smartbo - Kommentare

Alle Kommentare von smartbo

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    smartbo 29.01.2022, 11:47 Geändert 30.01.2022, 10:19

    Der großartige Blockbuster ist ja sehr bekannt und wird bis heute zu Recht als einer der besten Filme aller Zeiten gefeiert. Mit diesem Beitrag blicke ich auf einen Passus im Film, bei dem es um das Laufen geht. Forrest beginnt plötzlich, auf den Straßen zu Laufen. Er macht mit seinem Laufen die Medien auf sich aufmerksam. Und bald fragen sich die Menschen, warum läuft er denn? „Laufen sie für den Weltfrieden?“ "Für die Umwelt?" „Laufen sie für die Rechte der Frauen?“ „Warum tun sie das?“. Forrest: „Irgendwann gab es Leute, die darin einen Sinn gesehen haben, dass ich laufe“. Diese Menschen schließen sich Forrest an. Dann kamen noch mehr Leute dazu. Bald wurde daraus ein Massenlauf, denn unzählige Leute liefen mit Forrest mit.

    Hier die Filmpassage zum Laufen aus „Forrest Gump“.
    https://www.youtube.com/watch?v=X68tf57bGQU

    „Forrest Gump“ ist ein filmischer Geniestreich und einer meiner Lieblingsfilme. Das mit dem Laufen war wahrlich eine tolle Idee, die im Film großartig umgesetzt wurde. Wie sieht es nun damit aus, wenn man es in das reale aktuelle Leben umsetzt? Keine Frage, das Laufen/Jogging ist top. Aber es muss ja nicht das Laufen sein, Wandern oder ebenso Spaziergänge im Freien zusammen mit anderen Leuten tun es auch, weil sie gesund sind und nicht so anstrengend, wie das Laufen. Gerade derzeit sind sie so wichtig, weil sie den Geist befreien, die Widerstandskraft stärken und vor Ansteckungen mit Viren oder anderen schädlichen Einflüssen schützen. Also, um mit Forrest zu sprechen: auf an die frische Luft. Und wenn man zusammen mit einer Gruppe spazieren geht, macht es umso mehr Spaß.

    Ein Rewatch des Filmes, wie aktuell bei mir, lohnt sich immer. Sehenswert ist er auch bei Mehrfachsichtungen in jedem Fall.

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    • 9
      smartbo 28.01.2022, 14:10 Geändert 28.01.2022, 21:47

      *** Der Kommentar enthält SPOILER ***

      McMurphy zu den Patienten einer psychiatrischen Klinik: "Was glaubt ihr denn was ihr seid, verdammt nochmal, verrückt oder was? Das seid ihr nicht...seid ihr nicht. Ihr seid nicht mehr oder weniger verrückt, als jedes Durchschnittsarschloch draußen auf der Straße. Nicht zu fassen, ich kanns einfach nicht glauben.“

      Der Ganove McMurphy glaubt, dass er einer Gefängnisstrafe entgehen kann, indem er vorgibt, geistesgestört zu sein. Sein Plan schlägt jedoch fehl, denn er wird in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen, aus der er nicht mehr rauskommt. Er versucht das Beste aus der Situation zu machen und die anderen Insassen, die -vollgepumpt mit Medikamenten- in eine trübselige Apathie verfallen sind, mit Kartenspielen und Basketball zu beleben und zu begeistern. Aber die strenge Oberschwester Mildred Ratched achtet darauf, dass die herrschende Ordnung befolgt wird. Zwischen McMurphy und ihr beginnt ein Kleinkrieg.

      „Einer flog über das Kuckucksnest“, im Jahr 1975 von Milos Forman inszeniert, ist nach wie vor ein großartiges Filmerlebnis. Rasch zieht der Film dank der brillanten Inszenierung den Zuschauer in die Geschichte hinein und weiß zu faszinieren. Gekonnt vermischt der Film komödiantische Elemente mit dramaturgischen Akzentuierungen. Dies funktioniert vorzüglich, denn die Dosierung und die Implementierung der beiden Färbungen in den Handlungsablauf sind perfekt gelungen, so dass im Gesamtergebnis ein beeindruckendes Dramedy-Erlebnis entsteht. Die größte Stärke des Films ist sein ausgezeichneter Cast. Alle Charaktere werden von Schauspielern gespielt, die dafür wie geboren zu sein scheinen, diese Rollen zu spielen. Jack Nicholson natürlich zuvorderst, aber ebenso Danny DeVito, Christopher Lloyd, Will Sampson und gleichermaßen natürlich auch Louise Fletcher sind einfach nur exzellent.

      Großartig wird das Leben in der psychiatrischen Anstalt geschildert. McMurphys Energie und Lebensfreude stecken die anderen Patienten an, und allmählich entwickelt sich im Alltagsleben der Anstalt eine lockere und unbeschwerte Atmosphäre. Beeindruckend sind insbesondere die gefakte Baseball-Kommentarszene und ebenfalls die Bootsfahrt sowie die Party am Ende. Schwester Ratched gilt als eines der größten Filmmonster der Kinogeschichte. Aber die große Stärke des Films ist, -dank Fletchers großartiger schauspielerischer Leistung-, dass man sich als Zuschauer partiell sogar in ihr Gefühlsleben hineinversetzten kann. Sie ist kalt und distanziert, sie macht aber nur ihren Job, setzt Regeln durch und achtet, dass die Grenzen nicht überschritten werden. Inszenatorisch ist es eine Gratwanderung und ein labiler Hochseilakt, der jedoch vorzüglich gelingt, und am Ende geht McMurhpy als Sympathieträger in diesem Duell hervor.

      Einer der auffälligsten Protagonisten in diesem Film ist der schweigsame Häuptling Bromden, der im Verlauf des Films eine immer größere Rolle spielt. Eindrucksvoll wird die sich anbahnende Freundschaft zwischen ihm und McMurphy gezeichnet, die mit der tollen Basketballszene beginnt. Eben diese starke Freundschaft zwischen Bromden und McMurphy ist der Auslöser für die sehr bewegende Szene am Ende des Filmes, als Bromden im Waschraum den Waschtisch herausreißt, ihn durch das Fenstergitter schleudert und rausrennt. Untermalt wird Bromdens Flucht durch einen ausgefallenen und einnehmenden Sound, ungewöhnlich instrumentiert mit einer "singenden Säge" und Weingläsern, der die tief berührende Wirkung der Szene noch zusätzlich verstärkt. Wahrlich eine epische Szene, die in die Filmgeschichte gehört.

      Fazit: Egal, ob Jung oder Alt, tough oder soft, Weiblein oder Männlein: der Film fesselt emotional bis ins Mark und geht ans Gemüt. Zweifelsohne einer der genialsten Filmklassiker. Für jeden Filmfan ein Muss. Beide Daumen hoch. Top.

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      • smartbo 26.01.2022, 13:57 Geändert 26.01.2022, 17:28

        Prima Artikel, den ich schmunzelnd und zustimmend mit viel Genuss gelesen haben. Und ich kann es hier hervorheben, dass "Breaking Bad" ein Geniestreich war und für lange Zeit die beste Serie der Welt bleibt. Schön sind im Artikel die markanten Szenen aus der Serie aufgeführt. Ich habe jedoch noch eine, die mir immer wieder einfällt, wenn ich an "Breaking Bad" denke:

        Skyler auf dem Bett im Schlafzimmer sitzend, Walter geht umher.

        Skyler verzweifelt zum Walter: „Lass uns aufhören, und zugeben, dass Du in Gefahr bist“
        Walter zu Skyler, die ihn entsetzt und zunehmend ängstlicher anschaut:
        „Weißt du eigentlich, mit wem du hier redest? Was glaubst du, wer hier vor dir steht? … Du hast keinen Schimmer davon, mit dem du hier zu tun hast. Deshalb will ich es dir verraten. Ich bin nicht in Gafahr, Skyler. ICH BIN DIE GEFAHR ! Einer öffnet die Haustür und wird erschossen. Und du meinst, das wäre ich? Nein! ICH bin derjenige, der bei ihm an der Tür klopft“

        https://www.youtube.com/watch?v=IBBgeKG9V1c

        Einfach nur köstlich und einer der besten filmischen Dialoge ever.

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          smartbo 24.01.2022, 17:36 Geändert 25.01.2022, 12:33

          Die Story ist recht überschaubar. „Euphoria“ erzählt die Geschichte der 17-jährigen Rue, die nach einer Drogen-Überdosis den Sommer in der Entzugsklinik verbringt. Nach der Entlassung kehrt sie nach Hause und in Schule zurück, aber ohne die Absicht, clean zu bleiben. Gelingt es Rue, ihr Leben in den Griff zu bekommen?

