RoosterCogburn - Kommentare

Alle Kommentare von RoosterCogburn

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    RoosterCogburn 17.07.2023, 12:40 Geändert 17.07.2023, 12:42

    Im Jahr 1982 sollte die stets professionelle und stets pünktliche Kristy McNichol „Just the Way You Are“ drehen, ihren achten Film in sechs Jahren. Was sie stattdessen machte, war Schlagzeilen in der Branche. Der Film war eine leichte Liebesgeschichte und McNichol wurde als Musikerin besetzt, die während ihres Urlaubs in den französischen Alpen ihre Beinstütze mit einem Gips tarnte. Die realen Probleme der Schauspielerin waren schwerer zu verbergen. Sie wollte nicht nach Europa gehen, und die ungelösten Fragen, die sie sich zu stellen begann, hatten sie in Selbstzweifel und Depressionen gestürzt. Sie habe sich gefühlt, sagte in einem People-Weekly-Interview im April 1989, als stünde sie am Rande eines emotionalen Zusammenbruchs.
    [...]
    Vor Ort mit dem französischen Regisseur Édouard Molinaro (bekannt für "Die Filzlaus", "Louis taut auf", "Ein Käfig voller Narren"), der gebrochenes Englisch sprach, kämpfte sich Kristy McNichol fünf Wochen lang durch. Mit seltsamer Hollywood-Logik versuchte das Produktionsteam, ihre Angst zu lindern, indem es eine Masseurin hinzuzog. Damals konnte die junge Schauspielerin ihre Probleme nicht bewältigen, aber sie konnte eine Leistung erbringen, zu der sie ihr ganzes Leben lang trainiert worden war. „Wenn sie ‚Roll‘ sagten, brachte ich genug Energie und Kraft auf, um eine weitere Szene durchzuziehen“, sagt sie. „Als sie ‚Schnitt‘ sagten, wurde ich zu diesem traurigen kleinen, verlorenen Tier in der Dunkelheit.“

    Während die Dreharbeiten weitergingen, nahmen McNichols Probleme zu. „Ich war völlig außer Kontrolle“, sagt sie. „Ich konnte nichts essen und den ganzen Monat, den ich in Frankreich war, habe ich kaum geschlafen. Als ich schlief, träumte ich seltsame Dinge. Ich habe die ganze Zeit geweint. Mein Gewicht sank auf etwa 96 Pfund. Ununterbrochen weinen. Ununterbrochene Angst. Ich zitterte immer wie ein Blatt. Ich flippte aus, weinte, war verwirrt, ich wusste nicht, was los war. Ich war so krank. Es war das Schwierigste, was ich je getan habe, um durch diesen Film zu kommen.“
    [aus einem Artikel des People Weekly, veröffentlicht im April '89]

    Kristy McNichol erlitt einen Nervenzusammenbruch. Sie kehrte nach Weihnachten nicht zur Produktion zurück, um den Film fertigzustellen. Die Dreharbeiten mussten für ein Jahr unterbrochen werden, während McNichol sich erholte. Nach der Therapie konnte McNichol die Dreharbeiten fortsetzen und der Film kam 1984 ins Kino.

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      Der Spielfilm ist eine Koproduktion von UFA Fiction, ZDF und Arte. Er wurde 2015 als "Beitrag zur deutschen Integrationsdebatte" gehandelt. Also angeblich was wichtiges und aus öffentlich-rechtlich Töpfen produziert. Mit Devid Striesow, Thorsten Merten und Jonas Nay sind auch keine unbekannten Nasen dabei. Von daher werden keine Klischees oder Vorurteile bedient. Aber man möchte mit unbedingtem Willen und erhobenem Zeigefinger aufklären und weist auf jene hin, die sich als Verlierer der Geschichte empfanden. Inszenatorisch springt mir die Anlehnung an den 90er Jahre Klassiker "La Haine" ins Gesicht. Das wird bezüglich des Bildformat-Wechsels auf die Spitze getrieben. Origineller Kniff.

      Doch für mich ist der Film kein gelungenes Porträt einer rechts­ra­di­kalen Szene. Diesbezüglich konnte sogar "Kriegerin" (2011) besser glänzen. Trotz schneller Schnitte und solider Leistungen der Darsteller, konnte mich weder die Dramaturgie noch die Inszenierung wirklich überzeugen. Von den Sprüchen der Alten perspektivlos und verblendet, wird dem Zuschauer eine junge und starke Truppe präsentiert. Die Stadtpolitiker evakuieren nicht rechtzeitig die Flüchtlingshäuser. Natürlich aus rein Wahltaktischen Gründen. Gefrustet und gelangweilt, umgeben von feigen und unfähigen Erwachsenen, können die Kids hier gar nicht anders als sich ein Ventil zu suchen, das sich dann eben gegenüber Flüchtlingen entlädt. In der Konzentration auf die Beteiligten, entsteht hier fast so etwas wie eine Rechtfertigung ihrer Taten. Als ob es den Filmemachern darum geht zu zeigen, was zusammenkommen muss, damit Gewalt entsteht. Sämtliche Figuren sind irgendwie Opfer, der aus dem Ruder gelaufenen Verhältnisse.

      Fazit: Vielleicht sollten die Filmemacher sich mal "Straw Dogs" (1971) von Sam Peckinpah ansehen. Empfand ich viel mitreißender und bezogen darauf, wie Gewalt enstehen kann, sehr viel einleuchtender.

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        RoosterCogburn 10.07.2023, 22:00 Geändert 10.07.2023, 22:02

        "A Beautiful Life" ist ein musikalisches Liebesdrama und eine unoriginelle Schmonzette mit Dialogen auf Rosamunde-Pilcher-Niveau.
        Welcher Manager hat dem dänischen Popsänger Christian zu diesem Machwerk geraten bzw überhaupt zum Schauspiel? Wie seine eigenen Gesangseinlagen beweisen “Schuster bleib bei deinen Leisten“.

