Roldur - Kommentare
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Alle Kommentare von Roldur
Mit ganz großer Verspätung habe ich nun endlich die Ehre etwas über „Kung Fury“ von mir zu geben. Der übergroße Internet-Hype um den vermeintlichen „Neo-Trash“ hat kurzzeitig eine derartige Größe angenommen, dass mir es mir ein bisschen das Interesse zerschossen hat.
David Sandberg ist Drehbuchautor, Hauptdarsteller und Regisseur. Über die Handlung von „Kung Fury“ braucht man kaum etwas zu sagen, denn die ist eher Mittel zum Zweck. Über Thor, Dinos bis hin zu Adolf Hitler ist alles dabei, was man als wunderbaren Trash verwursten kann.
Nach dem grandiosen Musikvideo mit David Hasselhoff war ich richtig begeistert und hatte wirklich Bock auf die 31 Minuten von „Kung Fury“. Leider stellte sich kurz nach dem Vorspann die Ernüchterung ein.
Einerseits ist es ja schön, dass der größte Schwachsinn aus den Untiefen der Filmgeschichte momentan sein Revival feiert aber warum wird das immer so plump gehandhabt? Das tolle an den Filmen vom Trash-Studio „Troma“ zum Beispiel ist, dass sie auf jegliche Konvention verzichten und den Wahnsinn oft auch überhaupt nicht Publikums konform gestalten. Wenn man aber die verrückten Einfälle durchkalkuliert über die Leinwand schwingen lässt, dann geht viel Spaß flöten. Viele große Meisterwerke des Blödsinns hatten immer etwas rebellisches an sich. Den Mut dazu auch mal in ein dickes Fettnäpfchen zu treten. Mit dieser Rambo-Mentalität schafften es Filme wie „The Toxic Avenger“ und „Pink Flamingos“ direkt in die Herzen vieler Filmfans.
„Kung Fury“ ist sicher lieb gemeint und für ein derart geringes Budget auch toll gemacht. Aber verdammt noch mal: Er ist mir zu plump. Mittlerweile dürfte jeder begriffen haben, dass der total aufgedrehte Hitler lustig sein soll, denn dessen Trash-Appeal ist so abgenudelt wie Tornado-Haie.
David Sandberg hat hier sicher ein Herzensprojekt realisiert. Das ändert aber leider nichts daran, dass ich „Kung Fury“ für seine 31 Minuten als überraschend öde und einfallslos empfand. Ein typisches Malen-nach-Zahlen im modernen Trash-Hype.
„It means that with the right computer algorithms, I can hack you back in time. Just like a time machine.“
Hoffen wir mal, dass diese "Hölle auf Erden" so ein glückliches Ende nimmt wie damals bei "Apocalypse Now".
Wer ist der Kerl auf dem Bild? Na sicher nicht Zalman king.
Es wäre ja wohl die Höhe, wenn ich zu einer der tollsten Serien der letzten Zeit nichts schreiben würde. Zunächst von der puren Kürze abgeschreckt, habe ich mich nun endlich an „Peaky Blinders“ getraut und, meine Güte, es hat sich gelohnt.
Thomas Shelby und seine Brüder sind Kriegsheimkehrer. Zusammen mit einigen Jungs aus der Nachbarschaft bilden sie die gefürchtete Gang „Peaky Blinders. Vom ersten Weltkrieg schwer mitgenommen will Tommy das Familienunternehmen in bisher ungeahnte Höhen führen. Er versucht mit allerlei Gaunereien sein illegales Wettgeschäft auf Vordermann zu bringen, bleibt jedoch im Herzen ein gewitzter Geschäftsmann. Vom Krieg brutalisiert und vom unerbittlichen Birmingham des frühen 20. Jahrhunderts umgeben, ist der Weg zum Erfolg weit schwerer als Tommy zunächst glauben mag.
Was beim ersten Lesen nach einer typischen Gangster-Geschichte vom Aufstieg und Fall einer Gang klingt, entpuppt sich schnell als eine hochspannende Sozialstudie und ein unbarmherziges „Kopf an Kopf“-Rennen, zwischen dem irischen Cop Campbell und Tommy Shelby. Durch die beeindruckende Atmosphäre werde ich in die Welt der „Peaky Blinders“ gezogen und durch die interessante Dynamik der Figuren und die pure Geschwindigkeit der Handlung bei der Stange gehalten.
Mit einer intelligenten Mischung aus modernem Soundtrack, starker Tiefenunschärfe und harten Kontrasten, hat „Peaky Blinders“ einen derart einzigartigen Look, dass ich die Serie unter hunderten wiedererkennen würde. Man kann zwar die Ähnlichkeit zu „Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“ nicht ignorieren, das mag aber häufig auch am am (grandiosen) Soundtrack von Nick Cave liegen. „Peaky Blinders“ entführt sofort in den brodelnden Kessel der Industrialisierung. Eine Realität aus Ruß, Staub und Protagonisten am Rande der Verzweiflung. Eine Wirklichkeit, die man sich schwer vorstellen kann und will, die der Schöpfer Steven Knight aber spürbar macht.
Wenn Nick Caves „Red Right Hand“ erklingt und die ersten düsteren Bilder über die Glotze huschen, dann fühle ich mich unweigerlich zu Hause. Die Flammen aus einer der zahlreichen Öfen in Birmingham züngeln auf, die Spannungsschraube wird sofort in der ersten Szene stark angezogen. Steven Knight trifft genau meinen Geschmack und zusammen mit seinem wunderbaren Cast schafft er ein richtiges Meisterwerk.
Cillian Murphy verkörpert Thomas Shelby mit einer verstörenden Kombination aus unmenschlicher Kälte und fast schon unwirklicher Verletzlichkeit. Als Kontrast wirken vor allem sein Bruder Arthur (auch genial: Paul Anderson) und seine charakterstarke Tante Polly (Helen McCrory). Ohne seinen Cast wäre „Peaky Blinders“ wohl nur halb so vereinnahmend, denn dieser scheint das Drehbuch nicht nur gelesen, sondern gleich eingeatmet zu haben.
Steven Knight hat „Peaky Blinders“ in Staffel 1 absichtlich nur klein angelegt und die Handlung in Staffel 2 nur zaghaft vergrößert. Mit 6 Folgen pro Staffel hat man „Peaky Blinders“ leider schon viel zu schnell gesehen, aber diese Stunden wird man so schnell nicht vergessen. Ein Gangster-Drama von selten dagewesener Intensität und Qualität, welches hoffentlich auf weitere glorreiche Staffeln zusteuert. Gerade in Staffel 2 hat der Cast auch tollen Zuwachs mit Tom Hary als Alfie Solomons bekommen. Aber was rede ich weiter um den heißen Brei. Als Fan von feschen Mobster-Stories oder zeitgeschichtlichen Verfilmungen, sollte man „Peaky Blinders“ einfach gesehen haben. Auf Netflix ist die erste Staffel verfügbar, wer die Gelegenheit als Abonnent nicht nutzt, der ist selber Schuld.
„Everyone's a whore, Grace. We just sell different parts of ourselves.“
9/10 aber auch nur weil ich hoffe, dass Staffel 3 noch großartiger wird
Wirklich nur Roland Emmerich himself kommt auf die Idee einen Buddy-Actioner mit Channing Tatum und dem Präsidenten der vereinigten Staaten (Jamie Foxx) zu drehen. Allein für eine solche Chuzpe sollte man dem Stuttgarter eine Medaille für Eier aus Stahl verleihen.
Wie immer in einem Film vom guten Roland ist das weiße Haus in Gefahr. Bei dem Titel war das ja auch kaum anders zu erwarten. Der Ex-Soldat Cale hat seiner Politik-begeisterten Tochter Emily eine Führung durch das geschichtsträchtige Gemäuer organisiert, während er sich für den Secret Service bewerben will. Just in diesem Moment bricht die Hölle über sie herein, als Terroristen dem Präsidenten ans Leder wollen. Nun liegt es an John McCLane, tschuldigung... Cale, das weiße Haus wieder in trockene Tücher zu bringen. Genug Raum also, um mit patriotischer Ikonographie um sich zu werfen und eine Explosion an die nächste zu reihen.
