BaltiCineManiac - Kommentare
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Alle Kommentare von BaltiCineManiac
Ab geht es in die große weite Filmwelt. Der Oscar-Countdown 2016 läuft ...
✦ AUSTRALIEN > „Tanna“
Regie: Martin Butler, Bentley Dean
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=TMmpaj3K7dY
Wetten, ein Großteil von euch weiß nicht, wo Vanuatu liegt? Das produktionstechnisch die Majorität stellende Australien schickt den bisher wohl exotischsten Vertreter ins diesjährige Oscarrennen, eine Geschichte aus einer entlegenen Region erzählend, aus der zuvor noch nie ein Spielfilm kam, einem Südseeparadies aus vielen Inseln, Dschungel, aktiven Vulkanen, weißen Stränden und türkisblauem Meer, wo sich auf etlichen Eilanden melanesische Stämme noch heute ihre kulturelle Identität bewahrt haben. Die mit Laien gedrehte, verbotene Liebesgeschichte eines Stammesmädchens zum Enkel des Häuptlings eines verfeindeten Clans räumte schon bei den letztjährigen Internationalen Filmfestspielen von Venedig kräftig ab, u.a. den Kamerapreis für die traumschöne Fotografie und den Publikumspreis der International Film Critics' Week.
Bilder des Inselstaates im Pazifik:
http://www.prontotour.com/images/place/M/Adalar_Vanuatu_M.jpg
http://www.afullchola.com/wp-content/uploads/2016/02/1vanuatu.jpg
Variety-Artikel:
http://variety.com/2015/film/festivals/tanna-review-venice-film-festival-1201588554/
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✦ KUBA > „The Companion“
Regie: Pavel Giroud
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=DXlEhhDN2E4
Na, wisst ihr, welches die berühmteste kubanische Hip-Hop-Band war, ach was, eine der berühmtesten spanischsprachigen Hip-Hop-Bands überhaupt? Genau, es sind die Orishas! Einer der beiden rappenden Frontmänner der leider 2009 aufgelösten Kombo spielt die Hauptrolle in diesem Film. Kuba 1987, keine gute Zeit für an AIDS Erkrankte, denn diese werden in vom Militär abgeriegelten Sanatorien interniert, Ausgang nur mit einem vom Staat ausgesuchten Bewacher, vorzugsweise selbst Patient. So kommt es, dass ein erfolgreicher Boxer, der unbedingt seine vom Regime geförderte Karriere wieder aufnehmen will, auf einen Typen aufpassen muss, der einfach nur abhauen und seine letzten Tage in Freiheit verbringen will. Eine Entscheidung zwischen Karriere und Gewissen. Das Drama war schon der Hit auf unzähligen kleinen Festivals, weshalb es als erster Favorit auf den engeren Auswahlkreis gilt.
Orishas: Represent (Album: A lo Cubano / 2000)
https://www.youtube.com/watch?v=pMfdWJfGHEM
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✦ RUMÄNIEN > „Sierra-Nevada“
Regie: Cristi Puiu
Exzerpt: https://www.youtube.com/watch?v=QygM1lOHHQE
Die neue rumänische Welle rollt wieder an und Cristi Puiu, der Experte für minimalistisch-lange Filme, darf nach seinem Film "Der Tod des Herrn Lazarescu" erneut ins Oscarrennen starten. Diesmal wird auf drei Stunden ausgewälzt die soziale Gegenwart und Vergangenheit Rumäniens anhand einer fast ausschließlich in einer kleinen Wohnung stattfindenden Familientrauerfeier und dem dortigen Aufeinandertreffen der Protagonisten durchexerziert. Das monumentale Kammerspiel der Reduktion lief schon im offiziellen Wettbewerb von Cannes und heimste viel Kritikerlob ein.
Frage: Kann Anurag Kashyap einen schlechten Film machen?
Antwort: Nein!
Auch das - werte Herrschaften - ist Bollywood! Doch das Lachen vor allem derjenigen Klischeejünger, die den hierzulande furchtbarerweise zum Standard erhobenen Spruch 'Bollywood macht glücklich' allzu sehr verinnerlicht haben und von RTL2 und dem hiesigen begrenzten DVD-Output derart fehlkonditioniert sind, dass es wehtut, die Bandbreite des indischen Kinos also nie erblickten, wird schnell in mulmiges Unwohlsein umschlagen, denn das hier ist definitiv der Psychoserienkillerschocker des Jahres, der überhaupt keinen Bock drauf hat, sich Sympathien zu erarbeiten oder bonbonbunte Schönheit zu zeigen.
Kashyap, der 'Martin Scorsese' des Hindi Cinema und zurzeit wichtigster Innovativmann in Bollywood, macht konsequent da weiter, wo er mit dem grandiosen "Ugly" aufgehört hat, und setzt seine dreckige Reise in die gesellschaftlichen Abgründe jenseits von klaren Gut-Böse-Trennungen fort. Ein zugekokster, korrupter, selbst gewalttätiger, Frauen misshandelnder, völlig kaputter Cop jagt einen verschlagenen Psychopatenkiller, der scheinbar triebhaft, sprunghaft und just for fun eine Spur des Todes durch Mumbai zieht, und alles killt, was ihm irgendwie dumm kommt von Frau über Mann bis hin zu 6-jährigem Kind. Eine kranke Reminiszenz seiner selbst an einen tatsächlichen Killer aus den 60ern (deshalb der Titel "Raman Raghav 2.0"). Den Cops erzählt er glatt mal die Wahrheit, diese halten ihn für einen aufschneidenden Idioten, verprügeln und entlassen ihn.
Nawazuddin Siddiqui zeigt nach seinen Wahnsinnsperformances in "Badlapur" und "Manjhi: The Mountain Man" erneut, wer zurzeit einer der beste indischen, wenn nicht gar der beste indische Darsteller ist. Er gestaltet seine Figur des Psychokillers derart ambivalent-verschlagen-androgyn-unsympathisch-faszinierend, dass der Schauder einem nur so den Rücken entlangläuft. Das ist mal wieder bis jetzt nahezu konkurrenzlos im Jahr 2016, nur Nana Patekar als in die soziale Altersisolation abrutschender Ex-Shakespearedarsteller im wundervollen Marywood-(Marathi-Cinema)-Film "Natsamrat" kann da noch mithalten. Vicky Kaushal, gefeierter Debütant im kleinen Cannes-Hit "Masaan", tut sein Bestes, den entsprechenden, versifft-drogencoolen Gegenpart mit Sonnenbrille zu geben. Großer Respekt gebührt auch Debütantin Sobhita Dhulipala ("Irgendwen gibt es immer, der für einen den Lebensunterhalt bezahlt"), die das Gelegenheits-Lebensabschnitts-Fickstück (sorry für die drastische Beschreibung, soll aber die zwischenmenschliche Grunstimmung dieser Storyline vermitteln), des aggressiven Polizistenchauvis spielt, und dabei sogar - uuuhhh, so was gibt es ja laut Gerücht in Bollywood gar nicht - sogar einmal kurz Brust komplett nackt zeigt.
