RaZer - Kommentare

Alle Kommentare von RaZer

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    "The Witch: Subversion" gönnt sich eine lange Anlaufzeit bis die Geschehnisse endlich Fahrt aufnehmen. Über weite Strecken ist nur eine diffuse Bedrohung zu spüren, die sich um die rätselhafte Vergangenheit von Ja-yoon rankt. Den Trashfaktor der Story kann der Film nicht ausblenden, er versucht es allerdings auch nur halbherzig, wenngleich der Mangel an Humor darauf schließen lässt, dass man es hier durchaus ernst meinte. Die oft unfreiwillig komischen Figuren lassen das Unterfangen jedoch gänzlich in Sande verlaufen. Erst später wird der Streifen seiner Genrezugehörigkeit wirklich gerecht und serviert einen blutig brutalen Showdown, der schon eher dem entspricht, was ich von koreanischem Actionkino erwarte. Bis dahin wird die eher dünne Geschichte nur von einer soliden Hauptdarstellerin und einer ordentlich Atmosphäre halbwegs über Wasser gehalten. Der Twist kurz vor Schluss ist wenig überzeugend, leitet aber immerhin das einzig echte Highlight des Films ein.
    Nicht ganz das Level, was Korea mit seinen Actionfilmen und Thrillern normalerweise zu erreichen im Stande ist, aber offenkundig ist "The Witch: Subversion" nur der Beginn einer Filmreihe, und es ist hinlänglich bekannt, dass Origin-Stories selten die Dynamik aufbringen, die ihnen gut täte.

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    • 9
      RaZer 01.09.2019, 18:52 Geändert 02.09.2019, 16:29

      Quentin Tarantinos Liebeserklärung an das Hollywood der späten 60er ist letztendlich genauso geworden, wie das zu erwarten war. Eine verflucht coole, oft witzige und atmoshphärisch grandiose Zeitreise mit ganz eigenem Flair, passendem Soundtrack und viel Zigarettenqualm. "Once Upon a Time ... in Hollywood" ist mehr "Jackie Brown" als "Pulp Ficiton", eben nicht ganz so abgefuckt und denkwürdig, aber dennoch voller kultiger Dialoge, Figuren und Szenen.
      Den Zeitgeist fängt Tarantino gut ein. Getragen von der perfekten Optik hinsichtlich Ausstattung, Kostüme und Maske wirft er einen meist sehr ironischen aber nie herabwürdigenden Blick auf die Traumfabrik jener Zeit mit all ihren Höhen und Tiefen. Selbstgefällige Produzenten, mehr oder weniger arrogante Stars und Sternchen, die feine Gesellschaft der Hollywood Hills und die Hippies im Drogenrausch; die Kamera zeigt einen Querschnitt durch die damalige Gesellschaft und das keinesfalls immer schillernde Filmgeschäft. Der Erzählstil ist dabei mal wieder super, bietet viel Abwechslung und hat stets Platz für Humor, Satire und Sarkamus. Beim Ende hat der gesamte Kinosaal förmlich am Boden gelegen vor Lachen, ein grandioses Finale, das nur Tarantino sich so ausdenken kann.
      Die durchweg wunderbaren Figuren werden wie üblich von einem überragenden Cast verkörpert, der ohne Fehlbesetzung auf den Punkt funktioniert. DiCaprio darf sich so richtig austoben und wird allenfalls von einem überraschend gut aufgelegten Brad Pitt übertroffen, der seine mit Abstand beste Leistung seit Jahren abliefert. (Meiner Ansicht nach zwei absolut Oscar-würdige Auftritte.) Cliff Booth ist der eigentlich Held des Films, obwohl Rick Dalton nominell ja eher der Stars sein soll. Letztendlich ist es jedoch Booth, der für die ikonischsten Momente sorgt. Überaus gut kommt auch Margot Robbie als Sharon Tate rüber. Es ist zum Beispiel eine wunderbar sympathische Szene, wenn sie in ihren eigenen Film geht und sich wie ein kleines Mädchen darüber freut, dass die Zuschauer offenkundig Spaß an ihrer Vorstellung auf der Leinwand haben.
      Der Kultregisseur Nummer 1 unserer Zeit hat wieder geliefert. Vielleicht nicht so kultig wie "Pulp Fiction", weit weniger blutig als "Kill Bill" und ganz sicher nicht so trashig wie "Django Unchained", aber dennoch ein echter Tarantino mit allem was dazu gehört. Bleibt zu hoffen, dass es nicht wirklich sein vorletzter Film war, wir brauchen diesen Mann im Filmgeschäft.

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      • 5

        Was nach einer blutigen Rachesinfonie mit hohem Bodycount und stylischen Kills klingt, ist am Ende leider nicht mehr als weitgehend unspektakuläre Durchschnittkost. Eine verpasste Chance, besonders da Hauptdarstellerin Si-young Lee einen guten Eindruck hinterlässt, aber viel zu selten von der Kette gelassen wird. Einige mittelmäßige Action- und Kampfszenen reichen nicht ansatzweise aus, um "No Mercy" in die Sphären von "John Wick" oder "The Raid" vorzustoßen, obwohl das Potenzial für eine weibliche Version davon hier zweifellos vorhanden gewesen wäre. Inae ist eine sympathische, kampferprobte und nicht zu vergessen attraktive Wildkatze, die es ohne zu Zögern mit einem Menschenhändlerring und einem perversen Politiker aufnimmt um ihre geliebte Schwester zu retten. Im roten Sommerkleid und Stöckelschuhen, die sie auch gerne als Waffe einsetzt, kämpft sie sich durch die dunkle Seite der Stadt. Da muss man eigentlich mehr draus machen als Stangenware mit leicht konfusem Storyverlauf und vollgestopft mit Klischees.

