Roco De Long - Kommentare

Alle Kommentare von Roco De Long

  • 6
    Roco De Long 07.03.2022, 04:44 Geändert 07.03.2022, 06:26
    über Spencer

    "Spencer" inszeniert Diana als paranoides seelisches Wrack und die Royals als bizarre Horror-Clowns. Da mag die Fiktion der Realität mehr entsprechen als man annimmt, doch dieser zugespitzte Stil ist einfach nicht meiner.
    Wollte Timothy Spall zum Set von The Walking Dead? Sind Dianas Visionen eine Hommage an The Shining, nur in mittelmäßig? Entspringt der in-your-face-verstörende Score einem Jumpscare-B-Movie? Horror-Anleihen oder nicht, manche Szenen wirken wie aus einem grotesken Theaterstück - leider nicht im guten Sinne.
    Nein, der Zweck, Klaustrophobie und innere Ausweglosigkeit zu erzählen, heiligt nicht alle kreativen Mittel. Gute Landschaftsaufnahmen, die kalte Geometrie des Prunks und Bildsprache (zugenähte Vorhänge) sind immerhin Pluspunkte.
    Kristen Stewart? Da gibt es wohl die mediale Gretchenfrage, ob sie eine begnadete Darstellerin im Deckmantel einer Schlaftablette oder eine Schlaftablette im Deckmantel einer begnadeten Darstellerin ist. Die Frage ist nicht ganz unberechtigt... Natürlich kann sie was, gibt als Diana ihr Bestes und hat starke Momente. Und doch wirkt ihr Spiel affektiert und exaltiert auf mich, einfach over-acted, schwankt sie doch ständig zwischen ihrem Resting-Bitch-Face, den ins Nichts starrenden Rehaugen sowie kurzen Impulsen des Diana-Irrsinns. Nochmal: Das ist nicht schlecht, bestimmt nicht, aber halt auch nicht herausragend gut.
    "Spencer" hat eine spannende Grundidee und ist ganz stark Geschmacksache. Für meinen Geschmack ist er zu plakativ.

    3
    • 8 .5
      Roco De Long 05.03.2022, 06:07 Geändert 05.03.2022, 17:43

      Dass Aaron Sorkin bei den Oscars nicht fürs beste Originaldrehbuch nominiert ist, ist ein schlechter Scherz, denn seine Dialoge suchen auch in "Being The Ricardos" wieder ihresgleichen.
      Als Autor und Regisseur erzählt Sorkin eine turbulente Woche hinter den Kulissen der realen stilprägenden 50er-Jahre-Sitcom "I love Lucy". Das Ergebnis ist vielschichtige Drehbuchkunst, denn der Film ist weit mehr als das typisch-sorkin'sche Dialogfeuerwerk, diesmal im Rahmen der Produktion der Show und vor allem - genial - des Writers Rooms. Sorkin liefert auch ein präzises Ehedrama, eine Verneigung vor den Frauen in der Branche und Kritik an den patriarchalen Zwängen, denen sie ausgesetzt waren/sind, sowie eine historische Einordnung in die McCarthy-Ära. Alles fließt smooth ineinader, nichts ist zu viel oder zu wenig, das Thema Kommunistenjagd bspw. wird einfach elegant miterzählt und hat dennoch nicht weniger Gewicht als ein "Good Night and Good Luck" oder "Trumbo", Filme, die sowas ganz offensichtlich über die gesamte Laufzeit darbieten. Genau in dieser Effizienz, die trotzdem immer Emotion transportiert, liegt in meinen Augen das Geniale.

