SmooliEntertainment - Kommentare
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Alle Kommentare von SmooliEntertainment
Tina Fey <3 !!!
In 24 Tagen bist du endlich mein. Mein Eigen. Mein Schatz.
_Reise durch das Werk der Coens
STATION XIII: BURN AFTER READING
Coen-Brüder, Clooney, Pitt, Swinton, Malkovich, McDormand. Die Liste der Leute, die an BURN AFTER READING mitgearbeitet haben, ist zu schön, um wahr zu sein. Diesen Leuten in nur 90 Minuten dann auch noch ausreichend Platz zur Entfaltung geben zu können, ist dann auch schon wieder eine Kunst. Abgesehen von Swinton kommt eigentlich kein Charakter zu kurz.
Der Film fängt damit an, dass Malkovich seinen Job kündigt und hört mit dem herrlichsten Durcheinander auf, das die handelnden Menschen nicht nur als total paranoide und hinterlistige Menschen darstellt, sondern auch als die typisch tragisch-lächerlichen aber liebenswerten Coen-Charaktere kennzeichnet, die ich so sehr liebe.
Durch die Inszenierung wirkt der Film ab und zu wie eine Parodie, der Score unterstützt das noch dazu, den die Coens als „verheißungsvoll aber doch bedeutungslos“ beschrieben haben. Die Regisseure ermöglichen mit ihren tollen Dialogen einige Schmunzler und mit ihrer Inszenierung den ein oder anderen herzhaften Lacher. Doch können sie sich nicht davon abhalten, den Film ab und zu überlagert und selbstherrlich zu inszenieren, was die Geduld des Zuschauers hier und da strapazieren könnte.
BURN AFTER READING ist eine Abhandlung über die Wichtigkeit der Kommunikation und kann auch als eine Sichtweise auf die Vereinigten Staaten verstanden werden. Die Stereotypen der vulgären, gewaltbereiten, verblödeten aber trotz allem selbstherrlichen Menschen, werden hier auf die Charaktere verteilt, um sich dann über sie lustig zu machen. Das lockert die Inszenierungs-Verstopfung wieder auf, weshalb der Film letzten Endes eine Art Achterbahnfahrt der nicht immer guten Art ist. Mal ist er herrlich, mal befremdlich, dann wieder besser, nur um wieder seine negativen Seiten zum Vorschein zu holen. Deshalb wirkt auch der mögliche Tiefgang, der mit der letzten Szene deutlich wird, als wäre er ein wenig aus dem Kontext gerissen, bzw. als hätten die Coens ein paar Szenen zum runden Ganzen übersprungen.
Und so wird aus dem Film ein zwar lustiges, aber nicht komplett begeisterndes Werk der begabten Regisseure über die Idiotie der heutigen Zeit: die verschwindende Kommunikation.
Nach diesem Star-Streifen folgt ein kleines Werk über einen ernsten Mann, das man unbedingt angucken sollte, bevor man nicht mehr die Chance dazu hat...
Nächste Station: A SERIOUS MAN
_Smooli
Vorherige Station: http://www.moviepilot.de/movies/no-country-for-old-men-2/comments/1056908
Nächste Station: http://www.moviepilot.de/movies/a-serious-man/comments/1058216
Des lieben Murrays Kommentar für mich:
http://www.moviepilot.de/movies/alexis-sorbas/comments/1057449
Des lieben Murrays Kommentar für mich:
http://www.moviepilot.de/movies/alexis-sorbas/comments/1057449
Mein Kommentar für Murray:
http://www.moviepilot.de/movies/fruechte-des-zorns/comments/1057149#
Ist hier noch jemand mitohne Partner für den 2. Advent?
Ich habe braune Augen, kurze aber wuschelige Haare und suche ein neues Zuhause. :)
Dieser Kommentar ist ein Wichtelkommentar im Rahmen der User-Wichtel-Aktion-2014 für den guten Murray
„I was looking for a job and then I found a job
and heaven knows I’m miserable now
In my life
why give I valuable time
to people who don’t care if I die or live“
Ein paar Jahrzehnte, bevor The Smiths diese Zeilen schmetterten schickte John Ford eine Bauernfamilie von Oklahoma nach Kalifornien. Auf der Suche nach Arbeit. Nicht weil sie es wollen. Sondern weil die Großkonzerne (hier stellvertretend die „Company“ genannt) sie dazu zwingen. Mit einem Bulldozer wird sogar ihr Haus dem Erdboden gleich gemacht.
Der größte Sohn der Familie heißt Tom (dargestellt von Henry Fonda) und kommt gerade auf Bewährung aus dem Gefängnis in die vermeintliche Freiheit. Eine Freiheit, die den Namen nicht verdient. Im Zuchthaus musste Tom mit Spitzhacke arbeiten. Nun muss er Früchte pflücken. Im Gefängnis bekam er geregelte Mahlzeiten. Nun wird er nicht satt. Später wird er wieder zur Spitzhacke greifen. An einem Ort, der nach all den Schrecken fast schon wie der Himmel auf Erden wirkt.
In Clooneys MONUMENTS MEN heißt es „Zerstöre die Kultur eines Volkes und es ist, als hätte es nie existiert.“ Bricht man das herunter auf die Familien, die hier ihrer Vergangenheit, Werte und Persönlichkeit beraubt werden, zeigt es die Ausmaße, die kapitalistische Ausbeutung angenommen hat. Ford symbolisiert dies durch Schatten der Familie, die nun weg von ihrem Hof müssen. Dem Hof, der seit Generationen der Familie gehört hat. Wohin? Nach Kalifornien, wo Arbeit und Bezahlung zu warten scheint.
Erwartet wird dabei das Schlaraffenland. Der Himmel auf Erden. Stattdessen erwartet sie am Ende der Straße, die bis ins Jenseits zu führen scheint, weitere Ausbeutung, Unterdrückung und Lager, die gefährlich an andere Lager aus den 40ern erinnern.
