smartbo - Kommentare

Alle Kommentare von smartbo

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    smartbo 11.12.2022, 09:38 Geändert 11.12.2022, 17:36

    *** Der Kommentar enthält leichte Spoiler ***

    In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zieht Lizzy Macklin (Caitlin Gerard) in den Wilden Westen, um sich mit ihrem Mann Isaak (Ashley Zukerman) auf einer kleinen Farm in der weiten Prärie niederzulassen. Das Leben dort ist in der abgeschiedenen Landschaft hart und einsam. Nach Jahren der Einsamkeit zieht eines Tages ein Paar in die Nachbarschaft ein. Lizzy wird trotz der Ablenkung dennoch allmählich paranoid. Sie leidet unter Realitätsverlust und nicht immer ist klar, ob das, was sie sieht oder erlebt, Halluzinationen oder Realität ist. Und ist da tatsächlich etwas Böses in der Prärie oder erzeugt die Isolation bei Lizzy den gefürchteten Präriewahnsinn?

    In der feminin geprägten Handlung stehen die weiblichen Protagonistinnen im Vordergrund. Ein interessanter Ansatz, denn in den meisten Western beschränkt sich die Rolle einer Frau darauf, auf ihren Helden, der da draußen für das Gute kämpft, zu Hause zu warten. Es ist ein Film, der einen nichtlinearen Erzählstil verwendet und voller Rückblenden und Zeitsprünge ist. Er beginnt mit einigen unklaren Szenen, die den Zuschauer für einen Moment ratlos zurücklassen, sich aber später im Film wieder prima zusammenfügen. Alles fühlt sich an, wie ein verstörender Albtraum. Der Film gleitet abwechselnd von der Vergangenheit in die Gegenwart und zurück, was nicht immer perfekt inszeniert ist. Es ist manchmal schwierig, den Handlungsablauf zu erfassen, aber mit etwas Ausdauer und etwas Kombinationstalent klappt es einigermaßen. Es ist ein Film, der in dieser Hinsicht etwas vom Zuschauer verlangt.

    Der Film gibt keine eindeutigen Antworten. Es ist wohl ein von psychologischer Akzentuierung gefärbter Horror-Western, den man unterschiedlich interpretieren kann. Schon während der Sichtung tauchen zahlreiche Fragen auf. Sind wirklich dämonische Kräfte am Werk? Macht die Einsamkeit im Wilden Westen die Protagonistin wahnsinnig? Was macht Angst mit einem Menschen? Ist Fantasie im Spiel? Was ist echt und was nicht? Es sind nur einige Fragen, mit denen der Zuschauer konfrontiert wird. Für mich war es eine einnehmende und düstere Reise, bei der ich manchmal den Faden verloren, aber auch, zumindest nach meiner Einschätzung, dann wieder neu gefunden habe.

    "The Wind" ist ein Film, der mit simplen Werkzeugen eine beeindruckende Atmosphäre von Angst und Bedrohung erzeugt. Ähnlichkeiten mit dem spanischen Film „Die Einöde“ und dem deutschen Film „Hagazussa“ sind hier unverkennbar. Spezialeffekte gibt es kaum und Gewaltszenen sowie blutige Action sind hier eine Seltenheit. Stattdessen gibt es intensiv wirkende Bilder, die optisch zu beeindrucken wissen, und ein gutes Schauspiel. Dialoge werden auf das Wesentliche reduziert. Der Zuschauer kann sich so in die Welt der weiblichen Protagonistin entführen lassen, in der die Grenzen zwischen Realität und Traum nicht immer klar sind.

    Caitlin Gerard, die mit ihrer Performance den Film weitgehend allein trägt, bietet ein wirklich gutes Schauspiel. Sie beeindruck in ihrer Rolle als einsame Lizzy, die gequält von Angst, Traurigkeit und Einsamkeit mit morbiden Ereignissen konfrontiert wird, die düster und atmosphärisch stark geschildert werden und wahres Grauen wecken. Ein Film, der dem Zuschauer Horror-Feeling vermittelt, ohne ein ständiges Bombardement mit gruseligen Effekten und lärmenden Jump-Scares. Er ist eben alles andere als protzig und verzettelt sich nicht in unverständlichem Geschwätz und undefinierbaren Bildern. Es bleibt alles „bodenständig“.

    Fazit: Wer hier einen klassischen Horrorschocker erwartet, wird enttäuscht sein. Es ist schon eher ein Mix aus subtilen Horrorelementen, die sich primär aus der finsteren Atmosphäre speisen, einem Neo-Western und einem psychologischen Thriller. Womit der Film punktet sind die fesselnde düstere Atmosphäre, die morbiden Kulissen und das gute Schauspiel der Protagonisten. Nicht der Hit, aber ich fand den ganz gut. Für eine einmalige Sichtung ist er okay.

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      smartbo 08.12.2022, 17:50 Geändert 08.12.2022, 22:59

      Will Lockhart (James Stewart) ist der Mann aus Laramie, der in New Mexico nach dem Mörder seines Bruders sucht. Sein Bruder wurde von Apachen erschossen, die mit automatischen Gewehren bewaffnet waren. Will sucht den Mann, der diese Waffen an die Indianer verkauft hat. Sein Verdacht richtet sich schnell auf den Sohn eines wohlhabenden Viehzüchters, der sowohl die Stadt als auch die Umgebung terrorisiert …

      Kaum erholt von der langen Reise wird der Protagonist der Geschichte in der Stadt Coronado grundlos mit mehreren heftigen Anfeindungen konfrontiert. Er hält sich anfangs zurück und geht mit Bedacht vor. James Stewart in der Hauptrolle macht sich gut als verletzlicher Antiheld, der in diesem etwas düsteren Western unwissentlich den Kreislauf der darauffolgenden Ereignisse anstößt. Natürlich ist der Film in erster Linie ein Western, aber der Mix aus zwischenmenschlichen Spannungen, der in dem Film hervorsticht, macht ihn partiell auch zu einem psychologischen Western. Die Handlung ist eine tragische Parabel über einen Teufelskreis von Gewalt, die von den so ambivalenten Charakteren geschürt wird. Der Film ist stark in der Zeichnung der Charaktere. Er stattet seine Figuren mit Eigenschaften wie Liebe, Anstand, Rache, Besessenheit, Boshaftigkeit, Hass, Verrat, Gier, Neid und Eifersucht aus und drängt den Film damit fast schon in das Genre einer menschlichen Tragödie.

      Die Handlung selbst ist überschaubar und recht vorhersehbar. Sie funktioniert aber ganz gut, ohne dass Langeweile aufkommt. Zu verdanken ist das insbesondere der guten schauspielerischen Leistung von James Steward und der überzeugenden Inszenierung. Etwas mehr Action hätte aber dem Film sicherlich gutgetan. Dies hat jedoch bei mir keinen gravierenden Einfluss auf die Gesamtwertung. Last but not least: „Der Mann aus Laramie“ weiß ebenso mit schönen Landschaftsbildern wahrlich zu gefallen.

      Fazit: Kein Meisterwerk unter den Westernfilmen, aber in jedem Fall eine prima Unterhaltung, die allemal eine guten Wertung verdient hat.

      P.S. : Der Film soll laut der Genreangabe von Moviepilot ein Mysterythriller sein. Na dann, Prösterchen liebes MP-Team ..... 😆

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        smartbo 06.12.2022, 10:47 Geändert 06.12.2022, 13:13

        Das vorweg: eigentlich fehlt mir schlicht und einfach die Motivation, zu diesem grottenschlechten Machwerk ausführlich und detailliert meine Meinung abzugeben. Aber ein paar kritische Worte sollen es doch sein, um meine schlechte Punktwertung zu begründen.

        Worum geht es? Deutschland im frühen 19. Jahrhundert. Der berühmte Naturforscher Alexander von Humboldt reiste um die ganze Welt, um sich über die Welt einen Überblick zu verschaffen und Forschung zu betreiben. Und Carl Friedrich Gauß, der exzellente Mathematiker, blieb zu Hause, um dasselbe durch seine mathematischen Berechnungen zu erforschen. Beide sind brillante und exzentrische Wissenschaftler gewesen, die die Welt auf völlig unterschiedliche Weise erlebt und verstanden haben. Der Film schildert auf komödiantische Art und Weise den Werdegang dieser Wissenschaftler …

        Der Film basiert auf dem international erfolgsreichen Roman des Schriftstellers Daniel Kehlmann. Zu dem Buch kann ich nichts sagen, weil ich es nicht kenne. Aber der Film und vor allem die Inszenierung sind schlecht. Es ist ein emotionsloses Epos-Abenteuer in dem kaum etwas passiert, außer, dass man permanent irgendwelches alberne Gehampel und absurdes Geschwätz sieht. Man wartet faktisch den ganzen Film darauf, dass die Handlung beginnt. Aber es kommt nichts. Der Film ist voller an den Haaren herbeigezogener Klischees. Die skurril wirkenden Protagonisten, die oberflächlich, overacted und karikaturenhaft ihre Rollen spielen, sind schlecht.

        Fesselnde Momente, einen Spannungsaufbau oder eine einnehmende Atmosphäre gibt es nicht. Und so wird es schnell langweilig. Der Regisseur Detlev Buck versuchte wohl, so viel wie möglich in die zweistündige Handlung zu quetschen, aber am Ende wurde alles zu viel, zu belanglos, zu infantil und vor allem zu schlecht inszeniert. Auch der Schwerpunkt des Filmes ist nicht evident. Was will er uns sagen? Sollen die beiden Koryphäen lächerlich gemacht werden oder ist es in einer milderen Abstufung eine humoristisch Schilderung des Lebens der beiden Wissenschaftler ? Was auf jeden Fall offensichtlich fehlt, ist, die Leistung der beiden Genies wenigstens partiell hervorzuheben. Da helfen in der Gesamteinschätzung für eine gute Wertung auch nicht die optisch großartigen Landschaftsaufnahmen und die authentische Kostümierung.

        Fazit: Es soll eine Komödie sein ? Lustig ist der Film an keiner Stelle, höchstens albern und lächerlich. Nein, ich empfehle, die Zeit besser zu nutzen.

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        • 6
          smartbo 04.12.2022, 09:20 Geändert 04.12.2022, 15:05
          über Men

          „Men“ erzählt die Geschichte von Harper Marlowe (Jessie Buckley), die beschließt, einen Solo-Urlaub in der Stille der englischen Landschaft zu machen, um den Tod ihres Mannes zu verarbeiten, der von einem Balkon gestürzt ist. Die immer noch traumatisierte Harper trifft bei ihrer Ankunft in der verschlafenen Stadt auf den Vermieter des Ferienhauses Geoffrey (Rory Kinnear). Schafft sie es, ihrer schrecklichen Vergangenheit zu entkommen ?

          Der Film beginnt ganz klassisch damit, dass die Protagonistin Harper (sehr stark gespielt von Jessie Buckley) in ein Landhaus auf dem englischen Land zieht. Statt Entspannung muss sich Harper mit mysteriösen Ereignissen auseinandersetzen, die alles andere als entspannend sind. Der Film scheint sich in Spukhaus- oder Home-Invasion-Sphären zu bewegen und tut dies teilweise, geht aber zunehmend hauptsächlich in Richtung Psycho-Horror und Fantasy. Umso mehr, als Harper, wie man es als Zuschauer früh erfährt, mit den Nachwirkungen ihres traumatischen Erlebnisses zu kämpfen hat und psychische Instabilität suggeriert.

          Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob sich ihre bedrohlichen und unheilvollen Erlebnisse in der Realität oder in ihrem Kopf abspielen. Die audiovisuelle Wirkung spielt dabei beim Zuschauen eine große Rolle und verdeutlicht, dass surrealistische Bilder und Erlebnisse zunehmend den Ton und das Erscheinungsbild des Films bestimmen. Bezaubernde Naturbilder treffen auf ein verstörendes Sounddesign. Die Atmosphäre ist bedrohlich und düster. Und während sich immer mehr seltsame Begebenheiten ereignen, steigert sich das unangenehme, bedrohliche und dunkle Gefühl nur, um schließlich in einem grotesken und grauenhaften Finale zu gipfeln.

          Ein Wort noch zu dem Swcherpunkt des Filmes. Einige Kommentatoren zum Film vertreten die Auffassung, der Kern des Plots sei eine Allegorie auf das populistische Narrativ „toxische Männlichkeit“ und wollen aus dem Film einen politischen Film machen. (Um Spoiler zu vermeiden, gehe ich bewusst auf die Hintergründe für diese Meinung nicht näher ein.) Solche Implikationen sind partiell durchaus vorhanden, aber ich kann mich in der Gesamteinschätzung dieser Sichtweise nicht anschließen, ist doch evident, dass der Film primär auf Unterhaltung ausgerichtet ist.

          Fazit: Es ist unter dem Strich ein solider und guter Film, der trotz des zu dick aufgetragenen Finales durchaus eines Blickes wert ist. Viel zu meckern gibt es da nicht. Anderseits sticht der Film auch nicht besonders hervor. Für eine einmalige Sichtung ist er ohne Weiteres okay.

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            smartbo 01.12.2022, 19:27 Geändert 01.12.2022, 21:33

            Als der kaltherzige und selbstgefällige Richter Richter Henry T. Fleming (John Forsythe) wegen Vergewaltigung angeklagt wird, muss der Anwalt Arthur Kirkland (Al Pacino) ihn verteidigen. Kirkland hatte in der Vergangenheit Probleme mit dem Richter, vor allem in einem Fall, bei dem die Jury einen Klienten von ihm zu Unrecht verurteilte. Kirkland steht vor einem moralischen Dilemma und kämpft gegen die Windmühlen einer unfähigen und korrupten Justiz…

            Es ist ein betrüblicher Film über die Schwierigkeiten eines Strafverteidigers, wenn er leidenschaftlich die Maxime anwendet, dass jeder das Recht auf einen fairen Prozess hat. Die Begriffe „jeder“ und „fair“ scheinen jedoch eher flexible Begriffe zu sein. Der Film ist kein gewöhnliches Gerichts-Drama. Es ist ein zynischer satirischer Seitenhieb auf einen Justizapparat, in dem Willkür, Doppelmoral, Machtmissbrauch, Korruption, Intrigen und Selbstgerechtigkeit herrschen.

            Die Hauptrolle spielt al Pacino, dessen Schauspiel zwischen kühler Kontrolle und ausgeprägter Leidenschaft wechselt. Der Film beginnt sehr locker und amüsant. Der satirische Ansatz ist überspitzt und in den Handlungen der Charaktere gut erkennbar. Aber das ist auch so gewollt und gut so. Die Vertreter des Gesetzes sind lächerliche und surreale Gestalten mit skurrilen Eigenheiten. Einige Szenen sehen aus wie reine Komödie. Erst im Verlauf der Handlung erkennt man, dass die scheinbare Surrealität pure Realität ist. Ja, der Wahnsinn ist real. Die absurd verdrehten Charaktere sind echt. Die komischen Szenen, die sich im Gerichtsgebäude abspielen, bekommen beim Zuschauen zunehmend einen bitteren Beigeschmack.

            Allmählich wird die Atmosphäre im Handlungsverlauf ernster und bitterer. Die verrückten Ereignisse nehmen ihren Gang, werden aber durch eine gut dosierte dramaturgische Akzentuierung ergänzt, die dem Film eine beklemmende Ebene hinzufügt. Die Praktiken in den Hinterzimmern des Gerichtes sind prekär. Es wird gedreht, gewendet, verhandelt, geglättet und mit zweierlei Maß gemessen. Menschen werden strategisch eingesetzt und geopfert, um wichtige Akteure in der Justiz zu schonen.

            Al Pacino ist großartig. Mal nachdenklich, dann leidenschaftlich impulsiv bewegt er sich durch diese Justizhölle. Sein Schlussplädoyer, das in einem Gerichtsdrama natürlich nicht fehlen darf, ist nach meinem Geschmack etwas zu überzeichnet, zeugt aber von großem schauspielerischen Können. Prima ist auch Jack Warden als exzentrischer Richter Rayford, der im Saal mit dem Revolver für Ordnung sorgt und dem Film komödiantische Akzente verleiht. Er ist im metaphorischen Sinne eine Art symbolhafte Verkörperung der Unfähigkeit des Justizapparates, eine faire Gerechtigkeit herbeizuführen. Der Film sagt es sehr deutlich: die Justiz kann keine Gerechtigkeit herbeiführen, es ist eine Illusion.

            Fazit: der Film ist eine beeindruckend bissige Satire, die Missbräuche im amerikanischen Justizsystem aufzeigt. Hier und da ist es ein wenig sprunghaft, so dass nicht jedes Potential effektvoll ausgenutzt wird, aber es ist immer ungebremst komisch, dramatisch und erschreckend real. Unter dem Strich ist es ein guter Film, den ich empfehlen kann.

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            • 7
              smartbo 28.11.2022, 09:55 Geändert 28.11.2022, 11:08

              Eine Gruppe von Exil-Journalisten aus den USA hält sich in den 1950er Jahren in einer kleinen (fiktiven) französischen Stadt auf. Sie arbeiten für die amerikanische Tageszeitung „The French Dispatch“. Als der Chefredakteur stirbt, beschließen sie, ihn zu ehren, indem sie drei Geschichten veröffentlichen. Die erste handelt von einem Künstler, der wegen zweier Morde zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, die zweite von Studentenunruhen und die letzte von einer Entführung, die mit Hilfe eines Kochs erfolgreich erfolgen konnte.

              Wes Anderson führte bei dieser Anthologie-Dramedy Regie und hat einen großen Teil des Drehbuchs geschrieben. Der Film ist eine Erzählsammlung mit Geschichten, die abwechselnd surreal, dramaturgisch akzentuiert, komisch, skurril, spannend und immer bemerkenswert sind. Eine übergreifende Rahmenhandlung gibt es nicht. Die Inszenierung ist schon extrem eigenwillig und sehr originell. Die Szenenwechsel wirken manchmal überhastet und manchmal sind die Bilder statisch und erinnern an eine Theaterbühne. Sie sind aber immer voll zahlreicher besonderer Details.

              Der Film verwendet verschiedene Filmtechniken, um seine Geschichten zu erzählen. So wechselt er plötzlich die Farbe von bunt in schwarz-weiß und dann wieder zurück. Er fabriziert Szenen im Stil eines Comicstrips oder er wechselt plötzlich zu einer anderen Geschichte innerhalb der Hauptgeschichte. Zum Beispiel sehen wir in einem komischen Abschnitt über einen verurteilten Künstler plötzlich einen Ablenkungskniff, gespielt von Tilda Swinton, die einen Vortrag über denselben Künstler hält. Ein roter Faden wird im Handlungsverlauf nicht immer stringent eingehalten. Aber im Film ist es nie still. Er präsentiert viele Emotionen und zahlreiche Eindrücke. Man wird als Zuschauer von den Sinneseindrücken, die der Film präsentiert, regelrecht erdrückt. Manchmal ist es 'too much', aber im Handlungsverlauf gewöhnt man sich peu a peu daran.

              Die Vielfalt der Eindrücke beschränkt sich nicht nur auf die Vielfalt der Geschichten, die unzähligen Szenen, die Masse an Details und die unterschiedlichen Erzähltechniken. Auch schauspielerisch tut sich einiges. Dutzende namhafte Schauspieler tragen in kurzen oder langen Darbietungen zum visuellen Schmaus bei. Der Film ist vollgepackt mit berühmten Namen. So sehen wir Tilda Swinton, Bill Murray, Christoph Waltz, Willem Dafoe, Edward Norton, Adrien Brody, Benicio del Toro und Frances McDormand. Und das ist nur eine kleine Auswahl der Besetzung.

              Fazit: Von einer lockeren Unterhaltung oder einem Popcornkino ist der Film weit entfernt. „The French Dispatch“ ist ein wahrlich skurriler Film, der das Geschichtenerzählen in all seinen unterschiedlichen Formen regelrecht zelebriert. Er bietet ein echtes Star-Ensemble auf, das sich prima macht und den Film qualitativ bereichert. Partiell kommt der Film wie ein Tsunami an Informationen und Sinneseindrücken rüber, was aber meine insgesamt gute Einschätzung nicht beeinträchtigt. Wer reine Unterhaltung sucht, ist hier falsch. Sehenswert ist er vor allem für Filmfans, die filmisch offen nach allen Seiten sind und einen sehr originell inszenierten Film sehen möchten.

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              • 8
                smartbo 15.11.2022, 13:12 Geändert 15.11.2022, 17:54

                Noch paar Tage und dann steht nicht nur Katar, sondern auch der Weltfußballverband Fifa wieder im Mittelpunkt: die Fußballweltmeisterschaft 2022. Und die Fifa wird aus der WM wieder mal eine große Show veranstalten. Doch wie es bei der Fifa wirklich läuft, gerade im Vorfeld der WM, das zeigt die Doku ...

                Die Geschichten rund um die Korruption bei der Fifa waren ja schon bekannt, teilweise aufgrund der umfangreichen Ermittlungen der amerikanischen Justiz, die 2015 herauskamen und sogar noch weit davor durch die Recherchen von britischen Journalisten. Und auch der harte Kern der Fanszene, zu dem ich als Fan von Borussia Mönchengladbach gehöre, hat schon seit Jahren die Fifa massiv kritisiert. Aber in der vierteiligen Dokumentation „Fifa Uncovered“ werden die Hauptfiguren und die wichtigen Ereignisse fein säuberlich systematisch aneinandergereiht, mit Kommentaren der Protagonisten. Es ist erstaunlich, dass es den Machern dieser Miniserie gelungen ist, so viele Hauptakteure vor die Kamera zu bekommen Auch Ex-Fifa-Boss Sepp Blatter zeigte sich kooperativ, obwohl er in der Doku nichts Besonderes sagt.

                Das Bild, das schon in der ersten Folge gezeichnet wird, ist unglaublich, aber wahr. Die Fifa, eine Non-Profit-Organisation, gegründet 1904 in Frankreich, wuchs zu einer erlesenen Gruppe von Männern heran, ohne Verantwortung, aber mit enormer Macht. Sie führte das One-Country-One-Vote-Prinzip ein, was zur Folge hatte, dass Ministaaten, in denen nicht einmal Profifußball gespielt wird, genauso viel Einfluss bekamen wie Fußball-Supermächte. Unter anderen das war der eigentliche Nährboden für die Korruption und die schmutzigen Machenschaften.

