BenAffenleck - Kommentare
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Alle Kommentare von BenAffenleck
BenAffenleck guckt … Danny Boyle
SUNSHINE (2007)
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“Acht Astronauten, auf dem Rücken einer Bombe. MEINER Bombe. Willkommen auf der Icarus II.”
Im Jahre 2057 steht die Sonne kurz davor zu erlöschen. Der Erde droht ein ewiger Winter, der Menschheit der sichere Untergang. Schon vor Jahren wurde ein Raumschiff, die Icarus I, zur Sonne entsandt um mit Hilfe eines gewaltigen Sprengkopfes das Fusionsfeuer im Inneren der Sonne neu zu entfachen. Jeglicher Kontakt mit dem Raumschiff brach ab, woraufhin die Icarus II mit der gleichen Mission und der letzten Chance für die Menschheit aufbrach. Doch 16 Monate auf engstem Raum nagen an der Psyche der Crew, bis sie schließlich kurz vorm Ziel ein Funkspruch des verschollen geglaubten Schwesterschiffs erreicht...
Nach einem Drehbuch von Alex Garland, mit dem er schon bei THE BEACH & 28 DAYS LATER zusammen arbeitete, drehte Danny Boyle seine eigene Space Oddity in den Londoner 3 Mills Studios, und investierte beinahe zwei Jahre Zeit und ein Budget von 23 Millionen Dollar in den Film.
Vom packenden Drehbuch über die sensationell detailgetreue Ausstattung bis hin zu den exzellenten Darstellern: SUNSHINE wirkt beklemmend real! Obwohl es sich ganz klar um einen Science-Fiction-Film handelt, bildet der futuristische Aspekt lediglich den formalen Rahmen für einen Plot, der seine eigentliche Spannung aus den zwischenmenschlichen Konflikten an Bord zieht. Somit werden wohl dosierte Action, psychologisches Kammerspiel, wissenschaftliches Geprotze und moralische Fragen gekonnt miteinander vermischt, ohne jeweils zu dick aufzutragen.
Im letzten Drittel fällt SUNSHINE dann ein wenig ab, weil er unnötigerweise in die Horror-Ecke gepusht wird und etwas EVENT HORIZON Luft schnuppert, was jetzt nicht unbedingt hätte sein müssen. Das ist allerdings nur ein kleiner Wermutstropfen, der den Genuss dieses grandiosen akustischen und optischen Erlebnisses nur geringfügig schmälert. Dafür sorgen schon die großartigen Kamerafahrten, der Boyle-typische Schnitt und der wirklich sensationelle Score von John Murphy, der mich auch schon beim Boyle-Film (Produzent) 28 WEEKS LATER begeistern konnte.
Ein durch und durch unterhaltsamer Ritt auf der Bombe, den ich mir jetzt schon zum vierten Mal gegönnt habe. Vielleicht reicht es beim nächsten Mal für einen (eigentlich verdienten) Zähler mehr . . .
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Mel Gibson verfügt selbst nach all den Skandalen und als wirtschaftlich gebeutelter und Rauschebart tragender Weihnachtsmann immer noch über genug Ausstrahlung, Klasse und Coolness, um FATMAN nicht gleich nach Veröffentlichung auf den Grabbeltisch landen zu lassen.
Die Story um den Weihnachtsmann, dem ein irrer Killer von einem enttäuschten Schnösel-Kid auf den Pelz gejagt wird, ist ordentlich schräg, und nimmt sich lustigerweise völlig ernst. Etwas mehr Tempo und Action hätte das Endergebnis sicherlich noch positiv aufgerundet, doch selbst wenn FATMAN nicht der große Wurf ist, macht er dank Mel Gibson und dem wie immer nahe am Wahnsinn agierenden Walton Goggins doch zumindest Spaß . . .
Auf zwei verschiedenen Zeitebenen erzählt Disneys spektakulär bebildertes Familienabenteuer TOGO von einer historischen Rettungsaktion und einer außergewöhnlichen Freundschaft. Mark Ishams wunderbarer Score und Willem Dafoes Schauspiel trösten spielerisch über einige CGI-Unzulänglichkeiten hinweg. Familienfilmabend-Must-See . . .