Immanuel Kant stellte drei Definitivartikel zum ewigen Frieden auf. Der dritte der drei Artikel besagt, dass ein Mensch überall hin darf und nicht anders als Einheimische behandelt werden darf, solange er sich rechtmäßig verhält. Dass dieser Artikel hier nahezu mit Füßen getreten wird (von der Bevölkerung und der Autorität) macht erst deutlich, wie weit verzweigt das Elend sein kann, sodass Hoffnungslosigkeit und Desillusion als Konsequenz nicht wirklich überraschen.
Obwohl die Reisenden schwer geprüft werden, schwanken und verunsichert sind, schaffen sie es dennoch, ihrem Kern treu zu bleiben. Dem stärksten Bund der Menschheit: der Familie.
Und das inmitten einer Welt, die die Menschen zu dem Denken bewegt, dass es wohl besser sei, tot zu sein. Dann bekäme man wenigstens nichts von den Sorgen und Nöten der Lebenden mit. Es sei also nicht nötig, für die Toten zu beten, sondern für die, die der Erlösung noch fern sind. Inmitten einer Welt, die sogar den Bund der Familie zeitweise zu durchbrechen droht.
„Was ist unsere Wahrheit?“ fragt einer der Familie. Die Antwort bleiben sie einem erst einmal schuldig.
Ich habe noch nicht allzu viele Filme von John Ford gesehen. Und auch wenn mir seine Art der Inszenierung nicht immer zusagt, muss ich feststellen, dass ich meine üblichen Kritikpunkte hier zum Großteil nicht anbringen kann. Inszeniert ist das wirklich gut, wobei jedoch die Schauspielführung teilweise doch ziemlich eisern daherkommt. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob das Ford oder der Zeit geschuldet ist. Pathos und Patriotismus kommen auch erst am Ende so richtig hoch, ansonsten ist der kritische Ton des Films wirklich gut gelungen.
Vor allem die Monologe von Tom und seiner Mutter zum Ende des Films sind wohl Grund dafür, dass der Film in Liste der inspirierendsten Filme aufgenommen wurde.
Diese sind auch wirklich erwähnenswert, zeigen sie doch in aller Deutlichkeit die Absurdität auf, die in der Natur der Sache steckt. Die Bevölkerung wird unterdrückt und ausgebeutet, obwohl ohne sie nicht funktionieren würde. Die omnipräsente Macht sorgt jedoch dafür, dass eben diese Tatsache schnell vergessen wird.
Dass der Film heute noch aktuell ist, zeigt einerseits die Klasse von FRÜCHTE DES ZORNS, andererseits zeigt es auf, dass die Welt in einem Zustand ist, der von allen als normal akzeptiert wird, an sich aber eine blanke Frechheit ist. Die Übertragung des Inhaltes auf das Verhalten von Industrienationen und Großkonzernen ist nicht allzu schwierig, dafür sorgt der Film. Und allein dafür ist der Streifen sehenswert.
Ein Werk, dass wohl niemals in der Bedeutungslosigkeit versinken wird.
Vor allem um die Weihnachtszeit herum, in der es außerhalb des Hauses richtig ungemütlich und innerhalb der vier Wände richtig muckelig wird, kommt man oft dazu, es einfach zu genießen, dass man sich auf das Sofa kuscheln kann, um einen Film zu gucken. Dieser hier ist vielleicht nicht der erste, der einem in dem Szenario einfällt, aber lohnen würde es sich allemal. Und danach kann man gemütlich The Smiths zuhören.
Ich wünsche euch und vor allem dem lieben Murray einen richtig angenehmen ersten Advent!
_Smooli
_Reise durch das Werk der Coens
STATION XII: NO COUNTRY FOR OLD MEN
Stille. Die Logos der Produktionsfirmen erscheinen. Stille. Der Filmtitel erscheint. Weiße Schrift auf schwarzem Grund. Absolute Stille. Doch dann sehen wir die aufgehende Sonne im Westen Texas und Tommy Lee Jones (mit einem Blick, der mehr ausdrückt, als Worte es je könnten) beglückt den Zuschauer mit einem der besten Monologe, die es in einem Film zu bewundern gibt. Das liegt nicht nur daran, dass Bild und Stimme perfekt aufeinander abgestimmt sind. Das liegt vor allem daran, dass der Zuschauer mit ein paar Sätzen in eine Welt gezogen wird, in die er gar nicht möchte, aber dennoch drin gefangen bleibt. Der Film beginnt und endet mit einem Monolog von Jones’ Charakter Bell. Der Anfang strotzt vor Müdigkeit und Pessimismus. Ed Bell ist zu alt für das Land.
Die erste Filmfigur, die wir kennenlernen, ist Anton Chigurh. Ist er der Teufel? Ist er Gottes Strafe? Ist er ein Mensch? Ist er zu alt für das Land? Javier Bardem (diese Stimme muss man sich unbedingt im Originalton anhören!) unangefochten.
Die zweite Hauptfigur, die wir sehen, ist Llewyn Moss. Ein zäher Mann, der sich in dieser Welt zurechtfinden zu scheint.
Diesen drei Hauptfiguren folgen wir für zwei Stunden. Kann man deshalb sagen, sie zu kennen, sobald der Abspann beginnt? Nein, wir kennen diese Menschen nicht, wissen aber zwei Sachen. Wie ihre Zukunft aussieht. Und dass sie alle jagen und gejagt werden. Nach und von der gleichen Sache: dem Leben.
Technisch gesehen ist der Film die reinste Parade. Und das ist eigentlich ein kleines Wunder, da der Film auf Spielereien verzichtet. Beinahe keine Filmmusik. Beinahe keine Stilisierung der Kamera von dem anbetungswürdigen Roger Deakins. Wenn Musik und Kamera aktiv werden, dann ist das Ergebnis so passiv und hintergründig, dass es einem gar nicht wirklich auffällt. Erst wenn die Szene vorbei ist und man sich fragt, wieso man schon wieder so im Bann war, fängt man an, darüber nachzudenken und das Genie der Regie zu würdigen.
