RoboMaus - Kommentare

Alle Kommentare von RoboMaus

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    RoboMaus 22.08.2019, 07:34 Geändert 22.08.2019, 13:12

    Nach der starken 1. Staffel geraten das Virus und die apokalyptische Pandemie aus dem Fokus - nun geht es um Gruppierungen, die sich aus dem Machtvakuum erheben und mit nazi- (was sonst?) oder sektenartigen Methoden Macht ausüben. Vom Setting her hat man nicht einmal mehr den Eindruck einer Apokalypse - voll beleuchtete, saubere Städte, Energieversorgung...... alles kein Problem.

    Die amerikanischen Helden vom Schiff halten natürlich dagegen und lassen das Gute siegen. Inhaltlich lässt 'The Last Ship' damit massiv Federn, denn es ist im Grunde nur noch das übliche Beharke der Guten und der Bösen, wobei sie wechselseitig die Nase vorn haben. Zudem sind entscheidende Handlungen oder Maßnamen manchmal nicht nachvollziehbar und wirken lediglich zum Zwecke der Dramaturgie konstruiert:
    (SPOILER) Dass der mächtige Oberbösewicht von der gesicherten Landbasis zurück auf sein angeschlagenes U-Boot geht, hat wohl nur den Sinn, dass er darin von den Guten versenkt wird. Ähnlich unsinnig wirken Untersuchung und Urteil gegen die Wissenschaftlerin, womit sich die Guten selbst ins Knie schießen (SPOILER ENDE).

    Immerhin kann die Serie weiterhin mit einer flüssigen Umsetzung punkten, bei der es nie langweilig wird. Die Auseinandersetzungen erzeugen in einigen Folgen spannende, starke Unterhaltung, was insgesamt für einen "ganz guten" Eindruck sorgt. Doch nach den 13 Folgen von S2 überwiegt das Gefühl, dass es mit dem Hin und Her genug ist - inhaltlich kommt einfach zu wenig, um damit Appetit auf die nächste Staffel zu machen.

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    • 8
      RoboMaus 21.08.2019, 15:23 Geändert 21.08.2019, 15:28

      Gut gealtert - der Film oder mein Humor? Wenn man andere Meinungen zu 'Flodder' (1986) liest, müsste man Letzteres annehmen, denn ich finde diese Assinger-Story nach wie vor unterhaltsam und witzig. Ein Sozial-Experiment der Stadt platziert die vermeintlich asoziale Familie Flodder in ein Reichenviertel - der soziale Sprengstoff zündet.....

      Abgesehen von einer nostalgischen Reise in die 80er (die rote Michael Jackson-Lederjacke!) bekommt man pointierte Komik, die erfreulicherweise gerade nicht den Asso-Aspekt überbetont (wenig Geschrei & Gossensprache), was die Charaktere sympathisch erscheinen lässt. Als Kontrast werden ebenso die asozialen Anwandlungen und zweifelhafte Moral der reichen Nachbarn beleuchtet, was zu einigen denkwürdigen Momenten führt. Zudem wird Action-mäßig einiges geboten, und makaber-sarkastische Einlagen fehlen auch nicht.

      Heutigen Komödien mit ähnlicher Thematik ist 'Flodder' weit überlegen, weil das Konzept nicht daraus besteht, lediglich Chaos, plakativ asoziales Gehabe, Deppentum und repetitiven Fäkalhumor als witzig zu verkaufen, sondern eine ansprechende Story zwar betont klischeehaft, aber einfallsreich mit guten Gags und liebenswerten Charakteren umsetzt. Diese Zeiten scheinen vorüber....

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        RoboMaus 21.08.2019, 11:21 Geändert 21.08.2019, 18:03

        Stephen King führt uns durch die komplette Geschichte und die Subgenres des Horrorfilms. Zahllose Beispiele, die der Horrorfan wohl überwiegend kennt, doch gerade in der Wiedererkennung liegt die Würze, was Kings Meinung dazu umso interessanter macht. Beim enormen Umfang des Genres und der kurzen Laufzeit von einer Stunde bleibt notgedrungen nicht viel Zeit für eine manchmal wünschenswerte tiefergehende Betrachtung, was 'A Night at the Movies: Stephen Kings Welt der Horrorfilme' (2011) etwas gedrängt, durchgepeitscht erscheinen lässt. Interessant wird es auch bei den 40er/50er-Filmen, die das Manchem wohl unbekannte Original zum erfolgreichen Remake beinhalten und für einen Aha-Effekt sorgen. King bringt zudem einige kluge Aussagen, wenn er darüber sinniert, weshalb uns diese Filme ansprechen und wie sie auf das Publikum wirken. Faszinierend sind in diesem Zusammenhang auch Publikumsbilder von damaligen Aufführungen, als die Leute noch leichter zu schocken waren als heute.

        Natürlich wäre das keine King-moderierte Doku, wenn nicht ein Kapitel Filmen nach seinen Werken gewidmet wäre, wobei sich sein Geschmack eher konträr zu meinem verhält. Seine Favoriten finde ich mittelmäßig, während er seinem Unmut zu Kubricks ‚Shining‘ freien Lauf lässt (einer meiner Lieblingsfilme). Wie so oft bei Meinungen zum Film...

