colorandi_causa - Kommentare
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Alle Kommentare von colorandi_causa
Suche für den 1. und 2. Advent immer noch einen Wichtelpartner. Egal wer, solange er Lust am Schreiben hat und die nötige Zeit dafür.
Welche Erinnerung würde man nehmen und für die Ewigkeit konservieren? Dieser eine Gedanke, dieses Gefühl welches damit einhergeht und nur bruchstückhaft geteilt werden kann, aber nur solitär dem Erinnernden in Gänze zur Verfügung steht. Um diese schlichte Idee handelt Koreedas glänzendes Gedankenexperiment in Form seiner sich entspinnenden Geschichte um einen Limbus, dessen Mitarbeiter und den ankommenden Klienten. Dabei lässt er eine Leichtigkeit walten, die angesichts seiner schweren Thematik eine unglaubliche Natürlichkeit entwickelt, fernab von Kitsch oder Prätention. Man sollte sich nicht von dem Setting und seinen Eckdaten einlullen lassen. Hier bekommt man keinen Fantasy-Film. Hierbei handelt es sich nicht um einen Film über das Jenseits. Nein ganz im Gegenteil. Der Film spiegelt die Realität so wunderbar wider und porträtiert unsere ureigensten Momente des Erinnerns, der Freude, des stillen Leids, Melancholie, Leichtigkeit und alles was unser Hirn zu diesem bestimmten Zeitpunkt perzepiert und verarbeitet hat (Und deckt dabei kurzerhand den Querschnitt der Gesellschaft ab). Das ist einzigartig und grosso modo nur dem Inviduum zugänglich, auch wenn sich bestimmte Aspekte formell beschreiben lassen. Ein qualiabasierter Moment, der je nach Intensität für kurz oder sehr lange währt und dementsprechend Anker, Mahnmal oder universelle Stütze für das weitere Leben bedeutet. Wie gesagt ein sehr diesseits orientierter Film, der den Zuschauer angesichts seiner ruhigen Art, seines quasi-dokumentarischen Stils und seiner Unaufgeregtheit genau in die richtige Stimmung versetzt um ihn auch da abzuholen und in seiner Wirkung nicht verpuffen zu lassen. An dieser Stelle kann man fast schon Brief und Siegel darauf schwören, dass jeder, der diesen Film schaut, nach diesen gut zwei Stunden und vielleicht sogar in seinen beschaulichen Minuten währenddessen genau das Gleiche machen wird. In seinem Hirn die schönsten Erinnerungen suchen, vielleicht sogar verblasste aus dem Hinterstübchen neu aufpolieren und diesen Moment ganz eigen für sich zu genießen, ihn vielleicht sogar so gut es geht zu teilen und sein Herz dran zu hängen. Vielleicht verdrückt man auch ein Tränchen. Aber bei diesem Film mit der Gewissheit, dass es ein freie Träne ist; ein Träne, welches sich von alleine löst und seinen Weg findet und nicht aus einem herausgepresst wird.
Und wäre das nicht schon genug, kommt Koreeda sogar mit einer gewissen Doppelbödigkeit daher. Im Zuge seines Interviews und des Rekonstruktionsprozesses führt er eine Metaebene ein, die über das Filmemachen referiert und wie man es schafft andere über dieses Medium an Erinnerungen teilhaben zu lassen. Dieser Film bekommt von mir eine uneingeschränkte Empfehlung und das Prädikat besonders wertvoll.