                Und eben diese System brachte den höchst korrupten Jack Warner aus Trinidad/Tobago hervor, den ehemaligen Präsidenten der Concacaf ( Confederation of North, Central America and Caribbean Association Football), der seine Aufgabe bei der Fifa darin sah, bei jeder Gelegenheit für sich Geld einzuhamstern. Zu den Korrupten gehörte ebenfalls der US-Amerikaner Chuck Blazer, Generalsekräter der Concacaf, der im Jahr 2015 gegenüber der US-Justiz als Whistleblower auftrat, um einer Verurteilung wegen Steuerbetruges zu entgehen. Empfänglich für Geldgeschenke waren auch zahlreiche andere Fifa-Mitglieder. Diese hier aufzuzählen, würde aber bei weitem den Rahmen sprengen.

                Vor allem die WM ist das wichtigste Instrument der FIFA. Eine Weltmeisterschaft ist das Turnier, bei dem Einfluss und Macht auf höchster politischer Ebene Hand in Hand gehen. Und Macht zieht Korruption an wie Motten das Licht. Korruption war tief verwurzelt. Es begann mit Zahlungen für die Übertragungsrechte, damals noch an den ehemaligen Boss der Fifa Joao Havelange. Es entwickelte sich zu einem System, bei dem bei fast jeder wichtigen Entscheidung „Gefälligkeiten“ verteilt wurden. 1998 wurde der heute 86-jährige Schweizer Blatter die zentrale Figur der Fifa, der dieses korrupte System mitgetragen und gar gefördert hat.

                Auch die WM in Katar ist mit Betrug zustande gekommen. Eine ehemalige Pressesprecherin des katarischen WM-Komitees erzählt, wie drei afrikanischen Mitgliedern des Exekutivkomitees, u.a. zuständig für die WM-Vergabe, jeweils anderthalb Millionen Dollar gezahlt wurden. Katar hat große Investitionen in Thailand getätigt, dem Land, aus dem eines der stimmberechtigten Mitglieder stammte. Brasilien erhielt die gleichen Vorzüge. Und das Frankreich von Michel Platini und Präsident Sarkozy erhielt die Zusage, dass die Katarer in den Club Paris Saint-Germain investieren und Dutzende von Airbus-Flugzeugen kaufen werden.

                Bemerkenswerterweise war die Wahl Katars im Jahr 2010 im Rückblick auch der Zeitpunkt, in dem die Fifa übertrieben hat. Dass das Land erhebliche Probleme mit Menschenrechtsverletzungen hatte und hat, war für die Fifa ohne Belang, Es zählte nur das Geld. Gerade weil es sich um einen so eklatanten Verstoß gegen Standards handelte, wurde das System schließlich von Whistleblowern, Medien und Strafverfolgungsbehörden regelrecht gesprengt. Der allmähliche Zusammenbruch des mafiösen Spiels der Fifa fand zwischen 2011 und 2015 statt und gipfelte 2015 in der Razzia des FBI in Zürich. Und was für ein Hohn: Blatter war derjenige, der diese korrupten Mafiastrukturen getragen hat, ihm konnte aber rein juristisch nichts nachgewiesen werden, weshalb er nie verurteilt wurde. Auf die Frage, ob er korrupt war, antwortete er: „Ich habe nie Geld genommen oder nach Geld gefragt“, sagt er in der Doku. „Ich bat die Fifa nie, mir mehr zu geben - sie taten es einfach.“ Aha, alles klar, so war das also. Blatter trat 2016 in den Ruhestand.

                Der heutige Fifa-Präsident ist Gianni Infantino, ein alter Weggefährte von Blatter. Aber ist die Fifa jetzt sauber? Die höchst bemerkenswerte Antwort darauf gibt ein ehemaliger Berater von Blatter und spätere Whistleblower: „Wenn jemand fragt, ob die Fifa jemals korruptionsfrei sein kann, sollte man sich fragen, ob die heutige Welt das sein kann. Die Antwort lautet: Nein, nicht so, wie die Welt funktioniert.“

                Fazit: Die Serie ist für Fußballfans und alle Interessierte beinahe schon Pflicht. Sie wirkt fast schon wie eine bizarr-groteske True-Crime-Doku. Es wird für jeden Fan dieses so faszinierenden Sports schmerzhaft deutlich, wie krank die Spitze des Weltfußballverbandes seit Jahrzehnten ist und warum die WM in Katar gelandet ist, einem kleinen Wüsten-Land ohne Fußballtradition und ohne Stadien, dafür aber mit enorm viel Geld und damit Einfluss. Dass das Land die Menschenrechte mit Füßen tritt, war der Fifa bekannt. Das war aber egal, es zählte nur die fette Kohle. Ich kann die provokante und ausgezeichnete Dokumentation wärmstens empfehlen.

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                • 4 .5
                  smartbo 13.11.2022, 09:43 Geändert 14.11.2022, 17:49
                  über Thor

                  *** Der Kommentar enthält leichte SPOILER ***

                  Der mächtige und selbstbewusste Krieger Thor (Chris Hemsworth) provoziert mit seinen rücksichtslosen Aktionen in seiner Heimat Asgard einen uralten Krieg. Thor's Vater Odin (Anthony Hopkins) verbannt ihn auf die Erde und hier muss er unter der normalen Bevölkerung leben. Er verliebt sich in die junge Wissenschaftlerin Jane (Natalie Portman). Während sie eine Beziehung auf der Erde aufbauen, lernt Thor allmählich, was alles dazugehört, ein wahrer Held zu sein. Jedoch sein größter Erzfeind aus Asgard schickt dunkle Mächte auf die Erde, mit denen er zu kämpfen hat …

                  Thor ist ein Big-Budget-Film von Kenneth Branagh. Ist es aber ein guter Film? Ich meine, nein. Es ist Unterhaltung ohne jeglichen Tiefgang. Der Hingucker sind die lauten CGI-Effekte, die wahrlich gut gemacht sind. Bereits im ersten Viertel feuert der Film so gut wie das komplette bombastische Arsenal ab, das zu einem Blockbuster wie diesem gehört. Der Nachteil ist, dass die Effekte, die später im Film folgen, immer noch zu beeindrucken wissen, aber ihre Wirkung allmählich verlieren, weil es halt zu viel ist.

                  Thor's gigantische CGI-Heimatwelt namens Asgard ist eine gelungene Kulisse. Die Welt wird in schnellen Kamerafahrten eingefangen, während stimmungsvolle Musik für den dramaturgischen Touch sorgt. Im Allgemeinen sind die in CGI-Licht getauchten Szenen beeindruckend und schaffen es, beim Zuschauer Aufmerksamkeit zu erzeugen. Sobald aber Thor auf dem Planeten Erde ist und die Bilder ein eher irdisches Kaliber annehmen, sinkt der Fokus auf eine niedrigere Ebene. Der Film sieht einfach etwas leer und verloren aus ohne des glorreichen CGI-Glanzes.

                  Die Geschichte ist sehr dünn und transparent. Der Held Thor mit seinem Zauberhammer gerät in einen Vater-Sohn-Konflikt (Drama), streitet sich mit seinem ehrgeizigen Bruder Loki (Antagonist und Grund für die meisten Actionszenen) und verliebt sich in die Wissenschaftlerin Jane (Romanze). Der Film rumpelt und humpelt entlang einer Reihe von Handlungssträngen, ohne sich mit irgendeiner Gründlichkeit an einen dieser Stränge zu halten. Okay, die Actionszenen sind allerdings ziemlich spannend und gut choreografiert. Und was die Dialoge anbetrifft, so sind sie bis paar wenige Ausnahmen wenig überzeugend. In Asgard werden die bedeutungslosen Dialoge halt durch die alles beherrschende Dekoration verdeckt, die vom gesprochenen Wort ablenkt. Auf der Erde angekommen wird jedoch sehr deutlich, dass sich die Charaktere einfach nicht viel zu sagen haben.

                  Ein kritisches Wort noch zu dem Cast. Es ist seltsam, dass ein Film mit einem solch dürftigen Drehbuch eine solche Starbesetzung anzubieten hat. Chris Hemsworth, Stellan Skarsgard, Idris Elba, Anthony Hopkins und Natalie Portman sind top Schauspieler. Sie sehen jedoch in diesem Film wirklich nicht gut aus. Aber wahrscheinlich war hier die Gage das überzeugende Hauptargument.

                  Fazit: Die Stärke des Filmes liegt in seiner opulenten Optik und den fulminanten CGI-Effekten. Was aber fehlt, ist eine gut ausgearbeitete, fesselnde Handlung und eine überzeugende Charakterzeichnung der Hauptfiguren. Es mangelt, wie schon oben erwähnt, an Tiefe, alles kommt oberflächlich rüber. Sicherlich etwas für Fans von Super-Helden-Filmen. Das ist ja auch okay so. Jedem das Seine. Für eine gute Wertung reicht es bei mir aber nicht aus.

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                  • 8
                    smartbo 11.11.2022, 10:04 Geändert 11.11.2022, 20:20

                    Eric und Shelly werden in der Nacht vor Halloween, in der Devil’s Night, in ihrem Haus von einer Bande angegriffen. Eric wird erschossen und aus dem Fenster geworfen. Shelly wird schwer verletzt und stirbt danach im Krankenhaus. Ein Jahr später reinkarniert Eric mit spiritueller Führung einer Krähe. Er besitzt jetzt besondere Kräfte. Er soll Fehler der Vergangenheit korrigieren: er muss die Mitglieder der Bande suchen, einen nach dem anderen töten, bevor er endlich die ewige Ruhe finden kann...

                    Es ist ein Film, inszeniert von Alex Proyas, mit einer tollen finsteren Gothic-Atmosphäre in einer schmuddeligen Stadt voller Rauch und Feuer. Gewürzt wird die Handlung mit einer kleinen Prise subtilen Humors. Alle tragen Schwarz, lange Ledermäntel zu tragen ist cool, Polizisten rauchen die ganze Zeit und es gibt überall Rockbands. Ja, "The Crow" ist wahrlich kein bunter Film. Was wir sehen, ist ein Film, der nahe an Schwarzweiß ist, die Farben wurden minimiert und nur die Rückblenden bilden eine Ausnahme und sind ein Kontrast zu der ansonsten sehr grauen Welt.

                    Brandon Lee als Eric Draven spielt eine hervorragende Hauptrolle. Es ist eine traurige Rolle. Seine Rache ist nicht nur voller Wut, er genießt es auch sichtlich, seine Gegner zu quälen, weil er voller Rachegefühle und unsterblich ist. Diese Kombination aus Spaß und Wut ist in der Hauptfigur prima ausgearbeitet und Brandon Lee interpretiert sie ausgezeichnet. Tragisch ist, dass Brandon Lee am Set diese Filmes versehentlich erschossen wurde. Er hätte aber die Filmwelt mit seinem Talent noch so bereichern können. Ein großer Verlust und eine Tragödie.

                    Besonders hervorzuheben ist, dass sich „The Crow“ von einem reinen Actionfilm unterscheidet. Ja, die Action hier ist genauso spektakulär, aber nirgends scheint sie an vorderster Stelle zu stehen. Es wird viel geballert, aber der Film konzentriert sich primär auf die morbide Atmosphäre und die Charaktere. Er ist schon sehr originell und auffallend. Von all den Elementen, die „The Crow“ stark machen, finde ich besonders die Filmmusik von Graeme Revell super. Seine Musik bewegt und schafft gleichzeitig eine sehr düstere und gruselige Atmosphäre. Lediglich die nervige Zeitlupe in emotionalen Szenen und die etwas zu übertriebenen Rückblenden hätten etwas sparsamer ausfallen können. Aber das schmälert nur marginal meine gute Einschätzung des Filmes

                    Fazit: Die tolle pechschwarze Atmosphäre und die düsteren Kulissen geben dem Film das gewisse Extra. Auch die überaus gelungene Inszenierung der Story lässt sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen. Alles in allem ist es ein spannender und trotz einer relativ einfachen Geschichte unterhaltsamer und sehenswerter Film.

