SmooliEntertainment - Kommentare

Alle Kommentare von SmooliEntertainment

  • 8

    Nein, liebe/r Leser/in, MARTHA MARCY MAY MARLENE (oder auch MMMM) ist kein Film von Woody Allen. Klingt komisch, ist aber so. Des Weiteren handelt es sich bei MARTHA MARCY MAY MARLENE auch „bloß“ um einen Menschen.
    Um eine junge Frau nämlich, die zwei Jahre in einer Art Sekte zubringt und schließlich (ganz am Anfang des Filmes) versucht zu fliehen.
    Mit eben dieser Flucht setzt sich MMMM auseinander. Eine Flucht, die zwar körperlich gelingen mag, seelisch aber wohl nicht wirklich. Und kann man es dann als gelungene Flucht bezeichnen? Als Freiheit? Wenn man immer noch nicht man selbst ist?

    Sean Durkins erster Film (für den er den Regiepreis in Sundance bekam) kann nicht nur mit einer unfassbar dichten Atmosphäre und sauspannenden, verstörenden und fesselnden 100 Minuten überzeugen, er kann auch geniale inszenatorische Kniffe auffahren (dieses Ende) und Tiefgang schaffen. Der Film erzählt sehr ruhig, fast schon schleichend, ohne dabei an Spannung zu verlieren, oder (und das erlebe ich selten) jedwede Längen zu produzieren. Er erzählt von der Vergangenheit, die einen irgendwann wieder einholen kann. Von paranoiden Zuständen und vor allem von Angst. Der Kopf der Sekte spricht davon, dass Angst die reinste Emotion sei, weil sie unser Bewusstsein erweitere. Außerdem sei der Tod die reinste Form der Liebe. Der Film ist dabei weit entfernt davon, verherrlichend zu sein oder gar Werbung für Sekten zu machen, da die Sekte als eine Gemeinschaft dargestellt wird, die Erniedrigung als Zuneigung verkauft. Mit am deutlichsten macht das wohl ein Song für Marcy May. Ein Ständchen vom Kopf der Sekte (John Hawkes) für sie.
    „She’s just a picture on my wall
    she’s just a picture that’s all“

    Elizabeth Olsens Leistung in diesem Film ist ganz und gar wundersam. Sie schafft es, eine Leinwandpräsenz aufzubauen, ohne ihren etwas zurückgezogenen Charakter zu verraten. Damit trifft sie eine Linie, die sehr fein ist und das macht sie mit einer Bravour, die Anerkennung verdient. Was? Die hat Schwestern?
    Der restliche Cast ist ebenfalls von beachtlicher Qualität. John Hawkes (bekannt aus FROM DUSK TILL DAWN, in einer oscarwürdigen Szene), Sarah Paulson (AMERICAN HORROR STORY) und Hugh Dancy, der heutzutage neben Mads Mikkelsen in HANNIBAL agiert, runden den Film nicht nur ab, sie bereichern ihn. Jedoch muss ich noch mal Miss Olsen loben. Sie schafft es, authentisch zu spielen. Und das ist bei dieser Thematik das größte Lob, das mir grad in den Sinn kommen mag.

    MARTHA MARCY MAY MARLENE ist ein Film, der mehr Aufmerksamkeit verdient. Er ist verdammt spannend, inszenatorisch zuweilen gar genial (dieses Ende), mit fesselnder Atmosphäre und Thematik, und einem Schauspieler-Ensemble, das durch die Bank weg überzeugt. Ein kleiner großer Film, der hängen bleibt. Vor allem dieses Ende…

    _Smooli

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    • Für JonnyvsSherlock:
      http://www.moviepilot.de/movies/sieben

      Das hat mir richtig Spaß gemacht! Vielen lieben Dank an alle, die mitgemacht haben und natürlich auch an Jimi, der sich die Mühe gemacht hat. Ist eine richtig schöne Liste geworden! :)
      Frohe Weihnachten wünsch ich euch allen. Man liest sich!

