Roco De Long - Kommentare
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Alle Kommentare von Roco De Long
Ohne Frage der beste Tatort, den ich kenne - auch wenn das nicht sehr viele sind. Es ist eigentlich gar kein Tatort: Florian Schwarz und Michael Proehl nutzen nur das Format, um dieses freigeistig-kreative Werk zweier Cineasten zu schaffen. Das Theatrale sowie der wilde Genre-Mix voller kultureller Referenzen wirken leicht, aber aber nie leichtgewichtig, amüsant aber nie lächerlich. Vor allen, weil alles stilsicher inszeniert ist und weil Tukur und Matthes durchgehend zu überzeugen wissen. Drehbuch und Regie einfach weit über Durchschnitt.
Der starke Cast und Roger Deakins' Bilder schaffen eine intensive Atmosphäre, die PRISONERS großenteils spannend und sehenswert macht.
Aus einigen Ungereimtheiten werde ich aber leider nicht schlau. Ich bin nicht der Typ, der obsessiv nach Logiklöchern sucht, aber die Community möge mir doch bitte mal ein paar Punkte erklären:
***ALL SPOILERS***
1. Warum hat Loki die Leiche im Keller des Priesters, die er im Übrigen äußert zufällig entdeckt, nicht untersuchen lassen? Damit wäre der Fall gelöst, oder nicht?
2. Warum wird auf dem Anwesen des Hauptverdächtigen (!) nicht jeder Quadratzentimeter abgesucht? Dann würde man wahrscheinlich einen ranzigen Sportwagen bemerken, der mitten über einem Holzbrett steht, welches ein Loch verschließt, in dem sich ein Arsenal an Beweisen befindet.
3. Es ist ja wohl so, dass alle Figuren in derselben Nachbarschaft oder zumindest Kleinstadt wohnen. Wie kann sich da der vermisste, traumatisierte und entkommene Bobby einfach ein neues Leben aufbauen und ein Haus besitzen, in dem er Schlangen, Schweineköpfe und Kinderkleidung hortet?
4. Im Krankenhaus bekommt Keller den etwas weirden Hinweis von der wie von Zauberhand geflüchteten Kyla, dass seine Tochter im Hause Jones festgehalten wird. Daraufhin rennt Keller wie wild los, sagt weder Familie noch Polizei ein Sterbenswörtchen (why?) und stellt sich bei der Konfrontation mit Mrs. Jones auch noch selten dämlich an. Stichwort: der Psychopathin den Rücken zudrehen.
Und nachdem er sich freiwillig ins Loch begeben hat (Gruß an SPOORLOOS), wird er aus demselbigen nur befreit, weil die Forensiker gnädigerweise am Tatort mal die Mukke ausgemacht haben. Also das Ende ist schon sehr krude... oder wie, oder was?
Ich bin gespannt auf eure Sichtweisen. Danke schonmal!
Kein asiatischer Film zwar, aber wie ein asiatisches Gericht: süß, sauer, bitter, scharf. Und insgesamt trotzdem stimmig. GET OUT ist Komödie, Drama, Thriller und Horror zugleich - und macht das alles richtig gut.
Der Film besitzt von Anfang an eine unglaubliche Grundspannung, die eigentlich nie nachlässt. Der Cast ist quasi perfekt. Das Thema Rassismus wird zuerst subtil, später derbe angepackt.
Richtig cooler Film, der viel Spaß macht und trotzdem - oder gerade deswegen - stärker ist als so manches Betroffenheitskino zu dem Thema. Kratzt so hart an den 9 Punkten wie Chris an der Sessellehne.
Überfrachteter Style-over-Substance-Kram. In jedem Shot irgendein Effekt, supernervig. Amazon hat wirklich zu viel Geld. Für postpubertierende "300"-Gucker sicherlich der Knaller.
Unglaublich eigentlich, dass man von solchen Filmen oft nur durch Zufall erfährt.
"Picco" ist mit das Beste, was ich hierzulande seit längerem gesehen habe. Kein typischer Jugendknast-Thriller, sondern eine ganz konzentrierte Jugendknast-Studie, so beklemmend wie "Hunger" und so trist wie "Ein kurzer Film über das Töten".
