BuzzG - Kommentare
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Alle Kommentare von BuzzG
[...]Oberflächlich dreht die Australierin Kent hier die Ausgangssituation von „Der Exorzist“ um und fügt dem Ganzen noch etwas Wahnsinn aus Stanley Kubricks „Shining“ hinzu. Das würde zu einem soliden Schocker reichen, und in der Tat ist die Umsetzung straff, wobei vor allem die triste Farbpalette und der spukhafte Soundtrack eine schaurige Atmosphäre erzeugen. Problematisch sind jedoch die eingeführten Charaktere, denn je penetranter die Drehbuchautorin und Regisseurin einem ihr Bild einer überlasteten Mutter in den Kopf hämmern möchte, je mehr verliert man das Interesse an der grobgeschnitzten Figur.[...]
"[...]„The Visit“ ist kein guter Film, aber er unterhält und versteht es, bei seinem Publikum an den passenden Stellen spezifische Reaktionen hervorzurufen. Und zwar nicht durch laute oder spektakuläre Effekte, sondern durch puren erzählerischen Wahnwitz. Die Performances sind durch die Bank gelungen, das Timing passt und der obligatorische Twist am Ende sitzt: Eltern werden sich nach „The Visit“ zweimal überlegen, ob sie ihre Kinder nochmal selbstständig zu Oma und Opa fahren lassen …"
"[...]In seiner hautnahen Aufarbeitung strategischer Einsätze ruft Villeneuve diesmal vor allem die letzten Filme von Oscarpreisträgerin Kathryn Bigelow – „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“ und „Zero Dark Thirty“ – in Erinnerung, nur dass der Krieg hier ein anderer ist und der moralische Konflikt des Geschehens direkt durch die Figur der FBI-Agentin Kate Macer (Emily Blunt) kommentiert wird. „Sicario“ ist im Vergleich zu den genannten Werken emotional weniger distanziert und fordert nicht so viel Selbstentscheidung von den Zuschauern. Aber das macht ihn nicht weniger packend.[...]"
"Da ist etwas Wahres an der Theorie, dass man als Anhänger großer Filmkunst auch großen Trash zu schätzen wissen sollte.[...]Wenn die Qualität allerdings einen gewissen Schwellenwert unterschreitet und es nur noch um ein Sammelsurium der abwegigsten geistigen Abfälle auf niedrigstem inszenatorischem Niveau geht, wird es für mich schwierig. Ein solcher Schwellenwert ist natürlich nicht objektivierbar und so mancher mag Freude an Haien in Tornados, Nazis im Weltall oder David-Hasselhoff-Musikvideos haben – von Milliarden weiterer Beispiele abgesehen. Auch der Fantasy Filmfest-Publikumshit „Turbo Kid“ fällt für mich leider in die Kategorie „nicht ganz so schmerzhaft wie eine Zahnwurzelbehandlung, aber nah dran“. Und um eines gleich klarzustellen: Ich habe sogar eine marginal bessere Zeit mit dem grenzwertigen Troma-Schund „Surf Nazis Must Die“ von 1987 gehabt, als mit dieser ebenfalls postapokalyptischen Grütze. Dabei habe ich die ersten zehn Minuten des Klamauks noch auf einen originelleren und spaßigeren Vertreter des schlechten Geschmacks gehofft.[...]"
[...]Ich bin kein Spezialist, was Martial-Arts-Filme angeht. Allerdings habe ich in der Vergangenheit an diversen Shaw-Brothers-Produktionen und auch der Street-Fighter-Trilogie mit Sonny Chiba stets großen Spaß gehabt. Auch für den brutalen Klopper The Raid 2 bin ich zu begeistern gewesen. In die Fußstapfen von letzterem kann Kung Fu Killer trotz illustrer Besetzung bis in die Nebenrollen ganz sicher nicht treten. Dazu mangelt es zu sehr an einer originellen Inszenierung und einem einigermaßen spannenden Drehbuch. Außerdem dauert es gehörig lange, bis der große Star der Produktion, Donnie Yen, endlich von der Kette darf und zeigt, was er kann. Vielleicht will der Film auch nur ein kleiner moderner Exploitationstreifen für zwischendurch sein. Das gelingt ihm dann wieder ganz gut, trotz einer eher zähen ersten Hälfte.[...]
"[...]Das Spielfilmdebüt von Juanfer Andrés und Esteban Roel birgt ein tragisches Geheimnis. In seinen besten Momenten ruft es gar Arbeiten der Spannungsgroßmeister Alfred Hitchcock und Roman Polanski ins Gedächtis, besonders was den äußerst effektiven Umgang mit dem bewusst reduzierten Setting angeht.[...]"
