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Alle Kommentare von RaZer
Ein Film von Lars von Trier über einen Serienkiller schürt gewisse Erwartungen bzw. Befürchtungen, die letzendlich auch alle irgendwie bedient werden. "The House That Jack Built" ist ein zutiefst zynisches und psychisch wie physisch brutales Werk, welches das zunehmende Abdriften eines psychopatischen Killers in den endgültigen Wahnsinn skizziert. von Trier erhebt menschliche Abgründe mal wieder zur Kunstform und geht dabei gewohnt direkt und tabulos vor. Matt Dillon, der alle paar Jahre mal aus dem Schatten der Mittelmäßigkeit auftaucht um zu beweisen, dass er durchaus zu Hollywoods Elite gehört, wenn er denn will, spielt den perfiden, sadistischen Mörder grandios. Einen Gegenpart erhält er in Form von Bruno Ganz' undurchsichtiger Rolle als Stimme aus dem Off (später auch in Gestalt), die Jacks steile Thesen und selbstgefälligen Ansichten gnadenlos konterkariert, allerdings wenig Beachtung seinerseits findet. Interpretationsspielraum bezüglich dieser Rolle gibt es genug, ebenso wie für das ins Surreale abdriftende Ende, dass eine Art Manifestierung von Jacks kranker Gedankenwelt darstellen könnte. Und krank ist diese buchstäblich: Jacks Hass auf die Menschheit und seine sadistischen, mit stoischer Gelassenheit und "Stil" vorgetragenen Gewalttaten und irrsinnigen Präparationen seiner Opfer lassen keinen Zweifel an der Krankhaftigkeit seines Geistes. Seit der Serienumsetzung von "Hannibal" habe ich nicht mehr derartig menschenverachtendes Verhalten gesehen.
Der dänische Kult- und Skandal-Regisseur liefert wie erwartet. Kein Film für zarte Gemüter oder die breite Masse, aber mal wieder ein abgefahrenes und abgefucktes Erlebnis. Erfrischend ungeniert, ungeschönt und irre.
"John Wick: Kapitel 3" entfernt endgültig alle Begrenzer und läuft praktisch nonstop im roten Bereich. Die ohnehin schon brachial guten Actionszenen der beiden Vorgänger werden hier nochmal übertrumpft. John als in die Enge getriebenes Raubtier teilt mit Pistole, Schrotflinte, Sturmgewehr und Messer mehr aus denn je, steckt aber auch ganz schön ein. Eine blutige Sinfonie aus Gewalt und Tod, immer darauf bedacht Style und Coolness auf oberster Stufe zu halten. Gelingt prächtig! Besonders erfrischend finde ich wieder, wie oft im Film tatsächlich nachgeladen wird und wie fließend das auch in die Kampfszenen eingebaut wurde. Das hat schon in den vorhergehenden Teilen immer wie selbstverständlich dazu gehört. Daran könnte sich die Filmbranche ruhig ein Beispiel nehmen. Dass dieses abermals perfekt durchchoreographierte Schlachtfest längst keinen Wert mehr auf eine glaubwürdige Story legt, ist spätestens seit dem zweiten Teil klar. Die Parallelwelt, in der die Killer-Elite lebt, nimmt immer bizarrere Züge an; die halbe Weltbevölkerung scheint darin verstrickt zu sein, jeder einfache Taxifahrer kann offenbar etwas mit den goldenen Münzen anfangen. Letztendlich sind das jedoch nicht mehr als Randnotizen bzw. kleine selbstironische Gimmicks, die Johns brutalen Kampf ein wenig ausschmücken sollen. Der wortkargen Ein-Mann-Armee ist hin und wieder die Verzweiflung in dieser schier aussichtslosen Lage anzusehen. Wer hätte gedacht, dass Keanu Reeves mal Actionlegenden wie Stallone, Willis und Uwais in den Schatten stellen würde. Die Rolle des lässigen Killers im Maßanzug ist und bleibt perfekt für den privat so sympathisch zurückhaltenden Schauspieler, der in seiner Kariere nicht selten (berechtigte) Kritik einstecken musste. Halle Berrys kurzes Gastspiel kann sich auch durchaus sehen lassen.
Ein weiterer brutaler und verflucht cooler Auftritt des "Schwarzen Mannes" mit jeder Menge kompromissloser Kills und netten "Specialmoves". Eine Actiongranate vom Feinsten, ganz im Geiste der Vorgänger.
DCs hauseigene Superman-Parodie macht prinzipiell das, wofür sie gedacht ist: mit Klischees spielen, dem Genre den Spiegel vorhalten und sich in kindischen Blödeleien verlieren. Die trashige Story und der bilderbuchmäßige Gegenspieler, der von Mark Strong herrlich zum Leben erweckt wird, passen da absolut ins Bild. Dass "Shazam!" dennoch keine echte Bedrohung für Marvels "Deadpool" darstellt und auch ansonsten eher im Mittelfeld landet, liegt - neben der niedrigen Altersfreigabe - an den infantilen und leider omnipräsent Coming-Of-Age-Elementen, die dem Film eine teils dramalastige Note geben und das Tempo rausnehmen. Auch, wenn auf eine ungelenke Teen-Lovestory verzichtet wird, stellt sich der Streifen immer wieder selbst ein Bein, weil er einerseits eine locker flockige Superhelden-Verarsche sein will, andererseits aber unbedingt auch irgendwie ernsthaft über Familie und Vertrauen philosophieren möchte. Das ist eine Mischung, die so nicht wirklich funktioniert. Der Showdown ist allerdings ganz witzig.
Nette Idee, sympathischer Cast und manchmal auch echt lustig, aber aufgrund der schwammigen Prioritätensetzung leider etwas halbgar.
Andere Kleinstädte veranstalten Kirchweihen oder Stadtjubiläen, um das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken, in der sympathischen Ortschaft Bedford wird alljährlich eine zünftige Menschenjagd abgehalten. Neu ist an der Story freilich nichts und die Umsetzung verzichtet auch sonst auf Experimente, ist aber zumindest handwerklich sehr solide. Blutig, zynisch und abgefuckt, klassischer Horror mit ein paar Western-Elementen. Man fragt sich nur, wie die "Jäger" all die Jahre so erfolgreich sein konnten, so dämlich wie die sich anstellen, sobald mal jemand Gegenwehr leistet. Die Lethargie, mit der die "normale" Bevölkerung dieses außer Kontrolle geratene Schlachtfest zur Kenntnis nimmt, ist irritierend. Ein abgeranzter Ort voller komischer Gestalten, die nur so vor sich hinvegetieren und längst jegliches Interesse an der Außenwelt verloren haben. Sehr idyllisch.
Mit der letzten Folge kann ich so leben, es ist kein übles Ende. Dass die gesamte Staffel dramaturgisch und erzählerisch weit hinter ihren Möglichkeiten blieb und mehr als nur sechs Episoden gebraucht hätte, um vielleicht etwas mehr Sinn zu ergeben, bleibt als fader Beigeschmack leider erhalten. Aber die Szene mit Ghost hat's gerissen ...
