RoboMaus - Kommentare

Alle Kommentare von RoboMaus

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    RoboMaus 10.08.2019, 07:17 Geändert 10.08.2019, 09:06

    Unweigerlich wird man mit 'The Burrowers' (2006) an 'Tremors' (1990) erinnert: Monster, die dicht unter der Erde lauern, bei Anwesenheit von Menschenbeute aus ihrem Loch kommen und zuschlagen. Die Variante: hier sind sie stationär und keine Würmer, sondern haben Gliedmaßen. Das Creature-Design gefällt mir, kommt aber erst am Ende zum Tragen. Zuvor sieht man sie nur im Dunkel vorbeihuschen oder sich über ihre Opfer hermachen. Für ein B-Movie ist das technisch ordentlich gemacht.

    Das große Manko: der Film hat so gut wie keine Handlung. Man sieht nur etwa zehn Männer, die durch die Prärie ziehen, sich wahlweise streiten, Kaffee kochen, einen Indianer foltern, rumlabern oder sonstwie die Zeit vertreiben (90 % Screentime in H1), wobei nachts die Kreaturen ihren Tribut zollen. Das ist einfach zu wenig und langweilt schon im ersten Drittel - man bleibt im Grunde nur in der Hoffnung dabei, dass es doch noch lebhafter und inhaltlich besser wird. Erst in H2 verdichtet sich die Intensität der Auseinandersetzung allmählich so weit, dass man nicht mehr das Gefühl hat, aus Langeweile abschalten zu müssen. Nur deshalb ist der Gesamteindruck gerade noch ein "geht so", aber es würde voll und ganz reichen, diesen Film zur Mitte zur starten - dann bekäme man eine ordentliche Monsterhatz in Serien-Episodenlänge.

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      RoboMaus 09.08.2019, 18:02 Geändert 09.08.2019, 18:25

      Wenn man in einem Film zwanzig Minuten vorspult und nicht das Gefühl hat, auch nur das Geringste verpasst zu haben, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass die Handlung dünn wie ein Blatt Papier ist. So auch bei 'Catch a Fire' (2006) - dabei geht es hier inhaltlich alles andere als trivial zu: in den 80ern ist das südafrikanische Apartheid-Regime mit allen Mitteln bereit, seine Macht zu verteidigen. Willkür und Folter sind an der Tagesordnung, was natürlich die Gewaltbereitschaft der geknechteten schwarzen Bevölkerung erhöht. Ein zuvor gemäßigter Schwarzer radikalisiert sich..... dazwischen springt Tim Robbins als leitender Polizist herum.

      Doch die Umsetzung dieser wahren Geschichte ist alles andere als bewegend. Viel zu lange und zu ausführlich werden die Charaktere und ihre Umgebung beleuchtet, es wird gechantet, Reden geschwungen und meistens nur das gezeigt, was einem ohnehin schon klar ist.

      Eher ein langatmiges Schicksalsdrama als ein Politthriller, und völlig zurecht ein gnadenloser Kinoflop (6 Mio.$ eingespielt bei 14 Mio. Kosten).

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        RoboMaus 09.08.2019, 15:24 Geändert 09.08.2019, 17:15

        Es liegt wohl am beliebten Original von 1973, dass 'The Wicker Man' (2006) so unterschiedlich, aber im Schnitt eher schlecht bewertet wird. Meistens kann ich Neuverfilmungen mehr abgewinnen, vor allem wenn die Originale aus den 70ern stammen, weil mir das 70er-Kino allein in der Form oft überhaupt nicht zusagt (zäh, langatmig, dialoglastig, naiv), und das ist auch hier so. Damit gehöre ich wohl zu den Wenigen, die diese Version wesentlich besser bewerten als das Original (4,5).

        Von Beginn an gelingt es Neil LaBute (Regie) und Nicolas Cage, eine bedrohliche Atmosphäre und einen schönen Handlungsfluss aufzubauen, was eine solide Grundspannung erzeugt. Die Mystery-artige Story um ein verschwundenes Mädchen, worin er als Polizist auf einer Insel unter zurückgezogenen, mauernden Einwohnern ermittelt, ist clever aufgezogen, gibt nie zu viel Preis und steigert sich bis zum Ende in der Intensität. Der daraus entstehende Spannungsbogen ist optimal, wenn auch nicht sehr hoch. Zum Nägelkauen ist das nicht, aber so einnehmend, dass man unbedingt wissen will, was hinter alldem steckt, das von Cage zutage gefördert wird.

        Vor allem Cage überzeugt, aber auch seine betagte Widersacherin Ellen Burstyn ist aus dem Holz geschnitzt, das einen glaubhaften, in ihrem Fall beunruhigend gelassenen Charakter ausmacht. Starke Unterhaltung mit Thrill.

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          RoboMaus 09.08.2019, 08:10 Geändert 09.08.2019, 14:55

          In erster Linie ist 'The Reach' (2014) wohl ein Werbefilm für den damals ultimativen Mercedes Benz-Geländewagen: 3-achsig, High End-Ausstattung mit allen Schikanen, einschließlich Bar und Grill. Wahrscheinlich hat allein das schon den ganzen Film finanziert, auch die Gage für Michael Douglas als schießwütiger, reicher Kotzbrocken-Opi, der beim Jagen auf alles ballert, was nicht schnell genug in einem Loch verschwindet - dummerweise auch ein Mensch, den er im Gegenlicht für Wild hält....

