RoboMaus - Kommentare

Alle Kommentare von RoboMaus

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    RoboMaus 28.09.2019, 07:18 Geändert 28.09.2019, 15:36

    Eines vorweg - 'Eifersüchtig' (1997) ist kein Liebesdrama, wie es der Titel suggeriert, sondern ein Psychopathen-Thrillerdrama - und kein schlechtes. Ein Mädchen ist krankhaft davon besessen, bei Wettbewerben aufzutreten und zu gewinnen. Verliert sie, stauen sich Frust und Rachegefühle auf die Siegerin an. Als Erwachsene trifft sie im College auf eine ehemalige Siegerin und schmiedet einen perfiden Plan, wie sie deren Leben zerstören kann....

    Dabei ist ihre Vorgehensweise klug durchdacht und könnte zunächst sogar in der Realität funktionieren - dass gerade solch ein Plot nachvollziehbar gehalten ist, stellt ohne Zweifel einen Vorteil dar. Mit der Zeit schleichen sich jedoch immer mehr Unstimmigkeiten vor allem im Verhalten der Gruppe ein, in welche die Psychopathin eindringt, um ihre vermeintliche Konkurrentin auszumerzen. Zudem hat man für das Finale, zumindest für mein Empfinden, leider den denkbar einfallslosesten und konventionellsten Weg gewählt.

    Immerhin bleibt der Eindruck eines Films, der gut gespielt ist, vor allem im Aufbau überzeugt und im Verlauf wenigstens interessant bleibt, es aber nach der Mitte und vor allem im Finale an Konsequenz vermissen lässt. Gerade bei diesem Thema hätte man gut daran getan, in H2 noch eine oder zwei Schippen an Härte in der Auseinandersetzung draufzulegen und mehr den Thriller als das Drama zu betonen.

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      RoboMaus 27.09.2019, 07:31 Geändert 27.09.2019, 13:51

      Welch ein sinnentstellender Titel (auch im Original), der zudem ein anderes Genre suggeriert: ‘Echte Frauen haben Kurven’ (2002) ist keine Komödie oder Romanze des Aschenputtel-Pummelchens, sondern ein Latino-Familien-/Sozialdrama, was es jedoch nicht besser macht. Im Zentrum steht eine Mutter-Tochter-Auseinandersetzung, worin die Mutter keine Gelegenheit auslässt, ihre etwas mollige Tochter als Fettklops zu bezeichnen, was mit der Zeit zu aufgesetzt wirkt. Die intelligente Tochter hätte es verdient, auf das College gehen, wobei der Lehrer mit Kontakten & Stipendium Hilfe anbietet, die Mutter sie jedoch im Näh-Familienbetrieb schuften lassen will....

      Diese klischeebeladene Uneinsichtigkeit wirkt wie hundertmal gesehen. Nichts gegen gut gemeinte Sozialdramen, aber wenn sich die Autoren storytechnisch nur im leergefischten Flachwasserbereich bewegen, fangen Ideenlosigkeit und Vorhersehbarkeit irgendwann zu langweilen an. Das merkt man vor allem daran, dass einem das Schicksal der Hauptfiguren gleichgültig wird, zumal es bei derartiger Reißbrett-Anlage sowieso klar ist, wie das ausgeht.

      Zu dünn, zu einfallslos - kein Wunder, dass die verzweifelte Produktionsfirma zum Kinoauftritt mit dem peppigen Titel noch einen Rettungsanker in Richtung Mainstream auswarf.

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        RoboMaus 26.09.2019, 12:59 Geändert 27.09.2019, 05:59

        Die Briten und ihre sozialen Probleme...... und deren humoriges Aufbereiten in Gesellschafts-Dramödien. 'East is East' (1999) ist eine mehr davon: ein Pakistani hat vor 25 Jahren eine waschechte Engländerin geheiratet, die ihm sechs Söhne und eine Tochter gebar - nun geht es ans (Ver)heiraten der ältesten Söhne. Die Gegenwart des Plots ist 1971, eine Zeit, in der die westliche Gesellschaft massiv im Wandel war, wovon auch die Sprößlinge ergriffen sind - verheiratet werden mit einer Braut, die sie nicht einmal kennen, geht gar nicht, doch der zutiefst patriarchalisch auftretende Vater macht keine Kompromisse.......

        'East is East' hat ein paar Lacher und wird seinem Komödienanteil gerecht, ist aber immer dann am besten, wenn er sich auf der Dramaseite bewegt. Denn der Zündstoff innerhalb der Familie ist gewaltig und wächst mit sich verhärtenden Fronten, womit gleichzeitig das größte Problem der Handlung erscheint: meistens dann, wenn das Verhalten in Konfrontationen mündet und es eigentlich auf Konsequenzen hinauslaufen sollte, sind sich die Parteien plötzlich wieder einig und machen weiter, als wäre nichts gewesen. Das wirkt vor allem in H2 an einigen Stellen unglaubwürdig und nicht mehr nachvollziehbar, was schade ist: Potential eröffnet dieser Plot genug, und auch die Ausführung ist im Ansatz gelungen, doch scheut man sich wohl wegen des Komödien-Anspruchs, es konsequent umzusetzen.

        Immerhin bietet 'East is East' solide, wenn auch gezähmte Unterhaltung.

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          RoboMaus 25.09.2019, 12:40 Geändert 25.09.2019, 12:51

          Condor macht’s möglich: zu 'A Dog’s Way Home' (2019) kam ich, weil auf dem Flug in der Holzklasse nur zwei Filme zur Verfügung standen: die Alternative war ‚Dumbo‘, den ich später aus Verzweiflung auch noch angeschaut habe..... gegen Aufpreis gab’s das Upgrade zu Premium mit dem MCU und fast allen ‚Star Wars‘, diversen Action-Filmen und Animation – entweder schon gesehen, oder das meiste nicht geschenkt, geschweige denn für 9 Euronen.

