RoboMaus - Kommentare
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Alle Kommentare von RoboMaus
50 years on.
Ein halbes Jahrhundert vor dem dritten Teil des Reboots traten Shatner & Co erstmals mit 'Star Trek' im Fernsehen auf und schafften es auf Anhieb zum Kultstatus. Seither hat sich viel getan: die TV-Serie der Sechziger wurde 1987 mit starken Folgen neu aufgelegt, und ab 1979 gab es zehn Spielfilme, deren letzter 2002 (zurecht) so erfolglos war, dass man das Franchise vorerst einmottete. 2009 kam das Reboot mit Chris Pine als jungem James T. Kirk, was 'Star Trek' wieder Leben einhauchte.
Eigentlich ein Jubiläum, das es zu feiern gilt, doch gibt 'Beyond' wenig Anlass: ganz im Trend ist von einer Story de facto nichts zu sehen, die Handlung rückt in den Hintergrund - sie dreht sich nur um ein historisches Objekt, das zur Allmachts-Waffe verhilft und sich kaum überraschend als McGuffin erweist. Auf der einen Seite stehen die Bösen, die wie immer alles vernichten wollen, während Kirk & Co wie immer aus aussichtsloser Situation zurückschlagen. Immerhin, an storytechnischer und dramaturgischer Einfallslosigkeit ist das kaum zu überbieten.
Es dominieren Space-CGI, Explosionen, hanebüchene Kampfeinlagen und pathetische Sprüche, deren hohle Polemik zum Ende immer schwerer zu ertragen ist. Alles ist furchtbar ernst gemeint, technisch nahezu perfekt im Weltraum umgesetzt, und doch hinterlässt es eher den Eindruck eines cineastischen Vakuums.
Letztlich ist damit der Form-Unterschied zu Marvel-Filmen nur noch marginal, im Grunde lediglich bestehend aus den Charakteren der Sechziger und deren Eigenheiten, wie dem Spock-Pille-Antagonismus. Doch das wirkt eher bemüht und ist weit entfernt vom Humor und Charme jener Tage. Positiv ist die auffallend variable Geräuschkulisse, vor allem der Einsatz der hinteren Lautsprecher, was im Zusammenspiel mit CGI & Action noch das Schlimmste verhindert.
Ein Wegwerfprodukt ohne Erinnerungswert, so schade wie unvermeidlich - es sind die Zeichen der Zeit, die auch 'Star Trek' nicht ignorieren kann.
Einen herzlichen Dank an Kängufant für die schönen einführenden Worte und dem/den Dashboardnachbarn für die wohlmeinende Empfehlung zum "Kommentar der Woche". Eine Geschichte, wie sie das Leben schrieb, zu einer Zeit, als es kaum etwas anderes im Genre SF-Abenteuer gab - 'Raumschiff Enterprise' war damals praktisch konkurrenzlos und zog die Kids magisch for den Fernseher. Innerhalb weniger Jahre war die Serie bereits Kult und gebar, wie es Kängufant so liebevoll ausdrückt, eine Generation von Trekkies. Faszinierend ;-)
Vor eineinhalb Jahren habe ich 'It Follows' schon einmal gesehen und an dieser Stelle kommentiert (gelöscht; 6,5/10). Es ist das erstaunliche Beispiel eines Filmes, der bei einer Zweitsichtung deutlich besser wirkt und den man anders wahrnimmt. Vielleicht ist das ein Stück weit tagesformabhängig, doch es kommt wohl daher, dass sich die nicht immer leicht verständlichen Inhalte besser erschließen. Schon damals hatte ich das Gefühl, dass ich dem Film über kurz oder lang eine zweite Chance geben muss - die ergab sich als günstige Gelegenheit, da er Ende des Monats beim Streaming-Anbieter aus dem Paket-Programm fällt. Wenn man schon bezahlt hat........
'It Follows' hat eine innovative Story: ein Dämon manifestiert sich durch eine Person, die sich in mäßigem Tempo auf sein Opfer zubewegt, das den Fluch durch Sex mit einem anderen Opfer "vererbt" bekam. Es ist wie die Laser-Markierung eines Zieles für eine selbstgesteuerte Rakete. Wenn der Dämon das Opfer zu fassen bekommt, wird er versuchen, es zu töten. Den Fluch bekommt man nur los, wenn man mit jemandem schläft - dann wird der/die andere zum Ziel, obwohl der vorher Verfolgte den Dämon noch sehen kann. Für alle anderen ist er unsichtbar.
Wenn der Dämon sein Opfer tötet, fällt der Fluch allerdings wieder auf sein vorheriges Ziel zurück - es hört nie auf.....
Das Geschehen wird langsam aufgebaut, wie auch der Plot insgesamt von einem gemächlichen Tempo geprägt ist. Das ist durchaus angebracht, denn die Spannung lebt nicht von Gerenne, brachialen Monstern, schnellen Schnitten oder Scares, sondern von der ständig präsenten Bedrohung, die sich aus heiterem Himmel manifestieren kann. Dabei ist es gerade die langsame, aber stetige Gangart des Dämonen, die unheimlich wirkt und mit einigen starken Ideen umgesetzt ist. Das ist von einem gelungenen Score unterlegt und mit Überlegung gemacht - es erinnert an den archetypischen Traum (den viele haben), worin man verfolgt wird, aber wie gelähmt verharrt und im Schrecken nicht wegkommt, obwohl es möglich wäre.
Wenn man bedenkt, dass 'It Follows' nur ein 2 Mio.$-Budget hatte, ist das noch beeindruckender: mehr kann man kaum aus solch geringen Mitteln herausholen. Was man sich an Effekten leisten konnte, wird genau an den richtigen Stellen eingesetzt und sieht überzeugend aus. In einigen Situationen hätte man sich allerdings eine packendere Umsetzung im Sinne eines Horrorfilms gewünscht. Vor allem, wenn der Dämon zuschlägt, wirkt es zu lasch - da wurde die Chance verpasst, dem Plot die Spitzen aufzusetzen, die wirklich unter die Haut gehen. Auch das Ende hätte man anders gestalten sollen, um wirklich zu überzeugen.
