strangelet - Kommentare

Alle Kommentare von strangelet

  • 6

    Natürlich ist die Geschichte, die Made in Dagenham erzählt, in groben Zügen authentisch, aber im Detail glaube ich dem Film kein Wort. Dass Problem ist, dass Drehbuchautor William Ivory beschlossen hat, sich nicht an den authentischen historischen Akteurinnen zu orientieren, sondern die Näherei mit einem Trupp von Kunstfiguren zu bevölkern. Vom dramaturgischen Standpunkt betrachtet ist einzusehen, dass so etwas notwendig sein kann, wenn das Endprodukt einen gewissen Unterhaltungswert haben soll – man dreht schließlich keinen Dokumentarfilm. Aber wenn man diesen Weg geht, muss man sehr darauf achten, die Figuren glaubwürdig zu gestalten.

    Eine smarte junge Anführerin und Hauptfigur, eine ältere Frau mit Hang zur Melancholie als Confidante, ein junges Mädchen, das an der Nähmaschine von der Modelkarriere träumt, eine hübsche, kluge und progressive Managergattin, die von ihrem Mann wie ein Hausmädchen behandelt wird – das ist alles so erwartbar und klischeehaft, dass es den Realitätssinn enorm strapaziert. Wenn dazu dann noch die Ministerin kommt, die fern aller Glaubhaftigkeit den ganzen Arbeitskampf eines schönen Nachmittags wie eine dea ex machina flott und höchstpersönlich zum Happy End auflöst, dann ist beim Zuschauer endgültig Misstrauen geweckt.

    Und so erscheint der Film dann auch in anderen interessanten Fragen nicht mehr ganz zuverlässig. Ich hätte beispielsweise meine Zweifel, ob es innerhalb der relativ kurzen Zeit der Werksschließung, die die Frauen erzwungen hatten, tatsächlich zu so empfindlichen finanziellen Einbußen für die Männer gekommen ist, dass Ehekonflikte ausbrachen, Raten für Kühlschränke nicht mehr bezahlt werden konnten und die Solidarität auf der Kippe stand. In einem anderen Umfeld hätte ich diese Darstellung akzeptiert, aber so scheint es mir doch nur allzu gut in den konstrierten Spannungsbogen zu passen.

    Dass alles so simpel, flach und vorhersehbar gestrickt ist, mindert im Übrigen auch den Unterhaltungswert. Denn man kann zwar im Sinne der Gerechtigkeit ein bisschen mitfiebern mit diesen Näherinnen, aber für echte Identifikationsfiguren erscheinen sie zu holzschnittartig, und Spannung kommt wahrscheinlich selbst dann nicht auf, wenn man nicht weiß, wie damals alles letztlich ausgegangen ist.

    • 7
      über Walker

      Ein interessanter und weitgehend unbekannter historischer Stoff, der ganz unterhaltsam präsentiert wird. Allerdings ergeht sich der Film in ein paar anachronistischen Sperenzchen (Hubschrauber im 19. Jhdt.?), die wohl besonders postmodern und intellektuell wirken sollen, dabei aber alles nur ins Lächerliche ziehen. Wenn man sich davon nicht irritieren lässt, ist er trotzdem durchaus sehenswert.

      • 6
        über Skyline

        Ooookaaay, hier ist ja wohl ein bisschen was schiefgegangen. "Skyline" hätte natürlich eigentlich einer dieser fast unbekannten Kultstreifen werden sollen, die auf besoffenen Videoabenden auf Empfehlung eines notorischen Liebhabers abseitiger Filme um zwei Uhr morgens als letztes in den DVD-Player geschoben werden. Statt dessen läuft er jetzt schon in der ixten Woche im Kino, wo er überhaupt nichts verloren hat und einem Publikum präsentiert wird, das weder die nötige Erwartungshaltung noch einen ausreichenden Drogenkonsum vorweisen kann. Und der Verleih hat sich auch nicht die Mühe gemacht, per exzessivem Marketing die Legende in die Welt zu setzen, der Film sei irgendwie total innovativ und dadurch womöglich sogar ein bisschen anspruchsvoll, so wie das damals bei "Cloverfield" ja hervorragend geklappt hat, obwohl der ungefähr das gleiche Skript hatte.

        So wird das natürlich nichts mit den internationalen Filmpreisen.

