smartbo - Kommentare

Alle Kommentare von smartbo

  • 4 .5
    smartbo 21.03.2023, 10:20 Geändert 21.03.2023, 12:22

    Den Film habe ich schon vor paar Wochen geschaut, allerdings die Sichtung nach einer halben Stunde abgebrochen, weil mir die Handlung zu wirr erschien. Dass der Film aktuell mehrere Oscars erhielt, hat mich verwundert und ist für mich ein Rätsel. Und die Wertungen in meiner FL driften krass auseinander. Da ist alles dabei, zwischen einer 1 und einer 8,5. Das hat meine Neugier gesteigert. Deshalb wollte ich mir selbst eine Meinung bilden und habe eine komplette Sichtung vorgenommen. Das Ergebnis ist allerdings sehr schwach, um das schon mal vorwegzunehmen.

    Worum geht es? Die aus China stammende Einwanderin Evelyn (Michelle Yeoh) betreibt mit ihrem Ehemann und ihrer Tochter in den Vereinigten Staaten einen Waschsaloon. Als sie versucht, ihre Steuern vor der Steuerfahnderin Deirdre Beaubeirdra ( Jamie Lee Curtiz) in Ordnung zu bringen, begibt sie sich auf ein verrücktes Abenteuer. Die Welt scheint in Gefahr zu sein und sie soll den Planeten retten. Mit der ihr neu verliehenen Kraft erforscht sie das Universum und entdeckt in anderen Parallelwelten sich selbst und ihre eigenen Leben. Wird ihre Mission im endlosen Multiuniversum erfolgreich sein ? ...

    Der Film fällt vor allem mit seinem diffusen Genremix auf. Was ist der Schwerpunkt? Schwierig zu sagen. Nun, so etwas wie eine Mischung aus Sci-Fi, Fantasy, Humor, Familiendrama, Martial Arts und Action. Naja, es soll auch eine Komödie sein. Aber für eine Komödie gibt es wenig zu lachen. Da ist -wie schon der Titel des Filmes sagt – von allem überall etwas dabei. Von einer runden Handlung und gut ausgearbeiteten Story kann hier kaum die Rede sein. Das Pacing ist rasant und vermittelt den Eindruck, als ob allerhand geschehen würde. Aber im Kern der Geschichte passiert nicht viel, und es geht im Grunde genommen um nichts. Die gesamte Story ist ziemlich spleenig. Überzogen wird die Atmosphäre von einer visuellen Pracht und einem Optikgewitter, die die Defizite hinsichtlich eines fundierten und gut ausgearbeiteten Plots übertünchen.

    Nach einer entspannten Einführung geht es wild zur Sache und es wird richtig chaotisch. Der Film ist ein wahres Feuerwerk an Szenen, ein Trommelfeuer von wechselnden Sets und Salven von blitzenden Bildern, so dass einem regelrecht schwindelig wird. Die hyperaktive Kameraführung und das Übermaß an Effekten tun ihr übriges. Ein hektischer Wechsel von Szenarien und Orten folgt den anderen, was ich als ziemlich konfus empfand. Und dann das überbordende Overacting der Schauspieler: dass die Akteure vor lauter Hektik nicht aus meinem TV rausgesprungen sind, spricht für die Zähigkeit meines Bildschirms. Der Film deckt unzählige Akzentuierungen ab und macht seinem Namen alle Ehre. Es wurde mir einfach zu viel. Erfreulicherweise kann man sich hin und wieder an einer schönen Szene erfreuen. Das war es dann aber schon.

    Fazit: Der Film scheint intensiv mit allem und mit jeder Figur zu experimentieren. Ich hatte den Eindruck, dass die Macher des Filmes wirklich jeden Gedanken, der ihnen gerade so in den Sinn kam, in den Film gesteckt haben. „Everything Everywhere All at Once“ bringt dem Zuschauer viel von allem. Für meinen Geschmack von allem zu viel. Klar, wem der Film gefällt, prima. Darauf kommt es ja an. Ich allerdings fand ihn nervig, abstrus, chaotisch und noch nicht einmal lustig. Kurz und bündig: nicht mein Geschmack.

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      smartbo 19.03.2023, 11:13 Geändert 19.03.2023, 15:33

      Der frisch promovierte Franz Walter (Lars Eidinger) erhält nach seinem Studium an der Humboldt-Universität, Ost-Berlin, ein vielversprechendes Angebot des DDR-Auslandsgeheimdienstes, der HVA (Hauptverwaltung Aufklärung). Er wird beauftragt, die DDR bei den Vorbereitungen auf die kommende Fußballweltmeisterschaft 1974 zu unterstützen. Im Gegenzug wird ihm eine Professur angeboten. Franz nimmt das Angebot an und verspricht, dem System treu zu dienen. In seinem Führungsoffizier Dirk Hartmann (Devid Striesow) findet er einen wohlmeinenden Mentor, der ihm bei seinen Einsätzen in der Bundesrepublik Deutschland zur Seite steht. Zunächst muss Franz nur Informationen weitergeben, doch schon bald wird mehr von ihm verlangt …

      „Nahschuss“, beeindruckend gut inszeniert von Franziska Stünkel, basiert auf dem Fall des Stasi-Mitarbeiters Dr. Werner Teske, der 1981 vom Geheimdienst der DDR rekrutiert wurde. Auch ohne Kenntnisse des Falls wird dem Zuschauer klar, dass aus einer Verbindung mit dem DDR-Geheimdienst nichts Gutes entstehen kann. Entweder wird man zum Täter oder zum Opfer. Oder man wird beides. Was hier nach einem gewöhnlichen 08/15-Stasi-Film aussieht, den man schon x-mal gesehen hat, entwickelt sich trotz einiger anfänglicher Längen allmählich zu einer fesselnden und dramatischen Geschichte, die am Ende wohl keinen emotional kalt lässt.

      Für Hauptdarsteller Franz Walter fängt alles ganz harmlos an. Als Wissenschaftler sammelt er Informationen. Obwohl er zahlreiche Einschüchterungen und dreckige Machenschaften des Geheimdienstes miterlebt, kann er sich moralisch hinter seiner Arbeit verstecken. Deshalb ist es für ihn leicht, wegzusehen. Hinzu kommt das allgegenwärtige Dogma, die DDR stehe für eine gute Sache und es sei eine edle Pflicht, Staatsfeinde zu neutralisieren. Das Wegsehen fällt noch leichter, als Walter Vorteile wie eine komfortabel ausgestattete Wohnung in Ost-Berlin oder Reisen in die BRD nutzen kann.

      Der Film zeigt fortan zwei Welten. Er tut es nicht subtil, sondern explizit und sehr wirkungsvoll. Die Szenen, die in der DDR spielen, sind alle in grauer Farbe gehüllt. Die Atmosphäre ist klaustrophobisch und paranoid. Die Atmosphäre im Westen ist bunter, ohne jedoch den Westen zu idealisieren. Die zwei so verschiedenen Welten verursachen beim Walter Zweifel, die langsam Besitz von ihm ergreifen. Von diesem Moment an liegt der Fokus des Filmes auf seinem inneren Kampf, um sein Tun moralisch zu rechtfertigen. Die Gewissenskonflikte sind beim Walter deutlich zu erkennen und nagen an ihm, worunter auch seine Ehe leidet.

      Neben den emotional geprägten Bildern ist es vor allem der Kampf eines Menschen gegen den übermächtigen Staatsapparat, der den Film so sehenswert macht. Der Kampf wird in den Gestalten der Figur Franz Walter und der Figur Dirk Hartmann filmisch gut ausgearbeitet. Lars Eidinger als Walter zeigt mit Überzeugung die Verletzlichkeit eines Mannes, der weder Held noch Bösewicht ist. Eidinger gelingt es vortrefflich, den inneren Zwiespalt, der an ihm nagt, sichtbar zu machen. Auf der anderen Seite wird das System dämonisch von Devid Striesow in der Rolle des Dirk Hartmann verkörpert, der gekonnt seinem Charakter einen aufgesetzt wirkenden Charme und Kameradschaft verleiht, um seine wahre innere Kälte zu kaschieren.

      Fazit: „Nahschuss“ ist eine gute deutsche Filmproduktion und ein beklemmendes Psychodrama, das mit einer dichten Atmosphäre, den gut ausgearbeiteten Charakteren und der morbiden Geschichte zu fesseln weiß. Der Film ist eine laute Anklage gegen politische Ideologien jeglicher Couleur, die die Menschen verführen, belügen und an der Naser rumführen. Unter dem Vorwand, Gutes zu tun oder gar um die Welt zu retten, werden die Menschen für die eigene Ideologische Zwecke vor den Karren gespannt. Das Thema, das der Film behandelt, ist zeitlos, deshalb sicherlich auch aktuell. Daumen hoch, ein sehenswerter Film.

      Bis zum 08/04/2023 in der Arte-Mediathek verfügbar.

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      • 7 .5
        smartbo 17.03.2023, 10:30 Geändert 27.03.2023, 20:14

        Das Paar Margot (Anya Taylor-Joy) und Tyler (Mark Mylod) reist auf eine entlegene Insel. Dort können sie in einem exklusiven Restaurant unter der Leitung des Starkochs Slowik (Ralph Fiennes) ausgiebig speisen. Während des Urlaubs hält der Küchenchef aber ziemlich schockierende Überraschungen für seine Gäste bereit ...

        Es ist ein food orientierter Film, von daher nimmt man an, der Film handelt von der Freude am Essen. Doch „The Menu“ ist eine andere Art von Film. Das merkt man schon früh. Der Film beginnt mit schönen Bildern der idyllischen Insel, aber das Grundgefühl der Paradiesbilder beim Zuschauen ist etwas verstörend. Der Film hat es nicht eilig die Ursachen für diese Gefühl näher zu erklären. Er beginnt in einer relativ entspannten Atmosphäre und steigert seine Intensität ganz langsam durch kleine Zwischenfälle. Spannungen und Irritationen zwischen den Gästen werden sichtbar. Ja, die Spannungen und Irritationen werden auch durch die autoritäre Haltung des Kochs und der strengen Gastgeberin geschürt, die zwar korrekt und gastfreundlich ist, dies aber mit einem besonders kalten Auftreten tut.

        Das Restaurant genießt Prestige. Der Gast, der dort diniert, hat es auch und nutzt das Restaurant, um seinen Status zu demonstrieren. In einer solchen Atmosphäre macht der Koch, was er will. Mit der Ausübung seiner Künste nimmt Slovik seinen Gästen den Realitätssinn. Der Gast bewundert ihn und ist ihm dankbar. Der Geschmack wird bestimmt von den Spielregeln, wie sie bei den Eliten gelten. Es sind keine Regeln, die die Kritikfähigkeit anregen, sondern Regeln, die dazu dienen, den eigenen Status quo aufrechtzuerhalten. Der Esser in Slovik's Restaurant würde sogar einen schön dekorierten Teller mit schlechtem Essen für ein kulinarisches Highlight halten und es mit Genugtuung essen.

