smartbo - Kommentare

Alle Kommentare von smartbo

  • smartbo 29.05.2022, 19:09 Geändert 30.05.2022, 20:11

    Tolle Idee, die goldrichtig bei Dir aufgehoben ist. Die 50er Jahre haben eine ganze Menge guter Filme zu bieten. Ich möchte mit meinen Tipps und Favoriten ebenfalls einen kleinen Beitrag zu der Liste leisten und hoffe, dass sie von Dir berücksichtigt werden können.

    Der Hauptmann von Köpenick (Helmut Käutner, 1956)
    Moby Dick (John Huston, 1956)
    African Queen (John Huston, 1951)
    Zeugin der Anklage ( Billy Wilder, 1957)
    Das Fenster zum Hof (Hitchcock, 1954)
    Die sieben Samurai (Akira Kurosawa, 1954)
    Rosen für den Staatsanwalt (Wolfgang Staudte, 1959)
    Vertigo (Alfred Hitchcock, 1958)
    Aufstand der Tiere (Joy Batchelor, 1954 )
    12 Uhr Mittag (Fred Zinnemann, 1952)

    10
    • 4 .5
      smartbo 27.05.2022, 17:08 Geändert 27.05.2022, 17:10

      Fern, deren Ehemann kürzlich verstarb, ist eine Frau in den Sechzigern, die in der Wirtschaftskrise 2011 alles verloren hat und finanziell ruiniert ist. Alles, was sie besitzt, passt in ein Van. Sie begibt sich mit ihrem Auto auf eine Reise durch den sich verändernden amerikanischen Westen. Fern nimmt den Lebensstil einer modernen Nomadin an, übernimmt verschiede Jobs, um sich übers Wasser zu halten und trifft während ihres Trips auf Menschen, denen es ähnlich geht wie ihr.

      Wer sich meine Handlungsskizze durchgelesen hat, wird sich vielleicht fragen, ob das denn alles ist, was die Geschichte zu bieten hat. Ja, mehr passiert da eigentlich nicht. Von einem gut ausgearbeiteten Plot oder einer einnehmenden Atmosphäre ist hier kaum etwas zu sehen. Ja, und worum geht es im Film? Der Film handelt primär vom Verlust des amerikanischen Traums. Oder besser gesagt: über den Unsinn dieses Traums. Der amerikanische Traum von unbegrenzter Freiheit ist als idealistischer Glaube fest in der amerikanischen Kultur verankert. Es ist der Glaube, dass jeder, der bereit ist, hart zu arbeiten, es schaffen kann, Reichtum und Ansehen zu erlangen. The American Dream soll angeblich alles möglich machen. Die trostlose und perspektivlose Realität, die im Film geschildert wird, sieht aber ganz anders aus.

      Frances McDormand spielt im Film ihre Rolle als Nomadin routiniert, ohne besonders aufzufallen. Fern ist ohne Illusionen. Eine Frau, die immer hart gearbeitet hat, nun aber gezwungen ist, ohne festes Einkommen und ohne festen Wohnsitz von Campingplatz zu Campingplatz zu ziehen, in der Hoffnung, irgendwo etwas Geld zu verdienen. Sie erzählt nicht viel, und man erfährt sehr wenig. Das ist auch nicht nötig, denn die Kamera fängt ihre verhaltenen Emotionen ganz gut ein. Die düsteren, oft farblosen Bilder, die melancholisch wirken, verstärken die ziemlich emotionslose Atmosphäre.

      Der Film hat einen dokumentarischen Stil und ist im Grunde genommen Ferns Sammlung von Erlebnissen und Begegnungen während ihrer Reise. Mehr ist es nicht. Obwohl kalt und düster gefilmt, kann man sich manchmal des Gefühls nicht erwehren, dass der alternative Lebensstil der Nomaden zeitweise im Film romantisiert wird. Hier weicht er aber von seinem Schwerpunkt ab, denn eigentlich sollte doch die bittere Seite eines solchen Lebens im Vordergrund stehen und deutlich gemacht werden, dass der amerikanischer Traum nicht funktioniert. Einen durchgehend konsequenten Faden in der Botschaft, die der Film vermitteln will, habe ich nicht gesehen. So hat denn diese Holprigkeit natürlich einen negativen Einfluss auf meine Wertung. Das Besondere an dem Film sind die waschechten Nomaden. Schade nur, dass er keinen tieferen Blick auf die verschiedenen Charaktere wirft. Es gibt genug interessante Figuren im Film. Sie werden aber kaum näher belleuchtet und bleiben eher im Dunkeln, obwohl ihr Anteil im Film recht groß ist.

      Fazit: „Nomadland“ hat mich nicht überzeugt. Was primär fehlt, ist eine gute und einnehmende Geschichte, die den Zuschauer wenigstens mitnimmt. So verwundert es auch nicht, dass ich mich während der Sichtung fast durchgehend gelangweilt habe. Ich brauche keine Spannung oder knisternde Atmosphäre, um einen Film gut zu bewerten. Da ist aber ansonsten außer schöner Landschaftskulissen nichts, was mir am Film gefallen könnte. Um die Tristesse des Nomadendaseins (oder eben phasenweise die schönen Seiten eines solchen Lebens) zu vermitteln, dazu braucht es keinen Film, in dem so gut wie nichts passiert.

      13
      • 7

        Am 18.März 1990 klingelten in Boston zwei als Polizisten verkleidete Männer an der Hintertür des berühmten Isabella Stewart Gardner Museums und wurden vom diensthabenden Wachmann hereingesummt. Sie bedrohten ihn mit vorgehaltener Pistole, fesselten ihn mit Klebeband, sperrten ihn in den Keller ein und stahlen 13 unbezahlbare Kunstgegenstände im Wert von insgesamt einer halben Milliarde Dollar. Darunter waren wertvolle Originalgemälde von Vermeer, Manet und Rembrandt. Die Diebe nahmen Sicherheitsbänder und Ausdrucke von Bewegungssensoren mit, bevor sie spurlos verschwanden. Bis heute weiß niemand, wer die wertvollen Kunstwerke gestohlen hat. Und bis heute sind trotz einer Belohnung in Höhe von 10 Millionen Dollar die Kunstwerke aus dem Raub je wieder aufgetaucht. Die leeren Rahmen hängen immer noch an Ort und Stelle im Museum. Das Mysteriöse an dem Fall ist, dass einige Hauptverdächtige während der Ermittlungen tot aufgefunden wurden. Umstände, die dafür sorgten, dass der Fall weltweit in die Schlagzeilen kam ..

        Handwerklich ist die 6-teilige Miniserie gut gemacht. Die Dokumentation beginnt mit einer kurzen Geschichte des Museums, der darin ausgestellten Kunstwerke und seiner Verbindung zur Stadt Boston, bevor der Raub selbst erörtert wird. Präsentiert werden ausgezeichnete Nachstellungen, Archivbilder, Drohnenaufnahmen, Interviews mit Beteiligten, Experten und Journalisten, um zu schildern, wie das Verbrechen abgelaufen ist, wie die Täter die einzelnen Kunstwerke aus ihren Plätzen raubten und wie sie die Sicherheitsvorkehrungen deaktiviert haben.

        Es gibt viele bemerkenswerte Charaktere, die in der Doku gezeigt werden. Der erste Hauptverdächtige in diesem Fall war Rick Abath, ein Wachmann im Gardner-Museum, der den falschen Cops nicht nur die Tür öffnete, sondern angeblich die letzte Person in dem Raum war, in dem laut den Ermittlern ein Kunstwerk gestohlen wurde. Aber die Ermittler konnten keine sicheren Beweise finden, um ihn anzuklagen. Deshalb wurden die Ermittlungen gegen ihn eingestellt und rasch richtete die Polizei den Fokus auf Myles Connor, einem legendären Kunstdieb, der damals allerdings hinter Gittern saß. Ich hatte den Eindruck, dass die Dokumentation bei bestimmten Theorien, wer die sein Täter konnten, etwas zu lange verweilte. Zum Beispiel untersuchten die Strafverfolgungsbehörden, ob jemand vom Bostoner Mob beteiligt war, um Gelder für die Terrorgruppe IRA zu beschaffen. Aber auch diese Spur gaben die Ermittler nach zahlreichen Verhören auf. Insbesondere die vermuteten Verbindungen zum Bostoner Mob wurden in der Doku zu lange geschildert, obwohl für den Zuschauer schon rasch klar war, dass diese Spur nichts bringt.

        Auch wenn die Doku keine Auflösung des Falles bietet, ist die Geschichte selbst fesselnd. Wer auch immer hinter dem Verbrechen steckte, er hat wahrscheinlich die Dokumentation gesehen und sich amüsiert. War es doch die Mafia? War es ein zufälliger Diebstahl? War es Teil eines größeren Kunstraubprogramms? War es ein Auftrags-Job? Und vor allem: wo sind die berühmten und bekannten Kunstobjekte geblieben. Was auch immer der Fall sein mag, mir hat die Miniserie gut gefallen.

        Fazit: Die Doku zeigt, dass man auch aus solchen ungelösten Mysterien durchaus spannende Filme machen kann. Und man muss auch kein Kunstkenner sein, um die faszinierende Dokumentation gut, unterhaltsam und fesselnd zu finden. Von meiner Seite aus eine klare Empfehlung.

        11
        • 9
          smartbo 22.05.2022, 09:39 Geändert 22.05.2022, 11:35

          *** Smartbo kommentiert die Lieblingsfilme seiner Buddys ***
          (eine sehr schönen Aktion von „Der Dude von Nebenan").
          Dieser Kommentar ist STATIC gewidmet.
          Film: THE DARK KNIGHT, Action, Superheldenfilm, USA/Großbritannien, 2008

          Static und ich kennen uns noch nicht so lange. Aber so viel kann ich sagen: er ist stets freundlich und im Umgang sehr angenehm. Meistens findet er nette Worte in seinen Feedbacks zu den Kommentaren. In der Kommunikation vertritt er dezidiert seine Meinung, respektiert jedoch andere Ansichten, ohne auf seine eigene auf Biegen und Brechen starr zu beharren. Respekt und Toleranz bringt er absolut mit. Deshalb freue ich mich über seine Feedbacks zu meinen Kommentaren. Seine Kommentare sind sehr gut, und ich lese sie gerne. Sie treffen vorzüglich den Kern und spiegeln seine Liebe zu Filmen wider. Seine Begeisterung kann man regelrecht lesen. Er gilt als großer Batman-Fachmann. So hat er eine spezielle DC-Liste erstellt und zu den Batman-Filmen hervorragende Kommentare verfasst, die schon eher als beeindruckende Werke bezeichnet werden können. Sie enthalten wahnsinnig viele Einzelheiten, die von Spezialwissen und großem Enthusiasmus zeugen. Ganz große klasse. Besonders gut haben mir seine vortrefflichen Kommentare zu der Batman-Trilogie von Nolan und zu dem neusten Film „The Batman“ aus dem Jahr 2022 gefallen, die er vor Kurzem geschrieben hat. Sie sind einfach super, und ich kann sie wärmstens weiterempfehlen.

          Unser Gemeinsamkeitswert hier auf MP beträgt 66%, was nicht schlecht ist. In seiner Film-Liste sind alle möglichen Genres zu finden. Klar, dass den Schwerpunkt in seiner Film-Liste zuvorderst die Batman-Filme bilden. Darüberhinaus sind es Filme, die man atmosphärisch eher als düster einstufen kann. Und Dramen sind ebenso gut vertreten. Ja, auch viele Animes sieht man in seiner Film-Liste. Einige Anime-Perlen aus Japan, wie z.B. "Die letzten Glühwürmchen" sind dabei. Ein top Anime auf Japan, den auch ich absolut empfehlen kann. Es gibt eine ganze Reihe von Filmen, bei denen unsere Punktewertungen sehr nahe liegen. Ganz besonders freut mich, dass er, ebenso ich, die Filme „Das Leben des David Gale“, Joker, Warrior, Interstellar, oder Good Fellas sehr hoch bewertet hat. Was den für ihn ausgesuchten Film angeht, so habe ich mich für den Batmanflm von Nolan „The Dark Knight“ entschieden. Der Film ist zwar nicht in seiner Favoriten-Liste mit Herzchen enthalten, aber mit einer mehr als überzeugenden 9 hat er bei ihm super abgeschnitten. Und als Batman-Fan kann der Film für ihn sicherlich nicht verkehrt sein.

          Kommen wir nun zu dem Film und zu meinem Kommentar, der zur Orientierung immer mit einem groben Handlungsüberblick beginnt. Mein nachfolgender Kommentar befasst sich allerdings nicht mit allen Kriterien, die für die Filmwertung relevant sind. Vielmehr richtet sich mein Blick schwerpunktmäßig auf die Charaktere und die Charakterentwicklung der vier Protagonisten, die im Film die Hauptrolle spielen: Batman, James Gordon, Harvey Dent und -klar- Joker. Ja, ich weiß, es ist ein nicht ganz einfaches Unterfangen, ein Kommentar zu einem Batman-Film für Static zu schreiben. Aber ich hoffe doch, dass er mit meiner Sicht auf die Protagonisten und meiner Meinung etwas anfangen kann.

          Bruce Wayne alias Batman (Christian Bale), und Lt. James Gordon (Gary Oldman) tun sich mit dem neu ernannten Bezirksstaatsanwalt Harvey Dent (Aaron Eckhart) zusammen. Gemeinsam versuchen sie, dem Chaos entgegenzuwirken, das Gotham derzeit heimsucht und von keinem geringeren als Batmans schlimmstem Feind, dem Joker (Heath Ledger), verursacht wird. Einem rücksichtslosen teuflischen Killer mit einem dämonischen Humor und einem einzigen Ziel, nämlich, die totale Anarchie in Gotham zu entfesseln und die allgemeine Ordnung zu stören.

