RoboMaus - Kommentare

Alle Kommentare von RoboMaus

  • 7
    RoboMaus 19.07.2019, 17:00 Geändert 20.07.2019, 09:44

    In den 90ern war Julia Roberts "Pretty Woman", und das ist sie ohne Zweifel in 'I Love Trouble' (1994) - eine Augenweide als clevere Journalistin mit astreinem Chassis, die dem Star-Journalisten Nick Nolte vom Konkurrenzblatt zu einer brisanten Story das Wasser abgraben will. Es beginnt ein amüsantes Katz- und Mausspiel, worin sie wechselseitig die Nase vorn haben.

    Unerwartet entwickelt sogar die Kriminalstory Profil, indem Roberts & Nolte durch ihre bohrenden Ambitionen in ein Wespennest stechen, was die Recherche für die beiden zunehmend gefährlich gestaltet. Nachdem sie einem Mordanschlag nur knapp entkommen sind, entschließen sie zusammenzuarbeiten.....

    Daraus entwickelt sich eine gelungene Thriller-Komödie, die neben der interessanten Story auch von der Chemie und prickelnden Dialogen zwischen Roberts und Nolte lebt, damit ein paar köstliche Situationen hervorbringt. Nach der Mitte schleichen sich allerdings Phasen inhaltlichen Leerlaufs ein, die auch von diesem Duo Infernale nicht kompensiert werden können. Der größte Fehler ist es, diesen Plot auf volle zwei Stunden zu ziehen, wovon in H2 mindestens zwanzig Minuten überflüssig sind. Doch auch so bekommt man insgesamt sympathische, stark gespielte 90er-Unterhaltung in einer ansprechenden Story.

    24
    • 5
      RoboMaus 19.07.2019, 13:09 Geändert 20.07.2019, 07:39

      Christopher Lee in einer seiner Paraderollen als Frankensteins Monster. Im abermaligen Ableger des Klassikers, 'Frankensteins Fluch' (1957), erlebt man ihn jedoch erst nach der Mitte. Bis dahin ist es leider nur ein melodramatisch aufgezogener Plot, worin hauptsächlich die Moral von Frankensteins Treiben beleuchtet wird. Sein Helfer wird sich der Verwerflichkeit bewusst, verweigert die Mitarbeit und will zudem Frankensteins Cousine, ebenfalls im Anwesen wohnhaft, zum Weggehen bewegen. Leider dreht sich die Story damit zu lange im Kreis und wird nach einer halben Stunde allmählich uninteressant.

      Doch auch nach Lees erstem Erscheinen bleibt es dramturgisch flach, mit nur gelegentlichen Strohfeuern an Spannung, wobei die Handlung streckenweise hanebüchen erscheint. Setting und Atmosphäre sind zwar gelungen, was insgesamt noch zu einem "geht so"-Eindruck führt, doch ist das kein Vergleich zur damals schon 26 Jahre älteren Frankenstein-Verfilmung mit Boris Karloff (1931).

      24
      • 6
        RoboMaus 19.07.2019, 08:22 Geändert 19.07.2019, 11:26

        Wenn es gelingt, diese Brit-Produktion als modernes Märchen aufzufassen, kann man der Aschenputtel-artigen Story von 'Powder Girl' (2011) etwas abgewinnen. Dramaturgisch kommt das über die Gebrüder Grimm nicht hinaus: ein Mauerblümchen fällt als Bedienstete der Nobel-Gesellschaft durch, bekommt aber aus Personalmangel den Job in einem Alpen-Chalet, wo sie erst einmal ganz unten steht. Snowboarden kann sie auch nicht, was ganz schlimm ist. Sie lernt es und wird innerhalb von ein paar Wochen so gut, dass sie sich zum Snowboard-Kunstsprung-Wettbewerb anmeldet, den sie am Ende...... na, was wohl? Nebenher landet sie auch noch bei einem der reichen Typen, der aber mit einer Zicke verlobt ist - ob er wohl die Kurve zu den wahren Werten kriegt? (der geneigte Leser merkt wohl, dass die Fragen nur rhetorisch sind)

        Schön erzählt, aber für meinen Geschmack kommt das etwas flach und zahnlos daher, wie ein typischer Lasse Hallström, der jedoch hier nicht beteiligt ist. Unterhaltung der seichten Art, die man sich zur Auflockerung zwischen Thrillern und Dramen durchaus einmal geben kann.

        25
        • 5 .5
          RoboMaus 18.07.2019, 23:14 Geändert 19.07.2019, 07:57
          über Hanna

          Die Serie (2019) nach 'Wer ist Hanna?' (2011, mit Saoirse Ronan) startet gelungen, spielt jedoch in den ersten beiden Folgen nur den soliden Thriller nach: Hanna wird von ihrem Ziehvater im Wald zur Killermaschine ausgebildet. Als Agent einer üblen Einrichtung rettete er einst das Baby aus dem Labor. Die damalige Chefin hat immer noch das Sagen und ist hinter den beiden her. Als 16Jährige hat Hanna genug vom Wald und will hinaus, was den Häschern nicht verborgen bleibt.......

          Doch nachdem man in den ersten beiden Folgen das inhaltliche Pulver der Vorlage verschossen hat, geht es bergab: die Handlung dreht sich im Kreis und besteht nur noch aus dem gegenseitigen Belauere des Ziehvaters und seiner Ex-Chefin, wobei jeder versucht, den anderen zu kriegen. Das ist zunehmend mit belanglosem Füllstoff durchsetzt, so dass nur ein mäßiger Spannungsbogen entsteht. Wenn es konkret wird, kommen kritische Aktionen mit Ansage. Dass man schon vorher weiß, was passiert, wird mit der Zeit ärgerlich: der Plot raubt sich selbst das Überraschungsmoment.