          Also wagte ich einen Blick in diese klassische Hundestory mit dem Liebling, den es aus tragischen Gründen hunderte Meilen von zu Hause weg verschlagen hat und der allein den Rückweg findet. Die erste halbe Stunde ist schon beinahe abschreckend kitschig – vor allem Service für das Hunde-/Katzenfan-Zielpublikum, wenn auch mit ein paar guten Ideen. Doch der Solo-Trip von Bella, der Streunerin wider Willen, ist stark gezeichnet: die Gefahren, die Freundschaften und die CGI, mit der Wölfe und ein Puma in das Geschehen gebracht werden. Technisch ist das sehr gut gemacht - man muss schon genauer hinsehen, um zu erkennen, dass es nicht echt ist.

          Einige Situationen sind wahrhafte Tränenzieher, vielleicht sogar mehr noch als in 'Hachiko' (2009). Meine Serviette vom Bordmenü war komplett durchweicht (obwohl ich kein Hundebesitzer bin und nie einer war), doch das muss bei Condor nicht viel heißen: die Holzklassen-Serviette ist auffallend klein und dünn, kaum mehr als ein Streifen dreilagiges Klopapier.... eher wie zweilagiges. Die Flugbegleiterin schaute mich fragend an, als ich das durchweichte Stück auf das Tablett legte, während sie abräumte, aber der Film war zum Glück gerade aus, so dass Nachschub nicht nötig war.

          Ich würde ihn evtl. sogar noch einmal anschauen, aber nur nach Vorlauf-Überspringen des ersten Drittels. Für Hundefreunde gilt uneingeschränkt: nichts wie ran ;-)

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            RoboMaus 25.09.2019, 12:30 Geändert 27.09.2019, 07:02
            über Dumbo

            Die Real-Version des Disney-Zeichentrickklassikers von 1941 kann zwar mit einem stark animiert fliegenden Baby-Elefanten aufwarten, doch inhaltlich ist das zu eintönig und zu mager. Gewiss – welche Ansprüche darf man an einen Kinderfilm stellen? Es ist eher der Wunsch oder die Hoffnung des erwachsenen Mitsehers, dass der Film auch über Schema F hinaus beschäftigt oder unterhält, aber das ist in 'Dumbo' (2019) kaum der Fall, nicht einmal mit dem Einsatz des CGI-Elefanten. Wenn er fliegend in Erscheinung tritt, dann bis auf die letzte Viertelstunde immer im Zirkuszelt über die Köpfe der Menge hinweg. Das wird mit der Zeit etwas boring, genau wie die in jeder Situation vorhersehbare 08/15-Story vom Reißbrett: der böse Zirkusdirektor (Michael Keaton) trennt Baby- von Mama-Elefant, ekelt jeden raus, der ihm nicht passt (natürlich nur die Guten), erkennt vor lauter Gier nicht einmal die einfachsten Zusammenhänge und wirkt damit sinnlos böse, um lediglich einen bösen Charakter zu schaffen. Das ist einfach zu aufgesetzt, dramaturgisch noch auf dem Stand der 40er - es neu zu machen, heißt bei Disney anscheinend nur, neue Technik einzusetzen. Kaum überraschend, holte dieser Film seine Kosten nicht herein - etwas mehr darf es dann wohl auch bei Disney sein, und vielleicht hätte es nicht gerade Tim Burton sein müssen.

            Im Grunde uninteressant, doch der sympathische Dumbo macht das Ganze noch erträglich.

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              RoboMaus 24.09.2019, 07:00 Geändert 24.09.2019, 12:54
              über Colette

              Auf dem Papier ist 'Colette' (2018) fast der gleiche Film wie 'Miss Potter' (2008, Renée Zellweger): Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts konnte eine Frau keine Literatur veröffentlichen, doch die Aufklärung schuf allmählich die gesellschaftlichen Voraussetzungen dafür, dass die entschlossensten Autorinnen den Sprung wagen und ihre Werke mit eigenem Namen herausbringen konnten. Beide Biopics beleuchten den Werdegang solcher Frauen - eine in London ('Miss Potter') und eine in Paris ('Colette').

              Der gravierende Unterschied: während 'Miss Potter' die ergreifende, berührende Story vom Sprengen der gesellschaftlichen Fesseln und dem krönenden Erfolg der Autorin erzählt, beschränkt sich 'Colette' im Wesentlichen auf die Auseinandersetzung mit ihrem Mann. Auf zwei Drittel dreht sich der Plot damit im Kreis: Keira Knightley alias Colette schreibt mehr oder weniger bereitwillig Bücher für ihn, der zwar ein bekannter Autor ist, aber selbst nichts zustande bekommt und mit Ghostwritern arbeitet. So dümpelt der Plot zwischen Liebschaften lesbischer Natur und dem Treiben ihres Mannes, der die Einnahmen im Puff und mit dem Kauf unnötiger Dinge verjubelt, wodurch das Paar finanziell ständig am Abgrund steht. Aus ihren Erlebnissen entsteht der Stoff für Colettes Erfolgsromane. Erst zum Ende beginnt sie sich mit einer Varieté-Show zu emanzipieren, doch in dem Moment, wo sie ihr erstes Buch selbst herausbringt, ist der Film aus..... WTF? Jetzt geht es doch erst richtig los! Das lange Vorgeplänkel nur, damit im Abspann auf ein paar Tafeln die Story kommt, die eigentlich im Film hätte erzählt werden müssen?

              Immerhin ist das Fortkommen mit ihrem Mann ansprechend erzählt, so dass es noch für ordentliche Unterhaltung reicht, aber inhaltlich wirkt dieses Biopic sehr mager, als ob lediglich eine Einführung auf eindreiviertel Stunden gebläht wurde. Der Bedeutung dieser Frau als erstrangige französische Autorin wird das nicht gerecht.