      2
      • 8 .5

        Paul Thomas Anderson ist und bleibt unvergleichlich. Erstens sind seine Filme stilistisch komplett unterschiedlich, zweitens tragen sie trotzdem alle seine Handschrift und drittens lässt sich sein Stil ganz schwer in Worte fassen. Richtig strange.
        "Licorice Pizza" ist eine komplett entkitschte und coole Liebesgeschichte mit frischen unverbrauchten Gesichtern, toller 70er-Jahre-Optik und On-point-Soundtrack. Dass ein Vierteljahrhundert nach Philipp Seymour Hoffmans Auftritt in "Boogie Nights" nun dessen Sohn Cooper vor PTAs Kamera steht, ist natürlich bittersüße Filmgeschichte in the making <3

        9
        • 5 .5

          Vielleicht sollte Ridley Scott einfach die Finger von diesen Starbesetzungen lassen. Ähnlich wie bei "The Counselor" ist das hier rätselhaft uninspiriert, blutleer und schlichtweg langweilig. Eine Story für 90 Minuten, aufgeblasen auf 2,5 Stunden, fühlt sich an wie 4. Adam Driver, Al Pacino, Jeremy Irons und Jared Leto so blass zu inszenieren, ist auf jeden Fall bemerkenswert. Das Drehbuch ist aber auch nur Durchschnitt und vielleicht ist Scott tatsächlich jemand, der mit Aliens, Replikanten und Gladiatoren aus Gold Platin macht, aber nicht aus Kupfer Gold.

          4
          • 6
            über Legend

            Zu viel Voiceover nervt einfach, erst recht, wenn es dauernd das Offensichtliche sagt. Auch sonst ist der Film vom Brian Helgeland, immerhin Autor eines Bretts wie L.A. Confidential, erstaunlich uninspiriert und es fehlt hier irgendwie der letzte Punch. Tom Hardy kann vieles rausreissen, aber nicht alles.

            1
            • 8
              Roco De Long 19.02.2022, 06:36 Geändert 19.02.2022, 06:42

              Zunächst: Olivia Colman ist eine Wucht. Es gibt nicht viele Darsteller*innen, die so glaubhaft-natürlich und dabei so intensiv spielen können. Außergewöhnlich.
              In Maggie Gyllenhaals Drama verkörpert sie ein Thema, das mich persönlich voll abholt, das bei den Gartenpartys junger Eltern meist ausgespart wird (verständlich, man will die Stimmung nicht gefährden) und das ich daher fast noch als kleines Tabuthema bezeichnen würde: Die Unvereinbarkeit von elterlicher Verantwortung mit der Sehnsucht nach individueller Freiheit und Erfüllung.

              Es gibt Menschen, die sind zu 100% fürs Elterndasein gemacht und gehen voll darin auf. Vermissen nichts, wollen nichts anderes, sind glücklich. Ich kenne solche Menschen. Viele sind es nicht. Die meisten arrangieren sich doch irgendwie mit der Mutter- oder Vaterrolle, egal wie sehr es nerven kann, Energie raubt, Träume aufschiebt oder killt. Muss ja. Was willste machen? Dasselbe, was die von Colman und Jessie Buckley dargestellte Leda im Film getan hat? Es käme einer moralischen Steinigung durch das gesamte Umfeld gleich. Aber genau in dieser Zeit leben wir. In der alte Konzepte von Lebensglück überdacht werden müssen, um glücklich zu sein. Das ist gut so, und deshalb sind solche Romane/Filme sehr wichtig. Wenn man sich mit ihnen überhaupt auseinandersetzen will und kann, ist die Voraussetzung dafür doch eine ehrliche Auseinandersetzung mit sich selbst.

              Ich persönlich könnte nicht tun, was Leda getan hat. Ich kann aber annähernd nachvollziehen, wie schwer es sein muss, so eine Entscheidung zu treffen.
              THE LOST DAUGHTER (Warum zur Hölle heißt der im Deutschen "Frau im Dunkeln"?) ist ein Film, dessen Detailreichtum und Klugheit von vielen wahrscheinlich übersehen wird. Es ist eine Art Totschlagargument, die ich selten gebrauche... aber diesen Film kann einfach nur nachempfinden, wer Kinder hat. Und Träume jenseits des immergleichen Sommerurlaubs in Griechenland.

