Roco De Long - Kommentare

Alle Kommentare von Roco De Long

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    Roco De Long 28.06.2019, 12:32 Geändert 28.06.2019, 13:53
    über Dark

    Habe nun doch bis S2E2 geguckt. DARK ist wie ein Unfall: Man kann einfach nicht wegsehen...
    Ich komme nicht drauf klar, wie schlecht die Dialoge sind. Dazu dieses Sounddesign, als hätte ein ADHS-Kind an den Reglern gedreht. Es wirkt wie beim Offenen Kanal Buxtehude. Dazu null Spannung oder Emotion in den Szenen, stattdessen bedeutungsschwangeres Overacting. Es passiert auch einfach so gut wie nichts! Ab und zu wird mal eine Info eingestreut, die die Handlung ein Mü voranbringt, der Rest sind angestrengt dreinblickende deutsche Kartoffelgesichter, die das Phrasenschwein füttern. Und wie oft gab es jetzt Szenen, in denen die Zeitmaschine betätigt wird, jedes Mal mit einer Dramatik als wäre es das erste Mal!? Es ist unglaublich hohl und wird gedehnt bis zur Verdummung.
    Die einzig halbwegs geilen Szenen sind die mit Louis Hofmann in der Apokalypse. Weil... Louis Hofmann und Apokalypse halt. Den Rest kannst du echt in die Atommülltonne kloppen.
    Ja, es ist unsinnig hier abzuhaten und ja, ich bin nur neidisch, dass ich noch keine erfolgreiche Serie geschrieben habe. Aber alter Schwede, nee nee nee...

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    • Ich an Danys Stelle -- eine schräge Vorstellung -- hätte in all meiner Wut trotzdem direkt den Turm mit Cercei in Schutt und Asche gelegt. Wut/Hass ist das Eine, schierer Wahnsinn das Andere. Ersteres ist nachvollziehbar, Zweiteres eben nicht. DAS ist doch das Problem vieler Fans, und nicht, dass sie Danys Wut nicht verstehen würden.

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      • Roco De Long 17.05.2019, 11:21 Geändert 17.05.2019, 11:22

        Es war nicht schlecht... doch wie fast alle anderen Tode in S08 hätte (besonders) dieser NOCH länger sein und evtl. die Endszene einer Folge bilden müssen. Wenn man bedenkt, wie lange dieser Kampf vorbereitet wurde und was für geile Figuren die beiden sind, steht es in keinem Verhältnis für mich. Sechs Folgen sind mindestens vier zu wenig und auch der Cleganebowl leidet darunter.

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          Roco De Long 16.03.2019, 23:39 Geändert 16.03.2019, 23:42
          über Lucky

          Ein in aller Ruhe erzählter und lakonischer Film, den die Tatsache, dass es Harry Dean Stantons letzte Rolle war, außergewöhnlich macht. Ist das objektiv, filmkritisch gesehen? Sicher nicht. Das ist Film(wahrnehmung) aber nie und das ist auch das Schöne daran. Ein Film ist immer das, was er für einen in diesem Moment eben bedeutet. Der Rest ist Bullshit. "Lucky" wirkt wie eine sehr berührende Verwischung von Realität und Fiktion, als würde man Stanton fast schon dokumentarisch auf seiner letzten Reise begleiten. Für mich daher einer der feinsten Filme über unser aller Ende.

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            Roco De Long 09.03.2019, 01:02 Geändert 09.03.2019, 13:59

            Erzählerisch und visuell ist WDVF höchstens durchschnittlich. Der Film besteht zum Großteil aus Talking Heads. Diese werden stellenweise mit Stadtimpressionen aufgefüllt, die wahllos erscheinen und eher an ein Amateur-Urlaubsvideo erinnern. Es hätte deutlich mehr Archivmaterial aus der Zeit und vor allem eine flottere Montage gebraucht, um einen wirklich inspirierenden Dokumentarfilm zu machen, der diesem kreativen Peak der (deutschen) Hip Hop Kultur auch gerecht wird. Die 6 Punkte sind also sehr wohlwollend, da das Thema einen Großteil meiner Jugend widerspiegelt und mich daher interessiert. Rein filmisch wäre viel mehr drin gewesen.