        Auf eine einsame Insel würde King 'Der Exorzist' (1973) mitnehmen - eine gute Wahl, die ohne Zweifel den Test der Zeit bestanden hat.

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          RoboMaus 20.08.2019, 18:53 Geändert 21.08.2019, 09:22

          Die Story des ultrabegabten Kindes, das beim Onkel aufwächst, der ihm eine Kindheit geben will....... bis die ambitionierte Großmuttter auftaucht, die ihre ultrabegabte Tochter (und Mutter des Kindes) mit herzloser Antreiberei zum Psycho-Wrack machte und letztendlich in den Selbstmord trieb. Nun will sie das Sorgerecht für die Enkelin und geht dafür vor Gericht. 'Gifted' (2017) trägt im Bereich des Familiendramas dick auf und zeichnet seine Charaktere etwas zu betont gut und böse, erzählt damit aber eine berührende Geschichte des sympathischen und äußerst cleveren Mädchens, um das es sich zu kämpfen lohnt.

          Darin überzeugen Chris Evans und die siebenjährige McKenna Grace als seine schlaue und aufgeweckte Nichte, wobei man Lindsay Duncan ohne zu zögern die Rolle als üble Großmutter abnimmt, die für ihren Sohn (Evans) nichts als Verachtung übrig hat. Doch in einem Punkt hat sie Recht: diese Begabung nicht zu fördern, hieße, ein ultrabegabtes Kind permanent unterfordert zu lassen und es seiner Möglichkeiten zu berauben. Trotz ihres antipathischen Auftretens ist man als Zuschauer Evans nie ganz zugeneigt, was es interessant macht. Zum Gelingen trägt auch das unterhaltsame Auftreten von McKenna Grace bei, die für einigen Wirbel sorgt und Erwachsene gern vor den Kopf stößt.

          Etwas seicht und klischeehaft, aber auch interessant, einnehmend und stellenweise witzig.

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            RoboMaus 19.08.2019, 18:31 Geändert 21.08.2019, 08:35
            über Snowden

            Kein Vergleich zu Snowdens selbstverantworteter Doku seines Jahrhundert-Coups 'Citizenfour' (2014) gegen die skrupellosen und ausser Kontrolle geratenen Datensammler von NSA und CIA. 'Snowden' (2016) sollte doch seiner unerhörten Tragweite, der Zivilcourage und der einkalkulierten Selbstaufgabe ein packendes Denkmal setzen. Stattdessen serviert Oliver Stone eine Art Biopic und verplempert viel Zeit mit Nebensächlichkeiten, schwerpunktmäßig die Beziehung zu Snowdens Freundin. Gefühlt ein Viertel der Screentime bekommt man lange Gepräche, Auseinandersetzungen, ihre Gedanken und Gefühle zu seinem Leben, und das wieder einmal in Überlänge. Herrje, Oliver - Thema verfehlt? Gewiss, das breite Publikum lockt man mit soapartigen Inhalten ins Kino, aber dieses Publikum geht nicht unbedingt in 'Snowden'. Stone erreicht damit lediglich, dass die Spannung immer wieder kollabiert und der Spannungsbogen insgesamt eher flach bleibt. Kaum überraschend ergab 'Snowden' einen Kassenflop.

            Dramaturgisch ist dieser Plot armselig, obwohl die unverrückbaren Inhalte von Snowdens Aktion natürlich überzeugen und für sich allein schon eine hohe Bewertung nachvollziehbar machen. Dazu muss man im Grunde nichts mehr schreiben. Stone wollte offensichtlich Snowden als Mensch in den Vordergrund stellen, opfert dafür das unerhörte Bedrohungspotential, dem er ausgesetzt war, welches man in 'Citizenfour' jede Minute spüren kann. Das mag zu Musikerbiopics oder Literaten funktionieren, aber hier will ich doch den Protagonisten zu allerletzt vögeln sehen.

            Immerhin ist die Vorgeschichte, also seine Zeit in der Armee und der Einstieg beim CIA, gut getroffen - das erste Drittel bildet die stärkste Phase dieser zweieinviertel Stunden. Doch wenn es schon so lange laufen muss, weshalb bringt Stone dann keine Nachstellung der Flucht Snowdens, nachdem die Katze aus dem Sack war und er gejagt wurde, schließlich in Moskau Schutz fand? Nichts davon!

            Hoffentlich nimmt sich irgendwann wieder jemand des Themas an, der aus diesem unglaublichen Stoff den Plot macht, der einen vor Anspannung in den Fernsehsessel drückt und dem Verdienst dieses Superhelden der Neuzeit ein echtes Denkmal setzt. Man könnte beinahe meinen, Stone hätte diesen Film im Auftrag der NSA gedreht, um Snowden zu bagatellisieren.

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              RoboMaus 19.08.2019, 15:47 Geändert 20.08.2019, 06:47
              über Triage

              Ein Film über die Tücken der Kriegsberichterstattung - Colin Farrell ist in 'Triage' (2009) als unerschrockener Fotograph an der Front der Kurden gegen Saddams Truppen im Irak unterwegs. Seinem Kumpel wird es zu riskant, worauf er das Weite sucht, doch Farrell bleibt und wird verwundet....

