Stefan Ishii - Kommentare

Alle Kommentare von Stefan Ishii

  • 5 .5

    Insgesamt ist "Tatort: Feuerteufel" eine grandiose Einführung des neuen Kommissars mit interessanten Ansätzen. Dass hier der eigentliche Fall in den Hintergrund rückt, ist nicht nur zu verschmerzen, sondern aus meiner Sicht auch zu begrüßen.

    Ich fand den Film während der ersten 60-70 Minuten ziemlich gut... Wotan Wilke Möhring ist klasse und seine Figur ist echt nicht schlecht. Dazu sein Kumpel: Sebastian Schipper mag ich auch sehr. Insbesondere die Szenen mit den beiden zusammen fand ich super.

    Die Hamburg-typischen "Digger-Alda"-Szenen á la Fatih Akin hätten nicht wirklich sein müssen. Dafür hätte man, wenn es nach mir ginge, aus der Bürgerwehr-Geschichte viel mehr herausholen können.

    Zum Ende des Filmes hin und damit zur (leider unvermeidlichen) Auflösung des vielleicht etwas belanglosen Falles wurde es mir einwenig zu albern. Die Ermittlungsfortschritte waren eine Mischung aus Zufällen und Unglaubwürdigkeiten. Ein kurzer Anruf und die blonde Kollegin erhält relevante Informationen, die zur anschließenden Klärung des Falles führen. Oder ein kurzes Konfrontieren und Verhören der Tatverdächtigen entlockt dann ziemlich schnell Antworten auf noch offene Fragen. Naja, manchmal ist mehr auch mal wirklich mehr... Aber in Hamburg gelten wohl seit diesem Jahr andere Tatort-Gesetze... ;)

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    • 7

      Glücklicherweise konzentriert sich die Regisseurin Graas in dem Anti-Walfang-Film "Jagdzeit" verstärkt auf die Motivation, Ängste und Charaktere der Aktivisten von Greenpeace, die wochenlang ein japanisches Walfangschiff begleiten. Dass es während der Dreharbeiten allerdings zu keinen nennenswert dramatischen Fang- und Schlachtereignissen kam, tut dabei jedoch das seinige... Durch die somit zurückhaltende filmische Darstellung solcher Aktionen hat der Zuschauer genügend emotionalle Freiheit, sich dem Thema mit all seinen Facetten nicht übermäßig vorbelastet zu widmen, und sich selbst weiterführende Frage zu stellen. Wieviel Idealismus braucht es? Und wann wird es damit übertrieben? Wie geht man als Idealist eigentlich im Nachhinein mit Erfolg und Nichterfolg um? Besonders wenn von allen Seiten Kritik gegenüber den Aktivisten aufkommt... Wiegt ein bescheidener Erfolg eigentlich die Kosten sowohl im materiellen Kontext als auch im persönlichen Bereich der Beteiligten auf?

      • 5 .5

        Ich hab mit Sion Sono so meine Probleme. Mal mehr, mal weniger... "Strange Circus" hat mich einfach nur angewiedert. "Love Exposure" fand ich dann überraschend gut. Leider hat mich "Guilty of Romance" jetzt wieder enttäuscht.

        Die Handlung und der Hintergrund interessierte mich durchaus, doch der übertriebene Stil des Regisseurs hat mich erneut größtenteils gestört. Einfach nicht mein Fall, fürchte ich... Aber ich will den Film jetzt auch nicht schlechter machen als er es verdient hat. Immerhin konnte er mich stellenweise fesseln (insbesondere in der ersten Hälfte sowie die Abschlußszene).

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        • Hallo? Zukunft... Omar Sy ist schwarz. Es kann sich wohl nur um Bishop handeln. Obwohl der ja in der original "Days of Future Past" nicht dabei war, kommt er mir sofort in den Kopf.

            • 6 .5

              "Here's to the Young Lady" ist eine unterhaltsame, leider aber auch etwas mittelmäßige romantische Komödie mit melodramatischem Anstrich. Die Geschichte ist eigentlich ziemlich nett: Besonders die stillen, melancholischen Momente haben mich gefesselt und die gesellschaftliche Hintergrundthematik weiß durchaus zu interesseren. Nur leider bietet für meinen Geschmack der Film etwas zu viel Klamauk. Obwohl man merkwürdigerweise feststellen kann, dass die Albernheiten fast ausschließlich von der Figur Keizo Ishizu (gespielt von Shûji Sano) ausgehen.