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              Eine gute deutsche Teenie-Komödie. Eigentlich ein Widerspruch in sich, aber Aron Lehmann und Co. schaffen es tatsächlich. Tolle Darsteller, teils wirklich witzig und sogar die Raptexte sind clever. Der wesentliche Unterschied zu den "Fack Ju Göhtes" dieser Welt ist, dass die Figuren hier keine dummen Karikaturen sind, über die man lacht, sondern junge Menschen, deren Probleme man ernst nimmt. Dann klappt's halt auch mit dem Humor.

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                Roco De Long 17.02.2019, 01:11 Geändert 17.02.2019, 01:46
                über Okja

                Was Bong Joon-ho hier gemacht hat, ist phänomenal. Allein stilistisch ist der Film herausragend. Die Kamera bewegt sich teils traumwandlerisch, CGI und Actionszenen fügen sich wunderbar ein. OKJA ist einfach unfassbar schön. Der Film schwankt dabei mühelos zwischen ganz ruhig erzähltem Drama, völlig bizarrer Groteske und Gesellschafts-, ach was, Menschenkritik. Schauspielerisch? Buchstäblich Wahnsinn. Was liefern z.B. Tilda Swinton und Jake Gyllenhaal da ab!? Der Plot ist weitgehend vorhersehbar, was in diesem Fall aber wirklich egal ist. Und da ist man auch schon bei den tieferen Aspekten dieses Films.

                Die Art, wie wir mit schwächeren Lebewesen – sprich: Tieren – umgehen, ist nicht nur der ultimative Gradmesser in Sachen Bildung, Bewusstsein und Ethik. Die ökologischen Folgen dieses Umgangs sind auch noch derart katastrophal, dass sie alles Leben auf dem Planeten bedrohen. OKJA behandelt für mich somit DAS wichtigste Thema unserer Zeit. Danach kommt erstmal lange nichts und dann kommen irgendwann Flüchtlinge und völkerrechtswidrige Angriffskriege und Finanzkrise und Trump und AFD und #metoo und fehlende Kitaplätze und Instagram-Sucht.
                Das Geniale an OKJA: Man hat nie das Gefühl, mit erhobenem Zeigefinger belehrt zu werden. Die Geschichte entzieht sich durch ihre skurrilen Einfälle immer wieder dem Kitsch. Vielmehr appelliert sie auf beeindruckend profunde Weise an die jedem Menschen innewohnende Verbundenheit zur Natur und an die quasi metaphysische Verbindung aller Lebewesen untereinander. Teils ironisiert, wie durch Paul Danos Figur, und trotzdem mit der vollen Überzeugung von Menschen, die diese Verbindungen erlebt haben, sie spüren und verdammt nochmal WISSEN, dass eine Abkehr davon unseren Untergang bedeutet. Der Verlust dieser Verbundenheit wird folglich sehr düster, dystopisch und brutal inszeniert. Ein weiterer genialer Schachzug, ist uns doch allen klar, dass sich diese Dystopie längst vor unserer Tür im nächsten Schlachthof befindet und völlig außer Kontrolle geraten ist.

                Das Interessante für mich persönlich ist, dass ich ganz genau weiß, wie ich diesen Film noch vor ein paar Jahren als Fleischesser geguckt hätte. Ja, ich hätte die Message auch da schon verstanden. Ja, es hätte mich sicherlich auch da schon berührt. Aber es wäre einfach nicht wirklich angekommen. Wäre nicht eingesunken ins Bewusstsein. Denn es ist zu unangenehm. Zu lästig. Die Erkenntnis, was wir für dauerverdrängende und nahezu schizophrene Opfer unserer (fehlenden) Kultur sind, macht uns einfach fertig. Es ist Holocaust. Wir wollen es nicht wirklich wissen. Dann können wir hinterher wenigstens sagen, dass wir es nicht gewusst haben.

                Sehe ich diesen Film heute, ist es mir ein Rätsel, wie man danach weiter guten Gewissens Fleisch essen kann, zumindest aus Massentierhaltung, aber eigentlich generell. Die Verdrängungsnummer funktioniert nicht mehr, Leute. Auf Dauer funktioniert sie nicht. Time to wake the fuck up.