              Soweit die solide Einführung, doch danach driftet der Plot in das Beziehungsleben und die gesundheitlichen Probleme, mit denen Farrell in die Heimat nach Dublin kommt. Sämtlicher Drive geht verloren, während die Handlung in der Betrachtung von Farrells Fortkommen und den Sorgen seiner Freundin Paz Vega umherdümpelt. Mit dem Auftritt von Christopher Lee darf man sich in lange Dialoge zum spanischen Faschismus, dem Sinn des Krieges und den Grenzen der menschlichen Belastbarkeit ergeben. Man lernt, dass ruhig schlafen in Farrells Situation ein schlechtes Zeichen ist, weil er sich herumwälzte, würde er seine Probleme mental verarbeiten. Echt jetzt? Lieber ein Psycho-Wrack mit Schlafstörungen, als mit abgehakten und verpackten Eindrücken gut geschlafen? Oder eher hobbypsychologische Belehrungen?

              Letztlich geht es darum, dass auch der härteste Berichterstatter gewisse Ereignisse nicht einfach verdrängen bzw. verarbeiten kann. Wer hätte das gedacht? In dieser Form ist das jedoch kaum mehr als langatmiges, unglaubwürdiges Anspruchsgehaische.
              (SPOILER: als ob der mit allen Wassern gewaschene, seit 12 Jahren im Job stehende Farrell plötzlich so sensibel wird und durch Verdrängen die Erinnerung daran verliert, dass seinem Kumpel beim Angriff die Beine abgerissen wurden und er ihn sterben lassen musste..... Genau das, was er schon hunderte Male fotographiert hat, und Schlimmeres....
              SPOILER ENDE)

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                RoboMaus 18.08.2019, 12:22 Geändert 18.08.2019, 12:33

                Altstars Bruce Willis und Sharon Stone treffen mit Nebenrollen in 'Alpha Dog' (prod. 2005) auf Jungstars Ben Foster, Emile Hirsch und Justin Timberlake. Diese stark besetzte True Story bewegt sich im Jugendgang-Milieu und simuliert die Ereignisse, welche zum Tod eines Teenagers führten....

                Der Plot ist im Bereich Milieu- und Charakterstudie anzusiedeln - man erlebt im Wesentlichen einen Haufen Vollspackos, die sich ständig beharken, gewaltbereit sind, entsprechend herumkrakelen und aggressive Dialoge führen, sowie natürlich jede Menge Mist bauen, während die Eltern versuchen, die Kacke vor dem Dampfen zu bewahren. Der typische Gang-Film mit den gewohnt stereotypen Charakteren und Aktionen. Hier gibt es nichts, das überrascht oder eine narrative Qualität aufweist, aber Vieles, das nervt - allem voran das realistisch wirken wollende, aber dennoch klischeehafte Verhalten und Geschrei. Selbst solche Typen müssten doch ab und zu eine normale Unterhaltung führen, um überhaupt kommunizieren zu können.

                Gut gespielt, aber zu eindimensional und nervend.

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                • 7 .5
                  RoboMaus 18.08.2019, 07:34 Geändert 18.08.2019, 08:05

                  Ein Virus hat wieder einmal die Apokalypse herbeigeführt - während die Menschen wie die Fliegen sterben, ist ein Schiff der Navy in der Arktis auf Forschungsmission und bleibt davon verschont. Nach vier Monaten sind nur noch 2 % der Weltbevölkerung übrig, doch an Bord ist eine Wissenschaftlerin, die an einem Impfstoff arbeitet. Hinter ihr ist allerdings auch ein russisches Kriegsschiff her, das der Apokalypse entging......

                  Das Rennen um den Impfstoff und das Bedrohungspotential aus dem Zusammenbruch der Zivilisation ergeben ein interessantes und spannendes Szenario, dem man bereitwillig folgt. Manche Konsequenzen, die andernorts im Genre Plotholes reißen, werden adäquat beleuchtet, z.B.: wie versorgt man sich mit Trinkwasser, oder wo bekommt man den Diesel her? Wenn man ihn gefunden hat: wie entgeht man der immer noch grassierenden Seuche und den marodierenden Trupps, die ebenfalls hinter Treibstoff her sind? Hier nimmt man sich Zeit für essentielle Fragen und setzt sie packend um, anstatt, wie in vielen anderen Serien, relevante Inhalte zunehmend mit Füllstoff zu ersetzen und damit zu langweilen (Soap-Einlagen; oder dieses immer gleiche Hin und Her zwischen den Charakteren mit viel Geschwurbel, Machtgerangel, Intriegen der Bösen, usw.).

                  "Produziert von Michael Bay" - 'The Last Ship' (2014-2018) trägt ohne Zweifel seine Handschrift, was sich positiv in einer stringent angelegten Handlung ausdrückt, aber auch den unumgänglichen Ami-Patriotismus und die klischeehaft niederträchtige Darstellung der Gegner fördert. Für mein Empfinden ist das noch im Rahmen. Wer darüber hinwegsehen kann, bekommt in S1 inhaltlich überzeugende, kurzweilige und spannende Serien-Unterhaltung geboten, die Appetit auf die jeweils nächste Folge macht.

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                  • 4 .5
                    RoboMaus 17.08.2019, 15:08 Geändert 19.08.2019, 11:40

                    Danny Trejo - das hätte Warnung genug vor einem billigen Schema F-Gewaltstreifen sein müssen. Die von Daddy bereits als Kind ausgebildete Kampfmaschinen-Frau steht im normalen Leben und heiratet, dann verschwindet ihr Mann auf der karibischen Urlaubsinsel - sie heizt den üblen Typen ein....