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                RoboMaus 23.09.2019, 07:35 Geändert 24.09.2019, 11:17

                Jedem, der eine Familie hat, dürfte das Problem bekannt sein: Dinge verschwinden, wurden verlegt, oder werden in umöglichem Zustand vorgefunden. Wenn z.B. vom Klo die XXL-Bremsspuren ins Auge springen, war es natürlich keiner...... oder doch: wieder einmal waren es die Heinzelmännchen, in Amerika anscheinend 'The Borrowers' genannt (auf Deutsch: die Ausborger, oder einfach die Borger).

                Daraus strickte man 1997 diese Komödie mit John Goodman in der Hauptrolle - er spielt einen üblen Grundstücksspekulanten, der sich ein Haus erschleichen und es abreißen lassen will. Die nette Familie treibt er hinaus, doch er hat die Rechnung ohne die Borger gemacht......

                Im ersten Drittel ist die Auseinandersetzung der Hausbewohner mit den Borgern gelungen aufgezogen, doch danach wird das Storytelling eingestellt - der Plot driftet in die Dauerauseinandersetzung Goodman versus Borger, wobei die Oberhand ständig wechselt. Das ist zwar ein recht eindimensionales Katz- und Mausspiel, kann aber mit einigen guten Ideen punkten. Unter dem Strich ergibt sich akzeptable, vor allem familientaugliche Unterhaltung, die man besten mit Kindern bis 10 Jahre anschauen sollte. Deren Reaktion, wenn der böse Goodman auf die Mütze bekommt, könnte interessanter sein als der Film.

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                  RoboMaus 23.09.2019, 07:01 Geändert 23.09.2019, 07:45

                  "Prädikat wertvoll": eine deutsche Krimi-Komödie von 1969 mit der damaligen Crème heimischer Schauspieler wie Heinz Erhardt, Mario Adorf, Walter Giller und einer 27jährigen Hannelore Elsner. Allein sie war mir einen Blick wert - ich liebe die Optik der Frauencharaktere jener Zeit, mit den modischen Klamotten und aufgedonnerten Frisuren.

                  Ansonsten ist es leider wie erwartet - die Heist-Story um eine Rentnergang, die den üblen Profis um Mario Adorf die Beute vor ihrem Eintreffen wegräumt, ist zwar nett, aber so einfalls- wie zahnlos umgesetzt. Vor allem der Humor kommt reichlich angestaubt, so dass es hin und wieder eher zum Augendrehen als witzig ist. Zudem wirkt es manchmal zu betont theatralisch, als ob die Akteure auf einer Bühne vor Publikum stehen, und nicht vor einer Kamera. Nach einer halben Stunde fragte ich mich bereits, warum ich das überhaupt noch anschaue, da der Unterhaltungswert gegen null ging - ach ja, Hannelore Elsner.......

                  'Die Herren mit der weißen Weste' ist gewiss kein schlechter Film, und Freunde der alten, deutschen Komödie werden hier wohl ihren Spass haben. Eine sympathische Note kann man ihm nicht absprechen, doch diese Art von biederer Unterhaltung und Humor ist nichts für mich........ wäre da nicht Hannelore Elsner ;-)

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                    RoboMaus 22.09.2019, 17:45 Geändert 23.09.2019, 09:21

                    Sektenmilieu, Gruppenselbstmord, das lavafelsige Küstenambiente von Gran Canaria, und mittendrin eine Ermittlerin, die der Anführerin das Handwerk legen will, doch die hat sich beizeiten abgesetzt.....

                    'Cliff' / 'Acantilado' (2016) ist ein spanischer Krimi im klassischen Format, worin Ermittlungsarbeit 90 % des Plots einnimmt und der Unterhaltungswert über das allmähliche Enthüllen der Hintergründe und Zusammenhänge generiert wird. Das gestaltet sich interessant, aber nicht spannend, wobei das Tempo durchweg ruhig bleibt. Erst zum Ende, wo sich die Lage zuspitzt, entsteht spürbare Spannung durch einen gelungenen Schlusspunkt, der für manche Länge entschädigt.

                    Solide Unterhaltung, die man sich wohl nur einmal anschauen kann, falls man nach Jahren nicht vergessen hat, wo der Hund begraben liegt, um sich erneut mit der Ermittlerin auf den Weg zu machen.

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                      RoboMaus 22.09.2019, 09:09 Geändert 22.09.2019, 22:39

                      Die Nazis züchten wieder einmal Super-Soldaten - aber die nicht ausgereiften Experimente lassen sie zu unkontrollierbaren Zombies mutieren....

                      Dass J.J. Abrams 'Operation: Overlord' (2018) produziert hat, lässt immerhin auf eine starke technische Umsetzung schließen. Doch zur Sache geht es erst im letzten Drittel dieses eindreiviertel Stunden-Films. Zuvor ist es nur ein langatmiges, quasi storyfreies Geplänkel von über einer Stunde, worin ein paar Amerikaner kurz vor dem D-Day per Fallschirm in ein französisches Dorf kommen und sich dort gegen Nazis behaupten müssen. Das gestaltet sich weitgehend einfallslos und kann so gut wie keine Spannung generieren.

                      Allmählich kristallisiert sich das wirkliche Treiben der Nazis in diesem Dorf heraus, was einen lange uninteressanten Film zum Ende noch in das "geht so" hievt, aber zu einer krassen oder derb-witzigen Horrorshow reicht es nie, auch weil die Handlung zu schwach und zu vorhersehbar ist. Der weit bessere Film mit diesem Thema ist immer noch 'Frankenstein's Army' (2013), wo man zwar nicht das Budget für solchen Hochglanztrash hat, dafür aber schafft, was hier vor allem fehlt: Spannung und derb-üble Überraschungen.

