Daggiolone - Kommentare

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  • Daggiolone 05.03.2020, 14:57 Geändert 05.03.2020, 18:51

    Da fehlen einem echt die Worte... Willkommen im digitalen Zeitalter, wo jeder der Meinung ist eine Meinung haben zu müssen, und diese auch als Expertenmeinung zu präsentieren, wie man auch anhand der Kommentare erkennen kann.

    Die einen geraten in Panik, und glauben, dass eine Kiste Sagrotan die Lösung ist, die anderen haben irgendwo etwas gegenteiliges gelesen, und sprechen von Massenpanik. Zwischen Apokalypse und Schnupfen scheint es kein Spektrum mehr zu geben.

    Ich habe viele Jahre in genau diesem Bereich gearbeitet, und kann wie jeder andere selbst auch nicht vorhersehen, wie groß die Gefahr tatsächlich ist. Fakt ist, dass führende Virologen, die beim Ausbruch von SARS, der Vogelgrippe oder der Schweinegrippe sich noch über die Massenpanik totgelacht haben, zum ersten Mal beunruhigt sind, weil keiner die Gefahr tatsächlich abschätzen kann. Vielleicht ist eine Premierenverschiebung übertrieben. Wenn am Ende die Virulenz aber doch größer als angenommen war, wird das Geschreie groß, warum man nicht vorher bereits Vorsichtsmaßnahmen durchgeführt hat.

    Ich halte es für unfassbar verantwortungslos, ja fast schon fahrlässig als einflussreiche Filmseite einen solchen Artikel zu veröffentlichen, in dem von "Hysterie" gesprochen wird. Die Hysterie in der Bevölkerung existiert natürlich, sollte aber nicht mit absolut notwendigen Vorsichtsmaßnahmen verwechselt werden.

    Und es ist auch niemandem geholfen, wenn man sich als Experte aufspielt, und eine der beiden Extrempole vertritt, denn genau diese Pole werden von wirklichen Experten kaum vertreten. Es gibt keinen Grund in Panik zu geraten, aber unterschätzen sollte man die Situation auch nicht. Wir wissen es alle nicht besser. Das sollte sich jeder mal klar machen, der im öffentlichen Raum sich zu dem Thema äußert. Es sind eben nicht nur die bösen Medien die eine Panik bewirken. Es sind vor allem die virtuellen Stammtischgespräche die mal kritisch beäugt werden sollten.

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    • Da gerade auf YouTube ein kleiner Trend existiert, dass bekannte YouTuber aus der ganzen Welt die noch nie einen Pinsel in der Hand gehalten haben, einem Bob Ross Tutorial folgen, möchte ich gerne hier als Maler meine Gedanken äußern.

      Dieser Mann ist schon irgendwie faszinierend. Bob Ross ist der beste Beweis, dass man ohne theoretischem Wissen und ohne ausgefeilte technische Fähigkeiten, unfassbar figurative Bilder malen kann. Ob diese einem gefallen ist reine Geschmackssache, und darum soll es hier auch nicht gehen.

      Prinzipiell finde ich es begrüßenswert, wenn Menschen sich durch ihn aufraffen, es mit dem Malen zu probieren. Sieht man sich die Ergebnisse von absoluten Anfängern auf YouTube an, ist es wirklich erstaunlich, was meist für beeindruckende Ergebnisse dabei rauskommen. Viele erkennen es leider selbst nicht, weil sie der Meinung sind, wenn das Bild nicht exakt wie die Vorlage aussieht, sei es schlecht. Davon abgesehen, dass Bob Ross selbst immer wieder betont, dass dies gar nicht das Ziel sei, finde ich einige Bilder in ihrer Imperfektion besser als die sehr sterilen von Ross, wo wir wieder beim Geschmack wären. Das Gefühl aber beim ersten Bild festzustellen, dass tatsächlich jeder malen kann, muss schon beeindruckend sein.

      Man sollte sich aber auch klar machen, dass Bob Ross lediglich seine eigene Technik verkauft hat. Viele glauben, wenn sie so malen können wie er, hätten sie es geschafft. Das ist schade, weil eine solche Einstellung tötet jeden kreativen Prozess um den es ja eigentlich gehen sollte, und hindert einen daran einen eigenen Stil zu entwickeln. Hier sehe ich ein großes Manko an solch einer Herangehensweise.