"[...]Ich habe trotz einiger gelungener Produktionen bisher immer das Gefühl gehabt, dass „Macbeth“ noch der letzte Kick, der Nachdruck, gefehlt hat. Kurzels Version ist nun eine Shakespeare-Adaption auf der Höhe des Zeitgeistes. Ganz ohne Popkultureinbettung à la Baz Luhrmann, denn die hat dieser niemals an Relevanz verlierende Stoff auch nicht nötig. Vielleicht ist das Grundgerüst von „Macbeth“ gar nie aktueller gewesen als heute. Allein die letzte Szene ist ein kleines Meisterwerk für sich: Der junge Fleance, dem ebenfalls die Verheißung als zukünftiger König zuteil wurde, rennt mit einem Schwert, das ihm noch zu schwer ist, einem blutroten Horizont entgegen. Und die Gewaltspirale wird sich weiter drehen …"
"Mit dem Monsterhorror „The Hallow“ legt der Musikvideoregisseur Corin Hardy (u.a. Clips für Biffy Clyro und The Prodigy) ein Spielfilmdebüt vor, das sich sehen lassen kann und ihm mit einiger Sicherheit das Tor zur Traumfabrik öffnen wird. Grund dafür ist dann weniger das aus Versatzstücken und Zitaten (vor allem John Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“ und Sam Raimis „Tanz der Teufel“-Original lassen grüßen) zurechtgebastelte Drehbuch, sondern die Fähigkeit des jungen Briten, die bekannten Elemente vor der Kamera souverän zu einem durchweg unterhaltsamen neuen Werk zusammenzufügen. Hier kommt ein Filmemacher, der sein Handwerk und vor allem das Genre bestens versteht – und dafür muss er letzteres zum Glück auch gar nicht krampfhaft verbiegen oder ironisch brechen. „The Hallow“ ist ein angenehm altmodischer Horrorvertreter mit einer schönen Einbettung in irische Volksmärchen, die den Film sogar ein wenig in den Fantasykreis eines Guillermo del Toro („Pans Labyrinth“) rücken lässt.[...]"
[...]Christopher McQuarrie toppt mit „Rogue Nation“ die (abgesehen von John Woos reichlich taubendrecklastigem zweiten Beitrag) bereits hochwertige „M:I“-Reihe indem er noch einmal genau die Stärken des Vorgängers analysiert, die richtige Prise Humor aus Teil vier beibehalten, wieder etwas mehr düstere Machenschaften aus den Teilen eins und drei in den Topf geworfen und letztlich alles mit der rauen Actionkeule aus Teil zwei umgerührt hat. Das von Rebecca Ferguson gespielte „M:I“-Girl ist sexier, der von Sean Harris dargebotene Bösewicht böser und das aufregende Geschehen einfach noch schweißtreibender als je zuvor.[...]
[...]Aber nicht nur vor der Kamera gibt man sich unverkrampft, auch PT Anderson lässt ein wenig den streng-detaillierten Perfektionismus (das soll übrigens absolut nicht als Vorwurf verstanden werden!) der zwei Vorgänger zurück und begibt sich in ein flüchtigeres Territorium aus Lust und krankem Irrsinn, das er zuvor bereits mit „Boogie Nights“ (1997) und „Punch-Drunk Love“ (2002) beschritten hat. Wenn man die gewohnt ausgeklügelte Kameraarbeit von Oscarpreisträger Robert Elswit (aktuell auch bei „Nightcrawler“ zu bewundern) und die innovative Musikuntermalung von Jonny Greenwood dazurechnet, treffen hier unter Dialogen zum Notizbuchzücken Old school-Anderson und New school-Anderson zusammen. Man könnte auch die Kirche mal im Dorf lassen, sich die Spucke, Tinte oder wilde Tipperei sparen und die große Gaudi einfach mit einer dicken Empfehlung an die Leserschaft weiterreichen.[...]
[...]„Foxcatcher“ präsentiert sich als bedachtes aber weitgehend unspektakuläres Drama – Zuschauer, die nicht gewillt sind, sich an die markant gezeichneten Figuren zu kleben oder der irgendwie mulmig-gespenstischen und unterkühlten Geschichte bis zum bitteren Schluß zu folgen, werden hier ihre Schwierigkeiten haben. Mich zumindest hat der abgründige sowie inszenatorisch wie darstellerisch brillante Film von seiner ersten Szene bis zum Ende auf hypnotische Weise in den Bann gezogen und hat sich bei mir als eines der besten Werke des Kinojahres ins Gedächtnis gebrannt.[...]