        Inmitten dieser überheblichen Genießer gibt es aber Margot, die die Rolle der Außenseiterin einnimmt. Sie spielt jemanden, der die Regeln nicht kennt und die Dinge aufmischt. Sie ist die Figur im Film , mit der sich der Zuschauer identifiziert. Margot hat einen kritischen Blick. Sie ist die bodenständige Figur, die aus einer unteren sozialen Schicht stammt, die sich nicht sklavisch an Protokolle hält. Sie ist für den Status quo der Gäste bedrohlich und steht im Gegensatz zu den riesigen Egos voller Selbstgefälligkeit, Heuchelei und schlechtem Geschmack. Margots Haltung erzeugt konfrontative und spannende Szenen. Und Anya Taylor-Joy spielt ihre Rolle vorzüglich. Es ist einfach nur höchst amüsant, diesen lustigen Filmpassagen zuzuschauen.

        Fazit: ein köstlicher Film, der sich als Mischung aus Komödie und Thriller präsentiert und gemächlich auf ein großes Finale hinarbeitet. Er ist spannend, komisch, geheimnisvoll, atmosphärisch stark und mit guten Schauspielern besetzt. Für mich ein Genuss und sehenswert. Top.

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          smartbo 14.03.2023, 11:02 Geändert 14.03.2023, 11:11

          Paul und Henry treffen sich in einem Fernbus, der Richtung West-Australien fährt, und verstehen sich auf Anhieb sehr gut. Sie freunden sich an, verbringen danach viel Zeit miteinander und helfen sich genseitig. Paul besorgt Henry einen Job bei seinem Bekannten Mark, mit dem Henry von nun an unterwegs ist. Doch das Zusammentreffen im Bus war kein Zufall. Warum, das wird nach und nach im Film verraten ….

          „The Stranger“ ist ein Film, der gemächlich und in aller Ruhe seine Geschichte erzählt. Der australischer Film ist ein Mix aus Thriller und Drama und dauert fast zwei Stunden. In dieser Zeit passiert nicht viel. Wer einen Film voller Actionszenen oder knisternder Spannung erwartet, ist hier falsch. Der Film spielt zwar in einem kriminellen Umfeld, konzentriert sich aber weniger auf die kriminellen Begebenheiten als vielmehr auf die beiden Protagonisten, Henry und Mark, und auf den Einfluss, den dieses Umfeld auf ihre Charakterentwicklung hatte.

          Trotz seines langsamen Tempos ist der Film nicht langweilig und strahlt eine bemerkenswerte Intensität aus. Ganz langsam enträtselt die Geschichte die Identität der beiden Hauptfiguren und enthüllt nach und nach, worum es geht. Der Fremde ist der Titel, was etwas Geheimnisvolles impliziert. Die beiden Männer, die beide mit auffälligem Bartwuchs ausgestattet und wenig gesprächig sind, tragen jeweils irgendwelche Geheimnisse mit sich. Der Schleier wird nur schrittweise gelüftet, was vom Zuschauer Sitzfleisch und etwas Geduld verlangt. Der Film hat eine bedrohliche und beklemmende Atmosphäre. Die Geschichte hat surrealistische Züge, die die düstere Stimmung verstärken. Positiv herauszustellen ist auch die schauspielerische Leistung der beiden Protagonisten Joel Edgerton und Sean Harris.

          Eine kleine Einschränkung habe ich jedoch: der Film hätte doch etwas mehr Suspense aufbauen können. Potential dafür bietet die Story allemal. Stattdessen konzentriert sich der Film schwerpunktmäßig eher auf seine dramaturgische Akzentuierung. Das ist auch insoweit okay, aber mehr Spannung würde die fesselnde Ausstrahlung sicherlich noch weiter verstärken. Auch finde ich, dass der Film etwas zu lang ist. Eine Kürzung um ca, eine ½ Stunde hätte dem Film sicherlich gut getan. Auf meine insgesamt gute Wertung hat diese Einschätzung allerdings nur einen marginalen Einfluss.

          Fazit: Der Film ist keine Alltagskost und sehr speziell. Wer genügend Sitzfleisch hat und Geduld bis zum Ende aufbringen kann, der wird mit einem guten und sehenswerten Film belohnt.

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          • smartbo 12.03.2023, 09:39 Geändert 12.03.2023, 18:35

            Einige Kategorien habe ich ganz ausgelassen, weil ich mich als Film-Laie in manchen speziellen Kategorien nicht in allen Einzelheiten auskenne. Und etwas mit Halbwissen auszufüllen, nur damit da etwas steht, macht keinen Sinn und würde die Gesamtwertung verfälschen. Aber ich mache in jedem Fall in den aufgeführten Hauptkategorien mit, denn wichtig ist, dass sich viele an der Abstimmung beteiligen. Das stärkt die Validität der Gesamtergebnisse. Also, los geht's:

            * Bester Film*
            George Carlin's American Dream, USA
            The Northman, USA
            The Innocents, Norwegen, GB ..
            Im Westen nichts Neues, Deutschland/USA
            Der denkwürdige Fall des Mr Poe, USA
            Die Einöde, Spanien
            Gladbeck: Das Geiseldrama, Deutschland
            Dave-Chappelle: What’s in a Name? USA

            * Beste Regie*
            Robert Eggers, The Northman
            Eskil Vogt, The Innocents
            Thomas M. Wright, The Stranger

            * Bester Darsteller*
            Alexander Skarsgård, The Northman
            Harry Melling, Der denkwürdige Fall des Mr Poe
            Joel Edgerton, The Stranger

            * Beste Darstellerin*
            Inma Cuesta, Die Einöde
            Jessey Buckley, Men
            Margot Robbie, Amsterdam

            * Bester Song*
            Gimme Some Lovin‘,The Spence Davis Group,The Adam Project

            * Beste Serie*
            Dahmer-Monster:Die Geschichte von Jeff. Dahmer
            Absolutes Fiasako: Woodstock 99 USA 2022
            Die schwarzen Schmetterlinge · 2022
            The Staircase USA · 2022

            * Bester Seriendarsteller*
            Evan Peters,Dahmer-Monster:Die Geschichte v. J.Dahmer

            * Beste Seriendarstellerin*
            Naomi Watts, The Watcher
            Toni Collette, The Staircase
            Alyzee Costes, Die schwarzen Schmetterlinge

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              smartbo 11.03.2023, 11:30 Geändert 12.03.2023, 10:06

              Der kleine Sammy Fabelman (Gabriel LaBelle) wächst in den ersten Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zuerst in New Jersey und danach in Arizona auf. Später zieht die Familie nach Kalifornien um. Bereits in seiner Kindheit hat er großes Interesse für das Kino entdeckt und dreht mit seinen Freunden Filme. Unterstützt wird er dabei von seiner Mutter Mitzi (Michelle Williams) , einer gelernten Pianistin. Sein Vater Burt (Paul Dano) ist Informatiker und beruflich sehr beschäftigt. Dessen Kollege Benny (Seth Rogen) übernimmt die Rolle des Onkels von Sammy. Er gehört praktisch zu Familie, was im Handlungsverlauf eine gewisse Rolle spielen wird. Allmählich entwickelt sich Sammys Begeisterung zum Film zur Leidenschaft, die sein Leben bestimmen wird, was endlich auch sein Vater verstanden hat, der bisher die Liebe seines Sohnes zum Film nur als harmloses Hobby ansah ….

              „Die Fabelmans“ ist ein semi-autobiografisch geprägter Film über Steven Spielbergs Kindheit und seine Liebe zum Kino. Neben der Liebe zum Film, die der junge Protagonist entwickelt, zeigt der Film, wie die Erfahrungen des Erwachsenwerdens das weitere Leben bestimmen. Genauso, wie man es von einem Feel-Good- und Coming-of-Age-Film erwartet. Denn so lässt sich der Film richtig einordnen. Man darf hier nichts Spektakuläres erwarten. Die Lebenserfahrungen und Beobachtungen im Film sind ziemlich allgemein und werden jedem bekannt sein.

              Der Film erzählt von Sammys Kindheit und wie er seine Liebe zum Film entwickelt, während die Familie ständig mit Veränderungen und dem damit verbundenen Stress konfrontiert ist. Die Einzelheiten sind nicht sehr tiefgründig oder weltbewegend, und eben einfach und angenehm anzuschauen. Die Wirkung ist nostalgisch, ohne sentimental zu sein. Die Geschichte wird ziemlich oberflächlich und unbeschwert mit einem Hauch von Melancholie erzählt.

              Die psychologische Ausarbeitung der Charaktere ist einfach gehalten. Es sind vor allem sympathische Charaktere, die im Film auftreten. Ok, sie haben oft ihre lästigen Eigenheiten oder Angewohnheiten, die die anderen Familienmitglieder nerven, aber ihre Absichten sind immer gut und aufrichtig. Unsympathische Charaktere sind weniger vertreten, aber sie sind präsent und dem Zuschauer wird es leicht gemacht, die Mobber und Peiniger nicht zu mögen.

              Spielbergs Liebe zum Film wird nicht nur emotional, sondern im Film auch praktisch genutzt. Sammys Kamera fungiert gewissermaßen als zusätzliches Augenpaar, das die Geschehnisse aufzeichnet und einen versteckten Einblick in die Fabelman-Familie gewährt. Film und seine Magie sind eindeutig die roten Fäden, entlang derer die Geschichte verläuft.

              Fazit: Große Namen sind bei mir keine Garantie für eine gute Wertung. Und so schneidet dieser Spielberg-Film nicht gerade herausragend ab. Okay, der Film bietet insgesamt eine akzeptable Unterhaltung, die sicherlich eines Blickes wert ist. Und von einem schlechten Film zu sprechen, wäre natürlich aus meiner Sicht inakzeptabel. Davon ist er weit entfernt. Aber die Handlung verläuft ziemlich glatt und flach, ohne Ecken und Kanten. Es gibt kaum dramaturgisch ausgeprägte Höhen und Tiefen. Und man vermisst im Handlungsverlauf auch etwas Interessantes oder Überraschendes, das einen Wow-Effekt auslösen könnte. Mich hat der Film gänzlich nicht abgeholt, so dass es nach meinem Geschmack für eine sehr gute Bewertung nicht ausreicht. Schade, denn ich habe mehr erwartet.

