Chainsaw Charlie - Kommentare
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Alle Kommentare von Chainsaw Charlie
In "Tod aus dem All" von Regisseur Terence Gross zieht Dr. Jennifer Stillman (Nastassja Kinski, die ihren Akzent von Szene zu Szene wechselt) immer wieder ihre Landkarte zu Rate, aber die hilft ihr nicht viel, als sie planlos durch bergiges Gelände in die Kleinstadt Sierra Vista in Nevada fährt. Als sie an einem Zebrastreifen an einer Schule ankommt, stellt ein fremder Junge einen stechenden Blickkontakt her - der erste von vielen beunruhigenden Vorfällen, denn schon bald findet sie sich in der Kleinstadt nicht mehr zurecht. Sie soll die neue Therapeutin für die Grundschule sein, aber niemand scheint sie willkommen zu heißen oder gar freundlich zu empfangen. Am unsympathischsten ist Sheriff Ken (Harry Groener), der die junge Frau unnötig belästigt, als würde er ein Initiationsritual durchführen.
Schulleiter Ed Turner (Stephen Tobolowsky) führt Jennifer herum, aber selbst er scheint nicht zu wissen, was sie in Sierra Vista zu suchen hat. Zusammen mit der herrischen Krankenschwester Della (Debra Christofferson) richtet er ein Büro ein, in dem Benjamin James McCann (Bobby Edner) von einem anderen Schüler schikaniert wird und sich bald in der Obhut von Jennifer Stillman wiederfindet. Der Junge redet nicht viel, ebenso wenig wie sein Vater, der Arzt Michael McCann (Randy Quaid), der nicht begeistert ist, dass sich eine Psychologin für seinen Sohn interessiert. Als sie einige der lokalen Charaktere kennenlernt, werden die Dinge noch sonderbarer. Ben hat einige dunkle Geheimnisse aus seiner Vergangenheit, und die Stadtbewohner mögen keine neuen Bewohner, insbesondere keine, die sich in die Angelegenheiten anderer einmischen. "Da würde ich mir keine Gedanken machen."
Wie mehrere andere Filme der 'Creature Features'-Reihe, die für 'Cinemax' gedreht wurden und ihren Namen von 'American International Pictures'-Veröffentlichungen aus den 1950er Jahren übernommen haben, verwendet dieses Sci-Fi-Horror-Projekt ein in die Geschichte eingewobenes Comicbuch, das als eine Art erzählerischer Leitfaden dient. Außerdem werden Notizen aus alten Schwarzweiß-B-Filmen verwendet, die im Kontext des Films betrachtet werden, um monströse Elemente anzudeuten. Und diese glitschigen, furchterregenden Wesen werden von dem großartigen 'Stan Winston Studio' zum Leben erweckt.
Allerdings scheint das finanzielle Volumen von "Tod aus dem All" begrenzter zu sein als das seiner ehrgeizigen Brüder, und er sieht eindeutig nach einer Fernsehproduktion aus. Trotzdem sind die Momente, in denen die Augäpfel aus ihren Höhlen quellen, ein besonders einnehmendes Design, das sowohl kreativ als auch angemessen ausgeführt ist, während die Kreatur in einem Kostüm lustig ist, selbst wenn sie systematisch verdeckt wird, um ihre nicht vorhandenen Qualitäten zu verraten. Die Ungläubigkeit der Erwachsenen ergänzt die überirdischen Vorkommnisse, wobei die Zahl der Todesopfer steigt und die Stadtbewohner in panische Angst geraten, bevor sie zu ihren Mistgabeln greifen. Doch die Handlung ist ein wenig zu simpel und zu flink, um die Selbstverständlichkeit des Ungläubigen zu überwinden. Ihre Aussetzung hat keine Aussicht auf Bestandskraft. Infolgedessen hat der Schluss, der wechselweise spannend und lächerlich ist, auch nicht viel Substanz, obwohl die verschiedenen Offenbarungen Anregungen geben, die mit größerer Erfahrung im Bereich des Monsterfilms aufgearbeitet werden könnten und auch schon wurden.
"Man hat den Krieg nicht gesehen, bevor man ihn nicht durch die Augen von Quentin Tarantino betrachtet hat." Der Slogan für "Inglourious Basterds" ist sehr treffend, denn Quentin Tarantinos Darstellung der Schlachten des Zweiten Weltkriegs ist definitiv anders als alles, was es bisher gab. Wenn er jedoch die Ereignisse und Erkenntnisse, von denen viele wissen, dass sie historisch korrekt sind, durcheinanderbringt, fügt er ein weiteres Konzept hinzu, das die ohnehin schon schwierige Aufgabe, die Ungläubigkeit zu überwinden, erschwert. Aber Quentin Tarantino wäre nicht Quentin Tarantino ohne diese ausgefallenen Erzähltechniken, und Fans seines ausgefeilten Filmstils werden ihre helle Freude an den vielen cleveren Dialogen, den brutalen Gewaltausbrüchen und einer Rachegeschichte haben, die auf ein wirklich explosives Ende hin angelegt ist.
Es war einmal im von den Nazis besetzten Frankreich, als die junge Jüdin Shosanna Dreyfus (Mélanie Laurent) Zeugin wurde, wie ihre Familie von Oberst Hans Landa (Christoph Waltz) ermordet wurde. Sie entkommt nur knapp mit dem Leben und sinnt einige Jahre später auf Vergeltung, als der deutsche Kriegsheld Fredrick Zoller (Daniel Brühl) sich für sie interessiert und eine illustre Filmpremiere in dem von ihr betriebenen Kino arrangiert. Da alle wichtigen Nazi-Offiziere ihre Teilnahme zugesagt haben, erregt die Veranstaltung die Aufmerksamkeit der 'Basterds', einer Gruppe jüdisch-amerikanischer Guerillasoldaten unter der Führung des skrupellosen Leutnants Aldo Raine (Brad Pitt). Während die unerbittlichen Mörder vorrücken und die Pläne des verschwörerischen jungen Mädchens in Gang gesetzt werden, kreuzen sich ihre Wege an einem schicksalhaften Abend, der die Geschichte erschüttern wird. "Hugo Stiglitz!"
Quentin Tarantinos Filmstil hat sich zwischen seinen letzten Filmen nicht wesentlich verändert. Er hat eine ziemlich einzigartige Herangehensweise an das Geschichtenerzählen, die gut funktioniert, so dass die Wiederholungen verzeihlich sind. "Inglourious Basterds" ist typisch Quentin Tarantino: langatmige, durchdachte und witzige Dialoge, übertriebene Detailverliebtheit, Kapitelüberschriften und blitzendes Namedropping sowie eine sarkastische, schwarzhumorige Sicht auf exzessive Gewalt. Einige Szenen ziehen sich erheblich in die Länge, und die Dialoge sind aufgemotzt, aber die Eskalation der Geschehnisse, die sich kreuzenden Wege der Charaktere und der schockierende Höhepunkt machen die zusätzliche Zeit, die Quentin Tarantino das Publikum im Kinosessel hält, mehr als wett. Es ist unerwartet, historisch inkorrekt und immens unterhaltsam. Und Christoph Waltz liefert eine absolut atemberaubende Performance als kalkulierender Bösewicht. "Die Deutschen werden von uns angewidert sein!"
Quentin Tarantinos offensichtliche Vorliebe für Manipulationen und Filme findet ihren Weg in diesen skurrilen Kriegsfilm, zusammen mit ausgedehnten Gesprächen über Max Linder vs. Charlie Chaplin, Strudel, Milch und den erwarteten rassistischen Bemerkungen. Er beweist seine Fähigkeit, mit dem Betrachter zu spielen, indem er großartige Musik auswählt, unangenehme Witze macht, um die Spannung zu brechen, Zufälle geschickt arrangiert und die Spannung extrem erhöht. Zuweilen ist der Spannungsbogen genüsslich ausufernd. In Anbetracht des großen popkulturellen Einflusses, den Quentin Tarantino auf Cineasten in aller Welt ausübt, kann man davon ausgehen, dass die Menschen in den kommenden Jahren "Inglorious" und "Bastards" falsch schreiben und nicht in der Lage sein werden, die wichtigsten Ereignisse des Zweiten Weltkriegs korrekt wiederzugeben. "Sag deinen Nazi-Eiern auf Wiedersehen"
In "Bad Boys - Harte Jungs" von Regisseur Michael Bay werden Drogen im Wert von 150 Millionen Dollar aus einer Hochsicherheitseinrichtung der Polizei gestohlen, die von einem einzigen verschlafenen Wachmann beaufsichtigt wird, und zwar von einer professionellen Gang, die mit modernster Hightech-Ausrüstung für Banküberfälle ausgestattet ist. Zwei angesagte Polizisten aus Miami werden von ihrem großmäuligen, unflätigen Rauschgiftdezernenten Conrad Howard (Joe Pantoliano) auf den Fall angesetzt, selbst als sich die DEA und das FBI einschalten, um die niedere Polizei als Sündenbock für den mutmaßlichen Insider-Job zu hinterlassen. Mike Lowrey (Will Smith) ist der Sportwagen fahrende, geschmeidig redende Playboy, während Marcus Burnett (Martin Lawrence) der strenge Sergeant mit Familiensinn ist. Sie ähneln Riggs und Murtaugh aus "Lethal Weapon", nur ohne die witzigen Kontraste oder die intelligente Chemie. Einige ihrer Gespräche sind durchaus witzig, aber viele fallen merklich in sich zusammen.
Die heldenhaften Partner werden durch eine Reihe von Antagonisten ergänzt, die ständig unschöne Fratzen ziehen und nicht davor zurückschrecken, Zeugen mit Vorschlaghämmern zu ermorden. Die Diebesbande wird von Fouchet (Tcheky Karyo) angeführt, einem Mann, der angeblich intelligent genug ist, um einen komplexen Raubüberfall zu planen, der aber einen irrationalen Ex-Cop als Komplizen hat, der sofort eine Party mit ein paar Nutten für sich selbst organisiert. Die eine ist eine gute Freundin von Lowrey, die andere ist ihre Mitbewohnerin Julie Mott (Tea Leoni), eine naive Frau, die sich für zusätzliches Geld als Prostituierte ausgibt und die einzige ist, die die Festivitäten lebend übersteht.
Sie ist nun eine dringend benötigte Zeugin und die einzige Verbindung zu Fouchet und seinem Drogenlabor, das schnell daran arbeitet, ein Feuchtigkeitsdefizit zu beheben und das illegale Gut zu reduzieren. Julie verlangt zunächst, nur mit Mike zu sprechen, was dazu führt, dass Marcus seine Identität annimmt, als der gerissene Detektiv nirgendwo auffindbar ist. Der Rollentausch ist zwar lustig, trägt aber auch zur Absurdität bei, was die Wahrscheinlichkeit von Wirklichkeitsnähe weiter verringert. Es hilft auch nicht, dass Tea Leoni jeden ihrer Sätze mit einer ohnmächtig vibrierenden Lippe zu sprechen scheint, so als hätte sie vor dem Aussprechen der Worte Angst.
Ein bassiger Rockbeat begleitet fast jede Szene, auch die mit zufälligen Gewaltexzessen, verschiedenen Szenenübergängen, Einleitungen zu gewitzten Neckereien und Spaziergängen durch das Polizeirevier. Es ist protzig, unpraktisch und völlig grundlos. Abgerundet werden die unzeitgemäßen, aber fetzigeren Sektionen der Partitur durch altmodische melodramatische Riffs, die tragische und traurige Momente begleiten. Es ist, als ob "Bad Boys - Harte Jungs" zu sehr versucht, sowohl cool als auch dramatisch zu sein, und der Betrachter verzweifelt daran interessiert ist, das zu erfahren. Auch der Schnitt ist eigenartig, mit Überblendungen auf Schwarz, Zeitlupenaufnahmen in aktionsfreien Momenten - Will Smith rennt während der verlangsamten Aufnahmen mit offenem Hemd -, irrelevanten Rückblenden und abrupten Schnitten, die grotesk antiklimaktisch sind und definitiv nichts für das heterosexuelle Klientel taugen. Kameras, die das Duo häufig umkreisen, während sie in Macho-Posen mit gezogenen Waffen dastehen, tragen ebenfalls massiv zur Spottlust bei.
Doch die technischen Defizite sind nebensächlich neben den Dialogproblemen, die gelegentlich von Inkonsistenzen in der Geschichte ablenken. Wenn Schlägertypen in Nebenrollen Zeit bekommen, sich gegenseitig zu beleidigen, ein Schreibtischangestellter einen Monolog über seine Karriere hält und Julie Selbstgespräche führt, während sie mit Handschellen an das Lenkrad gefesselt ist, wird klar, dass das Drehbuch versucht, Füllmaterial zu schaffen. Unzählige andere Sequenzen halten sich viel zu lange mit irrelevanten Dialogen auf, nur um einen zusätzlichen Witz mit einem kurzen Spruch einzubauen. Glücklicherweise sind die heftigen Streitereien, die beißenden Witzeleien und die Auseinandersetzungen zwischen dem Polizei-Captain, Mike Lowrey, Marcus Burnett und verschiedenen anderen Nebenrollen lustig genug, um das Tempo einigermaßen aufrecht zu erhalten.
Einige der Actionszenen sind auch geschickt mit Humor verbunden, wie eine Schlägerei im Club 'Hell' und eine Good-Cop/Bad-Cop-Routine in einer Reifenwerkstatt. Die allgemeine Theatralik, die jeder der Polizisten sowie der Ersatzmann und der Captain an den Tag legen, ist jedoch bemitleidenswert, vor allem, wenn Will Smith und Martin Lawrence dazu angehalten werden, ihren Text zu brüllen, um die mangelnde Intensität zu überdecken. "Bad Boys - Harte Jungs" versucht, sowohl ein Actioner als auch eine Komödie zu sein, was ihm aber nur sporadisch gelingt, da die blöden Schnittfolgen und deplatzierten Dialoge jede Sekunde des Erlebnisses gründlich trüben.