        Mir hat's trotzdem gefallen. Denn, jetzt mal ganz im Ernst, wer hier was von "schlechten Schauspielern" oder "fehlender/flacher Story" schreibt, der hat halt einfach keine Ahnung. Die Ausserirdischen kommen, sie wollen uns unsere Gehirne aus dem Schädel zuzeln, was wird da die Story sein? Man versucht abzuhauen, oder? Das ist die Story! Und wenn man das spielen will, reicht's, wenn man einigermaßen glaubwürdig in Panik geraten kann. Da gibt's wahrscheinlich keine Oskars dafür selbst wenn Katherine Hepburn und Laurence Olivier das spielen, würde ich meinen.

        Und wenn man folgerichtig alles mal in die richtige Perspektive rückt, dann hat man hier immer noch ordentlich Spannung und ein paar schön grauslige CGI-Sequenzen. Das kann auch nicht jeder B-Splattermovie von sich behaupten.

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        • 7 .5

          Die fünfziger Jahre erscheinen für meinen Geschmack hier wieder mal etwas arg bunt und sonnig, aber das ist eine alte Marotte der Amerikaner, die darin wohl so etwas wie ihr goldenes Zeitalter sehen. Richtig störend ist eigentlich nur die stets überschätzte Meryl Streep, die für ihre Leistung mal wieder von allen Seiten gelobt worden ist, die aber eher eine Karikatur der Julia Child abliefert als eine echte schauspielerische Leistung; man kann sich problemlos bei Youtube überzeugen, dass das Original nicht ganz so schrill, schräg und steif gewesen ist wie Streeps Version. Trotzdem ein netter kleiner Film, den man sich idealerweise vor einem guten Essen ansehen sollte.

          • 5 .5

            Die Kameraleute und Visagisten von Greys Anatomy haben es jahrelang geschafft, Katherine Heigl wie die heißeste Frau von Seattle aussehen zu lassen; hier dagegen sieht sie aus wie ein aus Verzweiflung blondierter und überschminkter Lanzeitsingle auf einer niederbayerischen Ü-30-Party. Allein daran sieht man schon, was für eine Sorte Film "Die nackte Wahrheit" ist: Ein hektisch heruntergekurbelter Billigstreifen, mit dem man die vorübergehende Popularität eines Seriensternchens ohne großen Aufwand in Dollars verwandeln wollte.

            Das ist in diesem Fall ein bisschen schade, denn die Grundidee, die Legenden von Candlelightdinnern und romantischen Mondscheinspaziergängen aufzubrechen und einen Film darüber zu drehen, wie Männer und Frauen wirklich funktionieren, könnte eigentlich auch einen guten Film tragen.

            Nun ja, glücklicherweise ist Hollywood nicht dafür bekannt, Ideen keine zweite Chance zu geben...

            • 6

              Wenn ich zehn wäre, höchstens, dann würde ich diesen Film ganz klasse finden, und wenn ich Zugang zu einer Videokamera hätte, dann könnte es sein, dass ich vor lauter Inspiration auch mit einem Freund zusammen ein auf einer komplett blödsinnigen Idee basierendes Filmprojekt starten würde. Nur um dann festzustellen, natürlich, dass selbst Zehnjährige schon zu sehr in der Realität verwurzelt sind, um meine Begeisterung zu teilen, und das ganze Vorhaben nach maximal zwei abgedrehten Szenen und womöglich einem tiefen Zerwürfnis über die grobe kreative Richtung wieder einzustellen.

              Da ich aber schon etwas älter bin, stelle ich einfach fest, dass diese wunderbare Freundschaftsgeschichte etwas zu viel suspension of disbelief von mir verlangt.

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              • 8

                Ich muss mich den Lobeshymnen für Sigourney Weaver ausnahmsweise anschließen. "Ausnahmsweise" deswegen, weil ich ja ansonsten gerne betone, dass Schauspielerei im Gegensatz zur landläufigen Meinung tendenziell einfacher wird, je abseitiger die gespielte Figur ist: Je weniger eigene Erfahrung die Zuschauer mit dem Dargestellten mitbringen, desto leichter fällt es ihnen schließlich, es als "real" hinzunehmen.

                Aber für eine so bekannte Schauspielerin wie die Weaver ist es andererseits auch gar nicht so leicht, die Zuschauer davon abzubringen, immer wieder an "Alien" oder einen ihrer anderen großen Erfolge zu denken. Wie sie es unter diesen Umständen schafft, ganz rückstandsfrei zur Autistin Linda zu werden, ist in jeder Hinsicht beeindruckend. Man glaubt ihr nicht nur jede Zeile, sondern vergisst obendrein völlig, wen man da eigentlich vor sich hat. Das dürften wirklich wenige so souverän hinkriegen; Dustin Hoffman in "Rain Man", zweifellos auch einer der ganz großen, hat es zum Beispiel nicht geschafft.