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                smartbo 10.03.2023, 10:50 Geändert 10.03.2023, 13:29

                Ghost Dog (Forest Whitaker) lebt zusammen mit seinen Tauben in einer selbstgebauten Behausung auf dem Dach eines verlassenen Gebäudes. Ghost Dog, Killer von Beruf, wird von dem alten Samurai-Ehrencodex Hagakure geleitet und „arbeitet“ für die italienische Mafia. Die Tauben benutzt er für Nachrichtenübermittlungen, da er kein Telefon, kein Handy und auch keinen Briefkasten besitzt. Nachdem er eines Tages pflichtgemäß seinen Mafia-Auftrag erledigt hat und den Mafiosi Frank erschießt, weil dieser sich mit der Tochter des Bosses eingelassen hat, wird Ghost Dog nunmehr selbst von der Mafia bedroht und verfolgt. Er reagiert darauf wie ein echter Samurai, wie es der strenge Ehrencodex verlangt ...

                Die Stärke des Films ist seine legere Atmosphäre. Die bizarre und irreale Geschichte entwickelt sich langsam und leise vor sich hin. Aber es wird nie langweilig, und Hektik ist hier sowieso nicht zu sehen. Whitakers lässiger Look passt perfekt zu seiner Rolle. Die Kamera folgt dem Tagesablauf des Killers. Viel spektakuläre Action muss man hier nicht erwarten, dafür stehen aber skurriler Humor und unbeschwertes Storytelling auf der Speisekarte. Die Hip-Hop-Musik spielt eine wichtige Rolle. Der Soundtrack fügt die einzelnen Passagen der Geschichte prima zusammen. Verantwortlich dafür zeichnet der Rapper RZA, Mitglied der berühmten Rap-Band Wu Tang Clan. Gekonnt wird alte japanische Volksmusik mit modernem Hip Hop und Rap gesampelt. Diese ungewöhnliche Kombination verstärkt die ohnehin schon intensive und originelle Atmosphäre des Films.

                Der Film nimmt sich selbst nicht zu ernst und bietet viel Raum für verrückte Situationen und skurrile Charaktere. Besonders die Rolle von Cliff Gorman als Sonny Valerio ist komisch. Er ist die rechte Hand des Bosses der heruntergekommenen italienisch-amerikanischen Mafiosi. Besonders witzig ist die Szene, in der er im Badezimmer vor dem Spiegel mit einem wirren Akzent einen Hip-Hop-Song rappt, plötzlich einen Laserstrahl im Abfluss des Waschbeckens bemerkt und erschossen wird. Die Charaktere sind schon arg überzeichnet, die Gangster im Film sehr karikiert. Fette, alte Männer, die nicht gerade mit hoher Intelligenz gesegnet sind. Und ihr Anführer ist die inkompetenteste Person der gesamten Bande. Diese Überspitzung der Figuren ist aber okay, denn sie reichert das eigenwillige und spleenige Ambiente des Filmes an.

                Diese Stereotypisierung passt gut zur lockeren Atmosphäre des Filmes. Der Charakter von Ghost Dog wird charismatisch von Forest Whitaker dargestellt, der perfekt seinen Job meistert. Dieser meines Erachtens unterschätzte Schauspieler zeigt in diesem Film sein ganzes Können. Sein Schauspiel ist sehr dezent und zurückhaltend. Die meisten Emotionen von Ghost Dog kommen von seiner Körpersprache und den Voiceovers, die aus Zitaten aus der Hagakure bestehen. Diese alten japanischen Sprüche beziehen sich auf die Handlungen und Motivationen von Ghost Dog. Im Verlaufe der Geschichte trifft Ghost Dog ein kleines Mädchen, die Mafioso-Tochter, den Samurai-Bruder (gespielt von RZA) und den französischsprechenden Eismann, alles Figuren die die kauzig-bizarre Ausstrahlung und die verschrobene Note des Filmes verstärken.

                Fazit: „Ghost Dog: Der Weg des Samurai“ bildet ein eigenes Subgenre. Ihn in ein bestimmtes Standardgenre hineinzupressen ist schier unmöglich. Dazu ist der Film zu originell. Er wird sicherlich nicht jeden Filmfan ansprechen. Das entspannte, gemächliche Tempo und der skurrile Humor werden vielleicht nicht jedem gefallen. Für Filmfans, die jedoch Genrevielfalt mögen und gerne auch mal einen Blick auf nicht alltägliche Filme wagen, ist der Film aus meiner Sicht absolut einer Empfehlung wert. Mir hat er jedenfalls super gefallen. Daumen hoch. Top.

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                  smartbo 07.03.2023, 10:50 Geändert 07.03.2023, 10:53

                  Nach dem Zusammenbruch des Ökosystems hat sich die Erde in einen postapokalyptischen Planeten verwandelt. Die 13-jährige Vesper (Raffiella Chapman) nutzt ihre Überlebensfähigkeiten, um mit ihrem kranken Vater Darius in dieser Welt zu leben. Eines Tages begegnet sie Camelia ( Rosy Mcewen) , einer Frau, die einen Flugzeugabsturz überlebt hat. Die Frauen machen einen Deal: Wenn Vesper sich der Suche nach ihrem vermissten Begleiter anschließt, wird Camelia sie zur Zitadelle bringen. Dort befindet sich Herz der Oligarchen, denen es sehr gut geht und die Technologien einsetzen, um die Welt und die Menschheit zu beherrschen. Die Menschen außerhalb der Zitadelle müssen um ihr Überleben kämpfen …

                  Die Welt ist nach der Katastrophe öde. Die Wälder sind ohne sichtbaren Tierlebens, die Felder liegen brach, die schlammigen Landschaften sind kahl. Das Wetter ist grau und wolkig. Dementsprechend grau ist die Farbgebung im Film. Eine depressive Stimmung bestimmt den Film. Gibt es noch Hoffnung? Für die Protagonistin Vesper, eine Autodidaktin im Anbau von fruchtbaren Pflanzen, gibt es sie. Die Zitadelle ist ein Ort mit einer magischen Anziehungskraft für die Menschen. Vesper hat die Hoffnung, dass ihre Experimente eines Tages Früchte tragen und ihr Zugang zur glückseligen Zitadelle gewährt wird.

                  Das Setting ist sehr gut inszeniert und erzeugt beim Zuschauen eine wahrlich bedrückende Stimmung. Ein heruntergekommenes Dorf und skurril gekleidete Schrottsammler bestimmen darüber hinaus das Erscheinungsbild dieser Welt, die in einem herbstlichen Dauerzustand gestürzt zu sein scheint. Die dystopischen Kulissen sind dem Film richtig gut gelungen und bieten einen sehr traurigen Anblick. Inmitten dieser zugegeben optisch starken Umgebung passiert aber kaum etwas. Der Film dauert 2 Stunden, das Pacing und der Erzählstil sind zäh und es gibt nur wenige Spannungsmomente. Die Handlung ist dünn, einfach nur hauchdünn. Die Charaktere sind ebenfalls schwach ausgearbeitet. Demensprechend sind auch die Dialoge uninteressant.

                  Fazit: Ja, eine gute Idee und ein guter Ansatz, aber die Umsetzung ist weniger gut. Was soll man sagen? Kurz und bündig: die Atmosphäre und die Kulissen haben mir gut gefallen. Der Rest des Filmes hat mich aber nicht wirklich gefesselt. Dazu ist der Handlungsablauf schlicht und einfach zu zäh und zu eintönig inszeniert. Das reicht bei mir für eine gute Punktewertung nicht aus.

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                  • 7 .5
                    smartbo 04.03.2023, 12:43 Geändert 04.03.2023, 16:45

                    Das Biopic beruht auf wahren Begebenheiten und schildert das Leben des irischen Künstlers Christy Brown. Er wurde am 5. Juni 1932 in Dublin geboren und starb am 6. September 1981. Christy ist eines von 13 Kindern einer armen irischen Familie und seit seiner Geburt fast vollständig gelähmt. Seine Mutter erkennt seine Intelligenz und seine Menschlichkeit, während andere ihn für geistesgestört halten. Christy hat nur die Kontrolle über seinen linken Fuß. Und das nutzt er aus. Mit viel Ausdauer, Talent und Ehrgeiz wird er schließlich zu einem geschätzten Maler, Dichter und Schriftsteller.

                    Christy ist aufgrund einer Zerebralparese (von lat. cerebrum „Gehirn“ und griech. parese „Lähmung“) schwer behindert, aber als man zunächst dachte, dass er geistig und körperlich behindert ist, stellt sich schnell heraus, dass er in Wirklichkeit ein wahres Genie ist. Der junge Christy (Hugh O'Connor) benutzt seinen linken Fuß – der einzige Körperteil, über den er Kontrolle hat – um ein Stück Kreide von seiner Schwester zu nehmen und die Buchstaben MOTHER auf den Boden zu schreiben. Seiner Mutter (Brenda Fricker) war schon viel früher klar, dass Christy mehr kann, als man auf den ersten Blick vermuten würde.

                    Christy wächst behütet in einer warmherzigen Familie auf und seine vielen Brüder und Schwestern beziehen ihn so weit wie möglich in ihr Leben ein. Als Christy jedoch älter wird (den erwachsenen Christy spielt Daniel Day-Lewis), wächst die Frustration in ihm. Wegen seiner Behinderung muss er auf vieles verzichten. Frauen lieben ihn mehr aus Mitleid, sehen ihn aber nicht als potenziellen Partner. Seine Bewegungsunfähigkeit treibt ihn manchmal in Wut und Verzweiflung. Während er sich zunehmend als talentierter Künstler profiliert, ertränkt er seinen Frust mit Whisky.

                    Obwohl der Film etwas düster wirkt, gibt es viele fröhliche und unbeschwerte Momente. So sieht man den jungen Christy, der von seinen Brüdern in einer Schubkarre die Straße entlang gefahren wird. Für lustige Momente sorgt auch die einfallsreiche Art, mit der er bei einem Fußballspiel auf der Straße mitspielen kann. Aber der Film scheut nicht davor zurück, Christys Schattenseiten zu zeigen. Sein Alkoholismus, seine manchmal verletzende Art, seine Frustrationen und Forderungen. So gelingt es dem Film, ihn authentische zu zeigen, ohne ihn jedoch unsympathisch zu machen.