              Allerdings macht Setsuko Hara den Film absolut sehenswert. Ihre Figur ist mal wieder die sympathischste und anrührendste. Außerdm sind ihre Szenen eigentlich durchgängig (mit einer Ausnahme) weniger komödiantisch angelegt. Und ihr starkes Schauspiel macht es leicht, mir ihr mitzufühlen. Es ist für mich immer wieder eine Freude, sie spielen zu sehen. Dieser Film ist (glücklicherweise?) ihre einzige Zusammenarbeit mit Kinoshita.

              Auch die kleinere Nebenrolle von Chieko Higashiyama hat mich sehr gefreut... Und noch ein weiterer Ozu-Darsteller ist in einer Nebenrolle zu bewundern: Keiji Sada spielt den etwas trotteligen, aber umso liebenswürdigeren Kumpel. Also schauspielerisch hat "Here's to the Young Lady" jedenfalls viel zu bieten.

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              • "The Master" wird leider leer ausgehen... Da sitzen einfach zuviele Scientology-Anhänger in Hollywood. Es ist eine Schande... :(

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                • AMOUR ♥

                  Der einzige Moment, an dem ich heute Nacht wirklich ganz dolle die Daumen drücke...

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                  • Diese übertriebene Schwärmerei für Waltz wird mir langsam etwas zu viel... Der hat in letzter Zeit nurnoch diese Overacting-Rollen (Basterds, Carnage, Django). Klar, dass er dafür von vielen gemocht wird... Mal ehrlich, habt ihr den mal im Tatort gesehen?

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                    • 5

                      "Call it Murder" besitzt mehrere Themen. Stellenweise beleuchtet er verschiedene Kriminalaspekte, dann deutet er wieder auf Misstände des amerikanischen Justizsystems hin und schließlich beschäftigt er sich mit dem sensationslüsternden Journalismus.

                      Insgesamt ist der Film allerdings leider nicht wirklich spannend. Irgendwie fehlt mir da der Fokus. Die Umsetzung des Bühnenstückes zum Film erscheint auch nicht wirklich optimal. Das Tempo ist zunächst zu hoch und später wirklich zu langsam. Interessant sind allemal die für damalige Zeit etwas außergewöhnlichen Kameraeinstellungen, die teilweise verwendet wurden.

                      Humphrey Bogart ist eigentlich nur in einer kleineren Rolle zu sehen, wurde aber später aus Verkaufsgründe auf Plakaten und DVD-Covern an prominentere Stelle gesetzt. Ursprünglich hieß der Film "Midnight", wurde jedoch 1947 in "Call it Murder" umbenannt.

                      Vom Kauf der deutschsprachigen DVD kann ich nur abraten. Die offensichtlich erst kürzlich neu erstellte Synchronisation ist wirklich unterirdisch schlecht. Neben teilweise lächerlichen Dialogen wurde sogar Musik unterlegt, die im Original nicht zu hören war. Wahrscheinlich um den Film konsumierbarer zu gestalten. Leider wirkt alles dadurch nur noch diletantischer...

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                      • 5 .5

                        "The Poodle Trainer" ist ein extrem schräger Kurzfilm. Es zeichnet das Porträt einer (sagen wir mal) außergewöhnlichen Frau. Der Film ist jedoch nicht wegen ihrer Tätigkeit als Pudeltrainerin selbst interessant. Vielmehr hat er immer dann Tiefe, wenn ihre Gefühlswelt, ihre Beweggründe und ihre Ängste zu Tage treten. Und damit sehe ich auch ein Porträt einer Gesellschaft, in der Menschen wie Irina Markova hervorgebracht werden, sowie der Situation oder der Welt, in der sie leben müssen. Leider hat der Zuschauer aufgrund der Kürze, der schnellen Schnittfolge und der starken Verdichtung kaum Zeit sich auf diese Emotionen näher zu konzentrieren. Ein paar Sekunden mehr an der ein oder anderen Stelle wären aus meiner Sicht vielleicht nötig gewesen.

                        • Hab sowohl die Renoir- als auch die Buñuel-Version gesehen... Besonders zweitere fand ich ziemlich gut. Ob es da noch eine neue Version braucht ist fraglich. Naja, wohl nur für Leute, die mit Schwarzweißfilmen nichts anfangen können.

