Bandrix - Kommentare

Alle Kommentare von Bandrix

  • 2

    Um Gottes Willen.
    Schon lange habe ich nicht mehr ein solch unterirdisches Werk wie das Remake bzw. Sequel von „Freitag, der 13.“ Gesehen.
    Unterirdische Darstellerleistungen, komplett hanebüchene Handlungen der Charaktere und Ungereimtheiten en masse.
    Was Markus Nispel in „Texas Chainsaw Massacre“ noch richtig machte, hat er offensichtlich wieder verlernt.
    Nach ellenlanger Einführung einer Gruppe unsympathischer Jugendlicher wird eine weitere Gruppe noch unsympathischerer Jugendlicher eingeführt. Klar, irgendwie muss man ja auf die berühmten 90 Minuten kommen.
    Das Einzige, das diese Leutchen kümmert, ist Saufen, Ficken, Kiffen. Nicht unbedingt in der Reihenfolge. Manchmal auch munter gemixt.
    Selbstverständlich bedienen sich diese einer völlig realistischen Jugendsprache. Wörter wie Ficken werden sofort abgelöst von hochtrabenden Sätzen, wie zum Beispiel „Deine Nippel sind so wohl platziert“. Als wäre Shakespeare in der heutigen Zeit gestrandet und würde versuchen zwei Sprachstile miteinander zu kombinieren. Grauenhaft.
    Von Spannung kann da natürlich keine Rede sein. Langweilige Todesszenen, depperte Storywendungen und einen lustigen Quotenschwarzen. Der Gipfel ist das Klauen des genialen Schluss-Schockers des Erstlings, der mir damals vor Schreck beinahe die Schuhsohlen ausgezogen hat. Doch unter Nispels Regie verkommt dieser Moment zu belanglosem und vollkommen unrealistischem Quatsch. Jared Padalecki sollte bei „Supernatural“ bleiben. Da fällt seine Talentlosigkeit nicht in dem Maße auf(ich mag die Serie trotzdem!).
    Mehr hat der neuerliche Jason- Aufguss dann auch nicht zu bieten.
    Ach, doch. Wohl plazierte Nippel natürlich!

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    • Muss mitcharts leider zustimmen. In letzter Zeit schleichen sich einige heftige Fehler bei euch ein.
      Zum Film: Mit Recht gefloppt. Es ist schon eine Schande, dass Constantin Film eine dermaßen schlechte Synchronisation auf den deutschen Markt bringt. Gute Ansätze gab bzw. gibt es, einigermaßen düster ist es auch, aber das macht leider noch lange keinen guten Film.

      • 7

        Oha.
        Nach dem Lesen all der Kritiken hier auf MP muss ich mich fragen, ob ich nicht unter akuter Geschmacksverirrung leide. Anscheinend bin ich der einzige Mensch, dem „The Tempest“ wohl gefällt.
        Zwar hat der Film unbestreitbar seine Fehler, im Großen und Ganzen ist er aber durchaus unterhaltsam. Die Story an sich ist natürlich bekannt, behandelt sie doch Shakespeares gleichnamiges Theaterstück.
        Regisseurin Julie Taymor lässt ihre Akteure die Originalverse vorsprechen. Es ist sicherlich nicht jedermanns Sache, sich in der heutigen Zeit die Shakespearsche Sprache antun zu müssen. Da ich jedoch ziemlich fasziniert von seinen Stücken bin, fördert das mein Interesse an „The Tempest“ nur noch mehr. Die deutsche Synchro habe ich mir erst gar nicht angetan, kann die poetische Kraft Shakespeares doch im deutschen nur schwer in Worte gefasst werden.
        Befinden sich dazu noch einige herausragende Darsteller an Bord, so hat ein Film schon mal einen dicken Stein im Brett. Angefangen bei der wunderbaren Helen Mirren, die die verstoßene Prospera spielt, über Ben Wishaw als Diener oder auch Dominic Cooper als intriganter Bruder. Das passt alles wie die Faust aufs Auge. Taymors Bildsprache tut ihr Übriges um den Film noch interessanter zu gestalten. Einziger Dorn im Auge ist Russell Brand, der so gar nicht in das Konzept passen will. Auch wenn er eher die Rolle des lustigen Nebencharakters einnimmt, so wirken seine Szenen vollkommen unpassend und nur selten wirklich witzig. Da tut einem Alfred Molina tatsächlich leid, teilt er sich doch sämtliche Szenen mit ihm.
        Taymor baut auch vermehrt auf Effekte um Shakespeares Geschichte noch zu untermauern. Das funktioniert anfangs recht gut, die Bildsprache ist ausgezeichnet, allerdings fällt in der Folgezeit der Ursprung aus dem PC immer wieder negativ auf und reißt aus dem Geschehen. Dafür wiederum sind die Kostüme und Sets perfekt, vor allem Wishaws Auftritt als Harpie bleibt im Gedächtnis. Der Score ist im gleichen Maße unüblich wie passend. Von rockig und wild bis hin zu elegisch und langsam ist alles dabei und fördert die Stimmung.
        Alles in allem also ein Film, der nicht jedem gefallen kann und muss. Für die Einen zu weit vom Mainstream entfernt, während Andere von oben angesprochenen Fehlern wohl mehr abgeschreckt werden dürften. Shakespeare-Fans sollten sich „The Tempest“ trotzdem mal zu Gemüte führen. Ein interessantes Stück Film stellt Julie Taymors neuester Streich so oder so dar.

        9
        • 8 .5

          Robert Redford benutzt die ikonische Figur Abraham Lincoln nur als Aufhänger für seine zwar etwas kleinere dafür aber genauso faszinierende Geschichte. Er bedient sich dessen Ermordung um ein packendes Stück Zeitgeschichte auf Zelluloid zu bannen.
          Im Mittelpunkt steht der überaus sympathische James McAvoy, der im Gerichtsverfahren gegen die Verschwörer Lincolns die Frau Mary Sutten verteidigt – angeklagt wegen Mithilfe an Lincolns Ermordung.
          Dabei versäumt Redford es nicht aus dem Gerichtsthriller einen Diskurs über die funktionierende Rechtsstaatlichkeit eines Staates anzuregen, wenn der Schuldspruch doch schon festgeschrieben steht. Ein Ergebnis, nur um schnell die Sache abzuschließen, auf Kosten der ach so heiligen Verfassung. Für Lincoln absolut unmöglich und dabei hochbrisant, dass seine Nachfolger und engsten Vertrauten sein Erbe kurz nach seinem Tod mit Füßen treten. Natürlich ist der Bezug auf die heutige Zeit vorhanden, in Zeiten des „War on Terror“ ist die Frage nach Menschenrechten im Hinblick auf mögliche terroristische Aktivitäten aktuell wie nie.
          Man könnte auch vereinfacht ausdrücken: Amerika kommt in „Die Lincoln Verschwörung“ ziemlich schlecht weg.
          Neben all den politischen Bezügen ist der Film aber auch ein astreines Drama, das gekonnt Spannung aufbaut. Sei es in den – leider etwas spärlich eingesetzten – Gerichtsszenen, oder auch außerhalb des Gerichtssaals. Einen großen Anteil daran haben die Schauspieler, wobei Robin Wright ihr Talent am eindrucksvollsten unter Beweis stellt. Sie spielt die gebrochene Robin Wright ergreifend, menschlich und sehr einfühlsam. Auch McAvoy macht sich in seiner Rolle als etwas unerfahrener Anwalt gut, wobei es schwer fällt in ihm einen Kriegshelden zu sehen. Kevin Kline und Danny Huston müssen ebenfalls erwähnt werden. Wunderbare Darstellung.
          Anlass zur Kritik findet sich nur in der etwas seltsamen Wahl der Farbfilter, die manch eine Figur mit eigenem Heiligenschein (überspitzt formuliert) herumlaufen lassen. Kostüme und Sets sind jedoch wie zu erwarten große Klasse.
          „Die Lincoln Verschwörung“ ist also zum einen ein packendes Gerichtsdrama mit überragenden Darstellern, als auch ein kleiner Diskurs darüber, was ein Staat in Krisenzeiten darf und was nicht.