Das ROCKETMAN jetzt geradezu in biografische Tiefen abtaucht, lässt sich nicht behaupten. Der Film ist eher Musical-Hommage als trockenes Biopic, und wirft Blicke auf die Kindheit und den Durchbruch (und natürlich den unvermeidbaren Absturz) des exzentrischen Superstars Elton John in den 70ern. Vordergründig ein wandelndes Rock ‘n’ Roll-Klischee, hinter der Kostümierung und den Bergen an Kokain nur ein einsamer Mann, der Zeit seines Lebens auf der Suche nach Liebe ist, und diese erst sehr spät finden wird.
Wie so oft wäre bei so einer langen Karriere eine Anthology-Serie wünschenswert gewesen, denn zu erzählen hätte es hier noch so viel mehr gegeben. Angenehm fand ich, dass sich Dexter Fletchers Film zum Thema Homosexualität nicht nur kläglichen Anspielungen und Wegblenden hingibt, was den prüden Amis gleich ein R-Rating wert war.
Am Ende bleibt ein sehr unterhaltsamer Film über ein musikalisches Genie, welches zusammen mit dem Songwriter Bernie Taupin scheinbar am Fließband Songs komponieren konnte, die gut 50 Jahre später immer noch völlig staubfrau meine Membranen in entzückte Schwingungen versetzen.
Taron Egerton liefert im übrigen eine hervorragende Kopie des echten Elton John ab, und singt alle Songs in ROCKETMAN selbst. Eine absolut großartige Leistung . . .
(1) Elton John & Taron Egerton - ‘Tiny Dancer’ (Elton John AIDS Foundation Academy Awards Viewing Party) - YouTube
Jon Favreaus Realverfilmung von Disneys unkaputtbaren THE JUNGLE BOOK fügt der bekannten Erzählung noch einige eigene, meist düstere Facetten hinzu, und überzeugt als filmtechnische und ziemlich flott inszenierte CGI-Leistungsschau...
Der Regie-Legende Michael Curtiz hätte ich als letzten Film seiner Karriere einen besseren gewünscht. DIE COMANCHEROS rumpelt mit John Wayne und Stuart Whitman an den Zügeln 107 Minuten lang total öde durch die Prärie, und hat außer gekonnt eingefangenen Landschaften und Elmer Bernsteins schönen Score nur wenig zu bieten...
Ähnlich mühsam ausgewürgt wie ein Haarballen wirkt die lose Episodenrevue PETS 2, die kaum noch das Party-Adventure-Feeling des ungemein unterhaltsamen Vorgängers versprühen kann. Wobei das die rotznäsige Zielgruppe sicherlich anders sieht...
Der Schlagzeuger Ruben Stone (Riz Ahmed) ist seit vier Jahren clean und hat mit seiner Freundin Lou (Olivia Cooke) eine Metal-Band auf die Beine gestellt, die gerade durch die USA tourt. Von einem Augenblick auf den anderen verliert Ruben den Großteil seines Gehörs, und die Prognosen verheißen noch Schlimmeres. Ruben kommt in einer Community von Gehörlosen unter, um zu lernen, mit seiner neuen Situation umzugehen…
Einen nicht nur wegen des cleveren Sound-Designs wirklich außergewöhnlichen Film hat Regie Debütant Darius Marder hier abgeliefert, der von einem sensationell aufspielenden Riz Ahmed fast im Alleingang getragen wird. Der Kampf und die Verzweiflung, die Angst vor den alten Dämonen, das ‘nicht akzeptieren’ und die Einsicht, die Ruben in sein neues Leben und uns nachdenklich in den Abspann schieben beschäftigen noch länger. Komischerweise aber nicht mal unbedingt auf negative Art und Weise.
SOUND OF METAL sieht dort das Paradies, wo andere nur eine Behinderung sehen. Mutig . . .