                          Bei Regisseur Benoit Jacquot erhoffe ich allerdings viel. Sein "Villa Amalia" von 2009 ist einer der besten Filme der letzten Jahre (zumindest in meinen Augen). "Leb wohl, meine Königin!" war aber wohl eher nur mittelmäßig (hab den aber nicht gesehen bisher). Wer weiß...

                          Jeanne Moreau fand ich natürlich großartig als Celestine. Die Cotillard kann ich mir allerdings tatsächlich mit ihrer frechen Art gut in der Rolle vorstellen.

                          • Aufgrund der Tatsache, dass Funahashis Film "Sakura namiki no mankai ni shita ni - Cold Bloom" keinen eigenen Eintrag in der moviepilot-Datenbank besitzt, schreibe ich einfach meinen Kommentar zu dem Film an dieser Stelle...

                            Meine Bewertung: 6,5 Punkte

                            "Sakura namiki no mankai ni shita ni - Cold Bloom" ist nach dem grandiosen Doku-Fiktion-Kunstwerk "Yanaka Boshoku - Deep in the Valley" und dem Tsunami-Fukushima-Dokumentarfilm "Nuclear Nation" der bisher dritte Film von Funahashi Atsushi, den ich im Rahmen der Berlinale sehen konnte. Leider ist "Cold Bloom" sein bisher schwächster Film. Hierbei handelt es sich allerdings um einen reinen Spielfilm. Er knüpft inhaltlich an "Nuclear Nation" an und erzählt von persönlichen Schicksalen im Kontext der Tsunamikatastrophe sowie der generellen Wirtschaftskrise Japans. Dies verknüpft der Film mit anderen Schicksalsschlägen der Figuren, sodass zum Ende hin der eigentliche Ansatz leider etwas in den Hintergrund gerückt wird.

                            Die Handlung wurde in schönen, eleganten (und fast zu konventionellen) Bilder verpackt, die die melancholische Stimmung gut einzufangen wissen. Leider rissen mich die merkwürdigen Schnitte etwas aus dem Geschehen heraus. Die insgesamt etwas holprige Handlung, die auch vielleicht etwas unglaubwürdig erscheint, verhindert leider einen wirklich guten Film.

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                            • 6 .5

                              Wong Kar Wai, der Schöpfer einer meiner vier Lieblingsfilme ("In the Mood for Love"), erzählt mit "The Grandmaster" ein breitangelegtes Kungfu-Epos über Ehre. Fragmentarisch werden die Lebenswege von Ip Man (Tony Leung) und Gong Er (Zhang Ziyi) über den Verlauf mehrerer Jahrzehnte erzählt.

                              Zunächst beginnt der Film als Lehrstück und Einführung in die Thematik Kungfu. Selbst für mich als Ahnungsloser geschieht dies auf eine durchaus interessante Art und Weise. Im Verlauf meandert sich der Film dann etwas durch die Zeit und konnte mich nicht wirklich begeistern. Allerdings stimmten mich die letzten 30 Minuten dann wieder versöhnlich.

                              Der absolute Pluspunkt des Filmes ist ohne Frage Tony Leungs beeindruckende Präsenz. Sie trägt den Film von Anfang bis Ende. Da kann Zhang Ziyi leider niemals wirklich mithalten.

                              Insgesamt erscheint mir "The Grandmaster" als teilweise zu überstelisiert. Die Kamera beschränkte sich größtenteils auf Wong-typische Zeitlupen oder Großaufnahmen der Gesichter. Was ich im Grunde ja absolut großartig finde, hier jedoch etwas zu ausführlich Verwendung fand. Irgendwie empfand ich die Kameraarbeit als etwas zu eingeschränkt und nur wenig abwechslungsreich. Fehlt da vielleicht doch die Arbeit eines Christopher Doyle?

                              Abschließend und positiv gemeint möchte ich noch feststellen, dass Wong Kar Wai nicht den gleichen Weg wie zuvor Zhang Yimou einschlägt, und sich eben nicht auf genretypisches Filmschaffen beschränkt. In "The Grandmaster" hält sich Wong mit Kampfszenen zurück, die dann auch in ihrer Darstellung nicht übertrieben wurden. Er behält sich also einen gewissen Anspruch.

                              Dass solch ein Film nicht mit seinen Meisterwerken mithalten kann, war von vornherein ja zu erwarten, aber ein wirklich schlechter Film ist "The Grandmaster" dann natürlich auch nicht.