Zu Rick and Morty gibt es auch eine sehr empfehlenswerte Wisecrack-Folge: https://www.youtube.com/watch?v=hWFDHynfl1E
„»Wir werden ihm nur ein bisschen mit dem Finger drohen«, sagte er und legte diesen an den Abzug.“ - Stanisław Jerzy Lec
Letzten Endes war es nicht der Abzug einer Waffe, sondern der Todesstoß auf luftiger Höhe. Die Konsequenz jedoch bleibt dieselbe. Terry, ein etwas schlichter Zeitgenosse und Handlanger, ist in diesem Prozess zwar nur ein Zahnrad, aber eines ohne dessen der Kausalnexus nicht vollendet gewesen wäre. Dennoch ist er trotz seines kognitiven Limits nicht ein einfacher Dummkopf - ganz im Gegenteil. Kazan ist stets darum bemüht den Kern um seine Person freizulegen und unter der rauen, geschundenen Hülle eine integre Person zu offenbaren, die unlängst gebrochen wurde und seitdem nur noch als Getriebener sein Dasein fristet. Ziellos, treibend, defätistisch, umgarnt von falschen Freunden, die sich als seine Familie ausgeben, aber in Wahrheit nur Ausbeuter sind und die Ärmsten der Armen als „moderne Sklaven“ für sich schuften lassen und sie fest innerhalb ihrer mafiösen Struktur namens Gewerkschaft anketten, in dem sie sie um ihre Freiheit bzgl. der Arbeitswahl berauben und sich somit der Existenzgrundlage diesen Teils der Gesellschaft habhaft machen.
Zwar hat Terry aufgrund seines Bruders einen kleinen Bonus in diesem Gefüge, aber gleicher Bruder ist erheblich an der Misere seines Seins verantwortlich. Auch wenn man es Terry nicht mehr ansieht und er im Laufe der Zeit seine Spritzigkeit im doppelten Sinne eingebüßt hat, war er kurz davor sich als Profi im Boxsport einen Namen zu machen. Aber der Ruf des Geldes war zu stark und der Glaube an seinen Erfolg untergeordnet, weshalb er auf die Bretter des Rings und seiner Welt geschickt worden ist. Ob es seiner schweren Kindheit und Jugend als Waise geschuldet ist, dass er seinem Bruder und angeblichen Wohltäter, Johnny - dem Kannibalen mit Messer und Gabel -, gutgläubig seine Zukunft anvertraut hat, wird dabei nicht wirklich deutlich. An dieser Stelle spart sich Kazan leider aus, lässt es sich aber nicht nehmen beide Brüder in einem intensiven Diskurs über das weitere Vorgehen eine Aufbereitung vergangener Tage durchzuführen und die Machtverhältnisse in diesem Zusammenhang zu kippen. Es ist nicht mehr der ranghohe Bruder, der den Verlauf bestimmt, sondern die Überzeugung Terrys, der selbst eine Waffe nichts anhaben kann. Dass Charley dadurch sein Leben verliert, ist die Konklusion der Prämissen, die er eigenständig mit zu verantworten hat.
Terry hingegen hat etwas wiederentdeckt, was er zu verloren glaubte: Das Gestalten seiner eigenen Zukunft. Wieder Herr seines Handelns zu werden und Schmied seines Glückes. Dazu hat es die etwas abgedroschene und holzschnittartige Romanze bedurft, die zu keiner Zeit die mangelnde Plausibilität durch emotionale Eruptionen begründet und einen lauteren Pater. Ersteres, die Beziehung zu Edie, dient Kazan dazu an den inneren Kern unseres Protagonisten zu appellieren und seine „menschliche“ Seite unter seiner Fassade hervorzulocken. Dabei fungiert der Charakter der Edie leidlich nur als Spielball der Erzählung und erschwerend kommt hinzu, dass Eva Marie Saint an dem Schauspielfelsen mit dem Namen Marlon Brando zerschellt. Letzteres ist dazu geschaffen, die offenkundigen Probleme beim Namen zu nennen sowie furchtlos anzuprangern und so eine Initialzündung für die Peripetie zu geben. Leider bestehen die Lösungsangebote unseres Paters nur aus christlichen Allegorien und Phrasen und haben mehr missionarischen Gehalt als zweckdienliche Richtungsweiser mit klarer Marschroute zu sein. In diesem Zusammenhang wäre Kazan gut daran gelegen, sich mehr auf die Einzelschicksale der anderen Gewerkschaftsmitglieder zu fokussieren und sie nicht nur als Getriebeöl für seine vordergründige Narrative zu verschwenden.