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      • 2
        • 6 .5

          Surreale Kurz- und Langfilme, also eigentlich surreale Filme an und für sich, sind ja oft wirklich Geschmackssache. Dennoch eignet sich diese Art der Filme meiner Meinung nach wie keine Zweite dafür, um Kritik an den Mann und die Frau zu bringen. Ganz einfach, weil der Film einem nicht alles vorkaut. Er gibt Ansätze und lässt den Zuschauer dann damit allein. Und wenn die Filme gut gemacht sind, wie der hier, wird aus dem Kurzfilm, der eigentlich keine Viertelstunde geht, eine Erfahrung, die sich über mehrere Stunden, vielleicht sogar Tage hinzieht. Eben weil man nicht auhören kann, sich darüber Gedanken zu machen.
          Eine weitere Sache, die eindeutig als Vorteil des Surrealismus anzusehen ist: Da es keine univerell-geltende Bedeutung gibt, hat jeder Zuschauer ein individuelles Filmerlebnis! Für jeden mag der Kurzfilm etwas anderes aussagen, bedeuten, behandeln. Deshalb macht es vielleicht wenig Sinn über meine Meinung zu schwafeln, aber ich muss einfach und ich hab grad Zeit.

          Für mich ist MESHES OF THE AFTERNOON ein feministisch anmutender Film über die Vagheit und Un(be)greifbarkeit des Lebens. Die gegebene Schönheit wird dabei ebenso wie unsere Jagd nach der solchen angesprochen. Eine Jagd, die wohl niemals von Erfolg gekrönt sein wird, weil eben jene Jagd das falsche Mittel zum Erfolg ist.

          Oh, und die verwendeten holländischen Einstellungen (die eigentlich deutsche Einstellung heißen, aber bei der Übersetzung ins Englische verwechselt wurden (deutsch/ dutch)) sind phänomenal. Ein hervorragender und verstörender Kurzfilm, der einen noch viel länger beschäftigt, als die Laufzeit vermuten lässt.

          _Smooli

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          • Mike Myers ist nicht weniger als eine lebende Legende.

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            • Ach, Full House. Da kommen Erinnerungen hoch. :)
              Und wer eine durchgehend grandiose Schauspielerleistung in einer 30-Minuten-Serie sehen möchte, der sollte sich Jeremy Piven in Entourage nicht entgehen lassen. Da spielt übrigens auch Bob Saget mit. Natürlich als Bob Saget.

              • 9
                über Sieben

                Dies ist ein Wichtelkommentar im Rahmen der User-Wichtel-Aktion-2014 für den guten JonnyvsSherlock

                Weil es das absolute Kontrastprogramm wäre, die folgenden Zeilen ans Ende zu packen, stelle ich sie ausnahmsweise an den Anfang:
                Ich wünsche euch allen, ihr lieben moviepiloten, und natürlich vor allem dem guten Jonny einen richtig schönen vierten Advent, eine entspannte Weihnachtszeit und ein richtig frohes Fest! Meine besten Wünsche an jede/n von euch.
                ____

                „With hideous ruine and combustion down
                to bottomless perdition“

                heißt es in John Miltons Paradise Lost. Zur bodenlosen Verdammnis. Allein der Klang dieser Wörter hat schon eine Auswirkung auf mich und meine Stimmung. Ein Effekt, der von dem Film von David Fincher nur noch potenziert wird.
                Jener schuf nämlich 1995 einen Film, den ich nicht nur als einen der besten Krimis ansehe, sondern der wohl auch das Paradebeispiel für jene Ästhetik ist, von der gesprochen wird, wenn man von der dunklen Aura in Finchers Filmen spricht.

                Wie besonders der Film ist, wird für mich schon ganz am Anfang deutlich, wenn wir John Doe bei der Arbeit zuschauen: im Vorspann. Er schabt sich die Haut von den Fingerkuppen, schreibt, kopiert, bastelt. Er macht alles, um sein Werk zur Vollendung zu bringen. Das Aussehen und der Klang der „Musik“ schaffen dabei in Partnerarbeit, dass ich nicht nur verstört, sondern auch mit einem unwohlen Gefühl in Seele und Magen in den Film komme. Und das auf eine Schnelle, dass es wirklich beeindruckend ist. Aber dann geht es ja erst richtig los.
                Kevin Andrew Walker und David Fincher scheinen in dieser Hinsicht ein grandioses Duo zu sein. Ersterer sorgt für eine aggressiv-pessimistische Welt, letzter dafür, dass diese Welt zum Leben erweckt wird. Dass sie atmet. Dass ich sie fühlen kann. Obwohl ich das gar nicht will. Entziehen kann ich mich dem Film auf der anderen Seite aber auch nicht. Es ist beinahe, als wäre ich ein Teil von John Does Plan. Chancenlos gegen ihn und jeden seiner Schritte. Seine Übermacht. Er ist Mills, Somerset und mir immer ein paar Meter voraus. Von Anfang bis zum unfassbaren Ende.
                Wenn die Linie zwischen Opfer und Täter verschwimmt, weil wir alle zur gleichen Zeit alles sind. Doe betont, täglich gäbe es an jeder Straßenecke Todsünden. Davon kann auch ich mich nicht ausklammern.

