RaZer - Kommentare

Alle Kommentare von RaZer

    • 8 .5

      Die Macht war nicht mit Rian Johnson (und Colin Trevorrow), deshalb hat J.J. Abrams im finalen Teil der Skywalker-Saga das Ruder vorsichtshalber wieder selbst übernommen und seinen in "Episode 7" begonnen Nostalgie-Overkill persönlich zu Ende gebracht. Die Parallelen zum Gegenstück des Originals „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ lassen sich nicht verschleiern, die Blaupausen der alten Trilogie halten auch im letzten Teil der Reihe noch her. Aber seien wir doch ehrlich: etwas Anderes wollte der geneigte Fan doch auch gar nicht sehen. Johnson hat in „Die letzten Jedi“ versucht die Saga ein ganz klein wenig aus der Kompfortzone zu zerren, was ihm die Anfeindungen der Community und letztendlich auch die Entlassung eingebracht hat. Beschwerden von der anderen Seite, dass man das alles schon mal gesehen hat und die großen Überraschungen fehlen, sind deshalb teils ziemlich opportunistisch und heuchlerisch. Die neue „Star Wars“-Reihe lebte von Anfang an hauptsächlich von den alten Elementen und Gesichtern, der Wiedersehensfreude und dem Gefühl wieder Kind zu sein.
      „Der Aufstieg Skywalkers“ ist ein finaler Fanservice, der sich davor scheut etwas zu riskieren, aber immerhin genug Rückgrat hat diesen Umstand gar nicht erst zu leugnen. Abrams versucht mit dem was Johnson übriggelassen hat zurück in die Wohlfühloase zu steuern, die er in „Das Erwachen der Macht“ selbst geschaffen hat. Es fällt mir schwer das zu kritisieren, denn der Film fühlt sich gut an. Nicht kreativ, nicht aufregend, nicht neu, schlicht und einfach gut. Ein paar alte Vertraute kehren zurück, einige der neuen Garde übernehmen die Aufgaben verstorbener Charaktere, die Spirale dreht sich einfach weiter, kleine Cameos besorgen den Rest; das muss man nicht mögen, doch die Alternative hätte wahrscheinlich noch mehr Ärger verursacht. Was schon über die gesamte Reihe ein Problem darstellt, ist, dass keiner der Verantwortlichen wirklich einen Plan hatte, was man mit Ben/Kylo anstellen soll. Man brauchte einen neuen Darth Vader und hat dafür den Sohn von Han und Leia auserkoren, konnte den inneren Konflikt, diese brutale Zerrissenheit aber nie so in Szene setzen, wie es diese Figur verdient gehabt hätte. Adam Driver spielt es so gut es geht, wird vom Script nur ziemlich oft im Stich gelassen. Noch schlechter ergeht es nur den Knights of Ren, die endgültig zur kompletten Lachnummer verkommen. Rey kommt wesentlich besser weg, obwohl sie sich der obligatorisch gewordenen „Überraschung“ ihrer familiären Herkunft stellen muss. Daisy Ridley trägt einmal mehr den Film zu großen Teilen allein, allenfalls Oscar Isaac als Poe Dameron packt spürbar mit an. Der Rest steht meist eher daneben und hat die Aufgabe beide gut aussehen zu lassen. Dass Carrie Fishers notdürftig reingeschnittenen Szenen eigentlich zu einem anderen Film gehören, ist leider spürbar. Der Rest ist das gewohnte Spektakel aus schön choreografierten Lichtschwert-Kämpfen, spektakulären Luftschlachten und abwechslungsreichen Welten, der zu einem schönen, allerdings allzu vorhersehbarem Ende führt. Der Kreis schließt sich.
      Dass die „Star Wars“-Reihe die benötigte Frischzellenkur auf einen anderen Tag verschiebt, halte ich hier an dieser Stelle für nochmal akzeptabel. Mit einer Revolution die seit über vierzig Jahren andauernde Skywalker-Saga zu beenden, hätte zwar sicher einige Freunde, aber defintiv viele Feinde geschaffen. Es ist meiner Ansicht nach ein würdiger und schön anzuschauender Abschluss mit einige Gänsehautmomenten, optisch grandios und inhaltlich zumindest sympathisch. Nun muss der Blick allerdings unbedingt nach vorne gehen.

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      • 8 .5
        RaZer 15.12.2019, 13:48 Geändert 15.12.2019, 18:55

        Bay ist back, so explosiv und infantil wie eh und je. In „6 Underground“ wirft er „Mission Impossible“, „The Expendables”, „Banlieue 13“ und “Fast & Furious” mehr oder weniger ellegant in den Mixer, mischt seine kindliche Begeisterung (manche würden es auch psychische Störung nennen) und ungeniertes Product Placement bei und serviert das Gebräu mit einem Augenzwinkern.
        Normalerweise gehört so eine Zerstörungsorgie auf die große Leinwand, die Beteiligung von Netflix hat aber durchaus ihre Vorteile hinsichtlich des Härtegrades. Da man sich beim Streamingdienst weniger Gedanken über eine lukrative Altersfreigabe machen muss, kann der Film wesentlich brutaler zu Werke gehen, als es sich so aufwendige Actionfilme in letzter Zeit sonst erlauben (Stickwort: „Hobbs & Shaw“). Das Gewaltlevel und der blutige Bodycount sind durchaus beachtlich. Dafür musste Bay hin und wieder Kompromisse bei den Effekten eingehen, die oft als CGI zu erkennen sind, was eigentlich ein No-Go unter seiner Führung ist. Wenn möglich, wird die Zerstörung bei ihm immer physisch durchgeführt, dafür hat das Budget hier nicht durchgehend gereicht. Dennoch ist es ein herrlich überdrehter, hemmungslos übertriebener und mit Coolness aufgeblasener Spaß. Nichts, was man sich jeden Tag antun könnte, aber von Zeit zu Zeit ist so ein gnadenlos überzeichnetes Actionspektakel genau mein Ding. Vor allem die ersten 20 Minuten mit dieser herrlich irren Verfolgungsjagd durch Florenz gehören zu dem Besten an Action, was ich in den letzten Jahren gesehen habe.
        Der Cast funktioniert in diesem methodisch vorgetragenem Chaos gut, was freilich auch daran liegt, dass die Figuren keinerlei Tiefe verkörpern müssen. Ryan Reynolds ist halt eine Bank, wenn er sich selbst spielen darf - er tut selten etwas Anderes - und die oft unterschätzte Mélanie Laurent als lässige Killerin ist auch sehr nett. Ein sympathischer Haufen vermeintlicher Experten, dessen Missionen ausnahmslos immer komplett aus dem Ruder laufen. Mit Story oder Logik sollte hier keiner kommen. Bays Welt war schon immer einfach gestrickt: es gibt nur Schwarz und Weiß, Amerika ist die einzig moralisch einwandfreie Nation, Optik geht über alles, Klischees soweit das Auge reicht und von irgendwoher kommen die Ressourcen, die es benötigt um für Furore zu sorgen. Hier ist der Anführer des Teams praktischerweise auch gleich Milliardär und Erfinder, für teures Spielzeug ist also gesorgt. Viele Szenen abseits der Action sind hochnotpeinlich, besonders, wenn Gefühle und Mitleid beim Zuschauer erzeugt werden sollen. Die Drama-Elemente gehen gar nicht und haben etwas von einem Propagandafilm. Noch grausamer ist der als Gegenspieler installierte, lächerlich überzeichnete Diktator, für den die Assads dieser Welt Model standen, der aber dennoch einfach zu comichaft daherkommt. Komplette Non-Stop-Action gibt es übrigens auch deshalb nicht, weil Bay sich aus irgendeinem Grund überflüssigerweise dazu genötigt sieht die Vorgeschichten der Teammitglieder anzureißen, was zu chaotischen Zeitsprüngen führt und den ohnehin holprigen Erzählfluss stört.
        Ein Film wie vom ewig Kind gebliebenen Krawallbruder nicht anders zu erwarten: spektakulär, rasant, kurzweilig, einfältig und primitiv. Auf Hochglanz polierter Edeltrash, perfekt von der Kamera eingefangen, bildgewaltig inszeniert und extrem unterhaltsam, aber eben auch furchtbar arrogant, eindimensional und simpel. Ich hatte wie immer Spaß am Bayschen Gigantismus, weil ich den ganzen anderen Geikel ausblenden kann und mich nur an der blinden Zerstörungswut erfreue, aber er hat sich kein Stück geändert oder weiterentwickelt. Wer den hochumstrittenen Regisseur als Feind des Mediums Film ansieht, wird sich hier sicher bestätigt fühlen.