          An zahlreichen billigen Teenieserien, die derzeit den Markt überschwemmen, mangelt es wahrlich nicht. Diese Serie aus dem Haus HBO wollte qualitativ eigentlich etwas Besonderes sein und sich von den zahlreichen „Serienchen“ abheben. Davon kann aus meiner Sicht jedoch nicht die Rede sein. Warum? Zunächst mal finde ich die Einstufung als Teenieserie unzutreffend. Dazu ist sie zu roh, zu dreckig, zu unangepasst und zu explizit. Nun, rein audiovisuell versteht sie es, zu beeindrucken. Stimmt schon: die exzellente Optik, die ungeschönte Atmosphäre, der tolle Soundtrack, die guten Schauspieler, der flotte Schnitt, und auch insbesondere die exzellente Kameraarbeit wissen zu gefallen.

          Schaut man sich allerdings die Storyline genauer an, beginnt es kritisch zu werden. Es gibt Sex zuhauf, Drogenexzesse, Saufgelage, Joyriding all Inclusive, Partys bis der Arzt kommt. All dies projiziert einen wilden Handlungsablauf. Im Prinzip gibt es aus meiner Sicht daran nichts auszusetzen. Aber ich frage mich, wo bleibt denn das Substanzielle, nämlich eine gut ausgearbeitete Handlung. Die Serie springt einfach zusammenhanglos von einer Szene zu anderen, ohne von einem plausiblen, plotrelevanten Kontext getragen zu werden, so dass zwangsläufig der Eindruck einer abgehackten Szenenreihenfolge entsteht. Natürlich gibt es Ansätze einer Story. Aber sie ist belanglos, ohne Tiefe, und hat mich nicht erreicht, geschweige denn überzeugt. Da hapert es.

          Und dann immer wieder bis zum Erbrechen diese bizarren und skurrilen Übertreibungen, die verpackt sind in einem permanenten Bombardement an Titten, Schwänzen, nackten Ärschen, Muschis, Ficken bis zum Umfallen, und Teenies, die sich mit Drogen und Alk vollpumpen, wie Zombies herumirren und an der eigenen Kotze ersticken. Dass ACAB die Leitparole dieser "Jugendkultur" ist, verwundert dann nicht. Bewusst wähle ich eine vulgäre Sprache für die Beschreibung, weil sie den Charakter der Serie treffend wiedergibt. Alles ist mächtig überzeichnet, offensichtlich um aufzufallen und als Skandalserie den Serienmarkt aufzumischen. Für meine Begriffe völlig überdosiert und die reinste plumpe Effekthascherei. Mit Authentizität und Realität hat die Serie äußerst wenig zu tun.

          Fazit: Die Punktewertung fiel mir bei dieser Serie nicht gerade leicht. Sie ist zwar beliebt, aber Popularität ist nicht Qualität. Als schlecht möchte ich sie nicht einstufen. Dafür sind die von mir oben aufgeführten positiven Aspekte einfach zu gut. Dennoch ist mein überwiegender Eindruck am besten mit „style over substance“ getroffen. Sie ist nach meiner Einschätzung zu überbewertet. Zu einem "gut" reicht es aus meiner Perspektive nach Abwägung aller Pro- und Kontrapunkte nicht aus.

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            smartbo 14.01.2022, 17:16 Geändert 14.01.2022, 21:36

            „Die Einöde“ spielt in Spanien des 19. Jahrhunderts und handelt von dem sensiblen 12jährigen Jungen, Diego, der mit seiner Mutter Lucia und seinem Vater Salvator mitten in der einsamen Ödnis vom Rest der Welt abgeschnitten lebt. Während Salvador versucht, aus dem scheuen Jungen einen harten Mann zu machen, beschützt Mama Lucia Diegos Kindlichkeit. Eines Tages verlässt Vater Salvator nach einem grausigen Vorfall die Familie und lässt Lucia und Diego alleine zurück. Seitdem wird die Familie von einer imaginären bösen Kreatur bedroht, die außerhalb des Hauses lauert. Diego ist ängstlich und versucht, seine Ängste zu überwinden, um sich und seine Mutter vor diesem finsteren Wesen zu beschützen.

            Die Handlung ist überschaubar und steht auch nicht im Mittelpunkt des Filmes. Worum geht es? Der Film ist auf dem Hintergrund des Erwachsenwerdens des Jungen eine gelungene Studie über die Psychologie der Angst, über fatale Auswirkungen der Angst und den Umgang mit ihr. Vermischt ist der Plot mit dramaturgischen Akzentuierungen und dezenten Elementen aus dem Mystery-Genre, was ihn zu einem kleinen Gruselfilm macht. Gekonnt beleuchtet der Film, welche schlimmen pathologischen Folgen eine Vereinsamung und die soziale Isolierung haben können. Insofern sind hier Parallelen zu der Gegenwart und der Einsperrung von Menschen in Quarantänen im Zuge der sog. Corona-Krise unübersehbar.

            Die partiell vorzufindende Bezeichnung als Horrorfilm finde ich unzutreffend und irreführend, denn das ist der Film nicht. Diese Erwartung führt dann dazu, dass eingefleischte Horrorfilmfans, die sich einen blutigen Gruselschocker erhofft haben, den Film zu Unrecht schlecht bewerten, weil er eine solche Erwartungshaltung wegen anders gelagerter Akzentuierung nicht erfüllt. So etwas zieht dann oft den Film in der Gesamtwertung, wie man hier leider sehen kann, herunter.

            Die Gruseleffekte sind sparsam eingesetzt. So gibt es z.B. kaum Jump-Scares. Tatsächlich ist die meiste Laufzeit nicht einmal ein Monster zu sehen, und selbst wenn es auftaucht, ist man sich nie sicher, ob es real oder eingebildet ist. Der Punkt ist, dass der Fokus des Plots primär auf Diego und Lucia liegt, die zunehmend von ihrer irrationalen Angst und Paranoia beherrscht werden. Die Inszenierung ist durchweg exzellent. Denn allein die implizite Drohung mit dem, was da draußen Schreckliches sein könnte, oder sogar die Frage, ob es überhaupt etwas Gruseliges gibt, scheint zu genügen, um fesselnde Momente zu erzeugen und den Zuschauer bei der Stange zu halten.

            Womit der Film aber ganz besonders punktet, ist die spartanische, dunkel und morbide wirkende Kulisse, die lediglich aus einem alten, ungepflegten Gehöft besteht, sowie die wuchtige düstere Atmosphäre, die mit einfachsten Mitteln inszeniert wurde. So entfalten die simplen Licht- und Schatten-Effekte und die bizarr anmutenden Gruselszenen atmosphärisch eine enorm starke Wirkung. Der bedrückende Sound verstärkt noch weiter die finstere Stimmung. Untermauert wird die gute Filmqualität durch die exzellente schauspielerische Leistung der Darsteller. Das gilt für die Rolle der Lucia, die von Inma Cuesta verkörpert wird, aber auch ganz besonders für Asier Flores, der hier so großartig den Jungen Diego spielt.

            Fazit: wenn man bedenkt, dass es das Regiedebüt von David Casademunt ist, dass der Film äußerts spartanisch in einem Low-Budget-Rahmen inszeniert wurde und dass der Film mit nur drei Schauspielern auskommt, dann lässt er sich ohne Wenn und Aber wirklich sehen. Daumen hoch. Für mich ein Geheimtipp und eine kleine filmische Perle.

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            • smartbo 12.01.2022, 11:19 Geändert 12.01.2022, 17:41

              Guter Artikel zu einem wichtigen Thema, welches in der Community zu wenig Beachtung findet. Ich schließe mich den Ausführungen in dem Beitrag an. Die Arbeit der deutschen Synchro wird -wenn sie gut ist- erst gar nicht beachtet oder lobend erwähnt. Aber wenn sie mal schlecht ausfällt, wird sie dann um so heftiger kritisiert. Ich selbst schließe mich hiervon auch nicht aus. Dabei ist die deutsche Synchronisation insgesamt weit überwiegend nicht zu beanstanden und -auch im internationalen Vergleich- sogar hervorragend. Dahinter steckt viel Arbeit und auch viel Können, und letztendlich hängt die Gesamtwertung eines synchronisierten Filmes zum Großteil auch von der Qualität der Synchro ab.

              Allerdings ist leider zu bezweifeln, ob die Arbeit der Synchro irgendwann eine größere und angemessene Beachtung findet, die sie auch sicherlich verdient. Dazu ist sie -rein technisch gesehen- zu sehr auf die Akustik beschränkt und zu anonym im Hintergrund versteckt. Es fehlen halt für eine Wertung und bessere Darstellung die Gesichter, die gerade in Filmen so wichtig sind. Schwierig, daran etwas zu ändern. Wie gesagt, LEIDER, aber es ist so. In jedem Fall sind jedoch solche Artikel, die diese filmische Arbeit hervorheben, hilfreich, die Wertigkeit der Synchro etwas zu verbessern. Und das ist begrüßenswert und schon sehr viel.