          9
          • 9 .5

            Nicht nur ein paar Stunden oder Tage habe ich verstreichen lassen. Nein, beinahe einen ganzen Monat.
            Warum? Nun, es ist wohl Feigheit. Ich habe auch jetzt noch nicht wirklich Ahnung, wie ich dieses Monstrum von Film kommentieren soll.
            Dieses Aufeinandertreffen verschiedenster Zeichenstile, die Brechts empirischem Theater alle Ehre machen. Der Zuschauer wird ab Sekunde 1 an irritiert, vor den Kopf gestoßen, sein Gehirn durch einen Fleischwolf gedreht.
            Das ist nicht mehr Film, das ist Erfahrung auf einer höheren Ebene.
            Vordergründig begleiten wir den Jugendlichen Nishi auf seiner Reise durch seine Heimatstadt, Himmel, Hölle und Wale.
            Richtig gelesen. „Mind Game“ ist kein bloßer Film über das Heranreifen, über das Übernehmen von Verantwortung, Selbstläuterung sowie Erfahrung. Er behandelt noch so viel mehr als das, ist deshalb schwer zu erfassen, trotzdem schonungslos ehrlich und dürfte den Einen oder Anderen mit Sicherheit abschrecken.
            Mal Triaden-Thriller, dann transzendentes Drama nur um schlussendlich im Überlebenskampf zu gipfeln, der munter alle vorherigen Themen miteinander kombiniert, vertauscht, überhöht und verstärkt. Skurrile Charaktere wohin das Auge sieht, abgefahrene Situationskomik, mal derb, mal einfühlsam – jedoch immer treffend.
            Szenen von unglaublicher Schönheit, die packen, nicht mehr loslassen und von Anfang bis Ende faszinieren. Hinzu kommt die wohl sinnlichste und beste Sexszene, die mir je in einem Film untergekommen ist. Die Liebe zwischen zwei Personen, die sich Beiden durch Sex erst eröffnet, wird in allerlei Farben und Zeichenstilen zelebriert und offenbart eine solche Intimität und Unschuld, dass es einem beinahe den Atem nimmt. Wow.
            Doch auch der restliche Film überrollt einen quasi mit seinen vielen verrückten und skurrilen Ideen. Keine Zeit um aufzuatmen oder eine Pause zu machen. „Mind Game“ rennt schneller noch als Usain Bolt kilometerweit, lässt auf seinem Weg nichts aus und ist an Gigantismus und purer Lebensfreude kaum zu übertreffen.
            Mitreißend wie kein Zweiter, überschlägt sich der Film gegen Ende selbst, wird mehr als bloßes Zelluloid, berührt auf allen Ebenen, spricht nur noch zum Herzen des Zuschauers, zeugt von unbändigem Überlebenswillen und lässt mich als Zuschauer erschöpft zurück.
            Erschöpft von diesem filmischen Amoklauf, der mit mir macht, was er will und einen Scheiß darauf gibt, wie es mir dabei geht. Trotzdem bin ich glücklich. Mit klopfendem Herzen.
            Gehirnfick.
            Entschuldigt bitte meine Ausdrucksweise.

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            • Der Trailer ist so sexy, ich musste mir jetzt einfach die 7. Staffel per Import bestellen. Verdammt, mein Geld!

              • 9

                Zu Beginn noch so rasant wie ein „City of God“ auf Speed, entwickelt sich der Anime-Überflieger „Tekkonkinkreet“ zum absoluten Fest für Freunde der japanischen Trickfilmkunst.
                Angesiedelt in einem Slum im Tokio der (nahen) Zukunft verfolgen wir die zwei jungen Straßenkinder Schwarz und Weiß in ihrem alltäglichen Kampf ums Überleben. Das erinnert anfangs noch stark an oben genannten Film. Schnelle Schnitte, eine unheimlich dynamische Kamera, farbenprächtige Panoramen – sogar musikalisch sind gewisse Ähnlichkeiten zu erkennen.
                Zwar braucht „Tekkonkinkreet“ trotz nie aufkommender Langeweile, etwas, um in Fahrt zu kommen – verdichtet sich jedoch die Story und nimmt an Dramatik zu, öffnet sich die Tür zu einem (nicht nur) visuellen Augenschmaus.
                „Tekkonkinreet“ kann ab einem bestimmten Punkt nicht mehr bloß gesehen werden. Er muss gefühlt werden, das Herz muss sich dem Film öffnen. Auf dramaturgische Regeln, Sehgewohnheiten, eben all das, was „normale“ Filme nun mal ausmacht, gibt der Film einen feuchten Kehricht.
                Das Finale schäumt geradezu über vor gewaltigen Bilderwelten, lässt uns in Sekundenschnelle einen Eindruck nach dem Anderen verarbeiten und nicht zur Ruhe kommen.
                Hier ficht der Protagonist einen Kampf mit seinem Innersten. Unschuld gegen Sünde, kindliche Träumereien gegen traurige Realität. Dabei brennt sich „Tekkonkinkreet“ so unglaublich schön als auch brutal in das Gehirn des Zuschauers ein, dass Realität und Fiktion ineinander greifen, das Universum zum Spielball verkommt und letzten Endes die Liebe das Einzige ist, das übrig bleibt.

                8
                • 9

                  Hayao Myazaki ist und bleibt ein Meister seines Fachs.
                  Dies bewies er jedoch schon mit seinem ersten großen Hit „Nausicaä“, wodurch es ihm möglich war das heute weltbekannte Studio Ghibli zu finanzieren.
                  „Nausicaä“ steht seinen Nachfolgern auch in nichts nach. Schon hier zeigt Myazaki dem Zuschauer was ihm wichtig ist.
                  Der Umgang des Menschen mit der Natur. Der Mensch darf nicht denken, die Erde gehöre ihm und er dürfe tun und lassen, was er möchte. Viel eher muss er lernen mit der Natur zu leben und sie nicht auszubeuten. Dies zieht sich wie ein roter Faden durch all seine Ghibli – Werke. So ist es auch folgerichtig, dass die Menschen in „Nausicaä“ die Erde beinahe komplett durch Kriege verwüstet haben und nur noch wenige von ihnen in Sicherheit leben. Denn nun ist die Welt besiedelt von Insekten gegen die die Menschheit nichts ausrichten kann. Immer mehr Land fällt ihnen zum Opfer. Den Insekten und dem ominösen Meer der Fäulnis. Es scheint, als ob sich die Natur am Menschen rächen und sich ihr Eigentum wieder einverleiben würde.
                  Inmitten dieser Hölle lebt Nausicaä. Eine Bewohnerin eines Tals, das dank reiner Luft bisher von allem Übel verschont wurde. Natürlich kann dieses Paradies nicht ewig Bestand haben…
                  Myazaki entwirft mal wieder eine farbenfrohe und detailreiche Welt, die einen zwar nicht einlädt zu bleiben, jedoch ungemein faszinierend ist. Fremde Wesen, riesenhafte Insekten und monumentale Luftschiffe. Dabei entfaltet sich die Geschichte überraschend ernst und ist weniger etwas für Kinder. Menschen werden getötet und das nicht zu knapp. Sowieso geht es überaus martialisch zu Werke.
                  Nichtsdestotrotz ist „Nausicaä“ ein frühes Meisterwerk des Altmeisters. Voller Phantasie, Lebensfreude, sowie einer einfachen und dennoch wichtigen Botschaft.