Immerhin hat der Film das Zehnfache seiner Kosten eingespielt, was wiederum der Effizienz entspricht, mit der man einen starken Film aus geringen Mitteln gemacht hat. Auf den nächsten David Robert Mitchell darf man gespannt sein.
"Schandfleck für den Staat Texas" und lebenslange(!) Haft wegen wiederholter Betrugsdelikte :D
Wenn der echte Steve Russell diese Dinger wirklich gedreht hat, muss man ihn schon als genial bezeichnen. Jim Carrey verkörpert den schwulen Betrüger und Hochstapler überzeugend und ist genau der richtige, um diesem Charakter das energiegeladene Leben einzuhauchen.
'I Love You Phillip Morris' behandelt zwei Themenfelder: zum einen ist es eine Gaunerkomödie, wobei die Ideen zu den Gaunereien sehr einfallsreich sind (Hut ab vor Steve Russell), zum anderen beleuchtet er die Beziehungen des Familienvaters, der plötzlich seine schwule Ader entdeckt und vor allem seinen Zellengenossen Phillip Morris liebt. Dabei ist Russell vom Verlangen besessen, seine Partner und sich selbst im Luxus schwelgen zu lassen, wofür er große Mengen Geld benötigt und wofür er immer wieder in den Knast wandert. Dort erweist er sich beim Ausbrechen als genauso erfinderisch wie beim Geldbeschaffen.......
Das Crossover ist gelungen und hält etliche Lacher bereit. Lobend muss man erwähnen, dass die schwulen Charaktere normal erscheinen und nicht so überrissen dargestellt sind wie in vielen anderen Komödien, die das Thema beackern.
Ein sehenswerter Jim Carrey.
Mit Armdrücken zur mentalen Befreiung.
Sly erweist sich als entschlossener Vater, der nicht aufgibt, um das Sorgerecht für seinen zwölfjährigen Sohn zu kämpfen, nachdem die Mutter gestorben ist. Die Handlung wird in das Ambiente von Armdrück-Wettbewerben gesetzt....
Obwohl es einige bewegende Szenen mit Sly und seinem Sohn gibt, vor allem, wie Sly anfangs seine Feindseligkeit überwindet und Vertrauen schafft, bleibt die Darstellung der Vater-Sohn-Beziehung eher oberflächlich. Im Verlauf legt der Plot mehr wert auf die Nebenschauplätze, vor allem Slys Auseinandersetzung mit dem reichen und einflussreichen Vater seiner verstorbenen Frau, der ihm den Jungen entreißen will, sowie zunehmend das Armdrücken. Das gesamte letzte Drittel besteht nur noch aus einem Armdrückwettbewerb, den Sly natürlich gewinnt - das ist wohl kaum gespoilert, denn es ist von vorneherein klar, selbst, welchen Gegner er im Finale hat und auch, welche Rolle sein Sohn dabei spielt. Vielleicht hätte man den Ablauf nicht ganz so vorhersehbar gestalten und das sich ständig wiederholende Armdrücken mit weniger Screentime belegen sollen.
Musik ist natürlich immer eine Geschmacksfrage, doch den Gorgio Moroder-Score finde ich auffallend schwach. Noch dazu klingt ein Song wie der andere (oder war das jedesmal derselbe?), so dass es in der zweiten Hälfte anfängt, etwas zu nerven.
Unter dem Strich bleibt ein Film, der auch beim wiederholten Mal noch "ganz gut" wirkt, vor allem wegen einiger berührender Vater-Sohn Momente und des packenden Armdrück-Finales. Doch für eine weitere Sichtung wird es kaum reichen.
So kann das gehen: zwei Nachbarsfamilien sind beste Freunde, eine der Mütter schmiedet schon Heiratspläne für ihre Tochter mit dem gesitteten Nachbarsjungen, doch die freundet sich stattdessen mit seinem Vater an und trifft sich mit ihm im Motel....... das kommt schnell ans Licht, doch die beiden stehen zur Bestürzung aller zu ihrer "unmöglichen" Beziehung.
Daraus ergibt sich ein witziger Plot mit leicht anarchischen Zügen - eine Mischung, die Laune macht. Es ist nicht die 08/15-RomCom, auch nicht klischeehaft, eher ein interessanter Film, der die Facetten einer solchen Beziehung aus vielen Blickwinkeln beleuchtet und mit starker Situationskomik punktet. Zum Gelingen trägt auch ein überzeugender Cast bei, mit Oliver Pratt als konsternierter Vater, dessen Tochter eine Liebesaffäre mit seinem besten Freund hat (stark verkörpert von Leighton Meester und Hugh Laurie).
Im letzten Drittel baut 'The Oranges' leider ab - anstatt das anarchische Element konsequent weiterzuführen und ein wirkliches Schicksalsdrama daraus zu machen, verfällt man in Belanglosigkeiten ohne Biss, woraus der Witz verflogen ist. Mit einer überzeugenden, bewegenden Endphase hätte der Film 8 Punkte bekommen können. So ist es immerhin noch eine "ganz gute" Dramödie, bis deutlich über die Mitte sehenswert.
Nach zwanzig Jahren wieder einmal Wes Cravens 'Scream', den man inzwischen schon als Genre-Klassiker bezeichnen kann. Für viele Kult und der Inbegriff des Slashers schlechthin, für andere nur ein weiterer Film, der das Thema Teen-Verfolgung und -Abmetzeln bis zur letzten Darmwindung ausschlachtet.
