Matthew Vaughn - Der Mann für Adaptionen

01.12.2011 - 08:30 Uhr
Regisseure, die wir im Auge behalten: Matthew Vaughn
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Regisseure, die wir im Auge behalten: Matthew Vaughn
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Wenn es um Literaturadaptionen geht, dann laufen Bücherfreunden schon gerne mal kalte Schauder über den Rücken. Jedoch hat Hollywood ein Ass im Ärmel, dem diese magischerweise immer gelingen: Matthew Vaughn.

Als ich zum ersten Mal von Matthew Vaughn hörte, ging es um die Adaption von Der Sternwanderer. Da ich ein enormer Fan von dessen Autor, Neil Gaiman, bin, war mein erster Gedanke schlicht: “Oh Gott, bitte lass es diesen Vaughn nicht verbocken.”

Aller Anfang muss nicht schwer sein
Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass der in London geborene Filmemacher zu den besten Freunden Guy Ritchies gehört, der zu meinen Lieblingsregisseuren zählt. Bevor Matthew Vaughn anfing selbst Filme zu drehen, arbeitete er an dessen Seite als Produzent. Gemeinsam drehten sie die Gaunerkomödien Bube Dame König GrAs und Snatch – Schweine und Diamanten, leider jedoch auch den unsäglichen Stürmische Liebe – Swept Away, dessen Existenz besser verdrängt werden sollte. Seinen Hang für zwielichtige Geschäfte lebte Matthew Vaughn auch in seinem Regiedebüt Layer Cake aus, einer Adaption des gleichnamigen Romans von J.J. Connolly mit einem pre-Bond Daniel Craig in der namenlosen Hauptrolle. Der Film sollte zuerst von Guy Ritchie selbst gedreht werden, als dieser aber absprang, übernahm Matthew Vaughn und zeigte zum ersten Mal, dass in ihm mehr steckt, als nur ein talentierter Produzent. Die Parallelen zum Stil seines Freundes waren jedoch nicht nur inhaltlich, sondern auch stilistisch noch klar zu erkennen: bevorzugt verwendete er ähnliche Kameraeinstellungen und auch die Farbgebung ähnelte ihren gemeinsamen Filmen sehr. Erst mit Der Sternwanderer begann Matthew Vaughn sich von Guy Ritchie zu distanzieren.

Vom Märchen zu den Superhelden
Fast wäre Der Sternwanderer gar nicht verfilmt worden. Jahrelang hatte Miramax die Rechte an dem Film, nutzte diese jedoch nicht. Nachdem der Vertrag abgelaufen war, wandten sich viele Regisseure deshalb an Neil Gaiman, der jedoch keinerlei Interesse an einer Verfilmung hatte. Zumindest nicht, bis Matthew Vaughn ihn darum bat und er sie diesem umsonst zugestand, da er ihm als Freund und Filmemacher vertraute. Dieses Vertrauen wurde nicht nur mit einer würdigen Adaption belohnt, die Fans und Kritiker gleichermaßen erfreute, sondern war auch an den Kinokassen erfolgreich. Der Name Matthew Vaughn begann auch ohne die Erwähnung seiner Frau Claudia Schiffer im Mainstream Gehör zu finden.

Für seine nächste Adaption schlug der Brite erneut eine komplett andere Richtung ein. Dieses Mal nahm er die brutale und selbstironische Superhelden-Geschichte Kick-Ass aus der Feder von Mark Millar in Angriff. Wie schon zuvor kam Matthew Vaughn eher zufällig zu dem Projekt, nachdem er und Millar an Thor arbeiteten, das Projekt aber verließen. Trotzdem wollten sie gemeinsam einen Film drehen und landeten schließlich bei Kick-Ass, dessen Gewaltorgien und nicht weniger dreckige Sprache aus dem Mund von Kindern Vaughn faszinierte. Viel krasser hätte der Sprung von einem Projekt zum Nächsten nicht sein können. Vorbei waren die Zeit der Märchen und das Zeitalter von Vaughns Superhelden brach an, nach dem er sich schon seit seinem Absprung von X-Men: Der letzte Widerstand sehnte. Auch wenn die blutige Superheldensatire Kritiker eher zwiegespalten hinterließ, machte sie erneut den Weg für Matthew Vaughn frei, sich wieder seinen Lieblingsmutanten zu widmen. Mit X-Men: Erste Entscheidung gelang es ihm, trotz nur sehr knapper Produktionszeit, das Publikum daran zu erinnern, warum sie Marvels Mutanten vor Enttäuschungen wie X-Men: Der letzte Widerstand und X-Men Origins: Wolverine so mochten. Selbst Fans der Comic, die mit den vorherigen Adaptionen eher unglücklich waren, zeigten sich von dem wiederbelebten Franchise rund um James McAvoy und Michael Fassbender angetan.