          Seinen Führer und Zeugen der Tat, Jeremy Irvine, will er daraufhin in der Wüste verrecken lassen, doch der kennt sich aus - es beginnt ein Katz- und Mausspiel, das gute Ideen und Spannung liefert, bis die Plotholes im letzten Drittel überhand nehmen. Leider wird es ab Minute 57 derart unlogisch und hanebüchen, dass der schön aufgebaute Plot in der Wüstensonne etwas zusammenschmilzt, doch unter dem Strich reicht es noch für solide Unterhaltung mit einem überzeugend skurpellosen Michael Douglas, der genüsslich seinen Martini aus der High End-Gelände-Bar schlürft, während Irvine in der Sonne schmort.

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            RoboMaus 09.08.2019, 07:10 Geändert 09.08.2019, 09:14

            Jetzt muss ich mir erstmal einen Schuss setzen, um über diesen Film hinwegzukommen, aber macht das lieber nicht und bleibt am besten ganz weg vom Crystal Meth, diesem Teufelszeug. Mein Dad macht das richtig - der zieht sich manchmal seine Koks-Line rein, und gut ist's. Wäre ich nur auch so ein Vorbild für meine Familie, aber ich werde eines Tages sowieso auf dem Klo verrecken, was für alle das Beste ist. Die müssten sich keine Sorgen mehr um mich machen, und ich müsste mir ihren Scheiß nicht mehr anhören und mir nicht jeden Tag überlegen, wo ich das Geld für den nächsten Schuss herbekomme. Apropos Geld: in meinem Biopic 'Beautiful Boy' (2018) könnt ihr sehen, dass das überhaupt kein Problem ist - ich habe null Einkommen, mein Dad hat den Geldhahn abgedreht, und trotzdem bin ich immer gut versorgt. Ist das nicht herrlich? Aber wozu zeigen die, dass ich meinem kleinen Bruder einst acht Dollar geklaut habe? Das hat doch nur für eine Schachtel Kippen gereicht.....

            Ihr wisst ja, wie das beim Film ist: da wird gerne etwas übertrieben oder unter den Teppich gekehrt. Auf die Darstellung kommt es an - schließlich soll hier mit meinem Beispiel abgeschreckt werden, wozu die Gutmenschen von amazon den Geldbeutel aufgemacht und diesen Film produziert haben. Sogar Steve Carell haben sie dafür als meinen Dad engagiert. Wenn ich daran denke, wieviel Meth ich dafür gekriegt hätte, wird mir übel, und wenn ich den Film sehe, auch. Mal ehrlich, Leute: zwei Stunden dreht sich die Handlung nur im Kreis. Ich bin auf Meth, und mein Dad versucht mich rauszuholen. Das gelingt natürlich nicht, weil man vom Meth nie loskommt; also werde ich rückfällig und alles beginnt von vorn. Wie heißt dieses Wort nochmal? Ach ja: "narrativ". Also, narrativ ist das nur einfallsloses Holzhammerkino - die scheinen wirklich zu glauben, dass ihre Message eindringlicher wird, je öfter sie es wiederholen. Arme Irre.

            Aber es gibt ja noch die Tricks aus der Gefühlskiste. Mit meinem Dad muss man schon Mitleid haben - mehr als mit mir, denn ich verrecke sowieso irgendwann auf dem Klo. Habe ich schon gesagt? Sorry, das liegt am Meth - da vergisst man alles so schnell. Wenn er rumheult, und erst meine Mom....... da könnte sogar ich fast etwas Mitleid bekommen. Aber nur fast - für die Empathen unter euch wird es wohl reichen, vor allem wenn dazu dieser E-Piano-Dudelscore einsetzt, der einem so wunderbar die Tränen aus der Drüse zieht.

            Ich bin erst 18 und kenne mich im Film nicht aus, habe aber schon einige aus den 90ern gesehen. Alter, es gab wohl wirklich eine Zeit, in der man noch eine Story erzählt hat und die Handlung einen packt, während man heute versucht, den Leuten mit Taschenspielertricks und minimalem Inhalt in der Wiederholungsschleife eine Message einzutrichtern. Habe mir jetzt vorgenommen, jeden Tag einen 90er-Film zu sehen, damit ich noch etwas vom Leben habe, bis ich eines Tages auf dem Klo verrecke - habe ich schon gesagt? Sorry.

            ......und falls es jemand noch nicht mitbekommen hat: Drogen sind Scheiße, aber nicht das, was mein Dad nimmt ;-)

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              RoboMaus 08.08.2019, 16:50 Geändert 08.08.2019, 19:51

              Uma Thurman ein paar Jahre vor ihrer massiven Gesichts-OP - hier erkennt man sie noch sofort. Ein Pluspunkt, da ich sie gerne sehe, doch viel mehr Positives lässt sich zu 'Meerjungfrauen ticken anders' (2010) kaum sagen.

              Menschen, die wahlweise sitzen oder stehen und sich unterhalten - das beschreibt erschöpfend, was in diesem Film passiert. Doch nicht ganz: manchmal unterhalten sie sich auch im Gehen. Folglich bleibt nur der Inhalt der Konversationen, womit sich Michael Angarano bemüht, Uma Thurman von ihrer unmittelbar bevorstehenden Heirat abzuhalten und zurückzugewinnen. Doch leider geht es hier alles andere als prickelnd zu, was bereits nach einer halben Stunde in das ohnmächtige Gefühl von Langeweile umschlägt...... und es wird nicht besser.