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                smartbo 11.01.2022, 10:21 Geändert 28.01.2022, 23:47
                über Pig

                Rob (Nicolas Cage) führt zusammen mit seinem Trüffelschwein fernab der Zivilisation ein einsames und einfaches Einsiedlerleben in den Wäldern von Oregon. Die friedliche Idylle findet ein jähes Ende, als das Ferkel von Einbrechern gestohlen wird. Rob macht sich auf die Suche nach seinem geliebten Schweinchen. Die Suche führt ihn nach Portland, wo er mit seiner mysteriösen Vergangenheit konfrontiert wird, mit der er offenbar noch nicht abgeschlossen hat.

                Dies schon mal vorab: damit der Film gefällt, ist es wichtig, an ihn mit einer angemessenen Erwartung heranzugehen. Sieht man sich den Kern der Story an, in der es im Wesentlichen um die Fahndung eines Mannes nach einem geliebten Tier geht, könnte man meinen, dass es eher ein Action-Film ist. Vor allem auch deshalb, weil die Hauptrolle von Nicolas Cage gespielt wird, der in den letzten Jahren wie kaum ein anderer dieses Genre geprägt hat. Doch Zuschauer, die einen solchen Film erwarten, werden enttäuscht sein. Es ist kein Actionfilm, und auch kein Rachestreifen, ebenfalls kein spannender Thriller und ebenso auch kein Film mit dramaturgisch stark akzentuierten Ups-and-Downs.

                „Pig“ ist eine sensible Geschichte über Liebe, Verlust, Trauer. Der Erzählstil ist ruhig, subtil und der Handlungsverlauf gemächlich. Untermalt wird das finstere Flair des Filmes von einer hervorragend inszenierten düsteren Atmosphäre. Die Story über ein geklautes Schwein klingt auf den ersten Blick etwas drollig. Sie ist es aber im Kern nicht. Es ist ein bewegendes leichtes Drama über einen emotional aufgewühlten Mann, der einsam durchs Leben geht. Der Film bietet aber noch mehr. Die Handlung scheint im Film eigentlich zweitrangig zu sein. Vielmehr stellt sie lediglich den filmischen Rahmen dar. Wichtiger ist die Botschaft, die der Film zum Ausdruck bringen will. Nur wenige Dinge im Leben sind wirklich wertvoll. Für Rob zählen Ruhm und Geld nichts. Für ihn ist nur das Schweinchen wichtig und dieser Verlust ist nicht mit materiellen Dingen aufzuwiegen. Ein weiterer Schwerpunkt des Filmes ist in Robs Abneigung gegenüber einem oberflächlichen und spießigen Leben zu sehen. So wird ein Koch von ihm in einer großartigen Dialogszene derb mit seinem verpfuschten Leben konfrontiert, das bisher nur von Job-Hopping, häufigen Umzügen und sich wiederholenden Tagessroutinen, dem Hamsterrad ähnelnd, geprägt war.

                Dies alles mag simpel klingen, aber ich finde, dass die Inszenierung Robs einfache Lebensmaxime gut einfängt und aus der schlichten Philosophie etwas Wertvolles macht. Und dass es im Film eigentlich gar nicht um das gestohlene Trüffelschwein geht, dürfte klar sein. Es ist aus meiner Sicht im Prinzip eine kritische Parabel auf die westliche Zivilisation, und hinter der Suche nach dem verschwundenen Schwein steckt eine Metapher, die Robs spartanische Einstellung zum Leben verdeutlichen soll.

                Nicolas Cage spielt seine Rolle sehr ruhig und langsam. Ganz im Gegensatz zu den zahlreichen Charakteren in seinen Actionfilmen und der düsteren Figur, die er in dem surreal anmutenden Film „Mandy“ verkörpert. Er spielt sehr feinfühlig und versteht es, seinen inneren Schmerz glaubwürdig zu vermitteln. Ist dieser (!) Film der Image-Changer, den Cage mit seinen neuen Filmen angestrebt, um den einseitige Ruf eines überdrehten Actiondarstellers, der an ihm wie eine Klette zu kleben scheint, endlich loszuwerden? Vielleicht. In jedem Fall stellt er aber mit „Pig“ unter Beweis, dass er ein sehr vielseitiger und guter Schauspieler ist und auch schwierige Charakterrollen zu meistern versteht. Hier zeigt er die andere Seite seines Könnens.

                Fazit: kein einfacher Film und mit Sicherheit keiner aus der Kategorie leichte Unterhaltung. Er dürfte auch nicht jedermanns Geschmack treffen. Filmfans, die bei ihrer Auswahl Wert auf Genrevielfalt legen und offen für originelle Plots sind, sollte sich den Film als Schmankerl und als Abwechslung zu den unzähligen Standardstreifen, die den Markt überschwemmen, jedoch Mal gönnen. Für ein „ganz gut“ reicht es nach meiner Einschätzung in jedem Fall aus.

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                • 7 .5

                  Anthony (Anthony Hopkins), ein 80-jährige Mann, lebt alleine in London. Er leidet unter dem zunehmenden Verlust seines Gedächtnisses, und die Demenzerkrankung schreitet voran. Das will er aber nicht wahrhaben. Um den Alltag zu bewältigen, braucht er Unterstützung. Aber er verweigert jegliche Hilfe von seiner Tochter Anne (Olivia Coleman). Einsam und grüblerisch versucht er verzweifelt, seine Umgebung und die Realität zu begreifen, aber allmählich beginnt er sogar, seine engsten Verwandten in Frage zu stellen.

                  Um den schleichenden innerlichen Verfall des alten Mannes zu veranschaulichen, verwendet der beklemmende Film eine einfache Methode. Er erzählt die sensibel inszenierte Vater-Tochter-Geschichte nicht distanziert von außen, sondern versetzt den Zuschauer in die Lage des kranken Anthony. Auf diese Weise kann der Betrachter Anthonys Sichtweise, seine Verzweiflung und seine Ängste nachempfinden. Das ist vortrefflich mit großer Wucht inszeniert, denn partiell verliert man sogar beim Zuschauen das Raum- und Zeitgefühl, und nicht immer ist klar, welches Ereignis wann und wo stattgefunden hat und ob die auftretenden Personen real waren. Verwirrend für Anthony, und verwirrend für den Zuschauer. Die Angst, die Konfusion, das Verlustgefühl und die Wut sind deutlich zu erkennen.

                  Florian Zeller, (französischer Schriftsteller und Regisseur), inszenierte den Film im Stil eines Kammerspiels. Der Film strahlt eine große Glaubwürdigkeit und starke Intensität aus. Neben der gelungenen Inszenierung ist dies zuvorderst der fantastischen schauspielerische Leistung von Hopkins zu verdanken. Seine Rolle ist komplex und facettenreicht. In einigen Szenen ist er witzig, charmant und scharfsinnig und macht einen gesunden Eindruck. Dann wird er wiederum in anderen Szenen von seiner Krankheit beherrscht und verfällt in Wut, Panik und Depressionen. Aber auch Olivia Colman meistert als aufopferungsvolle Tochter ihre Rolle exzellent. Vortrefflich zeigt sie ihr Mitgefühl, ihr Entsetzten, ihre Verzweiflung und wie sehr sie unter dieser Situation leidet.

                  „The Father“ ist keine leicht verdauliche Kost. Auch am Schluss scheint nichts klar zu sein. Aber nicht wegen der womöglich unzureichenden Inszenierung. Nein, keineswegs. Eben diese kurze Umschreibung, dass alles Unklar ist, trifft den Kern des Filmes und der Demenzkrankheit am besten. Es ist ein emotionaler Film, der die Dinge nicht beschönigt, sondern rücksichtslos die unbegreifliche Wirklichkeit eines kranken Mannes zeigt, der allmählich immer mehr in ein tiefes Loch versinkt. Ein Film, der den Zuschauer bewegt und verwirrt, indem er ihn sehr authentisch in die Welt eines gebrochenen Menschen hineinzieht, die voller Verstörtheit und Verzweiflung ist.

                  Fazit: „The Father“ ist ein kleiner filmischer Leckerbissen mit brillanten Schauspielern und einer vorzüglich inszenierten Handlung, die emotional berührt und zu fesseln vermag. Der Film geht unter die Haut und ist absolut sehenswert. Top.