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                  • 7

                    Es ist wohl der Albtraum eines jeden Vaters bzw. einer jeden Mutter. Die Entführung des eigenen Kindes. Vollkommen unbefangen trifft man sich mit Freunden um Thanksgiving zu feiern. Alle sind gut gelaunt, es wird gelacht, gespielt. Die Kinder wollen kurz nach draußen um etwas zu holen. Versprechen, sofort wieder zurückzukommen. Natürlich wird zugestimmt, was ist denn schon dabei?
                    Eine halbe Stunde später sind sie allerdings noch nicht wieder da. Man fängt an zu suchen. Das Haus, der Garten, der Keller.
                    Nichts.
                    Wo könnten sie sein? Langsam macht sich Unruhe breit, das Gefühl, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. Ein, zwei Stunden vergehen ohne etwas von ihnen gehört zu haben. Verzweiflung schwappt von einem Beteiligten zum Nächsten. Die Polizei wird verständigt. Hysterie findet ihren Weg, fegt die zur Schau getragene Gelassenheit beiseite.
                    Weitere Stunden vergehen. Was ist nur passiert?
                    Dies ist die Ausgangslage des Thrillers „Prisoners“, der vor Kurzem im Kino erschienen ist. Regisseur Dennis Villeneuve, der 2010 mit „Incendies – Die Frau die singt“ mit einer Oscarnominierung bedacht wurde – präsentiert die zwei betroffenen Familien in den Anfangsminuten ungemein sympathisch. Stets bleibt er dicht am Geschehen, stellt die Charaktere vor und zeigt mustergültig, wie eine eigentlich heitere Feier in nacktes Grauen umschlagen kann. Der Beginn des Films wirkt überaus authentisch, zieht den Zuschauer mitten ins Geschehen. Fast schon atemlos verfolgt er die ersten Schritte der Polizei, die Inobhutnahme des ersten Verdächtigen. Hierbei wird neben den Familien eine weitere wichtige Figur eingeführt. Detective Loki (Jake Gyllenhal), der Leiter der Ermittlungen.
                    Bis zu diesem Moment macht „Prisoners“ alles richtig und ist auf bestem Wege zu Genre-Meisterwerken a la „Sieben“ aufzuschließen. Doch mit fortschreitender Laufzeit verliert der Film leider zunehmend an Drive.
                    Ist anfangs noch eine gewisse Grundspannung vorhanden, versiegt diese nach und nach. Ein durchgehender Spannungsbogen ist nicht auszumachen, sie generiert sich nur durch gelungene Einzelszenen. Der Film verheddert sich in einigen Subplots, will unheimlich viele Themen ansprechen und schafft es nicht, eines in seiner Gänze auszuformulieren.
                    So mischt Drehbuchautor Aaron Guzikowski Motive der Selbstjustiz mit dem Verlust des Glaubens der Opfer oder widmet sich im nächsten Moment wieder Loki und seinen Selbstzweifeln. „Prisoners“ scheitert also an seinen selbstgesteckten Zielen. Er weiß nicht, ob er bloßes Unterhaltungsprodukt im Thriller-Segment sein will, oder aber grundsätzliche menschliche Thesen bearbeiten bzw. anreißen will. Dazu kommt, dass der Zuschauer zum Ende hin den Ermittlern ein paar Schritte voraus ist und nur auf des Rätsels Auflösung wartet. In seinen überaus langen 150 Minuten versucht Regisseur Villeneuve also eine Vielzahl an Fragen aufzuwerfen, was dem Erzählfluss des Films nicht gut tut.
                    Das klingt nun aber schlimmer, als es eigentlich ist.
                    Die Figur des Detective Loki ist beispielsweise äußerst interessant, was mit Sicherheit an Jake Gyllenhal liegt. Der gibt seiner Figur nämlich allein durch Gang, Gestik und reduzierter Mimik einiges an Tiefe. Der Zuschauer spürt förmlich seine Abgestumpftheit, das dicke Fell, das er sich durch Jahre der Polizeiarbeit zugelegt hat. Sei es ein nervöses Blinzeln, der schlurfende Gang – Gyllenhal hat sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt. Auch der restliche (namhafte) Cast muss sich nicht verstecken. Paul Dano beweist trotz geringer Screentime, dass er schlichtweg alles spielen kann und Hugh Jackman fängt die Hilflosigkeit seiner Vaterfigur, die ihn die Grenzen seines moralischen Denkens ausloten lässt, gekonnt ein. Dank der Darsteller bleibt der Zuschauer also am Ball, selbst wenn ein gelegentlicher Blick auf die Uhr nicht auszuschließen ist. Dafür besitzt der Film einen gewissen dokumentarischen Flair, da das Szenario äußerst realistisch und zu Teilen auch erschreckend wirkt. Weniger optisch aufgemöbelt als „Sieben“ und in Sachen Figurenentwicklung eher in Richtung „Memories of Murder“ gehend, hat „Prisoners“ seinen eigenen Charme.
                    Schade nur, dass das Finale kaum die sogartige Spannung entfalten kann, die eigentlich erwartet wird. Hier macht sich wieder einmal die aufgeplusterte Laufzeit bemerkbar, wodurch die Schlussminuten ihre dramatischen Qualitäten nicht ausfüllen können. Irgendwann ist nun mal auch gut. Was bleibt, ist ein sehenswerter Thriller, der allerdings nicht über die vollen 150 Minuten zu packen weiß. Dank der Figuren rettet sich „Prisoners“ jedoch passabel über die Zeit.

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                    • 9
                      über Narc

                      Was für ein kleines, fieses Monster von einem Film.
                      „Narc“ ist ein zu Unrecht unbekannter Copthriller, der durch seine starken Charaktere, einer gewissen Rohheit und bis zu einem gewissen Grade auch durch Realismus besticht.
                      Die Welt, in der sich die zwei Hauptdarsteller bewegen ist durch und durch dreckig. Wahre Helden gibt es nicht und sowieso besteht alles, wirklich alles aus Grautönen.
                      Das Leben eines Undercovercops im Drogensumpf wird von Regisseur Joe Carnahan ohne viel Federlesens erzählt. Immer auf den Punkt, mit gehörig viel Charaktertiefe und einem Finale, das sich gewaschen hat.
                      Der Carnahan, der eigentlich mit „A- Team“ oder „Smokin Aces“ dem Style over Substance frönt - wenn auch zugegebenermaßen ziemlich unterhaltsam - soll für solch ein Cop-Drama verantwortlich sein?
                      Ja, tatsächlich dieser Regisseur zeichnet sich sogar als Drehbuchautor aus, lässt Jason Patric und Ray Liotta an ihre Grenzen gehen und flößt ihnen im ruhigen Mittelteil dermaßen viel Tiefe ein, dass man aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt. Vor allem Liotta spielt wie entfesselt, sorgt für Gänsehaut und ist des Öfteren dem Wahnsinn bedenklich nahe.
                      Blass bleibt hingegen der Konflikt Patrics mit seiner Ehefrau, der zwar dramaturgisch Sinn macht, jedoch das Geschehen nicht wirklich weiter bringt. Das tritt aber völlig in den Hintergrund, wenn der Showdown beginnt und eine Wendung nach der anderen aus dem Ärmel geschüttet wird, sodass nichts mehr ist, wie es zuvor schien.
                      „Narc“ ist eine empfehlenswerte Perle, ein mieser Bastard und der Beweis, dass Carnahan mit weniger Geld tatsächlich Großes leisten kann.

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                      • 7

                        „Der Mönch“ ist ein Film, der allein schon aufgrund seiner Thematik nicht jedermann gefallen dürfte.
                        Zwischen Himmel und Hölle, Sünde und Frömmigkeit, Buße und Demut wandelt Vincent Cassell durch die Gemäuer eines spanischen Klosters.
                        Als Vorzeigepriester dient er für die Bürger der Stadt als Idol, seine Predigten sind durchaus berüchtigt. Natürlich ist es offensichtlich, dass dieses Prachtexemplar des katholischen Glaubensvertreters im Folgenden einer harten Glaubensprüfung unterzogen wird.
                        Das ist in seiner Bebilderung einigermaßen originell, hat definitiv seine Momente und entschädigt im Schlussakkord für einen doch recht gemächlichen und eintönigen Einstieg.
                        Leider merkt man dem Film die nötigen Kürzungen gegenüber der Buchvorlage an, selbst als Nichtkenner. Die eigentliche Hauptstory wirkt auf das Nötigste heruntergebrochen. Der Konflikt, den Cassell in seinem Innersten mit sich ausficht, kommt nur selten wirklich zur Sprache. Auch die Sünde in der Form einer Frau (wie überraschend!), ihre Hintergründe – all das wird nicht wirklich geklärt.
                        Es gibt bessere Filme, die den Glaubenskampf zum Thema haben. Allerdings hat „Der Mönch“ einen gewissen Charme, gerade weil er sich sehr zurücknimmt und am Ende überraschend konsequent die zwei Handlungsstränge zusammenführt.
                        Dank der Präsenz des Vincent Cassell bleibt der Zuschauer auch in den etwas nichtssagenden Sequenzen am Ball, die passende Filmmusik tut noch ihr Übriges dazu.
                        Zwar kein neues Gothik Meistwerk, wie auf der DVD- Hülle beschrieben, aber irgendwie faszinierend. Auf seine eigene Art zumindest.