        7
        • 7 .5
          RaZer 09.12.2019, 19:12 Geändert 11.12.2019, 20:56

          Stanley Kubricks Meisterwerk "Shining" hat Maßstäbe im Horrorgenre hinsichtlich Atmosphäre, Inszenierung und schauspielerischer Qualität gesetzt. Selten zuvor hat ein Film dieses Genres ein derartiges Niveau erreicht, entsprechend groß waren die Fußstapfen, die Mike Flanagan mit der Fortsetzung des King-Klassikers ausfüllen musste. Der gewaltige Zeitsprung (inhaltlich wie produktionstechnisch) und eine andere Prioritätensetzung machen aus "Doctor Sleep" ein anderes, aber nicht zwangsläufig schlechtes Filmerlebnis.
          Während "Shining" von der eng begrenzten Location und der diffusen Bedrohung lebte und nicht sonderlich viele Erklärungen mitlieferte, sondern insgesamt eher auf Minimalismus bedacht war, denkt die Fortsetzung in größeren Dimensionen und sieht sich genötigt mehr Hintergrundinformationen preiszugeben. Die Bedrohung ist diesmal greifbarer, was zu einer Verschiebung der Spannungsart führt, die aber durchaus ebenfalls funktioniert. Ewan McGregor spielt die Rolle des Danny Torrance wunderbar unaufgeregt und souverän. Da die geplagte und getriebene Seele schon als Kind viel gesehen und erlebt hat, ist seine ruhige, manchmal lethargische Art gut nachvollziebar: man kann ihn eigentlich mit nichts mehr schocken. Seine Versuche vor sich selbst und all dem Wahnsinn wegzulaufen, werden jäh beendet, als die brutale Gruppe "The True Knots" angeführt von Rose (gut: Rebecca Ferguson) und die von ihnen gejagte, mit einem mächtigem Shining ausgestattete Teenagerin Abra auf den Plan treten. Danny wird wieder so tief in diese düstere Welt hineingezogen, dass es ihn sogar an den Ort zurück führt, an dem alles begann. Das inzwischen verfallene Hotel lässt sofort die bedrohliche Atmosphäre des ersten Teils wieder aufflammen, das ist Flanagan sehr gut gelungen. Doch auch wenn der gesamte Film freilich nichts mit Realismus zu tun hat, stören mich die nach vierzig Jahren Stillstand anstandslos wieder anspringenden Dieselgeneratoren irgendwie. ;) Der solide Showdown an der alt bekannten Stelle zelebriert die Parallelen zu seinem berühmten Vorgänger regelrecht, es wird mit Dé·jà-vus regelrecht um sich geworfen, was der Stimmung und dem Gesamtbild eigentlich ganz gut steht. Der Kreis schließt sich. An der Stelle entfernt sich der Film stark vom Buch, doch das Resultat kann sich sehen lassen. Die üppige Laufzeit ist der gesetzten Erzählweise geschuldet und kommt nicht komplett ohne einige Längen aus, weiß aber stets im richtigen Moment wieder zu fesseln, sodass ich hier nicht von Überlänge sprechen will. Der Soundtrack nutzt stellenweise bekannte Elemente und untermalt das Geschehen meist ganz ordentlich.
          Ich weiß nicht, ob Kubrick es genauso gemacht hätte, aber ich bin sicher er hätte sich zumindest nicht angewidert abgewand, denn Flanagans Inszenierung ist hochwertig, der Cast astrein und die Story gut auf den ersten Teil abgestimmt (und weniger auf das Buch).

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          • 7

            "Ein Bulle und ein Gangster schnappen sich zusammen einen Killer, verdammt gute Geschichte." Polizist Jung liefert die Beschreibung des Films gleich selbst. "The Gangster, the Cop, the Devil" ist eine wilde Story über eine unheilige Allianz, die einen eiskalten Serienkiller zur Strecke bringen will. Sonderlich glaubwürdig wirkt der Zusammenschluss des aufrechten, doch auch verzweifelt machtlosen Cops und des kalten, aber durchaus ehrenhaften Gansterbosses nicht. Die ohnehin reichlich chaotische Erzählweise mit vielen Sprüngen und Perspektivwechseln wird gerne durch solide inszenierte Kampfszenen unterbrochen, die ein nebenbei tobender Bandenkrieg mit sich bringt. Einer klaren Linie folgt der Film nicht, hauptsache es knallt alle paar Minuten. Die meister Nebenfiguren bleiben farblos und zeichnen sich in erster Linie durch Arroganz und Unfähigkeit aus. Da in Korea, im Gegensatz zu den USA, wo jeder unzurechnungsfähige Vollpfosten promblemlos eine Vollautomatik kaufen kann, nur schwer an Schusswaffen zu kommen ist, wird hier munter geschlitzt, gestochen und verdroschen. Auch der Serienkiller greift mit Vorliebe beherzt zum Messer und erfüllt ansonsten alle Klischees, die so eine Figur haben kann. Das Ende hat etwas von einem Batman-Comic, zeigt aber auch ziemlich überspitzt die Grenzen der Gerichtsbarkeit auf.
            Netter Thriller mit mal (unfreiwillig) komischen und mal ziemlich blutigen Elementen. Komplett durchdacht wirkt das Drehbuch zwar nie, es ist aber immerhin selten langweilig. Fakt ist aber, dass es bessere Genrevertreter aus Korea gibt.

