RoboMaus - Kommentare
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Alle Kommentare von RoboMaus
Das Bemerkenswerteste an 'The Verdict' (1982) ist der Kinoerfolg dieses Justizdramas. Es verwies in jenem Jahr als Nr. 11 der Rangliste Filme wie 'Rambo', 'Gandhi', 'Conan, der Barbar', wie auch den verschmähten, weit abgeschlagenen 'Blade Runner' auf die Plätze. Es liegt wohl an einer gewissen Vorliebe der Amerikaner für das Genre, aber auch an einem Paul Newman, der hier zeigt, weshalb er zu Hollywoods Top Shots gehörte, denn er trägt den Film ganz alleine.
Doch reicht das, wenn man kein Paul Newman-Fan ist und nicht den nötigen Gerechtigkeitsfindungshunger hat? Unter der Schwemme an US-Justizdramen sticht 'The Verdict' nicht heraus und ist heute ein beinahe vergessener Film. Bis es überhaupt zur Verhandlung kommt, vergehen schon zwei Drittel des 120 min-Plots, worin es hauptsächlich um die Positionierung der jeweiligen Parteien in der Auseinandersetzung um einen Arztfehler geht, der eine Patientin in das Koma versetzt hat. Es wird ausführlich gezeigt, wie die fiese Verteidigung das Personal einer ganzen Kanzlei auffährt und den Richter einsackt, während Newman ein einzelkämpfender Alkoholiker-Anwalt ohne jede Chance ist, dem "zufällig" auch noch der Hauptzeuge abhanden kommt (was wie so manches nicht nachvollziehbar ist - er fehlt einfach nur, damit Newman im Sinne des Plots gegen Windmühlen kämpfen muss). Ein paar Klischees zu viele. Die Verhandlung an sich hat auch nichts Packendes und wird erst zum Ende bewegend.
Ein Sidney Lumet-Justizdrama, das sich mit einem überzeugenden Paul Newman zwar noch in das "ganz gut" rettet, aber sowohl inhaltlich als auch dramaturgisch mit der (zu) langen Laufzeit nicht über Mittelmaß hinauskommt. Weit entfernt von Lumets Genre-Klassiker 'Die 12 Geschworenen' (1957).
Ein prämierter Jounalist will aufdecken, dass die Jesus-Geschichte bzw. das Neue Testament im Wesentlichen erfunden sei, weil seine Frau anfängt in die Kirche zu gehen und dort glücklich wird. Er glaubt, dass er eine große Story hat.....
Bereits die Prämisse ist kaum nachvollziehbar, denn es klingt, als wolle einer ohne Vorkenntnisse das Rad neu erfinden und damit auch noch Lorbeeren ernten. Es gibt wohl kaum ein Argument, kaum einen Stein, der in dieser Sache nicht schon von Anderen umgedreht wurde. Die Literatur müsste gestapelt bis an die Himmelspforte reichen - schon vom Konzept her und in der Naivität des andererseits scharfsinnigen Charakters wirkt das widersprüchlich und unglaubwürdig. Entsprechend fallen die im Verlauf gebrachten "Argumente" aus, welche nur selten über das Niveau eines Stammtisches zum Frühschoppen nach dem Sonntagsgottesdienst hinausgehen und sich auch an Binsenweisheiten orientieren - wer hier eine intelligente pro/contra-Auseinandersetzung mit dem Thema erwartet (etwa in der Art von 'Die 12 Geschworenen', 1957), dürfte enttäuscht werden.
'Der Fall Jesus' (2017) ist eher wegen des Familiendrama-Aspektes noch einigermaßen interessant - dafür in Milde vergebene 5 Punkte.
Dieser widerliche spanische Stierkampf in Großaufnahme. Sex mit einer Frau, die im Koma liegt. Das Ausleben lausiger Männerphantasien unter dem Deckmantel von Arthouse und Anspruch, garniert mit zähem Geschwafel. Unmöglich, Lobeshymnen nachzuvollziehen, die hier von "Zerbrechlichkeit der Liebe" oder "emotionalem Meisterwerk" reden. Etwas Abstoßenderes und Langweiligeres als Almodovars 'Sprich mit ihr' (2002) habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Nur deshalb kein Hassfilm, weil ich diese Kategorie grundsätzlich nicht anlege.