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                          • 7 .5

                            „21 Jump Street“ ist wohl einer der Überraschungen im Bereich Komödie des letzten Jahres.
                            Gnadenlos komisch präsentieren sich die zwei Chaotencops Channing Tatum und Jonah Hill in den ersten zwei Dritteln.
                            Ersterer erstaunt durch tatsächlich vorhandenes komödiantisches Talent und Zweiterer zeigt, dass mehr in ihm steckt als der dicke Blödeltyp.
                            Das Umdrehen gängiger High School – Klischees ist dabei der große Trumpf dieser Produktion. So sind plötzlich Hipster und Öko- Freaks die coolsten Typen der Schule. Nichts mehr mit talentierten Sportlern oder denjenigen mit dem teuersten Auto.
                            Hill entpuppt sich hierbei als neuer Klassenprimus, ist angesagt und hip – ganz anders noch als zu seinen richtigen Schulzeiten. Tatum findet sich plötzlich als Außenseiter wieder. Keine Ahnung von Öko, gesunder Ernährung, Sprit sparenden Autos und höflichem Benehmen.
                            Das sorgt erst einmal für gnadenlos komische Szenen, die ich so nicht erwartet hätte. Leider aber hält „21 Jump Street“ dieses Niveau nicht durchgängig aufrecht. So versinkt das letzte Drittel in einem schießwütigen Blutbad, das den originellen Witz der vorherigen Minuten vermissen lässt. Hin und wieder schlägt der Film dann auch über die Stränge (abgeschossener Penis ist nicht besonders lustig), kann sich aber dank lustiger Cameos retten.
                            Auf das Sequel bin ich trotzdem gespannt, denn gelungen ist „21 Jump Street“ sicherlich. Sehenswert, mit Schwächen, jedoch vor allem zu Beginn gnadenlos komisch.

                            7
                            • 5

                              Helge Schneider ist ohne Zweifel eine schillernde Persönlichkeit. In Deutschland gibt es wohl Niemanden, der nicht schon einmal von ihm gehört hat, seine Marotten kennt und entweder liebt oder hasst. Er polarisiert wie kein Zweiter mit seiner entwickelten Form des Zufallshumors. Schon seine Bühnenprogramme bedienen sich keinem bekannten Schema. Zwar besitzen sie ein Grundgerüst, der Rest wird jedoch locker flockig improvisiert. Zwei aufeinander folgende Abende mit Helge Schneider können vollkommen unterschiedlich ausfallen, selbst wenn das gleiche Programm zugrunde liegt.
                              Nicht anders verhält es sich mit seinen Filmen.
                              19 Jahre sind nun schon vergangen, seit Schneider sein Alter Ego 00 Schneider auf die Leinwand hievte und dort seine Fans zum Lachen animierte. Das ist eine lange Zeit und doch scheint er nichts verlernt zu haben. Natürlich lässt es sich Helge nicht nehmen, sich in mehreren Rollen zu verewigen. Sei es als zur Tat schreitender Zahnarzt, als schwer verständlicher Psychiater oder Jazzmusiker. Selbstverständlich steuert er – ganz der begnadete Musiker – den gesamten Soundtrack bei. Unterstützt wird er dabei von mehreren alten Bekannten, sowie dem aufstrebenden Schauspieler Rocko Schamoni in der Rolle des titelgebenden Bösewichts Eidechse. Schamoni, der letztes Jahr mit „Fraktus“ für eine der größten Kino-Überraschungen im komödiantischen Bereich sorgte, besticht durch eine herrlich überzeichnete Performance, die für einige Lacher sorgt.
                              Das Hauptaugenmerk liegt jedoch klar auf Helge Schneider. Dieser tut das, was er nun mal am Besten kann. Sinnlos vor sich hin brabbeln, Grimassen schneiden und improvisieren, was das Zeug hält.
                              Einen roten Faden sucht der Zuschauer vergebens. Da auf ein Drehbuch im weitesten Sinne verzichtet wurde, beschränkt sich die Handlung auf einige Einzelszenen, die wenig bis gar nichts miteinander zu tun haben und höchstens episodischen Charakter haben.
                              So taucht die Eidechse erst im weiteren Verlauf auf, während sich 00 Schneider erst einmal mit seiner ihm unbekannten Tante herumschlagen muss und einen Sittenstrolch zur Strecke bringt. Den Fans ist das allerdings vollkommen egal. Sobald Helge auf der Leinwand erscheint, ist die Stimmung famos und das Publikum zieht mit. Sei es sein Gang, seine Mimik oder einfach nur sein Kleidungsstil. Nahezu alles wird mit einem Lacher honoriert, was Nichtfans zur Verzweiflung bringen dürfte. Da kann es vorkommen, dass andere Zuschauer lachen, während man sich fragt, ob dem Rezipienten gerade ein vorzüglicher Witz durch die Lappen gegangen ist. Ein Achselzucken, wo das restliche Publikum schon beinahe mit Szenenapplaus aufwartet.
                              „00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse“ wird sein Publikum – wie bisher jeder Schneider-Film – finden. Die Art des Humors ist ohne Frage speziell und definitiv nicht für jedermann geeignet. Viele werden von Helges Art schlicht genervt sein, die Komik des Gezeigten für zu gewollt empfinden. Von klassischer Dramaturgie meilenweit entfernt, entfacht Schneider ein wahres Feuerwerk an inhaltslosen Pointen, die nichts aussagen, nichts erzählen und dennoch einige Menschen hervorragend unterhalten können. Das zu erreichen ist eine Kunst, die Schneider ohne Wenn und Aber perfektioniert hat.
                              Für den unbefangen an den Film herangehenden Betrachter ist das auf einer Seite irritierend, wie auch faszinierend. Manchmal springt der Funke über, die restliche Zeit fühlt er sich allerdings wie ein Trekkie, der sich auf eine Star Wars-Veranstaltung verirrt hat. Das Grundverständnis ist vorhanden, das tiefere Eindringen in die Materie, also ein Teil des Kultes rund um Helge Schneider zu werden aber leider unmöglich.
                              Worin liegt nun der Sinn in diesem Film?
                              Eine Frage, die eher rhetorischer Natur ist. Er ist nun mal da, er darf geliebt und gehasst werden oder mit einem Stirnrunzeln bedacht werden. Helge Schneider dürfte es egal sein, denn seine Aufgabe ist erfüllt. Er zieht sein Ding gnadenlos durch, reiht eine ins Leere zielende Szene an die Nächste und hat sichtlich Freude daran. Die öffentliche Meinung ist ihm dabei herzlich egal.
                              Wieso auch nicht? Seine Fans lieben ihn schließlich.

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                              • Hm. Nach den kleinen Teasern, sowie dem Handy Aus-Spot war ich doch recht zuversichtlich. Der Trailer schlägt allerdings einen anderen Weg ein als gedacht und lässt mich jetzt wieder vorsichtiger werden. Gespannt bleibe ich trotzdem, auch wenn der Trailer nicht so gut ist, wie erhofft.

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                                  • 5 .5