Die Dynamiken zwischen den Jungs sind so furchtbar random und gerade deshalb so glaubhaft. Kein Zufall, dass die halbe Darstellerriege mittlerweile zu den Besten ihrer Generation gehört: Lau, Hasanovic, Basman. Und Philip Koch sollte man sich erst recht merken.
Ansprechende Optik und überragende Effekte. Aber sonst? Ava macht nun wirklich nichts, was ihr Großvater HAL 9000 nicht schon 50 Jahre vorher gemacht hat. Ein paar kluge Gedanken zum Thema KI reichen mir irgendwie nicht aus, wenn die Charaktere flach bleiben und die Story weitgehend vorhersehbar ist. Verstehe die hohen Wertungen nicht ganz. Wie "2001" mit Schöner Wohnen-Ästhetik und Titten.
Was atmosphärische Spannung angeht, gerade im Thriller, macht Villeneuve derzeit kaum einer was vor. Ich habe ernsthafte Hoffnung, dass er "Blade Runner" nicht verkackt.
Ganz schwierig. Der Film hat unbestreitbare Stärken: Authentizität, Dialoge, Schauspiel, vor allem das Drama im Kleinen statt melodramatischer Ausbrüche. Ich habe aber wohl einfach ein paar Probleme mit der Machart. Was andere als subtile, sukzessive Entblätterung von Lees Innenleben empfinden, wirkt für mich oft wie eine lose Aneinanderreihung von Szenen. Wo andere die Musik als emotionalisierend empfinden, fand ich den Soundtrack - besonders den orchestralen Singsang - aufgesetzt, so als wolle die Bedeutungsschwere förmlich über die Szenen gelegt werden. Wo andere Casey Affleck eine Jahrhundert-Performance bescheinigen, sehe ich "nur" eine sehr starke Performance. Afflecks Gesicht ist pures Leid, ohne Frage. Das tut beim Zusehen weh und das muss man erstmal so spielen! Aber Variation (innerhalb dieses Films und in seinen Filmen generell)? Naja. Und ganz ehrlich: Die beste Szene des Films geht eher auf das Konto von Michelle Williams.
Fazit: Zu unrund und teilweise seltsam zusammengeschustert wirkt die Inszenierung des starken Drehbuchs auf mich. Aber vielleicht ist das auch Jammern auf sehr hohem Niveau und an einem anderen Tag findet man einen anderen Zugang zu so einem Film. Ein sehenswertes Drama ist es allein wegen der schauspielerischen Leistungen allemal.
Es gibt innovativere und raffiniertere Dokus. Auch differenziertere. Das ist für mich in diesem Fall aber zweitrangig, da das simple humanistische Plädoyer, das der Film darstellt, über allem steht. Gestützt wird diese Wirkung von "13th" durch die unaufhörliche Faktenflut, die schockierenden aber nicht sensationslüsternen Archivbilder und den historischen Kontext. Außerdem bleibt ohnehin die Frage, was es bei so viel offensichtlicher menschlicher Schande noch zu differenzieren gibt.
Man sollte nicht stolz sein müssen auf Hautfarbe, Nationalität, Geschlecht oder sonstige Belanglosigkeiten. Ebenso wenig sollte man sich dafür schämen. Aber ja, manchmal schämt man sich schlichtweg dafür, als weißer Mann der "westlichen Wertegemeinschaft" auf den Planeten geschissen worden zu sein.
Lange keine Höchstwertung mehr verteilt. Aber der Film ist für mich zu nah an der Perfektion, um es nicht zu tun. Irgendwelche Hype- oder Oscar-Debatten sind vollkommen irrelevant, denn sie haben mit dem Film an sich nichts zu tun. Ansonsten sag ich jetzt nichts mehr. Einfach angucken. Und der Samourai unter mir hat's ja schon gesagt ;)
War voll an mir vorbeigegangen. Atmosphärisch dichter, langsam erzählter Thriller, irgendwo zwischen "Mann beisst Hund", "The Machinist" und "Muxmäuschenstill". Gyllenhaal spielt richtig stark - und ziemlich verstörend. Da hätte schon mal ne Oscar-Nominierung drin sein können. "Nightcrawler" ist ein gutes Beispiel dafür, wie auch eine recht vorhersehbare Story mit den richtigen Zutaten immer wieder spannend sein kann.