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        • 10

          Dan Harmon bewies hier bereits vor der Erfindung von "Rick and Morty" ein Übermaß an kreativer Schaffenskraft und Liebe zur Popkultur. "Community" ist sicher die kreativste, vielseitigste und wahrscheinlich auch nerdigste Comedyserie (außerhalb von Zeichentrick), die mir je untergekommen ist. Praktisch jede Folge steckt voller Anspielungen, Seitenhiebe und Parodien auf Filme, Serien, verschiedene Genreklischees, historische Ereignisse, Politik oder Zeitgeist. Das abgehalfterte Community College "Greendale", wo der Wahnsinn noch Methode hat, wird zum Schauplatz dieses irren Trips aus coolen Gags und schrägen Figuren. Trotz der begrenzten Location und natürlich auch des knappen Budgets wird in nahezu jeder Folge großer Aufwand betrieben um dem Zuschauer etwas Neues zu bieten. Dabei setzt sich die Serie selbst hinsichtlich der Darstellung keine Grenzen; so gibt es Episoden mit Stop-Motion-Technik, 8-Bit-Videospieloptik, klassischem Zeichentrick etc..
          Abwechslung ist das Gebot der Stunde. Obwohl sich prinzipiell alles um das absonderliche College und dessen noch absonderlicheren Studenten dreht, ist die Art und Weise mitunter abenteuerlich absurd und wunderbar originell. Aus dem Bau einer Bettenburg wird kurzerhand eine Kriegsdokumentation, eine Panne beim Transport eines billigen Raumsimulators mutiert zu einer "Apollo 13"-mäßigen Krisensitzung usw., es gibt eigentlich nichts, was es hier nicht gibt. Nicht zu vergessen sind natürlich auch die legendären Paintball-Episoden, die stets hoffnungslos eskalieren und immer mit der kompletten Verwüstung des Schulgebäudes enden. Die oft völlig abwegigen Szenarien werden von allen Beteiligten stets voll ernst genommen, was das Ganze stets noch abgefahrener wirken lässt. Großarig!
          Neben der sich selbst genommen Freiheit einfach jeden Scheiß zu machen, auf den man Bock hat, ist der Cast die zweite große Stärke. Ein Sammelsurium an sympathischen Figuren, von der jede einen anderen Vogel hat und die sich alle herrlich ergänzen. Über dieser chaotisch neurotischen Truppe thront Abed, der Filmfreak und Nerd vom Dienst, der die Geschehnisse der Serie oft auf herrlich ironische Art kommentiert, als würde er von Außen zuschauen. Regelmäßig den Vogel schießt auch Studienleiter Pelton ab, der sich stets sehr ungelenk an Jeff ranmachen will und dessen naive Unfähigkeit nur von der neurotische Angst vor Diskriminierung und als rassistisch auslegbaren Handlungen übetroffen wird, die sehr bizarre Blüten treibt (Stichwort: Greendale-Maskottchen). Tolle Gesellschaftssatire an dem Punkt. Für einige war die Serie ein Sprungbett, andere hatten bereits vorher einen großen Namen, aber unabhängig davon war die Chemie auf dem Bildschirm stets grandios (dahinter sah es besonders wegen Chevy Chase machnmal etwas anders aus). Die Russo-Brüder, die inzwischen mit Marvel von Milliardenerfolg zu Milliardenerfolg hechten, haben als Produzenten und Regisseure ebenfalls entscheidenden Anteil an dem hohen Maß an Qualität. Im Verlauf musste der Serie einige Ausstiege von Darstellern hinnehmen, gänzlich aus der Bahn geworfen wurde sie davon jedoch nie. Sicher sind die ersten vier Staffeln einen Tick höher anzusiedeln, doch das heißt nicht, dass Nummer 5 und 6 Totalausfälle wären. Der schon lange geplante und dezent versprochene Abschlussfilm wäre nochmal ein Highlight, doch langsam wird die Zeit dafür knapp.
          Einen gewissen Kultstatus genießt die Serie bereits jetzt, und das auch völlig zurecht. Wahrscheinlich ist der Humor mit all seinen Anspielungen, den schrägen Ideen und dem kreativen Eifer nicht gänzlich massenkompatibel. Ich war jedenfalls selten derart begeistert von einer Comedyserie. Solche Formate legen den Schwerpunkt normalerweise mehrheitlich auf Beziehungs- bzw. Arbeitsprobleme und gehen dabei eher selten echte Wagnisse ein, da steht "Community" weit drüber.

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          • 7 .5

            Die kultig schräge 80er-Perle unter der Schirmherrschaft von Chris Columbus und Steven Spielberg funktioniert dank seiner schonungslosen Selbstironie und dem ungenierten Trashfaktor bis heute prächtig. Die leichte Staubschicht, die diese muntere und gerne mal makabere Horrorkomödie mittlerweile angesetzt hat, steht ihr eigentlich ganz gut; hat irgendwie Charme. "Gremlins" kann sich mit seinen Effekten auch heute noch sehen lassen, zwar wirken die Puppen und Animatronics manchmal etwas steif, doch sind sie wesentlich zeitloser als das oft sehr billige CGI heutzutage, dem jegliche Seele fehlt. Die kleinen Monster sorgen für mächtig Ärger, benehmen sich aber bei genauerem Hinsehen auch nicht schlimmer als manche Zeitgenossen im echten Leben. Der sympathische unaufdringliche Cast reagiert erstaunlich gefasst auf die Invasion und wird bei deren Bekämpfung durchaus kreativ.
            Der etwas andere Weihnachtsfilm: schön böse und herrlich abgefahren. Schnörkelloser Geikel, der zu keiner Zeit mehr sein will.