Ich habe ein eher gespaltenes Verhältnis zu Tim Burton, doch "Beetlejuice" ist ein herrlich schräger und sehr sympathischer Spaß. Wunderbarer Trash voller witziger Idee, komischer Figuren, makaberer Gags und ironischer Seitenhiebe auf die Vorstellung vom Leben nach dem Tod. Die fehlende Logik und die arg angestaubten Effekte stellen kein großes Problem dar in dieser trashigen Wundertüte von Film. Burton ist es darüber hinaus gelungen einen sehr namhaften Cast für diesen Geikel zu gewinnen. Alec Baldwin und Geena Davis als eher biederes Ehepaar, das so seine Liebe Not mit dem plötzlichen Dasein als Geist hat, bildet den krassen Gegensatz zu einem glänzend aufgelegten Micheal Keaton, der als hoffnungslos abgefuckter Poltergeist bzw. "Bio-Exorzist" Beetlejuice im Reich der Toten bestens zurecht kommt und mit seinen Sprüchen für derbe Unterhaltung sorgt. Doch die Lebenden sind hier auch nicht viel normaler, was dem Film besonders gegen Ende eine sehr überraschende Richtung verleiht und gerade deshalb so erfrischend und sympathisch wirkt. Die junge Winona Ryder als eine Art verbindendes Element zwischen Diesseits und Jenseits, steuerte damals zurecht auf eine vielversprechende Kariere zu, aber wie das (leider) ausging, ist ja bekannt.
Keine einfallslose Spukhausgeschichte, sondern konsequent durchgezogener Irrsinn. Hat was.
Wie schon der direkte Vorgänger, so setzt auch "Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks" auf Computeranimation, statt auf klassischen Zeichtrick, wodurch erneut ein Stück weit die Seele verloren geht. Der Wiedererkennungswert und die Liebe zum Detail werden durchaus zu retten versucht, es ist kein lieblos hingerotzter Einheitsbrei, doch der Vergleich zu den alten Teilen kann damit dennoch nicht gewonnen werden. Überraschend an der Story ist in erster Linie, dass Asterix und Obelix zu Nebenfiguren degradiert werden, Miraculix und sein böser Gegenspieler stehen klar im Fokus. Für den kleinen Galier und seinen dicken Freund bleiben nur mehr oder weniger wichtige Zuarbeiten zu erledigen. Trotz einiger guter Ansätze ist die Geschichte nicht sonderlich gut, wird aber von den altgediegenen Running Gags (Piraten, Römer, Wildschweine etc.) und einigen witzigen neuen Ideen halbwegs über Wasser gehalten. Die meist völlig verpeilten anderen Druiden und deren noch viel unfähigeren Lehrlinge sind wunderbare Highlights. An die alten Klassiker wie "Asterix erobert Rom" und "Asterix bei den Briten" reicht der Film allerdings nicht mal im Ansatz heran, auch wenn die Liebe zu den Figuren durchaus noch spürbar ist.
Als die "Pokémon"-Welle 1999 Europa erreichte, war ich zehn, mit anderen Worten derart brutal in der Zielgruppe verankert, dass die japanischen Taschenmonster in den folgenden Jahre wenig überraschend ein fester Bestandteil meines Lebens werden sollten. Pikachu, Glumanda und Co. sind enstrechend gute Freunde geworden und an die Zeit erinnere ich mich gerne zurück. Ich bin zwar längst nicht mehr detailiert im Bilde über die neueren Pokémon-Generationen, aber an die ersten Teile denke ich noch heute gerne zurück. Die 151 der ersten Generation kann ich noch heute auswendig (habe ich vor gar nicht all zu langer Zeit mit einem Kollegen bewiesen). Ein Pokémon-Realfilm weckt da natürlich das Interesse, allein schon aus nostalgischen Gründen.
"Meisterdetektiv Pikachu" reitet extrem auf der Nostalgiewelle, zumindest für alte Säcke wie mich, die den Altersdurchschnitt im Kino erheblich nach oben treiben. Die Liebe zum Detail bei der Gestaltung und Integrierung der Pokémon in die reale Welt ist großartig. (Naja, abgesehen von Gengar, das sah irgendwie aus als hätte es Tollwut und wäre gleichzeitig auf Speed.) Ich würde sofort in dieser Welt einziehen, wenn ich könnte. Pikachu beispielsweise sieht genau so aus, wie es aussehen soll, eine perfekte Animation. Wenn nur der selbe Aufwand bei der Story betrieben worden wäre. Die ist leider sehr schwach, wenig einfallsreich und der enthaltene Twist ist ungefähr so überraschend wie eine Trainerentlassung beim HSV. Der Film muss seiner niedrigen Altersfreigabe Tribut zollen, junge Zuschauer sollen schließlich nicht überfordert werden. Irgendwo verständlich, aber dennoch schade, wenn man bedenkt, was es hätte werden können, wenn man Ryan Reynolds von der Kette gelassen hätte. Der Humor ist dennoch gut, es gibt schöne Gags und nur wenig Leerlauf, aber etwas rotziger und frecher wäre sicher genial gekommen.
Insgesamt nicht ganz so gut, wie es der Trailer erwarten ließ, die schwache Handlung, die angezogene Handbremse und der eher farblose Cast drücken etwas auf die Stimmung, doch allein der Nostalgiebonus, die gekonnten und detailierten Animationen und die einfach liebenwerte Welt reichen locker aus um mich zufrieden zu stellen.
Ich habe Sebastian Fitzeks (und Michael Tsokos') Bestseller zwar damals bei Erscheinen gelesen, kann mich aber nicht mehr an alle Details erinnern. Im Wesentlichen scheint sich die Verfilmung aber tatsächlich nah an der Vorlage zu bewegen, was ja eher selten vorkommt. Doch die spannend und atmosphärisch geschriebene Story bedurfte letztendlich auch keiner dramaturgischen Eingriffe von Außerhalb um zu unterhalten, weil sie auch halbwegs schnörkellos zum Punkt kommt und unnötige Nebenhandlung auf ein Minimum reduziert. Dass es sich letztendlich um ein reichlich unglaubwürdiges Storykonstrukt handelt, teilt "Abgeschnitten" mit dem Großteil seiner Genrebrüder. Ich habe es schon lange aufgegeben solche wendungsreichen Geschichten logisch nachvollziehen zu wollen, es geht halt einfach (meist) nicht. Davon abgesehen ist die filmische Umsetzung für deutsche Verhältnisse hochwertig. Regisseur Christian Alvart hat ja schon einige Ausflüge nach Hollywood hinter sich, was ihm hinsichtlich der Bildsprache sicher geholfen hat. Der Streifen sieht nicht aus wie eine popelige Sat.1-Produktion. Besonders Fitzeks Stilmittel der heftigen Wetterkapriolen wird gut transportiert, die allgegenwärtige Kälte ist fast spürbar, was der ohnehin bedrückenden Atmosphäre sehr zuträglich ist. Verzweiflung, Angst, Misstrauen und Ohnmachtsgefühle sind stete Begleiter in diesem Albtraum, der sich für jede der Figuren anders darstellt. Moritz Bleibtreu hat leider ein paar Probleme den verzweifelten Rechtsmediziner glaubwürdig darzustellen, Lars Eidinger und Jasna Fritzi Bauer blühen in ihren Rollen eher auf.
