SmooliEntertainment - Kommentare

Alle Kommentare von SmooliEntertainment

  • Das mit Clint ist ja wohl die absolute Sensation!!!
    Außerdem schöne Antworten. :)

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    • 4 .5

      Dies ist ein Wichtelkommentar im Rahmen der User-Wichtel-Aktion-2014 für huababuar

      Zuerst muss ich gestehen: Mit Joel Schuhmacher auf dem Regiestuhl und Nicolas Cage in der Hauptrolle hat der Film generell schon eine miese Startposition. Aber da muss man doch auch mal wieder anerkennen, wie toll diese Wichtelaktion ist. Sie hilft uns, unseren filmischen Horizont zu erweitern. Sie bringt uns zu Filmen, zu denen wir vorher keinen Draht hatten. Ist doch super. Dass der Draht zu 8MM noch immer nicht besteht, kann ja vorher keiner ahnen.

      Das Aushängeschild des Filmes war für mich ehrlich gesagt von Anfang an der Drehbuchautor Andrew Kevin Walker. Das ist der Mann, der für die intensive Jagd in SIEBEN zuständig war. Schade nur, dass Schuhmacher und noch jemand Walkers Drehbuch letzten Endes abgeschärft haben. Allerdings bin ich mir auch nicht sicher, ob dem Film mehr Extremes gut getan hätte. Das Kernproblem meiner Ansicht nach liegt nämlich nicht in der Spannung, der Stimmung oder ähnlichem, sondern in der Art, wie sich dem Thema genähert wird.

      Der Film hat nämlich nicht das geringste Interesse daran, sich mit dem Thema wirklich auseinanderzusetzen. So werden einfach mal SM, Vergewaltigung und Snuff-Filme über einen Kamm geschert. Alles das gleiche. 8MM verteufelt wo es nur geht, beschäftigt sich allerdings nie ernsthaft. Das lässt ihn nicht nur steif, sondern auch verblendet und verblendend wirken, da ein anderes Problem ist, dass der Film sich verdammt ernst nimmt. Als eine Art Aufklärung. Interesse lässt sich nirgends ausmachen. Daran wird deutlich: Der Film behandelt einzig und allein der Sensation wegen dieses Thema.

      Dem steht allerdings gegenüber, dass der Film wirklich spannend inszeniert ist. Schuhmacher hat mich positiv überrascht. Von Cage dagegen hab ich bekommen, was ich erwartet/ befürchtet habe. James Gandolfini hat mir besser gefallen. Um Längen.
      Gelangweilt habe ich mich also zwar nicht wirklich während des Sichtens, als verfehlt muss ich den Film trotzdem bezeichnen. Ich war mir sehr unsicher, wie ich den Film bewerten sollte, weil ich diese Punkte abwägen musste. Deshalb die sehr komische Wertung.

      Was auch ein wenig traurig ist: Ich habe nicht einmal das Bedürfnis, Joaquin Phoenix in diesem Kommentar zu erwähnen.

      8MM ist ein scheinheiliger Film, der trotz Spannung eigentlich viel Luft um Nichts macht, weil er kein ernsthaftes Interesse am sicherlich kontroversen Thema zeigt und oberflächlich und gefährlich realitätsfern daherkommt.

      Trotz allem wünsche ich euch allen und vor allem dem guten huababuar einen richtig schönen 3. Advent. :)

      _Smooli

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      • Die ersten drei Filme deiner Liste haben von mir die 10. :D
        Verrückte Kiste.
        Drive hat mir beim ersten Sehen auch nicht so sehr gefallen, beim zweiten Mal hat aber auf einmal alles für mich einen Sinn ergeben. Stimmungskino von überragender Kraft!