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            • 5 .5

              Den Dunklen Ritter ins alte Japan zu schicken und eine Art Animefilm daraus zu machen, beweist Mut und Kreativität seitens DC, auch wenn die Art und Weise der Umsetzung nicht sonderlich elegant wirkt. Trotz umfangreicher japanischstämmiger Beteiligung bei der Produtkion driftet der Film doch sehr in Richtung Animeparodie ab, aber vielleicht war das auch so beabsichtigt. Jedenfalls dreht die Story zusehends frei und passt nicht mehr wirklich in Batmans Welt. Der Trashfaktor steigert sich im Verlauf schon gewaltig. Immerhin ist der Zeichenstil sehr ansehnlich und es wird ein breites Spektrum alter Bekannter aufgefahren um der Fledermaus wahlweise das Leben zu erschweren bzw. unterstützend an deren Seite zu kämpfen. Die deutsche Synchro ist ebenfalls in Ordnung mit allerhand bekannten Stimmen.
              Prinzipiell eine nette Idee, aber etwa zu überdreht und abgefahren in seiner Umsetzung. Einfach alle klischeebelasteten Anime-Elemente, die der Mainstream mit dem Genre verbindet, in den Mixer zu werfen und über dem Batman-Universum auszukippen, ist ein wenig zu primitiv um voll zu überzeugen.

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              • 6

                Weil im Vorgänger die Monsterpräsenz im Verhältnis zur Laufzeit etwas spärlich ausfiel, wollte man es in "Godzilla 2: King of the Monsters" offenkundig "besser" machen und hat gleich mal einen ganzen Sack an Viehzeug in den Ring geschmissen. Dadurch erreichte Verbesserungen: Null. Drehbuchautor in Hollywood wird mehr und mehr zum Traumjob, denn die Traumfabrik ist kreativ derart ausgebrannt, dass man inzwischen mit absolut jedem Scheiß ankommen kann. Die Story ist eine einzige Katastrophe frei von Logik und jeglicher Glaubwürdigkeit, dafür voller konstruierter Szenen zur künstlichen Spannungserzeugung. Das wäre per se nicht so schlimm für einen Blockbuster, in dem sich riesige Kreaturen gegenseitig auf die Fresse hauen, wenn er sich seiner eigenen Blödheit bewusst wäre und als (Edel-)Trash wahrnehmen würde. Aber wie jeder peinliche Influencer nimmt er sich selbst unglaublich wichtig und trägt seine inhaltliche Bankrotterklärung in vollem Ernst und ohne eine Spur Ironie vor. Ein sauberer Schuss ins eigene Knie.
                Der Film verbiegt sich um alles mögliche Getier "sinnvoll" einzubauen, bloß um dann doch wieder die menschlichen Protagonisten in den Vordergrund zu rücken. Godzilla taucht zwar etwas öfter auf, spielt aber erneut eine bessere Nebenrolle. Wie schon im ersten Teil müssen wir stattdessen eine völlig uninteressante Familiengeschichte voller Klischees ertragen, während das Militär wieder planlos mit Atomwaffen um sich wirft und die Geheimorganisation Monarch einmal mehr seine hoffnungslose Überforderung unter Beweis stellt. Der Cast ist zwar erneut sehr namhaft inklusive einiger alter Bekannter, kann in diesem sinnbefreiten Chaos mit diesen farblosen Charakteren allerdings wenig ausrichten. Die sonst sehr verlässliche Vera Farmiga spielt hier ihre wahrscheinlich schwächste Rolle. Auf welcher Seite ich bei den beiden aufeinaderprallenden Ideologien stehen würde, kann ich gar nicht mit Sicherheit sagen. Mein Vertrauen in die Menschheit sinkt jedenfalls von Tag zu Tag.
                Optisch ist "Godzilla 2" bei all seinen Schwächen eine Wucht. Viel besser können die ikonischen Monster nicht aussehen und die hemmungslose Zerstörungsorgie und die brutalen Gigantenkämpfe reißen den Zuschauer beinahe aus dem Sitz. Ein wenig die Seele fehlt aber auch dort. Man kann ja von Michael Bay halten, was man will, aber er trägt seine Krawallexzesse stets mit kindlicher Begeisterung vor, die dann auch spürbar ist. Bei Michael Dougherty gewinnt man eher den Eindruck, dass er sie eben inszeniert hat, weil er musste. Trotz all der bombastischen Action mangelt es letztlich an einem echten Gänsehautfaktor.
                Man schaut den Monsterprügeleien gerne zu (dem Rest eher weniger), doch zum echten Mitfiebern sind die Story zu dämlich, die Figuren zu uninteressant und der ernsthafte Grundton einfach lächerlich und bestenfalls unfreiwillig komisch. Trash, der keiner sein will und sich damit bis auf die Knochen blamiert. Sechs Punkte für die grandiose Optik.