                    Daniel Day-Lewis geht völlig in dieser anspruchsvollen Rolle auf. Es ist nicht einfach, einen schwerbehinderten Mann überzeugend darzustellen, aber Day-Lewis gelingt es vorzüglich. Eine wahrlich starke schauspielerische Leistung. Dafür gab es verdientermaßen den Oscar. Auch dem jungen Hugh O'Connor gebührt ein großes Kompliment. Top Schauspiel. Aber ebenso Brenda Fricker in der Rolle der liebevollen Mutter verdient ein großes Lob. Und auch sie erhielt einen Oscar. Neben der mehr als überzeugenden schauspielerischen Leistung ist auch die Geschichte gut. Christy Brown war kein Engel, er war manchmal unerträglich. Gerade deshalb kann sich dieses irische Biopic von amerikanischen Filmen deutlich abheben, in denen die weniger schönen Seiten der Porträtierten mit viel Kitsch verhüllt werden. „Mein linker Fuß“ ist im Vergleich zu solchen Filmen sehr real.

                    Fazit: Daniel Day-Lewis ist in diesem Film wahrlich brillant. Trotz des traurigen Themas wirkt der Film gar nicht deprimierend, weil er mit viel Humor angereichert wird. Das Prädikat sehenswert hat er in jedem Fall verdient.

                    Bis zum 27/04/2023 in der ARTE-Mediathek zu sehen.

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                      smartbo 14.02.2023, 10:12 Geändert 14.02.2023, 11:25

                      Der ehemalige Secret-Service-Agent Frank Horrigan (Clint Eastwood) wird von seinem Versagen bei der Ermordung des Präsidenten John. F. Kennedy verfolgt. Es war bei der Reise des Präsidenten durch Texas seine Aufgabe, ihn zu beschützen. Dreißig Jahre später bedroht ein Mann, der sich „Booth“ nennt (John Malkowich), den derzeitigen Präsidenten. Dies bringt Horrigan dazu, in zu seinen alten Beruf zurückzukehren, um sein damaliges Versagen gutzumachen und mit der unsäglichen Vergangenheit abzuschließen …

                      „In the Line of Fire“ ist ein düsterer Thriller, in dem Clint Eastwood mal wieder den eisernen Actionhelden spielt. Die unter der Regie von Wolfgang Petersen inszenierte Geschichte ist geradlinig und schnörkellos. Die nervenaufreibende musikalische Untermalung stammt von Ennio Morricones. Alles große Namen also, die vielversprechend sind. Kann der Film den Erwartungen gerecht werden? Ja, um das schon mal vorwegzunehmen.

                      Der Film gibt Eastwood in seiner Rolle reichlich Gelegenheit, seine körperliche Fitness zu zeigen. Er ist 63, rennt und klettert aber wie ein junger Spund, schlägt mit harter Faust zu, wie in seinen besten Jahren. (Ja, genau, Eastwood wird am 31.5.2023 93!) Die Handlung schildert aber nicht nur die harte Physis des Protagonisten, sondern verleiht ihm auch eine weichere Seite. Wenn Eastwood nicht als hartgesottener Bodyguard für den US-Präsidenten tätig ist, spielt er einfühlsam auf dem Klavier. Und als wäre das noch nicht genug, darf er sogar Emotionen zeigen. Für Eastwood ist die Rolle wie geschaffen.

                      Im Film darf Eastwood seine Angst zeigen und Gefühle haben. Er kann ein Mensch sein. Das ist eine Stärke des Filmes inmitten der spannenden und eher obligatorischen Action-Szenen. Der verletzliche Teil seines Charakters wirkt sich positiv auf die Geschichte aus. Die Authentizität seiner Figur unterstützt die Glaubwürdigkeit der gesamten Geschichte und erhöht die Spannung. Die andere perfekte Rolle ist die von John Malkovich. Er spielt einen wahnsinnigen Psychopathen und stellt ihn kontrolliert und teuflisch dar. Er ist furchteinflößend und kaltblütig, wie es nur Malkovich sein kann. Eastwood findet in ihm einen würdigen Gegner. Das vor allem psychologisch akzentuierte Katz-und-Maus-Duell zwischen Eastwood und Malkovich erzeugt eine verstörende Note und gibt dem Film einen zusätzlichen Kick.

                      „In the Line of fire“ ist ein intelligenter Action-Thriller, der viel Spannung bietet. Ein bisschen Liebeskummer, Schuldgefühle und viele emotionale Akzentuierungen bereichern den Handlungsablauf des Filmes. Die Atmosphäre der 90er Jahr ist gut eingefangen und authentisch. Wenn man zu den bereits erwähnten positiven Aspekten noch die gute Geschichte hinzuzählt, dann ergibt das im Gesamtergebnis eben einen guten Film.

                      Fazit: ein fetziger und unterhaltsamer Action-Thriller, der den Begriff Langeweile nicht kennt. Ja, er ist 30 Jahr alt, aber der Klassiker lässt sich immer noch sehen und ist bis heute noch absolut einer Empfehlung wert.

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                        smartbo 12.02.2023, 09:13 Geändert 12.02.2023, 21:24

                        Bei der Erstsichtung hat der Film bei mir ein „ganz gut“ erzielt. Als der Film aktuell auf Syfy gesendet wurde, habe ich Lust auf eine Zweitsichtung bekommen. Und wie sieht das Ergebnis aus? Also, es hat sich gelohnt, denn ich habe meine Punktewertung verbessert. Grund genug, dieses Mal ein paar Zeilen zu verfassen, um den Film zu würdigen. Ja, er ist gut und von einer albernen Handlung, wie man es verschiedentlich liest, kann meines Erachtens keine Rede sein. Und ich komme auch nicht dahinter, warum er von vielen als Trash im negativen Sinne bezeichnet wird. Denn dafür ist der Film einfach zu gut. Diese Vorbemerkungen sollen genügen, um schon mal vorab meinen positiven Eindruck vom Film herauszustellen.

                        Nun, worum geht es. Das kleine Wüstendorf Perfection wird von riesigen stinkenden Sandwürmern aufgeschreckt, die sich durch die Erde graben, die Menschen angreifen und sie verschlingen. Val (Kevin Bacon) und Earl (Fred Ward) und die Seismologin Rhonda LeBeck (Finn Carter) gehen der Sache nach und finden heraus, dass sich die riesigen Raketen-Würmer mühelos durch den Wüstensand bewegen können und von den Vibrationen der Dorfbewohner angezogen werden. Als die Monsterwürmer die Bewohner des Kaffs angreifen, beginnt der actiongeladene Kampf Tier gegen Mensch …

                        Der Film beginnt etwas zäh, und ich habe mich schon gefragt, ob sich die Zweitsichtung lohnen würde. Aber der Film nimmt schnell Fahrt auf. Mit dem Auftauchen der Sandwürmer kann der Spaß beginnen. Kevin Bacon und Fred Ward geben ein lustiges Duo ab und auch der Rest der Besetzung macht einen guten Job. Die Rolle der Seismologin, gespielt von Finn Carter, ist wichtig, denn sie ist nicht so komödienhaft, wie die des Duos. Sie verleiht dem Film einen Hauch Ernsthaftigkeit und verhindert damit, dass die Handlung zu einem albernen Klamauk verkommt. Und auch sie liefert eine prima Performance ab.

                        Die Spezialeffekte, insbesondere die Darstellung der Raketenwürmer, sind gut inszeniert. Die schleimigen Monster mit ihren weit geöffneten Mäulern und meterlangen, um sich schlagenden Tentakeln wirken real und bedrohlich. Das ist lobend zu erwähnen, denn es wurden keine Computertechniken verwendet. Die Art und Weise, wie sich die Riesenmonster bewegen, ist sehr wirkungsvoll. Wenn sie in Fahrt sind, wird die Erde über ihnen aufgewühlt, und mit dem Sand, den sie auswerfen, hinterlassen sie eine Spur. Eine Inszenierung, welche die Szenen mit den Raketenwürmern gekonnt echt wirken lässt. Hinzu kommt noch die düstere Atmosphäre eines trostlosen und abgelegenen Kaffs in der Wüste, wo keine Hilfe zu erwarten ist. Ja, das ist eben die perfekte Kulisse für diese Geschichte.

                        Der Film ist eine unterhaltsame und effektive Mischung aus verschiedenen Genres. So sieht man Elemente aus Science-Fiction, Comedy, Action und Horror. Auffallend ist, dass keine von diesen Akzentuierungen zu kurz kommt. Es gibt eine feine Balance, die den Film nicht nur spannend, sondern auch unbeschwert schwarzhumorig zugleich macht. Wäre es eine reine Komödie, oder Science Fiction oder Action oder Horror, würde der Film nicht funktionieren. Der perfekt dosierte Mix macht es. “Im Land der Raketenwürmer“ ist ein kurzweiliger Film mit hohem Unterhaltungswert. Und man kann es schon gut verstehen, warum er den Kultstatus erlangt hat.

                        Fazit: „Im Land der Raketenwürmer“ ist ein Film, der zeigt, dass der darin präsentierte Humor nicht auf Kosten der Spannung, der Action und des Horrors gehen muss. Der witzige Kultfilm bietet eine super Unterhaltung und ist in jedem Fall auch für Mehrfachsichtungen empfehlenswert.

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                          smartbo 10.02.2023, 10:21 Geändert 11.02.2023, 19:12

                          Paul Conroy (Ryan Reynolds) ist Lastwagenfahrer aus den Vereinigten Staaten, der im Irak arbeitet. Nach einem Angriff einer Gruppe von Terroristen wacht Paul in einem Sarg im Untergrund auf. Er wurde lebendig begraben. Nur mit einem Feuerzeug und einem Handy muss Paul versuchen, dieser klaustrophobischen Falle zu entkommen...

                          Ein Film, der den Aktionsradius des Protagonisten Paul Conroy klein hält. Die Kamera liegt zusammen mit dem Protagonisten in einem Sarg. „Buried“ thematisiert seine beklemmend klaustrophobische Situation und erzählt von den zahlreichen emotionalen Stationen, die Conroy durchläuft. In Zeiten, in denen viele Mainstream-Hollywood-Produktionen glauben, ein Übermaß an Spektakel und Sensationen bieten zu müssen, ist es wohltuend, diesen ruhigen Film in angenehm authentischer Optik zu sehen.

                          Die Inszenierung reduziert in „Buried“ alles auf ein Minimum. Der Film nutzt die Möglichkeiten, die ein begrenzter Raum und ein begrenzter Zeitrahmen bieten, maximal aus. Er verwehrt dem Zuschauer den Blick auf die Außenwelt. Die Kamera bleibt konsequent im Sarg vergraben und ist nah an der einzig sichtbaren Figur des Films. Die beklemmende, verstörende und beängstigende Isolation dringt erbarmungslos durch. Das Gefühl der Klaustrophobie macht sich beim Zuschauen breit. Die Verzweiflung und Panik, die Conroy erfassen, sind unangenehm greifbar.