Man kann über die US-Amerikaner sagen, was man will: Positiv denken und träumen können sie. Ob einen die Postangestellte in New York mit einem "Have a nice day!" verabschiedet oder mich mein Ex-Schwiegervater mit einem "That's awesome, keep going!" bei meinen beruflichen Ambitionen unterstützt - in beiden und mehr Fällen weiß man, dass das etwas oberflächlich ist, etwas Phrase, etwas Ami-Style halt. Der Witz ist, dass es trotzdem funktioniert und sich bestimmt besser anfühlt als ein deutsches "Geh mal lieber kein Risiko ein..."
LA LA LAND ist wie das filmische Pendant zu dieser Lebensart. Nicht wirklich tiefgründig, natürlich auch buntes Luftschloss, aber dafür unterhaltsam und, ja, ermutigend. Und: Einfach verdammt gut gemacht, mit dank der Fokussierung auf Jazz großenteils mitreissender Musik (nach "Whiplash" kein Wunder eigentlich). Stone und Gosling haben die Chemie, die es braucht, um ein tolles Paar abzugeben und gleichzeitig die glücklicherweise entkitschte Message stilsicher zu Ende zu bringen.
Spannung nur durch die Dramaturgie der Realität - eine der Thriller-Königsdisziplinen, die "Spotlight" auf jeden Fall meistert. Die Dialoge sind so gut, weil sie alltäglich und authentisch wirken, kaum effekthascherische, übertriebene Reaktionen zeigen. Auch daher kommen die Klarheit und der Flow des Films. Hat mich mit seiner "komplexen Schlichtheit" jedenfalls ziemlich beeindruckt.
Perfect, Average, Movie.
HBO bleibt das Maß der Dinge im Serien-Dschungel. Hier ist alles zwei Nummern größer, teurer und aufwändiger, während Amazon und Netflix mittlerweile auch viel Durchschnitt in großer Menge produzieren.
So ist auch "Westworld" in vielerlei Hinsicht nah an der Perfektion. Ausstattung und Optik sind beeindruckend, die Geschichte ist breit angelegt und bietet interessante Charaktere, die Klavier-Instrumental-Versionen großer Songs der Musikgeschichte - angeführt von Radiohead - sind eine nette Soundtrack-Spielerei (auch wenn es sich ein bißchen abnutzt). Allein schauspielerisch ist das von Anthony Hopkins angeführte Ensemble natürlich eine eigene Liga. Für mich überragend: Jeffrey Wright.
Die Story ist vielschichtig und spart nicht an Twists. Nie kann man sich ganz sicher sein, unter welcher Haut sich ein Mensch oder ein Roboter versteckt. Nolan-typisch, könnte man sagen. Hier liegt für mich allerdings auch eine Schwäche: Man hat manchmal das Gefühl, dass es viele Twists um der Twists Willen gibt. Komplexität durch Täuschung, Wiederholung, Zeitebenen. Kocht man die "Philosophie" der Serie jedoch herunter, gerade was Bewusstsein und das "Menschsein" angeht, bleibt wahrscheinlich gar nicht so viel übrig. Vor allem nicht viel Neues. Auch das hat Jonathan Nolan mit seinem Bruder gemein ;)
Insgesamt dennoch eine Top-Serie auf höchstem Produktionsniveau, die nie wirklich abfällt.
TONI holt das Ding nach Hause! Rest weitgehend uninteressant.
Billy Bob Thornton trägt diese Serie, die vom Plot her eher Durchschnitt ist. Manchmal habe ich bei ihm das Gefühl, er kann gar nicht schauspielern und ist ein normaler Kerl, der sich ans Set verirrt hat. Das liegt aber wohl daran, dass er diese normalen, leicht abgefuckten Typen so gut spielt wie kaum ein anderer.