                    ....doch bis es soweit ist, muss man den halben Film lang u.a. Privatleben, Urlaubserlebnisse und Discogänge von irgendwelchen Spackos über sich ergehen lassen..... nach zwanzig Minuten vorgespult, bis endlich etwas Interessantes passiert: Gina Carano teilt zwar ordentlich aus, aber es ist eben nur das. Ansonsten wird Genre-Einheitsbrei geboten. 'In the Blood' (2015) konnte mit seiner einfallslosen Handlung bei mir null Spannung erzeugen, auch, weil immer schon vorher klar ist, was passieren wird, und die "Story" sich anfühlt wie tausendmal gesehen. In der Ausführung ist das zwar nett anzuschauen, aber wohl nur Genrefans können diesem Treiben insgesamt gesteigerten Unterhaltungswert abringen.

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                      RoboMaus 16.08.2019, 19:22 Geändert 16.08.2019, 22:38

                      Das große, einnehmende 90er-Kino mit den großen Stars: Clint Eastwood, der auch Regie führte, mit Kevin Costner und Laura Dern. 'Perfect World' (1993) zielt direkt in das Gefühlszentrum des Betrachters und trifft mit der berührenden Story des menschlichen Ausbrechers Costner, der einen achtjährigen Jungen als Geisel nimmt und sich mit ihm anfreundet. Mehr noch, er wird für ihn zur Vaterfigur und gibt dem Jungen das, was er selbst nicht hatte. In zerrütteten Verhältnissen aufgewachsen, wurde Costner vom gnadenlosen Texaner-Cop Eastwood wegen einer Bagatelle zu vier Jahren hartem Jugendknast gebracht. Der Auftakt eines Teufelskreises, der sich mit Costners erneuter Einbuchtung und dem Ausbruch schließt: Eastwood jagt ihn, um ihn endgültig zur Strecke zu bringen, doch Laura Dern wird dem Fall zugeteilt. Sie kritisiert das System mit pointierten Dialogen und führt die Aktionen der Hardliner ad absurdum......

                      Eastwoods Werk hat klare Zielsetzungen, die vor allem in der Kritik am konservativen Justizsystem und der Willkür der Exekutive liegt. Zudem prangert er herzlose und gewalttätige Erziehungsmethoden an, die aus Kindern potentielle Gewalttäter machen. Die Ambition zeigt sich auch in der zweieinviertelstündigen Überlänge, doch wie so oft wäre hier weniger mehr gewesen. Nachdem er lange die Balance zwischen einer packenden Handlung mit großartigen Momenten und etwas klischeehafter Darstellung gewahrt hat, gerät er in der letzten halben Stunde auf die Schiene der ausgiebigen Pathetik und Überdramatisierung, wofür er auch noch die Nachvollziehbarkeit opfert, was das Filmerlebnis trübt. Das hat nichts mit Costners letztendlichem Schicksal zu tun, sondern mit der Art und Weise, wie es dargestellt ist.

                      Dennoch ein starker Film, der thematisch von Eastwoods vorherigen Thrillern und Western wegführte (womit er schon lange in der Sackgasse steckte) und einen Vorgeschmack auf die grandiosen Filme lieferte, die vor allem in den 2000ern noch von ihm kommen sollten.

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                        RoboMaus 16.08.2019, 14:29 Geändert 20.08.2019, 06:59

                        'Die Katze auf dem heißen Blechdach' (1958) - einer dieser Filme, deren Titel man schon so oft gehört hat, dass man kaum glaubt, ihn noch nicht gesehen zu haben. Noch dazu die Starbesetzung mit Paul Newman und Liz Taylor..... der Einstufung als Klassiker steht somit nichts mehr im Wege. Doch Klassiker kommen aus einer anderen Kino-Epoche mit anderen Präferenzen und Sehgewohnheiten. In diesem Fall ist es das dialog- und charakterorientierte Familien-Melodram, welches in den 50ern Konjunktur hatte. 'Giganten' (1956), ebenfalls mit Liz Taylor, erschien nur zwei Jahre zuvor.

                        Big Mama zu Liz: "Du bekommst keine Kinder, und dein Mann trinkt"
                        Liz: "Es liegt nicht an mir"

                        Ein exemplarischer Dialog: Leute, die sich nicht mögen, kommen zum Geburtstag von Familienoberhaupt Big Daddy zusammen, wobei die Differenzen meist offen, teils intrigant verdeckt in langen Dialogschlachten ausgetragen werden. Das ist alles - eine darüber hinausgehende Handlung besitzt der Film nicht. Geht es noch eindimensionaler? Nach einer halben Stunde hatte Newman mein vollstes Mitgefühl: (zu seiner Frau Liz) "Ich will nichts mehr von dir hören". In der Tat ist Liz Taylor nicht zu ertragen: sie kommt immer wieder mit demselben Anliegen und nervt dabei so sehr, dass auch ich sie schon bald nicht mehr hören konnte.