          In F5 wandelt sich der anfängliche Thriller fast vollständig zum banalen Familiendrama und Coming-of-Age, besteht also weit überwiegend aus Füllmaterial, das die Spannung nun vollständig kollabieren lässt, womit 'Hanna' zu einer weiteren einfallslosen 08/15-Serie absackt. Zwei gute Folgen, die man sich schenken kann, wenn man den Spielfilm kennt, und drei, die von "geht so" in "Zeitvergeudung" driften - Zeit für die Reißleine....

          23
          • 3
            RoboMaus 18.07.2019, 16:18 Geändert 18.07.2019, 19:53

            Frankensteins Monster war ursprünglich als unschuldige, tumbe und bemitleidenswerte Kreatur konzipiert, was gerade den Reiz ausmacht und den Zuschauer zwischen Grusel und Mitleid schwanken lässt. Diese Attribute werden in 'Frankenstein - Das Experiment' (2015) unfreiwillig ins Lächerliche gesteigert, kommen aber leider nicht witzig. Unter der Prämisse des Mitleidsfilms kann man sich die Vorgeschichte seiner Entstehung natürlich sparen: es beginnt unmittelbar nach der "Geburt" im Labor, und er sieht auch keineswegs monsterhaft zusammengeflickt aus, sondern ganz normal. Keine Narben, kein Grusel, sondern der Betrachter begegnet einem jungen Mann mit dem Intellekt eines Säuglings. Folgerichtig nuckelt er gleich am Finger der Laborassistentin.....

            ....und so geht es weiter. Nach seinem Ausbruch, nun einigermaßen entstellt, weil seine Erschaffung doch nicht perfekt war, erlebt er natürlich nur Ablehnung, wobei ordentlich auf das Gefühlszentrum gezielt wird. Garniert ist das mit etwas Splatter, den er hin und wieder in seiner kleinkindlichen Wut anrichtet..... dem Armen den zugelaufenen Hund abknallen - anstatt Tränen fliegen dafür die Fäuste, bis der Cop zu Brei geschlagen ist. Heulen muss für ihn der Zuschauer.

            Weder spannend, noch gruselig, noch einfühlsam, sondern lediglich tumbes, langatmiges Emotionsgehaische.

            25
            • 4
              RoboMaus 18.07.2019, 09:18 Geändert 18.07.2019, 17:13
              über Mid90s

              Der allgemeinen Begeisterung kann ich mich als Handlungsjunkie leider nicht anschließen - 'Mid90s' (2018) geht als Coming of Age-Film lediglich in Richtung Milieu-/Charakterstudie und hat so gut wie keine Story. Die Handlung beschränkt sich auf das Interagieren der Charaktere, was die üblichen Teen-Probleme mit viel Blabla beleuchtet, darüber hinaus aber nichts zu bieten hat. Alles schon gefühlte tausendmal gesehen: der Jung-Teen wird von seinem älteren Bruder verdroschen, versucht beim dämlichen Gequatsche in der Clique mitzuhalten, natürlich auch beim Rauchen, wird zuweilen verarscht, Party wann immer es geht, usw. usw. usw.. Sorry, aber inhaltlich ist das ideenlos, ebensowenig witzig.

              Das einzig Interessante an diesem Film ist das 90er-Setup, unterstrichen durch das von Jonah Hill für seinen Debütfilm gewählte 4:3-TV-Retroformat. Ein netter Einfall, aber davon wird es auch nicht besser.

              28
              • 7
                RoboMaus 17.07.2019, 08:10 Geändert 17.07.2019, 19:12

                Ein Kinoerlebnis der besonderen Art: einer der beiden Abenteurer platzierte sich nach der Vorstellung vor der Leinwand und spielte im Duo ein paar Songs aus dem Film. Dann beantwortete er Fragen des Publikums und lud zu seinem Merchandize-Stand im Foyer ein...... barfuß, versteht sich.

                'Blown Away - Music, Miles and Magic' (2019) ist eine selbstgefilmte Reisedoku, die nicht für das Kino bestimmt war: zwei Deutsche kaufen ohne jegliche Erfahrung auf den Solomon-Inseln ein altes Segelboot und fahren damit durch den indischen Ozean, um Afrika herum nach Brasilien, in die Karibik, USA und schließlich nach Hause. Die Vorbereitung: ein Online-Segelkurs. Fast 5 Jahre unterwegs. Der Clou: bei jedem Stop fahnden sie nach einem ansässigen Musiker, mit dem sie im Freien einen Song aufnehmen.

                Das Ergebnis kann sich sehen und hören lassen, auch weil einer Tontechniker ist. Die überwiegend ansprechenden Songs sind professionell aufgenommen und geben in der Surroundanlage einen satten Sound. Auch die Kameraführung und die Einstellungen überzeugen in der Qualität den ganzen Trip über. 'Blown Away' ist weit mehr als ein zwei Stunden-Urlaubsvideo: das Material wurde von einem Branchen-Profi gesichtet, der daraus einen Film zusammenschnitt und auf die Leinwand brachte.