Seit dem großartigen TOY STORY 3 läuft es mit Pixar und mir nicht mehr besonders. Die Filme sehen hervorragend aus, werden mit jedem Jahr sogar noch schöner im Detail, während an einem selbst unleugbar der Zahn der Zeit nagt. Scheinbar entwickeln wir uns immer mehr in entgegengesetzte Richtungen, das bunte Eyecandy ist erwachsen geworden und prahlt mit Substanz, während man selbst immer noch den kindisch-nerdigen Rock’n’Roll-Rebell gibt, der sogar auf Milch schwimmt. Wenn wir uns dann gut 2 Stunden auf der Couch lümmeln, sind einige Augenblicke intensiv und ungemein warmherzig, sogar lachen können wir noch zusammen. Den Rest der gemeinsamen Zeit über empfinde ich allerdings fast schon so etwas wie Langeweile, und träume von den guten alten Zeiten, als wir beide noch herrlich-kindliche Abenteuer erlebten, ohne alles tot denken zu müssen. Ach Pixar, eines Tages finden wir sicherlich wieder zusammen . . .
BenAffenleck guckt … Danny Boyle
28 DAYS LATER (2002)
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Nachdem Danny Boyle sich mit TRAINSPOTTING in den Kultfilm-Himmel katapultierte und mit seinem Hollywood-Einstand THE BEACH zumindest kommerziell ordentlich Sand ins Getriebe bekam, ließ er in 28 DAYS LATER die Zombie-Apokalypse über London hereinbrechen.
Boyle und sein Drehbuchautor Alex Garland bedienten sich bei zahlreichen Genre-Klassikern, mischten aber die ein oder andere frische Idee ins Fundament des mit unter 10 Millionen Dollar relativ günstig gedrehten Endzeit-Horrothrillers. Für ordentlich Dampf sorgen die teils schnellen Schnitte und der Fakt, dass die mit dem 'Rage-Virus' Infizierten alles andere als hirntot durchs Set schlurfen.
28 DAYS LATER wurde mit DV-Handkameras gedreht, was für eine ungewohnt beschissene Bildqualität sorgt. Selbst die Blu-Ray wirkt hier wie ein etwas besserer VHS-Rip aus den Neunzigern. Das kann man als Stilmittel durchwinken, auf mich übt es keinerlei Faszination aus und ist ein unscharf-verrauschter Störfaktor. Komisch, dass mir das seinerzeit im Kino gar nicht so aufgefallen ist. Mit den flexiblen Handkameras konnte man aber ohne großen technischen Aufwand schnell die Szenerie des verlassenen Londons einfangen, wofür die Straßen am frühen Morgen nur wenige Minuten gesperrt werden durften.
Die Darsteller waren 2002 (zumindest für mich) noch relativ namenlos, konnten sich hier aber allesamt problemlos für größere Projekte empfehlen. Cillian Murphy, Naomie Harris, Brendan Gleeson (war mir zumindest schon aus BRAVEHEART bekannt) und Christopher Eccleston mischen heute ja ordentlich im Film- oder Serien-Business mit.
In heutigen Zeiten von Corona erhält der Film noch mal eine ganz andere Brisanz, aber auch bei Veröffentlichung ging es gerade mit der Lungenkrankheit SARS los. Wenn Kino das echte Leben einholt.
Nach 28 DAYS LATER musste man jedenfalls wieder mit Danny Boyle rechnen, denn die Box-Office-Zahlen waren mehr als ordentlich. Und wenn das Bild mal wieder zu sehr nervt, kann man sich immer noch an John Murphys düster-sakralen Score erfreuen. Ein Fest für die Ohren . . .
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Jon Turteltaub und Disney setzten mit COOL RUNNINGS dem olympischen Gedanken ein etwas naives aber dafür ungemein kassenträchtiges Denkmal. Dank gutem Tempo, passabler Gagdichte und John Candy gibt es nach dem Endlauf aber immer noch so viel Gänsehaut-Pathos und Feelgood, dass ich mich fragen muss, warum ich den zum letzten Mal vor gut 20 Jahren sah . . .
Don Coscarellis PHANTASM ist heutzutage noch so angsteinflößend wie ein frühsommerlicher Spaziergang über den Ponyhof, allerdings bei weitem nicht so unterhaltsam. Wegen der teuflischen Zwergsklaven, fliegender Korkenzieher (für Köpfe) und Dimensionstor-Blödsinn macht DAS BÖSE seinem Titel wenigstens alle Ehre . . .