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                • 4 .5

                  Leicht bekleidete Teenies (ohne ein Übermaß an Intelligenz), eine abgelegene Location, eine übermächtiger Bedrohung, etwas Okkultismus und besonders gegen Ende reichlich Blut und Ekel. "Tonight She Comes" arbeitet ziemlich konsequent die Standardelemente für Hollywood-Horrorfilme ab und bemüht sich dabei nicht großartig um Originalität. Handwerklich mag Matt Stuetz' hier über dem Durchschnitt liegen, die Inszenierung und die Effekte sind okay, inhaltlich bewegt sich sein Film allerdings auf dem leider gewohnten, dämlichen Level des Genres. Atmosphäre und Spannung gibt es nur sehr spärlich, dafür ist die ungenierte Freizügigkeit und der sich zuspitzende Ekelfaktor etwas entfernt vom amerikanischen Mainstream-Horror. Das ist stellenweise schon ziemlich abgefuckt. Der dezent eingestreute Humor funktioniert erstaunlich gut. Zu einer Perle des Genres macht das den Steifen aber noch lange nicht, auch wenn er mit viel Wohlwollen etwas über den Genredurchschnitt anzusiedeln ist. Dämlicher Quatsch mit chaotischer Story und ohne jeden Sinn bleibt es ja doch.

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                  • 8
                    RaZer 26.07.2019, 10:59 Geändert 26.07.2019, 13:26

                    Noch immer die beste filmische Adaption von "Robin Hood". Der wunderbar detailierte Zeichenstil, die punktgenau passenden Tiere für die jeweiligen Rollen und die gekonnte inhaltliche Umsetzung der Vorlage lassen den Film zu einem weiteren zeitlosen Zeichentrick-Klassiker aus dem Hause Disney werden. Einzig die teils etwas ungelenken deutschen Übersetzungen des Liedguts hätten so nicht sein müssen. Dafür ist die Optik und der damit verbundene Charme grandios. Der Film hat eine Seele. Das hat die aussterbende Kunst des echten, handgemachten Zeichentricks den klinischen Computeranimationen einfach voraus.

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                    • 6 .5

                      "Dead Girl" ist kein "21 Gramm", will aber zumindest so ähnlich wahrgenommen werden. Verschiedene Schicksale werden durch ein einschneidendes Ereignis miteinander verbunden. Die einzelnen Episoden haben alle ihre ganz eigene Dynamik und werden durch eine gewisse Tragik geeint, die sich für jede der Figuren anders darstellt. Kaputte Charaktere in einer kaputten Welt, die keine Träume zulässt. Schwere Kost, aber leider nicht konsequent genug erzählt und zu ende gebracht. Es ist, als würde bei jedem Teil zum Schluss ein Stück fehlen bzw. das große Ganze nicht gut genug erfasst. Der Film hätte locker noch eine halbe Stunde mehr benötigt um nicht wie grob zusammengesetzte Fragmente zu wirken. Der Cast wäre zu weit mehr imstande gewesen, allen voran die wie immer wunderbare Rose Byrne und die viel zu früh verstorbene Brittany Murphy liefern großartige Arbeit ab.
                      Ein deprimierender Film über die harte Realität, der mit tollen Schauspielern auftrumpfen kann, dem aber leider der letzte Kick fehlt.

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                      • 3

                        "Men in Black" ohne Will Smith und Tommy Lee Jones zu vermarkten ist per se schon schwierig, wenn dann noch ein liebloser Aufguss mit komplett unbrauchbaren Figuren daraus wird, ist nichts mehr zu retten. Wie der Trailer bereits vermuten ließ, ist "Men in Black: International" ein hilfloser Versuch an alte Zeiten anzuknüpfen und gleichzeitig einen Neustart zu versuchen. Absolut nichts an der Story ist frisch, kreativ oder wenigstens originell, genau wie der Humor ist das ganze Projekt ein einziger Krampf. Den Twist in der mauen Geschichten riecht man drei Meilen gegen den Wind. Chris Hemsworth, der gar nicht erst versucht aus seinem Thor-Modus rauszukommen, will etwas Witz und Charisma reinbringen, wird aber genauso Opfer des schwachen Drehbuchs wie der Rest. Ein gänzlichen Debakel ist der Auftritt von Tessa Thompson, bei der ich mir ohnehin nicht sicher bin, ob sie sich einfach immer solche Rollen aussucht oder ob sie wirklich so ein unsympathischer, möchtegern taffer Mensch ist. Schon als Valkyrie im MCU ging sie mir mit ihrer arroganten, selbstgefälligen Art auf den Zünder, hier kommt sie jetzt zusätzlich auch noch altklug und karrieregeil daher. Eine unerträgliche Figur, die ich allenfalls in den Keller zum Akten sortieren geschickt hätte. Der restliche Cast zehrt von seinen großen Namen, kann aber auch nie glänzen. Allenfalls der kleine Alien Pawny sorgt für einige nette Momente. Nicht mal ein paar ironische Anspielungen auf die Vorgänger hält der Film für nötig, es ist, als hätte es Agent J und K nie gegeben.
                        Das dieser Quasi-Reboot an den Kinokassen richtig schön abgesoffen ist, ist weder ein Wunder, noch eine Tragödie, sondern nur konsequent. Hollywood kommt sonst viel zu oft mit solchen Nummern durch. Ich befürchte allerdings, dass es nicht der letzte verzweifelte Versuch war "MIB" zurückzubringen. Das nächte mal heißen sie dann aber wahrscheinlich "Agents in Black" oder einfach "People in Black", denn das böse "Men" ist ja nicht genderneutral ...

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                        • 5

                          "Lake Bodom" beginnt wie ein gewöhnlicher Backwood-Slasher, versucht dann eine 180° Wendung hinzulegen, nur um am Ende doch wieder ins alte Fahrwasser zu geraten. Ein paar viele Zufälle und unglaubwürdige Konstruktionen machen es dem Film schwer Spannung zu erzeugen, das Ganze ist einfach nicht schlüssig. Zwischendurch entwickelt sich kurz eine solide Atmosphäre, die auch von der stimmungsvollen Umgebung profitieren kann, doch weil sich der Streifen weder im Klaren ist wo er hin will, noch wie er dorthin kommt, bleibt es halbgar. Die dämlichen Figuren sind auch keine Hilfe.
                          Irgendwo gut gemeint und letztendlich auch besser als viele Hollywood-Vertreter, doch mit genau den gleichen Problemen konfrontiert.