Nur für Fans des internationalen Spitzenfußballs: 'Take the Ball, Pass the Ball' (2018) nimmt eine Devise von FC Barcelona-Trainer Pep Guardiola zum Titel. Darin wird nur die Glanzzeit des Clubs 2008-2012 beleuchtet, als unter ihm der vorgeblich "beste Fußball aller Zeiten" gespielt und alles gewonnen wurde, was es zu gewinnen gibt.
Es kommen die damaligen Spieler zu Wort, natürlich auch Messi, dessen interessanter Werdegang ausführlich dargestellt wird. Die erstaunlichen Spürnasen des Clubs haben ihn schon als Zwölfjährigen in Argentinien entdeckt und nach Barcelona gebracht, wo er zum Jugendspieler wurde und Barcas Spielkultur verinnerlichte - der Rest ist Fußballgeschichte.
Der Film ist informativ und bringt das Wesentliche, hat aber einen entscheidenden Nachteil: das Salz in der Suppe von Fußball-Dokus sind Ausschnitte ikonischer Spielszenen, die aber so schnell hintereinander geschnitten sind, dass das Zusehen keinen Spass macht. Zum Teil liegt die Schittfrequenz bei 1-2 Sekunden. Dabei sind Messis Dribblings so ausgefeilt, dass man sie am besten in Zeitlupe sehen sollte, aber das widerspräche offensichtlich der Schnittgewitter-Philosophie der Macher, um es möglichst schnell und mystisch erscheinen zu lassen. Damit, und mit der zu hohen Screentime für nur leidlich interessante Ausführungen einiger Interview-Partner, sinkt der Unterhaltungswert leider ins Mittelmaß.
Ein Schimanski-Kracher zum damals noch aktuellen Balkankrieg: in 'Muttertag' (1998) ist Götz George als von der Staatsanwaltschaft reaktivierter Privatermittler unterwegs. Er ist auf der Suche nach dem verschwundenen Sohn einer reichen Deutschen - der Söldner hat zwar einen Totenschein ausgestellt bekommen, doch das muss nichts heißen.....
Allein die Einführung ist es wert - George gibt den nonkonformen Ruhrpottproll par excellence, doch in der Folge lässt er durchblicken, weshalb er allein solch einen Film aufwerten kann. In einer starken Story, worin es an Eingemachte geht und auch die Action stimmt, wird der Zuschauer direkt mit den Auswirkungen des Balkankrieg konfrontiert, worin George um sein Leben kämpft. Das ist schon weit jenseits des 20:15=08/15-Tatorts, mit dem Schimanski einst startete und repräsentiert ein Kino, das es heute bei uns leider nicht mehr gibt.
Starke 90er-Unterhaltung aus Deutschland.
Thematisch erinnert 'Hostiles' (2017) sehr an den beinahe zeitgleich erschienenen 'Woman Walks Ahead' (2017, J.Chastain) - die Filme sind komplementär und könnten einen Themenabend füllen: Ende des 19. Jh. war der Genozid an der indigenen Bevölkerung Nordamerikas weitgehend abgeschlossen. Die verbliebenen Indianer wurden in Lager und Reservate gepfercht, wobei eine neue "Politik der Gnade" die alten Häuptlinge auf eine letzte Reise schickte. Soweit die Gemeinsamkeiten.
In 'Hostiles' muss der herausragende Christian Bale einen gefangenen Häuptling in die alte Heimat bringen, damit er dort sterben kann. Bale war als Militär-Captain selbst am Abschlachten unzähliger Indianer und ihrer Familien beteiligt (was sich allerdings nur aus dem Kontext ergibt) - der Trip dient im Wesentlichen seiner Erkenntnis, dass Indianer auch Menschen sind. Nebenbei gibt es eine wunderbare, da subtil und nur angedeutet eingebrachte Romanze mit Rosamund Pike (allerletzte Szene - Hammer).