        • 9
          über Louie

          Ich weiß nicht, wie Louis CK das macht. Er schafft es eine Comedy-Serie auf die Beine zu stellen, die vereinzelt aus Folgen besteht, in denen man nicht ein einziges Mal lacht. Und das liegt nicht etwa daran, dass der Serie die Qualität fehle. Nein, auch wenn eine Folge ohne Lacher daherkommt, ist man gebannt. Diese Folgen kommen mit anderen Stärken auf einen zu.
          Sie bringen einen zum Weinen.
          Zum Zweifeln.
          Zum Nachdenken.
          Manchmal schafft LOUIE es, das Weltbild eines Menschen in nur fünf Minuten derart auf den Kopf zu stellen, dass man gar nicht weiß, ob man sich als "guten" Menschen bezeichnen darf. Bin ich "gut", nur weil ich noch nie das Gesetz gebrochen habe? Nein. Ich bin nämlich Teil einer Gesellschaft (der Menschheit nämlich), die so sehr auf Ausgrenzung und chauvinistisches Gedankengut ausgerichtet ist, dass man gar nicht nachvollziehen kann, was für ein Druck auf andere Menschen ausgeübt wird. Das Schlimme ist, dass uns gar nicht bewusst ist, dass wir so sind, weil die Oberfläche etwas anderes aussagt. Wäre da nicht Louis CK.

          Der nämlich kratzt die Oberfläche der Gesellschaft ab und zeigt uns die hässliche, verrottende Seite unseres Lebens, der Menschheit an sich. Nein, er zeigt sie uns nicht nur. Er reißt sie raus und drückt sie uns ins Gesicht. So lange, bis wir keine Luft mehr bekommen und verzweifelt nach Luft ringen.
          Das macht er auf zwei verschiedene Arten, die jedoch eines gemeinsam haben: Die entwaffnende Ehrlichkeit. Mal ist diese Ehrlichkeit in seinem Humor zu finden, der hier und da gehörig über Geschmacksgrenzen geht. Dabei zeigt sich, dass das, was uns an dem Witz sauer aufstößt, die bittere Realität ist. Sie wurde sonst nur noch nie so direkt ausgesprochen. Dann aber ist diese Ehrlichkeit in ernsten und tragischen Dialogen zu finden, die CK dann einfach auch für Minuten laufen lässt. Minuten, die unerträglich werden können. Nicht, weil sie nerven und CK nicht zu einem guten Ende finden mag. Sondern weil in jedem Satz dieser langen Dialoge viel mehr Wahrheit steckt, als man verarbeiten kann.

          Versteht mich nicht falsch, zu Lachen gibt es hier reichlich. Vor allem in den Standup-Nummern, die das Thema einer Folge zumeist anfangs vorstellen und am Ende resümieren. Auch wenn Folgen hier und da ein wenig vage scheinen mögen, letztendlich schließt sich der Kreis (in den meisten Fällen) und zeigt, welch großartiges Talent Louis CK hat.

          LOUIE ist eine traurige, melancholische, nachdenklich-stimmende Comedy-Serie. LOUIE ist eine lustige, zum Schreien komische, aufmunternde Tragödie.
          LOUIE ist eine einzigartige Serie.
          LOUIE zeigt uns das Leben. Ob wir wollen oder nicht.

          _Smooli

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          • Ich glaube nicht, dass du zu viel in einen Film interpretieren kannst. Ich vertrete die Ansicht, dass ein Film für jeden Zuschauer ein anderes Erlebnis ist. Und wenn du in deinem Erlebnis dasunddas lernst, dann kann dir keiner sagen, dass das falsch sei, nur weil er/ sie das nicht aus dem Erlebnis mitgenommen haben. Wenn DER BLAUE ENGEL für dich eine Gesellschaftsparabel ist, dann ist das dein Film-Erlebnis. Richtig und falsch gibt es da nicht. Nur neue Aspekte.

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            • 7

              Und wieder einmal zeigt Jason Reitman, dass er ordentlich was kann. Er kann Charaktere perfekt ausleuchten. Er kann Geschichten erzählen. Er kann mehrere Themen jonglieren und alle letzten Endes grandios ausbalancieren. Er kann bei all dem Argwohn, der wohl bei dem Thema auch angebracht ist, Positives finden. Und ganz wichtig: Er kann sich selbst und seine Generation hinterfragen.

              Den deutschen Titel werde ich in diesem Kommentar konsequent ignorieren und einfach den Originaltitel MEN, WOMEN & CHILDREN verwenden, der nicht nur nicht peinlich ist, sondern auch noch besser passt, als das deutsche Äquivalent.