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                        RoboMaus 22.09.2019, 08:24 Geändert 22.09.2019, 08:40

                        Die Fortsetzung der starken Animation mit Real-Hintergrund 'Die Winzlinge - Operation Zuckerdose' (2013) hat einiges der einstigen Frische eingebüßt. 'Abenteuer in der Karibik' (2019) kann zwar wieder mit dem Charme seiner wortlos trötenden, piepsenden und zirpenden Insekten punkten, aber die Handlung entspringt eher lose aneinandergereihten Schnipseln, als einer ansprechenden Story. Außerdem geht es zu sehr in Richtung Fantasy und absurde Situationen - weshalb lässt man z.B. die Marienkäfer-Hauptcharaktere Walnüsse und Äpfel zur Überwinterung horten, wobei einer problemlos einen ganzen Apfel durch die Luft transportiert? Von der "Luftballon-Schiff"-Überquerung des Atlantik ganz zu schweigen, oder den von 'Avatar' (2009) entnommen Inhalten.

                        Im Vorgänger war das spannender, witziger und nachvollziehbarer dargestellt, indem die Insekten-Charaktere eher ihrem natürlichen Lebensraum zugeordnet waren und sich dort gegen Gefahren und üble Gesellen behaupten mussten. Es nun anders zu machen, ist zwar ein guter Vorsatz, aber dafür eine stringente Handlung mit Stückwerk zu ersetzen und die Figuren streckenweise in einen abstrusen Fantasy-Rahmen zu stellen, macht es für mein Empfinden trotz ein paar guter Ideen weniger amüsant und kaum noch interessant oder gar spannend.

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                          RoboMaus 21.09.2019, 07:18 Geändert 21.09.2019, 21:49

                          Als 'Star Trek' schon lange von anderen Autoren gescriptet wurde, lancierte der legendäre Gene Roddenberry eine neue SF-Serie, die immerhin fünf Staffeln schaffte: 'Andromeda' (2000-2005). Das macht neugierig, auch wenn sich die Kritiken nicht gerade vor Begeisterung überschlagen.

                          Doch es folgt schnell die Ernüchterung: narrativ könnte das von einem Achtjährigen stammen - die Handlung beschränkt sich im Wesentlichen auf Angriffe feindlicher Schiffe mit immer derselben Dramaturgie (lange sieht es schlecht aus, dann kommt die Finte des genialen Kommandanten), sowie auf das gegenseitige Beharke und Kompetenzgerangel innerhalb einer Crew aus einem halben Dutzend Leuten. Optisch wirkt es billig - die CGI ist für das Jahr 2000 aus der zweituntersten Schublade, was dem Treiben einen trashigen Glanz verleiht, aber anfänglich einen gewissen Charme hat.

                          Mit der fünften Folge sank der Unterhaltungswert unter die Akzeptanzschwelle, weil es in jeder Folge mehr oder weniger dasselbe ist und anfängt zu langweilen. Immerhin habe ich insgesamt dreieinhalb Stunden durchgehalten, weshalb ich mich erdreiste, über diese Serie einen Kommentar zu schreiben, der sich wie die Bewertung natürlich nur auf die ersten fünf Folgen bezieht. Da jedoch vielen anderen Aussagen nach keine Aussicht auf Besserung besteht, ist hiermit definitiv Schluss.

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                            RoboMaus 21.09.2019, 06:35 Geändert 21.09.2019, 21:50

                            Ein weiteres Drama des unheilbar Kranken, dieses Mal aus deutschen Landen. Eine Gruppe aus Freunden um die vierzig Jahre bricht zur Radtour nach Belgien auf. Was verschwiegen wird: einer hat nur noch Wochen oder Monate zu leben, wobei sich sein Zustand zuletzt rapide verschlechtert hat. Nachdem sie unterwegs bei seiner Mutter (Hannelore Elsner) eingekehrt sind, lassen er und seine Freundin die Katze aus dem Sack. Die Stimmung geht in den Keller, weil keiner weiß, wie mit der Situation umzugehen ist. Peinlichkeiten bleiben nicht aus.....

                            Leider ist es mir nicht möglich, mich damit zu identifizieren, denn es würde mir nie in den Sinn kommen, meine Freunde in dieser Form zu kompromitieren. Die Wirkung von 'Hin und weg' (2014) ist somit verheerend: will ich mir einen Schwachkopf ansehen, der, anstatt in Würde zu sterben, so eine Show abzieht? Ich würde mich in Grund und Boden schämen. In der Folge erlebt man, wie sich die Freunde mit der Situation herumquälen, weil er z.B. nicht einmal mehr mit dem Fahrrad eine leichte Steigung schafft. Dazu die entsprechenden Dialoge..... welche natürlich irgendwann in den typischen Rührsel-Kitsch umschlagen.

                            Ja, gewiss, hier wird so richtig der Zusammenhalt auf die Probe gestellt; eine Aufgabe, an der alle wachsen, bla bla blub. Den Anspruch kann man dem Film zwar nicht absprechen, aber er bringt herzlich wenig, wenn bereits die Prämisse als Identifkationspunkt versagt und der Inhalt zu offensichtlich an den Haaren herbeigezogen ist, nur um auf der unheilbar krank-Welle mitzuschwimmen.

                            Deutsches Betroffenheitskino mit erhöhtem Fremdschämfaktor.

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                              RoboMaus 20.09.2019, 07:36 Geändert 20.09.2019, 15:41

                              Klitschko - *klitsch-klatsch*, und der Gegner liegt am Boden. Einmal durfte ich das live mitererleben, leider nur bis früh in die zweite Runde, wonach bereits Schluss war. So wie die beiden im und am Ring zusammenhielten, so stehen sie auch untrennbar in dieser Boxer-Doku: ein Name - zwei Giganten, die das Jahrzehnt der 2000er und danach bis 2014 dominiert haben, aber nie gegeneinander antraten.