"Abgeschnitten" ist freilich kein "Sieben" und auch von "Das Schweigen der Lämmer" Welten entfernt, doch verstecken muss sich der deutsche Beitrag zum Psychothriller-Genre nicht.
Rape-&-Revenge-Filme lassen in aller Regel nicht viel Spielraum für kreative Ausflüge. Auch "Even Lambs Have Teeth" folgt dem einzig möglichen Muster, versucht allerdings die abgefuckte Handlung durch etwas Humor ein wenig aufzulockern. Scheint zunächst mal sehr unpassend, funktioniert aber ganz solide. Die beiden Mädels, die ihren Peinigern entgegentreten, gehen wenig subtil vor auf ihrem Rachefldzug und lassen dabei nicht selten die Glaubwürdigkeit vermissen. Zwei zarte Prinzesschen, die mal eben einen gut organisierten Sex-Sklaven-Ring sprengen sind nunmal nicht realistisch, doch darum geht es hier eigentlich auch nicht. Es geht um eine subjektive Wahrnehmung von Gerechtigkeit; der Abschaum bekommt sehr brutal und erbarmungslos, was er verdient und zwar von den Opfern, die zuvor durch die Hölle gehen mussten.
Schnörkellos, fies und konsequent, ein typischer Vertreter des Sub-Genres ohne Überraschungen, aber immerhin mit sympathischem Cast.
Liam Neeson als erbarmungsloser Rächer ... ich glaub das Motiv hab ich schon mal irgendwo gesehen ... . Ein paar Abnutzungserscheinungen schleppt der sympathische Nordire inzwischen mit sich herum, wenn er das Gesetz mal wieder in die eigene Hand nimmt, vor allen weil seine Vorstellungen diesbezüglich immer lustloser werden. "Hard Powder" arbeitet schnörkellos und konsquent sein ideenarmes Script ab, in dem der harmlos wirkende Schneepflugfahrer Nels Coxman ganz plötzlich Fähigkeiten eines Elite-Soldaten entwickelt um den Tod seines Sohnes zu rächen. Glaubwürdigkeit ist kein Faktor des Films, dem man besondere Bedeutung beimessen sollte. Die Story kommt ebenso von Reißbrett wie der Bösewicht, der als lächerlicher Snob mit übersteigertem Selbstwertgefühl zur kompletten Witzfigur verkommt. Ein Actionhighlight ist der Film freilich nicht, dazu hat er zu wenig in der Hinsicht zu bieten. Er hat seine Momente und kann mitunter sogar mit unerwartetem Humor und seiner kühlen Atmsophäre in der verschneiten Location punkten, zum richtigen Kracher fehlt ihm allerdings nocht viel.
Zum norwegischen Original kann ich nichts sagen, das US-Remake kann durch seinen Cast und die Kompromisslosigkeit seiner Handlung halbwegs unterhalten, zu mehr als solidem Mittelmaß reicht es aber zu keiner Zeit.
Vom Ende einer Ära zu sprechen mag vielleicht etwas übertrieben sein, weil letztendlich zu viel übrig bleibt, mit dem man weiterarbeiten kann, doch das Gefühl, dass hier etwas Großes am Höhepunkt angekommen ist und seinen Abschluss findet, ist jede Sekunde spürbar. "Avengers: Endgame" ist der erwartete Abgesang auf die ersten vier (zusammenhängenden) Phasen des MCU, der die verheerende Niederlage aus "Infintiy War" reparieren, alle Figuren unter einen Hut bringen und gleichzeitige einige verdiente Kämpfer in den Ruhestand schicken muss. Diese bemerkenswerte Mammutaufgabe, die den bereits extrem aufwendigen Vorgänger noch in den Schatten stellt, wird von den Russo-Brüdern und den Autoren bestmöglich gelöst. Action, Humor, Dramatik und Nostalgie werden in einer schönen Mischung in Einklang gebracht, der Umgang mit den Charakteren ist höchst respektvoll; und obwohl dieser gewaltige Blockbuster zum Wechselbad der Gefühle wird, überwiegt letztendlich der Humor. Marvel ist sehr gnädig, der Film ist bestrebt den Zuschauer vielleicht mit einer kleinen Träne im Auge, aber defintiv mit einem Lächeln auf den Lippen nach Hause zu schicken. Dazu bauen die Russos massiv auf Fan-Service mit unzähligen Referenzen, Zitaten und Seitenhieben aus dem bisherigen Portfolio, der allerdings die Kenntnis praktisch aller 21 Vorgängerfilme voraussetzt, um ihn voll genießen zu können. Wer dieses Wissen hat, wird sich oft diebisch freuen über das Gezeigte. Das Studio versammelt fast alle noch verfügbaren Figuren, die im MCU bisher von Bedeutung waren für dieses letzte Kapitel. Der Cast hatte richtig Bock, auch einige Überraschungen werden bereitgehalten. Ein Wahnsinn an Aufwand und Liebe zum Detail. (Wer in dem gewaltigen Ensemble bedauernswerter Weise fehlt, ist Phil Coulson, dessen Engagement bei der TV-Serie "Marvel's Agents of S.H.I.E.L.D." und die Tatsache, dass sich die Chefs von Marvels TV- und Filmsparte nicht grün sind, eine Teilnahme nicht ermöglichte. Als elemtares Mitglied der ersten Stunde, hätte er das mehr als verdient gehabt.)
Die drei Stunden Laufzeit mögen überdimmensioniert wirken, ich halte allerdings jede Sekunde für gerechtfertigt. Es wird sich der Luxus gegönnt besonders den Ur-Avengers noch etwas Zeit zu widmen und viele ruhige Charaktermomente einzubauen. Ihr höchst unterschiedlicher Umgang mit den Verlusten aus "Infinity War" wird ebenso ausgiebig behandelt wie ihre Gefühlswelt. Das ist in dem Genre keinesfalls selstverständlich. Dank den Zeitreisen bekommen einige sogar Gelegenheit mit Dingen aus der Vergangenheit abzuschließen. Mit Logik darf man bei der Story rund um diese Zeitsprünge freilich nicht kommen, dennoch finde ich, dass das vergleichsweise elegant gelöst wurde und Paradoxa weitgehend verhindert bzw. nicht weiter thematisiert wurden. Der neue Blickwinkel auf bereits gesehene Highlights ist ein ganz besonderes Gimmick. Der verhältnismäßig große Zeitsprung hat mich erstaunt. Unvermeidlich wird - trotz einiger Ausflüge abseits des Weges - auf den finalen Showdown hingearbeitet, der mir allein beim Gedanke daran ein fieses Grinsen ins Gesicht zaubert. Der Kreis schließt sich um die bisherige Filmreihe.