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                      smartbo 08.11.2022, 18:12 Geändert 09.11.2022, 14:27

                      Die 3-teilige Miniserie beruht auf wahren Begebenheit und handelt von Akku Yadav, einem indischen Mörder und Kriminellen. Er stammte aus einem Slum in der Stadt Nagpur im Bundesstaat Maharashtra und begann als kleiner Dieb, wurde aber langsam zu einem brutalen Verbrecher und stiftete Terror unter den Bewohnern des Slums. Akku Yadav kontrollierte über 10 Jahr lang den gesamten Slum, tötete mindestens drei Menschen, drang in die Häuser der verängstigten Bewohner ein, vergewaltigte unzählige Frauen, schlug und bestahl sie und verbreitete Angst und Schrecken.

                      Da sie von der Polizei keine Hilfe erhielten, beschlossen die Bewohner des Slums, ihn zu töten. Weil er in Haft war, musste er im Gerichtssaal getötet werden, um seine immer wiederkehrende Freilassung zu verhindern. Das geschah am 13.8.2004. Die Dokumentarserie bietet eine detaillierte Schilderung darüber, welche Verbrechen Akku Yadav beging, wie der Mord an ihm geplant und ausgeführt wurde …

                      Selbstjustiz, ein heikles Thema, das die Macher der Serie da anpacken. Im Vergleich zu den anderen beiden Teilen ist dieser dritte Teil in der Reihe „Indische Serienkiller“ wohl der beste. Der Regisseur und der Drehbuchautor nutzten erfolgreich einen morbiden Fall, der weltweit Aufsehen erregte. Die Erzählung erzeugt mit ihrem packenden Drehbuch und Storytelling eine fesselnde Atmosphäre. Es wirkt alles sensibel, spannend und verstörend zugleich.

                      Die Geschichte wird in der Serie partiell differenziert darstellt, da sie die Ansichten und auch Gegenansichten über Akku Yadavs Straftaten berücksichtigt. Es wäre aber gut, auf Yadavs Motive tiefer einzugehen, woher er kam und was ihn zu diesem grausamen Verbrecher gemacht hat. Die Serie beantwortet auch nicht eindeutig die Frage, was er getan hat, um einen solchen Einfluss in den Reihen der Polizei zu genießen, dass er jahrelang nicht belangt wurde und sich wiederholt über das Justizsystem lustig machen konnte. Die Macher der Serie gehen kurz darauf ein, aber es ist zu wenig. Eine detailliertere Schilderung wäre hier wünschenswert.

                      Nicht nur die Szenen, die schildern, wie Akku Yadav die Slumbewohner terrorisiert und wie er dann nach dem jahrelangen Albtraum von den aufgebrachten Slum-Bewohnern im Gerichtsaal brutal erschlagen und erstochen wird, werden in der Doku authentisch geschildert, sondern auch das psychische Trauma und die Qualen, denen vor allem die Frauen ausgesetzt waren. Neben nachgestellten Szenen gibt es Interviews mit den Opfern, Anwälten, Polizisten und Journalisten zu sehen.

                      Positiv zu werten ist, dass auch kritische gesellschaftspolitische Aspekte, wie das Leid und die Diskriminierung der armen Bevölkerungsgruppen und der Frauen in Indien, dargestellt werden. Besonders tief verankert sind solche Vorurteile insbesondere bei der Polizei. So haben gegen Akku Yadav unzählige Frauen Anzeigen erstattet, die aber von der Polizei schlicht und einfach ignoriert wurden. Die Serie übt harsche Kritik an der indischen Judikative und Exekutive, die in diesem Fall offenbar nicht in der Lage oder nicht willens waren, die hilflosen Menschen vor diesem Verbrecher zu schützen.

                      Und so fragt man sich von der ersten Minute an und sogar noch nach der Sichtung, wie es in einem demokratischen Staat, als welcher sich Indien sieht, möglich war, dass jemand wie Akku Yadav frei herumlaufen konnte, ohne dass die Polizei und die Justiz tätig wurden. Offenbar hatten die Opfer das Pech arm, Slumbewohner, dunkelhäutig und Frauen zu sein. Aber wir sollten uns nicht selbstzufrieden zurücklehnen und anklagend auf Indien mit dem Finger zeigen, denn der perfide Rassismus und Vorurteile gegenüber allen möglichen Menschengruppen (Schwarze, Weiße, Schwule, Lesben, Frauen, Männer, Alte, junge Menschen, Arme, Reiche, Andersdenkende…) sind auch bei uns allgegenwärtig. Die offene oder auch die subtil-immanente Diskreditierung von solchen Menschengruppen scheint ja "normal" zu sein. Offenbar sind wir auf der ganzen Welt noch weit von dem anzustrebenden Postulat entfernt, DASS ALLE MENSCHEN GLEICH SIND.

                      Fazit: Im Großen und Ganzen ist „Indische Serienmörder: Mord im Gerichtssaal“ trotz meiner kritischen Worte eine sehr gelungene Doku-Mini-Serie. Was ihre Qualität angeht, ordne ich sie klar in die Kategorie sehenswert ein. Ich kann allen Fans von True-Crime-Dokus die Serie empfehlen.

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                        smartbo 05.11.2022, 09:27 Geändert 05.11.2022, 13:45

                        Die Handlung ist in den 1970er Jahren in New York angesiedelt. Paul Kerseys Tochter wird vergewaltigt und seine Frau von einer Bande von Kriminellen schwer verletzt. Sie stirbt an ihren Verletzungen. Die Polizei macht ihm wenig Hoffnung, dass die Täter aufgespürt werden können. Kersey (Charles Bronson), ein friedliebender Mann, beschließt, das Gesetz selbst in die Hand zu nehmen. Er ist nachts unterwegs und übt blutige Selbstjustiz …

                        Charles Bronson kann als Schauspieler in Western- und Actionfilmen eine beeindruckende Filmografie vorweisen. Der Film trieb seinen Ruhm in noch größere Höhen. „Ein Mann sieht rot“ war bei seiner Veröffentlichung der Grund für eine breite öffentliche Diskussion über die Darstellung der Selbstjustiz in Filmen und die damit verbundene Gefahr der Nachahmung, quasi Selbstjustiz als selbstverständliche Alternative zu einer verfehlten Politik der Kriminalitätsbekämpfung. Eine Diskussion, die bis heute noch nicht ganz vom Tisch ist.

                        Als der Film in die Kinos kam, hatten die USA eine hohe Kriminalitätsrate in städtischen Gebieten und vor allem in New York. Es ist ein Film mit einem eigensinnigen Rächer, der vor allem die konservativen Bürger ansprach. Die Öffentlichkeit brauchte einen Helden, der die Inkompetenz der Polizei aufzeigte und selbst entschieden handelte. Es brauchte einen Helden, der das Gesetz in die eigenen Hände nahm. Also kam der Film mit Charles Bronson zu richtigen Zeit. Ihm folgten später unzählige Rächer, Superhelden, Kommandos und Ex-Cops, die in ihren Filmen dasselbe taten.

                        Der Film ist ein harter Action-Thriller mit düsterer Optik. Handwerklich sicherlich gut gemacht. Es ist ein finsterer Film, der es dem Zuschauer ziemlich leicht macht, sich den Motiven von Paul Kersey anzuschließen. Kerseys Verwandlung von einem rechtschaffenden und anständigen Bürger in einen gewalttätigen Rächer ist natürlich etwas überzeichnet dargestellt, aber allein schon aufgrund dessen, dass seine Familie brutal ermordet wurde und die Täter frei herumliefen, für den Zuschauer verständlich. Über die Botschaft, die der Film vermitteln möchte, lässt sich sicherlich streiten. Allerdings finde ich die Auffassung, der Film sei ein Plädoyer für Selbstjustiz, zu überzogen. Dazu ist der Film zu sehr auf Unterhaltung ausgerichtet.

                        Der Film bietet ein bedrückendes Setting. Die dunklen Gassen und ruhigen Straßen von New York schaffen eine bedrohliche Atmosphäre. Die Handlung wird nicht übermäßig dramatisiert, sondern im Stil der 70er-Jahre-Filme sachlich, direkt und realistisch geschildert. Es gibt jedoch im Film eine deutliche Überzeichnung. Der kriminelle Abschaum, der von Kersey kurzerhand niedergeschossen wird, wird im Film so klischeehaft ekelhaft und menschenverachtend dargestellt, dass es aus heutige Sicht stark übertrieben und unreal wirkt. Okay, es ist ein Film aus den 70er Jahren, und genau das wollte das Publikum damals sehen.

                        Fazit: der Film ist nicht gerade meine Kragenweite, aber als schlecht möchte ich ihn nicht einstufen. Dazu sind die Inszenierung, Bronsons schauspielerische Performance, die authentischen 70erJahre Kulissen und die gelungene Atmosphäre zu gut. Für Langeweile ist in diesem Film jedenfalls kein Platz.

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                          smartbo 01.11.2022, 17:41 Geändert 01.11.2022, 20:09

                          Der Film basiert auf dem weltberühmten gleichnamigen Roman „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque aus dem Jahr 1928. Er erzählt die packende Geschichte des jungen deutschen Soldaten Paul Bäumer (Felix Kammerer) an der Westfront des Ersten Weltkriegs. Paul und seine Kameraden, vollgepumpt mit patriotischer Deutsch-Nationaltümelei, erleben, wie sich die anfängliche Kriegseuphorie in Verzweiflung und Angst verwandelt, während sie in den Schützengräben um ihr Leben kämpfen. Pauls patriotischer Eifer schmilzt wie Schnee in der Sonne, als er und seine Kameraden mit der brutalen Realität an der Front konfrontiert werden. Die Soldaten müssen ihre Vorurteile über den Feind und den gesamten Konflikt korrigieren. Ihnen bleibt jedoch nichts anderes übrig, als bis zum bitteren Ende zu kämpfen …

                          Es ist ein wirklich starker Kriegsfilm oder besser Anti-Kriegsfilm, der es schafft, den Wahnsinn eines so völlig unsinnigen Krieges darzustellen. Die jungen Soldaten, aufgehetzt von der heimischen Propaganda, ziehen euphorisch in den Krieg und glauben, dass es nur ein schnelles und aufregendes Abenteuer sein wird, dass sie singen, tanzen, gut essen und trinken werden. Aber natürlich merken sie bald, wie schmutzig, verlogen und erniedrigend der Krieg ist. Die Soldaten wirken sympathisch und der Zuschauer erlebt, wie sie immer schockierter und langsam vor Angst und Ekel verrückt werden. Aus den normalen fröhlichen Jungs von nebenan werden physische und psychische Wracks, wenn sie nicht vorher schon von Kugeln oder Granaten zerfetzt wurden.

                          Was dem Film wirklich gut gelingt, ist, wie absurd und einfach völlig sinnlos alles war. Das fängt ja schon beim Einsammeln der Klamotten an, wo man sofort sieht, dass es sich nur noch um Klamotten toter Vorgänger handelt und endet am Schluss mit einem völlig unnötigen Kampf kurz vor dem bereits angekündigten Waffenstillstand, der noch mehr Opfer fordert. Der Film scheut sich nicht davor, sehr brutale und grauenvolle Kriegsszenen darzustellen. Er enthält viel Dramatik und ist optisch ein zweifellos gelungener Kriegsfilm. Schon in den beeindruckenden Anfangsminuten wird aber deutlich, dass der Film kein heroisches Kriegsepos, sondern eine Tragödie ohne Kriegsheldentum werden wird. Das Groteske und Absurde ist im Handlungsverlauf immer präsent: die grausame Kriegsmaschinerie muss ohne Rücksicht auf die Menschen auf Hochtouren laufen.

