BenAffenleck - Kommentare
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Alle Kommentare von BenAffenleck
Quentin Tarantino und BenAffenleck . . . zwischen Herzen, Höhepunkten und Mittelmäßigkeiten.
Vor 2 Jahren bekam ich die Tarantino BluRay Box 20 YEARS OF FILMMAKING geschenkt, die nun endlich mal vom Cellophan befreit wurde. Da bot sich gleich eine etwas umfangreichere Werkschau an, die auch den ein oder anderen Seitenschritt des grandiosen Filmemachers einbezieht. Zwei der Filme sehe ich zum ersten Mal, andere zum x-ten Mal.
Teil 12/12 >> THE HATEFUL 8 (2015) <<
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Der weiße Bilderbogen beginnt, Tarantinos Stamm Kameramann und Meister seines Fachs Robert Richardson und Legende Ennio Morricone bitten zum Tanz mit den prachtvollen Breitwandbildern und beunruhigend unheimlichen Tönen. Mit einem zarten Hauch von Gänsehaut nehme ich die Aufforderung an, behalte aber immer die Kaffeekanne im Augenwinkel.
THE HATEFUL 8. Der Kopfgeldjäger. Der Henker. Die Gefangene. Der Sheriff. Der Mexikaner. Der kleine Mann. Der Cowboy. Der General. RESERVOIR DOGS mit Colts. Anstatt in einer alten Lagerhalle, belauern sich die wilden Hunde dieses mal in Minnies Miederwarenladen. Für viele ein ganz fader Hüttenkäse, denn lange Zeit passiert hier nichts, zumindest für den gewaltgeilen Schnellgucker.
Tarantino lässt sich Zeit, seine Figuren auf dem „Schachbrett des Todes“ in Position zu bringen. Allianzen werden eingegangen, Gut und Böse gibt es nicht, Vertrauen kann man hier niemandem. Das zynische Kammerspiel nimmt Fahrt auf, und legt Wegstrecke zwischen sich und einem reinrassigen Western zurück. Im Sub-Text hat THE HATEFUL 8 eine ganz eigene Gewichtung über Schuld und Sühne, Rassismus und Vergeltung, der Norden gegen den Süden, über hasszerfressene Vorurteile, aber auch über die exekutive Gewalt. Damit bekommt Tarantino als Drehbuchschreiber gleichfalls einen feinen Bogen in unser Hier und Jetzt.
Nach der ersten Stunde finde ich es geradezu meisterhaft, wie er langsam aber völlig erbarmungslos die Spannungsschraube anzieht, und wieder mit seinen Trademarks aus Zeitsprüngen und Perspektivwechseln arbeitet. Den Hass zwischen den Figuren und Grüppchen lässt er ganz langsam anschwellen, bis man sich auf einmal dank der eruptiven Gewalt in der Hütte von EVIL DEAD wiederfindet, mitsamt der Falltür zum Keller.
Während man also über Blut und Gedärmen schlitternd versucht, seine Zigarette mit Red Apple Tabak zu drehen, sollte man langsam zu der Einsicht kommen, dass Tarantinos Meinungsspalter doch so Einiges zu bieten hat. Ich jedenfalls war nicht zum letzten Mal in dieser so unglaublich perfekt von einer Kamera eingefangenen Hütte zu Besuch. Ich freue mich schon auf ein weiteres Treffen mit der irren und wahnsinnig gut performenden Jennifer Jason Leigh mitsamt ihrem bärbeißigen Hund Kurt Russel an der Kette, akzeptiere auch ein weiteres Mal Tim Roth Rolle als gelungene Christoph Walz-Kopie, wärme mich nach NEBRASKA wieder mal mit Bruce Dern am Feuer auf, ziehe vor Samuel L. Jackson nach DJANGO UNCHAINED ein weiteres Mal tief verbeugend meinen Hut, und recke mich vor Walton Goggins noch ein Stück näher Richtung Holzboden.
Was für ein Späßchen und ja, tatsächlich ... „ein schöner Einfall“.
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Hier geht's zur Liste ::: http://www.moviepilot.de/liste/benaffenleck-guckt-tarantino-benaffenleck
Quentin Tarantino und BenAffenleck . . . zwischen Herzen, Höhepunkten und Mittelmäßigkeiten.
Vor 2 Jahren bekam ich die Tarantino BluRay Box 20 YEARS OF FILMMAKING geschenkt, die nun endlich mal vom Cellophan befreit wurde. Da bot sich gleich eine etwas umfangreichere Werkschau an, die auch den ein oder anderen Seitenschritt des grandiosen Filmemachers einbezieht. Zwei der Filme sehe ich zum ersten Mal, andere zum x-ten Mal.
Teil 11/12 >> DJANGO UNCHAINED (2012) <<
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Aus seiner Vorliebe für die alten Spaghetti-Western machte Tarantino nie ein großes Geheimnis, zitierte er sie doch immer wieder in seinen bisherigen Filmen und wilderte musikalisch noch ausgelassener in dem Genre. Mit einem Western in Spielfilmlänge erfüllte er dann so machen Fan-Traum. Natürlich ist es nicht nur ein Tarantino’scher Italowestern, sondern auch eine liebevolle und nicht zu erzwungen wirkende Hommage an die Blaxploitation-Movies der 70er Jahre. Veredelt durch ein später oscarprämiertes Drehbuch mit geschliffenen Dialogen, makabrem Humor und der unverkennbaren comichaft überzeichneten Brutalität. Dazu noch ein Soundtrack mit Ennio Morricone Musik und Hip-Hop-Beats, Geschwafel über französische Literaturklassik und eine deutsche Volkssage. Zack, fertig ist das völlig verrückte Patchwork.
