Daggiolone - Kommentare

Alle Kommentare von Daggiolone

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    Daggiolone 18.06.2020, 23:06 Geändert 19.06.2020, 17:01

    Mit ziemlich gemeinem SPOILER

    8 Pluspunkte für die Idee des Settings.
    4 Punkte Abzug dafür, dass man daraus deutlich mehr hätte machen können. Die beklemmende Atmosphäre ist nur selten und wenn überhaupt lediglich während der Außenaufnahmen spürbar.
    2 Pluspunkte dafür, dass vieles im wahrsten Sinne verschwommen bleibt.
    3 Punkte Abzug, weil der Film vollkommen inhaltsleer ist.
    1 Punkt Abzug weil die Alienhommage eher ein Alienplagiat ist.
    4 Pluspunkte für den lovecraftschen Touch.
    2 Punkte Abzug, weil Cthulhu nicht funktioniert, wenn Kristen Stewart vor ihm in Unterwäsche davonläuft.
    0,5 Pluspunkte weil Kristen Stewart in Unterwäsche.
    1 Punkt Abzug, weil der Gedanke, dass die Menschheit die bereits eine Raumstation gebaut hat, es eben nie für notwendig gehalten hat, ähnliches unter Wasser zu errichten, nicht förderlich für den Filmgenuss ist.
    2 Pluspunkte weil kein Happy End.
    3 Punkte Abzug wegen Erkläkristen am Ende.
    2 Punkte Abzug wegen furchtbarer Stereotypen.
    3 Pluspunkte wegen Kristen Stewarts sexy Frisur.

    Ich hoffe ich habe mich nicht verrechnet.

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    • Daggiolone 09.06.2020, 10:19 Geändert 09.06.2020, 10:22

      Ich habe echt lange über diese Frage nachgedacht, und glaube sie nicht beantworten zu können. Für mich ist das Zusammenspiel von Film und Musik entscheidend. Natürlich kann auch die Musik für sich stehen, darauf achte ich bei Filmen aber nicht. Die Musik kann noch so gut sein, wenn sie aber nicht zum Film passt, ist für mich der Film misslungen. Das kann ich nicht trennen. Die Musik ist schließlich ein fundamentaler Teil des Films.

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        Daggiolone 05.06.2020, 07:24 Geändert 05.06.2020, 08:54

        Seit es Kino gibt, dient die Literatur als wichtige Quelle von Inspirationen. In seiner langen Geschichte wurde so ziemlich jedes Buch verfilmt. Gerade mit kultigen Autoren wie JRR Tolkien oder JK Rowling lässt sich das Publikum in den Filmsaal locken. Dabei gab es immer wieder Vorlagen die als unverfilmbar galten, bis dann irgendwann doch ein Regisseur den Zweiflern das Gegenteil bewiesen hat. Spätestens seit die Technik so weit war, dass selbst Herr der Ringe seine epische Bewegdbildversion erhielt, hatte man das Gefühl, alles sei machbar.

        Wo aber zum Teufel sind nun die HP Lovecraft Filme? Klar, es gab immer wieder mal Versuche, aber obwohl der verstorbene Autor gefühlt alle 20 Jahre einen unglaublichen Hype erfährt, der viele andere Bereiche der Kunst inspiriert, fehlt der wirklich bahnbrechende Film, der unzweifelhaft in den Filmkanon aufgenommen wird. Dafür gibt es mehrere Theorien.

        Zum einen muss man bedenken, dass die Geschichten von Lovecraft alleine von der narratologischen Ebene betrachtet für die damalige Zeit sicherlich revolutionär waren, aus heutiger Sicht jedoch Elemente enthalten, die den horroraffinen Konsumenten eher ein müdes Lächeln entlocken. Elemente die derart viele andere Geschichten inspiriert haben, dass diese derart abgedroschen sind, dass die Gefahr in Kitsch zu verfallen recht groß ist, wie der nun vorliegende Film immer wieder beweist.

        Und dennoch üben Lovecrafts Erzählungen über das kosmische Grauen auch heute noch eine magische Anziehung auf viele aus. Das liegt vor allem daran, dass seine Werke eine ganz eigene oft verstörende Atmosphäre besitzen, die vor allem von dem lebt, was zwischen den Zeilen steht. Von dem, was man nicht sehen kann, was man sich nicht erklären kann. Von dem häufig dokumentarisch erscheinenden Schreibstil, der dem Leser vorgaukelt sich auf echte Fakten zu beruhen. Der Horror findet nicht im Buch statt, sondern im Kopf des Lesers. Wie soll so etwas in einem Medium funktionieren, das hauptsächlich von seiner visuellen Komponente lebt?

        "Die Farbe aus dem All" versucht es gar nicht. Es gibt ganz seltene Momente die gelungen sind, und in denen man erahnen kann, wohin ein solcher Film gehen könnte, wenn diese Augenblicke sich nicht gleich wieder selbst torpedieren würden. Vor allem der voranschreitende Wahnsinn des Vaters, wird auf eine Weise abgehandelt, die immer wieder ins humorvolle gleitet, und dabei die Gefahr albern zu sein übersieht.

        Atmosphärisch ist dieser Film eine einzige heterogene Ansammlung an Momenten, die derart wirr und ohne Struktur erzählt werden, dass ich mich als Zuschauer unfassbar gelangweilt habe. Keine Spannungsbögen, kein dramatischer Aufbau, keine einheitliche Atmosphäre. Figuren die nicht nur wie bei Lovecraft austauschbare Hülsen sind, sondern auch derart schlecht und klischeebeladen gezeichnet sind, dass man die Schuld weniger bei der Vorlage suchen muss, sondern eher das Gefühl von Dilettantismus aufkommen lässt. Vielleicht wagt sich ja mal Robert Eggers an Lovecraft. Er ist der einzige dem ich zutrauen würde, eine würdige Verfilmung abzuliefern.

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        • Wow, ein wirklich guter Meinungsartikel.

          "Pocher fühlte sich dabei vermutlich wie ein investigativer Topjournalist, kam dabei aber eher rüber wie ein Rentner, der auf dem Fensterbrett lehnt und falsch parkende Autos aufschreibt."
          Das trifft es perfket auf den Punkt!

          Ich denke aber auch, dass Pocher leider ein Spiegelbild unserer Gesellschaft ist. Es gibt nicht wenig Leute die ihr eigenes Selbstbewusstsein dadurch aufpimpen, dass sie andere Menschen fertig machen. Da reicht dann jeder Fehltritt als Legitimation, und die Ja-aber-Relativierungen gehen los. Am Ende handelt es sich hier um nichts anderes als eine Form von Selbstjustiz.

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          • Heute lese ich die Schlagzeile, dass Oliver Pocher gegen Anne Wünsche vor Gericht verloren hat. Aha. Wer ist Anne Wünsche?