                          Ryan Reynolds Schauspiel ist vorzüglich. Seine Rolle erfordert die Darstellung nahezu des gesamten Spektrums vorstellbarer Emotionen. Er versteht es, die Lücke zwischen Momenten der Verzweiflung und Momenten der Hoffnung zu füllen. Die Akustik spielt dabei eine große Rolle. Da der Gesichtsausdruck von Reynolds im schummrigen Licht eines Feuerzeugs oder eines Handys nicht immer gut zu erkennen ist, erfolgt die Übertragung der Emotionen oft über die Stimme. Das gelingt Reynolds vorzüglich.

                          Die räumliche Begrenzung birgt die Gefahr, dass der Film langweilig wird. Davon kann aber keine Rede sein. Die emsige Kamera, die Reynolds umkreist und ungewöhnliche Perspektiven wählt, erzeugt Dynamik und Spannung. Außerdem passiert Einiges, das Aufmerksamkeit verlangt. Die Gespräche mit der Außenwelt, die über das Handy laufen, sorgen schon für genügend fesselnder Momente. Ja, auch das unerwartete Finale ist sehr spannend. Immer wieder prima zu sehen, wenn es einem Film gelingt, einen Thriller mit einem ungewöhnlichen Ausrufezeichen zu beenden.

                          Fazit: trotz der minimalistischen Umgebung, erzeugt der Film eine tiefgreifende düstere Wirkung, die auch noch nach der Sichtung anhält. Der Film ist kurzweilig. Dafür sorgen schon die gute Inszenierung und die gelunge One-Man -Show von Ryan Reynolds. Meine Empfehlung.  

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                          • smartbo 08.02.2023, 15:04 Geändert 08.02.2023, 16:29
                            über Forum

                            MP scheint sich ja zu einem knallig bunten Reklame-Prospekt zu entwickeln in dem nur die Werbung im Mittelpunkt steht. Wer liest aber bitte Prospekte ? Kein Mensch. Das Herzstück dieser Seite sind immer noch die User-Kommentare und sonst nix. Wer sich für einen bestimmten Film interessiert und eine Meinung zu ihm einholen möchte, wofür MP primär auch da ist, der liest doch nicht die Artikel, sondern nur die Kommentare von den Usern. So sieht es aus. Mit der Abschaffung der Kommentarfunktion unter den Artikeln und der Abschaltung des Gästebuch-Funktion ist MP fleißig dabei, am eigenem Ast zu sägen. Sollte MP die User-Kommis oder die Unter-Kommis auch noch kappen oder einschränken, dann ist das Ende dieser Seite sicher.

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                              smartbo 07.02.2023, 10:20 Geändert 07.02.2023, 11:32

                              Damien (Jonathan Scott-Taylor) ist jetzt 13 Jahre alt. Er lebt mit dem Bruder seines Vaters Richard ( William Holden) und seiner 2. Frau Ann (Lee Grant) und seinem Neffen Mark ( Lucas Donat) zusammen. Damien und Mark besuchen eine Militärakademie, in der sie sehr gut sind. Damien ist der Antichrist, der Sohn des Teufels. Er muss dafür sorgen, dass die Welt in teuflische Dunkelheit versinkt. Einerseits findet er es beängstigend, andererseits entdeckt er seine Macht. Jeder, der sich ihm nähert und herausfindet, was und wer er ist, wird getötet, aber immer so, dass es wie ein Unfall aussieht …

                              Die Fortsetzung eines so erfolgreichen Films ist immer riskant. Dies gilt insbesondere für eine Fortsetzung eines Klassikers oder Kultfilms, hier also des exzellenten „Das Omen“ aus dem Jahr 1976. Eine Fortsetzung soll eine Geschichte sinnvoll fortsetzen und ergänzen. Eine Fortsetzung sollte neue Impulse in die Geschichte bringen. Im Teil 2 ist Damien in der Pubertät und merkt, dass er kein gewöhnlicher Junge ist. Der Charakter Damien ist älter und in der Lage, mit dem inneren Konflikt zwischen Damien dem Menschen und Damien dem Teufelskind umzugehen. Ein prima Nährboden für den Film. Doch wird er genutzt? Ja, aber nicht im vollen Umfang, denn die Geschichte ist nicht gerade etwas, was man als originell bezeichnen könnte.

                              Der Film hält sich sehr eng an die Struktur des ersten Teils. Die Handlung entwickelt sich dementsprechend. Das ist insoweit in Ordnung, aber dem Film gelingt es nur mäßig, dieselbe starke düstere Atmosphäre zu erreichen, von der der Vorgänger so wunderbar durchdrungen ist. Die vielen Nebenhandlungen, die hier von Zeit zu Zeit auftauchen, sind im Teil 2 eher überflüssig, denn sie lenken vom Hauptthema ab. Dadurch gelingt es dem Film nicht durchgehend, eine beklemmende, mystische und fesselnde Atmosphäre zu schaffen. Die „Höhepunkte“ des Films sind die einzelnen Mordszenen, die dem Film Leben einhauchen und eine bedrohliche Wirkung ausstrahlen. Gut fand ich vor allem die schauspielerische Leistung von Jonathan Scott-Taylor in der Rolle des Damien und William Holden als Richard Thorn. Nicht schlecht ist auch im Kern die Grundidee des Plots, die schon von sich aus ausreiche Spannung liefert. Ansonsten ist der Handlungsablauf aber vergleichsweise eher unauffällig.

                              Fazit: „Damien: Omen 2“ ist im Gesamtergebnis keine schlechte Fortsetzung des 1.Teils, aber auch keine herausragende. Was dem Film fehlt, ist die Raffinesse einer finsteren und spannenden Atmosphäre, die der 1. Teil so beeindruckend bietet. An die Qualität des ersten Teiles kommt der Film aus meiner Sicht daher nicht heran. So „leidet“ der 2. Teil eben unter dem ersten Film, weil man – egal ob man es will oder nicht – unbewusst Vergleiche anstellt mit dem Ergebnis, dass diese Fortsetzung eben der Verlierer ist. Würde ich den 1. Teil nicht kennen, wäre meine Wertung wahrscheinlich viel höher ausgefallen. Dennoch ist die Sichtung keine Zeitverschwendung, und für ein „ganz gut“ reicht es nach meinem Empfinden dicke aus.

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                                smartbo 05.02.2023, 09:17 Geändert 05.02.2023, 09:25
                                über Lou

                                Wir sind im Jahr 1986 auf den „Orcas Island“ in dem US-Bundesstaat Washington. Lou, eine Einsiedlerin, gespielt von Allison Janney, versucht, ihre finstere Vergangenheit hinter sich zu lassen. Als eines Nachts ein heftiger Sturm tobt, wird die Tochter der Nachbarin Hannah, gespielt von Jurnee Smollett, entführt. Die beiden Frauen riskieren ihr Leben bei der Suchaktion nach der Tochter, währenddessen allmählich dunkle Geheimnisse aus ihren Leben ans Tageslicht kommen …

                                "Lou" ist ein Film, in dem die hilflose Hannah auf die besonderen Fähigkeiten einer mürrischen, verbitterten und zurückgezogen lebenden älteren Frau angewiesen ist. Lou ist eine Person, die Hannah nicht gut kennt und mit der sie nicht gerade befreundet ist. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Hannahs entführter Tochter. Zwei gegensätzliche Charaktere in einer gemeinsamen Suche. Naja, nichts Neues also. Originell ist es wahrlich nicht.

                                Der Film beginnt mit einem gelungenen Intro, in dem die Figuren prima skizziert werden, so dass man sich als Zuschauer über die Charaktere ein gutes Bild machen kann. Als dann aber der Film in den Actionmodus übergeht, entpuppt er sich als Standardwerk. Vorhersehbar und nicht sehr spannend, führt der Film zum Ende mit einer Wendung, die eigentlich überraschen soll, die aber nicht überrascht und beim Zuschauer eine emotional neutrale Stimmung hinterlässt. Die anfangs gelungene Charakterzeichnung verpufft schnell und so bleiben die Charaktere so unbedeutend gestaltet, dass eine wirklich überraschende Wendung höchstwahrscheinlich auch wenig bis gar keine emotionale Wirkung gehabt hätte.

                                Doch es gibt auch einige positive Seiten im Film. So sind die Actionszenen gut. Sie beschränken sich zwar auf Kampfszenen, sind aber gut inszeniert. Auch die überzeugende Kamera ist lobend zu erwähnen. Pluspunkte bringen dem Film auch die Kulissen ein. Die Insel, auf der die Handlung spielt, ist eine Insel mit ausgedehnten Wäldern. Der unaufhörliche Regen und ein einsamer Strandabschnitt mit einem Leuchtturm sorgen für eine düstere Atmosphäre, die durchaus zu gefallen weiß.

                                Fazit: Handwerklich solide inszeniert, aber unter dem Strich aus meiner Sicht ein wenig überzeugender Film. Der Trailer ist vielversprechend, der Film selbst kann diesen Anspruch jedoch bei weitem nicht gerecht werden. Den muss man nicht sehen und man verpasst auch nichts.

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                                  smartbo 02.02.2023, 13:01 Geändert 02.02.2023, 13:03

                                  Danke, Expandable87, für den sehenswerten Tipp.

                                  Der kometenhafte Aufstieg des britischen Tenors Paul Potts bei Britain's Got Talent verblüffte 2007 das Publikum weltweit. Paul ist eines von vier Kindern eines Busfahrers und einer Supermarktkassiererin. Vom Beruf ist er Handyverkäufer. Er hört sich die Opernplatten seiner Eltern an und entdeckt sein Gesangstalent beim Singen in örtlichen Chören. Er wurde immens gemobbt, was sich verheerend auf sein Selbstbewusstsein auswirkte und nur durch seine Liebe zum Singen erleichtert wurde. Dies ist die Geschichte eines gewöhnlichen Mannes, der zu einer Mediensensation wird und Ungewöhnliches schafft …

                                  Was für ein schöner und auch emotional bewegender Film. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Ich habe das Vorsingen von Paul Potts bei Britain's Got Talent mehrfach gesehen und fand es recht nett, aber ich habe mich nie mit ihm als Person beschäftigt. Niemand hatte gerechnet, dass dieser unscheinbarer und einfacher Mann so grandios singen kann. Dieser Film zeigt, was für ein bescheidener und sympathischer Mensch er ist und wie weit er mit seiner Beharrlichkeit und enormen Fleiß gekommen ist.

