smartbo - Kommentare

Alle Kommentare von smartbo

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    smartbo 26.12.2021, 15:07 Geändert 27.12.2021, 14:08

    Roy Neary (Richard Dreyfuss) ist ein gewöhnlicher Amerikaner, der eines Tages Zeuge eines seltsamen Phänomens wird, das er nicht einordnen und vor allem nicht abschütteln kann: er hat eine Begegnung mit einem außerirdischen Raumschiff. Seit dieser Begegnung ist er von einer Art Gestein besessen, das er eifrig zu formen versucht, in der Hoffnung herauszufinden, was es ist oder was es bedeutet. Sein verändertes Verhalten führt zu Konflikten in seiner Familie. Insbesondere seine Frau Ronnie kann Roys bizarre Haltung nicht verstehen. Unterstützung bekommt Roy nur von Jillian (Melinda Dillon), die bei ihrer Suche nach ihrem vermissten Sohn Barry das gleiche Phänomen beobachtet hat. Darüber hinaus scheint sie auch die gleichen Visionen wie Roy zu haben.

    In Sachen Bekanntheitsgrad hinkt Spielbergs Film hinter seinen größten Klassikern etwas hinterher. Zu Unrecht, wie ich meine, denn dieses Science-Fiction-Drama aus dem Jahr 1977 ist trotz seines hohen Alters ein gelungenes visuelles Spektakel, das es auch heute noch schafft, eine fesselnde und beeindruckende Atmosphäre zu projizieren. Der Film zeigt aus drei Perspektiven, wie die Menschen versuchen, mit außerirdischem Leben zu kommunizieren. Da sind zum einen die Wissenschaftler, die Codes entziffern und Signale übertragen. Zweitens gibt es einige „normale“ Amerikaner, die sich zufällig auf die Suche einlassen, allen voran Roy Neary, der sich zum Ärger seiner Frau wie ein besessener Exzentriker verhält. Drittens gibt es, wie so oft bei Spielberg, einige Kinder, die mit Staunen und großen Augen den außerirdischen Erscheinungen zusehen.

    Geschickt vermischt Spielberg Science-Fiction-Elemente mit Akzentuierungen eines Familiendramas. Der Handlungsverlauf wirkt phasenweise etwas gestreckt, aber angesichts der beeindruckenden und fesselnden Atmosphäre, kann von Langeweile keine Rede sein. Dass die Charaktere eher blass sind, stört ebenfalls nicht. Immerhin sorgt der wie ein Wahnsinniger aufspielende Roy Neary für etwas Farbe. Anstatt über die Aliens zu philosophieren, setzt der Film auf komische Szenen, wie z.B. den von Roy beim Mittagessen aus Kartoffelbrei gebauten Turm. Unbeschwerte Unterhaltung ist die Formel, die sich in Spielbergs Filmen immer wieder bewährt hat. Aus technischer Sicht steckt der Film voller schöner Spezialeffekte, starker Farbigkeit und einer Reihe atemberaubender Bilder, die das Ganze zu einem visuellen Eyecatcher machen. Der Schluss ist der Höhepunkt des Filmes: dieses maßstabsgetreu zum Leben erweckte, riesige Raumschiff ist wirklich perfekt inszeniert und macht die letzte Szene zu einer der besten im Film.

    Fazit: zurücklehnen und genießen, heißt bei diesem Film die Devise. Ein Kultfilm und eine empfehlenswerte Unterhaltung, und zwar nicht nur für Science-Fiction-Fans. Daumen hoch.

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    • smartbo 24.12.2021, 14:09 Geändert 24.12.2021, 14:24

      Allen Buddies und der Community die besten Weihnachtswünsche. Euch ein frohes und geruhsames Fest.😊

      Hier für Euch ein kleines Weihnachtsschmankerl von mir.
      https://www.youtube.com/watch?v=Pv0hlbWpa1w

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        smartbo 18.12.2021, 11:32 Geändert 18.12.2021, 19:23

        Roger Brown (Aksel Hennie) scheint ein gutsituierter Mann zu sein. Er ist Norwegens erfolgreichster Headhunter und mit der schönen Galeristin Diana verheiratet. Er lebt jedoch über seine Verhältnisse. Um seinen aufwändigen Lebensstil aufrechtzuerhalten, stiehlt er Kunstwerke. Bei der Eröffnung einer neuen Galerie stellt ihm seine Frau Clas Greve (Nikolaj Coster-Waldau) vor. Er ist nicht nur der perfekte Kandidat für die Position des Chefs der GPS-Firma Pathfinder, für die Roger Brown derzeit arbeitet, sondern besitzt auch ein sehr wertvolles Gemälde von Rubens. Roger sieht seine Chance, finanziell unabhängig zu werden und bereitet seinen bisher größten Coup vor. Doch schon bald gerät er in Schwierigkeiten, und es sind nicht nur finanzielle Probleme, die ihm drohen. Die fulminante Jagd beginnt ….

        Ja, ja die armen Norweger. Immer wieder wurden sie in der Geschichte von den Dänen unterdrückt. In diesem Film konnten sie sich so richtig rächen und den Dänen zeigen, wo die Harke hängt. Es ist ein rasanter, aufs Höchsttempo getunter Action-Thriller, von Anfang bis zum Ende ohne Leerlauf spannend und fesselnd. Angereichet wird die Story durch eine gehörige Prise Humor.

        Die Handlung ist zwar gut durchdacht, aber die einzelnen Szenen sind nicht gerade super originell, weil man die eine oder andere Szene in ähnlicher Form schon mal irgendwann und irgendwo gesehen hat, so dass die Story ziemlich durchsichtig und relativ vorhersehbar ist. Aber dies schmälert den guten Eindruck nicht im Geringsten, denn insgesamt kann hier von einer grundsoliden Inszenierung gesprochen werden, die ein klein bisschen an die skandinavischen Serien erinnert und eine authentische düstere Atmosphäre streut. Auch an dem Cast gibt es aus meiner Sicht nichts auszusetzen. Besonderes Gefallen findet Nikolaj Coster-Waldau, der mit viel Charisma den vielschichtige Charakter Clas Greve porträtiert.

        Fazit: Der Film bietet eine gute und sehenswerte Unterhaltung. Und Achtung: bitte kein US-Remake, das ist wahrlich überflüssig.

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          smartbo 16.12.2021, 17:02 Geändert 17.12.2021, 09:48

          „Es geht in "Das weiße Band" um ein gesellschaftliches Klima, das den Totalitarismus ermöglicht. Das ist die Grundidee.“ Michael Haneke, der Regisseur des Filmes.

          Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird ein beschauliches Dorf in Norddeutschland von einer Reihe unerklärlicher Ereignisse erschüttert. Ein Seil wird zwischen zwei Bäume gespannt, um den Arzt mit seinem Pferd zum Sturz zu bringen, eine Scheune des Barons fängt Feuer und zwei Kinder aus dem Dorf werden entführt und gefoltert. Das Auffällige an diesen Vorfällen ist, dass sie immer mehr einer rituellen Bestrafung ähneln. Was geschieht hier? Einzig der sensible Dorflehrer fragt sich, wer die Täter sein könnten. Doch diese bleiben lange im Dunklen …

          Wogendes Getreide, plätschernde Bäche, knirschendes Kiesgeräusch unter den Fahrradreifen, sonnige Landschaften, stimmungsvolle Winterbilder.... Die idyllische Umgebung ist eine Augenweide. Was für eine heile Welt. Doch hinter der arkadischen Fassade verbirgt sich nichts Gutes. Die Kinder im fiktiven Dorf Eichwald haben es schwer und werden von ihren Eltern für jede Kleinigkeit drakonisch bestraft. Die Geschichte wird vom Lehrer erzählt, dem Mann, der den Kindern am nächsten steht und sich am Ende der Machthierarchie findet, die das Dorfleben beherrscht. An der Spitze stehen der Baron, der Pfarrer, der Gutsverwalter und der Arzt. Frauen haben nichts zu sagen. Der Pastor ist sehr streng und besessen von seiner spartanischen Erziehungsmethode. Seine Kinder werden von ihm brutal mit der Rute geschlagen. Eine archaische Gesellschaft.

          Es ist eine morbide und düstere Stimmung, die das Leben im Dorf prägt. Der Film strahlt ungeschönt eine kalte Atmosphäre aus. Lediglich die Beziehung des Lehrers zu dem Kindermädchen verleiht dem Film eine emotionale Wärme und Menschlichkeit. Die seltsamen Ereignisse im Dorf sind rätselhaft. Die Täter für die mysteriösen Vorfälle werden nicht gefunden, aber wenn es im Dorf zu einem Unfall kommt, ist die eng verbundene Gruppe der Dorfkinder in der Nähe. Sind sie die Täter?