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                  • smartbo 05.01.2022, 11:24 Geändert 05.01.2022, 15:41

                    Schließe mich den Vorrednern an: den Beitrag habe ich leider jetzt erst bemerkt. Für ein positives Feedback und paar nette Worte ist es jedoch nie zu spät, denke ich. Schöner Artikel mit einer nicht alltäglichen, individuellen Filmauswahl. Dass Du Margreth Rutherford hervorgehoben hast, finde ich gaz besonders erwähnenswert, garantiert sie doch mit ihren Filmen bis heute noch eine zeitlos gute Unterhaltung. Prima, Chev.👍

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                    • 7
                      smartbo 02.01.2022, 13:41 Geändert 04.01.2022, 20:08

                      Eine unterhaltsame Serie über das harte Leben und das Zusammenleben der Menschen in Tanana, einem einsamen ca. 200-Seelen Ort in der alaskischen Wildnis, gelegen in der Nähe der Mündung des Tanana-Flusses in den Yukon, fernab der morbiden Zivilisation. Nach Fairbanks, einer größeren Stadt mit 31.000 Einwohnern, sind es auf der neugebauten Straße ca. 340 km. Bewohnt wird Tanana überwiegend von den Athabasken, den indigenen Ureinwohnern Alaskas, die sich selbst als Dena bezeichnen, was so etwas wie Volk bedeutet.

                      Die gelungene Serie, inszeniert im Stil einer Real-TV-Doku, schildert das mühevolle Dasein dieser Menschen, das vom Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft, aber auch oft von Konflikten untereinander geprägt ist. Im Mittelpunkt der Serie stehen einige Familien, deren Alltag von dem Kamerateam begleitet wird. Sie sind Selbstversorger, leben vom Fischfang und gehen auf die Jagd. Eine wichtige Arbeit ist die Beschaffung von Brennholz in den Wäldern für die bitterkalten Winter. Etwas Geld verdienen einige Familien mit Fellhandel und der Zucht von Hunden für Schlittenrennen. Ansonsten gibt es im Ort keine Jobs, keine Infrastruktur, keine Hotels oder Restaurants, keine medizinische Hilfe und keine staatlichen Serviceleistungen, wie wir sie kennen. Dafür muss selbst gesorgt werden.

                      Die ersten Folgen sind etwas zäh, jedoch rasch zieht die Serie den Zuschauer in ihren Bann. Was vor allem zutiefst beeindruckt, ist die atemberaubende, umwerfende Schönheit und Unberührtheit der alaskischen Natur. Es herrscht eine wilde schneebedeckte Landschaft, wie im Bilderbuch. Es ist gut zu wissen, dass es noch solche schönen und unberührten Naturgebiete gibt. Hoffentlich kommt es jedoch nicht dazu, dass im Zuge der Klimaerwärmung und der damit wachsenden Aussicht, die Natur industriell auszubeuten oder Rohstoffe kostengünstig abzubauen, die Profitgier obsiegt. Damit wäre der Fortbestand dieser naturbelassenen Refugien, wie Tanana, gefährdet. Es wäre dann leider auch nichts Neues in der Geschichte der Menschheit.

                      Fazit: Klar, nicht gerade ein spannender oder actiongeladener Serien-Knüller. Mit 6.Staffeln nach meiner Auffassung etwas zu lang und an eine Einstufung als künstlerisch besonders wertvoll kommt sie auch nicht gerade heran. ABER: es ist eine insgesamt unterhaltsame und informative Reality-TV-Serie, die ich in die Kategorie „sehenswert“ einordnen möchte. Allein schon wegen der fantastischen Bilder und der wunderschönen Optik ist sie eines Blickes wert.

                      P.S. Für alle, die Interesse haben: 4 Staffeln sind per dato, 2.1.2022, auf dem himmlischen Pay-TV-Sender verfügbar. Diese Info fehlt hier auf MP.

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                      • smartbo 31.12.2021, 12:46 Geändert 31.12.2021, 18:54

                        Der Anfang der 5. Staffel ist ja super. Von der 3. und 4. Staffel war ich nicht so ganz begeistert. Aber in den ersten beiden Episoden der 5. Staffel geht es so richtig ab. Da wird nicht lange gefackelt oder gequasselt: es herrscht ohne Pause Spannung pur. Mit Ciro ist die gute "alte Gomorrha" wieder zurückgekehrt. Top. Es ist alles sehr vielversprechend. Aber schauen wir doch mal weiter. Die Wertung kommt zum Schluss.

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                          smartbo 30.12.2021, 13:35 Geändert 30.12.2021, 18:35

                          Basierend auf einer wahren Geschichte folgt der Film dem FBI-Agenten Joe Pistone, der die New Yorker Mafia infiltriert. Unter dem Namen Donnie Brasco findet er mehrere Freunde und schafft es bald, sich in Sonny Blacks Mafia-Familie hochzuarbeiten. Allerdings wird Pistone die Undercover-Arbeit langsam zu viel. Seine Ehe ist gefährdet und er droht als Maulwurf aufzufliegen. Er betreibt ein gefährliches Doppelspiel …

                          Der Thriller hat mich vom Anfang bis zum Ende ohne Leerlauf gefesselt. Beeindrucken ist vor allen die exzellente schauspielerische Performance von Al Pacino, der den Mafioso Lefty darstellt. Wow, was für ein geniales Schauspiel. Und klar, auch Johnny Depp liefert eine sehr gute Leistung und muss explizit lobend erwähnt werden. Ebenfalls an der schauspielerischen Performance der anderen Protagonisten gibt es von meiner Seite aus nichts zu meckern. Der Film bietet alles für eine gute und spannende Unterhaltung: exzellente Story, authentische Atmosphäre, sehr realistisch wirkenden Kulissen in Brooklyn der 70er Jahre, coole Action, viel Spannung, erstklassige Inszenierung von Mark Newell, gut dosierter und platzierter Score. Ja, was will man noch mehr.

                          Fazit: „Piss die Wand an“; ein spannender und absolut empfehlenswerter Mafia-Klassiker für einen kurzweiligen Abend. Ein Muss für jeden Mafia-Film-Fan.

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                          • 7 .5
                            smartbo 26.12.2021, 15:07 Geändert 27.12.2021, 14:08

                            Roy Neary (Richard Dreyfuss) ist ein gewöhnlicher Amerikaner, der eines Tages Zeuge eines seltsamen Phänomens wird, das er nicht einordnen und vor allem nicht abschütteln kann: er hat eine Begegnung mit einem außerirdischen Raumschiff. Seit dieser Begegnung ist er von einer Art Gestein besessen, das er eifrig zu formen versucht, in der Hoffnung herauszufinden, was es ist oder was es bedeutet. Sein verändertes Verhalten führt zu Konflikten in seiner Familie. Insbesondere seine Frau Ronnie kann Roys bizarre Haltung nicht verstehen. Unterstützung bekommt Roy nur von Jillian (Melinda Dillon), die bei ihrer Suche nach ihrem vermissten Sohn Barry das gleiche Phänomen beobachtet hat. Darüber hinaus scheint sie auch die gleichen Visionen wie Roy zu haben.

                            In Sachen Bekanntheitsgrad hinkt Spielbergs Film hinter seinen größten Klassikern etwas hinterher. Zu Unrecht, wie ich meine, denn dieses Science-Fiction-Drama aus dem Jahr 1977 ist trotz seines hohen Alters ein gelungenes visuelles Spektakel, das es auch heute noch schafft, eine fesselnde und beeindruckende Atmosphäre zu projizieren. Der Film zeigt aus drei Perspektiven, wie die Menschen versuchen, mit außerirdischem Leben zu kommunizieren. Da sind zum einen die Wissenschaftler, die Codes entziffern und Signale übertragen. Zweitens gibt es einige „normale“ Amerikaner, die sich zufällig auf die Suche einlassen, allen voran Roy Neary, der sich zum Ärger seiner Frau wie ein besessener Exzentriker verhält. Drittens gibt es, wie so oft bei Spielberg, einige Kinder, die mit Staunen und großen Augen den außerirdischen Erscheinungen zusehen.

                            Geschickt vermischt Spielberg Science-Fiction-Elemente mit Akzentuierungen eines Familiendramas. Der Handlungsverlauf wirkt phasenweise etwas gestreckt, aber angesichts der beeindruckenden und fesselnden Atmosphäre, kann von Langeweile keine Rede sein. Dass die Charaktere eher blass sind, stört ebenfalls nicht. Immerhin sorgt der wie ein Wahnsinniger aufspielende Roy Neary für etwas Farbe. Anstatt über die Aliens zu philosophieren, setzt der Film auf komische Szenen, wie z.B. den von Roy beim Mittagessen aus Kartoffelbrei gebauten Turm. Unbeschwerte Unterhaltung ist die Formel, die sich in Spielbergs Filmen immer wieder bewährt hat. Aus technischer Sicht steckt der Film voller schöner Spezialeffekte, starker Farbigkeit und einer Reihe atemberaubender Bilder, die das Ganze zu einem visuellen Eyecatcher machen. Der Schluss ist der Höhepunkt des Filmes: dieses maßstabsgetreu zum Leben erweckte, riesige Raumschiff ist wirklich perfekt inszeniert und macht die letzte Szene zu einer der besten im Film.