                        Wie zu diesem Film reihenweise die Höchstnoten purzeln können, ist mir schleierhaft. Die überwiegend aggressiv geführten Dialoge und die Charaktere nerven doch nur von Anfang bis Ende - wie kann man sich dieses permanente Gezanke und Gezeter freiwillig anhören und auch noch gut finden? Vielleicht, um in die Abgründe einer zerrütteten Familie zu schauen? Dafür ist mein Hang zum Voyeurismus wohl nicht ausgeprägt genug, denn das gibt mir null und nichts, schon gar nicht im Film.

                        Es sei wie immer allen gegönnt. 4 Punkte in Anerkennung überzeugenden Schauspiels - rein über Inhalt und Unterhaltungswert wären es 0,5.

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                          RoboMaus 16.08.2019, 11:24 Geändert 16.08.2019, 13:20

                          Das Konzept für 'Zum verwechseln ähnlich' (2017) hat Potential: ein schwarzes, kinderloses Paar adoptiert in Frankreich ein weißes Baby. Das sorgt für einiges an Aufsehen, Kalamitäten, Peinlichkeiten, Missverständnisse und sonstige Probleme, von denen kaum etwas ausgelassen wird. Die Thematik ist zwar als Komödie dargestellt, arbeitet jedoch gut die vorurteilsbehaftete Einstellung von Behörden und weiten Teilen der Bevölkerung heraus, mit der es das Paar zu tun bekommt. Einschließlich der eigenen Verwandtschaft.

                          Der Haken liegt in der Verarbeitung als Komödie, was es zu seicht erscheinen lässt. Schlimmer noch sind die hektischen Dialoge und das Geschrei, das den ganzen Film durchzieht und damit wiederholt an die Nervgrenze gerät. Es ist diese Art von Humor, nach dem Motto: je mehr alle aufeinander einreden, Chaos produzieren und durcheinander rennen, desto witziger muss es sein - ungefähr wie 60er-Screwball-Komödien. Dieser Stil wird wahlweise auch benutzt, um Emotionalität darzustellen, doch bei mir weckt so etwas eher das Gefühl, abschalten zu müssen, als dass es amüsant oder ergeifend wäre. Es half zum Glück schon, den Ton leiser zu stellen.

                          Inhaltlich ein interessanter Film mit einigen guten Ideen, doch in seiner hektischen Form nicht leicht zu ertragen.

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                            RoboMaus 15.08.2019, 07:22 Geändert 16.08.2019, 08:23

                            Hatte ich vor fünf Jahren Tomaten auf den Augen? Nur 6,5? Damals störte ich mich daran, dass das Ende von 'Oblivion' (2013) zu offensichtlich von 'Independence Day' (1996) abgekupfert ist. Originalität hat bei mir einen hohen Stellenwert - in der Tat hätte 'Oblivion' das nicht nötig gehabt, denn der Film geht zuvor durchaus eigene Wege.

                            In der sich langsam aufbauenden Story zu einer post-apokalyptischen Welt wird der Zuschauer zunächst in den hochtechnisierten Alltag der verbliebenen Zivilisation gelenkt. Gefahren lauern durch Kreaturen auf der verwüsteten Oberfläche, während sich die zivilisierte Welt in der Luft und im Orbit aufhält. Tom Cruise fungiert als Mittler zwischen beiden Sphären und versucht seine Existenz darin zu begreifen - etwas stimmt nicht, wodurch die Handlung sich in ungeahnte Bahnen bewegt und ein hohes Bedrohungspotential mit entsprechender Spannung entwickelt.

                            'Oblivion' hat zudem alles, was ein hochkarätiger SF-Blockbuster braucht: eine starke Optik mit atemberaubenden Kamerafahrten und überzeugender CGI, einnehmende Action, eine nie vorhersehbare Story, die sich ständig weiterentwickelt, beschäftigt und Fragen aufwirft, sowie Tom Cruise und Morgan Freeman in Hochform, die diesen Plot hervorragend umsetzen. Olga Kurylenko fällt neben den beiden etwas ab, was aber auch ihrer Rolle geschuldet ist, worin sie eher neben Cruise herläuft.

                            Aus alldem entsteht ein packender Film, der keine Minute Langeweile aufkommen und die vollen zwei Stunden wie im Flug vergehen lässt. Mehr braucht es in diesem Genre nicht für ausgezeichnete Unterhaltung.
                            Und das Ende? Mit geistiger Vorbereitung lässt sich auch damit leben ;-)

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                              RoboMaus 14.08.2019, 17:59 Geändert 15.08.2019, 06:47

                              Auch die Briten haben bewaffnete Drohnen im Einsatz und mischen neben den Amerikanern in der "Vorort-Terrorbekämpfung" mit. In der Brit-Produktion 'Eye in the Sky' (2015) setzt man sich mit der moralischen Frage solcher Einsätze auseinander. Helen Mirren und Alan Rickman spielen hochrangige Militärs, die ein Terroristennest in Somalia in jedem Fall ausräuchern wollen, während Entscheidungsträger aus der Politik mit den zu befürchtenden Kollateralschäden hadern.