          Das Zusammenleben im Dorf ist von purer Heuchelei durchdrungen, und diese ist die perfekte Tarnung für die versteckten Grausamkeiten. Die Menschen gehen nach Außen hin gesittet miteinander um, aber im Hintergrund lauert das Böse. Der Baron wird als Rohling entlarvt, und seine Ehe ist eine Farce. Der Dorfarzt entpuppt sich als geiler Bock, der seine Haushälterin sexuell ausnutzt und seine Tochter missbraucht. Der gutmütige und gesellige Verwalter schlägt brutal auf seinen Sohn ein. Und der Pastor erzieht seine Kinder mit strenger psychischer und physischer Gewalt. Als er sieht, was diese Kinder höchstwahrscheinlich begangen haben, schaut er weg. So tun als ob, ist die Maxime seines Verhaltens und die der Mitbewohner des Dorfes. So ist es nicht verwunderlich, dass in einer solchen schuldbeladenen, verlogen und unterdrückenden Welt der Widerstand und Protest nur auf äußerst versteckte Weise gestaltet werden kann. Halt so, wie es die Täter tun.

          Die Schauspieler sind klasse und ganz besonders die Kinder, die überwiegend Laiendarsteller sind. Chapeau. Der Film macht einen distanzierten Eindruck, vor allem wegen der stark ausgeleuchteten Schwarz-Weiß-Bilder. Aber die verborgene Spannung und beklemmende, fast schon erstickende Atmosphäre ziehen einen trotzdem in die Geschichte hinein. Das gemächliche Tempo und die gedämpften Emotionen schaffen viel Raum, um über die Bedeutung dessen nachzudenken, was präsentiert wird.

          Der Film wirft viele Fragen auf, ohne eine eindeutige Antwort zu geben. Wer steckt hinter der mysteriösen Gewalt im Film? Sind es die Kinder? Und ist der Film eine Allegorie für den damaligen Aufstieg des Nationalsozialismus? Gibt es Parallelen zwischen dem Fanatismus des Pastors und dem Fanatismus, mit dem gegenwärtig politisch „korrekte Dogmen“ (Corona-Hygienismus, Genderismus, LGBTQ-Denken, Klimatismus, Feminismus ..) vertreten werden? Die Handlung ist im Jahr 1913/14 angesiedelt. Dennoch strahlt der Film einen enormen Realitätsgehalt aus. Vieles kommt einem so bekannt vor. Was hat es mit den sich im Film seltsam benehmenden Tätern mit ihren Bestrafungen auf sich? Ist im weiteren Sinne ein Vergleich mit der gegenwärtigen Ausgrenzung und „Bestrafung“ von Andersdenkenden in den sog. „sozialen Medien“ und in den Alt-Medien zulässig? Zeigt der Film die Vorboten und die Wurzeln eines aufkeimenden Neo-Faschismus auf? Der Film räumt dem Zuschauer einen breiten Interpretationsspielraum ein.

          Fazit: keine leichte Kost für einen gemütlichen Abend. Es ist ein anspruchsvoller politischer Film, der eine Menge Stoff zum Nachdenken bietet. In meinen Augen ein subtiles atmosphärisches und einnehmendes Meisterwerk, das ich
          allen Filmfans, die ein Auge und ein Ohr auch für anspruchsvolle Filme haben, empfehlen kann. Daumen hoch.

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            smartbo 03.12.2021, 16:31 Geändert 03.12.2021, 17:16
            über Babel

            " Wer verstanden werden will, muss zuhören können“. Ein kluger Aphorismus und politisches Statement des Filmes, das gerade derzeit ein solch aktuellen Bezug hat.

            Wir sind in Marokko auf dem Land. Zwei Teenager, bewaffnet mit der Schrotflinte ihres Vaters, machen sich auf, ihre Ziegenherde zu bewachen. Unterwegs beschließen sie, das Gewehr zu testen, was katastrophale Folgen haben sollte. Das Leben von vier Personengruppen steht in Zusammenhang mit diesem Vorfall. Die im Film geschilderten Geschichten über diese Menschen handeln von einer marokkanischen Familie, einem amerikanischen Touristenpaar, einer mexikanische Nanny und einer japanischen gehörlosen Teenagerin und ihrem Vater. Wie die einzelnen Episoden auf den so unterschiedlichen Schauplätzen miteinander verwoben sind, erschließt sich erst langsam im Verlaufe des Filmes …

            Der Film bietet eine enorm intensive Atmosphäre. Etwas, womit der Regisseur, Alejandro González Inarritu, in seinen Filmen immer wieder zu punkten weiß. Der Film ist lang, er hat aber einen zügigen Flow, der ihn viel kürzer erscheinen lässt. Die Story ist originell und dramaturgisch sehr gut umgesetzt. Neugier, zu erfahren, wie die Geschichte am Ende ausgeht, ist permanent vorhanden. Dabei spielt bei „Babel“ neben dem Plot die Charakterzeichnung der so unterschiedlichen Figuren eine gewichtige Rolle. Dies geschieht jedoch nicht abrupt und aufdringlich, sondern peu a peu behutsam. Das macht den Film aus.

            Im Kern der Handlung geht es Inarritu darum, aufzuzeigen, dass alle Ereignisse auf der Welt, hier dieser zufällige Schuss in Marokko, Auswirkungen auf die Menschen auf allen Kontinenten mit ihren verschiedensten Kulturen haben können. Dass die Handlung weltumspannend auf den voneinander so weit entfernten Ländern angesiedelt ist, hat also einen tieferen Sinn. Eine klare politische Akzentuierung ist hier unübersehbar. In diesem Kontext kritisiert Inarritu subtil den weltweiten gesellschaftlichen Verfall der ethischen Werte, insbesondere die Empathielosigkeit. Er stellt die Unfähigkeit der Menschen heraus, trotz der wachsenden Kommunikationswerkzeuge, die uns zur Verfügung stehen, miteinander zu kommunizieren und Verständnis füreinander entgegenzubringen. Deshalb die sinnbildliche Sprachlosigkeit unter den Protagonisten, deshalb wirken die Dialoge im Film so streitgeladen und so hakelig und deshalb auch das taubstumme Mädchen in Japan. Es sind Metaphern, die symbolisieren sollen, wie wir es verlernt haben, miteinander verständnisvoll, konstruktiv und zielführend zu kommunizieren. Das ist Inarritu vorzüglich gelungen.

            Schauspielerisch überzeugen Brad Pitt und Cate Blanchet, die eine gewohnt gute Leistung zeigen, ohne jedoch aus meiner Sicht besonders aufzufallen. Sehr gut gefallen haben mir wegen der sehr authentischen Art zu spielen die marokkanischen Schauspieler.

            „Babel“ ist keine leichte Kost. Aber der Film versteht es, großartig und fesselnd die Geschichte zu erzählen sowie treffend die Akzente zu setzen, so dass von Langeweile keine Rede sein kann. Die schönen Kulissen und der ansprechende Soundtrack runden den guten Eindruck ab

            Fazit: „Babel“ ist kein typischer Unterhaltungsfilm. Er ist etwas Besonderes und Außergewöhnliches. Wer auch mal ein anspruchsvolles Kino und nicht nur ein reines Entertainment sehen möchte, der ist hier bestens aufgehoben. Kurz und bündig: ein sehenswerter Film, den sich jeder Filmfan als Schmankerl und als Abwechslung zu den unzähligen Standardstreifen, die den Markt überschwemmen, mal gönnen sollte.

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              smartbo 30.11.2021, 17:49 Geändert 02.12.2021, 17:50

              Der Film basiert auf einer wahren Geschichte und handelt von Richard Phillips (Tom Hanks), dem erfahrenden Kapitän des Frachters Maersk Alabama. Im Jahr 2009 wurde dieses Schiff von somalischen Piraten entführt und Phillips bot sich selbst als Geisel an, um seine Crew zu retten.

              Dem Regisseur Paul Greengrass gelang es, mit „Captain Philips“ einen in Form eines Katz-und-Maus-Spiels nervenaufreibenden Thriller zu inszenieren. Vorzüglich wird der Kampf geschildert zwischen Phillips, der alles tut, um seine Crew zu retten, und dem Piraten Muse (Barkhad Abdi), dem Anführer der Piraten, der nach der Kaperung des Frachters selbstbewusst verkündet: „ Ich bin jetzt der Kapitän!“. Ein Spruch, der anschließend im Internet auch als weltweit bekanntes Meme bekannt geworden ist. Die somalischen Protagonisten in der Rolle der Piraten sind alle unerfahrene Schauspieler mit somalischem Hintergrund. Sie machen ihren Job beeindruckend gut. Abdi dominiert mit einer atemberaubenden Darstellung und Hanks verfällt nie in falsches Pathos. Tatsächlich sehen wir, wie Hanks ständig in einem Dilemma steckt, da er weiß, dass ein Fehler von ihm sein eigenes Leben kosten könnte, aber vor allem das seiner Crew. Es ist aus meiner Sicht einer der besten Rollen von Tom Hanks.