Was der Zuschauer davon hat? Einen Heidenspaß . . . bei jeder erneuten Sichtung saugt mich die Suche des Kopfgeldjägers und des Sklaven nach Rache und Liebe förmlich ein, kaut mich durch, lässt mich auf seiner Zunge verharren, schiebt mich von der linken in die rechte Backentasche und spuckt mich dann nach 165 Minuten endlich wieder als glücklich strahlenden Tarantino-Fanboy aus. Was für ein ultrabrutales, in der Wortwahl geschliffenes und darstellerisch saucooles Meisterstück.
Neben einem extrem lässigen Jamie Foxx, einem genial lustigen und ausdrucksstark artikulierenden Christoph Waltz so wie einem herrlich sadistischen Leonardo DiCaprio konnte mich aber vor allem Samuel L. Jackson als speichelleckender und die Fäden im Hintergrund ziehender Alt-Nigger extremst überraschen. Vor 5 Jahren hatte ich ihm so eine starke Rolle einfach nicht mehr zugetraut.
DJANGO UNCHAINED ist sicherlich Tarantinos geradlinigster Film, die Erzählstruktur ist sehr einfach gehalten. Das sehe ich in seiner filmischen Vita aber auch mal als angenehme Abwechslung, denn es funktioniert hier ja hervorragend, ohne auch nur mal 10 Minuten am Stück “nicht interessant genug” zu sein. Es sind dann auch immer die flüchtigen Blicke eines Regisseurs nach links und rechts, die für die nötige Tiefe sorgen. Der Blick auf den so wunderschönen Süden der USA und die widerwärtige und unmenschliche Sklaverei. Nur ab und zu hält er an und verdeutlicht uns, dass das hier keine Southern-Komödie ist. Die Hunde-Szene ist so ein kaum zu ertragender und extrem drastischer Zwischenstopp auf dem Rastplatz "Hölle auf Erden" . . .
Die Mischung aus Humor & Härte ist wirklich gewagt, aber hier kann ich tatsächlich ablachen und mir Minuten später schon wieder die Decke über anderthalb Augen ziehen. Zu lange sollte man sie aber nicht dort lassen, denn sonst sieht man nur ein Viertel von Robert Richardsons wieder einmal brillanter Kameraarbeit, den eindrucksvollen Sets, Frisuren, Kostümen oder generell einem der besten Filme überhaupt.
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Mit der Verfilmung von DAS FÜNFTE ELEMENT erfüllte sich Luc Besson einst einen Jugendtraum und erschuf einen ganz wilden Trip, der zwischen „ungewollt saublöd“ und „spaßig unterhaltsam“ hin und her springt.
Mit seinen Schauwerten brauchte sich diese europäische Produktionen schon damals nicht hinter amerikanischen Vorbildern verstecken. Dabei ist DAS FÜNFTE ELEMENT aber ungewohnt poppig, bunt und tuntig, was generell kein Problem ist, ich hier aber als recht anstrengend empfinde.
Milla Joghurtwitsch hat als göttliche Weltenretterin so viel Ausstrahlung und Erhabenheit wie eine wasserdichte Taschenlampe im Marianengraben. Nö, da sieht man nicht viel. Wenigstens konnte Bruce Willis im 'Nakatomi Plaza' genug Erfahrung sammeln, um auch hier mühelos mit Zorgs hundegesichtigen Schergen den Boden aufwischen zu können. Gary Oldmans Overacting kann mir dann aber auch noch einige Schmunzler entlocken. Er kann es einfach.
DAS FÜNFTE ELEMENT ist somit äußerst unterhaltsames Sci-Fi-Kino, sorgt bei mir aber auch nach der dritten Sichtung nicht für eine enger werdende Unterhose . . .
Jackie Chan & Owen Wilson funktionierten als Double im Wilden Westen für mich einfach um einiges besser. Natürlich bietet auch SHANGHAI KNIGHTS gute Unterhaltung, Jackies unnachahmlich akrobatische Kämpfe und haarsträubende Stunts, trotzdem steht die Fortsetzung etwas verkümmert im Schatten des tollen Vorgängers.
Gefreut hatte ich mich auf GATTACA ungemein, gilt doch Andrew Niccols Regie-Debüt schon als moderner Klassiker des dystopischen Sci-Fi-Kinos. Gemessen am Stellenwert fand ich das Endergebnis aber doch ein wenig schwach in der Wirkung. Sicherlich in Bild und Setting ein Knaller, und auch die Geschichte dürfte nach der Sichtung schon zu so mancher Gesprächsrunde animiert haben. Da ist es um so bedauerlicher, dass mich diese mit Drama- und Thriller-Elementen versetzte Sci-Fi-Mischung nicht ein einziges Mal wirklich abholen oder berühren konnte. Am Ende hätte er es fast geschafft, aber nur fast...
Koalabär Buster organisiert eine Castingshow, um sein marodes Theater zu retten. Die begabten Talente haben allerdings alle mit ihren ganz eigenen Sorgen zu kämpfen...
Anfangs hatte ich gar nicht so recht Bock auf SING, was die Kids allerdings komplett anders sahen. Gut so, denn nach einem eher 'okayen' Anfang nimmt die Musikrevue ordentlich fahrt auf, bietet genug Gags für die Kids und einiges an Gefühl für die Älteren.
Fein warme Weiterempfehlung an noch zu kalten oder verregneten April Tagen.
Als ich 1992 oder '93 zum ersten Mal CITY SLICKERS sah, erfuhr ich überhaupt erst mal, was eine Midlife-Crisis ist. Müde lächelnd nickte ich es ab, denn bis zu meinem 40ten Geburtstag waren es ja noch locker 322 Jahre. Einen Wimpernschlag später steht die große 4 auch bei mir vorne und das Hamsterrad dreht sich gnadenlos, die Zeit hat immer wieder einen Schluckauf, springt auf einmal Monate vorwärts und lässt zum Abschied Kalender-Monatsblätter mit vollgeschriebenen Spalten meiner 4-köpfigen Familie auf dem Küchentisch liegen. Und das Hamsterrad dreht sich quietschend weiter . . .