                              Der Aufbau der Operation ist sehr gut, verlegt sich zunächst auf die bodennahe, sichere Identifikation einer zum Islam bekehrten Brit-Terroristin mittels Insekten-Drohnen. Das ist im ersten Drittel spannend gemacht und führt zur Vorbereitung des Luftschlages mit Drohnenraketen. Doch am Ende der Vorbereitung verlegt sich der Plot eine dreiviertel Stunde auf langwierige Diskussionen zwischen Militärs und Politikern um das Für und Wider. Dramaturgisch ist das ein großer Fehler, denn die zermürbenden Diskussionen lassen die Spannung in ein tiefes Loch sacken. Der halbe Film hätte dafür nicht aufgewendet werden dürfen - um die moralisch-ethische Frage zu beleuchten, wäre es im Sinne der Message besser gewesen, sich stattdessen mehr mit den Kollateralschäden des Luftschlages zu befassen und die dadurch verursachten Schicksale Beteiligter und Unbeteiligter weiter zu beleuchten, zumal auch Remote-Piloten von solchen Einsätzen schlaflose Nächte bekommen.

                              Trotzdem ein guter Film, der zeigt, was schon vor vier Jahren technisch möglich war, und dass diese Art der Kriegsführung immer ein zweischneidiges Schwert bleiben wird.

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                                RoboMaus 14.08.2019, 14:47 Geändert 14.08.2019, 15:13

                                Eine der besseren deutschen Komödien der letzten Jahre, dank einem grandiosen Moritz Bleibtreu als schmieriger Asso, der den Bankangestellten Axel Stein als Geisel nimmt und auf Trab bringt. Das funktioniert auf zwei Drittel gut, gerät danach aber auf die zu abgedrehte Schiene mit viel Geschrei und Overacting, vor allem von Axel Stein. Solange nur Bleibtreu den Asso mimt, hat das eine gewisse Originalität, weil es sich auch aus dem Kontrast zum braven Bankangestellten Stein ernährt. Doch im Asso-Duett kommt es zu dick aufgetragen und fängt manchmal an zu nerven, wobei die unterliegende Handlung nur die x-mal gesehenen bösen Jungs bringt, welche hinter Stein & Bleibtreu her sind, weil die sie geprellt haben.... immerhin überzeugt darin ein witziger Cameo-Auftritt von Til Schweiger.

                                Dass man einen Plot, dem ohnehin schon die Ideen ausgehen, auch noch auf knappe zwei Stunden ziehen muss, tut das Übrige - eine halbe Stunde weniger hätte 'Nicht mein Tag' (2014) vor allem in H2 geholfen, doch auch so ist das insgesamt noch "ganz gute" Unterhaltung.

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                                  RoboMaus 14.08.2019, 08:22 Geändert 14.08.2019, 12:08

                                  Als schwülstiges Schicksals-/Familiendrama mit etwas Coming-of-Age mag 'The Clovehitch Killer' (2018) noch durchgehen, aber als Thriller zeigt er erst in der letzten halben Stunde gewisse Eigenschaften, die evtl. das Genre rechtfertigen. Inhaltlich ist das jedoch von Anfang bis Ende nicht der Rede wert und kann mit seiner rudimentären Handlung keine Spannung aufbauen. Der Serienkiller wird bereits in der Einführung offenbart. Danach dreht es sich hauptsächlich um seinen Aussenseiter-Teen-Sohn und dessen Gewissenskonflikt, ihn zu melden, was der Sohn jedoch nicht macht. Stattdessen schließt er sich mit einem Mädchen zusammen, natürlich auch eine Aussenseiterin - gemeinsam versuchen sie, mehr Licht in eine ohnehin schon klare Angelegenheit zu bringen. Das zieht sich wie Kaugummi, weil die Handlung lange überhaupt keinen Fortschritt macht, hauptsächlich Banales aus der Schicksals- und Gefühlsduselkiste zutage fördert und die Inszenierung jeglichen Drive vermissen lässt.

                                  Erst zum Ende konkretisiert sich das Unvermeidliche und schon früh Vorhersehbare (dass die beiden Teens den Vater stellen, was wohl kaum gespoilert ist, da es offensichtlich nur darauf hinausläuft). Das ist jedoch derart einfallslos und hanebüchen umgesetzt, dass man eher den Kopf schüttelt.

                                  Zeitverschwendung.

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                                    RoboMaus 13.08.2019, 17:02 Geändert 18.08.2019, 08:47

                                    Jim Jarmusch stand wohl für 'Mr. Long' (2017) stilistisch Pate: langes Beobachten der Charaktere und ihrer Interaktion, woraus manch skurrile und humorige Situation entsteht, in einer sich allmählich konkretisierenden Handlung, deren Fluss man wohlwollend als träge bezeichnen könnte. Für solche Filme braucht man Geduld oder eine gewisse innere Ruhe und etwas Sitzfleisch auf die vollen zwei Stunden.

                                    Die füllt Regisseur Sabu jedoch keinesfalls mit Banalitäten, sondern versetzt seine subtile Story mit sympathischen und erhebenden Inhalten, die mit krassen Momenten kontrastieren. Über alldem schwebt ein Damoklesschwert, das sich unweigerlich in den Sehnerv des Betrachters senkt. Nicht zuletzt damit bringt dieser Film glaubhafte emotionale Momente hervor, die ihre Wirkung nicht verfehlen.