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                              • 7

                                "Baek Ya - White Night" beschreibt die Odyssee zweier Männer durchs nächtliche Seoul. Ihre Beweggründe und Ziele sind zunächst schwer verständlich und so bleibt "Baek Ya" etwas distanziert und mysteriös. Doch auch wenn man zu Beginn nur schwer in den Film hineinfindet und die allgemeine Stimmung etwas unterkühlt ist, so werden dann doch durchaus starke Emotionen transportiert.

                                Die Odyssee ist dann nicht mehr nur eine räumliche sonderns insbesondere eine persönliche. In den beiden Hauptcharakteren finden emotionale Veränderungen statt. Der eine entwickelt nicht erwartete Wünsche und Gefühle, der andere will einen Abschluß eines einschneidenden Kapitels seines Lebens finden. Die tatsächlichen Ereignisse finde ich dann teilweise etwas merkwürdig, aber die Gefühlswelt des Filmes ist unglaublich stark und hat mich sehr berührt.

                                "Baek Ya" stammt von Leesong Hee-il, dem Regisseur von "No Regret", den ich auf der Berlinale 2007 sehen konnte und der mir sehr gut gefallen hat. "Baek Ya" ist allerdings weniger düster und erscheint mir etwas realtitätsferner, was an der unterkühlten Atmosphäre oder an einigen Ereignissen liegen könnte. Außerdem besitzt "Baek Ya" ein etwas hoffnungsvolleres Ende. Der Film ist Teil einer Trilogie und basiert lose auf der Kurzgeschichte "Weiße Nächte" von Fjodor Dostojewski.

                                "Baek Ya" ist einer jener Filme, den man erst im Nachhinein wirklich zu schätzen weiss. Die Stimmung des Filmes und die Gefühle breiten sich erst langsam in dem Zuschauer aus. Noch Tage später kann ich die Melancholie und Tragik des Filmes in mir spüren...

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                                • 8

                                  Mein heimlicher Favorit der Berlinale 2013 heißt "La Piscina". Dabei handelt es sich keinesfalls um einen Film großer Worte, Handlungen oder gar politischer Aussagen. Es gibt kaum Handlung, die Szenen sind extrem ruhig und passieren tut eigentlich sowie fast nichts. Es ist einfach ein feiner, kleiner Film um einen Schwimmlehrer und seinen vier Sprösslingen. Dabei ist der Film unglaublich warmherzig und schön...

                                  Alle vier Kinder sind in irgendeiner Weise Aussenseiter. Sie haben körperliche Einschränkungen, sind mongoloid oder entwickelten eine soziale oder emotionale Störung. Mit diesen fünf Figuren verbringt der Zuschauer einen typischen Ferientag am Swimmingpool. Sie bereiten sich vor, schwimmen etwas oder sitzen einfach nur rum. Unterbrochen wird alles kurz zur Mittagszeit von einer professionelleren Schwimmgruppe... Spürt man da etwas wie Überheblichkeit? Zumindest bauen sich Gefühle auf. Ansonsten spielt der Film ganz graziel mit den Persönlichkeiten der Figuren und den Beziehungen untereinander? Wie steht wer mit wem im Verhaltnis? Was verbindet sie? Der Film zeichnet wunderbare Porträts der Charaktere bei sehr ruhigen Bildern ohne aufdringliche Kameraschwenks oder überdramatisierter Handlung. Einfach ein schöner Tag am Pool.

                                  Das Bemerkenswerte an dem Film ist natürlich, dass sämtliche Darsteller (mit Ausnahme des Schwimmlehrers) keine schauspielerische Ausbildung besitzen. Am erstaunlichsten fand ich, dass das beinamputierte Mädchen tatsächlich beide Beine besitzt und sämtliche Szenen am Computer überarbeitet waren. Das hatte man wirklich nicht gemerkt...

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                                  • In der Tat war dieses Jahr der Wettbewerb vergleichsweise schwach. Von denen, die ich gesehen habe, haben mich lediglich "Nobody's Daughter Haewon" und "Paradies: Hoffnung" wirklich überzeugt. Als eher nur Mittelmaß sind eindeutig die amerikanischen Filme (in denen ich war) zu nennen. Während "Side Effects" in eine völlig andere Richtung lief als ich es mir gewünscht hätte (und zu einem reinen Genrefilm verkam), war "Promised Land" einfach irgendwie nur schwach und am Ende sogar blöd. Das gleiche Fragezeichen bezüglich der Lobenden Erwähnung hatte ich dann auch...