                              Zur Zeit der Doku 'Klitschko' (2011) waren sie auf dem Gipfel ihrer gemeinsamen Karriere und hielten zusammen alle Schwergewichts-Weltmeistertitel der diversen Box-Verbände. Nur zweimal hatten sie jeweils Weltmeisterkämpfe im Zeitraum 2000-2004 verloren, was in der Doku überproportional behandelt wird: Jahre der Krise und die Wiederauferstehung danach. Es kann keine Rede davon sein, dass hier einseitige Schönfärberei und Lobhudelei betrieben wird, wie andernorts zu lesen. Mir erscheint 'Klitschko' als ausgewogenes Zeitdokument, das die Leistung der Brüder adäquat beleuchtet und dazu in der ersten Hälfte eine gelungene Darstellung der Vorgeschichte bis zum ersten Weltmeisterschaftskampf (1999) des älteren Vitali Klitschko gibt. Danach geht es sprichwörtlich Schlag auf Schlag - die Ausschnitte aus den Fights sind beeindruckend, zeigen, mit welcher Dominanz und Willensstärke die muskelbepackten zwei Meter-Hünen den Ring beherrschten. Allerdings ist niemand immer voll konzentriert oder fit - es kommt gut heraus, dass Unachtsamkeiten in dieser Boxklasse sofort und schwer bestraft werden, und das bekamen auch die Klitschkos zu spüren.

                              Wer ihre Kämpfe verfolgt hat, sollte diese Doku unbedingt anschauen, nicht nur wegen der Fights. Man erfährt viel über die Persönlichkeiten, ihre Ambitionen außerhalb des Rings, sowie die Hintergründe ihres Hochkommens in der Ukraine, wo sie das Desaster von Chernobyl als 10- bzw. 15-Jähriger aus der Nähe miterlebt hatten.

                              Auch auf volle zwei Stunden interessant, bewegend und unterhaltsam.

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                                RoboMaus 19.09.2019, 19:34 Geändert 20.09.2019, 08:04

                                Eva Green als Psycho-Mami, die plötzlich verschwindet und nicht mehr auftaucht: 'White Bird in a Blizzard' (2014) ist ein gelungener Mix aus ruhigem Thriller und Familiendrama, wobei Letzteres überwiegt. Green ist die Mutter einer zerrütteten Familie, deren einziger Spross (Shailene Woodley) der heimischen Lage entflieht, indem sie sexuelle Abenteuer sucht. In Rückblenden wird erzählt, wie sich die Lage zu Hause entwickelte und die Situation allmählich eskalierte. Der Grund für Greens Verschwinden bleibt jedoch bis zum Ende im Dunkeln, wobei die Auflösung leider etwas dürftig und vom Motiv her wenig glaubhaft geraten ist.

                                Eine solide Grundspannung besteht durchgängig, weil klar ist, dass von verschiedener Seite gemauert wird, und Woodley bei ihren Nachforschungen erst allmählich an gewisse Informationen gelangt. Davon lebt der Film, wie von einer überzeugenden Eva Green, die einem wirklich Angst machen kann. Zur Sache geht es allerdings nie - etwas mehr Drive hätte nicht geschadet, doch auch so ist das ordentliche Unterhaltung.

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                                  RoboMaus 19.09.2019, 13:53 Geändert 19.09.2019, 22:29

                                  Benoît Poelvoorde ist stinkreich, aber einsam - beeindruckt von einem beherzten Auftritt der mittellosen Virginie Efira, die das Wohl ihrer Familie über alles stellt, macht er ihr ein Angebot: er tilgt ihre Schulden und darf dafür drei Monate in ihr Familienleben eintauchen. Natürlich läuft es nicht so, wie er es sich vorgestellt hat.....

                                  'Familie zu vermieten' (2015) ist kein tiefgründiger Film, schafft es aber, seine Inhalte mit ein paar guten Ideen unterhaltsam an den Zuschauer zu bringen. Quasi ein Familiendrama der besonderen und amüsanten Art, das auch für ein paar Schmunzler gut ist. Poelvoorde und Efira gelingt es zwar, den Betrachter mit Charme für ihre Sache einzunehmen, aber inhaltlich ist es dagegen durchwachsen - einige der Situationen und Dialoge sind wacklig konstruiert, nur wenig glaubwürdig und wirken deplatziert (selbst im Rahmen einer Komödie); andere überzeugen wiederum und sorgen für einnehmende Momente.

                                  Unter dem Strich ergibt sich eine lockere, französische Sozial-Komödie, die noch für solide Unterhaltung sorgt. Mehr braucht es nicht in diesem Genre.

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                                    RoboMaus 18.09.2019, 07:13 Geändert 20.09.2019, 08:23

                                    Das Konzept der neueren britischen Komödien kommt leider alles andere als witzig: man nehme einen Haufen mehr oder weniger schrulliger Charaktere mit ihren Problemchen und Psychöschen, die sie mehr schlecht als recht verbergen und sich deshalb verhalten, als hätten sie alle leicht einen an der Klatsche. Das drückt sich durch entsprechende Mimik und pausenloses, belangloses Blabla aus, durchsetzt mit latentem Zynismus, womit sie gewollt erfolglos ihre Unsicherheit kaschieren. Wahrscheinlich ist das deshalb erfolgreich, weil viele Briten wirklich so sind, sich darin wiedererkennnen und das amüsant finden. Mag sein, doch wenn ich so etwas sehe oder höre, könnte ich schreiend davonlaufen, denn erstens fehlt jeglicher Identifikationspunkt, zweitens sind diese Charaktere uninteressant, drittens interessieren mich ihre Probleme nicht, und viertens nerven die Dialoge eher, als dass sie komisch oder gar witzig wären.

                                    Auf 'Juliet, Naked' (2018) trifft das zwar nur in abgeschwächter Form zu, ein gutes Stück entfernt von z.B. der unerträglichen Brit-Serie 'Fleabag' (2016+2019). Doch mit diesem Trend gerät es auch hier irgendwann zur witzlosen Zeitvergeudung, obwohl die Story zunächst attraktiv erscheint: Ethan Hawke ist ein vor 25 Jahren gefeierter Indie-Rockmusiker, der heute in manchen Kreisen immer noch verehrt wird. Seine Fans wissen nicht, dass er ein desillusionierter Loser ist, der sein Dasein als abgetauchtes Psycho-Wrack fristet, und posten wilde Spekulationen im Netz. Man will unbedingt mehr über ihn wissen und ihn ausfindig machen, was gelingt.... Das erinnert etwas an den grandiosen 'Searching for Sugar Man' (2012) und eröffnet viel Potential, das jedoch leider nur für langweiliges, kitschiges Tamtam nach dem oben beschriebenen Strickmuster genutzt wird. Der anfangs noch vorhandene Unterhaltungswert bewegt sich damit zur Mitte gegen null.