              So sieht zerredete Romantik aus: langatmiges, belangloses Geschwafel im Dauermodus, das versucht originell und zuweilen witzig zu wirken, doch weder amüsiert, noch ausreichend unterhält - nicht zuletzt auch, weil der Film darüber hinaus keine Handlung hat und den Zuschauer nicht beschäftigen kann.

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                RoboMaus 08.08.2019, 15:17 Geändert 08.08.2019, 19:42

                Ja, die korrupte Polizei - immer wieder ein beliebtes Thema für das Subgenre 'Polizeithriller', aber es ist auch immer dieselbe Story mit erstaunlich geringer Variation. 'Dark Blue' (2002) bildet darin keine Ausnahme, könnte aber packend aufgezogen sein. Doch auch die Umsetzung ist nicht besonders einfallsreich, versucht eher mit überzeichneten Charakteren, Verhaltensweisen und Aktionen zu punkten, was den Plot unglaubwürdig macht (als ob z.B. der aufrechte Cop sich dazu bringen lassen könnte, einen knienden Gefangenen in der Öffentlichkeit einfach abzuknallen, obwohl auch noch ein Mädchen vom Fenster aus zusieht, evtl. noch andere Zeugen.......Schwachsinn).

                Immerhin überzeugt die starbestückte Darstellerriege mit Kurt Russell in der Hauptrolle des korrupten Revolverhelden-Cops, daneben Brendan Gleeson als noch korrupterer Chef und Ving Rhames als Widersacher, der den Sumpf trockenlegen will. Die Atmosphäre stimmt, und es kommen in der letzten halben Stunde endlich Spannung und Bewegung in diesen zu lang geratenen Streifen. Schade, dass er inhaltlich auf weite Strecken nur Stangenware liefert, die sich noch dazu kaum ernst nehmen lässt und etwas langatmig umgesetzt ist: knappe zwei Stunden hätte 'Dark Blue' nicht laufen müssen.

                Narrativ schwach, zu holzhammermäßig überzeichnet, aber noch einigermaßen unterhaltsam.

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                  RoboMaus 08.08.2019, 07:28 Geändert 08.08.2019, 11:35

                  Die umtriebige Bette Midler in einer klassischen Beziehungskomödie - auf der Hochzeit ihrer Tochter trifft sie ihren verhassten Ex-Mann und sprengt die Veranstaltung, doch zur Überraschung aller finden die beiden wieder zusammen, was ein Beziehungskarussel mit Ehebruch als Schmiermittel anwirft......

                  'That Old Feeling' (1997) geht damit in Richtung Screwball, aber zum Glück in milder, nicht so überdrehter Form. Wer solche Komödien mag, ist hier gut aufgehoben. Ich mag sie nicht, kann aber mit dieser milden Form leben, weil es nicht nervt und die Handlung ansprechend und amüsant genug für noch akzeptable Unterhaltung ist. Dazu tragen auch die sympathisch gezeichneten Charaktere, allen voran Bette Midler, und das typische 90er-Flair bei. Einmal reicht jedoch für alle Zeiten.

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                    RoboMaus 07.08.2019, 16:33 Geändert 07.08.2019, 18:40

                    .....und wieder ein History-Actioner aus China, diesmal zwar nicht im Mittelalter, sondern Anfang des 20.Jh., aber das macht technisch kaum einen Unterschied: es geht auch in 'Fearless' (2006) nur mit Martial Arts und Schwertkampf zur Sache, wobei die Schwerkraft keine Rolle spielt.

                    Jet Li spielt eine chinesische Kampfsportlegende, die im Ring sowohl den arroganten britischen Kolonial-Kämpfern, wie auch der eigenen Konkurrenz zeigt, wo der Bartel den Most holt. Allerdings erschöpft sich damit schon die erste Hälfte: die Fights sind nicht schlecht, aber auch immer dasselbe, und wenn ausser einer dumpfen Wettbewerbs-/Rachestory nichts dazukommt, wird das irgendwann langweilig. In H2 geht der geläuterte Held ins selbstgewählte Pampa-Exil, bis ihn natürlich wieder die Vergangenheit einholt und der Plot an seinen Ausgangspunkt zurückkehrt...... wie früher bei Muttern, wo es das Essen, das ich mittags nicht wollte, abends aufgewärmt gab.

                    Einfallsloses, pathetisch aufbereitetes Genre-Schema F.

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                      RoboMaus 07.08.2019, 14:33 Geändert 08.08.2019, 07:38

                      MP: "Actionfilm" - genau das trifft nicht zu, obwohl er auf dem Papier wie der typische China-History-Fantasy-Actioner klingt, worin im Mittelalter oder der Antike angesiedelte Fights mit viel greenscreen-gummibandgestütztem Durch-die Luft-Gewirbele umgesetzt werden.

                      'The Assassin' (2015) ist ganz anders, eher ein Arthouse-Produkt, das extrem langsames Tempo und lange Einstellungen als Stilmittel benutzt, wobei der Handlungsfortschritt minimal bleibt. Als nächster Stil-Vergleich fällt mir Refns 'Valhalla Rising' (2009) ein, wobei der allerdings weitaus härter und zupackender ist, wohingegen 'The Assassin' eher noch eine Story zu erzählen hat, die aber trotzdem rudimentär bleibt: eine verstoßene Thronfolgerin wurde im Geheimen zur Kampfmaschine ausgebildet und führt Mordaufträge aus. Nun soll sie den ihr einst Versprochenen umbringen, was einen Gewissenskonflikt auslöst - der Plot lebt inhaltlich vor allem von der Frage, ob sie es letztendlich macht oder nicht. Daneben gibt es noch etwas Gerangel um Machtpositionen.