            Ein paar Mausklicks später weiß ich, dass Anne Wünsche eine nervige Influencerin ist, die kein Problem damit hat ihre kleinen Kinder täglich in die Kamera zu halten. Dies ist sicherlich etwas das man kritisieren kann und auch sollte, also dachte ich mir mal, gucke ich mir mal eines dieser Pochervideos an. Pocher ist zwar nicht gerade filigran, aber vielleicht macht er ja aus einem wichtigen Problem einen öffentlichen Diskurs.

            Was ich dann allerdings sehe, verschlägt mir tatsächlich die Sprache. Ich sehe einen als Comedian getarnten Grundschuljungen, dem man wohl das Pausenbrot geklaut hat. Was Pocher macht, hat wirklich nichts mit Kritik zu tun, sondern ist Mobbing in Reinkultur. Nicht nur, dass seine Kritik zu den Kindern völlig unsachlich ist, und er auch noch die Pädophilenkeule rausholt, anstatt die wirklichen Gefahren zu thematisieren, er scheint auch Anne Wünsche der Lüge und des Betrugs zu bezichtigen, in dem er Daten nach Lust und Laune interpretiert, seine Interpretation als Fakt darstellt, und als Sahnehäubchen noch ein altes "Sexvideo" herauskramt, in dem die Influencerin lediglich mit einer nackten Brust durch die Stadt läuft. Musste ich mir natürlich ansehen, um mir ein Bild von der ganzen Sache zu machen, versteht sich. Ok, ich gebe zu, dass ich mir nach Pochers skandalträchtiger Ankündigung etwas mehr erhofft habe.

            In den letzten Wochen ist mir Pocher eher wegen Corona aufgefallen. Da stellt er sich ins Gespräch mit einem kochenden Verschwörungsrebellen, und setzt im Prinzip selbst Halbwahrheiten über andere Menschen in die Welt.

            Ich frage mich ernsthaft, wie verzweifelt ein Ü40er sein muss, um derart rumzuhaten, rumzutrollen und den vermeintlichen Moralapostel zu spielen. Das ist Heuchlerei der allerhöchsten Kategorie. Ganz widerlicher Typ. Wer sich Feindbilder erschafft, und dann mit allen unlauteren Mitteln dagegen vorzugehen versucht, und Leute anstachelt, begeht in meinen Augen Hetze, und befindet sich auf exakt dem gleichen Niveau wie dieser vegane Hunnenkönig.

            Und noch was... Wenn jemand zu Recht Bedenken bezüglich der Präsenz von Kindern in der Öffentlichkeit hat, tut er diesen Kindern bestimmt keinen Gefallen damit, wenn er ihre Mutter auch noch öffentlich bloßstellt oder gar versucht ihr finanziell zu schaden!

            Etwas weniger Internet würde unserer Gesellschaft glaube ich sehr gut tun.

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              Daggiolone 19.05.2020, 23:20 Geändert 19.05.2020, 23:33

              Wenn man seine eigenen Probleme auf andere projiziert und anderen die Schuld für sein eigenes Elend gibt, steigert man sich in eine Spirale an Sticheleien, Boshaftigkeiten und Verletzungen, bis die ganze Dynamik in Hass endet. Man könnte jetzt sagen, Reden hilft. Was aber wenn ein Gespräch schon gar nicht mehr möglich ist, weil die Fronten derart verhärtet sind? Irgendwann weiß man gar nicht mehr, was die eigentliche Ursache des Streits war. Aber selbst wenn man es wüsste. Sie ist nicht der eigentliche Grund.

              Under the Tree beschreibt in sehr ruhigen, minimalistischen und tristen Bildern diese Vorgänge. Dabei fehlt mir aber leider irgendetwas das dazu führen würde, dass ich mich in einem Jahr immer noch an diesen Film erinnern kann.

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                Daggiolone 16.05.2020, 23:31 Geändert 16.05.2020, 23:59
                über Joker

                Alles eine Frage der Perspektive.

                Wir beurteilen Menschen anhand ihrer Taten. Einen Mörder reduzieren wir auf den Mord, ohne den Menschen dahinter verstehen zu wollen. Ein gefährliches Spiel, das dieser Film treibt, denn Menschen tendieren leider dazu klare Antworten haben zu wollen, um sich auf eine Seite stellen zu können. Sympathisieren wir nun mit dem Joker oder nicht? Eine Ambivalenz die Angst macht, und auf die wir keine Antwort bekommen. Wir sehen auch, was es bedeuten kann, einem psychisch kranken Menschen zu folgen. Ein aktuelles Thema.

                Aus welcher Perspektive man den Joker betrachtet ist entscheidend, man sollte aber erkennen, dass beide Perspektiven alleine problematisch sind, da sie kein gesamtes Bild ergeben. Daher ist ein ständiger Perspektivwechsel immer wichtig.

                Allerdings ist es auch eine Frage der Perspektive wie man diesen Film bewertet. Streng genommen handelt es sich bei dem Film ja um eine Comicverfilmung. Nähert man sich aus dieser Perspektive, stellt der Film sicherlich etwas ganz besonderes dar. Ein ernster, nachdenklicher und sehr atmosphärischer Film, der sich nur selten nach Comic anfühlt. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass wenn man nicht wie ich von der Figur des Jokers weniger Ahnung hat als von koreanischer Phonologie, man diesen Film als deutlich komplexer wahrnimmt, und mir dagegen viele wichtige Details verwehrt geblieben sind.

                Aus einer Perpektive in der man aber einfach nur einen guten Film erwartet, wird man zwar nicht enttäuscht. Man bekommt ein krankes Psychogramm serviert, und wird mit zwar berechtigter aber etwas unvorsichtiger Gesellschaftskritik konfrontiert. Dafür enthält Joker für meinen Geschmack dann aber leider doch zu viel Comic.

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                • 8 .5
                  Daggiolone 15.05.2020, 23:17 Geändert 16.05.2020, 22:41

                  Dieser Film ist ein Wahrnehmungschamäleon. Man nimmt ununterbrochen eine andere Art Film wahr, ohne dass man die Übergänge merkt.

                  Es beginnt recht belanglos. Eine Familiengeschichte im koreanischen Armenmilieu mit uninteressanten Charakteren. Das ganze entwickelt sich allmählich zu einem perfekten Plan à la James Bond für Kleinriminelle. Doch dann geht es richtig ab. Der Film der durchaus eine sehr ernste Botschaft in sich trägt, macht ständig etwas ganz eigenartiges. Szenen werden häufig immer übertriebener. Aus diesen Übertreibungen entstehen irgendwann dramatische, emotionale Wendungen. Allerdings wieder fließend, so dass man sich nie seiner eigenen Wahrnehmung sicher ist. Sehen wir jetzt einen Thriller oder sehen wir ein Drama? Doch es geht weiter, denn immer wieder wird das Drama kitschig. Man ärgert sich schon, bis man merkt, dass die kitschigen Momente derart überreizt werden, dass der Film allmählich zur Grotesken wird. Hatte man noch bis eben einen dicken Kloß im Hals, lacht man nun laut, und fragt sich ob das in Ordnung ist.