[AB HIER SPOILER]
Dass wir uns im Finale von ein paar Ur-Avengers verabschieden müssen, war abzusehen. Marvel verzichtet dabei auch auf große Überraschungen und verabschiedet sich von den drei Helden, denen im Vorfeld bereits die geringste Chancen (Alter, Vertragssituation, Gage etc.) auf weitere Abenteuer bescheinigt wurden. Wobei sich das Studio natürlich mit der Einführung der Zeitreisen eine Hintertür offen gelassen hat, die eine Rückkehr von Iron Man, Black Widow und Captain America (und letzendlich auch anderer Figuren) ermöglichen könnte.
Natashas Ableben im Austausch für den Seelenstein ist vergleichsweise unspektakulär und wird der Figur eigentlich nicht gerecht. Ihr Schicksal war in dem Moment besiegelt, als sie und Clint auf Vormir gelandet sind. Sie war die logische Wahl, da sie keine direkten Angehörigen hat. Anders sieht das bei Tony aus, der als Einziger der verbliebenen Avengers nach vorne geschaut hat und sogar Vater wurde. Dennoch zögert er nicht sich zu opfern um Thanos endgültig zu vernichten. Sein Tod ist heroisch und bitter, wird jedoch nicht zu melodramatisch inszeniert und ist deshalb absolut ertragbar, auch dank Peppers sehr gefassten Reaktion. Der erste Held des MCU verabschiedet sich im Kreis seiner Feunde und Liebsten im Wissen, dass er gewonnen hat. Wenn schon ein Ende, dann dieses. Cap bekommt einen ganz anderen Abschied, sein ganz persönliches Happy End sozusagen. Des Kämpfens müde denkt er zum ersten Mal in seinem Leben an sich und begibt sich zurück in "seine" Zeit in die Arme seiner geliebten Peggy und findet endlich seinen Frieden. Es sei ihm gegönnt.
Für die anderen Avengers ist der Weg wohl noch nicht zu Ende. Thor ist wie kein Anderer hier für die Lacher zuständig. Als versoffener Big-Lebowski-Verschnitt mit Bierwampe sorgt er für ungläubiges Staunen und große Erheiterung. Banner dagegen hat sein Leben und selbst den Hulk inzwischen in Griff, während Scott Lang seinen Unterhaltungsauftrag sehr ernst nimmt und nebenbei als Wegbereiter für den Gegenschlag der Avengers fungiert. Nahezu jeder im Ensemble vermag zu glänzen, die Chemie zwischen den Figuren ist wieder grandios. Nur Captain Marvel wirkt wie ein Fremdkörper. Die mächtigste Heldin des Universums sollte um Himmels Willen keinem der Alteingesessenen die Show stehlen und wird deshalb nur zu Beginn und am Ende grob in die Geschichte reingeschustert. Eine echte Bindung zum Team oder gar zum Zuschauer wird ihr nicht zugestanden. Gegenspieler Thanos hat viel von seiner bedrohlichen Ausstrahlung eingebüst. Da die Avengers den Feind und seine Ziele jetzt kennen und genügend Zeit zur Vorbereitung haben, fürchten sie ihn nicht mehr sondern schlagen brutal zurück.
Und wenn Dr. Strange und seine Magier-Kollegen nach der erfolgreicher Mission am Höhepunkt der Spannung die Portale öffnen und das volle Aufgebot an Marvel-Helden und Sidekicks zur finalen Schlacht gegen Thanos und seine Truppen antritt, dann hat das einen Gänsehautfaktor, wie ich ihn selten zuvor erlebt habe. Gigantisch! Wenngleich ich gestehen muss, dass dieser Showdown den aus dem ersten "Avengers"-Teil nicht zu toppen vermag. Aber New York ist auch ein interessanteres Ambiente als die Ruinen des Avengers-Hauptquatiers. Eine spektakuläre Schlacht voller kleiner Details und wahnsinnigen Fights bleibt es dennoch. Nur die reichlich konstruierte Szene mit den weiblichen Helden fand ich irgendwie unpassend und gekünstelt.
[SPOILER ENDE]
"Endgame" lässt die Helden der ersten Stunde ein letztes Mal erstrahlen. Besser, liebevoller und unterhaltsamer hätte das Resultat kaum aussehen können. Die Atmosphäre ist super, die Gags sitzen, das Maß an Drama stimmt und die Action ist wie immer großartig. Eine Steigerung dessen ist in diesem Rahmen nicht mehr möglich, vielleicht orientiert sich Marvel dehalb auch erstmal in eine etwas andere Richtung. Die Russos können sich jedenfalls entspannt zurücklehnen und den Umstand genießen, dass sie den (fast) perfekten Abschluss der erfolgreichsten Filmreihe aller Zeiten realisiert haben.
Wenn man den Punkt der mangelnden Glaubwürdigkeit mal außer acht lässt, bleibt ein atmosphärischer und über weite Strecken spannender Film übrig. Eine Art "Cube" mit mehr Interieur und Platz. "Escape Room" spielt wie erwartet ein sehr perfides Spiel mit seinen Opfern, die zwar stets einen Ausweg aus der aktuellen Todesfalle vor Augen haben, auf dem Weg dorthin aber nicht nur den Geist bemühen müssen, sondern auch einige Qualen zu erdulden haben. Über mangelnde Kreativität kann man sich hier nicht beschweren. Die sechs Protagonisten werden mit einfallsreichen und hinterhältigen Fallen psychisch wie physisch durch die Mangel gedreht. Besonders die enorme mentale Belastung wird von der Kamera überraschend gut eingefangen. Erstaunlicherweise ist die unfreiwillige Zweckgemeinschaft gar nicht so nervig und unsympathisch, wie das im Horrorgenre gerne mal an der Tagesordnung ist. Die meisten versuchen tatsächlich ihr Hirn einzusetzen, um aus der misslichen Lage zu entkommen. Es gibt sicher viele Varianten das Ganze aufzulösen, der Streifen entscheidet sich für eine halbwegs akzeptable und führt das Gesehene nicht durch einen abstrusen Twist komplett ad absurdum. Nur die letzte Pointe ist mehr als überflüssig. Der unvermeidliche Drang in dem Genre am Schluss noch einen draufzusetzen führt auch hier wieder nur zu ungläubigem Kopfschütteln.
Bis auf die letzte Szene ein überraschend solider und kurzweiliger Film voller böser Spielchen, menschlicher Abgründe und brenzlicher Situationen. Dass der Realitätsgehalt eher dürftig ausfällt, ist dank der Atmosphäre und der Dynamik verkraftbar.