BenAffenleck guckt … Danny Boyle
THE BEACH (2000)
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I'm moving, I'm coming
Can you hear what I hear
It's calling you, my dear
Out of reach (Take me to my beach)
Wenn sich erst einmal der erste Tropfen Blut mit dem Wasser der Bucht vermischt…
Den Roman THE BEACH, von Alex Garland 1996 veröffentlicht, habe ich bisher immer noch nicht gelesen. Von daher kann ich keine Vergleiche ziehen, ging bei der damaligen Erstsichtung somit auch ‘unvorbelastet’ an Danny Boyles Verfilmung heran. Diese gefällt mir auch nach der jetzigen Zweitsichtung mit der gekonnt abgewogenen Mischung aus Abenteuer, Drama und Gesellschaftskritik immer noch gut. Hier wird nicht nur der Massentourismus angeprangert, sondern vor allem der ‘ach so besondere’ Rucksacktourist gleich regelrecht gehäutet, und somit schon eine Art Satire auf die Aussteiger abgeliefert. Eingebettet in wundervollen Postkartenmotiven kippt das Paradies und THE BEACH langsam in Richtung Thriller und Hölle.
Nach der erzählerisch wirklich starken ersten Hälfte fühlt es sich dann leider so an, als ob die Handlung im Schnelldurchlauf erzählt werden würde. Das Tempo ist flott und es passiert eine Menge, doch die Vertreibung aus dem Paradies geschieht relativ abrupt. Das macht den extrem kurzweiligen Film nicht schlecht, unterstreicht aber das Gefühl, dass hier einfach noch mehr drin gewesen wäre.
Optisch lässt Danny Boyle nichts anbrennen, und drückt THE BEACH mit einigen abgefahren Ideen (Videospiel-Szene) und seiner ihm so eigenen Schnitt-Technik seinen individuellen Stempel auf.
Vor der Kamera bringt Leo DiCaprio eine solide Leistung, was ihn aber trotzdem nicht vor einer Nominierung für die Goldene Himbeere bewahrte. Völlig übertrieben, letztendlich aber auch völlig egal.
THE BEACH war für mich auch der erste Film, in dem ich die großartige Tilda Swinton bewusst wahrnahm, die hier die Anführerin des Möchtegern-Aussteiger-Packs spielt.
Mittlerweile ballern übrigens täglich 5000 Heuschrecken-Touristen zu der Maya-Bucht in Thailand, die ökologisch völlig kollabierte und für Monate gesperrt war. Take me to the beach . . .
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TRAINSPOTTING (1996)
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“... sag ja zur Zukunft, sag ja zum Leben. Aber warum sollte ich das machen? Ich habe zum ja sagen nein gesagt. Die Gründe? Es gibt keine Gründe. Wer braucht Gründe, wenn man Heroin hat?“
Für die Verfilmung von Irvine Welshs Kultroman fand sich 1996 noch einmal das Team zusammen, das schon mit SHALLOW GRAVES zeigte, wie man gekonnt britisches Independent Kino macht. Danny Boyle (Regie), John Hodge (Autor), Andrew Macdonald (Produktion), Brian Tufano (Kamera) und Ewan McGregor drehten zusammen einen wuchtigen und rabenschwarzen Spielfilm über die Drogenszene von Edinburgh. TRAINSPOTTING wurde ein beachtlicher finanzielle Erfolg, erlangte darüber hinaus aber schnell Kult-Status und ist heute eine nicht mehr wegzudenkende Schatztruhe der Popkultur.
Das Boyle und Hodge sich weigerten, bezüglich des Drogenkonsums einen eindeutig moralischen Standpunkt zu beziehen, stieß nicht überall auf grenzenlose Begeisterung. Dabei macht gerade diese moralapostelnde Zurückhaltung TRAINSPOTTING so besonders, in dem man die Bilder von den Freuden des Drogengenusses auch erst einmal genießen kann - bis schließlich der bittere Preis dafür genannt und bezahlt werden muss.
Für Danny Boyle und Ewan McGregor bedeutete TRAINSPOTTING den internationalen Durchbruch. Der faszinierende, energiegeladene und brillant gespielte Film gilt zu Recht als einer der besten britischen Filme der 1990er Jahre und präsentiert sich als eine Wundertüte der Filmkunst, der zu einem herausragenden Soundtrack auf eine berauschend-schmutzige Art und Weise humorvoll unterhält und uns dabei genussvoll die Kehle zuschnürt. Ein filmischer Heroinrausch aus der Zeit des ‘Cool Britannia’.