Genial auch die finale Schlüsselsequenz, die eine Szene zum Anfang des Films klärt, und beide Kotzbrocken zu einem einzigen Psychopatenmonster verschmelzen lässt mit ambivalentem, Gerechtigkeitsherzen wohl kaum befriedigenden Ausgang, da hier nur die Gesetzesberechtigung per Polizeimarke den einen vom anderen trennt, die generell im Hintergrund der Handlung mitschwingende Frage noch einmal symbolisch aufwerfend: Wo ist nur das Gute in der Welt geblieben? In diesem Film ist es nicht zu finden, alles dreckig, alles Abgrund, alles kaputt - und deshalb gerade so gut. Anti-Bollywood vom Feinsten und ein weiteres Aushängeschild des anspruchsvollen neuen indischen Kinos jenseits der Masala-Mainstream-Massenbespaßung! Ein kräftiger Schlag mit der Eisenstange darauf!
Werter Autor Alexander Börste alias NeonFox, du behauptest in deinem ersten Absatz, dass Bollywood ein Genre ist, zeigst damit allerdings, dass es bei dir wohl noch Nachbesserung in Sachen vernünftiger journalistischer Grundrecherche gibt. Dem ist nämlich nicht so, also könnte das bitte umgehend abgeändert werden!
Bollywood ist weder die Bezeichung für ein Genre noch des gesamtindischen Kinos, sondern der umgangssprachliche Begriff für das nordindische Hindi Cinema, also einer regional begrenzten Filmindustrie, die sich wie alle weiteren 11 indischen Filmindustrien (Kollywood, Tollywood, Mollywood, Sandalmood, etc.) über die in den Filmen verwandte Sprache zuzüglich ihrer sprachlich-geografisch begrenzten Verbreitung sowie ein jeweils teilgeschlossenes eigenes Filmstarsystem innerhalb Indiens defininert. Im Hindi Cinema werden genauso wie in jeder anderer Filmindustrie in anderen Weltteilen - sei es nun z.B. das US-amerikanische oder französische Kino - verschiedene Genres bedient und/oder Mischungen aus diesen gefunden (von denen leider immer nur das Gleiche hier in Deutschland ankommt). In der Tat spielt kulturell Musik und das Vermitteln von Inhalten durch Gesang eine große Rolle im indischen Kino. Man sollte sich aber dadurch nicht verleiten lassen zu behaupten, dass grundsätzlich mit Musical-Song-Tanz-Nummern inszeniert wird, denn dem ist wiederum nicht so. Erstens hat in sogenannten Masala-(Genre-Misch)-Filmen des indischen Mainstream nach heute hin die Anzahl eben dieser Elemente stark nachgelassen und zweitens gab und vor allem gibt es Bollywoodfilme, die völlig ohne Tanznummern auskommen, in denen Songs nur noch im Hintergrund der Handlung (wie westliche Popnummern in US-Hit-Filmen für die junge Zielgruppe) laufen bzw. ganz verschwunden sind. Das es sich dabei oftmals um die anspruchsvolleren Filme handelt, die eben nicht dem hierzulande weitläufig verbreiteten Klischee eines Bollywoodfilms entsprechen, und, um das über mehr als ein Jahrzehnt fehlkonditionierte Klientel (u.a. mit fehlerhaftem Filmjournalismus) nicht zu verstören, nicht in Deutschland gezeigt werden, ist genauso klar. Beispiel Filmjahr 2016: Von 35 von mir selbst gesichteten indischen Filmen aus dem aktuellen Kinojahr weisen ganze 16 Streifen überhaupt keine Musical-Song-Tanz-Nummer auf, weitere 5 Filme bleiben mit der Anzahl dieser unter 2. Also bitte hört vor allem von offizieller sprich journalistischer Seite endlich mit diesem ständigen Wiederholen der immer gleichen Unwahrheiten auf und macht euren Job endlich vernünftig!
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Zum TV-Sender Zee.One:
Am Schlimmsten ist, dass die Macher des Senders offensichtlich keine Ahnung von ihrem eigenen "Hauptprodukt" haben, was sehr viel über die eigentlichen Motivationen und die Menschen im Hintergrund aussagt, denn die Zee.One-Homepage behauptete bis zum Senderstart, dass Bollywood die größte Filmindustrie der Welt sei (Screenshot davon ist gesichert und liegt zum Beweis vor). Wenn ein Sender, der sich Bollywood verschrieben hat, schon mit der größten Generallüge überhaupt, die es zum indischen Kino gibt, aufmacht, kann alles andere eigentlich nur noch schlecht werden. Bollywood war noch NIE die größte Filmindustrie der Welt. Indien als Gesamtkinoland produziert die meisten Filme der Welt, ist aber - und das ist die Besonderheit, mit der viele nicht klarkommen - im Gegensatz zu fast allen anderen populären Filmproduktionsländern in mehrere Filmindustrien unterteilt. Bollywood ist noch nicht einmal mehr innerhalb Indiens die größte Filmindustrie (Kollywood und Tollywood sind seit 2013 größer), auch im internationalen Vergleich liegt das Hindi Cinema damit nur auf Platz 6 hinter Hollywood (also der US-amerikanischen Filmindustrie), der chinesischen Filmindustrie (Mainland) und der japanischen Filmindustrie gefolgt von den zuvor genannten zwei südindischen Filmindustrien, während Frankreich knapp dahinter auf Platz 7 kommt und Südkorea auf Platz 8 (auch diese Aussagen kann ich dank vernünftig geführter nationaler wie globaler Statistikseiten beweisen).
Programmgestalterin ist die von Schundsender RTL2 kommende Andrea Lang, die sich zuvor dort ums Kinderprogramm und - aufgemerkt - (teil)geskriptete Realityformate gekümmert hat. Ist da noch jemand ob der Qualität verwundert?