              Der Handlungsablauf ist geradlinig, hält den Schwung aufrecht und schafft es, durchgehend Spannung aufrechtzuerhalten. "Captain Phillips" wird daher nie langweilig. Auch das Ende ist stark und dem Film gelingt es auf jeden Fall, zu fesseln. Dafür sorgen neben der Inszenierung und dem Plot die lebehafte Kamera, die ständig in Bewegung ist und der gelungene Score, der die Spannung verstärkt.

              Fazit: ein Film mit intensiver Atmosphäre, der viel Unterhaltung zu bieten hat. Spannung ist auf einem konstanten Niveau vorhanden. Für mich reicht es in jedem Fall für eine Empfehlung und die Wertung „sehenswert“.

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                smartbo 27.11.2021, 19:06 Geändert 27.11.2021, 23:06

                Die Dokumentation analysiert in vier Episoden das plötzliche Verschwinden von Birgit Meier. Sie ist in einer Kleinstadt bei Lüneburg 1989 spurlos aus ihrem Haus verschollen. Ebenfalls im gleichen Zeitraum werden in einem Wald bei Lüneburg vier Menschen brutal ermordet. Ein Fall, der in Deutschland als "die Göhrde-Morde" bekannt ist. Das Verschwinden der jungen Frau und die Morde werden von der Polizei nicht in Verbindung gebracht und als Schuldiger wird - wie es so oft ist - sofort der Ehemann, ein millionenschwerer Geschäftsmann, vermutet, der durch die anstehende Scheidung von Birgit viel Geld verloren hätte. Die Ermittlungen durch die zuständige Polizei in Lüneburg ergeben jedoch keine Ergebnisse, weil die Beweise fehlen.

                Im Laufe der Zeit wird jedoch ein weiterer Verdächtiger ermittelt: Kurt-Werner Wichmann, ein Mann, den Birgit auf einer Party bei einem Nachbarn kennengelernt hatte. Er hat ein ellenlanges Vorstrafenregister und kein Alibi. Der Hauptverdächtige bleibt aber bei der Polizei der Ehemann von Birgit. Deshalb wird gegen Wichmann nicht weiter ermittelt. Der Fall wird ad acta gelegt. Die weiteren Ermittlungen werden über Jahrzehnte hinweg nur noch von Brigits Familienangehörigen durchgeführt, allen voran von ihrem Bruder Wolfgang Sielaff, den ehemaligen Leiter des LKA Hamburg. So ziehen sich die Nachforschungen in diesem Fall über dreißig Jahre hin. Gelingt es dem Bruder von Birgit, den Fall abschließend aufzuklären ?

                Die Dokumentation erzählt akribisch den Fall, unterstreicht die Bedeutung der Arbeit des Teams um Birgitts Bruder, zeigt aber auch mit dem Finger auf die Inkompetenz der Polizei aus Lüneburg , die den Fall hätte längst lösen können. „Dig Deeper“ verwendet umfangreiches Archivmaterial und rekonstruiert in Retrospektiven die damaligen Geschehnisse. Der Zuschauer erhält dadurch ein umfassendes, vollständiges Bild, um sich eine Meinung zu bilden.

                Die Erzählung wird durch zahlreiche Stimmen von Familienmitgliedern, Polizisten, Gerichtsmedizinern und all jenen bereichert, die im Laufe der Jahre in irgendeiner Weise mit Birgit in Berührung gekommen sind. Das Erzähltempo ist etwas gemächlich, aber keineswegs langweilig. Handwerklich ist die Doku tadellos inszeniert. Es gibt immer wieder neue Fragen, die im Handlungsverlauf geschickt aufgeworfen werden, was zu einem durchgehend fesselnden Erlebnis führt.

                Fazit: „Dig Deeper“ ist eine gelungene deutsche True-Crime-Dokumentation, die nicht nur für die Fans des Genres sehenswert ist. Daumen hoch. Top.

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                  smartbo 24.11.2021, 18:08 Geändert 07.12.2021, 17:39

                  Meine Einschätzung nach der Sichtung der Dritten Folge.

                  Über die Rückkehr von Dexter freue ich mich riesig. So gänzlich überzeugt haben mich die ersten Episoden aber nicht. Enttäuscht aber auch nicht. Bin in der Wertung noch unentschlossen. Es sind zahlreiche Klischees und Standards zu sehen, die man schon x-mal gesehen hat. Man sieht einen Plastik-Hirsch ...hmmm. Und der suuuper Klischee-Ar.....ch, der den zugekoksten und besoffenen Bösewicht spielt, und am Ende dafür büßen muss. Naja. Vermisst habe ich vor allem das alte Intro. Der Intro-Sound wurde ans Ende gesetzt. Naja gut, gewöhnungsbedürftig. Also, für eine Begeisterung und das alte Dexter-Feeling reicht es noch nicht 100%ig aus. Von einem schlechten „Dexter“ kann jedoch keine Rede sein. Die Handlung und die Inszenierung überzeugen durchaus. Und dass Michael Hall gut ist, braucht nicht explizit erwähnt zu werden. Schön wieder Deb zu sehen. Bin auf die nächsten Folgen gespannt. Das schon mal vorab.

                  Hier noch meine weiteren Eindrücke, die mir aufgefallen sind. Es gibt Klima-Demonstranten. Sie sind alle jung, aggressiv, frech, und klar, alles schön in Greta-Style. Demonstriert wird gegen den reichen und unsympathischen alten Petro-Geldsack im Ort. Na, das ist ja aber ein Ding…. Dass die Demonstranten die Guten sind und der weiße Bonze der Böse ist, dürfte klar sein. Die örtliche Polizeichefin in diesem abgelegenen Kaff gehört zu PoC-Menschen. Hinzu kommt: Dexters Boss ist schwul. Oha, die obligatorischen Mainstream-Leitlinien haben offensichtlich auch „Dexter“ erreicht.

                  Nicht falsch verstehen. Mir geht es hier nicht darum zu werten, ob diese gesellschaftlichen Entwicklungen richtig sind, und ob sie infrage gestellt werden sollen. Darum geht es mir nicht. Offenbar ist es aber heute so, dass keine Serie und kein Film ohne dieser Plot-Akzentuierungen eine Chance hat. Und das nervt. Wo bleibt die künstlerische Freiheit ? Welchen Spielraum haben denn die Filmemacher noch? Ich finde, „Dexter“ sollte „Dexter“ bleiben. Ich hoffe doch sehr als großer Dexter-Fan, dass sich die Autoren in den nächsten Folgen mehr auf die Handlung konzentrieren, anstatt die Serie mit politischen Themen zu überladen, um sich so anzubiedern und zu gefallen. Das hat „Dexter“ absolut nicht nötig.

                  Für eine Gesamtwertung ist es aber noch viel zu früh. Es ist mein Anfangseindruck. Der ist ja, trotz meiner oben vorgebrachten Einschränkungen, nicht schlecht. Na, schauen wir doch mal weiter, wie die nächsten Episoden aussehen werden. Bin mehr als neugierig.

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                    smartbo 21.11.2021, 11:06 Geändert 21.11.2021, 16:58

                    Die dreiteilige Dokumentation beruht auf wahren Begebenheiten. Wir sind in Salt Lake City im Jahr 1985. Die Stadt ist der Hauptsitz der Mormonengemeinde. Bei mehreren Bombenanschlägen wurden zwei Menschen getötet. Schon das war ein großer Schock für die normalerweise friedliche Mormonengemeinschaft. Niemand wusste, was los war. Als ein drittes Bombenopfer, Mark Hofmann, ein Dokumentenhändler aus Salt Lake City, in seinem Auto gefunden wurde und im Krankenhaus um sein Leben kämpfte, schlugen diese Vorfälle weltweit hohe Wellen und die Polizei begann, mit großen Aufwand zu ermittelt. In seinem Auto wurden mehrere wichtige Dokumente der Mormonen gefunden. Dazu gehörten die berühmten „The Oath of a Freeman“ und „White Salamander Letter“. Was hat es mit diesen Dokumenten auf sich? Was waren die Hintergründe für die Bombenanschläge? Wer war der Täter? Diese Dokumentation versucht zu enträtseln, was 1985 genau passiert ist.

                    Meine Einschätzung zu diesem Dokumentationsfilm fällt weniger gut aus. Der Hauptgrund liegt darin, dass es der Doku an Tiefe fehlt: Tiefe in der Erzählstruktur und bei der Darstellung der Charaktere. Es wirkt alles so oberflächlich. Was das Handwerkliche angeht, besteht die Doku überwiegend aus Interviews mit zahlreichen Beteiligten, die in der Retrospektive die damaligen Erlebnisse schildern. Diese wenig attraktive Erzähltechnik trägt nicht gerade zu einer guten/sehr guten Qualität bei. Ein Mix, der aus diesen Statements und desweiteren aus nachgestellten Szenen der damaligen Ereignisse besteht, würde meine Gesamteinschätzung sicherlich heben.