                                    Michel Gondry ist ein außergewöhnlicher Filmemacher. Es gibt nur ganz Wenige, die ihm in visueller Hinsicht das Wasser reichen können. In seinen Filmen ist so gut wie alles möglich. Ob gigantische Hände, davonlaufende Türenklingeln oder Hochzeiten unter Wasser. Es scheint, als ob sich in Gondrys Kopf sämtliche Hirnwindungen unter Dauerfeuer befinden um regelmäßig etwas ungewöhnliches, vielleicht sogar außergewöhnliches zu erschaffen.
                                    Denn wie auch immer der Zuschauer zu seinen Filmen stehen mag: Etwas Besonderes sind sie immer.
                                    Nicht anders verhält es sich mit seinem neuesten Werk „Der Schaum der Tage“.
                                    Darin nimmt er sich des gleichnamigen Buchklassikers von Boris Vian, einer der interessantesten französischen Autoren der Nachkriegsgeschichte mit Hang zum Surrealismus, an. Dort verliebt sich der junge Erfinder Colin (Romain Duris) in die wunderschöne Chloe(Audrey Tatou). Ihr Glück währt nicht lange, erkrankt sie doch kurze Zeit später schwer. Colin nimmt nun größte Mühen auf um ihr Leben zu retten. Unterstützt wird er dabei von seinen besten Freunden Nicolas (Omar Sy) und Chic (Gad Elmaleh).
                                    Die Inhaltsangabe klingt zuerst einmal nicht sonderlich aufsehenerregend. Wer die Filme Gondrys allerdings kennt, weiß, dass er aus ziemlich jedem Stoff ein Novum herauskitzeln kann. So erschlägt die Kreativität Gondrys den Zuschauer schon allein in den ersten fünf Minuten beinahe. Wir sehen rennende Klingeln, kleine Mäuse, die wie Menschen in Kostümen aussehen und interaktive Kochshows, die dem Übenden sofort zeigen, was er falsch macht. Das Essen bewegt sich, der Tisch ist in Form eines Meeres mit hohem Wellengang geformt und der Aal muss erst aus dem Wasserhahn gefischt werden, bevor er auf den Teller kommt. Das Geschehen ist dermaßen absurd, dass der Rezipient entweder hilflos die Hände über den Kopf zusammenschlägt, oder die Szenerie mit einem Lachen begleitet.
                                    Fans des Regisseurs werden also in jedem Fall auf ihre Kosten kommen. Interessant hierbei für Gondry-Neulinge ist vielleicht, dass sich die visuelle Brillanz seiner Filme nie aus dem Rechner erschließt. Nahezu alle Fantastereien sind handgemacht, entstammen handwerklichen Geschicks, sind organisch, fühlen sich frisch an. Das ist in Zeiten von CGI und Motion Capture mit Sicherheit eine willkommene Abwechslung.
                                    Doch neben all dem zunächst bunten, später düsteren Treiben ist die emotionale Identifikation mit den Figuren der wichtigste Faktor eines Films dieser Art. Gerade die tragische Liebesgeschichte zwischen Chloe und Colin müsste ein Garant für ein hohes Maß an Mitgefühl im Herzen des Zuschauers sein. Doch weit gefehlt. Trotz der höchst sympathischen und hinreißend sinnlichen Audrey Tatou und dem Charmebolzen Romain Duris entwickelt sich keine Bindung zwischen ihnen und dem Publikum. Es ist fast schon erschreckend, wie wenig das Schicksal der Beiden das Publikum berührt und mitreißt. Wird in „Der Schaum der Tage“ die gesamte Umwelt durch Chloes Krankheit negativ beeinflusst und sogar der Ton des gesamten Films spürbar ernster, springt dieser dunkle Funke nicht auf den Zuschauer über. Teilnahmslos betrachtet er das Geschehen, nimmt zur Kenntnis, nickt ab. Schuldzuweisungen Richtung Regisseur fallen trotzdem schwer, da es offensichtlich ist, wie viel Herzblut in diesem Film steckt. Die Anzahl an skurrilen Absurditäten würde für geschlagene drei Filme ausreichen. Es scheint, als ob Gondrys Ausflug nach Amerika seine Kreativität einschränkte und nun – zurück im Heimatland – von der Leine gelassen wurde und Amok läuft.
                                    Gondry bricht mit erzählerischen bzw. filmischen Konventionen, lässt grundverschiedene Welten aufeinanderprallen um Vians Worte auf Zelluloid zu pressen. Das gelingt ihm hier und da auf wundervolle Art und Weise, im Endeffekt ist jedoch das fehlende Interesse am Schicksal der Charaktere sein Genickbruch. So leid es dem Rezipienten auch tut.
                                    Natürlich bleibt eine abschließende Wertung noch aus. Immerhin kürzte Gondry seinen Film für den internationalen Markt um satte 36 Minuten. Selbstverständlich könnte hierin der Hund begraben liegen. Vielleicht kann die Langfassung die fehlende emotionale Bindung wieder herstellen. Doch laut eigener Aussagen fehlen bloß die schlimmen, grässlichen Szenen, wie zum Beispiel Leichenberge im Schlittschuhstadion, oder Arbeiter die von einer Maschine zerstückelt werden. Das würde zwar den Stilbruch von fröhlich-farbenfroh in deprimiert-düster noch unterstreichen und den Einfluss von Chloes Krankheit auf die Außenwelt noch greifbarer machen, ob es aber wirklich fehlendes Interesse an den Protagonisten wieder wett macht? Unwahrscheinlich.

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                                    • 8 .5

                                      „Das Geheimnis von Kells“ ist eine wahre Wundertüte von Film.
                                      Eingebettet in fantastisch kreative Bilder erzählt der Film eine einfache Geschichte, die jedoch trotzdem mitzureißen weiß.
                                      Die Figuren sind sympathisch, der Humor (bis auf die ersten Minuten) stimmig und auch an Spannung fehlt es zum Ende hin nicht.
                                      Der Zeichenstil, der eine Mischung aus mittelalterlichem Buchzeichnungen und neuesten Animationstechniken darstellt, ist hierbei das tragende Element.
                                      Jedes einzelne Bild wirkt, wie schon das Buch, um das sich alles zu drehen scheint, wie ein Kunstwerk. Unfassbare Schönheit, die ich gerne im Kino erlebt hätte. Die Farben erstrahlen förmlich, Alltagsgegenstände verwandeln sich in wunderschöne Objekte.
                                      Doch nicht alles ist derart lebensfroh. Hat der Film, solange er anfänglich unbeschwert ist, noch eine erbauende Wirkung, so schlägt das mit dem Angriff der Wikinger schlagartig um.
                                      Denn nicht nur die heiteren Momente werden durch die Technik verstärkt, auch die düsteren Seiten erhalten mehr Durchschlagskraft. So kann einem das Lächeln schon mal vergehen. Für die ganz Kleinen ist das sicherlich nichts. Der Schrecken wird dargestellt in gesichtslosen Fratzen, schwarz und rot. Der Tod wird zum zentralen Thema.
                                      Das erhöht noch mal die emotionale Kraft, die der Film besitzt.
                                      „Das Geheimnis von Kells“ erhielt zu Recht eine Oscarnominierung, denn das, was die Macher hier abliefern, ist einfach ganz großes Kino.
                                      Unbedingt ansehen, wer sich nicht vom ungewöhnlichen Zeichenstil abschrecken lässt.

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                                      • 8