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                  Roco De Long 30.01.2019, 23:27 Geändert 01.02.2019, 00:17

                  Die Ausstattung und besonders die Kostüme von BP sind toll anzusehen. Und ja, es ist schon ein positiver Eigenwert, dass man im Mainstream endlich den Perspektivwechsel zu farbigen Helden -- und Heldinnen! -- vornimmt.
                  Der Film an sich ist leider totale Standardkost. Die Story reisst einen wirklich nicht vom Hocker, der Hauptdarsteller fällt im Vergleich zu seinem Gegenspieler Michael B. Jordan Charisma-technisch ab. Apropos technisch: Das typisch glattgebügelte CGI, das sich in keinster Weise mehr von Videospielen unterscheidet, übertüncht das ganze "organische" Potenzial, dass die afrikanische Kultur in Sachen Naturverbundenheit, Stammesriten, verschiedenen Kampftechniken usw. eigentlich bietet. Die Oscar-Nominierung als bester Film bringt mich daher eher zum Schmunzeln, weiß man doch, dass die Academy sich aus der politischen Schusslinie nimmt und mit einem Schlag sehr viele farbige Darsteller/innen auf dem Roten Teppich versammeln kann, die sie ansonsten nicht einladen würde. Gleichberechtigung in Hollywood-Kinderschuhen. Aber vielleicht immerhin ein Anfang.

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                    über Rocco

                    Der als Dokumentarfilm getarnte Softporno hat keinen uninteressanten Ansatz: Rocco Siffredi zeigt sich nicht (nur) als legendärer Pornostar auf Abschiedstour, sondern als Sexsüchtiger mit seelischen Abgründen.
                    Obwohl mein Fast-Namensvetter dabei tief blicken lässt, hatte ich nicht das Gefühl, das "Rocco" wirkliche Tiefe erreicht. Zu inszeniert wirkt das Geschehen, zu sehr reisst vor allem Siffredi den Film an sich und nutzt ihn zur Selbsttherapie.
                    Den Machern fehlt die notwendige Distanz, um wirklich hinter die Fassade dieses offenbar recht kaputten Mannes zu blicken. Momente, in denen die Regisseure Siffredis Verletzlichkeit einfangen und nicht er selbst, sind rar. Und wenn Rocco dann viel zu oft in die alten sadistischen Muster verfällt, ist das leider zusätzlich abstoßend und bringt keinen neuen Erkenntnisgewinn - weder für Siffredi, noch für uns.
                    Kein Zufall, dass die klügsten Aussagen und auch die vielleicht einzig spannende Szene auf das Konto einer Frau gehen (*kleiner Spoiler*): Kelly Stafford, die Rocco und seinem von Minderwertigkeitskomplexen geplagten Cousin/Kameramann ungeschönt und eloquent vermittelt, dass deren machoistisches Porno-, Welt- und Frauenbild weit mehr männliche Schwäche als männliche Stärke offenbart.

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                      Roco De Long 15.01.2019, 00:38 Geändert 03.02.2019, 11:41

                      BAD BANKS ist sicherlich eine der besten deutschen Serien der jüngeren Zeit, neben BABYLON BERLIN und 4 BLOCKS. In Punkto Dialoge, Figurenzeichnung, Reduzierung auf Wesentliche und dadurch entstehendes Tempo ist sie für mich sogar die beste. Die Schauspieler sind "durch die Bank weg" (haha) top, Paula Beer und Barry Atsma ragen heraus. Die Kamera ist fantastisch. Und vor allem wird die eiskalte Bankenwelt entlarvt, ohne zu sehr den moralischen Zeigefinger zu heben. Wirklich gut.
                      Mit ihren 6 Folgen steht BAD BANKS ein bißchen in der Tradition der großen TV-Mehrteiler der 90er (DER GROßE BELLHEIM, DER SCHATTENMANN), was cool ist. Genau hier ist für mich leider auch der Haken: Waren die Mario-Adorf-Bretter in sich geschlossene Geschichten mit einem klaren Ende, muss auch BAD BANKS dem Zeitgeist folgen und eine zweite Staffel ermöglichen. Die Kuh wird gemolken, OK -- aber so offensichtlich und uninspiriert? Schade und für mich persönlich komplett unnötig. Aber Jammern auf hohem Niveau. Klare Empfehlung.