      Gleichzeitig kann man aber, wenn man diesem Mann genau zuhört, und sich über die Happy Little Accidents nicht nur lustig macht, sondern darüber mal genau nachdenkt, unheimlich wertvolle und fundamentale Tipps für das eigene Mindsetting holen, die meiner Meinung nach viel wichtiger sind, als Techniken. Wenn man Kunst überhaupt unterrichten kann, dann nur über diese psychologische Ebene. Denn hat man dieses Mindsetting erstmal erreicht, kann einem Bobs Technik egal sein. Dann kann man sich alles andere von alleine erarbeiten.

      Wer weiß, vielleicht probiere ich mich auch Mal an so ein Tutorial ran. Das wäre dann gefühlt zwar nicht "mein" Bild, aber Kunst ist Experiment. Woher soll ich es wissen, wenn ich es nicht probiert habe?

      Worauf ich hinaus will? Keine Ahnung. Wollte nur eine Hommage an diesen Mann schreiben, der aus irgendwelchen Gründen sich auf diesen Seiten befindet.

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      • So vor gut 10 Jahren... "Kennt ihr schon die Twilight-Reihe? Das ist das neue Harry Potter!"

        Dann kurze Zeit später: "Percy Jackson! Der neue Harry Potter!"

        Heute: "Artemis Fowl macht Harry Potter Konkurrenz!"

        Morgen: "Tarantinos letzter Film ist der neue Harry Potter."

        In 10 Jahren hat man dann vielleicht verstanden, dass wenn man mit Potter wirbt, man nur verlieren kann. Vor allem wenn die Grundprämisse rein gar nichts mit Potter zu tun hat.

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        • Was für eine Liste! Eine Menge dieser Filme befindet sich in meiner Top 100 Liste. Einige muss ich noch unbedingt sehen!

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          • Auch wenn Le Samourai unter mir die Idee schon 21 Minuten vor mir hatte.... Ich weiss, Geschmack und so. Wer mir aber weiß machen will, dass dieser Auftritt nicht James Bond würdig ist und unter die Haut geht, braucht schon erstaunlich gute Argumente.

            https://www.youtube.com/watch?v=2I1ZU5g1QNo

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            • Daggiolone 14.02.2020, 08:48 Geändert 14.02.2020, 08:53

              Habe gerade den Titelong 5 Mal am Stück gehört. Ich finde er gehört zum Besten, was in den letzten 30 Jahren im Popbereich aufgenommen wurde, was mich bei Billie Eilish aber nur mäßig überrascht. Ich habe mich in den letzten Wochen extrem mit ihr beschäftigt. Man muss zunächst eine Menge Vorurteile abbauen, Schubladen zertrümmern und sich an ihren Gesangsstil gewöhnen, der jedoch zu den originellsten und verletzlichsten gehört, die ich je erlebt habe. Und wenn sie am Ende mit voller Inbrunst "No Time to die" singt, bekomme ich Pipi in den Augen.

              Eilish bringt Kunst zurück ins Popbusiness, und dieser Song gehört zum Besten was sie und ihr Bruder je geschrieben haben.

              Davon bin ich so überzeugt, dass es mir Wert war, hier mich nach einiger Abwesenheit zurück zu melden, da ich das Gefühl habe, viele Leute verpassen etwas großartiges, nur weil die primäre Zielgruppe Mädchen in der Präpubertät sind. Und diese Texte... Poesie pur!

              Zweiflern empfehle ich außerdem Songs wie "Ilomilo", oder wer es etwas härter mag "You should see me in a crown".

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              • Daggiolone 09.01.2020, 17:30 Geändert 09.01.2020, 20:12

                Eigentlich ist es für mich auf Moviepilot bezogen ganz einfach. Bevor ich mich angemeldet habe, habe ich mir die Community-Richtlinien durchgelesen. Ähnlich wie ein Arbeitsvertrag der darüber entscheidet ob ich eine Stelle annehmen will oder nicht. Diese Richtlinien waren für mich sinnvoll. Ich zitiere:

                "Wir wollen, dass Moviepilot ein angenehmer Ort ist, an dem sich jeder wohlfühlt. Beleidigungen, Mobbing, Stalking, Belästigungen und sowas haben hier keinen Platz. Diskutieren ist vollkommen okay, aber beleidigt niemanden, bedroht keine User und seid nicht aggressiv. Das bezieht natürlich auch die geltenden Gesetze mit ein: Rassismus, politischer Extremismus, Sexismus, Diskriminierung oder anstößige Inhalte werden geahndet."