Wenn man einen Sparten-Sender betreibt, der sich einer bestimmten Filmkultur eines bestimmten Landes verschrieben hat, dann sollte man auch eben diese Filmkultur so zeigen, wie sie ist, und nicht an ihr radikal herumschnippeln - seine eigene Aussagen (Friederike Behrens) quasi ad absurdum führen, um die Quote ohne Rücksicht auf Verluste zu erhöhen. Das wird so und so nicht funktionieren, trotz utopischen Promotionsfabulierungen der Senderchefin, denn mehr als ein Nischenmarktanteil als von 1% über die Jahre dürfte nicht drin sein. Mit Verlogenheit hat man noch nie Menschen dauerhaft ködern können, sprich: Filme ihrer Eigenheiten zu berauben, um zu suggerieren, dass diese eben diese Eigenheiten nicht besitzen, obwohl sie sie besitzen, ist schlichtweg ziemlich seltsam und stupide. Wenn man Zuschauer gewinnen will, die nicht gerade auf Mainstream-Masala-Singsang aus Indien stehen, sollte man vielleicht mal anfangen, wirklich die Filme zu zeigen, die von Haus aus ohne Musical-Song-Tanz-Nummer herausgebracht wurden, die düsteren, die anspruchsvollen. Wie wäre es mal mit wirklicher Vielfalt? Aber davon ist leider bisher nichts zu sehen, denn der Sender kokettiert ja durch seine rosarote Aufmachung (warum nicht mal stilvoll, niveauvoll, seriös?) und seinem bonbonbunten Werbefeldzug mit dem von Asi-Sender RTL2 und dem Lügen-DVD-Bollywood-macht-glücklich-Label REM (Rapid Eye Movies) und Nachahmern über ein Jahrzehnt falsch vorkonditionierten Klischeepublikum aus der deutsch/bildungsdefizitären Hauptschüler-Hausfrauen-Ecke. Leider versäumt es Zee.One endlich mal etwas richtig zu machen!
Problematisch ist zudem, und das ist vielen Interessierten nicht klar, dass der Sender zunächst einmal nur hindisprachige Filme zeigen wird und keine aus anderen indischen Filmindustrien, also kein TV-Sender ist, der die gesamte Bandbreite des indischen Kinos abdeckt. Weiterhin wird wohl nur aus dem Rechtearchiv der Zee Entertainment Group versendet, also Bollywood-Filme, deren Rechte man (noch) nicht besitzt, werden nicht gezeigt (Einschränkung sogar innerhalb der einen indischen Filmindustrie). Selbstverständlich führt die Senderausrichtung dazu, dass auch viel Schund versendet wird (alles, woran man die Rechte hat, muss raus), man schaue sich bloß mal den niedrigen IMDb-Wertungs-Querschnitt der Gesamtheit der bisher gesendeten Filme an, da sind nur ab und zu Highlights darunter, man sollte sich also keine Illusionen machen. Und noch etwas ist auffällig: An vielen vom neuen TV-Sender gezeigten Streifen ist in irgendeiner Weise die Filmproduktionsfirma Mukta Arts beteiligt bzw. ihr Chef, der Filmemacher Subhash Ghai.
Die Synchronisation wurde bisher gar nicht angesprochen. Es ist wohl einmalig, dass in Deutschland derart viele Filme auf einmal für ihre deutsche Fernsehpremiere und ohne zuvor im deutschen Kino gelaufen zu sein erstsynchronisiert wurden. Da beginnt es aber schon, das immer gleiche Lied von der Masse und der Qualität. Bisher wurden z.B. viele Filme mit dem indischen Actionstar Akshay Kumar gezeigt bzw. stehen auf dem Programm. Da es wohl organisationstechnisch nicht anders zu bewältigen war, wurden verschiedene Synchronstudios und auch verschiedene Sprecher engagiert, wie dem Feedback im Netz zu entnehmen ist. Jetzt stellt euch mal vor, euer Lieblingsstar aus Hollywood spricht in jedem Film anders. Findet ihr bestimmt absolut toll, oder? Für einen Star vom Kaliber eines Akshay Kumar und üblichen personenbezogenen Synchronstandards entgegenwirkend eigentlich ein absolutes No Go! Generell ist bei Nachbesprechungen von Fernsehguckern zu lesen, dass die Synchronisation relativ schlecht geraten und ausbaufähig ist.
Nächste Frage, die mich beschäftig, und damit zurück zum nachträglichen Filmschnitt: was passiert eigentlich mit solchen Highlights wie "Badlapur", die überhaupt keine Musicalnummern besitzen, allerdings aus ganz anderen Gründen für eine TV-Auswertung problematisch sind. Meiner Einschätzung nach (Sichtung des Originalfilms mit englischen UT) würde "Badlapur" ungekürzt in Deutschland bei eventueller DVD-Veröffentlichung wohl kaum eine Freigabe unter FSK: 18 bekommen. Was ist mit den ganzen kontroversen Gewaltszenen im Film, fehlen die? Und wie schaut es mit weiteren Programmplätzen aus dem Thriller-Crime-Action-Bereich diesbezüglich aus? Ich will es gar nicht sehen ehrlich gesagt ...
In Indien ist es üblich, dass Musicalnummern separat schon vor Veröffentlichung des Films und auch danach als Musikvideos im TV gezeigt werden, eben nicht anders wie man es von westlicher Popmusik und Senderformaten wie MTV und Viva gewöhnt ist. Auch Zee.One füllt seine Sendelücken und Freiräume mit solchen Clips. Laut Zuschaueraussagen im Netz sollen aber auch diese eher von minderer Qualität sein. Soll heißen: Auch hier wird Archivschund versendet, anstatt die fetzigen und modernen Musikvideoclips mit den Stars zu zeigen!
Schlussendlich wird es Zee.One mit seinem jetzigen desaströsen Verhalten und diesem katastrophalen Start (holprig wäre beschönigend) wohl kaum schaffen, einen wahren Fan des indischen Kinos zu begeistern bzw. zum regelmäßigen Einschalten zu bewegen, denn hier wird einfach zu viel falsch gemacht. An den Hebeln des Senders sitzen Leute für den Geldbeutel, die keine Ahnung von dem haben, was sie da ausstrahlen noch irgendein filmwissenschaftliches Grundwissen vorweisen können. Die Behauptung, mit dem Sender solle der Fan indischen Kinos gewonnen werden, ist schlichtweg ein Witz, denn man schielt hier wohl eher auf ein unbedarftes, leicht zu konditionierendes Quereinsteigerklientel (aus der RTL2-Publikumszone), dass keine Ahnung von der Materie hat und sich daher durch die Sendermachenschaften leicht verarschen lässt. Und jetzt zur Zielgruppen-Werbung, Baby!
Der Oscar-Countdown 2016 läuft ...