Offensichtlich gehöre ich der Bewertung nach zu Letzteren. Obwohl ich das Horror-Genre liebe, hat dieses Subgenre wenig Anziehungskraft, so dass es mir nur selten gelingt, die Unterschiede oder Nuancen zwischen den einzelnen Vertretern wahrzunehmen. Eine Ausnahme ist 'Wrong Turn' (2003), der dramaturgisch punktet und gute Ideen hat, die über das Übliche hinausgehen. Warum nicht auch der Spitzenvertreter, an den ich mich nach sehr langer Zeit kaum noch erinnern konnte?
Für mein Empfinden ist das, wie die meisten Filme des Subgenres, notorisch vorhersehbar, eindimensional und stereotyp. Es gibt kaum eine Story - die Handlung besteht aus einem maskierten Typ, der bevorzugt Teens abmetzelt. Der Löwenanteil des Plots ist lediglich mit Teen-Talk und nichtssagendem Rätselraten darüber angefüllt, wer denn nun der Mörder ist. Weil darüberhinaus nichts geboten wird (das mich anspricht), wird es schon zur Mitte langweilig - umso schmerzlicher, dass der Film auch noch beinahe zwei Stunden läuft......
Dazu sind die Charaktere durch die Bank unsympathisch - da macht es wenigstens keinen Unterschied, wen der Maskenmann sich als nächsten greift: es ist immer ein Treffer. Damit nicht genug, gibt es hanebüchene Kampfszenen, wie die in der Garage - der Killer stellt sich so dämlich an, dass man das beim besten Willen nicht ernst nehmen kann.
Wer dem Slasher-Subgenre geneigt ist, hat hier wahrlich ein klassisches Erlebnis. Falls nicht, sollte man sich von dem Kult um 'Scream' nicht beeindrucken lassen und besser etwas anderes anschauen.
John Cusack lebt mit zwei Töchtern ohne die Mutter, die im Irak kämpft - bis die grauenvolle Nachricht eintrifft: sie ist gefallen. 'Grace is Gone' startet wie der zwei Jahre später erschienene 'The Messenger' (2009, Woody Harrelson) und behandelt dasselbe Thema: der Mann oder die Frau wurde beim Kriegseinsatz für die USA getötet.
Während 'The Messenger' dies aus Sicht der Armee-Angestellten zeigt, die sich tagtäglich verzeifelten Angehörigen ausgesetzt sehen, stellt 'Grace is Gone' die betroffene Familie dar. Cusack bringt es nicht übers Herz, seinen Töchtern die Wahrheit zu sagen und startet kurzerhand eine Autoreise durch die USA.
Der Film wird dadurch schnell zum Roadmovie, das nur noch bedingt etwas mit der Thematik des Verlustes der Mutter zu tun hat. Vielmehr geht es darum, was Cusack unternimmt und wie er die Nähe seiner Töchter sucht, die ahnen, dass etwas nicht stimmt. In dieser langen Phase ist der Plot problematisch, denn über weite Strecken passiert kaum etwas, wobei die Handlung manchmal kurz vor dem Einfrieren steht. Vielleicht ist das so gewollt, um die Tragik zu vertiefen, doch es erzeugt wenigstens bei mir eher Langatmigkeit als Anteilnahme.
Immerhin kommen im Zusammenspiel von Cusack und seinen Töchtern einige gute Ideen (v.a. die, worin er der jüngeren in das Spielhaus folgt), doch wirklich berührend wird der Film erst wieder zum Ende, weil Cusack die Wahrheit in irgendeiner Form kommunizieren muss und sie nicht länger verbergen kann.
In jedem Fall macht 'Grace is Gone' betroffen und schafft es stellenweise, dem Zuschauer das Thema unter die Haut zu schieben, was wohl das Hauptanliegen eines Anti-Kriegsfilmes ist und womit er seine Berechtigung hat.
Die Geschichte des australischen Robin Hood im 19. Jh. klingt interessant, der Stoff für ein packendes Gerechtigkeitsdrama mit atemberaubenden Landschaftsaufnahmen und einem bewegenden Plot, der den Zuschauer in das Leid der Bevölkerung und die erhebenden Aktionen eines Volkshelden taucht. Gepielt von einer erstklassigen Darstellerriege mit Heath Ledger, Naomi Watts, Geoffrey Rush, Joel Edgerton und Orlando Bloom.
Leider ist von alldem kaum etwas zu sehen, außer den Schauspielern. Die eingefangene Landschaft hat nichts Besonderes, nicht einmal einen Sonnenuntergang, die Umsetzung ist blass und entwickelt nur stellenweise etwas Spannung. Vielleicht liegt es daran, dass Regisseur Gregor Jordan nicht annähernd den Bekanntheitsgrad und die Erfahrung der Schauspieler hat - auf keinen Fall erzeugt die Inszenierung Nähe zum Geschehen und schafft es auch nicht, den Zuschauer darin einzubinden. Zudem bewegt sich die Handlung nur zäh voran und wirkt vor allem mit der Einführung der Charaktere im ersten Drittel langatmig - nach einer halben Stunde fragte ich mich, wohin das noch führen soll, aber dann wird es besser.
Dennoch ist das kein schlechter Film - die Story des Outlaws Ned Kelly ist interessant. Man möchte gerne wissen, wie sie sich entwickelt und wie Kelly die Polizei an der Nase herumführt, ist dann aber auch froh, wenn es zu Ende ist.
Wieder einmal ein starkes, unbezwingbares Prügel-Duo, das in 'Vier Fäuste gegen Rio' für ihre Verhältnisse eher wenig mit Prügeln kommt. Es gibt nur zwei Einlagen, die aber auch einige witzige Ideen enthalten. Mehr als in anderen Filmen setzt man auf "normales" Schauspiel und Dialoge/Sprüche, wobei Hill, Spencer & Gagschreiber mit gelungener Situationskomik und starken Gags überzeugen.