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                          • 6 .5

                            „Hereditary“ gönnt sich eine längere Anlaufzeit. Die ersten zwei Drittel der vergleichsweise üppigen Laufzeit gehen als heftiges Drama durch, bevor sich der Streifen anschickt den Horror-/Mysterypart umfänglich zu bedienen. Dieser äußert sich dann in einer überragenden Atmosphäre und verzichten auf billigen Jumpscare. Komplett überzeugen kann der Film leider nie, die Story ist teils ziemlich wirr und langgezogen und der Cast kann nur teilweise überzeugen. Toni Collette schwankt irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn, während Gabriel Byrne nur am Rand aktiv werden darf und Alex Wolfe komplett überfordert scheint. Es dauert, bis der Film von der guten Kamera, der düsteren Stimmung des Hauses und dem gekonnt sparsam eingesetzten Soundtrack provitieren kann.
                            Ein Familiendrama, das erst im Schlussspurt seine ganzes Potenzial entfaltet und für Gänsehaut sorgt. Davor ist es eher eine Geschichte voller Leid, Schuld und Trauer.

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                            • Das Ende war abzusehen, und so bedauerlich es auch ist, immerhin kann die Serie einen von langer Hand geplanten, sauberes Schluss erhalten. "Marvel's Agents of S.H.I.E.L.D." ist seit der ersten Staffel eine absoluten Lieblingsserie meinerseits und bis heute halte ich sie für die beste Serie aus dem Hause Marvel. Selbst die teils hoch gelobten Netflix-Serien haben nie die Dynamik, Kreativität und konstant hohe Qualität geliefert, wie es Coulson, Daisy und Co. getan haben. Die Serie wurde teilweise leider ein Opfer des Streits zwischen den Spartenchefs von Film und TV, sonst wäre die anfängliche Nähe zum Filmuniversum, die seit einigen Staffeln nur noch rudimentär vorhanden ist, wohl noch weitreichender gewesen hinsichtlich Cameos und Storyverflechtung. ABC hat es auch nie hinbekommen einen Rahmen zu schaffen, in den das Projekt tatsächlich reinpasst, MAoS war immer ein Exot im Porfolio des Senders. Damit ergaben sich natürlich Quoteneinbußen und gekürzte Budgets, die die Serie aber immer erstaunlich gut weggesteckt hat. Doch auch wenn das Format nun sein Ende findet, heißt das nicht, dass wir die Figuren nicht wiedersehen. Daisy/Quake hat beispielsweise in den Comics oft mit den Avengers zusammengearbeitet und ich plädiere absolut dafür, dass Chloe Bennet ♥ diese Chance erhält (und einige andere auch).

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                              • 4 .5
                                RaZer 13.07.2019, 20:26 Geändert 13.07.2019, 20:26

                                Es ist mal wieder Zombie-Apokalypse und diesmal dürfen wir im Inneren einer Provinz-Radiostation daran teilhaben. "Pontypool" versucht durch die begrenzte Location und die nur sporadisch ankommenden Informationen eine spannende Atmosphäre zu erzeugen, scheitert aber durch die mittelmäßigen Darsteller und den noch dümmeren Storyverlauf damit weitestgehend. Obwohl es inzwischen vielleicht gar nicht mehr so abwegig ist, dass die Sprache einen krank macht. Zumindest die Entwicklung, die Deutsch in den letzten Jahren so genommen hat, ist ganz und gar nicht gesund. Eventuell ist dieser Low-Budget-Streifen seiner Zeit einfach voraus. Dennoch funkitoniert nicht viel, die angebliche Radio-Legende Grant Mazzy nervt auf Dauer mit ihrem Gelaber und so richtig Spannung kommt auch nie auf. Lediglich die bittere Ironie im Abspann hebt die Stimmung noch ein wenig.

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                                • 5 .5

                                  Eine letztendlich banale Story möglichst kompliziert und verschnörkelt zu erzählen, ist nicht erst seit gestern ein beliebtes Stilmittel um künstlerische Tiefe zu erzeugen (oder auch zu simulieren). "Suspiria" lebt sehr stark von solchen Spielereien. Eine von einem Hexenzirkel geleitete Tanzakademie wird Schauplatz eines reichlich abgefuckten und gerne mal ins Surreale abdriftenden Trips. Es ist einiger Aufwand dahinter erkennbar, Ausstattung, Atmosphäre und Soundtrack sind durchaus ansprechend, doch das kann nicht wirklich darüber hinwegtäuschen, dass der Film eigentlich nicht viel zu erzählen hat. Auch wenn sich der Streifen noch so sehr verbiegt, die zweieinhalb stündige Laufzeit kann er nicht im Ansatz rechtfertigen. Ewig lange Tanzeinlagen, unnötige aufgeplusterte Szene und der überlange Nebenplot um den alten Psychologen Josef Klemperer reichen da nicht aus. Ständig werden über Nachrichteneinblendungen Informationen über den Deutschen Herbst eingespielt, der mit der ganzen Sache nichts zu tun hat und allenfalls mit viel Fantasie in Relation zur Hauptsory gesetzt werden können. Die meiste Zeit wirken diese Fingerzeige einfach nur deplaziert. Am ehesten würden sie noch als Verdeutlichung des damaligen Zeitgeists durchgehen, doch das bringt dem Film eigentlich auch nicht viel. Der Cast gibt sich alle Mühe dieses lahmende Dressurpferd bis zum Ende durchzuschleppen, allen voran Dakota Johnson, die nicht unbedingt die nötige Elleganz zur Tänzerin mitbringt, im Rahmen ihrer Möglichkeiten aber alles rausholt. Am Ende, wenn ohnehin schon alles egal ist, tobt sich "Suspiria" dann nochmal richtig brachial aus.
                                  Schwer zu bewerten. Einerseits optisch gut inszeniert mit starkem Cast und solider Atmosphäre, andererseits oft sterbenslangweilig und unnötig kompliziert.