          Der Film hat eine starke Geschichte zu bieten. Eine Geschichte, in der nicht nur die Handlung im Mittelpunkt steht, sondern in der auch die Charaktere und die Charakterentwicklung einen besonderen Platz haben. In der Vorgängerversion der Batman-Trilogie, dem Film, „Batmans Beginn“, gelang es Batman vorbildlich, das organisierte Verbrechen in die Enge zu treiben und ein Signal für den gemeinsamen Widerstand gegen die ausufernde Kriminalität zu geben. Doch in "The Dark Knight" kommt es etwas anders. Batman ist nicht nur der stille Wächter für die Gesellschaft. Er ist vielmehr auch das Signal dafür, dass der einzige Weg zur Bekämpfung von Korruption und Kriminalität ebenso Gesetzlosigkeit ist. Batman hat seine eigenen Regeln, die er befolgt. Und er ist voller Rachegefühle. Aber sein eiserner Kodex ist, keinen Menschen umzubringen und er kämpft für das Gute. Und das ist der Unterschied zum Joker

          Dem mit ihm befreundeten und korrekten Gesetzeshüter Lt. James Gorden ist klar, dass er allein gegen die grassierende Kriminalität nicht ankommen kann. Er braucht Batman und den Staatsanwalt Harvey Dent. Doch so harmlos ist Gordon nicht. Als er erfährt, dass Batman für einen Mord verantwortlich sein soll, jagt er ihn unbarmherzig. Der wahre Held ist aber hier eigentlich der Bezirksstaatsanwalt Harvey Dent, der tapfer das Verbrechen bekämpft und die Kriminalität innerhalb des Systems verfolgt. Batman versucht alles, um ihn zum neuen rechtschaffenen Symbol des Anstands in einer immer noch kaputten Gesellschaft von Gotham zu machen. Aber Dent wird zum skrupellosen Rachengel und mutiert zum Two-Face, als er feststellen muss, wie wirkungslos sein aufrechter Kampf für Gerechtigkeit ist.

          Der größte Feind des Trios ist Joker. Dem Joker geht es nicht um Geld oder Macht. Er hat eine Botschaft: der Mensch, seine Gesetze und Gesellschaftssysteme sind im Grunde überhaupt nicht gut, zivilisiert oder fair. Er will das beweisen, indem er Chaos und Angst verbreitet und die Symbole der menschlichen Zivilisation untergräbt oder zerstört. Wie Batman ist der Joker eine groteske Figur, mehr als nur ein Mensch. Er ist gleichzeitig erschreckend, charmant, lustig und abstoßend und vor allem intelligent. Bereits die Rolle des Jokers ist von einem faszinierenden, komplexen und düsteren Charakter gekennzeichnet, aber Heath Ledger macht ihn mit seiner phänomenalen schauspielerischen Leistung wirklich zu einer in der Filmgeschichte unvergesslichen Figur. Jeden Moment zieht er alle Blicke auf seine monströse Erscheinung und bringt den Zuschauer zum Schmunzeln, obwohl man weiß, dass da eigentlich nichts zum Lachen ist. Dieser Psychopath ist weit entfernt von einem Clown, als welcher er sich verkleidet und damit eine verstörende Wirkung erzielt.

          In fast jedem anderen Film würde Ledgers Joker den Rest des Films überschatten, aber das passiert hier nicht. Die Charakterentwicklung von Harvey Dent ist ebenso faszinierend wie die moralischen Probleme des Polizisten Gordon und von Batman. Die mit philosophischen Dialogen angereicherten ethisch-moralischen Fragen, mit denen das Trio zu kämpfen hat, verwebt der Film nahtlos mit einer vorzüglich inszenierten Handlung, einer atemberaubenden düsteren Atmosphäre und einer spannenden Actionsequenz.

          Fazit: meines Erachtens der beste Film aus Nolans Batman-Trilogie. Das liegt primär zweifellos an Ledgers genialer Performance, aber die ist es nicht alleine. Das Tempo und der Adrenalinspiegel werden fast zweieinhalb Stunden lang auf einem hohen Level gehalten. Die herausragend ausgearbeitete Charakterzeichnung, die Action, Spannung sind inszenatorisch perfekt zu einem sehenswerten Filmerlebnis zusammengeführt.

          Danke Static für die gute Freundschaft und Deine Beiträge, die eine absolute Bereicherung hier auf Moviepilot darstellen. Ich freue mich auf eine weiterhin super Kommunikation und Deine top Kommis. 👍

          16
          • 7
            smartbo 20.05.2022, 11:07 Geändert 20.05.2022, 19:49

            Das auf wahren Begebenheiten basierende Sportdrama schildert die Lebensgeschichte des "Fliegenden Sikh", einer indischen Sportlegende. Milkha Singh, gespielt von Farhan Akhtar, war in den 1950er und 1960er Jahren Goldmedaillengewinner im Laufen und ein erfolgreicher olympischer Athlet. Er hat in seiner Kindheit das Massaker an seiner Familie während der blutigen Unruhen unter den religiösen Volksgruppen im Zuge der Teilung Indiens und Pakistans im Jahr 1947 überlebt. Nach seiner Flucht aus dem heutigen Pakistan nach Indien, einem Leben in Flüchtlingslagern, seiner Obdachlosigkeit, Armut und Leben als Dieb wird er Soldat der indischen Armee und danach zu einem der berühmtesten Sportler Indiens.

            Es ist ein gut gemachter Film mit einem super Hautprotagonisten. Gezeigt wird auf dem Hintergrund einer historischen Zeitrekonstruktion das Leben des indischen Spitzenläufers und Olympioniken. Dem Regisseur ist es gelungen, die Kindheit, das Erwachsenwerden, das tragische Schicksal, die Liebe, den Kampf, die Niederlagen und Siege des Athleten sowohl im Sport als auch im privaten Leben zu schildern, ohne dass es in dem 2 ½ Stunden dauernden Film großartig langweilig wird. Es gibt zwar einige Filmpassagen, bei denen man sich wünscht, dass das Tempo etwas anziehen könnte, aber das hält sich in Grenzen.

            Der Film schwankt zwischen Vergangenheit und Gegenwart, aber dank der guten Inszenierung ist der Handlungsablauf klar und gut nachvollziehbar. Jeder Film, der die Ära der Teilung Indiens und Pakistans im Jahr 1947 schildert, muss zwangsläufig Szenen enthalten, die entsetzlich und morbide sind: Massaker, brutale Gewalt, Blutvergießen, Verlust geliebter Menschen, verwaiste Kinder, Angst und Trauma unter Zivilisten, Gewalt gegen Frauen usw. Nun, in einem Film, in dem es primär um den Lebenslauf eines Sportlers geht, kommt es darauf an, solche Gewaltbilder richtig zu platzieren und zu dosieren. Der Film zeigt diese schrecklichen Bilder zwar deutlich, aber dezent, ohne zu übertreiben, so dass der Werdegang des Sportlers im Film immer Vordergrund steht. Diese diffizile Gratwanderung ist den Machern des Filmes vorzüglich gelungen.

            Bei dem Protagonisten ist die schreckliche Zeit aus seiner Kindheit als dunkler Fleck in seiner Seele geblieben. Im Mittelpunkt des Filmes steht nicht nur seine sportliche Laufbahn und sein Privatleben, sondern auch der allmähliche Prozess, wie es ihm gelingt, sein Trauma aus der Kindheit zu bewältigen und sein verwundetes Inneres zu heilen. Hut ab vor Farhan Akhtar, der eine solch schwierige Rolle so gut spielt. Dazu gehört, die Körperlichkeit eines Spitzensportlers, aber auch die sensiblen Ausdrucksformen seines inneren Schmerzes darzustellen. Nicht ganz einfach, das gelingt ihm aber vortrefflich.

            Aber nicht nur Farhan Akhtar überzeugt schauspielerisch. Ebenso Divya Dutta und Pawan Malhotra meistern ihren Job sehr gut. Divya Dutta spielt die selbstlose Schwester, die ihren kleinen Bruder Milkha einfach nur vergöttert. Sie erträgt schweigend und klaglos die Ausbeutung, das harte Leben und die häusliche Gewalt, die Frauen in dieser Zeit erlitten haben. Ja, und Pawan Malhorta hat sich als guter und inspirierender Armeeoffizier hervorgetan, der einen großen Einfluss auf den Erfolg von Milkha hatte. Er spielt seine Rolle sehr natürlich, deshalb kommen bei ihm Gefühlsregungen wie Schmerz, Stolz, Freude, Wut, Enttäuschung, usw. sehr authentisch rüber. Top Schauspiel.

            Fazit: ein gut inszeniertes sehenswertes Sport-Biopic, das super Schauspieler bietet und nicht nur für Sportinteressierte einer Empfehlung wert ist. Nicht der Hammer, aber sicherlich sehenswert. Ja, und indisches Pathos und Stolz auf diesen Sportler sind reichlich zu sehen, jedoch stört es nicht im geringsten. Ich habe anfangs nicht viel erwartet, wurde aber schlussendlich mit einem schönen Kino angenehm überrascht.

            11
            • 7 .5
              smartbo 15.05.2022, 09:43 Geändert 16.05.2022, 18:47

              Nach einem Stromausfall in einem New Yorker Wolkenkratzer flüchtet der Buchhalter David Stillwell, dargestellt von Gregory Peck, zusammen mit anderen Menschen aus der 27. Etage auf die Straße. Seitdem leidet er an einer Amnesie. Er wird wahnsinnig bei der Vorstellung, dass er nicht einmal mehr die einfachsten Dinge weiß. Auf der Suche nach den Ereignissen vor dem Stromausfall gerät er in eine Verschwörung …

              Was ist real und was ist Illusion? In dem Old-School-Film aus dem Jahr 1965 wird mit einfachen Mitteln sehr effektiv Verwirrung gestreut. Um dies zu erreichen, setzt der Film auf keine Spezialeffekte, sondern auf Minimalismus. Es sind Kleinigkeiten, die hier ihre große Wirkung erzeugen. Dadurch, dass der Film in schwarz-weiß gedreht ist und er viele Aufnahmen von menschenleeren Straßen und leerstehenden Gebäuden zeigt, entsteht eine surrealistische Atmosphäre. Wenn zudem die Hauptfigur David Stillwell mit bemerkenswerten und mysteriösen Ereignissen konfrontiert wird, die er aufgrund seiner Amnesie nicht einordnen kann, fügt dies der verstörenden Atmosphäre eine gehörige Ladung Paranoia hinzu.

              Der Film hält seine Charaktere in der Darstellung gedämpft. Eine zunehmend verwirrte Person kann nämlich schnell unglaubwürdig wirken. Das kann sogar darin ausarten, dass man als Zuschauer die Story für eine Komödie hält. Doch davon ist der Film weit entfernt. Gregory Peck, der den ahnungslosen David Stillwell darstellt, und nicht weiß, was mit ihm passiert, spielt seine Rolle perfekt. Dasselbe gilt für die anderen Schauspieler. Der Einzige, der eine weniger rigide gestaltete Rolle spielt, ist der unübertreffliche Walter Matthau mit einem vorzüglich trockenen-komischen Schauspiel. Damit bewahrt er den Film vor zu viel Ernsthaftigkeit. Alles in allem ergibt das eine düstere und durchaus glaubwürdige Atmosphäre, die mit einem hauchzarten humorigen Touch gewürzt ist. Eine weitere Stärke des Films ist, dass der Zuschauer, genauso wie der Protagonist, auch nicht weiß, was los ist. Er steht dem Unbekannten so hilflos gegenüber, wie der verzweifelte David Stillwell.

              Fazit: ja, ein alter Film, aber keineswegs ein alter Hut. Ein Film, den man in der Gesamteinschätzung am besten als einen raffiniert konstruierten Thriller mit einer gehörigen Portion Spannung und einer Prise nuanciert eingesetztem Humors bezeichnen kann. Einer Empfehlung als sehenswert ist er absolut wert.

              17
              • 4
                smartbo 13.05.2022, 11:42 Geändert 16.05.2022, 16:32

                Als der Amish-Junge Jacob (Jonas Holdenrieder) volljährig wird, bekommt er die Chance, sich in der modernen Welt umzuschauen, weg von seiner Farm in Pennsylvania. Er beschließt, als Initiationsritus nach Berlin zu reisen, in der Hoffnung, dort seine Wurzeln zu finden und eine andere Lebensweise kennenzulernen. In Deutschland schließt Jacob Freundschaften, verliebt sich und erlebt allerlei Abenteuer. Er muss sich entscheiden, ob er bei seiner Liebe bleibt oder zu seiner Familie zurückkehrt.

                Rumspringa ist die Zeit vor dem endgültigen Eintritt in die Amish-Gemeinschaft. In dieser Zeit gelten keine strengen Regeln und die jungen Menschen dürfen sich in die Außenwelt begeben, um sich über die dortigen Sitten und Gebräuche zu informieren. Der Film ist eine Komödie, aber nicht sehr lustig. Der Culture Clash zwischen dem traditionellen Lebensstil von Jacob und dem modernen Stadtleben wird zu Beginn vor allem für humorvolle Szenen genutzt. Ein Großteil des Humors, der eher als einfacher Klamauk bezeichnet werden kann, basiert auf Jacobs Verwirrung und ist sehr klischeehaft.

                Jacob trifft Alf (Timur Bartels), den er anfangs nicht versteht, was später jedoch besser werden sollte. Grund für den Film, etwas Dramatik einzubauen. Alf hilft Jakob. Natürlich hat Alf sein eigenes Leben nicht im Griff und könnte selbst etwas Anleitung gebrauchen. Und dann... Naja, die Story ist nicht gerade originell und kaum etwas, was einen vom Hocker reißt. Es sind alltägliche Banalitäten, und ein Klischee jagt hier das andere. Die Macher legen die Messlatte nicht sehr hoch. Der Film hat keine eigene Identität. Es gibt viele hektische Schnitte und optische Tricks wie Splitscreens, die nerven, aber immerhin für etwas Dynamik sorgen. Das ist nötig in diesem trägen Film, der als ein flaches Seherlebnis mit sehr wenigen gelungenen komischen Momenten charakterisiert werden kann. Und last but not least: hinzu kommt, dass die Schauspieler nicht gerade die besten sind, um das mal höflich auszudrücken.

                Fazit: das Thema ist witzig und bietet ein enorm großes Potential, das jedoch aus meiner Perspektive nicht ausgenutzt wurde. Der Handlung fehlt es an Tiefe, die Inszenierung ist zu oberflächlich. Der Film ist überladen mit Kalauern, und der Humor ist für meinen Geschmack zu infantil. Der Film ist mit seinem unlustigen Humor nicht meine Kragenweite.