                Durch die Kombination von Segelabenteuer, spontanen Aktionen innerhalb der jeweiligen Kulturen und interessanten Musikbeiträgen einheimischer Künstler macht der Film Laune und erzeugt ein Flair mit dem untrüglichen Gefühl von Fernweh. Somit kommt auch der Zuschauer an sein Ziel: auf einnehmende Art zwei Stunden Unterhaltung zu genießen.

                29
                • 7 .5
                  RoboMaus 16.07.2019, 08:17 Geändert 16.07.2019, 15:10

                  uuuuuund: Action!

                  Selten habe ich Gerard Butler so überzeugend gesehen, was nicht nur an ihm liegt, sonder auch am Rahmen für seine Rolle als U-Boot-Kapitän in der Auseinandersetzung mit den Russen. Es ist stellenweise zwar immer noch reichlich übertrieben und pathosschwanger, aber nicht so hohl wie einige seiner Filme der 2010er ('London has Fallen', 2016, etc.). 'Hunter Killer' (2018) steht in der Tradition der U-Boot-Filme zum Kalten Krieg und wirkt inhaltlich durch und durch Oldschool, nur dass die Story um Verschwörung und Machtanspruch in die heutige Zeit verlegt ist.

                  Der Plot spielt auf zwei Ebenen, was die Abwechslung fördert und den Film interessanter macht: die der Auseinandersetzung unter Wasser, sowie einer Mission an Land. Beide Handlungsstränge sind komplementär und vereinigen sich erst am Ende. Die Story ist für den Zweck in Ordnung, auch wenn die Umsetzung vor allem zum Ende hin wieder einmal in die Überdramatisierung und damit manchmal ins Lächerliche driftet. Doch, wie gesagt, hält sich das hier in Grenzen.

                  'Hunter Killer' will vor allem Action und Spannung vermitteln, und das gelingt ihm erfreulicherweise auch über die Handlung - Mission completed!

                  31
                  • 4
                    RoboMaus 15.07.2019, 21:23 Geändert 16.07.2019, 09:16

                    Einen Film mit Susan Sarandon und Tim Robbins würde ich auch ohne Vorwissen einlegen - hier scheint zudem das Thema interessant: eine Politsatire auf einen konservativen Emporkömmling (Robbins), der im Wahlkampf die Massen mit Populismus polarisiert.....

                    Doch 'Bob Roberts' (1992) wirft schon nach einer Viertelstunde ernste Zweifel auf: sollte eine Satire nicht geistreich und witzig sein? Zumindest gehört das zu meinen Ansprüchen an das Genre, doch davon ist kaum etwas zu erkennen. Vielmehr werden lediglich republikanische Charakterzüge und Klischees leicht überbetont, was eher ein Schulterzucken verursacht: was soll einem das nun sagen? Dass solche Typen ihr Fähnchen nach dem Wind richten? Dass sie eine anti-soziale Einstellung haben? Dass sie ein Talent dafür haben, gute Mine zum bösen Spiel zu machen? Dass Robbins etwas "Besonderes" hat, indem er hin und wieder ein Liedchen trällert?
                    Sorry, aber das ist kalter Kaffee.

                    Hier fehlt es an Substanz und guten Ideen, oder, um es mit den Worten eines Burgerbrater-Werbespots zu sagen, der die Konkurrenz lächerlich machen will: "Where's the Beef?"

                    28
                    • 6
                      RoboMaus 15.07.2019, 16:37 Geändert 16.07.2019, 07:52

                      Zum Mythos "John Lennon" wird es wohl nie genügend Dokus geben. Ein wesentlicher Aspekt seines Lebens und seiner Kreativität war die große Liebe Yoko Ono, was in 'John & Yoko: Above Us Only Sky' (2018) gut herauskommt. Wenn man dem Glauben schenken darf, war Yoko sogar die kreative Kraft hinter seinem erfolgreichsten Song 'Imagine' (1971). Sie mag beim Text geholfen haben, aber die Musik entspringt doch unüberhörbar dem reinen Genie eines John Lennon, und darauf kommt es wohl am meisten an.

                      Die Doku vertieft das Zusammenleben und -arbeiten der beiden, vor allem in der Zeit 1969-1971. Das sind nur drei von insgesamt 13 Jahren, in denen sie zumindest offiziell zusammen waren. Selbst für einen Interessierten wie mich, der gerne in der Musik und Kultur der Siebziger schwelgt (außer in den zumeist langatmigen Filmen dieser Epoche), geht es zu detailliert in das Drumherum und die Banalitäten. Zudem zeigt man nur einen zeitlichen Ausschnitt dieses künstlerischen Miteinanders, zwar auf dem kreativen Gipfel, aber dennoch hinterlässt es den Eindruck des nur Teilweisen. Vor allem, wenn die Songs anfangen, sich zu wiederholen.

                      Wer noch wenig über John Lennon und Yoko Ono weiß und interessiert ist, mag hier seinen Wissensdurst stillen. Wer jedoch schon fortgeschritten ist, nicht aber der totale Fan, kann auf 'John & Yoko: Above Us Only Sky' getrost verzichten.