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                        Roco De Long 10.11.2018, 23:23 Geändert 22.11.2018, 00:12

                        Das ist ein Brett. Hier kann man schon nach 3 Folgen höchste Ehren vergeben. Ich finde "The Handmaid's Tale" extrem brutal und verstörend, aber auch brillant. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen weltpolitischen Stimmungslage -- und sowieso vor dem Hintergrund von Jahrtausenden religiösem Wahn, Sexismus und Faschismus -- ist diese Serie einfach zutiefst schockierend. Wie eine serielle Variante von "Children of Men", nur wesentlich härter. Inhaltlich, visuell, schauspielerisch, Soundtrack... eine in jeder Hinsicht überragende Dystopie.

                        Edit 22.11.18: Echt jetzt. Wie THT den ganzen menschlichen Wahnsinn dekonstruiert, das Grausame in Wunderschönes verpackt und dadurch noch grausamer macht, wie viele starke Szene sich hier gnadenlos und konsequent aneinanderreihen... Für mich das Beste seit Breaking Bad. Folglich Höchstwertung und Top-10-Serie.

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                          Seit 10 Jahren schwärmt mir ein bestimmter, sehr trinkfreudiger Freundeskreis von diesem McLovin vor, was für mich immer ein Grund war, den Film eher NICHT zu gucken :) Böser Fehler!
                          Dank der starken Hauptdarsteller, die nicht ohne Grund mittlerweile alle ihre Spuren in Hollywood hinterlassen haben, ist "Superbad" für mich die beste Tennie-Komödie seit "American Pie". Mindestens. Super Tempo, teilweise Hammer-Dialoge zwischen Jonah Hill und Michael Cera. Sogar der etwas ernstere Aspekt des Abschieds von alten Freunden und des Übergangs vom Kindes- ins Erwachsenenalter wirkte für mich nicht aufgesetzt und glaubhaft.
                          Klar ist es auch primitiv und geht zu 90% ums Vögeln... Aber hey, geht es in dem Alter halt auch. McLovin!

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                            Roco De Long 28.10.2018, 01:20 Geändert 28.10.2018, 12:07

                            "Billy Elliot" könnte an vielen Stellen ins Melodramatische, Lächerliche oder Erwartbare abdriften. Tut er aber nie. Props an den schroffen britischen Humor, sag ich mal!
                            Der Film schafft es einfach, die Identitätsfindung seines Protagonisten -- überragend: Jamie Bell -- mit einer unglaublichen Themenvielfalt perfekt zu verschmelzen. Mit was für einer Leichtigkeit hier Milieustudie auf Vater-Sohn-Konflikt auf Tanzfilm trifft, dabei immer authentisch und berührend, das ist schon wahnsinnig gut.
                            Ein Film, den ich 18 Jahre zu spät gesehen habe. Eigentlich auch nicht, denn vor und mit 18 Jahren hätte ich zu vielem gar keinen Zugang gehabt. Und in weiteren 18 Jahren wird man wahrscheinlich wieder andere Aspekte in den Fokus rücken. Das zeigt schon, mit was für einem meisterhaften Film man es bei "Billy Elliot" zu tun hat. Drama as Drama can be.

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                                Roco De Long 29.07.2018, 23:06 Geändert 29.07.2018, 23:34

                                Die Spezial-Oscars in den Kategorien "Kitschigster Film der Nullerjahre", "Offensichtlichster Psychopath", "CGI because we can" und "Penetrantestes Sounddesign eveeeeer" (gegen den letzten Punkt hat sogar DARK eine subtile musikalische Untermalung) schaffen es, dass in einem Drama mit Rachel Weisz, Susan Sarandon und Stanley Tucci (!) jegliche wahre Emotion von audiovisueller Randomness übertüncht wird.

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                                  Roco De Long 08.07.2018, 23:15 Geändert 08.07.2018, 23:24

                                  Rein als Film betrachtet ist THE TALE sehr gut, wenn auch vielleicht nicht herausragend. Jennifer Fox' autobiographisches Werk ist jedoch eines, das über die normale Bewertung hinausgehen muss.
                                  Zu krass ist allein der Mut der Autorin/Regisseurin/Produzentin, ihre eigene Geschichte derart schonungslos zu erkunden und filmisch umzusetzen.
                                  Zu wichtig ist das Drama um Wahrheit und Erinnerung als nuanciertes Bild von sexuellem Missbrauch sowie als Diskussionsgrundlage.
                                  Laura Dern und Ellen Burstyn, die beide überragend spielen, fügen mit dem Mutter-Tochter-Konflikt eine weitere Ebene hinzu. Und neben dem bemerkenswerten Spiel der damals 11-jährigen Isabelle Nélisse darf man z.B. nicht vergessen, was es als Jason Ritter bedeutet, diese Rolle spielen. Das kann durchaus eine Karriere auf Eis legen (siehe Billy Zane, und der war nur der Unsympath in TITANIC...).