Nach über 25 Jahren funktioniert diese Abenteuer-Komödie über Karriere, Midlife Crisis und Cowboys immer noch ganz hervorragend. Fernab vom Fäkalhumor heutiger Komödien geht es hier um drei Freunde, die jedes Jahr zusammen einen außergewöhnlichen Urlaub zusammen verbringen. Die letztjährige Stierhatz in Pamplona nahm kein rühmliches Ende, dieses Jahr soll es alles besser werden, obwohl sich die privaten Probleme der Großstadt-Helden stapeln. Ein Vieh-Treck von New Mexico nach Colorado soll ihnen das Lächeln zurück bringen.
Billy Chrystal, Daniel Stern und Bruno Kirby geben hier wirklich ein großartiges Gespann ab und hauen einige fantastische Lacher raus. Die Kerben im Revolver bekommt dann allerdings Jack Palance, der hier den alten und knallharten Cowboy Curly spielt. Eine Wonne und Späßchen sondergleichen, die dem alten Palance den Nebenrollen-Oscar einbrachte.
Ein gewisses Maß an Ernsthaftigkeit und nötiger Tiefgründigkeit vermengt sich mit einer passenden Westernatmosphäre und jeder Menge Spaß zu einem extrem liebenswerten Film, der in keiner Kategorie die Goldmedaille holt, sich aber lässig mit einer Marlboro im Mundwinkel ans Siegertreppchen lehnt. Fehlt nur noch die nötige BluRay, um die müde DVD endlich einmotten zu können . . .
Nach 1-2 eher unerwarteten Story-Twists dümpelt DEAD MAN DOWN im soliden Mittelfeld des Revenge-Action-Genre. Colin Farrell und vor allem Noomi Rapace retten hier mit ihrem Schauspiel noch das, wozu der Drehbuchschreiber nicht in der Lage war. Schön, dass man am Ende wenigstens noch mit einem actionreichen Finale besänftigt wird...
Kann man sich mal gut anschauen.
Ist das zu hart, bist du zu weich...
Da habe ich ja mal wieder lecker in der Folter Tonne gebuddelt und einen Filmabend der very unbequemen Art als Dankeschön erhalten.
Ab und an mal einen blutigen Slasher oder Jumpscarer??? Kein Thema, obwohl ich da nicht immer das dankbarste Klientel bin. Ist halt nicht wirklich mein Genre. Besonders schlimm wird es für mich immer dann, wenn das Phantastische außen vor bleibt und die Handlung in den Bereich des Möglichen rückt. So war zum Beispiel HOSTEL für mich nach der Hälfte unguckbar, das THE HILLS HAVE EYES Remake wiederum nicht. Letzteres sah natürlich auch einfach fantastisch aus und konnte mit guten Schauspielleistungen überzeugen.
EDEN LAKE war dann wieder so ein Terror-Torture-Stiefel, der die ganze Zeit über unangenehm drückte und 2008 einen schonungslosen Blick in die Abgründe der maroden Gesellschaft und der völlig überzogenen Gewaltbereitschaft der Jugendgangs warf.
Auch hier wird die Schraube der Gewalt gnadenlos fest angezogen, bis schließlich der Kopf abreißt und es kein Halten mehr gibt. Meine Grenzen konnte James Watkins mit diesem Regie-Debüt jedenfalls ausloten, und ich habe EDEN LAKE bis zum Ende durchgezogen, da man ihm die Spannung nicht strittig machen konnte und ich Michael Fassbender und Kelly Reilly unheimlich gerne sehe. Hätte man sich nicht mit so unheimlich vielen beschissenen Zufällen, Doofheiten und Unglaubwürdigkeiten herumärgern müssen, hätten die unentspannten 1,5 Stunden am EDEN LAKE durchaus „nett“ sein können.
Nach KINGSGLAIVE möchte man gerne mit einem Schraubendreher durch die nächtlichen Straßen laufen, um alle Embleme wohlwollend am Straßenrand geparkter mal mehr mal weniger teurer Audis von mal mehr mal weniger wichtigen Fürzen aus dem Blech zu pulen. Product-Placement-Amoklauf. Der Richter würde es verstehen.
KINGSGLAIVE hat definitiv hervorragende Momente, erstickt aber irgendwann am Eye-Candy und den völlig überlasteten Bildern. Man weiß gar nicht mehr, wo man zuerst hingucken soll. Zu groß. Zu viel. Zu schnell. Da baller ich mir dann doch lieber einen Superhelden-Popcorner rein...
Der ehemalige dänische Söldner Jon holt nach 7 langen Jahren des “Fuß fassens” endlich seine Frau und seinen Sohn in die Weiten der amerikanischen Prärie. Der erhoffte Seelenfrieden ist ihm aber nicht vergönnt…
Der ureigenste amerikanische Acker wurde ja mittlerweile schon von fast alles Produktionsländern bestellt. Endlich zieht auch das ganz starke Filmland Dänemark einen spektakulär unspektakulären Western der alten Schule aus der Satteltasche, der für mich angenehm “aus der Zeit gefallen” wirkte. Ein schlichtes Rachestück mit wenigen Worten, gekonnter Inszenierung und dichter Atmosphäre. Die himmelschreiende Ungerechtigkeit hat mich einige Male kalt erwischt, der Kloß im Hals ließ sich schwer schlucken. Wenn ein Film trotz mancher kleinerer Verfehlungen immer noch so gut funktioniert, muss schon eine Menge richtig gemacht worden sein.