                Also habe ich mich angemeldet. Auch wenn ich es vermutlich anders formuliert hätte, treffen diese Richtlinien genau meine Vorstellung von solch einem öffentlichen, virtuellen Raum. Dass man dabei oft was die Auslegung angeht unterschiedlicher Ansicht sein kann, liegt in der Natur der Sache.

                Ein unpolitischer Austausch ist per se schon ein Paradoxon, denn jede öffentliche Meinungsäußerung ist ein Politikum. Egal ob ich mich darüber unterhalte, was ich von Kinopreisen, den Community-Richtlinien oder gar der CDU halte, all dies ist Politik. Auch wenn ich sage, ich will mich nicht mit Politik beschäftigen, ist dies eine politische Entscheidung. Darf ich mich über ein bestimmtes Thema nicht unterhalten, grenzt dies an Zensur, und in solch einem Ort will ich nichts zu tun haben.

                Es gibt aber ganz klar Grenzen und Regeln darüber was ich öffentlich von mir lassen kann. Genau diese Grenzen sind in den Richtlinien gut zusammengefasst. Die Grenze ist dann erreicht, wenn ich beleidige, abwerte, diskriminiere, bedrohe. Egal wen. Oder wenn ich Thesen formuliere, die all dies befürworten.Es ist ein Unterschied ob ich mich über Rassismus äußere, oder ob ich mich rassistisch äußere. Es ist ein Unterschied ob ich einen Tatbestand argumentativ kritisiere oder ob ich Hetze betreibe.

                Ich finde man sollte mit dem Melden ohnehin erstmal abwarten. Jemand kann eine noch so kontroverse Äußerung machen. Daruf kann man erstmal eingehen, nachfragen wie dies gemeint war, Gegenargumente bringen, und sehen ob mein Gegenüber bereit ist, auf diese einzugehen, oder ob es ihm nur darum geht ohne Sinn und Verstand zu diffamieren. Für mich ist die Grenze bei Aussagen erreicht, die die Würde des Menschen, allgemein die Menschenrechte, das Grundgesetz oder den demokratischen Raum verlassen.

                Unsere Gesellschaft ist so sehr gespalten wie noch nie, und die Aufgabe auch einer Plattform wie Moviepilot muss sein, diese Spaltung weder durch eine Laissez-Faire-Einstellung noch durch Diskussionsverbote zu verstärken. Dass dabei auch mal Entscheidungen gefallen werden, die in meinen persönlichen Augen falsch sind, liegt in der Natur der Sache. Auch Richter betreiben nichts weiter als Interpretation. Wenn ich aber das Gefühl habe, eine Richterentscheidung ist eindeutig politisch motiviert, hört der Spaß auf. Und gleiches gilt auch für diese Plattform.

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                • 8 .5
                  Daggiolone 03.01.2020, 11:16 Geändert 03.01.2020, 12:10

                  Mein Kommentar zu diesem großartigen Blockbuster befindet sich weiter unten. Mich hat der Film damals derart begeistert, dass ich nun die Vorlage gelesen habe. Im Folgenden möchte ich kurz meine Eindrücke vermitteln, so dass eventuell interessierte sich überlegen können, ob das Buch etwas für sie sein könnte.

                  Zunächst ist einmal ganz klar festzustellen, dass Buch und Film sich im Prinzip nur im Grundgerüst ähneln. Die OASIS ist die moderne Form von Eskapismus schlechthin, und ein Easter Egg gilt es in einem Wettberwerb zu finden. Figuren, IOI und Rahmenhandlung sind somit die gleichen, aber ansonsten unterscheiden sich beide Medien extrem stark. Dies macht das Buch selbst dann lesbar, wenn man den Film schon kennen sollte, und gibt gleichzeitig dem Film eine Daseinsberechtigung. Für mich ist dies eine Adaption, die somit mehr als Sinn ergibt.

                  Auf der negativen Seite muss man allerdings Ernest Clines Stil erwähnen, der mit Verlaub gesagt, recht dilettantisch ist. Dieser Autor scheint ein großartiges Ideengespinst im Kopf zu haben. Dramaturgie beherrscht er auch. Aber würde ich böse sein wollen, müsste ich erwähnen, dass das Buch wie von einem 15 Jährigen geschrieben zu sein scheint.