                  Diese fließenden emotionalen Übergänge kommen immer wieder in Wellen, so dass ein Film mit einer eigentlich extrem tragischen Metaebene und ebenso tragischen Momenten erträglicher wird. Er erhält dadurch trotz aller Schwere genau die Leichtigkeit, durch die sich es nur ertragen lässt. Es ist also kein Wunder, dass das Lachen zum Schluss thematisiert wird. Der für meinen Geschmack etwas zu lang geratene Erklärbär thematisiert somit im Prinzip genau das, was wir während guten zwei Stunden am eigenen Leib erfahren haben.

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                    Daggiolone 10.05.2020, 01:00 Geändert 10.05.2020, 07:43

                    Vampire sind ja in Ordnung. Schließlich wusste man worauf man sich einlässt. Werwölfe meinetwegen auch noch. Aber ein halbstündiger Kampf von Superhelden mit Spezialfähigkeiten wie der Blitzhand oder der Erdzerstörfaust ist dann doch zu viel des Guten..

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                      Der Film könnte im Prinzip gar nicht schlecht sein. Die Story, wenn auch banal, lässt Raum für Spannung. Ich gehöre zu denen, die zumindest die ersten zwei Bände vorher gelesen hat, und diese gar nicht übel fand. Warum also empfinde ich die Filme als misslungen? Beim ersten Teil habe ich es auf die Filmbella geschoben, aber ich glaube jetzt kann ich es besser verstehen.

                      Die Bücher hatten ja im Prinzip die gleiche Geschichte. An der kann es also nicht liegen. Diese alleine würde den Erfolg auch nicht rechtfertigen. Es waren die Emotionen. Die Bücher haben es geschafft mit einer vermeintlich kitschigen Vampirgeschichte starke Gefühle zu evozieren, die viel tiefer und allgemeingültiger sind als die reine Verliebtheit. Breaking Dawn schafft es zwar diese Emotionen in Momenten einzufangen, aber vernachlässigt dabei vollkommen die Entwicklung. Dadurch wird anders als in den Büchern vieles nicht mehr emotional nachvollziehbar. Dadurch entstehen sogar unfreiwillig komische Momente, wie wenn Vampir von einer Sekunde zur anderen vom Abtreibungbeführworter zum Mit-dem-Bauch-sprech-Daddy wird.

                      Von der Szene mit der metaphorischen erektilen Dysfunktion ganz zu schweigen.

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                        Daggiolone 08.05.2020, 23:56 Geändert 09.05.2020, 10:06

                        Meine Güte, Jacob! Dieses eifersüchtige Geklammer ist ja nicht gerade sehr wölfisch. Geschweige denn sexy. Und da wunderst Du dich, dass sie den Vampir bevorzugt? Alter, nach einer Stunde Werwolf bräuchte ich auch nen Vampir.

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                        • 5 .5

                          Den zweiten Band habe ich noch gelesen, und fand den tatsächlich nicht schlecht. Wie hier die absolute Leere und das Unverständnis der Trennung dargestellt wurde, war schon nicht ohne. Dem Film gelingt dieses Unterfenagen nicht schlecht, und die ganze Reihe wird etwas emotionaler. Zumindest zuerst.

                          Danach kann einem unsere Bella fast schon leid tun. Ich meine, welche Frau hat schon das Pech ausgerechnet eine Liaison mit einem Vampir einzugehen? Aber nur die wenigsten geraten danach auch noch an einen Werwolf. Was sich hier wie die Grundlage einer Komödie anhört, hat in der Tat unfreiwillig komische Züge. Nun muss man das ganze Trara nochmal erleben, ist umgeben von einer Gruppe schwer durchtrainierter junger Stripper die in Badehose durch den Wald rennen, kommt dafür aber immerhin in den Genuss mal nach Volterra zu reisen. Eine Stadt die ich schon immer mal sehen wollte. Vor allem um weißen Trüffel zu essen.

                          Der Film ist nette Unterhaltung die man sich durchaus geben kann. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich aber den Trüffel vorziehen.

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                          • 5

                            Nach meinem nun dritten Harry Potter Marathon, dachte ich mir, ich mache mal mit Twilight weiter. Einer Reihe zu der ich weiter unten bereits einen Kommentar schrieb, und dessen kollektiven Hass gegenüber ich für völlig überzogen halte. Die Bücher waren durchaus gelungen. Sicherlich keine Meisterwerke, aber einfach eine schön geschriebene Liebesgeschichte die mehr Tiefe hat, als man annehmen würde.

                            Dann gibt es noch die Filmreihe, die zwar prinzipiell der gleichen Story folgt, aber die feinen Nuancen aus den Büchern nicht aufgreift. Bellas Figur ist beispielsweise im Film völlig blass. Zwar großartig von Kristen Stewart gespielt, aber es ist eben nicht die an Selbstzweifel leidende Bella aus dem Buch, die aber für die emotionale Seite der Story elementar ist.

                            Bleibt also wie so oft bei Buchverfilmungen das reine narratologische Element übrig. Die Story ist dabei gar nicht mal so schlecht, aber ich muss nun nach meiner Zweitsichtung nach 10 Jahren zugeben, dass auch aus dieser Perspektive die negativen Kommentare nicht ganz unberechtigt sind. Vieles ist einfach nur total platt und unglaubwürdig. Einige Entwicklungen gehen viel zu schnell, und bei allem Respekt vor Robert Pattinsons Leistung in Lighthouse, ist seine Darbietung hier unter aller Sau. Von dem Werwolfjungen ganz zu schweigen.

                            Nun muss man aber auch ganz klar sagen, dass die Zielgruppe dieser Filme ziemlich klar eingegrenzt ist, und ich definitiv nicht dazu gehöre. Für junge Teenager hat der Film durchaus eine sehenswerte Daseinsberechtigung. Als Liebesschnulzette wohlgemerkt. Wer hier neue Aspekte im Vampirtopos erwartet, kann lange suchen. Da hilft auch kein Geglitzer.

                            Leider von 5,5 Punkten nun auf 3 Punkte abgewertet, ich bleibe aber dran, dennn ich möchte versuchen so unvoreingenommen an diese Reihe ranzugehen, wie es nur geht.

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                            • 9
                              Daggiolone 07.05.2020, 08:08 Geändert 07.05.2020, 10:15

                              Netflix hat es geschafft mich positiv zu überraschen. The Midnight Gospel hätte ich auf den schrägsten Plattformen erwartet, sicherlich jedoch nicht bei der Volksdroge Nummer 1. Womit wir auch schon beim Thema wären. Mir fällt es ganz schwer zu greifen, was ich da zu sehen angefangen habe, ohne Parallelen zu bewusstseinserweiternden Substanzen zu ziehen, die für die Erstellung dieser Serie (nennen wir es der Einfachheit halber mal so) wohl elementar waren.