Ein Emmerich wäre kein echter Emmerich, wenn nicht ordentlich die Fetzen fliegen würden. Als bekennender Hasser von seinen Zerstörungsorgien wie „2012“, habe ich mich auf stupide Action à la „Independence Day“ gefreut. Und, mein Gott, wenn man sich nicht an einer übertriebenen Liebe zu Amerika stört, dann kann man mit „White House Down“ echt Spaß haben.
James Vanderbilts Drehbuch ist zwar dümmlich bis zum erbrechen, nimmt sich jedoch zu keiner Sekunde wirklich ernst. Komplett auf ein hemmungsloses Action-Feuerwerk getrimmt, schafft es Emmerich fast immer den schmalen Grat zwischen Gossen-Humor und augenzwinkernder Parodie aufrechtzuerhalten.
Channing Tatum und Jamie Foxx haben sichtlich Spaß an ihrer Odysee von einem Greenscreen zum nächsten und James Woods gibt einen herrlichen Antagonisten ab. Man sollte bei diesem Film tunlichst nicht seinen Kopf anschalten, dann dürfte man sich vielleicht sogar in die glorreichen 90s zurückversetzt fühlen. Schmierig-überkandidelte Terroristen mit teils russischem, teils nationalistischem Hintergrund. Das perfekte Feindbild also. Charakterzeichnung direkt vom Reißbrett und eine peinliche emotionale Ebene. Das klingt vielleicht negativ, wenn man aber „Independence Day“ feiert, dann kann einem das herzlich egal sein-
„White House Down“ feuert aus allen Rohren und ist damit ein schöner Action-Snack für langweilige Nachmittage geworden. Jeder Action-Fan, der sich einen Dreck um innere Logik schert, sollte sich nicht von der dümmlichen Prämisse abschrecken lassen und „White House Down“ eine Chance geben.
Eden Lake wird dann wohl beide mal aufgrund der Indzierung gekürzt sein... Und: War Turistas nicht ab 18? Also bei der ersten Ausstrahlung auch cut. Tolle Horror-Nacht.
Sebastian Schipper, you did it again! Nachdem du mich mit „Absolute Giganten“ schon zum emotionalen Krüppel gemacht hast, gibst du mir jetzt den Rest. So viel Atemnot am späten Abend ist ja schließlich auch nicht gesund.
Als vor ca. einem Jahr das Filmuni-Abschlussprojekt „Love Steaks“ über meinen Bildschirm flimmerte, da traute ich meinen Augen kaum. Der größtenteils improvisierte Liebesfilm wollte bei mir einfach nicht funktionieren. Egal wie liebevoll das Projekt auch war, ich empfand das Ergebnis hauptsächlich als große Peinlichkeit. Nun kehre ich wieder zurück zum Impro-Kino und das sogar erneut mit Franz Rogowski im Schlepptau, na ob das gut gehen konnte.
„Victoria“ ist im Gegensatz zu „Birdman“ tatsächlich eine Aufnahme gewesen. Nach mehreren Generalproben, wurde der Film dreimal am Stück in Berlin gedreht. Nach den Aussagen diverser Arbeiter am Set, sprang „der Funke“ wohl erst beim letzten Versuch vollends über. Nun aber mal weg vom mutmaßlichen Gimmick und zurück zur Handlung.
Victoria ist seit 3 Monaten in Berlin. Die junge Frau kann bisher nicht viel Deutsch und jobbt in einem der zehntausend Berliner Coffeeshops. Als sie eines Abends Sonne, Blinker, Fuß und Boxer trifft, krempelt sie in 139 Minuten ihr ganzes Leben um.
Zunächst einmal muss man festhalten, dass die Handlung von „Victoria“ kaum für die Preise verantwortlich gewesen sein kann. Frei von Klischees kann man Schippers neuestes Werk wohl kaum nennen. Schnell muss man aber feststellen, dass etwa Victorias Handlungsweise maßgeblich zum emotionalen Gerüst des Films beiträgt.
Durch die subjektive, sehr intime Optik des Films und dessen reduzierten Rahmen an Möglichkeiten, wird „Victoria“ rasend schnell zu einer nervenzerfetzenden Erfahrung. Frederik Lau, der sonst eigentlich immer nur den „Tatort“-Assi verkörpern darf, nutzt hier erstmals seine komplette Bandbreite. Das hier ist kein hipper Berlin-Szenefilm, das hier ist eine Studie wie nah ein Film einen Zuschauer herankommen darf. „Victoria“ fühlt sich phasenweise so echt an, dass ich am liebsten aktiv in die Handlung eingegriffen hätte. Wenn Victoria auf der Suche nach Abenteuer mit den Jungs morgens durch Berlin düst, dann hat man nicht selten das Gefühl mit echten Personen unterwegs zu sein.
Wie soll das klappen? Nahezu ohne Drehbuch und doppelten Boden gedreht, wie soll man da noch die Klaviatur der Zwischentöne beherrschen. Bei einem derart extravaganten Konzept, da kann doch nicht viel mehr rauskommen als ein waschechter Blender. Plansequenzen sind ja auch spätestens seit „Birdman“ wieder „Big-In-Business“. Diese Empfindung ist durchaus nachvollziehbar und viele werden sich von Schippers Film nicht so vereinnahmen lassen wie ich. Für mich war „Victoria“ aber eine psychische wie auch physische Achterbahnfahrt, die gerade meine paranoiden Züge zum glühen gebracht hat. Eine Wucht von einem Film, der seine klischeehafte Handlung vollkommen in den Hintergrund rückt. Und seien wir mal ehrlich: Hat „Absolute Giganten“ damals wegen seiner ausgeklügelten Handlung so geglänzt?
„Take care of the Bordstein. You will fall over.“
Man fragt sich: Was kann man bei einer puren Teen-Comedy eigentlich richtig falsch machen? Wenn man Genre-affin ist (so wie ich) und auch Girly-Filme (wie „Girls Club“) mag, dann kann doch nicht viel schief laufen. Trotzdem gibt es jährlich mehrere unterirdische Komödien aus der Sparte, diese gehört dazu. Und meine Ansprüche waren bereits zum Start ganz unten.
Bianca (Mae Whitman) hat zwei heiße Freundinnen. Eigentlich läuft bei ihr (fast) alles gut, nur mit den Jungs will es nicht so richtig klappen. Klar, sie ist keine geborene Schönheit aber das kann ja wohl kaum das Hauptproblem sein. Als sie dann aber von Kumpel/Nachbar Wesley (Robbie Amell) erfährt, dass sie eine sogenannte „D.U.F.F“ ist, brennen bei ihr die Sicherungen durch. Denn eine Mädels-Clique hat immer ein „hässliches Entlein“, die „Designated, Ugly, Fat Friend“, also „D.U.F.F“. Fortan ist Krieg angesagt. Gemeinsam mit Wesley will sie ihren Status endgültig abschütteln.
Mit Mae Whitman und Robbie Amell an der Spitze, hat man gleich zwei Darsteller mit einer äußerst glaubwürdigen Chemie gefunden. Whitman hat bereits in „Vielleicht lieber morgen“ überzeugt und ist auch hier sehr passend. Schönling Amell scheint sich auch in der Rolle des sympathischen Schönlings wohl zu fühlen.
Ja, „The DUFF“ erfüllt sehr viele Klischees, das wäre aber nicht so schlimm. Das Problem ist das furchtbare Drehbuch und die grausige Social-Media-Modernisierung. Hier wird alles „gepostet“, „getwittert“ und man sagt sogar „YOLO“. Dieser zwanghafte Drang modern zu wirken löste mehrmals akuten Brechreiz in mir aus. Ich hoffe, dass sich diese Einblendungs-Wahnsinn nicht durchsetzt.