Die Coens zeichnen die Charaktere schlicht und ergreifend perfekt und fügen sie noch besser in die allgemeine Stimmung des Werkes ein, sodass alles eine Einheit bildet und den Kern des Menschseins offenbart: Gier, Angst, Egoismus, Schicksal. Dabei verstehen die Brüder es grandios, stets das berüchtigte Schema F zu umgehen und immer interessant und spannend zu inszenieren. Gerade wenn man denkt, es würde Kontrolle und damit innere Ruhe in den Film zurückkehren, kommt eine Wendung und erwischt einen ganz ganz kalt. Der Begriff „stetig die Schrauben anziehen“ trifft auf diesen Film zu, wie die Faust auf’s Auge, in seinen besten Momenten (und davon gibt es hier verdammt viele) ist der Film an Spannung kaum zu übertreffen. Der reinste Terror.
Dass das alles ohne Hektik, sondern im Gegenteil mit einer Ruhe sondergleichen passiert, ist beinahe nicht zu glauben.
Zudem gibt es selten Filme, in denen die Regisseure durch die bloße Inszenierung so viel aussagen können, wie hier. Besonders die Charakterzeichnung des undurchsichtigen Killers gewinnt nur durch Bilder einige Informationen. Besonders beeindruckend ist dabei, dass sie es schaffen, Einzelheiten in das Gesamtkonzept einzuweben, sodass trotz der Informationsfülle ein absolut rundes Werk entsteht.
NO COUNTRY FOR OLD MEN beschäftigt sich mit Gewalt, Unmenschlichkeit, dem Leben in seinen verschiedenen Phasen und dem Schicksal. Gerade durch letzteres scheinen alle Charaktere zum Scheitern verurteilt zu sein, weil sie ganz einfach nicht alles kontrollieren können. Auch Chigurh nicht (und das ist überraschend und erleichternd).
Der Film beginnt und endet mit einem Monolog von Jones’ Charakter Bell. Das Ende strotzt vor Erleichterung. Balsam für den Zuschauer, nachdem er zwei Stunden in einer Welt gefangen war, die an Pessimismus und Zynismus kaum zu überbieten ist. Und so schaffen die Coens das, was ich mit am beeindruckendsten an ihnen finde. Sie schaffen es große Gefühle ohne Sentimentalität zu wecken. Und so wirkt Bells Frau am Ende dadurch, dass sie Vertrauen und Zuneigung ausstrahlt, wie das schönste Wesen, das es auf der Welt gibt.
An diesem Film gibt es wirklich rein gar nichts, was ich auszusetzen hätte und noch weniger, was mich beim Schauen dieses Filmes nicht beeindruckt. Dieser Film ist so anders und so großartig, dass er noch lange überdauern wird. Stets mit seinem Ruf und stets mit Recht.
Der nächste Halt dieser Reise ist nahe der russischen Botschaft, mit ganz viel geheimen Geheimdienstscheiß.
Nächste Station: BURN AFTER READING
_Smooli
Vorherige Station: http://www.moviepilot.de/movies/the-ladykillers/comments/1056266
Nächste Station: http://www.moviepilot.de/movies/burn-after-reading-wer-verbrennt-sich-hier-die-finger/comments/1057516
Schöner Artikel, Lydia!
Vor allem Thomas Fritsch und Ulrike Stürzbecher könnte ich ewig zuhören...
Braucht doch keine Sau.
_Reise durch das Werk der Coens
STATION XI: LADYKILLERS
Gutes und Schlechtes liegt oft nah beieinander. Dieses Motiv zieht sich durch den ganzen Film. Das fängt ganz am Anfang an, wenn die Namen der Schauspieler im Himmel erscheinen und es so wirkt, als würde Gott selbst an dem Film mitgewirkt haben. Doch dann sehen wir eine Statue, die Schmerz, Zwang und Verderben zeigt. Diese wird auch später noch des Öfteren zu sehen sein. Dann beschwert sich die Frau über Hip-Hop-Musik, die zwar als Sprachrohr der farbigen Bevölkerung in Amerika gilt, aber auch voller Hass und Chauvinismus sein kann. Dann ein Football-Match, bei dem Mitspieler immer und immer wieder brutalst umgekloppt werden, nur um dann von den Gegnern Hilfe beim Aufstehen zu bekommen. Und schließlich gipfelt das Motiv in der Religion. Religion kann der Schlüssel für so manches Gute sein. Menschen ziehen Lebenskraft aus ihrem Glauben. Können aber im gleichen Atemzug die Religion als Begründung für Unterdrückung und Gewalt benutzen.
Ich möchte das Motiv auf die Filmographie der Coens anwenden.
2004, LADYKILLERS wird veröffentlicht. Drei Jahre nach dem Meisterwerk THE MAN WHO WASN’T THERE. Und nur drei Jahre vor der nächsten Großleistung namens NO COUNTRY FOR OLD MEN. Gutes und Schlechtes liegen oft nah beieinander. Dieser Film funktioniert nämlich eher schlecht als recht. Die Figuren, die sonst ein großer Eckpfeiler in Coen-Filmen sind, sind hier nicht nur überzogen, sondern auch richtig nervig. Liebenswert auf keinen Fall. Die Figuren, ja der ganze Film, wirken manchmal wie ein Coen-Plagiat. Würde der Name nicht draufstehen, würde ich nicht glauben, dass dieser Film von den Coens stammt. Anders als in den anderen Filmen tragen die Charaktere hier die Geschichte zu keinem Zeitpunkt. Sie scheinen sie eher zu verlangsamen. Besonders schade finde ich, dass Tom Hanks so gar nicht in das Coen-Universum passen mag. Er tut verrückt und skurril, wirkt aber komplett aufgesetzt und unglaubwürdig.