                              Aber beginnen wir von Anfang an. The Midnight Gospel ist eine Zeichentrickserie, dessen Stil derart psychedelisch ist, dass Assoziationen zu "Der phantastische Planet" oder "Yellow Submarine" unweigerlich auftreten. Graphisch sicherlich keine Meisterleistung, aber die Wirkung ist mächtig. Das ganze hat eine ziemlich originelle und abgedrehte Rahmenhandlung. Unsere Hauptfigur ist irgendein Alien, der scheinbar im galaktischen YouTube einen Kanal führt, auf dem er mit Hilfe eines Universensimulators in alternative Realitäten reist, und dort mit einem Bewohner oder mehreren im Stile eines Podcasts ein Interview führt. Also ein wenig wie Rick and Morty auf LSD. Dabei erlebt unser interstellare Influencer psychonautische Abenteuer die im Prinzip reines Gemetzel sind, und seinen für jede Simulation ausgesuchten, völlig bescheuert aussehnden Avatar eine Lebensbedrohung darstellen. Das ganze in bunten abgedrehten Bildern, mit viel Action, skurrilen Einfällen und einem durchgehenden Rausch.

                              So, und nun wird es aber richtig abgefahren. Während unser Möchtegernstar durch seine Realitäten trippt, sind es gerade die Interviews die so gar nicht zum komplett durchgeknallten Rest passen wollen. Hier wird sich in einer Seelenruhe über Gott und die Welt unterhalten. Da wird teilweise auf sehr interessantem Niveau rumphilosophiert über Politik, Drogen, das Leben, dem Tod, Meditation und alles was einem eben so einfällt. Dieser Kontrast zwischen visueller und auditiver Perzeption ist die eigentliche Würze dieser Sendung. Dieser Kontrast ist allerdings auch dermaßen stark, dass es fast unmöglich ist, sich auf beide Kanäle gleichzeitig zu konzentrieren. Achtet man auf die wirklich interessanten Dialoge, wird man in einem unaufmerksamen Moment von den durchgeknallten Bildern abgelenkt. Lässt man sich auf diese ein, entstehen ganze Passagen, wo man nicht weiss, was eigentlich gerade gesprochen wurde. Ganz selten gelingt es einem, beides gleichzeitig zuzulassen. Das sind dann die Momente größter Irritation, von der dieser Gospel eigentlich lebt. Eine Zweifachsichtung jeder einzelnen 20 minütigen Folge, macht also durchaus Sinn.

                              Erschwerend kommt hinzu, dass die deutsche Synchronisation zwar inhaltlich durchaus gut ist, dem psychonautischen YouTuber aber eine Stimme verpasst hat, die eher nach einem dämlichen Trottel als nach einem überambitionierten Freizeitphilosohen klingt. Daher sollte das ganze unbedingt in der englischen Fassung gesehen werden, die zwar zum Glück von der Aussprache her hervorragend zu verstehen ist, aber die Gesprächsinhalte erfordern durchaus überdurchschnittlich gute Englischkenntnisse.

                              Was machen wir also aus all dem? Wenn ich das richtig verstanden habe, handelt es sich teilweise um echte Podcasts mit mehr oder weniger bekannten Persönlichkeiten, aus denen dann die Zeichentrickfilme gemacht wurden. Ich empfinde dieses Konzept als etwas radikal neues, das seiner Zeit weit voraus ist, und allerhöchstens entfernt mit Jodorowskys Montana Sacra vergleichbar ist. Dadurch ist allerdings der Zugang auch alles andere als einfach, und man muss in der richtigen, hochkonzentrierten Verfassung sein. Zumindest wenn man den Gesprächen folgen will. Wenn man seinen eigenen Gedanken folgen will, reichen die Bilder und ein paar Gesprächsfetzen. Ich habe etwas in der Art noch nie gesehen, und empfinde eine irritierende Faszination. Auch wegen der Sache mit Netflix.

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                              • So, jetzt möchte ich auch noch meinen Senf dazu geben. Das meiste wurde ja schon weiter unten mehrfach gesagt. Moviepilot hat sich entschieden in eine Richtung zu gehen, in der die Community eine untergeordnete Rolle spielt. Punkt.

                                Ich bin an dem Punkt gelangt, dass ich schon vollkommen resigniert habe, und es mir fast schon gleichgültig ist. Moviepilot ist schon lange nicht mehr das, was es mal war. Vielleicht fällt mir diese Haltung auch deswegen so leicht, weil ich momentan keine neuen Filme mehr gucke.

                                Was mich allerdings stört, ist dass die Community gefühlt völlige Narrenfreiheit hat. Dass der Community Support nun anonym auftritt, muss nichts schlechtes sein. Doch wie man auch weiter unten sieht, kommt eine kurze Antwort bei der ich zumindest zum ersten Mal von diesem Support nun mitbekomme, das war es dann aber auch schon. Ebenso ist das mit gemeldeten Kommentaren, die Monate, wenn nicht sogar Jahre "überprüft" werden. Von der subjektiv empfundenen Willkür ganz zu schweigen.

                                Dann wurden die Richtlinien drastisch geändert, und so formuliert, dass im Prinzip fast alles unerwünscht ist. Selbst Beleidigungen von Filmfiguren... Es wäre zumindest schön gewesen, wenn MP die User über diese Änderungen informiert hätte. Auch dafür könnten mal eigene Artikel verfasst werden. Aber die bringen scheinbar keine Clicks. Falls es doch eine entsprechende Meldung gab, möge man mir verzeihen.

                                Und das Design? Damals erklärte mir Kängufant, dass das Design vor allem für die mobilen Nutzer gemacht wurde, die nun mal die deutliche Mehrheit darstellen. Zu blöd nur, dass immer wenn ich mobil auf MP gehe, ich auf "klassische Ansicht" wechseln muss, weil mir sonst einige Funktionien verwehrt bleiben. Oder sie sind so gut versteckt, dass dies nicht gerade für das Design spricht.

                                Ich fühle mich auf dieser Plattform nicht mehr wohl. Wenn nicht noch eine handvoll User hier wären, die ich schätze, wäre ich längst weg. Mir kommt es vor, als wäre MP die Firma in der unsere Eltern arbeiten. Wir toben uns währenddessen auf dem naheliegenden unbeaufsichtigten, verrosteten Spielpllatz rum, und müssen uns mit Bullies und dubiosen Eisverkäufern rumschlagen. Hin und wieder ruft ein Kind nach einer Aufsichtsperson, diese wackelt mal mit dem Zeigefinger, und geht wieder.

                                Was mich allerdings am meisten wundert... Kängufant meinte damals während der Diskussion nach der Filmseitenumstellung, dass Moviepilot jeden einzelnen Klick eines jeden Users verfolgen könnte, und damit aus ökonomischer Sicht die ganzen Schritte uns versucht verständlich zu machen. Wenn dies wirklich so ist, warum dann diese Umfrage?