Mit „The DUFF“ schneidet Regisseur Ari Sandel gleich mehrere aktuelle Themen an. Cyber-Mobbing, das alltägliche Leben in der High School und jugendlicher Schönheitswahn. Dumm nur, dass man sich hier um keines sonderlich kümmert. Jeder interessante Ansatz wird durch billige Zoten zunichte gemacht. Die freche Bianca wird von einem anfangs glaubwürdigen Charakter zu einer billigen Karikatur ihrer Selbst. Da hilft keine lieb gemeinte Anti-Mobbing-Botschaft.
Der Film funktioniert einfach auf nahezu keiner Ebene. Gut aufgelegte Darsteller werden an das stupide Drehbuch verschenkt und das ächzende Etwas von Komödie wird noch mit einer der peinlichsten Szenen des Jahres garniert (Schaufensterpuppe). Wer Bock auf stupide Teen-Unterhaltung hat bleibt besser bei Party-Filmen wie „American Pie“, „Superbad“ (der ist aber nur bedingt stupide“ oder schaut sich einfach mal „Girls Club“ an.
„Yeah I'm not surprised cause it was a piece of shit... and so are you.“
Kehren wir in eine Zeit zurück, als es „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ noch nicht gab. Als Steven Spielberg noch für großartige Blockbuster-Unterhaltung stand und Sam Neill sowie Jeff Goldblum zur Hollywood-Grundausstattung gehörten. Als Will Smith noch Alien-Schelle verteilt hat, statt mit seinem Sohn zu nerven. Eine Zeit in der ich viel zu jung war um das alles im Kino zu erleben. Warum werde ich dann überhaupt nostalgisch?
Nach Michael Crichtons Erfolgsroman „DinoPark“ musste eine Verfilmung her. Wer sollte das besser können als der König der Mainstream-Unterhaltung, der Mann, der das Creature-Feature salonfähig machte... Steven Spielberg!
John Hammond (Richard Attenborough) hat den Traum vieler Genetiker endlich verwirklicht. Er hat neues/altes Leben geschaffen und die Saurier zurück auf die Erde gebracht. Mit alten Gen-Sequenzen neugeboren, dürfen T-Rex und Co. Wieder über die Erde stapfen. Hammond will diese Revolution öffentlich zugänglich machen und lädt diverse Persönlichkeiten zur Qualitätssicherung in seinen „Jurassic Park“. Als ein Sturm losbricht und der fette Hacker Dennis (Wayne Kight) das Sicherheitssystem abschaltet, ist Ärger vorprogrammiert (Sorry für das billige Wortspiel).
Nach der Sichtung des hochgradig enttäuschenden „Jurassic World“, musste ich einfach wieder auf die Isla Nublar zurück. Bereits in den ersten Minuten zeigt „Jurassic Park“ eine derartige Raffinesse auf der Klaviatur des Sommer-Blockbusters, dass mir der Atem stockt. John Williams epochaler Soundtrack, der Anflug auf der entlegenen Insel. Mit feinstem Pacing werde ich langsam in die Welt von „Jurassic Park“ gezogen und will da auch so schnell nicht mehr raus.
Mit einer raffinierten Mischung aus CGI und echten Mechatronics werden die Saurier auf der Leinwand zum Leben erweckt, eine Mischung sich als weit besser funktionierend herausstellt, als komplett animierte Saurier. Durch die abwechselnde Nutzung von echten Eyecatcher-Momenten und einem straff inszenierten Drehbuch, wird der Zuschauer ständig bei der Stange gehalten und findet sich nicht selten in einem fast schon Horrorfilm-artigen Szenario wieder. „Jurassic Park“ ist ein brachial spannender Film, der auch gerne mal zu hart für die ganz Kleinen werden dürfte.
Letztlich wären da noch die Charaktere. Dr. Grant, Dr. Sattler, Dr. Malcolm, Parkbesitzer Hammond und seine Enkel. Ein kultiger Charakter nach dem Anderen. Personen die greifbar sind und Seela haben. Ich verstehe Dr. Grants Motivationen, bin von Malcolms kritischer Ader angetan und habe das Gefühl echten Personen bei einem realen Abenteuer zu beobachten.
„Jurassic Park“ dürfte ein nahezu perfekter Unterhaltungsfilm sein. Eine tolle Musikuntermalung, ein SFX-Wow-Effekt nach dem Anderen (aber ohne das Maß zu verlieren) und toll geschriebene. Liebenswerte Protagonisten. „Jurassic Park“ fühlt sich einfach richtig an. Er macht Spaß, bleibt im Gedächtnis hängen und kann trotz diverser Logiklücken überzeugen.
„God creates dinosaurs. God destroys dinosaurs. God creates man. Man destroys God. Man creates dinosaurs.“
Alle Jahre wieder kommt ein neuer James-Wan-Film. Dass der hier diesmal von Leigh Whanell ist, ist vorerst egal, denn es handelt sich um „Insidious: Chapter 3“ und damit um eine meiner liebsten Jumpscare-Serien. Normal prangere ich diesen Zirkuseffekt da an, wo ich nur kann aber irgendwie haben mich grade die Lamberts und ihre paranormalen Probleme beim Schlafittchen. Nun geht es also in Runde 3.
Statt den großen Fehler zu begehen die Lamberts erneut zum Mittelpunkt der Geschichte zu machen, darf Teil 3 den altehrwürdigen Weg des Prequels gehen. Die tendenziell interessante Figur der Elise wird zum Protagonisten und der arme Junge der Familie Lambert war bisher noch nicht besessen. Nach den unheimlichen Vorfällen um einen bestimmten Dämonenbefall, ist Elise vom Glauben abgekommen, noch einmal ihren Beruf auszuführen. Zu gefährlich ist der Job als Geisterjäger/Medium, wenn man von einer psychotischen Geister-Oma gejagt wird. Als die junge Quinn Brenner jedoch Kontakt zu ihrer verstorbenen Mutter aufnehmen will, wird Elise Expertise zur zwingenden Notwendigkeit.
Wenn mir schon der eher unbeliebte zweite Teil gefallen hat, was kann da eigentlich noch schieflaufen? Meiner bescheidenen Meinung nach, war Teil 2 eine sinnvolle wie spannende Erweiterung des spannenden Erstlings, kein Meisterwerk aber äußerst gelungene Horror-Routine mit grandiosem Timing. Als Fan von klassischem Grusel habe ich mir bei diesem modernen „Mist“ mehrfach fast in die Hose gemacht. Warum wollte das also in Teil 3 nicht so richtig klappen?
Dass Elise nun auch mehrfach alleine ins Ewigreich geht, ist schon einmal eine mehr als gute Idee und spannungstechnisch durchaus begrüßenswert. Die Dämonen könnten diesmal fast direkt aus „Silent Hill“ stammen, sie sind zwar arg klischeehaft aber dafür nicht weniger effektiv. Leider kann ich keinerlei Empathie für Quinn und Sean Brenner empfinden. Die beiden bekamen schon keine sonderlich originelle Geschichte spendiert und müssen dann auch noch ein derlei standardisiertes Schauspiel-Sparprogramm an den Tag legen. Warum nutzt man nicht die interessanten Ansätze von Elises Ursprung, sondern strickt stattdessen einen langweiligeren Nachbau der Handlung aus Teil 1?
„Insidious“ war schon immer auf Effekt gebürstetes „Buh-Kino“ der übelsten Sorte. Aber ich mochte es, denn es hat mich erschreckt. Die Idee von geisterhaften Eindringlingen im Alltag war nicht neu aber für mich äußerst beunruhigend umgesetzt. Das vorläufige Finale der Trilogie macht nicht viel anders, wirkt stets bemüht, hat mich nur leider fast nie gepackt oder erschreckt. Weder Atmosphärisch, noch schauspielerisch erreicht er jemals das Niveau der Vorgänger. Elise (Lin Shaye) ist natürlich toll und es funktioniert auch einiges, dennoch ist „Insidious: Chapter 3“ Stangenware. Keine ärgerliche Stangenware aber eben auch nichts Besonderes.