✦ VENEZUELA > „Caracas, eine Liebe“
Regie: Lorenzo Vigas
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=dGxY3tu9mDg
Und weiter geht es, (fast) jeden Tag ein neuer Film im Oscarrennen. Venezuela schickt - und das überrascht jetzt wenig - den letzjährigen Gewinner des Goldenen Löwen der Internationalen Filmfestspiele von Venedig ins 2016er Rennen um die Fremdsprachentrophäe, wieder ein Regiedebüt. Die Verbindung von einer brüchigen homosexuellen Beziehung zwischen einem 50-jährigen Einzelgänger und einem kriminellen Halbstarken mit gegenwärtiger Reflexion von sozialen Zuständen und Klassenunterschieden in Venezuelas Hauptstadt faszinierte die Kritiker. Lateinamerikanisches Gegenwartskino at its best!
Der Oscar-Countdown 2016 läuft ...
✦ GEORGIEN > „House of Others“
Regie: Russudan Glurjidze
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=PyKEntSiiJs
Auch Georgien hat seinen Oscar-Kandidaten bekannt gegeben, womit gleichzeitig die erste Regisseurin für dieses Jahr ins Rennen um die Trophäe geht. Es ist der Gewinner der Sektion "East of the West" des renommierten Internationalen Filmfestivals von Karlovy Vary (= Karlsbad), dem bedeutendsten osteuropäischen Wettbewerb dieser Ordnung vor und nach der Wende. Der Debütfilm setzt sich mit den Folgen des Bürgerkrieges anhand des Schicksals zweier Familien auseinander. Auf der Festivalseite ist folgender imposanter Vergleich zu lesen:
"At the same time, the debut film is a supremely auteurist work whose visual qualities hold their ground with those of Tarkovsky and Zvyagintsev, confirming the unprecedented rise of Georgian cinema."
Man hätte im Text vielleicht noch erwähnen sollen, dass Barfi taubstumm ist!
Ja, ich mag diesen Film tatsächlich, er ist wunderbar skurril, modern und stringent inszeniert, mit großartiger Kameraarbeit, Schnitt und Musik versehen. Für mich "damals" ein wohliges Feel-Good-Filmvergnügen. Der Film besitzt keine einzige Musical-Song-Tanz-Nummer, ist also eher modernisiertes Bollywood-Mainstream-Kino ohne die üblichen Masalazutaten und den alten Filz der Jahrtausendwende. Wer vom Setting und Stil her eine Melange der Filme von Wes Anderson, Michel Gondry und vor allem Jean-Pierre Jeunet vertragen kann, der könnte durchaus einen Blick riskieren.
·
Beim Schauen hatte ich als altgedienter Filmnerd allerdings die größte Déjà-vu-Häufung meines Lebens und die kommt nicht von ungefähr, denn es sollte bei einer Filmbesprechung zu diesem Streifen - und hier versagt der Moviepilotartikel bezüglich seines Informationsgehalts und seines filmjournalistischen Niveaus mal wieder - nicht unerwähnt bleiben, dass es sich bei "Barfi" um ein Multiplagiat handelt, weshalb sich der Film bei Kinostart harsche Kritik gefallen lassen musste. Dabei ist Regisseur Anurag Basu auf diesem Gebiet kein Ersttäter, denn viele seiner Filme sind Plagiate westlicher Kinokost.
2003: Kucch To Hai = Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast (1997)
2003: Saaya = Im Zeichen der Libelle (2002)
2004: Murder = Untreu (2002)
2004: Tumsa Nahin Dekha = Arthur - Kein Kind von Traurigkeit (1981) + Szenenklau bei Charlie Chaplins Goldrausch (1925)
2007: Life in a... Metro = Das Appartement (1960)
·
Folgendes sollte man nicht tun, wenn man sich den Film genüsslich als Ganzes anschauen und dabei vielleicht auch sein eigenes Filmwissen testen will! Wer sich davon überzeugen möchte, bei welchen Filmen und in welcher Eins-zu-eins-Dreistigkeit "Barfi" klaut, schaut sich einfach folgendes YouTube-Video an: https://www.youtube.com/watch?v=TrAVJXJ5Q6A
Die Zutaten für die leckere Filmpizza namens "Barfi" sind:
Benny & Joon (1993) - Grundstory
The Adventurer (1917) - von/mit Charlie Chaplin
Cops (1922) - von/mit Buster Keaton
City Lights (1931) - von/mit Charlie Chaplin
Singin' in the Rain (1952) - von/mit Gene Kelly
Koshish (1972) - Bollywoodklassiker
Project A (1983) - von/mit Jackie Chan
Die Goonies (1985) - Kinderfantasyabenteuerklassiker
Schwarze Katze, weißer Kater (1998) - Jugoklassiker von Emir Kusturica
Kikujiros Sommer (1999) - von/mit Takeshi Kitano
Die fabelhafte Welt der Amelie (2001) - Jean-Pierre-Jeunet-Hit
Lover's Concerto (2002) - südkoreanischer Film
Wie ein einziger Tag (2004) - Gosling-McAdams-Alzheimer-Tränenzieher
Nicht ohne meine Leiche (2007) - chinesische Tragikomödie
und
Eine schwedische TV-Werbung für eine Tageszeitung
·
Abschließend eine Warnung: Zee.One, der neue Bollywood-Spartensender, der von sich selbst sagt, indische Filmkultur (zumindest die des nordindischen Hindi Cinema) nach Deutschland bringen zu wollen, kürzt ersten Erfahrungsberichten im Netz zufolge die ausgestrahlten Filme massivst, womit er seine Grundhaltung und diese Aussage ad absurdum führt. Ich habe mir deshalb noch keine der dort gezeigten Filmversionen angetan, denn Filme kürzen ist für jeden wahren Filmfan (ob nun von indischem Kino oder sonst welchem Kino rund um die Welt) ein absolutes NO GO! Der Sender sollte so lange boykottiert werden, bis er mit diesem widerlichen Prozedere aufhört!
Moviepilot-Listen-Übersicht aller Zee.One-Filme:
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http://www.moviepilot.de/liste/zoaifitvpdedbwfspsz-balticinemaniac
Der Oscar-Countdown 2016 läuft ...
✦ SCHWEIZ > „My Life as a Courgette“
Regie: Claude Barras
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=C5ADw9yOJC0
Es geht wieder los und die Schweiz schreit ganz laut und ungeniert: Erster! Das Alpenland eröffnet mit seiner Einreichung des französischsprachigen Stop-Motion-Animationsfilms "My Life as a Courgette", der bereits während der diesjährigen 69. Internationalen Filmfestspiele von Cannes in der unabhängigen Sektion 'Quinzaine des Réalisateurs' (Directors' Fortnight) gezeigt wurde, das Rennen um den Oscar 2016 in der Kategorie 'Bester fremdsprachiger Film'.