                      Klar im Vordergrund stehen die wortkarge, melancholische Atmosphäre und eine gelungene Optik, worin der interessante Charakter der Killerin etwas Spannung um ihre letztliche Entscheidung einbringt. Die kurzen Kampfszenen liegen bei gefühlt nur 5 % Screentime, wobei man auf "Luftkämpfe" verzichtet. Sie sind zwar wohlgesetzt, kommen aber insgesamt zu selten, wie überhaupt zu wenig passiert, was das Folgen erschwert.

                      Deutlich besser als diese dumpfen China-History-Actioner nach Schema F, aber zu betont artsy (wenn auch ansprechend), zu getraaagen und inhaltlich zu dünn, um das ab und zu einsetzende mentale Abschalten zu verhindern.

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                        RoboMaus 07.08.2019, 06:57 Geändert 07.08.2019, 10:44

                        Wenn Dennis Hopper in 'Easy Rider' (1969) nicht den Freiheits-Motorrad-Märtyrertod gestorben wäre, könnte man 'Flashback' (1990) als Sequel auffassen: Hopper sitzt als Alt-Hippie-Rebell im Knast und muss von FBI-Grünschnabel Kiefer Sutherland zur Verlegung im Zug begleitet werden. Mit Hopper in dieser Rolle spielt der Plot unweigerlich auf den ikonischen endsechziger Film an, was sich auch im Score ausdrückt: nur Songs jener Epoche, wobei 'Born to be Wild' natürlich nicht fehlen darf.

                        Doch Genre und Handlung sind gänzlich anders gelagert: 'Flashback' ist eine Komödie, die lange nur vom gegenseitigen Beharken und Austricksen von Hopper und Sutherland lebt, was sich vor allem in Wortwechseln ausdrückt. Die Aktionen, mit denen sie wechselseitig die Oberhand gewinnen, sind dabei eher klamaukartig. Da dem Plot eine ernsthafte Komponente abgeht, muss man das Auskommen der beiden zur Unterhaltung mindestens amüsant finden, was in meiner Wahrnehmung zutrifft. Andere mögen das zum Brüllen finden, während wieder Andere wohl sagen: was soll der Blödsinn?

                        Im letzten Drittel driftet 'Flashback' in eine Art Hippie-Revival mit einer bezaubernden Carol Kane, die den dringend benötigten Kontrast zu Hopper & Sutherland liefert und den Film aufwertet. Leichte 90er-Unterhaltung, der mehr Biss anstelle von albernen Aktionen und Wortgefechten nicht geschadet hätte.

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                          RoboMaus 06.08.2019, 08:07 Geändert 08.08.2019, 09:57
                          über Lion

                          Schmerz, lass' nach....

                          Indien, 1986, True Story: ein kleiner Junge wird aus Versehen in einem Zug eingesperrt und gerät auf eine Odyssee, die ihn weit fort des Heimatdorfes bringt. 'Lion' (2016) erinnert damit zunächst an 'Slumdog Millionaire' (2008) und erzählt die bewegende Story von obdachlosen Kindern, den Häschern, dem Freundschaftschließen und davon, wie wertvoll ein Stück Pappkarton als Schlafunterlage sein kann.

                          Ein starker Film tut sich auf, der jedoch nach dem ersten Drittel das Storytelling weitgehend einstellt: nachdem der Junge von Australiern adopiert wurde, darf man hauptsächlich seinem Auskommen mit Ziehmutter Nicole Kidman und ihrer Familie beiwohnen. Er wird älter, hat Probleme mit seiner Freundin und mit sich selbst, weil er unbedingt in seine Heimat zurückmöchte, aber nicht weiß, wohin. 'Lion' wird zum eintönigen Familien- und Beziehungsdrama, das sich inhaltlich im Kreis dreht und nach der Mitte schon die Frage aufwirft, wie lange das noch so weitergeht - immerhin läuft der Film knapp zwei Stunden.

                          Gewiss - wir sind hier im Gefühlskino, und Gefühle müssen transportiert werden. Die Frage ist nur: wie? Für mein Empfinden wird das in der Phase mit Kidmans Familie zu dick und vor allem zu lang aufgetragen, nur um herauszustellen, dass er soooolches Heimweh hat. Mit Verlaub - dafür muss man doch nicht bald eine Stunde abstellen, wenn man sonst nichts zu erzählen hat. Nach dieser ausgedehnten Durststrecke setzt Garth Davis (Regie) ein ergreifendes Finale, das wohl die allermeisten Bewertungen hier in die Höhe katapultiert hat, so auch meine, womit sich ein ambivalenter Film ergibt: starker Beginn, großartiges Gefühlskino am Ende, doch die halbe Laufzeit dazwischen muss man im Durchhaltemodus verbringen.

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                            RoboMaus 05.08.2019, 17:23 Geändert 05.08.2019, 17:45

                            Das sympathische Chaos-Duo in einer 45 min-Folge: 'Tom und Jerry treffen Sherlock Holmes und Dr. Watson' (2010) sagt schon im Titel, worum es geht. Sie ermitteln neben dem wohl berühmtesten Detektiv der Literaturgeschichte und seinem Assistenten. Die Story um den wiederholten Klau von superteuren Diamanten ist ansprechend und lässt Tom & Jerry mit einigen amüsanten und witzigen Ideen auftreten, ohne nur das übliche, pausenlose Hin und Her der beiden, wobei jeder ständig versucht, dem Anderen eine plumpe Falle zu stellen.

