boxcarsboxcars - Kommentare

Alle Kommentare von boxcarsboxcars

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    “Linkssein heißt keine Postadresse zu haben.” Die neue Edition verfügt über eine synchronisierte Version, die denjenigen, die sich bislang noch hinter Sprachunkenntnis und Untertitelverdrossenheit verstecken konnten die letzte Ausrede rauben.

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    • Ach, toll. Unter dem politischen Deckmäntelchen lässt sich bestimmt die eine oder der andere, der sich dem Superheldenfilm bis jetzt noch erfolgreich verweigern konnte, abholen und ins Kino karren. Die lassen auch wirklich nix aus.

      Toi, toi, toi. http://www.newsreel.us/panthers/little_girls.jpg

      • Der Sontag-Vergleich von der Lötscher ist ein Highlight journalistischer Tollwut. Wahnsinn, find ich immer wieder beeindruckend wie verstrahlt man sich doch Filme angucken kann, um auf sowas völlig beklopptes zu kommen.

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        • Freu mich sehr, dass Jenny vor Ort ist. Schöne Einleitung, viel Spaß Dir!

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          • Haha, großartig! Allein für die Flashbacks, die die Nachricht auslöst, bin ich den Machern dieses Films, den ich natürlich niemals sehen werde, sehr dankbar.

            https://www.youtube.com/watch?v=ryDOy3AosBw

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              Das ist schon durch und durch eklig. Spätestens, wenn völlig humorbefreit Pathologie und Porno aufeinandertreffen, ist der letzte Verdacht auf Menschen in und hinter der Serie gewichen. Ästhetisch schweben die Bilder in den Sphären von 'Bones' und 'X-Factor'. Mir ist mal wieder aufgefallen, dass es kaum etwas gibt, das mich mehr abschreckt als der Versuch Sympathien für vollkommen ätzende Figuren zu erzeugen.

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                Das war mir zu progressiv. Der Humor, das Drehbuch, die Plottwists, die Figurenzeichnung und die weichteiltretende Selbstreflexion natürlich. Bin vielleicht doch eher der Mainstreamtyp.

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                • Die Idee, dass Long Shots, bzw. Plansequenzen , etwas mit Authentizität oder Naturalismus zu tun haben, halte ich für ebenso wenig unnachahmlich wie neu. Der Gedanke begegnet einem schon in Debatten der zwanziger oder vierziger Jahre, wo sich die Opposition von Montage und Plansequenz am Ende zur Opposition zweier Kinonationen - Frankreich und der UdSSR - auswächst. Exemplarisch stehen hierfür zwei Texte. Zum einen Eisensteins ‘Béla vergisst die Schere', in der er die nicht lange vorher publizierte Kinotheorie Balazs' angeht, und zum anderen André Bazins 'Schneiden verboten’.

                  Ich würde mal behaupten, dass den Plansequenzen bei Lubezki eine vollkommen andere Funktion zukommt. Es geht hier nicht um das Erzeugen einer authentischen Natur, sondern um irgendetwas anderes. Denn - vielleicht ist das nur mein persönlicher Eindruck - das, was ich von ihm sehe, hat nie etwas mit Natürlichkeit zu tun, sondern zergeht in einer plastikartigen Künstlichkeit, von der ich einfach immer hoffe, dass sie irgendeine Art von Zynismus enthält. Andererseits wäre es nichts als sehr beeindruckendes Immersionskino, das zweifellos etwas für sich hat, letztlich aber auch wieder verpufft.

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                    (Spoiler)