Ebenfalls kritisch zu beäugen, ist der antiklimaktische Gerichtsprozess, der so gut wie keinen Mehrwert für die folgende Handlung bietet, nicht die erfoderliche Auseinandersetzung von Terry und Johnny von den Augen der Gesellschaft aufarbeitet und somit für Kazan die Bühne bot, den Konflikt aus dem endemischen Bereich des Hafenbezirks in die Mitte eben dieser zu hieven. Diese Transferleistung bleibt leider liegen und er lässt es auf einen Faustkampf ankommen, in dem sich Terry lächerlicherweise zu Anfang von Johnny übertölpeln lässt, um dann natürlich die Oberhand zu gewinnen und erst durch weitere Schergen wieder auf den buchstäblichen Brettern zu landen. Was dann folgt ist eine platte Boxermetapher, bei der wir miterleben dürfen, wie Terry, nach dem er angezählt wurde, unter den Blicken seiner jetzt Kumpanen zum Messias aufsteigt, dabei aber nur einen Teilerfolg erringt, indem er sie in die nächsten Fänge treibt. Warum Kazan hier nicht seiner Taubenallegorie standhaft geblieben ist und unseren Vogel die Freiheit schenkte, weiß wohl nur er selber.
Kurzum, ein gutes Sozialdrama, dass an der ein oder anderen Stelle besser gemeint als gemacht wurde, mit einem Marlon Brando in bestechender Form, was dem Film auch heute noch eine ungeheure Sogwirkung verleitet, aber inhaltlich mit zu vielen Baustellen streckenweise überfordert ist.
Luc Bessons „Das fünfte Element“ ist zu keiner Zeit eine nüchterne Sci-Fi-Extrapolation im biederen Mantel der dystopischen Verklausulierung, sondern die kindliche-naive Träumerei eines Fantasten, der sich in seine Charaktere verliebt hat, eine verspielte Idee zum Leben erwecken wollte, um diese mit praktischen Effekten zu füttern und seine Zuschauerschaft an diesem Treiben teilhaben zu lassen. Dabei wohnt auch dem größten (narrativen) Ernst der Lage noch die beständige Komik einer Metaebene inne, die mit ihrem mokanten Grinsen allgemeine Klischees auf die Spitze treibt, wohl wissend dass es nie zum Schlimmsten für unsere Protagonisten kommt. Wer auf Stringenz setzt, der verliert. Hier hangelt man sich von einer Szene zur nächsten. Was im ersten Moment nach einem kläglichen Versuch klingt, eine Geschichte zu erzählen, geht hier zu jeder Zeit auf, da das Hauptaugenmerk bewusst auf den Charakteren gelegt wird. Sie sind die Geschichte; sie sind unser Angelpunkt, die immersive Kraft um uns in ihre Welt zu ziehen und auf diese Weise an Blödeleien wie „Multipass“, „Badaboom“ oder „Bzzzzt“ Spaß und Freude empfinden lassen zu können.
*Enthält Spuren von Spoilern*
Dieser Film war mal wieder eine kleine Offenbarung, die mir derzeit, trotz zahlreicher sicherlich guter Sichtungen, eher weniger widerfahren. Denn - und hier muss ich auf eine meiner Schwächen in Bezug zum Medium Film eingestehen - ich informiere mich meistens mehr als ausreichend, bevor ich mir einen Film zur Brust nehme. User-Kommentare, Kritiken, Youtube-Schnipsel und manchmal ein Potpourri aus eben diesen haben mich auf meiner Suche nach guten Filmen für meine Merkliste oder zur Entscheidungsfindung um das ein oder andere Erlebnis im emotionalen Sinne gebracht. Natürlich verlieren diese Filme dadurch nicht an ihren Wert und man kann größtenteils nachvollziehen, was sie in ihren Momenten so besonders macht, aber die emotionale Sprengkraft bleibt dadurch natürlich ein wenig auf der Strecke. Vielleicht so als würde man einen Film nochmal schauen.