Die Handlung ist ansprechend: Zwei ultrareiche Snobs suchen für öffentliche Auftritte Doubles - so spielen Hill & Spencer sehr unterschiedliche Charaktere in Doppelrollen, woraus sich der Humor ernährt. Zum einen die feinen Pinkel mit ihren Allüren, zum anderen die ruppigen Gesellen, die keiner Prügelei aus dem Weg gehen und dabei sogar noch für ihre Auftraggeber üble Gestalten aus dem Weg räumen.....
Vielleicht der stärkste Film der beiden nach 'Vier Fäuste für ein Halleluja' (1971), aber da wird wohl jeder seine eigene Rangliste haben - auf jeden Fall einer ihrer besten, der richtig Laune macht :)
Nicolas Cage mimt den exzessiven Säufer, verfällt in Selbstmitleid, freundet sich mit einer Prostituierten an, geht mit ihr auf den Loser-Trip und (SPOILER) verreckt zum Ende am Alkohol (SPOILER ENDE).
Mehr passiert in diesem Film nicht - die rudimentäre Handlung erschöpft sich in der Beleuchtung zerstörter Charaktere und ihrem Milieu: das der Bars, des Suffs, der Straße, billiger Absteigen, gelegentlicher Gewalt, gelegentlicher Ficks.
Vorhang zu, es purzeln Höchstnoten - ich fasse es nicht: dieser langweilige, einfallslose Film, der lediglich eine furchtbare Sucht im Rahmen einer depressiven Beziehungsgeschichte stilisiert, wobei sich Cage schön im Gegenlicht gefilmt Flasche um Flasche in den Hals kippt, erfreut sich größter Beliebtheit.
Gewiss lassen sich mit intellektuellem Einfallsreichtum auch aus diesem Streifen noch irgendwelche Botschaften quetschen, wie, dass zwei ganz unten angekommene Menschen sich trotz ihrer Misere noch etwas geben können, oder, dass unser Blick damit meisterlich auf den unteren Rand der Gesellschaft gelenkt wird, den wir sonst nicht wahrnehmen. Was auch immer - darauf kann ich verzichten und habe keine Gewissensbisse, denn ich gehe ins Kino, um Unterhaltung zu genießen und mich gut zu fühlen.
Drei Punkte für Cage, der wie so oft überzeugt, doch ansonsten empfinde ich hier nur ein cineastisches Vakuum.
"Wie nehmen das Zimmer" :D
Das Rattenloch wirkt nicht besonders anziehend, doch Eddie Murphy alias Prinz von Zamunda ist es leid verhätschelt zu werden und dazu noch jeden Tag den Hintern abgewischt zu bekommen. Er macht eine Reise nach New York, um das richtige Leben kennenzulernen - und trifft endlich eine Frau, die nicht darauf programmiert ist, ihm alles rechtzumachen......
Wunderbar märchenhaft, herzig, romantisch und witzig - Murphy hatte mit seiner Story und dem Drehbuch den Wurf seines Lebens. Zudem spielt er grandios und verzichtet auf sein Achtziger-Markenzeichen, die Oneliner-Quasselstrippe - dafür überzeugt er mit souveräner Gestik und Mimik. Die Handlung ist einnehmend und von der ersten bis zur letzten Minute sehr gut unterhaltend, mit etlichen Lachern aus gelungener Situationskomik und vielen Details: z.B., wie der Pudel auf dem Sofa immer so inszeniert wird, dass er den Kopf zu den jeweiligen Aktionen im Zimmer dreht..... oder der Kurzauftritt von Ralph Bellamy und Don Ameche, die von Murphy in die Gosse geschickten Börsengurus Randolph & Mortimer aus 'Die Glücksritter' (1983), denen er nach fünf Jahren ein fettes Almosen zusteckt XD.
Ein echtes Achtziger-Highlight, und wer genau hinsieht, erkennt auch einen Samuel L. Jackson am Beginn seiner Karriere, als er sich noch mit kleinen Rollen über Wasser hielt.
Voll proll, ey - wie ein Asso-Zug, der einen überfährt.
Nach einiger Zeit versuchte ich es wieder mit einer deutschen Komödie. Immerhin erzielt 'Bang Boom Bang' in weiten Kreisen gute Bewertungen und hat mancherorts Kultstatus. Man darf die Hoffnung nie aufgeben.
Der Film hat wirklich eine gewisse Frische und Originalität, selbst nach beinahe 20 Jahren - mir ist klar, weshalb der vielen gefällt. Er ist nicht schlecht und hätte, objektiv gesehen, eine bessere Bewertung verdient als die mageren 4 Punkte, die neben meinem Kommi prangen. Doch es geht hier um subjektive Wahrnehmung von Humor, Vorlieben und Sehgewohnheiten beim Film, die eine Bewertung ausmachen.
So gesehen, vereinigt 'Bang Boom Bang' vieles, das mir einen Film abspenstig macht: vor allem dieser aufgesetzte Klamauk und das nervende Gebrüll, die das Prollmäßige zelebrieren, kommen einfach nicht witzig, wahrscheinlich nicht einmal mit einer halben Flasche Whisky intus (obwohl man sich da nie sicher sein kann :). Dazu das permanente Overacting. In Abwesenheit von Lachern fühlt man sich wie in einer Zelle, deren Wände aus witzloser Hektik bestehen und die sich beständig nähern - kein gutes Gefühl, doch zum Glück gibt es die Fernbedienung: eine Reißleine für die Falltür, die einen davor bewahrt, bei lebendigem Leibe zerquetscht zu werden.....
Im Nachhinein betrachtet, hat die Bewertung doch einen hohen objektiven Anteil, denn wenn ich 'Bang Boom Bang' rein gefühlsmäßig bewerte, müsste er bei 1 Punkt liegen.
Das waren noch Zeiten: Cary Grant begegnet der 26 Jahre jüngeren Grace Kelly, und sie verfällt ihm beim ersten Treffen. Hitchcock setzt eins drauf, indem die noch jüngere Brigitte Auber ihr Grant mit der Bemerkung versucht auszuspannen: "Warum willst du so einen alten Wagen fahren, wenn du mich haben kannst?"