"Friedhof der Kuscheltiere" ist äußerst schlecht gealtert, was nicht weiter schlimm wäre, wenn der Film keine anderen Probleme hätte. Doch da sammelt sich noch weit mehr an. Die Figuren sind eigentlich durch die Bank unsympathisch, schlecht gespielt und ihr Handlungen oft nicht nachvollziehbar. Besonders Louis Creed, der von mehreren Seiten vor seinem Vorhaben gewarnt wurde, lässt ein Mitfiebern angesichts seiner brachialen Dummheit und farblosen Ausstrahlung eigentlich nicht zu. Auch die Kinder finde ich ganz furchtbar. Letztendlich ist das bedauerlich, denn die Geschichte an sich ist nicht übel und besonders die bedrohliche Atmosphäre kann ein ums andere Mal überzeugen. Ich meine wer kann einer wiederauferstandenen Kartäuser Katze mit leuchtenden Augen bitte widerstehen? Potenzial hat Kings Story weiß Gott genug und er hat sogar das Drehbuch selbst verfasst, doch die Inszenierung ist einfach nicht gut, was, wenn man sich die Vita von Mary Lambert anschaut, keine große Überraschung darstellt.
Es passiert selten, dass ich den Kultstatus eines Films nicht nachvollziehen kann, "Friedhof der Kuscheltiere" ist einer dieser Fälle. Wahrscheinlich bin ich einfach etwas spät dran, vor 15-20 Jahren hätte er vermutlich eine anderes (bessere) Wirkung auf mich gehabt. Aus heutiger Sicht kann ich wenig an dem arg angestaubten Klassiker finden.
M. Night Shyamalans ganz eigenes, kleines Comic-Universum hat schon 2000 mit "Unbreakable" sehr deutlich gemacht, dass es so gar nichts mit den glorreichen und glanzvollen Geschichten zu tun hat, die sonst dieses Genre dominieren. Eine Art Negativ einer Comicverfilmung, wenn man so will. Dass "Split" ebenfalls Teil dieser Welt ist, lässt das etwas merkwürdige Ende des Films mit dem Erscheinen der "Bestie" in einem anderen (besseren) Licht erscheinen. In "Glass" prallen jetzt die beiden Geschichten aufeinander, wobei sich Shyamalan treu bleibt und keinen spektakulären Showdown mit efffekthascherischen Szenen präsentiert, sondern wesentlich nüchterner und minimalistischer an die Sache herangeht. Für Idealismus ist kein Platz in dieser düsteren Welt. David und Kevin werden beide wie Aufsässige behandelt und weggesperrt, ebenso wie der obsessive Comicnarr Elijah Price. Eine große Bühne wird ihnen entsprechend nicht zuteil, stattdessen wird eine abgerieglte Psychiatrie zum Schauplatz des Aufeinandertreffens. Shyamalan versucht beim Zuschauer Zweifel an ganzen Story rund um Superkräfte zu säen, will aber den Comics gleichzeitig auch einen tieferen Sinn geben. Ein interessanter Spagat. Er spielt wieder viel mit den Klischees des Genres, folgt ihnen bei näherer Betrachtung aber dennoch selbst. Es ist ein wenig bedauerlich, dass er nicht aus seiner Haut kann und es nicht lassen konnte sich mit einem Twist selbst um einige Optionen bezüglich einer weiteren Fortsetzung zu bringen, doch angesichts der Kaputtheit seiner drei "Helden", ist das auch irgendwo konsequent. Die kleine Schlusspointe ist ganz nett. Schön ist auch, wie umfangreich die Welten von "Unbreakable" und "Split" verknüpft werden, alle ansatzweise wichtigen Figuren aus beiden Filmen spielen eine Rolle. McAvoy ist dabei jedoch der einzige, der etwas gefordert wird. Alle Anderen müssen wenig echte Arbeit leisten, was besonders Willis in die Karten spielt, der schon seit Jahren (bedauerlicherweise) keinen Bock mehr auf seinen Job hat.
"Glass" ist ein spezieller Showdown einer speziellen Filmreihe, die als Gegenentwurf zu den populären Comicwelten von Marvel und DC gesehen werden kann. Trotz einiger Schwächen ist das ein höchst interessantes Langzeitprojekt des ambitionierten Regisseurs, der sich in der Vergangenheit leider oft selbst zu sehr in Weg stand.
"Triple Threat" verschenkt derart viel Potenzial, dass man lieber nicht all zu sehr darüber nachdenken sollte. Ein Actionfilm mit drei der derzeit angesehensten Martial-Arts-Spezialisten der Welt, von denen jeder bereits bewiesen hat, dass er in der Filmbranche für beste Actionunterhaltung sorgen kann; und keiner der Produktionsverantwortlichen vermag sie wirklich in Szene zu setzen. Statt einem durchgestylten, brachialen Bodycount-Festival gibt es nur ein paar solide Shootouts und einen kleinen Showdown am Ende. Ihre Fähigkeiten dürfen die Drei nur bedingt zur Schau stellen. Das hätte alles weit spektakulärer aussehen können, vielleicht sogar müssen. Man engagiert doch nicht drei solche Leute um sie dann Kugeln ausweichen zu lassen, sondern um den Kontrahenten eindrucksvoll aufs Maul zu hauen. Fehlgeleitete Prioritätensetzung! Besonders Iko Uwais kommt - mal wieder - nicht sonderlich gut weg und wird regelrecht am Stachelhalsband durch die Manege gezerrt. Langeweile ist zwar dennoch kein Faktor in dieser handlungsarmen und bisweilen brutalen Hetzjagd, doch mehr als Standardaction ist selten drin. Das ist angesichts des vorhandenen Materials schon ein bisschen wenig.
Mehr als solider Durchschnitt ist mit der Herangehensweise hier nicht rauszuholen, Stil und Coolnessfaktor kommen nie in die Gefilde, die möglich gewesen wären.
"Mutafakuz" - dämlicher Titel btw - klaut sich ungeniert Elemente von populären Filmen, Comics, Games und Verschwörungstheorien zusammen und mischt sie zu einem trashigen, aber unterhaltsamen Hetzjagd durchs Ghetto. Von "Venom" über "Men in Black" bis hin zu "GTA San Andreas" ist alles dabei, Humor wird genauso bemüht wie hemmungslose Gewalt. Dark Meat City - das Abziehbild eines überhitzten Großstadt-Molochs - wird zum Schauplatz einer skurrilen Story, die von noch skurrileren Figuren getragen wird. Die meisten sind völlig kaputt, Hauptheld Angelino ist trotz seiner Kakerlakenzucht und der irren Herkunftsgeschichte fast noch der normalste. Sinn ergibt das alles freilich nicht, aber wer erwartet das bei so einem Film schon? Die Optik ist dank klassischem Zeichentrick sehr angenehm und schön anzuschauen - ist immer noch der besten Animationsstil. Computeranimationen haben der alten Kunst leider schon viel zu sehr den Rang abgelaufen, obwohl dadurch ein Stück weit die Seele verloren geht.