            5
            • 4 .5

              Ich bin kein Fan der beiden Vorgänger, aber der Vollständigkeit halber wollte ich "3 from Hell" eine Chance geben. Besser oder schlechter als "Haus der 1000 Leichen" und "The Devil's Rejects" ist das dritte Abenteuer der sympathischen Firefly-Familie letztendlich auch nicht. Rob Zombie bleibt seinem Stil konsequent treu: hauptsache abgefuckt. Die psychotischen Figuren morden und vögeln sich abermals durch eine dreckige Welt, in der es keinen einzigen intelligenten Menschen zu geben scheint. Nur Halbhirne am Start, die es der Truppe denkbar einfach machen ihre abartigen Triebe ungestraft auszuleben. Der Showdown in Mexiko ist dahingehend nur die Spitze des Eisbergs. Um die Sache in Schwung zu bringen, zaubert Zombie mal schnell einen Halbbruder aus dem Hut, von dem voher noch nie die Rede war, der sich aber nach über zehn Jahren plötzlich mal daran macht, seine Geschwister aus dem Knast zu holen. Mit Logik oder ähnlichen Lästigkeiten hält sich hier niemand auf. Ernst nimmt sich der Film freilich nie, der gute Rob hat nur eben einen beizeiten eigenwilligen Humor, den man leicht missverstehen kann. Es ist auf Dauer ermüdend, den zwanghaft auf krank und abartig getrimmten Gestalten beim hemmungslosen Overacting zuzuschauen. Besonders Sheri Moon Zombie, an der die vierzehn Jahre seit dem letzten Teil erstaunlich wenig Spuren hinterlassen haben, ist manchmal unerträglich. Ein paar Prozentpunkte weniger auf der Irren-Skala hätten gut getan. So sehr der Film inhaltlich humpelt, handwerklich ist Zombie mal wieder kaum etwas vorzuwerfen. Der Streifen wirkt in seiner Inszenierung keinefalls billig oder dilletantisch, und die Gewaltspitzen sind zwar zahlreich und fies, aber arten auch nicht vollständig in voyeuristischen Snuff aus. Auf das Niveau begibt sich Zombie trotz allen überspitzten Wahnsinns in seinen Werken bis heute nicht.

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              • 10

                "Fairy Tail" geht nicht den Weg von beispielsweise "One Piece" oder "Naruto", jede Woche eine Folge zu senden und dann mittels Filler-Episoden, ständigen Rückblenden und ewig langgezogenen (Neben-)Handlungen auf den Manga zu warten. Stattdessen gönnt sich der Anime einfach mal ein, zwei Jahre Auszeit zwischen den Blöcken, was der erzählerischen Dynamik zweifelsfrei zuträglich ist. Die meistens Arcs sind selten länger als zehn, fünfzehn Folgen und selbst große Bosskämpfe und Duelle sind in aller Regel nach spätenstens zwei Episoden entschieden. Das ist genau das richtige Maß: Leerlauf und lästige Nebenhandlungen sind kein Faktor, doch für die Figuren und deren Entwicklung bleibt genügend Zeit. Der Anime nutzt seine Zeit effektiv. Nicht alle Arcs sind gut, manche Handlungsstränge kommen einfallslos oder dämlich daher (z.B. der siebenjährige Zeitsprung) und einige Charaktere drehen den Mantel arg nach dem Wind, aber insgesamt hat mich "Fairy Tail" dank großartigem Humor, supersympatischer Hauptfiguren, epischer Action und guter Dramaturgie über Jahre hinweg bestens unterhalten und mitgerissen.
                In einer Welt, in der Magie existiert, ist die mächtige und einflussreiche, aber auch hoffnungslos chaotische Gilde Fairy Tail das Herzstück der Stadt Magnolia im Königreich Fiore. Die Bande zwischen den Mitgliedern sind stark und in ihrem Übereifer sorgen sie regelmäßig für Verwüstungen beim Erfüllen ihrer Aufträge. Verbündete und verfeindete Gilden spielen ebenso eine Rolle, wie Bedrohungen von Außerhalb oder gar aus anderen Welten und Zeiten. Über mangelnde Abwechslung kann man sich eigentlich nicht beschweren, auch wenn die meisten Geschichten ähnlich enden. Die sechs Hauptcharaktere Natsu, Lucy, Grey, Erza, Wendy und Happy sind ein perfekte Gruppe mit unterschiedlichen Tempramenten und jeder auf eine andere Art latent schräg. Zusammen mit der Vielzahl an noch schrägeren Nebenfiguren ergibt sich viel Raum für wunderbare Running Gags, genial lustige Momente aber auch emotionale Passagen. Besonders die dramalastigen Komponenten bedienen allerlei Klischees, aber sonderlich belastend finde ich das nicht. Die Mischung mit klarem Schwerpunkt auf dem Humor funktioniert für mich prächtig. Der schöne Zeichenstil und der mittelalterlich angehauchte Soundtrack kommen bei mir ebenfalls gut an. Mit der deutschen Synchro kann ich mich allerdings nicht wirklich anfreunden, da ist mir das japanische Original dann doch lieber.

                Die (vorerst) finale Folge ist purer Fanservice, was an der Stelle völlig okay ist. Ein anderes Ende hätte ich gar nicht sehen wollen. Die Chancen für eine weitere Fortsetzung des Anime stehen allerdings gar nicht schlecht, schließlich hat Schöpfer Hiro Mashima längst damit angefangen das im Finale angespochene 100-Jahr-Quest - entgegen ursprünglicher Pläne - als Manga zu veröffentlichen. Die Geschichte um Natsu, Lucy und Co. geht also weiter, Futter für den Anime ist folglich vorhanden.

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                • 5

                  Schon der erste Teil war ein reichlich einfältiger amerikanischer Patriotismus-Porno, der dank eines halbwegs brauchbaren Gegenspielers, knallharter Action und brachialem Bodycount trotzdem prächtig unterhalten konnte. Bei Teil 2 hatten die Actionszenen schon mehr Probleme das ansonsten peinliche Gebilde zu überblenden, aber "Angel Has Fallen" schießt den Vogel endgültig ab. Mit dem Drehbuch hätte ich mich nicht zum Studio getraut. Ich lasse mir bei Actionfilmen gerne eine dämliche Story servieren, wenn wenigstens der Unterhaltungsfaktor und das Maß an Selbstironie stimmen, davon ist hier allerdings weit und breit nichts zu sehen. Ohne einen Funken Humor oder Ironie wird eine beeindruckend unglaubwürdige Verschwörung zusammengezimmert, die den Vorzeigepatrioten Mike Banning zum Staatsfeind Nummer 1 macht, ohne dass es mal jemand hinterfragen würde. Doch natürlich ist der von Ehr- und Plichtgefühl bis zum Platzen gefüllte Secret Service Agent auf der Spur der wahren Drahtzieher. Selbst zur unfreiwilligen Komik taugen der einfallslose Storyverlauf und die lächerlich überzeichneten Figuren nicht. Die anständig inszenierten und durchaus brutalen Actionsequenzen können den Fakt diesmal nicht kaschieren, dass der Film vor lauter Blödheit keinen Fuß auf den Boden bekommt. Der Präsident selbst, für dessen Schutz mal wieder dutzende Menschen sterben müssen, ist natürlich wieder das Musterbeispiel an aufrechter Ehrenhaftigkeit und Besonnenheit. (Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass der Film in Zeiten der Trump-Regierung entstand, bei dem diese Faktoren nicht messbar vorhanden sind. Doch das scheint mir hier eher ein unfreiwilliger Seitenhieb zu sein.)
                  Als Actionfan kann ich den Streifen zwar nicht völlig verreißen, denn fürs Auge wird durchaus etwas geboten. Der Rest ist jedoch derart peinlich, dass man ihn allenfalls mit einem Übermaß an Sarkasmus ertragen kann. Für die einzig gute und humorvolle Szene ohne Knalleffekt sorgt Nick Nolte im Abspann.