                                    Uninteressant.

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                                      RoboMaus 17.09.2019, 19:05 Geändert 19.09.2019, 07:48

                                      Ein seltenes Gefühl, Spitzenreiter in der FL-Bewertung zu sein, doch 'Dante 01' (2008) ist, zugegeben, kein leichter Brocken. Gewiss: abstrus, und nicht viel ergibt hier einen Sinn, aber mit entsprechender geistiger Vorbereitung lässt sich Einiges ausblenden. Die Frage nach Sinn und Zweck sollte sich hier nicht stellen - dass dieser Film eher ein audio-visueller SF-Arthouse-Streifen ist, war mir von Anfang an klar. Atmosphärisch und optisch ist der düstere SF-Psycho-Horrortrip sehr gelungen und entspricht auch inhaltlich alles andere als den Erwartungen an einen 4,4 Punkte-Film. Wohltuend stellt man fest, dass lange kein Schema F bedient wird und etliche gute Ideen in diesen Plot einfließen. Diese stehen jedoch mehr oder weniger isoliert im Raum und ergeben kein großes Ganzes, was schade ist.

                                      'Dante 01' fehlt eine ordnende Hand, die die Details dieses SF-Kleinods in einen Rahmen packt, der dem Zuschauer Halt bietet. Viel fehlt dazu nicht, und sei es nur der Verzicht darauf, im letzten Drittel doch noch auf massentauglich zu machen, indem wieder einmal der böse Charakter Unheil stiftet, während die Guten es zu richten versuchen: verdammte Standard-Dramaturgie. Der Films stand bis dahin bei 7-7,5, verspielt damit jedoch zum Ende seine schön aufgebaute Atmosphäre und Spannung. Der Schlusspunkt erscheint zudem nur mega-abstrus, um doch noch etwas der Originalität zu retten, der man zuvor begegnet ist. Dabei hätte es kaum mehr gebraucht, als die bisherige Schiene zu extrapolieren und das Teil so richtig derb enden zu lassen.

                                      Trotzdem, ein gelungener SF-Film, den ich jedem ans Herz legen möchte, der auch abseits von 'Star Trek' und der ausgetretenen, aber immer wieder begangenen Pfade im SF-Genre Unterhaltung findet. Wäre nur nicht das Ende.....

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                                        RoboMaus 17.09.2019, 16:41 Geändert 17.09.2019, 17:43

                                        Selten habe ich eine Doku zu einem seit Jahrzehnten etablierten Musiker/Künstler gesehen, die derart auf den Punkt gebracht ist wie die Arte-Produktion 'Kate Bush, la sorcière du son' (2018, deutsche Version).

                                        Ich war noch ein blutiger Teen, als Kate Bush mit ihrem ersten Album und 'Wuthering Heights' (1978) einschlug, quasi unter meinen ersten bewussten Wahrnehmungen von Rock-/Popmusik. Dem konnte man sich einfach nicht entziehen, obwohl ihre Musik damals wie heute nie in meinem Lieblingsbereich war (da geht es etwas härter zu). Deshalb nicht minder grandios - Viele wurden damals wie heute von Kate Bush in den Bann gezogen, was ein regelrechtes Kult-Following auslöst und in der Doku gut herauskommt. Z.B. in Form heutiger Massen-Veranstaltungen, wo alle(!) so gekleidet bzw. verhüllt sind, wie Kate Bush im Wuthering Heights-Video, und in sich selbst versunken exakt nach ihrer Choreographie abtanzen.

                                        An ihrer Entdeckung war kein Geringerer als David Gilmour (Pink Floyd) maßgeblich beteiligt, der sie zwei Jahre förderte und bis zu ihrem ersten Album aufbaute, wozu sich der ergraute Meister kurz äußert - welch ein Gespür. Sehr gut kommen ihr innovatives und musikalisch herausragendes Schaffen, wie auch ihr elfenhaftes, verschüchtertes Wesen heraus, das sie 35 Jahre von der Bühne fernhielt (seit 1979). Als sie damals noch auftrat, erfand sie das Head Set-Microphone, heute unerlässlich für tanzende Künstler wie z.B. Madonna. Die aus Kleiderhaken-Draht gebastelte Urversion bekommt man in einem kurzen Konzert-Ausschnitt zu sehen. Ihre sensationelle Konzertreihe war 2014 innerhalb von 15 min(!!) komplett ausverkauft, und das, obwohl sie seit 1993 im Schnitt nur noch etwa alle zehn Jahre ein Album herausbringt und jahrzehntelang nicht mehr zu sehen war.

                                        Eine Frau der Superlative und schon zu Lebzeiten ein Mythos, dem diese Doku gerecht wird.