Weitere Charaktere sind mir zu plakativ. Wenn man schon einen William Hurt hat, muss man ihn eigentlich nicht als vernarbten Ober-Creep darstellen, damit er einen veritablen Antagonisten abgibt. Die Anwaltsfiguren sind generell sehr extrem gezeichnet.
Der Fall ist aber spannend und überraschend genug, um einen bei der Stange zu halten. Billys Schachzüge und die Vielschichtigkeit seiner Figur machen "Goliath" sehenswert.
Für mich ist "The OA" leider ein Beispiel dafür, wie man thematisch die ganz großen Fässer aufmacht und dann wenig bis gar nichts zu erzählen hat. Der Pilot ist noch mehr als vielversprechend: Überraschende Wendung, visuell sehr stark. Aber danach wird es unfassbar banal und einfach nur ärgerlich.
Die Story ist teilweise hanebüchen und von nicht nachvollziehbaren Handlungen durchzogen. Die Darsteller sind bis auf wenige Ausnahmen gar nicht mal so gut. Brit Marling muss deutsche Vorfahren haben, gehört sie doch jetzt für mich zum von Veronika Ferres und Diane Krüger gegründeten "Club der blonden Schauspielerinnen, die nicht schauspielen können". Und bei den bemüht bedeutungsvollen Dialogen tragen die Figuren Herz und Seele auf der Zunge. Das ist wie GZSZ auf LSD.
Es gibt auch gute Aspekte. "Technisch", wie man so schön sagt, ist das gut gemacht. Die eine oder andere Wendung erzeugt für kurze Zeit Spannung. Und es hält einen zumindest die Frage bei der Stange, WAS ZUR HÖLLE DAS ALLES SOLL!?
Doch dann kommt er wieder, der viel zitierte Ausdruckstanz und größte Facepalm-Moment im seriengewordenen Esoterik-Highschool-Grundkurs...
Mit interessanteren Figuren und besseren Darstellern, aber vor allem mit einer klügeren Story hätte "The OA" wirklich Netflix' "K-Pax" werden können. Schade.
Spiritualität mal anders! Douglas Adams war wirklich ein kleines Genie. Die Serienadaption seines "Dirk Gently" kommt als temporeicher und aberwitziger Mindfuck daher. Durch die Bank weg gute Darsteller hauchen Adams' durchgeknallten Figuren Leben ein. Definitiv ein erfrischender Style und eine der besten Netflix Eigen-(Co-)Produktionen.
Drei gegen die Vier.
Sind wir ehrlich: Man sieht den Trailer und weiß genau, was einen erwartet. Man geht aber trotzdem zur "Weltpremiere" (wird der sonst noch irgendwo auf der Welt gezeigt...?), weil man Hunger hat und hofft, dass man sich kostenlos den Wanst vollschlagen kann. Dann steht man aber 20 Minuten für einen läppischen Crêpe an und denkt: Wenn das mal kein Omen ist.
Aber was frustriert einen eigentlich so? Dass der Vorspann einem zeigt, wie viel Fördergelder in den Film geflossen sind, die andere Projekte mehr gebraucht hätten? Alter Hut. Dass vier durchschnittliche Schauspieler - von denen ich Bully ganz im Ernst noch für den besten halte - keine Chemie unter- und miteinander entwickeln, was die Grundlage für dieses Genre ist? War abzusehen. Dass Wolle Petersen seinen Zenit überschritten und es nicht geschafft hat, seinem Remake etwas Frisches einzuhauchen? Geschenkt - "Das Boot" bleibt "Das Boot". Dass sich Marvin Gaye und Adam Yauch im Grab rumdrehen würden, wenn sie wüssten, wozu ihre Musik als Soundtrack genutzt wird? Kriegen sie nicht mehr mit (R.I.P). Dass der große Schwachpunkt an diesem Heist Movie der platte Heist ist? OK, das ist Banane.