Trotz der durchweg gemächlichen, gekonnt auf Melancholie setzenden Inszenierung wird 'Hostiles' auf über zwei Stunden nie langweilig, da eine solide Grundspannung durch ständige Bedrohung in der Luft liegt, die sich in harten Aktionen manchmal entlädt. Phasenweise übertreibt man es jedoch mit den langen, im Stile der Agonie und inneren Leere gehalten Unterhaltungen. Als Kontrast wäre es stattdessen vorteilhaft gewesen, Bales Vorgeschichte aus den Indianerkriegen in Rückblenden zu erzählen und seine Gräueltaten zumindest anzudeuten. Das hätte der hin und wieder aufkommenden Langatmigkeit entgegengewirkt und die Wirkung seiner Läuterung noch verstärkt, somit auch die Emotionalität des Films.
Dennoch, ein überzeugender Neo-Western, der von starkem Schauspiel und einer zwar verklärten, aber gewinnenden Message zur Menschlichkeit in einer der übelsten Stunden amerikanischer Geschichte lebt.
Jonah Hill muss als Jung-Manager im Musik-Business den durchgeknallten Rockstar Russell Brand von London nach L.A. zum großen Auftritt bringen und dafür sorgen, dass alles glatt läuft. Natürlich läuft nichts glatt, und die beiden schliddern von einer Kalamität in die nächste. Sex & Drugs & Rock 'n' Roll.......
In der ersten Hälfte bringt 'Get Him to the Greek' (2010) einige gelungene Anspielungen auf die Absurdität des Musikgeschäfts und überzeugt mit einem Jonah Hill, der alle Hände voll zu tun hat, aber trotzdem die Kontrolle verliert. Ab der Mitte gehen jedoch den Gagschreibern die Ideen aus - nur noch alberner, überdrehter Klamauk und Geschrei. Es ist schon bezeichnend, wenn der beste Gag aus einem Cameo-Auftritt des Metallica-Schlagzeugers Lars Ulrich kommt, den aber nur versteht, wer die Story um Ulrich und Napster kennt :D.
Schade, dass Soller (Drehbuch + Regie) in H2 die Qualität nicht hält und in die Einfallslosigkeit absackt - insgesamt leider nur Mittelmaß.
Wer sich für das 90er-Kino interessiert, kommt an der Starparade von 'Prêt-à-Porter' (1994) kaum vorbei - Kim Basinger, Sophia Loren, Julia Roberts, Tim Robbins, Forest Whitaker, ja sogar die unverwüstliche Linda Hunt, Indie-Rockstar Björk und "uns" Ute Lemper haben hier ihren Auftritt.
Doch der als Komödie bezeichnete Film ist eine einzige Enttäuschung - eine nennenswerte Handlung ist nicht vorhanden, und witzig ist hier überhaupt nichts; vordergründig gibt es nur Dialoge um eine Modeshow der Haute Couture in Paris. Robert Altmans magere Regiearbeit besteht lediglich darin, die Stars bei ihren Unterhaltungen, Spielchen und Techtelmechtel zu beobachten. Im Prinzip lebt dieser Film von dem, was sich unter der Oberfläche zwischen den Charakteren abspielt - gewissermaßen ein Subtext, der nur aus Beziehungsangelegenheiten jeglicher Art besteht. Da es mir meilenweit am Allerwertesten vorbeigeht, wie sich diese ohnehin uninteressanten Charaktere beharken oder verbünden, weshalb und mit welchen Zielen, gerät das permanente Geschwätz schnell in die Nervzone und erlaubt als einzige Option nur den Griff zur Fernbedienung......