Ursprünglich sollten die Coen-Brüder nur das Drehbuch verfassen. Den Regieposten sollte der Kameramann der ersten drei Filme der Coens (BLOOD SIMPLE, ARIZONA JUNIOR, MILLERS CROSSING) übernehmen. Sie hätten es dabei belassen sollen. In seinen besten Momenten ist der Film zum Schmunzeln, in seinen schlimmsten (und davon gibt es leider ausgesprochen viele) Momenten ist der Film absolut zum Wegschauen. Coenesque (ja, das sagt man mittlerweile) ist der Film eigentlich zu keinem Zeitpunkt. Ich habe selten so lange 100 Minuten gesehen. Da hilft dann auch Roger Deakins Genie nicht viel. Der zaubert zwar mal wieder schöne Bilder, diese gehen aber im Gesamtkonzept total unter und versumpfen zwischen nervtötenden Charakteren und einer lahmen Geschichte.
Aber Gutes und Schlechtes liegen nah beieinander, also auf zum nächsten Film. Auf ins Land der jungen Männer.
Nächste Station: NO COUNTRY FOR OLD MEN
_Smooli
Vorherige Station: http://www.moviepilot.de/movies/ein-un-moeglicher-haertefall/comments/1056068
Nächste Station: http://www.moviepilot.de/movies/no-country-for-old-men-2/comments/1056908
Nächste Woche wahrscheinlich Mr. Turner und ich hätte die Chance, Exodus von Preminger noch einmal auf der Leinwand zu sehen.
Kann jemand letzteren Film empfehlen?
_Reise durch das Werk der Coens
STATION X: EIN (UN)MÖGLICHER HÄRTEFALL
Nach dem zweiten Meisterwerk in der Filmoprahie der Coens und einem betont düsteren Werk liefern die Brüder mit EIN (UN)MÖGLICHER HÄRTEFALL eine seichte typische Komödie ab, deren deutschen Titel ich so richtig überhaupt nicht mag und deshalb in diesem Kommentar ab jetzt nur noch den Originaltitel verwenden werde.
Der Film besteht und lebt eigentlich nur aus/ von den beiden Hauptdarstellern. Es macht auch ziemlich Spaß George Clooney und Catherine Zeta-Jones zuzuschauen. Weil er eine wirklich lustige und aktive Darstellung abliefert und weil sie eine unfassbar geheimnisvolle und erotische Ausstrahlung besitzt.
Wirklich viel lässt sich über den restlichen Film nicht schreiben, da er (untypisch für einen Coen-Film) von vorne bis hinten schematisch ist. Am Anfang kann man sagen, wie der Film ausgeht, eben weil der Film einen nicht davon überzeugen möchte, anders als andere romantische Komödien zu sein. Gar tiefere Ebenen werden nie angestrebt, was mich während des Sehens nicht allzu oft gestört hat, aber nach dem Abspann doch ziemlich deutlich auffällt.
Abgesehen von den Protagonisten wirken die anderen Charaktere auch eher seelenlos (die meisten Namen kenn ich schon nicht mehr). Das haben die Brüder auch schon mehr als einmal besser gemacht.
Dank der Hauptdarsteller und lustvollen Regie, die den Film mit pünktlichen Humorspitzen bedient, kommt zwar nie Langeweile auf, in dieser Geschichte über Liebe, Neid und Gier, und über meine Verehrung für Roger Deakins kann ich auch nie genug sagen. Aber dennoch ist INTOLERABLE CRUELTY (ja, das klingt besser) ein komplett mittelmäßig-durchschnittlicher Film, der sich in der Filmographie der Coens am unteren Ende einreihen muss, weil er in bester „Hier-rein-da-raus“-Manier einfach keine Haftung beweist und schnell in Vergessenheit gerät.
Bei den Massen an guten Filmen in der Coen-Filmographie ist das aber auch nicht weiter verwunderlich.
Da lässt sich nur hoffen, dass der nächste Film der Brüder, eine Art Heist-Movie mit Tom Hanks, mehr überzeugen kann.
Nächste Station: LADYKILLERS
„I’m gonn’ nail yo ass!“
_Smooli
Vorherige Station: http://www.moviepilot.de/movies/the-man-who-wasn-t-there/comments/1033571
Nächste Station: http://www.moviepilot.de/movies/the-ladykillers/comments/1056266
Wenn das so weiter geht, kommt der noch in Lachhaft!
(Kann bitte jemand die Schlechter-Witz-Trommel für mich ertönen lassen?)
_Reise durch das Werk der Coens
STATION VIII: O BROTHER, WHERE ART THOU?
„It’s a fool who looks for logic in the chambers of the human heart.“
Die Coen-Brüder beweisen mit diesem Film einmal mehr ihr Talent, schlaue, originelle und anregende Geschichten einzufangen. Die zahlreichen in diesem Film verwendeten Motive, Zeichen und Anspielungen verdichten sich mehr und mehr zu einem großen Ganzen; einer Metapher für das Leben an sich.
Wie in den meisten Filmen der beiden Meister, verfrachten sie ihre Charaktere und Geschichte in eine Zeit, die als eine Art allumgebener Schatten nicht nur zum Gefühl etwas beiträgt, sondern auch der Geschichte einen anderen Charakter verleiht.
Diese Geschichte trägt sich während der Weltwirtschaftskrise zu. Und was ist das wahrscheinlich vorherrschende Gefühl in Zeiten der Weltwirtschaftskrise? Unsicherheit. Wofür wird der Mensch in solchen Zeiten empfänglich? Ideologien. Anführer. Sie werden willens, anderen nicht nur zu vertrauen, sondern ihnen ihr Leben in die Hand zu geben. Die Coens nutzen das und kritisieren die Kirche, Gier und den Rassismus, indem sie all jenes als verblendet symbolisieren (jeder Betroffene hat mindestens eine Sehschwäche) und offenbaren, wie scheinheilig, absurd und paradox Ideologien werden können, sobald die Gier ins Spiel kommt.