                                        Niveauvoll gesneaked.
                                        Irvin Welsh ist unter den Buchautoren sicherlich ein Rüpel. Selbst früher in der Punk-Szene tätig und wegen mehrerer kleinerer Delikte im Gefängnis, dachte wohl niemand, dass in diesem Mann ein potenzieller Bestseller-Autor steckte. Mit dem Kultroman „Trainspotting“ änderte sich das Mitte der 90er jedoch schlagartig. Auch die gleichnamige Verfilmung von Danny Boyle dürfte seinen Teil dazu beigetragen haben. Nun steht mit „Drecksau“ eine weitere Verfilmung eines seiner Bücher an. Und die hat es, wie nicht anders zu erwarten war, in sich. Es ging sogar soweit, dass die Polizei das Buch per einstweiliger Verfügung verbieten wollte. Was selbstverständlich bloß weitere PR bedeutete...
                                        Nun, wer „Trainspotting“ schon gesehen hat, weiß, was ihn erwartet. Regisseur John S. Baird („Cass – Legend of a Hooligan“) führt den Zuschauer in eine Welt der kaputten Charaktere. Der schlimmste unter ihnen ist wohl Cop Bruce Robertson, der alles für die anstehende Beförderung tun würde. Er lügt, betrügt und ist gemeinhin nicht als nettester Mensch der Welt bekannt. Noch dazu ist er alkoholabhängig, drogensüchtig und hat ernsthafte psychische Probleme. Mehr Antagonist denn Protagonist also, was der Faszination des Filmes allerdings keinen Abbruch tut. „Drecksau“ (im Original knackig „Filth“) zieht sein Publikum mitten hinein, lässt ihn an sämtlichen Absurditäten und Perversitäten Robertsons teil haben. Anfangs mutet das noch ziemlich amüsant an. Robertson vögelt die Frau eines Kollegen, belästigt die eines Anderen mit Telefonanrufen und kommentiert die Handlungen seiner „Freunde“ mit hämischen Sprüchen aus dem Off. Der Rezipient lacht angesichts der offensichtlichen Probleme, die tief in diesem widersprüchlichen Menschen stecken müssen. Zu Beginn ist für Robertson nämlich alles ein großer Spaß. Sein Leben, das zunehmend außer Kontrolle gerät, hat für ihn nur noch wenig Bedeutung. Das hinter „Drecksau“ weit mehr als bloße Provokation steckt, wird erst mit fortschreitender Laufzeit ersichtlich. Anders, als der Trailer suggerierte, steckt hinter diesem Mann viel mehr, als es den Anschein hat. Der Rezipient wird immer mehr in die Rolle des Voyeurs gedrängt, denn Baird lässt seinen Darsteller des Öfteren die vierte Wand durchbrechen und direkt mit dem Publikum reden. So gesehen, nimmt es weitaus mehr an Robertsons teils gestörten Handlungen teil, als es das ohnehin tun würde. Die Figur kommuniziert mit dem Zuschauer, sie sagt:“Na? Wie findest du das? Warte nur ab, ich kann noch mehr!“. Es ist alles nur ein Spiel, doch wer gewinnt oder verliert, wird erst am Ende offensichtlich.
                                        Natürlich wäre die Glaubwürdigkeit des Geschehens massiv unter Beschuss, wenn nicht das richtige Team vor der Kamera agieren würde. Mit James McAvoy hat Baird allerdings die perfekte Besetzung gefunden. Obwohl McAvoy schon einige Glanzleistungen in seiner Karriere vollbracht hat („Der letzte König von Schottland“ oder „Abbitte“ beispielsweise) ist es die Rolle des Bruce Robertson, die ihn endgültig zu einem der besten und wandelbarsten Schauspieler seiner Generation macht. Er mimt den zwiegespaltenen und gebrochenen Mann, der sich hinter einer Maske aus Abscheu gegenüber seiner Umwelt versteckt, ungeheuer glaubwürdig. Stets findet er die richtigen Zwischentöne, weckt in den ruhigen Momenten Mitleid beim Zuschauer, obwohl dieser ihn eigentlich hassen müsste, für das, was er tut.
                                        Doch auch der restliche Cast kann sich sehen lassen. Der ebenso talentierte Jamie Bell, als unsicherer Mitstreiter um die Beförderung, Imogen Poots, die im Zusammenspiel mit McAvoy für einen der Höhepunkte des Films sorgt oder Jim Broadbent, der maßgeblich am Albtraum Robertsons beteiligt ist. Nicht zu vergessen Eddie Marsan als Robertsons einziger Freund, der auf ewig ein Mann aus der zweiten Reihe sein wird und doch immer eine großartige Performance abliefert.
                                        Nicht nur die Eskapaden während des Films sorgen für gelungene Unterhaltung. Auch die Story weiß zu gefallen. Eingebettet im schottischen Lokalkolorit entspinnt sich Robertons Suche nach Buße in zynisch-düsteren Bildern, die sich von unbefangenem Feiern zu einem wahrhaften Albtraum entwickelt. Dabei schlägt der Film zum Ende hin ein paar Haken, die der Zuschauer in dieser Art sicherlich nicht erwartet hat. Was wiederum perfekt zu „Drecksau“ passt, diesem kleinen, fiesen und überaus kaltschnäuzigen Fiesling von Film.
                                        Wer kann, sollte dabei unbedingt auf die Originalversion zurückgreifen. Die Synchronisation ist kaum in der Lage die besondere Atmosphäre des Films aufzugreifen. Besonders schade ist das Verlorengehen des schottischen Akzents, was „Filth“ einiges an Faszination rauben dürfte. Fluchen können die Schotten bzw. sämtliche englischsprachige Menschen eben doch am Besten.
                                        „Drecksau“ ist ruppiges Kino, das sich nicht scheut, seinen Hauptcharakter von der Leine zu lassen um ihn immer tiefer in einen Sumpf aus Drogen, Sex und Alkohol zu ziehen. Dass der Zuschauer trotzdem ständig am Ball bleibt ist ein großer Verdienst von Autor Irvin Welsh, des Regisseurs John S. Baird, sowie des phänomenal spielenden James McAvoys. Subtil ist an „Filth“ zwar rein gar nichts, aber das möchte der Streifen auch zu keiner Zeit sein. Provokantes Kino, wie man es von der Insel gerne sieht.
                                        Publikumswertung: 2,0

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                                        • 7 .5

                                          Gesneaked.
                                          Manchmal sind es doch die kleinen, die unscheinbaren Filme, die das Herz im Sturm erobern. Filme, die vorher niemand ernsthaft auf dem Schirm gehabt hat und schlussendlich durch ihre Offenherzigkeit und Ehrlichkeit bestechen.
                                          Eines vorweg: „Alles eine Frage der Zeit“ (im Original „About Time“) ist ein solcher.
                                          Dort folgen wir dem jungen und durchschnittlichen Typen Tim durch sein Leben. Erste Liebe, Beruf, Ankommen im Alltag, Freunde finden und natürlich das Treffen der absoluten Traumfrau. So gesehen ein vollkommen normales Leben, dargestellt in einem herkömmlichen Film. Wäre da nicht eine Sache. Tim besitzt die Fähigkeit in der Zeit zurück zu reisen. Ja, richtig gelesen. Eingeweiht von seinem Vater benutzt er dieses Talent nun selbstverständlich fortwährend um Peinlichkeiten zu umschiffen und sich einen Vorteil zu verschaffen.
                                          Jetzt werden natürlich Einige die Stirn runzeln und sich denken, dass „About Time“ in Richtung „Die Frau des Zeitreisenden“ geht, immerhin ist Hauptdarstellerin Rachel McAdams auch hier mit von der Partie. Doch weit gefehlt. Zu jeder Zeit schafft es der Film bzw. Regisseur Richard Curtis mögliche Fettnäpfchen geschickt aus dem Weg zu gehen. Niemals drückt er – obwohl genügend Möglichkeiten gegeben sind – auf die Tränendrüsen oder legt den Darstellern klischeehafte Dialoge in den Mund.
                                          Witzigerweise besitzt „About Time“ keinen roten Faden. Ähnlich sprunghaft wie die Fähigkeit Tims, springt er von einem bedeutenden Ereignis in seinem Leben zum Nächsten. Wer jetzt vermuten möge, dies würde den Zugang zu dem Zeitreise-Film erschweren, irrt erneut. Der Zuschauer baut eine tiefe Bindung zu Tim, seiner Familie und seiner Angebeteten auf. Sämtliche Charaktere haben ihre Eigenartigkeiten und Macken. Überall entdeckt der Rezipient originale Typen, jeder ist auf seine Art ein wenig schrullig. Gewürzt wird das fantastische Ensemble mit einer Brise schwarzem Humor, die dem Film nur gut tut. Es darf herzhaft gelacht werden, was oftmals auf die Kappe des großartigen Bill Nighy in der Rolle des Vaters geht. Herrlich britisch, ein wenig exaltiert und ständig mit losem Mundwerk ausgestattet, sorgt er für gute Laune im Kinosaal. Auch der eher unbekannte Domnhall Gleeson alias Tim weiß zu überzeugen. Durch die Jahrzehnte führt er den Zuschauer mit charmanter, leicht unsicherer Art und Weise. Man leidet mit ihm, sobald er versucht sich seiner Traumfrau zu nähern, man freut sich mit ihm, wenn es ihm gelingt. Natürlich darf die prominenteste Frau im Cast nicht vergessen werden. Rachel McAdams ist zauberhaft. Mit mädchenhaftem Charme erobert sie das Herz des Zuschauers mühelos. Nur anfangs will sie sich nicht in das Bild einer 20-jährigen jungen Frau fügen, was sich aber im Verlauf des Films glücklicherweise ändert. Schließlich umfasst die Erzählung gute 20 Jahre. Auch die Nebendarsteller sind allesamt vortrefflich gewählt. Sei es Lydia Wilson als irre Schwester, Tom Hollander als manischer Autor oder Margot Robbie in der Rolle des sexy Luders. Sie alle haben ihren Platz in „About Time“.
                                          Es ist überraschend, mit welcher Leichtigkeit es der Film schafft, den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Die zwei Stunden Laufzeit vergehen wie im Flug, nehmen gefangen und lassen einen erst mit Einsetzen des Abspanns wieder los. Der Zuschauer verlässt den Kinosaal mit einem Lächeln auf den Lippen. So viel sei garantiert.