                            Fazit: zurücklehnen und genießen, heißt bei diesem Film die Devise. Ein Kultfilm und eine empfehlenswerte Unterhaltung, und zwar nicht nur für Science-Fiction-Fans. Daumen hoch.

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                            • smartbo 24.12.2021, 14:09 Geändert 24.12.2021, 14:24

                              Allen Buddies und der Community die besten Weihnachtswünsche. Euch ein frohes und geruhsames Fest.😊

                              Hier für Euch ein kleines Weihnachtsschmankerl von mir.
                              https://www.youtube.com/watch?v=Pv0hlbWpa1w

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                                smartbo 18.12.2021, 11:32 Geändert 18.12.2021, 19:23

                                Roger Brown (Aksel Hennie) scheint ein gutsituierter Mann zu sein. Er ist Norwegens erfolgreichster Headhunter und mit der schönen Galeristin Diana verheiratet. Er lebt jedoch über seine Verhältnisse. Um seinen aufwändigen Lebensstil aufrechtzuerhalten, stiehlt er Kunstwerke. Bei der Eröffnung einer neuen Galerie stellt ihm seine Frau Clas Greve (Nikolaj Coster-Waldau) vor. Er ist nicht nur der perfekte Kandidat für die Position des Chefs der GPS-Firma Pathfinder, für die Roger Brown derzeit arbeitet, sondern besitzt auch ein sehr wertvolles Gemälde von Rubens. Roger sieht seine Chance, finanziell unabhängig zu werden und bereitet seinen bisher größten Coup vor. Doch schon bald gerät er in Schwierigkeiten, und es sind nicht nur finanzielle Probleme, die ihm drohen. Die fulminante Jagd beginnt ….

                                Ja, ja die armen Norweger. Immer wieder wurden sie in der Geschichte von den Dänen unterdrückt. In diesem Film konnten sie sich so richtig rächen und den Dänen zeigen, wo die Harke hängt. Es ist ein rasanter, aufs Höchsttempo getunter Action-Thriller, von Anfang bis zum Ende ohne Leerlauf spannend und fesselnd. Angereichet wird die Story durch eine gehörige Prise Humor.

                                Die Handlung ist zwar gut durchdacht, aber die einzelnen Szenen sind nicht gerade super originell, weil man die eine oder andere Szene in ähnlicher Form schon mal irgendwann und irgendwo gesehen hat, so dass die Story ziemlich durchsichtig und relativ vorhersehbar ist. Aber dies schmälert den guten Eindruck nicht im Geringsten, denn insgesamt kann hier von einer grundsoliden Inszenierung gesprochen werden, die ein klein bisschen an die skandinavischen Serien erinnert und eine authentische düstere Atmosphäre streut. Auch an dem Cast gibt es aus meiner Sicht nichts auszusetzen. Besonderes Gefallen findet Nikolaj Coster-Waldau, der mit viel Charisma den vielschichtige Charakter Clas Greve porträtiert.

                                Fazit: Der Film bietet eine gute und sehenswerte Unterhaltung. Und Achtung: bitte kein US-Remake, das ist wahrlich überflüssig.

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                                  smartbo 16.12.2021, 17:02 Geändert 17.12.2021, 09:48

                                  „Es geht in "Das weiße Band" um ein gesellschaftliches Klima, das den Totalitarismus ermöglicht. Das ist die Grundidee.“ Michael Haneke, der Regisseur des Filmes.

                                  Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird ein beschauliches Dorf in Norddeutschland von einer Reihe unerklärlicher Ereignisse erschüttert. Ein Seil wird zwischen zwei Bäume gespannt, um den Arzt mit seinem Pferd zum Sturz zu bringen, eine Scheune des Barons fängt Feuer und zwei Kinder aus dem Dorf werden entführt und gefoltert. Das Auffällige an diesen Vorfällen ist, dass sie immer mehr einer rituellen Bestrafung ähneln. Was geschieht hier? Einzig der sensible Dorflehrer fragt sich, wer die Täter sein könnten. Doch diese bleiben lange im Dunklen …

                                  Wogendes Getreide, plätschernde Bäche, knirschendes Kiesgeräusch unter den Fahrradreifen, sonnige Landschaften, stimmungsvolle Winterbilder.... Die idyllische Umgebung ist eine Augenweide. Was für eine heile Welt. Doch hinter der arkadischen Fassade verbirgt sich nichts Gutes. Die Kinder im fiktiven Dorf Eichwald haben es schwer und werden von ihren Eltern für jede Kleinigkeit drakonisch bestraft. Die Geschichte wird vom Lehrer erzählt, dem Mann, der den Kindern am nächsten steht und sich am Ende der Machthierarchie findet, die das Dorfleben beherrscht. An der Spitze stehen der Baron, der Pfarrer, der Gutsverwalter und der Arzt. Frauen haben nichts zu sagen. Der Pastor ist sehr streng und besessen von seiner spartanischen Erziehungsmethode. Seine Kinder werden von ihm brutal mit der Rute geschlagen. Eine archaische Gesellschaft.

                                  Es ist eine morbide und düstere Stimmung, die das Leben im Dorf prägt. Der Film strahlt ungeschönt eine kalte Atmosphäre aus. Lediglich die Beziehung des Lehrers zu dem Kindermädchen verleiht dem Film eine emotionale Wärme und Menschlichkeit. Die seltsamen Ereignisse im Dorf sind rätselhaft. Die Täter für die mysteriösen Vorfälle werden nicht gefunden, aber wenn es im Dorf zu einem Unfall kommt, ist die eng verbundene Gruppe der Dorfkinder in der Nähe. Sind sie die Täter?

                                  Das Zusammenleben im Dorf ist von purer Heuchelei durchdrungen, und diese ist die perfekte Tarnung für die versteckten Grausamkeiten. Die Menschen gehen nach Außen hin gesittet miteinander um, aber im Hintergrund lauert das Böse. Der Baron wird als Rohling entlarvt, und seine Ehe ist eine Farce. Der Dorfarzt entpuppt sich als geiler Bock, der seine Haushälterin sexuell ausnutzt und seine Tochter missbraucht. Der gutmütige und gesellige Verwalter schlägt brutal auf seinen Sohn ein. Und der Pastor erzieht seine Kinder mit strenger psychischer und physischer Gewalt. Als er sieht, was diese Kinder höchstwahrscheinlich begangen haben, schaut er weg. So tun als ob, ist die Maxime seines Verhaltens und die der Mitbewohner des Dorfes. So ist es nicht verwunderlich, dass in einer solchen schuldbeladenen, verlogen und unterdrückenden Welt der Widerstand und Protest nur auf äußerst versteckte Weise gestaltet werden kann. Halt so, wie es die Täter tun.

                                  Die Schauspieler sind klasse und ganz besonders die Kinder, die überwiegend Laiendarsteller sind. Chapeau. Der Film macht einen distanzierten Eindruck, vor allem wegen der stark ausgeleuchteten Schwarz-Weiß-Bilder. Aber die verborgene Spannung und beklemmende, fast schon erstickende Atmosphäre ziehen einen trotzdem in die Geschichte hinein. Das gemächliche Tempo und die gedämpften Emotionen schaffen viel Raum, um über die Bedeutung dessen nachzudenken, was präsentiert wird.

                                  Der Film wirft viele Fragen auf, ohne eine eindeutige Antwort zu geben. Wer steckt hinter der mysteriösen Gewalt im Film? Sind es die Kinder? Und ist der Film eine Allegorie für den damaligen Aufstieg des Nationalsozialismus? Gibt es Parallelen zwischen dem Fanatismus des Pastors und dem Fanatismus, mit dem gegenwärtig politisch „korrekte Dogmen“ (Corona-Hygienismus, Genderismus, LGBTQ-Denken, Klimatismus, Feminismus ..) vertreten werden? Die Handlung ist im Jahr 1913/14 angesiedelt. Dennoch strahlt der Film einen enormen Realitätsgehalt aus. Vieles kommt einem so bekannt vor. Was hat es mit den sich im Film seltsam benehmenden Tätern mit ihren Bestrafungen auf sich? Ist im weiteren Sinne ein Vergleich mit der gegenwärtigen Ausgrenzung und „Bestrafung“ von Andersdenkenden in den sog. „sozialen Medien“ und in den Alt-Medien zulässig? Zeigt der Film die Vorboten und die Wurzeln eines aufkeimenden Neo-Faschismus auf? Der Film räumt dem Zuschauer einen breiten Interpretationsspielraum ein.