Lang lebe der Chauvinismus!
Alte Knacker, denen die hübschesten Frauen hinterherrennen, natürlich höchstens halb so alt..... nicht mein Ding, aber genau darauf expandiert 'To Catch a Thief'. Anfangs eine interessante Kriminalstory, was man doch zuvorderst von Hitchcock erwartet, schwenkt der Plot zur Mitte in ein absurdes Grant/Kelly-Geturtel, das mit endlos scheinenden Unterhaltungen unterlegt ist und das Hauptthema des Films offenbart.
Entsprechend schwach kommt die Story über den Dieb, der ältere Damen um ihren Schmuck erleichtert - dramaturgisch öde und nichtssagend. Hitchcock wollte eine Lovestory mit einem Krimi verbinden und serviert lediglich dialoglastige Inhalte, die mich auf keiner Ebene ansprechen: nicht romantisch, nicht spannend und auch nicht witzig. Er konnte es besser.
'Deception' bedeutet Täuschung, was schön mit einem Wort ausdrückt, worum es in diesem Thriller geht: ein Spiel, das auf Lug und Trug aufgebaut ist und so manche Überraschung bereithält. Die Spieler: Ewan McGregor und Hugh Jackman.
McGregor ist ein harmloser, biederer Buchhalter, der vom Lebemann Jackman in die Welt des Vergnügens eingeführt wird. Es läuft wunderbar für McGregor, bis Jackman sein wahres Gesicht zeigt, nachdem er sein Opfer in gewisse Abhängigkeiten getrieben hat. Doch in McGregor erwachen ungeahnte Instinkte.....
Die Story ist interessant und schlüssig aufgebaut, wobei die Dramaturgie eher vom Katz- und Mausspiel der beiden lebt, als von Suspense. Das ist gelungen, weil man sich ständig fragt, was McGregor wohl als nächstes machen wird. Manches ist dabei vorhersehbar, was in einigen Kommis kritisiert wird, doch das stört in diesem Fall nicht weiter. Ich habe sogar den Eindruck, dass die Vorhersehbarkeit eher gewollt ist, z.B.,
(SPOILER)
als McGregor tot zu sein scheint: es ist doch klar, dass er noch lebt und zurückkommt, doch nicht, welche Aktion er dann bringen wird. Das einzig wirklich nicht Nachvollziehbare ist, dass er am Schluss die zwei Geldkoffer mit 20 Mio $ einfach beim toten Jackman liegen lässt - da er Jackman seine Identität untergeschoben hat und nicht mehr in sein Leben zurück kann, bräuchte er das Geld dringend für einen Neustart..... und wer lässt schon 20 Mio. liegen???
(SPOILER ENDE).
'Deception' ist zwar kein mitreißender Thriller, hat aber einige gute Ideen und bietet ordentliche Unterhaltung mit überzeugenden Stars - mehr muss es nicht sein.
Die kalten Krieger Michael Caine und Pierce Brosnan liefern sich ein Wettrennen, wobei Brosnan als sowietischer Top-Agent eine Atombombe in kleinen Einzelteilen nach England schmuggeln und dort hochgehen lassen soll..... So beginnt(!) die MP-Beschreibung, aber tatsächlich ist man hier schon in der Mitte des Films. Wer das nicht liest, mag sich in der ersten Hälfte fragen, worum es in 'The Fourth Protocol' eigentlich gehen soll.
Es ist zunächst ein undurchsichtiges Spiel um Spionage mit etlichen Beteiligten auf beiden Seiten, wobei ein englischer Maulwurf entlarvt wird, der den Soviets NATO-Dokumente zuspielt. Diese Dokumente haben jedoch für die Handlung um Brosnans Auftrag keine Bedeutung und führen plottechnisch in eine unnötige, verwirrende Sackgasse, wie einige andere Vorgänge auch.
Im Sinne seiner Story beginnt der Film wirklich erst ab der Mitte, als Caine zufällig die Polonium-Zündplatte einer Atombombe in die Hände fällt, die in der Kleidung eines toten russischen Matrosen versteckt war. Er ahnt das Vorhaben der Sowiets - nun wird es endlich interessant und schlüssig, wobei die Handlung Fahrt aufnimmt. Doch auch das lässt aufgrund seiner ruhigen, unspektulären Inszenierung dramaturgisch zu wünschen übrig und ist weit von einem packenden Agenten-Thriller entfernt.
Kein Meisterwerk des Genres, und nur wegen der besseren zweiten Hälfte insgesamt noch ein "geht so".
"Am Ende fließen alle Dinge ineinander und aus der Mitte entspringt ein Fluss..... unter den Steinen sind die Wörter, doch werde ich einige Wörter nicht verstehen".
Die Wahrheit: ich habe in meinem Leben schon viele Steine umgedreht, aber da waren nur Schlangen, Skorpione und Spinnen........;-)
"Un film de Robert Redford" (Regie & Produzent) - das ambitionierte Produkt eines Schauspielers, der sich wie viele seiner Kollegen nach dem Erfolg auch die Lorbeeren der Macher verdienen will. Nur wenige überzeugen damit (am meisten wohl Clint Eastwood), und auch Redford kommt über Mittelmaß nicht hinaus. Anscheinend drückt sich die Ambition zuvorderst in der Laufzeit aus - zwei Stunden müssen es mindestens sein, um wenigstens den Hauch eines Meisterwerkes wehen zu lassen.
Doch wie sieht es inhaltlich aus? Es ist ein anfangs noch gut unterhaltendes Familiendrama, dessen Handlung sich hauptsächlich in der Belechtung der Charaktere durch die Zeit und deren Beziehungen untereinander ausdrückt. Dabei überzeugt Brad Pitt (beim Dreh 29 Jahre alt), der tatsächlich aussieht wie ein achtzehnjähriger Jungspund. Gelungen sind auch die Szenen aus den Goldenen Zwanzigern, die das Ambiente und die Stimmung stark einfangen.