In "Brokeback Mountain" von Regisseur Ang Lee hält Ennis Del Mar (Heath Ledger) auf seinem Weg nach Signal, Wyoming, im Jahr 1963 im Wohnwagenbüro von Joe Aguirre (Randy Quaid), um nach Arbeit für den Sommer zu suchen. Auf dem Parkplatz wartet Jack Twist (Jake Gyllenhaal), der ebenfalls auf der Suche nach einem Job ist. Wie sich herausstellt, wartet ein Arbeitsangebot auf ihn: Dank der strengen Regularien der Forstbehörde muss Joe Aguirre mit inakzeptablen Einbußen bei seinen Schafen durch Wildtiere rechnen, doch er ist gewillt, alle anderen Risiken für sein Einkommen auf dem 'Brokeback Mountain' zu minimieren, wo seine Herde grasiert. Beide Männer kümmern sich um die Schafsherde und treiben sie durch die Landschaft, doch einer bewacht die Tiere intensiver und verbringt die Nacht in ihrer Mitte, während der andere aus der Distanz heraus kampiert, die Lebensmittelvorräte regelt und die Mahlzeiten kocht.
Tagsüber träumen die beiden Cowboys davon, in Zukunft eine eigene Farm zu besitzen, niemandem außer sich selbst Rechenschaft abzulegen und etwas Deftigeres zu essen als die Bohnen aus der Dose, die den überwiegenden Teil ihrer täglichen Verpflegung ausmachen. Doch es ist nicht immer friedlich auf dem Gebirge, denn Wölfe und Kojoten stellen eine ständige Gefahr für die Tierbestände dar, und Kollisionen mit Bären sind nicht ungewöhnlich. Die Alltagsroutine und die Isolation geben den beiden viele Anreize, sich besser kennenzulernen, was sie einander näher als vermutet bringt und eine Anziehungskraft weckt, mit der keiner von ihnen gerechnet hat.
Von der ersten Minute an setzt "Brokeback Mountain" auf lange und dialogarme Pausen, die dem Betrachter die Deutung von Mimik und sprachlosen Interaktionen selbst überlassen. Heath Ledger und Jake Gyllenhaal schlüpfen mit bemerkenswerter Natürlichkeit in ihre Rollen, und auch die Nebenfiguren sind anerkennenswert. Natürlich ist es nicht nur die Schauspielkunst, die "Brokeback Mountain" zu einer außerordentlichen Meisterleistung macht, sondern auch die Tatsache, dass es sich um eine mit Stars besetzte Mainstream-Darstellung einer homo- oder bisexuellen Liebesbeziehung handelt, die auch einige recht grafische Illustrationen enthält - etwas, das Hollywood selten tut. Interessanterweise sind nicht die zentrale Romanze oder die Begleitumstände, die sie umrahmen, besonders ungewöhnlich. Vielmehr sind es lediglich die Geschlechter der Akteure, die zunächst für Furore sorgten. Ihre Auffassung von Sexualität ist weitaus universeller und emotionsbetonter, als dass sie sich an simple, anschauliche Definitionen hält. Die Infragestellung herkömmlicher Maskulinitätskonzepte ist zweifellos pointiert und fordert den Betrachter auf, die Ungewissheit und die Ängstlichkeit derjenigen zu teilen, deren Lifestyle nicht den gängigen Tendenzen entspricht. "Jungs sollten Fußball gucken."
Die Liebesgeschichte selbst hat zum Glück Bestand. Wie in klassischen Liebesfilmen haben die Protagonisten damit zu kämpfen, sich selbst zu negieren und zugleich von anderen angeprangert zu werden, was hier durch eine sehr glaubwürdige Didaktik unterlegt wird. Geheimnisse zu bewahren ist keine leichte Übung, vor allem, wenn noch gesellschaftlicher und innerfamiliärer Druck, Hoffnungen und Widerstände dazukommen. Ihr Leben soll einen geregelten Rhythmus haben, insbesondere in Bezug auf Ehe und Kinder, doch dies steht in krassem Kontrast zu ihrem gehemmten, aber unbändigen Begehren. "Ihr Jungs habt es wirklich geschafft, euch die Zeit da oben zu vertreiben."
Auch wenn sich Ennis Del Mar und Jack Twist vorstellen können, wieder zusammenzufinden, am liebsten in der Einsamkeit der stillen, grünen Berglandschaft, driftet ihr Leben weiter auseinander. Es vergehen Jahre, in denen ihre Freundinnen Alma (Michelle Williams) und Lureen (Anne Hathaway) mehr physischen Abstand zwischen die Männer bringen, verbunden mit Beschäftigungsaussichten und kulturell traditionellen, akzeptierten Bindungen, die es ihnen erlauben, sich vorübergehend einzureden, dass das, was beim Hüten der Schafe geschah, bloß ein Fehltritt war oder sie in konventionellen Existenzen gefangen hielt. Wie es sich für tragische Liebesdramen gehört, sind schicksalhafte Begegnungen jedoch völlig unvermeidbar und zwangsläufig mit traurigen Wendungen und absehbaren, aber nicht unglückseligen Komplikationen behaftet. Es ist auch vielschichtiger als die beiden Cowboys, die darum kaprizieren, ihre wahren Emotionen zu verbergen. Die unschuldigen Bezugspersonen leiden unter den Klüften, die durch fortwährendes Verheimlichen und ungünstige Fakten geschaffen werden, was hier durch die jahrzehntelange Zeitebene, die etliche markante und entscheidende Etappen umfasst, noch verschlimmert wird. Auch wenn "Brokeback Mountain" etwas überlang ist, so sind es doch die Darbietungen von Heath Ledger und Jake Gyllenhaal, die aus einer im Grunde einfachen, vielleicht nicht gerade berauschenden, aber doch liebevollen Lovestory etwas Beachtliches und Erinnerungswürdiges machen.
In "Strange World" der Regisseure Don Hall und Qui Nguyen ist das Land Avalonia von unwegsamen Bergen umgeben, die die kleine Gesellschaft der Bewohner isoliert. Doch der berühmte Abenteurer Jaeger Clade (Dennis Quaid) und sein kleiner Junge, der bald ein tollpatschiger Teenager namens Searcher (Jake Gyllenhaal) sein wird, machen sich auf, die unüberwindbaren Gipfel zu bezwingen. Während die beiden Spitzenbergsteiger zusammen mit einem Team von drei weiteren Bergsteigern versuchen, die andere Seite der Schneekappen zu erreichen, stellt sich heraus, dass Searcher in Wirklichkeit ein unbeholfener Narr ist, dessen neugieriger Geist den körperlichen Gefahren der eisigen Wanderungen durch unbekanntes Terrain nicht gewachsen ist - sehr zum Leidwesen von Jaeger, der schließlich beschließt, die Reise allein zu bewältigen. "Wir sind Entdecker, keine Gärtner!"
Fünfundzwanzig Jahre später wird Avalonia durch eine Entdeckung verändert, die Searcher während der schicksalhaften Suche mit seinem Vater machte, bevor er sich für immer von ihm trennte: eine geheimnisvolle Pflanze namens Pando, die eine Quelle für Elektrizität und fortschrittliche Technologien ist. Was einst ein primitives Dorf war, ist heute eine Hightech-Megastadt, in der es von schwebenden Fahrzeugen und riesigen Flugzeugen wimmelt. Searcher ist inzwischen Farmer und hat eine eigene Familie: Frau Meridian (Gabrielle Union) und Sohn Ethan (Jaboukie Young-White). Doch als die Pando-Pflanzen von einer Krankheit befallen zu sein scheinen, wird Searcher aufgefordert, in einen unterirdischen Abgrund zu reisen, um Avalonias unschätzbare Energiequelle zu retten.
Kaum ist der Aufbau abgeschlossen, zeichnet sich dieser neueste Disney-Zeichentrickfilm durch eine Reihe von Neuerungen aus: eine männliche Hauptfigur mit einem männlichen Liebespartner, eine Hauptfigur in einer gemischtrassigen Ehe und sogar ein dreibeiniger Hund, der mehr Zeit auf dem Bildschirm bekommt als die meisten anderen menschlichen Rollen. Aber in seinem Bemühen, alle einzubeziehen, vergisst "Strange World", authentisch zu sein. Ein späterer Moment, in dem ein Großvater seinem Enkel Tipps gibt, wie man mit einem anderen Jungen flirtet, mag zwar lobenswert idealistisch sein, fühlt sich aber auch furchtbar unaufrichtig an, zumal diese Figur einen sturen älteren Mann verkörpert, der in seinen Gewohnheiten feststeckt, die klassisch machohaft und männlich sind, bis hin zu dem Punkt, dass er sich für die unmännliche Vorliebe seines eigenen Sohnes für die Landwirtschaft schämt, selbst wenn ihre Körperlichkeit auf traditionelle Stereotypen hindeutet. Natürlich sind diese Figuren vielleicht nicht wirklich menschlich, aber wenn das der Fall wäre, müssten ihre gemeinsamen menschlichen Gefühle sowie die Themen der Vater-Sohn-Bindung, der Erfüllung von Erwartungen und der Nachfolge der Eltern, der Zusammenarbeit im Einklang mit der Umwelt, des Erbes und der Treue zu sich selbst nicht perfekt die Motive von Familienfilmen imitieren. "Ich erinnere mich an meinen ersten Schwarm."
Problematischer als die Fülle von Fragen zu diesem Sci-Fi-Ökosystem, vor allem angesichts der letztendlichen Enthüllung, die Avalonia in ein völliges Chaos stürzen würde, wie es die Mikrokosmen des Widerstands der Brückenbesatzung und Jaegers Beharren darauf, die Wahrheit mit eigenen Augen zu sehen, nahelegen, ist der Dialog. Trotz der einzigartigen Darstellung der sozialen Gleichheit könnte das Drehbuch nicht langweiliger sein. Keine der Figuren ist originell, überzeugend oder gar sympathisch. Viele gehen so weit, dass sie unerträglich nervtötend sind, insbesondere in der erwarteten Form von Eigensinn und Ungehorsam. Ihre erschwerenden Verhaltensweisen können nur dank des überraschend anspruchslosen Abenteuers bestehen, in dem es keine ernsthaften Schwierigkeiten gibt, die nicht sofort in ein paar aufeinanderfolgenden Sequenzen gelöst werden, und jedes Hindernis wird ohne den Hauch einer echten Gefahr überwunden. Einige der Dialogstörungen sind beabsichtigt, denn in den Gesprächen wird oft genau gesagt, was die Figuren denken, oder schlimmer noch, es wird genau erklärt, was gerade gezeigt wurde, so dass der Betrachter nichts mehr selbst interpretieren muss. Und einer der wichtigsten Punkte ist, dass nicht jedes Szenario einen Bösewicht haben muss, der den Konflikt in den Bereich der Trivialität lenkt. "Wir befinden uns eindeutig auf unbekanntem Terrain."
Außerdem ist "Strange World" für einen Film, der unendlich viele Möglichkeiten bietet, entsetzlich trocken. Das visuelle Design ist die Stärke des Films und lehnt sich an Fantasy-Abenteuer der 50er und 60er Jahre wie "Die phantastische Reise", "Die Reise zum Mittelpunkt der Erde", "Weltraumschiff MR-1 gibt keine Antwort" und "Die geheimnisvolle Insel" an, während es mit hochmodernen animierten Simulationen von gelatineartigen, klebrigen, glibberigen, sprudelnden, leuchtenden und pulsierenden Kreationen aufwartet. Aber die interessanten außerirdischen Bewohner reichen nicht aus, um die routinemäßigen Pointen und den beklagenswerten fehlenden Humor wettzumachen. Sogar der Schnitt scheint dem visuellen Schliff zu schaden, da er zu früh von den Aktivitäten abschneidet und die Versuche der physischen und verbalen Komik im Keim erstickt. Es mag wichtige und offensichtliche Botschaften in "Strange World" geben, doch die Umsetzung ist einfach nur grauenhaft.
In "Coriolanus" von Regisseur und Hauptdarsteller Ralph Fiennes rechtfertigt eine römische Lebensmittelkrise den Ausnahmezustand, der General Caius Martius (Ralph Fiennes) dazu veranlasst, die bürgerlichen Freiheiten aufzuheben und gegen Aufständische im zentralen Getreidelager vorzugehen. Nach einer weiterhin aggressiven Konfrontation wird er durch Nachrichten über seinen langjährigen Rivalen, den volskischen Heerführer Tullus Aufidius (Gerard Butler), abgelenkt und reist in die Stadt Corioles, um gegen ihn zu kämpfen. In der Auseinandersetzung zwischen Martius und Aufidius überwiegt ein gewisses wenig überzeugendes Kriegerzeremoniell, das den Vorstellungen des 17. Jahrhunderts entspricht, aber für eine militärische Konfliktaustragung in der Gegenwart nicht mehr zeitgemäß erscheint. Nach dieser erfolgreichen Belagerung erhält Martius für seine Tapferkeit im Kampf den Beinamen 'Coriolanus'.
Auf Geheiß seiner Mutter Volumnia (Vanessa Redgrave) und mit Hilfe des Politikers Menenius (Brian Cox) kandidiert Coriolanus als Konsul. Trotz eines anfänglichen Sieges über den Senat und die Bürgerlichen gelingt es ihm nicht, seine Gesinnung zu festigen und vor den Tribunen und einem wütenden Pulk von Plebejern seinem Wesen treu zu bleiben. Daraufhin wird er im nationalen Fernsehen für seine frevelhaften Tiraden verbannt. Wie ein einsamer Drache wandert er in das Hauptquartier der Volsker in Antium, um durch die Hand seines Erzfeindes den Tod zu finden. Bewegt von dem legendären Feldherrn, schließt sich Aufidius mit dem verstoßenen Krieger zusammen, und die beiden organisieren einen neuen Überfall auf Rom, getrieben von Vergeltung und bewehrt mit Panzern.
Diese Adaption eines Stücks von William Shakespeare hält sich wie kaum eine Zweite an die poetischen Dialoge des Originals, verschiebt die Handlung aber in die moderne Ära. Es ist ein eklatanter Widerspruch, der sich teilweise als künstlerischer Aspekt erweist, zumeist aber ablenkende Effekte hat. Die Kulissen, die Ausstattung, Waffen, Garderobe, die Soundeffekte, Techniken, inklusive der Einbindung von TV-Nachrichtenmaterial, und das Maskenbild entsprechen der zeitgenössischen Ästhetik und Qualität, doch die gesprochenen Wörter sind lyrisch archaisch. "Coriolanus" ist kreativ, aber schwer zu verstehen und definitiv nichts für ein Massenpublikum, das wahrscheinlich nur die optischen Gewalttätigkeiten im Stil eines 'Call of Duty'-Spiels mit viel Über-die-Schulter-Kameraführung verarbeiten und die tiefgründige, einschlägige und epochale Thematik des politischen Umbruchs ignorieren wird. Auch die Vertrautheit mit dem Bühnenwerk wäre eine große Erleichterung.