Kein alltäglicher Trickfilm, sehr nett gemacht.
Der Fluch des Erfolgs ... . Auch "Drachenzähmen leicht gemacht" hat er ereilt, schon der zweite Teil hatte seine Schwächen, Teil 3 ist eigentlich nur noch Krampf. Eine typische Kommerzfortsetzung, obwohl die Storyideen allenfalls unausgereift vorlagen. Viele Klischees, viel Versatzstücke, ein völlig überzeichneter Gegenspieler und dann auch noch ein sehr zurückgefahrener Spaßfaktor, es zündet alles nicht so wirklich. Der Film will etwas erwachsener sein als seine Vorgänger und scheint zumindest auf den ersten Blick tatsächlich die Reihe zu einem Ende führen zu wollen. (Fraglich, ob das so bleibt.) Ich finde das Ende zwar konsequent, mit einer gewissen Reife, aber dennoch eher mittelprächtig. Happy End mit Abstrichen würde ich sagen. Epische Szenen oder geniale Gags habe ich nicht entdecken können. Einzige ein paar nette Flugzenen von Ohnezahn und seiner Angebeteten hinterlassen Eindruck, ansonsten ist das Ganze eher nichtssagend und wenig überraschend.
Mit etwas wohlwollen ist "Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime Welt" gerade noch als solider (vermeintlicher) Abschluss der Reihe zu bezeichnen, den sympathischen Figuren sein Dank, allerdings gehört zu der Wahrheit auch, dass besser nach dem ersten Teil schon Schluss hätte sein sollen. Ein Stück weit wurde die erschaffene Welt in den beiden Fortsetzungen nur wieder kaputt gemacht.
Sam Levinsons überspitzte aber schonungslos offene Gesellschaftssatire zeigt herrlich ungeniert die modernen menschlichen Abgründe auf. In einer Zeit, in der jeder Idiot seine unbedeutende Meinung im Netz hinausposaunen kann und sich schnell eine Gruppendynamik entwickelt, will keiner zur Zielscheibe des Mobs werden, der sich hinter der vermeintlichen Anonymität des Internets hemmungslos austobt und mit dem Finger auf Andere zeigt. Doch wer Nacktfotos verschickt, peinliches Material in der Cloud speichert oder anderweitig freigiebig mit seinen Daten hantiert, braucht sich nicht wundern, wenn das Gegenteil eintritt. Ein einziger Hacker kann dank derartiger Naivität und Ahnungslosigkeit ganze Strukturen ins Wanken bringen. Schlimmer sind in dem Zusammenhang allerdings die Reaktionen auf diese Leaks in Form von gespielter Empörung, gezielter Misinterpretation und überhasteter Vorverurteilung durch die Netzgemeinde, von denen die, die den moralischen Zeigefinger am höchsten heben, oft die meisten Leichen im Keller haben. Rufmordkampagnen, Denunziationen oder haltlose Anschuldigungen sind zum Volkssport von Leuten geworden, deren eigenes armseliges Dasein interessanter wird, wenn sie ein anderes zerstören können, obwohl sie selbst genug zu verbergen haben. Einfacher als heute, ging das in der Geschichte noch nie. Und das Netz lässt sich anstecken von den Trollen, die eine kleine Minderheit geschickt wie eine Mehrheit aussehen lassen können. Das Internet ist zum Zugpferd der Dummen geworden, die sich als schlau und moralisch überlegen ausgeben, aber sensationsgeil und voyeuristisch jedes Nacktselfie o.Ä. gierig begaffen, aber öffentlich natürlich die schockierten Besserwisser spielen.
"Assassination Nation" treibt diese Heuchelei auf die Spitze und lässt eine äußerlich perfekte Kleinstadt sich selbst gnadenlos zerfleischen. Während im Netz die Masken fallen, werden sie außerhalb aufgesetzt, geniale Ironie. Opfer werden zu Tätern, Täter zu Opfern. Es ist erstaunlich wie schnell die Hemmungen fallen, wenn die saubere Fassade erstmal in Trümmern liegt. Im Zentrum des Ganzen stehen vier leidlich sympathsiche Teenies, die selbst keine Unschuldslämmer sind und ihre unspektakulären Leben und geistlosen Gedanken über Twitter, Instagram und Co. jedem unter die Nase reiben, den es (nicht) interessiert. Sie werden genauso Opfer des Hacks, doch unglückliche Umstände lassen den Rest glauben, sie seien Schuld an allem. Eine Gemeinschaft, der gerade brutal der Spiegel vorgehalten wurde, braucht einen Sündenbock um vom eigentlichen Problem und den eigenen Verfehlungen abzulenken. Sich dem offen und ehrlich zu stellen, ist keine Option. Die vier Mädels müssen entsprechend um ihr Leben kämpfen und sich der entfesselten Meute erwehren. An dem Punkt driftet der Film weit ins Reich der Fantasie ab und lässt Blut und Kugeln sprechen, doch seine Botschaft hält er auch da aufrecht. Nur die letzten fünf Minuten wirken etwas deplaziert, weil aus dem Nichts plötzlich eine feministische Note reingeprügelt wird, die an diese Stelle gar nicht passt. Es ist ein ganz und gar geschlechterunabhängiges Problem.
Geld kann eine Belastung sein, besonders wenn es tonnenweise aus feindlichem Gebiet geschafft werden muss. "Triple Frontier" erzählt die Geschichte eines Coups, der ein bisschen zu gut funktioniert hat. Die blanke Gier lässt die Profis irgendwann wie Amateure agieren, und das auch noch im tiefsten Feindgebiet. Es ist eine interessante, manchmal auch spannende Story, die allerdings auch ein paar Logiklöcher mitbringt. Wie bei allen Netflix-Filmen bislang, bleibt das große Spektakel aus. Abgesehen von der Helikopter-Szene und der kurzen Verfolgungsjagd am Ende, bleibt der Streifen minimalistisch und nüchtern, was besonders die Feuergefechten erfrischend realistisch wirken lässt. Die Figuren machen im Angesicht des nahenden Reichtums einige Wandlungen durch. Plözlich sind die vorher aufgestellten Regeln und Prinzipien nicht mehr so wichtig. Besonders Afflecks Rolle Redfly sticht dabei hervor. Der Cast macht das gut, Optik und Inszenierung sind auch hochwertig. Am Ende läuft das Ganze ein wenig zu sehr auf das alte "Und die Moral von der Geschicht..."-Prinzip hinaus.