                            Gelungene Unterhaltung für alle Altersklassen.

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                              RoboMaus 05.08.2019, 15:20 Geändert 06.08.2019, 00:06

                              Charakterdarsteller goes Actionheld - was den 54-jährigen Sean Penn bewog, sich die Muskeln aufspritzen zu lassen und in die Riege von Sly, Neeson & Co einzutreten, weiß wohl nur er. Immerhin ist es eine gute Voraussetzung, wenn jemand auch in dieser Rolle einen stark gespielten Charakter an den Zuschauer bringt - in diesem Punkt lässt sich Penn nicht lumpen.

                              'The Gunman' (2015) startet interessant: Bergbau im erzreichen Kongo, im Umfeld extremer Korruption und alltäglicher Gewalt, worin Penn als Auftragsmörder unterwegs ist. Der Mix aus Wirtschaftskrimi und hartem Thriller überzeugt, stellt jedoch bereits nach einer halben Stunde den Dienst ein und verkommt zu einer verkomplizierten Love Story mit einfallslosem Search & Destroy. Die Bösen sind hinter Penn her, doch er entzieht sich aus mehr oder weniger aussichtsloser Position immer wieder dem Zugriff und macht die Gegner platt, was sich in wunderbarer Vorhersehbarkeit wiederholt und spätestens nach dem Mitteldrittel langweilt. Zudem wirkt die dahinterstehende Verschwörung reichlich an den Haaren herbeigezogen und dient nur dazu, dem Treiben der Bösen so etwas wie einen Sinn zu verleihen. Um den Helden heldenhafter zu machen, ist er auch noch unheilbar krank und kämpft gegen seine eigene Schwäche. Das soll wohl Spannung und Mitgefühl erhöhen, erscheint jedoch eher unglaubwürdig-pathetisch, ebenso wie die Moralkeule zum Ende hin. Handlung, Aktionen und Dramaturgie sind somit reine, hunderte Male gesehene Stangenware.

                              Nach einem Drittel stand dieser Penn bei 7 Punkten, sank kontinuierlich ab und landete bei 5,5, als der Abspann einsetzte. An seiner Leistung liegt es nicht, außer dass er auch noch zu diesem Drehbuch beitrug......

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                                RoboMaus 04.08.2019, 07:14 Geändert 07.08.2019, 07:43

                                Lars von Trier ist immer für böse Überraschungen und ein paar starke Ideen in seinen Filmen gut, und das trifft auch auf 'The House that Jack Built' (2018) zu.
                                (SPOILER) Dem Entenküken einen Fuß mit der Gartenschere abschneiden - übel, übel....... oder die Brust einer Frau mit einem scharfen Messer
                                (SPOILER ENDE) - noch übler......
                                ......auch sein "Haus" - auf diese Idee muss man erst einmal kommen.

                                Mit dem "perversen" Aspekt, woran sich seine Gegner gerne reiben, kann ich gut leben. Doch das sind nur Flashlights in einem Film, der ansonsten etwas ganz anderes transportiert: lange Dialoge, mit denen der psychopathische Serienkiller Matt Dillon seine Opfer umkreist, weit überwiegend aus der Coen'schen Mischung von Zynismus und mehr oder weniger schwarzer Groteske gewoben. Gäbe es hier nicht die eingestreuten, expliziten LvT-Gimmicks und Brave-Bürger-Schocker, könnte dieses Werk problemlos als Coen-Film durchgehen.

                                Die erste Viertelstunde mit Uma Thurman lässt sich damit noch amüsant und vielversprechend an, doch dann zieht es sich für mein Empfinden immer mehr in die Länge. Ich kann bereits der dialoglastigen Amüsanz/Süffisanz von Filmen wie 'Miller's Crossing' (1990) 'The Big Lebowski' (1998), oder 'Brother where art thou...' (2000) nur wenig abgewinnen. Deshalb wird auch LvTs stilistische Nachahmung im Gros uninteressant, zumal sie damit auch noch auf zweieinhalb Stunden Überlänge gezogen ist und über weite Strecken nur langweilt; auch dadurch induziert, dass die Aktionen bis auf wenige Ausnahmen immer vorhersehbar sind und nach demselben Schema ablaufen: zunächst wird lange um den heißen Brei geschwurbelt, dann schlägt Dillon zu. Storytechnisch ist das einfallslos und kann nicht beschäftigen.

                                Immerhin steigert sich LvT in der letzten halben Stunde, bringt seine besten Ideen und sorgt mit einem netten Epilog endlich für Abwechslung. Doch das kann 'The House that Jack Built' nicht mehr retten: zu lang, zu eindimensional Coen-dialoglastig und dadurch ohne Unterhaltungswert, falls man dieser Art von unterschwellig zynischem, vermeintlich humorigem Geschwurbel nicht zugeneigt ist.