                • 6 .5

                  Wenn man diesen Film beurteilen will, dann muss man sich vor Augen führen, dass das alles mehr oder weniger genau so passiert ist. Camp Kilpatrick ist echt, den Coach hat's wirklich gegeben, seine Kabinenansprachen sollen größtenteils authentisch sein, das reale Team war tatsächlich gleich in der ersten Saison erfolgreich, und sogar die Geschichte mit der Mutter des Trainers ist nicht erfunden.

                  Wenn man das nicht weiß, hält man "Spiel auf Bewährung" nämlich logischerweise für eine saudumme American-Dream-Schnulze aus dem Klischeeautomaten. Wenn man es weiß, rettet das den Film zwar nicht, aber man verzeiht im ein bisschen mehr von dem ganzen Schmalz.

                  Die eigentliche Lehre aus diesem Werk ist wohl, dass das Leben immer noch die schlechtesten Geschichten schreibt...

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                  • 4 .5

                    Ich bin sicher, man kann auf Police-Academy-Niveau einen sehenswerten Footballfilm drehen. Dass man über Football ganz feine Dramen machen kann, ist sogar erwiesen und steht fest. Ein sehr talentierter Filmemacher kann womöglich sogar den Plot eines Dramas nehmen und die Dialoge aus einer hirnrissigen Komödie nehmen und daraus einen großartigen Footballfilm basteln.

                    Aber ein sinnloser Police-Academy-Plot mit unlustigen Dialogen, das hat noch nie funktioniert, Football hin oder her.

                    • 5

                      Vier Probleme hier:

                      1. Corinna Harfouch ist überall wo sie auftaucht ganz unerträglich in ihrer Hässlichkeit und Mittelmäßigkeit und dürfte in einer gerechten Welt bestenfalls bei einer Provinzbühne in der sächsischen Schweiz engagiert sein.

                      2. Drogeninduzierte Psychosen sind kein Filmstoff, weil man den Blödsinn, den Menschen unter Drogen machen, nicht mehr ohne weiteres emotional nachvollziehen kann. In einem Buch mag das ganz nett sein, wenn man über die Innenwelt einer Figur mit ein paar Sätzen aufgeklärt werden kann, aber auf der Leinwand wird man völlig alleingelassen mit der drängenden Frage, was das alles soll.

                      3. Wie fast immer, wenn jemand in Deutschland einen "anspruchsvollen" Film drehen will: Viel... zu... lange... Einstellungen. Man will direkt dazwischenrufen: Ja, ich hab's kapiert, und wie geht's weiter?

                      4. Noch einen Film, der zeigt, wie ungesund Drogen sind, hat die Welt sowieso nicht gebraucht.

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                      • 5 .5

                        Die ganze Harry-Potter-Reihe spielt in einer Phantasiewelt, die zwischen faszinierendem eklektizistischem Einfallsreichtum und trivialstem Kindergartenquatsch changiert, und die von abziehbildartigen Figuren bevölkert wird, denen dann obendrein die schundigsten Heftchenromangeschichten passieren, ob es nun um Teenieprobleme oder den epischen Kampf gegen das Böse geht. Das soll nun gar keine negative Wertung sein; es macht ja gerade den Reiz dieser Geschichten aus, dass sie den Rezipienten mitreissen, aber nicht durch Komplexität oder unerhörte philosophische Tiefe überfordern, und wahrscheinlich brauchte es eben eine arbeitslose Hausfrau mit einem Bisschen klassischer Bildung wie Joanne Rowling, um das alles so schamlos ungefiltert hintereinander wegzuschreiben, dass es fast schon wieder genial ist.

                        Jetzt hat aber so ein Buch viele hundert Seiten, und selbst in einem sehr langen Film können bestenfalls ungefähr zweihundert davon landen. Da kann man sich die richtigen oder auch die ganz falschen Passagen heraussuchen. Wenn man es schafft, die Mystik herauszuarbeiten, die Story verständlich und fesselnd zu komprimieren und dabei noch möglichst viel von dem bisschen Charakterzeichnung zu erhalten, das Rowling liefert, dann kann ein großartiges Kinoerlebnis daraus werden. Und wenn man das nicht schafft, dann kommt eben so etwas mittelmäßiges dabei heraus wie der Orden des Phönix, wo die schlimmsten Logiklöcher und dümmsten Überzeichnungen der Vorlage großformatig die Leinwand bevölkern, während der "Sense of Wonder" völlig auf der Strecke bleibt...