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                                          RoboMaus 17.09.2019, 07:15 Geändert 17.09.2019, 09:23
                                          über Girl

                                          Ein Transgender-Drama mit einem sehr starken, sechzehnjährigen Viktor Polster als Lara, die im Körper eines Jungen gefangen ist. Sie wählt den Weg von Hormonbehandlung und OP-Geschlechtsumwandlung, was zum Einstieg bereits in unmittelbarer Zukunft liegt. Lara ist besessen vom Ballett und geht auf eine der besten Schulen, wo täglich langes, hartes Training angesagt ist.
                                          Genauer betrachtet ist 'Girl' (2018) ein Dokudrama - der Film besitzt so gut wie keine Story, und die Handlung ist so flach wie die Brüste von Polster. Bis fünf Minuten vor dem Ende ist man keinen Millimeter weiter als am Anfang und dreht sich inhaltlich wie mit einer Ballerina-Dauerpirouette auf der Stelle. Ständig wiederholen sich die Szenen: das immer gleiche Training in der Ballettschule, die jedesmal blutenden Zehen, das Misstrauen der anderen Mädchen, Vorsprechen beim Arzt; dazwischen Gespräche mit dem Vater um ihre Probleme. Viel mehr kommt hier nicht auf eindreiviertel Stunden. Gäbe es nicht die starke Leistung von Polster, die es ermöglicht, sich mit seinem Charakter Lara zu identifizieren und mitzufühlen, wäre dieser Film schlichtweg uninteressant. Denn er beschränkt sich lediglich darauf, den Hauptcharakter und seine inneren Konflikte zu beleuchten, versäumt es jedoch, dafür einen Rahmen bereitzustellen, der über das bloße Wiederholen von ohnehin schon mageren Inhalten hinausgeht.

                                          Dass sieben von elf Kommentierenden auf MP der Kritiker-Zunft angehören, sagt schon viel über 'Girl' aus: beliebt auf Filmfestivals und dort, wo der Anspruch mehr zählt als alles andere, aber vorbei am breiten Publikum. Wo ist das Problem? Weshalb kann man nicht auch solch eine Thematik so aufbereiten, dass kein zäher Schinken dabei herauskommt, der einen jede Viertelstunde auf die Uhr schauen lässt? Man hat doch auch den Anspruch, Aufklärung zu betreiben, die bedauernswerte Situation solcher Menschen der Gesellschaft näherzubringen, aber in derart narrativ einfallsloser Form funktioniert das kaum.

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                                            RoboMaus 16.09.2019, 07:15 Geändert 16.09.2019, 19:51

                                            Wenn der 72jährige Sylvester Stallone im mittlerweile achten Teil der Rocky-Saga nur noch eine Nebenrolle mit gefühlt 10-20 % Screentime hat, sollte er lieber ganz damit aufhören und das Franchise zu Grabe tragen.
                                            Wenn statt einer Boxerstory überwiegend aufgesetztes Familiendrama gezeigt wird, das mit klischeehaftem Emotionsgehaische anstelle wirklich bewegender Inhalte aufwartet, ist dieser 'Rocky'-Ableger nur noch eine Demonstration von Einfallslosigkeit.
                                            Wenn die wichtigsten Charaktere sich verhalten und sprechen, als ob sie permanent unter Depressionen leiden und ihren Psychiater schon drei Wochen nicht mehr gesehen haben, hat das nichts mehr mit dem Geist von 'Rocky' zu tun. Eher schon vergeht einem die Lust am Zusehen.

                                            'Creed II' (2018) ist leider nur noch ein unwürdiger Versuch von Anti-Ageing, der dem Franchise ein würdiges Begräbnis verweigert. Man bringt eine Doppel-Familiendrama-Story, worin nicht nur Apollo Creeds Sohn, sondern auch der von Ivan Drago aus 'Rocky IV' (1985) antritt. Für emotionalen Hype ist somit gesorgt, denn Drago tötete einst Apollo im Ring. Doch die Wirkung tritt nicht ein - träges, pathetisches Gerede dominiert diesen Plot, dessen ideenloses, vorhersehbares und aus alten Versatzstücken zusammengeschustertes Script bis auf die zwei Kämpfe überhaupt keine Spannung generiert. Leiden mit dem profillosen, dauerdepressiven Michael B. Jordan alias Adonis Creed? Von mir aus hätte ihn Dragos Sohn aus dem Ring dauerhaft in den Rollstuhl pusten können.

                                            ......und natürlich wieder volle zwei Stunden, wobei es nach dreiviertel der Laufzeit so langweilig wird, dass es eher das Abstellen provoziert. Immerhin ist der Endkampf standesgemäß inszeniert und versöhnt etwas, kann aber auch nichts daran ändern, dass 'Creed II' nur noch ein Abgesang auf das einst großartige 'Rocky'-Franchise ist.

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                                              RoboMaus 15.09.2019, 12:24 Geändert 15.09.2019, 20:39

                                              Nach krassem Beginn, der Laurence Fishburne als gnadenlosen Killer einführt, will er ein Mädchen beseitigen, das ihn zufällig beobachtet hat, sich aber in das Haus eines deprimierten Kriegsveteranen rettet. Fishburne kann eindringen, während der Veteran mit dem Mädchen im oberen Stockwerk verharrt. Es entwickelt sich im Wesentlichen ein Kammerspiel, worin man sich neben beiden Enden der Treppe mit der Knarre in der Hand und viel Gerede belauert - ansonsten passiert kaum etwas. Spätestens zur Mitte stellt sich die Frage, wie lange man sich dieses höchst eindimensionale, pathetische Beharke noch geben will, da es weder interessant ist, noch Spannung generiert.

                                              Ein Blick auf die gnädige Laufzeit von nur 76 min (ohne Abspann) verhindert vorerst den Vorlauf. Doch selbst im letzten Drittel, wo man allmählich eine Steigerung der Ideen und Spannung in Richtung Showdown erwarten könnte, wird es nur wenig besser. Zumal sich immer deutlicher die Frage stellt: weshalb fackelt der verletzte Fishburne die Holzbude nicht einfach ab (immerhin kommt er selbst schon früh auf diese Idee; der angebliche "Trumpf" des Veteranen hat doch, genau betrachtet, keine Relevanz)?

                                              Langatmiges, ausgetretenes Geschwurbel.

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                                                RoboMaus 15.09.2019, 08:40 Geändert 15.09.2019, 16:53

                                                Amerikanische, konservative Politik im Format einer Realsatire, welche ihren Fokus auf Dick Cheney legt, der unter Bush Jr. von 2001-2009 Vize-Präsident war. De facto war jedoch er der Entscheidungsträger für den unerfahrenen Bush, der Strippenzieher im Hintergrund, v.a. in der Außenpolitik. Das deutet sich sogar auf Wikipedia an: "...the most powerful vice president in American history. ...one of the most unpopular politicians in the history of the US, holding an approval rating of just 13% at the time of leaving office".