Es ist eine etwas befremdliche Überlegung, "Coriolanus" zu adaptieren, der oft als eines der weniger erfolgreichen Werke William Shakespeares angesehen wird und in der Tat viel seltener aufgeführt wird als die bekannten Namen 'Hamlet', 'Macbeth' und 'Romeo und Julia'. Wenn dieser Film nur weit genug verbreitet wäre, könnte der Begriff 'Coriolanus' nicht so fern sein. Ralph Fiennes beweist in seinem Regiedebüt, das weder technisch noch filmisch bemerkenswert ist und vor allem durch seine wackelige Kameraführung auffällt, ein Gespür für starke Darstellungen. Hinzu kommt, dass er sich mit einer würdigen Eskorte umgeben hat. Die visuelle Gestaltung ist gut gelungen, mit eindrucksvollen Bildern von Martius' stechenden Augen, die aus Blut- und Schmutzspritzern hervortreten und für repräsentative Bilder wie aus "Apocalypse Now" sorgen. Bedauerlicherweise sind die Atmosphäre und die Intensität karg, stattdessen stützt man sich so weit wie möglich auf die Dialoge der Vorlage, was zu einem schwerfälligen Film führt, der an ein Theaterstück erinnert, dem einfach die strikten Regeln der Bühne fehlen.
"Violent Night" von Regisseur Tommy Wirkola spielt an Heiligabend, und auf dem Gelände der Familie Lightstone ist nichts los, außer einer bewaffneten Gruppe von Söldnern, die Millionen von Dollar aus dem unterirdischen Tresorraum stehlen wollen. Als die Lightstone-Matriarchin Gertrude (Beverly D'Angelo) wieder einmal versucht, ihre Kinder zu zwingen, während des alljährlichen Weihnachtsfestes um ihre Zuneigung zu wetteifern und zu konkurrieren, fügen sich Tochter Alva (Edi Patterson) und ihr Ehemann Morgan (Cam Gigandet) gerne, aber Sohn Jason (Alex Hassell) beschließt, dass dies das letzte Weihnachten für belanglose Familienstreitigkeiten ist und konzentriert sich stattdessen darauf, die angespannte Beziehung zu seiner Frau Linda (Alexis Louder) und seiner kleinen Tochter Trudy (Leah Brady) zu kitten. Als die Diebe, angeführt von dem weihnachtshassenden Stimmungskiller Mr. Scrooge (John Leguizamo), das vornehme Haus belagern und die Lightstones quälen, stellt sich ihnen nur ein Mann in den Weg: ein gemütlicher alter dicker Mann (David Harbour) in seinem rot-weißen Gewand.
Es beginnt mit dem "Bad Santa"-Potenzial, als der verbitterte Weihnachtsmann die Gier der Kinder, ihre kurze Aufmerksamkeitsspanne und ihr lässiges Abonnement der Konsumkultur thematisiert, während er Bier trinkt, rülpst und vor sich hin nörgelt. Es wird fast skurril, wenn die Weihnachtsmusik in Medleys erklingt, doch es ist auch himmlisch vulgär auf eine erwartete, aber nicht weniger absurde Weise. Es hat etwas Faszinierendes, einen schmutzigen, liederlichen, fluchenden, Whiskey saufenden und einen Vorschlaghammer schwingenden Weihnachtsmann zu verkörpern, der in der Weihnachtszeit zur Selbstjustiz greift, um Ungerechtigkeiten zu beseitigen. Interessanterweise haben die Fernsehserien "Futurama" und "Invader Zim" etwas Ähnliches getan, als sie sich den fröhlichen Geschenkgeber als monströsen Mörder vorstellten, der wie Jason Voorhees oder Michael Myers hinter Bösewichten her ist.
An Schurken, die ihre Gesinnung ändern müssen, mangelt es hier nicht. Sogar die bedrängte Familie besteht aus komischen, leicht zu verabscheuenden Stereotypen, die wahrscheinlich den Zorn des Weihnachtsmanns zu spüren bekommen sollten. Und gleich zu Beginn macht "Violent Night" seinem Namen alle Ehre und beweist ein Gespür für übertriebene Gewalt, während die Handlung ohne Rücksicht auf Vergleiche an "Stirb langsam" vorbeischrammt. Immerhin tragen alle zur Komödie bei, was auch nötig ist, wenn sich das Blutbad zu wiederholen beginnt. Der Film ist nicht frei von einigen Macken, die deutlich werden, wenn die Antagonisten lieber reden als töten oder wenn verschiedene Szenenübergänge genutzt werden, um Zeit zu schinden. "Willkommen zu eurem schlimmsten Weihnachten aller Zeiten."
Kurioserweise entscheidet sich "Violent Night" dafür, eine Geschichte über übernatürliche Wesen zu erzählen, anstatt einfach ein Familienmitglied mit silbrigem Bart und karmesinrotem Mantel auftauchen zu lassen, das heimlich ehemalige Fähigkeiten einer Geheimorganisation besitzt. Bei einer mythologischen Schöpfung gibt es nur wenige feste Definitionen; der Weihnachtsmann ist nicht nur nicht wirklich verwundbar, sondern seine Fähigkeiten und Grenzen sind völlig unbekannt - ein Phänomen, mit dem viele Superhelden konfrontiert sind. Dies führt zu zahlreichen Sequenzen, die auf eine Erklärung wie "Ich verstehe auch nicht wirklich, wie es funktioniert" angewiesen sind.
Dennoch sind die Nahkämpfe mitreißend, und die Dialoge sind überaus erheiternd. Alles ist ziemlich bescheuert, aber auf eine unterhaltsame und groß angelegte Methode, vor allem, wenn unzählige Weihnachtsmotive auf die Schippe genommen und ins Lächerliche gezogen werden. Es ist schwer, nicht über die Kreativität eines Nussknackers oder einer Zuckerstangenwaffe zu lachen, oder über die Verwendung von Geschenkpapier und Zierbändern zum Verbinden einer blutenden Wunde. Leider gehen einige Szenen zu weit, vor allem wenn die kleine Trudy einige ausgesprochen sadistische "Kevin - Allein zu Haus"-ähnliche Fallen entwirft, die nicht so lustig wie verstörend sind. Es ist natürlich belustigend, wenn hochtechnisierte und schwer ausgerüstete Soldaten einem unbewaffneten Weihnachtsmann unterliegen, aber es ist etwas ganz anderes, wenn man mit ansehen muss, wie Handlanger und Handlangerinnen zur Freude eines Kindes verstümmelt werden. Der Großteil der komödiantischen Momente ist jedoch effektiv, und David Harbour bleibt durchweg überzeugend und unterhaltsam, wenn er Bösewichte niedermäht, während er zunehmend blutige, winterliche und weihnachtliche Verwüstungen anrichtet.
In "Stirb langsam" von Regisseur John McTiernan begibt sich der New Yorker Polizist John McClane (Bruce Willis) an Heiligabend zum Nakatomi Plaza in L.A., um seine entfremdete Frau Holly (Bonnie Bedelia) zu treffen und hoffentlich ihre Beziehung zu reparieren. Doch die Dinge entwickeln sich unerwartet, als das Gebäude von Hans Gruber (Alan Rickman) und seiner Terroristenbande übernommen wird, die die im Tresor gelagerten Inhaberschuldverschreibungen im Wert von über 600 Millionen Dollar rauben wollen. Womit sie nicht gerechnet haben, ist der renitente Cop John McClane, der sich der Gefangennahme entzieht und mit List und Tücke einen Ein-Mann-Krieg führt, um sowohl seine Frau als auch den Tag zu retten.
Ob es nun der erste oder der beste Film seiner Art war, "Stirb langsam" machte Bruce Willis sofort zum Leinwandhelden und prägte das Genre nachhaltig, auch wenn die frühen 80er Jahre bereits die Grundzüge künftiger Actionfilme mitbestimmten. Das Motiv des einsamen Wolfs, bei dem der Protagonist vor unüberwindbaren Hindernissen steht und praktisch keine Hilfe erhält, weil John McClanes Gefolgsleute außen vor sind und nur sehr begrenzt physische Unterstützung leisten können, wurde durch die ständige Aufgabe der antagonistischen Kontrolle über mehrere scheinbar unausweichliche Situationen perfektioniert. Die fehlerhafte Hauptfigur, die sich tapfer verhält, vor allem, wenn sie gegen ihren natürlichen Überlebensinstinkt handelt, und das Konzept des richtigen Mannes am falschen Ort sind scharfsinnig umgesetzt. Hinzu kommen die kryptischen Motive der Bösewichte, wobei die Täuschung trotz der erwarteten Einmischung und Anerkennung durch die Behörden eine entscheidende Rolle bei der Übernahme spielt - ein Thema, das im dritten Teil der Franchise weiter ausgebaut wird. Genauso wie Hans Gruber nie weiß, was John McClane als Nächstes tun wird, bleiben die Vorbereitungen der Antagonisten auf die Strafverfolgung, ihr Umgang mit Geiselszenarien und ihre letztendliche Fluchtstrategie ein Rätsel, das den Detektiv zwingt, die Indizien zusammenzusetzen, während er die Kriminellen ausschaltet. Und der Betrachter ist mittendrin im Geschehen.
Eine erfrischende Dosis zynischen Humors, vor allem durch bissige Bonmots und die verblüffende Furchtlosigkeit und Flexibilität von Hans Gruber, wird zwischen Pistolenfeuer und blutiger Action eingestreut. Die geschickte Kombination aus Witz und heftigen Explosionen sorgt dafür, dass ein Adrenalinstoß oft direkt in ein herzhaftes Lachen übergeht. Und natürlich hebt sich "Stirb langsam" durch seine schonungslosen Actionsequenzen von weniger überzeugenden Versuchen mit Shoot-'em-Ups ab, darunter Arnold Schwarzeneggers "Das Phantom Kommando", für das "Stirb langsam" ursprünglich als Fortsetzung geplant war. Gebäude eruptieren, Hubschrauber stürzen ab und Polizeiautos werden zu Schweizer Käse, und das alles mit Oscar-nominierten Bild- und Toneffekten sowie Schnitten. Es gibt auch eine offensichtliche Abneigung gegen die ineffiziente Strafverfolgungshierarchie und die Presse, die gleichzeitig die Inkompetenz der Bundesbehörden und die schädliche Einmischung und Manipulation der Medien kommentiert - eine interessante Idee, die zu dieser Art von Film passt.
Viele erinnern sich an "Stirb langsam" wegen seiner ununterbrochenen Wucht, aber die wirklich einzigartigen Grundlagen, die den Film über alle anderen des Genres erheben, sind die sorgfältige Entwicklung und die zusätzlichen Exzentrizitäten der Charaktere. Der Protagonist ist eine Art Antiheld, da er sich den Befehlen widersetzt und in wahrer Selbstjustiz die Bewaffneten auf eine Weise ausschaltet, die dem Filmtitel gerecht wird. Durch seine Gespräche mit seinem Kollegen Sergeant Al Powell (Reginald Veljohnson) lernt der Betrachter jedoch einen Mann kennen, dessen Leben sehr real ist. Er hat zwei Kinder, die er nur selten sieht, Eheprobleme, die durch sein jähzorniges Temperament noch verschlimmert werden, und Zuständigkeitskonflikte mit Autoritäten, die seine Anstrengungen weder wollen noch respektieren. Das FBI, klischeehaft verkörpert durch eine witzige Nebenrolle von Robert Davi, ist manchmal noch kaltherziger als Hans Gruber und seine Mitstreiter. John McClane ist auch clever, einfallsreich und schnell auf den Beinen, selbst wenn die Böden mit Glassplittern bedeckt sind, und erleidet während der Torturen körperliche Schäden, ganz anders als viele der konkurrierenden Actionrollen dieser Zeit. In vielerlei Hinsicht ist er nicht bombastisch überlebensgroß, sondern moderat realitätsgetreu.
Natürlich gibt es keine Action-Helden ohne Gegenspieler, und Alan Rickmans brillante Darstellung des Hans Gruber ist einer der besten Bösewichte, die je auf der Leinwand zu sehen waren. Er ist höflich, kultiviert, reißt Witze, zitiert Literatur und kann sogar einen amerikanischen Akzent anschlagen, wenn es ihm passt. Er mordet rücksichtslos, aber mit einer raffinierten, sardonischen Ader. Gerade als John McClane mit den Terroristen spielt, kontert Hans Gruber und es kommt zu einem hinterhältigen Wettstreit zwischen Schlagfertigkeit und Willensstärke. In der Masse der hirnlosen Filmschurken, die nur als Widerstand dienen, um besiegt zu werden, sticht ein solch verheerend intelligenter Antagonist ganz besonders hervor. "Ich zähle bis 3. Eine 4 wird es nicht geben."
John McTiernan hat einen spektakulär spannenden Film gedreht, der ebenso viel Hirn wie Muskeln enthält. Hochoktanige Showdowns, zitierfähige Sprüche und eine packende Grundlage für klaustrophobische Abenteuer lassen "Stirb langsam" mühelos in die obersten Ränge der knallharten Unterhaltung aufsteigen. Als einer der einflussreichsten Actionfilme aller Zeiten, der eine lukrative Blockbuster-Reihe hervorbrachte, dient er auch als eine Art Bibel für jedes nachfolgende Explosions-Epos. Zudem ist er ein wunderbar passender Weihnachts- oder Anti-Weihnachtsfilm für die Feiertage.
Neuverfilmungen gab es immer dann, wenn der technische Fortschritt ein besseres Bild versprach oder wenn eine Geschichte auf eine neuartige Weise erzählt werden konnte. Bei der Geschwindigkeit, mit der Remakes gemacht werden, und wie Regisseur Samuel Bayers Version von "A Nightmare on Elm Street" aus dem Jahr 2010 beweist, braucht es keinen vernünftigen Grund mehr, einen Film zu removieren. Sicherlich gibt es ein vorgeprägtes Auditorium, aber dieser Film ist zu eng an das Original angelehnt, ohne die Handlung zu verbessern. Das Blut sprudelt in Strömen, die Gewalt ist brutaler und die schauspielerische Leistung ist glaubhafter, doch die Gelegenheit, die Figur des Freddy Krueger in eine andere Richtung zu lenken, blieb ungenutzt. Auch das Maskenbild von Freddy Krueger ist weniger verstörend geworden, und obwohl Jackie Earle Haley ein ausgezeichneter Schauspieler ist, kann nichts die Eigenheiten des ersten Auftrittes von Robert Englund übertreffen.