Die wieder einmal hervorragende Arbeit von Roger Deakins, ist einfach wieder hervorragend und von Roger Deakins. Er lässt den Zuschauer die Zeit der Geschichte fühlen. Man sollte einen Roger-Deakins-Tag im Kalender einführen, an dem man Filme von und mit Deakins schaut und sein Genie feiert. Und wem die Kamera hier gefällt, der sollte mal gucken, was für eine Leistung mit dem nächsten Film der Coens auf ihn wartet.
Trotz all der genannten Punkte kommt O BROTHER, WHERE ART THOU? für mich nicht wirklich als ein Meisterwerk in Frage, da der Film zwar meinen Kopf, aber nicht wirklich mein Herz bedient hat. Ich wurde nicht wirklich warm mit dem Streifen, was daran liegen könnte, dass ich keinen wirklichen Zugang zu den Figuren gefunden habe, weil für mich zu viel Aufmerksamkeit der Symbolik und Hommage an all die Referenzwerke geschenkt wurde, und weniger den Charakteren.
Bereuen tue ich es nicht, den Film gesehen zu haben und die Stärken kann man dem Film auch nicht aberkennen, aber insgesamt wirkt es irgendwie ein bisschen lauwarm.
Aber genug der Meckerei, der nächste Film wird in der Filmographie der Coens schnell übersehen. Und das für mich zu Unrecht. Die nächste Station ist ein Paradebeispiel dafür, wie viel Kraft aus Passivität und Untertönen kommen kann. Nächste Station: THE MAN WHO WASN’T THERE
***Da ich zu dem nächsten Film schon vor meiner Reise einen Kommentar geschrieben habe, einfach dem Link zur nächsten Station folgen. Ich werde den Kommentar nur der Reise anpassen, aber nicht neu verfassen.***
_Smooli
Vorherige Station: http://www.moviepilot.de/movies/the-big-lebowski-2/comments/1055067
Nächste Station: http://www.moviepilot.de/movies/the-man-who-wasn-t-there/comments/1033571
Ich gewinn dann mal, wenn das okay ist?
_Reise durch das Werk der Coens
STATION VII: THE BIG LEBOWSKI
Der Dude. Das Phänomen. Die Legende.
Es ist nicht leicht, etwas über diesen Film zu verfassen, da die Gefahr, diesen Film totzuschreiben, sehr groß ist. Fast jeder kennt den Film. Fast jeder mag den Film. Es gibt unzählige Kunstwerke und Porträts, die den Dude als Motiv benutzen. Es gibt das Lebowski Fest, bei dem der Film vor- und Live-Musik aufgeführt wird und ein Bowling-Turnier abgehalten wird. Und es gibt zu guter Letzt den Dudeismus, eine Weltanschauung, die eine Religion werden möchte. Dass all dies entstehen konnte, weil sich zwei schlaue Köpfe ein paar Gedanken gemacht haben, finde ich faszinierend.
Der Film an sich ist ein Nicken in Richtung des Noir-Genres der ´40er, obwohl es in dem Film weniger um die Kriminalgeschichte an sich, als viel mehr um die Beschäftigung mit dem Leben an sich. Die Titelsequenz schafft es dabei, durch ihre Inszenierung ein Gefühl im Zuschauer zu wecken, das tiefe Entspannung auslöst. Eine Entspannung die man wohl erreicht, wenn man das Leben als positiv sinnlos und den Tod als wertvolles Ende akzeptieren kann. Kurz: Man bekommt das Lebensgefühl, das der Dude genießt. Der Titelsong von Bob Dylan mit dem Namen „The Man In Me“ unterstreicht eben dies.
Die Coen-Brüder nutzen ihr Talent der Charakterzeichnung und sind hier wirklich in Höchstform, wenn sie den Dude und Walter reden und handeln und die Verantwortung eines Menschen gegenüber der Gesellschaft, Freunden und Fremden erforschen lassen. Vor allem der cholerische und völlig am Leben vorbeilaufende Vietnam-Veteran gefällt mir in seiner verständnislosen und zeitgleich unverständlichen und missverstandenen Präzision.
Was ich jedoch neben den Charakteren, dem großartig-unerwartetem Humor in den Dialogen und der launigen Darstellerriege, bestehend aus John Goodman, Philip Seymour Hoffman, Steve Buscemi und Jeff Bridges, ist eine Szene, die in ihrem emotionalen Effekt auf mich eine einzigartige Stellung genießt. In keiner anderen Szene in keinem anderen Film habe ich etwas Derartiges gefühlt.
Ich spreche von der Asche-Szene. Ein Filmmoment, bei dem man nicht weiß, ob er lustiger als traurig, oder trauriger als lustig ist. Während die Seele darüber nachdenkt, scheinen sich die Gefühle zu addieren, übertrumpfen zu wollen, um am Ende die Oberhand zu haben. Das ist wohl etwas, was nur die Coens können.
Allein für die angesprochene Szene wertschätze ich THE BIG LEBOWSKI. Dass der Film zudem eine großartige Beschäftigung mit verschiedenen Lebensstilen und der amerikanischen Gesellschaft ist, macht ihn nur noch besser. Der Film ist eine originelle, ergreifende, lustige und einzigartige Geschichte über das Leben (ausgehend vom Erzähler), mit dem Coen-typischen Ausgang, dass das Ende nicht zu umgehen ist und man den Kram davor zwar durchaus ernst nehmen darf, sich aber nicht davon einschüchtern lassen sollte. Verstehen werden wir das eh alles nicht. Der Kern spielt sich nämlich hinter den Kulissen ab. Wie beim Bowling.
Als nächstes begleiten wir drei Häftlinge, die eigentlich nur ihre Beute haben wollen, und dann, wie nebenbei, Stars in der Country-Szene werden. Wie das Leben so spielt…
Nächste Station: O BROTHER, WHERE ART THOU?