                    Insgesamt strahlt die Dokumentation das Paradoxon aus, dass sie einerseits eine bizarre und spannende Geschichte zu erzählen hat, die Inszenierung selbst jedoch kaum fesselnde Momente aufweist. Was unter dem Strich bleibt, ist lediglich die Neugier auf den Fortgang und den Ausgang der faszinierenden Story, die die tragende Säule der Dokumentation ist. Was ich ebenfalls vermisst habe, ist, dass es wenigsten ein paar Töne oder Untertöne zu der exzentrischen Glaubensgemeinschaft der Mormonen gibt. Davon ist aber in der Doku weit und breit nichts zu hören.

                    Fazit: nach all der Kritik müsste ich den Dokumentarfilm mit einer 4=uninteressant oder 3=schwach bewerten. Aber allein die kriminelle und skurrile Geschichte, die dahintersteckt, macht sie dann doch noch für eine Sichtung interessant. So denke ich nach aller Abwägung, dass eine Wertung „geht so“ am Ende fair und gerechtfertigt ist.

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                      smartbo 14.11.2021, 14:59 Geändert 15.11.2021, 18:27

                      Um das schon mal vorwegzunehmen: es ist ein im Stil des Neorealismus feinfühlig gedrehter Spitzenfilm aus dem Nachkriegs-Italien, der als Meisterwerk bezeichnet werden kann. Erzählt wird die Geschichte eines arbeitslosen Vaters in verarmtem Rom kurz nach dem 2. Weltkrieg. Nach langer Suche wird ihm eine Arbeit als Plakatkleber angeboten für die er ein Fahrrad braucht. In einem Pfandhaus gelingt es ihm, ein Fahrrad zu bekommen, das er gegen Bettzeug tauscht. Allerdings wird es ihm gestohlen. Gemeinsam mit seinem kleinen Sohn Bruno macht er sich auf einen Streifzug durch Rom, um das Fahrrad zu finden …

                      Es ist ein schöner Film, der authentisch das Leben im Nachkriegs-Rom schildert. Das Setting ist nicht künstlich zusammengestellt, die Kulissen sind lebensecht. Die Atmosphäre ist glaubwürdig, nicht übertrieben sentimental, sondern dramaturgisch real und dezent emotional ansprechend. Gekonnt echt gelingt es dem Film, das harte Leben eines italienischen Alltags unter den ärmlichen Verhältnissen der Nachkriegszeit zu schildern. Die Story ist traurig, trotzdem strahlt der Film keine deprimierende Atmosphäre aus. Lebhafte und fröhliche Straßenszenen mit dichtem Verkehr, lachende Menschen und Musiker in einem Restaurant verhindern, dass der Film in einer düsteren Stimmung versinkt.

                      Der Film ist herausragend von Vittorio de Sica inszeniert und weist keine Einbrüche auf. Das Schauspiel des Vaters und ebenso des Sohnes ist großartig. Enzo Staiola, der den kleinen Bruno darstellt, macht seine Sache so gut, dass man meint, es wäre tatsächlich kein Schauspieler, sondern ein Junge von der Straße. Der Film gewann viele Preise, wurde international gefeiert und 1950 bei der Oscar-Verleihung als bester fremdsprachiger Film geehrt.

                      Fazit: ja, hmmm, stimmt schon: es ist ein alter Film, aus dem Jahr 1948, schwarz/weiß, keine Spannung, keine umwerfende Geschichte, optisch schon arg angestaubt. Dennoch ein Film, der mich immer wieder aufs Neue fasziniert. Er wird nicht jedermanns Geschmack treffen. Für diejenigen, die durchaus ein offenes Auge auch für ältere, kulturell wertvolle und anspruchsvolle Filme haben, ist er jedoch einer Empfehlung in jedem Fall wert.

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                        smartbo 12.11.2021, 19:30 Geändert 13.10.2022, 17:12

                        Gedreht wurde der Film im Jahr 1973. Die aus der damaligen Sicht dystopische Science-Fiction- Handlung spielt in New York im Jahr 2022. Die Reichen lassen es sich gut gehen. Der Rest der Bevölkerung lebt aber von synthetischen Sojakeksen, die als Soylent bezeichnet werden. Die neueste Modeerscheinung ist grünes Soylent, das jeden Dienstag verteilt wird. Detektive Thorn, gespielt von Charlton Heston, gehört zusammen mit seinem Ermittlungspartner Sol, dargestellt von Edward G. Robinson, einer korrupten New Yorker Polizeieinheit an. Als Thorn beauftragt wird, den Mord an einem reichen Industriellen aufzuklären, sieht es nach einem einfachen Raubmord aus. Bei den Ermittlungen im Umfeld des Nahrungsmittelproduzenten Soylent erfährt er jedoch die entsetzliche Wahrheit …

                        Der Film zeichnet ein düsteres Bild der gesellschaftlichen Entwicklung. In Anbetracht dessen, dass das Jahr 2022 vor der Tür steht, bietet sich ein Vergleich an. So sind die im Film gemachten Vorhersagen selbstverständlich nicht auf den Punkt genau zutreffend, aber weit entfernt davon sind sie nicht. So ist die Welt im Film geprägt von Überbevölkerung, Migration, zunehmender Kriminalität, Wohnungsmangel, großer Diskrepanz zwischen Arm und Reich, Umweltzerstörung, Zerfall der ethisch-moralischen Werte, Korruption und Machtmissbrauch, Monopolisierung im Wirtschafsbereich, ungesunden Lebensmittel, Rohstoff- und Nahrungsmittelknappheit. Zu beobachten sind apathische und fatalistische Menschen. Themen, die sicherlich aktuell sind. Absurd ist im Film natürlich die Darstellung von Frauen als Wohnungsinventar. Hier lag der Film hinsichtlich einer Vorhersage erfreulicherweise völlig daneben.

                        Die Story selbst ist relativ überschaubar, jedoch gut durchdacht und einwandfrei ausgearbeitet. Was ganz besonders zu gefallen weiß, ist das gelungene dystopische Setting und die düstere Atmosphäre, die vortrefflich die futuristische Story untermauern. Überall sind arme zerlumpte Menschen zu sehen, die in kaputten Autos, in behelfsmäßigen Elendsvierteln leben und im Treppenhaus oder auf der Straße schlafen. Dadurch wird die ohnehin schon vorhandene bedrückende und finstere Stimmung zusätzlich verstärkt.

                        *** SPOILER Anfang ***

                        Wie erwartet bietet Charles Heston eine gute Leistung. Stark ist aber ganz besonders Edward G. Robinson, der Hestons melancholischen Freund und Mitbewohner Sol auf bewegende Art und Weise porträtiert. Zur Filmgeschichte gehört die Szene als er sich auf dem Bett liegend einschläfern lässt und begleitet wird von Beethovens Musik und Bildern aus vergangenen Zeiten, als die Umwelt noch nicht zerstört war und blühende bunte Landschaften die Natur prägten. Eine Szene die wahrlich zu berühren weiß. Den Höhepunkt des Filmes stellt aber das Ende dar, das dem Zuschauer ein überraschendes und heftiges WTF-Erlebnis beschert.

                        *** SPOILER Ende ***

                        Fazit: alles in allem ein gelungener und unterhaltsamer Science-Fiction-Film mit aktueller Botschaft, die zum Nachdenken anregt. Trotz seines hohen Alters hat der Film den Status als sehenswerter Klassiker absolut verdient.

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                          smartbo 05.11.2021, 11:02 Geändert 05.11.2021, 18:47

                          Die Story ist schnell erzählt: zwei befreundete IT-Nerds aus Berlin reichen mit Hilfe einer Anwaltskanzlei in den USA eine Klage gegen Google wegen Patentverletzung ein. Es geht um Google Earth. Hat Google den Algorithmus zu dieser Anwendung den beiden Computerpionieren einfach geklaut ?

                          Die Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht, haut ja einen nicht gerade vom Hocker. Es ist nichts Besonderes oder Spektakuläres, meint man auf den ersten Blick. Was aber der Drehbuchautor Oliver Ziegenbalg und der Regisseur Robert Thalheim aus der Story gezaubert haben, ist schon beeindruckend und lässt sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen. Der Handlungsablauf kennt keinen Firlefanz, keine unnötigen Dialoge oder überflüssigen Szenen. Der Plot ist temporeich und kompakt inszeniert. Zielstrebig bis zum Schlusse wird die Handlung vorangetrieben. Das flotte Erzähltempo streut permanent Neugier, die den Zuschauer bei der Stange hält. Von Langeweile kann hier kein Rede sein.

                          Authentisch gelingt es der Serie sowohl die berliner Hackerszene nach der Wiedervereinigung in den 1990er Jahren als auch die idealistische Welt des Silicon Valley zu beleuchten. Demgegenüber steht die unbarmherzige und beinharte Realität des millionenschweren Prozesses. Diese so gegensätzlichen Atmosphären sind vortrefflich eingefangen und untermauern die gute Qualität der Serie. Besonders erwähnenswert sind aus meiner Sicht ebenso die gute Charakterzeichnung und die prima ausgearbeitete Entwicklung der Freundschaft zwischen den beiden Protagonisten. Einen halben Punkt ziehe ich aber bei der Punktevergabe wegen des nicht gerade durchgehend überzeugenden Casts ab. Am besten hat mir noch Lavinia Wilson in der Rolle der Anwältin gefallen.