                                  Dass THE TALE weltweit keine Kinoauswertung bekommt, ist eigentlich ein Witz. Die Kooperation mit HBO, Sky, ZDF und Arte dürfte die Macher allerdings mehr als trösten, denn so wird der Film viele Leute erreichen, für das Thema sensibilisieren und Betroffenen Stärke geben. Die Menschen vor und hinter der Kamera von THE TALE haben jedenfalls etwas geschaffen, worauf sie stolz sein können.

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                                  • Da der Film technisch, wie man so schön sagt, nahezu perfekt ist, ihm Innovation aber nahezu völlig abgeht, kann er gar nicht zu "den besten aller Zeiten" gehören.

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                                      Kapitalismus im Endstadium. "Zeit der Kannibalen" ist eine böse Groteske, fragmentarisch, mit teils brillanten Dialogen und durch das Hotel-Setting fast klaustrophobisch. Herausragend wird Johannes Nabers Film auch dadurch, dass Striesow, Blomberg und Schüttler ihren Figuren in kleinen Momenten wirklich Tiefe verleihen. Einer der besten deutschen Filme seit langem für mich, der zeigt, wie man aus wenig sehr viel macht.

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                                        Roco De Long 30.03.2018, 10:29 Geändert 30.03.2018, 10:31

                                        Show, don't tell. Diese an sich simple goldene Filmregel ist so schwer in die Tat umzusetzen, doch "Call Me By Your Name" ist in dieser Hinsicht meisterhaft. Gesten, Blicke, Andeutungen - alles ist an seinem Platz, kein Wort ist zu viel. Werden Gefühle doch mal verbalisiert, dann nicht zwischen dem herausragenden Timothée Chalemet und Armie Hammer, sondern in Form eines überraschenden und kommentierenden Monologs, der auch dank Michael Stuhlbarg zu einem der besten Vater-Sohn-Momente gehört, an die ich mich in einem Film erinnern kann.
                                        "Call Me By Your Name" verzichtet nahezu komplett auf erwartbare, äußere (queere) Coming-of-Age-Konflkte und kann sich gerade deshalb so auf die inneren konzentrieren. Guadagninos Film ist so natürlich, so wohltuend wenig melodramatisch und im besten Sinne "schön", das man fast übersehen könnte, wie gut er ist.
                                        Und wie toll, dass sich James Ivory gegen Ende seines Lebens die Krone seines Schaffens aufgesetzt hat.

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                                          Roco De Long 11.03.2018, 23:35 Geändert 12.03.2018, 23:17

                                          Bestbewerteter Tatort ALLER ZEITEN auf tatort-fundus? Hä? Nichtmal auf die Nerds ist Verlass. Das Ende ist gut, aber sonst doch weitgehend spannungsarme Standardkost. Versteh ich nicht wirklich.

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                                          • Roco De Long 21.02.2018, 13:49 Geändert 21.02.2018, 13:50

                                            Ich werde das Gefühl nicht los, dass vielen Filmen der eigene Hype zum Verhängnis wird, was ja schlussendlich ein Zerrbild entwirft.
                                            Selbst wenn ich diese Kritikpunkte ausklammere, bin ich natürlich immer noch nicht deiner Meinung, Vega, kann deine Sichtweise aber nachvollziehen, da sie gut beschrieben ist. Dein Anspruch ist scheinbar einfach extrem hoch, vor allem was Drehbuchschreiben und Figurenpsycholgie angeht. Ich frage mich nur, wie eine schwarze Tragikomödie aussehen müsste, damit du etwas damit anfangen kannst.
                                            An welchen Stellschrauben du etwas ändern würdest, um Dinge subtiler/wahrhaftiger/weniger "peinlich" wirken zu lassen. Was wäre z.B. eine für dich zufriedenstellende Inszenierung des "Erlösermotivs"? Das würde mich echt interessieren.