                SIEBEN ist für mich ein Druck auf der Seele, der 130 Minuten langsam aber stetig immer fester wird. Und selbstzufrieden auf mich niederblickt. Nicht mit einem Lächeln (dafür ist hier kein Platz), sondern mit einer fast schon professionellen Kälte. Als würde er seinen tagtäglichen Job ausführen. Ein Machwerk, das an Pessimismus nur schwer zu überbieten ist. Die reinste Parade was die Regie angeht, das Schauspiel und die Euphorie der Schauspieler.

                Ursprünglich geplant war, den Film direkt nach der großartigen Szene auf den Feldern zu beenden. Direkt, nachdem die siebte und letzte Todsünde zum Vorschein kommt. Ich würde gutes Geld dafür bezahlen, diese Fassung (die den Produzenten zu düster war) im Kino zu sehen. Ein Film, der die Schrauben immer weiter zudreht und dann die letzten 20 Minuten die reinste Hetze ist. Nicht zwischen den Charakteren, sondern in meinem Inneren. Ich komme nicht zur Ruhe, ich fühle mich nicht wohl. Ich bekomme Beklemmungen. Ich fühle mich dreckig in meiner Haut. Sodass sich die letzten 20 Minuten wie eine Ewigkeit anfühlen. Aber dann, irgendwann, kommt der Abspann. Übrigens von oben nach unten. Hinunter. Zur bodenlosen Verdammnis.

                _Smooli

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                • Nachher sehe ich endlich 20.000 Days on Earth im Kino.
                  Ich bin gespannt! :)

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                    • 1
                        • Immer her damit. Und danach hätte ich schon a bisl Lust auf die Salander-Fortsetzung.

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                          • 2
                            • Ich erwarte richtig kreatives und spannendes Kino mit großartiger Atmosphäre. :)

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                              • 5

                                Das hier ist Teil 3 der Kobbi-Smooli-Vorweihnachts-Kommentar-Aktion. Da Kobbis Film drei Stunden ging und meiner nur zwei, habe ich mir noch einen Film gegriffen. Also eigentlich hab Kobbi mir ein paar zur Auswahl gegeben und ich habe mich für PANZERKREUZER POTEMKIN entschieden. Der Film geht knapp eine Stunde. Zwei plus eins macht drei und schon ist alles wieder hübsch deutsch und ordentlich. Dass ich bei diesem Film ein ähnliches Problem hatte, wie Kobbi bei GEBURT EINER NATION, passt doch irgendwie schön ins Bilde und schließt den Kreis fast schon perfekt. Nur dass dieser hier etwa 10 Jahre später entstand. Tatsächlich hatte er seine Uraufführung am 21.12.1925. Das ist überübermorgen vor 89 Jahren.
                                Kobbi, ich muss mich schon wieder bedanken. Dafür, dass du mir einen Film aufgehalst hast, der wirklich mal eine neue Erfahrung war. Um ehrlich zu sein: Geschrieben habe ich den Kommentar gestern. Der Film verunsichert mich aber soweit, dass es möglich wäre, dass der Kommentar, würde ich ihn heute schreiben, komplett anders sein würde. Das ist doch verrückt. Trotzdem viel Spaß beim Lesen! :)
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                                Einen Film beim besten Willen nicht wirklich bewerten zu können, kam bei mir zuvor erst einmal vor. Bei UHRWERK ORANGE von Herrn Kubrick. Dennoch hat mich der Film derart interessiert und begeistert, dass ich ihn auf jeden Fall in naher Zeit noch einmal schauen werde. Bei PANZERKREUZER POTEMKIN bin ich mir noch nicht einmal dahingehend sicher.
                                Ich weiß auch nicht zu genau, wie ich diesen Kommentar hier aufziehen soll. Das Folgende wird deshalb vielleicht hier und da etwas holprig.

