originals dann geradezu vehement und lässt diesen dritten Freddy-Teil eher als etwas angestaubten Trash erscheinen. [...]
[...] Das Sequel verwirft die Regeln des ersten Films und erzählt die Geschichte eines schüchternen High-School-Jungen, der von Freddy für seine Taten missbraucht wird. Der Junge soll sich für den Traumkiller munter durch die Gegend morden und dessen Macht somit auch auf die Realität übertragen – Freddy möchte töten, wann und wo es ihm gefällt. Unabhängig von den teils inkonsequenten Übergängen der Traumebenen krankt der Film an der grundsätzlichen Frage, wieso Freddy seinen praktisch grenzenlosen Machtbereich der Träume verlassen und in die Wirklichkeit verlagern möchte, was seine Fähigkeiten einschränken und ihn außerdem verletzlicher machen würde.
Zudem evoziert der Film durch seine Geschichte, in der Freddy schließlich auch physisch Besitz vom Körper des Teenagers Besitz ergreift (und dieser wiederum dagegen anzukämpfen versucht), einen zum Teil höchst amüsanten schwulen Subtext, der jede Ernsthaftigkeit ausschließt. Angeblich zeigte sich Regisseur Jack Sholder („The Hidden“) später selbst überrascht von den starken homosexuellen Untertönen seines Films, die man allerdings auch zuhauf im (brillanten) ästhetischen Konzept ausmachen kann. Interessant ist „Nightmare 2“ letztlich vor allem durch seine Liebesgeschichte, bei der es dem Jungen und seiner etwas dämlichen Freundin gelingt, Freddy mittels ihrer Liebe zueinander zu besiegen. Etwas, dass es auch im weiteren Sinne innerhalb des Slasherfilms so nie wieder zu sehen gab. [...]
"A Nightmare On Elm Street" ist noch immer einer der faszinierendsten Horrorfilme überhaupt. Er hat mit den Konventionen des damals so populären Teen-Horrors gebrochen, weil er seine Geschichte ausschließlich auf Augenhöhe der jugendlichen Helden erzählte, sie ernst nahm und nicht gemäß den Regeln des Slasherfilms für ihre Sünden bestrafte. Vielmehr noch hat Craven die Teenager des Films zu unschuldigen Opfern erklärt, die für die rechtswidrigen Vergehen ihrer Eltern bestraft werden.
Sein Entwurf verstand sich als Abkehr vom Bild des dümmlichen promisken Jugendlichen, seine Teenager sind kluge und selbstbewusste Kämpfer, die sich gegen die Erwachsenen geradezu auflehnen müssen, weil auf ihnen der Fluch einer vererbten Schuld lastet. Die Gestalt Freddy Krueger hatte im ersten „Nightmare“-Film demnach eher noch symbolischen Charakter, in ihm bündelten sich verdrängte Schuld und die Schattenseiten des gutbürgerlichen Vorortlebens – als grauenvoller Kindermörder ist er die Personifizierung all des Schreckens, der sich hinter den Fassaden der braven Mitteklassewelt verbirgt.
Nicht zuletzt wurden mit seiner Ermordung die verborgenen negativen Kräfte des Bürgertums zumindest für einen Moment freigesetzt, und die Folgen der elterlichen Selbstjustiz mussten nun die Kinder tragen. Damit hat sich Craven von den eher einfältig gestrickten Teenager-Genrefilmen seiner Zeit weit entfernt. Und so unterschiedlich die zahlreichen Fortsetzungen auch ausfielen, blieben sie dieser Idee stets treu. Zum effektivsten Wesensmerkmal des Films und der Serie im Allgemeinen gehört die Verlagerung der Bedrohung und ihres Schreckens in einen zutiefst empfindsamen Bereich des Menschen – seiner Träume.
“Don’t fall asleep!”. Die Tagline von Wes Cravens bizarrem, klugen, bahnbrechenden Independent-Klassiker “A Nightmare On Elm Street” erscheint angesichts seiner jüngsten Neubearbeitung in einem völlig anderen Licht: Der Film, ein sterbenslangweiliger und bemerkenswert dümmlicher Alptraumgarant, ist weit entfernt von den vergleichsweise ambitioniert wirkenden Remakes selbiger Produktionsfirma unter Ägide des Fetischästheten Michael Bay, und angesichts der Fallhöhe auch geradezu unverschämt in seiner rücksichtslosen Demontage des Originals. Erschreckend einfalls-, lust- und belanglos übt sich nun der nächste einer Reihe völlig uninteressanter Werbefilmer in Nachstellung, ohne dem hinreichend bekannten Plot neue Wendungen, Schliffe oder gar frische Ideen abgewinnen zu wollen. Im konsequenten Zertrampeln des einst so vitalen, sich immer wieder neu erfindenden Franchises löst der Film nicht einmal die Minimalerwartung ein, sein höheres Budget für die fantasievolle Aus- und Neugestaltung von Traumszenen aufzuwenden.