Vielleicht frustriert einen an manchen Tagen einfach, dass das alles so offensichtlich nicht gut ist, dass alle Beteiligten das eigentlich auch wissen und es trotzdem allen scheißegal zu sein scheint, weil sie längst Teil einer sich gegenseitig einen abwichsenden deutschen Filmelite sind. Alle hätten beim Dreh "eine so gute Zeit" gehabt, war der Tenor am Mikro von Moderationsmaschine Stevens Gätjen. Das glaubt man sofort. Eine weniger gute Zeit und dafür ein guter Film wäre wünschenswert.
Am allermeisten frustriert aber wahrscheinlich, dass ich immer noch hungrig bin.
Auf dem Heimweg gönne ich mir daher einen Halloumi-Dürüm. Auch dieses Frittierkäse-im-Brot-Konzept ist nicht neu. Aber immerhin gut gemacht. Vielleicht hätte ich mir den einfach drei Stunden früher holen sollen.
Leider hat mich AMERICAN HONEY eher enttäuscht als begeistert. Das mag auch an zu hoher Erwartungshaltung liegen, denn der Trailer war toll und die Kritiken sind teilweise überschwänglich. Trotzdem fehlt mir irgendwas an dem Film und ich versuche mal, das zu beschreiben.
Der Anfang ist stark, denn wenn Andrea Arnold eines kann, dann Milieu. Cast und Ausstattung sind super, alles fühlt sich unglaublich echt an. Von Anfang an sind es die Closeup-Details, besonders von Stars Gesicht, die viel erzählen.
Mit dem Roadtrip setzte die Enttäuschung jedoch langsam ein. Wobei natürlich auch die Gruppe der White-Trash-Kids gut gezeichnet ist. Die authentische Energie mancher Szenen ist nicht zu übersehen, der Soundtrack stimmt (auch wenn mir der xte Trap-Track dann irgendwann auf die Nüsse ging). Shia LaBeouf spielt klasse, Sasha Lane steht dem in nichts nach.
Doch in den folgenden 2 Stunden "passiert" mir zu wenig. Routine und Wiederholung, ja: Maloche, das nächste Motel, Eskapismus, Streit und Versöhnungssex, Ausbrüche und kleinere Abenteuer. Dann wieder von vorn. Man kann natürlich sagen, das sei ebenfalls authentisch. Stimmt, aber der schlichte Faktor Langweile wiegt dann doch zu schwer.
Dabei ist es nicht so, dass ich immer eine erkennbare Dramaturgie brauche, um zufrieden aus dem Kino zu gehen. Doch Arnolds sehr freie Struktur empfinde ich als zu vage. Der Film mäandert zu sehr, um bei mir nachhaltige Emotionen zu erzeugen; er ist zugleich nicht experimentell oder poetisch genug, um in Malick'sche Dimensionen vorzudringen (mit denen ich ebenfalls Schwierigkeiten habe, die aber wenigstens als Konzept klarer sind). Dass manche Songtexte die Gefühle der Protagonistin, der Gruppe und einer ganzen Generation ausdrücken, ist nicht wirklich subtil. Die Dialoge ("What is your dream?") sind teilweise einfach flach. Der 73. Closeup eines Insekts oder von Sasha Lanes bedeutungsschwangerer Oberlippe genügen dann auch irgendwann nicht mehr. Es nutzt sich einfach vieles schnell ab auf dieser Reise.
Es gibt weitere starke Szenen, ohne Frage. Die Pool-Szene, in der alles in alle Richtungen passieren kann. In der wieder diese Spannung unter der Oberfläche brodelt, wie es im tollen FISH TANK fast durchgehend der Fall war. Auch die Szene mit dem Ölfeld-Arbeiter.
Unabhängig von Szenen und Plot frage ich mich aber, was hängen bleibt. Dass die USA in ihrem (geografisch buchstäblich) inneren Kern (Mittlerer Westen) näher an der Apokalypse sind als am American Dream? Dass ganze Teile einer Generation in diesem System keine Zukunft haben? Beides richtig, beides traurig - beides bekannt. Die für mich einzig wahre Lösung wird angedeutet: Gemeinschaft, Spiritualität, Liebe. Alles, was der Turbokapitalismus konsequent zerstört hat. Vielleicht ist aber genau das der springende Punkt meiner Unzufriedenheit: Die wichtigste Liebe im Film, die zwischen Jake und Star, konnte mich nie packen. Demzufolge kann sie auch die große Message des Films nur unzureichend transportieren. Zu fragmentarisch die Szenen der beiden, zu wenig nachvollziehbar vor allem Jakes Verhalten. Hier hätte AMERICAN HONEY groß werden können, hat dies aufgrund seiner fragmentarischen Struktur und schlichtweg wegen seiner Überlänge bei mir aber nicht erreicht.