                                Der Film erzählt von der „Befreiung“ der Masse. Sie befreien sich von der „Unterjochung“. Dass ich dies in die guten alten Gänsefüßchen setze hat den einfachen Grund, dass der Film ein reines Werk der Propaganda ist. Eisenstein macht von Anfang an deutlich, mit wem der Zuschauer mitfiebern muss, und wen der Zuschauer verabscheuen soll. Das liegt nicht nur an der Farbe der Kleidung (die Bösen sind ganz dolle schwarz angezogen), sondern auch an den Zwischentiteln. Die „Bösen“ werden als „entmenscht“ bezeichnet. Das stößt bei mir sauer auf. Die „Guten“ hingegen sind natürlich nicht nur zahlenmäßig überlegen, sondern auch unschuldig und mit Körpern, die wie gemeißelt aussehen. Dass ich keine Namen der „Charaktere“ nenne hat übrigens einen Grund. Es gibt keine Charaktere. Die Menschen werden stets als Matrose, Bootsmann, Offizier, … bezeichnet. Man weiß quasi, dass es ein kommunistisches Machwerk geworden ist, noch bevor der erste „Genosse“ schreit. Und wie sich das für Propaganda gehört, ist auch hier alles durch die Bank weg übertrieben und einseitig dargestellt. Eben voll und ganz manipulativ.

                                Nun ist es ja so, dass Filme öfter den Zuschauer manipulieren. Das ist ja nicht immer schlecht. Der kleine aber feine Unterschied ist jedoch Folgender: Der Zuschauer muss wissen, dass er in guten Händen ist. Der Zuschauer muss wissen, dass er in guten Händen ist. Der Zuschauer muss wissen, dass er in guten Händen ist. Und darin versagt Eisenstein völlig. Ich fühle mich nicht wohl, wenn ich diesen Film gucke und fiebere deshalb weder mit den Protagonisten mit, noch berührt mich die Geschichte in irgendeiner Art und Weise. Und deshalb empfinde ich die Manipulation als störend, fast schon als Frechheit. Langweilig wird es in den 60 Minuten zwar zu keinem Zeitpunkt, dafür sorgt Sergej Eisenstein zu Genüge, aber anstrengend fand ich den ein oder anderen Moment durchaus.

                                Doch dann habe ich mich auch schon genug aufgeregt und dann kommt die andere Seite, diese verdammt großartige Inszenierung, die meine Meinung schon wieder aus dem Gleichgewicht holt und mich so richtig ratlos stehenlässt.

                                Wenn man dem Film etwas nicht vorwerfen kann, dann ist das der Satz „Style over substance“, der heutzutage auf ziemlich viele Filme anwendbar ist und zumeist Grund für eine negative Bewertung ist. Hier rettet der Stil den Film vor einer richtig schlechten Bewertung. Auch irgendwie lustig.
                                Der Film, der als eine Art Chronik angelegt ist, ist nämlich in seiner Montagetechnik nicht nur ziemlich interessant und anziehend, sondern auch (damals) neuartig gewesen. Es ging Eisenstein weniger darum, eine richtige Handlung aufzubauen, sondern mehr eine Verbindung zum Zuschauer zu bilden und ihn so zu manipulieren.
                                Ja, Eisenstein weiß, was er tut. Und so erschafft er einige Einstellungen, die mich unfassbar beeindruckt haben und die ich so wohl auch so schnell nicht vergessen werde. Und das Ziel der Manipulation erreicht er auch mit Leichtigkeit. Allein die Szene, in der die „Bösen“ auf die „Guten“ drauflosballern: Wir sehen zu keinem Zeitpunkt die Gesichter der „Bösen“. Wir sehen sie nur maschinenartig maschieren. Identifikation ist schlicht und ergreifend nicht möglich.
                                Und als wäre das nicht genug, dröhnt eine Stunde lang noch Musik, die ihren Job auch wirklich ausgezeichnet macht.

                                Was für ein Fazit soll ich da ziehen? Toll aber scheiße? Spannend aber nervig? Interessant aber zum Abwinken?
                                Ja, der Film ist inszenatorisch auf absolut höchstem Niveau. Von großen Dingen bis hin zu Kleinigkeiten stimmt alles. Ja, der Film funktioniert auch heute noch, weshalb man ihn durchaus als zeitlos bezeichnen kann. Und ja, bei den tollen Einstellungen und Szenen wird mein Filmherz schwach. Aber nein, ich kann den Inhalt nicht ausblenden. Ich will es nicht. Und der Inhalt geht mir komplett gegen den Strich.
                                Also vielleicht ist mein Fazit das hier: Eisenstein, ein wahrlich talentierter Filmemacher, schaffte ein herausragendes Werk, das an den komplett falschen Intentionen scheitert, die es zu vermitteln versucht (und das auch schafft, wenn wir schon dabei sind).