„The man who can't breathe. The man who lives in the vents. I heard him saying your name last night. I heard him in your room. While you were gone He's in there standing right now. Standing in your room.“
"so berichtet Bild" ...
Nach „Avengers: Age of Ultron“ habe ich mich zuletzt gefragt, wie eigentlich ein guter Blockbuster funktioniert. Nachdem mir Joss Whedons Materialschlacht den Todesstoß im Marvel-Universum verpasst hat, ist jetzt Colin Trevorrow mit „Jurassic World“ an der Reihe.
Nach den dramatischen Ereignissen der „Jurassic Park“-Trilogie, tritt nun der schwerreiche Simon Masrani an John Hammonds stelle. Mithilfe von Gen-Splicing und genügend Geldgebern setzt er Hammonds Traum mit „Jurassic World“ ein Denkmal. Damit der riesige Park auf der altehrwürdigen Isla Nublar auch ein Erfolg bleibt, müssen aber von Zeit zu Zeit auch neue Eyecatcher her. Als das Genlabor den gefährlichen Indominus Rex kreiert, sind entsprechend viele Sponsoren sofort hellhörig. Das es zur Katastrophe kommen muss ist natürlich klar, dafür stand schon die „Jurassic Park“-Trilogie mit ihrem Namen.
Mitsamt den sanften Klängen eines John Williams reisen wir als Zuschauer zurück auf die tropische Insel. Beeindruckende Landschaftsaufnahmen und majestätische Saurier lassen jeden Nostalgiker ganz feucht werden und das Ärgernis einiger bescheuerter Trailer schnell vergessen. Doch bereits bei der Einführung der Protagonisten dürfte Ernüchterung einkehren.
Statt Sam Neill und Jeff Goldblum haben wir Chris Pratt und Bryce Dallas Howard. An sich wäre das kein Problem und im Falle von Howard ist es auch keins, denn diese gibt sich erstaunlich viel Mühe und tröstet im Alleingang über viele Szenen hinweg. Chris Pratt darf nach Erfolgen wie dem großartigen „Guardians of the Galaxy“ jetzt auf ganzer Linie enttäuschen. Als langweiliger Naturbursche Owen zeigt er eine atemberaubend gelangweilte Darstellung, die sehr oft zum fremdschämen einlädt. Wenn er nicht gerade mit dem schlechten Drehbuch kämpft, dann übt er sich in verschiedenen Variationen eines „coolen“ Gesichtsausdrucks, den wohl nur Harrison Ford jemals beherrscht hat. Das mit Abstand größte Problem dürften aber die beiden Brüder Zach und Gray darstellen. Gerade der Jüngere wirkt schauspielerisch derart unerfahren, dass man schreien möchte. Häufig darf Gray unkontrolliert Hüpfen und schreien, während Zach von dutzenden Damen seines Alters begafft wird. Dazu ist Zachs Charakterentwicklung nicht nachvollziehbar. Von einem unnatürlich desinteressiertem Teenager entwickelt er sich urplötzlich zu einer erwachsenen Beschützerfigur. Wobei man von Entwicklung kaum reden kann, da das hier vollkommen sprunghaft passiert.
Wenn Trevorrows Film sich dann aber endlich einmal auf die Saurier konzentriert und liebevolle Reminiszenzen auf den ersten „Jurassic Park“ über die Leinwand flimmern, dann kann man „Jurassic World“ eine gewisse Magie nicht absprechen. Auch wenn er diese fast ausschließlich aus dem Nostalgie-Bonus des Erstlings bezieht. Ich mochte die Verweise auf Lowerys T-Shirt mit „Jurassic Park“-Aufdruck, welches in der Filmwelt natürlich als geschmacklos galt und ich mochte auch die Implementierung des guten alten T-Rex. Immer wenn ich genügend Dino-Klopperei vor meine Augen bekam, dann konnte ich das ärgerliche Drehbuch fast schon vergessen.
Leider hat „Jurassic World“ zu viel Ärger in mir ausgelöst um ihn wirklich zu mögen. Zu lieblos war die Handlung zusammengeschustert, zu austauschbar war ein Großteil der Darsteller. Einige tolle Momente hat der Film, doch manchmal reicht das einfach nicht.
„Monster is a relative term. To a canary, a cat is a monster. We're just used to being the cat.“
Wenn eine Gruppe von Horror-Nerds 8000 Dollar in die Hand nimmt um ein älteres Drehbuch zu verwirklichen, dann muss das nicht zwangsläufig gut werden. Viel zu oft wird man als Genre-Fan mit billig produzierter Kacke bombardiert, die zwar lieb gemeint aber wenig gehaltvoll ist. Angefangen mit ranziger Optik bis hin zu absoluter Ideenarmut. Aus diesem Sumpf aus planloser Hommage und uninspiriertem Gore-Porn steigt nun also „Found“.
„My brother keeps a human head in his closet.“
Mit diesem Satz starten wir in Geschehen. Marty ist ein ganz normaler Junge an der Schwelle zum Teenager-Dasein. Den Kopf voll mit Horrorfilmen, in der Schule schikaniert und ständig im Clinch mit seinem rassistischen Vater. Als ob das nicht genug wäre, scheint auch noch etwas mit seinem Bruder nicht zu stimmen. Als gäbe es nichts Normaleres wandert Marty jeden Abend in Steves Zimmer um den Kopf eines neuen Opfers zu begutachten.
Welches kranke Gehirn kommt auf die Idee einen Slasher-Film mit einem Coming-Of-Age-Drama zu verbinden und das noch fast ohne Kohle? Scott Schirmer, der kreative Kopf hinter „Found“. Aber eigenartigerweise funktioniert der Film, sogar sehr gut.
Hat das geringe Budget anno 1986 bei „Henry: Portrait of a Serial Killer“ schon Wunder gewirkt, erreicht man hier mit der technischen Limitierung auch einen angenehm rohen Look. Schirmer gibt sich Mühe mit Charakterzeichnung und lässt dem Film Zeit sich in die richtigen Bahnen zu begeben. Vor allem gewinnt „Found“ auch stark durch die ungewöhnliche Perspektive. Durch Martys Augen wirken die grausamen Ereignisse unangenehm realistisch.
Detailverliebt und „vernerdet“ sind die Sets eingerichtet, handgemacht und liebevoll sind die Maskeneffekte gemacht. „Found“ ist ein Film mit Herz und Seele. Ein Film der mehr aus seinem Genre machen möchte. Natürlich scheitern die Darsteller auch an vielen Stellen. Gerade mit so vielen Kinder-Laiendarstellern zu arbeiten ist bestimmt nicht einfach. Hin-und wieder verlässt sich Schirmer auch auf Hausfrauen-Psychologie, das kann man aber alles verschmerzen.
Am Ende ist „Found“ ein mitreißender und entsetzlich brutaler Film mit einigen Gänsehaut-Momenten geworden, der in seinem Mikrokosmos tadellos funktioniert. Jedem der die ein oder andere Stümpferhaftigkeit verschmerzen kann, dem möchte ich diesen Film unbedingt ans Herz legen, es könnte sich lohnen. Ach was, es wird sich lohnen!
„My life is starting to turn into a horror movie. But who is the monster? Is it Dad? Is it Steve? Is it me?“
Ohne Tye Sheridan und Ezra Müller würde ich mir das Teil nicht geben. Der Trailer sieht schon etwas zu sehr nach dem Hirschbiegel-Original aus, abgesehn von den 70er-Outfits. Aber ich lass' mich mal überraschen.
Wenn ich die Namen „Tom Savini“ und „George A. Romero“ irgendwo lese, dann überkommt mich sofort der Kaufrausch. Mit „Creepshow“ haben sich Special-FX-Genie Savini, Drehbuchautor Stephen King und Regisseur Romero zusammengetan, um den uralten „Pre-Code-Horrorcomics“ ein Denkmal zu setzen. Es folgt feinster Episoden-Horror.