                                  Fazit: keine leichte Kost für einen gemütlichen Abend. Es ist ein anspruchsvoller politischer Film, der eine Menge Stoff zum Nachdenken bietet. In meinen Augen ein subtiles atmosphärisches und einnehmendes Meisterwerk, das ich
                                  allen Filmfans, die ein Auge und ein Ohr auch für anspruchsvolle Filme haben, empfehlen kann. Daumen hoch.

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                                    smartbo 03.12.2021, 16:31 Geändert 03.12.2021, 17:16
                                    über Babel

                                    " Wer verstanden werden will, muss zuhören können“. Ein kluger Aphorismus und politisches Statement des Filmes, das gerade derzeit ein solch aktuellen Bezug hat.

                                    Wir sind in Marokko auf dem Land. Zwei Teenager, bewaffnet mit der Schrotflinte ihres Vaters, machen sich auf, ihre Ziegenherde zu bewachen. Unterwegs beschließen sie, das Gewehr zu testen, was katastrophale Folgen haben sollte. Das Leben von vier Personengruppen steht in Zusammenhang mit diesem Vorfall. Die im Film geschilderten Geschichten über diese Menschen handeln von einer marokkanischen Familie, einem amerikanischen Touristenpaar, einer mexikanische Nanny und einer japanischen gehörlosen Teenagerin und ihrem Vater. Wie die einzelnen Episoden auf den so unterschiedlichen Schauplätzen miteinander verwoben sind, erschließt sich erst langsam im Verlaufe des Filmes …

                                    Der Film bietet eine enorm intensive Atmosphäre. Etwas, womit der Regisseur, Alejandro González Inarritu, in seinen Filmen immer wieder zu punkten weiß. Der Film ist lang, er hat aber einen zügigen Flow, der ihn viel kürzer erscheinen lässt. Die Story ist originell und dramaturgisch sehr gut umgesetzt. Neugier, zu erfahren, wie die Geschichte am Ende ausgeht, ist permanent vorhanden. Dabei spielt bei „Babel“ neben dem Plot die Charakterzeichnung der so unterschiedlichen Figuren eine gewichtige Rolle. Dies geschieht jedoch nicht abrupt und aufdringlich, sondern peu a peu behutsam. Das macht den Film aus.

                                    Im Kern der Handlung geht es Inarritu darum, aufzuzeigen, dass alle Ereignisse auf der Welt, hier dieser zufällige Schuss in Marokko, Auswirkungen auf die Menschen auf allen Kontinenten mit ihren verschiedensten Kulturen haben können. Dass die Handlung weltumspannend auf den voneinander so weit entfernten Ländern angesiedelt ist, hat also einen tieferen Sinn. Eine klare politische Akzentuierung ist hier unübersehbar. In diesem Kontext kritisiert Inarritu subtil den weltweiten gesellschaftlichen Verfall der ethischen Werte, insbesondere die Empathielosigkeit. Er stellt die Unfähigkeit der Menschen heraus, trotz der wachsenden Kommunikationswerkzeuge, die uns zur Verfügung stehen, miteinander zu kommunizieren und Verständnis füreinander entgegenzubringen. Deshalb die sinnbildliche Sprachlosigkeit unter den Protagonisten, deshalb wirken die Dialoge im Film so streitgeladen und so hakelig und deshalb auch das taubstumme Mädchen in Japan. Es sind Metaphern, die symbolisieren sollen, wie wir es verlernt haben, miteinander verständnisvoll, konstruktiv und zielführend zu kommunizieren. Das ist Inarritu vorzüglich gelungen.

                                    Schauspielerisch überzeugen Brad Pitt und Cate Blanchet, die eine gewohnt gute Leistung zeigen, ohne jedoch aus meiner Sicht besonders aufzufallen. Sehr gut gefallen haben mir wegen der sehr authentischen Art zu spielen die marokkanischen Schauspieler.

                                    „Babel“ ist keine leichte Kost. Aber der Film versteht es, großartig und fesselnd die Geschichte zu erzählen sowie treffend die Akzente zu setzen, so dass von Langeweile keine Rede sein kann. Die schönen Kulissen und der ansprechende Soundtrack runden den guten Eindruck ab

                                    Fazit: „Babel“ ist kein typischer Unterhaltungsfilm. Er ist etwas Besonderes und Außergewöhnliches. Wer auch mal ein anspruchsvolles Kino und nicht nur ein reines Entertainment sehen möchte, der ist hier bestens aufgehoben. Kurz und bündig: ein sehenswerter Film, den sich jeder Filmfan als Schmankerl und als Abwechslung zu den unzähligen Standardstreifen, die den Markt überschwemmen, mal gönnen sollte.

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                                      smartbo 30.11.2021, 17:49 Geändert 02.12.2021, 17:50

                                      Der Film basiert auf einer wahren Geschichte und handelt von Richard Phillips (Tom Hanks), dem erfahrenden Kapitän des Frachters Maersk Alabama. Im Jahr 2009 wurde dieses Schiff von somalischen Piraten entführt und Phillips bot sich selbst als Geisel an, um seine Crew zu retten.

                                      Dem Regisseur Paul Greengrass gelang es, mit „Captain Philips“ einen in Form eines Katz-und-Maus-Spiels nervenaufreibenden Thriller zu inszenieren. Vorzüglich wird der Kampf geschildert zwischen Phillips, der alles tut, um seine Crew zu retten, und dem Piraten Muse (Barkhad Abdi), dem Anführer der Piraten, der nach der Kaperung des Frachters selbstbewusst verkündet: „ Ich bin jetzt der Kapitän!“. Ein Spruch, der anschließend im Internet auch als weltweit bekanntes Meme bekannt geworden ist. Die somalischen Protagonisten in der Rolle der Piraten sind alle unerfahrene Schauspieler mit somalischem Hintergrund. Sie machen ihren Job beeindruckend gut. Abdi dominiert mit einer atemberaubenden Darstellung und Hanks verfällt nie in falsches Pathos. Tatsächlich sehen wir, wie Hanks ständig in einem Dilemma steckt, da er weiß, dass ein Fehler von ihm sein eigenes Leben kosten könnte, aber vor allem das seiner Crew. Es ist aus meiner Sicht einer der besten Rollen von Tom Hanks.

                                      Der Handlungsablauf ist geradlinig, hält den Schwung aufrecht und schafft es, durchgehend Spannung aufrechtzuerhalten. "Captain Phillips" wird daher nie langweilig. Auch das Ende ist stark und dem Film gelingt es auf jeden Fall, zu fesseln. Dafür sorgen neben der Inszenierung und dem Plot die lebehafte Kamera, die ständig in Bewegung ist und der gelungene Score, der die Spannung verstärkt.

                                      Fazit: ein Film mit intensiver Atmosphäre, der viel Unterhaltung zu bieten hat. Spannung ist auf einem konstanten Niveau vorhanden. Für mich reicht es in jedem Fall für eine Empfehlung und die Wertung „sehenswert“.

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                                        smartbo 27.11.2021, 19:06 Geändert 27.11.2021, 23:06

                                        Die Dokumentation analysiert in vier Episoden das plötzliche Verschwinden von Birgit Meier. Sie ist in einer Kleinstadt bei Lüneburg 1989 spurlos aus ihrem Haus verschollen. Ebenfalls im gleichen Zeitraum werden in einem Wald bei Lüneburg vier Menschen brutal ermordet. Ein Fall, der in Deutschland als "die Göhrde-Morde" bekannt ist. Das Verschwinden der jungen Frau und die Morde werden von der Polizei nicht in Verbindung gebracht und als Schuldiger wird - wie es so oft ist - sofort der Ehemann, ein millionenschwerer Geschäftsmann, vermutet, der durch die anstehende Scheidung von Birgit viel Geld verloren hätte. Die Ermittlungen durch die zuständige Polizei in Lüneburg ergeben jedoch keine Ergebnisse, weil die Beweise fehlen.

                                        Im Laufe der Zeit wird jedoch ein weiterer Verdächtiger ermittelt: Kurt-Werner Wichmann, ein Mann, den Birgit auf einer Party bei einem Nachbarn kennengelernt hatte. Er hat ein ellenlanges Vorstrafenregister und kein Alibi. Der Hauptverdächtige bleibt aber bei der Polizei der Ehemann von Birgit. Deshalb wird gegen Wichmann nicht weiter ermittelt. Der Fall wird ad acta gelegt. Die weiteren Ermittlungen werden über Jahrzehnte hinweg nur noch von Brigits Familienangehörigen durchgeführt, allen voran von ihrem Bruder Wolfgang Sielaff, den ehemaligen Leiter des LKA Hamburg. So ziehen sich die Nachforschungen in diesem Fall über dreißig Jahre hin. Gelingt es dem Bruder von Birgit, den Fall abschließend aufzuklären ?