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                  • 8 .5

                    In der Rangliste der mir bekannten Zombiefilme erklimmt "Zombieland 2: Doppelt hält besser" locker die Spitze. Ein herrlich selbstironischer, witziger und blutiger Spaß, der jedes erdenkliche Genre-Klischee gnadenlos parodiert und selten vom Gas geht. Unlogischer Trash der feinsten Sorte. Im Vergleich zum ersten Teil, den ich zwar auch ganz gut, aber keinesfalls überragend finde, wurde hier nochmal erheblich am Unterhaltungswert und der Dynamik geschraubt. Es vergeht praktisch keine Minute ohne irgendeinen Gag, die meisten davon funktionieren sogar. Der tolle Cast aus dem Vorgänger ist geschlossen wieder an Bord und hatte auch sichtlich Bock auf diese lockere Blödelei. Besonders Woody Harrelson wird vollständig von der Leine gelassen und darf sich hemmungslos austoben. Großartig! Neuzugang Zoey Deutch als hoffnungslos dämliche Klischee-Blondine Madison bringt nochmal eine ganz andere Art von Humor mit. Das Mienenspiel von Emma Stones Wichita, wenn Madison mal wieder irgendwas hirnloses sagt, gehört zweifelsfrei zu den Highlights des Films. Die Gruppendynamik voller sarkastischer und zynischer Sticheleien ist genau mein Ding. Schade ist nur, dass Abigail Breslin etwas zu kurz kommt. An Action und Splatter mangelt es ingesamt nicht, der Fokus liegt allerdings ganz klar auf Humor und Parodie. Über den Soundtrack lässt sich auch eher wenig Negatives sagen, in der Eröffnungsszene werden Zombies zu Metallicas Kulthit "Master of Puppets" niedergemäht, also wenn das nix is.
                    Ruben Fleischers Konzept geht voll auf, besser noch als im Original.

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                    • 6

                      Renny Harlin hat es nie verwunden, dass er nur einen "Stirb langsam"-Teil inszenieren durfte. Seit dieser Zeit versucht er dieses "Trauma" immer mal wieder damit zu kompensieren, ähnlich geartete Filme zu machen. "Bodies at Rest" ist ein asiatischer "Die Hard" auf Sparflamme, der ein paar Variablen ändert, ansonsten aber sein Vorbild nicht leugnen kann. Dynamik, Spannung und Qualität können jedoch nie ernsthaft in Konkurrenz mit dem Actionklassiker treten. Die Story ist dünn, die Gegenspieler sind dämlich und die vielen konstruierten Zufälle und unglaubwürdigen Verhaltensweisen (auf beiden Seiten) tragen auch nicht gerade zur Verbesserung des Gesamtzustands bei. Immerhin geht es mitunter ganz gut zur Sache, Die Actionszenen sind solide, wenn auch meist komplett überspitzt. Doch das ist in dem Genre ja längst nur eine Randnotiz. Sinn ergibt das Ganze nie, Logik ist auch eher abwesend und besonders die vollkommen überflüssige letzte Explosion ist reichlich lächerlich. Sehr intessanter Umgang mit Beweismitteln btw.

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                      • 1 .5

                        Deutsche Beiträge zum Actiongenre sind rar gesät, hier sieht man auch, warum das so bleiben sollte. "Tal der Skorpione" ist billigster, peinlichster Trash mit einem Frendschämfaktor, den sonst nur RTL2 erreicht. Die zusammengeklaute Story, die jedes noch so lächerliche Genreklischee konsequent bedient und offensichtlich von einem Zwölfjährigen geschrieben wurde, nachdem dieser das erste Mal in Papas Actionfilm-Sammlung wühlen durfte, verursacht nicht nur psychische, sondern auch physische Schmerzen. Eine Ansammlung jämmerlich überzeichneter Figuren, die selbst in schlechten Comics negativ auffallen würden, stolpert über zwei Stunden durch ein Waldstück, das von einer offensichtlich faschistischen Organisation als Spielwiese benutzt wird. "Battle Royale", "Die Todeskandidaten" und "The Hunger Games" lassen freundlich grüßen, wenden sich dann aber angewidert ab. Ein komplettes Chaos aus sinnlosen Ballereien und wechselnden Allianzen, ohne dass man durchblicken könnte, wer zu wem gehört und wer jetzt eigentlich gerade wieder gestorben ist. Spielt eigentlich auch keine Rolle. Das Maß an unfreiwilliger Komik sprengt jeden Rahmen, tut aber eben auch derb weh. Um mal einen Eindruck der Qualität der "Schauspieler" zu vermitteln sei der Hinweis gegeben, dass der Auftritt von Micaela Schäfer gar nicht weiter unangenehm heraussticht. Eine Nulllinie kann halt nicht negativ ausschlagen. Irgendjemand muss sich das doch mal anschauen, bevor es veröffentlicht wird... unklar. Ralf Richter, der wie immer sich selbst spielt und Martin Semmelrogge, der merkwürdigerweise annähernd nüchtern zu sein scheint, haben trotz großkotziger Covernennung nur Kurzauftritte, sind aber noch die besten (was schon sehr tief blicken lässt). Die Inszenierung der Actionsequenzen hätte jeder Schimpanse auch so hingekommen, aber ein fähiger Regisseur hätte sich ja auch eher erschossen, als seinen Namen hier drunter zu setzen.
                        Das Ende lässt auf ein Sequel schließen, und ganz ehrlich? Ich will das sehen, denn ich will wissen, ob man noch tiefer sinken kann. Ich befürchte aber die Antwort zu kennen. 1,5 Punkte dafür, dass ich mir das Lachen oft einfach nicht verkneifen konnte.

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                        • 7

                          Kaputte Figuren in einer unwirtlichen Umgebung. "Wolfsnächte" ist kalt, düster und atmosphärisch grandios, lässt sich aber nicht wirklich in die Karten schauen. Besonders das Ende arbeitet viel mit Metaphern und Symboliken, die viel Interpretationsspielraum lassen. All zu elegant wirken die Parallelen, die an der Stelle zwischen Mensch und Wolf gezogen werden nicht, bis dahin kann der Film mit seiner Erzählweise, der Bildsprache und gut gesetzten Highlights absolut überzeugen. Am Schluss will er leider mehr Tiefe vorgaukeln, als gut für ihn ist. Der Cast spielt die labilen Charaktere sehr ansprechend und wird in eine triste, unterkühlte Welt gesetzt, die weder Fehler verzeiht, noch der Gemütslage sonderlich zuträglich ist.
                          Phasenweise fühlte ich mich an "Wind River" erinnert, wenngleich dieser noch ein Level darüber anzusiedeln ist. Aber besonders die Atmosphäre und die dramaturgisch gut gesetzten Gewaltspitzen helfen "Wolfsnächte" auf ein ansprechendes Level. Das ungelenke Ende hätte so sicher nicht sein müssen.