                      24
                      • 2 .5
                        RoboMaus 15.07.2019, 13:56 Geändert 16.07.2019, 15:14

                        Au weia - ein anspruchsvoller, statisch inszenierter Streifen, der einem in Pseudodoku-Manier etwas über eine fundamentalistische, österreichische Christin erzählen will. In der Form hat 'Paradies: Glaube' (2011) de facto keine Handlung, ist quälend langatmig und besteht aus aneinandergereihten Szenen vom Leben der Fundamentalistin: Bibelkreis, Selbstgeißelung und Missionierung ihrer Umgebung als Lebensinhalt. Um etwas Abwechslung zu bringen, taucht ihr muslimischer(!!) Mann nach zwei Jahren Abwesenheit wieder auf, zudem querschnittsgelähmt. Welch geniales Konstrukt, so richtig aus dem Leben gegriffen *Ironie off*........ weil man auch beim Spaziergang im Park zufällig auf eine Wiesen-Swingerparty trifft - im Arthaus muss doch immer irgendwo gevögelt oder gewichst werden.

                        Dieser Film stürzt sich zwar auf ein Extrem unserer Gesellschaft, erzählt einem jedoch nichts, das ein halbwegs gebildeter Bürger nicht schon weiß. Nicht nur ist das inhaltlich uninteressant und stereotyp, auch und vor allem in der Erzählweise ist 'Paradies: Glaube' eine einzige Zumutung: einfallslos heruntergespulte Vorgänge, lediglich wiederholte Inhalte, die betonte Engstirnigkeit in den Dialogen und die statische Art der Darreichung lassen das Folgen schon nach einer halben Stunde zur Qual geraten.

                        Der verkrampft-ernsthafte, deutschsprachige Film in seinem vollen Element - lieber lasse ich mich stattdessen auf einen Hausbesuch gleicher Länge der Zeugen Jehovas ein: die sind wenigstens witzig.

                        22
                        • 6 .5
                          RoboMaus 15.07.2019, 09:43 Geändert 16.07.2019, 00:01

                          'Mara' (2018) scheint nur die wenigsten Horror-Liebhaber anzusprechen - zum Glück bin ich einer davon. Ein übler Dämon nutzt die Hilflosigkeit der Schlaflähmung, während man schon wach ist, und macht sich über einen her. Tod durch Ersticken. Sein Name: Mara.

                          Die Story wird schön aufgebaut und kommt ohne Umschweife zur Sache, womit wir schon den ersten Pluspunkt verzeichnen: kein unnötiges Geschwafel oder halbstündig plätscherndes Familiendrama, wie man es so oft im Genre über sich ergehen lassen muss, bevor überhaupt etwas im Sinne eines Horrorfilmes passiert. Eine Frau wird beschuldigt, ihren Mann im Bett erstickt zu haben, doch ihre Dämonen-Geschichte kommt bei der Polizei nicht gut an. Die Psychologin (stark: Olga Kurylenko) weist sie in die Anstalt ein, obwohl sie spürt, dass die Frau ihren Mann nicht umgebracht hat. Im Verlauf merkt auch Kurylenko, dass der Dämon real ist und keine halben Sachen macht.....

                          Inhaltlich gestaltet sich 'Mara' interessant, setzt klug platzierte Gruseleinlagen und Jump-Scares, von denen manche wirklich gelungen sind, andere jedoch mit Ansage kommen. Auch wenn hier alles im Rahmen von Genre-Standards bleibt, ist das auf die ersten zwei Drittel überzeugend vorgetragen (7-7,5). Dann macht man jedoch den Fehler, zu ausgiebig in die Erklärungskiste zu greifen, was leider hanebüchen kommt und die Spannungskurve ausgerechnet in der Phase absacken lässt, wo man eigentlich noch ein, zwei Schippen hätte drauflegen müssen.

                          Unter dem Strich bleibt trotz Abzug der Eindruck solider Genre-Unterhaltung.

                          33
                          • 4
                            RoboMaus 14.07.2019, 14:36 Geändert 14.07.2019, 20:29

                            Die Fake-Marslandung der Amerikaner - fiktiv in 'Capricorn One' (1978) von Peter Hyams umgesetzt. Man braucht nicht viel von Raumfahrt zu verstehen, um das Szenario als schlecht durchdacht und so voll von Sinnlosigkeiten und Widersprüchen zu erkennen, dass es eher zum Abwinken ist. Da bleibt inhaltlich nur noch der hehre Anspruch übrig: die bösen Amis fälschen für ihren Weltführungsanspruch sogar die Marslandung und bringen dafür ihre eigenen Leute um......

                            Allein, dass ein paar NASA-Manager ihre gesamte Mission Control täuschen können, ist völlig unmöglich, geschweige denn die ganze Welt, die den Funkverkehr mit überwacht .....und die daheimgebliebenen Frauen unterhalten sich munter über Funk mit ihren auf dem Mars geglaubten Männern, obwohl eine Nachricht dorthin etwa 15 min braucht .....und die im Simulations-Studio festgehaltenen Astronauten besprechen laut und deutlich ihren Widerstandsplan, obwohl selbst dem dümmsten Beteiligten klar sein müsste, dass alles abgehört wird .....und die Fake-Marslandschaft ist lächerlich, erlaubt nicht einmal einen Rundum-Kameraschwenk, geschweige denn Ausflüge......und, und, und.....

                            In der Darstellung ist das erschreckend naiv und einfallslos, zudem in der Machart auch noch typisches 70er-Kino, worin lange Diskussionen, in die Länge gezogene Szenen und manchmal pathetisches Gehabe das Bild anstelle von Handlung bestimmen, was selbst bei solch einem brisanten Thema auf weite Strecken überhaupt keine Spannung entstehen lässt. Erst zum Ende wird es besser.

                            Blutleeres, unglaubwürdig konstruiertes Verschwörungsdrama im zähen 70er-Stil.