Hier geht es los mit der feinen Besetzung des Brüderpaars durch Mads Mikkelsen (der mich erst vor einem Jahr mit DIE JAGD auf seine Seite ziehen konnte) und Mikael Persbrandt (ganz stark im hervorragenden IN EINER BESSEREN WELT von Susanne Bier). Mikkelsen bringt die Trauer und in ihm brodelnde Wut mit seiner Mimik sehr packend rüber, da bedarf es nicht vieler Worte.
Die macht dann lieber Jeffrey Dean Morgan, einer meiner liebsten Nebendarsteller überhaupt. Nicht weil er talentiert bis in den hintersten Winkel seines immer so süffisanten Lächelns ist, sondern weil er dieses “gewisse Etwas” hat. Jedenfalls in meiner kleinen Welt der Filme und Serien. Was freue ich mich schon auf seine Rolle in Staffel 7 von THE WALKING DEAD. In THE SALVATION blüht er als Reden schwingender und völlig skrupelloser Antagonist wieder einmal förmlich auf und lässt dementsprechend auch die Sau raus. Eva Green wird hier insofern gefordert, dass ihr das Drehbuch nicht mal eine Zunge spendiert hat, und ihr Gefühlsleben somit nur über ihre Mimik und Blicke transportieren kann. Das macht sie aber gerade in der Szene im Zug wirklich großartig.
Doch Kristian Levrigs Film hat nicht nur einen gut spielenden Cast zu bieten, sondern begeistert auch noch durch herausragende Kameraarbeit mit in satten Farben getränkten Bildern des wunderschönen Südafrika, dass hier als Double des ‘wilden Westens’ herhalten musste.
Zugegeben, die Charaktere sind recht flach, das Ende der Geschichte weiß man schon nach 7 Minuten und für 10 Millionen Euro Budget gibt es scheinbar keinen gescheiten Computer-Regen oder Feuer aus Einsen und Nullen. Zu dem Zeitpunkt, als mich das hätte Nerven können war ich aber schon längst glücklich in der Welt aus Blut, Staub und Blei gefangen . . .
Auf baldiger BluRay und durchs Kellerkino gejagt sicherlich noch ein Pünktchen mehr wert!
Nach dem guten alten „Viel kann viel – Prinzip“ liefert das PIRATES Dreigestirn Verbinski / Bruckheimer / Depp für schmale 250 Millionen Dollar ein mittelprächtiges Stückwerk aus Western, Abenteuer und Komödie.
Das erste Drittel konnte mich wirklich prächtig unterhalten, im letzten Drittel gehen dem LONE RANGER die Pferde etwas durch und schießt für mich übers Ziel hinaus. Trotzdem fühlte ich mich die zweieinhalb Stunden lang recht gut unterhalten, was aber auch vor allem an der opulenten Bilderpracht lag.
Das hätte wirklich eine ganz geile Nummer werden können...
Wenn über die staubigen Straßen eines kleinen Nestes die alten müden Helden mit ihren Wehwechen Richtung Showdown schlurfen und dabei noch Unterstützung von einem jungen aber hundsmiserablen Schützen bekommen, dann liegt EL DORADO im Player.
Als leicht variierter RIO BRAVO, den Howard Hawks 7 Jahre vorher drehte, geht es auch hier wieder um das Thema “Männerfreundschaft” und “Jung & Alt” gegen die Bösen. Eine wirklich spannende Handlung gibt es hier nicht, und eine viertel Stunde weniger hätte EL DORADO auch noch besser gestanden. Den ungemeinen Unterhaltungswert kann man dann aber komischerweise trotzdem nicht in den Staub treten, die Mischung aus Tragik, Härte und Humor sitzt wie ein Schuss zwischen die Augen oder eine Ladung Schrot in die Brust. Gerade die selbstironischen Sticheleien zwischen dem ‘Revolverhelden mit Rücken’ (souverän John Wayne) und dem ‘Sheriff mit Alkohol- und Liebesproblemen’ (stark Robert Mitchum) machen einfach Spaß und sind das Salz in der gestreckten Suppe. Das der nur mit einer abgesägten Schrotflinte treffende Schütze ‘Mississippi’ vom jungen James Caan gespielt wurde, ist mir im Laufe der Jahrzehnte auch wohl entfallen. Erst viele Jahre später wird er im MISERY-Torture-Haus von Kathy Bates landen **grusel**...
Wenn ihr diesem Klassiker (also EL DORADO) etwas abgewinnen könnt, dann besorgt ihn euch als BluRay. Die Bildqualität ist für einen über 50 Jahre alten Schinken zum auf die Fernbedienung sabbern. Arizona und Utah erstrahlen in allerschönstem Technicolor. Respekt!
EIN TICK ANDERS ist eine wirklich tolle deutscher Tragikomödie zum Thema ‘Tourette-Syndrom’ und dessen Akzeptanz. Andi Rogenhagens Film (Regie & Drehbuch) geht da mit jeder Menge Humor ran, ohne die Krankheit jemals ins Lächerliche zu ziehen.
Wirkliche Ecken und Kanten sucht man hier vergebens, dafür sind die Figuren aber so wunderbar liebenswert und schrullig gezeichnet, dass ich mich über fast 90 Minuten einfach in den Arm genommen fühlte, auch wenn das Drehbuch den anfänglichen Charme im letzten Drittel mit einer eher hanebüchenen Entwicklung schmäler.
Würde ich mir tatsächlich noch mal anschauen, und das ist bei deutscher Ware nicht selbstverständlich...