Was ist eigentlich "nicht-US-amerikanische Länder" für eine krass neue Formulierung?
Oha, da ist Deutschland dieses Jahr tatsächlich das erste Land, welches diesbezüglich anfängt, sich einen Plan zu machen bzw. dies auch öffentlich kundtut, wahrscheinlich nicht ohne Grund, denn bei dem positiven Feedback und dem IMDb-Wert (ja, der sagt eben halt doch immer einiges über diverse Mechanismen aus) dürfte eigentlich klar sein, welcher Streifen der deutsche Einreichungskandidat wird (es sei denn, die Anteile von gebrochenem Spontan-Englisch sind zu hoch, hab den Film noch nicht gesehen). Die Lobbyarbeit für die Tragikomödie muss auch so früh sein, damit in den USA genügend Leute den Film mitschneiden, denn der US-amerikanische Kinostart liegt mit dem 25. Dezember 2016 irgendwie richtig, aber dennoch für die Shortlist zu spät. Mir sind für "Toni Erdmann" zu Zeit ebenso keine weiteren Filmfestivalstarts auf dem nordamerikanischen Kontinent bekannt, diese wären allerdings wichtig. Was der US-Amerikaner zu Hause nicht gucken kann bzw. vom heimischen Feuliton besprochen wird, das wählt er nicht. Aber da wäre ja noch die 683 neuen Academy-Diversitäts-Mitglieder, die dieses Jahr hinzugekommen sind.
·
Ihr steht auf Weltkino jenseits von Hollywood und braucht noch 'ne Liste zum Vormerken aller Filme, die je für die Oscar-Kategorie 'Bester fremdsprachiger Film' eingereicht wurden? Für vier Jahrzehnte habe ich die Auflistungen schon komplett fertiggestellt, schaut ihr hier:
1950er Jahre:
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http://www.moviepilot.de/liste/aid1950erjfdoidkbfspfigf-balticinemaniac
1960er Jahre:
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http://www.moviepilot.de/liste/aid1960erjfdoidkbfspfigf-balticinemaniac
1970er Jahre:
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http://www.moviepilot.de/liste/aid1970erjfdoidkbfspfigf-balticinemaniac
2010er Jahre:
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http://www.moviepilot.de/liste/aid2010erjfdoidkbfspfigf-balticinemaniac
·
Die anderen drei Jahrzehnte soll(t)en schnellstmöglich folgen, es müssen allerdings dafür noch paar Hundert Filmchen in die Moviepilot-Datenbank eingepflegt werden, die bisher nicht vorhanden sind. Ich bin dann mal weg, muss mich sputen! ;)
Horche auf, wenn der Gehörnte redet! Höre genau hin, mein Kind, denn sonst wirst du die Botschaft missen, die er dir nachdrücklich zu vermitteln sucht. Lausche, sonst wird es Unheil geben, da ein Verpassen von außergewöhnlichem Filmerleben bei Abwendung von diesem meisterlichen Erstlingswerk nicht weltfern scheint. Der Schwarze Philip spricht zu dir energisch flüsternd: Wisse, oh, du lieblich Menschenwesen, dies ist einer der besten und filmkünstlerisch gelungensten Horrorfilme des 21. Jahrhunderts, daherkommend mit bestem Schauspiel und dichtem, mit Nebelschwaden zwischen düstrem Waldgeäst ausstaffiertem Fluidum, erhaben am verstörenden Ausgestoßenenschicksal einer frommen, der Natur ausgesetzten Siedlerfamilie Entstehung, Mechanismen und wahnhafter Steigerung von religiösem Fanatismus in einem Sozialgefüge im Angesicht der erwachenden, jungfräulichen, das Alte bedrohenden, weiblichen Sexualität (Anya Taylor-Joy, Newcomerin des Jahres) fern jeglicher Glaubensfesseln durchdeklinierend. Sich dem Üblichen der Genrejetztzeit inszenatorisch verweigerndes, aber doch nahezu alles andere davon hinter sich lassendes, großartiges Hexenstück von gehobenem Anspruch. Zum Sabbat, schnell!
Einer der genialsten und größten Tier-Sci-Fi-Horrorklassiker überhaupt! Gänsehaut und typische 70er-Sci-Fi-Suspense-Spannung pur von der ersten bis zur letzten Minute. Danach hatte ich definitiv ein Problem mit Armeisen, was ziemlich doof kommt, wenn man am Waldrand wohnt und ein Volk Roter Waldameisen gerade im Begriff ist, den heimischen Garten Schritt für Schritt mit herrschaftlich-aggressiver Note einzunehmen, selbstverständlich koordiniert von einem stetig wachsenden Waldameisenhaufentower, der mitten ins sonnenbeschienene Steingartenbeet konstruiert wurde. Vorsicht, sie kreuchen da draußen ...
Du hast eine eigene Meinung, 0 % stimmen mit dir überein. Na, welchen Film habe ich - selbstverständlich aus Überzeugung und relativem Unverständnis dafür, warum niemand die Qualitäten desselbigen sieht - gewählt? :D
Ehrlich gesagt ist es doch erfreulich zu vernehmen, dass ein grottenschlechter Film, der nach dem dritten Teil von "Der Hobbit" und dem Ägyptengöttermüll unweigerlich den Niedergang eines ganzen Genrebereiches - zumindest in den Budgetdimensionen und aus Hollywood kommend - vorantreibt, auch mal als solcher an den US-amerikanischen Kinokassen abgestraft und nicht noch mit einem Traumeinspielergebnis gefeiert wird, wie z.B. Bays schlechtester Kracher "Transformers 4: Ära des Untergangs" seinerzeit. Dass dieses lieblose CGI-Machwerk in China derart gut ankommt, liegt wohl an dem dortigen aktuell gerade vorherrschenden, meines Erachtens auch von der Industrie dem heimischen Publikum aufinstruierten Publikumsgeschmack, denn wer sich mal gründlich die letzten Jahre im chinesischen Mainstream umgeguckt hat, der wird vor lauter lieblosem, völlig überdimensioniert eingesetzten CGI-Overkill in den Filmen schnell das Brechen bekommen haben, was mich als ausgesprochener Fan des großangelegten, fantastischen (Wuxia-)Kinos mit expliziter historischer Note aus eben dem Reich der Mitte eh schon traurig genug macht.