[...]„Wir finden einen Weg. Wir haben immer einen gefunden.“ – diesem Credo folgt also nicht nur der Astronaut Cooper in der Geschichte, sondern auch Nolan selbst will hier einen Pfad beschreiten, der ihn von seinem bisherigen, sowohl kommerziell erfolgreichen wie auch hervorragend rezipierten Schaffen als Filmpionier noch weiter nach vorn treibt. Dabei nimmt er es sogar in Kauf dass er mit dem rund 170 Millionen Dollar teuren Epos sein Publikum stark polarisieren könnte. Mit Stanley Kubricks Klassiker „2001 – Odyssee im Weltraum“ (1968) als großem Vorbild mutet „Interstellar“ nur während seiner sorgfältigen, emotional geladenen Exposition wie ein Steven Spielberg-Film aus der goldenen Ära der Blockbuster an und stellt sonst das vielleicht sperrigste – aber zugleich auch ambitionierteste – Output des ehemaligen britischen Geheimtipps dar.[...]
Für eine teure Hollywood-Produktion erstaunlich wirr und wild - und vielleicht gerade deshalb nicht unbedingt sehr gut aber dennoch ... interessant. Als ob er das kitschigste Blockbuster-Gerüst mit "The Fountain"-Arthouse-Ambitionen kreuzen wollte nimmt der einstige Indie-Darling Aronofsky forsch die, ähm, fantastische Sage des biblischen Noahs für bare Genre-Münze. Inklusive in Stein erstarrter Engel. Abgesehen von Mystik, Drama und viel Radau gibt es die wildeste Schnittmontage des Regisseurs seit dessen Meisterwerk "Requiem for a Dream" - allein diese würde das Ticket rechtfertigen. Wäre da nicht wieder der völlig überflüssige 3D-Aufschlag! Wie gesagt: Schwierig, aber nicht ohne Reiz.
Auch wenn man das "Ralph reichts"-Deja Vu nicht ganz abschütteln kann: Allein ein grummeliger Batman, der finsterste Batman-Song aller Zeiten und die Laser-Haie garantieren einen mächtigen Kinospaß für Jung und Alt ... und alle dazwischen.
"[...]„Enemy“ ist nun sein eigenes Lehrstück in beklemmender Atmosphäre mit individuellem Style. Während die US-Produktion „Prisoners“ an einem etwas löchrigen Drehbuch und dem überflüssigen Rache-Subplot krankte, gelingt es dem Regisseur nun seine inszenatorischen Stärken voll auszuspielen und, von sich ewig erweiternden Handlungssträngen losgelöst, seine Zuschauer in einer völligen schwarzen Ungewissheit zu ertränken. Wohin diese parallele Reise führt, das ist einem zu Beginn so gar nicht klar und vielleicht fragt man sich das sogar noch wenn der Abspann urplötzlich über die Leinwand flackert. Vielleicht bleibt am Ende eine Angst einfach eine Angst. Vielleicht spiegelt sich in Bildern der Charakter der Protagonisten. Vielleicht muss letztlich das Geheimnis gehütet bleiben, damit die schwarze Kinomagie nicht direkt verpufft.[...]"
Zu früh für die Höchstnote? Möglich. Aber da ich nicht in die Zukunft sehen kann und mich Spike Jonzes traumhaft-inspirierende SciFi-Liebesgeschichte über das große L im Cyber- und Social Network-Zeitalter so in ihren Bann gezogen und mit den frischesten Frühlingsgefühlen aus dem Kinosaal katapultiert hat, komme ich einfach nicht drum herum. Joaquin Phoenix ist in seiner ungewohnt sensiblen Rolle mit Schnurri fantastisch, muss sich aber dennoch mit einer rein auditiv (!) vertretenen, verführerischen Scarlett Johansson als virtuelle Freundin messen. Nicht minder grandios und stimmig ist der Soundtrack der kanadischen Indie-Durchstarter Arcade Fire und die stilsicheren Bilder vom zukünftigen Christopher Nolan-Kameramann Hoyte van Hoytema. Dass Spike Jonze ein Visionär ist weiss man ja schon lange - so gefühlvoll wie hier war er aber wahrscheinlich bisher noch nie.