                          Bemerkenswerterweise wird man als Zuschauer schon nach wenigen Minuten in die Kriegshandlungen geworfen, ohne dass man jedoch etwas über die Kindheit/Jugend, Ausbildung oder die familiären Hintergründe der Protagonisten erfährt. Etwas seltsam, dauert doch der Film ca. 2,5 Stunden. Und eben das ist der Grund für meinen Einwand, dass der Film etwas zu lang ist. Nicht, dass ich den Film irgendwo langweilig fand, aber es gibt einige Wiederholungen. Das gilt vor allem für die morbiden Kampfszenen, die im Film einfach zu überladen sind. Fast permanent wird man als Zuschauer mit dem grauenhaften Gemetzel bombardiert. Das ist im Film etwas zu viel des Guten. Es hat jedoch nur einen marginalen Einfluss auf meine Gesamteinschätzung.

                          Sehr interessant finde ich, dass im Film auch die Verhandlungen über den Waffenstillstand zu sehen sind. Am 11. November 1918 unterzeichneten Matthias Erzberger und Ferdinand Foch in einem Eisenbahnwaggon im Wald von Compiègne den Waffenstillstand, der noch am selben Tag in Kraft trat und ab 11:00 Uhr gelten sollte. Der Waffenstillstand und das Ende der Kampfhandlungen sollten mit Trompetensignalen an den Fronten verkündet werden. Doch noch wenige Stunden vor dem angekündigten Waffenstillstand um 11:00 Uhr gab es auf Geheiß von verblendeten deutschen Generälen sinnlose Kämpfe, die unnötige Opfer forderten. Erst danach, pünktlich um 11:00 Uhr, schwiegen die Waffen. Ja, eben die deutsch-preußische Disziplin. So viel muss sein. (Ironie)

                          Fazit: der außergewöhnliche Film zeigt in bewegenden und optisch starken Bildern das Grauen, die Sinnlosigkeit und das Elend des Krieges und macht angesichts der aktuellen Situation in der Ukraine und in Anbetracht der heutigen Agitation für den Krieg deutlich, dass es von solchen beeindruckenden Antikriegsfilmen, nie genug geben kann. Da gibt es zwischen der damaligen medialen und politischen Manipulation und Propaganda vor und während des Ersten Weltkriegs und der heutigen wohl kaum Unterschiede. Bezogen auf die gegenwärtige Zeit klingt der Filmtitel gar wie ein Hohn und ist vielsagend. Denn seit dem 1. Weltkrieg hat sich offenbar nichts geändert: die Menschen haben nichts dazugelernt. Insofern ist der Film aktueller denn je. Alles in allem ist es eine gute deutsche Filmproduktion, die ich als sehenswert empfehlen kann.

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                            smartbo 01.11.2022, 09:33 Geändert 01.11.2022, 09:41

                            Alles beginnt damit, dass Stan und Olli der Tochter eines verstorbenen Goldgräbers eine Eigentumsurkunde für eine Goldmine übergeben sollen. Doch ein am Ort ansässiger Saloonbesitzer trickst die beiden aus und nimmt die Besitzurkunde unrechtmäßig an sich. Als Dick und Doof merken, dass sie getäuscht wurden, tun sie alles, um den Fehler wieder gutzumachen …

                            Die Stärke dieser Komödie liegt vor allem in der Handschrift ihrer beiden Hauptfiguren. Laurel und Hardy gehören zu den bekanntesten und beeindruckendsten Figuren der Kinogeschichte. Man brauchte ja nur die beide Herren in den Mittelpunkt eines Films zu stellen und schon hatte man eine gelungene Komödie. Dabei spielte es keine große Rolle, ob die Geschichte gut aufgebaut war und ob die Nebenrollen stark besetzt waren. In diesem Film sind die Nebenfiguren zu Recht Nebenfiguren und die Geschichte ist nicht gerade originell und leicht vorhersehbar. Doch das spielt für die Comic-Qualität überhaupt keine Rolle. Der Film basiert ausschließlich auf der komischen Präsenz des Duos.

                            Laurel und Hardy meistern jede Szene. Die anderen Charaktere sind den komischen Possen des Duos unterworfen. Den Schwerpunkt der Dialoge bilden Szenen, in denen Stan den Doofen spielt und Oli, der Dicke, ihn barsch zurechtweist. Es ist einfach, aber witzig, und funktioniert bis heute noch. Jede Situation und jedes kleine Ereignis wird ausgenutzt, um viel Aufregung zu erzeugen. Die Komödie ist eine gelungene Ansammlung von Szenen voller Slapstick. Laurel und Hardy sind hier in Bestform.

                            Gleichzeitig muss jedoch gesagt werden, dass es rein handwerklich nicht gerade ein top Film ist. Die Szenen sind grob zusammengestellt, die Schnitte abrupt, die Story ist simpel und die chaotische Inszenierung ist auch nicht gerade die beste. Gut, der Film ist über 85 Jahr alt und die Filmtechnik war ja damals noch nicht so weit. Deshalb sollte man schon ein Auge zudrücken und keinen perfekten Film erwarten. Es ist also primär die Präsenz zweier hervorragender Charaktere und ihr gelungenes Zusammenspiel. Das Timing, die Gesten, die Mimik, die emotionalen Ausrufe und der virtuose Slapstick der berühmten Komiker machen den Film trotz seiner Schwächen zu einer gelungenen Komödie.

                            Fazit: man darf heute an die Filme von Laurel und Hardy nicht mit überzogenen Erwartungen herangehen. Der Film wirkt technisch und handwerklich veraltet, die Handlung ist einfach und vorhersehbar. Das machen aber die beiden Komiker wieder mehr als wett. Legt man die eigene kritische Brille ab, dann wird man mit einer vergnüglichen und unbeschwerten Unterhaltung belohnt.  

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                            • Mit Deinem Engagement sorgst Du wieder mal für Abwechslung und für eine gute Würze hier auf MP. Danke dafür, kidhan. So los geht’s.

                              Beste Filme:
                              28 Day later · 2002
                              Krieg der Welten USA · 2005
                              Butterfly Effect USA/Kanada · 2004
                              Almost Famous - Fast berühmt USA · 2000
                              Der Herr der Ringe: Die Gefährten · Neuseeland/USA · 2003
                              No Country for old man USA · 2007
                              The Dark Knight USA/Großbritannien · 2008
                              Blow USA · 2001
                              Prestige - Die Meister der Magie USA/Großbritannien · 2006
                              There Will Be Blood USA · 2007

                              Animationsfilme:
                              Shrek - Der tollkühne Held USA · 2001
                              Findet Nemo USA · 2003
                              Waltz with Bashir · 2001
                              Chihiros Reise ins Zauberland Japan · 2001
                              Death Note Japan · 2006

                              Serien:
                              Breaking Bad USA · 2008
                              Die Tudors USA/Kanada/Irland · 2007
                              Dexter USA · 2006
                              Planet Erde Großbritannien · 2006
                              Death Note Japan · 2006

                              Schauspieler:
                              Heath Ledger, The Dark Knight
                              Daniel Day-Lewis, There will be blood
                              Ethan Hawke, Training Day
                              Johnny Depp, Blow
                              Christian Bale, Prestige - Die Meister der Magie

                              Schauspielerin:
                              Hilary Swank, Million Dollar Baby
                              Kate Hudson, Almost Famous
                              Naomi Watts, King Kong 2005
                              Nicole Kidman,The others
                              Kathy Bates, About Schmidt

                              Bester Soundtrack:
                              Der Herr der Ringe: Die Gefährten
                              Requiem for a Dream
                              8 Mile
                              28 Days later

                              20
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                                smartbo 30.10.2022, 09:14 Geändert 13.03.2023, 11:26

                                *** Mein Beitrag zum anstehenden Halloween in diesem Jahr ***

                                Wir sind im Jahr 1978 in einem Vorort von Denver in Colorado. Ein sadistischer Serienkiller (Ethan Hawke) geht um, und entführt immer wieder Kinder. Finney (Mason Thames) ist ein dreizehnjähriger Junge, der von ihm gekidnappt wird. Er ist in einem schalldichten Keller eingesperrt, also hat es keinen Sinn, um Hilfe zu rufen. Im Keller hängt ein Telefon, das nicht angeschlossen ist, aber anfängt zu klingeln. Frühere Opfer kontaktieren Finney. Gelingt es Finneys Schwester Gwen (Madeleine McGraw) ihren Bruder aufzuspüren ? …

                                „The Black Phone“ ist ein Horrorfilm mit mystischen und auch mit realen Elementen. Vor allem, weil er – abgesehen von den Visionen verstorbener Kinder und den Träumen – recht realistisch inszeniert ist. Der Film zeigt nicht nur die schrecklichen und hoffnungslosen Momente einer Kindesentführung, sondern behandelt auch traumatische Themen, wie Mobbing und Kindesmissbrauch.

                                Dem Zuschauer werden die beiden jungen Protagonisten vorgestellt: Finney und Gwen Shaw. Die enge Bruder-Schwester-Beziehung ist ein starkes Element des Filmes. Finney ist ein eher ruhiger und in sich gekehrter Junge, der Konflikte lieber vermeidet, während Gwen ein extrovertiertes und aufgeschlossenes Mädchen ist. Es macht Spaß, diesem Kontrast zu folgen, vor allem, weil er ihrer Bindung überhaupt nicht im Wege steht, sondern sie gar verstärkt. Sie ergänzen sich, stehen füreinander ein, weshalb es sich für den Zuschauer wie ein Tritt in die Magengrube anfühlt, als Finney zum Opfer des Killers wird, der im Film auch Grabber (=Greifer) genannt wird.

                                Viele Horrorfilme zeichnen sich durch ihre ikonischen Masken oder Gesichter des Bösewichts aus. Und auch das Design der Maske in diesem Film ist auffallend und großartig ausgearbeitet. Sie sieht aus wie eine graue Pantomime-Maske mit einem starken Kinn und Teufelshörnern. Man sieht Gebrauchsspuren, wodurch der Zuschauer erfährt, dass der Killer schon lange aktiv ist. Das verstärkt ihre morbide Wirkung zusätzlich. Sie zeigt ein lächelndes Gesicht, wenn er die Kinder hetzen will, ein trauriges Gesicht, wenn er wütend ist und ein ausdrucksloses Gesicht, das unheimlich rüberkommt und nichts von dem verrät, was der Killer in diesem Moment denkt. Ohne etwas zu sagen oder zu tun, erzeugt diese Maske eine gruselige und unheimliche Atmosphäre rund um Ethan Hawkes Charakter.

                                Es ist ein insgesamt guter Mix aus Horror, Mystery und Thriller, auch wenn die Geschichte nicht gerade etwas Besonderes darstellt. Die Plotausarbeitung könnte etwas besser sein. So ist die Geschichte zweifellos gruselig, aber die Handlung hätte stärker zur Geltung kommen können, wenn der Film etwas mehr Hintergrundinfos beleuchten würde. Der Spannungsaufbau ist gut ausgearbeitet und auch die düstere Atmosphäre ist überzeugend und zeigt ihre morbide Wirkung. Ebenso positiv kann das gelungene 70er-Jahre-Setting gewertet werden. Der Film ist partiell etwas vorhersehbar und es fehlt an überraschenden Wendungen. Auch ein nervenaufreibendes Ende habe ich vermisst, was sich regelrecht anbieten würde. Unter dem Strich hat der Film jedoch bei mir insgesamt einen guten Eindruck hinterlassen.