                            27
                            • 4 .5
                              RoboMaus 13.07.2019, 18:15 Geändert 14.07.2019, 10:01

                              "Er ließ seinen intergalaktischen Charme spielen" - so kann man Billy Crystals Auftreten natürlich auch beurteilen, und auf sein Starstück 'Harry und Sally' (1989) mag das noch irgendwo zutreffen. 'Forget Paris' (1995) spielt zwar im selben Genre, aber nicht mehr in derselben Liga. Gewiss, was witzig ist, bestimmt der eigene Humor, doch einem Billy Crystal, der nur noch sein eigenes Gequatsche zelebriert, kann ich im Rahmen einer banalen, einfallslosen Story nichts mehr abgewinnen. Vor allem, wenn witzig gemeinte Einlagen und Sprüche lediglich bemüht witzig und abgegriffen wirken, wird es schwierig, hier noch Unterhaltungswert zu beziehen. Im Gegenteil, nach knapp einer halben Stunde hatte er die Nervgrenze erreicht.....

                              Einzig Debra Winger schafft es, mit ihrem sympathischen Auftreten und gewinnenden Lächeln Akzente zu setzen - leider zu wenig, um ein wirksames Gegengewicht zum überpräsenten Crystal schaffen zu können, doch immerhin rettet sie 'Forget Paris' damit vor dem Totalabsturz.

                              26
                              • 6
                                RoboMaus 13.07.2019, 17:23 Geändert 14.07.2019, 08:46

                                Ist Gene Hackman ein Kinderschänder und -mörder? Mit dieser Frage eröffnet der kammerspielartige Thriller 'Under Suspicion' (2000). Überwiegend lebt er davon, dass der leitende Ermittler Morgan Freeman seinen Freund Hackman verhört, wobei der sich zunehmend in Widersprüche verstrickt. Die dem Stand der Ermittlung entsprechende Version wird für den Betrachter nachgespielt, doch ständig kommen neue Fakten zutage, die sowohl das Bild des Tathergangs, als auch den Charakter Hackmans in neuem Licht erscheinen lassen. Auch seine atemberaubende Frau (Monica Bellucci) scheint einiges zu wissen........

                                Das Drehbuch weiß die Erkenntnisse geschickt im Tröpfelmodus an den Zuschauer zu bringen, so dass es durchgängig interessant bleibt, doch Spannung kommt damit erst am Ende auf. Zu lange dreht sich die Geschichte streckenweise im Kreis, kommt nur zäh voran, während mehr auf die psychologische Komponente gesetzt wird, wie das zynische Beharke von Hackman mit Freemans aggressivem Assistenten. Dadurch wirkt der Film langatmiger als er sein müsste, wenn man von den 111 min einige inhaltlich unnötige Sequenzen weggelassen hätte. Zum Ende wird man zudem mit einem dicken Fragezeichen zurückgelassen, was einen unbefriedigenden Eindruck erzeugt:
                                (SPOILER)
                                der super-standhafte Hackman gesteht auf einmal Morde, die er nicht begangen hat und verwickelt sich (im Rückblick) in unnötig widersprüchliche Angaben, die ihn doch nur verdächtig erscheinen lassen? Warum??
                                (SPOILER ENDE).

                                Unter dem Strich ergibt sich ein zwar interessanter und vom Top-Cast stark gespielter Film, der jedoch mit Längen aufwartet und am Ende etwas schuldig bleibt. Dies dürfte wohl die (zweite und) letzte Sichtung gewesen sein.

                                26
                                • 6 .5
                                  RoboMaus 11.07.2019, 18:24 Geändert 12.07.2019, 09:06

                                  'Let Us Prey' (2014) präsentiert sich geheimnisvoll: die Ereignisse einer Nacht laufen in einer Polizeiwache zusammen, wo ein Fremder abgeliefert wird, der den Akten nach eigentlich tot sein müsste. Er weiß über alles und jeden Bescheid und sorgt dafür, dass sich dunkle Seelen auf der Wache einfinden, einschließlich korrupter Polizisten. Lange spielt er mit seinem Wissen um ihre Missetaten, säht geschickt Angst und Mordlust.....

                                  Der so aufgezogene Plot ist interessant und sorgt für Spannung, lässt jedoch in einem schlecht konstruierten, hanebüchenen Showdown Federn. Dazu kommt am Ende wirres, pseudo-religiöses Geschwafel, das auch nicht hätte sein müssen. Es einfach nur in der Härte zu steigern, hat eher einen gegenteiligen Effekt, wenn die Aktionen kaum einen Sinn ergeben oder die Figuren sich so dämlich anstellen, dass es beim Zusehen schmerzt; zum Beispiel (SPOILER): der durchgeknallte Psycho wartet mit der Schrotflinte nur ein paar Meter vor der Tür, aus der seine Opfer beim Brand kommen müssen, und schießt jedesmal daneben?
                                  (SPOILER ENDE).

                                  Schade, eine Viertelstunde vor Schluss hätte ich in Erwartung eines entsprechenden Finales 7-7,5 Punkte gegeben, doch 'Let Us Prey' macht leider nichts aus seiner schön aufgebauten Handlung. Trotzdem, insgesamt ist das immer noch ansprechende, solide Unterhaltung.