              Der Anfang des Filmes macht direkt einen großen Themenkomplex deutlich, mit dem sich die Handlungsstränge des Filmes beschäftigen werden: Der Einsamkeit des Menschen und seinen Versuchen, eben dies zu ändern. Die Sonde "Voyager" wird gezeigt, wie sie auf der Suche nach außerirdischem Leben, durch das All streift. Vorbei an Planeten, an den äußersten Rand des uns bekannten Universums. Allerdings nicht, ohne im letzten Moment noch ein Foto von der Erde machen. Verschwindend klein, aber blau schimmernd auszumachen. Emma Thompson leiht ihre Stimme der Erzählerin. Und wie. Ihre ruhige Stimme bereitet den Zuschauer grandios auf die kommenden ruhigen zwei Filmstunden vor.

              Der zweite Themenkomplex, den ich allerdings ehrlich gesagt ersterem unterordnen würde, so komisch das auch klingt, ist, jener, der sich mit der Behandlung des Internets beschäftigt. Die verschiedenen Familien offenbaren dabei eine weite Bandbreite. Am radikalsten ist dabei sicherlich die Figur, die von Jennifer Garner dargestellt wird und jede Bewegung ihrer Tochter verfolgt. Sie lernt am Ende das gleiche, was auch Adam Sandlers Figur (ernste Rollen stehen ihm wirklich besser) seiner Frau beibringt: Nichtwissen kann auch ein Segen sein.

              Der dritte Themenkomplex geht eigentlich zum Großteil mit dem ersten Hand in Hand, doch beschäftigt er sich mit den Jugendlichen. Eigentlich ist es schon ein Wunder, wie wunderbar es Reitman gelingt, all den vielen Figuren genug Raum zu geben. Hastik wirkt er zu keiner Zeit. Müde auch nicht. Lediglich zum Ende hin hatte ich bei einem kleinen Handlungsstrang das Gefühl, dass das Studio krampfhaft versucht hat, die Laufzeit bei zwei Stunden zu behalten. Der kleine Gedanke wird jedoch einmal mehr von Emma Thompsons genialer Stimme verdrängt, indem sie Leben, Menschheit und Welt in einem Gedicht zusammenfasst und den Zuschauer nachdenklich freilässt.

              Die gemischten bis negativen Stimmen zu MEN, WOMEN & CHILDREN kann ich nicht nachvollziehen. Der Film ist letztendlich verdammt rund und in sich stimmig. Er unterhält über die Laufzeit, berührt, hinterfragt, beantwortet. Und als ich nach dem Film mein Handy rausholte, um die Uhrzeit zu erfahren, hab ich drauf gestarrt, ohne was zu sehen. In Gedanken versunken. Kann man mehr verlangen?

              _Smooli

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              • 8 .5

                Wenn ich Trailer wie den zu diesem Film sehe, möchte ich immer sowas von liebend gern die Fliege an der Wand spielen und den Entstehungsprozess mitverfolgen. Von der ersten Idee bis zur Veröffentlichung.

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                • Lange nicht mehr bei einem Trailer vor Lachen Schnappatmung bekommen. Den guck ich sowas von im Kino.

                  • Danke für diese gefühlvolle Rekapitulation.

                    Adieu, meine Freunde.

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                    • 8

                      Die Vergänglichkeit der Schönheit. Die Schönheit der Vergänglichkeit.

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                      • Ich würde vorschlagen, dass der Film im Found Footage-Stil inszeniert wird und Robert Downey jr. sich noch einmal schwarz anmalen sollte, um Barack zu mimen. Tropic Thunder schön und gut, aber einmal ist doch keinmal...

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                        • 1
                              • 7

                                Dies ist ein Wichtelkommentar im Rahmen der User-Wichtel-Aktion-2014 für sylv.merci

                                Zuerst einmal die Karten auf den Tisch: Ohne die anziehende, kräftige, unanfechtbare Darstellung des James McAvoy, der für mich schon vor dem Film keine Argumente mehr brauchte, um mich von sich zu überzeugen, hätte das Werk eindeutig an Wirksamkeit verloren. Tatsächlich fällt es mir schwer, an eine andere Darstellung zu denken, die einen Film derart trägt und formt, wie diese hier. McAvoy definiert diesen Film. Er überschattet zumeist die Schwächen und personifiziert die Stärken. Das muss man wirklich einmal in aller Klarheit festhalten.