Dean Russell (Kellan Lutz) hat bizarre Albträume, in denen er von einem missgestalteten Mann gejagt wird, der einen Handschuh mit messergleichen Fingerspitzen trägt und ihn durch verschiedene grauenhafte Gebiete jagt. Er schläft in einem Café ein und wacht auf, um zu erkennen, dass seine Hand von den Schneiden des unbekannten Mannes zerschnitten wurde, der sein Werk kurz darauf vollendet. Deans Freundin Kris (Katie Cassidy) wird Augenzeugin des Mordes und hat bei der Beerdigung furchtbare Wahnvorstellungen, in denen meist kleine Mädchen vorkommen. Als sie mit einigen von Deans Klassenkameraden spricht, stellt sie fest, dass Jesse (Thomas Dekker), Quentin (Kyle Gallner) und Nancy (Rooney Mara) in ähnlicher Weise von Träumen über denselben klitternen Mann heimgesucht wurden.
Letztendlich kann Kris nicht mehr wach bleiben und erliegt den brutalen Aggressionen von Freddy Krueger. Jesse wird für das Verbrechen festgenommen und in den Knast gebracht, wo er ebenfalls einschläft und in seine Bestandteile zerlegt wird. Es obliegt nun Nancy und Quentin, Freddy Kruegers Wurzeln herauszufinden und den Schlaf lange genug zu ignorieren, um diesen grenzübergreifenden Albtraum zu überleben. Da der Originalfilm 1984 gedreht wurde, kennt fast jeder, der sich das Remake ansieht, Freddy Krueger, seinen Ruf als vermeintlicher Kinderschänder und seine Befähigung, Menschen im Traum zu ermorden. Unnötigerweise folgt diese Version fast genau der gleichen Handlung, mit einem Äquivalent für jede Figur und sogar abgestimmten Todesszenen, die die bereits vertrauten Jump-Scares nur noch berechenbarer werden lassen.
Diese Neukonzeption war eine Eventualität, ingeniös zu sein. Freddy Krueger hat bereits den Status eines Horrorklassikers erlangt. Wo sind also all die innovativen, unkonventionellen und furchterregenden Gedanken hingegangen? Freddy Kruegers Stoß durch eine Latexwand, seine behandschuhte Hand, die in einem Seifenbad zwischen Nancys gespreizten Beinen hervorkommt, Kris' Leiche, die in einem blutverschmierten Leichensack gezogen wird, und Nancys Spurt durch einen viskosen Korridor sind allesamt neu inszeniert, mit halb so viel Schockkraft wie zuvor. Freddy Kruegers Hintergrundgeschichte wird visualisiert, eine illusorische Halb-Liebesgeschichte führt Quentin und Nancy zusammen, es werden Affinitäten zwischen Freddy Krueger und dem Rattenfänger von Hameln gezogen, und die Ergriffenheiten von Schlafentzug und Sekundenschlaf verändert irrelevante Elemente des grundlegenden Themas. Allerdings sind die Abtriftungen nicht sehr dogmatisch. Die Musik funktioniert immer noch hervorragend, auch wenn es praktisch derselbe Soundtrack ist, die Locations sind immer noch unheimlich, von der Schule über die Bibliothek bis hin zum Schlafzimmer und dem Heizungsraum, die jetzt alle mehr an "Silent Hill" erinnern, und der Horror ist noch erbarmungsloser. Doch im Endeffekt ist "A Nightmare on Elm Street" nur ein Falsifikat, wie die unendlichen Male, in denen ein penetrantes Geräusch den Betrachter ablenkt, Freddy Kruegers narbenübersätes Profil auf der Bildfläche erscheint oder er mit seinen Fingerkuppen an funkenschlagenden Metallrohren kratzt.
"Freddy vs. Jason" von Regisseur Ronny Yu beginnt mit einem Rückblick auf die vorangegangenen sieben Freddy-Krueger-Filme sowie einer sehr lockeren Prämisse, um Jason Voorhees aus seiner eigenen langjährigen Filmreihe aus den Innereien der Hölle heraufzuholen. Freddy Kruegers legendäre Terrorherrschaft als Schlitzer von Springwood fand mehrmals ein Ende, und auch Jason Voorhees fand im Laufe der "Freitag der 13."-Filme mehr als einmal ein vorzeitiges Ableben. Doch das hindert sie nicht daran, in der gleichen irdischen Welt wieder aufzutauchen, wo eine Meute von Teenagern verschiedenen Aktivitäten nachgeht, die sie nur noch attraktiver für die gefährlichen Macheten und Fingermesser der Antagonisten machen. "Es waren die Kinder, die mir die Kraft gaben."
Ein Treffen im Haus von Lori (Monica Keena), das zufällig in der Elm Street liegt, ist die erste Anlaufstelle für Jason Voorhees (Ken Kirzinger), der sofort einen jungen Mann (Jesse Hutch) mit seiner charakteristischen scharfen Mordwaffe abschlachtet. Als Deputy Stubbs (Lochlyn Munro) eintrifft und feststellt, dass die überlebenden Teenager Blake (David Kopp), Gibb (Katharine Isabelle), Charlie (Chris Marquette) und Kia (Kelly Rowland) zwar von der Polizei verhört, aber nicht geschützt werden, geht es der örtlichen Polizei nur darum, die Berühmtheit des Kindermörders zu vertuschen, der einst die Bewohner dieser Adresse tyrannisierte. In der Zwischenzeit gelingt Will (Jason Ritter) und Mark (Brendan Fletcher) die Flucht aus einer psychiatrischen Klinik, in der Annahme, Lori wiederzutreffen und ihr zu helfen, sowohl von Jason Voorhees als auch Freddy Krueger (Robert Englund) in ihrer neuen Lage zu entkommen.
Jason Voorhees hat sich in diesem letzten Kapitel nicht allzu sehr weiterentwickelt. Er hackt und zerstückelt seine Opfer, manchmal mit harmonischem Humor, aber immer mit einer Einbuße an Realismus. In den ersten Minuten von "Freddy vs. Jason" badet eine wohlgeformte Frau nackt im See, nur um Nacktheit zu zeigen, was nicht nur erwartet wird, sondern auch im Rahmen der grafischen, viszeralen Natur dieser beiden Franchises liegt. Abgerundet wird das Ganze durch eine Menge grausamer Gewaltexzesse, die in fast jeder zweiten Szene vorkommen. "Alles kann passieren!"
Doch trotz des Blutvergießens, der Sexualität und der Schreckensmomente gibt es immer noch eine Vielzahl von unlustigen Dämlichkeiten und eine Überdosis an künstlicher Bildbearbeitung. Die gesamte Detektivarbeit wird nicht von der Polizei, sondern von erstaunlich einfallsreichen Teenagern erledigt, die alle viel zu alt aussehen, um noch zur Schule zu gehen, und der Besuch eines Raves direkt nach der Ermordung von einigen ihrer Freunde scheint das Standardmittel gegen Kummer zu sein. Alleine in der Dunkelheit und im Regen zu wandern oder angesichts der Gefahr besonders selbstmörderisch vorzugehen, ist ein Rezept für Aufregung, während die menschliche Verdorbenheit noch verheerender ist als die von Serienmördern. Und sich eine kleine Verschnaufpause zu gönnen, um einen Joint zu rauchen, hat immer Vorrang vor dem Verbleib in der Gruppe. "Der Schlussmann war wegen irgendetwas angepisst."
Wenigstens gibt es einen Showdown zwischen den beiden Ikonen des Horrorfilms, mit nachgestellten Sequenzen in Camp Crystal Lake und im Heizungskeller, sowie bekannten Musikstücken, Sprüchen und Jason Voorhees' unpassend langsamer Schrittgeschwindigkeit, und einem kleinen Wettbewerb, wer die meisten schreienden Teenager abmurksen kann. Der eigentliche Endkampf, der wie ein hyper-stilisierter, völlig überdrehter Kampf zwischen Frankensteins Monster und Dracula oder der Mumie und dem Wolfsmenschen aussieht, ist in seiner blutigen Extremität wirklich zum Brüllen komisch. Dieser chaotische, blutgetränkte Reigen hat wieder einmal eine unterhaltsame Balance zwischen Gewalt und Humor gefunden.
"Freddy's New Nightmare", diesmal wieder unter der Regie von Wes Craven, ist eigentlich nicht der siebte Teil. Er ist nicht einmal wirklich ein Remake oder ein Reboot, obwohl er als beides durchgehen könnte. Stattdessen handelt es sich um einen Film im Film, in dem die Hauptdarsteller sich selbst spielen und damit zugeben, dass die Filme, in denen sie bis zu diesem Zeitpunkt mitgewirkt haben, reine Fiktion waren. Er geht sogar so weit, dass er mit einem Traum im Film im Film beginnt.
Heather Langenkamp ist mit Chase Porter (David Newsom), einem Spezialeffekttechniker, verheiratet und hat einen kleinen Sohn namens Dylan (Miko Hughes). Sie bemüht sich darum, ihre Schauspielkarriere wieder in Gang zu bringen, und hat mit lebhaften Träumen zu kämpfen, in denen der Freddy-Krueger-Requisitenhandschuh eine Fehlfunktion hat, lebendig wird und Menschen tötet. Sie muss sich auch mit den ständigen Erdbeben in Kalifornien, mit Telefonstreichen, die eindeutig auf das noch kommen sollende Projekt von Wes Craven, "Scream", hindeuten, und mit Dylans Schreiattacken auseinandersetzen. Als Chase übers Wochenende wegfährt und Heather zu einem Fernsehinterview muss, lässt sie ihre Freundin Julie (Tracy Middendorf) auf ihren Sohn aufpassen, auch wenn sie ein sehr ungutes Gefühl beim Verlassen des Hauses hat und befürchtet, dass Freddy Krueger nicht nur ein Hirngespinst sein könnte.
Als Robert Englund bei Heathers Vorstellungsgespräch auftaucht - in vollem Freddy-Krueger-Make-up und -Kostüm - nimmt die Sache eine wirklich unheimliche Wendung. Das selbe gilt auch für die Absurdität. Als ob es nicht schon schwer genug wäre, dieses Projekt ernst zu nehmen, vor allem nach den letzten Filmen, die immer grotesker wurden, macht die Prämisse, dass die Schauspieler in der realen Welt leben, während Freddy Krueger versucht, sie in der Realität heimzusuchen, wenig Unterschied. In Anbetracht des geringen Bekanntheitsgrads der Schauspieler und der Tatsache, dass nicht jeder sich selbst spielt, sowie der Überbetonung von Rückblenden und Schnitttechniken, könnte es sich genauso gut um eine völlig neue Gruppe von Menschen handeln, die von Freddy Krueger getötet werden. Es ist ja nicht so, dass 'New Line Cinema' einen legitimen Weg brauchte, um ihr wertvolles Unternehmen zurückzubringen. Vielmehr sind Heather Langenkamp und Robert Englund, die als sie selbst auftreten, vielleicht der größte Schwachpunkt von "Freddy's New Nightmare". Und am stärksten ist Miko Hughes als Dylan, der seltsam übernatürlich und mit Komponenten aus "Der Exorzist" auf diese stets lästige, kriecherische Weise besessen wirkt. "Die Fans, Gott segne sie, schreien nach mehr!"
Ein Großteil der praktischen Utensilien, der Schminke, der Prothesen und der Stop-Motion-Animation wurde durch digitale Bildbearbeitung ersetzt, was zwar nicht unansehnlich ist, aber nicht so überzeugend oder einnehmend. Der Gore hat sich trotz des geringeren Leichenbestands gesteigert, die Kameraführung ist etwas schärfer geworden und die Atmosphäre ist etwas unheimlicher, aber die Geschichte ist immer noch genauso repetitiv und unoriginell, während sie sich für clever hält, indem sie Konzepte aus "Misery", "Jack allein im Serienwahn" und "Last Action Hero" übernimmt und außerdem mehr als eine der besten Sequenzen aus dem ursprünglichen "Nightmare - Mörderische Träume" klaut. Außerdem kommt Robert Englund zu witzig rüber, um einen "normalen" Menschen darzustellen, auch wenn er sich redlich bemüht, ernsthaft aufzutreten. Immerhin ist die Darstellung von Freddy Krueger wesentlich düsterer geworden, auch sein Erscheinungsbild hat sich leicht verändert, er bewegt sich ungestümer und besser koordiniert, und er verzichtet auf die flapsigen Kalauer, zumindest bis zum Ende des Films.
Ein Zitat sowohl von Friedrich Wilhelm Nietzsche als auch von Freddy Krueger höchstpersönlich bilden den Auftakt zu "Freddys Finale - Nightmare on Elmstreet 6" von Regisseurin Rachel Talalay, aber das bedeutet nicht, dass es dem Film mehr Ernsthaftigkeit verleiht. Es ist sogar das erste Mal, dass der Filmtitel mit dem Namen des Antagonisten beginnt. Außerdem belügt er uns sowohl mit dem englischen Originaltitel als auch mit dem eingedeutschten, ohne zu erröten, denn er behauptet dreist, dass dieses Kapitel das allerletzte sein würde.
Nach dem letzten Film ist Springwood, Ohio, durch Morde und das spurlose Verschwinden von Kindern völlig entvölkert, während alle verbliebenen Erwachsenen an einer Massenpsychose leiden. Dies ist eindeutig das Werk von Freddy Krueger (Robert Englund). Als ein Junge (Shon Greenblatt) bemerkt, dass sein Flug in Wirklichkeit von dem grässlich verbrannten Traumland-Schlächter gesteuert wird, der es auf ihn als letztes der Springwood-Kinder abgesehen hat, versucht er zu fliehen - obwohl er sich in einem Albtraum befindet. Irgendwie durchbricht er die Traumwelt und landet in der Vergangenheit oder auch vielleicht in der Gegenwart, denn er stößt sich den Kopf und weiß nicht mehr, wer er ist oder wovor er eigentlich davonläuft.