Im Verlauf merkt man jedoch, dass die große Story hier nicht erzählt wird - eher schon ist der Plot eine langatmige, dialoglastige Aneinanderreihung von Banalitäten, wie "alles rund ums Fliegenfischen". Man sitzt zu Tisch, auf dem Sofa, in der Bar oder sonstwo und bespricht die Probleme des Alltags und der Zeit. Brad Pitt übertreibt es mit dem Trinken - wie schlimm. Dazu kommt die unvermeidliche Offstime, die einem in schöner Monotonie den Lauf der Dinge ins Ohr säuselt.......
Nachdem ich über eineinhalb Stunden durchgehalten habe und Tom Skerritt mit seinen Söhnen Pitt & Sheffer abermals zum Fliegenfischen in den Fluß stieg, war ich nahe am Ausmachen. Beim Filmesehen gibt es für mich kaum etwas Schlimmeres als die Stereotypie ständiger Wiederholung von Vorgängen, zumal mich Angeln nicht im Geringsten interessiert.
Belanglos.
Spieglein, Spieglein an der Wand: ich krieg' dich, Kiefer Sutherland.
Der französische Regisseur Alexandre Aja wartet mit dem US-Remake eines koreanischen Gruslers auf. Ehrlich gesagt, vermutete ich bei dem Namen zunächst einen Spanier im Regiestuhl, denn von dort kommen seit Jahren ausgezeichnete Filme im Horror/Mystery/Thriller-Bereich. Was Aja mit 'Mirrors' abliefert, darf man vor allem in der ersten Hälfte als herausragenden Horrorthriller bezeichnen. Sutherland kommt als Nachtwächter in ein seit langem abgebranntes Kaufhaus, worin ein Dämon hinter Spiegeln sein Unwesen treibt......
Die Interaktion des Dämonen mit der realen Welt vor den Spiegeln ist mit einer Reihe ausgezeichneter Ideen umgesetzt. Wohltuend verzichtet man auf die oft im Genre anzutreffende langsame Steigerung (wobei zuerst eine halbe Stunde lang Banalitäten abgehakt werden), sondern kommt gleich zur Sache. Die Atmosphäre im düsteren Kaufhaus ist von Beginn an unheimlich und bedrohlich, der ideale Rahmen für etliche Gänsehautmomente und üble Aktionen des Dämonen, deren Spitzen im Splatterbereich liegen. Bis zur Mitte wird der geneigte Zuschauer mit einer packenden Mischung aus Horror und Suspense bedient.
Danach verliert sich das Horror-Element bis auf einzelne Szenen - der Plot wird zum Mystery-Thriller, worin Sutherland versucht, dem Übel an die Wurzel zu gehen und zu verstehen, was ihn aus den Spiegeln verfolgt. Das ist zwar interessant, doch dadurch büßt 'Mirrors' an Suspense ein und trägt zunehmend die Züge eines konventionellen Thrillers, dem es an guten Ideen mangelt. Dementsprechend ist auch das Ende unbefriedigend:
(SPOILER)
Sutherland findet sich plötzlich in einer Welt, worin die Schrift spiegelverkehrt erscheint - damit soll wohl suggeriert werden, dass er nach seinem vermeintlichen Sieg in der Welt des Dämonen gelandet ist. Doch wo bleibt der Dämon? Es passiert nichts, außer, dass der letzte Schriftzug (am U-Bahn-Eingang) wieder normal lesbar ist. Schlamperei der Regie? Wenn Absicht, wozu? Kommt er mit der U-Bahn wieder in die normale Welt? Man erfährt es nicht, denn es ist die letzte Szene.....
(SPOILER ENDE)
'Mirrors' besteht somit aus zwei unterschiedlichen Hälften, die ich jeweils mit 9,0 und 6,5 bewerten würde. Schade, dass Aja in dem Moment auf die Bremse tritt, wo man eigentlich erwartet, dass er noch eine Schippe drauflegt. Trotzdem, immer noch ein starker Genrebeitrag.
Die verschlungenen Wege der Leidenschaft.
Ein Film aus Frankreich mit Sophie Marceau und Christopher Lambert - zwei Darsteller, die auf den ersten Blick so verschieden erscheinen wie die Charaktere, die sie in 'Cartagena' verkörpern. Und doch...... zwischen den beiden stimmt die Chemie; was hier abläuft, wirkt glaubhaft und bewegend.
Marceau ist nach einem Unfall seit drei Jahren vom Hals abwärts gelähmt und übel gelaunt. Keine Pflegerin hält es länger als eine Woche aus. Da bewirbt sich Lambert, der an der Flasche hängt und dringend Geld braucht, und bekommt den Job - wider Erwarten hält er trotz Marceaus herabwürdigendem Verhalten durch und gewinnt allmählich Zugang zu ihr. Dabei sind ein paar starke und berührende Ideen, wie man Marceaus Situation sinnvoll und den Umständen entsprechend angenehm gestalten kann.
Lamberts Leistung ist hervorragend - in meiner Wahrnehmung die beste seit seinem Klassiker 'Highlander' (1986). Als Ex-Boxprofi erkennt er in einer Nebengeschichte das Talent einer Prostituierten aus den Slums von Cartagena und baut sie zur Boxerin auf. Auch das ist überzeugend gemacht und gibt dem Plot den benötigten Kontrast zur Handlung mit Marceau, deren schauspielerischer Radius naturgemäß durch ihre Rolle beschränkt ist.
Im letzten Drittel machen die Ereignisse um Lambert und Marceau große Sprünge, beinahe so, als ob Teile des Films fehlen. In dem Maße, wie manche Schmalzepen den Plot mit aufgesetzem Herzschmerz füllen, um auf zweieinhalb Stunden zu kommen, übt sich 'Cartagena' in unnötiger Bescheidenheit und lässt zum Ende wünschenswerte, nötige Inhalte weg - entsprechend läuft der Film gerade einmal 90 min und kann seine einnehmende Story nur im Ansatz entfalten.