                                Fazit: Alles in allem ist es ist kein Horrorfilm, der einen vom Hocker haut, aber es ist ein ohne weiteres unterhaltsamer Film, der es schafft, zu fesseln und gut zu unterhalten. Triefendes Blut, furchterregenden Nervenkitzel und morbide Bilder wird man hier vergebens suchen. Für ein sehenswert reicht es aus meiner Sicht aber in jedem Fall aus.

                                *** In Gedenken an die über 150 Toten bei Halloween-Feiern in Seoul. Eine Tragödie. Ruhet in Frieden ***

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                                  smartbo 26.10.2022, 10:27 Geändert 26.10.2022, 11:44

                                  Die Handlung ist in den USA in der Gegenwart angesiedelt. Eine Freundschaft zwischen zwei Nachbarn wird zu einer unerwarteten emotionalen Erfahrung, als bei einem von ihnen Krebs im Endstadium diagnostiziert wird. Ihre Freizeit verbringen sie damit, ein Spiel zu spielen, das sie Paddleton nennen. Plötzlich mit ihrer Sterblichkeit konfrontiert, beschließen die beiden, auf eine Reise zu gehen …

                                  Ein Film, der sich mit dem Thema Sterbehilfe auseinandersetzt. Ein Film, der ruhig und ohne viel Theater eine Geschichte erzählt, die sich sehr ehrlich anfühlt und schmerzhafte, lustige und traurige Momente hat. Im Mittelpunkt des Films steht die Freundschaft zwischen den Nachbarn Michael (Mark Duplass) und Andy (Ray Romano). Beide sind Einzelgänger und stehen außerhalb der Gesellschaft, die den Menschen Leistungs- und Sozialdruck auferlegt. Das Leben der beiden Nachbarn macht einen fast surrealen Eindruck. Es ist weit entfernt von der Hektik der normalen Gesellschaft und eine Aneinanderreihung von Routinehandlungen und eigenwilligem Zeitvertreib.

                                  Obwohl Michaels bevorstehender Tod einen Schatten auf ihr Leben wirft, nimmt der Zuschauer nur unterschwellig etwas wahr. Beide Männer schenken diesem nervigen Phänomen in ihren Dialogen kaum Beachtung. Auf dramatische Inszenierungen und emotionale Äußerungen verzichtet der Film komplett. Stattdessen folgt er rigide und trocken den Alltagsbegebenheiten von Michael und Andy. Und eben gerade dadurch, dass Michaels bevorstehender Tod nicht überbetont wird, ist die emotionale Wirkung so groß. Der Weg in den Tod gehört zur Routine. Der Tod wird ein Teil des Tagesablaufs und erfordert nur hier und da und nebenbei ein wenig Aufmerksamkeit. Und so hält „Paddleton“ durchgehend eine überzeugende Balance aus Leichtigkeit und schwerer Verdaulichkeit aufrecht, ohne dass irgendwelche Szenen übertrieben werden. Tatsächlich passiert nicht viel in dem Film. Der Zuschauer wird nicht mit Bildern und Tönen überreizt. Der Alltag ist wunderbar tragikomisch dargestellt.

                                  Der Film verzichtet auf dramatische Stilmittel. Er erzählt eine nüchterne und eintönige Geschichte. Die Nüchternheit spiegelt sich auch in der sehr spärlichen Verwendung einer musikalischen Untermalung wider. Und es ist sehr effektiv. Der Verzicht auf anregende Stilmittel fördert die Authentizität der Geschichte. Eine solche Geschichte braucht keine Tränen und kein Lachen. Es genügen das starke Drehbuch, eine gut Inszenierung und das super Schauspiel von Mark Duplass und Ray Romano.

                                  Fazit: Schöner, warmherziger und menschlicher Film, der emotional zu berühren weiß und weit von Mainstream-Filmen entfernt ist. Wer filmische Vielfalt schätzt und nicht auf bestimmte Genres festgelegt ist, dem kann ich den Film empfehlen. Mir hat er gut gefallen.

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                                  • smartbo 23.10.2022, 09:38 Geändert 23.10.2022, 15:27
                                    über Forum

                                    Als ich die neue Startseite erstmals gesehen habe, die nunmehr eine reine Werbeseite ist, war meine erste Reaktion ein kräftiges „Ähhhh???“, stellt die Änderung doch für uns User ein Nachteil dar und für MP eine Schwächung des Portalauftritts. Rein juristisch haben wir aber eh nichts zu sagen, denn wir User haben ja keinen Vertrag mit MP. Aber auch die MP-Redaktion oder die Geschäftsführung haben die Änderung nicht zu verantworten. Es sind die Anteilseigner, die das diktieren und denen es nur um die schnelle Kohle geht. Ich bin der Ansicht, dass früher oder später der Kommentar-Teil hier ohnehin eingestampft wird, ist er doch mit Aufwand verbunden und bringt direkt kein schnelles Geld. Dabei wird von den Initiatoren wissentlich ignoriert, dass die User-Kommentare das Herzstück von MP sind. Auf die Dauer sägt man doch am eigenen Ast. Denn kein Mensch wird sich über Filme/Serien auf einer Internet-Seite informieren wollen, von der man weiß, dass sie eine bezahlte Propaganda für Disney, Netfix & Co ist. Aber das ist den Anteilseignern egal. Es geht darum, kurzfristig schnelles Geld zu machen. Ich habe auf die Änderung reagiert, indem ich in meinen Favoriten als Startseite die Dashboard-Adresse hinterlegt habe. D.h. ich bekomme die offizielle Starseite=Werbeseite von MP gar nicht zu sehen. Kritisch und sehr bedenklich sehe ich die ständigen Löschereien von Beiträgen seitens MP, was für mich die reine Zensur ist. Aber solange es noch einigermaßen geht und es mir Spaß und Freude macht, bleibe ich mit kritischen Augen und Ohren hier auf MP aktiv.

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                                      smartbo 23.10.2022, 09:33 Geändert 23.10.2022, 15:26

                                      *** Vorab kurz meine Meinung zu der Änderung des Designs hier auf MP ***

                                      Als ich die neue Startseite erstmals gesehen habe, die nunmehr eine reine Werbeseite ist, war meine erste Reaktion ein kräftiges „Ähhhh???“, stellt die Änderung doch für uns User ein Nachteil dar und für MP eine Schwächung des Portalauftritts. Rein juristisch haben wir aber eh nichts zu sagen, denn wir User haben ja keinen Vertrag mit MP. Aber auch die MP-Redaktion oder die Geschäftsführung haben die Änderung nicht zu verantworten. Es sind die Anteilseigner, die das diktieren und denen es nur um die schnelle Kohle geht. Ich bin der Ansicht, dass früher oder später der Kommentar-Teil hier ohnehin eingestampft wird, ist er doch mit Aufwand verbunden und bringt direkt kein schnelles Geld. Dabei wird von den Initiatoren wissentlich ignoriert, dass die User-Kommentare das Herzstück von MP sind. Auf die Dauer sägt man doch am eigenen Ast. Denn kein Mensch wird sich über Filme/Serien auf einer Internet-Seite informieren wollen, von der man weiß, dass sie eine bezahlte Propaganda für Disney, Netfix & Co ist. Aber das ist den Anteilseignern egal. Es geht darum, kurzfristig schnelles Geld zu machen. Ich habe auf die Änderung reagiert, indem ich in meinen Favoriten als Startseite die Dashboard-Adresse hinterlegt habe. D.h. ich bekommen die offizielle Starseite=Werbeseite von MP gar nicht zu sehen. Kritisch und sehr bedenklich sehe ich die ständigen Löschereien von Beiträgen seitens MP, was für mich die reine Zensur ist. Aber solange es noch einigermaßen geht und es mir Spaß und Freude macht, bleibe ich mit kritischen Augen und Ohren hier auf MP aktiv.

                                      *** Kommentar zum Film ***

                                      Die Handlung ist in Los Angeles in den 1950er Jahren angesiedelt. Ed Exley, (Guy Pearce), ist Lieutenant bei der Polizei und tut alles, um aufzusteigen. Dabei achtet er stets penibel darauf, dass die geltenden Polizei-Regeln eingehalten werden. Der impulsive Officer Bud White ( Russell Crowe) hat seine eigenen Regeln und Probleme, seine Wutausbrüche zu kontrollieren. Für den Cop Jack Vincennes (Kevin Spacey) ist neben der Polizeiarbeit ebenso wichtig die Pflege seiner Kontakte zu der Klatschpresse. Nach einer brutalen Schießerei in einem Restaurant, bei der sechs Menschen getötet werden, ermitteln diese so unterschiedlichen Cops gemeinsam, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen ….

                                      Was für ein super Film. Ich habe L.A. Confidential schon paar Mal gesehen, aber ich bin immer noch erstaunt, wie gut der Film funktioniert. Der Cast ist top, das Drehbuch hervorragend, das Film-Handwerk großartig, die Atmosphäre der 50er Jahre mehr als überzeugend. Aber es ist zuvorderst die Handlung und ihre Inszenierung die hervorstechen. Zu bedenken ist, dass ein solcher Film mit so unterschiedlichen Charakteren und Handlungssträngen schnell zu einem unzugänglichen und undurchschaubaren Mischmasch werden kann, der den ganzen Film vermurkst. Davon kann aber keine Rede sein.

                                      "L.A. Confidential" ist inszenatorisch ein Meisterwerk, und nirgendwo sind Logiklöcher oder Holprigkeiten zu sehen. Der Film ist ein Drama und ein rasanter Actionfilm gleichzeitig. Die authentische 50er-Jahre-Atmosphäre wird von Anfang an auf großartige Weise zum Leben erweckt. Russell Crowe, Guy Pearce und Kevin Spacey spielen brillant und jeder Charakter ist perfekt ausgearbeitet. Aber auch Danny DeVito, der den windigen Herausgeber des Skandalblattes Hush-Hush spielt, zeigt eine super Leistung,

                                      Ab dem Massaker in dem Cafe „The Nite Owl“ nimmt der Film richtig Fahrt auf und wird zu einem großartigen Menü aus Korruption, Drogen, Sex und exzessiver Gewalt als Hauptzutaten. Verschiedene Handlungsstränge fließen im Verlauf des Films nahtlos ineinander und es fühlt sich nie konstruiert an. Auch James Cromwell, Kim Basinger, Ron Rifkin und David Strathairn sind gut in Form und spielen ihre Charaktere mit jeweils eigenen Motiven ausgezeichnet. L.A. Confidential zeigt, wie gut ein Film gelingen kann: das Drehbuch, die Schauspieler, die Musik, die Dialoge, die Kamera, die Inszenierung, die Atmosphäre, das Setting, alles ist hier tipp top.

                                      Fazit: Alles in allem ein Meisterwerk mit Starbesetzung unter den Cop-Filmen aus den 1990er Jahren. Kein Schnickschnack, keine computergesteuerten Spezial-Effekte, kein ohrenbetäubendes Halligalli, kein optisches Spektakel, kein Blendwerk, keine Anbiederung an die „Political Correctness“. Dafür aber ein grundehrlicher, gradliniger, rasanter und spannende Film, der von Anfang bis zum Ende fesselt. Top. Beide Daumen hoch.