                          Fazit: da soll nochmal einer behaupten, ich hätte pauschal etwas gegen deutsche Filmproduktionen. Stimmt nicht. Bester Beweis ist diese Serie, die ich als absolut sehenswert empfehlen kann. Es ist eine tolle und herausragend inszenierte Unterhaltung, die sich bestens zum Bingen eignet. Daumen hoch.

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                            smartbo 02.11.2021, 19:06 Geändert 28.11.2021, 14:08

                            Die Serie schildert die Kindheit und die Karriere der verstorbenen argentinischen Fußballlegende Diego Maradona mit all ihren Höhen und Tiefen. Moviepilot meldet: "Leider ist "Maradona - Leben wie ein Traum" derzeit bei keinem der auf Moviepilot aufgelisteten Anbietern zu sehen."

                            Das stimmt nicht. Die Serie ist auf Amazon-Prime verfügbar. (Stand 28.11.21) Leider hat mich die Serie nicht überzeugt. Nach meiner Einschätzung reicht es gerade noch für ein "geht so". Der Grund sind der holprige Storyaufbau mit den ständigen Zeitsprüngen und die weniger guten Schauspieler. Desweiteren hat es mir an dramaturgische Akzenten mit all den Höhen und Tiefen gefehlt, die bei dem Leben von Maradona sicherlich mehr als genug vorhanden sind. Hinzu kommen die nervigen Dialoge.

                            Für Fußballfans ist die Serie sicherlich sehenswert. Für ein gut/sehr gut reicht es jedoch bei mir nicht aus.

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                              smartbo 01.11.2021, 19:57 Geändert 01.11.2021, 23:40

                              Der Plot ist eine feinfühlige, tiefsinnige und atmosphärisch dichte Studie über einen Mann, der mit dem Leben abschließt und sich in die selbstzerstörerischen Abgründe der alkoholischen Exzesse in der Spielerstadt Las Vegas begibt. Vorzüglich wird im Film die sich anbahnende fragile Liebesbeziehung zwischen ihm und der Prostituierten Sera geschildert, die verzweifelt nach Liebe sucht. Beide haben mit eigenen Problemen genügend zu kämpfen. Kann das also gut gehen?

                              Auf mich wirkt der Film, der ein Mix aus Drama, Charakterstudie und Liebesfilm ist, sehr sensibel. In erster Linie ist dies sicherlich der exzellenten Inszenierung zu verdanken, die es versteht, auf dem Hintergrund des Lokalkolorits der Spielerstadt Las Vegas eine sehr intensive und einfühlsame Atmosphäre zu präsentieren. Untermalt wird das Ambiente von einer schaurig-schönen Musik, die perfekt die melancholische Stimmung verstärkt.

                              Nicolas Cage, der die Hauptrolle spielt, hat sich einen Namen mit Rollen gemacht, die stark von Overacting geprägt sind. Er zählt nicht gerade zu meinen Lieblingsschauspielern. Obwohl er auch hier manchmal theatralisch wirkt, beweist er jedoch , dass er ruhige und anspruchsvolle Charakterrollen gut beherrschen kann. Aus meiner Sicht schauspielerisch eine überzeugende Leistung. Zurecht gewann er für seine vorzügliche Darbietung 1996 den Oscar. Aber auch Elisabeth Shue, die die Sera darstellt, spielt eine starke Rolle.

                              Kleiner Wermutstropfen ist allerdings meiner Meinung nach die etwas zu positive und wenig authentische Darstellung der Alkoholsuchtproblematik. Alkoholiker, die diese Unmengen Alkohol konsumieren, -im Film als exzessive Saufgelage gezeigt-, sehen "ganz anders aus" als hier dargestellt. Und sie sind dann vor allem mit Sicherheit nicht in der Lage, so dynamisch und aktiv zu handeln, wie teilweise im Film gezeigt. Entscheidenden Einfluss auf die Bewertung hat dies jedoch bei mir nicht, ist der Film doch keine Dokumentation, sondern in erster Linie Entertainment.

                              Fazit: Es ist ein anspruchsvoller Film und keine leichte Kost. Sicherlich wird er nicht jedermanns Geschmack treffen. Für mich war es aber ein schönes und einnehmendes Filmerlebnis. Filmfans mit Sinn für das Besondere und Anspruchsvolle kann ich den Film als sehenswert empfehlen. Daumen hoch.

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                                smartbo 30.10.2021, 11:21 Geändert 30.10.2021, 11:41

                                Vor den anstehenden Kommunalwahlen in Marseille bereitet sich Bürgermeister Robert Taro, gespielt von Gerard Depardieu, auf seinen letzten Coup vor: es geht um eine Abstimmung über den Bau eines Casinos. Nichts wird dem Zufall überlassen, sein Nachfolger Lucas Barrès steht bereits fest. Im Weg stehen ihm jedoch die Mächtigen und Reichen der Stadt, die ihre eigenen Ziele verfolgen. Das Rennen um den Bürgermeisterposten wird zu einem skrupellosen Machtkampf. Es stellt sich nur eine Frage: Wie weit werden die an diesem intriganten Ränkespiel beteiligten Protagonisten gehen?

                                Um das schon mal vorwegzunehmen: Marseille ist in meinen Augen ein erfolgloser französischer Versuch, Serien wie „Boss“ oder „House of Cards“, nachzuahmen. Die Serienmacher von Marseille hatten offenbar viel Ehrgeiz, so etwas wie ein besseres „House of Cards“ zu inszenieren. Dies ist allerdings meiner Meinung nach danebengegangen. Warum?

                                Die Charaktere und der Handlungsablauf selbst sind stark überzeichnet und klischeehaft. Die Story ist flach, die Wendungen sind unglaubwürdig und die Dramaturgie wirkt stark aufgesetzt. Auch an der Inszenierung habe ich etwas auszusetzen. So vermittelt die Serie den Eindruck einer Aneinanderreihung von einzelnen Szenen. Kein Wunder, dass dabei keine Spannung und Neugier aufkommen können. Gefehlt hat ebenso ein französisches Flair auf dem Hintergrund der schönen mediterranen Stadt Marseille.

                                Die Schauspieler sind nicht gerade die besten. Hier grassiert partiell ein überbordendes Overacting. Negativbeispiel ist Stéphane Caillard, die die Tochter des Bürgermeisters spielt. Und Gérard Depardieu spielt auffallend emotionslos und gelangweilt. Den Text rasselt er herunter, als ob er es eilig hätte, den Flug nach Moskau zu bekommen.

                                Fazit: etwas salopp ausgedrückt möchte ich als Fazit resümieren: gewollt, aber nicht gekonnt. Die Serie hat mich nicht überzeugt. Bei so viel Kritik muss dann die Wertung aus meiner Sicht weniger gut ausfallen. Schade, denn die Franzosen können es besser, was z.B. die hervorragende Serie „Braquo“ beweist.  

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                                  smartbo 28.10.2021, 10:20 Geändert 28.10.2021, 19:28

                                  Die Pharmaindustrie hat einen enormen Einfluss auf gesundheitspolitische Entscheidungen. Man kann das ja kurz und bündig unter dem Begriff Lobbyismus zusammenfassen, dem sich die Politik unterwirft. Pharmakonzerne schaffen es, Forschungsgelder, staatliche Fördermittel und Gelder von Krankenkassen zu erhalten, um die teuersten Medikamente zu vermarkten und Profit daraus zu schlagen. In zahlreichen geschilderten Beispielen wird deutlich, wie schwerwiegende Nebenwirkungen von Medikamenten immer wieder vertuscht werden.

                                  Der Kampf gegen COVID-19 schürt weiterhin die Gier der Pharmakonzerne, die die derzeit mit enormen öffentlichen Druck von der Politik vorangetriebene Impfkampagne in Gang gesetzt haben, obwohl die mittelfristigen und Langzeitwirkungen der mRNA-Imfstoffe evidenzbasiert noch nicht erforscht sind. Einfach formuliert heißt dies, dass derzeit kein Mensch seriös behaupten kann, dass die Corona-Impfung für die menschliche Gesundheit unbedenklich ist. Wer etwas anderes behauptet, sagt nicht die Wahrheit. Aber was sagte Herr Spahn neulich: in der Politik geht es nicht um Wahrheiten, sondern um Interessensabwägungen. Es ist nichts anderes als eine verklausulierte Umschreibung für Lobbyarbeit. Toll. Und die Pharma-Giganten verdienen sich eine goldene Nase.

                                  Ist die überwältigende Macht dieser Branche eine Bedrohung für das Gesundheitswesen und sogar für die gesamte Gesellschaft? Die ausgezeichnete Doku setzt sich kritisch mit dieser Frage auseinander.

                                  Zu sehen ist die empfehlenswerte Dokumentation derzeit auf ARTE.