                                        Die Dokumentation erzählt akribisch den Fall, unterstreicht die Bedeutung der Arbeit des Teams um Birgitts Bruder, zeigt aber auch mit dem Finger auf die Inkompetenz der Polizei aus Lüneburg , die den Fall hätte längst lösen können. „Dig Deeper“ verwendet umfangreiches Archivmaterial und rekonstruiert in Retrospektiven die damaligen Geschehnisse. Der Zuschauer erhält dadurch ein umfassendes, vollständiges Bild, um sich eine Meinung zu bilden.

                                        Die Erzählung wird durch zahlreiche Stimmen von Familienmitgliedern, Polizisten, Gerichtsmedizinern und all jenen bereichert, die im Laufe der Jahre in irgendeiner Weise mit Birgit in Berührung gekommen sind. Das Erzähltempo ist etwas gemächlich, aber keineswegs langweilig. Handwerklich ist die Doku tadellos inszeniert. Es gibt immer wieder neue Fragen, die im Handlungsverlauf geschickt aufgeworfen werden, was zu einem durchgehend fesselnden Erlebnis führt.

                                        Fazit: „Dig Deeper“ ist eine gelungene deutsche True-Crime-Dokumentation, die nicht nur für die Fans des Genres sehenswert ist. Daumen hoch. Top.

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                                          smartbo 24.11.2021, 18:08 Geändert 07.12.2021, 17:39

                                          Meine Einschätzung nach der Sichtung der Dritten Folge.

                                          Über die Rückkehr von Dexter freue ich mich riesig. So gänzlich überzeugt haben mich die ersten Episoden aber nicht. Enttäuscht aber auch nicht. Bin in der Wertung noch unentschlossen. Es sind zahlreiche Klischees und Standards zu sehen, die man schon x-mal gesehen hat. Man sieht einen Plastik-Hirsch ...hmmm. Und der suuuper Klischee-Ar.....ch, der den zugekoksten und besoffenen Bösewicht spielt, und am Ende dafür büßen muss. Naja. Vermisst habe ich vor allem das alte Intro. Der Intro-Sound wurde ans Ende gesetzt. Naja gut, gewöhnungsbedürftig. Also, für eine Begeisterung und das alte Dexter-Feeling reicht es noch nicht 100%ig aus. Von einem schlechten „Dexter“ kann jedoch keine Rede sein. Die Handlung und die Inszenierung überzeugen durchaus. Und dass Michael Hall gut ist, braucht nicht explizit erwähnt zu werden. Schön wieder Deb zu sehen. Bin auf die nächsten Folgen gespannt. Das schon mal vorab.

                                          Hier noch meine weiteren Eindrücke, die mir aufgefallen sind. Es gibt Klima-Demonstranten. Sie sind alle jung, aggressiv, frech, und klar, alles schön in Greta-Style. Demonstriert wird gegen den reichen und unsympathischen alten Petro-Geldsack im Ort. Na, das ist ja aber ein Ding…. Dass die Demonstranten die Guten sind und der weiße Bonze der Böse ist, dürfte klar sein. Die örtliche Polizeichefin in diesem abgelegenen Kaff gehört zu PoC-Menschen. Hinzu kommt: Dexters Boss ist schwul. Oha, die obligatorischen Mainstream-Leitlinien haben offensichtlich auch „Dexter“ erreicht.

                                          Nicht falsch verstehen. Mir geht es hier nicht darum zu werten, ob diese gesellschaftlichen Entwicklungen richtig sind, und ob sie infrage gestellt werden sollen. Darum geht es mir nicht. Offenbar ist es aber heute so, dass keine Serie und kein Film ohne dieser Plot-Akzentuierungen eine Chance hat. Und das nervt. Wo bleibt die künstlerische Freiheit ? Welchen Spielraum haben denn die Filmemacher noch? Ich finde, „Dexter“ sollte „Dexter“ bleiben. Ich hoffe doch sehr als großer Dexter-Fan, dass sich die Autoren in den nächsten Folgen mehr auf die Handlung konzentrieren, anstatt die Serie mit politischen Themen zu überladen, um sich so anzubiedern und zu gefallen. Das hat „Dexter“ absolut nicht nötig.

                                          Für eine Gesamtwertung ist es aber noch viel zu früh. Es ist mein Anfangseindruck. Der ist ja, trotz meiner oben vorgebrachten Einschränkungen, nicht schlecht. Na, schauen wir doch mal weiter, wie die nächsten Episoden aussehen werden. Bin mehr als neugierig.

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                                            smartbo 21.11.2021, 11:06 Geändert 21.11.2021, 16:58

                                            Die dreiteilige Dokumentation beruht auf wahren Begebenheiten. Wir sind in Salt Lake City im Jahr 1985. Die Stadt ist der Hauptsitz der Mormonengemeinde. Bei mehreren Bombenanschlägen wurden zwei Menschen getötet. Schon das war ein großer Schock für die normalerweise friedliche Mormonengemeinschaft. Niemand wusste, was los war. Als ein drittes Bombenopfer, Mark Hofmann, ein Dokumentenhändler aus Salt Lake City, in seinem Auto gefunden wurde und im Krankenhaus um sein Leben kämpfte, schlugen diese Vorfälle weltweit hohe Wellen und die Polizei begann, mit großen Aufwand zu ermittelt. In seinem Auto wurden mehrere wichtige Dokumente der Mormonen gefunden. Dazu gehörten die berühmten „The Oath of a Freeman“ und „White Salamander Letter“. Was hat es mit diesen Dokumenten auf sich? Was waren die Hintergründe für die Bombenanschläge? Wer war der Täter? Diese Dokumentation versucht zu enträtseln, was 1985 genau passiert ist.

                                            Meine Einschätzung zu diesem Dokumentationsfilm fällt weniger gut aus. Der Hauptgrund liegt darin, dass es der Doku an Tiefe fehlt: Tiefe in der Erzählstruktur und bei der Darstellung der Charaktere. Es wirkt alles so oberflächlich. Was das Handwerkliche angeht, besteht die Doku überwiegend aus Interviews mit zahlreichen Beteiligten, die in der Retrospektive die damaligen Erlebnisse schildern. Diese wenig attraktive Erzähltechnik trägt nicht gerade zu einer guten/sehr guten Qualität bei. Ein Mix, der aus diesen Statements und desweiteren aus nachgestellten Szenen der damaligen Ereignisse besteht, würde meine Gesamteinschätzung sicherlich heben.

                                            Insgesamt strahlt die Dokumentation das Paradoxon aus, dass sie einerseits eine bizarre und spannende Geschichte zu erzählen hat, die Inszenierung selbst jedoch kaum fesselnde Momente aufweist. Was unter dem Strich bleibt, ist lediglich die Neugier auf den Fortgang und den Ausgang der faszinierenden Story, die die tragende Säule der Dokumentation ist. Was ich ebenfalls vermisst habe, ist, dass es wenigsten ein paar Töne oder Untertöne zu der exzentrischen Glaubensgemeinschaft der Mormonen gibt. Davon ist aber in der Doku weit und breit nichts zu hören.

                                            Fazit: nach all der Kritik müsste ich den Dokumentarfilm mit einer 4=uninteressant oder 3=schwach bewerten. Aber allein die kriminelle und skurrile Geschichte, die dahintersteckt, macht sie dann doch noch für eine Sichtung interessant. So denke ich nach aller Abwägung, dass eine Wertung „geht so“ am Ende fair und gerechtfertigt ist.

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                                              smartbo 14.11.2021, 14:59 Geändert 15.11.2021, 18:27

                                              Um das schon mal vorwegzunehmen: es ist ein im Stil des Neorealismus feinfühlig gedrehter Spitzenfilm aus dem Nachkriegs-Italien, der als Meisterwerk bezeichnet werden kann. Erzählt wird die Geschichte eines arbeitslosen Vaters in verarmtem Rom kurz nach dem 2. Weltkrieg. Nach langer Suche wird ihm eine Arbeit als Plakatkleber angeboten für die er ein Fahrrad braucht. In einem Pfandhaus gelingt es ihm, ein Fahrrad zu bekommen, das er gegen Bettzeug tauscht. Allerdings wird es ihm gestohlen. Gemeinsam mit seinem kleinen Sohn Bruno macht er sich auf einen Streifzug durch Rom, um das Fahrrad zu finden …

                                              Es ist ein schöner Film, der authentisch das Leben im Nachkriegs-Rom schildert. Das Setting ist nicht künstlich zusammengestellt, die Kulissen sind lebensecht. Die Atmosphäre ist glaubwürdig, nicht übertrieben sentimental, sondern dramaturgisch real und dezent emotional ansprechend. Gekonnt echt gelingt es dem Film, das harte Leben eines italienischen Alltags unter den ärmlichen Verhältnissen der Nachkriegszeit zu schildern. Die Story ist traurig, trotzdem strahlt der Film keine deprimierende Atmosphäre aus. Lebhafte und fröhliche Straßenszenen mit dichtem Verkehr, lachende Menschen und Musiker in einem Restaurant verhindern, dass der Film in einer düsteren Stimmung versinkt.