Maggie Burroughs (Lisa Zane), die als Sachverständige in einem Tierheim arbeitet, wird natürlich damit beauftragt, sich um den namenlosen Neuankömmling zu kümmern. Doch mit seiner lähmenden Amnesie ist der namenlose Junge keine große Hilfe, bis der ansässige Traumtherapeut (Yaphet Kotto) vorschlägt, dass Maggie den Jungen nach Springwood zurückbringen soll, um sein Gedächtnis aufzufrischen. Auf ihrer Fahrt nach Springwood begleiten sie drei weitere Außenseiter, ohne dass es dafür einen trifftigen Grund gibt: Spencer (Breckin Meyer), Carlos (Ricky Dean Logan) und Tracy (Lezlie Deane), die alle mit den Nachwirkungen von Missbrauch zu kämpfen haben. Obwohl Maggie darauf besteht, dass sie zurück zur Unterkunft fahren, hat Freddy Krueger andere Interessen und lässt sie ein wenig im Kreis herumfahren, bis sie schließlich im verdammten Anwesen in der scheiß Elm Street landen, wo sie auf ein grausiges Ende vorbereitet werden.
Wenn Freddy Krueger nach etwa fünf Minuten zum ersten Mal als böse Hexe von Oz auf einem Besenstiel einfliegt, ist klar, dass diese x-te Fortsetzung genauso witzig sein soll wie der Vorgänger und mindestens so verlogen wie der Titel des Films. Sogar Freddy Kruegers Hintergrundgeschichte wird mit den Details über seinen Adoptivvater, seine Frau und seine Tochter und seine Rekrutierung in die Position des Peinigers im Jenseits durch Schlangendämonen nach Absurdistan berufen. Die Geschichte ist sehr extensiv und wird selbst Hardcore-Fans enttäuschen, die sich mehr Informationen über Freddy Kruegers Ursprünge, seine Adoleszenz und seine mörderischen Beweggründe erhofft hatten.
Einige der Versatzstücke und ein Teil der Gewalt erinnern an eine längst vergangene Zeit, in der Freddy Kruegers Heimsuchungen wahrhaftig Furcht erregten. Doch größtenteils sind seine foltererischen Pranks von ganzem Herzen kaspern, einschließlich einer geradezu brüllend komischen Nummer mit dem Kratzen auf einer Kreidetafel, die an "Die Maske" denken lässt, und Freddy Krueger, der Videospiele in einer nicht ganz so subtilen Botschaft gegen das Rauchen von Gras spielt, komplett mit entsprechender Animation, wirkt wie ein verkorkster "Falsches Spiel mit Roger Rabbit". In gewisser Weise ist dies die Episode, in der sich Freddy Krueger und seine Opfer in eine Art realen Cartoon verwandeln. Es wäre eine unglaublich tragische Abrechnung für diese Filmreihe gewesen, untreu in Erzählung und Inhalt, vollgepackt mit brüchigen Übergängen in die Neuzeit und völlig dilettantisch in der Ausführung. Teilweise hat "Freddys Finale - Nightmare on Elmstreet 6" nicht einmal mehr Ähnlichkeit mit einem richtigen Film.
Spätestens nach "Nightmare 5 - Das Trauma" von Regisseur Stephen Hopkins sollte allen klar sein, dass dieser fünfte Teil nicht mehr davor zurückschreckt, einfach zu bestätigen, dass der Star der Filmreihe, der jetzt erstmals als Hauptdarsteller aufgeführt wird, Robert Englund ist, obwohl er das inoffiziell schon immer war. Daran hat sicherlich niemand jemals gezweifelt. Auch wenn ein paar Schauspieler wieder dabei sind, bedeutet das nicht, dass sich der Betrachter wirklich für die menschlichen Opfer interessiert, die sich praktisch einfach in den Weg von Freddy Kruegers charakteristischem Messerhandschuh werfen.
Alice (Lisa Wilcox) wird in ihrer Dusche von besessenem Wasser angegriffen, was einen Hauch von verdeckter Blöße und ein Gefühl für die zunehmende Exploitation vermittelt, die den Übergang zur Filmwelt der 90er Jahre markieren sollte. Aber es ist alles nur ein Traum, in dem sie in die Psychiatrie gebracht wird, in der Amanda Krueger gnadenlos vergewaltigt wurde, was zur Geburt des zukünftigen Kindermörders Freddy Krueger (Robert Englund) führte. Zum ersten Mal seit den Ereignissen des letzten Films hat Alice das Gefühl, keine Kontrolle über ihre Träume zu haben, obwohl sie die Superkräfte besitzt, die Kristen ihr vererbt hat, nämlich die Fähigkeit, andere Menschen in ihre Träume zu ziehen.
Aber auch im Wachzustand verfällt sie in Tagträume, die sie in die Vergangenheit führen, wo sie Zeuge von Freddy Kruegers Geburt und anderen schrecklichen Bildern wird, die mit seiner Erziehung oder seiner Ausgeburt aus den Eingeweiden der Hölle zusammenhängen. Irgendwie hat Freddy Krueger die Seele seiner Mutter in ein irdisches Gefängnis gesteckt, damit er in die Träume von Alice und darüber hinaus in das Reich der Lebenden zurückkehren kann.
Oder irgendeine andere Idiotie in diese Richtung. Storylines waren noch nie die Stärke der Franchise, obwohl dieser Teil interessanterweise tiefer in die Geschichte von Freddy Krueger eintaucht. Der Look ist sauberer und schärfer, und die Kameraführung profitiert von den fortschrittlichen Technologien, ebenso wie die Spezialeffekte und die wunderbar unheimlichen Sets. Doch das Thema bleibt in der Highschool-Variante verwurzelt, voller Hormone und Alkohol, abgegriffener Ausdrucksweise und Manierismen und einer Menge forcierter Fummeleien. Teenager sind vielleicht das bessere Menschmaterial, unwissend und naiv und ausgezeichnete Schreikünstler, aber es ist schwer, sich von einem der Szenarien ängstigen zu lassen oder von den Schauspielern überzeugt zu werden, weil sie alle so gattungslos und dämlich sind.
Ebenso unterbelichtet sind die Konzepte, die an allen Ecken und Kanten implementiert werden. Auch wenn ich zugeben muss, dass die Transitionen zu Albträumen immer noch gelungen sind, so sind die konkreten Horrorvisionen, die auf individuellen Ängsten basieren, selten bis gar nicht erschreckend. Das Mutantenbaby ist mehr ein Witz als ein Gruselfaktor, und Dans Verwandlung in einen Ghost Rider-ähnlichen Speed-Dämon ist ungeheuer kälberig. Gretas (Erika Anderson) wulstige Wangen sind falsch zusammengeschmiert und Alices Durchquerung einer Nabelschnur ist ein schlechter Scherz. Und die comicartige Begegnung von Mark (Joe Seely) mit Super Freddy ist besonders meschugge. In der Zwischenzeit gibt Robert Englund seine üblichen Kalauer zum Besten und grinst dabei extrem affektiert in die Kamera, denn er hat sich offenbar zu einem echten Kabarettisten gemacht. In einer Szene fährt er sogar mit einem Skateboard. Selbstverständlich soll dieser Teil der langjährigen Reihe lustig sein, vielleicht sogar mehr als ein Slasherfilm.
"Nightmare on Elm Street 4", unter der Regie von Renny Harlin, beginnt mit einem Zitat, diesmal aus der Bibel. Passend dazu gibt es den optimistischen Rocksong 'Nightmare' von Tuesday Knight, der nicht treffender sein könnte. Doch diese äußert unzweckmäßige Fortsetzung scheint nicht daran besonnen zu sein, an dem anzuknüpfen, was in den vorherigen Filmen funktioniert hat. Man hat das Gefühl, dass dieses vierte Kapitel die uneffektivsten Aspekte aus den vorherigen Filmen aufgreift und sie in einem weitaus negativerem Werk wiedergibt, falls so etwas überhaupt möglich ist, wenn man die Schwachstellen der vorangegangenen Teile vergleicht.
Das vertraute Haus in der Elm Street ist noch unordentlicher geworden und wurde mit reichlich Blut besudelt, und wird von alptraumgeplagten Teenagern frequentiert. Kristen (Tuesday Knight, eine traurige Ersatzperson für Patricia Arquette), Joey (Rodney Eastman) und Roland Kincaid (Ken Sagoes) kehren aus der Nervenheilanstalt in die Schule zurück, nachdem sie sich anscheinend vollständig von den Traumata des zurückliegenden Amoklaufs von Freddy Krueger (Robert Englund) erholt haben. Alice (Lisa Wilcox), eine Tagträumerin, die ständig von ihrem Vater schikaniert wird, und ihr Bruder Rick (Andras Jones), der jetzt Kristens Freund ist, tun sich ebenfalls mit ihnen zusammen, nur um ein weiteres Quantum von Opfern zu schaffen.
Es ist ziemlich deprimierend zu sehen, wie das unreife Teenager-Milieu, das im dritten Film verschwunden ist, wieder auftaucht, jetzt mit einer neuen Herde von Highschool-Jugendlichen als frisches Schlachtvieh. Diese irsinnige Abwägung beinhaltet eine Reihe frugaler Schauspieler, desolate Dialoge und schwach konzipierte Charaktere, die einmal mehr zu willkürlichen Vollpfosten werden, die den schändlichen Marterungen von Freddy Kruegers Klingen ausgesetzt sind. Abgesehen von einem kurzen Auftritt von Brooke Bundy als Kristens Mutter gibt es fast keine erwachsenen Menschen im Film. Was dieses Konzept wirklich braucht, ist ein gewisses Maß an Mündigkeit, und sei es nur, um die Problematik der Unlogik zu verringern, die durch so viele übermäßig couragierte, geistreiche oder auch irrlichternde Jugendliche ausgelöst wird.
Die Spezialeffekte haben sich verbessert, vor allem mit einer ausgefallenen Wasserbett-Sequenz, einer riesigen Käfer-Metamorphose, einigen geklauten Elementen aus der "Hellraiser"-Reihe, einer fidelen Menschen-Frikadelle und einer erhöhten Ausbeute an Blutzoll. Der Look ist fast schon karikaturistisch und der Umgangston ist oft so, als wären die Akteure imbezil geboren worden, dick unterstrichen durch hirnverbrannte Musikvideoeinlagen, die in einem Slasherfilm absolut deplatziert sind. Auch wenn "Nightmare on Elm Street 4" nicht völlig autoreflexiv geworden ist, so hat sich doch das Niveau des vorsätzlichen Humors gesteigert, sogar bei Freddy Kruegers Gewaltausbrüchen, die jetzt so etwas wie einen Jux darstellen, egal wie brutal sie sind. Was für ein Durchfall für ein einst wirklich furchtsames Geschöpf.
Die dritte Fortsetzung "Nightmare 3 - Freddy lebt!" von Regisseur Chuck Russel beginnt mit einem Zitat von Edgar Allan Poe, was den Film gegenüber dem Vorgänger schon unendlich viel besser macht. Auch die Kameraführung ist nicht so hell und freundlich, die Musik ist viel schwermütiger, und die Strenge, mit der sich eine junge, bedrückte Patricia Arquette mit Limonade und Löffeln gemahlenen Kaffees wach hält, ist viel überzeugender. Wenn sie in die Traumwelt übergeht, ist ihr Gesichtsausdruck regelrecht zum Fürchten.
Nachdem sich die junge Kristen (Patricia Arquette) beim Kampf gegen Freddy Krueger (Robert Englund) im Traum versehentlich die Pulsadern aufgeschnitten hat, wird sie in eine psychiatrische Klinik in Springwood eingewiesen. Doch als das Personal versucht, sie zu sedieren, geht sie mit einem Skalpell auf Dr. Gordon (Craig Wasson) los, bis die Praktikantin Nancy Thompson (Heather Langenkamp) sie zu beruhigen weiß. Schon bald lernt Kristen eine ganze Station von Patienten kennen, die alle einen Suizid versucht haben, weil sie an einer Art Gruppenwahn, einer Psychose oder an Albträumen leiden, in denen derselbe mutilierte Inkubus vorkommt, der einen Handschuh mit Metallklingen an seinen Fingern trägt. Von nun an stehen auf der Agenda der Klinik Insomnie, Narkolepsie, Schlafwandeln, Traummanipulation, experimentelle Psychopharmaka und ein gewaltsamer Todesfall im Schlaf.
In "Nightmare 3 - Freddy lebt!" sind richtige Schauspieler und ein gewetztes Drehbuch von Vorteil. In einer äußerst lobenswerten Wendung versucht der Plot, die Hintergrundgeschichte des ikonischen Kindermörders aufzubauen, auch wenn diese extravagant ist, anstatt nur Leichen vor seine Messer zu werfen. Unsere Heldin aus dem ersten Film ist wieder dabei, auch wenn sie eine der bescheidensten Figuren ist. Die Nebendarsteller sind in ihrer Notlage nachvollziehbar, und Laurence Fishburne taucht in einer kleinen Rolle auf. Der Schauplatz hat sich von einem Haus in der Elm Street zu einem unheilvollem Irrenhaus mit dem Flair von "Einer flog über das Kuckucksnest" gewandelt. Auch die Wachträume sind größtenteils wirklich furchterregend geworden und haben die anfängliche Gelassenheit und den Kokolores durch Brutalität und eine seriöse Herangehensweise an die Materie ersetzt, auch wenn Freddy Krueger in seinem Blutrausch ein paar zu viele Sprücheklopfereien von sich gibt.
Auch die Spezialeffekte sind sensationell: Stop-Motion-Animation, riesige animatronische Puppen, groteske Requisiten, infernalisch zugerichtete Leichen, Pyrotechnik und massig Schminke und synthetisches Blut. Die Ausstattung und die Accessoires sind weitaus imposanter als im Vorgänger, und selbst die sadistischen Szenen stehen symbolisch für vergangene Bilder, etwa wenn sich eines von Freddy Kruegers Opfern, das Papierpuppen baut, in eine menschliche Marionette verwandelt, oder mit dem Motiv der Zunge aus "Nightmare - Mörderische Träume". Es gibt auch einen religiösen Faktor, der es der unglaublich auf den Sack gehenden Nonne, Mary Helena (Nan Martin), ermöglicht, eine Maßnahme gegen den traumwandelnden Serienkiller zu finden. Leider entfernen sich die Strukturen in dem Maße, wie sich die Patienten in der kriegerischen Absicht zusammenschließen, ihren gemeinsamen abstrakten Feind zu töten, von ihren makabren Wurzeln und gleiten in die Marginalität ab. Das ungebärdig, kämpferische, fast schon actiongeladene Finale kann mit dem pathologischen Auftakt nicht mithalten und artet in etwas Inadäquates und exorbitant Widerwärtiges aus.