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                                  • smartbo 26.10.2021, 10:22 Geändert 26.10.2021, 10:41

                                    Na, schon wieder einer von diesen fragwürdigen und überflüssigen Artikeln von MP mit dem ausschließlich Kohle gemacht werden soll. Das ist ja auch okay und dagegen ist ja grundsätzlich nichts einzuwenden, wenn es sich in Grenzen hält. Primär sollte Moviepilot jedoch eine Plattform für Filmkunst bleiben.

                                    Darüberhinaus vermisse ich, -und das ist kein Einzelfall-, dass solche Werbung nicht ganz klar explizit als "Anzeige" gekennzeichnet wird. Dabei kommt es mir gar nicht so sehr darauf an zu insistieren, dass es dazu in allen Landespressegesetzen eine verbindliche Vorschrift gibt, die besagt, dass Werbung, die wie ein redaktioneller Beitrag aufgemacht worden ist, ausdrücklich als „Anzeige“ überschrieben sein muss. In erster Linie wäre es aber nach meiner Auffassung grundsätzlich fairer gegenüber dem Leser.

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                                      smartbo 25.10.2021, 10:00 Geändert 25.10.2021, 16:43

                                      Die Handlung ist in den 1950er Jahren angesiedelt und führt uns in die High Society der britischen Gesellschaft. Der erzkonservative Reynolds Woodcock ist ein berühmter Schneider und betreibt zusammen mit seiner Schwester ein renommiertes Modehaus, das vor allem die Adeligen und Reichen bekleidet. Er ist Junggeselle und hat zahlreiche Frauenbekanntschaften. Sie kommen und gehen wieder. Als er aber Alma kennenlernt, eine junge Kellnerin, fasziniert sie ihn sofort. Bald wird Alma seine neue Freundin und die beiden fühlen sich zueinander hingezogen. Aber ist sie nur das nächste temporäre Model für Woodcock oder wächst da noch mehr heran? Und wird Woodcocks Schwester Cyrill der Beziehung so einfach zustimmen? Klappt das mit den beiden?

                                      Anfangs hatte ich Bedenken, dass „Der seidene Faden“ ein gewöhnlicher Liebesfilm ist, der, wie viele andere auch, bald langweilig wird und zum Erliegen kommt, weil Spannung und fesselnden Momente fehlen. Hinzu kommt, dass dieses Genre nicht gerade meins ist. Aber schnell verflog meine Skepsis, denn ich habe einen Film gesehen, der keine Stangenware ist, sondern eine Kreation, die mit viel Liebe und Akribie maßgeschneidert wurde.

                                      Was macht ihn so besonders? So fällt insbesondere die intensive und dichte Atmosphäre auf, die von einem opulenten Setting begleitet wird. Für das hervorstechende Kostümdesign gab es 2018 einen Oscar. Pluspunkte erntet die zwar partiell etwas langatmig wirkende, aber nicht alltägliche Geschichte über eine skurril anmutende Romanze zwischen einem Modedesigner und seiner neue Muse. Das ohnehin schon beeindruckende Ambiente wird angereichert durch einen vortrefflich platzierten Filmsound, der von Jonny Greenwood arrangiert wurde, Mitglied der alternativen Rock-Band Radiohead.

                                      Aber das ist noch nicht alles. „Der seidene Faden“ ist ein sehr psychologischer Film, der durch eine gut ausgearbeitete Figurenzeichnung und starke Charaktere besticht, die von herausragenden Schauspielern dargestellt werden. Daniel Day-Lewis, der den sturen und stocksteifen Woodcock spielt, liefert wieder einmal eine absolute Top-Leistung. Aber auch Alma ist eine vielschichtige Figur, die dem Film den Hauch einer mysteriösen Note verleiht. Das liegt zweifellos an dem guten Schauspiel von Vicky Krieps. Ein tolles Schauspielerduo, das sich im Film prima ausgearbeitete und intelligente Dialogduelle liefert und im Alleingang den gesamten Film trägt.

                                      Fazit: Es ist ein anspruchsvoller Film, der Filmkunst auf hohem Niveau präsentiert und sich wahrlich sehen lässt. Sicherlich wird er nicht jedermanns Geschmack treffen. Aber für Filmästheten, die ein Auge für das Besondere haben, ist er in jedem Fall empfehlenswert. Daumen hoch.

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                                        smartbo 22.10.2021, 16:35 Geändert 23.10.2021, 08:42

                                        Die Welt steht im Bann von „Squid Game“. Die Serie feiert weltweit Erfolge. In dem reißerischen südkoreanischen Survival-Thriller beteiligen sich arme und verschuldete Bürger an bizarren Spielen in der Hoffnung, einen Millionen-Euro-Geldpreis zu gewinnen, der sie aus ihrer ausweglosen Situation herausholen soll. Es kann aber nur einen Sieger geben. Und wer verliert, der zahlt einen immens hohen Preis.

                                        Was „Squid Game“ so unheimlich macht, ist, dass niedliche Kinderspiele darüber entscheiden, ob jemand verliert und wen ein schreckliches Schicksal erwartet oder eine Chance auf ein besseres Leben erhält. Die partiell verstörend blutige Art, mit der die Spiele enden, wird möglicherweise nicht jedermanns Geschmack treffen, auch wenn hier von einem blutrünstigen Splatter oder einem brutalen Gore keine Rede sein kann.

                                        Der wahre Horror liegt nach meiner Auffassung in dem psychologischen Schrecken, den die Spieler durchmachen und den höllischen Dilemmas, denen sie ausgesetzt sind: Würden Sie einen guten Freund verraten, um dem Tod zu entkommen? Würden sie Spieler sterben lassen, die sie hätten retten können, um Ihre Chancen auf den Gewinn zu erhöhen? Unter extremen Umständen scheinen Menschen zu den schrecklichsten Dingen fähig zu sein.

                                        Eine der Stärken der Serie liegt in den bunten Charakteren, die hier präsentiert werden. Sie sind vielschichtig und ausgereift. So begegnet der Zuschauer dem nordkoreanischen Flüchtlingsmädchen, dem pakistanischen Gastarbeiter, einem Gangster, dem herzerwärmenden alten Mann und vor allem dem liebenswerten Gi-hun, dem Hauptdarsteller. Die Dialoge, die zwischen den Protagonisten geführt werden, sind gut durchdacht und bereichern die Qualität der Serie. Zu den Pluspunkten zählen auch die clever eingestreuten Cliffhanger, so dass für einen glatten Übergang von Episode zu Episode gesorgt ist und permanent Neugier und fesselnde Momente erzeugt werden. Von Langeweile kann keine Rede sein.

                                        Das Besondere an der Serie ist, wie unheimlich glaubwürdig diese dystopische Spielshow ist. Es fühlt sich überhaupt nicht nach „alternativer Realität“ an, dass sich 456 Menschen freiwillig für ein lebensbedrohliches Spiel anmelden, das ihnen eine Chance gibt, aus einer hoffnungslosen Situation herauszukommen. In einer Gesellschaft, in der viele Habenichtse hoch verschuldet und nicht in der Lage sind, ihrem trostlosen Schicksal zu entrinnen, könnte ein solches Spiel durchaus reizvoll sein. Für diejenigen, die das Gefühl haben, keine Chance mehr auf ein normales Leben zu haben, scheint der Tod keine schlimme und inakzeptable Alternative zu sein.

                                        *** SPOILER Anfang ***

                                        Die Serie zeigt vortrefflich die soziale Ungleichheit und die tiefe Kluft zwischen Arm und Reich. Subtil aber deutlich stellt „Squid Game“ klar, dass die Welt von anonymen internationalen Großkonzernen beherrscht wird, die in der Serie als in Masken verkleidete, alles beherrschende und englischsprechende Figuren auftreten. Nicht die rotgekleideten gefürchteten Soldaten und auch nicht der bedrohlich wirkende Chef der Spiele haben hier das Sagen. Das sind nur die Handlanger für die obersten Bosse, die anonym bleiben, im Hintergrund agieren und profitieren. Eine reale politische Akzentuierung auf dem Hintergrund eines fiktiven Plots ist hier meines Erachtens offensichtlich.

                                        *** SPOILER Ende ***

                                        Einen kleinen Wermutstropfen habe ich jedoch. Zu den Minuspunkten zähle ich, dass ein paar wenige Darsteller für mein Dafürhalten schauspielerisch nicht überzeugen können. Dazu zählt zuvorderst Kim Joo-ryung in der Rolle der Han Mi-nyeo. Ihre Art, übertrieben overacted und partiell albern zu spielen, entspricht nicht gerade meinem Geschmack und wirkt in der Serie deplatziert. Das tut aber unter dem Strich der hervorragend aufgebauten Serie keinen Abbruch, die zu Recht für viel Anerkennung und Aufregung sorgt.

                                        Fazit: bei so viel Lobpreisung ist eine Beurteilung der Serie als sehenswert definitiv mehr als angebracht. Spannung und eine tolle Unterhaltung sind garantiert. Top. Beide Daumen hoch.  