Der Mann der Adaptionen
Matthew Vaughns Motto “Gib den Leuten, was sie warten und sie werden sich langweilen. Es gibt keine Regeln: Tu was du willst, aber respektiere die Grenzen.” lässt sich auf all seine Filme anwenden. Zwar ist er bekannt für seine Adaptionen, doch bleiben diese nie ohne Überraschungseffekt. Selbst wenn jemand die Vorlage kennt, so wird er doch nie zu hundert Prozent das bekommen, was er erwarte. Was Matthew Vaughn jedoch besonders ausmacht ist, dass er die Bücher versteht, die er adaptiert. Daher stört es nicht, wenn er bestimmte Details oder Handlungsstränge oder sogar das Ende verändert. Der Kern bleibt gleich und so schafft er es, dass seine Filme nicht nur ein neues Publikum fesseln, sondern auch die Fans der Vorlagen. Er ist in der Lage, die Figuren zu verstehen und sie glaubwürdig auf die Leinwand zu bringen, ohne dass etwas an ihnen verloren geht. Das ist Etwas, das wir über nicht viele Filmemacher sagen können.

Auch wenn Matthew Vaughn schon seit Mitte der 90er im Geschäft ist, hat noch nicht viele Filme gedreht. Bisher hat er sich nur an Adaptionen gewagt und gezeigt, dass er der richtige Mann ist für diesen Job. Es wird spannend zu sehen, ob er den Literaturverfilmungen treu bleibt, oder ob er sich vielleicht in naher Zukunft an Originaldrehbücher wagt. In jedem Fall ist Matthew Vaughn ein Regisseur, dem wir nicht nur unsere Lieblingsbücher anvertrauen können, sondern den es sich auch lohnt, im Auge zu behalten.

Hier alle Texte zu Tops & Flops sowie Stars des Jahres im Überblick:

Flops 2011
Mattes’ Flop-Film des Jahres – Kill The Boss
Ines’ Flop-Film des Jahres – Sucker Punch
Sophies Flop des Jahres – Pirates of the Caribbean
Maltes’ Flop des Jahres – Colombiana
Jennys Flop-Film des Jahres – Transformers 3
Raes Flop-Film 2011 – Conan 3D

Tops 2011
Mattes’ Top-Film des Jahres – Winters’ Bone
Ines’ Top-Film des Jahres – Melancholia
Sophies Top Film des Jahres – Planet der Affen
Maltes Top des Jahres – X-Men: Erste Entscheidung
Jennys Top-Film des Jahres – Meek’s Cutoff
Raes Top-Film des Jahres – Harry Potter 7.2

Top-Schauspieler des Jahres 2011
Jennys Star des Jahres – Kristen Wiig
Jennys Star des Jahres – Andy Serkis
Mattes’ Star des Jahres – Mia Wasikowska
Mattes’ Star des Jahres – Ryan Gosling
Sophies Star des Jahres – Michelle Williams
Sophies Star des Jahres – Robert Pattinson
Maltes Star des Jahres – Jennifer Lawrence
Maltes Star des Jahres – Michael Fassbender
Raes Star des Jahres – Emma Stone
Raes Star des Jahres – Tom Hiddleston

Interessante Regisseure des Jahres 2011
Tomas Alfredson – Nordmann mit Ambitionen
Nicolas Winding Refn – Meister der Präzision
Andrea Arnold – Von Top of the Pops nach Venedig
Cary Fukunaga – Bildgewaltige Filme mit viel Kraft
Steve McQueen – Der sinnliche Pragmatiker
Matthew Vaughn – Der Mann für Adaptionen

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