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                                • "Im Kopf behalten sollten wir dabei natürlich stehts, dass ein Film seine Buchvorlage fast nie hundertprozentig werkgetreu umsetzen kann (oder überhaupt sollte), weil es sich hier um komplett verschiedene Medien handelt. Wenn wir an dieser Stelle die Unterschiede in Erinnerung rufen, handelt es ich um pure Neugier und sollte nicht zwangsläufig als Kritik der Filme ausgelegt werden."

                                  Danke für diesen klärenden Absatz. Genau meine Rede! Ich würde es als katastrophal empfinden, wenn der Film dem Buch identisch wäre. Dann wüsste ich nicht, warum ich den Film mir überhaupt ansehen sollte. Oder das Buch lesen. Je nachdem was ich zuerst getan habe. Ich bin gerade mitten in meinem dritten oder vierten HP-Marathon, und habe zum ersten Mal in meinem Leben Lust bekommen Bücher ein zweites Mal zu lesen. Eben genau aus dem Grund, weil vieles anders ist, und ich mich an vieles gar nicht mehr erinnern kann. Ist ein wenig so wie Deleted Scenes gucken. Nur besser.

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                                  • Daggiolone 13.04.2020, 12:03 Geändert 13.04.2020, 12:06

                                    Ok, DAS ist was für mich! Außerdem bin ich jetzt gespannt, ob es noch mehr Nerds in diesem Bereich gibt. Die Antworten unten waren bisher leider enttäuschend. :-D

                                    1. Eclipse
                                    2. Dungeon Lords
                                    3. Die Alchemisten
                                    4. Ein Fest für Odin
                                    5. Terra Mystica / Gaia Project
                                    6. Food Chain Magnate
                                    7. Galaxy Trucker
                                    8. Small World
                                    9. Agricola
                                    10. Lewis & Clark

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                                      Daggiolone 10.04.2020, 06:31 Geändert 10.04.2020, 10:02

                                      Enthält MASSIVE SPOILER in Form eines Interpretationsversuches.

                                      Als der Film seinerzeit erschien, sah ich ihn im Kino und war total begeistert. Ein Kommentar von mir befindet sich weiter unten. Jener Kommentar wurde nach einer einzigen Sichtung die zu alldem noch etwa 10 Jahre zurück lag geschrieben. Ein Kommentar der sich vor allem auf das verwirrende Seherlebnis bezog, bei dem eine Handlung bestenfalls erahnbar war.

                                      Nun habe ich vor wenigen Monaten den Film ein zweites Mal gesehen, und gestern ein drittes Mal. Befand sich Inland Empire bereits in meiner Top 10, hat er nun noch mal einen Sprung nach oben in meine Top 3 geschafft, denn nun glaube ich das Meisterwerk in fast seiner kompletten Komplexität zu begreifen. Eine Mehrfachsichtung lohnt sich tatsächlich, denn der Film ist strukturierter als es im ersten Moment erscheinen mag. Plötzlich ergibt das meiste durchaus Sinn, scheinbar zusammenhangslose Szenen können mit anderen in Verbindung gebracht werden, weil einem immer mehr Details auffallen.

                                      Es ist nicht selten so, dass scheinbar wirre Gespräche viele Szenen später plötzlich Sinn ergeben. Bei der Länge und der Sperrigkeit des Films hat man dann aber wenn es darauf ankommt, die wirren Szenen wieder vergessen, und merkt die versteckten Anspielungen nicht, die Symbole, die Parallelen, die lynchigen Spielereien. Wem ist denn zum Beispiel mal aufgefallen, dass kurz vor der Szene wo die Prostituierten in der Wohnung The Locomotion tanzen, im Hintergrund tatsächlich ein Zug zu hören war?

                                      Nach meiner gestrigen Drittsichtung dieses Meisterwerks, fühle ich mich nun in der Lage eine Interpretation abzugeben, die natürlich nur meine persönliche ist, die aber für mich recht deutlich ist.

                                      Die erste Stunde ist im Prinzip trotz vieler surrealer Momente noch recht nachvollziehbar. Wer eine Zusammenfassung der Handlung inklusive einem symbolischen Interpretationsansatz sucht, muss im Prinzip lediglich der scheinbar irren Nachbarin am Anfang lauschen. Alles was sie erzählt, ist die komplette Filmhandlung. Verklauselt in ein polnisches Märchen, aber gerade dieses Märchen ist der Schlüssel zu diesem Film. Ein Junge dessen Persönlichkeit sich spaltet, und aus dem "das Böse" entsteht, und eine Frau die nur halb gelebt hat, und erst durch dunkle Gassen muss, um ihr inneres titelgebendes Königreich zu erreichen. Zeit scheint dabei eine entscheidende Rolle zu spielen, und ist dabei keineswegs linear zu betrachten.

                                      Wir haben es hier im Prinzip ziemlich deutlich mit einer metaphorischen Darstellung einer psychoanalytischen Aufarbeitung von Kindheitstraumata zu tun. Ganz klar spielt hier sexueller Missbrauch und seine Konsequenzen eine entscheidende Rolle. Hauptfigur Nikki lebt ein Leben in einer halben Fantasiewelt, in der sie die Vergangenheit verdrängt hat. Ein Leben lang ist sie nach dem gleichen Muster immer wieder auf Männer reingefallen, unter deren „bösen Seite“ sie immer wieder gelitten hat. So nebenbei wird auch noch die Psyche des Mannes behandelt, der ebenso Opfer seiner traumatischen Vergangenheit ist. Es ist bezeichnend, dass sich Nikki in ihre zu spielende Filmrolle verliert, die eine erschreckende Ähnlichkeit zu ihrem eigenen Leben hat. Wie hier die psychisch herauragende Leistung wirklich guter Schauspieler thematisiert wird, die sich in ihre Rolle hineinfühlen müssen, ist beachtlich. Der Zuschauer kann irgendwann selbst nicht mehr erkennen was eigentlich noch gespielt ist, und was echt ist. Und so ergeht es auch Nikki. Nach einer Stunde erfolgt die Peripetie in der vielleicht besten Szene des ganzen Films. Wir erleben ein Gespräch zwischen Nikki/Sue und Devon/Billie, bei der sie ihm klar macht, dass ihr Mann von der Affäre Wind bekommen hat, und sie nun umbringen will. „Verdammt, das klingt wie eine Rolle aus unserem Drehbuch!“ bricht es aus ihr heraus, und erst hier wird ihr und dem Zuschauer bewusst, dass gerade tatsächlich gedreht wird, und dass genau dies eben das Drehbuch ist. Nikki droht nun endgültig den Verstand zu verlieren, und wird von ihrer Vergangenheit eingeholt. In Flashbacks die schwer einzuordnen sind, bei denen immer wieder gezweifelt wird, ob diese tatsächlich so stattgefunden haben, und bei denen sich immer wieder die Frage stellt, wer sie nun wirklich ist. Vergangenheitsbewältigung a la Lynch.