_Smooli
Vorherige Station: www.moviepilot.de/movies/fargo-blutiger-schnee/comments/1054357
Nächste Station: http://www.moviepilot.de/movies/o-brother-where-art-thou-eine-mississippi-odyssee/comments/1055626
Das Kinoticket würde ich ohne Zögern, Zaudern oder noch irgendwas mit Z kaufen!
_Reise durch das Werk der Coens
STATION VI: FARGO
Nach dem sehenswerten, aber doch irgendwie unspektakulären HUDSUCKER kommen wir nun in einen Ort, an dem es stets kalt, windig und langsam ist und an dem die Straßen am Horizont im dichten Schnee und Nebel verschwinden. Fargo.
„Alles Gangster heutzutage, alles Gangster.“
Jerry möchte seine Frau entführen lassen, um so seinen reichen Stiefvater erpressen zu können. Die Gewinnsumme teilt er 50/50 mit den Entführern. So der Plan. Dass das nicht ganz glatt abläuft, sollte klar sein, wenn man die Namen Ethan und Joel Coen liest.
Für mich ist FARGO der erste Film, der die coenesquen Eigenschaften so bravourös vereinbart, wie es heute von ihnen erwartet wird. Skurrilitäten, diese wundersame Magie, die einen sofort gefangen nimmt und erst am Ende wieder loslässt, perfekte Dialoge, liebenswerte und etwas trottelige Charaktere, Einzigartigkeit und die großen Themen der Gier/ Habsucht, des Egoismus und der fehlerhaften Kommunikation.
„Sie sagen doch… Was sagen Sie?“ „Ich werd nicht diskutieren!“
Gerade zum letzten Punkt fallen viele Sätze im Film, die darauf hinweisen. Das Geniale daran ist, dass sie einem gar nicht als solche auffallen, wenn man nicht darüber nachdenkt. Die Bedeutung dahinter kommt also nicht voll auf die 12 oder reißt den Zuschauer gar aus der Kriminalgeschichte. Der Stiefvater hört Jerry nicht zu. Jerry redet nicht mit seinem Boss und die Auftragsgangster rennen komplett am Leben vorbei: Weder hören sie zu, noch kommunizieren sie untereinander. Interessant zu sehen sind jedoch Margie und Norm. Diese reden in ihrer ersten Szene nämlich auch aneinander vorbei. Dies tun sie jedoch nicht (wie die anderen) aus Egoismus, sondern aus Fürsorge für den anderen. Damit zeigen die Coens, dass weniger zählt, was man sagt, sondern mehr, was man meint.
„Ich mach dir ein paar Eier, Margie. Du musst doch was essen.“
In all den Wirren der Kriminalität und der Geschichte voll Desinteresse, Egoismus und Gier wirken Polizistin Margie und ihr Ehemann Norm als Gegenpol. Sie kommunizieren, führen ein bescheidenes, aber sehr zufriedenes Leben und schaffen mit der Schwangerschaft wohl das absolute Gegenteil des Egoismus. Selten habe ich so ausnahmslos liebenswerte Charaktere gesehen, wie Margie und Norm, die in ihrer beinahe einfältigen Lebensweise viel beneidenswerter wirken, als die „Erfolgreichen“, die zwar Geld, aber keine Zufriedenheit besitzen.
„Dies ist eine wahre Geschichte.“
Was die Coens in FARGO so meisterhaft machen, ist die Verbindung von spannendem Krimi und lockerem Humor, die sich nicht gegenseitig beengen, sondern die Hand reichen und perfekt verbinden. Auf der technischen Seite makellos, ist es vor allem das Drehbuch, das (genau wie Frances McDormand) den Oscar einfach nur verdient hat. Die Kamera wird so positioniert, dass sie wie ein heimlicher Zuschauer, wie die Fliege an der Wand wirkt. Das Publikum wird also heimlich in die Handlung integriert, sodass all die verrückten Handlungen viel glaubwürdiger erscheinen, weil man der Meinung ist, sie wirklich mitzuerleben. Der Vorspann tut dabei sein Übriges.
Neben den oben genannten Eigenschaften der Coen-Filme muss ich noch einen weiteren Punkt nennen, der mir besonders am Herzen liegt. Die Coens schaffen es für mich wie niemand sonst, in all dem wirren Nonsens, der die Filmwelt bevölkert und lebendig macht, große Gefühle zu wecken, ohne sentimental zu werden. Die drei Worte „Ich liebe dich“ wirken hier, ohne stilistische Verfälschung von Musik, Kamera oder besonderer Betonung, einfach nur natürlich und wirken dadurch wie das schönste, was je ein Mensch hören konnte.
„Films like FARGO are why I love the movies.“ - Roger Ebert
Ich kann nur zustimmen. Dieser Film ist der erste Höhepunkt in der damals erst zwölf Jahre alten Filmographie der Brüder. FARGO versteht es perfekt, Atmosphäre und Spannung aufzubauen und zu halten, Krimi und Humor zu verbinden und kann dabei mit Tiefgang und den wohl liebsten Charakteren der Filmgeschichte jenseits der FSK12-Marke aufwarten.
„… Ende der Geschichte.“
Der nächste Teil der Reise beschäftigt sich mit dem Leben, das so schön sorglos sein könnte, wenn man jemandem nicht auf den bekackten Teppich gepinkelt hätte.
Nächste Station: THE BIG LEBOWSKI
_Smooli
Vorherige Station: www.moviepilot.de/movies/hudsucker-der-groe-sprung/comments/1053898
Nächste Station: http://www.moviepilot.de/movies/the-big-lebowski-2/comments/1055067
Ich stimme ihm zu! Und dafür, dass er sich traut öffentlich Kritik zu üben (in einem Land, in dem Interviews aus gegenseitigem Eierstreicheln bestehen), sammelt er auch noch ordentlich Sympathiepunkte.