Die Biopic-Polit-Story zu 'Barry Seal' (2017) ist zwar parodistisch überrissen, trifft aber im Kern recht genau die hilflosen Aktionen der Amerikaner, deren mittel- und südamerikanischer Hinterhof um 1980 zum Brutplatz für Drogenkartelle und Kommunismus wurde. Um nicht ein weiteres Vietnam zu riskieren, agierte man über die CIA verdeckt und versuchte u.a. mit der Rekrutierung des Zivilpiloten Barry Seal, vorort die "Aufrechten" mit Waffenlieferungen etc. zu unterstützen. Dabei ging man jedoch so stümperhaft vor, dass eher das Gegenteil erreicht wurde, wobei der findige Seal seinen Immunstatus nutze, um an der CIA vorbei tonnenweise Drogen in die USA zu schmuggeln. Bald wusste er nicht mehr, wohin mit dem Geld......
Die Aktionen der CIA glichen einer nicht enden wollenden Farce, und genau das bringt der Plot mit seinem süffisanten Unterton amüsant auf den Punkt. Die Handlung entwickelt sich im richtigen Pacing ständig weiter, bleibt dadurch auch auf knapp zwei Stunden interessant und wird phasenweise spannend, wenn es für ihn brenzlig wird. Dazu hat man mit Tom Cruise alias Barry Seal ein überzeugendes Pferd im Stall, das den Charakter des Hasardeurs ausgezeichnet spielt.
Ein starker Mix aus Polit-Parodie und Unterhaltungskino.
Harmloser B-Grusel, von Genre-Spezialist Roger Corman produziert. Der wesentliche Pluspunkt von 'Symphonie des Bösen' (1995) ist die deutsche Synchro, die der trashigen Handlung genau die richtigen Nonsense-Dialoge verpasst, ansonsten wäre der Film bei 4,5-5 Punkten. Ein seltener Fall, worin die Synchro einen Film tatsächlich aufwertet.
Mehrmals beschlich mich die Ahnung, dass ich dieses edle Werk nicht hätte nüchtern sehen sollen - es ist genau die Sorte von billigen Streifen, die in feucht-fröhlicher Runde am besten kommen.
In diesem Sinne, Genrefans: Bier auf, Maxdome an, und los geht's ;-)
Moviepilot, männlich, sucht Lieblingsfilm - immerhin ist das 94 Usern mit 'The 40 Year-Old Virgin' (2005) gelungen, wogegen aber auch 80 einen Hassfilm fanden. Wie immer beim Humor, scheiden sich hier die Geister. Meiner ist es nicht - ich kann an einem Steve Carell nichts Witziges finden, der in haarsträubender Naivität und Dummheit kein Fettnäpfchen auslässt, um sich als Unwissender zu Frauen und Sex zum Deppen zu machen. Es wirkt deshalb nicht witzig, weil die Komik zu konstruiert ist und sich keiner, der halbwegs bei Verstand ist, so verhalten würde. Augendreher statt Lacher: wer, zum Beispiel, der seine Frauen-Nullnummer vor seinen Kumpels verbergen will, sagt denn, dass sich eine Brust wie ein Sandsack anfühlt?
Leider versucht man, Humor überwiegend aus solcherlei Geschwurbel zu ziehen; gelungene Gags oder Situationskomik konnte ich nicht finden: Carell steigt mit Morgenlatte aus dem Bett, geht zum Klo, pinkelt und geht zurück - einfallslos und nicht witzig, aber daraus hätte man gute Situationskomik machen können, etwa indem ihm sein heruntergedrücktes Gerät aus der Hand rutscht, der Strahl auf den Klodeckel prallt und ihm in das vorgebückte Gesicht zurückspritzt. Wenn schon derb, dann richtig. Carell mag ein guter Schauspieler sein, aber vom Drehbuch und Gagschreiben sollte er die Finger lassen.
Die französische Darstellung eines wahren Falles: ein Familienvater verliert seine Frau an einen Arzt (überzeugend: Sebastian Koch), behält aber die Kinder. Während eines Aufenthaltes seiner 14jährigen Tochter bei der ex-Frau und Koch in Deutschland stirbt das Mädchen. Der Vater ist überzeugt, dass Koch ihren Tod verursacht hat und setzt von Frankreich aus alle Hebel in Bewegung, um ihn dingfest zu machen.....