                                Denn das Leben von Bruce ist geprägt von Scheinheiligkeit, Sucht und dem Verlangen nach Höhepunkten. Immer weiter, immer länger, immer stärker. Das und Erfolg sind die ersten und einzigen Kriterien für Lebensqualität. „Man muss einfach nur der Beste sein.“ ist einer der ersten Sätze, die man von Bruce zu hören bekommt. Wenn’s weiter nichts ist… Dass all der Exzess, der Hass, die Perversionen und die Demütigungen als eine Art Realitätsflucht anzusehen sind, macht der Film überdeutlich und einmal mehr ist es James McAvoy, dem es gelingt, die Extreme so auszubalancieren, dass man gar nicht in die Lage kommt, Bruce, die Drecksau, zu hassen. Man möchte ihm helfen. Man möchte ihn, wie ein verwirrtes Kind, von der schiefen auf die gerade Bahn stupsen. Ihm auf die Schulter klopfen, ihn vielleicht sogar in den Arm nehmen. Nur geht das natürlich nicht.

                                Ganz ohne Fehler und Dämpfer kommt DRECKSAU jedoch leider nicht aus. Der sicherlich noch relativ unbekannte Regisseur Jon S. Baird bekommt es nicht hin, Neues zu zeigen. Das meiste hat man so schon in jedem dritten Film gesehen und auch um die allseits berühmt-berüchtigte Selbstzweifel-Dusche kommt der Film leider nicht umhin. Dass der Kriminalfall an sich total unspannend und uninteressant, ja nahezu egal bleibt, ist noch zu verzeihen, weil es eher um den Charakter Bruce geht. Das größte Problem ist jedoch, dass die Sauereien und Monstrositäten sehr schwanken, was ihre Inszenierung und damit ihre Wirkung angeht. Einerseits wirken sie nämlich kritisierend und entblößend, was die Intention des Films sein sollte. Andererseits aber gibt es dann auch Szenen, die eben nicht so wirken, sondern reine Effekthascherei zum Motiv haben, was das Gesamtbild einfach unausgeglichen werden lässt. So kommt es auch, dass die eigentlich sehr dramatischen letzten paar Minuten viel lustiger wirken, als sie es sein dürften. Und damit verliert der Film den Blick für das Wesentliche, sondern lässt sich von „niederen Instinkten“ leiten.

                                Das absolute Ende jedoch ist dann schon eher als genial zu bezeichnen. So schafft es doch, den Film rund erscheinen zu lassen, obwohl es irgendwie auch alles auf den Kopf schmeißt. Es überrascht, verwirrt und befriedigt den Zuschauer gleichermaßen und das muss man so erst einmal hinkriegen.

                                Dass die unermüdliche Darstellung des Exzess im Medium Film durchaus sehr gut dargestellt und genutzt werden kann, bewies zuletzt Martin Scorsese, der Vater des Kinos, in einem dreistündigen Werk, dass es geschafft hat, obwohl oberflächlich aus nichts als eben jenem Exzess zu bestehen, in die Seele der Menschen zu greifen und sie zu bearbeiten. Und zwar so, dass man am Ende gar nicht weiß, wo oben und unten ist. Die Szenen verkommen dabei für mich nie zur bloßen Darstellung zwecks Aufmerksamkeits-Suche, sondern bauen stets auf das Gesamtbild hin, das einem erst nach Ende des Abspanns kommt, wenn man merkt, dass man sich noch immer Gedanken darüber macht.
                                Dieses Niveau und diese Wirkung erreicht DRECKSAU leider nicht. Auch wenn es ab und zu an der unteren Kante zu kratzen scheint, verrät es sich vor allem im dritten Viertel viel zu oft selbst und wirkt deshalb letzten Endes teilweise wie gewollt, aber nicht gekonnt.
                                Aber dann, immer wieder, kommt dieser Herr namens James McAvoy…

                                Ich wünsche euch und vor allem der lieben sylv.merci einen richtig angenehmen zweiten Advent!