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                          • 7
                            über Aladdin

                            Disneys ungeniertes Recycling alter Erfolge im neuen Gewand zeugt nicht gerade von Kreativität, im Falle von "Aladdin" ist das Resultat aber immerhin vorzeigbar. Es ist keine ganz billige Kopie, sondern lässt einigen Aufwand erkennen. Besonders der Cast ist auf den Punkt besetzt. Mena Massoud als Aladdin und die wunderbare Naomi Scott als Jasmin hätten kaum passender ausgewählt werden können. Disney hält eine solche Nähe zur (eigenen) Vorlage ja längst nicht bei all seinen Projekten für nötig. Selbst Will Smith als Dschinni kommt im fertigen Film sehr viel besser weg, als es die ersten Bilder befürchten ließen. Anfangs dachte ich noch, dass sich Robin Williams spätestens jetzt mit Blick auf sein Erbe umgebracht hätte, doch so schlimm ist es bei weitem nicht. Smith ist in solchen launigen, rotzigen Rollen immernoch eine Bank, das ernste Handwerk liegt ihm einfach nicht. Neben dem Teppich und Abu ist es - wie sich das gehört - Dschini, der für die besten Momente sorgt. Seine Gags zünden ziemlich zuverlässig. Ein paar Längen und die ein oder andere (manchmal ungelenk übersetzte) Gesangseinlage zu viel trüben meinen ganz persönlichen Eindruck dennoch ein wenig. Gegenspieler Dschafar ist leider auch eher farblos und wirkt mehr wie ein notwendiges Übel, denn ein echter Gewinn für den Film. Guy Ritchie inszeniert die für ihn sehr untypische Nummer handwerklich blitzsauber und legt eine grandiose Optik vor.

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                            • 8
                              RaZer 23.10.2019, 16:29 Geändert 23.10.2019, 16:31

                              Herrlich schräge Mischung! Der Dunkle Ritter und die mutierten Kindsköpfe in einem Film ergeben gute Unterhaltung mit Bergen an netten Gags und hemmungsloser Selbstironie. Trotz einiger Gewaltspitzen und düsterer Elemente stehen der Humor und ein ungeniert vorgetragener Trashfaktor klar im Vordergrund, was bei einem derart gewagten Crossover sicher nicht die schlechteste Entscheidung war. Wenn der sarkastische Bruce mit den infantilen Schildkröten zusammenarbeiten muss, ist das Feld für Witze aber auch bestens bestellt. Die Story an sich ist kein Hit, schafft es jedoch immerhin einen Großteil der bekannten Schurken Gothams und den Erzfeind der TMNT halbwegs brauchbar unter einen Hut zu bekommen. Die Beteiligung von Robin und - meinem persönlichen Favoriten im Batman-Universum - Batgirl werte ich zusätzlich als positiv.
                              Im Gegensatz zu seinen Realfilmen greift DC bei seinen Trickfilmen selten daneben, "Batman Vs. Teenage Mutant Ninja Turtles" ist ein weiteres Glied dieser sehr vorzeigbaren Kette.

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                              • 7

                                An den überraschend lustigen ersten Teil reicht "Angry Birds 2" nicht heran, was in erster Linie an der eher mäßigen Story liegt. Typisch Kommerz-Sequel: keine wirklich guten Ideen, aber der Film muss fertig werden. Besonders der Nebenplot um die drei Küken fühlt sich massiv nach Füllmaterial an. Trotz der inhaltlichen Schwächen ist der Unterhaltungswert dennoch anständig. Der absolute Brüller sind die Szenen mit "Harvey", das ist Slapstick vom Feinsten. Mit solchen Aktionen und den sympathisch kaputten Figuren rettet sich das zweite Abenteuer der wütenden Vögel noch in halbwegs sonnige Gefilde. Ich bin auch immer wieder erstaunt wie robust die knuffigen Federviecher doch sind, permanent voller Köpereinsatz, die Spiele lassen herzlich grüßen. Die deutsche Synchro, angeführt von Christoph Maria Herbst, ist wieder absolut in Ordung.

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                                • 8 .5
                                  RaZer 13.10.2019, 13:44 Geändert 14.10.2019, 16:26
                                  über Joker

                                  Der interessanteste fiktive Bösewicht der Moderne ist derart facettenreich, dass man dutzende Origin-Stories über ihn verfassen könnte, ohne dass eine davon weniger wahrscheinlich wäre als die andere. Die gängigste Geschichte aus den Comics vom Sturz in einen Behälter mit Chemikalien spielt in Todd Phillips' "Joker" keine Rolle, es sei denn, man benutzt ihn als Metapher für eine zutiefst toxische Gesellschaft. Dann taucht der zukünftige Joker Arthur Fleck tief in die Brühe ein und wird schlussendlich von ihr zersetzt.
                                  Der Film zeichnet des deprimierende Bild eines bemitleidenswerten Mannes, der eigentlich niemandem etwas Böses will und nur irgendwie einen Weg durchs Leben sucht, aber permanent nur Tiefschläge kassiert. Oft bleibt ihm nur die Flucht in die Fantasie. Der schlechte Job als Clown, seine psychische Störung und seine kranke Mutter machen es ihm nicht leicht, dennoch hat er Träume. Doch Figuren wie ihm bleibt die Gewinnerstraße verwehrt, selbst echte Chancen verkommen zum Debakel und so wird er immer tiefer in einen dunklen Strudel gezogen. Keiner sieht es, keinen interessiert es, keiner wird ihm helfen, im Gegenteil. Wer am Boden liegt, wird zertrampelt. Dass Joaquin Phoenix einer der besten Charakterdarsteller unserer Zeit ist, dürfte kein großes Geheimnis mehr sein, was er hier abreißt, ist gigantisch. Eine intensive Vorstellung emotionaler Vielschichtigkeiten, die nie in Overacting ausartet. Weltklasse! Unweigerlich werden natürlich Vergleiche mit Heath Ledgers Joker aus "The Dark Knight" gesucht, was jedoch völlig unangebracht ist. Beide sind grundverschiedene Interpretationen derselben Figur mit gänzlich anderen Schwerpunkten, da gibt es keinen Raum für sinnvolle Vergleiche. Der Vorwurf der Gewaltverherrlichung, der von einigen Seiten geäußert wurde, ist für mich nicht nachvollziehbar. Die wenigen Gewaltausbrüche, der Film enthält, glorifizieren nichts, geraten nicht zum Selbstzweck und erwecken auch nie den Anschein, als wollten sie unterhalten. Sie sind lediglich das Ergebnis emotionalen Misbrauchs und psychischer Störung. Daran ist absolut nichts verherrlichend. Die Optik passt zur Stimmung des Films: düster, trist und heruntergekommen. Gotham ist am Ende und die Elite, die daran etwas ändern könnte, schaut zu und sonnt sich in Selbstgerechtigkeit. Selbst der im "Batman"-Universum sonst stets als edelmütig angepriesene Thomas Wayne kommt hier erstaunlich schlecht weg. Die große Frage, die sich am Ende stellt, ist nur: Was an der Geschichte ist real und was entspringt Arthurs Kopf? Ist am Ende alles nur Fiktion? Die letzte Szene lässt wunderbar Platz zum Spekulieren.
                                  Niemals hat eine Comicverfilmung weniger wie eine gewirkt. "Joker" ist das düstere Psychogramm einer Figur, die Generationen beschäftigt und in ihren Bann gezogen hat. Es ist kein Film, der Spaß macht, aber eine ganz eigene Magie mitbringt.