                        • 9

                          Was ich irritierend finde, ist dass der Böse hier der Held ist. Man ertappt sich dabei, dass man irgendwann denkt: "Lasst den armen Mann doch mit Waffen handeln, der macht doch auch bloß seinen Job", und das ist natürlich ein widersinniger Gedanke, denn selbstverständlich wäre es besser für die Menschheit, wenn Typen wie Yuri Orlov aus dem Verkehr gezogen würden. Aber Nicolas Cage ist gut genug, um ihn trotz allem zu einer unwiderstehlichen Identifikationsfigur zu machen. Man muss das Ende sehen, um zu begreifen, dass das den moralischen Anspruch nicht aufhebt - denn in Wahrheit ist eben auch der größte und skrupelloseste private Waffenhändler nur ein ganz kleiner Fisch...

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                          • 9

                            Unterhaltsam, humorvoll und völlig respektlos. Also genau das, was das pathetische, unlustige und leicht rassistische Genre Anfang der Siebziger gebraucht hat.

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                            • 6 .5

                              Eine veritable Seifenoper im Spielfilmformat, die alle Klischees bedient. Aber wenn sowas ordentlich gemacht ist, kann es ganz unterhaltsam sein.

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                              • 6 .5

                                Das ist ohne Zweifel der zuckersüßeste Haufen Schmalz unter den Disney-Zeichentrickklassikern, und das will ja nun wirklich was heißen. Aber was soll's, er erfüllt seine Aufgabe, indem er die Kinder ruhigstellt und ihnen nebenbei noch ein paar moralische Grundsätze über Frieden und Freundschaft einflößt. Wie könnte man so einen Film nicht mögen?

                                • 6 .5
                                  über Stay

                                  Geht so. Wenn man sich von der schicken Optik nicht blenden lässt, wird man leider feststellen, dass das Ende vorhersehbar und banal ist. Und dann stellt sich noch heraus, dass letztlich kein Stück der Handlung irgendwie von realer Relevamz ist. Also, was soll das Ganze dann?

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                                  • 8

                                    Was mich an "Starship Troopers" immer ein bisschen gestört hat, ist diese B-Movie-Ästhetik, an der der ganze satirische Effekt hängt. Richtig genial wäre es gewesen, wenn man den gleichen Film mit guten, glaubwürdigen Schauspielern hätte drehen können statt mit Soapsternchen, die den Auftrag hatten, noch ein bisschen dämlicher zu wirken als üblicherweise sowieso schon, mit nicht ganz so lächerlichen Kulissen und Kostümen und vielleicht auch etwas weniger übertrieben ideologisierten Dialogen.

                                    Vermutlich geht das natürlich gar nicht. Aber schön wärs schon...

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                                    • 5 .5

                                      Wenn nur nicht dieser furchtbare Pannenshow-"Humor" wäre... Ich meine, das ist im Prinzip alles ganz nett, aber plötzlich kommt dann wieder das arme blinde Frettchen ins Bild und läuft gegen einen Baum oder eine Wand. Haha. Wer sowas lustig findet, sollte doch wirklich mal den Therapeuten wechseln, oder? Und das schlimmste ist dann noch, dass Ben Stiller auch nicht viel witziger ist als das Frettchen.

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                                      • 6 .5

                                        Wieder eine nette Idee, die suboptimal umgesetzt worden ist. Am Anfang ist der erfolgreiche Familienvater, der zusätzlich ein unverbesserlicher Serienmörder ist, noch ganz interessant, und Kevin Costner ist routiniert genug, ihn so zu verkörpern, dass man tatsächlich ein bisschen mit dieser abseitigen Figur mitfiebert. Der kleine Perversling "Smith" geht einem eher schon ein bisschen auf die Nerven, ist aber als dramaturgische Notwendigkeit auch noch erträglich. Nach ungefähr achtzig Minuten und drei überflüssigen Subplots löst sich jedoch alle verbliebene Spannung in einem langwierigen Hin und Her auf, bis irgendwann nur noch von akademischem Interesse ist, wer lebt und wer stirbt. Da wäre weniger mehr gewesen, aber Costner produziert seine Filme ja selbst und hatte offenbar Spaß an der Rolle...