                                  Der Film handelt hauptsächlich von der Zeit, bevor er berühmt wurde. Das finde ich etwas schade, ich hätte nämlich gerne seinen ganzen Lebenslauf gesehen. Die Inszenierung ist tadellos und die Geschichte wird ohne viel Schnickschnack präsentiert. Auch die Schauspieler sind überzeugend, was insbesondere für James Corden gilt, der Paul Potts darstellt. Er kommt der Mimik von Paul Potts sehr nahe und ist ihm sogar etwas ähnlich. Der Film bietet einen gelungenen Mix aus emotionalen Momenten, komödiantischen Szenen und dramaturgisch akzentuierten Bildern. Etwas, was man zurecht als gut gelungen bezeichnen kann.

                                  Fazit: kann es sein, dass der Film von fast allen übersehen wurde? Ein echter Feelgood-Film, der gute Unterhaltung und viel Spaß bietet. Ich kann ihn ohne Weiteres als sehenswert empfehlen.

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                                    smartbo 31.01.2023, 09:32 Geändert 31.01.2023, 14:29

                                    Burt (Christian Bale) und Harold (John David Washington), zwei Soldaten, die im ersten Weltkrieg in Frankreich zusammen gekämpft haben, werden nach ihrer Rückkehr in die USA in den 1930er Jahren Zeugen eines Mordes. Mit dabei ist die Krankenschwester Valerie (Margot Robbie), die die beiden im 1. Weltkreig in einem Lazarett in Amsterdam kennengelernt haben. Während der Ermittlungen zu diesem Verbrechen wird das Trio selbst zu Verdächtigen und von der Polizei verfolgt. Allmählich ahnen sie, dass sie in eine der ungeheuerlichsten Verschwörungen in der amerikanischen Geschichte verwickelt sind ….

                                    Der Film versucht allen möglichen Genres zu folgen, ohne jedoch einen klaren Schwerpunkt zu setzen: Komödie, Krimi, Film Noir, Satire, Thriller, fast alles ist dabei. Das Ergebnis ist, dass die skurrilsten Szenen präsentiert werden, die aber oft kaum Wirkung erzeugen. Meistens werden die Handlungsabläufe nur oberflächlich angeschnitten, sogar einige interessante Themen, die eigentlich etwas mehr im Mittelpunkt stehen sollten, werden leichtfertig „abgehandelt“. Dazu gehören die Diskriminierung von Schwarzen und Minderheiten, die gerade in den 1930er Jahren in den USA schlimm war oder auch die zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich.

                                    Was abgeliefert wird, ist ein wahrlich chaotischer Handlungsverlauf. Alles sieht aus nach viel Lärm um nichts. Ich hatte schon während der Sichtung den Eindruck, dass der Regisseur David Russel mit aller Mach versucht hatte, dem Film eine extravagante Note zu verliehen. Das ist ihm nach meiner Einschätzung nur mäßig gelungen. Es sieht alles zu unecht, zu künstlich und zu hip aus. Wie kann man nur eine eigentlich einfache Geschichte so verwirrend inszenieren. Ich habe Mühe gehabt, dem Film irgendwie zu folgen. Um aber mit der Handlung zurechtzukommen und ein klareres Bild zu erhalten, blieb nicht aus, dass ich eine Zweitsichtung angesteuert habe, die dann allerdings ein etwas besseres Ergebnis brachte. Mein wenig schmeichelhaftes Urteil von einer ziemlich konfusen Inszenierung blieb jedoch überwiegend auch nach der Zweitsichtung.

                                    Der Film hat aber auch Gutes zu bieten. Positiv bewerte ich den stark besetzten Cast, dem es gelingt, den Film im großen Ausmaß zu tragen. Auffallend sind hier insbesondere Christian Bale, Margot Robbie und John Washington, die aus meiner Sicht eine tolle Performance liefern. Und auch optisch ist der Film sehr ansprechend. So kommen insbesondere die schönen bräunlichen Farben gut zu Geltung. Und last but not least: zu den Pluspunkten des Filmes gehören ebenso die authentischen Kulissen und die starke Atmosphäre, die schön den Zeitgeist der 30er Jahre widerspiegelt.

                                    Fazit: Die Punktewertung war für mich nicht ganz einfach. Ohne der Zweitsichtung wäre der Film bei mir über eine 4 nicht hinausgekommen. Und wäre die Handlung nicht so chaotisch und etwas besser ausgearbeitet, hätte der Film sicherlich eine wesentlich bessere Note erreicht. So hat es schlussendlich unter dem Strich nur zu einem mageren „geht so“ gereicht.

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                                      smartbo 29.01.2023, 13:35 Geändert 29.01.2023, 16:10

                                      Obwohl mich der Regisseur Martin McDonagh mit seinen bisher bekanntesten Werken "Brügge sehen … und sterben?" und "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" nicht gerade begeistern konnte, habe ich mich überreden lassen, diesen Film im Kino zu sichten. Ohnehin wollten wir mal wieder ins Kino. So hat es also gut gepasst. Und ich kann vorwegnehmend schon sagen, dass sich die Sichtung gelohnt hat. Das mit dem Kino erwähne ich explizit, weil ich meine, dass der Film seine volle Qualität und atmosphärische Wucht vor allem im Kino entfaltet, das sicherlich ein besseres und intensiveres Seherlebnis bietet, als eine Sichtung zuhause.

                                      Nun, worum geht es im Film? Zuallererst fragt man sich natürlich, was der etwas mysteriös klingende Filmtitel zu bedeuten hat. Banshees sind Todesfeen in der keltischen Mythologie und Inisherin ist eine fiktive irische Insel vor der Westküste Irlands, wo die Handlung angesiedelt ist. Wir sind im Jahr 1923. Padraic (Colin Farrell) ist mit Colm (Brendan Gleeson) seit langer Zeit bestens befreundet. Ihre Freundschaft steht auf dem Spiel, als Colm sich plötzlich weigert, mit Pádraic zu sprechen. Diese Veränderung wirkt sich auf die Kameradschaft aus und setzt eine Reihe von schrecklichen Ereignissen in Gang, die das Leben der beiden prägen sollen …

                                      Nicht nur für Padraic, sondern auch für den Zuschauer ist es überraschend, dass Colm von heute auf morgen die Freundschaft mit seinem Kumpel beendet hat. Was um alles in der Welt hat Padraic getan, dass er plötzlich nicht mehr mit Colm befreundet sein kann? Die Antwort klingt etwas absurd, aber sie ist einfach. Er hat nichts getan. Colm hält Padraic für langweilig und einfältig. Ende der Geschichte, würde man meinen. Aber nein, sie fängt gerade erst an. Beide Seiten kämpfen unerbittlich. Der eine kämpft um die Freundschaft. Der andere kämpft für ihr Ende.

                                      Der Film soll eigentlich eine Tragikomödie sein. Das stimmt, aber die Betonung liegt nach meinem Empfinden eher auf Tragödie. In dem Film sind alle möglichen defätistisch geprägten Menschen zu sehen. Sie leben auf einer abgelegenen Insel, wo Alkohol und Klatsch im Überfluss das triste Dasein beherrschen. Eine Aussicht auf ein anderes und besseres Leben gibt es nicht. In einer solchen Gemeinschaft bedeutet das Ende einer Freundschaft sehr viel. Colm kann sich seiner Musik hingeben. Padraic, der mit seiner hoffnungslosen Existenz im Reinen war, wird mit der Leere seiner Existenz konfrontiert. Diese Existenz war bereits trostlos, aber er bemerkte es nicht oder wollte nichts davon wissen. Jetzt muss er sich damit auseinandersetzen.

                                      Die Geschichte hört sich ziemlich langweilig an. Ist sie aber nicht. Die Abgründe, die sich allmählich offenbaren, werden immer tiefer. Die Ereignisse werden nach und nach absurder, morbider und skurriler. Ab einem gewissen Punkt weiß man einfach nicht, ob man als Zuschauer lachen soll oder nicht. Die Atmosphäre ist enorm düster und schreckt zunächst ab. Die Optik ist dunkel und farblos. Und wenn im Hintergrund der Lärm des Krieges auf dem Festland zu hören ist, wo der irische Bürgerkrieg von 1923 tobt, wird die Atmosphäre noch finsterer und morbider. Es gibt nur Verlierer. Da hilft auch kein Alkohol. Der Film schafft es, das Absurde und Düstere auf eine trocken-komische Weise zu schildern, so dass man als Zuschauer trotzt der enormen Tristesse am Ende noch schmunzeln kann. Dieser schwierige Spagat ist der Inszenierung gut gelungen und ist zweifellos die Stärke des Filmes.

                                      Fazit: der Film dürfte nicht jedermanns Geschmack sein. Er ist das Gegenteil von vielen heutigen Filmen, die nichts anderes als Reizüberflutung, schallendes Remmmidemmi, ein pseudo-cooles Dialoggedöns und ein gewaltiges Optikgewitter zu bieten haben. Für den einen oder anderen dürfte der Film sicherlich langweilig sein. Mich hat er jedoch in seinen Bann gezogen. Für Filmfans, die Genrevielfalt mögen und gerne auch mal einen Blick auf nicht alltägliche Filme werfen, ist der Film sicherlich einer Empfehlung wert. Daumen hoch. Top.

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                                        smartbo 22.01.2023, 12:51 Geändert 22.01.2023, 15:45

                                        Gedreht in den Tondo-Slums von Manila in einem neorealistischen Look, spielt sich dieses Familiendrama ab wie eine echte griechische Tragödie. Die Titelfigur ist eine junge Frau namens Insiang, die mit ihrer alleinerziehenden und tyrannischen Mutter in erbärmlichen und verarmten Verhältnissen lebt. Die Spannungen steigen, als die Mutter einen jüngeren Liebhaber aufnimmt, der nicht wirklich hinter der Mutter, sondern der Tochter her ist. Langsam verstricken sich diese drei Charaktere in einen Strudel aus Eifersucht, Lust und Rache.

                                        Im Mittelpunkt dieses Filmes steht die Dreiecksbeziehung zwischen einer Mutter, Tonya , ihrem Freund Dado und ihrer Tochter Insiang. Es ist ein Film aus dem Jahr 1976. Das war in der Zeit, als dort der Diktator Ferdinand Marcos herrschte. Eine Zeit, in der Gesellschaftskritik nicht geduldet wurde. Es ist daher etwas überraschend, dass ein Film wie „Das Mädchen Insiang“ gedreht werden konnte. Es ist nicht so, dass der Film voller Regimekritik ist. Der Film handelt in erster Linie von einem Familiendrama. Dennoch enthält er Bilder, die bedrückende Lebensbedingungen und extreme Armut zeigen und somit inhärent sozialkritisch sind. Ein Beispiel dafür ist eine Filmpassage, die zerlumpte Kinder zeigt, die auf einem großen Müllhaufen spielen und ihren Stuhlgang verrichten. Ein weiteres Beispiel betrifft die Slum-Kulisse, in dem der Film spielt, die sehr explizit dargestellt wird. Ein Ort, wo die Menschen arm und das Leben alles andere als paradiesisch ist. Der Film scheut sich nicht, ein partiell erschreckendes Bild der philippinischen Gesellschaft im Jahr 1976 zu zeichnen.