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                                  • 9

                                    "Spider-Man: Far From Home" bricht mit einigen Traditionen, die für die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft eigentlich selbstverständlich waren: wie seine Verortung in New York, die Geheimniskrämerei um seine Identität und die eher begrenzten finanziellen und technischen Mittel, mit denen er auskommen muss. Der MCU-Spider-Man soll einen größeren Aktionsradius und mehr Möglichkeiten bekommen, das hat der Vorgänger mit seiner Nähe zu Tony Stark bereits deutlich gemacht. Wirkt vorm Moment etwas befremdlich, doch insgesamt geht das Konzept durchaus auf. Ein drittes Mal innerhalb kurzer Zeit den selben Spider-Man neu aufzurollen, wäre keine Option gewesen.
                                    Ansonsten ist Peters zweites Abenteuer ein typischer MCU-Film voller Gags, Spektakel und Action. Die Nachwirkungen von "Avengers: Endgame" sind spürbar, besonders Tony schwebt irgendwie über allem, doch der Blick wird dennoch klar nach vorne gerichtet. Als letzer Film von Phase 3 werden einige Weichen für die Zukunft gestellt, in der Peter offenkundig eine tragende Rolle spielen soll. Dafür muss er allerdings noch viel lernen, denn der Europatrip gerät nicht zuletzt durch seine Naivität zu einem ziemlichen Fiasko. Die von Klischees über Europa durchzogene Story schafft halbwegs gekonnt den Spagat zwischen selbstironischer Teeniekomödie und bildgewaltigem Superhelden-Film, besonders dank des wieder sehr sympathisch agierenden Tom Holland. Generell ist der Cast erneut sehr ansehnlich, besonders die Rückkehr von Happy Hogan ist grandios. Selbst Zendaya als "falsche" MJ ist weit weniger schlecht als noch im Vorgänger. Für MCU-Verhältnisse ist auch der Gegenspieler nicht völlig farblos und sorgt für optische Spielereien vom allerfeinsten. Der Showdown in London ist mit seinen erstklassigen Luftkämpfen ein absolutes Highlight. Die erste After-Credit-Scene hätte es allerdings nicht gebraucht.

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                                    • 5

                                      Die Produktionsfirma Dark Horse Entertainment wäre gut beraten gewesen sich mit Guillermo del Toro und Ron Perlman über einen dritten Teil der ursprünglichen Reihe zu einigen, zumal beide sich klar zu dem Projekt bekannt haben. Karma is a Bitch. Mit diesem Reboot hat sich niemand einen gefallen getan. "Hellboy - Call of Darkness" ist ein über weite Strecken lieb- und seelenloser Film, dessen Gags selten zünden, Figuren jegliche Ausstrahlung fehlt, Story wenig Drive hat und Actionszenen unter dem sehr überschaubaren CGI leiden. Regisseur Neil Marshall hat bislang eigentlich gar keine so schlechte Arbeit abgeliefert, die meisten seiner (Horror-)Filme waren gut inszeniert, handwerklich solide und atmosphärisch dicht, darüber hinaus zeichnet er sich für einige der besten "Game of Thrones"-Folgen verantwortlich. Warum ihm "Hellboy" derart entglitten ist, bleibt rätselhaft. Natürlich ist zum Teil das höchst mittelmäßige Drehbuch verantwortlich, das sich verschiedenste Elemente zusammenklaut, aber kaum brauchbar verbinden kann. Zu der laschen Geschichte kommt noch die bescheidene Optik, die sich in oft schlechten Effekten und komischem Figurendesign niederschlägt. Warum sieht Hellboy aus wie seine eigene billige Porno-Parodie? Der zahlreich eingesetzte Humor soll etwas Schwung in die lahmende Story bringen, ist aber oft zu infantil und gekünstelt um dem Folge zu leisten. Einige von Hellboys Sprüchen mögen ganz nett sein, in die oberste Liga schaffen sie es allerdings nie. Was ich dem Film zugutehalte, ist sein kompromissloser, blutiger Ansatz bei den Kampfszenen. Wenn es mal zur Sache geht, wird munter geschnetzelt und ausgeweidet. Neben dem Metal-lastigen Soundtrack ist das noch das Beste, was der Film zu bieten hat, wenngleich es viel zu wenig Szenen davon gibt und das CGI-Blut überdeutlich als solches zu erkennen ist.
                                      Viel geht nicht zusammen. Dass es für diese "Hellboy"-Variante an den Kinokassen direkt retour zur Hölle ging, ist keine sonderliche Überraschung. Besonders wer del Toros Interpretation des höllischen Antihelden kennt und mag, wird hier wohl hin und wieder den Kopf schütteln. Die fünf Punkte gibt es in erster Linie aus Mitleid.