                13
                • 7
                  smartbo 03.05.2022, 19:08 Geändert 03.05.2022, 21:01

                  Wir sind in England, Anfang des 15. Jahrhunderts. Hal, ein eigensinniger Prinz, besteigt nach dem Tod seines Vaters den englischen Thron. Dies geschieht zu einer Zeit, als sich das Land auf einen Krieg mit Frankreich vorbereitet. Begleitet von seinem Freund Falstaff muss Hal inmitten von Palastintrigen, Krieg und Chaos überleben …

                  - Kurzer historischer Abriss im Kontext des Filmes:

                  Es ist ein Film, der auf historischen Begebenheiten beruht und von der Schlacht bei Azincourt (Frankreich) während des Hundertjährigen Krieges (anglo-französischer Krieg von 1337 bis 1453) handelt. Hal, der König und der Protagonist in diesem Film, ist der englischer König Heinrich V, den es tatsächlich gab. Damals im Jahr 1415 besiegten die „englischen“ Truppen von Heinrich V in der Nähe der französischen Ortschaft Azincourt das Heer des „französischen“ Königs Karl VI. Es ging um die Thronfolge in Frankreich.

                  Besonders interessant ist, dass dieser Film eine "englische" Perspektive bietet. Ich schreibe "englisch" und "französisch" in Anführungszeichen, weil es damals zwar England und Frankreich gab, aber es sich tatsächlich um einen Bruderkrieg/Bürgerkrieg zwischen französischen Familien handelte. Warum? England wurde im Jahr 1066 in der Schlacht bei Hastings (England) vom Herzog der Normandie (Normandie war Teil des französischen Königreiches) „Wilhelm der Eroberer“ erobert. (siehe mein Kommentar zu der Doku "Wilhelm der Eroberer"). Er okkupierte das damalige England, unterwarf blutig den herrschenden angelsächsischen und dänischen Adel, führte die französische Verwaltung und Justiz ein und ordnete als offizielle Sprache das Französisch an. Es war ein grundlegender politischer und gesellschaftlicher Umbruch in England. Funfact: in dieser Zeit spielt die englische Kultserie "Catweazle" aus dem Jahr 1970.

                  Aus dem französischen Adelsgeschlecht Plantagenets wurden danach bis Ende des 14. Jahrhundert die englischen Könige gestellt. Seit der Besetzung Englands durch die Franzosen bis Anfang des 15. Jahrhunderts wurde in England nur französisch gesprochen. Nur die Bauern sprachen englisch. Der Protagonist in diesem Film, Heinrich V., aus dem Hause Lancaster (Nebenlinie des Hauses Plantagenets), war eben der erste englische König, der die englische Sprache als offizielle Sprache förderte und eine allmähliche Loslösung von Frankreich einleitete. Erst danach bildete sich mit der Zeit ein eigenes englisches Nationalbewusstsein heraus.

                  - Kommentar zum Film:

                  Der Film ist kein Überflieger, es ist aber ein unterhaltsamer Blick auf die frühen Jahre Heinrich V. Timothée Chalamet als junger König macht einen insgesamt guten Job. Die Charaktere rund um den König könnten etwas auffallender und farbenfroher sein. Auch die schauspielerische Besetzung der Rollen ist nicht gerade die beste. Etwas mehr Prominenz im Cast würde dem Film sicherlich gut tun. Sehr gut gefallen hat mir allerdings Lily-Rose Depp (Tochter von Johnny Depp), die die Prinzessin Catherine de Valois spielt und eine beeindruckend starke Leistung zeigt.

                  Optisch ist „The King“ super. Ebenso das Setting und die Dekoration. So machen die Landschaftsbilder, die Kostümierung und die Ausstattung einen enorm positiven und authentischen Eindruck. Atmosphärisch ist der Film absolut top. Der Dreck und das Düstere des Mittelalters kommen gut zur Geltung. Was ganz besonders gelungen ist, ist die Inszenierung der Schlacht bei Azincourt. Schlamm, Regen, Dreck, lautes Geschrei und Chaos mit klaustrophobischen Momenten erinnern an die Inszenierung der „Schlacht der Bastarde“ aus Game of Thrones. Ähnlichkeiten und Anleihen aus der Serie sind hier unübersehbar.

                  Fazit: leider befindet sich das Genre der historischen Filme in einem Tief. Ein Knüller ist der Film nicht. Aber wer historische Filme aus dem Mittelalter mit einem authentischen Setting und super Optik mag, der ist hier gut aufgehoben. Für eine einmalige Sichtung reicht es in jedem Fall aus.

                  13
                  • 8
                    smartbo 01.05.2022, 09:43 Geändert 01.05.2022, 20:38

                    *** Smartbo kommentiert die Lieblingsfilme seiner Buddys ***
                    (eine sehr schöne Aktion von „Der Dude von Nebenan“).
                    Dieser Kommentar ist „DER DUDE VON NEBENAN“ gewidmet.
                    Film: KÖNIG DER FISCHER, Drama, Fantasy, Comedy, USA 1991

                    Dude ist ein freundlicher MP-Pilot mit dem ich seit ca. einem Jahr befreundet bin. Mir gefällt ganz besonders seine offene Art. Wir kommunizieren nicht regelmäßig. Wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt, tauschen wir aber unsere Ansichten aus. Es spielt jedoch keine Rolle, wie oft wir kommunizieren, denn ich schätze seine Beiträge, die absolut top sind. Sie sind voller Originalität, Kreativität, Skurrilität und eine Menge Humor. Und auch eine gesunde Prise Emotionalität ist manchmal dabei. So mag er das britische Understatement nicht besonders. Er ist aber stets sachlich und in der Kommunikation angenehm. Seine Kommentare sind lesenswert. Beispiel? Ja, gerne. So gefällt mir u.a. ganz besonders seine Beschreibung zu dem Film „Was vom Tage übrig blieb“, einen Film, der bei mir ebenfalls ordentlich gepunktet hat. Top. Deshalb ist es mir wichtig, dass ich ihn auf meinem Dashboard habe. Ja gut, eine kleine Marotte hat er auch. Das ist seine Neigung, in seinen Texten manchmal ellenlange Sätze zu bilden, bei denen man den Eindruck hat, dass sie nie enden. 😊 Manchmal nicht ganz einfach zu lesen. Aber das ist eher ein Klacks. Jedoch nicht nur wegen seiner Kommentare schätze ich ihn. Unverkennbar ist seine soziale Ader, die ihn sympathisch macht. So hat er ein großes Herz für sozial Benachteiligte, für arme Menschen, Randgruppen, Minderheiten und aus der Gesellschaft ausgegrenzte Menschen, die diskreditiert werden. Und last but not least: ich würde ihn nicht gerade als eine graue Maus und Mitläufer bezeichnen, der mit der Schafherde unterwegs ist, sondern eher als Individualisten mit eigener Note.

                    Unser Gemeinsamkeitswert hier auf MP ist mager. Wie man hier auf diesen Wert kommt, ist manchmal nicht ganz nachvollziehbar. Denn wenn ich in sein Profil gehe, seine bewerteten Filme aufrufe und die Wertungen mit meinen vergleiche, dann sehe ich eine ganze Menge von Filmen, bei denen wir in der Wertung übereinstimmen. Hier nur ein paar Beispiele: Der Herr der Ringe, Es war einmal in Amerika, Joker, Der goldene Handschuh und, und, und. Gemeinsam ist uns desweiteren, dass wir absolut nichts gegen Arthousefilme haben. So hat er die Doku „Kulekampffs Schuhe“ mit Herzchen versehen, eine Doku, die ich ebenfalls gut bewertet habe. Er schaltet auch mal gerne -wie ich ebenso - den Sender ARTE ein. Da kommen öfters, vor allem am Sonntag in der Prime-Time, wirkliche top Filme. Seine Filmliste enthält alle möglichen Genres. Schwerpunkt bilden aber Dramen, man sieht aber auch viele Komödien und Filme, die skurrile Charaktere oder ausgefallene Themen anzubieten haben: z.B. Joker, Einer flog über das Kuckucksnest etc. Einer seiner absoluten Lieblingsschauspieler ist Jeff Bridges und sein Lieblingsfilm ist „Big Lebowski“. Von daher auch sein Community-Name hier auf MP „ Der Dude von Nebenan“. Und es ist ja dann auch kein Zufall, dass ich für ihn einen Film mit Jeff Bridges in der Hauptrolle ausgesucht habe, nämlich „König der Fischer“. Hier gibt es skurrile Figuren zuhauf, hinzu kommt eine gute, originelle Story und dass der Film von sozial benachteiligten Menschen handelt.

                    So, kommen wir nun zum Film und zu meinem Kommentar.

                    Jack Lucas ist als Radiomoderator bekannt wie ein bunter Hund und eine Kultfigur. Sein Programm ist populär, obwohl er kein Blatt vor den Mund nimmt und zynisch ist. Jack hasst Menschen, die ständig von ihren eigenen Problemen sprechen. Dennoch sind sie es, die ihn in seiner Sendung anrufen und mit ihm sprechen. Edwin Malnick ist Stammkunde. Als er erzählt, dass er endlich die Frau fürs Leben gefunden hat, zerstört Jack diesen Traum mit einem zynischen Kommentar. Beeinflusst von Jacks Aussage tötet Malnick sieben Menschen und begeht danach Selbstmord. Dies bedeutet auch das Ende von Jacks Karriere. Drei Jahre später fühlt sich Jack immer noch verantwortlich. Er grübelt, quält sich, ist mittellos und perspektivlos. Eines Nachts fährt er betrunken durch New York und wird von einer Jugendbande überfallen. Er trifft den Obdachlosen Parry (Robin Williams), und erst jetzt geht die bizarre Geschichte so richtig los …

                    Es ist ein guter Film, um das schon mal vorwegzunehmen. Er punktet vorzüglich als ein moralisches und emotionales Drama über Liebe, Freundschaft, Schuld, Schicksal, Buße und Vergebung. Es ist eine Geschichte über Menschen, die tief im Morast stecken und einander brauchen, um da herauszukommen. Dieser ungewöhnliche Film bietet eine feine Balance zwischen Komödie, Drama und einer Prise Fantasy. Die etwas kauzige und spleenige Atmosphäre und die Traum-/Albtraumbilder harmonieren perfekt mit der etwas sentimentalen Geschichte. Der Plot ist voller Themen, Motive und Philosophien und bietet ein breites Interpretationsspektrum.

                    Ein Thema ist die Kritik am Yuppietum, das Ende der 80er Jahre, Anfang der 90er Jahre angesagt war und was bedeutete, sich auf sich selbst zu konzentrieren und dass nur noch das ICH zählt. Der superarrogante Jack ist ein Paradebeispiel dafür. Ein weiteres wichtiges Thema, das im Film im Vordergrund steht, ist natürlich der Fokus auf Menschen, die anders sind und deshalb von der Gesellschaft ausgegrenzt werden, die Obdachlosen. Insofern sind die New Yorker Kulissen, zentriert um den Central Park, natürlich sehr passend. Deutlich ist im Film die ethisch-moralische Akzentuierung zu verspüren, in deren Mittelpunk primär Schuld und Vergebung stehen.

                    Der Film ist vortrefflich von Terry Gilliam, Mitglied der Comedy-Gruppe Monty Python, inszeniert. Er glänzt mit einer Menge skurriler Charaktere wie Parry, aber auch Jeter als Transvestit und Sänger. Was besonders beeindruckt ist der Cast. Jeff Bridges und Robin Williams legen wahrlich starke Rollen hin. Und zum Robin Williams: nachdenklich stimmt, dass Robin Williams in vielen Filmen mit Charakteren brilliert, die es schaffen, andere Menschen bei Laune zu halten und glücklich zu machen, obwohl er selbst mit seinen eigenen Problemen nicht fertig werden konnte. Am Ende gab es anscheinend Niemanden, der das gemerkt hat. Nun, auch Mercedes Ruehl gefällt im Film als Jacks Freundin und Amanda Plumer in der Rolle der schüchternen Lydia weiß ebenso zu überzeugen.

                    Der Film bietet einige grandiose Szenen und Merkmale, die einzigartig und bis heute unvergessen sind. Hier einige Beispiele: der Walzertanz der Passanten im Grand Central Station in New York; das Essen beim Chinesen mit Jack, Parry,Lydia, Anne; die komische Szene, in der Parry nackt im Central Park herumhüpft; die Vision von dem imaginären roten Ritter beim Parry; oder die lustige Performance von Michael Jeter, als er im Kleid und High Heels vor Freude ein Lied singt; skurril und originell ist auch die in den Plot eingebaute Suche nach dem heiligen Gral, mitten in New York.

                    Fazit: Trotz der recht langen Laufzeit kann der einzigartige und schräge Film absolut überzeugen und fesseln. Ein schöner und unterhaltsamer Film, der ohne Wennn und Aber sehenswert ist.

                    Danke für Deine lesenswerten Beiträge, Dude. Für die Community bist Du eine absolute Bereicherung. Und so bin ich auf Deine weiteren Kommentare neugierig. Auf ein Weiters 👍

                    13
                    • 8 .5
                      smartbo 26.04.2022, 09:55 Geändert 26.04.2022, 11:08

                      „Life of Crime 1984-2020“ ist eine starke HBO-Real-Life-Dokumentation über die verheerenden Folgen des Drogenkonsums. Der Regisseur Jon Alpert begleitete von 1984 – 2020 drei Einwohner von Newark (größte Stadt in New Jersey) mit der Kamera. Rob, Freddie und Deliris sind Freunde, die versuchen, verzweifelt in ihrem Drogensumpf zu überleben. Sie leben von der Kleinkriminalität und haben die mit der Drogensucht einhergehenden familiären, finanziellen und gesundheitlichen Probleme. Die Protagonisten, die in einem sog. schwachen sozialen Umfeld leben, werden in ihrem Alltag begleitet von Elend, Armut, Gewalt, Arbeitslosigkeit, psychischer Belastung, Beschaffungskriminalität, Haftbefehlen, Prostitution, Gefängnis, HIV-Krankheit, Drogenkonsum und dem Kampf, clean zu bleiben. Es ist ein Teufelskreis, der meistens in der Reha oder im Gefängnis endet.

                      „Life of Crime 1984-2020“ ist eine enorm authentische Dokumentation, die starke Emotionen weckt. Dem Zuschauer wird eine brutale Szene nach der anderen regelrecht ins Gesicht geschleudert. Man wird in eine fremde Welt hineingezogen, in der nur die rohen Gesetze des Überlebens gelten. Was besonders verstörend wirkt, ist, dass die Doku einen ungehinderten Zugang zu den intimsten Teilen des Lebens der Protagonisten hat. So zoomt die Kamera ganz nah heran, als sich Deliris einen Schuss in ihren zerschundenen und zerstochenen Arm setzt.