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                                          • 8 .5
                                            über Gravity

                                            Die Kamera steht still. In ca. 600 Kilometern Höhe ist sie auf die Erde ausgerichtet. Langsam kommt ein kleiner weißer Fleck ins Bild. Er wird größer und größer, bis der Zuschauer Umrisse eines Space Shuttles erkennen kann. Dort arbeiten gerade drei Astronauten in höchster Konzentration in Schwerelosigkeit. Nun setzt sich auch die Kamera in Bewegung, beleuchtet das Geschehen von allen Seiten, schwenkt zur Vorderseite, fährt zurück und um die „Explorer“ herum. Gebannt folgt der Zuschauer mit den Augen, sieht sich formaler Perfektion ausgesetzt.
                                            Schon der Beginn von „Gravity“ ist ein audiovisueller Genuss. Regisseur Alfonso Cuaron treibt seinen Stil auf die Spitze, füttert seine Fans mit fantastischen Plansequenzen, auf den Punkt choreographierten Kamerafahrten und lässt alles so spielerisch leicht aussehen, dass es eine helle Freude ist. Jemand sagte einmal sinngemäß: „ Je leichter sich etwas lesen lässt, desto schwerer fiel dem Autoren das Schreiben.“
                                            So in etwa kann das auch auf Cuarons Job übertragen werden. „Gravity“ ist in seiner Inszenierung ein Freudenfest, das Seinesgleichen sucht. Jede Einstellung wohlüberlegt, jeder Handgriff der Schauspieler aufs Genaueste getimed. Einen solchen Perfektionismus durfte der Zuschauer zuletzt in Park Chan-Wooks „Stoker“ begutachten.
                                            Die Spekulationen vor Kinostart reichten weit. Viele sahen in diesem Projekt ein neues „2001 – Odyssee in den Weltraum“. „Gravity“ solle philosophisch sein, sich Gedanken über den Werdegang der Menschheit machen und den Rezipienten so zum Nachdenken anregen. Nun, diejenigen werden sicherlich enttäuscht sein.
                                            In seinen knapp 90 Minuten entfacht Alfonso Cuaron ein Testosteron-Feuerwerk, das die Handflächen vor Spannung schwitzig werden lässt und den Betrachter vor lauter Bildgewalt in den Sessel drücken wird. Wirklich tiefgründig ist an „Gravity“ gar nichts, viel mehr legt er sein Augenmerk allein auf den Überlebenskampf in den endlosen Weiten des Weltalls. Der Zuschauer bangt um das Schicksal Sandra Bullocks und George Clooneys, zittert mit und fühlt sich der immer neuen Stolpersteine auf dem Weg zum Überleben fast schon hilflos ausgesetzt. So gesehen ist der Film ein einziger Höllenritt, der nie auf die Pause-Taste drückt und stets in die Vollen geht. Natürlich gibt es auch ruhige, wunderschöne Momente, die den Schrecken im All noch deutlicher darstellen. So sieht Bullock gerade dem Tod in die Augen, während Kameramann Emmanuel Lubezki gleichzeitig die Polarlichter auf der Erde ins rechte Bild rückt. Schönheit und Schrecken gepaart in einem Bild – das ist die größte Stärke von „Gravity“. So gefährlich die Situation auch ist, stets stellt Cuaron die Faszination des Weltraums graphisch äußerst wirkungsvoll dar. Der blaue Planet sah auf der großen Leinwand noch nie so schön aus, während der Weltraum selbst noch nie zuvor eine dermaßen abschreckende Leere besaß. Zukünftige Astronauten sollten um diesen Katastrophen-Film einen weiten Bogen machen.
                                            Darstellerisch gibt es nichts negatives zu vermerken. George Clooney gibt mal wieder den coolen Anführer, was ihm natürlich nicht schwer fällt. Einiges mehr zu tun hat da schon Sandra Bullock, dessen Engagement für Viele abschreckend wirkt. Euch sei gesagt: Sie ist fantastisch. Schon lange nicht mehr hat man mit einem Charakter derart mitgefiebert, gebangt und gehofft wie für sie. In den ohnehin wenigen Dialogszenen, wird ihre Figur klar umrissen. Auch wenn sämtliche Protagonisten selbstverständlich nicht allzu viel Tiefe aufweisen. Absolut glaubwürdig verhält sie sich allerdings in diesem Worst-Case-Szenario, das Herz macht einen Sprung, sobald sie wieder einmal um ihr Leben fürchten muss. Als kleiner Gag stellt sich im Grunde das Engagement von Ed Harris heraus. Er ist die Stimme Houstons, zu Beginn der Mission. Das ist in dem Sinne ein kleiner Fingerzeig, da er in „Apollo 13“ schon einmal als Chef der Mission Control eine schief gelaufene Mission wieder auf richtigen Kurs bringen musste.
                                            Zuschauer, die auf eine tiefgründige Story gehofft haben, müssen leider vertröstet werden. Das hatte Cuaron augenscheinlich nie im Sinn. Was er wollte, ist eine turbulente Achterbahnfahrt, die sein Publikum über die gesamte Laufzeit nicht wieder los lässt. Das ist ihm – so viel sei versichert – in jedem Fall gelungen. Viel intensiver kann Kino einfach nicht mehr werden. „Gravity“ sollte unbedingt im Kino genossen werden, da sich seine ganze Pracht nur dort offenbart. Auch der 3D-Effekt wird gewinnbringend verwendet und fügt der sowieso schon beängstigenden Prämisse ein weiteres funktionierendes Stilmittel hinzu.
                                            Also rein ins Kino und an diesem Ritt teilnehmen. Denn kalt lassen wird er euch mit Sicherheit nicht!

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                                            • Wann kommt das Ding denn nach Deutschland? Wird Sky das schnellstmöglich ausstrahlen?