Der Plot ist klug aufgezogen, weil man lange nicht weiß, was wirklich vorgefallen ist und ob der Vater nicht eher das Opfer seiner Besessenheit ist, Koch zur Strecke zu bringen. Tragisch ist über den Tod des Mädchens hinaus, dass er fast drei Jahrzehnte seines Lebens opfert, um Koch nachzuspüren und gegen unwillige Behörden zu kämpfen. Das wird zur großen Stärke von 'Im Namen meiner Tochter' (2016): die Handlung wirkt glaubhaft, ist einnehmend und erzeugt Mitgefühl, was durch den True Story-Aspekt verstärkt wird. Darüber hinaus generiert sie Spannung, indem sich die Hinweise immer weiter verdichten und zu einem stimmigen Bild führen, das zum Ende kulminiert.
Ein starker Genrebeitrag aus Frankreich, der einem zu denken gibt, vor allem, wenn man selbst Kinder hat.
'Memphis Belle' (1990): ein weithin gelobter WKII-Film über den Einsatz einer amerikanischen Fliegerbesatzung in ihrem titelgebenden B17-Bomber. Doch bis in diesem Film überhaupt etwas passiert, ist Sitzfleisch gefragt: vierzig Minuten darf man zur Einführung dem Abhaken von Banalitäten wie Tanzveranstaltung, Flieger-Smalltalk, Frauengeschichten und Pathos-Bekundung beiwohnen *gähn* - mit so etwas sinkt die Bereitschaft zu folgen bereits dramatisch ab, doch im selben Stil geht es weiter: auf dem Flug zum Einsatz wird man weiterhin mit Smalltalk zugetextet, wie "Mein Dad ist in der Möbelbranche....."
Als ich die Fernbedienung schon in der Hand hatte, kommt endlich die deutsche Verteidigungsstaffel angeflogen. Nun nimmt der Plot zügig Fahrt auf, entwickelt Dramatik und Spannung und überzeugt in den Auseinandersetzungen. Dabei wirkt die Umsetzung realistisch, was auch dem Fehlen von CGI zu verdanken ist - 1990 musste man noch echte Einsätze inszenieren.
Bedauerlich, dass die Hälfte des Films nur mit einfallslosem BlaBla vertrödelt wird, sonst hätte das ein starkes Kriegsdrama werden können - so reicht es gerade noch für ein "ganz gut" und die Erkenntnis, diesen Film erst zur Mitte zur starten, falls er nochmals zur Auflage kommt.
Die Apokalypse füllt in Form eines gelben, giftigen Nebels die Straßen von Paris, lässt aber das oberste Stockwerk in den Straßenzeilen unberührt. Romain Duris schafft es, sich mit seiner Frau dorthin zu retten, hat aber in der verseuchten Stadt noch einiges zu erledigen.....
'A Breath Away' (2018) startet interessant und kommt erfreulicherweise bereits nach nicht einmal zehn Minuten zur Sache. Auch, wie sich Duris im Nebel zurechtfindet und was dort passiert, wird mit einigen guten Einfällen und Spannung präsentiert. Doch etwa ab der Mitte gehen dem Plot die Ideen aus - hanebüchene Aktionen und konstruierte "Zufälle" nehmen zu, Spannung wird mit pathetischem Emotionsgehaische ersetzt, à la "ich opfere mich, damit du weiterleben kannst" *heul*. Selbst- und Sinnlosigkeit bestimmen von nun an das Bild.
Schade - gerade, als die gut aufgebaute Handlung im Sinne eines SF-Dramas dazu übergehen müsste, eine Schippe draufzulegen, sackt sie in den Sumpf der Einfallslosigkeit und verkommt zu uninteressantem Genre-Einheitsbrei. Das ändert sich auch zum Finale nicht mehr, welches de facto nicht stattfindet. Insgesamt, vor allem wegen der besseren ersten Hälfte, ein "geht so".