                                    Aber glücklicherweise besteht die Berlinale nicht nur aus dem Wettbewerb. In den vielen anderen Abteilungen sind glücklicherweise viele großartige Filme zu entdecken. So sind meine Favoriten zum einen das Ozu-Remake "Tokyo Family" (das auch wenn es nur ein Remake ist, trotzdem einen gewissen Zauber meines Lieblingsfilmes in die Gegenwart transportiert und sogar mit kleineren Änderungen zu überraschen weiss), sowie das kubanische Filmperlchen "La Piscina - The Swimming Pool". Zweiterer Film aus dem Forum hat mit einer Länge von nur 66 Minuten und einer sagen wir mal überschaubaren Handlung (tatsächlich passiert reletiv wenig), mich total begeistert. Ein solch warmherziger, wunderbarer Film über Aussenseiter in irgendeiner Form (sei es körperliche Behinderung oder mentale Störung) und deren Beziehungen zu einander, ist das Paradebeispiel für die wunderbaren Schätze, die man auf der Berlinale entdecken kann. Genauso interessant ist die Filmkunstaktion "Stemple Pass" vom James Benning. Es gibt lediglich 4 halbstündige Landschaftsaufnahmen der identischen Aussicht, überlagert mit dem Verlesen von Textauszügen aus Tagebüchern des amerikanischen Unabomber. Wenn man sich auf (in dem Falle tatsächliche) Kunst einläßt, entdeckt man eine ganz neue Form von Film...

                                    Ebenso neue Wege eingeschlagen hat der wohl älteste noch erhaltene Film aus Korea ("Crossroads of Youth"). Nachdem die verschollen geglaubte Filmrolle entdeckt wurde, hat ein Regisseur ein interessantes Projekt daraus gemacht. Zu den Stummfilmbildern und den typischen Instrumentalbegleitungen läßt er einen Schauspieler den Text der Figuren live auf der Bühne sprechen (der übernahm dann einfach auch gleich alle Rollen) sowie zwei Sänger Lieder während des Filmes live dazu singen. Mancheiner mag finden, dass aus einem Stummfilm eine Show gemacht wurde, aber irgendwie hat mich diese Geschichte total begeistern können. Lag aber sicherlich auch am Film selber...

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                                    • Ich fand Hongs neuesten Film ziemlich gut. Glücklicherweise war ich vor kurzem ebenso bei seiner Retrospektive im Arsenal (und bin mit ihm sogar im Fahrstuhl raus)... Gerade wenn man sein Gesamtwerk kennt, macht das Schauen seiner Filme unglaublichen Spass. Natürlich greift er auf immer ähnliche Figuren und Geschichten zurück. Typische Trinkszenen von erbärmlichen Filmprofessoren mit jungen Studenten inklusive... Ich hab den Film genossen. Der Satz mit dem Dauerlächern trifft den Nagel auf den Kopf!

                                      Und das kurze Gespräch mit Jane Birkin über ihrer Tochter Charlotte war ja der Knaller :)

                                      • Soi langsam nerven mich einige der Tagebucheinträge hier... Es tut mir leid. Aber vielleicht habt ihr hier den Falschen zur Berlinale geschickt. Man sollte Festivalfilme schon mögen, um hier anständig die Filme bewerten und kommentieren zu können.

                                        "Besonders originell kann dieses nüchtern abgefilmte, von Humor befreite Melodram aber nicht genannt werden." Also, wirklich... Ist doch kein Unterhaltungsfilm. Es geht hier um Probleme der Menschen und nicht um deine Bespassung!

                                        Wahrscheinlich wirst du noch ziemlich überrascht sein, wer welche Preise gewinnt.

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                                          "Shito no desetsu - A Legend or Was It?" von Keisuke Kinoshita aus dem Jahre 1963 ist eine Aufarbeitung des Weltkrieges verpackt in einem Western. Was für einen japanischen Film erstmal ziemlich merkwürdig klingt, ist tatsächlich ein ziemlich starkes Werk. Und außerdem sind sich Samuraifilme und Western ja sowieso sehr ähnlich...