                                _Smooli

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                                • 6
                                  • Schöner Artikel mit guten Beispielen.
                                    Der Begriff des Mainstream lässt sich zwar dehnen, aber halt irgendwie auch nicht. Die Filme, die mir zu erst (als eine Art Gegenbeispiel, also Ausnahme der Regel) eingefallen sind: The Man Who Wasn't There (ist aber auch schon wieder ein paar Jährchen her), Das Schicksal ist ein mieser Verräter, Her (hab ich beide noch nicht geguckt) und Moonrise Kingdom von Wes Anderson.

                                    Ich kann mir aber vorstellen, dass du all diese Filme nicht zum Mainstream zählst. Wenn ich so darüber nachdenke, würde ich das auch nicht tun (vielleicht mit Ausnahme vom Schicksal, dem Verräter) und zack! ist der Sinn meines Kommentares schon wieder eingeschlafen und ich bin schachmatt gesetzt.

                                    Aber halt. Jetzt auf den letzten Metern fiele mir noch Midnight in Paris von dem guten alten Woody ein.
                                    Was meinst du, Jenny?

                                      • 9

                                        _Reise durch das Werk der Coens

                                        STATION XVI: INSIDE LLEWYN DAVIS

                                        Seit ich denken kann, interessiere ich mich für Musik. Ich möchte sie nicht nur hören. Ich will sie studieren, sie entdecken, sie fühlen, sie selbst machen. Musik ist für mich wirklich etwas Übernatürliches. Dementsprechend doll gefreut habe ich mich, als ich erfahren habe, dass Ethan und Joel Coen einen Film über einen Folk-Musiker veröffentlichen. Dass ich mit dem Genre an sich nicht vertraut war, hat mich nicht gestört. Und was soll ich sagen? Der Film hat all meine Erwartungen übertroffen.

                                        In INSIDE LLEWYN DAVIS begleiten wir den titelgebenden Musiker für eine kurze Zeit in seinem Leben. Er spielt in Bars und hofft auf den großen Wurf. Dass das keine Hollywood-Geschichte wird, sollte einem klar sein, wenn man den Namen Coen liest. Nein, richtig viel verändern tut sich nicht in Llewyns Leben. Trotzdem macht der Film einen runden Eindruck, wenn der Abspann beginnt. Und auch wenn dem Zuschauer ein eindeutiges Ende à la „und wenn sie nicht gestorben sind“ verwehrt bleibt, kann man sich doch vorstellen, wie die nächsten Jahre des Protagonisten aussehen. Wie in vielen Filmen der Brüder ist auch hier das Schicksal ein vorherrschendes Thema. Wir können unser Leben nicht steuern. Wir konnten es niemals und wir werden es niemals können. Alles was wir können, ist Ausgangspositionen schaffen. Llewyn hat Talent und Potenzial, aber es will und will nicht klappen. Bis zu dem Moment, an dem einem langsam klar wird, dass das mit dem Licht am Ende des Tunnels nichts wird. Dass eher ein Sackgassen-Schild auf einen wartet, als Erlösung.

                                        Die Coens spielen gekonnt mehrere ihrer großen Stärken aus. Zum einen ist da die grandiose Atmosphäre des Films, die einen so weit mitnimmt, dass man sich letzten Endes in Situationen nicht sicher ist, ob man jetzt lachen oder weinen sollte. Beides würde Sinn machen. Zum anderen sind da Emotionen, die wirklich kräftig daher kommen und das (für mich wirklich wichtig) ohne die alte „Voll-auf-die-12“-Sentimentalität.

                                        Und dann ist da noch die Musik. Die herrliche Musik. Oscar Isaac ist zum Anbeten. Die Musik ist in diesem Film wirklich ungelogen einfach großartig. Ich könnte den Film wahrscheinlich auf Dauerschleife anschauen und würde nicht müde werden, Mr. Davis zuzuhören. Allein die Tatsache, dass die Coens uns die Gelegenheit lassen, den Musikern ihre Stücke ganz zu spielen, ist schon erwähnenswert. Das trägt viel zum Gefühl bei, das einem vermittelt wird. Eine Gitarre, ein Mann und seine Stimme. Das reicht, um mir eine richtig angenehme Gänsehaut zu verpassen.