                                      Schlüsselmomente sind hier die Gespräche in einem schwer erreichbaren Büro bei einem schmierigen Typen, den Nikki aufsucht. Nikkis Wahrnehmung ihres Psychologen ist dabei eine ziemlich ablehnende. Ein fetter, wiederlicher Typ in einem dreckigen Zimmer, bei dem man nie wirklich das Gefühl hat er würde einem zuhören, bei dem sich Nikki selbst nicht sicher ist, was sie dort soll. Hier werden Anekdoten erzählt, Traumata die irgendwann stattgefunden haben, und Szenen später wieder aufgegriffen werden. Alles sehr konfus, eben wie in einer typischen Psychoanalyse, wo auch Fragmente wild aufgegriffen werden, um diese in einen Kontext zu bringen. Namen und Personen spielen dabei keine Rolle, es sind die Muster auf die es ankommt, die immer wiederkehrenden Motive.

                                      Neben den immer wieder auftauchenden Andeutungen zum Missbrauch, findet sich Nikki plötzlich unter einer Frauengruppe wieder. Möglicherweise Prostituierte. Ob Nikki in ihrer Vergangenheit tatsächlich selber Prostituierte war ist fraglich. Wahrscheinlicher ist, dass sie sich selbst ein Leben lang als Prostituierte gefühlt hat. Eine gespaltene Persönlichkeit, die immer wieder sich selbst etwas vormacht, sich in eine Rolle verliert. Doch die Vergangenheit in Form ihres eigenen Schattens holt sie immer öfter ein. Die Gassen die sie betritt werden immer dunkler, ganz so wie in dem polnischen Märchen. Am Ende wird eines ihrer Ichs ermordet. In einer Szene bei der der Zuschauer selbst nicht mehr daran glaubt, dass dies eine Filmszene ist, führt uns Lynch nach 90 Minuten Wahnvorstellungen in die Realität zurück. Nun wird klar was zu tun ist. Sie muss sich von ihrem Kindheitsrauma befreien, und bringt symbolisch diesen Nachbarn um, der immer wieder in verschiedenen Formen auftaucht, um am Ende zu ihrem jungen Ich zurückzufinden, und dieses zu befreien um sich wieder mit ihm zu vereinen.

                                      Zum Schluss erreicht sie ihr inneres Königreich, ihren Seelenfrieden. In einem Abspann der so gar nicht zu diesem unfassbar verstörenden Film passt. Ein Abspann der eine Positivität enthält die gut tut, emotional geladen, und der wunderschön zeigt, dass Lebensfreude nur eine Frage der inneren Einstellung ist.

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                                      • Wenn Hobby zur Leidenschaft wird, und Leidenschaft zur Sucht. Etwas das ich seit meiner Jugend in verschiedenen Bereichen kenne. Erst war es die Musik, dann Filme, dann Brettspiele, usw...

                                        Heute gehe ich etwas bewusster da ran. Ich erkenne recht schnell, wenn die Leidenschaft nachgibt, und ich etwas nur deswegen mache oder haben will, weil ich das Gefühl habe etwas zu verpassen. Das ist mit ein Grund warum ich seit 4 Monaten keine Filme mehr sehe. Es wurde zur Routine. Die Begeisterung war immer schwieriger zu wecken. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass eine lange Pause irgendwann die Leidenschaft wieder wecken kann.

                                        Der Begriff "Sucht" ist in unserer Gesellschaft sehr negativ konnotiert. Ich denke, eine Sucht wird erst dann zum Problem, wenn man sein Leben nach der Sache richtet, und einem der Konsum in irgendeiner Form Probleme bereitet. Solange man Freude daran hat, und keine negativen Begleiterscheinungen hat, sehe ich in "Sucht" kein Problem. Die meisten von uns sind beispielsweise Kaffeesüchtig. Fast alle Zuckersüchtig. Trotzdem ist es ein Unterschied ob ich eine Tasse täglich trinke, oder von morgens bis Abend mich von Kaffee ernähre. Wo die Grenze ist kann nur jeder für sich selbst bestimmen.

                                        Beim Begriff "Droge" gehe ich nicht mit, weil aus einer umgangssprachlichen Sicht es keine wirkliche Definition gibt, und keinen gemeinsamen Nenner. Eine "Droge" wie wir sie verstehen ist nicht dadurch definiert, dass sie süchtig macht. Demnach wäre LSD beispielsweise keine Droge. Und aus einer wissenschaftlichen Sicht müsste man auch Pfefferminze oder Kamille als Droge aufführen.

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                                        • Daggiolone 09.04.2020, 06:47 Geändert 09.04.2020, 07:25

                                          Ich hatte auch meine Wrestlingphase. Für mich war immer der Undertaker der allergrößte. Kann mich noch an seinen ersten Kampf erinnern. Ich glaube das war gegen den Ultimate Warrior? Letzteren mochte ich auch, aber als hier der Tod auf Latschen erschien, war das natürlich für mich in meiner Death Metal Phase genau das wonach ich gesucht habe.

                                          Prinzipiell war für mich immer Image aber vor allem das optische Erscheinungsbild entscheidend. Monster Heels waren immer mein Ding. Ob es ein André the Giant war, den ich leider nur noch ganz am Ende miterleben durfte, ein Yokozuna oder eben ein Undertaker.

                                          In den letzten Jahren habe ich auf YouTube immer mal wieder reingeguckt, weil ich sehen wollte, was aus den Leuten so geworden ist. Ich glaube wenn ich Jahre später geboren worden wäre, dann wäre ich vermutlich auf Great Khali abgefahren. Und auf diesen Typen mit den Würmern. Der Name fällt mir gerade nicht ein, aber der war echt Creepy.

                                          Meine Wahrnehmung von Wrestling besteht aus verschiedenen Phasen in meinem Leben:

                                          Phase 1: Sind die vollkommen bescheuert? Das können die sich doch nicht antun?

                                          Phase 2: Immer wieder hörte ich, das ganze sei nur Fake, aber so richtig wahrhaben wollte ich es nicht.

                                          Phase 3: Es ist Fake. Trotzdem macht es Spaß.

                                          Phase 4: Facepalm. Mir ist es peinlich, dass ich den Unsinn wirklich mal gut fand.

                                          Phase 5 (heute): Ich sehe es mir zwar nicht mehr an. Nachdem ich aber eine wirklich interessante Doku über diesen Showkampf gesehen habe, wurde mir bewusst, dass selbst wenn alles gescriptet ist, es wirklich beachtlich ist, was die Performer da leisten. Sowohl an Schmerz den sie einstecken, als auch an körperlicher Hochleistung und Konzentration. Einmal falsch fallen, und das war es. Selbst wenn ich das ganze Gehabe heute albern finde, und ich das nicht mehr verfolgen würde, habe ich großen Respekt vor dieser Leistung. Dass viele "meiner" damaligen Wrestler bereits viel zu früh das zeitliche gesegnet haben, zeigt allerdings auch, welch Substanzmissbrauch stattfand. Dabei geht es nicht nur um Anabolika, sondern auch um einen hohen Konsum an Schmerzmittel, der irgendwann bei vielen fatale Folgen hatte.