              5
              • 8
                Roco De Long 17.02.2022, 17:42 Geändert 17.02.2022, 17:42

                Vor wenigen Tagen war ich in Chichén Itzá und total geflasht davon, dementsprechend wurde es mal Zeit für Apocalypto. Man kann über Mel Gibson als Person sagen, was man will - ein top Regisseur ist er. Der Film ist mitreissend und bildgewaltig, und allein der Tatsache, dass er in Mayathan gedreht ist und der Maya-Kultur dadurch einen Hollywood-untypischen Respekt erweist, gebührt ebendieser.
                Eine höhere Wertung verhindert für mich nur, dass die Gegenüberstellung von Dschungeleinklang vs. Barbarei etwas primitiv wirkt und die größten Errungenschaften dieser Hochkultur (Astronomie, Mathematik, Architektur,...) kaum Platz finden. Ansonsten ein buchstäblich brutal guter Film.

                2
                • 7 .5
                  Roco De Long 07.02.2022, 07:08 Geändert 07.02.2022, 07:17

                  Eidinger-Lars und André 3000 im Weltraum, allein diese wundervolle Randomness muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.
                  HIGH LIFE trägt ebenso Tarkovsky wie EVENT HORIZON in sich und ist doch ganz Claire Denis' eigene Handschrift. Viel "Story" oder klassische Spannungsbögen sucht man hier vergeblich, dafür muss man wahrscheinlich INTERSTELLAR o.ä. gucken.
                  Das hier ist körperliches Kunstkino, sinnlich, detailverliebt, fragmentarisch und fordernd, düster, klaustrophobisch, verstörend, brutal, sexuell. Juliette Binoche in der Fuck Box: Instant legendär. Der Film hat seine Längen, die sich jedoch organisch ins kammerspielartige Gesamtbild einfügen, das ich bestimmt nicht komplett verstanden, aber gespürt habe. Dem Untergang geweihte Schwarze-Loch-Missionen sind halt auch keine Jeff-Bezos-in-Penisrakete-Spaßveranstaltung. Und welche Atmosphäre erwartet man beim Beobachten einer Menschheit, die immer weitermacht - und sich weiter fortpflanzt -, auch wenn alle Hoffnung dahin zu sein scheint?
                  Robert Pattinson liefert übrigens mal wieder ab.
                  HIGH LIFE lässt etwas ratlos zurück und wirkt doch nach. Wenn man sich darauf einlässt.

                  2
                    • 8 .5

                      Jane Campion ist auf jeden Fall eine Meisterin darin, Dinge in aller Ruhe zu beobachten und Gefühle nonverbal auszudrücken, sei es mit intensiven Blicken, per Banjo-Spiel oder mit Zigarette. Das mögen viele langweilig finden, ich empfinde es als filmkünstlerische Wohltat im Zehn-Sekunden-Aufmerksamkeitsspanne-Tiktok-Zeitalter. Das Ende ist einigermaßen verstörend. Eine sehr spezielle Mischung aus THERE WILL BE BLOOD, BROKEBACK MOUNTAIN und - natürlich - DAS PIANO.

                      7
                      • 7

                        Die Endfights haben es ein bisschen herausgerissen, insgesamt muss man aber sagen: Der Fluch des Erfolgs hat in Staffel 4 endgültig reingehauen. Die Kuh wird gemolken, ist aber längst auserzählt. Nur noch Repetitives und überdeutlich Ausgesprochenes. No more badass.

                        1
                        • 8 .5

                          Dass ich keine Musicals mag, hab ich bei LA LA LAND schon gesagt - und fand ihn super. Langsam glaube ich, ich mag Musicals.

                          Auch in TICK, TICK... BOOM! ist die Liebe zur eigenen Kunst, über alle Hürden, Schmerzen und Verluste hinweg, der große Antrieb der Geschichte. Hinzu kommen elegant eingewobene Themen wie der Höhepunkt der HIV-Epidemie in der 90ern sowie sozialkritische Töne, die perfekt in die Gegenwart von 2022 passen.