Das wären dann ca. knappe 7000!
Eigentlich sollte dieser Umstand ja anhand der im Moviepilot-Profiltext vermerkten Anzahl ersichtlich sein, doch so einfach ist es dann doch nicht. Um auf die Differenz zu sprechen zu kommen: Ein wabernder grauer Erinnerungsbrei macht sich nämlich breit, wenn ich weit zurückdenke und versuche, die Filmsichtungen meiner Kindheit aufzudröseln und richtig zuzuordnen, da sind soooo viele osteuropäische Jugendfilme, aber auch "Erwachsenen"filme bei, die ich erinnerungstechnisch nicht mehr auseinanderhalten kann, von denen mir zwar noch Bildfetzen im Kopf rumschwirren, aber noch nicht mal der Titel einfällt, sodass ich sie nicht bewertet habe (was ja zudem auch nicht immer möglich ist). Selbst bei tatsächlich auch in der 40 Jahre lang abtrünnigen, mauerverriegelten Ostprovinz gezeigten Spencer/Hill-, de-Funés- oder Pierre-Richard-Filmen und Ähnlichem wird es teilweise ebenfals schwierig mit dem Auseinanderhalten 20+ Jahre danach, weshalb ich zunächst Bewertungen weggelassen habe. Des Weiteren habe ich auch nicht jeden Westcrap bewertet, den ich mir als freakiger Teen nach der Wende im Dauer-Accord reingezogen habe, weil auch dieser Konsum teilweise verwirrende Erinnerungsvermischungen hinterlassen hat. Und dann kommt noch eine gewisse Schlampigkeit beim Übertragen dazu, denn erst neulich fiel mir auf, dass ich einen eigentlich recht bekannten, von mir selbstverständlich bereits gesehenen Film nicht bewertet hatte, aber da ich auf 'ner Datenverarbeitungsmission war, ist mir der jetzt auch schon wieder titeltechnisch entfleucht. Verdammt! Mein Fazit fällt trotz der formalen Anzahl eher nüchtern aus: Ey, Alter, was hast du eigentlich die ganze Zeit gemacht, nur Shit geschaut als Young Fuckin' Something, wo sind denn das ganze geile Zeug und die kanongeadelten Klassiker in deiner Liste? Seh mal zu, du Spast! Ja, ja, der Horizont wird mit dem Alter größer, deswegen die noch zu bewältigenden Aufgaben aber nicht kleiner. Meine Erkenntnis: Ich habe viel zu wenig Filme geschaut, viel zu viel ist mir noch unbekannt, viel zu viele Filmregionen und Epochen sind noch nicht ausreichend durchmessen worden. Es wird also zukünftig nicht langweilig. Und ich muss als Kurzfilm- und Serienmuffel viel mehr Kurzfilme und auch TV-Serien gucken. Oh weh, auf geht's! Ich guck jetzt erst mal 'n Film ...
PS: Schön, dass die ganzen MPler mit den dicken fetten Guckzahlen hier in meiner Buddy-List sind, da fühlt man sich gleich wie zuhause und ... Nö Amely, ich hab jetzt nicht so richtig Bock auf Häkeln! ;)
Filmhighlights aus Norwegen waren tatsächlich im Erscheinungsjahr 2015 eher spärlich gesät, doch trotzdem drängt sich unweigerlich die Frage auf, warum denn ausgerechnet dieses illustre Katastrophendrama vom heimischen Genrefilmer Roar Uthaug den finalen Zuspruch des nationalen norwegischen Oscar-Auswahlgremiums erhalten hat. Nun gut, Joachim Trier war schon 2006 mit seinem wunderbaren Debüt "Auf Anfang" die erste Wahl, hätte aber vielleicht mit "Louder Than Bombs" mehr Pluspunkte bei den Academy-Juroren abgreifen können.
"Die Todeswelle", so der martialische deutsche DVD-Titel, weiß nämlich der Genresparte Katastrophenfilm so gut wie keine neuen Nuancen abzugewinnen oder die Parameter eines hochbudgetierten Hollywood-Blockbusters gekonnt in nordeuropäische Fjordlandschaft bzw. Wirklichkeitsgefilde zu übertragen. Wie ein uninnovatives Abziehbild eben jener Großproduktionen aus der Traumfabrik an der kalifornischen Küste wirkt vorliegender Streifen, der wohl als zaunpfahlwinkende Fingerübung des Regisseurs gedacht war, um den Entscheidungsetagen in Los Angeles ein visualisiertes Bewerbungsschreiben darzureichen mit Hoffnung auf und Ambition zu besser bezahltem Größeren. Seht her, ich kann das auch! Ja was genau hat er denn nun gekonnt? Stilecht Roland Emmerich zu kopieren, die Zutaten der leinwandgewordenen Geldmaschinen des Schwabendeutschen fürs eigene, zum Glück noch auf ein tatsächliches Ereignis aus der Mitte des vorherigen Jahrhunderts zurückgreifende Werk leicht umbauend.
Da haben wir den wissenschaftstechnischen Anfang, so schon gesehen z.B. bei "The Day After Tomorrow" oder "2012" und rein filmgeschichtlich bis in die goldenen Katastrophen-70er zurückverfolgbar ("Erdbeben"), vorwarnende Forscher, auf die mal wieder niemand so richtig hört, und dann die obligatorische Querverbindung zur Familie, die sich im Angesicht des geologisch-marinen Desasters verlieren und wiederfinden muss, ohne allerdings das actiongeladene Augenzwinkern eines Überpapas Dwayne 'The Rock' Johnson als Larger-Than-Life-Hero in "San Andreas" aus dem gleichen Jahr aufzufahren. Inzenatorisch dröge Klischeestein auf Klischeestein setzend, wird hier die Hoffnung auf eine begeisternde Genrefilmerfahrung aus europäischen Landen schnell eingemauert oder vielmehr vom titelgebenden CGI-Wassermonster in einem irritierenden, reininterpretierter laufzeittechnischer Dominanz zuwiderhandelnden Kurzauftritt ganz schnell weggespühlt, ohne auf eine zwischentonale Verfugung zu achten. Danach gehts in den Innenraum eines Hotels, genauer gesagt, in den Keller desselben, denn dort muss gegen steigendes Wasser überlebt und gerettet werden. Momen mal, erinnert das nicht an finale Szenen eines gewissen populären Schiffsuntergangs? Und das wars dann auch schon. Punkt, aus, Ende.