Aber warum schreibe ich das überhaupt? Nun, Kenner des Films werden es vermutlich wissen und den Film wahrscheinlich auch dafür goutieren. Corbuccis Western ist alles andere als generisch, entzieht sich gewollt Konventionen, stellt sie auf den Kopf oder verdichtet sie in einzelnen Elementen. Dabei kulminiert sein Schaffen in einem Ende, das seinesgleichen in seiner Drastik sucht und einem direkt vor dem Kopf stößt. Erwartungen werden zunichte gemacht; nicht einfach nur verkehrt oder mit ihnen gespielt, sondern regelrecht annihiliert. Dort wo sich zu Beginn der letzten Konfrontation noch so etwas wie eine Erwartungshaltung etabliert hat, war angesichts dessen, was sich mir zum Ende hin bot, nur noch ein Schwarzes Loch.
Happy-Ends gibt es viele. Vielleicht viel zu viele. Es gibt aber auch fast ebenso viele Versuche diesen Umstand einfach ins Negative zu drehen und den Zuschauer um seiner emotionale Ausbeute wegen, also des Leides willen, einfach vor vollendeten Tatsachen zu setzen und ein Unhappy-Ende zu forcieren. Das gelingt mal mehr und mal weniger gut. Aber das wäre angesichts dessen, was Corbucci uns vor Augen führt, in seiner Dimension keine treffende Titulierung. Blanker Nihilismus macht sich breit, alles was aufgebaut wurde, wird in wenigen Minuten eingerissen, zerstampft und buchstäblich liegen gelassen. Unser Held (sofern er denn einer ist), seine Geliebte und zahlreiche Menschen, in denen für den Zuschauer so etwas wie Hoffnung währte, werden skrupellos umgebracht. Keine heroischen Phrasen, keine Sentenzen, sondern erbarmungsloses Töten. Und das alles im Namen des Gesetzes. Gesetze, die das Kapital höherrangig bewerten als das Leben eines Menschen. Recht und Gerechtigkeit erscheinen aufgrund ihrer Divergenz als reine Begriffe ohne wirklichen Mehrwert; es sei denn dieser wird in Bargeld ausgeschüttet.
Als genial stellt sich natürlich die Rollenwahl von Kinski heraus, der den „Verrückten“ beispiellos mit Leben füllt, konnte er diese Rolle mit all seinen Wahnwitz sowohl beruflich als auch privat auf die Spitze treiben. Angesichts dessen ist der Schlag ins Gesicht nochmal ungleich höher einzuordnen als bei jedem x-beliebigen anderen Schauspieler.
Da verzeihe ich Corbucci, dass so manch Handkameragewackel nicht mit den tollen Panoramen in Einklang gebracht worden sind oder die ein oder andere Beziehung der Charaktere zueinander so kalt blieben wie das Schießeisen, in denen partout nicht der Funke überfliegen wollte.
„There's a bounty on each one. We'll come back and collect 'em later... all according to the law.“
Kleiner Tipp für heute Abend: "Der Nachtmahr" (müsste FreeTV-Premiere sein) um 22:00Uhr auf RocketbeansTV (Youtube) mit anschließenden Gespräch mit dem Regisseur Akiz.
Komplette Doku wird von "National Geographic" via Youtube bereitgestellt:
https://www.youtube.com/watch?v=90CkXVF-Q8M
Wo muss ich denn jetzt mein Ballyhoo abhalten, um einen Wichtelpartner/in für den ersten Advent zu gewinnen?
***ACHTUNG***
Dringend gesucht: Wichtelpartner/in
Profil: Sollte gerne Filme schauen und genauso gerne darüber schreiben. MP-Übereinstimmungsprozentzahl egal. Alter, Geschlecht und Religionszugehörigkeit noch egaler. Nicht egal: Pünktlichkeit & Zuverlässigkeit. Aus Respekt vor der Veranstaltung und ihren Teilnehmern wäre es wünschenswert, dass der Text zum jeweiligen Advent fertiggestellt werden kann.
Wann? Erste Advent.