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                                      • 6 .5

                                        Ein blutiger Western voller schießwütiger Revolverhelden, die vor lauter Coolness kaum laufen können, ist "The Sisters Brothers" nicht. Jacques Audiards Film ist eine ruhige Abhandlung über zwei ungleiche Brüder, die aus nicht genannten Gründen für einen skrupellosen Mann arbeiten, aber zunehmend Zweifel daran bekommen. Der nachdenkliche Eli und der einfach gestrickte Charlie, beide großartig verkörpert von John C. Reilly und Joaquin Phoenix, sind überragende Schützen und eiskalte Killer, erwecken aber nie den Eindruck, als hätte sie wirklich Spaß daran. Für sie ist es einfach ein Teil des Jobs, deshalb treffen sie die Entscheidung, sich gegen ihren Auftraggeber zu stellen, auch eher aus Eigennutz und praktischen Gründen, denn aus einer moralischen Läuterung heraus. Auf Adrenalin und Spektakel hat es der Film nicht abgesehen, die zwei Stunden Laufzeit fühlen sich wie das Doppelte an. Feuergefechte sind kurz und nüchtern, viele Szenen ziehen sich, ohne dass viel passiert, oft sollen einfach die Bilder, die Mimik oder die Atmosphäre für sich sprechen. Das gelingt dank der erstklassigen Besetzung ganz gut, ist auf Dauer aber dennoch anstrengend. Selbst als die Handlung auf einen praktisch unausweichlichen Showdown zusteuert, findet der Streifen einen Weg diesen noch abzuwenden und lieber einen weniger blutigen Ausgang zu nehmen. Immerhin passt das zu der Linie, die der Film die ganze Zeit fährt.

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                                        • 6 .5
                                          über Pets 2

                                          Die mäßig kreative Fortsetzung zum durchaus unterhaltsamen Vorgänger beweist wieder gute Beobachtungsgabe bei den Marotten von Hund, Katze und Co., erreicht aber leider nie die Gagdichte des Vorgängers. "Pets 2" teilt seine kurze Story in drei Erzählstränge auf, die alle Unterhaltungspotenzial in sich tragen, aber nur zaghaft gebrauch davon machen. Stattdessen gibt es einige kritische Töne hinsichts artgerechter Tierhaltung (Stichwort: Zirkus), Seitenhiebe gegen die Überfürsorglichkeit gegenüber Heranwachsenden und eine nette Superheldenparodie. Obwohl an der ein oder anderen Stelle der Witz etwas zu kurz kommt, macht der Film durchaus Spaß. Warum allerdings mal wieder das billige Klischee vom bösen Wolf bedient werden musste, das diese Spezies seit Jahrhunderten verfolgt und stellenweise an den Rand der Ausrottung gedrängt hat, erschließt sich mir nicht. Ein klasse Neuzugang ist hingegen der weiße Tiger Hu. Die Animationen sind wie im ersten Teil hervorragend, was man vom Soundtrack leider nicht behaupten kann. Tolles Gimmick in der deutschen Synchro sind die Stimmen von Fahri Yardim (Rocket Racoon) für Snowball und Wolfgang Pampel (Liam Neeson/Harrison Ford) für den abgebrühten Schäferhund Rooster. Passt perfekt.

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                                          • RaZer 21.06.2019, 16:42 Geändert 21.06.2019, 16:42

                                            Eine Rückkehr von Nymeria wäre - auf welche Art auch immer - schön gewesen, zumal der Umgang mit diesen herrlichen Wölfen nun wahrlich nicht zu den Stärken der Serie gehört hat. Ich hätte ein Wolfsrudel, das einen untoten Drachen niederringt, gerne gesehen. Die Staffel hat so viel unglaubwürdigen Quatsch von sich gegeben, da wäre es darauf dann auch nicht mehr angekommen.

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                                            • 8 .5

                                              "Du wirst beobachtet ..." Dass sich Serienschöpfer Jonathan Nolan mit seinem High-Tech-Thriller näher an der Realität bewegt, als ihm lieb sein dürfte, ist spätestens seit den Enthüllungen von Edward Snowden klar. "Person of Interest" greift ein paar Jahre Entwicklung voraus mit dem Einsatz hochkomplexer KIs, treibt die Überwachung der Bevölkerung auf die Spitze und stellt dabei - mal mehr mal weniger offensichtlich - Fragen nach der Bedeutung von Freiheit, Selbstbestimmung und (Maschinen-)Ethik. Trotz teils haarsträubender Logiklöcher und erheiternd unglaubwürdigen Technik-Spielereien kann die Serie dank super Charaktere, guter Dramaturgie und interessanten Moral- und Existenzfragen gehörig Pluspunkte sammeln.
                                              Während die erste Staffel noch als reines Procedural angelegt ist, um die angedachten Mechanismen dem Zuschauer näher zu bringen, entwickelt sich mit fortlaufender Dauer ein roter Faden in Form eines mörderischen Katz-und-Maus-Spiels voller komplexer Verstrickungen, Wendungen und Game Changer. Harold Finchs KI, die stets nur als "Maschine" bezeichnet wird, mit stumpfen Waffen kämpfen muss und eine Art Gewissen in sich trägt, bekommt Konkurenz vom offenen System "Samaritan", das sich anschickt die komplette Gesellschaft nach seinen Vorstellungen umzustrukturieren. Der Kampf David gegen Goliath ist selten fair und erfordert ehebliche Opfer, die die Serie stets bereit ist zu bringen. Dabei zeigt "PoI" eindrucksvoll, wie leicht sich Menschen von äußeren Einflüssen manipulieren lassen. Das ist einer der glaubwürdigeren Aspekte der Serie, die ansonsten schon eher im Bereich "Fiction", denn in "Science" unterwegs ist und sich manche Dinge sehr einfach macht. Klischees hinsichtlich des Hackens und technischer Möglichkeiten sind stete Begleiter. Dafür wird eine spannend erzählte, das ganze emotionale Spektrum abbildende Geschichte geboten, die auch nicht an Action und Gewalt spart.
                                              Die größte Stärke sind die Figuren, die vom Cast perfekt verkörpert werden. Ex-Agent John Reese und Computergenie Harold Finch als ungleiches Gespann harmonieren bestens. Die unvermeidliche Aufstockung des Teams im Laufe der Zeit gelingt ebenfalls gut. Der launige Detective der Mordkommission Lionel Fusco, die knallharte Ex-Agentin Samantha Shaw und die latent gestörte Hackerin Root (mal wieder großartig: Amy Acker) sind mehr als schräge, aber auch sehr sympathische Gefolgsleute. Nicht zu vergessen der Belgische Schäferhund Bear. Die Gegenspieler indes dürfen das volle Programm negativer Eigenschaften auffahren: Arroganz, Hybris, Skrupellosigkeit, Gier, bedingungslose Hörigkeit, Machthunger etc.
                                              "Person of Interest" ist eine interessante und spannende "Was wäre wenn ..."- oder vielleicht sogar eine "Was wird/könnte sein ..."-Serie, die offen Probleme im Umgang mit künstlichen Intelligenzen anspricht, aber nie Anspruch auf komplette Authentizität erhebt und nach fünf Staffeln einen guten Zeitpunkt für das (bittersüße) Ende gefunden hat.