Wenn der geneigte Leser ein Kind der 90er ist, dann hat er zwangsläufig Bekanntschaft mit R.L. Stines „Gänsehaut“ gemacht. Wer liest sich nicht gerne einen Horror an, um dann die ganze Nacht nicht schlafen zu können. Wer bereit ist sich in die Prä-Gänsehaut-Ära zurückzubegeben, der dürfte dieses wohlige Gefühl des Grusels mit „Creepshow“ wieder in den Nacken bekommen.
Romero inszeniert fünf liebevoll-schwarzhumorige Horrorgeschichten. Nachdem ich „The ABCs of Death 1+2“ durchlitten hatte, war das aber auch bitter nötig.
In „Fathers Day“ legt sich Ed Harris mit einem Zombie an, der selbst nach dem Tod den Genuss seinen Vatertags-Kuchens nicht missen will. Etwas lahmer Einstig, dafür aber wunderbar skurril und mit der besten Endszene gleich in der ersten Episode.
„The Lonesome Death of Jordy Verrill“ markiert den Tiefpunkt von Romeros Film. Stephen King spielt den Dorftrottel Jordy, welcher einen Meteoriten findet um dann zu einem Urwald zu mutieren. Eher dümmlich als gruselig aber damit Gott sei Dank ein Einzelfall in „Creepshow“.
Leslie Nielsen als Psycho-Killer? Klingt komisch, ist aber so. In „Something to Tide You Over“ treibt der weißhaarige Comedian ein wahrhaft bösartiges Spiel mit einem jungen Ehepaar. Eine grandiose Episode und für mich einer der Höhepunkte des Films. Unendlich fies und zum Brüllen komisch.
Ein Yeti aus der Kiste? In „The Crate“ bekommt der harmlose Henry endlich die Gelegenheit seine fürchterliche Ehefrau um die Ecke zu bringen, als sein Freund eine mysteriöse Kiste findet. An manchen Stellen furztrocken, dafür aber mit grandiosen Maskeneffekten und einer herrlich bescheuerten Grundidee. Kein Überflieger aber noch immer sehr sehenswert.
Als krönenden Abschluss darf man die Bottle-Episode „They're Creeping Up on You“ sehen. Der Scrooge-Verschnitt Mr. Pratt bekommt es mit bösartigen Anrufen frischer Witwen zu tun, während er eine richtig aggressive Kakerlaken-Plage zu bekämpfen. Die Situation wird für den alten Knauser immer unangenehmer, während die Zahl der Kakerlaken stetig wächst. Mit einnehmenden Schauspiel und räumlicher Begrenzung eine beeindruckende Episode. Während die Spannung stetig steigt kommt ein wunderbares, klaustrophobisches Gefühl auf und man dürfte selbst bei größter Toleranz gegenüber Insekten einen ordentlichen Ekel bekommen. Ganz großes Kino. So muss das.
Am Ende kann man „Creepshow“ wohl kaum seinen Kultstatus absprechen. Romero zeigt erneut sein großes Verständnis von schwarzem Humor und King bietet mit kleinen aber feinen Gruselgeschichten einen perfekten Hintergrund. Wer Lust auf einen richtig guten Anthologie-Film hat, der sollte sich „Creepshow“ dringend mal ansehen.
„Go out and fuck somebody. But wear a damn rubber, everybody's got the damn herpes these days.“
Everly (2014)
Spätestens seit „From Dusk Till Dawn“ oder „Frida“ sollte man mit Salma Hayek einfach rechnen. Die kleine Latina hat nicht nur optisch einiges auf dem Kasten sondern kann auch auf der darstellerischen Seite durchaus überzeugend sein. Gut, bei der Action-Klamotte „Everly“ sollte man sich dann vielleicht doch eher auf viel Blei und Salmas beeindruckende Kurven einstellen.
FBI-Informantin Everly ist aufgeflogen. Ihr Ex-Freund Taiko ist dummerweise Yakuza-Boss und möchte sie fortan tot sehen. Der hat nur leider nicht mit Everlys Zielgenauigkeit gerechnet. Ohne dass die Handlung Everlys Apartment jemals verlässt, ballert sie sich durch Horden von Yakuza und lässt dabei kein Organ auf dem Anderen. Das wäre dann alles. Mehr Handlung gibt es nicht.
Joe Lynch hat ja schon mit „Wrong Turn 2“ und „Chillerama“ bewiesen, dass er es gern blutig mag. Jetzt will er es aber so richtig wissen. Ohne ein großartiges Budget ist „Everly“ stets auf blutige Action gebügelt und entwickelt sich damit zu einem waschechten Exploitation-Streifen.
Die Schauspieler, inklusive Salma Hayek, agieren fast alle comichaft-übertrieben oder fürchterlich hölzern, die Handlung ist ein einziger Witz und der Fokus auf einen Raum hat nahezu keinerlei Mehrwert. Was will man also mit „Everly“? Ganz einfach, seinen Blutdurst stillen.
Lynch hat seinen Film mit genügend verrückten Einfällen gespickt, dass er super in eine Reihe mit Asia-Splatterfilmen wie „Tokyo Gore Police“ passen würde. Klar, so bescheuert ist er jetzt nicht, er kommt aber recht nah ran. Wer also Spaß an ordentlichen Schießereien und kreativer Körperzerstörung hat, dem sei „Everly“ wirklich ans Herz gelegt. Hier wird die Blutwurst eben nicht fein säuberlich serviert sondern dem Zuschauer direkt ins Gesicht geknallt. Das kann ekelhaft sein, schmeckt im Endeffekt aber doch gleich. Das macht den Film nicht nur erfrischend ehrlich, sondern auch kurzweilig.
Wer also Lust auf einen saftigen Actioner hat, der genau weiß was er will. Wem etwas Gewaltgeilheit innewohnt. Wer sich nicht wieder durch Wackelkamera quälen will oder von modernem PG13-Gewichse genug hat, der sollte sich Everly ansehen. Die Handlung ist scheiße, die Schauspieler sind scheiße und das Ende ist scheiße. Wenn du ein sadistischer Gore-Bauer bist und Bock auf reichlich Hämoglobin hast (so wie ich), dann gib Joe Lynch mal 'ne Chance.
Ach, da hat sich John Carpenter also all' die Jahre versteckt. Hätte der Altmeister sein Mojo nicht verloren, dann wäre das hier wohl seine fulminante Rückkehr. Zumindest darf dafür jetzt David Robert Mitchell in seinen Fußstapfen treten. Das Grauen zieht sich also langsam wieder über die amerikanischen Suburbs. Es ist kein Michael Myers, kein dichter Nebel, es ist...
Wir scheinen in einer Zeit angelangt zu sein, in der junge Regisseur wohl endlich wieder in die glorreiche Zeit des Horrorfilms zurückkehren wollen. Während Jennifer Kent mit „Der Babadook“ die ernsthaftere Seite des Genres erkundet hat, versucht sich Mitchell an einer Rückkehr zu den Wurzeln. Zurück in die grauen Vororte, endlich darf die amerikanische Vorstadt-Fassade wieder bröckeln was das Zeug hält.
Mit Maika Monroe („The Guest“) in der Hauptrolle und einer einzigartigen Optik in petto, hat „It Follows“ zumindest auf der optischen Seite einiges zu bieten. Dass Mitchell aber abseits von Meta-Horror echten Grusel erzeugen kann und das ohne Netz und doppelten Boden, das hätte ich nicht erwartet.
Jay muss nach einem mehr oder weniger erfolgreichen Date mit einer sexuell übertragbaren „Krankheit“ klarkommen. Dumm nur, dass diese sich in Form von unsichtbaren „Verfolgern“ äußert, die ihr buchstäblich ans Leder wollen. Um nicht zu sterben kann sie nun entweder fliehen oder um ihr Leben vögeln, denn nur durch erneuten Beischlaf kann man die unheimlichen Entitäten wieder loswerden.