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                                        smartbo 16.10.2022, 09:17 Geändert 16.10.2022, 10:20

                                        Die Balletttänzerin Nina (Natalie Portman) tanzt in einem Ballettensemble, in dem ein harter Wettbewerb herrscht. Sie ist schüchtern, unsicher, hat kein Selbstbewusstsein. Sie ist aber enorm ehrgeizig und möchte Kariere machen. Die alternde Primaballerina Beth (Winona Ryder) steht kurz vor dem Abschied und alle wollen ihren Platz einnehmen. Der Choreograf, Thomas Leroy (Vincent Cassel), hält viel von Nina, aber er sagt ihr auch, dass ihr auf mentaler Ebene einiges fehle. Sie muss sich auch mit ihrer verspielten Rivalin Lily (Mila Kunis) auseinandersetzen, wenn sie die Chance haben will, die Primaballerina zu spielen. Wie geht der Konkurrenzkampf aus ? …

                                        Der Film bietet einen tiefen Einblick in die hart umkämpfte Welt des Balletts. Diese ist voller Hass, Eifersucht, Streit, Intrigen und Boshaftigkeit. Ballett mag hier das Thema sein. Der Film ist aber eher ein Mix aus Psychothriller und einem starken Drama und steht unter dem Motto „Survival of the fittest“. Es geht nicht nur um Ballett, sondern um Perfektionswahn, eine tyrannische Mutter und Psychosen. Der Film schildert in beeindruckender Art und Weise , wie aus Leidenschaft Besessenheit und Sucht werden, die einen körperlich, aber vor allem geistig zerstören. „Black Swan“ bietet eine gut ausgearbeitete und intensive Dramaturgie, und verwendet vor allem Symbolik. Tschaikowskys „Schwanensee“, die Geschichte vom weißen und vom schwarzen Schwan, ist perfekt mit Ninas realen Leben verbunden. Tschaikowskys Ballett-Märchen stellt im Film eine gelungene Metapher dar.

                                        „Black Swan“ ist audio-visuell ein top Film mit viel Liebe zum Detail. Die schauspielerische Leistung ist auf einem brillanten Niveau. Es zeigt sich einmal mehr, dass Natalie Portman eine top Charakterdarstellerin ist. Sie beeindruckt in diesem Film enorm. Die Scheinwelt und die Halluzinationen sind im Handlungsverlauf nicht immer von der Realität zu unterscheiden. Ninas paranoiden Wahnvorstellungen wechseln mit der Wirklichkeit. Aber was ist real, was nicht ? Das ist dem Zuschauer oft nicht klar. Die Inszenierung dieser Atmosphäre ist dem Film vorzüglich gelungen und macht die Handlung so intensiv und mysteriös. Daran ist Natalie Portman maßgeblich beteiligt. Ein tolles Schauspiel.

                                        Die stark psychologisch akzentuierte Schilderung der Wandlung von Nina wurde von dem Regisseur des Filmes, Darren Aronofsky, ganz offensichtlich mit viel Leidenschaft und beeindruckendem Flair inszeniert. Die Charakterentwicklung der Protagonistin ist eine Achterbahnfahrt von Anfang bis Ende, der Bogen wird immer gespannter und enger, bis er reißt. All dies wird optisch perfekt unterstützt von dem gelungenen Setting und dem auffälligen Einsatz von Spiegeln und den Farben Schwarz, Weiß und Grau.

                                        Fazit: Der packende Psychothriller ist nicht einen Moment langweilig. Es ist aus meiner Sicht ein dramaturgisches Meisterwerk mit einer exzellenten Natalie Portman, das man als Filmfreak gesehen haben sollte. Daumen hoch. Top.

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                                          smartbo 14.10.2022, 11:18 Geändert 14.10.2022, 12:27

                                          Alan und Jill nehmen ihre Söhne im Teenageralter mit auf eine Wanderung durch die raue Landschaft Neuseelands. Unterwegs halten sie für ein Picknick an einer Lichtung, wo sie plötzlich von zwei finsteren Typen aufgesucht werden. Sie bedrohen die Familie, die der Gewalt der skrupellosen Psychopathen schutzlos ausgeliefert ist. Doch was wollen sie? Erst nach und nach wird der wahre Grund für die nachfolgende Gewaltorgie offenbart …

                                          Der Film erzählt die Geschichte von physischer und psychischer Gewalt und ihren Folgen. Der Tenor des Films ist gruselig, roh, böse und hart. Dies wird dem Zuschauer schon früh im Film in einer brutalen Szene deutlich. Die Gewalt geschieht ohne Vorwarnung und ist unerbittlich. Gleichzeitig wird aber auch deutlich, dass die Gewalt in diesem Film nicht als Selbstzweck im Dienst der Unterhaltung steht. Es ist keine unrealistische Gewalt, die mit Popcorn und Unterhaltung verbunden ist. Sie ist düster, brutal, authentisch und verursacht ein ungutes Gefühl.

                                          Ein Großteil des Films spielt sich in kleinen Räumen ab. Die Atmosphäre ist bedrückend. Die Spannung zwischen Tätern und Opfern ist groß. In dieser verstörenden Atmosphäre erfährt der Zuschauer immer mehr über die Charaktere und ihre Motive sowie Geheimnisse. Und das in einer unglaublich dichten, emotional angespannten Atmosphäre.

                                          Die ausgezeichnete Kamera sorgt zusammen mit dem minimalistischen Schauspiel der Darsteller dafür, dass die beängstigende Atmosphäre im Film nie an Intensität verliert. Die schauspielerische Leistung ist sehr gut. Besonders Matthias Luafutu als rücksichtsloser Bösewicht versteht es, mit wenigen Gesten und Worten ein sehr unbehagliches Gefühl hervorzurufen. Die minimalistisch gestalteten Charaktere passen perfekt in einen Film, der zutiefst verstört, indem er auf dreckig-schroffe Weise viele finstere Dinge suggeriert, vor sich hin brodelt und explizit nicht viel sagt. „Coming Home in the Dark“ ist kein Horrorfilm, als welcher er auf Amazon bezeichnet wird, sondern ein intensiver Psychothriller. Die Inszenierung ist nüchtern gestaltet. Sie konzentriert sich hauptsächlich darauf, subtil große Spannung aufzubauen, was ihr auch vorzüglich gelingt.

                                          Fazit: der Film ist ein höllischer und verstörender Roadtrip durch die abgelegenen nächtlichen Naturkulissen Neuseelands, der von Anfang an Spannung bietet. Die dreckige, brutale und unbarmherzige Atmosphäre ist nichts für schwache Nerven. Der Film punktet vor allem mit einer starken schauspielerischen Performance, einer intensiven düsteren Atmosphäre und einer spannend inszenierten Story. Einer Empfehlung als sehenswert ist der Film aus meiner Sicht wert.

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                                            smartbo 12.10.2022, 10:37 Geändert 12.10.2022, 10:39

                                            Der siebenjährige David hat koreanisch-amerikanische Wurzeln. Sein Leben wird in den 1980er Jahren auf den Kopf gestellt, als sein Vater Jacob die Entscheidung trifft, mit der Familie ins ländliche Arkansas umzuziehen. Dort verfolgt er den amerikanischen Traum, auf der eigenen Farm wohlhabend zu werden. Jedoch als die eigensinnige und skurrile Großmutter aus Korea nachkommt, stellt sie das Familienleben auf den Kopf …

                                            Minari ist ein robustes koreanisches Gewürz, das auch als koreanische Petersilie genannt wird und dort in der einheimischen Küche breite Verwendung findet. Es ist ein zähes Kraut, das mit fast jedem Boden zurechtkommt und in unmittelbarer Nähe von Wasser leicht gedeiht. Im Film pflanzt die Großmutter der Familie das Kraut an einem schönen Bach. Metaphorisch repräsentiert das Kraut die Verwurzelung koreanischer Einwanderer im Ausland. Arkansas in diesem Fall. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist die Großmutter. Auf ihre eigenwillige und exzentrische Art versteht sie es, die Familienmitglieder zu berühren, zu bewegen und zu verändern. Besonders der Umgang mit ihrem Enkel ist hier schön gezeichnet. Sie ist unbequem, aber auch sehr lustig, und ihr skurriles Verhalten zieht sich wie ein amüsanter Faden durch den ganzen Film. Großartiges Schauspiel.

                                            Der Film zeigt seine Figuren bei ihrem Streben nach Verwurzelung, bei ihrem Streben nach Glück. Ein Streben, das manchmal von Widerständen und Schwierigkeiten begleitet wird. Es entsteht ein emotionaler Film. Aber schön emotional, ohne Übertreibungen und ohne kitschige Überzeichnungen. Der Film fühlt sich realistisch an. Die Charaktere wirken wie reale Personen und sie verhalten sich wie echte Menschen. Das, was ihnen im Film passiert, ist etwas, was man sich selbst vorstellen kann. Der Film stellt das authentischen Leben mit Momenten der Tragödie und des Glücks dar. Minari ist ein Film mit Herz, viel Gefühl und einer gehörigen Prise Humor.

                                            Fazit: Der Film wurde 2020 auf dem Sundance-Festival ausgezeichnet und 2021 für den Oscar nominiert. Ein Drama aus der Kategorie anspruchsvolles Kino, das mit schönen Bilder und einer einfühlsamer Familiengeschichte glänzt. Sicherlich wird der Film nicht jedermann Geschmack treffen, aber für alle, die filmisch nach allen Seiten offen sind, ist er sicherlich einer Empfehlung wert. Mir hat er jedenfalls gut gefallen.

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                                              smartbo 09.10.2022, 09:35 Geändert 09.10.2022, 19:41

                                              Der Horror-Thriller basiert auf einer Geschichte von Stephen King. In dem Film übernimmt der Schuljunge Craig einen Job bei dem zurückgezogen lebenden skrupellosen Milliardär John Harrigan. Der Job besteht darin, jede Woche zu Harrigans Haus zu fahren und ihm Geschichten aus seiner Bibliothek vorzulesen. Harrigan ist alt, und seine Augen sind zum Lesen zu schwach. Seit fünf Jahren besucht Craig Mr. Harrigan. In dieser Zeit bilden die beiden ein starkes Band gegenseitigen Respekts und entwickeln eine Freundschaft. Eines Tages schenkt Craig Harrigan aus Verbundenheit ein iPhone. Das ist der Beginn von unerklärlichen und mysteriösen Ereignissen, in deren Mittelpunkt das Smartphone steht, das Craig dem alten Mann geschenkt hat …

                                              Der Film hat eine sehr interessante und vielversprechende Prämisse, ist gut gedreht, hat eine überzeugende Besetzung und all die Zutaten, um ein gruseliger Film zu werden. Auf dem Papier müsste also alles okay sein. Ist es aber nicht. Einer der Probleme ist, dass die Handlung viel zu langsam voranschreitet und zu lange braucht, um wirklich in die Gänge zu kommen. Und wenn es dann losgeht, ist alles viel zu schnell vorbei. Der Film wirkt viel zu langgezogen. Der gesamte Plot, so wie er sich im Film darbietet, hätte gut und gerne in eine 45-minütige Folge einer Anthologie-Serie gepackt werden können, anstatt sich auf Spielfilmlänge auszudehnen.