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                                  • 7

                                    Gute Fortsetzung eines damals überraschend hochwertigen ersten Teils. Es kommt ja im Horrorgenre nicht so häufig vor, dass selbst vielversprechender Stoff tatsächlich auch brauchbar in Szene gesetzt wird, bei "Es" ist eine niveauvolle Bearbeitung sogar beim Sequel gelungen. Natürlich spielt dabei das verhältnismäßig hohe Budget eine Rolle, das nicht nur der technischen Seite zugute kam, sondern auch einen sehr hochwertigen Cast ermöglichte. Dafür muss man damit leben, dass die "Es"-Reihe von Beginn an absolut im Mainstream verankert ist und dementsprechend nur selten seine Zähne zeigt. "Es: Kapitel 2" ist mehr noch als sein Vorgänger eine Horrorkomödie, die den Humor hervorhebt und wenn es gerade passt mit Drama, Gewaltspitzen und etwas Nervenkitzel vermischt. Die Mixtur ist nicht schlecht, sonderlich viel Grusel bringt sie allerdings nicht zustande. Pennywise hat an Ausstrahlung eingebüßt. Der Film lebt von seinen sympathischen Figuren, der neu entflammten Gruppendynamik, dem Gefühl der Nostalgie und der mal bedrohlichen, mal heiteren Atmosphäre. Der heftige Zeitsprung schadet der Story nicht, im Gegenteil, die Besetzung der inzwischen erwachsenen Gruppe ist großartig und praktisch auf den Punkt passend. In Rückblenden werden sogar die Kinder wieder sinnvoll mit eingebaut. Die extreme Laufzeit von 165 Minuten ist allerdings etwas übertrieben. Langeweile ist zwar kein Faktor und es ehrt den Streifen, dass er sich Zeit nimmt für die Charaktere und die Geschichte, doch hier und da eine kleine zeitliche Straffung hätte wahrscheinlich nicht geschadet. Das Ende ist okay.

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                                    • 6 .5
                                      RaZer 08.10.2019, 18:51 Geändert 08.10.2019, 19:28
                                      über Crawl

                                      Horror-Spezialist Alexandre Aja hat sich ja schon einmal dem Tierhorror gewidmet, was in der extrem trashigen Schlachtplatte "Piranha" geendet hat, die zwar ein Übermaß an Splatter, allerdings kaum Spannung und Atmosphäre bieten konnte. "Crawl" soll quasi das genau Gegenteil davon darstellen: sparsam eingesetzte Gewaltspitzen und dafür mehr Nervenkitzel in einer unwirtlichen Umgebung. Das Resultat ist solide, obwohl man es hier letztendlich auch nur mit einem potenziellen The Asylum-Drehbuch zu tun hat, das mit fähigerem Personal und mehr Budget umgesetzt wurde. Der Film wird in erster Linie durch Ajas handwerklich gute Inszenierung und die schauspielerisch ordentlich agierende Kaya Scodelario gerettet. All zu subtil sind die spannungssteigernden Momente freilich nicht. Die offenbar komplett ausgehungerten Alligatoren nehmen, was sie kriegen können und finden angesichts des rapide steigenden Wasserpegels durch den Hurricane beste Jagdbedingungen vor. Nicht sonderlich kreativ und allenfalls leidlich glauwürdig, aber atmosphärisch durchaus gut. Als dann im Abspann Bill Haleys "See you later alligator" einsetzt, konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen.
                                      Es gibt im Horrorgenre sehr viel schlimmeren Mist, hier stimmen zumindest die Optik und der Cast.

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                                      • 5
                                        RaZer 05.10.2019, 12:15 Geändert 05.10.2019, 18:19

                                        "Dark Phoenix" schafft es in windeseile alles zu zerstören, was vorher in jahrelanger Arbeit mühsam aufgebaut wurde. Die "X-Men"-Filme unterlagen immer gewissen Qualitätsschwankungen, doch von der Liebe zu den Figuren und dem Universum an sich, die in der Vergangenheit dann immer noch viel retten konnte, ist nichts mehr übrig. Regisseur und Autor Simon Kinberg ist auf Vernichtungsmission und FOX hat ihn gewähren lassen. Dass die "X-Men" - zumindest in dieser Besetzung - auf diese Art ihr Ende finden, ist eine Schande, denn der Cast war absolut überragend und auf den Punkt besetzt. Doch die sympathischen Figuren werden einem schlechten Drehbuch zum Fraß vorgeworfen. Sophie Turner hat schon in "Apocalypse", den ich im Übrigen gar nicht so schlecht fand wie der Durchschnitt, eine wunderbare Jean Grey abgegeben, wurde aber hier ebenso durch den Wolf gedreht wie beispielsweise Jennifer Lawrence, die nicht ohne Grund schon vor Drehstart angedeutet hat, eigentlich keinen Bock mehr auf die Reihe zu haben. Damals hatte sie wahrscheinlich das Script schon gelesen. Zu der ohnehin schon erlesenen Besetzung gesellte sich diesmal auch noch Jessica Chastain dazu, die ich allerdings noch nie so schlecht erlebt habe. Es ist deprimierend mit anzusehen, wie alles den Bach runtergeht. Lichtblicke sind rar gesät und kommen meist durch schöne Charaktermomente oder solide Actionszenen zustande. Der Showdown im Zug ist sehr ansehnlich, doch zu dem Zeitpunkt ist ohnehin schon das meiste Porzellan zerschlagen.
                                        FOX verabschiedet sich mit dem Mittelfinger von der "X-Men"-Reihe, die jetzt unter Disneys Federführung in Form eines Reboots allmählich ins MCU intergriert werden wird. Gerade deshalb ist es so schade, dass die vom Cast super verkörperten Figuren einen derart lieblosen Abschied erhalten, obwohl mal alles so gut begonnen hat. Die sehr wohlwollenden fünf Punkte gibt es für die Besetzung und die ordentlich Action, die Handlung ist leider ein Totalausfall.