                          In erster Linie ist diese Kreativbombe von Film eine Verneigung vor Tony-Gewinner, Purlitzer-Preisträger (!), Broadway-Revoluzzer und Musical-Genie Jonathan Larson - von dem ich bis zu diesem Film noch nie etwas gehört hatte. Obwohl dessen Songs alles an Emotionen raushauen, was Hollywood zu bieten hat, empfand ich sie nie als cheesy. Dazu sind sie viel zu witzig, doppelbödig, ehrlich - und halt einfach gut.
                          Andrew Garfield spielt, tanzt und singt Larson perfekt, der Oscar-Barometer dürfte am Anschlag sein. Und wie ich das sehe - Stichwort HAMILTON -, ist Lin-Manuel Miranda so etwas wie ein legitimer Larson-Nachfolger. Es scheint was zu gehen in der Musical-Welt.

                          Während ich das hier schreibe, ist übrigens zufällig Jon Larsons Todestag. RIP. Ein Wahnsinnstyp.

                          7
                          • 7 .5
                            über Nebenan

                            Überraschend starkes Debüt von Daniel Brühl! Er zeigt, dass er und Peter Kurth zwei der absoluten Top-Schauspieler hierzulande sind, und nimmt auch noch den deutschen Film der letzten 20 Jahre sowie seine eigene Filmografie aufs Korn, von Indie-Produktionen wie DAS WEISSE RAUSCHEN bis zu seinen Erfahrungen im MCU.
                            Daniel Kehlmann beweist, dass ein guter Romanautor meist auch ein guter Drehbuchautor ist, eher als umgekehrt jedenfalls. NEBENAN hat eigentlich keinen Spannungsabfall, dazu einen Hauch von Polanski-Paranoia. Richtig runde Sache.

                            8
                            • 8 .5

                              Niemand leidet so gut wie Mads Mikkelsen. Niemand macht so starke Dramen der leisen Töne wie die Dänen. Ein zwischendurch sehr bitterer Film, der doch nie die Hoffnung verliert. Ganz groß mal wieder.

                              7
                              • 9
                                Roco De Long 11.01.2022, 21:36 Geändert 11.01.2022, 21:40

                                Natürlich geht's in Dopesick um die Gier der Einzelnen, um Korruption auf allen Ebenen, um das Versagen des Systems und die Frage, wie man darin (über)lebt. Irgendwie geht es aber vor allem um Schmerz. Michael Keaton (!), Michael Stuhlbarg, Peter Sarsgaard - alle herausragend.

                                6
                                • 9 .5

                                  SUCCESSION S3 hält das Level und wird eher noch besser. Weil die Figuren immer mehr Tiefe bekommen und sich Turbo-Zynismus und Abgefucktheit mit perfekt ruhigen Momenten abwechseln.
                                  Die Dialoge müssen aus irgendeinem Genius-Writers-Paralleluniversum stammen, das ist komplett krank. Einzigartig in der Serienlandschaft.

                                  8
                                  • 9

                                    Der Schwachpunkt zuerst: Die Serie will zu viel und der "Twin-Peaks-Effekt", dass jede*r in Tiny Town Dreck am Stecken hat, hat es für mich ein Stück weit weniger glaubhaft gemacht. Das Ende jedoch hat mich total überrascht, ist maximal tragisch und rundet im Rückblick auch die Momente ab, in denen sich Figuren sehr offensichtlich verdächtig verhalten, um uns auf falsche Fährten zu locken.
                                    Die Stärke der Serie sind ganz klar die zwischenmenschlichen Dramen, verknüpft und zusammengehalten durch eine herausragend spielende Kate Winslet als titelgebende Mare, die die Last von ganz Easttown trägt und man ihr das auch ansieht. Eine im besten Sinne uneitle Heldin mit Fehlern, glaubhaft in jedem Moment. Die Figurenkonstellation ist komplex, die Dialoge herausragend.
                                    Ein am Ende doch rundum gelungenes Familiendrama.

                                    5
                                    • 8

                                      Auftrag. Auftrag erfüllen. Weiter geht's.