                                              Der Film ist herausragend von Vittorio de Sica inszeniert und weist keine Einbrüche auf. Das Schauspiel des Vaters und ebenso des Sohnes ist großartig. Enzo Staiola, der den kleinen Bruno darstellt, macht seine Sache so gut, dass man meint, es wäre tatsächlich kein Schauspieler, sondern ein Junge von der Straße. Der Film gewann viele Preise, wurde international gefeiert und 1950 bei der Oscar-Verleihung als bester fremdsprachiger Film geehrt.

                                              Fazit: ja, hmmm, stimmt schon: es ist ein alter Film, aus dem Jahr 1948, schwarz/weiß, keine Spannung, keine umwerfende Geschichte, optisch schon arg angestaubt. Dennoch ein Film, der mich immer wieder aufs Neue fasziniert. Er wird nicht jedermanns Geschmack treffen. Für diejenigen, die durchaus ein offenes Auge auch für ältere, kulturell wertvolle und anspruchsvolle Filme haben, ist er jedoch einer Empfehlung in jedem Fall wert.

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                                              • 7 .5
                                                smartbo 12.11.2021, 19:30 Geändert 13.10.2022, 17:12

                                                Gedreht wurde der Film im Jahr 1973. Die aus der damaligen Sicht dystopische Science-Fiction- Handlung spielt in New York im Jahr 2022. Die Reichen lassen es sich gut gehen. Der Rest der Bevölkerung lebt aber von synthetischen Sojakeksen, die als Soylent bezeichnet werden. Die neueste Modeerscheinung ist grünes Soylent, das jeden Dienstag verteilt wird. Detektive Thorn, gespielt von Charlton Heston, gehört zusammen mit seinem Ermittlungspartner Sol, dargestellt von Edward G. Robinson, einer korrupten New Yorker Polizeieinheit an. Als Thorn beauftragt wird, den Mord an einem reichen Industriellen aufzuklären, sieht es nach einem einfachen Raubmord aus. Bei den Ermittlungen im Umfeld des Nahrungsmittelproduzenten Soylent erfährt er jedoch die entsetzliche Wahrheit …

                                                Der Film zeichnet ein düsteres Bild der gesellschaftlichen Entwicklung. In Anbetracht dessen, dass das Jahr 2022 vor der Tür steht, bietet sich ein Vergleich an. So sind die im Film gemachten Vorhersagen selbstverständlich nicht auf den Punkt genau zutreffend, aber weit entfernt davon sind sie nicht. So ist die Welt im Film geprägt von Überbevölkerung, Migration, zunehmender Kriminalität, Wohnungsmangel, großer Diskrepanz zwischen Arm und Reich, Umweltzerstörung, Zerfall der ethisch-moralischen Werte, Korruption und Machtmissbrauch, Monopolisierung im Wirtschafsbereich, ungesunden Lebensmittel, Rohstoff- und Nahrungsmittelknappheit. Zu beobachten sind apathische und fatalistische Menschen. Themen, die sicherlich aktuell sind. Absurd ist im Film natürlich die Darstellung von Frauen als Wohnungsinventar. Hier lag der Film hinsichtlich einer Vorhersage erfreulicherweise völlig daneben.

                                                Die Story selbst ist relativ überschaubar, jedoch gut durchdacht und einwandfrei ausgearbeitet. Was ganz besonders zu gefallen weiß, ist das gelungene dystopische Setting und die düstere Atmosphäre, die vortrefflich die futuristische Story untermauern. Überall sind arme zerlumpte Menschen zu sehen, die in kaputten Autos, in behelfsmäßigen Elendsvierteln leben und im Treppenhaus oder auf der Straße schlafen. Dadurch wird die ohnehin schon vorhandene bedrückende und finstere Stimmung zusätzlich verstärkt.

                                                *** SPOILER Anfang ***

                                                Wie erwartet bietet Charles Heston eine gute Leistung. Stark ist aber ganz besonders Edward G. Robinson, der Hestons melancholischen Freund und Mitbewohner Sol auf bewegende Art und Weise porträtiert. Zur Filmgeschichte gehört die Szene als er sich auf dem Bett liegend einschläfern lässt und begleitet wird von Beethovens Musik und Bildern aus vergangenen Zeiten, als die Umwelt noch nicht zerstört war und blühende bunte Landschaften die Natur prägten. Eine Szene die wahrlich zu berühren weiß. Den Höhepunkt des Filmes stellt aber das Ende dar, das dem Zuschauer ein überraschendes und heftiges WTF-Erlebnis beschert.

                                                *** SPOILER Ende ***

                                                Fazit: alles in allem ein gelungener und unterhaltsamer Science-Fiction-Film mit aktueller Botschaft, die zum Nachdenken anregt. Trotz seines hohen Alters hat der Film den Status als sehenswerter Klassiker absolut verdient.

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                                                • 7 .5
                                                  smartbo 05.11.2021, 11:02 Geändert 05.11.2021, 18:47

                                                  Die Story ist schnell erzählt: zwei befreundete IT-Nerds aus Berlin reichen mit Hilfe einer Anwaltskanzlei in den USA eine Klage gegen Google wegen Patentverletzung ein. Es geht um Google Earth. Hat Google den Algorithmus zu dieser Anwendung den beiden Computerpionieren einfach geklaut ?

                                                  Die Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht, haut ja einen nicht gerade vom Hocker. Es ist nichts Besonderes oder Spektakuläres, meint man auf den ersten Blick. Was aber der Drehbuchautor Oliver Ziegenbalg und der Regisseur Robert Thalheim aus der Story gezaubert haben, ist schon beeindruckend und lässt sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen. Der Handlungsablauf kennt keinen Firlefanz, keine unnötigen Dialoge oder überflüssigen Szenen. Der Plot ist temporeich und kompakt inszeniert. Zielstrebig bis zum Schlusse wird die Handlung vorangetrieben. Das flotte Erzähltempo streut permanent Neugier, die den Zuschauer bei der Stange hält. Von Langeweile kann hier kein Rede sein.

                                                  Authentisch gelingt es der Serie sowohl die berliner Hackerszene nach der Wiedervereinigung in den 1990er Jahren als auch die idealistische Welt des Silicon Valley zu beleuchten. Demgegenüber steht die unbarmherzige und beinharte Realität des millionenschweren Prozesses. Diese so gegensätzlichen Atmosphären sind vortrefflich eingefangen und untermauern die gute Qualität der Serie. Besonders erwähnenswert sind aus meiner Sicht ebenso die gute Charakterzeichnung und die prima ausgearbeitete Entwicklung der Freundschaft zwischen den beiden Protagonisten. Einen halben Punkt ziehe ich aber bei der Punktevergabe wegen des nicht gerade durchgehend überzeugenden Casts ab. Am besten hat mir noch Lavinia Wilson in der Rolle der Anwältin gefallen.

                                                  Fazit: da soll nochmal einer behaupten, ich hätte pauschal etwas gegen deutsche Filmproduktionen. Stimmt nicht. Bester Beweis ist diese Serie, die ich als absolut sehenswert empfehlen kann. Es ist eine tolle und herausragend inszenierte Unterhaltung, die sich bestens zum Bingen eignet. Daumen hoch.

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                                                  • 5 .5
                                                    smartbo 02.11.2021, 19:06 Geändert 28.11.2021, 14:08

                                                    Die Serie schildert die Kindheit und die Karriere der verstorbenen argentinischen Fußballlegende Diego Maradona mit all ihren Höhen und Tiefen. Moviepilot meldet: "Leider ist "Maradona - Leben wie ein Traum" derzeit bei keinem der auf Moviepilot aufgelisteten Anbietern zu sehen."

                                                    Das stimmt nicht. Die Serie ist auf Amazon-Prime verfügbar. (Stand 28.11.21) Leider hat mich die Serie nicht überzeugt. Nach meiner Einschätzung reicht es gerade noch für ein "geht so". Der Grund sind der holprige Storyaufbau mit den ständigen Zeitsprüngen und die weniger guten Schauspieler. Desweiteren hat es mir an dramaturgische Akzenten mit all den Höhen und Tiefen gefehlt, die bei dem Leben von Maradona sicherlich mehr als genug vorhanden sind. Hinzu kommen die nervigen Dialoge.

                                                    Für Fußballfans ist die Serie sicherlich sehenswert. Für ein gut/sehr gut reicht es jedoch bei mir nicht aus.

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