Es kommt immer darauf an, aus welcher Warte man einen Film betrachtet: würde ich vor allem auf die Dialoge und das Acting des Staraufgebots abfahren, das in 'True Romance' (1993) aufgefahren wird, wäre ich vielleicht im Jubelzug hier mitgefahren. Dann könnten mir Handlung & Story egal sein, und es würde auch keine Rolle spielen, dass so gut wie nichts nachvollziehbar ist oder einen Sinn ergibt: Christian Slater trifft ein Callgirl, heiratet sie on the spot, geht zu ihrem Zuhälter Gary Oldman, wird natürlich von ihm und seinem Gorilla übel zugerichtet, bringt ihn aber trotzdem irgendwie um, nimmt seine Drogen und glaubt auch noch damit davonzukommen? Welcome to the 90ies. Alles, was hier passiert, wirkt, als wären die Drehbuchautoren Tarantino & Avary permanent auf Koks gewesen. Weil die Handlung nichts hergibt, muss der Plot von ausgetretenen, witzig wirken wollenden Dialogen und Geschrei, sowie dem gegenseitigen, zumeist brutalen Beharke seiner Charaktere leben, typisch Tarantino, jedoch vollstreckt von Tony Scott im Regiestuhl.
Immerhin gibt es in dieser inhaltlichen Agonie ein paar gute Ideen (köstlich: Gandolfinis Ableben), was die Langeweile des überrissenen Tarantino-Geschwurbels im 90ies-Lifestyle noch erträglich macht.
.....dass 'True Romance' floppte (12 Mio.$ eingespielt), versteht sich beinahe von selbst und trägt zum Mythos des Kultfilms bei. Dieses Abstrafen an der Kasse zeigt wieder einmal, dass zwei Stunden mehr oder weniger sinnbefreite Dialoge und Aktionen in einer abgedrehten Story nur eine bestimmte Schicht des Publikums erreichen, die dafür in Filmforen und Feuilleton-Seiten umso stärker vertreten ist und Höchstnoten verteilt.
Die Story zum SF-Thriller 'Replicas' (2018) ist vielversprechend: Keanu Reeves, alias Gehirn- & K.I.-Forscher der vordersten Front, gelingt es, das Bewusstsein von frisch Verstorbenen in eine Roboter-CPU zu versetzen. Als seine Frau & Kinder beim Autounfall ums Leben kommen, extrahiert er deren Bewusstsein, um es auf Klon-Nachzüchtungen seiner Familie zu übertragen....
Doch die Umsetzung wird dem Potential leider nicht gerecht. Bis die Klone zur Mitte des Plots endlich in Aktion treten, werden nur Reeves Probleme bei deren Fertigung und an seinem Arbeitsplatz beleuchtet. Auch danach wird es kaum besser, weil die stückwerkartige Handlung keinen roten Faden und keinen Drive entwickelt, wobei die Klone enttäuschenderweise nur eine untergeordnete Rolle spielen. Gute Ideen sucht man hier vergeblich, doch immerhin ist die Finalphase so absurd, dass es unfreiwillig witzig wird.
Wenn es gelingt, die vielen Unschlüssigkeiten bzw. Unmöglichkeiten zu ignorieren, bleibt der Film noch interessant genug, um bereitwillig zu folgen, ist aber weit von einem packenden SF-Thriller entfernt.
"Gore für den Gourmet", "Eine sehr bösartige schwarze Komödie" prangt es auf dem Cover zu 'Bitter Feast' (2010) - im Grunde genau die Art von Film, die ich auf keinen Fall verpassen möchte. Ein überheblicher Fernsehkoch wird Opfer seiner Arroganz und Unflexibilität; er fliegt raus und rächt sich.....