Im jungen Teenager-Alter war CYBORG für mich natürlich ein Happening der gelungenen Art. Heute wackelt er munter zwischen 2 und 4 Punkten hin und her. Letzten Endes gab es hier für mich aber wirklich überhaupt nichts, was ich noch abnicken konnte oder wollte. Action-Trash der ungewollt komischen Sorte, der wohl nur noch von der Auswahl der Perücken unterboten wurde. Nach einer knappen Stunde habe ich dem CYBORG den Stecker gezogen . . .
Auf JEREMIAH JOHNSON hatte ich mich sehr gefreut, den tollen Reviews einiger Buddies sei dank. Wirklich mit ins kalte Weiß nehmen wollte mich Sidney Pollacks Arthaus-Schnee-Western und Abgesang auf die verklärten staubig-trockenen Western-Mythen leider nicht. Das war mir dann stellenweise doch zu sehr gezogen, ohne wirkliche Höhepunkte und zu schwammig im Abgang. Den exzellenten Bildern, der rau-realistischen Darstellung der Unerbittlichkeit der Natur und somit auch des Menschen kann man ihre Faszination nicht absprechen, bei John Millius Drehbuch war es mir ein Leichtes...
Wenn die 4 Pinguine und ein paar halbgare Lemuren an einem Plan und einem Flugzeug basteln, ist Vorsicht angesagt. Zu spät erkennen das unsere 4 Zooflüchter Alex, Marty, Gloria und Melman. Die Bruchlandung ist vorprogrammiert, ein afrikanisches Tierreservat als Ort dafür aber alles andere als unpassend...
MADAGASCAR 2 ist eine turbulent inszenierte Fortsetzung, die noch eine gehörige Schippe von allem gegenüber dem ganz guten ersten Teil drauf legt. Mehr Action, (viel) mehr Humor, mehr Oma, mehr Tiere, mehr Herz, mehr Pinguine und (‘**yeaaaaaaah**) mehr Lemuren. Über King Julien und seine Untergebenen könnte ich mich noch nach dem Abspann beömmeln. Dabei bleiben hier gerade die Erwachsenen -> nicht <- auf der Strecke, denn ich lache hier öfter wie meine Kids, die mit den vielen Anspielungen auf die Popkultur und dem reichlich vorhandenen Sarkasmus (noch) nichts anfangen können. Das Ding lag bei uns bestimmt schon 10 x im Player.
Gänzlich ohne Längen bekommt man hier eine wirklich wilde und saukomische Tierparty serviert, die man sich immer wieder guten Gewissens anschauen kann. Diese Empfehlung zählt für Teil 3 übrigens !!! nicht !!!
RolfMuller und BenAffenleck satteln den alten Gaul namens „Filmgeschichte“, und begeben sich auf einen langen und mutigen Ritt durch 87 Jahre bewegte Bilder. Einzige Vorgabe für die wagemutigen Helden ist lediglich, dass es eine Erstsichtung für Beide sein muss. 2-3 Mal im Monat darf die Community einen Blick in ihr abenteuerliches Reisetagebuch werfen...
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In 87 Jahren um die Welt - Teil 9/87 – CHICAGO (1938)
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ANGELS WITH DIRTY FACES war Ende der 30er Jahre ein enormes Wagnis für die Warner Bros. Studios, da die Glorifizierung der Gangster, wie sie im Kino am Anfang bis Mitte des Jahrzehnts nicht unüblich war, die Aufmerksamkeit (und Aktivitäten) etlicher Sittenwächter-Clubs auf sich zog. Die Verrohung der Jugend durch ‘Sex & Crime’ galt es zu verhindern, die Filmstudios legten sich eine Selbstzensur auf, um nicht zu viele Dollar an den Kinokassen zu verlieren. ANGELS wurde dann trotzdem groß und teuer produziert und bekam mit Michael Curtiz einen Regisseur, der mit dieser Selbstzensur bestens umzugehen verstand, sie sogar durch handwerkliche Tricks regelrecht umging. Vorsorglich wurde auch noch ein moralischer Zeigefinger eingebaut, der aber wohl eher der Story selbst geschuldet blieb.
Die jugendlichen Freunde Jerry Connelly und Rocky Sullivan werden während eines kleinen Diebstahls überrascht. Während Jerry etwas schneller laufen kann und später Priester wird, erwischt man Rocky und steckt ihn ins Gefängnis, wo er mehr oder weniger die nächsten 15 Jahre verbringt und seinen Ruf als Gangster zementiert. Nach seiner Entlassung treffen beide in ihrem Problem-Viertel aufeinander. Der Geistliche, der sich um die Zukunft der ‘Dead End Kids’ sorgt, und der charismatische Gangster, den die Halbstarken so sehr anhimmeln und dessen mittlerweile rasanter Aufstieg die Flucht aus dem sozialen Elend verspricht . . .
-> Crime doesn’t pay <- wird in ANGELS als Botschaft geradezu zelebriert, allerdings ohne dabei erzwungen zu wirken. Und trotzdem ist es James Cagneys bravourösem Schauspiel und Charisma zu verdanken, dass sein Bösewicht lediglich grau, anstatt schwarz bleibt. Er legt sich mutig mit einem Verbrechersyndikat an, uns agiert dabei klug und vorausschauend, setzt Gewalt nur als letzte Option ein. Für die Kids macht er immer ein paar Scheine locker und ist seinem alten Freund gegenüber immer loyal. ‘Kein Identifikationspotenzial’ sieht für mich anders aus. Letztlich ist es aber für mich (und sicherlich auch uns) als steuerzahlender Otto-Normal-Arschaufreißer genau das, was die Faszination am Gangster-Film-Genre ausmacht. Das System abgebrüht aushebeln und ausnehmen, auch mal Gewalt anwenden und sich nicht schon schlecht fühlen, wenn man mit dem linken Vorderreifen auf der Linie des Behindertenparkplatzes steht. Nur so wird man Chef von einem CASINO oder von allen DER PATE genannt
Curtiz kann mit seiner Regie jedenfalls begeistern, er lässt dem Film keinen Leerlauf und dem Humor den nötigen Platz. James Cagney ist eine Wucht, Pat O’Brien ein moralischer Fels in der Brandung und als Schmankerl gibt es noch Humphrey Bogart vor seinem großen Durchbruch zu bewundern.