Fatih Akin nimmt sich einer richtig krassen Geschichte an und liefert einen - für deutsche Verhältnissse - technisch astreinen und hemmunglos abgefuckten Film ab. "Der goldene Handschuh" ist ein schonungsloser Blick auf das versiffte und völlig verkorkste Leben eines vollkommen kaputten Mannes, dessen sexuelle Triebe regelmäßig in brachiale Gewalt ausarten. Als notorischer Versager und starker Alkoholiker mit gruseligem Äußerem ist Fritz Honka kein Frauenmagnet und muss sich mit dem abgeben, was übrig bleibt. Und das will ehrlich gesagt keiner auch nur aus der Entfernung sehen. Sexueller Frust, übersteigerte Machtphantasien, Rauschzustände und purer Frauenhass machen aus ihm einen psychisch labilen, brutalen Killer, und die Kamera hält konsequent drauf. Sein Jagdrevier, die namensgebende Kneipe "Zum goldenen Handschuh" ist mit seinem einladenden Ambiente und den illustren Gästen eine wahrhafte Perle der hamburger Gastronomie. *hust* Solche abgeranzten Gestalten kannst du dir nicht ausdenken. Zart besaitet oder gar empfindlich gegenüber Ekel darf man als Zuschauer nicht sein, Akin schont das Publikum nicht. Honkas verdreckte Bude, seine sexuell abartigen Eskapaden, der harte und extrem frauenverachtende Umgangston und die Morde selbst werden in vollem Umfang thematisiert; keine Chance dem zu entkommen. Diese Szenen sind meist überlang, umgeschnitten wird nur, wenn es unbedingt nötig ist. In all diese Abartigkeit mischt sich auf bizarre Weise immer wieder derber Humor. Manche Szenen und Sprüche sind unpassend komisch, was den ganzen Film eigentlich noch unangenehmer macht, weil nichts an dieser Story lustig ist. Die Stammgäste aus dem "Handschuh" könnten jedoch problemlos als Comedy-Ensemble auftreten. Dieser krasse Gegensatz wird von der Kamera stets perfekt eingefangen, das 70er-Jahre-Feeling ist fast greifbar, genauso wie stinkende Atmoshphäre in Honkas Wohnung/Leichenverschlag. Mit dem Cast hätte ich nicht tauschen wollen, abgesehen von ein paar Figuren in der Kneipe sind die Rollen in höchstem Maße undankbar. Besonders Jonas Dassler als Fritz Honka muss alle Register ziehen und an die Grenzen des Zumutbaren gehen. Meinen Respekt hat er.
Definitiv kein Film für die breite Masse, sondern eine ungeschönte Aufarbeitung einer wahren Geschichte, die ein Ausmaß an menschlichen Abgründen aufzeigt, das selbst mich als eher zynisch eingestellten Menschen überrascht hat. Eine heftige Erfahrung, die ich nicht guten Gewissens jedem weiterempfehlen würde.
Die Möglichkeiten sind praktisch grenzenlos, doch unglücklicherweise entscheidet sich "The Lego Movie 2" für eine allenfalls mittelprächtige Story mit eigenwilliger Prioritätensetzung. Zu bunt, oft zu kitschig und teils sehr naiv, die Zielgruppe wurde im Vergleich zum Vorgänger altersmäßig ein Stück nach unten und ein wenig mehr in Richtung der holden Weiblichkeit korrigiert. Das tut dem Film nicht unbedingt gut, besonders die feminine Note mit all dem Pink und Glitzer - obwohl mitunter auch sehr selbstironisch dargestellt - nimmt viel zu viel Raum ein. Da muss man als Kerl einiges aushalten. Die sympathischen Figuren aus dem ersten Teil kommen hier irgendwie schlecht weg: Lucy hat viel ihrer Coolness eingebüst, Emmet ist noch verpeilter als sonst und was mit Batman im Laufe des Films gemacht wird, grenzt sogar an Demontage. Dafür werden neue Figuren eingeführt, von denen keine überzeugen kann. Der Soundtrack ist ebenfalls weit weniger eingängig und ikonisch als noch in Teil 1. Auf die Realfilmszenen, die größte Schwäche des ersten Teils, wurde hier leider auch nicht verzichtet. Wenigstens nehmen sie nicht viel Platz ein und versuchen eine schöne Botschaft zu vermitteln.
Es gibt so einiges zu Nörgeln an Legos zweitem Ausflug ins Filmgeschäft (außerhalb eines Franchise). Dass er trotz schlechter Story, plumpem Twist und übelkeitserregendem Kitsch dennoch kein Totalausfall ist, liegt an der wiedermal großartigen Liebe zum Detail und charmanten Parodien bzw. ironischen Seitenhieben. Mein persönliches Highlight ist Bruce Willis. Die Optik ist und bleibt grandios. Und das Ende? Naja, ich sag mal so: mir hat die "Mad Max"-Welt vom Anfang besser gefallen. Von einer Enttäuschung zu sprechen, wäre wohl etwas übertrieben, aber eine gewisse Ernüchterung stellt sich hier schon ein. Dass der Streifen allgemein weit weniger Anklang findet als sein herrlich rasanter Vorgänger, überrascht mich jedenfalls nicht.
Marvels erstmaliger Ausflug mit einer weiblichen Titelfigur ist keine Offenbarung für das Genre (,was eigentlich auch niemand ernsthaft erwarten konnte), fängt den Geist des MCU jedoch perfekt ein und sorgt mit seinem Mix aus Sci-Fi, Action, 90er-Jahre-Nostalgie und (Buddy-Movie-)Humor für beste Unterhaltung. Oscarpreisträgerin Brie Larson ist ein weiterer exzellenter Castingschachzug seitens Marvel. Die hübsche Blondine hat genau die richtige Ausstrahlung um die mächtige aber auch sympathische Carol Danvers zu verkörpern. Cool, ein wenig kratzbürstig, sarkastisch und trotzig, aber auch gutherzig und schlagfertig, sie bringt ein gute Mischung mit. Gemeinsam mit einem super aufgelegten Samuel L. Jackson als junger Nick Fury, der hier noch nicht ganz den Badass raushängen lässt, kompensiert sie auch ein wenig die mittelprächtige Story. Da darf man sich keine Illusionen machen, das Drehbuch ist etwas holprig - besonders zu Beginn - und versucht mitunter verzweifelt eine Origin-Story aus dem Stoff zu basteln. Daraus ergeben sich einige Längen, die aber von den guten Actionsequenzen und dem allgegenwärtigen Humor halbwegs ausgebügelt werden. "Captain Marvel" umgeht vergleichweise geschickt Marvels Schwäche bei der Darstellung von Antagonisten. Die Last wird hier verteilt und es ist Vorsicht geboten bei der Bewertung wer nun jetzt der Gute und wer die Böse ist. Richtig gelungen ist das leider dennoch nicht. Phil Coulsons Rückkehr in die MCU-Filmsparte ist bedauerlicherweise kurz und eher unspektakulär, im Gegensatz zu "Katze" Goose hat er nicht das Zeug zum heimlichen Star des Films. Erwartungsgemäß ist die Optik eine Wucht. Besonders wenn Carol ihr volles Potenzial auszuschöpfen beginnt und ganz nonchalant auch im Weltraum loslegt, knallt es mächtig. Da bestehen dann auch keine Zweifel mehr, dass Captain Marvel die mächtigste Figur auf der hellen Seite des Marvel-Universums ist. "Infinity War" hätte zweifelsfrei anders ausgesehen, wenn sie da schon am Start gewesen wäre. Ein kleines Highlight dürfte noch die Wahrheit um Nick Furys verlorenes Auge sein, die ich sicher auch niemandem auf die Nase gebunden hätte. Diese und andere kleinen Anekdoten und gelüftete Geheimnisse, die Auswirkungen auf das spätere MCU haben, sind dankbare Gimmicks, die ein Prequel mit sich bringt und dem Film gut zu Gesicht stehen.