                                                Kein Wunder, also, dass irgendwann eine cineastische Abrechnung kommen musste, welche Andy McKay in Form von 'Vice' (2018) vorlegt. Dafür konnte er mit Christian Bale als Cheney, Sam Rockwell als Präsident Bush Jr. und vor allem Steve Carell als Donald Rumsfeld einen exzellent auftetenden Cast präsentieren. Cheneys Werdegang wird von den mittleren 60ern an beleuchtet, als er noch ein Trunkenbold und Nichtstuer war (genau wie Bush Jr. in den 80ern/90ern) - von solchen Leuten wurde Amerika regiert! Zwar verstörend, aber auch genau in das Bild passend. Dass ihr Krieg gegen Saddam Husseins Irak auf gefaketen "Beweisen" beruhte, war schon damals jedem klar, der nicht hinter dem Mond lebte. Ebenso wie die Tatsache, dass diese Idioten den gesamten Nahen Osten destabilisierten und sich faktisch als Gründungsväter des IS rühmen dürfen. Inhaltlich serviert McKay überwiegend kalten Kaffee, der andernorts schon zu oft aufgewärmt wurde, und kann damit kaum beschäftigen, auch wenn die satirische Aufarbeitung ein amüsantes Element hinzufügt. Es fehlen jedoch zündende Ideen und Biss, um daraus eine krachende, gerne auch witzige Satire zu machen und das Trio Bush-Cheney-Rumsfeld unterhaltsam als das darzustellen, was es wirklich war: eine Bande skrupelloser, kriegstreibender Schwachköpfe.

                                                Am überzeugendsten ist der grandiose Auftritt von Carell, Bale und Rockwell, was den Eindruck auf ein "ganz gut" hebt, jedoch nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass McKay zu viel des satirischen Potentials verschenkt und sich zahnlos hauptsächlich auf bereits mehrfach abgestecktem Terrain bewegt.

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                                                  RoboMaus 14.09.2019, 16:17 Geändert 15.09.2019, 07:17

                                                  'Fever Pitch - Ballfieber' (1997) - dem Anschein nach eine Komödie über den britischen Fussball und seine Fans, die in charmant-amüsanter Weise brennende soziale Probleme aufarbeitet, wie man es aus manch gelungener Brit-Produktion kennt. Doch weit gefehlt: 'Fever Pitch' ist vordergründig ein Beziehungsfilm, worin ein Die Hard-Arsenal-Fan in den späten 80ern mit einer Lehrerin zusammenkommt, die mit Fussball nicht das Geringste am Hut hat. In kurzen Rückblenden wird dargestellt, wie er als Junge in den späten 60ern durch seinen Vater die Liebe zum Fussball entdeckte. Mehr passiert kaum. Die Story dreht sich mit der unmöglichen Beziehung lange im Kreis: er liebt Arsenal mehr als sie, trainiert eine Jugendmannschaft, und sie versucht es irgendwie zu tolerieren, was in kaum interessante Dialoge und Auseinandersetzungen mündet. Witzig ist das überhaupt nicht - der Film ist wieder einmal dem falschen Genre zugeordnet: wir sind hier im Beziehungs-/Gesellschaftsdrama, wenn auch in aufgelockerter Form.

                                                  ....schon vor der Mitte zum ersten Mal auf die Uhr geschaut, dann in das letzte Drittel geschleppt, aber es ändert sich nichts. Nur more of the same. In einer der wiederholten Streitereien um wiederholte Inhalte fing ich an, den Kommentar zu schreiben - das hat in meiner Kinowelt nichts mehr mit Unterhaltung zu tun. Für einen Fussballfan, der Woche für Woche im Stadion ist und seiner Mannschaft die Treue hält, mag das Unterhaltungswert besitzen, weil er sich hier evtl. wiedererkennt und seine Probleme verstanden fühlt. Wem Samstags die Sportschau reicht und wem es egal ist, ob und wie sich zwei grundverschiedene Leute mit/trotz all dem Stress zusammenraufen, dürfte hier lediglich dem Schlusspfiff entgegenfiebern.

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                                                    RoboMaus 14.09.2019, 08:35 Geändert 15.09.2019, 21:39

                                                    Jack White - wer kennt ihn nicht von seinem Song 'Seven Nation Army' (2003)? Mancher weiß wahrscheinlich nicht, dass das Riff von ihm ist, wenn er es im Fussballstadion gröhlt, aber es ist immer und überall Jack White. Doch das war früher, das waren die White Stripes mit einem unverbrauchten Indie-Rockmusiker, dem die guten Ideen aus dem Hut sprudelten. So viele, dass er nebenher noch eine Band hochzog: The Raconteurs mit ihrem starken Debut-Album 'Broken Boy Soldiers' (2006). 2010 stieg er auf eine Solo-Karriere um, doch die seither erschienenen drei Solo-Alben sind zumindest in meinen Ohren nicht das Gelbe vom Ei, schon gar nicht, wenn er auf die Hip-Hop-Schiene schwenkt.

                                                    So erlebt man in 'Jack White: Kneeling at the Anthem D.C.' (2018) ein Indie-Rockkonzert, das zwar eckig und kantig klingt, es aber an der musikalischen Qualität von einst vermissen lässt. Das wird einem schmerzlich bewusst, wenn er zum Ende noch 'Seven Nation Army' anstimmt. Gewiss, Musik ist immer Geschmackssache - Mancher wird gerade diesen Jack White dafür loben, dass er endlich das letzte Quäntchen Main Stream aus seinem Schaffen entfernt hat. Und gewiss ist das kein schlechtes Konzert, doch ich würde eins der White Stripes von 2007 vorziehen.

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