                                              • 6
                                                über Riddick

                                                Ein Mann, ein unwirtlicher Planet. Mehr braucht es nicht, um den Charakter des „Riddick“ vorzustellen.
                                                Dieser kämpft sich schweigsam durch sengende Hitze, verteidigt sich gegen immer fiesere Monstren, während sein schlimmster Feind der von Regisseur David Twohy benutzte und fast schon penetrante Farbfilter in Sepia und knallgelb darstellt.
                                                Der nunmehr dritte Ausflug in das Universum des Riddick mutet wie eine Mischung aus Teil 1 und 2 an. Zu Beginn finden wir uns noch inmitten der Necromonger wieder. Karl Urban darf einige Worte in die Kamera sagen und so den Bezug zu „Die Chroniken des Riddick“ herstellen. Danach wird die Uhr wortwörtlich aus dem Off auf null gestellt.
                                                Wieder einmal stellt Riddick die Ein-Mann-Armee dar und wieder einmal gibt es eine Truppe, die ihm nach dem Leben trachtet und mit denen er sich schlussendlich verbünden muss.
                                                So weit, so bekannt.
                                                Storytechnisch manövriert sich „Riddick“ von einer Unwahrscheinlichkeit zur Nächsten, ohne dies auch nur im Geringsten verschleiern zu wollen. Twohy zitiert sich locker flockig durch sämtliche Vorgänger und baut zudem noch Versatzstücke aus Vorbildern, wie zum Beispiel „Das Ding aus einer anderen Welt“ und „Alien“ ein. An „Riddick“ wirkt nichts grundsätzlich neu.
                                                Allerdings bietet der Sci Fi-Streifen einigen Unterhaltungswert.
                                                Die Söldner-Truppe scheint direkt aus dem Lehrbuch für Söldner im Film zu stammen. Sämtliche Charaktere sind eindimensional, erfüllen ihren Zweck. Mehr als prägnante Oneliner kann der Zuschauer hier nicht erwarten. Die Einzige, die ihrer Figur tatsächlich ein wenig Interesse (Tiefe wäre zu viel gesagt) verleihen kann, ist Katee Sackhoff. In der Rolle der Elite-Söldnerin Dahl persifliert sie schon fast ihr Engagement als Starbuck in „Battlestar Galactica“. Vor allem in Zusammenspiel mit Vin Diesel gibt es einige witzige und (unfreiwillig?) komische Momente zu genießen. Der Anführer der Gruppe, Johns, wird sogar mit einer Hintergrundstory bedacht, die ein wenig bemüht einen Link zu „Pitch Black“ herstellen soll.
                                                Wie jedoch schon gesagt, macht „Riddick“ trotzdem Spaß.
                                                Die Sprüche, vor allem von Riddick selbst, sind dermaßen grenzdebil, dass nur darüber gelacht werden kann. Es scheint fast so, als ob Vin Diesel sein Image als Raubein ein wenig auf den Arm nehmen wolle. Solange der Film seine Charaktere auf engsten Raum einpfercht, ist der Spaßlevel ungebrochen hoch. Da werden leere Plattitüden ausgetauscht, sich dämlich verhalten und über allem schwebt Diesels tiefes Lachen, was der Szenerie noch zusätzlichen Unterhaltungswert verschafft. Es ist fast schon schade, dass zum letzten Drittel hin das Prinzip der 10 kleinen Negerlein aufgrund einer größeren (und langweiligeren) Bedrohung aufgegeben wird.
                                                Wie sich Riddick durch feindliche Söldner mordet, hat schon einen gewissen Reiz. Die Action ist nämlich überraschend blutig und dem Charakter des Riddick angemessen. Positiv zu vermerken ist, dass sich der Film dabei nie sonderlich ernst nimmt. Hier entfaltet Twohy einen leicht trashigen Charme, der Erinnerungen an B-Movies aus den 80ern wach werden lässt.
                                                Da reiht sich die Qualität der Effekte nahtlos ein. Mal sind die fremden Kreaturen durchweg flüssig animiert, nur um im nächsten Moment wieder allzu offensichtlich dem Rechner zu entstammen. Ganz schlimm wird es, wenn Personen in ein Greenscreen-Set eingesetzt werden. Hier kann „Riddick“ seine Künstlichkeit nicht verstecken. Seltsamerweise tut dies dem Spaß keinen Abbruch. Viel mehr passt die schwankende Qualität der Tricks zum restlichen Stil des Films und unterstreicht bloß seinen Hang zum Trash bzw. B-Movie. Vergleichbar ist das zum Beispiel mit Guy Pearces' Actionvehikel „Lockdown“, bei dem ein ähnlicher Effekt einsetzte.
                                                Nichtsdestotrotz knickt „Riddick“ im letzten Drittel etwas ein. Das Geschehen weiß nicht mehr auf gleiche Art zu unterhalten, wie die vorangegangen Minuten. Der Showdown wirkt ein wenig lieblos dahin geklatscht. Weder Spannung, noch Stimmung will aufkommen. Da wünschte sich der Zuschauer fast, Twohy hätte sich auf den Überlebenskampf auf dem Planeten, sowie den Kampf gegen die Söldner konzentriert.
                                                „Riddick“ ist in seinen besten Momenten ein spaßiges Unterfangen, da er sich selbst nicht allzu ernst nimmt. Er mischt Elemente aus beiden Vorgängern und schafft dadurch wenig Neues. Diesel inszeniert sich hier als Übermensch, was ihm sichtlich Spaß macht und den Zuschauer bei Laune hält. Wer sich an vermeintlichen Logiklöchern also nicht stört und 120 Minuten seichte Sci Fi-Action genießen will, macht mit „Riddick“ nichts falsch.

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                                                • Ich will nicht. Nicht nochmal liebgewonnene Charaktere sterben sehen, während der Abschaum weiter sein Dasein fristen darf...

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                                                    Niveauvoll gesneaked.
                                                    Mit „Finsterworld“ legt Regisseurin Frauke Finsterwalder ihr Spielfimdebüt vor. Zusammen mit ihrem Mann Christian Kracht zeigt sie Deutschland mal von einer anderen, skurrilen Seite.
                                                    Angelegt als Episodenfilm, kreuzt Finsterwalder den Weg mehrerer unterschiedlicher Personen, die allesamt mehr oder weniger miteinander zu tun haben.
                                                    Dabei entspinnt sich ein Potpourri verschiedensten Genre-Typen. Mal ist „Finsterworld“ eine Art alternatives Roadmovie, mal Beziehungsdrama, nur um später wieder in dramatische Gefilde abzudriften. All das ist stets unterlegt mit einem satirischen Grundton, der dem Film eine irritierende Note verleiht. So ganz weiß der Zuschauer nämlich nicht, woran er an „Finsterworld“ schlussendlich ist.
                                                    Eine Satire über die Identitätssuche des Deutschen? Teilweise. Eine Studie über die Verschrobenheit des Menschen? Teilweise. Ein Gedankengang zu der Stellung Deutschlands im Ausland? Teilweise.
                                                    Hier offenbart sich Finsterwalders Ursprung im Dokumentarfilm. Sie versteht es, ihre Figuren genau zu durchleuchten und ihnen – trotz der hohen Anzahl an Protagonisten – Tiefe zu verleihen. So persifliert sie sich in der Rolle der Dokumentarfilmerin Franziska glatt selbst und stellt sich als egomanisches, hysterisches und selbstbelügendes Individuum dar. Sie ist auch die Einzige, die nicht aus ihrem üblichen Trott ausbrechen will. Während sämtliche Figuren eine mehr oder weniger absonderliche Vorliebe haben, um dem Alltag(-> Deutschland) zu entfliehen, ist sie diejenige, die sich strikt an ihren Job klammert.
                                                    Für sich genommen sind die einzelnen Episoden rund um Klassenfahrten, Dienstreisen und Liebesabenteuer überaus gelungen. Wie schon erwähnt, sind die Figuren in ihrer Verschrobenheit wunderbare Karikaturen, über die der Zuschauer lachen darf. Zumindest anfangs.
                                                    Der Ton des Films schwenkt mit fortschreitender Laufzeit von heiter schräg hin zu den Abgründen des Menschen. Was mit einem Lacher begann, verformt sich zu einer Maske des Grauen. Wenn der Schleier der Menschlichkeit fällt und dahinter nur Gemeinheit, Arroganz und Niederträchtigkeit ihren Platz findet, läuft „Finsterworld“ zur Höchstform auf.
                                                    Hier beginnt der Film auch spürbar an Fahrt aufzunehmen. Die Konzentration des Rezipienten steigt, die Spannung nimmt zu und die einzelnen Episoden verdichten sich endlich zu einem Ganzen. Leider braucht „Finsterworld“ aber ziemlich lange, bis er an diesen Punkt gelangt. Vorher werden dem Zuschauer nur einzelne Häppchen vorgeworfen, die keinerlei Bindung zu den Charakteren oder der Geschichte im Allgemeinen zulassen. Auch der Wechsel zwischen Heiterkeit und Ernsthaftigkeit ist oftmals schlichtweg irritierend. Ab und zu ist nicht sicher, welche Gefühle die Regisseurin nun hervorrufen will. Da „Finsterworld“ jedoch sowieso von Haus aus auf Irritation und Skurrilität aus ist, könnte dies ein weiteres Stilmittel sein.
                                                    Was ohne Zweifel festgestellt werden darf: Das Schauspiel-Ensemble ist hervorragend. Für ein Spielfilmdebüt hat Finsterwalder einen beeindruckenden Cast auf die Beine gestellt. Corinna Harfouch und Bernhard Schütz als zeterndes und Deutschland hassendes Ehepaar, sowie Carla Juri („Feuchtgebiete“) und Ronald Zehrfelch („Im Angesicht des Verbrechens“) in weiteren Rollen. Hier passt alles und das ist auch der Grund, warum der Zuschauer nicht nach der ersten halben Stunde gelangweilt abschaltet. Die Darsteller agieren vortrefflich und bringen Schwung in die zu Beginn noch zerfaserte Handlung.
                                                    Zwischen Furry-Partys, bei denen sich Leute in Tierkostümen aneinander reiben, Hasspredigten auf Deutschland und gefährlichen KZ-Besuchen eröffnet sich dem Zuschauer ein trauriges Bild Deutschlands, in dem niemand vollkommen glücklich ist und sich Jedermann hinter der Fassade der Bürgerlichkeit versteckt. Überspitzt und satirisch dargestellt und auf seine Art ein bürgerliches Trauerspiel. Denn wirklich glücklich ist in „Finsterworld“ niemand. Nicht einmal, oder vielleicht sogar gerade nicht die gehobene Bourgeoisie, die in diesem Film gezeigt wird.

                                                    Publikumswertung: 2,6

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