                                        Die wichtigsten Rollen sind den Frauen vorbehalten. Die männlichen Rollen sind weniger beeindruckend. Die männlichen Charaktere dienen nur als Mittel, männlichen Chauvinismus visuell auszudrücken. Sie werden in diesem Film als Scheusale, charakterlose Typen und frauenfeindliche Monster dargestellt. Nicht nur aufgrund dieser Akzentuierung wird den weiblichen Figuren und vor allem der schönen Insiang viel Sympathie entgegengebracht.

                                        Der Regisseur Lino Brocka (1991 bei einem Autounfall verunglückt) war ein erfolgreicher und auf den Philippinen sehr populärer Regisseur. In der Gesamteinschätzung schneidet der Film aber aus meiner Sicht weniger gut ab. Er schwankt unentschlossen zwischen einer Charakterstudie über ein junges Mädchen, einem Familiendrama und teilweise auch einer sozialkritischen Milieustudie. Der zu übertrieben dramaturgische Erzählstil, der partiell gar wie eine Tragödie rüberkommt, hat mir nicht so gut gefallen. Untermalt wird diese Überdramatisierung noch zusätzlich von einer permanenten dröhnenden schrillen Musik.

                                        Und dann ist da die Geschichte, die simpel ist und, abgesehen von der anhaftenden Gesellschaftskritik, kaum beeindruckt und mich eigentlich wenig interessiert hat, weil sie einfach und plakativ zusammengestrickt ist. Im Vordergrund stand bei mir im Film primär der gesellschaftliche, politische und soziale Blickwinkel. Vortrefflich zeigt der Film wie groß die Kluft zwischen der philippinischen Elite und dem einfachen Volk damals war, auch wenn diese behutsame Kritik nicht explizit geäußert wird.

                                        Fazit: der Film hat mich gänzlich nicht überzeugt. Der Hauptkritikpunkt ist die dramaturgische Überzeichnung. Die Handlung muss bei mir nicht immer top sein, aber hier ist sie wahrlich rudimentär. Allerdings bringen die Atmosphäre, das authentische Setting und die vorsichtige, verdeckte Gesellschaft- und Sozialkritik dem Film Punkte ein. Unter dem Strich erreicht der Film bei mir in der Gesamtwertung ein „geht so“.

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                                          smartbo 20.01.2023, 11:14 Geändert 20.01.2023, 13:50

                                          Miles Bron, ein Tech-Milliardär, gespielt von Edward Norton, lädt einige seiner Freunde zu einem Ausflug auf seine griechische Privatinsel ein. Schnell wird klar, dass im Paradies nicht alles paradiesisch ist. Und wenn plötzlich ein Toter auftaucht, wer könnte den Fall besser lösen als der Detektiv Benoit Blanc (Daniel Craig) ? Doch so einfach ist der Fall nicht, denn die vornehme Gesellschaft, in deren Mitte der Mord passierte, ist von zahlreichen Geheimnissen und Intrigen umgeben.

                                          Der im Rahmen einer Whodunit-Inszenierung gedrehter Film ist eine Kombination aus Krimi und Komödie. Die Hauptrolle spielt Daniel Craig, der mit der Kreation des Detektivs Benoit Blanc die Verwirklichung einer neuen ikonischen Filmfigur bewirkt zu haben scheint. Er ist genial, exzentrisch, aber auch menschlich. Gute Voraussetzungen für eine Ikone. Ein dritter Film mit dem Detektiv ist in Vorbereitung, so wie ich es gelesen habe. Ob das gelingt, sei mal dahingestellt.

                                          Naja, Daniel Craig in einer für ihn ungewohnten Rolle, das ist schon etwas gewöhnungsbedürftig, aber er spielt seine Rolle -wie immer- gut, so dass man es mit der Zeit akzeptiert. Benoit Blanc ermittelt auf eine distinguierte und trocken-komische Art und Weise, um Geheimnisse zu lüften und Neues und Überraschendes ans Licht zu bringen. Die Charaktere werden überzeichnet dargestellt, ohne allerdings wirklich unglaubwürdig zu werden. Auf diese Weise bleibt das Mysterium authentisch genug, um ernst genommen zu werden und gleichzeitig wird der Humor ganz beiläufig serviert. Der Film ist eingängig, humorvoll und weckt Neugier darauf, wie es weiter geht. Trotz der üppigen Laufzeit hat er kaum eine Phase, in der nichts passiert und die Aufmerksamkeit nachlässt. Der 140-minütige Film steckt voller bizarrer Geschichten, viel Humor und lauter skurriler Charaktere.

                                          Fazit: Eigentlich nicht mein Genre, denn mit der Kombination Krimi/Komödie tue ich mich normalerweise etwas schwer. Und generell ist er auch nicht gerade der Knüller. Aber er hat bei mir dann doch noch irgendwie funktioniert, so dass ich ihn als Snack für Zwischendurch durchaus empfehlen kann. Viele starke prominente Namen unter dem Cast, die verrückten Charaktere, der unbeschwerte Humor und eine akzeptable Krimihandlung sind es, die den Film schlussendlich unter dem Strich zu guten und spaßigen Unterhaltung machen. Für eine einmalige Sichtung ist die Glaszwiebel okay.

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                                            smartbo 16.01.2023, 17:19 Geändert 16.01.2023, 23:57

                                            -->>> Mein Eindruck nach der Sichtung der ersten Folge

                                            Worum geht es in der Serie ? Zwanzig Jahre nach der Zerstörung der modernen Zivilisation durch eine Pilzinfektion, die die Menschen zu aggressiven Zombies verwandelt, wird Joel (Pedro Pascal) angeheuert, um die vierzehnjährige Ellie (Bella Ramsey) aus einer Quarantänezone zu der Widerstandsgruppe "Fireflies" zu schmuggeln, die gegen das herrschende Militärregime kämpft. Diese scheinbar einfache Aufgabe entwickelt sich rasch zu einer lebensgefährlichen Reise, da beide die gesamten Vereinigten Staaten, die von der Pandemie zerstört sind, durchqueren und sich aufeinander verlassen müssen, um zu überleben …

                                            Es ist die Adaption des gleichnamigen Survival-Videospiels. Schon das Spiel hat hohe Wellen geschlagen und gilt als einer der besten Spiele der Welt. Bei denjenigen, die das Spiel gut kennen und gespielt haben, dürfte meines Erachtens daher die Serie nicht ganz leicht haben. Bin deshalb froh, dass ich das Spiel nicht kenne und keine permanenten Vergleiche zwischen der Serie und dem Spiel anstellen muss. Die erste Folge hat mir gut gefallen. Ich freue mich vor allem auf Bella Ramsey, die in GoT die Rolle der Lyanna Mormont so überzeugen gespielt hat. In dieser Serie spielt sie die Ellie und weiß jetzt schon in der ersten Folge zu gefallen. Schauspielerisch ist sie einfach eine Wucht. Ja, und Pedro Pascal (bekannt aus der Serie Narcos) spielt seine Rolle des Joes gewohnt gut und routiniert.

                                            Von der Aufmachung her wirkt die Serie wie Walking Dead, The Book of Eli oder I am Legend. Die Inszenierung ist gut, die Atmosphäre überzeugend düster, die Kulissen und die Kostümierung sind aufwendig und plotgerecht authentisch, die CGI-Effekte top, und auch der Cast weiß zu gefallen. Ja, und die Geschichte selbst bietet ein enormes Potential. Hinsichtlich der Wertungskriterien gibt es von meiner Seite aus nach der ersten Folge also nichts zu meckern. Der Streamingdienst mit den drei Buchstaben sendet die Serie allerdings nur häppchenweise, eine Folge pro Woche. Da ich das Bingen bevorzuge, warte ich aber ab, bis alle Folgen der 1. Staffel verfügbar sind. Der erster Eindruck ist in jedem Fall schon mal nicht schlecht. Für eine Wertung ist es selbstverständlich noch zu früh. Mal sehen, wie es weitergeht.

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                                              smartbo 15.01.2023, 09:16 Geändert 15.01.2023, 10:03

                                              Der Film spielt in der DDR in den 1950er Jahren. Er basiert auf einer wahren Begebenheit und schildert, wie eine spontane Schweigeminute zu einem Wirbel um Grundrechte wie Bewegungs- und Meinungsfreiheit führt. Der ungarische Aufstand gegen die Russen 1956 veranlasst die Schüler einer Abschlussklasse in der DDR, sich mit dem Kampf der Ungarn zu solidarisieren. Zu Ehren der Opfer halten sie eine Schweigeminute ab. Dieser kleine Protest verursacht jedoch viel Aufregung, beeinträchtigt die familiären Beziehungen und erregt die Aufmerksamkeit der Behörden, insbesondere der Stasi …

                                              Das leitende Motiv des Filmes ist ein politisches Statement, das sich gegen die sowjetische Präsenz in der DDR und gegen die Freiheitsbeschränkungen richtet, die das sozialistische System seinen Bürgern auferlegt. Er zeichnet ein düsteres Bild des sozialistischen Nachkriegsdeutschlands. Rechthaberische alte Männer und verbitterte alte Frauen führen das Zepter. Ihre Motorik ist verkrampft und gehetzt. Ihre Unsicherheit und Misstrauen sind zu spüren. Die alles überwachende Autorität ist in allen Lebensbereichen präsent und lässt jeder Form von Lebensfreude keine Chance.

                                              Aus diesem grauen und deprimierenden Schleier erhebt sich plötzlich eine Gruppe junger Idealisten. Ihr Idealismus fühlt sich sympathisch, aber schlussendlich hoffnungslos an. Denn gegen aufbegehrenden Idealismus steht immer der Staat, der keinen Widerstand duldet und unbarmherzig mit bürokratischen Mühlen mahlt. Allmählich entwickelt sich ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Schülern einerseits und der Stasi andererseits, die alles tut, um die jungen Menschen mit Hilfe von Psychoterror gegeneinander auszuspielen.