                                Aber auch nachdem ich das niedergeschrieben habe, fühlt sich das alles nichtssagend an. So musst du, lieber Kobbi, dich gefühlt haben, als du nach drei Stunden Griffith ein paar Sätze aus deinen Fingern saugen musstest. Zwiegespalten und überfordert.

                                _Smooli

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                                • Das ist doch alles nicht zu fassen. Wenigstens hier hätte Sony Stärke beweisen müssen! Wie sieht's aus mit internationalen Kinostarts? Alle abgesagt?

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                                    Die Verfilmungen von Dennis Lehanes Werken haben mich bis jetzt ausnahmslos zufriedengestellt bis begeistert. THE DROP war prima und SHUTTER ISLAND und MYSTIC RIVER sind für mich ganz einfach nicht anfechtbar.
                                    Ich freue mich!

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                                      Da es beim Wichteln mit uns leider nicht geklappt hat, habe ich Kobbi zu einer privaten Ehrenrunde verdonnert. Und als wäre das nicht schon fies genug, habe ich ihm auch noch eines der schwierigsten Werke des 20. Jahrhundert aufgebrummt. Dass der Film drei Stunden geht wird da beinahe zur Nebensache. Um das Gleichgewicht herzustellen, habe ich mich auf zwei Filme festgelegt, die der Kobble mir vorgeschlagen hat. Den Anfang macht Billy Wilders sträflich schlecht bewertetes satirisches Kriegs-Drama (zumindest von der Community). 5,3? So geht es doch nun wirklich nicht…

                                      Und nun zu Dir, werter Kobbi. Danke, dass Du mich auf diesen Film aufmerksam gemacht hast. Den hatte ich leider noch nicht einmal auf dem Schirm. Ich hatte ordentlich Spaß bei der Sichtung und beim Schreiben des Kommentars. Ich hoffe, Dir ging es ähnlich bei Deinem Film.
                                      Ich wünsch’ Dir was! :)
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                                      „Ein Führer reicht vollkommen!“

                                      Ein gutes Jahrzehnt, bevor Stanley Kubrick mit DR. SELTSAM eine grandiose Satire auf den Kalten Krieg veröffentlichte, inszenierte Altmeister Billy Wilder einen Film, der ein bunter Mix aus Komödie, Krimi, Drama und Satire ist und in einem Kriegsgefangenenlager im Dritten Reich spielt. Dem sogenannten STALAG 17.
                                      Der Name Billy Wilder (natürlich bekannt von DAS APARTMENT oder MANCHE MÖGENS HEISS) versprach für mich gute Unterhaltung. Die Moviepilot-Vorhersage, die bis jetzt auf kleinere Abweichungen zum Großteil bei mir funktioniert hat, traute dem Film nicht mehr als eine 4,5 zu. Aber nun gut, davon lasse ich mich ja nicht beeinflussen, also Augen auf, DVD rein, Film an.

                                      In dem Lager gibt es nämlich regelmäßig Fluchtversuche, die jedoch irgendwie zu den Nazis durchgedrungen sein müssen, da sie die Flüchtlinge außerhalb des Lagers mit einem Lächeln erwarten und erschießen. Die Einzelheiten können aber nur die Männer in der Baracke kennen, also wer verkauft seine Ehre an die Nazis?