Stattdessen konzentriert er sich auf konzeptionelle Änderungen gegenüber der Vorlage, indem er Freddy Krueger nicht länger zum Kindermörder, sondern –Schänder erklärt (ein dürftiges Zugeständnis an politische Korrektheit), und den Traumkiller auch nicht mehr als Racheengel einer verdrängten Schuld begreifen möchte: Freddy rächt sich nicht für die bürgerliche Selbstjustiz der Eltern, er rächt sich für den Verrat ihrer Kinder – womit der Film Cravens fatalistisches Familienbild gegen die x-te Konventionssoße eintauscht und in seinem Verzicht auf Wagemut letztlich den armseligen Tiefpunkt einer nicht enden wollenden Remakeflut bildet. Wenn New Line Cinema hier seinem größten Helden den künstlerischen Todesstoß verpasst, wünscht man sich nichts lieber, als lediglich schlecht zu träumen.
"Was meit ihr: Nicholas Sparks’ Verfilmungen – kitschige Schmachtfetzen oder berührende Dramen?"
---> adäquate Brechmittel
Direkte Fortsetzung der überraschend erfolgreichen Comicadaption von 2008, die durch ihren Pilotfilmcharakter noch viel Luft nach oben ließ. Leider nutzt das Sequel nichts vom übrig gebliebenen Potenzial des Vorgängers, sondern vertieft nur dessen Schwachstellen. Nach einem wunderbaren Einstieg, der selbstredend den überraschenden Twist des ersten Films aufgreift, verliert sich "Iron Man 2" in zahlreichen ungeordneten Handlungssträngen und Figuren, die Jon Favreau leider nie in den Griff bekommen möchte. Er versäumt es, die zuvor angedeutete und vorbereitete (Liebes-)Beziehung zwischen Tony Stark und Pepper Potts auszuarbeiten, originelle und eigenständige Bösewichter zu entwickeln und der Geschichte – entsprechend den Gesetzen des Comic-Sequels – einen epischen Atem zu verleihen. Mit zunehmender Spielzeit verliert der Film endgültig sein Zentrum und verkommt zur lahmen Wiederholungstat, ehe sich im Finale erneut Stahl und Stahl zu einem öden und teilnahmslosen Actionfest verabreden – Mickey Rourke als Bösewicht bleibt hier mindestens so unterfordert wie Jeff Bridges im Vorgänger.
Neueste Adaption einer Taschentuchschmonzette nach Nicholas Sparks, diesmal mit Pickeln: Amanda Seyfried verliebt sich im Urlaub in Channing Tatum, hat den Traummann fürs Leben gefunden und ein paar Wochen lang aufregenden Sex. Weil der Sonnyboy aber wieder zurück in den Krieg muss, steht dem jungen Glück eine jahrelange Trennung und harte Bewährungsprobe bevor: In ellenlangen Briefen (und somit Off-Texten) beschwören die beiden ihre schöne Sommerzeit und das, was ihr folgen wird. "Dear John" ist dabei wieder so ein romantischer Film der künstlichen Probleme und aufgeblasenen Emotionen, in dem alle ganz viel und ganz laut leiden müssen. Dass die kurze Sommerromanze zu Beginn keine zwei Stunden Wehleidigkeit trägt (geschweige denn rechtfertigt), fällt weniger ins Gewicht als die geschmacklose Schlusswendung der Ereignisse (alles in Anführungsstrichen). Regisseur Lasse Hallström erweist sich einmal mehr als dröger Auftragsfilmer mit Postkartenblick, der eine sterbenslangweilige Liebesgeschichte brav und gediegen bebildert.
In der Tradition diverser Psychothriller der späten 80er und frühen 90er Jahre muss sich in Atom Egoyans Neubearbeitung des französischen Films "Nathalie..." eine Familie gegen die sexuelle Bedrohung einer jungen aufreizenden Schönheit verteidigen. Lange Zeit behauptet "Chloe" mit den reaktionären Ideen seiner geistigen Genrevorgänger zu brechen, beispielsweise in der Darstellung dysfunktionaler Familien- und Beziehungsverhältnisse, ehe er die profillose Titelfigur geradezu ungeniert als lesbische Psychopathin zu entlarven und gegen die ganz plötzlich wieder intakte Kernfamilie auszuspielen versucht. Die um Eleganz bemühte, aber selbst simpelste Dialoge plump erotisierende Inszenierung entpuppt sich dabei als verkrampftes zur Schau stellen billiger Sexeinlagen, die sich in ihrer massiven Unglaubwürdigkeit dem unlogisch entwickelten Plot fügen. Alle etwaigen Versuche des Films, das konventionelle "Monster" Chloe nur als Opfer einer repressiven Ehefrau und Mutter zu verstehen, bleiben ungenau und letztlich machtlos gegenüber dem Wiederkäuen alter Werte. Bestenfalls unentschlossenes, aber im Prinzip ärgerliches und biederes Erotikfilmchen. Damit ist Atom Egoyans Œuvre ganz offiziell erschreckend durchwachsen.