                    George Clooney in Caesaruniform unterhält sich im Frank Llloyd Wright-artigen Strandhaus mit Marcuse über das Kapital (mit K), um im Nachhinein von seinem Chef eine übergebraten zu bekommen, weil er das Hollywoodsystem als nichts anderes denn Produktion von systemstützenden Unterworfenen bezeichnet. Und damit ist nur eine von etlichen Geschichten dürftig zusammengefasst, die in 'Hail, Caesar' erzählt werden. Der Film ist so voll von guten Ideen, fantastischen Figuren und cleveren Szenen, dass er ständig aus allen Nähten platzt. Neben einem Kino-Querschnitt aus Musical, Western, Historienfilm, Film Noir und irgendwie auch Panzerkreuzer Potemkin zeigen die Coens ganz en passant, dass ein komplexes Narrativ nicht auf kläglich herbeigeschriebene Spannungsbögen angewiesen ist, sondern einzig durch Rhythmus erzeugt werden kann. Keine Szene ist zu lang, jeder Schnitt setzt genau da an, wo er ansetzen sollte auch wenn es einem auf den ersten Blick unverhofft vorkommen mag. Man könnte sich jetzt natürlich darüber unterhalten, dass das nun der endgültige Film über das Filmemachen der Coens sei - Fellini winkt mit einer Flasche Campari https://www.youtube.com/watch?v=kc-RMLR8sGw -, man könnte die Schönheit der Wasserballettszene oder die Präzision der Astaireeinlage beschreiben, sich den großartigen Clooney noch großartiger reden und Johansson, die trotz oder eigentlich gerade wegen einer Screentime von maximal fünf Minuten eine unfassbare Präsenz hat, über den Klee loben. Wäre alles möglich. Viel wichtiger finde ich aber, dass die Coens einen Ton treffen, der sich zweifellos als ihr eigener erkennen lässt. Es braucht keine stundenlangen Kamerafahrten, keine merkwürdigen Weltretterattitüden und auch keine bis zum Letzten leidenden Schauspieler. Manchmal funktioniert Kino dann am besten, wenn es in seiner Sorglosigkeit die großen Zusammenhänge in einem Witz miteinander kollidieren lässt: “Would that it were so simple?”

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                    • Hach, is schon Halbzeit, nicht? Ich muss sagen, dass schon beim Einzug leichte Seufzer der Zufriedenheit ausgestoßen habe. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir es zwei Jahre mit einer verschnarchten Runde zu tun haben werden, war aufgrund des tollen Castings doch sehr gering. Nun muss ich aber auch feststellen, dass ich für keinen Kandidaten eine wirkliche Liebe aufbauen kann - bisher, sollte man ergänzen, denn wie wir wissen, es gibt im Dschungel nur das Jetzt, das Morgen bleibt stets unbestimmbar. Dabei habe ich es wirklich probiert. Zu Beginn natürlich bei Gunter, das hätte vielleicht auch noch was werden können, vor allem wegen der kleinen Sketche, die er mit David aufführte ('Cash heißt ja Geld!'). Turbothorsten war der nächste Blickfang, für jeden Fußballaffinen-Samstags-Teilzeit-Proll wie mich eigentlich eine klare Sache. Aber neben den fantastischen Sprüchen, von denen nicht wenige Eingang in das Dschungel-Aphorismen-Jahrbuch erhalten, ist er mir dann doch emotional zu wenig. Es gibt keine Abgründe bei Toto. Bei Jürgen sind sie einfach zu tief, sie schauen einfach schon so intensiv zurück, dass es mir unmöglich ist, ihn nicht als furchtbarste Person wahrzunehmen. Alles Lüge, alles umsonst. Jennys Abgründe haben die richtige Tiefe, man sieht den Grund nicht, weiß aber, dass er da ist. Aber es kommt einfach zu wenig. Die Geschichte vom Einkaufsband bei Aldi war dann doch nicht mehr als ein Geständnis, das sie so auch im 'Goldenen Blatt' (oder noch besser: In 'Meine Schuld'!) hätte ablegen können. Menderes ist mir bisher zu rund. Das war doch alles ziemlich erwartbar. Mit deiner Einschätzung liegst du aber bestimmt richtig, er wird sicher in's Finale einziehen und damit so eine Art Joey Heindle-Nachfolge antreten. Sophias völlig verschwommene Sicht auf sich selbst ist unterhaltsam, genauso wie David und seine innovative Idee mal einen veganen Burgerladen (vielleicht ja in Berlin?) aufzumachen, aber es reicht nicht für eine Beziehung, die an an die Intensität zur Queen of Queens ranreicht. Schade eigentlich. Helena braucht ganz dringend einen turning point, der sollte in den nächsten Tagen aber kommen. Ich habe nicht so ganz begriffen weshalb sie jetzt nochmal in die Prüfung gewählt wurde. Ich habe aber die Vermutung, dass es an der Alternativlosigkeit liegt. Jenny und Sophia haben wir schon gesehen, Thorsten und Jürgen werden einfach alles machen (gut, Jürgen würde bei einer Essensprüfung aussteigen aber bei der letzten war es eine gute Idee Helena mit reinzuschicken), David wahrscheinlich auch, Menderes soll nicht gequält werden, so bleibt am Ende halt nur noch Helena übrig. Und achja: Rolf verstehe ich nicht, also er ist als Person so abstrus, da weiß man nicht, ob man ihn bemitleiden oder über ihn lachen soll. Auf eine schöne zweite Hälfte!