Wo? www.moviepilot.de
Hochachtungsvoll
colorandi_causa
***ACHTUNG***
Tokio, eine der Weltmetropolen unserer Zeit, ist vor allem durch seine Menschenmassen, Hektik, Aufbruchstimmung und Gigantomanie bekannt und zahlreich in Szene gesetzt. Als Setting für die Ruhe, der Langsamkeit des Seins und Entspannung im Spannungsfeld der wirkenden Kräfte einer Stadt, die von ihren Einwohnern zehrt und in ihrer ständigen Bewegung und Entwicklung einen viel höheren Verbrauch an Zeit einfordert, hat Tsai sie eingefangen. Die größtenteils (bis auf die famose Zugsequenz) statischen Bilder, in denen eine unheimlich dynamische Ruhe eingefangen wird, dienen dazu, runterzufahren, für einen kleinen Augenblick sein Umfeld, seine Aufgaben, Pflichten und die Zeit selbst zu vergessen und innezuhalten. Eine kleine Herausforderung für den modernen Menschen.
In Sachen Religiosität in Süd-Korea muss ich immer unweigerlich an die Vereinigungskirche denken, die mit ihren bizarren Massenvermählungen für Schlagzeilen sorgt.
Der angesprochene Lerndruck dort empfand ich auch als erschreckend. Auch wenn es nur ein Galileo-Bericht (*g*) war, gab es schon einen ziemlich guten Eindruck von dem, was den Kindern aufgebürdet wird. Da ist man ohne entsprechende Ergebnisse als Jugendlicher schon gescheitert und steht dank der Transparenz der Prüfungszeugnisse wie der dümmste Mensch der Welt da. Dafür lernen die dann bis zum Erbrechen "freiwillig" in ihren Lernboxen und werden dabei sogar überwacht. Da würde ich mein Kind lieber seinen Namen tanzen lassen.
Achja: Schöner Text übrigens. Eine der wenigen Dinge, um die ich Berliner beneide. Der Zugang zur Filmkultur.
Ok, es ist einer dieser Tage, wo man ein Wagnis eingeht und sich Hals über Kopf - ohne Reviews, nur von einigen Bewertungen angefixt - in ein Abenteuer stürzt und mal schaut, was bei rum kommt. Sci-Fi ist schon mal nicht schlecht. Trailer? Okay, und 90min sind knapp bemessen. Also ran an den Speck, den Sprudel ins Glas und nach etwas Süßem suchen. (Es sind Pfirsichringe geworden. *hmm*)
Es fängt an.
Ok, an irgendwas erinnert es mich schon mal. Da war doch dieser Film vor nicht allzu langer Zeit. Und der ist sogar auf Netflix! Wie hieß der noch gleich?! Ahh „Groundhog Day“ - Ne, warte „Edge of Tomorrow“! Kennste? Nicht? Guckste, ist zu empfehlen! Gleiche Ausgangssituation: Sterben, Wiederkommen, Wiederholen und somit Jesus ausstechen. Statt Aliens gibt es hier eine Apparatur namens „ARQ“, die irgendwie so funktioniert wie jeder handelsübliche Freie-Energie-Generator, den man für billig Geld im Internet erwerben kann, um damit den Regierungen und Unternehmen dieser Welt, die das Wissen um die wahre Physik bis dato unterdrücken, den Stinkefinger zu zeigen sowie Tesla im Grabe umdrehen zu lassen (Oder Freudentänze. Man weiß es nicht. *Aluhut aufsetz*). Das Teil sieht aus wie die Walzen aus dem Baumarkt, auf denen die Teppiche und PVC-Böden aufgerollt sind. Wirklich ausgefeilt! Und ja, das Ding hat es in sich! Besser als jeder Kickstarter-Scam ist es nicht nur ein Perpetuum Mobile - NEIN! - es kann darüber hinaus Zeitschleifen produzieren! Wie? Völlig egal, es ist ein Zeitreisefilm und Zeitreisefilme brauchen keine Logik und warum der Konstrukteur keine richtige Ahnung von dem Ding hat, ist geschenkt, denn: Es ist ein Zeitreisefilm! Achja, der Vollständigkeit halber sollte man vielleicht noch erwähnen, dass es irgendwie in einer postapokalyptischen Welt spielt in der sich zwei Seiten bekriegen, vieles kaputt ist, die Luft irgendwie auch nicht so dufte erscheint und es beim Thema Energie kriselt. Aber keine Sorge! Netterweise hat man sich nähere Informationen dbzgl. ausgespart, um das Ganze nicht noch interessanter zu machen. Denn wir haben ja schon die Walze und - Obacht! - einen Computer, der daran angeschlossen ist und noch performanter agiert als die MP-Software. (Richtig geile Features!)