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                                  RoboMaus 02.08.2019, 18:49 Geändert 02.08.2019, 23:38

                                  Mit François Ozons Filmen werde ich wohl nicht mehr warm - weil 'Swimming Pool' (2003) als Psychothriller deklariert ist, hoffte ich auf eine clevere Story, aber es ist der übliche, inhaltlich dünne und formal zähe Plot, der einem geneigten, hungrig interpretierwilligen Publikum ein paar abgenagte Knochen hinwirft, damit es sich um das Mark prügeln kann (Mark im Knochen - der verborgene Gehalt im Film; ihr wisst schon.......).

                                  Sorry, und mit allem Disrespekt: das ist doch nur eine langatmige Arthouse-Tittenshow mit einem derart lahmen Handlungsfluss, dass einem die Füße einschlafen. Die banalsten Situationen werden in langgezogenen, nichtssagenden Einstellungen beobachtet, als ob dort weiß Wunder was Wichtiges vor sich geht. Weder ist das interessant, noch gibt es hier einen Subtext, außer man will Ozon zur Ehrenrettung mit aller Gewalt etwas andichten, an das er wohl selbst nicht dachte. Erst zum Ende kommen ein paar Inhalte, die wenigstens die Genre-Zurordnung zu rechtfertigen scheinen, aber allein das Wort "Spannung" hierfür in den Mund zu nehmen, wäre schon maßlos übertrieben.

                                  Am Ende meint der Lektor zum neuen Manuskript der Protagonistin: "Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, was du uns erzählen willst.... wo bleibt die Handlung, die überraschenden Wendungen?" Selbstkritik von Ozon? Mitnichten - genau dieses Fehlen propagiert er als das hehre Ziel eines guten Werkes. Soll sich doch das Arthouse-Publikum damit abgeben.....

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                                    RoboMaus 02.08.2019, 15:25 Geändert 03.08.2019, 07:03

                                    Köstlich - Harvey Keitel als knorziger, zurückgezogener Erfolgsautor, der keine Schreibmaschine mehr anfasst, und Joshua Jackson als Jungspund-Lektor, der von seinem Verlag geschickt wird, um das Unmögliche zu schaffen: Keitel wieder zum Schreiben zu bewegen.

                                    Die Romane von Keitel dürften um Längen besser sein als die Story zu 'Shadows in the Sun' (2005) - es läuft haargenau so ab, wie man es sich für den simpelsten Fall ausmalen kann. Zudem räumt Jackson auch noch die scharfe Braut ab, was kaum gespoilert ist, sondern schon beim ersten Aufeinandertreffen der beiden klar wird. Vor storytechnischer Beschäftigung und Überraschungen ist man hier sicher *Ironie off*, womit es nur noch auf das "wie" ankommt.

                                    In der Umsetzung kann dieser Plot Pluspunkte verbuchen, was zuvorderst an den gut gespielten Charakteren und den amüsanten Aktionen liegt. Es macht Spass, Keitel & Jackson bei ihrem Katz- und Mausspiel zuzusehen, was für ein paar Lacher sorgt. Streckenweise zieht sich die Handlung etwas, wobei es an guten Ideen mangelt, doch alles in Allem reicht es für solide Unterhaltung, die Laune macht.

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                                      RoboMaus 01.08.2019, 22:45 Geändert 02.08.2019, 11:06

                                      Die Bewertung reflektiert nicht, dass ich etliche Songs von Neil Young sehr mag und immer wieder gerne höre. Wie so viele seiner Alterskollegen hatte er seinen Zenit in den 70er Jahren, als er Songs schuf, die seinen Ruf als herausragender Künstler zementierten. Einer davon ist 'Heart of Gold' (1972), der sogar zur Benennung dieses Konzertfilms von 2005 herhalten muss, obwohl es primär um etwas ganz anderes geht: Neil Young brachte wieder ein Album heraus, das er 'Prairie Wind' nannte. Auf der Promo-Tour bot er es mit einigem Aufwand an Personal (u.a. 6 Background-Sänger, Chor) in Gänze dar, was in Nashville auf DVD gebannt und den Fans zugänglich gemacht wurde.

                                      Zumindest in meinen Ohren hat gerade dieses Album nichts mehr von der Originalität des Neil Young, ja, es ist sogar das schlechteste, das ich damals von ihm gehört hatte. Die Songs hören sich mehr oder weniger gleich an und lassen es vor allem an musikalischer Qualität vermissen, was schon bald den Eindruck von vor 13 Jahren bestätigt: überwiegend einfallsloses Gedudel, z.T. selbst-kopiert, das nur noch für Die-Hard-Fans etwas abwirft, oder falls einem die Texte wichtiger sind.

                                      Nachdem man die erste Stunde überstanden hat, kommen die erwarteten Songs, natürlich auch 'Heart of Gold'. Ein Unterschied wie Tag und Nacht, was den Gesamteindruck noch in das Mittelmaß hebt.

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                                        RoboMaus 01.08.2019, 19:46 Geändert 05.08.2019, 08:29

                                        Ja, die Neunziger - da konnte man auf gut Glück ins Kino gehen und geflasht herauskommen, obwohl man überhaupt nichts erwartet hatte. Vielleicht auch gerade deshalb. In Filmen wie 'Phenomenon' (1996) stimmt neben der inhaltlichen Qualität auch der Cast: John Travolta, Robert Duvall, Forest Whitaker und Kyra "The Closer" Sedgwick bringen diese leicht Mystery-angehauchte Story grandios an den Zuschauer. Travolta widerfährt im wahrsten Sinne des Wortes ein Geistesblitz: ein Licht am Himmel erleuchtet ihn, wodurch er zur Intelligenzbestie und zum Telekinese-Phänomen mutiert. In der Folge sind nicht nur die Ortsbewohner hinter ihm her, sondern auch das FBI, weil er aus Radioübertragungen einen geheimen Code gefiltert hat - nur seine große Liebe, Kyra Sedgwick, will nichts von ihm wissen.....