                                        INSIDE LLEWYN DAVIS ist ein pures, ehrliches und großartiges Charakterdrama mit herausragender Musik (dazu fallen mir wirklich nicht genug Superlative ein), über einen Mann, der sich vielleicht manchmal ein wenig selbst im Weg steht, aber alles dafür tut, um nicht einfach nur zu „existieren“, sondern etwas zu bewegen.
                                        Ich persönlich wähne mich im Himmel, wenn Llewyn zu seiner Gitarre greift und gefühlvoll ein paar Lieder zum Besten gibt.

                                        „Was nie neu war und nie alt wird ist ein Folk-Song.“

                                        _Smooli

                                        Vorherige Station: http://www.moviepilot.de/movies/true-grit/comments/1058801

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                                        • Ich hab mich bis jetzt immer geweigert, einen Film von ihm zu gucken. Und wenn ich mir das so durchlese, was er geschrieben hat, weiß ich, dass das die richtige Entscheidung war. Sonderlich Gedanken hat er sich bei dem Text wohl auch nicht gemacht. Oder der arme Uwe weiß es nicht besser...

                                          • 6

                                            _Reise durch das Werk der Coens

                                            STATION XV: TRUE GRIT

                                            In vielen Filmen beschäftigen sich die Coens mit der Kunst der Kommunikation. Viele ihrer Figuren scheitern in ihrem Streben daran, dass sie nicht richtig kommunizieren und Desinteresse an Mitmenschen hegen. FARGO wäre ein Beispiel dafür. Hier ist es anders.

                                            Die Figuren in TRUE GRIT fallen vor allem dadurch auf, dass sie für einen Coen-Film verdammt noch mal viel reden. Um einen Hauch hätte ich „plappern“ geschrieben.
                                            Mit diesem Film stellen die Gebrüder ein Remake des Spätwesterns DER MARSHALL von 1969 mit John Wayne auf die Beine. 1969 ist der amerikanische „klassische“ Western schon so gut wie am Ende. Fünf Jahre vorher hat Sergio Leone mit FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR einen Gegenentwurf veröffentlicht, der sich dadurch auszeichnet, dass die Hauptperson ein egoistischer Antiheld ist, der verdammt noch mal wenig redet. Es wirkt so, als würden die Coens dem klassischen Western hinterhertrauern und wollten mit diesem Film noch einmal einen Abgesang auf das Genre verfilmen. Dementsprechend passend sind die letzten Worte des Cogburn: „Ich werd langsam alt.“ und die letzten Worte des Films: „Wie doch die Zeit vergeht.“.
                                            Toll ist an diesem auch, dass die Coens zwar dem Western ihr Herz schenken, den Italo-Western aber nicht verteufeln. Sie wissen, dass auch der Western keineswegs perfekt war und die blinde Heroisierung keine Lösung ist. Deshalb kommt der Humor in diesem Film anstatt, wie von Coen gewohnt, aus den Dialogen, sondern aus der Art, wie die Charaktere in Szene gesetzt werden.

                                            So ehrenwert der Versuch auch ist, eine würdevolle Erinnerung an das alte Westerngenre zu inszenieren, das Endergebnis ist leider nicht ganz von der gewohnten Qualität.
                                            Ausgenommen davon ist selbstredend Roger Deakins. Die Bilder sind mal wieder ein Fest für die Augen. Vor allem die im Film enthaltenen Nachtszenen sind schlicht und ergreifend erstklassig. Erstklassig reicht da nicht. Für diesen Mann sollte man ein eigenes Adjektiv einführen. Ich verneige mich vor seinem Können.
                                            Außerdem zeigen die Brüder mal wieder, dass sie die Meister der Stille sind. Manche Szenen sind wirklich nervenaufreibend. Und das ohne den Einsatz von Musik. Die Ruhe vor dem Sturm. In NO COUNTRY FOR OLD MEN bis ins Unerträgliche gesteigert, taucht diese Spannung hier ab und zu mal auf, erreicht aber nicht die Klasse von genanntem Meisterwerk.
                                            Abgesehen von diesen Momenten wirkt der Film allerdings des Öfteren merkwürdig ziellos und langgezogen. Die erste Regel des Schreibens („Das Publikum unterhalten.“) wird dabei ein wenig vernachlässigt.

                                            Dass ein Film für zehn Oscars nominiert wird und dann keinen gewinnt, wünscht man natürlich keinem (vor allem nicht Joel und Ethan Coen), aber es ist doch auch ein wenig bezeichnend dafür, wie merkwürdig vage TRUE GRIT ist und wie unzufrieden und Zwiegespalten er einen zurücklässt.