                                    Situationen, in denen es zur Sache geht und die in anderen Filmen den halben Plot füllen würden, packt Sabu in wenige Minuten, womit er wohl einen möglichst großen Kontrast zu seinem betulich beobachtenden Stil schaffen möchte. Letztlich bringt er sich damit jedoch selbst um die Möglichkeit, zur unweigerlich einhergehenden, stilbedingten Monotonie ein Gegengewicht im Sinne einer wenigstens phasenweise packenden Handlung zu schaffen. Das hätte 'Mr. Long' zumindest für meine Sehgewohnheiten auf 8 Punkte oder höher hieven können. Dennoch, eine starke Ballade des wortkargen Killers, der seine Bestimmung findet.

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                                      RoboMaus 13.08.2019, 07:10 Geändert 14.08.2019, 07:44

                                      Spätestens wenn der Protagonist merkt, dass die für den Zuschauer gedachte Erzählstimme sein unmittelbares Fortkommen im Leben vorwegnimmt, nennt man das wohl eine Groteske. So ergeht es Will Ferrell in 'Stranger than Fiction' (2006), der die Stimme im Kopf hört und allmählich herausbekommt, dass sie sein Schicksal lenkt. Zusammen mit Dustin Hoffman versucht er, ihren Ursprung zu ergründen.....

                                      Diese Geschichte ist wirklich schräg, aber dennoch innerhalb ihrer Prämisse schlüssig erzählt. Dies ist kein Arthousefilm mit abstrusen Inhalten, die zum Verständnis eine Gebrauchsanleitung benötigen, sondern die Story erschließt sich von selbst, wenn man einmal über den WTF-Punkt hinweggekommen ist. Sie ist clever aufgezogen, eröffnet ständig neue Facetten und beibt in ihrer Entwicklung nie stehen, wodurch sie zunehmend interessant und emotional bewegend wird. Ferrells Fortkommen erscheint zu Beginn prophan und banal, womit ein nicht gerade einladender Start hingelegt wird, doch sein Schicksal intensiviert sich und zieht den Zuschauer unweigerlich in den Bann. Oftmals versuchen solche Filme krampfhaft witzig zu wirken, was hier nicht der Fall ist - der Humor ist subtil und wohlgesetzt und sorgt damit für ein paar Lacher.

                                      Zum Gelingen trägt ein starker Cast mit vielen bekannten Gesichtern bei, neben Ferrell und Hoffman erlebt man Maggie Gyllenhaal, Queen Latifah und Emma Thompson in tragenden Rollen; auch die unverwüstliche Linda Hunt hat einen Auftritt. Nach zwanzig Minuten dachte ich, dass der Film kaum über 5-6 Punkte hinauskommen wird - so kann man sich täuschen.

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                                      • 5 .5
                                        RoboMaus 12.08.2019, 16:04 Geändert 12.08.2019, 17:12

                                        Mel Gibson ist als Ex-Knacki auf Bewährung draussen und bekommt Besuch von seiner vor vier Jahren abgehauenen Tochter, hinter der Typen der übelsten Sorte her sind. Wie das von Anfang bis Ende abläuft, kann man sich nach nur einem Satz der Beschreibung zusammenreimen...... aber, hey, es ist Mel Gibson, und eine packende Umsetzung kann auch die ausgelutschteste Story noch interessant machen.

                                        Doch leider bekommt man im Wesentlichen eine laue Machovater-Zickentochter-Beziehung im Roadmovie-Ambiente geboten, die mit pathetischem Geschwurbel angekurbelt wird, während ab und zu die bösen Jungs anrücken. Auch Gibsons Begegnungen mit den Charakteren aus seiner alten Zeit, die ihm helfen sollen, kommen zu dialoglastig und pathetisch daher. Interessant ist anders, und Spannung kommt damit nur selten auf, so dass ich nach einer Stunde nur noch für den Showdown dabeiblieb. Der ist in Ordnung und glänzt sogar mit einer guten Idee; zudem kann Mel Gibson den Eindruck eines typischen Direct-to-DVD B-Movies noch leicht verbessern.

                                        Zum einmaligen Gebrauch geeignet.

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                                        • 4 .5
                                          RoboMaus 12.08.2019, 09:04 Geändert 12.08.2019, 10:26

                                          Wen es im Drama nach Inhalten und einer Story dürstet, die über den Aufbau einer Teen-Beziehung im schwülstigen Rahmen eines Koma-Schicksals hinausgehen, sollte sich von 'Wenn ich bleibe' (2014) fernhalten. Außer es gelingt, sich mit der stark auftretenden Chloë Grace Moretz und/oder dem ihr zu Füßen liegenden Jamie Blackley zu identifizieren und in ihre aufkeimende Beziehung einzutauchen, muss man versuchen, aus dem Einheitsbrei der anhaltenen "unheilbar krank"/Krebs/Koma-Welle Unterhaltungswert zu beziehen. Das ist jedoch derart schematisch angelegt, dass man sich die Schlussszene bereits vor der Mitte im Detail ausmalen kann, und genauso kommt es natürlich.

                                          Mir ist das zu dünn, zu belanglos und zu ausgelutscht, um ins Schmachten zu geraten. Der subtile Aufbau der Beziehung ist zwar gelungen (dafür die Punkte), doch weil die Handlung ansonsten flach bleibt und nicht beschäftigen kann, erstickt das erdrückende Gefühl von Langeweile alle anderen Gefühle schon im Ansatz. Wer weniger Anspruch an Story und Handlung im Genre stellt und sich nur aus dem Beleuchten und der Interaktion der Charaktere ernähren kann, ist hier klar im Vorteil.