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        • "Die Geschichte folgt dem Original in weiten Teilen (auch die Namen der Hauptfiguren wurden beibehalten), und hier und da zitiert die Serie den Film. Es gibt die Flucht vor dem Regen ins Bett, einen Hund und ein Kaninchen (das allerdings nicht stirbt), ein zerstörtes Auto, einen Fahrstuhl (in dem allerdings kein Sex stattfindet), eine loftartige Wohnung, einen Vaterkomplex (der allerdings eine größere Bedeutung bekommt), und beide Männer tragen Feinrippunterhosen. Wie im Film ist es auch in der Serie der Mann, der fremdgeht und die Frau, die durchdreht und zur Bedrohung einer Familie wird. Anders als im Film allerdings wird die Familie zerstört, denn der Mann kommt wegen Totschlags an der Frau für 15 Jahre in den Knast, weshalb Eine verhängnisvolle Affäre als Serie auf zwei Zeitebenen spielt. [...] Im Jahr 2023 wird er auf Bewährung entlassen und versucht herauszufinden, wer Alex umgebracht hat, weil er sich davon eine Art Erlösung verspricht.
          Die Showrunnerin Alexandra Cunningham hat die Geschichte geschliffen, sie hat Dinge weggelassen und Neues erfunden und an dem Ende so lange gefeilt, bis sie eins hatte, das ich nicht hatte kommen sehen."
          -Matthias Kalle

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            über Blond

            Der Film zeigt uns den Leidensweg der Norma Jean und blendet fast alle Stärken des realen Vorbildes aus, sowie viele reale Fakten oder fiktionalisiert diese. Hier geht es um den Zwiespalt zwischen der Kunstfigur MM und Norma Jean. Die Inszenierung wechselt stetig zwischen Zeitsprüngen, Bildformat, zwischen Farbe und Schwarzweiß, und anderen visuellen Kniffen, die schnell zum Selbstzweck degradiert werden. Das Drama ist die Adaption des zwanzig Jahre alten Romans von Joyce Carol Oates. Auch wenn historische Figuren benutzt werden, handelt es sich bei der Vorlage um eine fiktive Darstellung des Lebens und der Karriere der amerikanischen Schauspielerin Marilyn Monroe. Im Film von Ana de Armas gespielt, die auf schauspielerischer Ebene wirklich großartig ist. Für mich das einzig Bemerkenswerte an diesem Drama, das KEIN BIOPIC darstellt.

            Wer eine Aufbereitung der Biografie von MM erwartet, wird hier vermutlich enttäuscht. Beispielsweise hatte sie mit Edward „Eddy“ G. Robinson Jr. und Chaplin jr. nie eine langanhaltende polyamore Dreierbeziehung. Ich vermute, es sollte als Analogie für das Verhältnis zu Robert Kennedy und John Fitzgerald Kennedy herhalten. Auch hatte sie nie eine Abtreibung, wie im Film. Stattdessen hatte sie zwei Fehlgeburten und eine Eileiterschwangerschaft.

            Dass in knapp drei Stunden die Ikone zum hohlen Dummchen verarbeitet wird, die alles über sich ergehen lässt und Shootingstar Ana de Armas sehr viele Momente oben ohne absolvieren muss, empfinde ich als traurig. Wenn man der Erzählung Glauben schenkt, hat sich Norma Jean nichts erarbeitet im klassischen Sinn. Sie hat sich bei den richtigen Leuten durch die Betten geschlafen und keine Widerworte gegeben. Lebend kommt sie natürlich auch nicht davon.

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              Auf den Verlust eines Elternteils reagieren Kinder unterschiedlich. Manchmal flüchten sie in eine imaginäre Welt, in der sie mit den Verstorbenen noch in Verbindung stehen. Nachdem ihre Mutter an den Folgen eines Aneurysma gestorben ist, trifft die elfjährige Lilly in ihrer Fantasie die Mama auf dem Speicher, während die Wolken an der Dachluke vorbeiziehen.

              Papa Paul (Frederick Lau) ist überfordert, wenn das traumatisierte Kind nachts schreit oder Fragen stellt wie „Papa, was ist eine Seele?“.
              Wenn er an der Haustür zwei seelische Betreuer empfängt, die ihm Beistand geben wollen, äußert er sich Ihnen Gegenüber deutlich, wie er zu Glauben und Religion steht. „Lass uns über Gott reden. Meiner Meinung nach gibt's da zwei Möglichkeiten. Entweder ist Gott eine Erfindung der Menschheit - oder er existiert. Kann aber nicht eingreifen, weil diese Welt so verkackt ist und er ja perfekt. Aber wenn er Teil dieser Welt ist, wie kann er Gott sein?“ Als die zwei an dieser Stelle einen Einwand haben, sagt er: „Ich weiß was ihr sagen wollt: Religion. Gemeinschaft. Das ist total wichtig. - Und wie soll man sonst die ganzen Krankheiten erklären und die Katastrophen? Oder wie soll ein Tyrann Kriege führen und alles niedermetzeln, wenn nicht im Namen Gottes? Wisst ihr, was ich mal gelesen habe: Nichts hat mehr Leid über die Menschheit gebracht als ihre eigenen Dogmen. Der Glaube an Gott existiert nur deshalb, weil wir nicht begreifen können, das unser eigenes Leben irgendwann einmal vorbei ist.“

              Ich habe Hochachtung vor Menschen, die mit einer Selbstverständlichkeit an Gott glauben und ihren Glauben ausüben. Glaube basiert nicht auf Fakten und Beweisen. Ich habe gewaltigen Respekt vor Menschen, denen ich sofort abnehme, dass der Glaube ihnen Kraft geben kann. Ich identifiziere mich eher mit dem Atheisten Paul. Nur das ich, im Gegensatz zu ihm, Agnostiker bin. Ich betrachte die Historie des modernen Menschen und sehe eine ebenso emotionale, gierige und selbstzerstörerische Spezies. - An dieser Stelle versuch einem Kind zu erklären, was möglicherweise mit dir passiert, wenn du stirbst. Denn niemand ist bisher zurückgekommen und hat von der anderen Seite berichtet.