Lars von Trier will mal wieder provozieren - und langsam hat man den dauerdepressiven Dänen so gern wie man eben alte Männer hat, die sich nicht vom rebellischen Pubertätsalter lösen können: Da wird gepeitscht, gevögelt und malträtiert als ob es kein Morgen mehr gebe ... doch Wieso und Warum eigentlich? Diese Nymphomanen-Saga ist letztlich so bedeutend wie ein Sack Flöhe, so unterhaltsam wie ein Autobahnstau und so erotisch wie eine Live-Vergewaltigung. Obendrein gibt es noch eine unfreiwillig komische Rahmenhandlung, die den dümmsten unter den Zuchauern noch einmal Licht in die wilde Fickerei bringt, und ein letztlich recht fragwürdig gezeichnetes Frauenbild. Dass von Trier kein wirklicher Nazi sei hat er nach seinem peinlichen Cannes-Fehltritt beteuert - das Bild, das er hier von Schwarzafrikanern und Juden vermittelt, darf man nach Ende des zweiten Teils vielleicht dennoch einmal kritisch hinterfragen.
Mein Fazit: Ein kranker Film von einem kranken und traurigen Menschen.
Lars von Trier will mal wieder provozieren - und langsam hat man den dauerdepressiven Dänen so gern wie man eben alte Männer hat, die sich nicht vom rebellischen Pubertätsalter lösen können: Da wird gepeitscht, gevögelt und malträtiert als ob es kein Morgen mehr gebe ... doch Wieso und Warum eigentlich? Diese Nymphomanen-Saga ist letztlich so bedeutend wie ein Sack Flöhe, so unterhaltsam wie ein Autobahnstau und so erotisch wie eine Live-Vergewaltigung. Obendrein gibt es noch eine unfreiwillig komische Rahmenhandlung, die den dümmsten unter den Zuchauern noch einmal Licht in die wilde Fickerei bringt, und ein letztlich recht fragwürdig gezeichnetes Frauenbild. Dass von Trier kein wirklicher Nazi sei hat er nach seinem peinlichen Cannes-Fehltritt beteuert - das Bild, das er hier von Schwarzafrikanern und Juden vermittelt, darf man nach Ende des zweiten Teils vielleicht dennoch einmal kritisch hinterfragen.
Mein Fazit: Ein kranker Film von einem kranken und traurigen Menschen.
Eines der großen Highlights aus dem diesjährigen Oscarrennen kommt spät und ein wenig unerwartet: Jean-Marc Vallées Indiedrama nach einer (wie so oft) wahren Begebenheit lebt von zwei gewaltigen Performances, die man "Mr.-ich-zeig-mich-gerne-nackt" Matthew McConaughey und 30 Seconds To Mars-Emo Jared Leto so vorher mit Sicherheit nicht zugetraut hätte ... trotz "Killer Joe" beziehungsweise "Requiem For A Dream". Die starke Geschichte drückt nicht vehement den Tränendrüsenbutton, sondern gibt sich zunächst sympathisch trotzig - unberührt wird am Ende trotzdem niemand den Kinosessel verlassen können.
Verquere Charaktere und ein Hang zum schicken Retrostyle machen noch kein Meisterwerk: David O. Russell wandelt diesmal auf einem Scorsese light-Pfad mit einem sympathischen Gaunerstreifchen, der über weite Strecken unterhält, aber wirkliche Größe vermissen lässt. Hier gilt schon wie bei dem ähnlich überschätzten "Silver Linings": Nett, aber leider auch nicht mehr. Da war das deutlich natürlichere, involvierende Sport-Familendrama "The Fighter" aus einem anderen Holz geschnitzt ...
Hart, bildgewaltig, stark - da spricht nicht bloß der Oscarhype, sondern ein Monster von einem Film!
Drei Stunden lang cineastischer Irrsinn mit einem Meisterregisseur und seiner kompletten Darstellerriege auf der absoluten Höhe. Nie war Leo diCaprio besser, lange war old Marty nicht mehr so hemmungslos außer Rand und Band. Der definitiv unterhaltsamste Beitrag zum ausklingenden Kinojahr 2013!
Bedauerlich, dass im Mittelpunkt des Interesses um den französischen Cannes-Gewinner "Blau ist eine warme Farbe" aktuell vorwiegend die berüchtigte, kommerziell tödliche US-Altersfreigabe NC-17 und die expliziten Sexszenen stehen, die zu dieser geführt haben. Denn in der Tat fügen sich diese Bilder intensiver fleischlicher Lust homogen in eine ergreifende Geschichte über die eine wahre Liebe ein, die keine gesellschaftlichen Konventionen kennt.
Nein, Regisseur Kechiche will mit seinem sowohl wunderschönen wie bittertraurigen Werk ganz sicher keine billige Provokation betreiben. Wer hier laut schreit und entsetzt den Saal verlässt, flieht wohl in erster Linie den im Kino äußerst seltenen, in der epischen Spieldauer zerfließenden Augenblicken intimer Wahrheit. Wir verlieren uns mit den Figuren in manchmal existenziellen, manchmal scheinbar trivialen Gesprächen, teilen ihre Leidenschaft für diese Themen und tauchen durch ihre Augen in die Schönheit des Gegenübers ein.