Oh, it's such a perfect day . . .
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Vor über zwei Dekaden traf ich in der schlimmsten Toilette Schottlands Danny Boyle, und wurde in den folgenden Jahren ein großer Freund seiner Variabilität, mit der er sich mühelos und doch experimentierfreudig von Genre zu Genre hangelt. Dabei sind sein unverkennbarer, visuell aufregender Stil, eine hervorragende Song- und Scoreauswahl sowie ein gutes Gespür für die Geschichte Konstanten, die sich durch sein gesamtes bisheriges Schaffen ziehen.
BenAffenleck guckt … Danny Boyle
KLEINE MORDE UNTER FREUNDEN (1994)
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Mit SHALLOW GRAVE (OT) gab Danny Boyle 1994 erfolgreich sein Kino-Debüt. In dieser schräg-schwarzen Komödie geht es um eine psychisch labile WG (Ewan McGregor, Christopher Eccleston und Kerry Fox) die unverhofft nach dem Tod eines weiteren Mitbewohners an einen Koffer mit Bargeld gelangt. Das man dann die Leiche zersägt und in einem viel zu flachen Grab entsorgt, ist nur der rabenschwarze Anfang einer Satire voller Irrwitz und böser Überraschungen…
Hat man sich erst einmal durch den recht unspektakulären Beginn von KLEINE MORDE UNTER FREUNDEN gearbeitet, bekommt man einen durchaus gelungenen Low-Budget-Film, der einem mal wieder auf köstlich-fiese Art und Weise vorhält, wozu Menschen des Geldes wegen fähig sind. Eine gute Charakterentwicklung der drei Hauptprotagonisten, solides Schauspiel und ein feiner End-Twist ließen mich zufrieden lächelnd in den Abspann gleiten.
Das Drehbuch verfasste damals übrigens John Hodge, und die Produktion übernahm Andrew Macdonald. Diese beiden würden in den nächsten 20 Jahren auch nur selten von Danny Boyles Seite weichen. Schon 2 Jahre später gelang dem Trio (und natürlich auch Ewan McGregor) der große Durchbruch mit TRAINSPOTTING.
Was für ein Spaß Heroinkonsum (also neben “Elend, Verzweiflung und Tod und so'n Kack”) ist, lest ihr im nächsten Teil meiner kleinen Danny Boyle Werkschau . . .
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Roland Emmerichs erster Film im gelobten Hollywood-Land ist ein köstlich infantiler Kracher, der gehörig die Fetzen fliegen lässt und aus zig Versatzstücken anderer Filme zusammengeflickt wurde. Mit Van Damme und Lundgren fand man zwei passende Roboter die versuchen, Menschen zu spielen.
Mit 20 Millionen Dollar Budget kann man bei Emmerichs Auftragsarbeit UNIVERSAL SOLDIER auch nicht mehr von einem B-Movie sprechen, obwohl er sich immer mal wieder so anfühlt. Dafür ist die Action aber erstklassig inszeniert, der Gewalt-Pegel kurz vorm Überschwappen und die Kameraarbeit für so einen Film erschreckend hochwertig.
Obwohl noch vor 2 Jahren gesehen, wurde ich ein weiteres mal besser unterhalten als ich befürchtete und schlief abends mit der Frage ein, ob so eine Halskette aus abgeschnittenen Ohren wohl jemals ‘en vogue’ wird. Sie würde sich großartig mit meinem Perlenarmband aus getrockneten Augäpfeln ergänzen. Für solch intellektuelle Nachhaltigkeit lege ich gerne einen Punkt oben drauf . . .
John Landis märchenhaft angehauchte Rom-Com DER PRINZ AUS ZAMUNDA präsentiert einen dauergrinsenden Eddie Murphy in Höchstform. Nette Unterhaltung, die mit ihren veralteten Rollenbildern heutzutage mitunter etwas angestaubt wirkt...