                                            Die nächste und vorerst letzte Station bei der Reise durch das Werk der Coens ist in der Stadt, die niemals schläft. Also auf auf, bevor wir noch Bob Dylan verpassen.
                                            Nächste und vorerst letzte Station: INSIDE LLEWYN DAVIS

                                            _Smooli

                                            Vorherige Station: http://www.moviepilot.de/movies/a-serious-man/comments/1058216
                                            Nächste Station: http://www.moviepilot.de/movies/inside-llewyn-davis/comments/1060251#

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                                              • Immer wieder wunderbar finde ich auch Frank Glaubrecht (Al Pacino, Pierce Brosnan, Kevin Costner, Flughafen Köln-Bonn und David Carradine in Kill Bill).
                                                Vor allem in Kill Bill 2 finde ich ihn so super, dass ich den Film in der deutschen Synchronfassung absolut bevorzuge, was bei mir selten der Fall ist.

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                                                  _Reise durch das Werk der Coens

                                                  STATION XIV: A SERIOUS MAN

                                                  Dieser Film ist ein Beweis dafür, dass Ethan und Joel Coen eine ziemlich einzigartige Stellung im Filmwesen haben. Mal weiß man gar nicht, wie viele Stars man gerade gesehen hat und mal, wie hier, kennt man mit Glück ein, zwei Darsteller vom Sehen. Und trotzdem oder gerade deshalb geht das Konzept auf.

                                                  Larry Gopnik ist ein Mann, der allen Grund hätte, mal richtig auf den Putz zu hauen. Aufzudrehen. Auszurasten. Er ist nicht gesund, sein Beruf steht auf der Kippe, seine Ehe nähert sich dem Ende, seine Kinder sehen ihn als Angestellten an und er schafft es nicht einmal, Macht über sein Eigentum zu behalten. Sein Nachbar beansprucht einen Teil seines Gartens und sein Bruder bringt den ganzen Rhythmus im Haus durcheinander.
                                                  Und dennoch lebt er nach der Maxime, mit der dieser Film beginnt:
                                                  „Nimm alles mit Leichtigkeit hin, was dir widerfährt.“

                                                  Zudem ist Larry Physiker. Also jemand, der die Welt mittels Logik auseinandernehmen und erklären, zusammenbauen und prognostizieren kann, und dennoch sucht er Hilfe und die Lösung seiner Probleme im Glauben. Sein Glaube zu Gott wird schon die Lösung sein. Damit betritt Larry eine Welt der Passivität, die die Coens kritisieren.
                                                  Stichwort: „Akzeptiere Mysterium.“

                                                  Die Coens inszenieren passiv. Sie sind nicht liebevoll zu ihren Figuren und geben ihnen keine Gnade. Eben weil sie verblendet und engstirnig durch die Welt laufen. In einer Welt, in der es Moralisches und Unmoralisches gibt, Erlaubtes und Verbotenes, Mögliches und Unmögliches, Menschliches und Übermenschliches. Wichtig ist den Brüdern dabei nicht Perfektion oder Vollkommenheit. Beides ist kein erstrebenswertes Ziel, sondern eine Art Fluch, der den Menschen die Freiheit nimmt und zu Identifikationsverlust führt.
                                                  Dennoch wird deutlich, wie gut durchdacht der Film ist. Er gibt einem das Gefühl, in jede Kleinigkeit, jede Zuckung im Gesicht des tollen Hauptdarstellers Michael Stuhlbarg (eventuell bekannt aus Boardwalk Empire), etwas hineininterpretieren zu können. Wirkt der Vorspann am Anfang des Filmes noch beinahe alltäglich, wirkt er, wenn man mehr vom Film gesehen hat, immer bedeutungsschwangerer. Für mich symbolisiert er das Prinzip der Erbschaft und Konsequenzen von Handlungen, die auch über den Tod hinaus Wellen schlagen können.