Obwohl noch anzumerken ist, dass sich die ganze Sache als Empfehlung für/von Roar Uthaug dann doch gelohnt hat, denn die Produzenten in Hollywood hielten ihn nach dem Ding hier tatsächlich für einen veritablen Macher mit internationalem Regisseursflair, der nun aller Voraussicht nach das Reboot von "Lara Croft" mit Oscarpreisträgerin Alicia Vikander in Angriff nehmen darf.
Och nö, ganz ehrlich, ist 2016 irgendwie so ein richtig schlechter Scherz von 'nem Totengräber oder was? Wisst ihr, ich habe nun die letzten Wochen ein ums andere Mal zu Persönlichkeiten aus der Filmbranche einen kleinen Abschied aufgrund ihres Todes geschrieben. Mein Profil-Dashboard ist voll davon. Doch dann kommt der nächste, und der nächste ... Ich mag echt nicht mehr! Das Gejammer meinerseits wird diesem Aushängeschild des iranischen Independentfilms selbstverständlich in keinster Weise gerecht. Ich hoffe, jemand findet die großen, passenden, richtigen Worte für diesen wunderbaren Kinopoeten. Meine sind im Angesicht des Jahres 2016 so langsam alle fort. Machen Sie es gut Herr Kiarostami!
Eine Liste mit Tragik:
http://www.moviepilot.de/liste/im2016zgaaduldfdidjfies-balticinemaniac
Ramin Djawadi ✴ Light Of The Seven
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http://www.youtube.com/watch?v=BIMc2t5EbTY
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Während der gestern nun endlich hinter mich gebrachten Marathonsichtung der jüngsten Staffel des in aller Munde liegenden Kampfes um den Herrschaftsstuhl fiel mir eines ganz besonders auf, Ramin Djawadi, dessen Game-of-Thrones-Titelmelodie mittlerweile wohl jedes Kind weltweit problemlos auf Anfrage vorsummen kann, wollte es mit seinen Kompositionen zur 6. Staffel der TV-Serie wirklich wissen. Die tonalen Gemälde, die er in die Hintergründe jeder Folge malte, um die gezeigten Bilder mit dem Klang zu beschenken, den sie verdienen, waren diesmal meines Erachtens besonders eindrücklich, von zart säuselnd bis wuchtig, im ganzen sehr melancholisch geraten und passgenau.
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Das Meisterstück seiner bisherigen Laufbahn als Komponist lieferte er nach meinem Dafürhalten für die auch filmisch mehr als beeindruckende Opening-Sequenz der 10. Folge (The Winds of Winter) ab. Eigentlich eher seinem Lieblingsinstrument, dem Cello, wie jeglichem anderen musikalischen Streichwerkzeug zugetan, was im mittelalterlichen High-Fantasy-Kontext auch nicht verwunderlich ist, packt er plötzlich für Das Licht der Sieben das Piano aus, was per historischer Assoziation da eigentlich nichts zu suchen hat, und lässt es auf grandiose Weise mit den Bildern fusionieren, sich steigernd, getragen die Fatalität des Gezeigten und des bitter eingefahrenen Triumphes untermalend, schlussendlich mit Orgel, Cello und Chor eine infernal-melancholische Symbiose zur erhabenen Vollendung eingehend - ganze zehn Minuten lang. Ein Stück Fernsehgeschichte, ein Stück Serien-Score-Geschichte. Jetzt muss dafür der längst überfällige Emmy folgen, alles andere wäre eine hanebüchene Fehlentscheidung!
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GoT, 6. Staffel, vollständiger Soundtrack, 26 Stücke:
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https://www.youtube.com/watch?v=fbrv7NBBvIs&list=PLHIXcvYeTGiPY9vfcXWJmK4vJvG1OKY3T
Ganz still und nahezu unbemerkt hat sich in der Nacht von gestern zu heute etwas ereignet, denn in meinem Profiltext wandelte sich eine 4 ganz unscheinbar in eine 5. Mir war gar nicht bewusst (zumindest habe ich es irgendwie nicht richtig verinnerlicht), dass ich mich tatsächlich am 4. Juli bei Moviepilot angemeldet habe, noch lag darin irgendein weiterer Hintersinn verborgen. Nun denn, feiere ich also am 4. Juli meine MP-User-Geburt, ob dies eher ein Abhängigkeitstag als ein Unabhängigkeitstag ist, bleibt jedoch fraglich. Fünf Jahre bin ich nun schon hier, keine Sperrung, kein einziger als bedenklich gemeldeter und verborgener Kommentar und - und das ist wohl auch mittlerweile eine Leistung - kein einziges Mal (selbst) gelöscht (worden) inklusive Neuanmeldung. Dann bleibt mir also nur noch ein schlichtes 'Prost' zu raunen und den ganzen verrückten Spaß hier auf die quer gebürstete Zwölf - da ja so "supergut" zu mir als Weltfilmreisender "passend" - mit folgendem illustren, vor lauter blau-weiß-roter Flaggenkost triefenden, aber auch mit einem Augenzwinkern (siehe Ende) hergestellten Film-Supercut zum 4th of July zu begießen (inklusive Szenen aus vorliegendem Film) ...
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https://vimeo.com/172787246
Obwohl ich an solche religiösen Bilder nicht so recht glauben mag, passt es gerade bei ihm wie Buds Faust aufs Auge, und ich hoffe doch, dass das Himmelstor für ihn ganz weit offen steht, denn eine illustre Runde, um ihn im Jahr 2016 gebührend zu empfangen, ist ja bereits anwesend. Danke für den völlig zu unrecht von der Kritik damals niedergetrampelten Jahrhundertwestern "Heaven's Gate", der so gar nicht ins US-amerikanische Selbstverständnis der 1980er Jahre passen wollte, und schade, dass danach niemand mehr das große Wagnis mit diesem manisch perfektionistischen, seine Ideen unbedingt durchsetzen wollenden Regisseur eingehen wollte, etwas Außergewöhnliches zu realisieren, weil er ein ganzes Studio genau mit diesem Western ruinierte und eine Hollywood-Ära beendete. Wenn ich mir so die Liste seiner angefangenen und nicht realisierten Projekte anschaue, hätte ich davon gerne noch etwas gesehen. So bleibt die Erinnerung an Veröffentlichtes, wie z.B. an sein Debüt "Die letzten beißen die Hunde" mit Clint Eastwood, den Halbweltthriller im Chinatownmilieu "Im Jahr des Drachen" mit dem noch fresh aussehenden Mickey Rourke oder aber auch an "Der Sizilianer" mit Christopher Lambert, immer wieder gerne von mir gesehen, aber eher weniger von der Masse erwähnt. Übrigens gehörten fünf seiner Filme zu den ersten, die ich auf damals noch VHS besaß, weshalb es mich gerade etwas peinlich berührt, dass ich bisher noch nicht einmal den MP-Fan-Button gedrückt hatte. Schade drum, dass zum langen Schluss, der nicht derartig lang hätte sein müssen, keine Studiogläubiger mehr übrigblieben sind und Platz für einen eher zwiespältig zu betrachtenen Freund machten, den Alkohol. Machen Sie es gut Herr Cimino und ruhen Sie in Frieden!