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                      • Bitte, kann man manche User für den Kommentarbereich bestimmter Artikel einfach mal sperren?
                        (Ein Aufruf zur antidemokratischen Diskussionskultur, ja, stimmt aber das müsste den meisten von diesen Leuten doch ganz gut in den Kram passen. Vielleicht hätten die dann nach einigen Wochen begriffen, was 'Gleichberechtigung' bedeutet, wenn man nicht von ihr 'betroffen' ist.)

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                        • Ach, ‘V-Neck-Edition’, der aufs Skateboard gespaxte Hamster, Grühnkohlessen (mit Tausendmarkandre), Clowns&Helden bei Inas Nacht, die Frage nach Hitlers evil twin, die Fragen an Herbert Grönemeyer bei der unsäglichen Show ‘Anke hat Zeit’, der Beefträger und natürlich immer wieder Kollegah, der einfach Ausgaben braucht und Quittungen, Quittungen, Quittungen. ‘Oh Gott oh Gott oh Gott', schön, wenn jemand die richtigen Dinge und nicht sich selbst so ernst nimmt. In dem Sinne, Fidi und Bumsi wünschen nen guten Rutsch!

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                            Vor Beginn des Films wurden drei Filme angekündigt: Die Realverfilmung des Dschungelbuchs, eine Roald Dahl-Adaption und ein Film, der aus Versatzstücken aus Büchern der ‘Gänsehaut’-Reihe besteht. Das scheint mir im Nachhinein nicht nur für den daraufhin folgenden Blockbuster, sondern auf gewisse Weise für das Hollywoodkino zur Zeit programmatisch zu sein.

                            Aber ja, vielleicht fällt es mir einfach zu leicht einzusehen, dass ich zu alt für ‘Star Wars’ bin. Fand das alles sehr in Ordnung, mochte die neuen Figuren auch ganz gern aber am Ende bleibt dann ein völlig spannungsloses Drehbuch und viele Erinnerungen an uralte Computerspiele, ausgeleierte VHS-Kassetten und in Einzelteile zerlegte Raumschiffe. Das ist es dann offensichtlich, was den Besuchermassen fehlt, Erinnerung an Dinge, die echt waren.

                            ‘Wir sind zuhause’, ja stimmt. Gemütlich und warm ist's aber aufregend wird's eben immer erst in der Fremde, in den weiten der Galaxie.

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                              Wow. Abgesehen davon, dass mich absolut nichts dazu befähigt etwas zu so einer Serie zu sagen: Kamera, Figuren, Settings, Locations, alles on point. Figuren machen - mit Abstrichen - alle Spaß, auch wenn Jessicas Art immer wieder droht in's skurrile zu driften. Und endlich gelingt der Versuch eine Stadt in Szene zu setzen zumindest halbwegs.

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                                Zugleich reduziert und ausufernd. Ein relativ kleines Ensemble, die Anzahl der Schauplätze lässt sich an einer Hand abzählen, kein narrativer Ballast und zwei uneingeschränkt großartig aufspielende Protagonisten. ‘A young Doctor's Notebook’ ist das humoristische Gegenstück zu ‘The Knick’. Die Behandlung ist auch hier stets Selbstbehandlung, die der Serie als Hauptthema dient, das Fragen nach kontinuierlicher Entwicklung des Selbst, einer neu entstehenden ‘Sorge um sich’ und einer anachronistischen Historizität aufwirft. Das Format von vier mal 25 Minuten pro Staffel ist erfrischend, genauso wie der Sinn für Humor und die Ästhetik, die nicht vor billig wirkenden Effekten zurückscheut, wenn sie formelhaft altbekannte visuelle Techniken anwendet. Der Zynismus, an den sich kaum eine Serie heranwagt, sickert von den Dialogen somit in die Darstellung. Allein deswegen, um dieses Phänomen zu beobachten, sollte man sich drei Stunden Zeit nehmen. Nur krank sollte man besser nicht sein.