                                        Die Story ist interessant, witzig und bewegend, weil Travolta in seiner rasanten Entwicklung nie stehen bleibt und immer neue Facetten eröffnet, die seine Umgebung mitunter vor den Kopf stoßen. Auch seine Bemühungen um Kyra Sedgwick gehen ans Herz, lassen spätestens zum Ende die Tränen rollen. Dazu gesellen sich Hochkaräter im Score, wie Peter Gabriel, Eric Clapton und Sheryl Crow. Das ist nicht einfach nur profanes Gedudel, sondern starke Chart-Songs, die man kennt - zumindest, wenn man in der Zeit nicht hinter dem Mond lebte, ungeboren oder zu klein war.

                                        Einfallsreichtum, eine gute Story und einnehmend transportierte Emotionen - daraus entstand großartige Unterhaltung wie diese.

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                                          RoboMaus 01.08.2019, 09:31 Geändert 03.08.2019, 07:06

                                          Können Ed Harris und Melanie Griffiths ein Traumpaar abgeben? Um das zu beurteilen, muss man sich 'Milk Money' (1994) anschauen, der sich als Cross-Over von mehreren Genres präsentiert: Coming of Age entwickelt sich über ein Familiendrama zur Romanze, behält aber immer einen amüsanten und vor allem in der ersten Hälfte witzigen Charakter.

                                          In keinem anderen Film habe ich Melanie Griffiths (hier 37) mit solch einem scharfen Chassis gesehen - sie allein ist es beinahe schon wert. Ihre Rolle lehnt sich an den 4 Jahre zuvor erschienen Mega-Hit 'Pretty Woman' (1990) an: eine Prostituierte, die den Traummann findet und ausbrechen will. Bis es allerdings so weit kommt, wird sie in der besseren ersten Hälfte von 3 Jungs aufgespürt, die ihr Erspartes zusammenlegen, um eine Frau nackt zu sehen. Das ist zunächst mit einigen starken und witzigen Ideen umgesetzt, fällt aber in der zweiten Hälfte zur überwiegend einfallslosen Standardromanze ab: das übliche Hin und Her, bis es mit Harris und Griffiths endlich klappt, wenn auch sympathisch und mit ein paar guten Ideen gezeichnet.

                                          Leichte, harmlose Unterhaltung im lockeren 90s-Style.

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                                            RoboMaus 31.07.2019, 18:16 Geändert 31.07.2019, 22:42

                                            Greed kills - oder der Spatz in der Hand......

                                            Wieder eine wahre Story aus dem Reich der Erfinder und Gegen-Windmühlen-Kämpfer: Bob Kearns, überzeugend verkörpert von Greg Kinnear, erfand in den 60ern den Intervall-Scheibenwischer und narrte mit seinem Patent die teuer bezahlten Ingenieure von Ford, GM & Co. Ein erhebendes Biopic-Drama wird nun folgen, möchte man meinen, doch weit gefehlt: Kearns und seine Finanziers wollen dem schwer interessierten Ford-Konzern vorschreiben, die Scheibenwischer selbst zu produzieren, obwohl über den Prototypen hinaus keine Erfahrung als Zulieferer besteht. Ford kopiert kurzerhand die Erfindung, wettert die Beschwerden ab und lässt Kearns im Regen stehen - kein erhebendes Kino, sondern eher die Chronik eines Niedergangs in Folge von Selbstüberschätzung. Doch der Idealismus in Kearns lässt ihn trotz aller Rückschläge weiter nach einer Möglichkeit suchen, den übermächtigen Gegner zu stellen...... über ein Jahrzehnt.

                                            Die Story ist interessant, schmerzt aber ebenso beim Ertragenmüssen von Kearns' Entscheidungen, die ihn fast alles kosten, was ihm lieb und teuer ist. Zudem kommt die Handlung phasenweise nur zäh voran, und dass der Score manchmal einer Sitcom ähnelt, macht es auch nicht besser. Doch zum Ende macht 'Flash of Genius' (2008) wieder Boden gut und überzeugt mit einer bewegenden Gerichtsverhandlung, was unter dem Strich noch den Eindruck ordentlicher Unterhaltung hinterlässt.

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                                              RoboMaus 31.07.2019, 07:21 Geändert 31.07.2019, 10:04

                                              Ein US-Film aus der Zeit des Kalten Krieges, der in Moskau spielt und worin Leichen anfallen: 'Gorky Park' (1983) ist dennoch kein Agentenfilm, sondern eher wie ein klassischer Thriller aufgebaut. Es tauchen drei Leichen ohne Gesicht und Fingerkuppen auf, von denen sich bald herausstellt, dass einer Amerikaner ist. Inspektor Renko (William Hurt) steht vor einem Rätsel......

                                              Der Aufbau gestaltet sich interessant, doch driftet der Plot schnell in Richtung Noir: anstelle einer Story führt man etliche Charaktere ein, füllt die Zeit mit ihrem gegenseitigen Beharke und beleuchtet ihre Beziehungen. Unbedingt ist darunter ein undurchsichtiger Frauencharakter, der dem Protagonisten (Hurt) nahekommt, aber die Wahrheit verheimlicht. Wie immer in solchen Filmen, gestaltet sich der Handlungsfluss zäh, und weiterführende Informationen kommen nur tröpfchenweise ans Licht........ und wie fast immer zieht sich das auch noch auf volle zwei Stunden oder mehr, was zunehmend den Blick zur Uhr provoziert.