                      Die Doku ist teilweise so schockierend, dass es manchmal schwierig ist, ohne Unterlass zuzuschauen und ohne bei abstoßenden Szenen vor Entsetzen den Blick abzuwenden. So sieht man, wie ein Gerichtsmediziner den Leichensack öffnet, um den Körper von … zu enthüllen. Die Kamera ist dabei, als ein widerlicher und aggressiver Typ seine weinende schwangere Freundin schlägt. Der Zuschauer ist hautnah mitten im Supermarkt dabei, als Freddie und Rob den Laden berauben. Und richtig berührend wird es, als Deliris‘ 9jährige Tochter Kiky sie anbettelt, nicht fortzugehen und zu blieben: „… wir wissen, wie sehr wir dich lieben, aber wir wissen nicht, wie sehr du uns liebst “.

                      Der Zuschauer wird in die gewalttätige rohe Welt der Protagonisten geleitet, von der Kleinkriminalität über die schwere Drogensucht bis hin zu Inhaftierung wegen der Beschaffungskriminalität. Und meistens endet es infolge der Drogensucht sowieso im Knast. Dabei spielt es eine gewichtige Rolle, in welchem sozialen Umfeld man lebt. Das Strafjustizsystem in den USA ist überfüllt mit Gefangenen, die aus sozial schwachen Verhältnissen kommen. Ist man in die unerbittliche Abwärtsspirale der Armut, Drogensucht, der Kriminalität, Zerfall der familiären Bindungen geraten, kommt man aus ihr nur mühsam heraus. So ist bezeichnend, was Freddie in der Doku sagt, während er sich eine Spritze setzt: „Wäre ich bei den reichen Leuten geblieben, die mich als Kind adoptiert haben, wäre ich jetzt nicht hier und würde das hier nicht tun. Sie hätten mich auf College geschickt. Ich hätte aus meinem Leben was gemacht“. Wie schwer es ist, am Rande der Gesellschaft zu überleben, zeigen die drei Protagonisten, die verzweifelt darum kämpfen, im wahrsten Sinne des Wortes zu überleben.

                      Offenkundig wird in der Doku, dass die Unterstützung von Gefangenen nach ihrer Haftentlassung durch die Behörden in USA völlig unzureichend ist. Der Ex-Häftling wird vor allem bei der Wohnungssuche oder Jobsuche einfach alleine gelassen. So hat Freddies Bewährungshelfer ihm nach der Haftentlassung strikt verboten (!), wegen der drohenden Rückfallgefahr zu seiner Familie zu ziehen. Sollte Freddie sich nicht daran halten, würde er wieder im Knast landen, so die Androhung des Bewährungshelfers. Die Bewährungshelfer wickeln ihren Job kalt und empathielos ab, der primär darin besteht, Drogenkontrollen durchzuführen. Erschwerend kommt die gesellschaftliche Stigmatisierung von Gefangenen hinzu, die sich oft in offenen Vorurteilen äußert. Dass viele Junkies in dieser prekären Lage wieder zur Spritze greifen und dann erneut in den Knast kommen, ist nicht verwunderlich. In diese Wunde legt der Film seine Finger.

                      Fazit: eine von fast schon schmerzhafter Offenheit geprägte Milieustudie, die ungeschönt und enorm authentisch die verheerenden Abgründe der Drogensucht schildert und zum Nachdenken anregt. Wichtig ist, dass man die Doku bis zum Ende schaut. Nur so erfasst man vollständig den Inhalt der Doku, und das, was sie vermitteln möchte. Ich kann die Doku empfehlen. Aber Vorsicht: der Film ist eine schwere Kost, er ist sehr deprimierend und zieht einen regelrecht runter.

                      *** Die Streaming-Info hier auf MP ist falsch: die Doku ist per dato 26.4.2022 auf Sky im Abo verfügbar. ***

                      14
                      • 6 .5
                        smartbo 24.04.2022, 09:24 Geändert 24.04.2022, 13:04
                        über Finch

                        Finch ist Roboteringenieur und einer der wenigen, die eine globale Katastrophe überlebt haben. Sein wertvollster Besitz ist sein Hund Goodyear, für den er sterben würde. Jetzt, wo die Welt in Trümmern liegt und Lebensmittel allmählich zu einem knappen Gut werden, weiß er, dass er nicht mehr lange leben wird. Um sicherzustellen, dass Goodyear in guten Händen ist, baut er einen Roboter, der auf ihn aufpassen soll.

                        "Finch" ist ein Science-Fiction-Film, der in einer dystopischen Zukunft spielt, aber kein großes Sci-Fi-Spektakel bietet. Trotz dessen, dass wir hier das filmische Schwergewicht Tom Hanks sehen, der routiniert seine Rolle spielt und trotz des ansprechenden optischen Dekors ist „Finch“ primär ein Film, der sich hauptsächlich auf die Interaktion zwischen einem Menschen, einem Roboter und einem Hund konzentriert. Die Wetterbedingungen sind nicht gerade gut und die anderen Überlebenden stellen eine Gefahr dar. Diese Tatsachen sorgen für einige spannende Szenen, den Schwerpunkt bilden allerdings die lustigen Interaktionen zwischen den Charakteren.

                        Der Film lässt zunächst vieles offen. Doch während seines Verlaufs fügt sich jedoch alles ordentlich zusammen. „Finch“ konzentriert sich hauptsächlich auf Humor und Gefühl. Eine großartig ausgearbeitete und spannende Handlung gibt es eigentlich nicht. Im Mittelpunkt steht der tollpatschige Roboter, der lernen muss, sich wie ein Mensch zu verhalten. Die Szenen, in denen das passiert und der Roboter alltägliche Dinge lernen muss, sind lustig. Das alles geschieht ganz unbeschwert und spielerisch und hat keinen hohen intellektuellen Gehalt. Es ist halt lustig.

                        Im weiteren Verlauf der Handlung wird die lockere Stimmung allmählich verlassen und die Ereignisse erhalten eine emotional akzentuierte Ebene. Besonders deutlich wird dies in der Figur von Finch, der inmitten einer unwirtlichen und leblosen Landschaft die letzte Bastion der Menschheit ist und mit seinen Gefühlen fertig werden muss. Die dabei gezeigten Emotionen wirken zwar ganz gut, sie fühlen sich jedoch nach meinen Geschmack partiell zu rührselig an. Das drückt etwas die Wertung.

                        Fazit: eingebettet in atmosphärisch dystopische Bilder mixt „Finch“ Humor und emotionales Feeling zu einem Film, der zwar kein Meisterwerk, aber durchaus sehenswert ist. Diese atmosphärische Mischung ist zwar nicht sehr originell, aber sie funktioniert ganz ordentlich, und für eine einmalige Sichtung reicht es aus meiner Sicht aus.  

                        12
                        • 9
                          smartbo 22.04.2022, 10:04 Geändert 22.04.2022, 18:52

                          Mein sieben Jahre alter Kommentar fiel für eine angemessene Würdigung des Top-Filmes viel zu kurz aus. Deshalb habe ich nach einem Rewatch eine Neukommentierung verfasst.

                          New York, 1935. Zu einer Zeit als viele Iren in der Hoffnung auf Arbeit und Glück nach Amerika auswandern, verlässt die Familie McCourt New York, um in ihre Heimatstadt Limerick zurückzukehren. Aber sie sind nicht willkommen. Der kleine Frank wird von seinen neuen Klassenkameraden gemobbt und „Yank“ genannt. Vater McCourt ist ein Träumer. Da er keinen Job findet, flieht er vor der Verantwortung in die örtliche Kneipe und Alkoholismus. Franks Mutter kann sich unmöglich allein um die Erziehung der Kinder kümmern. Mit einer gehörigen Portion Kampfgeist und Humor behauptet sich Frank jedoch. Er hat einen Traum: Schriftsteller zu werden und nach Amerika zurückzukehren.

                          Der Film beruht auf dem gleichnamigen autobiografischen Roman von Frank McCourt, der im Film der Hauptfigur ist. Er bietet einen authentischen Einblick in die irische Seele der 1930er Jahre. Es ist eine Zeit, die geprägt ist vom Überlebenskampf, Arbeitslosigkeit, Armut. Der Film ist eine unverblümte Chronik von Traurigkeit und Elend. Schauplatz ist die Stadt Limerick in Irland, die einen erbärmlichen Anblick bietet. Die Häuser sind alt und verwahrlost. Es ist nicht ganz leicht, den Unterschied zwischen dem Haus, in dem die Familie McCourt lebt, und der öffentlichen Toilette auf der Straße zu erkennen. Die Straßen sind dreckig und von den fast ununterbrochenen Regenfällen überschwemmt. Die Menschen sterben an Hunger, viele Krankheiten grassieren.

                          Wie kann man angesichts dieser unmenschlichen Bedingungen den Mut nicht aufgeben? So schlimm die Umstände auch sind, die Familie Court verliert sich nicht in Wehklagen. Und trotz der bedrückenden Stimmung reagiert sie ab und an sogar mit subtilen Humor auf ihr Elend. Sie versucht das Beste aus ihrer Situation zu machen. Die Hauptfigur Frank und die Familie haben kaum eine Wahl. Nach der x-ten Enttäuschung stehen sie zum x-ten Mal auf, beißen sich durch, um zu überleben. Wieder und immer wieder. Die Lebensbedingungen verbessern sich nicht. Armut, Kälte und Schmutz bleiben. Hoffnungslosigkeit, Elend und schlechte Zukunftsaussichten sind regelmäßige Begleiter.

                          So schlimm ist die Situation von Frank und der Familie. Doch der Film verzichtet darauf, starke Emotionen zu erzeugen, um den Zuschauer hollywoodreif in eine von Gefühlsduselei geprägte rührselige Stimmung zu bewegen. Vielmehr dokumentiert er dezent und erzählt die Geschichte frei von unechten sentimentalen Übertreibungen. Dieser nüchterne Erzählstil ist aber eindringlich und greifbar genug, um den Zuschauer auch emotional zu erreichen. Der Kampf der Familie gegen die Armut, gegen die Arroganz des reichen Bürgertums und gegen den Hochmut der Kirche ist lebensnah und erzeugt beim Zuschauen Betroffenheit und Mitgefühl. Unter all dem Elend und der Not ist erkennbar, wie die Charaktere versuchen, ihr Selbstwertgefühl zu wahren und das starke Band des familiären Zusammenhalts aufrecht zu erhalten

                          Fazit: ein weiteres Meisterwerk von Alan Parker, dem Regisseur des Filmes. Ihm ist das Kunststück gelungen, ein schönes und grundehrliches Sozialdrama zu inszenieren, das es versteht, den Zuschauer auch ohne Übertreibungen emotional zu erreichen. Der Film setzt auf reale Bilder und verzichtet auf eine weinerliche Atmosphäre. Das macht ihn so authentisch und absolut sehenswert. Top. Meine Empfehlung.

                          18
                          • 5 .5
                            smartbo 20.04.2022, 10:20 Geändert 20.04.2022, 16:25

                            Die alleinstehenden Brüder Phil (Benedict Cumberbatch) und George Burbank (Jesse Plemons) sind wohlhabende Grundbesitzer in Montana. Der eine ist ein cholerischer Allrounder, der andere ein ruhiger und introvertierter Typ. Aber beide haben gemeinsam, dass sie weithin respektiert werden. Nach einem Vorfall, der zum Tod des örtlichen Arztes führt, kommen sich seine Witwe Rose (Kirsten Dunst) und George näher. Das Paar heiratet heimlich, was die Loyalität zwischen den Brüdern gefährdet.

                            Der Film spielt in einer abgelegenen ländlichen Gegend und ist im Jahr 1925 in Montana angesiedelt. Im Mittelpunkt stehen zwischenmenschliche Beziehungen, verdrängte Gefühle. Das Besondere ist, dass sie im Film nicht ausgesprochen werden, aber für den Zuschauer gut erkennbar sind. Deutlich sind die Konfliktsituationen zwischen den Charakteren sichtbar, die von Anfang an die Stimmung bestimmen und sich so verschärfen, dass die Erwartung signalisiert wird, dass sie irgendwann im Film heftig ausbrechen werden. Der Film konzentriert sich hauptsächlich auf die männlichen Charaktere, von denen der sehr männliche Phil, schön gespielt von Benedict Cumberbatch, die komplexesten und undurchsichtigsten persönlichen Eigenschaften hat. Aber auch Kirsten Dunst ist stark und meistert ihre tragische weibliche Rolle vortrefflich. Übrigens: sie lebt in realen Leben in einer Beziehung mit Jesse Plemons, der im Film den George spielt, und hat mit ihm zwei Söhne.

                            Das Tempo ist sehr gemächlich und für meinen Geschmack zu langsam. Die Handlung kommt nur schleppend voran, weshalb die Geschichte kaum fesselt. Es gibt nur weinige Dialog, denen ich inhaltlich etwas abgewinnen konnte. Okay, sei‘s drum, ohnehin spielen die Dialoge zwischen den Charakteren eine nachrangige Rolle. Der Film lässt vor allem die Bilder sprechen. So wird in den Szenen, die am meisten über Phil etwas aussagen, überhaupt nicht gesprochen. Das sehe ich keineswegs kritisch, denn es sind die Bilder, die durchaus kraftvoll und partiell sogar emotional berührend sind. Die Geschichte wird aber nur dezent geschildert, deshalb fehlen die begeisternden oder tragischen Momente.

                            Dem Film fehlt es an markanten emotionalen Ups and Downs, die die Dramaturgie sicherlich bereichern würden. Dazu sind die gegenseitigen Beziehungen der Protagonisten zu komplex und zu sehr eingebettet in einer schwierigen Atmosphäre von Misstrauen, Hass, Neid, Eifersucht und Tragödie. Und so bleibt der Film in seiner lethargischen und monotonen Stimmung auf einer einzigen emotionalen Ebene gefangen, ohne eine beeindruckende Sogwirkung zu entfalten. Wo bleiben im Film der Schwung, der Witz, die Momente und Szenen, die beeindruckend hervorstechen und nachhaltig auffallen. Davon habe ich kaum etwas gesehen.

                            Was allerdings zweifellos zu gefallen weiß, sind die optisch ausgezeichnet eingefangenen rauen Landschaftskulissen, das aufwendige Setting und die zeitgemäße Ausstattung. Alles zusammen ergibt dies in der Summe ein sehr authentisches Bild des ländlichen Lebens in USA im Jahr 1925.