              Im Wesentlichen setzt sich das Drama mit der Trauerarbeit und dem Glauben auseinander. Während Vater Paul neben der Spur ist, versucht er, für sein Kind da zu sein und die finanziellen Probleme zu stemmen. Gleichzeitig entdeckt Lily die Spiritualität für sich, während Vater Paul von Religion und Glaube nichts hält. Schade nur, dass sich Alain Gsponers Filmdrama teilweise in Klischees und Kitsch verliert. Besonders in der zweiten Filmhälfte war das für mich spürbar. Trotzdem hat mir dieser Film mehr zugesagt als seine Version von „Jugend ohne Gott“ (2017).

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                Klaus Kranitz (Jan Georg Schütte, Regisseur, Co-Autor und Titelheld) verspricht mit seiner Therapie den schnellen Erfolg. Unkonventionell und in wenigen Sitzungen - mit Geld-zurück-Garantie! Um die Beziehungen seiner Kundschaft zu reparieren, ist dem Selfmade-Therapeuten kein Ansatz zu direkt, kein Mittel zu abwegig. Mit Trickserei und Menschenkenntnis schafft es der unkonventionelle Therapeut, die zerstrittenen Paare wieder zu versöhnen. Seine Devise: Probleme erkennen, reparieren und nach Hause gehen. Drei Sitzungen kosten 1.500 Euro. Kranitz Versprechen: bei Trennung Geld zurück.

                Das Hörspiel “Paartherapeut Klaus Kranitz – Bei Trennung Geld zurück” diente der Serie als Vorbild. Es gibt klar konzipierte Figuren und Handlungsstränge, die Dialoge sind jedoch improvisiert. Das exzellent besetzte Ensemble nutzte die spielerische Freiheit, um die Besonderheiten und Absurditäten ihrer ungewöhnlichen Charaktere spontan vor laufender Kamera zu entwickeln. Die Dreharbeiten der ersten Staffel wurden innerhalb von neun Tagen abgeschlossen. Die vier Folgen für die zweite Staffel in sechs Tagen. In den zehn Folgen sind u.a. zu Gast: Bjarne Mädel, Lisa Hagmeister, Charly Hübner, Angela Winkler, Günther Maria Halmer, Thomas Niehaus und Katharina Heyer. Produziert von Lars Jessen, Sebastian Schultz und Klaas Heufer-Umlauf

                In der zweiten Staffel erzählt die Impro-Comedy u.a. von einem renommierten Bonobo-Forscher (Peter Simonischek), der zerknirscht auf der Couch in der Therapiepraxis davon spricht, dass es im Bett zuletzt so richtig vor Monaten in Wien geklappt hat - der Stadt Sigmund Freuds. Und der Therapeut, dem er das beichtet, stellt sich ausgerechnet als sein eigener Sohn heraus, Paartherapeut Kranitz, der für seine Behandlung stolze 1500 Euro verlangt. 🙂 Eine heikle Situation, die für den Zuschauer zum Freud’schen Vergnügen wird.

                Mein Fazit: Das Endresultat ist mal schwarzhumorig, manchmal weird und nicht immer pointiert. Trotzdem ist “Kranitz” für mich durchweg unterhaltsam. Vor allem die Spielfreude der renommierten und auch die der weniger bekannten Schauspieler, springt auf mich als Zuschauer spürbar über (alle Folgen in der ARD-Mediathek).

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                  RoosterCogburn 31.05.2023, 20:12 Geändert 31.05.2023, 20:31

                  Im Vorfeld wurden für diese Dokumentation junge, volljährige Frauen gecastet, die sich dazu in der Lage sahen, sich vor Webcams und im Internet als 12-jährige auszugeben. Von den 23 Frauen, die sich beim Casting vorgestellt hatten, erzählten 19 davon, dass sie selbst persönliche Erfahrungen mit Cybergrooming hatten. Cybergrooming ist eine strafbare Handlung (lt. StGB bei Missbrauch von Kindern, eine Freiheitsstrafe bis fünf Jahre), bei der i.d.R. Erwachsene Minderjährige gezielt über das Internet ansprechen, um sexuelle Kontakte anzubahnen, Nacktaufnahmen zu übersenden, sich live vor der Kamera zu entblößen oder sich mit den Täter:innen im realen Leben zu treffen. Das tabuisierte Thema Kindesmissbrauch im Internet schlägt sich in Statistiken nieder. Diese zeigen, dass fast ein Drittel der Kinder (in diesem Fall in Tschechien) mit eigenen Augen gesehen hat, dass jemand vor einer Webcam vor ihnen masturbierte. Oft benutzen Täter ein gefaktes Profil, in dem sie sich selbst als Kinder ausgeben, was es ihnen leichter macht, „Gleichaltrige“ zu erreichen. Nachdem sie das Vertrauen eines Kindes gewonnen haben, versuchen sie, durch Tricks an Nacktaufnahmen der Kinder zu gelangen.

                  Nachdem drei ausgewählt wurden, haben die Filmemacher in einem Studio für diese drei je ein Kinderzimmer nachgebaut und dieses mit Smartphone, Laptop inkl. Webcam und Internetzugriff ausgestattet. Für die drei wurden Fake-Accounts auf den Plattformen Facebook, Skype, Snapchat, Omegle und lide.cz angelegt. Außerdem wurden Verhaltensregeln festgelegt, die eingeblendet werden. Beim durchlesen fiel mir auf, dass man vermutlich sicherstellen wollte, dass wenn die Männer sexuell übergriffig werden, sie sich eindeutig gesetzeswidrig verhalten. Unter anderem sollten die drei nicht provozieren, verführen, flirten oder dergleichen. Zu Beginn jedes Chats (oder anderer Kontaktaufnahme) sollten sie ihr Gegenüber darauf hinweisen, dass sie erst 12 Jahre alt sind. Auf eindeutig sexuelle Aufforderungen sollten sie kindlich-naiv reagieren.