Die Tatsache, dass ich zwei Tage später doch das Bedürfnis habe, darüber zu schreiben, zeigt, dass jenseits der persönlichen Empfindung natürlich viel Wahres in dem Film steckt. Und ich kann verstehen, dass er viele junge Leute (und die vergangenen Sehnsüchte der Älteren) triggert. Macht euch selbst ein Bild. Und wartet nicht zu lange bis zum nächsten Roadtrip.
Zweifellos ein künstlerisch ambitionierter Film. Für meinen Geschmack leider zu sehr. So ist das erste Wort, dass mir zu "Lichtgestalten" einfällt: Prätentiös. Der Drang, Bedeutsames zu schaffen, Kunst zu machen, dringt aus jeder Faser der Leinwand. Daher kann mich die Geschichte von vornherein nie mitnehmen.
Ist es automatisch Kunst, wenn Zeitlupe, Unschärfe und symbolhafte Bilder benutzt werden? Wie wertvoll sind besonders Letztere, wenn sie nur das Offensichtliche erzählen (Geld durch die Luft werfen, Computer verbrennen, der Flur in die Zukunft/ins Licht)? Wo ist der Unterschied zwischen GZSZ und den Dialogen hier - abgesehen vom Thema -, wenn die Figuren in beiden Fällen ihre Gedanken und Gefühle stets auf der Zunge tragen? Was sind sie wert, die großen Gesten, wenn einem die Protagonisten egal sind?
Es ist schade, dass ich so enttäuscht bin von dem Film, denn seine Thematik ist natürlich interessant und zeitgemäß. Aber ein "Into The Wild" oder "Revolutionary Road" erzählt in nur einer Szene mehr als "Lichtgestalten" in 80 Minuten. Und wenn man sich schon auf Malick'schen Ebenen bewegt, dann muss an starken Bildern mehr kommen.
So kombiniert der Film für mich leider vieles, was mich am deutschen Kunstkino abschreckt. Ich empfinde ihn als polierte Hülle, die nicht mehr als einen Denkansatz zu bieten hat - und mich gleichgültig zurücklässt.
Manchmal braucht es wenig für einen wirksamen Film. In diesem Fall: Eine Kamera, ein Stativ, ein leer stehendes Gebäude und einen charismatischen Protagonisten.
"Bernie" ist ein für Richard Linklater eher untypischer, böser kleiner Film. Anfangs habe ich ihn ehrlich gesagt wenig ernst genommen, hielt ihn für eine nette Satire. Die wiederkehrenden inszenierten Interviewsequenzen haben mich teilweise gelangweilt. Nach dem Abspann muss ich jedoch sagen, dass dieser Film - trotz seiner stilisierten Redneck-Comedy und soften Machart - ein ziemlich heftiges und verstörendes Moralstück ist. Ich hab keine Ahnung, was ich von Bernie halten soll...
Nicht zuletzt sei erwähnt, wie gut Jack Black einfach immer wieder ist. Einer der lustigsten Menschen auf dem Erdball, eine echte Rock'n'Roll-Sau und ein richtig guter Schauspieler!
Top-Cast in solide inszeniertem, aber vorhersehbarem Standard-Thriller. Das Milieu hat man einfach zu oft gesehen. Der Film kommt leider nie wirklich in die Gänge - und für ein leises Drama zwischen den Zeilen hat er zu wenig Substanz, zu wenig Neues zu erzählen. Vor- und Abspann bleiben das Beste, denn da läuft "Release" von Pearl Jam. Kann man gucken, muss man aber nicht.