                                                  A SERIOUS MAN ist ein kleiner aber ziemlich feiner Film, der Coens, der durch seine triste, spärliche und leise Art einen interessanten Kontrast bildet. Einen Kontrast mit der Intention der Coens, die dem Zuschauer förmlich zugeschrien wird. Sein Leben in die Hände anderer zu geben, ist keine Lösung, sondern Verschwendung. Der Glauben ist nicht die Lösung für alles. Zeitweise kann Glauben sogar richtig absurd sein, was deutlich wird, wenn man die Tafelbilder und Lehrstoffe der Lehrer vergleicht. Schlussendlich weiß man nämlich nicht, was passieren wird. Man weiß auch nicht, was nicht passieren wird. Man weiß es einfach nicht. Was man weiß, ist, dass es schade wäre, am Ende seine Zeit bereuen zu müssen, weil man sie nicht richtig genutzt hat.

                                                  Die Zeit, die ich diesem Film geschenkt habe, bereue ich nicht. Aber wie sieht das im nächsten Werk der Coens aus? Weiter geht es mit echtem Schneid in Film Nummer 15.
                                                  Nächste Station: TRUE GRIT

                                                  _Smooli

                                                  Vorherige Station: http://www.moviepilot.de/movies/burn-after-reading-wer-verbrennt-sich-hier-die-finger/comments/1057516
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                                                    „The good thing is, if I die I can’t get any stupider…“

                                                    BORED TO DEATH wurde von Jonathan Ames erdacht und zum Großteil auch geschrieben. Dabei schreibt er über einen Autoren namens Jonathan Ames, der ein erfolgreiches Buch veröffentlicht hat und nun seit Jahren nicht mehr wirklich zum Schreiben kommt, weil er unter einer mentalen Blockade leidet. Deshalb gibt er sich als unlizensierter Privatdetektiv aus und löst ein paar Fälle.

                                                    Der Zusatztitel „A Noir-otic Comedy“ spielt dabei gleichzeitig auf das Detektiv-Motiv (zwei Wörter mit demselben Suffix klingen komisch) und das legendäre Noir-Genre und auf die Neurosen an, unter denen der Protagonist leidet. Den Machern gelingt es dabei in den 20-30 minütigen und locker-leichten Episoden mit Klischees und Vorurteilen auf eine humorvolle und lustige Art und Weise umzugehen.

                                                    Ich halte Jason Schwartzman (vielleicht bekannt aus Wes Anderson-Filmen?) für die perfekte Besetzung. Er hat nicht nur komödiantisches Talent, er harmoniert auch gut mit Zach Galafianakis (wem Between Two Ferne gefällt, dürfte auch hier an ihm Spaß haben), der seinen besten Freund Ray darstellt. Die beiden bilden mit Ted Danson (dem Mann mit dem zweitgrößten Kopf im TV, knapp hinter Ron Perlman) ein durchaus launiges Trio, dem man gerne ein bisschen Zeit schenkt.

                                                    Mit dem Fortlaufen der Serie macht auch die Inszenierung Fortschritte. Die Noir-Hommagen und alles an sich wird aufwändiger und entfernt sich so äußerlich von der kleinen Serie. Der Humor bleibt aber beständig sympathisch.
                                                    Es gibt hier und da Folgen, die etwas absurd und ziellos daherkommen und dann gibt es wieder Folgen, die wirklich durchgehend unterhalten und dem Zuschauer den Spiegel vor’s Gesicht halten. Insgesamt bleibt die Serie aber auf einem guten Niveau.

                                                    Nachdem ich alle 24 Folgen geguckt habe, wurde jedoch deutlich, dass die Serie zu früh von HBO abgesetzt wurde. Die dramatische Verdichtung der Handlung, die es zum Ende hin einer Serie nun einmal gibt, wirkt hier total halbgar. Da ist noch Luft nach oben, und ehrlich gesagt wirkt es indes so, als hätte man der Serie nicht dieses Recht erteilt, sondern zwei Tage vorher gesagt, „ach übrigens, noch zwei Folgen und dann ist hier Schicht im Schacht.“

                                                    Das ist etwas schade, aber trifft wie gesagt nur auf die allerletzten Folgen zu. Die anderen Episoden von BORED TO DEATH sind lustige, kurzweilige und mit vielfältigem Humor, der von Slapstick bis zur Satire reicht.

                                                    „A black man can’t get no cab in this town. But a man with a sword… no problem.“

                                                    _Smooli

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