                                  31
                                  • 6
                                    RoboMaus 11.07.2019, 08:35 Geändert 11.07.2019, 16:52

                                    MP: "Monsterfilm" - wenn es doch nur so wäre! Stephen Frears' Verarbeitung des Jekyll & Hyde-Themas setzt auf eine durchweg ruhige, melodramatische Gangart und hat mit John Malkovich genau den richtigen Darsteller, wobei er sowohl als Jekyll, wie auch als Hyde auftritt, nur mit veränderter Frisur und geglätteten Falten. In 'Mary Reilly' (1996) geht es nicht darum, Thrill oder Spannung mit einem wahllos mordenden, monströsen Charakter zu erzeugen, sondern die Geschichte wird von der Warte eines schüchternen Hausmädchens betrachtet, das allmählich eine Beziehung zu Jekyll und zu Hyde aufbaut, ohne zu ahnen, dass es eine Person ist. In dieser Rolle überzeugt Julia Roberts voll und ganz - eine der besten Leistungen, die ich überhaupt von ihr gesehen habe.

                                    Das große Manko: der Plot hat die klassischen Aspekte von Jekyll & Hyde weitgehend abgestreift und will nur als eine Art Seelenrettungs-Romanze erscheinen. Dadurch wirkt er eindimensional, besitzt darüber hinaus so gut wie keine Handlung und füllt seine eindreiviertel Stunden mit Banalitäten an, wie z.B. das gegenseitige Beharke des Bedien-Personals. Der argwöhnische Chef-Butler macht der ohnehin schon erniedrigten Roberts das Leben schwer - wie tragisch! Die Folge ist ein langatmiger und streckenweise langweilender Film, worin eine skrupellose Glenn Close als Puffmutter noch einen der wenigen Lichtblicke stellt. Inhaltlich ist 'Mary Reilly' uninteressant, doch die sehr starken Leistungen von Roberts & Malkovich, sowie die gelungene Atmosphäre erwirken 2 Bonuspunkte.

                                    Derartige Werke lassen sich einem breiten Publikum nur schlecht verkaufen: 'Mary Reilly' floppte trotz der Top-Besetzung gnadenlos (13 Mio.$ eingespielt, bei 47 Mio. Kosten). Dennoch ist das kein schlechter: wer melodramatische, subtile und ausdrucksvoll gespielte Beziehungs-Filme mit leichtem Grusel-Flair mag, wird hier sicher mehr Punkte liegen lassen.

                                    28
                                    • 4
                                      RoboMaus 10.07.2019, 17:53 Geändert 11.07.2019, 09:24

                                      Zwei Teen-Girls (Saoirse Ronan & Alexis Bledel) verdingen sich als Auftragskillerinnen und überraschen, weil sie überhaupt nicht danach aussehen. Eine gute Idee und mal etwas anderes, doch bis auf den gelungenen Einstieg ist der Plot eine einzige Enttäuschung, falls man nicht auf den Humor von Guy Ritchie und die "Coolness" von Tarantino steht.

                                      Als die beiden an James Gandolfini geraten, entschließen sie, dass er doch nicht umgebracht werden soll, weil er so nett ist. Fortan verliert sich 'Violet & Daisy' (2011) in mehr oder weniger sinnbefreitem und vermeintlich schwarzhumorig-zynischem Gequatsche, wie man es aus Filmen der erwähnten Regisseure/Autoren kennt. Ab und zu werden zur Abwechslung ein paar Typen umgelegt.

                                      Da ich schon den stilistischen Vorlagen nichts abgewinnen kann, konnte mir diese Nachahmung konsequenterweise auch nichts geben, außer der Genugtuung, das Geschwurbel vorzeitig abzustellen.

                                      25
                                      • 6
                                        RoboMaus 09.07.2019, 16:33 Geändert 13.07.2019, 08:44

                                        Gibt es überhaupt einen schlechten Film mit Denzel Washington? Wohl kaum, und 'Teufel in Blau' (1995) ist es auch nicht, obwohl mir das Genre nicht zusagt: Neo-Noir; doch mit Denzel ist das so gut wie es eben sein kann. Man bekommt die typische Noir-Kriminalstory, klassisch in den späten 40ern angesiedelt, worin Denzel in ein Geflecht aus Beziehungen gerät und für fremde Interessen eingespannt wird. Viele Charaktere werden eingeführt, von denen man oft nicht weiß, welche Rolle die eigentlich spielen und auf welcher Seite sie stehen. Viele Namen, wenig Durchblick - so soll eine rudimentäre Story interessant gemacht werden, falls man etwas an dem undurchsichtigen Beharke der obskuren Figuren findet, von denen manche schon tot sind, bevor man sie überhaupt zu Gesicht bekommt.....

                                        ......und wie es sich für richtiges Noir gehört, ist da noch die geheimnisvolle, begehrenswerte Frau mit ihren unklaren Intentionen, die ihr eigenes Süppchen kocht und dem Protagonisten das Leben schwer macht.

                                        Für meinen Geschmack sind Noir-Filme inhaltlich zu mager und zu formelhaft, zudem unnötig verkompliziert angelegt, aber 'Teufel in Blau' ist wenigstens gut gespielt - neben Denzel auch von Don Cheadle, der hier als leicht abgedrehter Killer auftritt. Für einmalige Unterhaltung reicht es, aber für Noir-Fans könnte das ein Fest sein.

                                        34
                                        • 5 .5
                                          RoboMaus 09.07.2019, 07:59 Geändert 09.07.2019, 14:04

                                          Robin Williams als Sowjet-Russe, der sich bei einem Gastspiel des Moskauer Zirkus in New York absetzt. Die Einführung zu 'Moscow on the Hudson' (1984) stellt den Alltag der Sowjetbürger vor: lange Schlangen für ein paar Rollen Klopapier, Mangelwirtschaft, und zwischendrin Williams, der als gutmütiger Zirkus-Saxophonist in seiner Familie für Laune sorgt. Klopapier statt Rosen zum garantierten Erfolgs-Date. Das trifft die damalige Realität, auch mit dem Wunsch einiger, dieser Misere bei der ersten Gelegenheit zu entfliehen. Williams nutzt sie und wird zum New Yorker.....