Ich sollte mal wieder einen Absatz machen.
Weiter im Geschehen: Unser Protagonist wacht also immer mal wieder auf, nachdem er in der vorigen Zeitschleife versagt hat. Und Versagen liegt ihm quasi im Blut. Fairerweise muss man sagen den anderen ebenso, weswegen die einen eher durch das Versagen der anderen profitieren, um dann wieder zu versagen, um im nächsten Loop wieder komplett zu versagen. Aber keine Angst: Alle kommen etwas voran, sonst wäre es ja langweilig. Facebookstatus: Es ist kompliziert.
Intuition 404; wird auch nicht neu gebootet. Und selbst wenn sie die Informationen aus den vorigen Loops mitnehmen, hält es sie nicht davor ab wider besseren Wissens zu handeln. Denn es liegt Lieeeeebe in der Luft. Oder Hass? Zumindest wurde das irgendwo mal erwähnt, denn sowas kann schnell untergehen, wird nämlich eine Menge salbadert. Denn das hier ist nämlich ein fancy Kammerspiel und dort wird eben viel gebabbelt und um die Schauspieler nicht zu überfordern und vielleicht noch Falten zu verursachen, spricht man sich eben aus, um ohnehin nichts zu sagen. (Zeitgeist eingefangen: [✓]) Außerdem hat man unseren Protagonisten wohl im Katalog gecastet, weswegen außer einem angestrengten Blick, der 'ne Mischung aus Verstopfung und Selfiefratze darstellt, nicht viel bei rum kommt. Naja man kann eben nicht alles haben; das Ding ist Low-Budget und die Walze sowie der PC sehen sehr teuer aus.
Also was muss her, um das Herz der Zuschauer zu gewinnen?
Zeitreise: [✓] - Immer geil. Ist bewährt und Logik braucht man auch nicht.
Romanze: [✓] - Hey, ein Film mit Herz und Schmerz erzeugt Empathie. Das ist gut.
Filosofie: [✓] - Ficki Ficki oder die Welt retten?
Action: [✓] - Oh shit waddup, I pulled the trigger. BÄÄÄM IN YOUR FACE!
Twists: [✓] - People love twists. Einer ist keiner und man sollte nicht sparen; die sind günstig, um nicht zu sagen billig.
Template hat man auch schon, nun verändert man etwas das Setting und wackelt ziemlich viel mit der Kamera rum, denn das ist modern. Und modern ist gut, daher auch noch einen paar Filter drüber. Geil! Was fehlt uns noch? Gimmicks! Wir lieben Gimmicks. Die Walze allein (sie ist übrigens sehr gut!) und der PC reichen nicht. Ein Cyaniddeoroller, ein paar technische Geräte, die Hologramme erzeugen können, selbst wenn sie scheiße aussehen, sind auch immer voll futuristisch und ein Wandschalter, der wirklich besonders viel hermacht und wichtig erscheint. So wichtig, dass man ihn als kleinen Zaubertrick in den Plot einbinden kann. Wer glaubt, dass das klobige Ding einfach nur übertrieben groß ist und beim Ausstellen einfach zu spät reagiert, der irrt! Und zwar gewaltig. *It's Magic* und Magie = Physik/Wollen. Muss man wissen! Besondere Highlights sind außerdem ein Countdown, nachdem man per Software ein Shut-down eingeleitet hat, weil Countdowns immer 'ne Menge her machen und man sie im Zweifelsfall doch noch unterbrechen kann - Glück gehabt - und die Visualisierung dieser „Timeloops“ auf einem transparenten Whiteboard, welches in keinem guten Labor fehlen darf. (CSI-Fans und Galileo-Mystery-Enthusiasten werden verstehen!) Die ganze Komplexität dieses Phänomens schafft unser Protagonist nämlich auf eine simple Zeichnung zu verkürzen. Auf einer unbeschrifteten (gibt 'ne 6) Achse (X-Achse für Zeit) wird ein Kreuz gezeichnet, das einen Zeitpunkt darstellen soll. Und um diesen Punkt zeichnet er mit unglaublicher Geschmeidigkeit einen Kreis - ACH WAS SCHREIB ICH - zwei(!) Kreise und veranschaulicht damit die Thematik des „Timeloops“. Ihr habt's immer noch nicht verstanden? Macht nix! Das können nur Menschen, die täglich durch Null teilen und Snake auf ihren TI84+ installieren können.