                                          EDIT: I am the Boogeyman!!! Jetzt weiss ichs wieder! :-D

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                                          • Daggiolone 26.03.2020, 10:07 Geändert 26.03.2020, 12:40

                                            Prinzipiell sollte man niemals nie sagen. Geschmack kann sich ändern, und ist vor allem auch Tagesformabhängig. Außerdem gibt es nichts großartigeres, als mal etwas neues auszuprobieren. Aber natürlich habe auch ich unzählige Genres, die ich eher vermeide. Hier eine kleine Übersicht...

                                            Superheldenfilme
                                            Mochte ich bereits als Kind nicht. Menschen die aufgrund hautenger Speedski Anzügen, oder hanebüchenen atomarer Unfälle eine spezielle Fähigkeit entwickeln, und die ganze Menschheit retten, haben noch nie eine besonders starke Anziehung auf mich ausgeübt. Aber den Joker werde ich mir noch angucken. Danach sehen wir weiter. Und Kick-Ass, wenn auch nicht ganz in diese Kategorie passend, habe ich echt genossen.

                                            Western
                                            Die Romantisierung des größten kulturellen Genozids der Menschheit. Gemischt mit triefendem Pathos und angeblich maskulinen Werten, über die ich mich als angehöriger der Spezies Mann eher schämen würde. Ein wenig Pistolenknallen, ein paar Sprüche und... ach lassen wir das. Mein Versuch es wenigstens mal mit Spiel mir das Lied vom Tod zu versuchen brach ich nach 30 Minuten trotz zugegebenermaßen guter Atmosphäre ab.

                                            Horror
                                            Als Teenager war dies die einzige Kategorie die ich guckte. Mit Ende 20 begann ich mich aber plötzlich zu fragen, warum zum Geier ich mir das antue, wenn ich danach mich noch nichtmal traue Nachts ins dunkle Wohnzimmer zu tapsen. Eigentlich schade, denn Horrorfilme üben immer noch eine gewisse Faszination auf mich aus. Sie machen mir aber auch Angst. Ausgenommen ist der in den letzten Jahren immer populärer werdende Arthouse Horror, der ja aber auch nicht wirklich gruselig ist.

                                            Actionfilme
                                            Prinzipiell habe ich nichts gegen Action, solange sie zweckdienlich eingesetzt wird. Wenn ich aber einen Actionfilm der Action wegen sehen muss, finde ich es einfach nur gähnend langweilig. Ich finde es reichlich uninteressant 90 Minuten Geballer, Verfolgungsjagden oder explodierende Autos zu sehen. Da schlafe ich ein. Aber auch hier gibt es Ausnahmen. Mir fällt spontan Mel Gibsons Apocalypto ein. Nolans Dunkirk, welcher mehr Actionfilm als Kriegsfilm ist. Vermutlich gilt auch hier wie in jedem anderen Genre, dass man sich die Rosinen rauspicken muss.

                                            Krimis
                                            Sorry ne, da spiele ich lieber ein klassisches Adventure.

                                            Martial-Arts
                                            Zugegeben, ich habe davon wenig Ahnung. Es interessiert mich aber auch nicht. Kampfkunst stößt mich ab.

                                            Gibt sicherlich noch mehr, aber das ist alles was mir spontan zu dem Thema einfällt.

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                                              Daggiolone 26.03.2020, 07:55 Geändert 26.03.2020, 08:08

                                              22 Jahre ist es her, dass ich das Teil im Kino sah. Ein Film über den ich mich wahnsinnig geärgert habe. Ein Film über den ich mich noch heute ärgere. Sowas ist ungewöhnlich, denn wenn mir ein Film nicht zusagt, vergesse ich ihn in der Regel recht schnell. Daher habe ich nun beschlossen, dem ganzen mal auf den Grund zu gehen, mir das Teil nach 22 Jahren erneut anzusehen, und zu verstehen, was ich daran so ärgerlich fand. Oder ob nach 22 Jahren meine Perspektive doch eine andere ist.

                                              ...ist sie nicht. Im Gegenteil. Ich hätte das nicht machen sollen, nun ärgere ich mich nämlich noch mehr. Wo fange ich an? Dieser Film kam zu einer Zeit raus, als Reality TV mit Big Brother seine ersten Gehversuche startete. In einer Zeit als das Internet hauptsächlich dafür verwendet wurde, sich nicht ganz jugendfreie Bilder nach ewiger Ladezeit anzusehen. In einer Zeit also, in der eine kongeniale Idee wie die Grundidee dieses Films wie die Faust aufs Auge passte.

                                              Ich war von dieser Idee begeistert, und bin es im Prinzip auch heute noch, denn sie hat ein Potential für sämtliche tiefgehende Genres. Eine gar nicht mal so entfernte soziologische Dystopie, ein psychologisches tiefgehendes Drama, oder gar einen Tarkowski, der diese Idee aufgreift, hätte ich mir vorstellen können. Was auch immer man daraus macht, es muss einfach großartig werden.

                                              Und dann kommt Jim Carrey. Ein unerträglicher Clown der tatsächlich glaubt, dass irgendetwas an seiner Gesichtsakrobatik lustig sein soll. Aber gut, Tom Hanks hat ja auch irgendwann gezeigt, dass er nicht nur Klamauk kann, also geben wir dem ganzen ne Chance. Die Grimassen hören jedoch nicht auf, und der ganze Film präsentiert sich bis zum Ende als (unfreiwillige?) Komödie, die zu keinem Zeitpunkt lustig ist. Die Sozialkritik wird dabei derart oberflächlich und banal rübergestülpt, dass es weh tut. Noch schlimmer sieht es bei der psychologischen Komponente aus. Am Ende bauen wir noch die obligatorische Gottallegorie ein, erklären diese natürlich ausführlich, weil man seinem Publikum nicht zutraut zwischen den Zeilen zu lesen, nimmt ihm aber in Wirklichkeit endgültig den Spaß daran seinen eigenen Kopf zu verwenden. The Truman Show macht somit mit seinem eigenen Publikum genau das, was es im Film versucht zu kritisieren. Er stuert seine Zuschauer, er gaukelt ihnen etwas vor, er nimmt sie nicht ernst.

                                              Ich wünsche mir, dass irgendwann mal jemand kommt, und eine der geilsten Ideen der Filmgeschichte aufgreift, und etwas vernünftiges daraus macht. Noch nie wurde eine wirklich großartige Idee derart kaputt gemacht. Selbst Inception wirkt dagegen wie ein Meisterwerk. Das hier ist aber nichts weiter als prätentiöser Kitsch.