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                                                Was die Kombination von Schwarzer Komödie und Drama angeht -- für mich eine der beeindruckendsten Filmdisziplinen -- hat Martin McDonagh seit "Brügge" ja Halbgott-Status. Und so trifft auch "Three Billboards..." einfach zu 100% meinen Geschmack. Bei vielen Szenen könnte man vor Absurdität lachen und weinen. Gleichzeitig. Es geht von Spannung zu Komik zu Tragik über, als wäre es das Einfachste von der Welt. Was für Dialoge! Was für schauspielerische Leistungen! Was für ein Style! Besser geht's eigentlich kaum.

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                                                  Roco De Long 04.01.2018, 11:24 Geändert 04.01.2018, 12:34
                                                  über Dark

                                                  Wild. Selten zwei so unterschiedliche Hälften einer Staffel gesehen.
                                                  Die Folgen 1-5 sind eher ein wirres Mashup aus Versatzstücken. Hier ist DARK doch sehr - um es wohlwollend auszudrücken - von einer gewissen anderen Mysteryserie inspiriert: Teenies, eine Kleinstadt samt Kraftwerk, ein Wald, flackerndes Licht, Blut, das aus Körperöffnungen rinnt... ich habe nur auf ein kleines Mädchen namens "Twelve" gewartet. Später gibt es auch noch einen Pfarrer mit Heisenberg-Gedächtnis-Phantombild und einen herumstreunenden Aragorn. Wäre aber alles erträglich ohne den penetranten und großenteils deplatzierten Score. Egal, ob jemand durch eine Höhle kraxelt (spannend), bedeutungsschwanger guckt (behauptet spannend) oder auf dem Klo sitzt (nicht spannend) - ein Hans Zimmer'sches Dröhnen ist immer dabei. Und so hält einen in Hälfte eins nur die stets spannende Thematik, der Raum-Zeit-Mindfuck bei der Stange.
                                                  Ab Episode 6 jedoch die Wende! Das Sounddesign nervt jetzt weniger (vielleicht hat man sich auch dran gewöhnt). Es haben jetzt auch mal andere Darsteller/innen außer dem herausragenden Oliver Masucci starke Szenen. Vor allem jedoch kommt mehr Zug in die Sache, es wird dramatischer, die lange aufgebaute Welt löst sich ein. Die Macher schaffen es in Hälfte zwei tatsächlich, die komplexe Story mit ihren Zeitebenen spannend voranzutreiben und das große Figurenkabinett geschickt zu verknüpfen. Das verdient viel Respekt, macht Lust auf mehr - und macht DARK letzten Endes doch sehenswert.

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                                                    Roco De Long 17.11.2017, 23:04 Geändert 04.12.2017, 20:05

                                                    Fincher ist schon eine Klasse für sich. Liefert mit SE7EN einen der besten Thriller aller Zeiten ab und hat es seitdem "nicht mehr nötig", dieses Genre konventionell zu erzählen. Was er mit ZODIAC begonnen hat, die Fokussierung auf die Ermittler statt auf die Täter, setzt er mit MINDHUNTER fort und testet die Grenzen des Thrillers weiter aus. Hier: Extrem langsames Tempo und Dialoge satt. Letztere sind vom Allerfeinsten, die Gespräche zwischen Holden/Tench und den Psychopathen sind die absoluten Highlights. Die Figuren sind authentisch, visuell ist es überragend.
                                                    Kritikpunkte: Es ist mir teilweise einen Tick ZU langsam und authentisch, verliert sich auch mal in bürokratischen Hindernissen, die als Zeitportrait sicherlich interessant aber nicht wirklich spannend sind. Und ein echtes Rätsel ist mir Holdens Freundin Debbie. Etwas derart Ausdrucksloses und Unsympathisches habe ich nicht gesehen, seit ich einer Mitarbeiterin beim Jobcenter gegenüber saß. Die Gespräche mit ihr reflektieren zwar Holdens Arbeit und zeigen seine Wandlung, aber diese "Beziehung" empfand ich als behauptet und leider null berührend. In Sachen Gefühl war Fincher eben noch nie der Stärkste (abgesehen von BENJAMIN BUTTON vielleicht). Zum Glück, sonst wäre er auch Gott.
                                                    Egal. Geile Serie. Sich drauf einstellen, Zeit nehmen und anschauen!

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