                                      THE MANDALORIAN versucht gar nicht erst, groß einen auf Story zu machen. Das tut STAR WARS aber generell nicht. Im Gegensatz zu den durchweg belanglosen und im Prinzip nervigen Episoden 7-9 jedoch, ist das hier ein komplett runder Sci-Fi-Western mit ganz eigener Handschrift. Allein, dass die Serie es versteht, Emotion daraus zu ziehen, dass ein Typ, der zu 98% einen Helm trägt, einen Mini-Yoda beschützt, ist schon richtig stark. Hinzu kommen richtig fette, weil irgendwie klarere CGI als in den Filmen. Jon Favreau & Team haben es in dieser Hinsicht einfach brutal drauf. Was sonst? Ein Hammer-Soundtrack von Ludwig Göransson zum Beispiel. Super ruhige Endcredits im Graphic-Novel-Style. Dosierter guter Humor, keine Popcorn-Blödelei.

                                      Vor allem jedoch: Favreau weiß halt, was ein stylischer Star-Wars-Charakter ist. Hier gibt's keine Jar Jar Binks und Co. Hier sind - SPOILER - Ashoka Tano und Boba Fett am Start. Wer in der letzten Folge der 2. Staffel auftaucht, sage ich mal nicht, aber es ist einfach perfekt. Das ist alles bester Fanservice ohne Anbiederung. Allein die Episode mit Ashoka Tano ist STAR WARS pur und das Beste, was ich im STAR WARS Universum gesehen habe, seit... ja, eigentlich seit den Originalfilmen.

                                      Gucken. Genießen. This is the way.

                                      6
                                      • 8
                                        Roco De Long 28.10.2021, 00:48 Geändert 28.10.2021, 08:53

                                        Ich habe wenig Plan von Marvel und die paar MCU-Filme, die ich kenne, haben mich nie aus den Socken gehauen, auch wenn insbesondere die Avengers auf erhöhtem Popcorn-Niveau durch die Gegend fliegen. WANDAVISION habe ich nur auf Empfehlung geguckt - und bin ziemlich begeistert.

                                        Die Serie ist komplett anders als man das erwarten kann. Eine (zumindest anfangs) wohltuend wenig CGI-verseuchte Kreativbombe voller cooler Einfälle, Überraschungen, Twists, Referenzen und Marvel-Querverweisen, von denen ich viele gar nicht gecheckt haben dürfte (siehe oben). Weit mehr gecheckt habe ich da schon die Reise durch die Fernsehgeschichte, in der die Eigenheiten der prägenden Formate der TV-Dekaden nahezu perfekt in die Story einfliessen. Geniale Idee, genial gemacht! Hinzu kommen feine Dialoge und Jokes, im weiteren Verlauf die doch irgendwie notwendige Action, und an Raum-Zeit-Mindfuck mangelt es auch nicht gerade. Das wäre alles zu wild, würden Elizabeth Olsen und Paul Bettany es nicht tatsächlich schaffen, auch noch ein valides Liebes- und Familiendrama aus dem ganzen Rummel zu machen. Richtig gut gespielt von den beiden!

                                        Würde nicht Marvel draufstehen und man müsste jemandem diese Serie pitchen, man wäre wahrscheinlich umgehend in der Geschlossenen. Doch es funktioniert tatsächlich - und schafft es sogar zu berühren. Ein solch stilsicheres Potpourri aus Popkultur, Selbstbezug, Genres, aus Altem und Neuem und dem Remix vom Remix, habe ich jedenfalls selten gesehen. Marvel-Experte oder nicht: Will man auf nostalgische TV-Zeitreise gehen und zugleich sehen, was im seriellen Erzählen heutzutage alles möglich ist, kommt man an WANDAVISION eigentlich nicht vorbei.

                                        2
                                        • 8

                                          Erstmal Props an meinen Freund Michi, der hier Co-Regie gemacht und schon viele tolle Dokus gedreht hat. Zwischendurch Platz 1 auf Netflix, wohlverdient! Shiny Flakes ist ne super Doku zu dieser unglaublichen Story, kurzweilig und mit gutem Tempo, ohne effekthascherisch zu sein, und sogar die nachgestellten Szenen sind ausnahmsweise mal nicht awkward, sondern richtig gut und spannend gemacht. BTF hat's einfach drauf. Big up!