                  Einige Aspekte haben mir sogar im Film besser gefallen. Das beginnt bei der Visualisierung. Cline konzentriert sich sehr auf die Handlung. Beschreibungen über die echte oder virtuelle Welt sind äußerst sporadisch, so dass meine Fantasie auf die Filmbilder zurückgreifen musste. Größtes Manko sind die popkulturellen Referenzen. Das Medium Film bietet die Möglichkeit solche Referenzen versteckt im Hintergrund auftauchen zu lassen, oder einfach Musik abzuspielen. Auch im Buch werden ständig Spiele, Filme oder sonstiges aus den 80ern erwähnt. Es bleibt aber bei dieser Erwähnung. Das ganze ist dadurch recht trocken und unspektakulär, was wiederum im Film ein Highlight darstellt.

                  Lange Rede, kurzer Sinn. Wer wie ich vom Film begeistert war, kann sich aufgrund der stark divergierenden Story auch das Buch geben, vorausgesetzt er erwartet keinen Faulkner. Besser wäre es allerdings, das Buch vor dem Film zu lesen. Sollte man sich nur für ein Medium entscheiden, empfehle ich aber eindeutig den Film. Vielleicht sollte sich Cline lieber auf Drehbücher spezialisieren.

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                    • 6 .5
                      über Coco

                      Die Idee ist ja wirklich gut, und es ließe sich daraus viel machen. Von der Visualisierung wollen wir gar nicht erst sprechen, denn diese ist großartig. Leider verliert sich der Film in klischeehafter Vorhersehbarkeit, so dass am Ende der Unterhaltungsfaktor zumindest für Erwachsene recht niedrig ist. Schade. Potential nicht komplett ausgenutzt.

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                      • 8 .5
                        Daggiolone 05.12.2019, 23:03 Geändert 06.12.2019, 16:37

                        Aus dem Kino mit einem riesigen über dem eigenen Kopf schwebenden Fragezeichen zu kommen, kann ja mal vorkommen. Das ganze in Kombination mit einem glücklichen Grinsen, ist aber dann doch eine eigenartige Liaison. Hatte Robert Eggers bereits in "The Witch" gezeigt, dass Genrekonventionen dafür da sind gebrochen zu werden, ist er mit "The Lighthouse" endgültig im Arthouse-Horror angekommen. Mit allem was dazu gehört.

                        Dies beginnt beim quadratischen Format. Als Ästhetiker habe ich mit solchen Experimenten immer Probleme. Störte mich schon das fehlende Breitbandformat bei den großartigen Filmen von Andrea Arnold, schießt Eggers hier den Vogel ab. Beziehungsweise die Möwe. Die Klaustrophobie die dieses Kammerspiel verursacht, wird dadurch teilweise verstärkt, erschwert aber auch deutlich die hier so wichtige Immersion. Ab der Hälfte hat man sich daran gewöhnt. Einige Landschaftsaufnahmen werden dadurch auch zerstört. Dies ist echt schade, denn die Bilder haben manchmal gar Béla Tarr Niveau.

                        Inhaltlich ist der Film oft schwer greifbar. Der Wahnsinn ist ständig präsent, doch auch als Zuschauer kann man sich seiner Wahrnehmung nie sicher sein. So erlebt man während knapp zwei Stunden ein Wechselbad an Emotionen. Von lauten Lachern bis hin zu Gänsehautmomenten ist alles dabei. Am Ende ist man ratlos, und das ist gut so. Der Film begeht Gott sei Dank nicht den Fehler dem Zuschauer irgendetwas erklären zu wollen. Leerstellen muss man sich selbst ausfüllen, und können in die unterschiedlichsten Richtungen interpretiert werden.

                        Die psychologische Zeichnung der beiden sympathischen Zeitgenossen ist zwar etwas blass, und den Wahnsinn selbst erlebt man als Zuschauer eher weniger mit, sondern beobachtet diesen nur. Dafür übertrifft sich Robert Pattinson selbst, und spielt gar den genialen Dafoe in den Schatten. Und das heisst was.

                        Zunächst vorsichtige 8,5 Punkte, die eventuell nach einer Zweitsichtung nach oben korrigiert werden. Ein Film den jeder Arthouse-Horror Liebhaber gesehen haben sollte, und an dem sich ähnliche Genrevertreter messen lassen müssen. Äußerst sehenswert!