                                              „Mr. Harrigan's Phone“ präsentiert sich in der Verpackung eines Horrorfilmes. Es ist aber eine Mogelpackung, denn von Horrorelementen habe ich viel zu wenig gesehen. Der Film ist eher ein Mix aus Drama und Coming-of-Age-Geschichte über Moral und Freundschaft eines naiven Jungen mit einem bösartigen, verbitterten, alten Mann. Aber auch diese Akzentuierung ist nur schwach ausgeprägt. Die etwas mystisch angehauchte Atmosphäre ist gut aufgebaut, aber insgesamt alles andere als gruselig. Ständig hat man das Gefühl, dass etwas passieren müsste. Aber es passiert zu wenig. Und das Endergebnis ist etwas, was sich wie eine verpasste Gelegenheit anfühlt. Der Film hat das Potenzial, eine beängstigende, gruselige Geschichte zu sein. Das Potenzial bleibt jedoch auf der Strecke. Der Film endet nicht, sondern verpufft einfach. All die interessanten Ideen, die sich in der Story verbergen, werden viel zu wenig genutzt.

                                              Fazit: diese Geschichte könnte als Film in Spielfilmlänge gut funktionieren, aber dazu gehört dieser Film nicht. Ihm fehlt der nötige Biss, und es hätte härter, dunkler und gruseliger sein müssen. Von einer guten Wertung und Empfehlung als sehenswert ist er aus meiner Sicht weit entfernt.

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                                                smartbo 07.10.2022, 09:32 Geändert 07.10.2022, 14:22

                                                Der Film spielt In einer postapokalyptischen Zukunft in Australien. Zwei Männer fahren mit einem Jeep durch die Wüste und finden einen riesigen Goldklumpen. Das Duo hat jedoch nicht die richtigen Werkzeuge, um den Goldbrocken mitzunehmen, da er viel zu schwer ist. Sie schmieden einen Plan: einer der Männer, Man Two (Anthony Hayes, auch Regisseur des Filmes), fährt in die Zivilisation, um die Werkzeuge und einen Bagger zu holen, während der andere Mann, Man One (Zac Efron), bei dem Goldstück bleibt, um ihn zu bewachen. Man One, der zurückbleibt, bekommt jedoch alle Probleme der Wüste und einer menschenfeindlichen Natur mit und kämpft ums Überleben…

                                                Die Handlung ist ziemlich simpel aufgebaut, und wer einen actiongeladenen Thrillerfilm erwartet, der wird enttäuscht sein. Dies ist ein ziemlich minimalistischer Survival-Thriller über Gier und die Frage, wie weit jemand zu gehen bereit ist, um sein Gold zu beschützen. Die Atmosphäre ist düster, dreckig, subtil brutal und gut inszeniert. Das Gefühl der Isolation und der Hitze sind spürbar. Die Handlung braucht etwas Zeit, um in die Gänge zu kommen. Und da es sehr wenige Dialoge gibt -und manchmal überhaupt keinen Dialog- , liegt es an Efrons Fähigkeiten als Schauspieler, den Zuschauer mit der Geschichte und seinem Charakter zu fesseln. Erfreulicherweise ist das etwas, was er gut kann. Unterstützt wird er von der guten Regie und der ebenfalls beeindruckenden Kamera.

                                                Das minimalistische Setting unter der unbarmherzig brennenden Sonne im australischen Outback ist in der abgelegenen und einsamen Wüste karg und es gibt nur wenige Requisiten. Gedeckte Farben, die vorwiegend aus grau, dunkelgelb und braun bestehen, tragen zu einer finsteren und gruseligen Stimmung und zum Gefühl von Hitze und Entbehrung bei. Die Nacht wird von einer selbstgemachten Fackel oder einem Lagerfeuer beleuchtet. Das Heulen hungriger Wildhunde verursacht Schüttelfrost. Das ist atmosphärisch prima inszeniert und verursacht Gänsehaut beim Zuschauen. Und last but not least: das Filmende ist zwar vorhersehbar, aber das tut der insgesamt guten Qualität des Filmes keinen Abbruch.

                                                Fazit: Der Film wird sicherlich nicht jeden ansprechen und er ist auch kein Überflieger. Aber alleine wegen der starken düsteren Atmosphäre und der schauspielerisch beeindruckenden One-Man-Show von Zak Efron ist er sicherlich eines Blickes wert. Wem dieses Genre und ein bedrückendes und morbide anmutendes Setting zusagen, für den ist hier eine kurzweilige Unterhaltung angesagt.

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                                                  smartbo 04.10.2022, 10:32 Geändert 04.10.2022, 15:31

                                                  Nachdem die wahre Identität von Spider-Man enthüllt wurde, kann Peter Parker (Tom Holland) sein normales Leben nicht mehr von seiner Rolle als Superheld trennen. Deshalb holt er sich die Hilfe von Dr. Strange (Benedict Cumberbatch), um das Geheimnis widerherzustellen. Dies hat jedoch schlimme Auswirkungen auf das Multiuniversum und setzt mächtige Bösewichte frei, gegen die Spider-Man kämpfen muss …

                                                  Was an der Figur Spiderman als Superman auffällt, ist, dass er nicht nur ein abstrakter Superheld ist. Vielmehr bietet er als Superheld und auch als Mensch einen interessanten Charakter. Inhaltlich bietet der Film kaum etwas, und man bekommt genau das, was man erwartet. Auch in diesem Film wird Peter Parker mit den Schwierigkeiten konfrontiert, die das Leben als Superheld mit sich bringt. Wieder einmal muss ein böser Gegner neutralisiert werden. Der Film könnte leicht als eine Screwball-Komödie durchgehen. Viele Actionszenen sind eher lustig als spannend. Auch an slapstickartigen Elementen mangelt es in den Actionszenen nicht. So lustig und unbeschwert es auch ist, ich denke, die Atmosphäre hätte etwas bedrohlicher und mysteriöser ausfallen können.

                                                  Für mich ist der Film zu sehr mit Effekten und Spektakel überladen. Bestückt mit unzähligen CGI-Effekten, fällt ganz besonders die optische Opulenz des Filmes auf. Halt etwas, was in vielen Filmen, die heute als Blockbuster auf den Markt mit viel TamTam rausgehauen werden, typisch ist. Das lenkt jedoch davon ab, dass die Story wahrlich zu wünschen übrig lässt: keine Tiefe, kaum Neugier erzeugend, kein Handlungsaufbau, kaum Wendungen, keine Ups und Downs im Handlungsverlauf. Ganz nett anzuschauen, aber meines Erachtens nicht genug, um eine Spielzeit von 148 Minuten zu rechtfertigen. Dafür hat die Geschichte einfach zu wenig Inhalt. Alles in allem ist er nach meiner Einschätzung ein typischer Style-over-Substance-Film, eben so, wie viele gehypte Mega-Filme und Serien, die heute produziert werden: audiovisuell top, super Optik, es gibt viel Halligalli, es steckt aber kaum etwas dahinter. Handlung, Qualität der Darsteller, Charaktere, Dialoge oder Atmosphäre, das alles scheint sekundär zu sein.

                                                  Fazit: Kommt an die Top-Qualität der Batman-Trilogie von Nolan nicht annähernd heran. An den Kinokassen brachte der Film rund 2 Milliarden US-Dollar ein. Das heißt bei mir aber noch lange nicht, dass ich ihn gut finden muss. Die Geschmäcker und Ansichten sind ja so verschieden.
                                                  Wem er gefällt, prima, aber mich hat der Film nicht gänzlich abgeholt.

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                                                  • 8 .5
                                                    smartbo 02.10.2022, 09:24 Geändert 02.10.2022, 09:41

                                                    *** Der Kommentar enthält SPOILER ***

                                                    Dezember 1944, die USA sind im Krieg gegen Japan. Das amerikanische Minensuchboot Caine wurde im Pazifischen Ozean von einem Tornado getroffen und steckt in ernsthaften Schwierigkeiten. Um zu entkommen, steuert das Schiff nach Süden. In den Augen von Leutnant Stephen Maryk ist der Kommandant Queeg (Humphrey Bogart) psychisch krank und daher nicht in der Lage, das Schiff zu retten. Der Leutnant übernimmt das Kommando und muss sich nach dem Krieg einem Standgericht stellen, das ihn der Meuterei beschuldigt. Im Standgericht werden die Ereignisse auf der Caine anhand verschiedener Zeugenaussagen rekonstruiert. Den Meuterern droht die Todesstrafe. Wie entscheidet das Kriegsgericht ?

                                                    Um das schon mal vorwegzunehmen: Der Star des Filmes ist Humphrey Bogart, der fast im Alleingang den Film trägt. Er spielt den psychotischen Major Queeg, einen Offizier mit einer undurchsichtigen Vergangenheit, dem die Disziplinlosigkeit auf dem Minensucher Caine ein Dorn im Auge ist, als er seinen Dienst antritt. Die Crew der Caine hat ihre eigene Arbeitsweise. Dann kommt Queeg und ändert alles. Disziplin wird groß geschrieben. Die Art und Weise, wie er mit dem Diebstahl der Erdbeeren umgeht oder wie hilflos und ängstlich er in der Situation bei dem Wirbelsturm agiert, zählen meiner Meinung mit zu den besten schauspielerischen Leistungen seiner Karriere. Die Matrosen und Offiziere sind nicht wirklich begeistert von Queegs strenger Art. Hinzu kommt, dass der neue Captain auch einige eigenartige Charakterzüge hat. Was macht man mit einem solch unbeliebten Captain ?

                                                    Der Film macht alleine schon mit den stark ausgearbeiteten Charakteren, den Ereignissen auf dem Schiff, den gegenseitigen Intrigen und den schönen See- sowie Schiffsaufnahmen Eindruck. Doch dann nimmt er vor Gericht so richtig Fahrt auf. Und es ist vor allem José Ferrer, der dort als Lieutenant Barney Greenwald, Maryks Anwalt, glänzt. Er spielt seine Rolle bravourös: subtil und gleichsam selbstbewusst. Dass Queeg zerbrechen wird, ist sicher. Doch die Art und Weise, wie Greenwald ihn aus der Defensive lockt, ist meisterhaft. Ein top inszeniertes Schauspiel.

                                                    Weniger positiv sehe ich, dass ein Teil des Films aus der Sicht des Marinesoldaten Willis Keith erzählt wird, der eigentlich relativ wenig zu bieten hatte. Und die romantische Nebenhandlung mit May Wynn lenkt mehr ab, als dass sie etwas zu dem Kern des Filmes beiträgt. Aber das sei nur am Rande erwähnt, denn dieser Aspekt hatte bei meiner Gesamtwertung keinen Einfluss.

                                                    Wie lässt sich der Film am besten charakterisieren? Der Film ist eine dramaturgische Meisterleistung und eine feinfühlige psychologische Studie über einen mit seiner Führungsrolle überforderten Mann und über die Abgründe des menschlichen Charakters. Er spielt zwar im Krieg, ein Kriegsfilm ist es jedoch nicht. Militärische Fragen spielen hier nur am Rande eine Rolle. So ist von Kriegsaction kaum etwas zu sehen. Und bei den paar Szenen mit Kriegsaction geht es nicht um die Kampfhandlung, sondern darum, aufzuzeigen, wie sich die einzelnen Männer verhalten. Nach meiner Einschätzung ist es eher ein Antikriegsfilm, der den Unfug der militärischen Hackordnung und den Schwachsinn des blinden Gehorsames aufzeigt.

                                                    Fazit: die fesselnde Inszenierung, die vorzügliche Charakterzeichnung und das starke Schauspiel sind nur paar Kriterien, die den Film zu einem der besten Klassiker in der Filmgeschichte machen. Ein starker Film, der einer Empfehlung als sehenswert absolut wert ist.

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