Bleibt nur zu hoffen, dass die Chefetage von Marvel oder sonst jemand jetzt nicht denkt "Na, wenn er nicht Teil des großen Ganzen sein will, dann weg mit ihm." und James Gunn mit einem Grinsen im Gesicht aus der Tür kloppt.
_Reise durch das Werk der Coens
STATION V: HUDSUCKER - DER GROSSE SPRUNG
Aus dem Versuch der Coens, mit HUDSUCKER einen Film für die breite Masse anzufertigen, ist ein seltsames Mittelding geworden. Einerseits ist der Film eher für den Mainstream konzipiert. Andererseits ist ein Einspielergebnis von knapp 3 Millionen Dollar bei einem Budget von 25 Millionen Dollar ganz einfach ein Witz.
Der Film erzählt die Geschichte vom Auf- und Abstieg des Norville Barnes, der mit einer ebenso genialen wie einfach Idee an die (wahre) Spitze eines Unternehmens aufsteigt, durch die mit dem Ruhm kommenden Umstände jedoch ganz schnell wieder fällt.
Dabei kommentieren die Coens die Geschäftswelt mit den chauvinistischen und wichtigtuerischen Chefetagen, die zwar immer mehr Geld machen können, aber dafür Vertrauen und Brüderlichkeit komplett vermissen lassen.
Tim Robbins spielt den naiven und herzensguten Menschen ziemlich großartig und stiehlt dem großen Paul Newman damit wirklich die Show.
Auch die Coen-Brüder fahren hier regietechnisch ein paar schöne Sachen auf, sodass man hier und da schon Vorzeichen erkennen kann, die auf die Geschichte mit dem Teppich, der das Zimmer erst so richtig gemütlich gemacht hat, hindeuten.
Was mich aber überrascht hat, waren die Dialoge. Die waren nämlich weniger coenesque (sagt man das mittlerweile?) und dafür eher „herkömmlich“. Die Dialoge der Coens zeichnen sich durch Skurrilitäten und kurze Aussagen aus, die in den jeweiligen Situationen immer als Untertreibung des Jahrtausends gewertet werden könnten und eben daraus ihren unglaublichen Witz ziehen. Sowas gibt es hier nicht.
Manchmal wirkt es so, als hätten die Brüder die Künstlerbremse gezogen, um sich selbst zu zügeln. Der Mainstream sollte ja schließlich erreicht werden.
Dennoch gibt es bei HUDSUCKER einiges zu lachen. Vor allem über die Chefetage, die sich nicht recht festlegen mag, ob ein Ergebnis in 30 Tagen, erst in 4 Wochen oder doch spätestens in einem Monat zu erwarten sei.
Festhalten muss man auf jeden Fall, dass der Film es nicht verdient hat, derart zu floppen. Der Film ist trotz der Schematik in der Geschichte lustig, wartet mit einigen Querverweisen auf und ist großartig gespielt. Letzten Endes wirkt es aber ein bisschen so, als hätte der Film mehr versprochen, als er halten konnte.
(Nachdem der Boss aus dem Fenster springt)
A: „Nicht einmal das Fenster hat er geöffnet.“
B: „44 Stockwerke hoch.“
C: „45 Stockwerke.“
D: „Exklusive dem Parterre!“
Weiter geht es im kalten Fargo, mit einer Geschichte, die wirklich so passiert ist. ;)
Nächste Station: FARGO
_Smooli
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_Reise durch das Werk der Coens
STATION IV: BARTON FINK
Dieser Film ist ein Grund, der berüchtigten Schreibblockade zu danken. Danke dafür, dass du auch die größten der Großen erreichst. Ich danke dir, weil die größten der Großen etwas so Blödes wie dich benutzen und in etwas Wunderbares verwandeln können.
BARTON FINK ist ein weit verzweigtes Werk, das dermaßen viele Sachen behandelt, andeutet oder auch nur anreißt, sodass man sich sicher sein kann, auch nach dem dritten, vierten, fünften Mal noch auf neue Sachen zu stoßen.
Der Theaterautor Barton Fink feiert in NYC Erfolge und folgt dem lockenden Ruf Hollywoods. Der Ruf, der eigentlich nur aus Oberfläche besteht. Glanz und Glamour. Geld und Ruhm.
Die Coens entwickeln mit Fink eine Figur, die, wie sie, Probleme mit dem Schreiben, aber, wie auch die Figuren in Finks Geschichte, noch Träume hat. Das sind schon drei Ebenen, die viele interessante Ecken und Dinge verbergen. Fink sagt, jeder suche sich seinen Fluch selbst aus. Seiner ist sein Kopf.
Die zweite Hauptfigur ist Charlie. Charlie behauptet von sich selbst, Seelenfrieden zu verkaufen. Charlie schwitzt, tropft und zerfällt. Seine riesigen Schweißflecken haben die Farbe der Wände. Charlie, der normale Mann, den Fink als Hauptperson in seinen Stücken nutzt, um ihm ein Sprachrohr zu geben. Charlie sieht sich als Erlöser. Dabei ist sein Weltbild so verdreht, wie das der geldgeilen Menschen, die an der Macht in Hollywood sind.
Die dritte Hauptfigur ist das Hotel, das als eine Art Erweiterung von Charlie handelt. Das Hotel wirkt wie das, das der große Stanley Kubrick in THE SHINING in Szene gesetzt haben. Das Hotel hat seine besten Tage hinter sich. Es schwitzt, tropft und zerfällt. Es macht stets komische Geräusche, manchmal hört sich gar an wie der Ofen der Hölle. Hinter der grün-braunen Tapete in den Zimmern offenbart sich eine blutrote Wand. Die Klingel in der Lobby hallt gefühlt unendlich lang nach. Ja, die Personen sind in diesem Hotel Gefangene. Wie der Hotel-Slogan schon sagt: „For a day or a lifetime.“
Finks Zimmer symbolisiert Isolation in Perfektion. Blickt man aus den Fenstern, sieht man eine weitere Wand. Das einzige, was ein wenig Hoffnung spendet, ist ein Foto an der Wand. Es zeigt eine Frau, die an einem Strand sitzt und zum Horizont schaut.