                  Die tschechischen Filmemacher Barbora Chalupová und Vít Klusák begannen ein Experiment zum Thema "Cybergrooming", das von ihnen filmisch dokumentiert wurde. Die Filmemacher hatten psychologische Betreuung, eine Sexologin und einen Anwalt bei den Dreharbeiten mit an Bord. Zudem wurde im Laufe der Dreharbeiten ein auf Cyberkriminalität spezialisierter Psychologe hinzugezogen und die jungen Frauen hatten die Bedingungen der Chats weitgehend selbst unter Kontrolle. Nachteil bezüglich dieses filmischen Experiments: Wie es den jungen Frauen bei den Dreharbeiten geht, erfährt man darin kaum, das lässt sich nur nachlesen. Eine der drei ging nach den Dreharbeiten in Therapie. Ebenso wenig werden die Motive der Männer analysiert, die zum größeren Teil nicht pädophil sind. Und es fehlen Hinweise, wie Eltern oder Pädagogen Kindern helfen können, wenn sie Missbrauch im Netz vermuten. Stattdessen zeigen die Regisseure immer weitere Chats zwischen den sich naiv gebenden Mädchen und den Männern

                  “Gefangen im Netz” gibt es in drei offiziellen Schnittversionen. Es gibt den weit verbreiteten Originalschnitt 15+ (100 Min) [verfügbar bei RTL+], den Schnitt 12+ für die Schule (63 Min) und den unzensierten Schnitt 18+ (kein Zeitunterschied zwischen Originalschnitt, lediglich Nacktszenen wurden unscharf gestaltet). Der Film hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein möglichst reales Abbild der Vorgehensweise der Täter:innen zu zeigen und beinhaltet somit auch explizite Bilder männlicher Masturbation - in verpixelter Form. Die Schulversion verzichtet natürlich auf solche Bilder und legt den Fokus darauf, Kinder über die Risiken und Gefahren aufzuklären.

                  SEXUELLE NÖTIGUNG IST KEIN KAVALIERSDELIKT !

                  Mein Fazit: Es ist schon eine Weile her, dass eine Dokumentation mich derart emotional aufgewühlt hat, dass ich sie aufgrund des Gesehenen zwei-, dreimal unterbrechen musste. Eine Weile beschleichte mich das Gefühl, Männer sind zutiefst schlecht, pervers und triebgesteuert. Und (scheinbar) wichsen Männer ab 40, 50 daheim in ihrem stillen Kämmerlein nur auf “Girls”, die noch minderjährig sind. Ich habe mich zutiefst für mein eigenes Geschlecht geschämt. Den Ekel, den ich gegenüber diesen Männern empfunden habe, kann ich schwer in Worte fassen. Mir ist es schier unbegreiflich, wie man als Mann 40+ ein minderjähriges Mädchen oder wie in diesem filmischen Experiment, ein Kind, sexuell anziehend finden kann. Was läuft bei euch verkehrt, guys?

                  Nachtrag: In den zehn Tagen, in denen gedreht wurde, kontaktierten 2458 Männer die drei jungen Darstellerinnen, fast alle mit sexuellen Absichten.

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                    Der österreichische Dokumentarfilm von Kurt Langbein stellt die Jüdin Trude Forsher ins Rampenlicht. Sie hatte in den 1950er Jahren einen Job, von dem Millionen junger Mädchen und Frauen damals träumten. Im August 1956 startete Elvis Presley mit den Aufnahmen zu seinem ersten Spielfilm „Love Me Tender" (deutscher Titel: Pulverdampf und heiße Lieder), ein für Elvis Presley gebastelter Bürgerkriegs-Western. An seiner Seite Manager Colonel Tom Parker und die frisch engagierte Trude Forsher. Fünf Jahre lang arbeitete Trude mit Elvis und dem Colonel und erlebte hautnah legendäre Momente. Erzählt von ihrem Sohn, Filmproduzent und Filmwissenschaftler James Forsher, zeigt der vom ORF ko-produzierte Film eine Frau, die einen mutigen Weg in die Welt des Showbusiness gegangen ist. Als Presleys Sekretärin und später als seine PR-Koordinatorin war sie am Beginn der fantastischen Karriere des „King of Rock´n Roll“ mit dabei und wusste faszinierende Anekdoten zu erzählen.

                    Eine historische Kurzdoku, die vor allem für musikalisch Interessierte und Elvis-Liebhaber geeignet ist. Besonders sehenswert ist das wenig bekannte Archivmaterial, das Kurt Langbein verwenden durfte.

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                      Die Dokumentation ist ein Porträt über Lutz Schelhorn. Als einst jüngster Hells Angel weltweit war er 1981 Mitbegründer des zweiten deutschen Hells Angels Charters in Stuttgart. Sein Geld verdient der Rocker heute als Fotograf. Er war langjähriger Präsident der Stuttgarter Hells Angels. "Für die Öffentlichkeit sind Rocker Kriminelle", sagt Schelhorn. Um diese vorgefertigte Meinung zu ändern, beginnt er an einem Bildband zu arbeiten, der die Gesichter hinter dem Clubabzeichen zeigt. Marcel Wehn begleitet Schelhorn über mehrere Jahre bei seiner Arbeit für das Bildband, welches acht Jahre nach der Erstveröffentlichung dieser Dokumentation erschien. Marcel Wehn zeichnet am Beispiel des charismatischen Schelhorn ein Porträt des Stuttgarter Charters und darüber hinaus der deutschen Angels. Mit naiv-provokanten Fragen sucht Wehn nach Erklärungen. Diese Suche nach Moral und Transparenz bringt freilich kaum Erkenntnisse. Es ist spannend, Lutz Schelhorn beim Reden zuzusehen, seine Zweifel zu spüren, seine Melancholie zu erkennen. Wenn er über sein selbst gewähltes Leben nachsinnt.

                      Immer wieder beschleicht mich das ungute Gefühl, dass der Filmemacher vielleicht zu nah dran ist an seinen Protagonisten. Viele der gezeigten Motorrad-Szenen unterlegt er mit Rock- oder Country-Musik. Durch ein geschicktes Spiel aus Ausleuchtung und Unschärfe präsentiert er die interviewten Hells-Angels-Mitglieder visuell überhöht, ganz im Gegensatz zu den übrigen Gesprächspartnern. Ein entscheidendes Kapitel aus Lutz Schelhorns Vergangenheit wird für meinen Geschmack zu einseitig beleuchtet. An diesen Stellen läuft das Porträt Gefahr, den Motorradclub in ein Licht zu rücken, in dem er sich selbst gern sieht. Dennoch verkommt die Dokumentation nicht zum Sprachrohr des Stuttgarter Charters.