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                                        • 6 .5

                                          Patricia Highsmith verfilmt sich praktisch von selbst, da gehört nicht viel dazu. Außer, daran zu denken, dass man auch ein bisschen was weglassen muss, weil sonst alles zu langatmig wird. Und man sollte natürlich drauf achten, dass man nicht seine eigenen blödsinnigen Ideen mit ins Drehbuch reinbastelt. Also, sagen wir, dass Ripley z. B. schwul wäre oder so. Das wäre echt dämlich. Würde total den Film versauen.

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                                          • 8

                                            Objektiv ein ganz konventioneller Thriller ohne große Besonderheiten. Aber er spielt auf dem Meer.

                                            Ich bin ein Fan vom Meer.

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                                            • 6 .5
                                              über Goethe!

                                              Die Drehbuchklassen an den deutschen Filmhochschulen können nicht viel taugen, denn daran scheitert's immer wieder. Ich bin schon kein großer Fan der "Leiden des jungen Werther", die hier als Vorlage dienen, aber in Goethes Briefroman kann man zumindest die tragische Gefühlswelt der Hauptperson nachvollziehen. Im Film funktioniert das nicht so ohne weiteres, weil man die Figuren ja gewissermaßen nur "von außen" sieht, und dann fehlt einfach die Identifikationsmöglichkeit. Man will als Zuschauer nämlich eigentlich gar nicht, dass Lotte mit dem Hallodri Goethe zusammenkommt, sondern drückt eher Moritz Bleibtreu die Daumen, der ja auch ein ganz Netter und sowieso die viel bessere Partie ist. Und dann scheitert man natürlich auch daran, das ganze emotionale Trara irgendwie mitzufühlen.

                                              Die plakativ eingestreuten Goethezitate wirken auch nicht gerade sehr virtuos, ebensowenig wie die drei, vier niveau- und hilflosen Humorversuche. Dafür muss man den den Schauspielern allen Respekt zollen, die abgesehen von ein paar völlig hoffnungslosen Zeilen im Rahmen der Möglichkeiten noch eine recht brauchbare Leistung abliefern. Insbesondere Alexander Fehling ist durchweg ein glaubwürdiger junger Goethe, und sogar an den Bleibtreu, der sich ja immer ein bisschen zu auffällig in den Vordergrund spielt, gewöhnt man sich nach ungefähr zwanzig Minuten. Trotzdem ist das alles insgesamt sehr schade, weil wieder einmal viele Filmfördereuros für viel verschenktes Potential draufgegangen sind.

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                                              • 9

                                                Wer hätte das gedacht? Ein deutscher Film, noch dazu von öffentlich-rechtlichen Unterhaltungsbeamten produziert und mit einem politisch vorbelasteten Thema - und trotzdem schaue ich ihn mir an und weiß erst mal gar nicht, wie ich ihn finden soll. Bis ich dann merke, dass er mich einfach nur so gefesselt hat, dass ich gar keine Zeit hatte, über Beleuchtung, Musik, schauspielerisches Talent oder solche Nebensächlichkeiten überhaupt nachzudenken. So muss es sein.

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                                                • 6

                                                  Nein. So nicht.

                                                  Das ist alles ganz gut gemacht, sehr modern fotografiert und geschnitten, mit einem netten Soundtrack und gutaussehenden Schauspielern. Ansonsten ist es aber ein ziemlicher Reinfall, selbst wenn man weiß, dass die Frage "Ist das realistisch?" einfach nicht die richtige Herangehensweise an das Genre ist.

                                                  Ich kann damit leben, dass die Sonne stirbt und mit einer Atomexplosion gerettet werden muss. In irgendeinem Paralleluniversum wird das schon so sein. Aber in keinem Paralleluniversum ist es erlaubt, Bösewichte ohne sinnvolle Motivation zu verwenden und die erzählerische Stringenz seiner Vorliebe für schöne surreale Bilder zu opfern. Wer auf so etwas steht, soll halt dann bitte Videoclips drehen.

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                                                  • 7

                                                    Dafür dass es in Deutschland keine drei glaubwürdigen Schauspieler gibt, und dafür, dass es Edel und Eichinger schaffen, sogar den Schweizer Bruno Ganz noch aussehen zu lassen wie den Opa vom Provinztheater, ist das dann doch noch ein ganz guter Film geworden...

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