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                        • Solange wir Menschen in Kategorien einteilen, und diese Kategorien mit Vorurteilen behaften, werden die daraus resultierenden Probleme lediglich verstärkt. Erst wenn wir Menschen als Individuen sehen, und aufhören nach irgendwelchen Tendenzen angesichts irgendwelcher Merkmale zu suchen, werden wir Frieden finden. Eine Frau als Superheldin ist genausowenig falsch wie eine Frau am Herd. Die Frage ist nämlich nicht wo die Frauen hingehören, sondern genauso wie bei Männern wo jede einzelne sein möchte. Wichtig ist, dass jedes Individuum sich seine eigene Rolle aussuchen kann, auch eine Rolle bei Bedarf wechseln kann, und mit der aktuellen Rolle von sich aus zufrieden ist. Das setzt allerdings auch voraus, dass wir aufhören, über andere Individuuen und ihren Lebensstil zu urteilen. Letzteres gilt sowohl für Männer als auch für Frauen.

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                            Daggiolone 25.11.2019, 21:57 Geändert 26.11.2019, 13:53

                            "Komm wir machen einen Film der im Kit-Kat Club spielt!"
                            "Aber das müssen wir in irgendeinen Kontext bringen."
                            "Berlin!"
                            "Au ja, immer gut"
                            "Aber wir brauchen auch eine Story."
                            "Ja, das machen wir dann spontan."

                            Selten habe ich etwas schlechteres gesehen. Handlungsmomente die derart reingequetscht wurden, dilettantisch gespielt sind und zu absolut nichts führen. Das ist so unfassbar schlecht, dass ich irgendwann dachte ich sehe eine Komödie. Soll laut Moviepilot auch eine sein. Dann habe ich aber den Witz nicht verstanden. Es sei denn, und hierfür spricht die Schlusseinstellung, das Ganze ist eine Verarsche am Zuschauer. Dann wäre der Film durchaus gelungen.

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                            • Western sind so rein gar nicht mein Genre. Mir fällt jetzt auf Anhieb auch kein Genre ein, das ich als überflüssiger empfinde. Diese Einstellung führte dazu, dass ich von einem User neulich als voreingenommen beschimpft wurde. Nun gut, dachte ich mir, man muss alle 10 Jahre seinen Geschmack neu überprüfen. Den letzten Western habe ich als Kind gesehen. Die Westernkulisse von Dead Man zähle ich nicht. Als Kind mochte ich auch keinen Fisch, dafür aber Kalbshirn. Heute verhält es sich umgekehrt.

                              Zeit also für ein Experiment. Nach 10 Minuten begann ich das Experiment zu bereuen. Aber ich beschloss mindestens 30 Minuten auszuharren, schließlich gibt es viele Filme, die sich erst aufbauen müssen. Nach 30 Minuten wusste ich immer noch nichts mit dem Film anzufangen. Es erreichte mich nichts. Ich kam mir noch nie derart passiv bei einem Film vor. Nach 40 Minuten beschloss ich dann die restlichen Folgen Rick & Morty zu gucken.

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                                Daggiolone 23.11.2019, 00:01 Geändert 23.11.2019, 10:25

                                Noch nie habe ich eine Bewertung von 3 auf 8.5 geändert. Es hat drei Anläufe gebraucht. Jetzt bin auch ich konvertiert.

                                Es dauerte eine Weile. Mir gingen die Figuren auf den Nerv. Keine ausgefeilten, dafür extrem unsympathische Charaktere, furchtbare Sprache mit unnötigen Rülpsern, und der Humor hält sich in Grenzen. Akzeptiert man diese negativen Aspekte, fällt einem aber auf, wie unfassbar geistreich diese Serie ist. Die Ideen sind teilweise derart abgedreht, dass ich mich öfter gefragt habe, was für Drogen die Macher genommen haben. Ich meine... Gigantische Köpfe die durchs Weltall fliegen um Planeten für eine Musikshow zu entführen? Wie kommt man sonst auf so einen Scheiss?! :-D

                                Es sind Gedankenexperimente, die Komik aus ihrer Absurdität schöpfen. Immer leicht sozialkritisch, häufig philosophisch, das ganze jedoch versteckt unter einer Menge psychedelischem Schlamm. An die schlechte Machart kann man sich gewöhnen. Schließlich konnte man sich ja auch an die South Park Collagen gewöhnen. Eigentlich will man sie gar nicht mehr missen. Ob es bei mir bei Rick & Morty auch so weit kommt, weiss ich noch nicht. Aber ich formuliere es mal so:

                                Family Guy hat vom Humor da weiter gemacht, wo Die Simpsons aufgehört haben. Rick & Morty macht dagegen mit den abgedrehten Ideen da weiter, wo Futurama aufgehört hat.