Den Humor und das Herz hat MRS. DOUBTFIRE immer noch am rechten Fleck, und sorgt nun bei der nächsten Generation für ungetrübten und warmherzigen Filmgenuss mit niedrig dosiertem Kitsch-Anteil. Robin Williams ist eine absolute Bank und lässt mich wieder schmerzlich an die ‘Kommt ein Clown zum Psychiater…’ Geschichte denken . . .
Daniel Radcliffe liefert in GUNS AKIMBO amtlich ab, der Rest ist ein genau so nerviger Augenfick wie einst CRANK oder SHOOT 'EM UP. Trotz Vollspeed absolut lahmarschig...
“Ich find's traurig dass du dich nicht klasse findest”.
Der liebenswerte und verpeilte Loser Scott (Pete Davidson) lebt mit Mitte Zwanzig immer noch bei seiner Mutter. Doch dann erhält er die Chance, sich seine Vergangenheit zu stellen und sein Leben neu zu definieren…
Da hat Judd Apatow zusammen mit seinem Hauptdarsteller Pete Davidson, auf dessen Biografie das Drehbuch teilweise beruht, aber mal einen sehr ungewöhnlichen Film gemacht. Ein einfühlsames Coming-Of-Age-Drama über ein traumatisiertes Kind, das nicht erwachsen werden kann oder will, angereichert mit wirklich guten Dialogen und jeder Menge trockenem Humor.
Der besondere Kniff dabei ist der Flow, den THE KING OF STATEN ISLAND hat. Figuren verschwinden langsam aus dem Film und andere rücken nach, das nicht vorhandene Zeitgefühl der Hauptfigur wird an den Zuschauer weitergegeben und unzählige kleine (Neben)Geschichten machen das mit Scott, was sie auch mit uns machen: Sie formen unser Leben. Viele der Szenen waren übrigens improvisiert, was THE KING wohl letztendlich den authentischen und ehrlichen Anstrich verleiht, den Film über 137 Minuten aber mitunter auch ein wenig ‘lose schwimmen’ lässt.
Getragen wird Apatows Dramödie von einem sensationellen Cast. Neben dem Stand-Up-Comedian Pete Davidson, stechen vor allem die ganz wunderbare Bel Powley, Bill Burr und natürlich Marisa Tomei heraus. Vor allem Tomei ist hier wieder mal eine Wucht, deren schauspielerische Klasse man nicht oft genug lobend erwähnen kann.
Am Ende der Schicht ist THE KING OF STATEN ISLAND ein ungewöhnlicher Film über die Schwierigkeit, seinen Platz im Leben zu finden, wenn das Schicksal und Depressionen ständig daran herum zerren. Und natürlich geht es auch um Freunde, Familie und Gras, und das damit alles besser ist. Aber wer das nicht schon vorher wusste, hat seinen Platz früh genug gefunden.
Im Nachklang ein viel besserer Film, als man während des Abspanns erst meinte . . .
Der blinde und zynisch-verbitterte Kriegsveteran Lt. Col. Frank Slade (Al Pacino) möchte auf einem Trip nach New York noch ein letztes Mal den Luxus und die Frauen voll auskosten. Unfreiwilliger Begleiter ist der schüchterne Internatsschüler Charlie Simms (Chris O’Donnell), der den abweisenden Panzer aus militärischer Ruppigkeit und provokanter Unausstehlichkeit des Lt. Col. langsam aufbricht...
Hochverdient erhielt Al Pacino nach 7 Anläufen 1993 endlich den Hauptrollen-Oscar für seine grandiose One-Man-Show in DER DUFT DER FRAUEN. Der stark geschriebenen Figur des blinden Lt. Col. haucht er mit seinem gerne mal etwas über die Stränge schlagenden Method Acting Unsterblichkeit ein. Die Mischung aus Lebenslust und Überdruss, Müdigkeit und Elan erzeugt ein geradezu schillerndes Porträt.
So eine Figur und so eine Leistung degradieren den Rest des Cast schon beinahe zu Statisten, obwohl der später fast in der Versenkung verschwundene Chris O’Donnell sehr solide und zurückhaltend spielt. In einer größeren Nebenrolle gibt es noch den jungen Philip Seymour Hoffman zu entdecken, der noch am Beginn seiner außergewöhnlichen Schauspielkunst stand.