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                                              • 6

                                                Der brutale Actionfilm erlebt seit einiger Zeit eine echte Renaissance und kann zunehmend wieder echte Stars für sich gewinnen. Soll mir nur recht sein. Salma Hayeks Kampf ums nackte Überleben ist ein unverholen blutiger, aber auch äußerst trashiger Beitrag dazu. Mit voller Absicht werden billige Klischees bedient, strunzdummer Gegner verheizt und völlig überzeichnete Figuren präsentiert (Stichwort: "Der Sadist"). Die gute Everly jammert ziemlich viel dafür, dass sie die Horden meist erstaunlich leicht ausschaltet, den Kollegen Glück, Zufall und gegnerische Blödheit sei Dank. Einerseits das gebrechliche Opfer, andererseits die kreative Killerin; sonderbarer Spagat. Realistisch ist an dem Film freilich nichts. Spielt ja auch keine Rolle, solange es kräftig zur Sache geht. Mit der räumlich sehr begrenzten Location kommt "Everly" ganz gut zurecht, obwohl praktisch nur das schäbige Apartment und der Flur davor zum Schauplatz des brutalen Gemetzels werden, ist einige Abwechslung drin.
                                                Zu einem echten Highlight fehlen überall ein paar Prozent, doch natürlich gibt es schlechtere Alternativen als der wie immer feurigen Salma Hayek beim Wegmähen von dämlichen Angreifern zuzusehen.

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                                                • Das Design kann doch nicht der Ernst sein! Es ist ja schön, dass Disney seinen Klassikern neues Leben einhauchen will, stellt sich nur die Frage, warum das Studio den Figuren dann so wenig Herzblut entgegen bringt. Wo ist die Liebe zum Detail von früher? Das sollen die Helden meiner Kindheit sein? Sieht aus wie eine Serie für Vorschulkinder, die früh um 7 bei Super RTL läuft. Hoffentlich bleibt wenigstens der Humor erhalten.

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                                                  • 7 .5

                                                    Die Geschichte von Bonnie und Clyde hat viele Filmadaptionen nach sich gezogen, sie allerdings nüchtern und rein aus Sicht der Ermittler zu erzählen, ist dabei eher selten vorgekommen. "The Highwaymen" macht genau das, lässt das berühmte Gangsterpärchen eher wie eine Art Schatten über allem schweben und immer nur kurz nebenbei - meist von Weitem - auftauchen um den beiden alten Texas Rangern nicht die Show zu stehlen, die sich an deren Fährte heften. Kevin Costner und Woody Harrelson als gealterte Gesetzeshüter, die Kilometer um Kilometer herunterreißen müssen um der Fährte zu folgen, machen das gut. Netflix hat in all seinen bisherigen Filmen stets gezeigt, dass es kein Interesse am großen Spektakel hat, daran ändert sich auch hier nichts. Die Story wird nie reißerisch oder überspitzt dargestellt und bedient sich auch keiner dramaturgischen Eingriffe, sondern erzählt unaufgeregt von der Spurensuche und den Versuchen die beiden außer Kontrolle geratenen Individuen zu stoppen. Ich wage zu behaupten, dass die Geschichte nie realistischer verfilmt worden ist als hier. Das bekannte Ende, das in einer wilden Ballerorgie mündet und alle Eigenschaften eines klassichen Overkills trägt, wird ebenso nüchtern gezeigt und ist ja auch tatsächlich so eingetreten. Die teils irritierenden Reaktionen der Bevölkerung, die die beiden Gesetzlosen mitunter wie Rockstars gefeiert haben, mögen auf den ersten Blick seltsam erscheinen. Doch eigentlich beweist das nur, dass die Menschen auch damals schon sensationsgeile, ignorante Idioten waren. Heute kriegt man das nur eher mit, weil sich die Dummen übers Internet einfacher finden und gegenseitig bestärken. Die Möglichkeit gab es damals einfach nicht.
                                                    Kein Film, der ein Interesse an großer Unterhaltung hat, sondern seine (wahre) Geschichte so detailiert wie möglich erzählen will. Daran ist nichts auszusetzen, weil er handwerklich tiptop daherkommt.

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