Da nur ein Jahr zwischen den beiden Filmen verstrich, ist es klar, dass die Hauptfigur dieser Franchise der Bösewicht und nicht der Held ist, oder zumindest haben die Filmemacher das angenommen. In der Erwägung, dass Heather Langenkamp nicht für die Fortsetzung rekrutiert werden konnte, versucht "Nightmare 2 - Die Rache" unter der Regie von Jack Sholder nicht einmal, den Betrachter davon zu überzeugen, dass menschliche Charaktere im Teenageralter diejenigen sein müssten, denen man den Rücken stärken sollte. Doch seien wir einmal ehrlich: Freddy Krueger ist als düstere Phantastikgestalt optisch so verstörend und revolutionär, dass die Auslöschung von Protagonisten oder die Abwesenheit der einstigen Filmheldin wohl kaum jemanden interessieren dürfte.
"Nightmare 2 - Die Rache" beginnt erwartungsgemäß in einem Traum. Jesse Walsh (Mark Patton) wacht offenbar nicht wie ein gewöhnlicher Mensch aus seinem Tiefschlaf auf. Er wird regelmäßig von nächtlichen Terrorzuständen heimgesucht, die ihn panisch schreiend und triefend nass in Angstschweiß gebadet zum Aufwachen zwingen. In seinem letzten Traum sieht er jedoch einen grausam zugerichteten Mann (Robert Englund), der einen Handschuh mit großen scharfen Messern als verlängerte Finger trägt. Es ist ein Alptraum, der unbeirrbar realistisch ist, ungeachtet der Flucht vor einem durchgeknallten herrenlosen Bus, der ein dreiköpfiges Ensemble von Kindern mitten in der Wüste in einen Abgrund aus grellen Lichtblitzen stürzt.
Als Jesse Walsh erfährt, dass seine Eltern ein fluchbelastetes Haus in der Elm Street günstig erworben haben, in dem zuvor ein Mädchen dem Wahnsinn verfiel, beginnen seine zwielichtigen Visionen plötzlich einen Sinn zu ergeben. Als er dann ein Tagebuch des vormaligen Eigentümers des Hauses findet, wird dadurch sein schrecklicher Verdacht weiter verstärkt. Doch das bewahrt ihn nicht davor, jedes Mal, wenn ihm wegen wissentschaftlich unergründbaren Erschöpfungssymptomen die Augen zufallen, von dem bösartigen kafkaesken Mann tyrannisiert zu werden, noch schützt es weder seine Freundin Lisa (Kim Myers) noch seine Mitschüler davor, zur Beute eines lechzenden somnambulischen Killers mit drakonisch durchdringenden Klingen aus Stahl zu werden.
Das spezielle Maskenbild ist immer noch hübsch anzusehen, vor allem dann wenn sich Freddy Krueger in einer Szene seine glitschige Kopfhaut abzieht und sein pulsierendes Gehirn zum Vorschein kommt, ebenso wie die skandalös anmutenden Gore-Effekte und der Gebrauch von Prothetik, während Robert Englund immer noch eine beängstigende physische Präsenz mit mehr als nur seinen Kostümierungen und seinem Anblick erzeugt. Dieser Mann weiß definitiv, wie man Unbehagen auslöst. Die Ignoranz der Erwachsenen gegenüber aller Warnzeichen und mysteriösen Todesfällen, verleiht "Nightmare 2 - Die Rache" eine posteriorale adoleszente Perspektive. Die Lage ist immer dann etwas bedrohlicher, wenn keine Kontrollmöglichkeiten bestehen und das Zusammentreffen von Glaubens- und Leidensgenossen praktisch unmöglich ist.
Die Handlungsstränge sind nach wie vor geheimnisvoll, auch wenn nichts wirklich herausgefunden wird, was mit jeder inexistenten Auferstehung im unterirdischen Heizungskeller, in dem Freddy Krueger residiert, oder die unterschiedlichen Orte, die im Gesamtkontext von "Nightmare 2 - Die Rache" so spiegelbildlich sind, dass es schematisch impraktikabel erscheint, zu erkennen, welche Szenen trügerische Hoffnungen und welche tatsächliches Dasein bedeuten, zusätzlich heraufgesetzt wird. Es gibt auch ein Ausmaß an affigem zurückgebliebenem Humor und allgemeiner Gleisnerei. Die Nachwuchsdarsteller zeigen jedenfalls kein extravagantes Können, und die Dialoge sind im Grunde übergreifend, was in kleinen Schritten als willkommene Diversifizierung zur blutigen Potenz funktioniert. Dafür taucht das embryonal unterentwickelte Allotria viel zu oft in prachtvoller Vergeudung auf und ruiniert das Gesicht des Horrors.
Doch leider sind diese Horrorgeschichten nicht mehr so ausdrucksstark wie sie es in der damaligen Periode waren, vor allem, wenn sie auf so ridiküle Quisquilien wie den fakultativen Verbrennungstod eines Vogels oder die Rache an dem einschüchternden Sportlehrer zu saldieren, indem man ihm unter der Dusche mit nassen Handtüchern die Sitzfläche versohlt. Als Äquivalent darf Freddy Krueger eine auf die Knie fallende Formation von Jugendlichen liquidieren, doch sein Versagen, ein schleichender Mörder zu sein - er tendiert dazu, zu stolpern oder sich nur langsam zu bewegen, wenn es ihm opportun erscheint - wird im Fortgang der Filmreihe zu einer Art Manufaktur und konterkariert die Genugtuung seiner Opfer, die kein Denkvermögen besitzen müssen, um Freddy Krueger zurück in die Hölle zu schicken. Zu all dem Überfluss gibt es zum Schluss noch eine paradoxe Wendung.
Nur die Schöpfer von "Super Troopers - Die Superbullen" und "Club Mad" konnten ein so unausstehlich dämliches und unreifes Filmerlebnis schaffen wie "Bierfest", bei dem Jay Chandrasekhar Regie führte. Für eine alberne Farce über Biergenuss ist die Länge von fast zwei Stunden ein Hemmschuh für die komödiantische Konsistenz, da die lohnenswerten Lachnummern nicht annähernd so oft kommen können, wie sie sollten. Auch wenn seine Schwachpunkte die positiven Aspekte bei weitem übersteigen, funktioniert der Film auf mehreren Ebenen. Diese Werte wachsen naturgemäß exponentiell an, je betrunkener der Betrachter wird.
Die einzige Substanz in der Handlung ist der Alkoholmissbrauch im Film und der reichhaltige, aber nötige Alkoholkonsum des Betrachters vor dem Bildschirm, wobei sicherlich niemand eine 'Broken Lizard'-Produktion mit einem Titel wie "Bierfest" in Angriff nehmen wird und Ernest Miller Hemingway dahinter erwartet. "Bierfest" beginnt mit einer Beerdigungsszene und einem eigenartigen Cameo-Auftritt von Donald Sutherland als Johann von Wolfhaus. Wahrscheinlich hat man ihm im Vorbeigehen so viel Kleingeld in den Hut geschmissen, dass er sich genügend mit Bier volllaufen lassen konnte, um seinen Blutalkoholspiegel auf den für eine bevorstehende Demütigung notwendigen Wert zu bringen. Auf Drängen von Großmutter Gam (Cloris Leachman) müssen die beiden Enkel Todd (Erik Stolhanske) und Jan (Paul Soter) nach München reisen, um seine Asche zu verstreuen. Dort treffen sie auf den gemeinen Baron Wolfgang von Wolfhausen (Jürgen Prochnow) und seinen mysteriösen 'Fight Club', der aus Saufwettkämpfen besteht und sich 'Bierfest' nennt. Die Wolfhaus-Brüder erfahren bald eine Blamage durch die deutsche Mannschaft, entscheiden sich aber nach ihrer Heimreise, ihre Ehre und die ihrer Großeltern zu verteidigen, indem sie eine amerikanische Mannschaft gründen, die im nächsten Jahr am exzessivem Saufgelage teilnimmt. Sie rekrutierten drei exzentrische Freunde und begannen mit dem Ausbildungstraining, indem sie tödliche Mengen an Bier in ihre Körper kippten, auf Partys Trinkspiele absolvierten und sogar Bockharn konsumierten. Fortan verhält sich diese Buddy-Komödie über den Teamsport jedoch so, wie man es erwartet.
"Bierfest" beschränkt den ohnehin schon alkoholvernebelten Blick des Betrachters auf partytrunkene College-Kids und lässt so etwas Raum, um sich ein frisches, kaltes Bier aus dem Kühlschrank zu holen oder den Überdruck durch überschüssige Flüssigkeiten im Zapfhahn abzustoßen, außer vielleicht bei eingefleischten 'Broken-Lizard'-Fans, die entweder selbst Studenten sind oder generell überhaupt nicht existieren. Es gestaltet sich schwierig, einen gesamten Film um eine so mickrige Vorlage wie ein Bierwetttrinken herum aufzubauen, und das bemerkt man sogar im alkoholisierten Zustand. Für jeden winzigen klugen oder lustigen Moment gibt es ein ebenso großvolumiges, inhaltsloses, flaschenleeres und überschäumendes, untrinkbares schales Gebräu. Und für jeden effektiven Ekel-Gag ziehen die amerikanischen Darsteller einen willentlich schlechten und unwillentlich angestrengten deutschen Lalldialekt aus dem Bierkasten. Von den fünf namhaften Darstellern der Komikertruppe hinterlassen nur Landfill (Kevin Heffernan) und Barry Badrinath (Jay Chandrasekhar) einen anhaltenden Eindruck, auch wenn dieser nur wenige Minuten nach dem Abspann und dem letzten Tropfen aus der Flasche anhält. Jeder der fünf bekommt seinen Anteil an betrunkener Bildschirmzeit, wenn auch manche eine geringere Priorität haben als andere. Die fünf Alkoholiker der deutschen Trinkerequipe, die zusammen die Ausstrahlung einer zerbeulten Bierdose haben, torkeln hingegen seltener orientierunglos, wie nach einer langen durchzechten Nacht in der Gegend herum.
Der Humor reicht von Masturbierenden Fröschen über die orale Aufnahme von Schafspisse bis hin zu allerhand abstrusen Komasaufexzessen und den daraus folgenden Auswirkungen von zu viel genossenem Gerstensaft, einschließlich der versoffenen Sicht durch Bierbrillen und die geräuschvollen übermotivierten Funktionen aus allen erdenklichen Körperöffnungen. Nichts von alledem kann jedoch die Kriterien der extremen Unmündigkeit und alkoholbedingten Vulgarität durchbrechen. So blöd die früheren Werke von 'Broken Lizard' auch gewesen sein mögen, die moderate Originalität von "Puddle Cruiser" oder "Super Troopers - Die Superbullen" spült sich in diesem Auskotz und Gewürge völlig im Klo runter. Es scheint, dass sich die Autoren mit jedem neuen Film weiter von der Innovation der Zeit entfernen und immer tiefer in ein Glas abgründiger Obskurität blicken.
Abgesehen von der obszönen Quantität an Bierverbrauchs erhielt der Film eine relativ niedrige Altersfreigabe, was möglicherweise daran liegt, dass die Sprachqualität stockbesoffener Menschen in der Regel nur bedingt verständliche Umlaute von plötzlich gebrüllten Vokabeln mit aneinandergereihten zusammenhanglosen Buchstaben enthält und meistens von einem lautstarken, rülpsenden Schluckauf begleitet werden. Auch die nackte Haut ist in diesem filmischen Trunkenheitstaumel leider enttäuschend selten. Nichts an "Bierfest" geht über den Glasrand einer Stange Kölsch hinaus, stimuliert die Imagination oder reizt die Lachmuskeln. Am Ende zählt der Betrachter die geleerten Bierflaschen, die er sich während der Sichtung in den Kopf schütten musste, um das Niveau der Verblödung gegenüber dem Film konstant halten zu können. Auch diese Rezension musste unter dem Einfluss alkoholgehaltener Getränke geschrieben werden, ähnlich dem eigenwilligem humoresken Stil von Jackie Chan in "Drunken Master", nur ohne die künstlerischen Kampffertigkeiten, um "Bierfest" so nüchtern wie nur möglich darzustellen, damit niemand von uns so wie Nicolas Cage endet, als er Las Vegas verließ.
In "Bad Santa 2" von Regisseur Mark Waters ist Willie Soke (Billy Bob Thornton) nach einem kurzen Höhenflug in seinem zugegebenermaßen armseligen Leben wieder ganz unten angelangt. Als sein einziger wahrer Freund, Thurman Merman (Brett Kelly), Willies Freitodversuch unterbricht, um ihm mitzuteilen, dass er einen Brief und etwas Geld von seinem alten Kumpel Marcus Skidmore (Tony Cox) erhalten hat, macht sich der temperamentvolle Ex-Bankräuber auf den Weg nach Chicago, um einen letzten Job zu erledigen. Dort angekommen, muss sich der nichtsnutzige Suffkopf mit einem entfremdeten Verwandten aus seiner Vergangenheit zusammentun, um eine korrupte Wohltätigkeitsorganisation um 2 Millionen Dollar zu erleichtern. Doch es dauert nicht lange, bis der degenerierte einstige Weihnachtsmann die kultige rote Mütze aufsetzt und seine Vorliebe für Perversitäten und Verbrechen auslebt.
"Bad Santa 2" beginnt mit einem raffinierten Verwechslungsspiel, mit Bildern von einem schönen Auto, doch Willie ist nur der Hausmeister, der zufällig eine Weihnachtsmannmütze, auf dem Kopf hat, aber dann wird klar, dass der vom Glück verlassene Anti-Protagonist immer noch in Arizona in einem aussichtslosen Job festsitzt und immer noch literweise Schnaps braucht, um jeden Tag zu überstehen. Er ist immer noch kreativ, aber ineffektiv und selbstmordgefährdet. Seine auffallende Inkompetenz bei fast allem, was er tut, macht seine misslungenen Suizidversuche zu offensichtlichen Reinfällen und die Tatsache, dass er eine Wohnung behalten und weiterhin Arbeit finden kann, zu einer unerklärlichen Leistung. Würde sich ein echter Mensch im Leben so verhalten wie die Figur von Billy Bob Thornton im Film, wäre er höchstwahrscheinlich obdachlos oder müsste in die Gummizelle.