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                                • Ich war vom Film damals sehr enttäuscht, vielleicht muss ich den nochmal sehen. Das Buch ist jedenfalls der beste und sicher klügste Roman der achtziger Jahre. Allein das Zitatsammelsurium am Beginn ist absolut fantastisch.

                                  https://www.youtube.com/watch?v=068AFYvd58E <3

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                                  • Danke für den Tipp, hat mir gut gefallen.

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                                      Die 'Einleitung' von der du sprichst: Ich bin davon überzeugt, dass diese Form von Trailer - die Hitchcock nicht selten nutzte, das Video zu 'Psycho' ist ja auch recht bekannt - nichts anderes ist als ein ziemlich cleverer Marketingschachzug, der reichlich wenig mit Hitchcocks 'Realismus' zu tun hat, den du ihm unterstellst. Wahrscheinlich würde es zu weit führen, diesen hier ausgiebig zu diskutieren, deshalb belasse ich es mal bei dem Hinweis darauf, dass man dem Kinopublikum in den Sechzigern durchaus etwas zumuten darf. Der Hang zum Realismus war, gerade was Effekte angeht,offen für Strategien der Abstraktion. Hitchcock setzt doch auch vielmehr auf synästhetische Elemente. Man darf das Publikum nicht immer für so dumm halten. Es kannte Hitchcock und es dachte sicher während des Trailers nicht, dass es sich um ein nicht-fiktionales Filmdokument handelt. Vielmehr dient das der Zuschauerbindung und der Konzeption des Labels 'Hitchcock', das in dieser Phase wohl seinen Höhepunkt erreicht hatte.

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                                      • Das Interview ist wirklich wacker, aufgrund der selbstbeweihräuchernden Antworten hätten die meisten wohl schon nach ein paar Fragen aufgehört. In Sachen 'Queen of the Deser' wird Herzog im Vergleich zum allgemeinen Kritikerton sehr glimpflich angefasst. (Sowas wie das meine ich: http://www.spiegel.de/kultur/kino/koenigin-der-wueste-von-werner-herzog-desaster-eines-genies-a-1050861.html)

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                                          Wer heute über die am Patapsco River gelegenen Piers des Inner Harbour in Baltimore flaniert, kommt nicht umhin sich an der Skurrilität des Ortes zu stoßen und wird den Spaziergang als surreales Erlebnis in Erinnerung behalten. Die zu riesigen Fressbuden umgebauten Kontore, in denen sich nun die routiniert-spießige Wildheit der Hard-Rock-Café-Kultur oder Bars, die sich wie es scheint völlig ironiefrei und frei heraus 'Dick's Last Resort' nennen, befinden, stehem dem Aquarium und dem Power Plant gegenüber. Glücksräder rotieren, im abgesperrten Bereich paddeln kurzbehoste Touristen im kniehohen Wasser. Empfohlen wird der Aufstieg auf's Baltimore World Trade Center, ein 'unbezahlbarer Ausblick über die Stadt, mit dem jeder Aufenthalt in der Stadt beginnen sollte', für den - ebenfalls völlig ironiefrei - 14 Dollar verlangt werden. Wer den Fußweg gen Süden nicht scheut und den Key Highway Richtung American Visionary Art Museum hinunterläuft, wird mit einem Ausblick belohnt, der dem geneigten The Wire Zuschauer keineswegs unbekannt ist. Von den zwei Parkbänken im Federal Hill Park aus schauten schon McNulty und Carcetti auf die hinter'm Hafen liegende Skyline. Der Ort ist in der Serie als Reflektionsraum ausgegeben, eine Art liminaler Raum, in dem über mögliche Ausgänge getroffener Entscheidungen nachgedacht und vor den Konsequenzen, die unterhalb des Hügels, in den Straßen und Ratshäusern auf die Figuren warten, geflüchtet wird. Ein 'timeout' sozusagen. Unverzichtbar für diese ist die Vogelperspektive, die aus der starken Untersicht befreit und eine Aufsicht ermöglicht. Dass beide, McNulty und Carcetti diesem Ausblick auf das Ganze, auf die Stadt, die sie verändern wollen, die ihnen aber am Ende immer wieder die kalte Schulter zeigt, um so zu bleiben wie sie ist, nicht ohne alkoholische Unterstützung standhalten können, ist symptomatisch sowohl für das Handlungsprinzip von The Wire als auch für das neuartige Verständnis vom Serienformat, das The Wire prägt und definiert.