Nach BEVERLY HILLS COP und MIDNIGHT RUN führte Regisseur Martin Brest erneut sehr gegensätzliche Figuren zusammen, für DER DUFT DER FRAUEN dann aber zum ersten Mal in einem Drama, welches jedoch mit reichlich Witz und Humor angereichert wurde. Köstlich war der Thanksgiving-Besuch und die Probefahrt mit dem roten Ferrari, wohingegen mich die Tango-Szene zu ‘Por una cabeza’ emotional sehr berührt hat. Ich mochte auch das etwas pathetische aber nicht minder befriedigende Hollywood-Ende mit der flammenden Rede, da es einen außergewöhnlichen Film angenehm vertraut abrundete.
Mit einem feinen Gespür für passenden Humor, gutes Timing und greifbare Gefühle erschufen Martin Brest und sein Drehbuchautor Bo Goldman (u.a. auch verantwortlich für das Drehbuch zu EINER FLOG ÜBERS KUCKUCKSNEST) einen sehr menschlichen Film über eine ungewöhnliche Freundschaft und Verantwortungsbewusstsein.
Ein liebes „Hoo-ah“ an Juli Jane, ohne deren Worte ich diesen ganz wunderbaren Film möglicherweise noch Jahre in der Schublade hätte liegen lassen . . .
Diese wirklich intelligente Gauner-Komödie, in der sich zwei Trickbetrüger an einem Gangsterboss rächen wollen, kommt mit wunderbarem Witz und Charme daher, verzückt mit ihrem doppelten Boden und beachtlichem Unterhaltungswert. Dabei macht vor allem die klassische „Underdogs vs. Big Player“ Story alles richtig, und wirkt bis zum letzten Kapitel DER CLOU sehr raffiniert und geradezu perfekt durchkomponiert.
Redford und Newman spielen hier ja bekanntlich nach ZWEI BANDITEN ein weiteres Mal zusammen unter der Regie von George Roy Hill, und können auf ganzer Länge in ihren Rollen durch gutes Schauspiel und sehr stimmiger Chemie überzeugen. Gerade bei Redford fiel mir wieder die unglaubliche Ähnlichkeit zu Brad Pitt auf. Beinahe wie Vater und Sohn.
Den Part des Bad Guy übernimmt Robert Shaw, der schon zwei Jahre später mit Roy Scheider Spielbergs DER WEISSE HAI jagen wird, und bekanntermaßen als Zahnstocher des fiesen Riesen endet. Kurz vor Drehbeginn zu DER CLOU verletzte sich Shaw übrigens den Fußknöchel, weshalb sein Hinken im Film nicht gespielt ist.
Die Ragtime-Interpretationen von Marvin Hamlisch umgarnen die fantastische '1930er-Chicago-Atmosphäre' geradezu, und werten die Ausstattung und das tolle Kostüm-Design noch mal auf. Da wurde wirklich ein äußerst stilvolles Gesamtbild erschaffen, welches auch fast 50 Jahre später noch begeistert.
Es dürfte sicherlich jedem ernstzunehmenden Filmfan schwer fallen, dieses mit 7 Oscars ausgezeichnete extrem lässige Werk nicht mindestens „sehenswert“ zu finden. Das wäre ein Clou der ganz anderen Art . . .
Taffe Kerle, raues Leben, schöne Landschaft. Come to where the flavour is, come to Costner Country.
Hach, Kevin Costner hat einfach ein Faible und auch ein Händchen fürs Western-Genre. Um OPEN RANGE zu realisieren, verzichtete er auf seine Gage, pumpte sogar noch eigenes Geld in die Produktion und drehte aus Kostengründen gleich in der nicht minder faszinierenden Weite Kanadas. Um so schöner, dass sich der grundsolide, sorgsam gezeichnete und gut gespielte Western an den Kinokassen behaupten konnte.
Dabei birgt OPEN RANGE keine Überraschungen, und ist ein Genre-Vertreter im klassischen Stil. Ein paar raue, aber ehrliche Kerle treffen auf einen skrupellosen Machtmenschen mitsamt seiner brutalen Männer und sorgen für Gerechtigkeit - inklusive bleihaltigen Showdowns. Altbewährte Western-Kost also, veredelt mit tollen Landschaftsaufnahmen, einer gehörigen Portion Liebe zum Detail und einem außergewöhnlich geilen Sound-Design.