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                        Die ehemalige Pornodarstellerin und jetzige Dokumentarfilmemacherin Ovidie gibt sich in ihrer Doku als Porno-Philosophin. Sie versucht das Geschäftsmodell des digitalen Plattformkapitalismus zu beleuchten, das sich in der Branche durchgesetzt hat. Sie macht sich Gedanken über die gesellschaftlichen Auswirkungen des Geschäfts und stellt die Plattform-Webseiten als neue Qualität der Ausbeutung dar. Nie zuvor wurde so viel Pornografie konsumiert wie heute und nie wurde damit so wenig Geld verdient. Schuld daran seien sogenannte „tube sites“ wie Pornhub und YouPorn. In Ovidies Doku werden explizite Bilder immer nur angedeutet oder verfremdet. Trotzdem sprechen die Protagonisten eine deutliche Sprache. Alternde Regisseure und Produzenten schimpfen über die bekannten Webseiten, weil 70 Prozent ihrer Umsätze weggebrochen sind. Copyright ist das Thema, weil viele urheberrechtlich geschützte Filme auf diesen Seiten auftauchen. Allerdings widmet Ovidie sich auch der neuen Seite der Sexbranche - und verurteilt diese.

                        Mein Fazit: Die neue Form der Branche ist kaum zu regulieren und im Porno-Geschäft gibt es keine 'gute alte Zeit'. Auch wenn sich die Filmemacherin dagegen wehrt und ihre Erinnerungen an das Geschäft total verklärt darstellt. Hier trauern Menschen der analogen Zeit hinterher, als sie sich noch sicher gefühlt haben. Das ist einfach nur traurig und nicht einmal bemitleidenswert.

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                          Was ist Gerechtigkeit? Was bedeutet Vergeltung und Sühne, angesichts von mehr als sechs Millionen unschuldig ermordeten Menschen? Zusammen mit einer Partisanengruppe beteiligt sich Protagonist Max (August Diehl) an einem Vergeltungsakt am deutschen Volk: Die Wasserversorgung mehrerer Großstädte soll vergiftet werden. Im Mittelpunkt der Handlung stehen die Aktivitäten einer Gruppe ukrainischer jüdischer Partisanen, die nach dem Kriegsende auf die sogenannte “Jüdische Brigade” treffen.

                          Der Film greift die wahren Ereignisse rund um eine Gruppe Holocaust-Überlebender auf und stellt existenzielle Fragen nach dem richtigen Umgang mit Rache und Selbstjustiz. Die einzelnen Figuren in “Plan A” sind manchmal eindimensional, aber zeigen in ihrer Gesamtheit eine weite Bandbreite der jüdischen Nachkriegsbevölkerung. Sie sind Opfer, jedoch nicht hilflos. Sie sind verbittert, verstört, vom Glauben abgefallen. Die Tragik des Stoffes ist, dass sie als Überlebende zurück müssen in eine Gesellschaft, deren Türen verschlossen bleiben.

                          Fazit: Obwohl das alles spannend und dramatisch klingt, ist das “Sky Original” filmisch arg konventionell geworden, die Figuren wirken auf mich eher uninspiriert und peinlich wird es als sich das Skript dem Klischee unterwirft, dass Männlein und Weiblein in Krisenzeiten romantische Gefühle entwickeln müssen.

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                            über Gattaca

                            Wie ich einigen Kommentaren entnommen habe, denken manche in „Gattaca“ geht es um einen „körperlich Benachteiligten“, der in einer nahen Zukunft zurecht kommen und sich durchzusetzen muss. Habe ich die Handlung derart missverstanden? 🤔

                            “Gattaca“ erzählt von einer neuen Klassengesellschaft, die durch Genmanipulation entstanden ist. Wer nicht dazu gehört, hat auf legalen Weg keine Chance auf sozialen Aufstieg. Du wirst nicht mehr aufgrund deiner Herkunft, Hautfarbe oder Bildung diskriminiert. Sondern ob dein Blut die richtigen Voraussetzungen mitbringt.

                            Vincent (Ethan Hawke) wurde auf natürliche Weise gezeugt und geboren. Bei seinem jüngeren Bruder wurde der Genpool neu gestaltet und von vorne herein die Möglichkeit zum Herzfehler (der in der Familie liegt), Sportträgheit, ein Hang zu Adipositas und Alkoholgenuss etc., ausgeschlossen. Bei der Gelegenheit wurde auch Geschlecht, gesunder Haarwuchs, Augenfarbe und Ethnie bestimmt. Die Gentechnik hat eine Welt geschaffen, in der Eltern die Zukunft ihrer Kinder VOR deren Geburt bestimmen können. Quasi wie bei der Neuwagen-Bestellung. So ein Vorgehen würde natürlich den Individualismus sterben lassen. Dem aufmerksamen Zuschauer erinnert das an selektive Züchtung und wissenschaftlichen Rassismus.

                            Vor diesem Hintergrund wird leider nur wenig Zeit damit verbracht, ethische Fragen über die Natur der Wissenschaft aufzuwerfen. Stichwort: Eugenik. Das Cyberpunk Drama um „den Anderen“ in einer perfekten Welt, widmet sich dem Geschehen wie Vincent diese perfide Gesellschaft infiltriert um sein Ziel zu erreichen.

                            Das Regiedebüt von Andrew Niccol, dem Drehbuchautor von „Die Truman Show“, liefert elegante Optik, eine bemerkenswerte Ausstattung und starke Darstellungen der Schauspieler. Uma Thurman wirkt in der Darstellerriege leider farblos und wird primär als hübsches Beiwerk eingesetzt. Bemerkenswerter sind die Darstellungen von Ethan Hawke, Jude Law und Alan Arkin. In kleinen Nebenauftritten sind zudem Elias Koteas, Alt-Star Ernest Borgnine und „Mr. Monk“ Tony Shalhoub zu sehen.