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                                        • 9 .5

                                          Bockstarke Vorstellung! Wie von HBO nicht anders zu erwarten, ist deren Aufarbeitung des Super-GAUs im Kernkraftwerk Tschernobyl hochwertig, aufwendig, konsequent und unaufgeregt. Keine Heldenmythen, keine selbstlosen Weltenretter, keine überspitzte Schwarz-Weiß-Malerei, sondern weitgehend nüchterne Tatsachen und Handlungsfolgen, die freilich dramaturgisch aufbereitet, aber keinesfalls komplett verfälscht wurden. Ich kenne einige seriöse Dokumentationen zum Thema und habe hier tatsächlich viele Dinge wiedererkannt. Die Darstellung ist so akurat, wie es eine TV-Produktion, die natürlich auch zu Unterhaltungszwecken dient, zulässt. Die Katastrophe und all ihre Folgen, ob nun politisch, biologisch und gesellschaftlich werden schnörkellos aufgeschlüsselt, mit allen Machtspielchen, menschlichen Schicksalen und verzweifelten Lösungsansätzen. Besonders beklemmend ist die Darstellung der Menschen, die gar nicht wissen, in welcher Gefahr sie sich befinden und darüber auch so gut es geht im Dunkeln bleiben sollen. Die Arbeiter im Werk, die nahen Bewohner von Prybjat, die abkommandierten Soldaten etc., alle sind dem lautlosen Tod schutzlos ausgeliefert. Im Gedächtnis bleiben vor allem auch die Feuerwehrleute, die als erstes zum Ort des Geschehens geschickt werden und damit in ihr Verderben. Exemplarisch dafür steht die Geschichte von Vasily Ignatenko, einem jungen Feuerwehrmann, dessen rapiden Verfall der Zuschauer schonungslos mit ansehen muss. Absolut bedrückend, wie so vieles an dieser realitätsnahen Produktion. Inszenierung, Cast und Ausstattung sind oberste Spitze. Erfreulicherweise verkneift sich das Projekt darüber hinaus eine pathetische Moralpredigt, die alles nur ins Lächerliche gezogen hätte.
                                          Die fünf Folgen sind genau richtig konzipiert um ein gutes Gesamtbild um das Ereignis zu konstruieren, aber sich nicht in Details und Langweile zu verlieren. Viel besser konnte diese Katastrophe wohl nicht filmisch aufbereitet werden. (Zum Glück wurde einer zweiten Staffel eine klare Absage erteilt. Was sollte man denn noch großartig erzählen? Sicher könnte man die längerfristigen Folgen beleuchten und den Bau des ersten Sarkophags begleiten, aber das wäre letztendlich nur Haarspalterei und wenig Interessant.)

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                                          • 6

                                            "The Dead Don't Die" ist kein typischer Zombiefilm, was bei einem untypischen Regisseur wie Jim Jarmusch nicht weiter verwundert. Sein ganz persönlicher Weltuntergang wird von den Figuren mit unglaublicher Lethargie hingenommen. Die absurde Apokalypse, bei der eine Veränderung der Erdachse dafür sorgt, dass die Toten wieder auf Erden wandeln (ja, das muss man erstmal sacken lassen) lässt die Protagonisten irgendwie ratlos zurück. Bill Murray habe ich noch nie so teilnahmslos gesehen. Die Welt geht unter und sein Sheriff Roberston steht daneben und schaut zu. Hätte eigentlich nur noch gefehlt, dass er sich ein Bier aufmacht und einen Klappstuhl aufstellt. Der gesamte Cast ist super - einige Figuren sind derart neben der Spur, dass sie eher aus der Feder der Coens stammen könnten - hat aber strikte Anweisung bloß nicht zu überdrehen. Entsprechend zäh wird die gesamte Angelegenheit auf Dauer. Der eigenwillige Humor ist ganz nett, trägt den Film aber nicht die volle Distanz. Ein Splatterfestival erleben wir hier wenig überraschend auch nicht. Jarmusch geht so weit, seine Zombies nur schwarzen Staub austoßen zu lassen, wenn ihnen der Schädel weggeblasen wird. Die unverhohlene Selbstironie, die darin gipfelt, dass sich Cliff (Murray) und Ronnie (Driver) über das Script und die Arbeit mit Jarmusch unterhalten, ist ein echtes Highlight in der sonst eher höhepunktarmen Vorstellung.
                                            Es ist nicht zwingend ein Genre, dem sich ein Typ wie Jarmusch widmen sollte. Er hat seine ganze eigene Note reingebracht und sicher keinen alltäglichen Zombiefilm geschaffen, ob er damit aber lange im Gedächtnis bleibt, ist angesichts der teils gähnenden Langweile eher zweifelhaft.

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                                            • 6 .5

                                              Die "Fast & Furious"-Franchise hat sich ja noch nie groß den Naturgesetzen und einem gewissen Sinn für Realität verbunden gefühlt, was ja nicht tragisch ist, aber "Hobbs & Shaw" schießt den Vogel ab. Aberwitziger Technikblödsinn und genetisch optimierte Supersoldaten lassen das Peinlichkeitslevel in ungeahnte Höhen schnellen. Es dürfte die mit Abstand schlechteste Vorstellung von Idris Elba in seiner ansonsten bislang vorzeigbarer Kariere sein. Was man dem Film zugutehalten kann, ist, dass er den unverhohlenen Trashfaktor nie zu leugnen versucht. Die idiotische Story und die hemmungslos übertriebenen Actionszenen werden stets mit Humor und Ironie präsentiert. Johnson und Statham sind voll in ihrem Element als ewig streitende Testosteronbomber. Vanessa Kirby, die als Shaws Schwester zwischen die beiden streitenden Alphamännchen gerät, macht sich ganz gut. Der Auftritt von Ryan Reynolds ist trotz allen Kalküls ebenfalls ziemlich cool. Das größte Problem des Films ist die angezogene Handbremse, mit der er fahren muss. Die Unart, solche potenziell brutalen, actionlastigen Streifen entschärft mit möglichst niedriger Alterfreigabe auszuliefern, greift ja schon lange in Hollywood um sich und ist bedauerlicherweise kommerziell sehr erfolgreich, geht aber massiv zu lasten der handwerklichen Qualität. Das Actiongenre leidet massiv unter diesem Weichspülertrend. Die gezeigten Kampf- und Ballerszenen kommen beispielsweise ohne einen Tropfen Blut oder gebrochenen Knochen daher und wirken entsprechend kindisch und steril. Über den Showdown hülle ich lieber den Mantel des Schweigens, dasselbe gilt für den furchtbaren Soundtrack.
                                              Als Fan von Action und coolen Sprüchen kann ich hier freilich nicht von einem kompletten Fiasko sprechen, es ist aber mehr als offensichtlich, dass sich bei der Zielgruppe mal wieder eher an pupertierende Teenies, als an alteingesessene Genrefans gewandt wurde. Bei den bisherigen "Fast & Furious"-Filmen fällt das Problem nicht so auf, weil Verfolgungsjagden und Crashs über alle Altersstufen ohne große Einschnitte gezeigt werden können, wenn es allerdings wie hier etwas kerniger zur Sache gehen soll, dann offenbaren sich heftige Schwächen in der Inszenierung. Großzügige 6,5 Punkte für den Cast, die Selbstironie und die ein oder andere gute Szene.