"Blau ist eine warme Farbe" ist ein wahrhaft sinnliches Kinoerlebnis und eines, das man nicht so schnell vergessen wird - wenn man sich denn auf die bewusste Abkehr des Regisseurs von üblichen Erzählstrukturen einlassen kann. Allein das furchtlose Spiel der jungen Newcomerin Adèle Exarchopoulos gehört zum besten, was man in diesem Jahr auf der großen Leinwand bewundern darf.
Auch wenn die erste Hälfte aufgrund der etwas unbeholfenen Zeichnung der Piraten stellenweise unfreiwillig komische Momente aufweist, ist Regisseur Paul Greengrass (meiner Meinung nach erstmalig) ein durchweg packender Thriller gelungen, der die Spannungsschraube erst recht zum Ende hin bis zum Anschlag dreht. Tom Hanks gibt als Titelfigur eine (wie bereits etliche Kollege aus Übersee völlig zu Recht angemerkt haben) oscarreife Performance - auch wenn das Geschehen (wie so oft in der Traumfabrik) trotz der wahren Grundlage deutlich larger than life rüberkommt. Dennoch: "Captain Phillips" ist trotz der angeführten Mängel ein Garant für Nervenkitzel.
Man war ja selbst schuld mit den falschen Erwartungen. Man hat schließlich zuvor Winding Refns nicht minder selbstverliebte, prätentiöse Werke "Fear X" und "Valhalla Rising" gesehen. Mit dem Unterschied, dass ersterer noch durch die mitreissende Darstellung John Turturros und den oberflächlichen Mann-sucht-Mörder-seiner-Frau-Plot fesselte und letzterer noch Sympathiepunkte für seinen bestialischen Antihelden in der Schutzfunktion eines Kindes einheimste. Doch was haben wir nun hier? Ja, wir haben wunderschöne Aufnahmen von Kubrick-Kameramann Larry Smith ("Eyes Wide Shut"). Mehr jedoch kaum. Die hölzernen Figuren ergreifen einen nicht, und wenn der Regisseur durch Einstellungen und Soundtrack die knisternde Elektrizität des fantastischen Vorgängers "Drive" heraufzubeschwören versucht, fragen wir uns, was das Gebrumme, Geknatter und wortlose Gestarre überhaupt soll. Ist uns das Schicksal dieser widerwärtigen Individuen unterm Strich doch schlicht egal.
Man müsse sich auf die Bildersprache einlassen, behauptet mancher Kollege. So auch bei einem kurzen Nike-Werbespot, der mich nicht minder kaltlässt, entgegne ich. Da steckt so viel unter den Bildern, etwas, das sich einem erst durch intensives Schauen (oder "Sehen"?) erschließt? Vielleicht so etwas wie ein "A History of Violence" in der Light-Ausgabe? Ein gewalttätiger Mann ("Ich") will sich von seiner Vergangenheit lösen. Er meditiert, ist nun in sich gekehrt und im Vergleich zu seinem Bruder, der nach der Vergewaltigung und Tötung einer Minderjährigen selbst gerichtet wird, brav. Die böse Mama ("Es") kommt in die Stadt, fordert Vergeltung. Versucht, ihren noch lebenden Sohn wieder auf den falschen Pfad zu bringen. Da gibt es noch den richtenden, gerechten (?) Cop mit einem ernsten Gottkomplex ("Über-Ich"), mit dem sich der Held dieser vermeintlichen Tragödie schließlich widerwillig anlegt. Dann gibt es noch das Verlangen nach mütterlicher Wärme, viel Blut, endloses Rumgeschlurfe und Geglotze.
Klar, da das alles so schwammig ist, kann man es auch ganz anders auslegen: Mama ist der Teufel und der Sohnemann ein Dämon, der gegen seine Bestimmung ankämpfen will und schließlich doch gegen Gott himself antritt. Vermutlich kann man das alles auch nochmal ganz anders lesen, und das Werk spielt in Wahrheit auf einem anderen Stern. Da das letztlich eh keine Rolle spielt, der Film einfach schön ausschaut, inhaltlich aber sowohl alles und nichts sein will, helfen da auch keine Kubrick-Einstellungen, Lynch-Zitate oder Jodorowsky-Widmungen mehr. "Only God Forgives" ist ein cineastischer Unfall, den auch keine gedankliche Schiene mehr zu richten vermag.