                                      Wilder nutzt die konfliktreiche Ausgangsposition, um die Manipulierbarkeit des Menschen zu kommentieren. Zudem macht er sich über die Nazis lustig (und das keine zehn Jahre nach Kriegsende), indem er ihren blinden Gehorsam und ihre sinnlose Aggressionen durch den berühmten Kakao zieht. Wenn der Kommandant spricht, klingt es, als würde er bellen. Später sehen wir ihn, wie er mit den Gefangenen Volleyball spielt und total aus dem Häuschen ist, wenn der Ball in seine Nähe kommt. Der Vergleich zum Hund liegt nicht nur Nahe, er ist überdeutlich. Das macht Wilder vortrefflich, das ist witzig und mit Köpfchen. Wäre der Vergleich zum Hund nicht Thema, würde ich sagen, der Humor wäre bissig. Aber dann käme man in gefährliche Reichweite des berühmten Schenkelklopfers, und wer will das schon?
                                      Zudem weiß Wilder auch den Krieg an sich anzusprechen, auch wenn es hier wirklich nur sehr am Rande geschieht, was für einen Film, der zu Zeiten des Krieges und von Soldaten handelt, wirklich schon ein kleines Wunder ist. Er hält dem Zuschauer den Irrsinn des Krieges vor, in dem er die Gefangenen darüber nachdenken lässt, ob sie nicht Fresspakete in die USA schicken sollten, weil das Leben im Land sehr an Qualität verloren hat, da der Krieg so teuer ist.
                                      Einige Sequenzen sind so einfach ein Fest für den Zuschauer (allein die Szene, aus der obiges Zitat stammt) und neben den Darstellern, die zu Overacting neigen, gibt es auch einige Darsteller, die richtig großartig und überzeugend agieren. Der Hauptcharakter und der Charakter Joey seien in diesem Zusammenhang erwähnt.

                                      Abstriche muss man aber leider auch machen. Der Humor, so messerscharf er zuweilen auch ist, entgleitet den Machern hier und da und wird teilweise richtiggehend unangenehm albern. Dies gepaart mit vereinzeltem Overacting vom Feinsten, kann befremdend wirken. Das richtige Problem ist aber dann doch eher, dass der Film (der sich wohl nicht richtig entscheiden kann, ob er spannend oder lustig sein will), Dramaturgie hin und wieder außer Acht lässt, um noch ein paar lustige Szenen einzuschmeißen. Wenn diese dann aber nicht lustig sind, entstehen einfach nur Längen, die stören.

                                      Diese Längen sind jedoch vor allem in der ersten Hälfte zu finden. Hat man diese erst einmal überwunden, zeigt Wilder, dass er durchaus in der Lage ist, Spannung und Unterhaltung zu kombinieren, sodass man die Längen auch wieder vergisst. Ein Meisterwerk ist der Film zwar nicht geworden (dafür ist die Spannung zu sehr dem Witz untergeordnet und dafür hat der Witz ein paar Aussetzer zu viel), aber durchaus sehenswert mit Ausstechern nach oben.

                                      _Smooli

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                                          über Psycho

                                          Heute Abend durfte ich PSYCHO noch einmal im Kino um die Ecke sehen. Und obwohl ich den Film unzählige Male gesehen habe (oh, das ist gelogen, tatsächlich war es heute die 5. Sichtung... das lässt sich sogar an einer Hand abzählen) war ich vorher freudig aufgeregt, als die Kamera die Dächer einer Großstadt zeigte. Schwenkte. Zoomte. Und ich mich auf einmal in einem Zimmer mit Marion Crane wiederfand. Und obwohl ich weiß, was nach nicht einmal einer Stunde passiert, saß ich wie gebannt im Kinosessel. Voll Hoffnung, dass es vielleicht doch anders kommen würde.

                                          Das ist natürlich eigentlich Schwachsinn, aber es fasst für mich perfekt die Klasse von Hitchcocks Inszenierung ein. Ich kenne den Film, aber ich durchleide ihn immer wieder wie beim ersten Mal. Bei einem Film voller Twists muss man das erst einmal hinkriegen.

                                          Wobei die große Leinwand auch geholfen hat: Einschätzung von Anthony Perkins Leistung. Schon bevor ich den Film im Kino gesehen habe, befand ich, dass Perkins jede Szene dominiert. Mit seiner leicht unsicheren Milchbubi-Art, die jedoch auch schnell umschwenken kann. Wahnsinn. Allein der Gedanke an die letzte Einstellung bringt mich schon wieder dazu, meinen Vorrat an Erwachsenenwindeln aufzustocken. Ein Blick, den ich niemals wieder sehen möchte und auf den ich doch freudig aufgeregt warte, während der Arzt erzählt, was er Minuten zuvor von Norman Bates erfahren hat.

                                          PSYCHO ist ein Werk, dass in mir den Masochisten hervorholt. Ich möchte alles noch einmal durchleiden. Ich möchte, dass mir vor Schrecken das Herz sonst wo hinrutscht. Ich fühle mich gut dabei. Der Inbegriff des berühmten Spruches: "Das Publikum muss wissen, dass es in guten Händen ist."