                                              Wenn man vom Inhalt und der dünnen Story ausgeht, läuft 'Gorky Park' eine halbe Stunde zu lang, bleibt aber trotz seiner Längen interessant, weil er nie zu viel preisgibt und man wissen will, wie es ausgeht. Allerdings ist das zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig: packende Unterhaltung sieht anders aus, außer man findet es spannend, wie allmääähhlich Licht in das Dunkel des Beziehungsgeflechts kommt.

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                                                'The Mighty Macs' (2009) bringt einmal mehr die wahre Erfolgsstory vom Underdog-Team, das sich zur Meisterschaft hochkämpft - immer wieder beeindruckend, aber auch immer wieder dasselbe....... doch nicht ganz: eine Basketball-Frauenmannschaft habe ich in solch einem Film noch nicht gesehen, und daher natürlich auch kein Nonnen-Team. Ihr Vereinsname passt - "Immaculata", auf Deutsch: "Die Makellosen", was man auch als "Die Unbefleckten" lesen kann. Zunächst sind sie jedoch, wie nicht anders zu erwarten, eher "Die Unfähigen".

                                                Die Story ist ansprechend und glaubhaft im Klosterambiente aufgebaut, zeigt die Schwierigkeiten und Knüppel, die der Trainerin zwischen die Beine geworfen werden. Wenn es einfach wäre, könnte es jeder machen - sie schafft es trotz allem, dem Haufen Disziplin und Mannschaftsgeist beizubringen, und zudem "Mutter Oberin" im Zaum zu halten......

                                                Auch wenn das kein großer Wurf unter den Sportfilmen ist, macht er doch Laune und amüsiert. Vor allem vermeidet er, mehr zu wollen als er kann und damit, wie so mancher überambitionierte Genrevertreter, auch noch auf Überlänge zu gehen. Das reicht für solide Unterhaltung.

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                                                  RoboMaus 29.07.2019, 18:10 Geändert 02.08.2019, 08:00

                                                  Original: 'Made in Dagenham' (2010) - mit dem übel sinnentstellenden deutschen Titel wollten Spackos vom Deutschen Filmverleih wohl wieder einmal ein paar Zuschauer mehr ins Kino locken......
                                                  Dabei geht es in dieser True Story um etwas ganz anderes: in der gesellschaftlichen Aufbruchsstimmung Ende der Sechziger wollen die Näherinnen einer Ford-Autofabrik nicht hinnehmen, zu ungelernten Kräften herabgestuft zu werden. Der folgende Arbeitskampf erweitert sich auf grundsätzliche Gleichbezahlung von Frauen und führte schließlich zum Equal Pay Act, der 1970 im UK verabschiedet wurde.

                                                  Die tragende Rolle hat eine überzeugende Sally Hawkins als anfänglich graue Betriebsmaus, welche sich zur Führerin der Bewegung wandelt. Unterstützt wird sie von einer beeindruckenden Rosamund Pike, der die Endsechziger-Klamotten und auftoupierte Frisur wirklich gut stehen.

                                                  It's going to be hard...... es ging nicht nur um eine Lohnerhöhung von ein paar Prozent, sondern um das Zu-Fall-Bringen ungeschriebener Gesetze. Dass die Gegenseite und sogar die von Männern geführte, eigene Gewerkschaft das nicht hinnehmen, ist nur weiterer Ansporn - für die Frauen geht es ans Eingemachte, bis die britische Regierung Stellung bezieht. Inhaltlich top, doch dramaturgisch schöpft man das Potential nicht aus: vor allem im mittleren Drittel dreht sich die Handlung im Kreis und wiederholt sich lediglich in den Aussagen und Auswirkungen, was Langatmigkeit induziert. Doch im letzten Drittel, vor allem, nachdem die Auseinandersetzung auch auf politischer Ebene abläuft, gewinnt der Plot wieder an Profil und Dramatik.

                                                  Starkes Brit-Kino aus dem eigenen Nähkästchen.

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                                                    RoboMaus 29.07.2019, 16:05 Geändert 29.07.2019, 16:09

                                                    Ein fader Mix aus Dystopie-Roadmovie und Monsterfilm, wobei letzterer im Screentime-Anteil weit zurückgefahren ist und bei etwa 20 % liegt. Die ganze erste Hälfte ist das nur der Versuch der beiden Protagonisten, an einen Transport durch die "infizierte Zone" zu kommen, was mit Banalitäten angefüllt ist und spätestens zur Mitte langweilt. Beim Durchqueren der infizierten Zone rücken ab und zu die Monster an, deren Creature Design einfallsloser kaum sein könnte: man nehme einen Oktopus, mache ihn hausgroß und setze ihn auf das Land. Unweigerlich fühlt man sich an die 50er erninnert....

                                                    Dazu gibt es die üblichen Sinnlosigkeiten (das Militär bekämpft mühsam die Kreaturen, vernichtet aber nicht ihre Brut, die überall an den Bäumen hängt.....). Nichts gegen Billigproduktionen, aber dagegen schaue ich mir doch lieber 50er-Horror im Original an - der ist wenigstens witzig.

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