                            Fazit: Ich empfand den ganzen Film als ziemlich zäh zum Zuschauen. Es gab aus meiner Sicht kaum fesselnde Momente, die es geschafft haben könnten, mich in das Geschehen hineinzuziehen. Andererseits ist der Film nicht schlecht, und besonders hervorzuheben sind die wunderschönen Landschaftsbilder und die wirklich sehenswerte schauspielerische Leistung der Darsteller. Aber für eine gute bis sehr gute Wertung reicht es nach Abwägung aller Pro- und Contra-Aspekte aus meiner Sicht nicht aus.

                            15
                            • 8 .5
                              smartbo 13.04.2022, 11:30 Geändert 13.04.2022, 11:47

                              *** Smartbo kommentiert die Lieblingsfilme seiner Buddys ***
                              (eine sehr schönen Aktion von „Der Dude von Nebenan“).
                              Dieser Kommentar ist ROBOMAUS gewidmet.
                              Film: DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER, USA, Thriller aus dem Jahr 1991

                              Robomaus ist einer der Buddys mit dem ich schon länger hier auf MP befreundet bin. Robo ist ein angenehmer und sympathischer MP-Pilot, der über ein enormes Filmwissen verfügt. Er hat schon sagenhafte 4450 Kommentare geschrieben, die absolut zu beeindrucken wissen. Sie sind höchst intelligent und weisen ein enorm beeindruckendes Sprachvermögen auf. Er ist eher zurückhaltend und Übertreibungen jeglicher Art sind ihm suspekt. Sein Schreibstil ist locker und seine Texte gut und fließend zu lesen. In seinen Beiträgen kommt er gleich zur Sache und sagt, was ihm wichtig ist. Umständliches Gerede kennt er nicht. Befürchtung, seine Meinung offen zu sagen, ist ihm absolut fremd. Menschen nach dem Mund zu reden oder sich einschmeicheln, mag er auch nicht. Klar seine Meinung zu sagen, ist ihm wichtig. So ist mir schon oft vorgekommen, dass er Filme, die ich sehr gut bewertet und gelobt habe, in die Tonne kloppt und verreißt. Damit habe ich aber keine Probleme, denn er ist niemals unsachlich, sondern begründet seine Ansicht fundiert und überzeugend. Und so sind seine immer top ausgearbeiteten Kommis von einer enormen Authentizität geprägt und geben ein hervorragend ausdifferenziertes Gesamtbild über den Film mit allen Stärken und Schwächen wieder.

                              Welche Filme bevorzugt er? Nun, alle Filme die eine gute Unterhaltung bieten. Langeweile und Monotonie sind für ihn rotes Tuch. Und auch eine unzureichend ausgearbeitete Handlung mag er überhaupt nicht, denn diese steht bei ihm im Vordergrund. Anspruchsvolle Arthouse-Filme oder Sundance-Filme sind nicht gerade sein Ding. Sind in seiner Film-Liste Schwerpunkte erkennbar? Ja, es sind Filme aus den 1990er Jahren, die er bevorzugt. Unser Gemeinsamkeitswert ist hier so lala. Dennoch ist unsere gegenseitige Wertschätzung groß. Ja, und es gibt zahlreiche Filme, die wir beide top bewertet haben , z.B. Der Krieg der Welten, Almoust Famous, Forrest Gump und viele mehr. Es gibt aber auch Filme, wo unsere Wertungen auch krass auseinander liegen. Die Wahl auf „Das Schweigen der Lämmer“ fiel mir nicht schwer, hat er doch dem Film ein Herzchen geschenkt und ihm eine top Würdigung gewidmet, was ja bei Robo nicht allzu oft vorkommt. Und klar, auch bei mir schneidet der Klassiker super ab.

                              Und nun zum Film und zu meinem Kommentar, der bei mir, wie immer, mit einem kurzen Plotumriss beginnt. Da zu diesem Film bereits unzählige Kommentare existieren, kann ich nichts Neues zum Film sagen und hebe deshalb in meiner Beschreibung die auffälligsten Merkmale hervor, die aus meiner Sicht den Film prägen und ihn zum zeitlosen Klassiker gemacht haben.

                              Clarice Starling (Jodie Foster) , eine junge FBI-Agentin, wird mit dem schwierigen Fall eines Serienkillers beauftragt, der neben einer enorm hohen Intelligenz psychopathische Züge aufweist. Um den kranken Verstand des Mörders besser zu verstehen, beschließt sie, mit einem anderen Psychopathen, Dr. Hannibal „The Cannibal“ Lecter (Anthony Hopkins), zu reden, der eine Haftstrafe verbüßt. Starling glaubt, dass der inhaftierte Lecter die Antworten auf die Fragen zu den Morden hat …

                              Der Film ist ein Klassiker im Thriller- und Horrorbereich und diente schon zahlreichen anderen Filmen als Ideengeber. Unterstützt durch die besonders hervorragende schauspielerische Leistung von Jodie Foster und Anthony Hopkins gelang dem Regisseur, Jonathan Demme, ein ebenso fesselnder wie beklemmender Thriller. Die Atmosphäre ist durchgehend schaurig und düster. Die unbehagliche Wirkung, die der Film ausstrahlt, wird verstärkt durch den strengen, intensiven Blick von Anthony Hopkins als Dr. Hannibal Lecter. Seine monotone, ruhige, aber bedrohliche Stimme tut sein Übriges. Sein Schauspiel ist bis heute unnachahmlich und filmisch eine historische Top-Leistung. Mit starker optischer Wucht schafft es der Film, die kribbelige und beklemmend-unangenehme Stimmung zu verstärken.

                              Die vorzügliche Kameraarbeit und die Beleuchtung mit den gelungenen Schwarz-Weiß-Effekten tragen zum ausgezeichneten Aufbau der Geschichte bei. Was ganz besonders hervorsticht, ist, dass die Spannung nicht nur dadurch aufgebaut wird, was man auf dem Bildschirm sieht, sondern häufiger durch das, was man nicht sieht. Die Andeutung hat sich in diesem Film als starke Waffe erwiesen. Der Film gelingt es vorzüglich, durchgehend die Spannung aufzubauen und diese auch bis zum dramatischen Finale aufrechtzuerhalten. Ja, und zu guter Letzt: die morbide und gruselige Atmosphäre des Filmes wird gekonnt durch eine adäquate Musikuntermalung unterstützt. Da passt alles perfekt zusammen.

                              Fazit: Im Jahr 1991 hat der Film die fünf besten Oscars erhalten: bester Film, bester Hauptdarsteller, beste Hauptdarstellerin, beste Regie und bestes Drehbuch. Nur wenige Filme haben diese sogenannten Top-5-Oscar-Preise gewonnen. Er gehört nicht nur deshalb völlig zurecht zu den besten und spannendsten Thrillern der Filmgeschichte. Wer auf Psycho-Thriller steht, der kommt an diesem Film nicht vorbei. Auch etliche Jahre später hat er nichts von seiner Faszination eingebüßt. Ein wahrlich würdiger und verdienter Favorit in Robos Filmliste.

                              Danke Dir, Robomaus, für die 1A-Kommentare, die das Community-Leben bereichern sowie für die angenehme und informative Kommunikation. Macht immer wieder Spaß, auch wenn wir nicht immer die gleiche Ansicht vertreten. Auf einen weiterhin spannenden Austausch von Meinungen, Wertungen und Infos freue ich mich. 👍

                              13
                              • 5
                                smartbo 11.04.2022, 11:51 Geändert 11.04.2022, 18:18

                                Eigentlich wollte ich zu dieser ekelhaften pädophilen Geschichte nichts schreiben. Doch immer mehr drängten sich nach der Sichtung bei mir zahlreiche Fragen auf, die ich nachfolgend aufwerfe und die natürlich rhetorischen Charakter haben. Nun, man sieht fast 3 Stunden lang einen Dokumentarfilm, in dem sehr deutlich wird, wie der Sexualverbrecher Jimmy Savile es schaffte, sich in der High Society einzunisten und in ganz England zu einer beliebten Persönlichkeit des öffentlichen Lebens zu werden. Er sammelt Millionen für Krankenhäuser und tut viel für wohltätige Zwecke. Erst nach und nach wird ziemlich schnell klar, dass der Mann ein Doppelleben führt und in den Krankenhäusern, die er aufsucht, sich an Kindern sexuell vergreift.

                                Dass er ein Doppelleben führt, wussten schon viele vor langer Zeit. Unternommen wurde nichts. Wie konnte ein solch krimineller Psychopath fast 60 Jahre lang in einem demokratischen Land mit freier Presse sein Unwesen treiben? Und warum kamen diese Geschichten erst nach seinem Tod heraus? Warum wurde so lange geschwiegen, weggesehen und vertuscht. Dass ein so dreister, unflätige und kranker Idiot es geschafft hat, die ganze Nation jahrzehntelang an der Nase herumzuführen, indem er lustige Späßchen für Kinder organisiert, Crowdfunding betreibt und Millionen an Bedürftige spendet, ist unbegreiflich. Könnte so etwas auch in Deutschland passieren? Wo waren die Medien? Wie blöd muss denn ein ganzes Volk eigentlich sein, um darauf reinzufallen ? Und eben diese unbequemen Fragestellungen geht die Doku nur unzureichend an. Die brisante Thematik wird gestreift, aber meines Erachtens nicht eindringlich genug beleuchtet. Stattdessen liegt der Schwerpunkt in der chronologischen Schilderung der Machenschaften von Savile. Darin liegt die Schwäche der Dokumentation.

                                Beunruhigend ist, schlussendlich konstatieren zu müssen, wie leicht die Menschen auch in einem freien Land manipuliert und belogen werden können. Und diese Feststellung bezieht sich nicht nur auf diesen hässlichen, in der Vergangenheit liegenden Fall.

                                15
                                • 7
                                  smartbo 10.04.2022, 09:31 Geändert 10.04.2022, 18:33
                                  über Nobody

                                  Ich habe mir den Film nochmals angeschaut und meine Bewertung gegenüber der paar Wochen alten Erstsichtung nach oben gesetzt. Bei der Erstsichtung hat mich der Film nicht erreicht. Vielleicht war ich mit Bob Odenkirk zu sehr auf seine herausragenden komödiantischen Auftritte in Breaking Bad fokussiert. Bei der Zweitsichtung habe ich bewusst die BB-Merkmale ausgeklammert mit dem Ziel, mir vorzustellen, Odenkirk wäre ein unbekannter Schauspieler und dies wäre sein erster Film. Das hat so gewirkt, dass dabei ein wesentlich besseres und meines Erachtens auch ein faires Ergebnis rausgekommen ist. Und auch der Gesamteindruck fiel positiver aus. Nun, hier meine Eindrücke vom Film und mein Kommentar, der mit einer groben Handlungsskizze beginnt.

                                  Hutch Mansell ist ein Vater, der nicht der mutigste und kämpferischste ist. Sein Sohn Brady respektiert ihn nicht. Als zwei Diebe in sein Haus einbrechen, ist dies der ultimative Moment für Hutch, um seiner langjährigen Wut Luft zu machen. Auf seinem Weg zur brutalen Vergeltung kommen dunkle Geheimnisse aus seiner Vergangenheit ans Licht …

                                  Ein guter Actionfilm mit einem tollen Protagonisten Bob Odenkirk in der Hauptrolle. Obwohl das Actiongenre nicht sein Metier ist und mit seinen fast 60 Jahren, meistert er die Actionszenen überzeugend. Nun, was eine Midlife-Crisis nicht alles bewirken kann. Hutch ist erst kein edler Held und er sucht keine Konfrontationen. Doch dann kommt der Wendepunkt. Er provoziert, so dass die Sicherungen durchbrennen. Die Gauner, die er bekämpft, sind die typischen Bösewichte. Zusammen mit den Actionszenen sorgt diese übertriebene Stereotypisierung der Ganoven dafür, dass der Film immer etwas humorig wirkt. Es ist aber hauptsächlich ein pechschwarzer und trockener Humor und kein Film mit einer albernen Story. Dadurch erhält die Actionfigur Hutch sofort einen sympathisch-tragikomischen Touch.

                                  Das Tempo ist rasant, es gibt in den 92 Minuten Spielzeit zahlreiche Szenenwechsel, flotte Schnitte, viele Charaktere. Der Film ist voller Bewegung und Momente der Ruhe gibt es kaum. Die Kampfszenen sind unterhaltsam. Der größte Spaß findet in einem Bus mit einer Gruppe Straßenschläger statt. Mir haben ganz besonders die prima Kameraeinstellungen gefallen. Erst die Totale, damit die Choreographie gut sichtbar ist, um dann wieder mit kurzen schnellen Bildwechseln näher ans Geschehen heranzukommen. Das bringt Tempo und Dynamik in die Szene. Für mich die beste Szene, obwohl das Finale auch gut ist. Begleitet werden die Handlung und die Actionszenen von einem tadellos eingesetzten und passenden Soundtrack.

                                  Fazit: kein Blockbuster, aber sicherlich ein unterhaltsamer Film, der Spaß bietet und einer Sichtung Wert ist.

                                  18
                                  • 6 .5
                                    smartbo 07.04.2022, 11:18 Geändert 07.04.2022, 19:45

                                    „Der junge Papst“ erzählt die fiktive Geschichte des Pontifikats von Papst Pius XIII. Der als Lenny Belardo in den USA geborene Pius XIII. ist ein komplexer und ambivalenter Charakter. Er ist einerseits konservativ und neigt zum Obskurantismus. Aber er ist auch voller Empathie für die Schwachen und Armen. Belardo wird während seiner Zeit als Papst mit dem Verlust geliebter Menschen konfrontiert und lebt mit der ständigen Angst, verlassen zu werden, sogar von seinem Gott. Er scheut sich jedoch nicht, seine Mission als Papst mit viel Ehrgeiz auszuführen und Gott und seine Kirche, die er repräsentiert, vehement zu verteidigen.

                                    Es ist unterhaltsam, der Geschichte zu folgen. Die Religion wird hier nicht als unfehlbares Dogma geschildert. Vielmehr ist die Story mit einem Körnchen Salz versehen. Das gelingt dieser Serie gut, ohne den religiösen Glauben zu untergraben oder ihn lächerlich zu machen. Die Kirchenpolitik und der zweifelhafte moralische Status der Kardinäle erhalten hier viel Aufmerksamkeit, aber gleichzeitig wird deutlich herausgestellt, dass ihr Glaube unbedingt und aufrichtig ist. Darüber hinaus hat die Kirche in dieser Serie einfach Recht: Gott existiert und antwortet auf die Gebete. Auch die Hauptgeschichte rund um den Papst findet Gefallen. Jude Law kann als Papst allerdings nach meinem Geschmack nicht ganz überzeugen, denn dazu fehlt ihm einfach die Aura. Aber sein Schauspiel an sich ist routiniert und in Ordnung und seine Figur strahlt durchaus eine fesselnde Wirkung aus.