                            Fazit: Nicht durchgehend spannend und vor dem Hintergrund dürfen einige Aspekte tiefer behandelt werden. Aber nach 25 Jahren noch immer sehenswert und Staub hat das Thema nicht angesetzt. Macht neugierig auf die TV-Fortsetzung, die sich um die nachfolgende Generation drehen soll.

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                              RoosterCogburn 15.05.2023, 19:36 Geändert 15.05.2023, 19:39

                              Kennt ihr den liebevoll gezeichneten Animationsfilm “Walhalla” aus dem Jahr 1986? Die dänische Produktion erzählt von einem Geschwisterpaar aus Midgaard, das mit Thor und Loki nach Asgard reist. Im Reich der Götter erwarten die Kinder jede Menge Hausarbeit. Erst als sie sich mit Quark dem Zwergriesen anfreunden und sie miterleben, dass Götter nicht unfehlbar sind, beginnt für sie ein Abenteuer im Götterrreich.

                              33 Jahre später erlebte das dänische Kino eine Live-Action Adaption dieses Zeichentrickfilms, mit Roland Møller als Thor [“Papillon” (2017), “Blood Red Sky”]. Dumm nur das man die Figurenzeichnung der Vorlage dem der Adaption nicht angepasst hat. So wirken die Charaktere dünn und die Handlung erinnert immer wieder daran, dass sich die filmische Umsetzung von einst an Kinder richtete. Während die Comics auf die beide Filme lose basieren, ein älteres Publikum anvisierte. Warum hat man sich nicht an den Comics von Peter Madsen ein Beispiel genommen?

                              Fazit: Disney goes Dänemark. Die dänische Filmindustrie nimmt sich ein Beispiel an den Mickymäusen und produziert eine Realverfilmung eines animierten Kinderfilmes. Aber für wen eigentlich? Ich behaupte, Kinder von heute schauen sich lieber den Thor aus dem Hause Marvel an und Kinder von damals interessiert diese Umsetzung nicht mehr.

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                                In den 80er-Jahren wütete in Hamburg ein Sadist, der Frauen gefangen gehalten, gequält und getötet hat. "German Crime Story: Gefesselt" erzählt die Geschichte des "Säurefassmörders". Als Vorlage für die True Crime-Serie diente das Sachbuch "Hilferuf aus dem Folterkeller".

                                Irgendwo in einem typischen deutschen Reihenhaus werden wir hinunter geführt, zu der dämonischen Schattenseite eines konservativen Vorzeige-Spießers. Dort offenbart unser Protagonist seine seelischen Abgründe. Man sieht zwar, wie Doormann seine Opfer knebelt, psychisch foltert und quasi zu Tode fesselt, aber es werden keine Morde oder Vergewaltigungen dargestellt. Gezeigt werden hingegen die Überreste der Menschen, die der Täter in den Säurefässern versteckt hat.

                                Nur durch die Hartnäckigkeit von Nela Langenbeck, die damals als erste Frau in der Hamburger Mordkommission arbeitete, kamen die Taten letztendlich ans Licht. Wenn der Täter seine paraphilen Fantasien beschreibt und die LKA-Beamtin Nela Langenbeck damit anmachen will, möchte ich schreiend davonlaufen. Ebenso ergeht es mir, wenn ich sehe, wie die eigenen Kollegen mit Nela Langenbeck umgehen. Toxisches Arbeitsumfeld scheint in diesem Arbeitsumfeld neu definiert worden zu sein.

                                Die Erzählstruktur, die mit Flashbacks in verschiedenen Zeitebenen hin und her springt, wirkt auf mich zunehmend anstrengend und hemmt jegliches Immersionsgefühl. Zudem gelingt mir keinerlei Beziehung zu den verschiedenen Figuren, sowohl zu Täter als auch Opfern. Das sorgt bei mir für eine gewisse Gleichgültigkeit. Jedoch spielt Oliver Masucci den schmierigen Kauz absolut überzeugend und auch der restliche Cast liefert eine solide Performance ab.

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                                  1994 - Seit dem Fall der Berliner Mauer nimmt der Rechtsextremismus in den USA, Italien, Russland und im neu vereinigten Deutschland spürbar zu. Die Gewaltbereitschaft steigt an und die Meldungen über die Aktivitäten der Rechtsextremisten häufen sich. Basierend auf dem Sachbuch von Yaron Svoray zeigt der HBO Fernsehfilm wie ein jüdischer Journalist „eine Reise in die deutsche Neonazi-Bewegung“ unternimmt. Die Adaption zeigt auf wie er unter dem Deckmantel einer fiktiven rechtsgerichteten Organisation eine Neonazi-Gruppe infiltrierte.

                                  Nur am Rande streift die Verfilmung die braunen Verbindungen in Europa, die in der Vorlage thematisiert werden. Präsentiert wird ein vordergründiger Krimi, der jegliche Zwischentöne zu einem (immer noch bestehenden) schwerwiegenden gesellschaftlichen Problem umschifft. Plumpe Eindeutigkeiten hingegen, sorgen dafür das der Fernsehfilm als Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus nicht besonders klug erscheint. Aber als Krimi um die Enthüllung über den Mann im Hintergrund, kann die HBO Produktion unterhalten.

                                  Verfügbar bei WOW

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                                  • RoosterCogburn 03.05.2023, 22:05 Geändert 03.05.2023, 22:38

                                    Weil die Kommentarfunktion deaktiviert ist, äußere ich mich an dieser Stelle.

                                    https://m.moviepilot.de/news/die-til-schweiger-vorwuerfe-einfach-erklaert-tyrannei-gewaltausbrueche-und-was-keinohrhasen-star-nora-tschirner-dazu-sagt-1141346

                                    Der Spiegel-Artikel vom letzten Freitag (Sie nennen ihn den »Imperator«) und Nora Tschirners Reaktion auf Instagram (inzwischen über 2.200 Kommentare und fast 57.000 Likes) beschäftigt derzeit nicht nur die Medien Landschaft. Es wird auch in den sozialen Netzwerken thematisiert.