Als notorisch niederträchtiger Mensch, der schlechte Dinge aus den falschen Gründen tut, ist Willie stets unfähig, viel Sympathie aufzubringen. Hier trifft er auf seinen unzuverlässigen Partner und eine neue Komplizin, seine ekelhafte, blamable Mutter (Kathy Bates), was zu Gesprächen und Aktionen führt, die noch vulgärer und unerquicklicher sind als zuvor. Eine weitere Affäre hat ebenfalls mit Willie und seiner Negativität zu tun, obwohl Christina Hendricks' romantisches Interesse fast so unsympathisch ist wie Willies Familie. Anstelle der niedlichen, nostalgischen Fetische von Lauren Grahams Sue will Diane gegen ihre lieblose Verbindung rebellieren und die wilde, versaute Seite ihrer selbst wiederentdecken, die respektable Partner daran hindern, an die Oberfläche zu kommen. Bei so vielen abartigen Menschen ist es kein Wunder, dass weit hergeholte oder nicht vorhandene Lösungen wenig Einfluss auf Willies Leben und die Welt um ihn herum haben. Es gibt nur so viel Niedertracht, wie man verdauen kann, bevor das ganze Projekt völlig geistlos wird. "Frohe Weihnachten. Ja, wie auch immer."
In einem ungeahnten Coup haben die Filmemacher Merman Thurman zurückgebracht, obwohl er nur wenige Gelegenheiten hat, auf die im vorherigen Fehlverhalten aufgebaute Beziehung einzugehen. Er dient nur noch als moralischer Kompass für Willie, der sich immer wieder zu den egoistischsten und treulosesten Taten hinreißen lässt, die man sich vorstellen kann. Außerdem kehrt Octavia Spencer zurück, um ihre kleine Rolle als Nutte zu spielen. Sie trägt dieselbe Perücke und die gleiche Kleidung und kommentiert dieselben Aktivitäten wie 2003, was eine angenehme, wenn auch ungewöhnliche Abwechslung ist.
Obwohl diese Anspielungen kurzzeitig lohnenswert sind, ist die extreme Redundanz, zu der die Drehbuchautoren für den Rest der Zeit greifen, letztendlich öde. Eine Horde von Nebencharakteren sorgt für kaum nennenswerte Komik, obgleich sie nur für die Komödie da sind. Fluchen, saufen, herumschimpfen und sich sexuell vergnügen kann man nur so oft, wie man gerade Lust hat, bevor es nicht mehr witzig ist. Selbst die musikalische Untermalung von "Bad Santa 2" ist teilweise von "Bad Santa" übernommen worden. War das Original "Bad Santa" noch provokant in seiner Prägnanz und anarchischen Sensibilität, so ist diese Fortsetzung nichts als reproduzierte Gags und die erneute Demonstration, dass es mit diesen Statikfiguren keine neuen Abenteuer zu erzählen gibt. Der Großteil dessen, was in "Bad Santa 2" dargeboten wird, ist einfach nicht zum Lachen.
In "Bad Santa" von Regisseur Terry Zwigoff bereitet sich Willie (Billy Bob Thornton) auf seinen miesen Job als Weihnachtsmann im Einkaufszentrum vor, indem er in 'O'Haras Pub' ein paar Gläschen kippt, bevor er alkoholisiert zur Arbeit geht. Dabei verärgert er die Kundschaft, missachtet die Kinder, säuft weiter und uriniert sogar in seine Arbeitshose. Doch dieser Job ist nur eine Fassade. Nachdem das Einkaufszentrum geschlossen hat, raubt Willie mit Hilfe seines kleinen Elfenassistenten Marcus (Tony Cox) und der Fluchtwagenfahrerin Lois (Lauren Tom) das Geschäft aus, einschließlich des großen Tresors, der im hinteren Büro versteckt ist.
Nachdem er bei dem Raubüberfall Tausende von Dollar erbeutet hat, verkündet Willie, dass er sich zur Ruhe setzen will. Doch nach ein paar Monaten in Miami kehrt er zu dem einzigen Metier zurück, das er kennt: schwerer Diebstahl. Als er zurück nach Phoenix fliegt, um sich mit Marcus zu treffen, nehmen die beiden einen neuen Anlaufpunkt ins Visier: 'Saguaro Square'. Dafür gibt es aber einen viel rigoroseren Wachmann in Form von Gin (Bernie Mac, der jeden erdenklichen verzerrten Gesichtsausdruck zeigt) und einen ständig besorgten, sehr menschenscheuen Manager, Bob Chipeska (John Ritter). In seinem obligatorischen Trunkenheitsrausch schafft es Willie kaum, jeden Tag zu bewältigen, während sie den Schuppen auskundschaften - eine Mission, die durch einen nervtötenden Jungen (Brett Kelly) und eine aufreizende Barkeeperin (Lauren Graham) zusätzlich erschwert wird.
Das Werk hat zwar einen weihnachtlichen Rahmen und thematische Bezüge, beginnt aber mit einer auffallend verzagten Klavier-Nocturne, die eine großartige Kulisse für die kontrastierenden Elemente von "Bad Santa" bildet. "Ich habe in meinem Leben einige ziemlich beschissene Situationen durchgemacht...", sagt Willie, während er von seiner elenden Existenz erzählt, zu der ein Aufenthalt im Gefängnis, zwei gescheiterte Ehen und die Einberufung zum Militärdienst durch Lyndon B. Johnson gehören. Von den ersten Zeilen an ist klar, dass "Bad Santa" ein radikaler, unflätiger Anti-Weihnachtsfilm sein wird, mit Dialogen, die bitterböse, sarkastisch und gelegentlich sogar parodistisch sind.
"Bad Santa" ist zwar eine Komödie, aber sie lebt von einer ordentlichen Dosis an Skurrilität und Launenhaftigkeit. Von sexuellen Fetischen über das langsame, geräuschvolle Essen einer Orange bis hin zu beleidigenden Formulierungen und Selbsthass - das Drehbuch ist voll von psychisch belasteten Charakteren mit einem Exzess an seelischen Schäden. Willie ist derart verkommen, dass es für ihn wenig Sinn macht, sich eine Liebhaberin zu nehmen, es sei denn, sie ist genauso gestört wie er selbst. Mit der zufälligen Hinzufügung eines Kindes entsteht eine höchst unorthodoxe Familieneinheit, die vielleicht noch unerfreulicher gewesen wäre, hätte man dieses Arrangement nicht in die Hände von Terry Zwigoff gelegt, der ein Gespür für grobe Vorlagen und bedauernswerte Antihelden hat.
Auch wenn das Timing nicht so stramm ist, wie es sein könnte, und die Hauptfigur als unbelehrbar dargestellt wird - er ist so schändlich, dass er sogar das Kind, das ihn vor einer Peinigung rettet, abzockt -, gibt es einen Hoffnungsschimmer, dass er letztendlich als krankhafter Heilsbringer und Instrument der Selbstjustiz nützlich sein könnte. Sein Weg der Vermenschlichung oder Besänftigung eines völlig verkrusteten Herzens ist manchmal wirklich ergreifend, selbst wenn er von absurd widerwärtigem Material umgeben ist. Zwar ist "Bad Santa" durchsetzt mit Wiederholungen, lähmenden Beleidigungen, einer Anzahl verfehlter Witze und ungemütlicher Gags sowie einigen erhabenen Nebeneinanderstellungen und dröhnenden Sinfonien, doch kommt alles in einem ziemlich aussagekräftigen, zielorientierten Finale zusammen, das die Grundgedanken der Wiederfindung oder Würdigung des Selbstwertgefühls beleuchtet und mit einer Art fantasievoller Abbitte abgerundet wird. "Ich habe heute einigen Kindern die Scheiße aus dem Leib geprügelt. Danach habe ich mich besser gefühlt."
Die Borniertheit der Geschichte von "Despereaux - Der kleine Mäuseheld" von den Regisseuren Sam Fell und Robert Stevenhagen wird nur noch von den fürchterlich undifferenzierten Charakterentwürfen und der videospielartigen Animation übertroffen. Mit einer Mischung aus den schäbigsten Konzeptideen aus "Ratatouille", "Feivel, der Mauswanderer" und "Basil, der Große Mäusedetektiv" und einer vergeudeten Riege von bekannten Talenten und unkenntlichen Stimmen, darunter eine breite Palette von Schauspielern wie Kevin Kline, William H. Macy, Stanley Tucci, Christopher Lloyd und Bronson Pinchot, versagt der Film mit Momenten der Farce und einer geläufigen Dramaturgie gegenüber Originalität. Die moralische Absicht der Geschichte ist naheliegend, aber die Darlegung der Botschaft ist erschöpfend, unkomisch und unterfordert den Betrachter gewaltig.
Im Königreich 'Dor', wo der Tag der Suppe mehr gefeiert wird als Weihnachten, bereitet der Meisterkoch ein neues Rezept vor, um die Bürger zu verwöhnen. Die Plürre, die zunächst dem König und seiner Familie serviert wird, wird von der Ratte Roscuro (Dustin Hoffman) verunreinigt, als er versehentlich in den Sud fällt. Die Königin verstirbt unmittelbar vor Entsetzen, und der König bricht vor Gram zusammen. Er verbietet den Konsum von Suppe im gesamten Königreich und deklariert es als ungesetzlich, eine Ratte zu beherbergen oder ihr beizustehen. Die Rattenkultur ist somit auf die tief in den stinkenden Abwasserkanälen von 'Dor' befindliche Welt der Ratten beschränkt.
Wie die Erzählerin (Sigourney Weaver) dargelegt hat, kommt der Held nur dann zum Vorschein, wenn er benötigt wird, und so wird nun Despereaux (Matthew Broderick) eingeführt. Die kleine Maus Despereaux, die mit unheimlich riesigen Segelohren geboren wurde, hat kein bisschen Schiss, verkriecht sich nicht und hat auch sonst niemals die Hosen voll. Er ist ein Gigant in seinem eigenen Denken und immer auf der Suche nach einem Abenteuer in der Mäusewelt, der unterirdischen Stadt der Nagetiere, einer gutbürgerlichen Gemeinde, die sich nie mit Ratten abgibt. Als er die Heimtücke seiner Lehrmeister nicht begreifen kann, wird er in der Rattenwelt ausgesetzt, wo er von Roscuro gerettet wird. Roscuro suhlt sich in Selbstmitleid und bittet den König um Vergebung. Despereaux will der Prinzessin (Emma Watson) eine Geschichte erzählen und sie dann befreien, als sie in die Fänge eines böswilligen Ratten-Diktators gerät.
Das einzige hervorragende Glied der Story ist eine Nebenhandlung, die zwei im Prinzip gute Charaktere, Roscuro und Miggery Sow (Tracey Ullman), eine Schweinezüchterin, die davon träumte, im Schloss zu leben, und nun ein Dienstmädchen der Königstochter ist, in eine Person des Bösen verwandelt. Schlussendlich werden sie eine vorhersehbare Tilgung der Schuld anstreben, doch ihre Auftritte stiften anfänglich Mitgefühl - eine quälende Überraschung für ein voraussichtlich jüngeres Fachpublikum. Es ist keine Sensation, doch es ist ein Erfolg, vor allem, wenn man in Rechnung stellt, dass diese Story über Nonkonformismus, Bravour und Wagemut nicht den nötigen Eifer hat, um zu beflügeln oder den Betrachter zu inspirieren.
Disneys "Aristocats" von Regisseur Wolfgang Reitherman gehört zwar nicht zu den stärksten Filmen des Studios, hat aber dennoch unterhaltsame Momente. Der erste Zeichentrickfilm, der nach Walt Disneys Tod produziert wurde, erfreute sich bei seiner Erstveröffentlichung großer Beliebtheit und zeichnet sich dadurch aus, dass er antiquierte Dialoge, Geschichten und Charaktere mit ein paar Ohrwürmern, hervorragender Kunstfertigkeit und einigen charmanten Nebenfiguren kombiniert. Selbst wenn Disney keine großen Erfolge erzielt, ist das Unternehmen dafür bekannt, dass es gefeierte, familienfreundliche Filme auswählt, die nicht nur für die Kleinsten geeignet sind. Dabei scheint jedoch gelegentlich vergessen zu werden, dass Erwachsene in der Regel gemeinsam mit ihren Kindern auf diese Faktoren achten müssen.
In der schillernden Handlung werden die feline Duchess (Eva Gabor) und ihre drei jungen Kätzchen durch das Testament von Madame (Hermione Baddeley), ihrer älteren und naiven Besitzerin, zu alleinigen Erben eines Vermögens und eines riesigen Anwesens ernannt. Als der eifersüchtige Butler Edgar (Roddy Maude-Roxby) von Madames Plänen für ihren Reichtum erfährt, entführt er Duchess und ihren Nachwuchs und setzt sie in der französischen Provinz aus. Obwohl sie in ihrer gemütlichen Pariser Umgebung keinen besonders rauen Gesellen begegnen, kommt Thomas J. O'Malley (Phil Harris), der Straßenkater, ihnen zu Hilfe um sie nach Hause zu geleiten. Zusammen mit seinem kauzigen Freund Scat Cat (Scatman Crothers) muss die Gruppe erneut die hilflosen Katzenkinder retten, als ihr Wiederauftauchen in der Villa Edgar dazu zwingt, einen neuen Plan zu entwickeln, um sie nach Timbuktu zu verschiffen.
Die Kätzchen können malen, singen, Klavier spielen und mit einer Maus namens Roquefort (Sterling Holloway) herumtoben, während Duchess sie zu richtigen Damen und Herren erzieht. Die politisch unkorrekten Katzen von Scat Cat spielen Instrumente und trällern bis in die frühen Morgenstunden. Doch das alles geschieht im Namen des kindlichen Humors. Der störendste Gesichtspunkt von "Aristocats" ist der dümmliche Antagonist, der kaum mehr als ein Sidekick ist, außer dass es keinen bösen Anführer gibt, den er unterstützen könnte. Er bekommt es mit dem komödiantischen Hundeduo Lafayette (George Lindsey) und Napoleon (Pat Buttram) zu tun, die ihm bei seinem ersten Versuch, die verwöhnten Kätzchen loszuwerden, sein Hab und Gut wegnehmen. Edgar ist ein dusseliger Bösewicht im Stil des Rosaroten Panthers und stellt kaum eine Gefahr dar, auch wenn er der vermeintliche Hauptwidersacher ist. Weitere Blockaden sind erboste Lastwagenfahrer und rumpelnde Züge, die allerdings beide keinen dramatischen Wert haben.