                                          7
                                          • 7

                                            Die Dialoge waren auch hier wieder teilweise zum Davonlaufen. Hätte man keine Topleute wie Adam Driver oder Oscar Isaac vor der Linse, wäre es so richtig schlecht.
                                            Von den drei neuen Filmen finde ich diesen noch am besten, weil am düstersten und visuell am eindrucksvollsten.
                                            Insgesamt ist es aber egal, denn man kann wohl festhalten, dass Disneys Einfluss alles gekillt hat, was irgendwie innovativ oder mutig oder progressiv ist, und die Reihe in eine Kommerz-Blaupause ohne jeden Charme gepresst hat. Es ist jetzt wirklich totgefranchiset, hoffentlich war es das.

                                            • 5

                                              Vorab: Ich musste das Ding mit meinem Neffen gucken.
                                              Ich glaube, was Snyders Filme so öde macht, ist, dass sie keine eigene Handschrift haben - abgesehen vom Trashfaktor vielleicht. Die Story hat man x-mal gesehen, die Dialoge sind aus der Konserve und die CGI sehen aus, als wären sie aus irgendwelchen Videospielen zusammengeklaut. Den Vogel schießt hier sicherlich Ben Affleck als Batman ab, der aussieht wie ein aufgedunsener Alkoholiker, der nach der letzten SM-Party vergessen hat, sein Ganzkörperkondom auszuziehen. Das ist zweifellos der profilloseste Batman ever. Der einzige Lichtblick ist The Flash, der für ein paar Lacher sorgt. Ezra Miller ist halt auch der einzig gute Darsteller in dieser Selbsthilfegruppe.
                                              Mein Neffe fands geil. Das ist doch schön.

                                              8
                                              • 5

                                                Es gibt mittlerweile so viele Filme dieser Art und die meisten sind nicht gut. Der hier auch nicht.

                                                3
                                                • 8

                                                  Stark. Klare Message, die nicht melodramatisch breitgetreten werden muss, schnörkellos und ruhig, unglaublich effizient erzählt. Eigentlich nur zwei richtige Actionszenen, aber die haben's in sich. Also Thriller kann Taylor Sheridan (Sicario, Hell or High Water). Hut ab.

                                                  3
                                                  • 8
                                                    Roco De Long 25.02.2021, 08:11 Geändert 25.02.2021, 08:39

                                                    Wie in den meisten Fällen, ist auch hier das Buch das eindrucksvollere Erlebnis, weil sich Heinz Strunk noch mehr den anderen Existenzen im "Handschuh" annimmt und wir einen Einblick in Honkas Vergangenheit bekommen. Andererseits ist es clever von Fatih Akin, Letzteres auszusparen, denn es hätte vielleicht einen Geschmack von Mitleid mit dem Täter erzeugen, schnelle psychologische Erkärungen anbieten und seine Taten relativieren. So fokussiert sich der Film auf die reine Beobachtung und die visuelle Umsetzung der Abgründe - durch starkes Schauspiel, Maske, Kamera, Ausstattung, Soundtrack. Auch gut. Für eine Verfilmung vielleicht sogar besser. Der tragische Unterton jedenfalls, diese bittere Melancholie des Buches, transportiert sich auch im Film: Wer den Krieg und die NS-Zeit (üb)erlebt hat, wird seines Lebens nie mehr ganz froh - und die, die zur Flasche greifen, am allerwenigsten.
                                                    Und: Wenn es in diesem Sumpf so etwas wie Helden geben sollte, dann sind es doch irgendwie die Frauen, die der männlichen Tyrannei in all ihren Ausformungen, von denen Honka eine der schlimmsten ist, am Ende entfliehen können. Stark mal wieder, Fatih Akin, stark.
                                                    Alkohol bei mir jedenfalls vorerst nicht mehr auf der Speisekarte. Würstchen zum Glück schon lange nicht mehr.

                                                    12