....soweit die Einführung, doch in der Folge wird man Zeuge eines einfallslosen Plots, der lediglich zeigt, wie der Psychopath sein Opfer herumkommandiert und (welch Überraschung) fertigmacht, wobei hanebüchene Szenen nicht fehlen. Das zieht sich über den ganzen Film, am besten als Psychopathen-Thriller zu bezeichnen. Weil die Handlung so billig und einfallslos konstruiert ist, kommt jedoch zu keiner Phase Spannung auf - auch Gorehounds oder Fans von Torture Porn dürften enttäuscht sein, denn dafür ist es zu lasch.
Ein gutes Beispiel, wie auf dem Cover etwas erfunden wird, damit ein paar DVDs mehr von solchem Schrott auf dem Wühltisch verkauft werden.
Die große australische Hundestory 'Red Dog' sollte auch nicht fehlen :)
Erstaunlich, wie dieses Story-Konzept immer wieder verfilmt wird: die Lehrerin hat mit einer asozialen Klasse zu kämpfen, beißt sich durch, gewinnt allmählich Respekt und Kontrolle, macht die Nullen-Truppe fit für einen Wettbewerb unter Schulen, den sie schließlich gewinnt. Genau so läuft es auch in 'Die Schüler der Madame Anne' (2015) ab. Der Unterschied: es geht nicht um einen Musik-Wettbewerb o.ä., sondern um die Judendeportation der Nazizeit in Frankreich.
Das mag dem Abspann nach sogar eine True Story sein, doch die Darstellung ist lange kaum interessant - das betrifft vor allem die ersten zwei Drittel, die inhaltlich nur wenig mehr bieten als aufsässige und geschwätzige Schüler, die sich kaum bändigen lassen und nerven. Erst mit dem berührenden Vortrag eines KZ-Überlebenden in der Klasse gewinnt die Handlung an Profil - merken doch die Rotznasen, dass man in dem Alter auch andere Probleme haben kann, als sein Handy zu verlieren. Ob das in der Realität gereicht hat, den Haufen plötzlich zu handzahmen Mitmach-Monstern umzudrehen, sei dahingestellt. Das Ganze wirkt sehr konstruiert und schematisch, weiß aber wenigstens im letzten Drittel als Feelgood-Movie zu überzeugen.
Glückwunsch zur Krönung dieses fetten Kommentars - ob ich allerdings je erfahren werde, wie dich der Film dazu inspiriert hat, ist äußerst zweifelhaft. Der dürfte wohl kaum an deinen Kommentar herankommen ;-)
Denzel Washington als unerschrockener Aufdecker von Militär-Vertuschung und -Schönfärberei. Dazu darf man Meg Ryan als taffe Offizierin erleben, sowie Matt Damon als Grünschnabel, der damals am Anfang seiner Karriere wirklich so aussah. 'Mut zur Wahrheit' (1996) dreht sich im Wesentlichen um "Friendly Fire" beim Einsatz gegen die Irakis, wodurch die Amerikaner ihre eigenen Panzer und Leute abschossen. Weil Denzel das selbst passiert ist, will er als Pro Forma-Ermittler in einem anderen Fall, worin Meg Ryan unter obskuren Umständen umkam, das Vertuschen nicht mehr hinnehmen und fängt an wirklich zu ermitteln - sehr zum Ärger seiner Vorgesetzten.......
Wie immer, ist das von Denzel stark gespielt, wobei auch die anderen überzeugen, doch inhaltlich ist der Film auf knapp zwei Stunden etwas mager. Zu schleppend kommen die Ermittlungen voran, zu oft wird derselbe Einsatz, worin Ryan starb, aus jeweils anderer Perspektive erzählt, bis sich allmählich die Wahrheit herauskristallisiert. Spannend wird es nur selten - es bleibt zwar durchgängig interessant, aber erst zum Ende verdichten sich die Erkenntnisse so weit, dass es zu knistern beginnt.
Ein Film der Sorte "gut gemeint und lobenswert", der aber die Ambition über das Storytelling stellt und damit die lange Laufzeit nur unzureichend ausfüllt. "Ganz gut" einschließlich Message-Bonus.