Die Komödie im Film macht den Mangel an Konflikten wett, mit urkomischen Einlagen der Zwillingsgänse Amelia und Abigail und ihres betrunkenen Onkels Waldo, der in einem sonderbaren, versoffenen Watschelgang herumstolziert. Wenn sich eine Gans zur anderen umdreht und "wie skandalös" flüstert, als sie erfährt, dass Thomas J. O'Malley und Duchess nicht vermählt sind, ist es offensichtlich, dass die Autoren daran gedacht haben, zumindest einen Kritikpunkt zu integrieren, der an jüngeren Betrachtern vorbeilaufen würde. Noch skandalöser ist, dass Duchess' Katzenkind 'Toulouse' genauso aussieht wie Thomas J. O'Malley, und ihr anderes Kätzchen 'Berlioz' entspricht Scat Cat's robustem Erscheinungsbild, bis hin zu ihren identischen roten Fliegen. Am Ende von "Aristocats" ist zweifelsfrei bewiesen, dass Katzen schlauer sind als Menschen und dass es in dieser Art von Animationsfilmen immer ein Happy End gibt. Doch angesichts der meisterhaften Zeichnungen und des attraktiven Layouts ist das alles vollkommen legitim.
Während "Dave Made a Maze" von Regisseur Bill Watterson eindeutig eine Allegorie für die oft extremen Entbehrungen und Opfer ist, die ein Künstler während seines kreativen Prozesses erbringen muss, nähert er sich dem Thema auf äußerst fantasievolle Weise und bietet sowohl Momente faszinierender Introspektion als auch verruchter Absurdität. Die rätselhaften Zwischenspiele, die die ernsteren Aspekte von Daves Beziehungen schildern, bieten eine nachdenklich stimmende Abwechslung zum schrägen Humor, aber der Film glänzt am meisten, wenn sich die anspruchslosen Gags mit den höchst innovativen Umgebungen vermischen. Wenn "Dave Made a Maze" die gleichen Punkte zu oft wiederholt oder in düstere Gefilde abschweift, beginnt das flotte Tempo zu erlahmen, wird aber bald durch ironische Kommentare und eine Fülle von verschrobenen Charakteren wiederbelebt, die alles andere als Pappmaschee-Figuren sind.
Als Annie (Meera Rohit Kumbhani) nach einem Wochenendausflug nach Hause kommt, findet sie ihren Freund Dave (Nick Thune) in einem riesigen Papp-Labyrinth, das er im Wohnzimmer ihrer Wohnung gebaut hat. "Es ist innen noch viel größer", betont seine Stimme, die von irgendwoher aus dem Inneren widerhallt. Annies anfängliches Befragen zeigt, dass Dave in seiner eigenen Schöpfung verloren ist, und so dauert es nicht lange, bis sich Freunde, Nachbarn, Touristen und sogar ein Dokumentarfilmteam versammelt haben, um die scheinbar unmögliche Lage zu beobachten. Entschlossen, Dave aus seinem Papiergefängnis zu retten, bildet Annie einen Suchtrupp und macht sich auf den Weg in das Labyrinth, nur um festzustellen, dass ihre Mission nicht annähernd so simpel ist, wie sie dachte. Das tückische Netzwerk von Gängen, bestückt mit unzähligen Fallen und einem blutgierigen Minotaurus, birgt unerwartete Gefahren für Annie und ihre kunterbunte Fahndungsgemeinschaft.
"Dave Made a Maze" platzt förmlich vor Ideenreichtum. Doch die bewundernswertesten Aspekte dieses endlos originellen Comic-Thrillers sind sein Design und seine Umsetzung, die niemals seine finanziellen Grenzen verraten. Dies ist die Art von Film, die mit einem sehr niedrigen Budget oder für ein paar Millionen Dollar hätte gemacht werden können. Die Konzepte selbst sind so einfallsreich und effizient, dass die Optik gar nicht so ausgeklügelt sein muss. Tatsächlich sind die Sequenzen, in denen der größte Teil der Handlung der Fantasie überlassen wird, einprägsamer als die, in denen viele Details geliefert werden.
Die Eröffnungstitel, die einen Animationsstil verwenden, der nur für dieses Präludium reserviert ist, sind ein Hinweis auf die Vielzahl von intelligenten Elementen, die den bereits einzigartigen Plot aufwerten. Hindernisse und Sprengfallen sind eher zum Lachen als zum Erschrecken, wohingegen Pappabfälle, Origami und Zwirn zu Rohstoffen für eine Parodie auf Slasherfilme werden, während einige der Figuren die Rettungsaktion zu einer Satire auf das Dokumentarfilmen machen. Die Klischees sind gewollt, und die übertriebene Präsenz eines Interviewers, eines Kameramanns und eines Tontechnikers zielt darauf ab, die Seriösität zu persiflieren, die sich aus den lächerlichsten Szenarien ergibt. Es ist zugleich eine Kaufman-eske Hinterfragung von Selbstwert und Durchhaltevermögen. Eine Low-Budget-Aufnahme von psychosomatischen Phänomenen und Rationalisierungen wie in Alfred Hitchcocks "Ich kämpfe um dich" und eine Karikatur auf Horrorfilme im Stil der "Saw"-Franchise, die unorthodoxe, aber unterhaltsame perspektivische Kniffe und den weitgehend unsichtbaren Monster-Stalker aus Filmen wie "Halloween" einbezieht. Der enttäuschende Aufbau der Zeitachse, die in der Mitte beginnt, um dann zum Anfang zurückzukehren, und der etwas sperrige Auftakt werden jedoch durch konsequent unberechenbare Witze und das widersinnige Befolgen der Regeln von Pappschlössern und Irrgärten mehr als wettgemacht.
Anlässlich meines 10. Jahrestages auf Moviepilot:
"Pulp Fiction" von Regisseur Quentin Tarantino beginnt mit einem Gespräch zwischen zwei Personen. In Quentin Tarantinos Welt der Kuriositäten und extrem ungewöhnlichen Charaktere, die tief in alltägliche Aktivitäten und Standardumgebungen eingebettet sind, geschehen unerwartete Dinge inmitten wahnsinnig komplexer Dialoge. Die verbale Kommunikation dominiert fast jede andere Interaktion, trotz zahlreicher ungeheuerlich reißerischer Szenarien mit verrückten Bildern, wie man sie selten oder nie zuvor im Kino gesehen hat, ähnlich wie die Darstellungen in David Lynchs schockierendem "Blue Velvet".
Die Auftragskiller Vincent Vega (John Travolta) und Jules Winnfield (Samuel L. Jackson) aus Los Angeles machen sich auf den Weg zu einem Hotel, wo sie ein Trio junger Ganoven ausschalten sollen, die zusammen mit ihrem Geschäftspartner Marsellus Wallace (Ving Rhames) einen Auftrag ausgeführt haben, der schief gegangen ist. Auf dem Weg zu ihrem Bestimmungsort, während sie Auto fahren, einen Aufzug benutzen und durch Korridore gehen, führen sie eine Unterhaltung. Dies ist ein weiteres Beispiel für den einzigartigen, komplizierten Dialog, der jede Situation durchdringt, insbesondere wenn sie mit der unerfahrenen Clique sprechen und ihnen den Beweggrund für ihre Ankunft erklären.
An diesem Abend wird Vincent Vega gebeten, die Frau von Marsellus Wallace, Mia Wallace (Uma Thurman), in die Stadt zu begleiten, um sich zu amüsieren. Nachdem er zuvor eine Horrorgeschichte über seinen ehemaligen Kollegen Tony gehört hat, der von einem Balkon geschmissen wurde, weil er der Frau eine einfache Fußmassage verpasst hat (ein Fetisch von Quentin Tarantino), ist Vincent Vega zunächst verständlicherweise distanziert. Doch im Laufe der Nacht wird er lockerer, und die beiden tanzen das Zwielicht aus, bevor sie zu Mia Wallace' Haus zurückkehren, wo sie versehentlich Vincent Vegas Heroin schnupft, das sie für Kokain hält. In der Zwischenzeit wird der Boxer Butch Coolidge (Bruce Willis) dafür bezahlt, einen Kampf für Marsellus Wallace zu bestreiten und ihn zu verlieren, hat aber insgeheim die Absicht zu gewinnen. Als er den Verbrecher hintergeht und versucht, die Stadt zu verlassen, wird ihm klar, dass die Flucht mit seiner Freundin Fabienne (Maria de Medeiros) nicht gerade bequem sein wird.
Die Charaktere führen Selbstgespräche, reden aus dem Off, tragen Monologe vor, plaudern über triviale Themen und werfen mit Obszönitäten um sich. In "Pulp Fiction" gibt es nicht nur enorm viele Dialoge, sondern auch eine Reihe hervorragender Persönlichkeiten und Charakterdarsteller. Cameos und kurze Nebenhandlungen liefern bemerkenswert lange Beobachtungen, von Christopher Walkens schallendem Monolog bis zum Verhör einer neugierigen Taxifahrerin, gespielt von Angela Jones, wobei das meiste mit direktem, sarkastischem Humor gewürzt ist, der verdeutlicht, dass Killer und Gewalttäter auch ganz ordinäre Menschen sind. Sogar ein Beitrag über den Akt des Diskurses ist in das Drehbuch eingeflossen, das mit einem Oscar ausgezeichnet wurde und Quentin Tarantino zu einem Begriff gemacht hat. Seinem namentlich nicht genannten Co-Autor Roger Avary, der maßgeblich an der Entstehung von "Pulp Fiction" beteiligt war, gelang dieses Kunststück nicht.
Die Lauflänge vermittelt einen hochmütigen Ausdruck des Nachdenkens, denn es wird viel gesprochen und es gibt mehrere, ineinander übergreifende Handlungsstränge. Immer wieder tauchen fast völlig zusammenhanglose Szenen auf, die sich am Ende als äußerst relevant für den Zweck, die Motivation und schließlich die Rettung herausstellen. Das Ganze ist nicht linear aufgebaut, wobei die Kapitel mit Zwischentiteln versehen sind, die wichtige Abläufe und Akteure bezeichnen. Im Verlauf der einzelnen Abschnitte überschneiden sich die verschiedenen Handlungsfäden und werden geschickt aus der chronologischen Reihenfolge gerissen, wobei sich am Schluss alles zu großer Befriedigung summiert. Es gibt jede Menge Rauschmittel, reichlich Alkohol, sexuelle Aspekte, Nacktdarstellungen, Schimpfwörter, gewalttätiges Treiben und alle möglichen Formen krimineller Energie. Nicht zu vergessen ist der Soundtrack zu "Pulp Fiction", eine Art modernisiertes "American Graffiti", in dem praktisch ununterbrochene, mächtig anrührende, stimmungsverändernde Songs eine Serie von sardonischen Irrwegen vervollständigen, angespornt durch gehysterische Wortspielereien.
Die Verfilmung des Märchenklassikers "Eine Weihnachtsgeschichte" von Regisseur Robert Zemeckis ist sowohl morbid düster als auch unheimlich realistisch, fast so, als hätte Tim Burton bei der Entstehung des Films seine Finger im Spiel gehabt. Alles, von der verwesenden Leiche seines alten Geschäftspartners bis hin zu Ebenezer Scrooges Aussehen, wird sehr detailliert dargestellt, um eindringliche und beängstigende Bilder zu schaffen, in denen die finsteren Züge einer tristen Existenz zum Ausdruck kommen. Der geizige Pfennigfuchser ist noch schauriger als Grendel aus "Die Legende von Beowulf". Diese spirituelle Suche ist zwar äußerst textgetreu, erinnert aber visuell eher an Edgar Allen Poe als an Charles Dickens, und die weitaus intensivere Gestaltung wird jüngere Kinder wahrscheinlich verschrecken.
Die klassische Erlösungsgeschichte von Charles Dickens wird mit modernster computergenerierter Technologie, Bewegungserfassung und einem surrealistischen Flair neu erzählt. Ebenezer Scrooge (Jim Carrey) legt mehr Wert auf Geld als auf alles andere und verachtet diejenigen, die sich über die profitlosen Vorzüge von Weihnachten freuen. Doch all das ändert sich, als der Geist seines alten Geschäftspartners auftaucht, um ihn vor den schrecklichen Folgen seines Handelns zu warnen, und drei mysteriöse Gespenster erscheinen, um ihm die erschreckende Wirklichkeit der Welt zu zeigen, die er um sich herum geschaffen hat.
Wann haben schon jemals Kinder ihre Eltern angefleht, sie aus dem Kino zu bringen, weil ein Disney-Film ihnen zu viel Angst macht? Ebenezer Scrooge und alle anderen Figuren in "Eine Weihnachtsgeschichte" sind absolut hässlich, was das subjektive Gefühl verstärkt, dass alle Beteiligten aus dem unerklärlich bösen Universum von "Silent Hill" stammen. Die Welt des Videospiels ist beeindruckend dreidimensional, vor allem wenn Ebenezer Scrooge immer wieder in hohem Tempo durch die Stadt gejagt wird. Es ist dunkel, abgründig und oft furchterregend, aber zu welchem Zweck? Wer genau ist das anvisierte Auditorium? Die fotorealistischen Charaktermodelle aus "Die Legende von Beowulf" kommen wieder zum Einsatz, aber der Verzicht auf die Gravitation, vor allem in Mr. Fezziwigs (Bob Hoskins) Partyszene, in der er ein kräftiges Mädchen mühelos drei Meter durch die Luft wirbelt, und die unnötigen Stilisierungen in Momenten der Realität sind schlimmstenfalls ein Störfaktor.
Die Geschichte ist nach wie vor ein Klassiker und bleibt dank Charles Dickens' Schreibweise kraftvoll. Robert Zemeckis' Vision ist nicht unbedingt einmalig, die Dialoge sind durchschnittlich, und die Charakterzeichnungen sind realistisch, aber unschön. Warum wurde ausgerechnet "Eine Weihnachtsgeschichte" ausgewählt, ein bereits mehrfach verfilmter Stoff, und das mit dieser genialen 3D-Technik? Nur wenige der getroffenen Auswahlentscheidungen für den Film machen wirklich Sinn. Während die unheimlichen Gestalten und plötzlichen, schockierenden Bilder Kinder erschrecken könnten, um das würdelose Leben von Ebenezer Scrooge zu vermeiden, fühlt sich die unerwartete Annäherung eher wie ein Fieberalptraum als eine Moralgeschichte an. Der vielleicht interessanteste Aspekt ist die schauspielerische Leistung von Jim Carrey, der sich im Laufe von "Eine Weihnachtsgeschichte" von einem überzeugenden Ebenezer Scrooge in einen nur zu sehr anheimelnden Jim Carrey transformiert.
10/18 gesehen.
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