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                                              • 8

                                                John Rambos letzer Versuch sich zur Ruhe zu setzen, hat mit einem beispiellosen Blutbad im burmesischen Dschungel geendet. Sein neuerlicher Versuch endlich Frieden zu finden (zumindest äußerlich), erlebt selbstredend ein ähnlich jähes Ende. Der getriebenen und geprügelten Seele ist es nicht vergönnt innezuhalten. "Rambo: Last Blood" zeichnet das Bild eines kriegserprobten Mannes, der im Leben alles gesehen und erlebt hat und eigentlich keinen Wert auf einen neuen Kampf legt, aber keine Sekunde zögert ihn anzunehmen, wenn es nötig ist. Würde auf dem Film nicht "Rambo" stehen, würde er wohl weit weniger Beachtung finden. Die Story hat wenig Esprit und kommt mehr oder weniger von der Stange, kann durch Stallones Ausstrahlung und einer soliden Inszenierung aber halbwegs unterhalten. Diesmal sind es halt keine Soldaten, die den Zorn des gefährlichen Veteranen auf sich ziehen, sondern ein mexikanischer Menschenhändlerring. Jaaaa, sind viele Klischees dabei, aber ich erwarte in dem Genre keine differenzierten Milieustudien. Vom blutig brutalen Finale abgesehen, gibt es nur einige Gewaltspitzen und ansonsten erstaunlich wenig Adrenalin, es wird viel Drama und eine Spur Humor in die Geschichte gepresst. Der Umgang mit den Figuren ist kompromisslos und wenig zimperlich, egal auf welcher Seite sie stehen. Der blitzsaubere "Rambo allein zu Haus"-Showdown, in der Johns Rache wie ein Hurricane über seine Feinde hinwegfegt, erfüllt dann schon die Erwartungen, die man an einen Film mit dieser Figur hat. Da wird munter gesprengt, zerfleddert, aufgeschlitzt und was man sonst noch mit menschlichen Körpern machen kann um ihnen brutal das Leben auszuhauchen. (Der Härtegrad des vierten Teils (Uncut-Fassung!) war allerdings noch einen Tick extremer.)
                                                John Rambos letzter(?) Auftritt möchte dem Charakter etwas mehr Tiefe und Emotion verleihen, was in Teilen zwar gelingt, aber teils auch ziemlich aufgesetzt wirkt. Seine wahren Stärken zeigt der Film dann, wenn er Rambo einfach Rambo sein lässt. Es funktioniert längst nicht alles in dem etwas einfallsarmen Script und insgesamt hätten ein paar mehr Actionsequenzen nicht geschadet, doch irgendwie bin ich doch zufrieden aus dem Kinosaal gegangen.

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                                                • 7

                                                  Pixar hätte es sich 1995 bei Erscheinen des ersten Teils wahrscheinlich nicht träumen lassen 24 Jahre später noch immer an der "Toy Story"-Reihe arbeiten zu müssen/dürfen. Finanziell ist das Studio mit Sequels zu seinen Film immer gut gefahren, qualitativ eher weniger. "Toy Story" hat noch die besten Fortsetzungen im Portfolio, doch auch hier lassen sich Schwächen und kreative Defizite inzwischen nur schwer leugnen. Nach dem mittelmäßigen dritten Teil ist der vierte Ableger aber zumindest phasenweise ziemlich gut. Die neuen Figuren fügen sich ganz gut ein, was allerdings zu lasten der etablierten Kräfte geht. Für Buzz ist zum Beispiel kaum noch Platz, er wird alibimäßig in einige Szenen geschustert, kann aber nicht viel beitragen. Das gesamte alte Ensemble aus Andys Zimmer hat nur wenig Screentime. Nur Woody nicht, er genießt die volle Aufmerksamkeit des Zuschauers, die seiner neuen Besitzerin Bonnie allerdings nicht. Die rasante Story hat einige gute Gags zu bieten und spielt sich nahezu vollständig außerhalb jeglicher Kinderzimmer ab, dreht sich aber oft auch einfach nur im Kreis. Stimmungsmäßig verhält sich der Streifen wie eine Sinuskurve: einerseits wunderbarer Humor und Ironie, andererseits Schwermut und Melancholie. Dazu passt auch das Ende, das die Stimmung vom Finale des dritten Teils konsequent wieder aufgreift. "Etwas endet, etwas beginnt." wie es so schön heißt. Richtig gefallen hat mir dieser Schluss eigentlich nicht, doch er bringt eben etwas nüchterne "Realität" in die Handlung.
                                                  Stellenweise hat "Toy Story 4" das Potenzial sich an Platz 2 der Reihe zu schieben, insgesamt weiß ich jedoch nicht, wie und wo ich ihn genau einordnen soll. Viel Dinge funktionieren und die Animationen sind mal wieder super, manches sagt mir aber auch weniger zu. Fakt ist, dass Pixar noch immer gut mit Emotionen spielen kann und nicht darum verlegen ist die rosarote Brille auch mal beiseite zu legen.

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                                                  • 7

                                                    Dass ein Film, der von hinten nach vorne erzählt wird, durchaus funktionieren kann, ist spätestens seit Nolans "Memento" kein Geheimnis mehr. In Gasper Noés heftiger Geschichte wird die ganze Tragik und Bitterkeit durch dieses Stilmittel noch intensiviert. Der Beginn des Films, sprich das Ende der Story, ist ziemlich anstrengend mit der ziellos umherwirbelnden Kamera und dem penetranten Soundtrack. Erst mit Kenntnis der ganzen Story wird klar, dass diese chaotischen Szenen schlicht Ausdruck der Eskalation und des kompletten Kontrollverlusts der Protagonisten sind. Ein Horrortrip der Gefühlswelt, bei der klare Gedankengänge nicht mehr möglich sind, sondern Hass, Wut und Rachegelüste die Führung übernehmen. Insofern ist das stilistisch gar nicht schlecht, allerdings auch ziemlich gewagt und irgendwann nervtötend. Zwanzig Minuten ein praktisch permanten rotierendes Bild in dunkler Umgebung mit monotoner Soundkulisse sind kein Vergnügen, doch das will der Streifen ja auch nicht sein. Je länger der Film dauert, desto ruhiger werden die Szenen; wenn die brutale Vergewaltigung, die für das Kippen der Stimmung verantwortlich ist und bei der Noé schonungslos draufhält und nichts auslässt, erstmal vorbei ist, hält sogar der Humor und die Leichtigkeit Einzug in die bis dahin extrem abgefuckte Handlung. Die Figuren sind eigentlich sympathisch, im Falle von Alex sogar zauberhaft, was dem Ganzen nur noch mehr Tragik verleiht. Eine einzige falsche Entscheidnung löst eine Kettenreaktion aus und zerstört auf brachiale Art und Weise gleich mehrere Leben. Der Cast spielt diese schwierigen Rollen, die nicht nur Facettenreichtum, sondern auch ein hohes Maß an Freizügigkeit verlangen, absolut grandios. Allen voran natürlich Vincent Cassel und Monica Bellucci.
                                                    Absolut kein schöner Film und doch irgendwie gut.

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