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                                          smartbo 08.10.2021, 18:47 Geändert 09.10.2021, 13:44

                                          Gefährliche Arbeiten an einem nahe gelegenen Gebäude zwingen das Ehepaar Emad und Rana, ihre Wohnung zu verlassen. Sie ziehen in eine neue Wohnung im Zentrum von Teheran um. Ein Vorfall, der mit der Vormieterin zusammenhängt, wird das Leben des jungen Paares jedoch drastisch verändern.

                                          Das mit einem Oscar prämierte iranische Drama besticht vor allem durch seine großartige Inszenierung. Die von kulturellen Aspekten geprägte Atmosphäre ist einnehmend und überzeugt auf ganzer Linie. Es gibt keine Holprigkeiten, keinerlei Längen. Die Spannung wird langsam aufgebaut. Klar, es ist kein Hitchcock, aber ein Drama, das durchaus zu fesseln vermag. Der Handlungsablauf sowie die szenische Umsetzung sind tadellos glatt und frei von Logiklöchern.

                                          *** SPOILER Anfang *** Was mir vor allem gut gefallen hat, ist die einfühlsame Ausarbeitung der Charakterentwicklung des Protagonisten vom netten und sensiblen Lehrer und Ehemann zu einem Grobian, der es als nicht notwendig erachtet, die Polizei einzuschalten, als seine Frau überfallen wird, und stattdessen zum harten Rächer wird, der Selbstjustiz übt. *** SPOILER Ende ***. Das ist nun wirklich exzellent gemacht, was in erster Linie dem Hauptdarsteller Shahab Hosseini zu verdanken ist, der eine glänzende schauspielerische Performance hinlegt.

                                          Fazit: Nicht der Knüller, aber wer gerne auch mal einen Ausflug abseits des Mainstreams macht, dem kann ich den Film ohne Weiteres als sehenswert empfehlen. Die Sichtung lohnt sich.  

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                                            smartbo 07.10.2021, 12:31 Geändert 07.10.2021, 21:25

                                            Die eisernen drei Regeln der Robotik des russischen Science-Fiction-Autors Isaak Asimov, auf dessen Buchvorlage der Film basiert:
                                            1) Ein Roboter darf einem Menschen keinen Schaden zufügen oder durch Untätigkeit zulassen, dass einem Menschen Schaden zugefügt wird.
                                            2) Ein Roboter muss die Befehle eines Menschen befolgen, es sei denn, diese Befehle würden das ersten Gesetz verletzen
                                            3) Ein Roboter muss seine eigene Existenz beschützen, es sei denn, dies würde das erste oder das zweite Gesetz verletzen.

                                            Im Mittelpunkt der SciFi-Geschichte steht der heruntergekommene Detektiv Del Spooner, gespielt von Will Smith. Im Jahr 2035 sind in Chicago, wo die Handlung angesiedelt ist, Roboter allgegenwärtig. Sie dienen den Menschen, verrichten niedere Arbeiten, und die Menschen vertrauen ihnen blind. Sie sind nach den drei Regeln der Robotik (siehe oben) programmiert, so dass sie keinen Schaden anrichten können. Der misstrauische Cop Spooner ist jedoch anderer Meinung. Er muss den Mord an dem brillanten Wissenschaftler Alfred Lanning aufklären und vermutet, dass es sich bei dem Täter um einen Roboter handelt. Spooner ermittelt und geht zusammen mit der Roboter-Psychologin, Dr. Susan Calvin, etlichen Fragen nach. Gibt es Roboter, die morden? Entwickeln sie Gefühle? Haben sich die Robotiks verselbständigt und stellen für die Menschheit eine Gefahr dar? Sind seine Warnungen begründet oder irrt er sich? Wie geht die Geschichte aus?

                                            Allein schon die originelle und von dem Regisseur, Alex Proyas, gut ausgearbeitete SciFi-Story macht den Film attraktiv. Die Handlung besitzt Tiefe und ist intelligent gestrickt. Die CGI-Effekte wirken manchmal etwa veraltet, wissen jedoch auch heute noch zu gefallen und verwöhnen das Auge des Zuschauers. Zu den Highlights zählt sicherlich das fesselnde futuristische Ambiente, das den Zuschauer in die Zukunft versetzt. Als Eyecatcher erweist sich ebenso die fulminante Action, die von Kamerafahrten a la Bullet-Time begleitet wird. Geradezu spektakulär sind die Hausabrissszene und die Verfolgungsjagd auf dem Highway. Die Action ist die hervorstechende Glanzleistung des Filmes und hebt die Wertung ordentlich in die Höhe. Der Handlungsverlauf ist geprägt von einem flotten Pacing, das dem Film Schwung verleiht und jegliche Langeweile vertreibt.

                                            Im Focus der Handlung steht zwar ein kaltes Thema, das sich mit Robotern und der Zukunft der Menschheit beschäftigt. Dennoch ist es nach meinem Empfinden kein kalter Film, versteht er es doch vortrefflich, Emotionen und sogar Sympathie für den Roboter Sonny zu wecken. Dieser Spagat ist dem Film gut gelungen. Darüberhinaus ist eine Prise Sozialkritik unübersehbar, die subtil den Plot akzentuiert. Und zu guter Letzt: an der schauspielerischen Performance des Casts gibt es ebenfalls nichts auszusetzten. Dass hier besonders Will Smith gefällt und eine gute Figur macht, ist offensichtlich und braucht eigentlich gar nicht explizit erwähnt zu werden. Prima Leistung.

                                            Fazit: Bei so viel Lob in den einzelnen Kriterien ist die Einstufung dieses Popcorn-Blockbusters in die Kategorie sehenswert obligatorisch. Der Film ist eine aufregende Zeitreise in die Zukunft und eine First-Clas-Unterhaltung, die ich wärmstens empfehlen kann. Top.

                                            **** Wissenswertes: der Name Roboter geht zurück auf das slawische Wort Robota = Arbeit. Daraus leitete der tschechische Autor Josef Capek in den 1920er Jahren die Bezeichnung Robotik= Roboter ab, das international Verwendung findet.

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                                              smartbo 04.10.2021, 10:28 Geändert 04.10.2021, 12:06

                                              Der Film ist ein Remake des dänischen Originals von Gustav Möller aus dem Jahr 2018. Jake Gyllenhaal spielt den Cop Joe Baylor, der wegen eines noch offenen Rechtsstreits, in den er als Polizist verwickelt ist, widerstrebend in die Notrufzentrale 911 versetzt wurde. Am Ende seiner Schicht erhält er einen Anruf, der ihn emotional mitreißen sollte. Angerufen hat eine Frau, die ihn um Hilfe bittet und angibt, sie sei entführt worden. Joe wird aktiv und bemüht sich, mit monomanischer Besessenheit zu helfen. Neben beruflichen Schwierigkeiten hat er auch privat Probleme, die im Film nach und nach offenbart werden. Die Handlung spielt sich ausschließlich in der 911-Notrufzentrale ab. Präsentiert wird der Film in Echtzeit in einer kammerartigen Inszenierung in der fast ausnahmslos Jake Gyllenhaal in der Rolle des Joe zu sehen ist.

                                              Jake Gyllenhaal legt in dieser One-Man-Show eine super Schauspielkunst hin. Das war es aber auch schon. Obwohl die Story wenig authentisch erscheint, schafft es der Film trotzdem, Neugier auf den Ausgang der Geschichte zu erzeugen. Dem Film fehlt es aber an Schwung, an Spannung und an fesselnden Momenten. Die Dialoge, mit denen der Plot in den zahlreichen Telefonaten, die Joe führt, potentiell punkten könnte, sind nicht gerade originell und haben mich nicht überzeugt. Das Resultat dieser Schwachstellen ist, dass sich beim Zuschauen rasch Monotonie einschleicht. Positiv hervorheben möchte ich last but not least den heftigen und überraschenden Plot-Twist, der durchaus zu gefallen weiß und den Gesamteindruck etwas verbessert.

                                              Fazit: Empfehlung? Wer das dänische Original kennt, der kann sich dieses Remake sparen. Das hervorragende Schauspiel von Jake Gyllenhaal reicht bei mir im Rahmen der Gesamteinschätzung nicht aus, um eine generelle Empfehlung abzugeben, bietet doch der Film aus meiner Sicht für eine gute/sehr gute Wertung zu wenig.