                                          Die erste Hälfte dieses knapp zwei Stunden-Plots darf man als ansprechend bezeichnen. Doch danach knickt er massiv ein: Williams Leben in New York könnte flacher und einfallsloser kaum dargestellt sein. Mit ein paar Klischees und einer Beziehung wird die Zeit totgeschlagen - weder interessant, noch witzig, obwohl ein Clash von US- und Sowjet-Kultur so viel Potential für eine grandiose Dramödie bereithält. Nichts davon. Williams müht sich zwar redlich, kann aber die schwache Drehbuchvorlage nicht retten. Erst in der letzten Viertelstunde gelingt eine melancholische Umsetzung, welche einen Hauch der russischen Seele verspüren lässt.

                                          'Moscow on the Hudson' ist trotz des überzeugenden und damals aufstrebenden Robin Williams eher ein Nebenprodukt des kalten Krieges der Reagan-Ära, das wohl den Kinobsuchern zeigen sollte, wie schlimm es im "Reich des Bösen" zugeht. Es hätte dennoch ein guter Film werden können, wäre man nicht mit solch einem ideenlosen Drehbuch zu Werke gegangen.

                                          32
                                          • 6
                                            RoboMaus 08.07.2019, 15:52 Geändert 08.07.2019, 21:57

                                            Mitte der 70er regte sich in der westlichen Welt Protest gegen die Nutzung der Atomkraft, der sich schnell ausbreitete. Michael Douglas gehörte wohl zur vordersten Front, denn er nutzte seine damalige Produktionsfirma für den Anti-Atomkraft-Film 'Das China-Syndrom' (Prod. 1978). Er ist nicht nur Produzent, sondern hat auch eine tragende Rolle als Kameramann, der bei einem Interview im Atomkraftwerk zufällig einen beunruhigenden Vorfall filmt, der um ein Haar zur Kernschmelze geführt hätte. Die Hauptrolle hat Jane Fonda als Banal-Reporterin, die zunächst die Brisanz des Vorfalls ignoriert, aber zunehmend auf Douglas' Seite schwenkt, ebenso wie der leitende AKW-Techniker (Jack Lemmon), der herausbekommt, dass Sicherheitsmaßnahmen umgangen wurden....

                                            Der stark besetzte Plot ist interessant und prophetisch, denn nur zwölf Tage, nachdem der Film am 16. März 1979 in die Kinos kam, ereignete sich der bis heute größte Atomunfall der USA (Three Mile Island, Harrisburg, mit radioaktiver Verseuchung der Umgebung).

                                            Dramaturgisch ist der Film jedoch nicht gut aufgebaut, erscheint mit der Top-Besetzung über weite Strecken zu dialoglastig, um ohnehin schon klare Sachverhalte wie Vertuschung und Korruption weiter zu vertiefen. Zudem wird auf einen musikalischen Score verzichtet, was wohl die Ernsthaftigkeit unterstreichen soll, jedoch die etwas trockene Handlung nur noch trockener wirken lässt. In den 70ern war das aber völlig normal und gehörte zum guten Ton, um dem Anspruch die volle Geltung zuzusprechen. Wer das heute auch so sieht, wird für 'Das China-Syndrom' gewiss eine Höchstnote ziehen, doch mit der Überbetonung von Anspruch und Message verschenkte man viel des enormen Potentials für einen packenden Polit-Thriller, der auch unter die Haut geht.

                                            26
                                            • 6
                                              RoboMaus 08.07.2019, 07:55 Geändert 08.07.2019, 18:16
                                              über Jungle

                                              So etwas passiert, wenn man kein GPS dabei hat, doch 1981 gab es das noch nicht, als sich diese True Story zugetragen hat: vier Männer brechen zum Abenteuer-Trip in den bolivianischen Dschungel auf - bald gerät die Situation außer Kontrolle....

                                              Die Show gehört in 'Jungle' (2017) vor allem Daniel Radcliffe, doch bis er sich allein durch den Urwald schlagen muss, gibt es ein langes, einfallsloses Vorgeplänkel mit klischeehafter Gruppendynamik und Streitereien darum, wie man am besten den Rückweg findet (SPOILER: zwei wollen mit ihrem selbstgebauten Floß der Wildnis entkommen, obwohl sie wissen, dass bald eine unpassierbare Stelle kommt, an der sie wie die beiden anderen auch zu Fuß weiter müssen? Dafür in solch einer Situation die Gruppe spalten? Wobei das Floß nur gebaut wurde, damit der Fußkranke nicht mehr laufen muss, der dann aber doch nicht mitfährt??
                                              SPOILER ENDE).

                                              Eine dämliche Entscheidung folgt der nächsten - zur Mitte konnte ich das nicht mehr mitansehen und war nahe am Abstellen, doch dann sorgt das Schicksal für Radcliffes Solo-Trip, der mit ein paar guten Ideen stark umgesetzt ist. Zum Teil auch schön eklig. Schade, dass 'Jungle' erst spät in die Gänge kommt, was insgesamt noch für einen "ganz guten" Eindruck sorgt. Bis dato die beste Leistung, die ich von Radcliffe gesehen habe.