                                              Die Atmosphäre ist bedrückend und nährt sich primär von der Paranoia der DDR-Administration, die aber trotz der Repressalien einen vorsichtigen Optimismus nicht verhindern kann. Vorzüglich erzeugt die Inszenierung Gefühle der Sympathie und Antipathie. Da ist zum Beispiel die Figur des Schulleiters, der beim Zuschauer Gefallen erntet, weil er die menschliche Seite verkörpert und die Schüler gegen die starren und unerbittlichen Staatsbeamten verteidigt. Auf der anderen Seite stehen die Vertreter der Stasi, die Ablehnung erzeugen. Diese Charakterzeichnungen, die Handlung und die beängstigende und beklemmende Atmosphäre kennzeichnen vorzüglich die vorherrschende Stimmung in der ehemaligen DDR.

                                              Fazit: Ein gelungener Film, dem es gelingt, einen relevanten Abschnitt der deutschen Geschichte einem breiten Publikum zugänglich zu machen und der gerade auch heute an Aktualität nichts verloren hat, was das Thema Meinungsfreiheit anbetrifft. Es ist ein trockenes politisches Thema, das im Mittelpunkt des Filmes steht. Aber er ist keineswegs langweilig, weil er darüber hinaus auch noch eine guter Unterhaltung und eine fesselnde Atmosphäre bietet. Das Prädikat sehenswert hat er in jedem Fall verdient.

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                                                Wir sind in Estland im 19. Jahrhundert. Die Bewohner eines Dorfes müssen mit den Werwölfen, der Pest und dem Teufel kämpfen. Das größte Problem für die Bewohner ist jedoch, die kalten, dunklen Wintertage zu überstehen. An solchen Tagen schrecken sie vor nichts zurück und rauben sich gegenseitig aus. Fast niemand besitzt Geld und Lebensmittel sind knapp. Sie werden von der Pest verfolgt, die gelegentlich einen Bewohner hinrafft. Mit Kreativität, Magie und einem Pakt mit dem Teufel versuchen sie, unter diesen harten Bedingungen zu überleben. Eine der Dorfbewohnerinnen ist das Mädchen Liina. Sie ist verliebt in Hans, einen anderen Jungen aus dem Dorf. Doch als eine deutsche Baronin das Dorf besucht, verliebt sich Hans unsterblich in sie …

                                                „November“ spielt in einer finsteren Umgebung. Der surrealistische Film beginnt ohne jede Erklärung mit einem Kratt, der damit beauftragt ist, eine streunende Kuh zu fangen. Sehr seltsam und skurril zugleich. "November"
                                                ist ein besonderer und schwer zugänglicher Film. Es wird wenig gesprochen. Der surrealistisch angehauchte Film spricht hauptsächlich in Bildern. In schönem stilistischem Schwarz-Weiß ziehen viele schöne Szenen vorbei, deren Bedeutung nicht sofort oder nie klar wird. Da sind zum Beispiel die verschiedenen Haushaltshelfer, die von den Dorfbewohnern aus allerlei Materialien (Rohre, Mistgabeln, Kuhschädel oder was auch immer verfügbar ist) zusammengebaut wurden.

                                                "November" erzählt von einer tragischen Liebesgeschichte. Eine Dreiecksbeziehung zwischen den drei jungen Charakteren. Die Liebesgeschichte tritt oft in den Hintergrund zugunsten des Einblicks in das Dorfleben, das verrückte und groteske Szenen zeigt, die eher in einer Komödie zu finden wären.

                                                Unverkennbar sind die Horrorelemente, die regelmäßig zu sehen sind und für eine unbehagliche und düstere Atmosphäre sorgen. Walking Dead, Werwölfe, der Teufel, Elemente und klassisches Material also, das sehr subtil und real in die Geschichte eingewoben ist. Die Streifzüge durch alte Mythen und alte Bräuche tragen wesentlich zum surrealen Eindruck des Films bei. Der Film kommt partiell rüber wie ein absurder Albtraum.

                                                Vieles im Film bleibt ungeklärt, so dass er wenig festen Boden unter den Füßen bietet. Aber die Geschichte ist eigentlich zweitrangig. Die Charaktere sind nicht leicht identifizierbar und ihre Handlungen bieten kaum ein einfühlsames Erlebnis. Es sind vor allem die gelungene Optik und die Bilder, die faszinieren. Sie sind vielschichtig, rätselhaft und hintergründig, wie der erzählerische Inhalt, gleichsam sind sie schön und atmosphärisch einnehmend. Der Einblick in diese fremde, düstere, unfassbare und vergangene Welt ist eine befremdliche und vor allem eine ungewöhnliche Reise.

                                                Fazit: Obwohl mir die finstere Atmosphäre und die Bilder gefallen haben, fand ich das Pacing, mit dem die Geschichte erzählt wurde, etwas schleppend. So blieb es nicht aus, dass mein Interesse an dem, was passierte, mit der Zeit etwas schwand. Aber trotzdem ist „November“ kein schlechter Film, punktet er doch vor allem mit seiner Originalität und atmosphärischer Stärke. Für ein „Gut“ und eine einmalige Sichtung reicht es aus meiner Sicht aus.

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                                                  smartbo 10.01.2023, 10:59 Geändert 10.01.2023, 11:06

                                                  „Top Gun- Maverick“ ist die Fortsetzung des Action-Klassikers „Top Gun“ von 1986. Die Handlung ist recht überschaubar. Es sind über 30 Jahre her, dass der Testpilot Pete „Maverick“ Mitchell (Tom Cruise) bei „Top Gun“, einer Gruppe von Elite-Piloten, tätig war. Mittlerweile ist er ein alter Hase im Geschäft und zu seiner alten Truppe zurückgekehrt. Er übernimmt dort die Ausbildung der jungen Nachwuchskräfte, um eine neue Generation von Kampfpiloten auszubilden. Maverick und die Piloten erwartet mit der Zerstörung einer schwer bewachten Uran-Anreicherungsanlage eines feindlichen Staates eine lebensgefährliche Mission …

                                                  Aufgrund all der Jubelwertungen, die überall zu lesen sind, habe ich mich entschlossen, diesen Nachfolger von Top Gun auszuprobieren. Vorwegnehmend kann ich sagen: schon das Original aus dem Jahr 1986 hat mir nicht so gut gefallen, daher ist es im Nachhinein nicht verwunderlich, dass dieser Film bei mir mehr oder weniger die gleiche weniger gute Einschätzung erfährt.

                                                  Im Film ist viel Fanservice voller Kitsch, Klischees, Militär-Propaganda, Ami-Pathos, Hurra-Patriotismus und Hero-Gedöns zu sehen. Etwas, was nicht gerade zu Plotanreicherung und -entwicklung beiträgt. Von identischen Szenen bis hin zu Rückblenden, ist klar, worauf diese Fortsetzung hinaus will: Wiedererkennbarkeit und Nostalgie. Wem das Ausgangsmaterial des ersten Filmes aber egal ist, dem bleibt eine schwache Geschichte mit einigen gelungenen Actionszenen. Und Actionszenen können zwar einen Film auf ein höheres Niveau heben, sie machen aber aus einem schlechten Film nie einen guten Film. Der Film ist voller nerviger Charaktere, die alle so glatt und perfekt und daher unecht wirken, und einer langweiligen Romanze (Maverick mit der Barbesitzerin Connelly).

                                                  Dann endlich die fulminante Action mit gelungenen Flugszenen, und in der Gesamtsicht eine Handlung, die schlussendlich vorhersehbar ist. Ein überraschender Verlauf, ein Twist, authentischere Charaktere, eine weniger glatte und pathetische Story, bisschen mehr Dreck und Verkommenheit bei den Charakteren und im Handlungsverlauf hätten nach meinem Geschmack dem Film sicherlich gut getan. Nun, etwas Positives habe ich doch noch zu vermelden: der von Faltemeyer, Lady Gaga (ja genau, sie) und Hans Zimmer arrangierte Filmsound ist super: Top Gun ? Eher Top Sound.

                                                  Fazit: Der Film ist natürlich Geschmacksache, die ja bekanntlich so unterschiedlich ausfallen kann. Wem der Film gefällt, okay, jedem das Seine. Meine Kragenweite ist der Film nicht.

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                                                    smartbo 08.01.2023, 10:04 Geändert 08.01.2023, 10:07

                                                    „Samaritan“ handelt von dem 13-jährigen Jungen Sam Cleary (Javon Walston), der auf der Suche nach einem mythischen Superhelden mit dem Namen Samaritan (Sylvester Stallone) ist. Vor 25 Jahren verschwand er auf mysteriöse Weise nach einer epischen Schlacht. Der Junge ist überzeugt davon, dass er noch am Leben ist und würde ihn gerne treffen …

                                                    „Samaritan“ ist kein typischer Superheldenfilm, als welcher er verschiedentlich bezeichnet wird. Es ist ein rasanter Actionfilm mit einer durchschnittlichen Geschichte, in der düstere und vor allem dramaturgische Akzente miteinander verwoben sind. Die Kulissen eines heruntergekommenen Viertels in einer trostlosen Stadt namens Granite City sind bemerkenswert gut gelungen und verleihen dem Drama eine finstere Atmosphäre. Hier leben die Menschen, die aus der Gesellschaft ausgestoßen sind. Hier lebt auch der ehemalige Superheld Samaritan. Er wird sehr überzeugend von Stallone gespielt. Der mürrische, alternde Held ist von der Welt enttäuscht und trägt eine sichtbare Trauer mit sich.

                                                    Obwohl sich das Setting und die Kleidung des Helden von Standard-Superheldenfilmen unterscheiden, folgt die Geschichte dann doch dem Schwerpunkt dieses Genres. Es ist der Kampf von Gut gegen das Böse, stark gewürzt mit einer fulminanten Action, die vor allem in der 2. Hälfte des Filmes an Fahrt gewinnt. Die Action ist erfreulicherweise weit entfernt von dem Optikgewitter und den bombastischen Effekten, die man in meisten Marvel-Filmen sieht. Vielmehr sieht man ihr die solide Handarbeit an, die zu gefallen weiß. Das bewerte ich positiv. Dadurch wird der Film weniger von Spezialeffekten dominiert, als es bei solchen Filmen üblich ist.

                                                    „Samaritan“ ist ein Film über einen verhinderten Helden. Ein bemerkenswerter und interessanter Ansatz, der viel Raum für dramaturgische Elemente bietet, die hier etwas tiefer ausgearbeitet werden, als es bei einem typischen Superhelden üblich ist. Letztendlich folgt der Film der Standard-Geschichte eines Superhelden-Filmes, und das Setting und die Figur Stallones sorgen für eine anhaltend düstere und mysteriöse Atmosphäre.

                                                    Fazit: nicht der großer Wurf, aber auch kein schlechter Stallone-Film. In die Filmgeschichte als Blockbuster wird er sicherlich nicht eingehen. Ein Film der Kategorie „gute Unterhaltung“, der einer einmaligen Sichtung wert ist.

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