Ob jetzt als Metapher für die Angst vor der eigenen Sexualität oder als puristischer urbaner Schocker, „It Follows“ funktioniert auf fast jeder Ebene. Der langsame Aufbau und die wunderschönen Bilder umgarnen den Zuschauer und lassen ihn in einem Stadium ständiger Unsicherheit leben. Mitchell bedient sich großzügig bei „Halloween“, „Body Snatchers“ und packt sogar eine Prise Paranoia-Fabel à la Polanskis „Repulsion“ mit in das Paket. Zwar passt nicht immer alles ganz so wie es soll, aber oft passt es verdammt gut.
Wer Spaß an richtig edel gefilmten und effektivem Horror mit grandiosem Soundtrack hat, der darf „It Follows“ einfach nicht verpassen. Mitchell schafft damit jetzt schon einen der Genre-Filme des Jahres, der weit über die pure Hommage hinaus funktioniert.
„It could look like someone you know or it could be a stranger in a crowd. Whatever helps it get close to you.“
Chucky ist zurück, aber sowas von! Nach Tom Hollands Genre-Klassiker „Child's Play“, musste schnell eine Fortsetzung her. Oft versagen Horror-Fortsetzungen auf ganzer Linie und können nicht an den Box-Office-Erfolg ihrer Vorgänger anknüpfen. In beiden Fällen schneidet „Child's Play 2“ jedoch ganz gut ab.
Puppenphobiker aufgepasst, Charless Lee Ray alias Chucky geht auch hier nicht zimperlich mit seinen Opfern um. Der psychopathische Mörder im Körper einer Good-Guy-Puppe lässt hier keinen Stein auf dem anderen und tut buchstäblich alles um seinem kleine Gefängnis aus Plastik zu entkommen. Seien es Voodoo-Zauber, markige Sprüche oder hinterhältige Morde, niemand sollte sich zwischen ihn und den kleinen Andy stellen.
Auch wenn der erste „Chucky“ kein Genre-Überflieger ist, hatte ich dennoch viel Spaß damit. Weltoffen wie ich bin, musste ich dann natürlich auch die Fortsetzung sehen. Und siehe da: Das Ding hat mir sogar noch mehr Spaß gemacht.
Während Tom Hollands Erstling noch viel Zeit mit der Exposition verbringen muss, darf John Lafias Nachfolger direkt auf die Kacke hauen. Ohne sonderlich originelle optische Einfälle inszeniert Lafia hier einen wirklich sauberen Slasher-Film, der sich vor dem Original nicht verstecken braucht. Chucky ist bösartiger und sadistischer denn je und liefert einige geniale One-Liner ab. So muss das sein.
Klar, auch „Child's Play 2“ reißt keine Bäume aus. Wer aber auf der Suche nach effektiver Horror-Unterhaltung mit hohem Spaßfaktor ist, der sollte hier ruhig mal einen Blick wagen. Da kann man auch mal über weniger motivierte Darsteller und einige inszenatorische Probleme hinwegsehen.
„Okay, sport. We're gonna have a little game of Chucky Says. Chucky says move your ass. Snap out of it! Ya act like ya never seen a dead body before!“
Der liebenswerte Serienkiller von nebenan? Naja, neu ist das ja nicht gerade. Seit „Dexter“ sprießen die gutmütigen Psychopathen ja regelrecht aus dem Boden. Wenn sich aber Marjane „Persepolis“ Satrapi an ein solches Projekt wagt und dabei Möchtegern-“Deadpool“ Ryan Reynolds im Gepäck hat, dann darf man gespannt sein.
Jerry (Ryan Reynolds) arbeitet in einem Sanitäranlage-Versandhandel und verliebt sich in die hübsche Kollegin Fiona (Gemma Arterton). Klingt süß, oder? Ist es auch. Dumm nur, dass Jerry mit seinen Haustieren spricht und einen leichten Hang zu Mord und Totschlag hat. Es kommt also wie es kommen muss...
Bei einer Horror-Comedy kann man vieles richtig machen aber auch sehr, sehr vieles falsch. „The Voices“ schafft eine solide Mischung aus beidem. Die sterile Kulisse im 50er-Stil, die knallbunte Optik und der skurrile Humor bieten zunächst eine perfekte Bühne. Jeder Fan von „John Waters'esker“ (Entschuldigung für dieses Monstrum einer Wortkreation) Ausstattung wird sich gleich wie Zuhause fühlen. Zusammen mit Reynolds hingebungsvoller Darstellung hat „The Voices“ die perfekten Voraussetzungen für einen echten Comedy-Knaller. Wäre da nicht das Drehbuch.
Leider klingt die Idee eines schizophrenen Serienkiller, der mit seinen Haustieren Konversation führt, auf dem Papier ganz toll. Der Witz will aber einfach nicht über die gesamte Laufzeit unterhalten. Während dem Drehbuch also langsam aber sicher die Puste ausgeht und die Pseudo-Psychoanalyse nervige Formen annimmt, dann muss man seinen Fokus eben mal anders setzen. Viele haben „The Voices“ aufgrund seiner offenkundigen Schwächen verrissen, das ist auch absolut nachvollziehbar. Dennoch hatte ich richtig Spaß. Satrapi hat das große Glück eines wirklich sympathischen und gut aufgelegten Casts, der meine Filmerfahrung mehrfach gerettet hat. Seien es Jerrys Eroberungen Anna Kendrick und Gemma Arterton, oder Jerry selbst, man spürt einfach die Freude dahinter. Gepaart mit einer astreinen Inszenierung und vielen gelungenen Momenten, hat „The Voices“ unterm Strich zu viel zu bieten um ihn nicht zu mögen. Ich mag Reynolds, ich mag die Sets und ich mag Satrapis „sanfte“ Herangehensweise an eine Killer-Comedy. Letztlich ist „The Voices“ weit entfernt von einem großen Wurf, aber ein drolliges kleines Kerlchen ist der Film dennoch.
„You remember last week when you said that there was an invisible line that separates good from evil and you'd thought you crossed it and I said no no no you're a good boy?“
Was für ein Film! Was für ein schöner Film! 120 Minuten auf der Straße der Gewalt. Mitten durch Staub, rostige Gerüste der alten Welt und blanken Wahnsinn. Während die Vorgänger alle noch am Rande des Irrsinns rangierten, ist „Fury Road“ weit über jede Grenze des guten Geschmacks hinaus. Ein bombastischer Actioner auf Speed, nur ohne nervige Wackelkamera.
Mal wieder gerät Max (diesmal nicht Mad Mel sondern Tom Hardy) zwischen die Fronten. Diesmal hält Miller sich sehr stark an das Erfolgsrezept von „Mad Max: The Road Warrior“ und serviert eine halsbrecherische Verfolgungsjagd, die nahezu die gesamte Spielzeit überdauert. Imperator Furiosa (grandios: Charlize Theron) rettet eine Reihe von „Brutmaschinen“ aus Immortan Joes (Toecutter is back!) Schreckensherrschaft. Unfreiwillig wird der geistig stark angeschlagene Max zur Blutkonserve degradiert und wird durch seinen Nutznießer Nux (Nicholas Hoult) mitten in die Verfolgungsjagd gezogen. Immortan Joe will seine Frauen zurück, aber schnell.
Man mag die Story für simpel halten, ist sie auch. Mehr braucht es aber auch nicht. Sie ist lediglich die Bühne für 120 Minuten vollgestopft mit der besten, brachialsten Action seit Jahren. Was „The Raid“ für die 1vs.1-Kämpfe war, das ist „Fury Road“ für Auto-Action. Ich bin kein Auto-Typ, nach dem Film ist aber trotzdem Benzin durch meine Adern geflossen. Heil dir, V8!