                                              38
                                              • 7
                                                RoboMaus 07.07.2019, 19:02 Geändert 13.07.2019, 08:55

                                                Der originale Quatermain, verkörpert von Stewart Granger in 'König Salomons Diamanten' (1950). Er muss Deborah Kerr in das unerforschte Zentralafrika führen, wo sie ihren verschwundenen Ehemann vermutet....

                                                In diesem Abenteuerfilm ist eindeutig der Weg das Ziel, der in der Nebenhandlung vom amüsanten Beharken und allmählichen Näherkommen von Kerr und Granger lebt, was ein paar Lacher produziert. Vordergründig lebt er von seiner beeindruckenden Authentizität in den Naturaufnahmen und, mehr noch, in der Inszenierung der Eingeborenen. Man bekommt den Eindruck, dass deren Bemalung, Schmuck und Umhänge lokal übernommen wurden und keine Ausstattung von Komparsen ist. Auch der Gesichtsausdruck der Einheimischen wirkt, als ob sie sich selbst spielen - besser kann man das nicht hinbekommen.

                                                Obwohl die Suche nach Kerrs Mann inhaltlich kaum der Rede wert ist, bekommt der Trip durch die realistische Darstellung eine besondere Note, beinahe als wäre man selbst auf Abenteuer-Tour durch das Herz Afrikas. Die Stärke von 50er-Filmen, vor allem der Momumentalfilme jener Zeit, liegt im enormen Aufwand, um es beeindruckend realistisch erscheinen zu lassen. Im Konzept ist das auch hier so, wenn auch weniger aufwändig, was diesen Film nach fast 70 Jahren immer noch sehenswert macht und dem wiederbelebten Quatermain (1985/86, im Zuge des Indiana Jones-Hype) weit überlegen ist.

                                                26
                                                • 5
                                                  RoboMaus 07.07.2019, 13:46 Geändert 07.07.2019, 15:19

                                                  Papillon (1973) - wieder einer dieser ausgelobten Klassiker, die mir nur wenig geben. Zuletzt sah ich diesen Film vor 20-30 Jahren und wusste, dass es ein zähes Unterfangen war. Vielleicht können bald 6 Jahre MP und eine erweiterte Sichtweise daran etwas ändern?

                                                  Mitnichten. Der Film hat nur eine rudimentäre Story, dreht sich zweieinhalb Stunden überwiegend um ein Gefangenenlager der 30er auf einer tropischen Insel vor Französisch-Guyana. Inhaltlich geht es darum, dass Steve McQueen dem unmenschlichen Regime der Wärter Paroli bietet und Fluchtversuche unternimmt. Doch bis der erste Fluchtversuch kommt, vergeht schon eine dreiviertel Stunde, worin nichts als das Leben der Häftlinge beleuchtet wird. Mal wird einer hingerichtet, es wird Zwangsarbeit geleistet, ein Krokodil gefangen, und McQueen unterhält sich mit seinem Kumpel Dustin Hoffman, wie er am besten davonkommt *gähn*. Nachdem McQueen geschnappt wird, darf man zwanzig Minuten mit ihm in der Einzelzelle verbringen....... *lange gähn*. Immerhin ist nun beinahe schon der halbe Film überstanden.

                                                  Wenn man aus der starken Leistung von Steve McQueen als notorischer Widerständler und Ausbrecher allein keinen Unterhaltungswert beziehen kann, wozu man sich als Betrachter mit ihm identifizieren muss, sieht es düster aus. Leider gelang mir das nicht, da meine Sehgewohnheiten eher auf Story & Handlung gerichtet sind. Aus diesem Blickwinkel geht es hier viel zu dünn und zu langatmig zu - typisches 70er-Kino, das den Fokus auf Milieu- und Charakterdarstellung mit viel Gerede in gedehnten Szenen legt. Von Spannung gibt es lange keine Spur - erst in der zweiten Hälfte, nach knapp eineinhalb Stunden gepflegter Langeweile, wird es endlich interessant. Doch spätestens bei diesen kitschigen Szenen von McQueen mit den Eingeborenen kamen wieder Zweifel auf.

                                                  Gut gespielte, aber zu langatmige und handlungsschwache Ausbrecherballade.

                                                  25
                                                  • 5 .5
                                                    über Colt 45

                                                    Der französische Polizei-Actioner 'Colt 45' (2014) überzeugt mit gelungener Atmosphäre und harten Einsätzen, leidet jedoch unter einer allzu konstruierten, unglaubwürdigen Handlung und dem oft kaum nachvollziehbaren Verhalten des Protagonisten, z.B. (SPOILER) auf Druck des Bösen, der ihn an der Angel hat, Waffen aus der Aservatenkammer gleich im Dutzend zu schmuggeln und zu glauben, dass das unentdeckt bleiben könnte. Auch dem Bösen müsste klar sein, dass seine Forderung keinen Sinn gibt, weil der Einsatz dieser Waffen zwangsläufig die Quelle auffliegen lassen muss (SPOILER ENDE).
                                                    Auf der einen Seite der Beste der Besten, wenn es um Waffen geht, auf der anderen so naiv, dass es schmerzt - das passt einfach nicht zusammen.

                                                    Wer einen straighten Actioner will und auf Schlüssigkeit oder eine überzeugende Story verzichten kann, wird hier gut bedient; wer mehr braucht, wird kaum 'Colt 45' kaum besser als Mittelmaß einstufen.

                                                    26