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                                              Eine Story gibt es hier nur im Ansatz: die Kamera folgt einem fiktiven japanischen Journalisten, der zunächst auf die Fassade der Kommunisten hereinfällt, dann aber auf eigene Faust entdeckt, was dahintersteckt. In der Form ist das hölzern und zäh, manchmal auch pathetisch, womit kaum ein Erzählfluss aufkommt. Inhaltlich ist die Darstellung glaubhaft und mag zutreffen - entspricht sie doch dem Standard kommunistischer Länder jener Zeit. Der Film könnte von der Aussage her ebensogut in China oder Nordkorea spielen.

                                              Anspruchsvoll, aber langatmig und eindimensional. Fans von Andy Lau können ihn hier in einer frühen Rolle bewundern, und so dem Streifen vielleicht mehr abgewinnen.

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                                              • 6 .5
                                                RoboMaus 11.08.2019, 07:22 Geändert 11.08.2019, 10:47

                                                Eines kann man dem Thriller 'Nur ein kleiner Gefallen' (2018) nicht vorwerfen: dass er vorhersehbar sei, womit er durch seine wendungsreiche Story schon die ersten Pluspunkte sammelt. Doch bis er an seine erste Wendung kommt, vergeht die Hälfte dieses knapp zwei Stunden-Plots, welche hauptsächlich eine ausgiebige Zeichnung der stark gespielten Charaktere von Anna Kendrick und Blake Lively bringt. In weitgehender Abwesenheit einer Handlung, die sich im Wesentlichen auf das Mixen von Martinis, Betreuen von Grundschulkindern und Online-Koch-Blogging beschränkt, zieht sich diese Parade der Belanglosigkeiten jedoch gewaltig in die Länge. Auf die Hälfte gekürzt, hätte das eine beeindruckende Einführung sein können, doch so manövriert man sich inhaltlich mehr und mehr auf das Abstellgleis und beginnt zu langweilen (5,0 für H1).

                                                Kurz bevor der Zug ganz zum Stillstand kommt, nimmt er plötzlich Fahrt auf und fängt an, seinem Genre doch noch gerecht zu werden. Als ob der Drehbuchautor ausgewechselt wäre, kommen plötzlich WTF-Effekte und Inhalte, die sowohl beschäftigen, als auch Spannung liefern. Es geht doch, aber warum erst so spät? Gewiss, manches lässt sich nicht bereitwillig nachvollziehen und wirkt in der Verhaltensweise vor allem von Blake Lively etwas naiv und zu konstruiert, aber darüber lässt sich bei dem ansonsten starken Katz- und Mausspiel hinwegsehen (7,5 für H2).

                                                Unter dem Strich ergibt sich immer noch ein solider Genreverteter, der leider viel seiner zu langen Laufzeit vertrödelt. Hier hätte man allein im Schneideraum noch einen Bewertungspunkt herausholen können.

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                                                • Glückwunsch, abermals, für die verdiente Krone, wenn auch das erste Mal unter diesem Namen :)

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                                                  • 4 .5
                                                    RoboMaus 10.08.2019, 14:06 Geändert 11.08.2019, 06:34

                                                    Das Kammerspiel dürfte wohl die anspruchvollste Form einer Verfilmung sein, da sie nur auf einen Raum fixiert ist, worin die Schauspieler für eine mindestens interessante und je nach Genre spannende Umsetzung sorgen müssen. Doch auch mit der Optik lässt sich einiges herausholen - der Punkt, in dem der deutsche Mystery-Thriller 'Das letzte Abteil' (2016) noch am meisten überzeugt.

                                                    Ein Zug wurde von einer Lawine erfasst, wobei ein Abeil abgetrennt und im Schnee mit einem halben Dutzend Passagieren begraben wurde. Mit ihrer prekären Situation beginnt der Film. Sie müssen sich zusammenraufen und versuchen, irgendwie herauszukommen. Verwoben ist das via Einblendungen mit einer Schicksalsstory um die Protagonistin und ihre Mutter.

                                                    Der Versuch, es anders zu machen, ist vor allem über die Optik geglückt, die eine unheilsschwangere Atmosphäre im Argento-Stil schafft. Doch darüber hinaus erschöpft sich dieser Plot im üblichen Beharke der Beteiligten mit ihren stereotypen Charakteren, wobei das Arschloch natürlich nicht fehlen darf. Nach einer halben Stunde fing es an zu nerven, weil ausser einer einfallslos gescripteten Verhaltensstudie nichts kommt. Die eingestreuten Fetzen aus dem Schicksal der Protagonistin lassen zunächst kaum einen Zusammenhang mit dem Geschehen erkennen und wirken zu abstrus, nehmen aber im Anteil zu, bis sie zum Ende hin dominieren und endlich einen Sinn ergeben.

                                                    'Das letzte Abteil' ist eher ein Arthousefilm, der bis zur Mitte lediglich stereotyp konstruiertes Verhalten inszeniert, dann interessanter, aber ebenso abstrus wird und insgesamt mehr will als er kann. Spannung kam hier nicht auf, was für die primäre Genre-Zuordnung im Grunde schon das Todesurteil ist. Als arthouselastiges Schicksalsdrama mag das durchgehen und sein Publikum zufriedenstellen.

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