                                    Von etlichen Mitarbeitern wird dem Arbeitgeber Schweiger missbräuchliches Verhalten vorgeworfen. Seine Mitarbeiter werfen ihm Machtmissbrauch, Gewalt, Beschimpfungen, Schikane, Verletzung der Arbeitsschutzgesetze und ein Alkoholproblem vor. Laut Produzentin Nina Maag sei dies "Nur die Spitze des Eisbergs" https://sz.de/1.5834575 Sie war vor zehn Jahren für Til Schweigers Berliner Produktionsfirma Barefoot Films tätig und für den Aufbau einer München-Dependance zuständig. Laut Maag soll die Zusammenarbeit schon damals problematisch gewesen sein. Der SZ gegenüber äußert sie sich über die Schattenseiten der Filmindustrie.

                                    Gerüchte um Til Schweigers schwierigen Umgangston kursieren schon länger. Kein Wunder, dass die Betroffenen es vorziehen, anonym zu bleiben. Das Desinteresse an einer Aufklärung der Vorwürfe – beziehungsweise am Schutz der Filmcrew – lässt nur den Schluss zu, dass Fehlverhalten am Arbeitsplatz im Zweifel immer noch gedeckt wird, solange die wirtschaftlichen Interessen überwiegen. Das Bewusstsein der eigenen Verantwortung ist auch sechs Jahre nach #MeToo offenbar nicht sehr ausgeprägt.

                                    Themenbezogene Reaktionen sind erwünscht 🙂

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                                      Camille Preaker, eine fragile, kaputte, alkoholkranke Reporterin, kehrt zurück in ihre Heimatstadt um von den Morden an zwei jungen Mädchen zu berichten. Während ihres Ausfluges auf die stinkende Müllhalde ihrer Vergangenheit, muss sie sich den kritischen Blicken der Kleinstadt-Prominenz stellen, ihrer despotischen Mutter und ihren ganz persönlichen Dämonen.

                                      Gillian Flynn, die Autorin des Bestsellers "Gone Girl", lieferte die Buchvorlage zu dieser HBO-Miniserie. Es war 2006 ihr erster Roman. Die Geschichte ist kein Katz-und-Maus-Spiel. Es findet keine Murder Mystery statt, kein Whodunit und es gibt keinen genialen Super-Verbrecher. Stattdessen wird dem Zuschauer eine Protagonistin präsentiert, die sich ihrem inneren Strudel der Verletzlichkeit und Orientierungslosigkeit ergeben hat. Nachdem sie aus einer psychiatrischen Klinik entlassen wurde, katapultiert sie die Handlung in ein Dilemma zwischen trunkener Melancholie, dialoglastigen Pulp und düsterer Southern Mystery. Die Morde dienen nur als roter Faden um das persönliche Drama der Protagonistin dem/der Zuschauer/in nahe zu bringen. Inwieweit das funktioniert muss jede/r für sich entscheiden.

                                      Wenn ich berücksichtige wer hier beteiligt war, das vielversprechende Ausgangsmaterial und die hochkarätige Besetzung (die alle sichtlich das Beste heraus holten), empfinde ich das acht-stündige Ergebnis als enttäuschend. Sorry, den allgemeinen Lobeshymnen hier, kann ich mich nicht anschließen.

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                                        Ich persönlich finde den Film schlecht. In meinen Augen ein Paradebeispiel dafür, was man bezüglich Inszenierung falsch machen kann. Die generische Story setzt auf eine unoriginelle, jedoch funktionale Besetzung. Gefühlskalt wird ein unkomisches Szenario ohne Timing erzählt. Effektiv halte ich das Resultat für einfallslos, schlicht und peinlich.

                                        Wirklich vorwerfen muss ich der Produktion allerdings, dass sie dazu beigetragen hat, das „Behindi“ umgangssprachlich kultiviert wurde. Ohne Scham wird unwitzig über Betroffene hergezogen. Der Filminhalt kann dazu beitragen, das eine Behinderung als schlechter sozialer Status angesehen wird.

                                        Ein filmischer Beitrag vor dem man warnen sollte und der keinesfalls FSK 12 sein dürfte. Gegenüber Menschen mit einer körperlichen Schwerbehinderung kann der Inhalt abwertend und diskriminierend wirken.

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                                          RoosterCogburn 06.03.2023, 16:59 Geändert 06.03.2023, 17:06

                                          Der CEO Sang Woo (Brian Yoon) der Gaming-Firma CompWare wird überraschend ermordet. Der Berater Regus Patoff (Christoph Waltz) erscheint auf der Bildfläche und erklärt, dass er angeheuert wurde, um das Business wieder profitabel zu machen. Als man versucht über den neuen Berater Informationen zu bekommen scheint es, er und seine Firma existieren überhaupt nicht.

                                          Der Unternehmensberater scheint zu wissen, was die Begierden jeder Frau und jeden Mannes sind. Seine Fähigkeit, genau zu erkennen, was die tiefsten Wünsche seiner Mitmenschen sind, erscheint beinahe übernatürlich. Der Exzentriker Patoff ist im gleichen Maße höflich, wie er böse wirkt. Allein diese Eigenschaften und wie genial Christoph Waltz diese darstellt, ließ mich die Figur an Leland Gaunt aus “Needful Things” erinnern.

                                          Die Frage, wer der Unternehmensberater wirklich ist, wird in den Mittelpunkt gestellt. Und von den Dialogen nicht beantwortet. Viel mehr ist die Interpretation des Zuschauers gefragt. Was nicht zu schwer fallen dürfte, aufgrund des überdeutlichen Symbolismus. Beispielsweise erscheint Regus Patoff fast immer von der Farbe Rot umgeben. Es wirkt auf mich, als sei er von einem roten Schimmer umgeben. Manchmal steht er in rotem Licht, ein anderes Mal auf der rot beleuchteten Treppe zum Büro des CEO oder dann, vor irgendeiner rot getäfelten Wand.
                                          Er lässt seine Vertragspartner einen Pakt unterschreiben, worauf sie nur wenig später das Zeitliche segnen. Anscheinend schläft oder isst er nie. Und wenn, dann vorzugsweise Süsses. Er demütigt gerne seine Mitmenschen und scheint soziopathische Züge zu besitzen. Das Regus Patoff etwas Dämonisches an sich hat, dieses Gefühl lässt den Zuschauer nicht los. Lässt mich beim zusehen aber auch gleichzeitig mit Ungewissheit zurück.