Wie lautet also das Resümee? Finger weg von diesem Dreck! Kalter Kaffee, häufig gerührt. In diesem Sinne: https://www.youtube.com/watch?v=eh8eb_ACLl8
Da ja in Bälde der neue Film von Oliver Stone zum Thema "Snowden" ansteht, sei für Interessierte darauf hingewiesen, dass sich der Protagonist des kommenden Werkes sehr intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hat und dies in Form eines sehr kurzen Kurzfilms, in dem Edward Snowden (der Echte) ein wenig über Technologie i.A. philosophiert, und für die Leute von Heute zur Verfügung gestellt.
Edward Snowden: It’s Only Getting Better: https://www.youtube.com/watch?v=ysCQfx-UEpA
AMA mit Gordon-Levitt zu dem Thema: https://www.reddit.com/r/movies/comments/52x3qu/i_am_joseph_gordonlevitt_amaa_ask_me_anything/ (aktuell läuft noch eins)
Der weiße Bastelkleber...
Ein Neo-Noir-Thriller irgendwo in einer der unzähligen Provinzen Chinas erzählt die Geschichte um gescheiterte Individuen in einer Ödnis voller Tristesse. Yi'nan Diao sucht mit seinen Bildern der Verrohung, Gewalt und Triebhaftigkeit stets nach dem größeren Bild. Er skizziert eine Gesellschaft, die an sich selbst zerbricht, in der Liebe nicht ohne Pression auskommt, Zwischenmenschlichkeit in kurzen, frequentierten - gar ruppigen - Ausbrüchen aufkeimt und sich in enthemmten Gebaren als Kommunikation dechiffriert, dessen Inhalt ansonsten schweigsam in Alkohol ertränkt wird oder in bitterem Zynismus hinter fahlen Gesichtern oder Fratzen zerfließt.
Dabei setzt Diao vor allem auf eine atmosphärische Dichte, die als Kitt für die Narrative herhalten muss, in der klassische Elemente wie „Antihelden“ und die „Femme Fatale“ in einer seltsam stilisierten Form auftreten, eingerahmt in poetischen Bildern in der karge, zugeschneite Stadtaufnahmen sich mit neon-fiebrigen Szenen abwechseln. Wer hier Täter oder Opfer ist, darüber gibt der Film keine Auskunft, setzt er doch auf Distanz zum Geschehen, indem er Close-Ups oder musikalische Untermalungen quasi verbannt, um dem Zuschauer erst gar nicht die Möglichkeit einer Identifikation mit seinen Charakteren zu gestatten.
Ein idiosynkratisches „Etwas“, dass die Genres feiner wechselt als ein Chamäleon seine Farben, mit beschwinglicher Leichtigkeit schwere Themen behandelt und diese mit einer Absurdität paart, die sich den Ketten der Konvention entreißt. Vielleicht deshalb „mehr Film“ als so manch anderer geradliniger Schinken, der sich schematisch den Sehgewohnheiten anpasst und vielleicht auch deshalb eindringlicher und einprägsamer in seinem Wirken.
Sze-To, Tony und Mona sind Charaktere eines idealisierenden Mannes, der das Kino liebt und diese Liebe auf seine Figuren abfärbt. Eine Antithese zu seinem oftmaligen Zynismus; ein Aufeinanderprallen von drei Welten, die miteinander verschmelzen und sich gegenseitig das geben, was ihnen fehlt; sich dort stützen, wo man ohne Hilfe nicht weiter kommt, selbst wenn es nur um das Erreichen eines roten Luftballons geht, der sich in den Ästen eines Baumes verfangen hat.