                                    Pius XIII ist ein Charakter, der schwer zu erfassen ist. Er ist religiös, zweifelt aber manchmal an der Existenz Gottes. Er ist konservativ, wirkt aber jugendlich und, wenn er eine Zigarette pafft, gewissermaßen modern. Er ist meist kompromisslos, aber bereit, Menschen zuzuhören, denen er vertraut. Er ist narzisstisch und machiavellistisch, aber gleichzeitig jemand mit einem strengen Moralkodex. Das macht seine Figur so interessant. Beeindruckend sind seine starken Monologe. Partiell gibt es in der Serie einige grotesken Szenen mit exzentrischen und skurrilen Figuren, mit denen ich sehr wenig anfangen kann. Das drückt etwas den Gesamteindruck, ohne jedoch die insgesamt gute Einschätzung völlig zu untergraben.

                                    Fazit: ein Meisterwerk ist die Serie nicht. Es gibt zu wenig Merkmale und Szenen, die hervorstechen und nachhaltig auffallen. Aber der ironische Blick auf die Kirche ist unterhaltsam und die komplexe Figur des Hauptprotagonisten weiß durchaus zu faszinieren. Also, für eine einmalige Sichtung reicht es in jedem Fall aus. Allzu viel erwarten sollte man jedoch nach meiner Einschätzung nicht.

                                    13
                                    • 8
                                      smartbo 05.04.2022, 10:27 Geändert 05.04.2022, 12:10

                                      *** Smartbo kommentiert die Lieblingsfilme seiner Buddys ***
                                      (eine sehr schönen Aktion von „Der Dude von Nebenan“).
                                      Dieser Kommentar ist CHIONATI gewidmet.
                                      Film: DAS OMEN, Horrorfilm, Psychothriller Großbritannien 1976

                                      Ich hatte den Kommentar zu diesem Film für Chio schon komplett fertig. Unser gemeinsamer Buddy Kenduskeag ist auf die gleiche Idee gekommen, und eine schöne Widmung für Chio zum selben Film schon am Samstag veröffentlicht. Nun, ich denke aber, dass sowohl Chio als auch der Film „Das Omen“ eine zweifache Würdigung in so kurzer Zeit absolut verdient haben.

                                      Chionati ist ein Buddy, mit dem ich hier auf MP am längsten befreundet bin. Er ist sozusagen ein Mann der ersten Stunde. Als ich hier auf MP vor ca. 7 Jahren anfing zu schreiben, hat er mir als erster die Freundschaft angeboten. Aus seinem Freundesumfeld hat sich im Prinzip dann weitegehend nach und nach meine FL-Liste aufgebaut. Er ist ein durch und durch netter und sympathischer Mensch, den ich stets als angenehmen Gesprächspartner wahrgenommen habe. Seine Kommentare lese ich sehr gern. In seiner Kommunikation, die ab und zu angereichert ist mit einer Prise schmackhafter Emotionalität, ist er authentisch und sehr offen. Etwas umsegeln oder mühsam zu umschreiben, ist nicht sein Ding. Er kommt in einer ansprechenden Art und Weise direkt zur Sache und sagt, was er meint. Kritik an einer Meinung, die er nicht vertritt, würzt er oft in Ironie und Humor, so dass sie immer sehr gentlemanlike ausfällt. Tierliebe wird bei ihm riesengroß geschrieben. Er mag insbesondere Hunde und hat eine Affinität zu Wölfen. So hat er schon mal Straßenhunde bei sich aufgenommen. Auch die Religion spielt bei ihm eine große Rolle. So verwundert es auch nicht, dass er bei der Punktwertung dem Film „Das Leben des Brian“ eine glatte Null verpasst hat. Wir pflegen eine sehr aufrichtige Kommunikation, die sich oft im PN-Bereich abspielt und stimmen in vielen, aber nicht in allen politischen und gesellschaftlichen Fragen überein.

                                      Was Filmbewertungen angeht, so sieht es allerdings durchmischt aus. Es gibt zwar zahlreiche Filme (Terminator, Million Dollar Baby, The Hills habe Eyes, Hagazussa und, und, und) wo wir übereinstimmen. Es gibt aber auch Filme, bei denen unsere Wertung krass auseinanderdriftet. Das gilt vor allem für seine Lieblingsfilmreihe „Saw“. Aber wie auch immer, das stört nicht. Daran kann man sehen, dass man auch gute Freundschaft pflegen kann, auch wenn man nicht immer einer Meinung ist. Den Schwerpunkt bei seinen Favoriten bilden ganz klar Horrorfilme. Meine Wahl fiel auf Omen aus. In seinem Kommi zu dem Film schreibt er: „Bezogen auf das Leben wohl einer der besten Horrorfilme aller Zeiten“. Na, dem kann ich mich anschließen und das erleichterte mir auch die Entscheidung zugunsten dieses Klassikers erheblich.

                                      Nun zum Film und zum Kommentar, der nachfolgend mit einem Umriss der Story beginnt.

                                      Am 6.6.66 eilt US-Botschafter Robert in Rom ins Krankenhaus, weil seine Frau Katherine um 6 Uhr kurz vor der Entbindung steht. Leider stirbt das Baby. Aber gemeinsam mit dem Priester – und ohne Katherines Wissen – wird ein weiteres Neugeborenes, das seine Eltern verloren hat, als Roberts und Katherines kleines Baby erklärt, das den Namen Damien erhält. Bis zu seinem fünften Lebensjahr läuft alles gut, bis auf den ersten Kirchenbesuch. Doch dann beginnt eine seltsame Unfallserie, die mit einem Selbstmord des *** beginnt. Robert wird von einem Priester und einem Fotografen gewarnt, dass etwas Seltsames vor sich geht …

                                      Von Anfang an wird man in den Film hineingezogen. Bereits nach wenigen Minuten kann man sich vollständig in die Charaktere einfühlen. Die Charakterzeichnung ist vorzüglich und der Cast herausragend. Gregory Peck spielt hier als besorgter Vater eine sehr starke Rolle. Auch David Warner als Journalist macht seine Sache gut. Und nicht zu vergessen: ebenso Harvey Stephens als der kleine Damian leistet einen super Job. Ein zweifellos überzeugender Cast.

                                      Die Geschichte ist stark und spannend. Der Film hat eine düstere, dichte und mysteriöse Atmosphäre und ist trotz dessen, dass nicht viel Blut fließt, gruselig und fesselnd. „Omen“ ist ein Horrorfilm, der nicht versucht, den Zuschauer mit extremer Gewalt zu schockieren. Und er ist ebenso nicht auf sensationelle Plottwists angewiesen. Stattdessen entfaltet sich langsam ein gruseliges und unvorstellbares Szenario, das einem unter die Haut geht. Dieser atmosphärische Horror, der mit einer Handvoll verstörender Mord- und Actionszenen geschmückt ist, ist vorzüglich inszeniert.

                                      Die dichte und düstere Stimmung ist zuvorderst der Geschichte zu verdanken, die dahinter steht sowie der vortrefflichen Inszenierung. Da ist die neue Haushälterin, die für Unbehagen sorgt, und auch der knurrende Rottweiler ist sehr bedrohlich und mysteriös. Die Spannung wird durch die Untergangsbotschaft des Priesters noch weiter gesteigert. „Omen“ hat einige unvergessliche Szenen, wie z.B. das Aufspießen des *** durch eine vom Kirchendach fallende Stange, die Szene nachts auf dem Friedhof, den Sturm und den Sturz der *** vom Geländer als Damian mit seinem Dreirad unterwegs ist. Die Szene mit dem Dreirad ist ja paar Jahre später in Kubricks „The Shining“ zu sehen. Und last but not least außerordentlich gelungen ist die verstörende Passage mit dem Selbstmord auf dem Hintergrund der lustigen Kulissen der Karussells und Luftballons auf einer Geburtstagsfeier. Szenen die unvergesslich sind und in die Filmgeschichte eingegangen sind.

                                      Hinzu kommt die großartige Filmmusik von Jerry Goldsmith, die die finstere und beklemmende Stimmung verstärkt. Die Chöre und die Kirchenmusik haben etwas sehr Unheilvolles und Episches, sicherlich keine Musik, die man mitten in der Nacht auflegen möchte.

                                      Fazit: Alles in allem versteht es Omen immer wieder trotz der Mehrfachsichtungen teuflisch gut zu beeindrucken. Der Film ist schon paar Jährchen alt, aber der etwas alt anmutender atmosphärische Horror überzeugt auf ganzer Linie. Sicherlich einer der herausragendsten Horrorfilme und ein zeitloser Klassiker .

                                      Ευχαριστώ und dangschee, Chio, für den prima Meinungsaustausch, der mit Dir immer Spaß macht. Griaßdi, und auf eine weiterhin gute Kommunikation. 👍

                                      15
                                      • 9 .5
                                        smartbo 02.04.2022, 10:42 Geändert 02.04.2022, 10:59

                                        *** Streaming-Info / Filmtipp ***

                                        Ich habe mir diese witzige koreanische Liebeskomödie vor 6 Jahren im TV angeschaut und sie hier auf MP mit einer fetten 9,5 bewertet. Ich war begeistert über diesen super lustigen, skurrilen und originellen Film. Und hier in der Community auf MP räumt der Film ebenfalls Bestnoten ab. Da ich ihn unbedingt nochmals sehen wollte und auf den Standardstreamingdiensten und im TV nichts gefunden habe, habe ich mal tiefer bei YT recherchiert und ihn aktuell unter dem Titel „Castaway on the Moon“ auf YT gefunden. Nachfolgend die Verlinkung. Die optische Qualität ist zwar nicht die beste, aber akzeptabel. Er ist in koreanischer Sprache mit UT in einer asiatischen Sprache, aber das machts nichts, denn die Handlung ist auch ohne UT oder Synchro absolut verständlich. Ohnehin spielt der Dialogteil im Film eine untergeordnete Rolle. Da ich gesehen habe, dass er bei zahlreichen Buddys in der Vormerkung steht, veröffentliche ich die YT-Adresse für das Streaming. Allen, die sich den Film ansehen möchten, wünsche ich viel Spaß. Zu dem Film gibt es von mir auch einen ausführlichen Kommi, aus dem man sich zur Orientierung einen Überblick verschaffen kann, worum es bei der Handlung im Groben geht.

                                        https://www.youtube.com/watch?v=QeFciw5Mz3A

                                        Wer sich in dieser morbiden Zeit, die fast nur noch von schlechten Nachrichten beherrscht wird, mal ein heiteres und unbeschwertes Vergnügen gönnen möchte, dem kann ich den schwarzhumorigen Film wärmstens empfehlen. Mir hat auch der jetzige Rewatch Riesenspaß gemacht.  

                                        16
                                        • 7 .5
                                          smartbo 01.04.2022, 11:07 Geändert 01.04.2022, 11:16
                                          über Pelé

                                          Der Dokumentarfilm handelt vom Leben des brasilianischen Fußballers Edson Arantes do Nascimento – besser bekannt als Pelé. Er war der einzige Spieler, der drei WM-Titel gewann. Der Dokumentarfilm blickt auf die außergewöhnliche Zeit zurück, in der er inmitten einer turbulenten Ära der brasilianischen Geschichte vom jungen Superstar zum Nationalhelden herangewachsen ist.

                                          Es ist ein ausgezeichneter Dokumentarfilm, um das schon mal vorwegzuschicken. Der Fokus liegt auf den Weltmeisterschaften, bei denen er eine große Rolle gespielt hat. Das gezeigte Filmmaterial nimmt den Zuschauer mit auf eine Zeitreise mit den hochkarätigen Spielen. Geschildert wird in der Doku auch der Rummel, der um Pele gemacht wurde. All dies vor dem Hintergrund der damaligen politischen Unruhen in Brasilien mit der Diktatur als Tiefpunkt. Sein Privatleben wird vernachlässigt, aber die zahlreichen Interviews – mit Pelé selbst, sowie mit vielen Freunden, Verwandten und Beteiligten – machen dies mehr als wett. Und seine beeindruckenden Dribblings auf dem Feld sorgen auch nach all den Jahren immer noch für Bewunderung.

                                          Der Anfang der Doku ist etwas verstörend. Die Kulisse ist düster. Pele schlurft hinter einem Rollator in den dunklen Raum und setzt sich auf ein Stuhl vor den geschlossenen Gardinen. Manchmal trommelt er im Gespräch auf einer Schuhputzkiste, ein Relikt aus seinem ersten Job, als der junge Pelé, der schwarze Junge aus einer armen brasilianischen Familie, noch einfach Edson hieß und auf Wunsch seiner Eltern Geld mit Schuhputzen verdiente. Der Brasilianer ist sympathisch. Manchmal bricht er freudestrahlend in Tränen aus, wenn er über die Erfolge bei den Weltmeisterschaften spricht. Dann lacht er, und freut sich wie ein kleines Kind. So richtig sentimental wird Pele bei der Begegnung mit seinen alten Kollegen von FC Santos, als sie zusammen in Erinnerungen schwelgen. Das wirkt alles sehr authentisch. Pelé ist 81 Jahre alt. Sein Sohn sagt, sein Vater sei kränklich und manchmal depressiv. Zu einem Fußballgott von früher passt das kaum. Er versteht es aber immer noch, einen bleibenden positiven Eindruck zu hinterlassen.

                                          Wer ist Pele, und wie verlief seine Fußballkarriere? Nun, sie beginnt bei dem brasilianischen Fußballclub FC Santos, wo er sich schnell einen Ruf als genialer Fußballer erspielt. Peles Ruhm wuchs in den 1950er Jahren über die Grenzen hinaus, als Brasilien im Fußball international zur Weltmacht aufblühte. Pelé war damals noch nie außerhalb Brasiliens. "Ich wusste nicht, dass es andere Länder gibt" sagt er. 1958 flog er als 17-jähriger Junge zur Weltmeisterschaft nach Schweden, wo er zusammen mit der brasilianischen Mannschaft die Weltmeisterschaft holt. Lustig sind die Szenen, als schwedische Kinder sein Gesicht anfassen, um zu sehen, ob seine Haut wirklich so dunkel ist. Er steht mit seinem typischen Lächeln immer im Mittelpunkt. Sein privates Leben ist vorbei. Es gibt in der Öffentlichkeit immer enorme Erwartungen und Druck. Damals begann die Zeit, als der Fußball immer populärer wurde: Fußball im Fernsehen, Kommerzialisierung, Pelé als Werbeikone. Auch bei der Weltmeisterschaft 1962 in Chile hat er den Weltmeistertitle geholt. Lange Zeit danach war er verletzt. Er kehrt jedoch zurück und spielt seine beste Weltmeisterschaft, die von Mexiko 1970. Damals wurde sie erstmalig in Farbe im Fernsehen übertragen. Es ist das Turnier, das seine Karriere abschließen wird, obwohl er noch eine Weile für FC Santos spielt und dem US-Fußball bei dem Club New York Cosmos, wo er 1975 wechselte, einen Schub gab.