                                          Ich muss allerdings erwähnen, dass ich mit Western überhaupt wenig anfangen kann. Somit musste ich mich zu später Stunde durch diesen Film kämpfen. Für Freunde des klassischen Westerns könnte "A Legend or Was It?" allerdings tatsächlich eine Entdeckung sein. Ich denke, der Film kann durchaus mit den Größten seines Genres mithalten.

                                          Was für mich den Film so gut macht - neben den grandiosen Bildern (übrigens obwohl ein Farbfilm, zu größten Teilen in Schwarzweiß gehalten) und der beeindruckenden Musik - ist die Darstellung der Kriegsauswirkungen auf das normale Volk. Die Handlung spielt 1944 vor dem Hintergrund des abzusehenden Kriegsendes und der japanischen Niederlage. Das einfache Landvolk ist aufgrund der Staatsabgaben und dem Verlust der Söhne schwer gebeutelt und verzweifelt. Und wo läßt sich Frust am ehesten abbauen? An Fremden...

                                          An dieser Stelle knüpft Kinoshita genial an seinen Propagandafilm "Kanko no Machi - Jubilation Street" aus dem Jahre 1944 an. Dort werden Städter aus Evakuierungsgründen aus ihrer Heimat weg aufs Land geschickt. Das drohende Kriegsende war damals natürlich schon absehbar, konnte von Kinoshita natürlich nicht im Film erwähnt werden. 1963 ist dies allerdings möglich und der Regisseur tut dies in "A Legend or Was It?" auch. Die Städter sind nun die Fremden und Opfer einer dörflichen Gruppendynamik, die in blinder Raserei und Mord gipfelt.

                                          Selbst die fürchterlichen Greueltaten, die Japaner in China, Korea und so weiter begingen, finden in "A Legend or Was It?" Erwähnung, wenn sie auch nur als Charakterisierung des niederträchtigen Auslösers der Gewaltspirale Verwendung finden.

                                          Zum Schluss noch eine kleine persönliche Bemerkung: Der Sympathieträger des Filmes war für mich eindeutig die junge Yuki, gespielt von der wundervollen Mariko Kaga. Sie steht für die Unschuld und Reinheit der nächsten Generation und steht auf der Seite der Opfer und kämpft für sie...

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                                            "I Kóri - The Daughter" ist Thanos Anastopoulos' Kommentar auf die gegenwärtige Finanzkrise in Griechenland. Dabei ist das Ergebnis allerdings für meinen Geschmack etwas zu plakativ und stellenweise übertrieben geraten. Diesen Ansatz verwurstelte er mit einem etwas dick aufgetragenen Entführungsdrama. Allerdings finde ich den Film dann doch ziemlich sympathisch; das kann ich ihm nicht absprechen. Zumal stellenweise beeindruckend schöne Kamerabilder gefunden wurden. Ob dies nun allerdings wirklich zur Thematik des Filmes passt, steht auf einem anderen Blatt.

                                            Die Hauptdarstellerin Savina Alimani erinnerte mich hinsichtlich ihrer schauspielerischen Bandbreite an Kristen Stewart. Allerdings schafft es sie trotzdem überzeugend ihrer Figur Ausdruck und Kraft zu verleihen. Eine wirklich tolle Besetzung dieses wichtigen Charakters...

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                                              In den ersten 50 Minuten spielt auch die Realität des Krieges fast keine Rolle (und damals ging es dem normalen Volk schon extrem schlecht): Es ist Kirschblütenzeit, die Menschen erfreuen sich der Jahreszeit und beschäftigen sich mit ihren Hobbys. Erst kurz vor Ende holen sie Ereignisse des Krieges ein, die nicht mehr zu verharmlosen sind. An der Stelle hoffte ich noch, der Film bekäme noch gerade rechtzeitig die Kurve. Leider wurde ich kurz darauf enttäuscht, als nahezu alle Personen unisono unter Japans wehender Flagge erklärten, alles Erdenkliche zu leisten, um das Geschehene zu vergelten und den Verlust weniger schmerzhaft machen zu lassen.

                                              Filmhistorisch ist "Jubilation Street" sicherlich ein äußert interessantes Zeitzeugnis. Und auch darstellerisch sowie künstlerisch ist der Film erheblich besser als was man sich unter einem Propagandafilm gemeinhin vorstellt. Die Bilder sind durchaus ansprechend und die melodramatischen Geschichten (wenn man den Hintergrund ausblendet) finde ich jetzt durchaus auch sehenswert. Wenn da nur diese blöde Propaganda nicht wäre...