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                                                smartbo 01.10.2021, 16:01 Geändert 02.10.2021, 19:52

                                                Die Geschichte umfasst mehrere parallel verlaufende Handlungsstränge, die sich zeitlich vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die 1960er Jahre erstreckten. Der Film wechselt zwischen den Charakteren, den Zeiträumen und den einzelnen Plots, die sich zum Schluss zu einem Ganzen zusammenfügen. Nachfolgend skizziere ich kurz die Handlungsstränge. Willard Russell ist ein psychisch vom Krieg schwer gezeichneter Kriegsveteran. Seine spätere Frau Charlotte lernt er nach seiner Kriegsheimkehr nach Ohio in einem kleinen Kaff in einem Bistro kennen. Das Pärchen Carl und Sandy Henderson, Ex-Kollegin von Charlotte, sind Serienmörder, die es auf allein reisende Tramper abgesehen haben. Der Bruder von Sandy ist ein korrupter Polizist. Im Mittelpunkt der Handlung steht aber Arvin Russell, der Sohn von Willard und Charlotte. Seine Stiefschwester Lenora ist sehr religiös und von dem neuen Priester Preston Teagardin fasziniert.

                                                Antonio Campos, der Regisseur, konzentriert sich in diesem Film hauptsächlich auf die Charakterzeichnung und die psychologischen Aspekte, die er fast schon peinigend ausarbeitet. „The Devil all the Time“ ist insgesamt gut, aber oft viel zu intensiv in der Charakterdarstellung, ja partiell sogar überzeichnet. Schon nach kurzer Zeit bekommt der Zuschauer immer wieder unter die Nase gerieben: jeder Mensch ist schlecht, einer ist anscheinend noch ein größerer Psychopath als der andere. Und die wenigen Guten sind so richtig herzensgut, moralisch perfekt und naiv. Eine dezentere und differenzierte Charakterausarbeitung würde schon eher meinem Geschmack entsprechen und wäre sicherlich authentischer.

                                                Die Kritik am religiösen Fanatismus ist im Film gut aufgehoben, jedoch nach meiner Einschätzung viel zu sehr überbetont. So sind die größten Schweinepriester im Film eben die Priester. Das ist aus meiner Sicht etwas zu dick aufgetragen, zu pauschalisierend und zu überakzentuiert. Ich kann mich nicht dem Eindruck entziehen, dass der Film wohl eine sehr persönliche Abrechnung von Antonio Campos mit der Institution Kirche, mit dem christlichen Glauben und mit allem Klerikalen ist. Diesen Punkt lasse ich jedoch bei meiner Wertung außen vor, da er auf die Gesamteinschätzung keinen gewichtigen Einfluss hat.

                                                Das sieht bisher quantitativ nach viel Kritik aus. Aber es wäre zu verfrüht zu werten, denn der Film hat seine enorm positiven Seiten, die weit überwiegen. Insgesamt ist es ohne Wenn und Aber ein guter und unterhaltsamer Film. Es dauert etwas bis er ins Fahrt kommt und den Zuschauer zu fesseln vermag. Zwar präsentiert der Film in der letzten Dreiviertelstunde eine enorme Handlungsdichte. Dennoch geht die durchgehend fesselnde Wirkung des Filmes schwerpunktmäßig eigentlich nicht von einer spannenden Handlung aus, die durchaus zu gefallen weißt, aber nicht die tragende Säule des Filmes darstellt.

                                                Es ist zuvorderst die vortrefflich inszenierte schmuddelige und miefige Atmosphäre der Nachkriegszeit des 2.Welkrieges in den USA, die außerordentlich intensiv ist, überzeugt und die den Film so authentisch wirken lässt. Alles mutet so befremdlich an, wirkt aber unglaublich echt und nicht gespielt. Und es ist darüberhinaus hauptsächlich ein Film, in dem die Schauspieler beeindrucken. Die Cast-Besetzung ist perfekt, und niemand enttäuscht wirklich. Das ist Schauspielkunst vom Feinsten. Besonders gefallen hat mir Tom Holland in der Rolle des Arvin Russel. Die Abnabelung von seiner Rolle als Spiderman ist ihm wahrlich gelungen. Aber auch der übrige Cast hat schauspielerisch ohne Ausnahme so richtig gepunktet.

                                                Fazit: Hier zeigt Netflix, dass es (noch) nicht bis in den allerletzten Winkel ein Propagandasprachrohr für das „Politisch Korrekte“ ist, sondern durchaus auch noch eine Plattform für Filmkunst. Man muss halt nur suchen, bis man dort die Filmperlen findet. Zu solchen möchte ich auch diesen Film zählen, der Ähnlichkeiten zu einem meiner Lieblingsfilme „Brimstone“ aufweist. Mir gefällt er ausgezeichnet. Daumen hoch.

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                                                  smartbo 25.09.2021, 12:13 Geändert 26.09.2021, 15:49

                                                  ---> Mein generelles Statement zum Thema Hetzer und Hater im Internet, in den Medien und hier auf MP

                                                  Im Film geht es um Hass und Hetze im Internet. Naiv wäre jedoch zu meinen, Hater gibt es nur im globalen Netz. Gut getarnt und sich nach Außen hin seriös gebend, gibt es diese in ALLEN Medienhäusern. Es wird dann halt leise und nicht so auffällig gemacht. Leider mache ich in letzter Zeit die Beobachtung, dass auch hier auf MP unverhohlen zunehmend üble Hetzartikel und Beiträge von Hatern veröffentlicht werden, die von Hass und verbaler Gewalt nur so strotzen. Abgesehen davon, dass sie infam sind und meistens keine glaubwürdige Substanz aufweisen, tragen solche polemischen Artikel, deren offensichtliche Absicht es ist, bestimmte Gruppen von Menschen zu erniedrigen und zu verleumden, zur Spaltung der Gesellschaft bei.

                                                  Darüber freuen sich aber ganz besonders die arroganten Eliten, die korrupte Politiker-Kaste und die gierigen Profiteure aus den internationalen Großkonzernen: ach wie schön, dass sich das Volk gegenseitig an die Gurgel geht, ha, ha, und,… pppssst,… uns wegen unserer Schweinereien nicht an den Praganger stellt. Im Lande soll Ruhe herrschen, so muss es sein. Und wer aufmuckt und die Ruhe stört, den machen wir halt fertig. Dafür haben wir ja zahlreiche dumpfe Hater, die willfährig als unsere Helfershelfer fungieren. Top. He, he, es läääuuuft.
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                                                  Kommen wir nun zu dem polnischen Film. Der Jurastudent Tomek wird von der Universität wegen Plagiats suspendiert. Als die Eltern seiner Jugendfreundin Gabi davon Wind bekommen, verliert er den Rückhalt. Tomek gibt jedoch nicht auf. Er tummelt sich in einer Umgebung voller Hass und Hetze im Internet und schwört mit Hilfe eines Abhörgeräts Rache.

                                                  Was primär im Film beeindruckt ist die kritische politische Note des Filmes, in dessen Mittelpunkt Hater, Social Media und Fake News stehen. In dieser Hinsicht vermag der Film durchaus zu fesseln. Die Story ist gut aufgebaut, die Inszenierung okay, aber mir war das etwas zu eintönig. Auch die Glaubwürdigkeit wird manchmal arg strapaziert. Und last but not least: Maciej Musialowski in der Hauptrolle macht seine Sache prima.

                                                  Fazit: Der Film ist nicht der Hammer. Aber alleine wegen des Themas, das gerade heute sehr aktuell und so enorm relevant ist, halte ich den Film für sehenswert.

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                                                    Winston Churchill: „Die Wahrheit ist so kostbar, dass man sie von einem Schutzwall aus Lügen schützen muss“. Damit trifft Churchill mit dieser Metapher in seiner beeindruckenden Art und Weise den Nagel auf den Kopf. Und heute ist es mehr denn je aktuell.

                                                    Die Dokumentation zum Thema Propaganda ist nicht schlecht. Aber sie begibt sich für meine Begriffe zeitlich zu sehr in die vergangene Geschichte, z.B. in die Nazi-Zeit wegen der Nazi-Propaganda oder geografisch ganz weit weg in totalitäre Staaten, z.B. nach Nord-Korea und schildert Aspekte der Propaganda, die relativ trivial sind und nicht gerade neu. Was insgesamt etwas zu kurz kommt, ist der Bezug zu Gegenwart und die Beleuchtung der heute fein, unauffällig und nicht mehr so lautstark eingesetzten Propagandainstrumentarien in den westlichen demokratischen Staaten seitens der Politik und in der Berichterstattung in den Medien. Es wäre nämlich naiv und illusorisch zu meinen, Propaganda als Mittel zur Täuschung und Meinungsmanipulation gibt es nicht bei uns, sondern nur woanders und nur in totalitären Ländern. Heiße Eisen, wie sie z.B. in den Dokus von Michael Moore zu sehen sind, werden hier halt nicht angepackt, sondern Erkenntnisse über Propaganda und Beispiele für Propaganda vermittelt, die im allgemeinen schon bekannt sind.

                                                    Fazit: für politisch Interessierte Menschen ist die Doku eines Blickes Wert. Man sollte allerdings nicht erwarten, etwas Neues und Überraschendes zu erfahren. Gut geeignet wäre meines Erachtens die Doku als Diskussionsgrundlage für den Schulunterricht zu dem beispielhaften Thema „Gesellschaftliche und politische Relevanz eines bürgerlichen kritischen Bewusstseins für die Funktionsfähigkeit der Demokratie“.

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