Dennoch ein bewegendes, zu Unrecht kaum bekanntes Romantik-Drama, frei von Schmalz und aufgesetztem Unsinn.
Usain Bolt - ein Betrüger wie Lance Armstrong?
Er ist der schnellste Mann der Welt, der die 100 Meter in 9,58 Sekunden lief. Die Doku zeigt ein lockeres Ambiente, worin Bolt hart trainiert, lässt Freunde und Trainer zu Wort kommen, zeigt seine Erfolge in der Retrospektive und suggeriert mit alldem, welch ein glorreicher Kerl Bolt ist. Das geht sehr in Richtung Glorifizierung, beinahe schon Mystifizierung einer lebenden Legende.
Doch ist Bolt wirklich der Mann, der hier präsentiert wird? Sehr wahrscheinlich: nein. Er wurde wie Armstrong zwar technisch nie des Dopings überführt, doch spricht alles andere eine deutliche Sprache. Außer er ist tatsächlich das achte Weltwunder, kann er diese Leistung nur gedopt vollbracht haben. Bolt, mit Maurice Greene der letzte der noch nicht Doping-Überführten aus den Top Ten bis 2013, steht in der Statistik wie folgt da (http://www.n-tv.de/sport/Doping-Experte-zweifelt-an-Superstar-Bolt-article11029946.html):
1. 9,58s Usain Bolt JAM
2. 9,69s Tyson Gay USA, doping-überführt
3. 9,69s Yohan Blake JAM, doping-überführt
4. 9,72s Asafa Powell JAM, doping-überführt
5. 9,74s Justin Gatlin USA, doping-überführt
6. 9,78s Tim Montgomery USA, doping-überführt
7. 9,78s Nesta Carter JAM, doping-überführt
8. 9,78s Maurice Greene USA
9. 9,79s Ben Johnson KAN, doping-überführt
10. 9,80s Steve Mullings JAM, doping-überführt
Jamaica, das vor 2008 im 100 m-Lauf kaum Bedeutung hatte, brachte bis 2012 plötzlich fünf(!) Läufer hervor, die die 100 m in 9,58-9,80 Sekunden liefen. Von diesen fünf Jamaicanern ist Bolt der einzige (noch) nicht überführte. Sein Kollege Nesta Carter wurde erst Anfang 2017 mit eingefrorenen Proben von 2008 erwischt, was übrigens auch dazu führte, dass Bolt bereits eine seiner Goldmedaillen aberkannt bekam (100 m-Staffel mit Carter).
Wenn ein verprellter Kollege Lance Armstrong nicht verpfiffen hätte, wäre er heute noch der gefeierte Tour de France-Sieger. Er war zu clever und wurde zu gut geschützt, um sich erwischen zu lassen. Vieles spricht dafür, dass Bolt einen ähnlichen Fall darstellt und dass diese Doku genauso auf Lug und Trug aufgebaut ist. Seine Chancen durchzukommen, stehen indess gut: wie in dem oben zitierten Artikel gezeigt, hat der Internationale Leichtathletikverband wohl kein besonderes Interesse daran, Leute wie Bolt zu entlarven. Wenn auch er noch fällt, fällt damit die Glaubwürdigkeit von Kraft-/Ausdauersportarten in der öffentlichen Meinung mit einem Schlag weiter ab, somit auch das Interesse, die Zuschauerzahlen und die Einschaltquoten. Das braucht nun wirklich niemand, der am Sport verdient.
Lassen wir Bolt seinen Weltrekord und glauben an das Gute. Warum eigentlich kein achtes, wenn es vor ihm schon sieben Weltwunder gab?
"Wie fanden Sie den"?
"Lahm - das war ziemlich mau"
Dieses Zitat etwas vor der Mitte drückt genau aus, was ich zu 'Der Wert des Menschen' empfand.
Die überwiegend recht guten Bewertungen (Kritiker: 7,1) stützen sich wohl hauptsächlich auf den Anspruch: ein Sozialdrama, das sich dem Schicksal eines Arbeitslosen widmet, der von Job zu Job geschickt wird, seine Würde nicht verlieren will und schließlich in einem Supermarkt unterkommt......
Die Intention zielt auf eine realistische Geschichte, wie das harte Leben am unteren sozialen Rand sie erzählt - doch wie die erzählt ist, hat für mich keinen Unterhaltungswert. Obwohl der Film aus Frankreich kommt, trägt er die üblichen Kennzeichen deutscher Dramen: hölzern, zäh, langatmig, lange und nervende Diskussionen anstelle von ansprechender Handlung. Als ob ein Virus auf unser Nachbarland übergegriffen hätte.
Ätzend langweilig und nur mit der Vorlauftaste zu überstehen.
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Anmerkung am Rande: Dass mir dieser Film bei inzwischen 2700 Bewertungen mit 7,0 vorhergesagt wurde, zeigt einmal mehr, dass das Vorhersage-System dringend einer Revision bedarf. Jeder, der meinen Filmgeschmack nur halbwegs kennt, hätte mir von diesem intellektuell orientierten Langweiler abgeraten.
Acht Jahre nach dem starken 'Johnny English' (2003) macht Rowan Atkinson mit 'Reborn' zunächst dort weiter, wo er damals aufgehört hatte. Doch die gelungene Bond-Parodie mit etlichen Lachern währt nur über das erste Drittel
(7/10).
Danach geht Atkinson und seinen Gagschreibern leider die Luft aus. Aus witzigen Einlagen werden vorhersehbare Albernheiten, die für Drehbuchautoren einer Komödie teilweise schon zum Fremdschämen sind. Phasenweise scheint es, als ob man tatsächlich eher auf die Bond-artige Story mit einigen gelungenen Plotideen um eine Verschwörung und mittels einer Droge ferngelenkte Attentäter setzt. Doch lässt sich das wegen der eingflochtenen Albernheiten nicht ernst nehmen und fährt den Plot mit zunehmender Dauer auf das Abstellgleis.