                                          Das Heraustreten aus dem Mikrokosmos, den The Wire in allen Farben in seinen kleinen Geschichten, um Randy, dessen Leben einer geklauten Videokamera zum Opfer fällt, um Bodie, der zur falschen Zeit in den falschen Wagen steigt, um Prez, der sich zur ungünstigsten Gelegenheit zum Essenholen meldet, um Omar, der den Fuß in's falsche Deli setzt oder um Joe, dem seine eigene mit Väterlichkeit gepaarte, kapitalistische Ader zum Verhängnis wird, ausmalt, dieses Heraustreten ist immer verbunden mit tiefsitzender Melancholie. Die Geschichten, die sich um einzelne Figuren - von Protagonisten zu sprechen verbietet das Format, es sträubt sich bis zum Letzten gegen eine gängige Hierarchie von Haupt- und Nebenfiguren - drehen und sie wie in kaum einer anderen Serie ernst nehmen, sind Bestandteil des Systems, in dessen Konstruktion The Wire seine Aufgabe findet. Das Netz, das zwischen den einzelnen Personen und Orten verläuft, muss erst von den Zuschauern geknüpft werden. Die Gegenüberstellungen und Vergleiche, aus denen das kritische Potenzial entsteht, sind nichts als Leimruten, an denen das Publikum hängen bleiben soll. Es soll immer wieder auf die Diskrepanz zwischen einzelnen Situationen und dem Gesamtgeschehen, von dem sie Teil sind, aufmerksam gemacht werden. Das Prinzip ist ernüchternd und treibt zur Verzweiflung. Die Dealer, Polizisten, Politiker und Zuschauer gleichermaßen. Veränderungen sind nur aus der Untersicht möglich. Das große Ganze bleibt. Aus der Vogelperspektive sehen wir alles, aber nichts genau. Aus der Nahsicht sehen wir etwas detailliert, kommen aber nicht umhin daran zu denken, dass wir etwas verpassen. Diese unüberbrückbare Ambivalenz ist das Herzstück der Serie, die ihr Programm schon im Namen trägt. Verbindungen werden geknüpft, können gekappt und müssen überwacht werden. Teilweise werden sie durch ein engmaschiges Netz miteinander verbunden, teilweise ist es nur ein dünner Faden, der vom einem Knotenpunkt zum anderen reicht. Einzelnen Figuren mag es gelingen hin und wieder sich durch ein Schlupfloch zu mogeln - Naemond etwa -, die meisten jedoch werden gefangen und an Land gezogen wie die Lobster und Krabben, die das Police Department und auch Bubs verschlingen. 'Deserve got nothin' to do with it' sagt Snoop einmal und beweist damit ihre Weitsicht. Es geht nicht um Verdienen oder nicht Verdienen. Wer etwas bekommt, entscheidet meist ein anderer. Eine Institution, eine Situation, ein blöder Zufall. Nie war eine Serie politisch reflektierter.

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                                          • Ich wünsche mir einen Nachruf von Rajko.

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                                              • ‘gut konsumierbar’, yeah! Angekommen!

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                                                • Wunderbar. Menschen, die von sich in der dritten Person sprechen, lange nicht mehr gelesen - zuletzt in der 'Blechtrommel', aber vor dem Tod des Autors -, die alten Militär-Ästheten, denen man eine weitere Sichtung von Apokalypse Now empfehlen möchte und natürlich die 'Revenants'! (Ich weiß, ein bisschen kryptisch, am Ende will ich nur sagen, dass ich es schön und zugleich auch bedenklich finde wie sehr altbekannte Mechanismen immer wieder greifen.)

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                                                  • http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-05/nepal-erdbebenhilfe-geldmangel

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