Die großen Filmsets (das Viertel) mit hunderten von Statisten werden mit langen Kameraschwenks eingefangen, ungewöhnliche Perspektiven wechseln sich mit den seinerzeit so grandiosen Schattenspielen ab. Hach, diese Sets und deren Ausleuchtung damals. Da gerate ich immer wieder ins Schwärmen. Ganz stark für einen Film von 1938 fand ich auch zum Beispiel den Wechsel von einem bewegten Bild zum Zeitungsbild, und das ohne sichtbaren Schnitt.
Das sind alles Dinge, die so einen abgehangenen Schinken auch heute noch köstlich schmecken lassen. Hier kommt aber auch noch eine wirklich gut erzählte Geschichte hinzu mit einem emotional harten Finale, welches mich durchaus berühren konnte.
Wer also neben den ÜBLICHEN VERDÄCHTIGEN des Genre mal dessen Urvätern am Lagerfeuer über “die gute alte Zeit” reden hören möchte, sollte unbedingt ANGELS WITH DIRTY FACES einlegen, so zumindest der OT. Wenn ihr euch dann 2 Stunden lang über einen tanzenden Richard Gere und einer plärrenden Renee Zellweger wundert, wart ihr im falschen CHICAGO . . . . .
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Zur Liste geht's hier lang: http://www.moviepilot.de/liste/benaffenlecks-und-rolfmullers-wilder-ritt-durch-87-jahre-filmgeschichte-benaffenleck
DER EXORZIST biegt nach einem harten Arbeitstag mit verdrehten Köpfen, literweise grüner Kotze und allerschlimmster Fäkalsprache falsch ab und findet sich im Setting von SE7EN wieder.
Wer sich immer schon mal gefragt hat, ob und wie man Katzen kreuzigen kann, findet hier optische Anreize. So nett ich diese Tipps auch fand, als Fan der grandiosen 'Doors' hatte ich in ERLÖSE UNS VON DEM BÖSEN schwer zu schlucken, denn den ganzen paranormalen Humbug mit Songs der Band zu verbinden, wirkte einfach nur lächerlich.
Ansonsten bedient sich Scott Derrickson für die Verfilmung des Tatsachenbuchs 'Beware The Night' munter aus der Grusel-Mottenkiste und versteht es, seinen Film halbwegs spannend voran zu treiben. Somit bleibt für eine Einmalsichtung ein durchaus brauchbarer Mystery-Cop-Thriller in einer düsteren Großstadt übrig, in dem Eric Bana und Edgar Ramirez als Cop/Priester-Team überzeugen, Sean Harris dank seiner richtig irren Performance aber am längsten im Gedächtnis bleiben wird.
Quentin Tarantino präsentiert . . .
. . . das völlig überladene trashige Regiedebüt seines Donnerbuddies RZA. Kann man dank seines Irrsinns und der völlig überzogenen Brutalität sicherlich mögen, muss man aber nicht. Der Versuch, mit THE MAN WITH THE IRON FISTS einen Kultfilm machen zu müssen ging total in die Hose, und ließ mich mir keine andere Wahl, als kurz vor dem Endkampf auf den roten Knopf der Fernbedienung zu drücken. Ich konnte nicht mehr . . .
Quentin Tarantino und BenAffenleck . . . zwischen Herzen, Höhepunkten und Mittelmäßigkeiten.
Vor 2 Jahren bekam ich die Tarantino BluRay Box 20 YEARS OF FILMMAKING geschenkt, die nun endlich mal vom Cellophan befreit wurde. Da bot sich gleich eine etwas umfangreichere Werkschau an, die auch den ein oder anderen Seitenschritt des grandiosen Filmemachers einbezieht. Zwei der Filme sehe ich zum ersten Mal, andere zum x-ten Mal.
Teil 10/12 >> INGLOURIOUS BASTERDS (2009) <<
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Tarantino bringt in einem ‘What-if-Szenario’ das Dritte Reich in einem französischen Kino zu Fall. INGLOURIOUS BASTERDS ist die absolute Liebeserklärung eines Film-Nerds ans Kino und die Macht der Filme selbst.
Das man es hier nicht mit einem normalen Kriegsfilm zu tun bekommt, wusste man schon, bevor das Popcorn und die 2 Flaschen Bier im Sommer 2009 bestellt waren. Den ganzen Tag sprang man in Gedanken hin und her durch Tarantinos filmische Vita. Wird er es heute Abend versauen? Werde ich so enttäuscht sein wie nach DEATH PROOF, oder besoffen an Glückseligkeit wie bei KILL BILL aus dem Saal strumpeln? Meine Punktzahl sei hier mal Aussage genug.
Lose basiert INGLOURIOUS BASTERDS auf den Italo-Trasher EIN VERWEGENER HAUFEN aus dem Jahre 1978, der wiederum ein Billig-Klon von Aldrichs DAS DRECKIGE DUTZEND ist.
Seine 2,5 stündige Version unterteilte Tarantino in fünf Kapitel, in denen er mit seinen perfekt gespitzten Dialogen nur so um sich schießt. Als ich seinerzeit die Besetzungsliste durchging, war mir bei diesem starken aber auch sehr interessanten Cast noch nicht klar, dass der Film vor allem einem Schauspieler gehört: Christoph Waltz. Nach der unglaublich intensiven ersten Episode wusste man aber schon Bescheid, und nickte seinen Sitznachbarn nur noch wortlos zu.