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                                              • Daggiolone 25.03.2020, 14:17 Geändert 25.03.2020, 14:20

                                                Was für ein wiederlicher, selbstgefälliger Artikel. Da ändert Moviepilot seine Richtlinien indem es hervorhebt, dass "Beiträge, die Filmemacher, Stars, Filmfiguren und Studios sowie Moviepilot-User und -Redakteure beleidigen, beschimpfen und herabwürdigen, sind untersagt.", und macht es dann in eigenen Artikeln, spricht von "übergeschnappten" Stars, "unqualifizierten Kindern", legt diesen Worte in den Mund, die diese niemals gesagt haben, und macht genau das was mir momentan am wenigsten benötigen, nämlich zu spalten, und Sandsäcke zu erschaffen, um seinen Frust abzulassen.

                                                Mir wird schlecht.

                                                Dass in einer Klassengesellschaft es immer Privilegierte gibt, ist nichts neues. Dies aber ausgerechnet da hervorzuheben, wo es um Leben und Tod geht, ist an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten. Wer das Privileg hat, ökonomisch abgesichert zu sein, darf sich jetzt nicht mehr äußern, oder wie? Gerade die Lombardei ist eine der wohlhabendsten Regionen Europas. Angesicht der vielen Toten auch aus den höchsten sozialen Klassen, ist eine solche Neiddebatte das Allerletzte was wir benötigen. Einfach nur pietätlos eine solche Katastrophe für sowas zu instrumentalisieren. Besonders angesichts der Tatsache, da dies sonst hier noch nie jemanden gestört hat. Aber anderen Heuchlerei vorwerfen, macht es fast schon wieder absurd.

                                                Denkt Euch lieber konstruktive Ideen aus, wie man in Zukunft die weniger Privilegierten unterstützen will. Da gibt es mittlerweile so einige gute Ideen, die man hier hervorbringen könnte, anstatt eine solch destruktive und zu gar nichts führende Debatte zu starten.

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                                                  Daggiolone 08.03.2020, 13:27 Geändert 08.03.2020, 14:06

                                                  Ein ambitioniertes Projekt damals. Benigni wollte wohl nach jahrzehntelanger Rolle des überdrehten Enfant Terrible Italien zeigen, dass er auch anders kann. Und dem Rest der Welt gleich mit. Das Unterfangen ist ihm, zumindest nach Betrachtung des Erfolgs und der allgemeinen Reputation von "La vita è bella" auch bestens gelungen.

                                                  Doch irgendwie war dies der erste Film von ihm der mich enttäuschte. Benigni vermischt seinen typischen Improvisationsstil, die daraus resultierende Komik und die für seine Filme typischen Verwechslungsallegorien mit einer neu hinzugekommenen Tragik. Wenn man die Ernsthaftigkeit des Themas weglässt, und den Mut den Benigni hatte diesen Film zu drehen, bleibt ein unterdurchschnittlicher Benignifilm übrig, der sich im tiefen Schatten all seiner Vorgängerfilme versteckt.

                                                  Während der ersten Hälfte erleben wir Altbekanntes in neuem Aufguss. Einzig die Szene in der er dem Gast im Restaurant den Fisch andreht ist legendär. Der Rest dümpelt vor sich hin. Vorbei sind tiefsinnige Charakterstudien wie im "Piccolo Diavolo" oder gar "Johnny Stecchino". Von seinem Jahrhundertwerk mit Massimo Troisi will ich erst gar nicht anfangen.

                                                  Die zweite Hälfte ist die eigentlich interessante. Der Witz bleibt im Hals stecken. Das ist wirklich neu bei Benigni. Wie der Vater dem Kind eine heile Welt vorgaukelt ist rührend. Das reicht mir aber nicht für einen Film der sich auf der einen Seite als Komödie versteht, und auf der anderen ein Thema heranzieht, aus dem er leider keinen Mehrwert zieht. Wenn ich ganz böse sein wollte, würde ich sagen, hier wurde der Holocaust als Thema missbraucht um eine in Filmen tatsächlich ungewöhnliche Gefühlskombination geliefert zu bekommen. Da jedoch das Thema auch in großen Teilen respektvoll behandelt wird, sage ich das nicht. Ein fader Nachgeschmack bleibt bei mir aber trotzdem. Auch weil sich Benigni danach nie wieder gefangen hat, und alle folgenden Filme nicht mal annähernd die Qualität von "La vita è bella" erreichen.

                                                  Für das internationale Publikum, das in großen Teilen seine frühen Filme nicht oder nur synchronisiert kennt, ist dies sicherlich ein herausragender Film. In Betrachtung seines kompletten Oeuvres aber leider nur Durchschnitt. Großer Erfolg hin oder her.

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                                                  • Daggiolone 05.03.2020, 14:57 Geändert 05.03.2020, 18:51

                                                    Da fehlen einem echt die Worte... Willkommen im digitalen Zeitalter, wo jeder der Meinung ist eine Meinung haben zu müssen, und diese auch als Expertenmeinung zu präsentieren, wie man auch anhand der Kommentare erkennen kann.

                                                    Die einen geraten in Panik, und glauben, dass eine Kiste Sagrotan die Lösung ist, die anderen haben irgendwo etwas gegenteiliges gelesen, und sprechen von Massenpanik. Zwischen Apokalypse und Schnupfen scheint es kein Spektrum mehr zu geben.

                                                    Ich habe viele Jahre in genau diesem Bereich gearbeitet, und kann wie jeder andere selbst auch nicht vorhersehen, wie groß die Gefahr tatsächlich ist. Fakt ist, dass führende Virologen, die beim Ausbruch von SARS, der Vogelgrippe oder der Schweinegrippe sich noch über die Massenpanik totgelacht haben, zum ersten Mal beunruhigt sind, weil keiner die Gefahr tatsächlich abschätzen kann. Vielleicht ist eine Premierenverschiebung übertrieben. Wenn am Ende die Virulenz aber doch größer als angenommen war, wird das Geschreie groß, warum man nicht vorher bereits Vorsichtsmaßnahmen durchgeführt hat.

                                                    Ich halte es für unfassbar verantwortungslos, ja fast schon fahrlässig als einflussreiche Filmseite einen solchen Artikel zu veröffentlichen, in dem von "Hysterie" gesprochen wird. Die Hysterie in der Bevölkerung existiert natürlich, sollte aber nicht mit absolut notwendigen Vorsichtsmaßnahmen verwechselt werden.

                                                    Und es ist auch niemandem geholfen, wenn man sich als Experte aufspielt, und eine der beiden Extrempole vertritt, denn genau diese Pole werden von wirklichen Experten kaum vertreten. Es gibt keinen Grund in Panik zu geraten, aber unterschätzen sollte man die Situation auch nicht. Wir wissen es alle nicht besser. Das sollte sich jeder mal klar machen, der im öffentlichen Raum sich zu dem Thema äußert. Es sind eben nicht nur die bösen Medien die eine Panik bewirken. Es sind vor allem die virtuellen Stammtischgespräche die mal kritisch beäugt werden sollten.

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