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                                  Daggiolone 18.11.2019, 23:11 Geändert 19.11.2019, 13:27
                                  über Zoe

                                  Drake Doremus ist echt pfiffig. "Zoe" ist ein Film der ähnlich wie bei "Equals" ein Science Fiction Szenario verwendet, um Gefühle zu dekonstruieren, und ihrem Wesen auf den Grund zu gehen. In dem Nachfolger "Newness" hat Doremus dagegen versucht das Thema Gefühle aus einer sozialkritischen Sicht zu betrachten. Was leider nicht ganz so gut geglückt ist. "Zoe" kombiniert diese beiden Elemente zu einem sehr homogen wirkenden Film, der es sich zur riskanten Aufgabe gemacht hat existentielle Fragen zu stellen.

                                  Was macht uns eigentlich zum Menschen? Sind es unsere Erinnerungen? Oder unsere Gefühle? Aber was sind eigentlich Gefühle? Machen wir uns nicht etwas vor? Sprechen wir hier nicht von biochemischen Prozessen die unser Handeln steuern? So eine Art binärer Code? Können wir an die Echtheit der Gefühle Anderer wirklich glauben? Können wir unseren eigenen Gefühlen aus dieser Hinsicht überhaupt noch trauen?

                                  Dies sind Fragen die sich jeder nur für sich selbst beantworten kann. Es ist wirklich ein Jammer, dass der Film der Meinung ist, in letzter Sekunde die Antwort liefern zu müssen.

                                  Dabei hat er so vieles richtig gemacht. Wirken die ersten 40 Minuten noch sehr oberflächlich, da die Idee doch ziemlich generisch ist, und einem sofort klar ist, worauf der Film hinaus will, dauert es eine Weile bis man die ganzen zusätzlichen Metaebenen entdeckt, die dem Film eine erstaunliche Tiefe geben. Es ist kein Zufall, dass es Szenen im Rotlichtmilieu gibt. Welche Rolle spielt Sex im Zusammenhang mit Gefühlen? Käuflicher Sex. Einfacher Sex. Jede Nacht mit jemand anderem. Drogen. Ist das nicht alles eine Flucht vor den eigenen Gefühlen? Ausgelöst dadurch, dass die eigenen Gefühle einem Angst machen? Oder gar, dass man sich ihrer nicht Sicher ist?

                                  Viele existentielle Fragen. Eine große existentielle Frage die beantwortet wird. Aber man muss ja nicht zustimmen. Doremus ist bei mir jetzt wieder im Rennen.

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                                    Daggiolone 17.11.2019, 22:25 Geändert 17.11.2019, 22:31

                                    MASSIVE SPOILER

                                    Psychologe müsste man sein...

                                    Lange Zeit ist in diesem Film gar nichts klar. Ein scheinbar verwirrter Vater macht seiner Tochter das Leben schwer. Nach einer Weile beginnt die Verwirrtheit Sinn zu ergeben, und entpuppt sich als ein verzweifelter Versuch eine höchst problematische Vater-Tochter-Beziehung zu retten. Bis man irgendwann begreift, dass eigentlich die Tochter das tiefsitzende Problem hat, und der Vater eigentlich nur, wie es immer so schön heisst, ihr bestes will. Ihr Psychologe ist. Ihr Botschafter.

                                    Der Film ist lange Zeit kaum zu ertragen. Diese völlig krankhafte Psychoanalyse gerät immer mehr außer Kontrolle. Irgendwann ist die Tochter soweit ihrem Vater ihr Leben zu zeigen. Ob aus Trotz oder als Hilfeschrei muss der Zuschauer für sich selbst entscheiden. Was der Vater sieht, ist schockierend. Viel schockierender ist es jedoch für sie, in ihrem Vater ihr eigenes Spiegelbild zu sehen.