                                          Und wäre das noch nicht einzigartig genug, ist dies auch ein Werk, das heute noch um einiges gruseliger, spannender und interessanter ist als die absolute Mehrheit heutiger Thriller und Horrorfilme. Und das nach mehr als einem halben Jahrhundert.

                                          Um meine Liebeserklärung an diesen Film auf die heutige Zeit anzuwenden:
                                          Der Film hat mich (erneut) so sehr in seinen Bann gezogen, dass mich nicht einmal gestört hat, dass während der Vorstellung Handys geklingelt haben.
                                          Meine Aufmerksamkeit war nämlich voll und ganz dem Bild gewidmet. Freudig aufgeregt. Aber voll Hoffnung, dass es vielleicht doch anders kommen würde...

                                          _Smooli

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                                          • Meine nächste Kommentarreihe widme ich einer der letzten lebenden Hollywood-Legenden.
                                            Ich werde mich dabei lediglich auf Eastwoods Regie-Karriere beziehen, also nichts ist mit diesen Groschenfilmen.
                                            Außerdem werde ich nicht jeden einzelnen seiner Regiearbeiten kommentieren, sondern "nur" 22 von 31.
                                            Die ersten Kommentare gibt es Mitte Januar. Und wenn das Timing stimmt, werde ich diese Reihe pünktlich zum Kinostart von AMERICAN SNIPER beenden. Der Trailer hat mich schon wieder ganz heiß gemacht...

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                                            • Mein 200. Kommentar soll eine Huldigung an den größten Filmstar aller Zeiten sein.

                                              SIR CHARLES SPENCER CHAPLIN

                                              In der Rangliste des AFI steht Chaplin auf Platz 10 der größten Filmstars aller Zeiten. Weshalb er für mich jedoch die Schauspieler Humphrey Bogart, Cary Grant und Henry Fonda überragt ist der Tatsache geschuldet, dass er nicht „nur“ Schauspieler war. Er war Regisseur seiner Filme. Autor. Produzent. Schnittmeister. Komponist.
                                              Und all diese Talente vereint er wie niemand vor oder nach ihm und schafft so Filme, die man vielleicht sogar als die ersten wahren Familienfilme bezeichnen kann.
                                              Seine Filme können von allen Altersklassen gesehen werden und jeder Mensch wird eine individuelle Erfahrung aus dem Gesehenen mitnehmen. Kinder können sich über seine Kunststücke und seinen Humor erfreuen. Erwachsene ebenso, jedoch sehen sie auch die chirurgisch genaue Gesellschaftskritik, die in dem Humor steckt. Das ist Kunst.

                                              „Words are cheap. The biggest thing you can say is ‚elephant‘.“
                                              Nachdem er den Stummfilm beherrscht hat, schafft er es auch, den Tonfilm zu dominieren. Für mich ein weiteres Zeugnis seines allumfassenden Genies.
                                              Ist Charlie doch stets für seinen Humor in aller Munde, sind es jedoch auch und vor allem die tragischen Momente in seinen Filmen, die mich richtig ins Herz treffen. Er schafft es Melancholie, Herzlichkeit, Humor und Wärme so sauber unter einen Hut zu bringen, dass es fast nicht in Worte zu fassen ist.

                                              1914, also vor 100 Jahren, trat Charlie Chaplin zum ersten Mal als Tramp in Erscheinung. Einzigartig, wie er Unterhaltung, Tiefgang, Tragödie und Komödie verbunden hat. Einzigartig. Unwiederholbar. Unerreicht. Unsterblich.

                                              Mr. Chaplin, ich möchte mich bei Ihnen bedanken. Ich hoffe, dass Sie anerkennen, dass es größere Worte gibt als Elefant. Vor allem, wenn sie von Herzen kommen.

                                              Ich verneige mich vor Ihnen.

                                              Ergebenst,
                                              L.

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                                              • Mein Kommentar für huababuar:
                                                http://www.moviepilot.de/movies/8mm/comments/1213219#

                                                JonnyvsSherlock, bereit für den vierten Tanz?

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                                                • Das ist ja noch harmlos.
                                                  Wenn die jetzt wie Quentin Tarantino einen auf beleidigt machen und den Film nicht mehr produzieren würden, dann wär hier aber was am dampfen.

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