Nur wegen der starken Anfangsphase insgesamt noch ein "geht so", ansonsten darf man hoffen, dass Johnny English im Grab verbleibt, das er sich zum Ende mit dieser Fortsetzung geschaufelt hat.
Die stark besetzte Truppe mit S.L. Jackson, Ed Harris, Eva Mendez und Luis Guzmán liefert mit 'Cleaner' einen routinierten Old School-Thriller ab. Jackson, der im Metier der Tatortreinigung sein Brot verdient, wird mit den üblichen behördlichen Anforderungen zum Säubern eines Tatortes gerufen - dananch merkt er, dass die Papiere gefälscht waren und er die Spuren eines Mordes beseitigt hat.....
Eine clevere Idee, auch wie sich nach und nach die Hintergründe aus Korruption und Vertuschung eröffnen, wobei alle Schauspieler des Top-Casts überzeugen. Doch anstatt richtig durchzustarten und auf dem bisher Gezeigten aufzubauen, zieht sich der Plot inhaltlich und dramaturgisch im letzten Drittel zurück und wartet mit einer überkonstruierten Story auf, die überhaupt nicht dazu passt. Dadurch nimmt er sämtliche Fahrt aus der Handlung und läuft eher belanglos ins Aus.
(MASSIVER SPOILER: Ed Harris hat Eva Mendes geschwängert und ihren lästigen Mann beseitigt??? Das war alles??? Wo bleibt die Aufdeckung des Korruptionsskandals? Warum muss Jackson, der die Liste der Geldempfänger kennt, nicht um sein Leben kämpfen? MASSIVER SPOILER ENDE).
Der Verlauf zum Ende hin ist zwar enttäuschend, aber dennoch bleibt aufgrund des sehenswerten Thrillers bis vor das letzte Drittel noch ein "ganz guter" Gesamteindruck.
Tolle Landschaften, Brad Pitt mit langen, wehenden Haaren, Anthony Hopkins als nicht immer souveräner Patriarch, jede Menge Herzschmerz im Stile der großen 90er-Epen, und doch wollte mir das Herz nicht bluten.
Das stark besetzte Familiendrama 'Legends of Fall' spaltet die Meinungen, die von "voller aalglatter, schleimiger und kitschiger Klischees" bis "zum Schmachten, Weinen und Seufzen" reichen. Allein unter den 17 bewertenden MP-Freunden reicht die Palette von 0,5 bis 10 - bei diesem Film kann ich jede Meinung nachvollziehen. Für mich ist das zu dick aufgetragen und läuft deutlich an meiner Empathie-Ader vorbei. Weil sich die Essenz hauptsächlich aus der übersteigerten Herzschmerz-Dramatik bildet, bleibt auf anderen Ebenen herzlich wenig, was dafür umso schmerzlicher auffällt: die dünne Story und zäh voranschreitende Handlung sind nur Mittel zum Zweck und können für sich allein kaum bestehen.
Was bleibt, wenn einen die Tränendrüsendrückerei kalt lässt, ist ein langatmiges Drama, worin eine Frau nacheinander die drei Söhne von Hopkins durchkostet, und ein überzeugender Brad Pitt, dem keine widerstehen kann.
Was sollte eine Rockumentary darstellen? Den Musiker? Den Menschen? Die Musik? Seinen Erfolg, seine Probleme? Alles zu gleichen Teilen? Bei 'Amy' scheint mir ein Missverhältnis gegeben.
Amy Winehouse zog Anfang der 2000er durch ihre begnadete Stimme immer weitere Kreise. Sie schrieb ihre Songs selbst und veröffentlicht zwei Alben: 'Frank' (2003) und 'Back to Black' (2006). Es ist die Story enormen Erfolgs durch eine enorme Leistung: 'Back to Black' wurde über 12 Mio. mal verkauft, und Amy wurde mit Grammys überhäuft. Doch mit dem Erfolg wuchsen auch ihre von Beginn an präsenten psychischen Probleme und ihr Drogen-/Alkoholkonsum.
Die zwei Stunden-Doku stellt das in der ersten Hälfte mit einer gelungenen Mischung aus Musik, ihrem Leben und dem Schicksal ausgezeichnet dar. Vor allem, wie sie die Umstände und Erfahrungen ihres Lebens in Musik und starke Songs ummünzt. Ihr wohl bekanntester Song 'Rehab' ist dafür ein gutes Beispiel: "They tried to make me go to rehab - I said: no, no, no".
Doch die ganze zweite Hälfte stürzt sich auf Amys unvermeidlichen Abstieg, als sie zum gefundenen Fressen für Medien, Paparazzi und Verarsche in Comedy-Shows wurde. Hier wird nur das Offensichtliche ausgetreten, womit sich die Doku im Grunde kaum von den Medien unterscheidet, die sie versucht anzuklagen. Dieser Phase im Film den gleichen Raum einzuräumen, wie ihrem Aufstieg und der grandiosen musikalischen Leistung, ist ein krasser Fehler und schlichtweg überflüssig. Sicher muss man ansprechen, dass Amy in eine Abwärtsspirale aus Drogenkonsum und einem psychischen Druck geriet, dem sie am Ende nicht standhielt, aber dafür hätten zehn Minuten gereicht. Das Bemerkenswerteste daran ist, dass sie tatsächlich den Entzug harter Drogen schaffte und letztlich an der legalen Droge Alkohol im Juli 2011 starb.
Die Bewertung ist ein Kompromiss aus der sehr starken ersten Hälfte und der ärgerlichen zweiten Hälfte - insgesamt wird die Doku der begnadeten Künstlerin Amy Winehouse jedoch nicht gerecht.