Ich erwischte mich sogar jetzt noch nach der vierten Sichtung wieder dabei, wie ich mit offenem Mund diesen Soziopathen bei seinem hochintelligenten Geschwafel angaffte. Innerhalb eines Augenblicks wechselt sein Hans Landa vom schwelgerisch schleimigen Zyniker zu jemandem, der über das dunkle Land der Alpträume herrscht. Seine Rolle ist zwar völlig überspitzt, aber das macht es in Verbindung mit den unglaublichen Dialogen wohl aus. Hier erschuf Tarantino mal wieder eine Figur für die Ewigkeit.
INGLOURIOUS BASTERDS zeigt sich auch wieder mal, wie perfekt Tarantino in die Breite inszenieren kann, ohne langweilig zu werden. Die Szene in der Kellerbar ist so ein Beispiel, für den weiteren Handlungsverlauf in der Länge fast überflüssig und wohl nur im Film drin, weil Tarantino Bock drauf hatte. Wie er hier mit einem trivialen Saufspiel fast alle Personen in der Bar in so kurzer Zeit charakterisiert und ihnen ein Gesicht gibt, ist unglaublich und dann um so lustiger, das schon Augenblicke später das Szenario nur noch von Blut, Tod und Patronenhülsen beherrscht wird.
Humor wird hier eh zelebriert, wie in keinem Tarantino-Film vorher. Köstlicher Wortwitz, Situationskomik, Sarkasmus und beißende Satire. Ja, über so einen Adolf Hitler darf und kann ich mich beömmeln. Da mache ich, ähnlich wie die BASTERDS, mittlerweile keine Gefangenen mehr.
Im letzten Kapitel laufen die Fäden der Handlung zusammen und explodieren in einem Finale, welches in seiner Grausamkeit absolut befriedigend ist. Feuersturm und die Rache des Riesengesichts. In diesem Kapitel gibt es zu Beginn etwas, dass ich → Der Bowie-Moment ← nenne und der wieder einmal zeigt, was Robert Richadson für ein genialer Kameramann ist und wie geschickt Tarantino das zu nutzen weiß. Während die ganz stark spielende Mélanie Laurent sich im flammenroten Abendkleid aus dem Fenster schauend für ihren großen Augenblick sammelt und vielleicht an ihre von Landa getötete Familie denkt, gibt es dieses durch und durch perfekte Breitwandbild. Die Femme Fatale im flammenroten Kleid. Ein Engel in wallendem Blut rüstet sich auf für die finale und vollkommene Rache, während Bowies 'Cat People' aus den Speakern drückt. Ein Moment . . . erhaben in seiner Perfektion aus Bild und Musik am Ende eines durch und durch grandiosen Films.
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Hier geht's zur Liste ::: http://www.moviepilot.de/liste/benaffenleck-guckt-tarantino-benaffenleck
UNBROKEN glänzt mit tollen Schauspielern und Bildern, krankt allerdings ein wenig an den oberflächlichen Charakteren und der stereotypen Darstellung der USA und Japans. Angelina Jolies zweite Regiearbeit entlässt einen etwas ratlos zwischen Enttäuschung und Begeisterung in den Abspann. Louis Zamperinis Lebens- und Leidensgeschichte ist natürlich eine absolut erzählenswerte, vom Olympioniken zum Kriegsgefangenen zu jemandem, der seine Kraft aus der Versöhnung schöpft. Eine sehr beeindruckende und willensstarke Persönlichkeit, ganz großartig von Jack O’Connel dargestellt. An etlichen Szenen in der Hölle der japanischen Kriegsgefangenschaft hatte ich wirklich zu knabbern, Zamperinis Nemesis in Gestalt des Lagerkommandanten sorgte bei mir für Gänsehaut. Nur auf den letzten Funken, der dieses Werk emotional in Brand steckt, wartet man vergebens.
Leidend zwischen 5,0 und 7,0 Punkten wähle ich die unbeugsame 6,0 für diesen enttäuschend guten Film, der sich schwer bewerten aber doch so gefahrlos weiterempfehlen lässt.
Das Krieg die Hölle auf Erden ist und die randvolle und warme Popcorn-Tüte im Kino tatsächlich 20 Minuten lang mal nicht als Handmagnet funktioniert, zeigte uns Steven Spielberg mit erschreckender Authentizität. Die Eröffnung der zweiten Front, D-Day . . . aber eigentlich eher Apocalypse Now. Man landete förmlich mit den Truppen auf Omaha Beach, die Hände zitterten, während Maschinengewehrsalven alles um einen herum niedermähten. Blutfontänen spritzten einem ins Gesicht, oder war es nur auf die Kameralinse? Torkelnd stolperten wir über die durchsiebten Leiber unserer Freunde und Kameraden. Panik und Todesschreie. Jungs, die ihre Gedärme an sich drückten, nach ihrer Mutter und dem fernen Zuhause schrien oder im Schock ihre abgetrennten Gliedmaßen aufhoben, sofern das überhaupt noch möglich war. Das absolute Chaos, grausam im Detail. Niemand zeigte Krieg vor 1998 so eindringlich auf der Leinwand, überwiegend aus der Sicht der Soldaten mit Handkamera gefilmt.
Das Tempo des darauf folgenden Himmelfahrtkommandos SAVING PRIVATE RYAN ist dann eher gemächlich, dank der gelungenen Charakterzeichnung und rundum brillanter technischer Finesse aber alles andere als langweilig. Gerade Spielbergs Stamm-Kameramann Janus Kaminski kann hier wieder mit herausragender Arbeit begeistern, egal ob direkt am Mann oder in der Totalen.