Nichts als Gelaber, das krampfhaft komisch wirken will, lausiger Sarkasmus und Gags mit Ansage. Humor-Beispiel: ein Bekiffter will Holz spalten, aber der schräge Scheit fällt immer um, worauf er ihn mit dem Fuß abstützt - was passiert wohl als nächstes? Ja, gewiss, jeder lacht über etwas anderes und Mancher auch über so etwas, aber 'Winterkartoffelknödel' (2014) nervt, falls man diese Art von einfallslosem Holzhammer-Humor aus deutschen Landen nicht witzig findet. Wer's braucht.....
"Müde bin ich, geh zur Ruh, mache beide Äuglein zu" - als Sandmännchen-Episode hätte 'Marrowbone' (2017) durchaus Potential, denn bei dieser langatmigen Geheimniskrämerei wären alle Kindlein gewiss längst eingeschlafen, bevor in dem Film etwas Nennenswertes oder Aufregendes passiert.
Zähes und nichtssagendes Mystery um vier Geschwister im "unheimlichen" Haus, das erst im letzten Drittel aus seiner Lethargie erwacht - wohl dem, der bis dahin noch nicht eingeschlafen ist.....
......uups, wie lange war ich denn weg? ;-)
Karibik-Feeling mit Rihanna und Donald Glover auf der fiktiven Insel 'Guava Island' (2019). Der Film hat eine bestenfalls fragmentäre Handlung und ist am ehesten als Musical zu bezeichnen. Die meisten Songs werden von Glover vorgetragen, der sich redlich müht, Stimmung zu verbreiten - wenn ich live dabei wäre, hätte das evtl. etwas Anziehendes. Doch in diesem Vortragsstil wirkt der Film wie ein überdimensionaler Video-Clip, der schon nach einer Viertelstunde die Frage aufwirft, ob hier inhaltlich noch irgendetwas kommt. Leider kommt so gut wie nichts, außer Songs im selben Stil, von denen mir einer schon reicht.
Könnte nebenher in einer Bar laufen, aber als Film, auf den man sich konzentriert, ist das zu wenig und zu banal.
'Atomic Blonde' (2017) hat Stil und weiß Charlize Theron als unkaputtbare, ultracoole kalte Kriegerin perfekt in Szene zu setzen. Dazu stimmen das Berlin-Setting von 1989, der Score aus angesagten Songs jener Zeit und die Leistung des übrigen Casts - allen voran James McAvoy als übler Gegenspieler, John Goodman als gestandener CIA-Agent, und sogar Til Schweiger in einer kleinen Nebenrolle (wenn er nicht die Hauptrolle in selbstverfassten Komödien spielt, kann er durchaus überzeugen).
Handwerklich gibt es hier nichts auszusetzen, aber wie steht es mit dem Inhalt? Die rudimentäre Story enthält leider nur die Jagd nach einem McGuffin, wozu ein gegenseitiges Beharke von Agenten aufgezogen wird, möglichst undurchsichtig gehalten, um von der Doppel- oder Dreifachrolle dieser Agenten zu leben, was es jedoch nur unnötig verkompliziert. Darüber hinaus bringt dieser Plot kaum eine Handlung zustande, so dass nur selten Spannung aufkommt - er dient lediglich als Gerüst, um Theron in ausgedehnten Prügelszenen und sonstigen Auseinandersetzungen zu inszenieren. Beschäftigt wird der Zuschauer nur damit, die Agenten auseinanderzuhalten, bzw. überhaupt zu verstehen, wer hier gegen wen antritt. Das ist leider zu dünn und langweilt nach einiger Zeit - Style-over-Substance, das an Filme wie 'Ultraviolet' (2006, Milla Jovovich) erinnert.
Schade - hätte man dem Film eine clevere Story mitgegeben, die Spannung auch aus etwas anderem als Agenten-Beharke und Kampfszenen generiert, hätte 'Atomic Blonde' ein Top-Agententhriller werden können. So ist das zu eindimensional und leider nur mittelmäßige Unterhaltung.