                                          Pelé war in erster Linie Fußballer, kein Mann, der seine Reputation einsetzte, um politische Änderungen herbeizuführen. 1964 putschte das Militär in Brasilien und machte Brasilien zu einer grauenvollen Diktatur. Er hat sich aber politisch nie betätigt. Deswegen wurde er partiell scharf kritisiert, er hätte sich engagieren sollen, um der Diktatur ein Ende zu setzen. Pelé war aber nie ein Held, und er war auch nie der Typ dafür. Obendrein war es damals auch sehr gefährlich, denn er wäre sich seines Lebens in der brasilianischen Diktatur nicht sicher. Ich finde daher solche Kritik zwar verständlich, sie ist jedoch ziemlich naiv, denn auch ein Pele hätte nichts an der Diktatur ändern können. Vielmehr würde er sein Leben gefährden.

                                          Fazit: eine sehenswerte Doku über den wohl besten Fußballspieler der Welt und für alle Fußballfans ein Genuss. Der Film ist eine Würdigung seiner Leistung, die er sich mit seinem Talent und viel Fleiß absolut verdient hat.

                                          13
                                          • 8 .5
                                            smartbo 28.03.2022, 11:07 Geändert 28.03.2022, 14:02

                                            *** Smartbo kommentiert die Lieblingsfilme seiner Buddys ***
                                            (eine sehr schönen Aktion von „Der Dude von Nebenan“).
                                            Dieser Kommentar ist FRAMOLF gewidmet.
                                            Film: "ICH, DANIEL BLAKE", Drama, Großbritannien 2016

                                            Framolf ist ein sehr feiner und freundlicher Mensch, der hier auf MP sehr aktiv ist und Leben in den manchmal etwas trüben Alltag der Community reinbringt. Wir kennen uns seit einigen Jährchen. Mit seinem beeindruckenden Schreibstil verfasst er herausragende Kommentare, die den Kern treffen und von Kreativität und Witz nur so strotzen. Geprägt sind sie von enormen Ausdrucksvermögen, schöner verbaler Formulierungsaktrobatik und rhetorischen Kabinettsstückchen. Top. Emotionale Übertreibungen oder Superlative sind ihm fremd. Er hat ein beeindruckend ausgeprägtes Talent, seine Kritik in feine, oft metaphorische Umschreibungen zu kleiden, aus denen allerdings klar seine Meinung erkennbar ist. Sicherlich einer der besten Kommentatoren hier auf MP. Er ist ein Filmfachmann, der über ein beeindruckend fundiertes und breites Filmwissen verfügt. So hat er eine ganze Reihe von speziellen Film-Listen erstellt zu denen auch die Oscar-Madness-Reihe gehört, in der er Filme im Zusammenhang mit Oscar-Nominierungen und -Verleihungen beschreibt. Dafür ein großes Chapeau. Aber er prahlt mit seinem Wissen nicht, sondern ist eher bescheiden. Für meine Begriffe manchmal zu bescheiden.

                                            Seine Filmliste ist bunt durchmischt, hier sind alle Genres vertreten, wobei ein leichtes Übergewicht auf politischen Filmen liegt. Er ist breit aufgestellt und hat schon sage und schreibe über 2450 Kommentare geschrieben. Leider habe ich viele Filme, die er bewertet hat, noch nicht gesehen. Aber unser Gemeinsamkeitswert hier auf mp beträgt immerhin 66 %, was sich zweifelsfrei absolut sehen lässt. In jedem Fall ist es für mich schön zu sehen, dass er die Filmreihe „Der Herr der Ringe“ ,ebenso wie ich, sehr hoch bewertet hat. Was uns verbindet, ist die gegenseitige große Wertschätzung und die Affinität zu kritischen politischen Themen. Wir sind aber nicht immer der gleichen Meinung, jedoch respektieren wir die Auffassung des anderen. Und darauf kommt es doch an. Ja, und deshalb war die Suche nach einem Film im Rahmen der Aktion nicht so aufwendig. Für Framolf als Freund von Filmen mit politischer Akzentuierung habe ich ihm „Ich, Daniel Blake“ ausgesucht. Über den Film hat er in seinem Kommi u.a. geschrieben: „Ein Film wie ein Schlag in die Magengrube“ und „Großes Kino abseits des Mainstreams!“ Da schließe ich mich absolut an. Er hat ihn mit einer 9,5 bewertet, was eine Seltenheit bei ihm ist. Ich selbst finde ihn ebenfalls top.

                                            Nun, ich wollte mich eigentlich bei der Beschreibung meines Buddys kurz fassen und bin daher im nachhinein nochmal den Text durchgegangen, um zu checken, ob etwas gestrichen werden könnte. Aber ich habe nichts gefunden, deshalb: nix da, es bleibt alles so stehen, weil es treffend Framolf beschreibt. Nachfolgend mein Kommentar und meine Meinung zum Film.

                                            Daniel Blake, 59, hat die meiste Zeit seines Lebens als Tischler im Nordosten Englands gearbeitet. Nach einer Krankheit braucht er zum ersten Mal in seinem Leben finanzielle Hilfe vom Staat. Doch hier stößt er auf eine Mauer aus Bürokratie und unsinnigen Regelungen. Seine Wege kreuzen sich mit der alleinerziehenden Mutter Katie und ihren beiden kleinen Kindern Daisy und Dylan. Zwischen den beiden entwickelt sich eine herzerwärmende Freundschaft. Katies einzige Chance, dem Obdachlosenheim zu entkommen, besteht darin, eine Wohnung in 450 km entfernten Newcastle zu beziehen. Daniel und Katie finden sich im Niemandsland wieder, gefangen in der Maschinerie eines inhumanen Sozialsystems …

                                            Ken Loach, der Regisseur des Filmes, hat mit diesem Film ein weiteres Meisterwerk über den britischen Sozialrealismus inszeniert. Ungeschönt und unsentimental schildert er das Schicksal von einfachen Menschen, die in den kafkaesken Strudel eines starren und unflexiblen Räderwerk der britischen Bürokratie geraten sind. Daniel Blake ist wie ein moderner Don Quijote, und er nimmt es mit einem sturen System auf, den es zu überlisten gilt, um soziale Leistungen zu erhalten. Der Film zeigt Blakes Ohnmacht ohne in eine Karikatur zu verfallen. Wer den Film auf eine einfache und lineare Geschichte reduzieren will, hat ihn nicht ganz verstanden. Er ist mehr. Daniel Blake ist zwar eine fiktive Figur, er verkörpert aber enorm realistisch unsere Zeit, die in den höchst komplexen Systemen erstickt, die keine mehr versteht. Gemeint sind z.B. Job-Center, Gesundheitssysteme, Digitalisierung in allen Bereichen, Kosten-Nutzen-Analysen, Zahlen und Statistiken, Flut von absurden Vorschriften und Fallstricken … Für den „normalen“ Bürger ist diese Welt nur schwer verständlich und zugänglich, was insbesondere für den beschwerlichen Weg gilt, um staatliche Sozialleistungen zu bekommen. Der Film zeigt auf fast schon komödiantische Art und Weise (nicht negativ gemeint) den britischen Sozialstaat als einen menschenverachtenden Amtsfleischwolf.

                                            Was besonders beeindruckt ist das Schauspiel der Darsteller, das enorm authentisch wirkt, so dass der Film fast wie eine Dokumentation rüberkommt. Daniel Blake ist ein liebenswerter Charakter, der das Herz am rechten Fleck hat, und stur sein kann, wenn es darum geht, seine Würde aufrecht zu erhalten. Er lässt sich nicht erniedrigen und geht erhobenen Hauptes durchs Leben.

                                            Der Film erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderen gewann er bei den Filmfestspielen von Cannes 2016 die Goldene Palme. Der Schauplatz Newcastle wird realistisch dargestellt, ohne Hintergrundmusik oder übertrieben emotionalen Nahaufnahmen. Der Film weist eine solch enorme Authentizität auf, dass er der einseitigen Einordnung als ein politisch linker Film meines Erachtens nicht standhält, auch wenn Ken Loach bekanntermaßen Sozialist ist und in England Red Ken genannt wird. Man muss aber nicht unbedingt dem linken politischen Spektrum zugeneigt sein, um insgesamt ein Gefallen an der Handlung zu finden und der Kritik an den geschilderten Missständen zuzustimmen. Denn unabhängig von der politischen Meinung solidarisiert man sich rasch mit dem Protagonisten Blake. Loach gelingt es mit einfachen Mitteln die Überzeugung zu vermitteln, dass hier absolut etwas schiefläuft. Ohnehin weißt man bei Loach schon im Voraus, was man bekommt: einen gesellschaftskritischen Film, in dem er ohne große Zwischentöne und ohne groß auf die Pauke zu hauen die Schwächsten der Gesellschaft verteidigt. Hinzu kommen Kates tragische Lebensumstände, die diese Empfindungen beim Zuschauen verstärken.

                                            Fazit: „Ich, Daniel Blake“ ist ein schöner und empathischer Film, der die traurige Realität nicht nur in Großbritannien zeigt, sondern auch bei uns. Und auch die Parallelen zu Gegenwart sind überwältigend. Der Film enthält nicht nur eine gehörige Brise Kritik an der britischen Bürokratie, sondern weiß auch mit seinen emotionalen Akzentuierungen und guter Inszenierung vortrefflich zu gefallen. Deshalb ist er nicht nur für politisch interessierte Menschen empfehlenswert.

                                            Vielen Dank für Deine super Kommentare und für die prima Kommunikation, Framolf. Ich denke, wir haben uns noch viel zu sagen. Darüber freue ich mich.

                                            12
                                            • 4 .5
                                              smartbo 24.03.2022, 17:13 Geändert 24.03.2022, 17:15

                                              Vivian, eine Journalistin, untersucht den wahren Fall der Anna Delvey, die sich als reiche deutsch-russische Erbin ausgab und die Herzen der New Yorker Gesellschaftsszene eroberte. In den Jahren 2013 – 2017 hat sie zahlreiche Menschen aus der New Yorker High Society sowie Banken um ihr Geld betrogen. Während Anna auf ihren Prozess wartet, kämpft Vivian mit der Zeit, um die Frage zu beantworten: Wer ist Anna Delvey wiklich?

                                              Wie schafft man es, in den höchsten Kreisen des New Yorker Jetsets zu landen und reichlich Kohle zu erschwindeln? Anna Delvey tat es in einem so spektakulären Ausmaß, dass ihre Betrügereien mehr als genug Stoff für eine Serie lieferten. Basierend auf Vivians journalistischen Recherchen, alles aufzudecken, was es über Anna zu erfahren gibt, wird der Zuschauer in Annas Vergangenheit mitgenommen und darüber aufgeklärt, wie es überhaupt zu diesem Skandal kommen konnte. Warum haben alle dieser jungen Frau Glauben geschenkt? Und wer wurde geprellt ?

                                              Vivians Enthüllungen erstrecken sich über neun Episoden. Obwohl es dafür wahrlich genügend Zeit gibt, gelingt es der Serie nur mäßig, Annas Charakter und die Charakterisierung der High Society, in der sie sich bewegte, glaubhaft einzufangen. Und auch der Handlung fehlt der Tiefgang. Von Folge zu Folge gibt es de facto viele Wiederholungen, die nur wenig Erhellendes oder Neues bringen. In jeder Episode wird jemand ausgetrickst und dann beginnt alles von vorne. Am Anfang jeder Episode ist ein Hinweis zu sehen, der besagt, dass alles in der Serie wahr ist, mit Ausnahme der Dinge, die völlig frei erfunden wurden. Eine solche Aussage sieht man zunehmend in vielen Biopics. Diese Formulierung lässt vermuten, dass die Serie verzweifelt versucht, ausgefallen und innovativ zu sein, was jedoch kaum gelingt. Alles sieht glatt aus und auch die reiche Welt, in der Anna landet, hinterlässt einen wenig authentischen Eindruck, der übersät ist mit fast schon naiven und peinlichen Klischees.

                                              Gelegentlich versucht die Serie mit stilistischen Mitteln Leben in den Handlungsablauf zu bringen. So gibt es beispielsweise einen geteilten Bildschirm, bei dem verschiedene Ereignisse parallel gezeigt werden. Ebenso werden dem Zuschauer Rückblenden und Ereignisse noch einmal aus verschiedenen Perspektiven und mit unterschiedlichem Hintergrundwissen präsentiert. Das reichert aber die Qualität der Serie nur mäßig an. Denn die Verwendung von Splitscreens nutzt sich beim Zuschauen schnell ab und die Zeitsprünge, die ein Ereignis in ein anderes Licht rücken sollen, bieten nicht immer neue Erkenntnisse.

                                              Was allerdings zu gefallen weiß, sind die authentischen New Yorker Kulissen, die insgesamt überzeugende Atmosphäre und der sicherlich unter dem Strich guter Cast, aus dem insbesondere Julia Garner in der Rolle der Anna beeindruckend positiv hervorsticht. Von diesem Lob nehme ich allerdings Anna Chlumsky in der Rolle der Vivian aus, die von Anfang bis zum Ende ein überbordendes und völlig überflüssiges Overacting hinlegt. Da sie eine der Hauptrollen spielt, drückt das natürlich meine Wertung. Auf der positiven Seite ist sicherlich der hippe Sound zu verorten, der nicht schlecht ist und der Serie einen gewissen Schwung gibt.