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                                                Mit "Not as a Stranger" lieferte Stanley Kramer 1955 seine Debütarbeit als Regisseur ab. Für seinen Erstlingsfilm konnte er bereits eine erstaunliche Ansammlung von Leinwandgrößen aufweisen (Robert Mitchum, Olivia de Havilland, Frank Sinatra, Gloria Grahame, Charles Bickford und Lee Marvin). Nicht zuletzt die eindrucksvollen Schauspielkünste tragen dann auch den Film; die Charaktere selber sind leider etwas zu stereotyp und klischeebehaftet gehalten.

                                                Um es vorweg zu nehmen: Der Film ist durchaus interessant und spannend, erscheint jedoch an manchen Stellen merkwürdig. Einige Elemente der Geschichte empfand ich als nahezu modern, allerdings wurde eine solche Fortschrittlichkeit stellenweise durch gewisse rückständige, patriarchalische Darstellungen konterkariert und untergraben. Angesichts der Reputation Kramers als Kämpfer für gesellschaftliche Problematiken erscheint mir diese unglückliche Diskrepanz jedoch nicht absichtlich. Vielmehr könnte eine Erklärung in der offensichtlich ungünstigen Zweiteilung des Filmes und damit gewisser Schwächen in Rythmus und Charakterentwicklung liegen.

                                                "Not as a Stranger" erzählt die Geschichte eines Medizinstudenten, der für sein Ziel alles tut und sogar für sein Vorankommen Freunde und Leben vergisst. Der Film thematisiert dabei blinden Idealismus und den schmalen Grat zwischen Aufrichtigkeit und Immoralismus.

                                                Ich sage so etwas eher selten, aber ich würde sehr gern eine moderne Variante dieses Filmes sehen. Wenn man sich auf bestimmte Aspekte konzentrieren würde, könnte ich mir einen herausragenden Film vorstellen. Was Kramer aus meiner Sicht leider allzu reduziert hielt (oder halten mußte?), ist die Geschichte um die lieblose Heirat aus Geldgründen. Das allein bietet grandiosen Stoff für ein starkes Melodram. Da fehlte mir hier einfach die letzte Konsequenz.

                                                Trotz aller Stereotypen und Schwächen fand ich "Not as a Stranger" gut und in Ansätzen inhaltlich stark. Tolle Schauspieler und interessante Einblicke in die Welt und Moralvorstellungen der Ärzte machen den Film absolut empfehlenswert.

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                                                • Was ich fast noch schlimmer an Herrn Schweiger finde: Er stellt sich dann auch noch als das Opfer dar.

                                                  Ich habe heut morgen ein Interview mit ihm gesehen. Zum Theme Berlinale und dass doch seine eigenen Filme dort niemals laufen werden (dieses Jahr taucht er ja erstmals als Schauspieler in "The Necessary Death of Charlie Countryman" auf). Der Unsympath hat doch tatsächlich gemeint, er hätte es verdient, dass seine Regiearbeiten auch mal gewürdigt werden, aber er inzwischen dieses Thema leid sein. Wenn ich solche Aussagen höre, wird mir ganz anders. Im Ernst: Seine Filme gehören nicht in Wettbewerbe. Gerne können sie ja als hirnlose Starparade im Rahmenprogramm (wie einige US-Produktionen) laufen, aber dafür ist sich Herr Schweiger wohl auch zu fein. Abgesehen davon müßte er sich ja auch dann erheblichen Kritiken, die ja dann auch nicht ausbleiben, stellen. Schließlich dürfen Wettbewerbsfilme noch nicht im Kino angelaufen sein, und damit wären wir wieder bei seiner Pressepolitik...

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                                                  • Zumindest zu 5 deiner Filme werde ich hoffentlich ebenfalls gehen (Grandmaster, Nobody's Daughter Haewon, Gold, Promised Land und White Night).

                                                    Weitere Highlights werden das "Reise nach Tokio"-Remake "Tokyo Kazoku" von Yamada oder "Paradies: Hoffnung" von Seidl sein. Hoffnung hab ich auch bei Filmen wie "Act of Killing", "Kashi-ggot", "Stemple Pass", "Deshora", "Kalifornia", "Mo sheng", "The Town of Whales" sowie die Keisuke-Kinoshita-Filme...

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