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http://www.moviepilot.de/liste/im2016zgaaduldfdidjfies-balticinemaniac
Alle Bud-Spencer-Filme gesehen als Kind, alle mehrmals, dutzendfach, das Duo Spencer-Hill nachgemacht, nachgespielt auf dem Schulhof, im Wald. Die Geräusche von Bud Spencers Schlägen konnten wir alle aus dem Effeff nachmachen. Sprüche klopfend den Kult damals gefeiert und heute die Erinnerung daran lebendig, Zeiten voller naiver Betrachtung von Film, lange her, unvergessen. Was zur Kindheit gehörte, verblasst nicht so schnell, auch wenn man als Erwachsener die Figuren, die Filme doch etwas differenzierter betrachtet. Wie prägend kann ein Mensch aus der Populärkultur auf dem Lebensweg sein... Bud Spencer gab die Antwort darauf vor und nach der Zeitenwende. Genug geschrieben, Ruhe nun, denn was soll man noch tun, außer mit einer Träne im Auge zum Abschied mit der Faust klatschend in die Handfläche zu schlagen. Addio! Danke für ein wunderschöne Zeit!
Wer die beschissenste Liste des Jahres 2016 noch braucht:
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http://www.moviepilot.de/liste/im2016zgaaduldfdidjfies-balticinemaniac
Da ging er ebenso dahin wie die anderen, vor Tagen schon, völlig überraschend, völlig unbemerkt, der nächste aus der namhaften Riege der Filmschaffenden, und der Sensenmann des Jahres 2016 macht eine weitere Kerbe in den Stil seines metallenen Mähgerätes. Einer der wenigen deutschen Schauspieler, die irgendwie bleibend das Gesicht des deutschen Films und Fernsehens in der erweiterten Nachkriegszeit prägen konnten. RIP Schimanski! :(
"Aktuell plant er ein Remake des Science-Fiction-Klassikers Flucht ins 23. Jahrhundert."
Dieses Projekt ist zumindest mit Refn und Gosling schon seit zwei Jahren gestorben (siehe z.B. folgender Artikel: http://www.cinemablend.com/new/Nicolas-Winding-Refn-Confirms-His-Logan-Run-Remake-Dead-39631.html).
Gerade wenn ich mir das für diesen Artikel verwendete Bild von ihm aus dem letzten Terminator-Film anschaue, dann sehe ich so viel filmisches Einsatzpotenzial für ihn in der Zukunft (z.B. in historischen Rollen), eine Zukunft, die nun ohne ihn weitergehen muss und Filme, die mit anderen Darstellern fertiggestellt werden. Es ist so verdammt schade, wenn ein derart talentiert junger Mensch durch eine so unglückliche Verkettung der Umstände ums Leben kommt. Nicht nur auf der Brücke der Enterprise wird es eine Lücke geben, die nicht so schnell zu stopfen sein wird. In der Gedenkhalle des Klub 27 wird eine weitere Kerze angezündet werden müssen und die obersten Inschriftreihen des Nekrolog 2016 tragen neben Alan Rickman und David Bowie nun auch seinen Namen. Möge er in Frieden ruhen!
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http://www.moviepilot.de/liste/im2016zgaaduldfdidjfies-balticinemaniac
Das dürfte jetzt wohl nicht mehr das allerwichtigste Problem sein ... :(
Chekov ist tot! Die Brücke der Enterprise und damit der Star-Trek-Reboot verlieren eines ihrer wichtigen Crewmitglieder und der Club 27 (https://de.wikipedia.org/wiki/Klub_27) gewinnt dadurch heute traurigerweise ein weiteres Mitglied hinzu. Was für eine unfassbare Tragödie hat sich da heute im San Fernando Valley abgespielt. So sollte niemand sterben (müssen)! Es ist einfach so traurig, dass dieser aufstrebende Jungstar so früh die Filmwelt verlassen hat! Star Trek Beyond? So ist es wohl ... RIP!
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Nekrolog der Filmschaffenden 2016:
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http://www.moviepilot.de/liste/im2016zgaaduldfdidjfies-balticinemaniac
Wieder einmal wird hier Debütoriginalität suggeriert und unterschlagen, dass es sich bei diesem Klassiker um kein Original, sondern um ein Remake eines 1-stündigen Fernsehspiels aus dem Jahr 1954 handelt, bei dem derselbe Drehbuchautor am Werk war, aber bei dem - ebenfalls nicht unbekannt - Franklin J. Schaffner ("Planet der Affen", "Patton", Papillon", "The Boys from Brazil") die Regie führte.
Spannend auch, wie die allgemeine Wahrnehmung eben nur den heute gesendeten 1957er-Film "Die zwölf Geschworenen" (fälschlicherweise als DAS Original, wie zuvor geschrieben) und das (eine weitere) Remake vom "Exorzist"-Regisseur William Friedkin aus dem Jahr 1997 zu kennen scheint, obwohl es doch noch eine ganze Reihe mehr Neuauflagen des Stoffes gibt, von denen eine sogar eine weitere Oscarnominierung einheimsen konnte.
Die Remakes des 1954er Originals:
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1957 _ Die zwölf Geschworenen (Kinofilm; USA) --- Regie: Sidney Lumet
1963 _ Die zwölf Geschworenen (TV-Film; Bundesrepublik Deutschland) --- Regie: Günter Gräwert
1982 _ Tolv edsvorne menn (TV-Film; Norwegen) --- Regie: Tore Breda Thoresen
1986 _ Ek Ruka Hua Faisla (Kinofilm; Indien) --- Regie: Basu Chatterjee
1997 _ Die 12 Geschworenen (TV-Film; USA) --- Regie: William Friedkin
2005 _ Only God Can Judge Me (Videofilm; USA) --- Regie: Tody Walker
2007 _ 12 (Kinofilm; Russland) --- Regie: Nikita Michailkow ---> Oscar-Nom: Bester fremdsprachiger Film
2010 _ Douze hommes en colère (TV-Film; Frankreich) --- Regie: Dominique Thiel
2014 _ 12 Citizens (Kinofilm; China) --- Regie: Ang Xu