Der Zuschauer wird unaufhaltsam durch den Film gepeitscht, jedoch ohne im Flammenmeer zu ertrinken. George Miller schaggt nach all' den Jahren eine wahrlich furiose Rückkehr. Starke Frauenfiguren und ein tief zerstörter Max sind nur die Spitze des Eisbergs, Nachvollziehbare, wutschnaubende Charaktere drücken sich das Lenkrad in die Hand und vollführen einen Todestanz mit einer vereinnahmenden Sogkraft. „Fury Road“ verschluckt den Zuschaer am ganzen Stück und kotzt ihn erst in der letzten Sekunde aus. Wer braucht schon Atempausen, wenn die Welt ohnehin komplett am Arsch ist. Und ist eine Welt voller Wahnsinn nicht auch wahnsinnig geil? Mein Herz für mehr Psycho-Gitarristen-Flammenwerfer auf fahrenden Rostlauben!
Selbst in den (wenigen) ruhigen Szenen, war ich interessiert und fasziniert. Seien es die ekelhaft-deformierten Strahlenopfer oder die Bulletfarmer von Bullettown, überall gibt es was fürs Auge. Ganz zu schweigen von der grandios ruhigen Kamera und dem kongenialen Soundtrack.
George Miller is back! Nachdem er mehrere Jahre mit „Happy Feet“ und „Ein Schweinchen namens Babe“ verbracht hat, rettet er so ganz nebenbei mal das moderne Actionkino. Ja, glaubt dem Hype. Dieser Max hat einen großen Box-Office-Erfolg verdient und brauch sich auch vor den jüngsten Entwicklungen des indonesischen Kinos nicht verstecken. Unterhaltung im besten Sinne. „Mad Max“ hat einfach mal das Jahr zerschrottet, wer braucht da noch Marvel?
11/10 (Weil 10 einfach lächerlich wären...)
„My name is Max. My world is reduced to a single instinct: Survive. As the world fell it was hard to know who was more crazy. Me... Or everyone else.“
„Muss ich mir das heute echt antun?“ Das ist die Frage, die man sich bei billigen Tierhorror-Produktionen viel zu oft stellt. Wenn man dann aber doch mal über seinen Schatten springt, dann darf ruhig mal ein Name wie „Ti West“ auf dem Cover prangen. Nun habe ich also sein Langfilm-Debut gesehen.
Kaum ein geneigter Horror-Rezipient dürfte die berühmten Genre-Anthologien und Samstagabend-Shows wie „Tales from the Crypt“ oder Ähnliches bisher nicht kennen. Junge Amerikaner der 50er-80er konnten sich einmal wöchentlich vor den Fernseher kuscheln und das pure Grauen über den Bildschirm huschen sehen. Ob bösartige Killer-Aliens oder lebendige Geisterbahnen, mit Klischees wurde nicht gespart. Dass West einen Einspieler ähnlicher Art, mitsamt „Horror-Host“ Tom Noonan, nutzt, gehört bei seiner Zombie-Fledermaus Story zum guten Ton dazu. Viel mehr gibt es zum Inhalt auch nicht zu sagen. Eine Gruppe jugendlicher strandet mitten in der Nacht im Nirgendwo und wird von untoten Fledermäusen gejagt. Ende.
Was mit dem schwarz-weißen Intro noch toll beginnt, artet aber leider schnell in Langeweile aus. West nutzt seine inszenatorische Gabe um Spannung zu erzeugen und düstere Bilder zu kreieren, kann aber nur selten das trashige Potential der Handlung nutzen. Die meiste Zeit werde ich dazu gezwungen langweiligen Charakteren beim schleichen zuzusehen. Während man verzweifelt auf etwas Thrill wartet, plätschert der Plot munter vor sich hin und lässt nahezu keinerlei Spaß zu. Der Humor scheint für Tom Noonans witzige Einspieler gepachtet zu sein.
So weit so gut. Trotzdem ich bisher nur gute Erfahrungen mit Ti West gemacht habe, kann ich von „The Roost“ leider nur abraten. Mit viel Wohlwollen habe ich mich an der detailverliebten Inszenierung erfreut und konnte natürlich auch eine gewisse Genre-Affinität erkennen. Leider scheint West hier seine Mitte noch nicht ganz gefunden zu haben und bietet vor allem gähnende Langeweile mit erstaunlich guter Kamera. Aber Tom Noonan war natürlich großartig.
„Wait! The Master has arrived... you can't stay here! It's too dangerous!“
Wer kommt da im blauen Strampelanzug angeflogen? Auf seiner Brust prangt das rote „S“, das Zeichen für Hoffnung. Die Haare wehen im Wind, das männliche Kinn sichert die Aerodynamik aber wer könnte es sein? Richtig, Jesus.
In Zack Snyders 143 minütiger Neuverfilmung von „Die Passion Christi“, wird endlich die Hintergrundgeschichte des kleinen Gottes erzählt. Von Papa Gott und seiner... Mama?, wird der süße Baby-Jesus in ein Schiff verfrachtet und vor dem Untergang seines Planeten gerettet. Genug Scheiße gelabert, es handelt sich natürlich um Superman, auch wenn der Vergleich mit Jesus nicht so sehr hinkt wie man zunächst vermuten mag.
Nach der mäßigen Wiederauferstehung Christi durch „Superman Returns“ und den alten Trash-Granaten, ist es nun also endlich an der Zeit wieder einen Publikumswirksamen Superman in die Lüfte zu entlassen. Dass der neue „Man of Steel“ erst nach einem bedrohlich-düsteren Anstrich flügge werden darf ist natürlich klar, das gehört heute schließlich zum guten Ton.
Nach der obligatorischen Origin-Story kommt es letztlich zum Culture-Clash und ein Überbleibsel aus Kryptons Vergangenheit namens General Zod (Michael Shannon) darf die Erde in ihre Einzelteile zerpflücken. Da hätten wir die Voraussetzungen... aber was bleibt davon?
Ich hatte Schlimmeres erwartet. Nach meiner gestrigen „300“-Retrospektive war ich eher auf faschistoiden Dreck (300) als auf blödsinnige Krachwumm (Sucker Punch) eingestellt. Siehe da: Abgesehen von ganz viel Fremdscham hatte ich sogar ein bisschen Spaß.
Snyder inszeniert mit „Man of Steel“ eine Charme- und Freudlose Zerstörungsorgie mit heftig religiösem Drall aber so schlimm wie es klingt ist es dann doch nicht. Auch wenn das ganze Zerkloppen von Hochhäusern irgendwann in der Reizüberflutung mündet, lässt Snyder optisch ordentlich die Muskeln spielen. Würden große Explosionen zu meinem Repertoire an Fetischen gehören, dann hätte ich hiermit die Nacht meines Lebens verbracht.
Was Rede ich noch lange um den heißen Brei: „Man of Steel“ ist ähnlich substanzlos wie „Sucker Punch“ und nimmt sich selbst viel (viiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiel) zu ernst. Da ich aber von meinem gestrigen Martyrium abgehärtet war konnte ich die 143 Minuten Fast-Food-Action mit Super-Jesus gut über mich ergehen lassen. Am Ende reicht das für ein „okayes“ Ergebnis.
„You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders. [Amen*] *Anm. d. Red.“
Spätestens seit „The Innkeepers“ geht ein Raunen durch die eingeschworene Horror-Gemeinde. Ein neuer Stern sei am Himmel, ein Mann, der endlich wieder frischen Wind in das düsterste aller Genres bringt. Meine Vorgehensweise in Sachen Ti West ist dahingehend etwas unkonventionell geraten, ich habe mit seinem neuesten Film „The Sacrament“ (großartig) gestartet und hatte heute richtig Lust auf okkulten Horror. Mit einem Neo-Polanski hätte ich nicht gerechnet...
Als Samantha einer Anzeige zum Babysitten folgt, ahnt sie noch nichts vom bevorstehenden Unheil, wie könnte sie auch? Wir sind hier schließlich in einem Horrorfilm gelandet. Also macht sie sich mit der besten Freundin auf den Weg in den Wald um dort in einem unheimlichen Haus etwas Geld zu machen, da ist Ärger vorprogrammiert.