                                          In acht kurzweiligen 30-minütigen Episoden kann die Produktion von MGM Television und Amazon Studios zeitweise überzeugen und ist für mich am besten in ihren makabren Momenten. Vor allem Christoph Waltz darf dann brillieren. Nur außergewöhnlich ist all das nicht!

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                                            Dreiteilige True-Crime-Dokumentation von RawTV produziert, deren Release im Dezember 2019 auf Netflix war. Worum geht's? Ein Unbekannter filmt sich dabei, wie er auf abscheuliche Weise kleine Kätzchen tötet. Die Videos stellt er ins Internet. Sie sorgen für so viel Empörung, dass zahlreiche User sich zusammentun, um als Gruppe die Identität des Katzenmörders herauszufinden. Wo sonst Polizei oder andere Ermittler dem Verbrechen folgen, sind hier diverse Amateurdetektive am Werk. Irgendwann möchte der unbekannte Täter mehr Aufmerksamkeit und er begnügt sich nicht mehr nur mit Katzen. Die Suche nach dem Täter erstreckte sich über viele Jahre und begann tatsächlich auf Facebook.

                                            Was die Facebook-Nutzer über den Verbleib des Täters mit frei zugänglichen Webtools und -seiten zu Tage fördern, ist das bemerkenswerteste an der kompletten Produktion. Die Ermittlungen beinhalten Google Earth und enthüllen gefälschte Social-Media-Profile, die dazu dienen, eine koordinierte Botschaft zu verbreiten. Es ist erstaunlich, wie sehr es damals den Facebook-Detektiven gelang, globale Möglichkeiten auf eine bestimmte Straße einzugrenzen. Dass die Show versehentlich hervorhebt, wie einfach es für jemanden mit böswilliger Absicht wäre, dieselben Techniken zu verwenden, ist etwas, auf das man vielleicht am besten nicht näher eingehen sollte.

                                            Die Dokuserie besteht aus verschiedenen Medien. Zum Teil sieht man (inszenierte) Screenvideos von Google-Recherchen, Facebook-Gebrowse, eingespielte Youtube-Videos und ein paar Interviews. All das wird von Kommentaren aus dem Off begleitet. Die offensichtliche Obsession der Facebook-User mag von einem moralischen Standpunkt anfangs verständlich sein, aber zunehmend immer weniger. Wo wir als Zuschauer anfangs noch von Zivilcourage reden, steht später schon der Vorwurf des Stalkings und die Frage, inwiefern die Aufmerksamkeit den Täter eventuell gepusht hat?

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                                              Das Spielerdrama „Die Farbe des Geldes“ ist die Fortsetzung des großartigen Films „Haie der Großstadt“ (1961). Bemerkenswert deshalb, weil die Rolle von Paul Newman im ersten Film der aufstrebende junge Spieler ist und im zweiten der Mentor, der ein Comeback anstrebt. Eddie Felson sieht in Vincent (Tom Cruise) etwas von sich selbst. Für ihn ist es eine Art Vergangenheitsbewältigung. Ein Kampf mit sich selbst.

                                              Vordergründig dreht es sich um Billardspiel, aber das dient nur als Kulisse für eine psychologische Studie über zwei Männer mit grundverschiedenen Lebensauffassungen. Das eigentliche Geschehen zeigt sich in Dialogen, Gesten und Blicken. Außer der Filmmusik von Robbie Robertson sind tolle Songs zu hören von u.a. Gilbert Bécaud, Mark Knopfler, Robert Palmer, Eric Clapton, Muddy Waters und Elmer Bernstein.

                                              Wegen der sehr gut eingefangenen Poolbillard Szenen genießen beide Filme bei vielen 9-Ball-Spielern Kultstatus!

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                                              • Was der Streaming Anbieter meiner Wahl mir neuerdings für Streifen vorschlägt?! Allein der Filmtitel suggeriert mir etwas zwischen „Hausfrauen Report“ und „Wichsen für Anfänger“. 😅

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                                                  über Scream

                                                  The Awakening of Ghostface

                                                  Der erste Film der Reihe nach dem Tod des Horror-Papstes. Die Film-im-Film-Reihe „Stab“ zählt inzwischen acht Teile. Die Beteiligten der gegenwärtigen Generation-Z tragen Namen wie Carpenter oder wohnen in der Elm Street. Der Film zitiert das Original oder der Sequels. Dem Scream-Franchise wird ausgiebig gefröhnt.
                                                  Aber ob das alles originell und/oder innovativ erscheint, muss jeder für sich selbst entscheiden. Für mich war das Wiedersehen der Altstars und das Erlebnis des neuen Scream Abenteuer unterm Strich maximal befriedigend.

                                                  Fazit: Nett anzusehen. Ein hübsches Wiedersehen. Aber mehr als eine Anekdote bleibt nicht in Erinnerung.
                                                  #horroctober2022

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                                                    Is' eben typisch US-amerikanischer Fernsehfilm-Horror. Eine bessere Umschreibung gibt es für derlei Produktionen nicht. Ein bisschen Mystery, etwas Drama und das i-Tüpfelchen Horror. All das spielt im Süden der Staaten. Übrigens, sehr geiles Setting rund um New Orleans! Dann das beeindruckende und titelgebende Haus. Gespickt mit Darstellern aus der 2. und 3. Reihe. Aber bitte nicht zu sehr B-Movie mäßig. Man will die Partnerschaft zwischen Epix und Blumhouse TV ja fortführen. „A House on the Bayou“ und „American Refugee“ sind Teil einer Partnerschaft zwischen dem cable network Epix und Blumhouse Television, für die insgesamt acht Filme produziert werden sollen.

                                                    Herausgekommen ist eine gefälliges Filmchen, das wie eine viel zu lange Folge „Tales from the Crypt“ wirkt oder eine Geschichte aus der „Twilight Zone“.

                                                    #horroctober2022

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