Robert Rodat ließ sich für sein Drehbuch übrigens vom wahren Schicksal der Niland-Brüder inspirieren, welches sich während des zweiten Weltkriegs zutrug.
Ich hatte den PRIVATE jetzt schon etliche Jahre lang nicht mehr gesehen und war mir nicht sicher, ob er mich immer noch so mitnehmen könnte wie einst im Kino und die weiteren zwei/drei Male danach. Von Abnutzung ist hier aber keine Spur, eher das Gegenteil. Die Fragen die Spielberg und sein Meisterwerk stellen, hallen an Dringlichkeit immer lauter in meinen Ohren: Wann ist ein Leben mehr wert als ein anderes? Darf man einen Menschen Töten um viele andere Leben zu retten und wenn ja, wer darf das entscheiden?
Wen solche Fragen im Laufe des Films am Arsch vorbei gehen, kann sich hier wenigstens noch an dem extrem actionlastigen Finale und einem Sahne-Cast samt starker Leistung erfreuen.
Wenn am Ende der Party die Frage gestellt wird, ob man 'ein gutes Leben“ geführt hat könnte ich schwören, dass die US-Flagge im Gegensatz zum Anfang des Films extrem verblasst ist. Wie auch immer, ganz sicher ist jedenfalls, dass sie am Ende von DER SOLDAT JAMES RYAN aus meiner Sicht verschwommen aussieht. Und das wird sich auch wohl in den nächsten 20 Jahren nicht ändern . . .
In BIG EYES präsentiert uns Tim Burton ein Biopic ohne seinen skurril-morbiden Stil. Es ist die wahre Story eines großen Kunst-Betrugs . . . und eines noch größeren Selbstbetrugs.
Wirklich begeistern kann er dabei leider zu keiner Sekunde, dafür aber wenigstens nett unterhalten, was aber vor allem einer wieder mal sehr starken Amy Adams und einem Christoph Waltz spielenden Christoph Walz anzurechnen ist. Trotzdem, so gerne ich ihn auch sehe, in BIG EYES wirkte Waltz für mich doch eher fehl besetzt...
An das Herz und die Seele eines BIG FISH wird Burton wohl nicht mehr heran kommen.
Die Musiker-Ganoven Jake und Elwood Blues brauchen innerhalb von 11 Tagen 5.000 Dollar, um ihr altes Waisenhaus vor dem Ruin zu retten. Der 'Pinguintante' versprachen sie blöderweise, den Zaster ohne irgendwelche krummen Dinger aufzutreiben. Also bleibt ihnen nur eine Möglichkeit: Die Band muss wieder zusammengebracht werden.
Am Ende ihrer kurzen Tour jagt sie eine bis an die Zähne bewaffnete Mystery Woman, eine Country-Band, die gesamte Polizei von Chicago und eine Nazi-Partei. Schutt und Asche, Blech und Beulen so weit das Auge reicht . . .
Zu Beginn des Films gibt es diesen wunderbaren Flug über Chicagos schmauchendes und fauchendes, von Hochöfen grau verqualmtes Industriegebiet. Wer hier im Kino mit Stehkragen vs. Brusthaar Outfit zur SATURDAY NIGHT FEVER Wiederaufführung falsch abbog, wurde Zeuge einer Reinkarnation. In schwarz, mit Hut und Sonnenbrille. „Blues“ hieß das Baby, gepudert mit Coolness und gewickelt in Lässigkeit. Im Schlepptau die nette Schwester „Soul“. Die stolzen Väter dieser unangepassten Kinder hießen Dan Aykroyd und John Belushi.
Erfunden hatten sie die Blues Brothers eigentlich nur für einen „Saturday Night Live“-Sketch, sogar mit fiktiven Lebensläufen. Aber wie so oft im Leben erblüht dort Großes, wo man es am wenigsten erwartet. Innerhalb kürzester Zeit mutierten sie zu einer echten Rythm'n'Blues-Band mit hervorragenden Session-Musikern, gingen auf Tour, nahmen ihren Millionenseller „Briefcase Full Of Blues“ auf und wurden schließlich durch den Kinofilm BLUES BROTHERS für die Ewigkeit konserviert. Dan Aykroyd schrieb dafür ein unfassbar dickes Drehbuch, dessen Verfilmung einen 8 Stunden Film bedeutet hätte. John Landis brachte das Endprodukt, dass sich zu keinem Zeitpunkt ernst nimmt, dann lediglich auf etwas über 130 Minuten. Mit den völlig bescheuerten Plotideen und einer regelrechten Ansammlung an Absurditäten (oder beabsichtigten Filmfehlern) kann man sich hier als unlustiger Stubenhocker durchaus ins Koma kopfschütteln. Für mich ist diese Mischung aus Marx-Brothers-Slapstick, coolen Sprüchen, Auto-Verfolgungsjagden, unzähligen Gastauftritten namhafter Stars aus Film und Musik, sowie diversen Konzert- und Musical-Einlagen ein Feel-Good-Event in Vollendung.
Entmottet also eure schwarzen Anzüge, zieht euch ein-zwei coole Tanzshuffles drauf, leert ein kühles Bier, feiert den Blues, liebt den Rock'n'Roll, lebt das Leben. Und wenn ihr die BLUES BROTHERS bisher nur als ranzige DVD in eurer Sammlung stehen habt, kauft euch das dicke 3-Disc-Mediabook vom Münsteraner Label 'Turbine'. Die Aufarbeitung dieses Kultfilms ist vorbildlich … nein, sensationell … , und lässt mich noch mal tief in die Verbeugung gehen, obwohl die schwarze Anzughose an den Nähten schon ein wenig ächzt. 148 Minuten BLUES BROTHERS in der Langfassung und etliche Jahrzehnte gehen weder an einem Anzug, noch an einem Affenlecker spurlos vorüber . . .