Zunächst sieht „The House of the Devil“ nicht nur aus wie ein Film aus den späten 60ern bis 70ern, er fühlt sich auch so an. Auch wenn die Handlung während der 80er stattfindet, ich fühlte mich ständig an „Rosemarys Baby“ erinnert. Die Frisuren, die Aufnahmen und sogar das Pacing sind so gekonnt verwoben, dass man das Produktionsjahr niemals im Jahre 2009 verorten würde. Aber Ti West macht weit mehr als nur „Retro“, er jongliert gekonnt mit den Versatzstücken des Genres und schafft eine grandiose Mischung aus subtilem Grusel und derbem Exploitation-Horror. Mitsamt analogen Effekten und tollem Soundtrack in der Tasche, wird „The House of the Devil“ so zu einem sehr sympathischen Film, der letztlich mehr als nur eine Hommage ist und sehr gut alleine funktioniert.
Schon bei „The Sacrament“ empfand ich es als großartig, wie viel Zeit Ti West sich für die Exposition lässt. Wahrer Horror entsteht im Kopf und das wurde mir mit „The House of the Devil“ mehrfach zum Verhängnis. Spannungsaufbau und fast schon sublimale Gruseleffekte sind hier so gut gesetzt, dass mir manche Bilder noch immer an den äußeren Ecken des Sichtfelds herumschwirren. Wests Horror bohrt sich tief in mein Gedächtnis und lässt so schnell nicht los. Im Prinzip fühlt sich „The House of the Devil“ wie eine Heimkehr an: Eine Heimkehr in die glorreiche Zeit des Horrors, eine Heimkehr in die schlaflosen Nächte der Kindheit und eine wohlige Erinnerung daran, dass nicht jede Reanimation böse Enden muss. Hiermit möchte ich Ti Wests Auswurf jedem geduldigen Horrorfan ans Herz legen, er sollte diesem Film unbedingt eine Chance geben.
„I go a lot on my gut feelings, and I have a good one about you. You remind me of my daughter.“
Ich gebe es zu: Ich scheine eine kleine Marvel-Hure zu sein. Nachdem mich der erste Cap America schwer enttäuscht zurückließ, löste ich trotzdem ein Ticket für Teil 2 (und wurde überrascht) und auch diesmal akzeptierte ich einfach die extreme Preiserhöhung von Disney-Produkten. Klar, nicht alles um das „Marvel Cinematic Universe“ ist toll, dennoch hatte ich bisher viel Spaß damit. Der von Firefly-Regisseur Joss Whedon Erstling von „Avengers“ war astreines und sehr spaßiges Popcorn-Kino und bildete den goldenen Gegenpol zu DC's düsteren Helden-Epen. Nun geht es also ab in die zweite Runde...
Wenn man Tony Stark zu lange herumwerkeln lässt, dann kann da einiges schiefgehen. Zuletzt (im mäßigen „Iron Man 3“) jagte er nahezu seine kompletten Anzüge in die Luft. Diesmal scheint er vom Weltretten genug zu haben und schafft versehentlich eine bösartige K.I. Welche schnell zu einem großen Problem für die Avengers wird: Ultron
Dass man bei einem millionenschweren Blockbuster gute SFX und astreine Action erwarten darf, das sei mal dahingestellt. Natürlich ist Joss Whedon kein Michael Bay und schafft eine wunderbare Übersicht in seinen Kampfszenen und lässt selbst Kirmeseffekte wie extreme Slo-Mo mit viel Grazie über den Bildschirm fließen. Statt sich aber auf altbewährtes zu verlassen, scheint er diesmal zu viel in Richtung DC geschielt zu haben. Entweder ist das der Fall oder Marvel wurde vom Größenwahn befallen.
Angefangen beim plumpen Stan Lee-Cameo bis hin zu dümmlichen Sprüchen scheint Whedon all' sein Gespür für gewitzte Dialoge verloren zu haben. Nur weil ein paar Helden One-Liner rauskloppen, muss das nicht zwangsläufig witzig sein. Hinzu kommt der völlig verschenkte Bösewicht, welcher gerade in der zweite Filmhälfte völlig an Charakter verliert. Ganz zu schweigen von jeglicher Ambivalenz, scheint „Ultron“ lediglich eine Karikatur seiner selbst zu sein.
Natürlich habe ich die ganzen Helden mit der Zeit liebgewonnen aber gerade bei „Avengers“ muss die Abmischung stimmen. Ich will nicht ewig mit Action begraben werden, mir müssen nicht durchgängig die Partikel um die Ohren fliegen. Ein wenig Quality-Time mit Thor und Co. Reicht mir dicke. Und genau dieser gemütliche,selbstironische Stil scheint hier fehl am Platz. Marvel sollte im Idealfall bunt und laut sein, so wie das zuletzt der grandiose „Guardians of the Galaxy“ geschafft hat. Oder zumindest ein spannendes Action-Agenten-Adventure wie „Captain America 2“. Wenn man „Avengers 2“ unbedingt düsterer haben wollte, dann hätte man sich ohnehin eine globalere Bedrohung suchen müssen und vor allem die heftigen Teile des Comics beibehalten sollen. /
SPOILER Nein, ich bin kein fleißiger Comic-Leser, ich hatte mich nur auf das Ableben einer bestimmten Figur „gefreut“ und wurde bitter enttäuscht. SPOILER ENDE
/ Am Ende habe ich mich durchaus Spaß gehabt, aber mit einem sehr faden Beigeschmack. Weder hatte diese Fortsetzung den knalligen Witz eines typischen Whedon-Films, noch die kindliche Unbeschwert mancher anderer Marvel-Produktionen. „Avengers 2: Age of Ultron“ ist letztlich lustloses und bräsiges Blockbuster-Kino ohne großen Mehrwert.
„I know you're good people. I know you mean well. But you just didn't think it through. There is only one path to peace... your extermination.“
Was weiß man im Allgemeinen über Trash-Fans? Sie haben ein großes Herz. Der Begriff „Trash“ wird damit von abwertenden Konnotation zu einer liebevollen Umschreibung eines furchtlosen Genres. Da wäre zum einen „Troma“, für die ganz hart gesottenen „The Asylum“ und letztlich „Cannon Films“. Dokumentarfilmer Mark Hartley nimmt uns mit auf eine verwegene Reise in die 80er, eine Zeit in der alles möglich schien.
Die Geschichte von Menahem Golan und Yoram Globus könnte wahnsinniger nicht sein. Die beiden israelischen Produzenten-Rambos starteten im Heimatland und sollten bald zur krankeste Filmschmiede Hollywoods werden. „Electric Boogaloo“ erzählt deren skurrile und doch irgendwie tragische Geschichte.
Man merkt „Electric Boogaloo“ zu jeder Sekunde an, dass hier ein Über-Nerd am Werk war. Man wird am laufenden Band mit Referenzen bombardiert, schnelle Schnitte folgen auf spannende Interviews mit Genre-Stars. Jedem männlichen Fan dürfte hier zwangsläufig die Hose zu eng werden, wenn Tobe Hooper über sein Verhältnis zu Golan und Globus berichtet. Eine Filmempfehlung folgt auf die nächste und so dürfte „Electric Boogaloo“ selbst für Cannon-Einsteiger ein wahres Fest sein. Hartley hat seine Doku mit wirklich viel Liebe gemacht und genau so sollte das auch sein. Einzige Wermutstropfen dürfte die flache Auseinandersetzung der frühen Jahre von Globus und Golan sein und die zuweilen übetriebene Flut an Bildbeispielen. Gerade im letzten Drittel kann man von der Neon-Welle ganz kirre werden.
Ich hatte richtig viel Spaß mit „Electric Boogaloo“ und habe mich in meiner Rolle als Filmfan seit der Doku „Midnight Movies“ nicht mehr so wohl gefühlt. Abgesehen von kleineren Fehlern dürfte der Film fast für jeden etwas sein, der sich gerne mal im Bereich des abseitigen Films weiterbilden möchte. Ich hab' jedenfalls jetzt tierisch Bock auf Ninjas, Blutfontänen, riesige Wummen und sehr viel nackte Haut. Wir brauchen wieder mehr Proleten in Hollywood!
„If you're looking fpr Box-Office Firepower – We're loaded for Action!“