"Captain Marvel" hat so seine Schwächen: das Storytelling ist durchwachsen, die Dramaturgie teils künstlich aufgebauscht und sonderlich viel Sinn ergibt das Ganze auch nicht, doch er geizt nicht an Spaß, Action und Wendungen, hat großartige Figuren zu bieten und kann optisch voll überzeugen. Auch der Soundtrack ist ordentlich. Eine Marvel Comicverfilmung wie sie im Buche steht (, die mir wesentlich mehr zugesagt hat als beispielsweise der hemmungslos überbewertete "Black Panther"). Erfreulicherweise spielt das Geschlechterthema hier eigentlich gar keine Rolle, Carol hat diese Power und Punkt, niemand macht eine große Sache daraus, weder positiv noch negativ. Nichts wäre schlimmer gewesen als irgend ein selbstgerechtes Feministen-Statement hinzuzimmern um sich einem Klientel anzubiedern, das ohnehin nicht wirklich zur Zielgruppe gehört.
[Achtung: leichte bis mittelschwere Spoiler]
Dreizehn Jahre! Dreizehn verdammte Jahre hat es gedauert bis die vierte Staffel "Full Metal Panic!" das Licht der Welt erblickte, und dann kommen die Schöpfer mit so einem Storyverlauf inklusive derbem Cliffhanger um die Ecke. Diese zutiefst unbefriedigende Gesamtsituation kann nicht der Ernst sein?! "Invisible Victory" ist definitiv kein Fanservice, sondern eine überlange Einleitung für einen großen Showdown, von dem leider nicht klar ist, ob und wann er umgesetzt wird. Pure Folter.
Die bereits in "The Second Raid" deutlich ernsthaftere und düstere Herangehensweise wird konsequent weiter vorangetrieben. Für Späße und unterhaltsame Zwischenspiele, wie dem Chaos an der Schule (in erster Linie ausgelöst durch Sousukes militärischen Übereifer), ist inzwischen gar kein Platz mehr. Der Feind zieht die Samthandschuhe aus und versetzt unseren Helden in großem Umfang einen Tiefschlag nach dem anderen. Mithril und Sousuke bestreiten an unterschiedlichen Fronten und auf verschiedenen Wegen gegen die übermächtige Geheimorganisation Amalgam einen beinahe aussichtslosen Kampf. Der Bodycount der vierten Staffel ist extrem hoch. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Figuren, besonders Kanames Wandlung ist deprimierend anzusehen. Die so schlagfertige, kämpferische und extrem tempramentvolle Leopardin wird zu einem geprügelten Kätzchen. Eine gebrochene Seele, die sich ihrem Schicksale als Whispered ergeben will um nicht noch mehr Opfer heraufzubeschwören. Ihr Feuer scheint erloschen. Dass in der Asche noch Glut ist, deutet sich leider viel zu spät an. An Action, Dramatik und Tragik spart "FMP! IV" nicht, mitunter legt der Anime einen erstaunlich schonungslosen Umgang mit einzelnen Charakteren an den Tag. Die Animationen sind leider nicht auf dem Niveau der Vorgänger, besonders die Liebe zum Detail hat etwas gelitten und das teils billige CGI irritiert auch ein wenig. Offenbar war das Budget nicht all zu üppig.
Aus der unbändigen Freude über die nicht mehr für möglich gehaltene Fortsetzung ist blankes Entsetzen darüber geworden, dass praktisch mitten in der Story einfach aufgehört wird. Deshalb spare ich mir erstmal eine Bewertung, bis klar ist, wie der hier hinterlassene Scherbenhaufen zusammengekehrt wird. Prinzipiell ist die Geschichte weiterhin interessant, sie bringt nur nicht im Ansatz etwas zu Ende, führt die Erfolge der Vergangenheit ein Stück weit ad absurdum und wirft somit einen dunklen Schatten auf die vorhergehenden Teile. Als Beginn einer größeren Fortsetzung ist die Staffel durchaus reizvoll, sie übernimmt eben den undankbaren aber dramaturgisch wichtigen Part des Spielverderbers. Für sich allein jedoch ist sie schlicht deprimierend. Daran ändert auch der Funke Hoffnung nichts, der ganz zum Schluss nochmal geschürt wird, dazu liegt einfach zu viel im Argen.
[Achtung: leichte Spoiler]
"Full Metal Panic! - The Second Raid" knüpft nach dem kleinen, unterhaltsamen Abstecher "Fumoffu" wieder an die Hauptstory an und drängt Schritt für Schritt den noch in der ersten Staffel sehr präsenten Humor langsam zurück. Die Story wird düsterer, dramatischer und ernster, der Kuschelkurs ist vorbei. Für ein klein wenig Spaß und Chaos an der Schule ist zwar in der ersten Staffelhälfte noch Zeit, doch dann ziehen dunkle Wolken auf. Die mächtige Geheimorganisation Amalgam erhebt sich aus dem Schatten und zeigt eindrucksvoll, dass sie Mithril mindestens ebenbürtig ist. Sousuke hat unterdessen zunehmend Schwierigkeiten sein Doppelleben als Schüler und Soldat in Einklang zu bringen. Als er schlussendlich ganz unvermittelt vom Auftrag Kaname zu beschützen, abgezogen und ihm jeglicher Kontakt zu ihr per Befehl untersagt wird, ist das ein Schock für beide. Während Sousuke in der Folge in ein mentales Loch fällt und das Interesse und den Glauben an seine Arbeit bei Mithril nahezu vollständig verliert, muss Kaname ums nackte Überleben kämpfen. Kaum ist sie auf sich allein gestellt, droht ihr die bislang ernsthafteste Gefahr, seit sie von ihrem Schicksal als Whispered erfahren hat. Da hier nur 12 Folgen zur Verfügung stehen, wird mehr Gas gegeben, für Verschnaufpausen ist kaum Zeit. Der Gegner ist gefährlich, die Situation verzwickt. Die Actionszenen sehen wieder richtig gut aus, der Härtegrad hat dabei nochmal zugenommen.