Die vierte Hauptfigur ist Hollywood. Glanz und Glamour, Geld und Ruhm? Kunst ist hier Massenware, die nicht respektiert wird. Produzenten sind wie (griechische) Götter. Sie beuten aus und beuten aus und beuten aus. Sie verfälschen Kunst. Anstatt sie den Massen zugängig zu machen, wird sie unter den Teppich gekehrt, sobald es Kleinigkeiten auszusetzen gibt. Autoren werden hier in Kajüten gehalten. Die Assoziation mit einem Sklavenschiff kommt nicht nur auf, weil das Wort auf der Tür steht, sondern auch weil es so aussieht. Generell gibt es einige Parallelen zwischen Sklaverei und der Arbeit in Hollywood.
Wie so oft, nutzen die Coens eine Zeitperiode symbolisch, um die Handlung zu unterstützen. Der Film findet in den frühen 40ern statt. Amerika greift in den Krieg ein. Heute wissen wir, dass Pearl Harbor und Hiroshima nur noch eine Frage der Zeit sind. Faschismus und Chauvinismus regieren das Denken im Dritten Reich und Italien. Zustände, die der Film auf die Produzenten in Hollywood überträgt und als das absolut Böse darstellt. Am Ende findet Fink sich am Strand von der Fotografie wieder. Er scheitert und wird nach Belieben geformt, er ist wie Material für ein Kunstwerk.
BARTON FINK ist ein Film, der beeindruckend, herausfordernd und spannend ist, jedoch nicht unbedingt leicht. Dafür gibt er dem Zuschauer so viel wieder, da der Film weiterzuleben und sich weiterzuentwickeln scheint. Bei jeder Sichtung entdeckt man was Neues, etwas Anderes und denkt über seine Gedanken zu den unzähligen Theorien des Films noch einmal neu nach. Das schaffen nicht viele Filme und ist noch beeindruckender, wenn man darüber nachdenkt, dass es erst der vierte Film der Coen-Brüder war.
Ähnliche Themen greifen Ethan und Joel Coen auch in ihrem nächsten Film auf. Ob das auf einem ähnlichen Niveau funktioniert, werden wir sehen.
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_Smooli
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Schöne Idee :)
Das ist doch eine gute Nachricht, dass die geldgeilen Säcke auch noch was merken.
_Reise durch das Werk der Coens
STATION III: MILLER’S CROSSING
Mit diesem Film tue ich mich schwer. Manchmal gucke ich einen Film und weiß sofort nach dem Abspann die für mich perfekt passende Bewertung. Hier hat das nicht funktioniert. Nach der ersten Sichtung vor ein paar Monaten habe ich die Bewertung einfach weggelassen. Jetzt, da ich zum zweiten Mal beim Miller’s Crossing war, bin ich mir fast noch genau so unsicher, wie vorher.
Das Schwierigste bei der Bewertung ist, dass ich (eher) objektiv positive Dinge an diesem Film hervorheben kann, jedoch subjektiv negative Eigenschaften ankreiden muss.
Da wäre zunächst einmal die erste Szene, die noch vor dem Vorspann kommt. Ein kleiner, dicker und nerviger Mann schwingt eine Rede über Ethik und Moral. Vor allem für Tom ist das Gesagte wichtig, auch wenn es nicht so wirkt, weil er komplett desinteressiert an seinem Getränk zu schlürfen scheint. Dennoch kann man jede einzelne Entscheidung und Handlung von Tom letzten Endes auf die Anfangsrede beziehen und sich fragen über seinen Charakter und das Leben stellen. Geht Emotion über Vernunft? Steht Vernunft unter dem Eigenwohl? Ist es das Gleiche?
Der Vorspann selbst besteht dann aus einer dieser Einstellungen, die man nahezu in jedem dritten Film sehen kann. Die Kamera filmt so, dass man an Bäumen hoch sieht und durch das dichte Laub ein paar Sonnenstrahlen erkennen kann. Aber einen Moment. Das ist ein Film der Coens. Nichts ist mit „normal“. Die Blätterdecke ist gar nicht so dicht, man kann den Himmel ohne weiteres ausmachen. Und eine Sonne? Gibt es nicht. Der Himmel ist von grauen Wolken verdeckt, so weit man gucken kann.
Die sehr oft vorherrschende Stille und das wirklich vollgepackte Drehbuch vereinen sich zudem hier und da zu richtig spannenden Szenen. Und auch die Leistungen von Gabriel Byrne und John Turturro muss man loben, wobei letzterer leider zu wenig zu sehen ist.
Die Dialoge sind, und das überrascht mich an einem Coen-Film, merkwürdig unsouverän. Während in den meisten Filmen der Brüder die Dialoge einer der Pfeiler sind, die nahezu unzerstörbar perfekt wirken, wechseln sich hier gute Dialoge mit holprig-blöden ab, die sogar teilweise beinahe anstrengend sein können.
Das mag einer der Gründe sein, warum der Funken des Films (und da kommen wir zum subjektiven Teil) nicht ganz überspringen mag.
Letzten Endes wirkt MILLER’S CROSSING trotz der Spannung und inszenatorischer Klasse irgendwie überladen, zu lang und nicht komplett rund.
Es fällt mir schwer, viel mehr zu diesem Film zu schreiben. Mal sehen, ob vielleicht eine dritte Sichtung meine Meinung irgendwie ändern kann.
Während die Coens an diesem Film geschrieben haben, sahen sie sich in eine kreativlose Ecke gedrängt und kamen nicht wirklich voran. Weshalb sie sich einem anderen Werk zuwendeten, das die nächste Station dieser Reise wird. Auf geht’s von den 20ern in die 40er.
Nächste Station: BARTON FINK
_Smooli
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