Costner gibt seiner Geschichte und seinen Charakteren viel Raum (und Zeit), um sich gemächlich zum wunderschönen Score von Michael Kamen zu entfalten. Im Mittelteil hängt OPEN RANGE unnötigerweise etwas in der Luft, was den Sehgenuss ein klein wenig trübt. Noch schlimmer ist allerdings, dass nach dem bleihaltigen Finale der passende Ausstieg verpasst wird, und man scheinbar gar nicht zum Ende kommen will. Mit den Längen kann ich mich immer noch nicht richtig anfreunden, was man dann auch an der fast schon geizigen Bewertung sieht.
Darstellerisch tritt Kevin Costner einen Schritt in den Hintergrund, und überlässt Robert Duvall als väterlicher Freund die eigentliche Hauptrolle. Der dankt es ihm mit einer richtig starken Leistung, und die Beiden harmonieren einfach prächtig. Dagegen rufen Michael Gambon und vor allem Annette Bening, wohl auch Rollen bedingt, lediglich ihre Schauspiel-Standards ab.
Genre-Fans und Freunde der gemächlichen Gangart kommen hier definitiv auf ihre Kosten. OPEN RANGE singt ein Hohelied auf echte Freundschaft sowie Überzeugungen, für die es sich zu leben und sterben lohnt. Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss . . .
HEAVEN’S GATE wird seinen durchwachsenen Kritiken mehr als gerecht, und macht als Grabstein des New Hollywood zwar optisch richtig was her, steht dabei aber nur auf Sand.
Was habe ich mich angestrengt, dieses 217-minütige Epos gut zu finden und die fast schon größenwahnsinnigen Ambitionen Michael Ciminos zu würdigen. Bebildert ist HEAVEN’S GATE spektakulär, die Sets begeistern durch imposante Detailverliebtheit, und auch schauspielerisch wird hier mit Kris Kristofferson, Christopher Walken, Isabelle Huppert, John Hurt und Jeff Bridges nicht gegeizt. Da war es wirklich schon fast tragisch, dass HEAVEN’S GATE völlig zugemüllt mit unnötigen Szenen ist, und dadurch alles andere als rund wirkt.
Wirklich, wirklich schade . . .
„Niemand kann ein Gesicht für sich selbst und eines für die Menge aufsetzen, ohne am Ende nicht in Zweifel darüber zu geraten, welches denn nun das echte sein mag.“
- aus “Der scharlachrote Buchstabe” -
Der arrogante aber nicht minder gerissene Strafverteidiger Martin Vail (Richard Gere) übernimmt die Verteidigung des verunsicherten, schüchternen Chorknaben Stampler (Edward Norton), der den Erzbischof von Chicago regelrecht abgeschlachtet haben soll...
Fast 25 Jahre nach Veröffentlichung überzeugt Gregory Hoblit’s Regie-Debüt PRIMAL FEAR immer noch, obwohl es durch seine zahlreichen Nebenschauplätze etwas aufgepumpt wirkt, was sich besonders im Mittelteil bemerkbar macht. Hier wäre stattdessen mehr Hintergrund über den Chorknaben Stampler wünschenswert gewesen, ist er doch schließlich der wirklich interessante Dreh- und Angelpunkt der Geschichte.
Dafür punktet ZWIELICHT mit mehreren geschickten Wendungen, und einem großartig aufspielenden Ensemble aus Richard Gere, Laura Linney, Edward Norton und Frances McDormand.
Edward Norton ist hier in seiner ersten Kinorolle zu sehen, wofür er angeblich über 2000 Mitbewerber ausstach, und als Debütant unzählige Preise und Nominierungen als bester Nebendarsteller bekam. Sein Schauspiel ist hier wirklich eine Wonne, denn er spielt ja mehr oder weniger zwei von Grund auf verschiedene Charaktere.
Mit seiner hervorragenden Schlusspointe macht PRIMAL FEAR einige seiner kleinen Unzulänglichkeiten vergessen, und entlässt uns mit der Frage um Moral und Gewissen fies grinsend aus dem Zeugenstand . . .