So gesehen Ziel und Ausgangspunkt zugleich präsentiert uns To eine stimmungsvolle Reise durch ein Hong Kong fernab vom Schuss und trotzdem ein filmisches Lokalkolorit. Irgendwo ist Judo (eine defensive Kampfsportart) treibendes Handlungselement, irgendwie ist Jazz der tonale Boden, auf dem der Film fußt und irgendwann erschließt sich einem die sublime Geschichte, welche der Film unter dem Deckmantel seiner virtuos inszenierten Sequenzen vorantreibt.
Als hätte To ein Date mit Wong Kar-Wai gehabt.
Und der Schluss auf den internationalen Markt bzw. die einzelnen nationalen Märkte ist sowieso hinfällig, weil Netflix überall ein anderes Filmportfolio zur Verfügung stellt. Ich würde auch mehr zahlen, wenn ich das Programm der Amis hätte. Leider stagniert es - bis auf die Eigenproduktionen - zurzeit recht stark und man findet zunehmends viel mittelmäßigen Müll, der die Anzahl an Filmen pushen soll, damit es nicht so düster ausschaut. Amazon zieht hierzulande, was das Filmsegment anbelangt, m.E. derzeit unbeirrt davon und profitiert mit Prime darüber hinaus als Mehrzweckwaffe für den Endkunden.
Dr.(!!!) Uwe Boll. So viel Zeit muss sein!
Crimson Peak ist ein bildgewaltiger Gothic-Schick-Flick von morbider Schönheit, der sich hinter seinem opulenten Setting versteckt und seine Charaktere mit extravaganten Kostümen die Luft zum Schauspielern nimmt. Seine inhaltliche Anämie versucht er dabei mit Kunstblut und Effekten zu übertünchen und rutscht dabei gerne mal auf dem schmierigen Dielen seiner triefenden Dialoge aus, die jeder Seifenoper in seiner Manieriertheit mindestens ebenbürtig sind und raubt darüber hinaus seinem bildhaften Charme jedwede atmosphärische Dichte. Eine wunderschöne Enttäuschung!
Inside Llewyn Davis und Der Stadtneurotiker lassen sich ziemlich gut weggucken. Bei dem ein oder anderen Titel sollte man sich schon seine Zeit nehmen und ihn im richtigen Moment schauen. Nach The Act of Killing empfiehlt es sich direkt The Look of Silence nachschieben.
Ein Tearjerker, der schon im Trailer mit all seinem Pathos durcherzählt worden ist, soll der neue Silberstreif am Horizont für Murphys Karriere werden? Zumindest für 'ne Oscarnominierung sollte diese Brechstange wohl reichen.
FFX - Nobuo Uematsu
https://www.youtube.com/watch?v=h-0G_FI61a8
Ich weiß gar nicht, was man bei Dior erwartet hat, als man sich Lynch für einen Werbefilm ausgesucht hat. Jedenfalls zieht der sein Programm ganz ungeniert durch und überzieht diesen Clip mit seinen distinkten Elementen, dröhnt es damit zu und versucht eine Geschichte aufzuziehen, die tatsächlich surreal (eben lynchesk) anmutet, aber weit weniger der Geschichte geschuldet ist, sondern allein der Tatsache dass sich hier alles um eine Dior Handtasche dreht (die darüber hinaus super schlecht in Szene gesetzt ist). Das ist völlig banal und auch ein wenig plemplem.
Mir fehlt hier eindeutig eine Zitierfunktion und dass die Antworten entsprechend dem Adressaten kenntlich gemacht wird. Ein wenig mehr gestalterischer Freiraum wie "fett", "kursiv" oder "unterstrichen" würde dem Ganzen m.E. auch zuträglich sein.
Bin etwas enttäuscht, dass der gute Ezra Miller so einen Witzbold-Flash darstellt. :(