                                              Fazit: die Story bietet ein enormes Potential, das jedoch aus meiner Sicht leider nur unzureichend ausgeschöpft wurde. Ich hätte zu dem Fall Anna Delvey eine Mini-True-Crime-Doku mit 3-4 Folgen bevorzugt, anstatt eine ellenlange Geschichte zu sehen, die mit 9 Folgen wie ein Kaugummi auseinandergezogen wurde. Eine starke Julia Garner als Anna, das super Setting und die stilistische Kniffe reichen nicht aus, um halt beim Zuschauer ein überzeugendes Gefühl zu hinterlassen, eine gute Wertung abgeben zu können.

                                              14
                                              • 9
                                                smartbo 21.03.2022, 11:06 Geändert 21.03.2022, 12:33
                                                über Sieben

                                                *** Smartbo kommentiert die Lieblingsfilme seiner Buddys ***
                                                (eine sehr schönen Aktion von „Der Dude von Nebenan“).
                                                Dieser Kommentar ist HEADSHOT77 gewidmet.
                                                Film: SIEBEN, Thriller aus dem Jahr 1995

                                                Headshot77 und ich kennen uns noch nicht so lange. Umso intensiver ist jedoch der Meinungsaustausch unter uns. Und der ist immer sehr interessant. Shot ist ein netter, umgänglicher Typ, der hier auf MP emsig unterwegs ist und absolut lesenswerte und originelle Kommentare verfasst, die oft gespickt sind mit gelungenem schwarzen Humor. Das macht sie so besonders und empfehlenswert. Wenn er aktiv ist bringt er viel Leben hier auf MP. Er ist ein großer Kinofan. Aber er hat auch immer ein offenes Ohr und offenes Auge für Filme, die in den Streamingdiensten angeboten werden. Was ich an ihm so schätze, ist seine Toleranz und sein Respekt gegenüber einer Meinung, die nicht seine ist. Bei Meinungsverschiedenheiten findet er aber immer die richtigen Worte, auch wenn unsere Wertungen manchmal krass auseinander liegen. Er legt nur Wert darauf, dass man seine Meinung begründet. Ja, und wenn ihm etwas ganz besonders nicht gefällt, ist auch manchmal viel Sarkasmus dabei. Aber es ist nie verletzend oder respektlos. Und auch seine Filmempfehlungen schätze ich, haben doch seine allermeisten Tipps bei mir auch ordentlich gezündet. Vergleicht man seine und meine Lieblingsfilm-Liste, so stellt man eine enorme Übereinstimmungsrate fest. Von meinen Favoriten hat er zahlreich Filme ebenfalls mit einem Herzchen bedacht. Schaut man sich seine Film-Liste an, dann findet man dort alle möglichen Genres. Ein bunter Mix. Den Schwerpunkt bilden jedoch düstere Filme. Was schrieb er neulich? Für seine Film-Liste braucht man eine Taschenlampe. Stimmt schon. Aber die Entscheidung für einen geeigneten Film war ruck zuck getroffen. Schnell habe ich mich für diesen düsteren und finsteren top Thriller-Klassiker „Sieben“ entschieden, den wir in unserer Wertung beide mit einem Herzchen gewürdigt haben.

                                                Da zu diesem Film bereits unzählige Kommentare geschrieben wurden und so gut wie alles gesagt ist, beschränke ich mich in meinem Kommentar nur auf die markantesten Merkmale, die mir im Film aufgefallen sind und die an dieser Stelle einer näheren Beleuchtung wert sind.

                                                Worum geht es? Detektiv William Somerset (Morgan Freeman) hat noch sieben Tage Zeit, bevor er in den Ruhestand geht. Sein Nachfolger soll der Neuling David Mills (Brad Pitt) werden. Die beiden arbeiten an einem makabren Fall zusammen. Zwischen dem älteren und dem jüngeren Cop gibt es regelmäßig Konflikte. Einig sind sie sich jedoch schnell darin, dass es sich bei diesem grausamen Fall um einen Serienkiller handeln muss. Der psychopatische Mörder (Kevin Spacey) ist offenbar aufgrund seiner ausgeklügelten Methode sehr intelligent und äußerst schwer fassbar. Seine Opfer symbolisieren die Todsünden Hochmut, Habgier, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Trägheit. Das ist der Beginn einer wahrlich spannenden und fesselnden Geschichte ….

                                                Der Film ist unter der Regie von David Fincher entstanden. „Sieben“ ist ein äußerst düsterer Serienkiller-Film in dem im Gegensatz zu vielen anderen Killerfilmen die explizite Gewalt selten zu sehen ist. Er kann jedoch darauf verzichten, ohne dass darunter seine Qualität leidet. Das größte Kapital des Filmes ist das ungleiche Polizeiduo, das auf der Jagd nach dem gefährlichen Psychopathen unterwegs ist. Der junge und forsche Detektive Mills wird von Brad Pitt gespielt. Der alte und wortkarte Detektiv Somerset von Morgan Freeman. Es ist ein top Schauspiel der beiden Schauspieler, das so unglaublich authentisch ist. Was den Film so besonders macht, ist, dass er nach und nach vortrefflich die unfreiwillige Beziehung zwischen dem Serienkiller und seinen Verfolgern zeichnet. Beide Seiten versuchen, die andere Seite zu verstehen und zu überlisten. Es entwickelt sich ein „Katz-und-Maus-Spiel“. Und der Serienkiller ? Kevin Spacey in seinem Auftritt als psychopathischer Serienkiller ist einfach nur bombastisch und die perfekte Besetzung.

                                                Die Atmosphäre ist durchgehen finster und spannend. Dementsprechend sind auch die urbanen Kulissen: sparsam und dunkel. Licht ist hier Mangelware, die Sonne zeigt sich nie. Für Shot wie geschaffen. Wichtiger als Action ist die Wirkung, die Verfall, Melancholie und Pessimismus ausstrahlt. Und der düster dreischauender, pessimistischer und wortkarger Somerset kühlt die Stimmung, die der Film ausstrahlt, noch weiter mächtig ab. So warnt er in einer Bar davor: „Das wird kein Happy End“ geben. Oder: "Wo soll's denn hingehen?" fragt ihn ein Taxifahrer. Er: "Möglichst weit weg von hier!"

                                                Beeindruckend ist der Realismus, den der Film ausstrahlt. Freeman und Pitt sind frei von jeglichem Glamour und kommen als top Schauspieler und normale Bullen vortrefflich zur Geltung. Die Polizeiarbeit wird nicht dargestellt als eine, die ständig mit heulenden Sirenen durch die Stadt rast. Vielmehr ist es eine mühsame Kleinklein- Arbeit, die voller Rätsel, ja und auch Enttäuschungen über die Fehlschläge ist. Flotte Dialoge und forsche Sprüche a la Tarantino gibt es nicht. Diese sind aber mindestens so beeindruckend und cool. So wirkt die Szene fast schon bizarr, in der die beiden darüber streiten, ob sie die Tür des Hauptverdächtigen eintreten sollen oder nicht. Und ebenso erfährt man in einem Gespräch, wie wichtig es ist, dass man Brusthaare rasieren sollte, bevor man ein Mikrofon darauf platziert. Die Gespräche, die die beiden führen, enthalten auch viele kleine Lebensweisheiten. So sagt Somerset zu Mills: „Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der die Apathie zu einer Tugend erklärt wird.“

                                                Im weiteren Sinne ist der Film auch ein Stück Gesellschaftskritik. Diese „Sünden“ passieren überall und niemand tut etwas dagegen. Es sind gesellschaftliche Sünden einer anderen Art. Überall verfällt der Mensch in ein unfreies Leben, ein Leben voller Sensationsgier, eine Welt der bizarren Empörungen, der absurden gehypten Banalitäten, in der nicht das „Wollen“ sondern „dürfen“ und „müssen“ die Menschen beherrschen, eine Welt voller Influencer in den „sozialen Medien“, die ihren Anbetern sagen, wo es lang geht und wie sie beim Zähneputzen die Zahnbürste zu halten haben. Können wir die Welt nicht verbessern? Können wir die Gesellschaft wieder zu einer Gemeinschaft machen? Oder ist die Gesellschaft nicht mehr zu retten? Der Film scheint pessimistisch zu suggerieren, dass die Welt nicht zu retten ist, aber dass wir weiter für das freie Leben kämpfen müssen. Und eben das ist zum Schluss bei aller morbiden und pessimistischen Atmosphäre, die im Film zu sehen ist, die positive und optimistische Quintessenz, die der Film ausstrahlt.

                                                Fazit: Dieser Film erreicht in allen Kriterien ein enorm hohes Niveau, so dass ich nur top Wertungen vergeben kann. Atmosphäre und Handlung suchen ihresgleichen innerhalb des Genres und das Schauspiel und die Dialoge wissen sicherlich ebenfalls zu beeindrucken. Für mich einer der besten Thriller.

                                                Thx, Shot, für den stets erfreulichen und interessanten Austausch von Meinung, Infos und Ideen. Ich freue mich auf die weiteren Kontakte. Und klar, wir bleiben weiter am Ball. 🤝

                                                14
                                                • 7
                                                  smartbo 18.03.2022, 10:18 Geändert 18.03.2022, 20:34

                                                  Die Geschichte spielt in England der 1980er Jahre und handelt von drei jungen Menschen. Sie haben gerade die Schule verlassen und versuchen, ihren Platz im Leben zu finden. Die Protagonisten sind Mick, Alan und Karen. Mick und Alan sind arbeitslos und suchen eine Arbeit. Karen hat einen Job als Schuhverkäuferin. Sie wollen etwas feiern und das andere Geschlecht kennenlernen. Alles, was junge Menschen halt so machen. Sie haben kein Geld, kein Auto, und Eltern, die aus Angst, gesellschaftlich abzurutschen, sie permanent dazu drängen, sich weiter um Arbeit zu bemühen.

                                                  Das Hauptproblem der Jugendlichen jedoch ist, dass ihre Welt Sheffield im Jahr 1981 ist. Bergwerke schließen, Fabriken machen dicht, Arbeitsplätze sind knapp. Aufgrund staatlicher Kürzungen ist die Unterstützung für Arbeitslose und Arme unzureichend. In den deprimierenden Fernsehnachrichten wird immer nur über das Gleiche berichtet: Streiks, Entlassungen, Ausschreitungen, protestierende Arbeiter, brutal mit Schlagstöcken um sich schlagende Polizisten, Armut, Wut, Frustration, Stress und Trauer. Britischer Sozialrealismus at it‘s best. Der Film ist ein Stück britischer Sozialgeschichte und eine gelungen sozio-ökonomische Studie. Verblüffend real zeichnet er die allmählich voranschreitende wirtschaftliche, emotionale und soziale Desillusionalisierung der jungen Protagonisten nach.

                                                  Es ist die Regierungszeit der britischen Premierministerin Margaret Thatcher, die mit eiserner Hand das Land beherrscht und die neoliberalistische Ideologie des US-Ökonomen Milton Friedman praktiziert, dessen Theorie ich in meinen Vorlesungen der Volkswirtschaftslehre kennengelernt habe. Klar wurde mir damals schon rasch, dass es kein wissenschaftlich fundiertes Modell ist, sondern eine dogmatische Ideologie, deren Kernpunkt darin besteht, die Reichen noch reicher zu machen, den sozialen Gedanken auszuradieren und die demokratischen Werte zu untergraben. Auch Ronald Reagan, der 1981 US-Präsident wurde, hat seine Wirtschaftspolitik nach der Ideologie von Milton Friedman ausgerichtet, was im Kern bedeutete, massive Steuersenkungen für die Reichen und ein Kahlschlag bei den Sozialleistungen.

                                                  Es ist ein trauriger und melodramatischer Film, der zum Nachdenken anregt und dazu verleitet, Vergleiche mit der realen Gegenwart anzustellen. Und am Ende ist man davon nicht überrascht, dass es so zahlreiche Übereinstimmungen gibt. Genau dieser Friedmansche Neoliberalismus war damals der Grundstein für das heute herrschende westliche politisch-ökonomische System, das dadurch geprägt ist, dass eine kleine, sich ungeniert bereichernde Elite über die Mehrheit herrscht, die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird, die demokratischen Grundwerte missachtet werden, Meinungen / Experten / Wissenschaftler / Politiker / Medien von Weltkonzernen korrumpiert werden, zahlreiche Medien als verlängerter Arm der Eliten und der regierenden Parteien agieren und einseitige Meinungsmache verbreiten, anstatt ausgewogen und pluralistisch zu berichten.

                                                  Kommen wir aber zurück zum Film. Der in schwarz/weiß gedrehte Film, inszeniert von Ken Loach, ist von einer düsteren, melancholischen und pessimistischen Atmosphäre geprägt. Die Kamera fängt vortrefflich die raue Atmosphäre englischer Städte und Landschaften ein. Die Teenager-Charaktere sind gut gezeichnet und die Dialoge klingen authentisch. Die Darbietung der drei Hauptdarsteller (alles Amateure) ist sehr gut. Im Kern ist der Film ein vernichtendes politisches Statement sowie eine Anklage gegen die damalige Politik der erzkonservativen und reaktionären Regierung. Er handelt von Menschen, die von der Thatcher-Regierung aus der Gesellschaft ausgeschlossen wurden. Und so fühlen sie sich auch.

                                                  Erkennbar ist im Film der Tenor, dass die Gesellschaft emphatischer, weniger predigend und weniger wertend sein sollte, denn egal ob arbeitslos oder Jobinhaber, Ceo oder Putzfrau, Manager oder Arbeiter, arm oder reich, schwarz oder weiß, Weiblein oder Männlein, die Menschen haben alle im gleichen Maße unsere Wertschätzung verdient. Das Postulat der Gleichheit aller Menschen ist unverkennbar. Insofern ist es auch ein Appel, der heute aktueller denn je ist.

                                                  Fazit: ein politisch motivierter Film mit einer profunden Gesellschaftskritik. Zweifellos keine leichte Kost und keine seichte Unterhaltung. Aber ein beeindruckend gut inszeniertes Sozialdrama, das ich nicht nur politisch Interessierten als sehenswert empfehlen möchte.

                                                  13
                                                  • smartbo 17.03.2022, 14:23 Geändert 17.03.2022, 14:51

                                                    Das neuste Sci-Fi-Abenteuer "The Adam Project" beginnt mit bombastischer Action UND wird mit dem Hammer Song von Spencer Davis Group "Gimme some Livin" begleitet. Der Song ist über 50 Jahre alt und wurde offenbar remastered, was vortrefflich gelungen ist. Er ist auch in den Filmen Days of Thunder, Nothing Hill, Rush oder The Blues Brothers zu hören.

                                                    https://www.youtube.com/watch?v=pcfPdPcqtk0

                                                    11