                                    Und doch haben die beiden mehr gemeinsam, als es scheint. Beide spielen den Leuten etwas vor, doch einer kann es gut, die andere nicht. Denn sie macht es nicht aus Freude am Spiel, sondern zur puren Profilierung.

                                    Es gibt derart viele Ebenen, dass man gar nicht alles fassen kann. Was bleibt, ist ein unbehagliches Gefühl von Auswegslosigkeit. Bis die Nacktparty kommt.

                                    Diese ist aus einer symbolischen Perspektive eine großartige Idee, die auch gut funktioniert. Doch sie kommt dafür, dass sie derart metaphorisch ist zu plötzlich. Bei 2,5 Stunden Spielzeit hätte man das etwas langsamer aufbauen können, wie ich finde. Schließlich war bis hierhin alles aus einer psychologischen Sicht noch glaubwürdig. Und auch danach will der Film sich einfach nicht verabschieden.

                                    Das sind aber nur kleine Schönheitsfehler eines ansonsten wirklich wertvollen und erinnerungswürdigen Films.

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                                      Daggiolone 07.11.2019, 21:58 Geändert 08.11.2019, 13:16
                                      über Burning

                                      Das ist der erste Film aus Korea der mich nicht durch einen typisch koreanischen Stil mit pompösen Bildern und Overacting vergrault hat. Überraschend europäisch präsentiert sich Burning. Und doch ist dies durch und durch ein koreanischer Film. Vielleicht liegt es ja auch an das grundlegend menschliche Thema des Selbstbewusstseins und der Selbstwahrnehmung. Höchst metaphorisch geht dieser Film dabei vor, ohne jedoch auch nur ansatzweise ins Surreale zu kippen. Teilweise ist die undurchschaubare Situation nicht auszuhalten. Lange Zeit kann man mit dem Protagonisten mitleiden, bis irgendwann das ganze rauschartige Züge annimmt, und man sich auch als Zuschauer nicht mehr sicher ist, was echt ist, was Einbildung ist, was Paranoia ist. Ob es nun die Existenz einer Katze ist oder die Existenz einer Affäre. In den letzten 20 Minuten verliert sich der Film dann leider ein wenig. Das Ende kann man zwar durchaus so stehen lassen, aber ein bißchen weniger Narration, deutlich weniger Dramatik und keine Armbänder und Uhren hätten den Film perfekt gemacht. Dadurch ist ein Film den ich 2 Stunden lang unglaublich genossen habe, der mich irritiert hat, der mir ein Gefühl von Machtlosigkeit gab, der mich berauscht hat und der einen halben Mindfuck darstellt, knapp an der Höchstnote vorbeigeschlittert. Dennoch absolut sehenswert!

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                                        Daggiolone 02.11.2019, 20:18 Geändert 20.04.2021, 10:36

                                        Nach meinem vernichtenden Kommentar weiter unten, habe ich heute eine Zweitsichtung gewagt. Wenn man nicht mit der Erwartungshaltung rangeht einen tiefgründigen oder gar magischen Jarmusch zu sehen, macht der Film sogar Spaß. Der Humor ist subtiler als ich ihn beim ersten Mal wahrgenommen habe, und irgendwie hat der Film auch Charme. Klar, ein Jarmusch-Meisterwerk ist etwas anders, aber schlecht ist The Dead don't Die nicht.

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                                        • Bei Netflix gefeatured werden wollen, und sich dann über vermeintliche Kunstentwertung aufregen. Das ist Realsatire pur!

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                                          • Kann mir mal jemand das Problem erklären?

                                            Wir haben in der Tat zwei völlig verschiedene Konzepte von Kino, die sich nicht miteinander vergleichen lassen.

                                            So what?!

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                                              Es hat sehr viele Jahre gedauert, bis mich South Park überzeugen konnte. Immer wieder habe ich es versucht. Aber von dem gewöhnungsbedürftigen graphischem Stil mal abgesehen, konnte mich der Humor auch nicht erreichen.

                                              Heute glaube ich, dass es wichtig ist, mit welchen Folgen man sich der Serie nähert. Ganz klar, nicht alle Folgen sind gut. Am besten ist South Park immer dann, wenn die Kinder im Mittelpunkt stehen, wenn Randy mal wieder melodramatisch die Handlung vorantreibt, oder ganz allgemein, wenn die Ignoranz der Erwachsenen beleuchtet wird. Auf Folgen mit übertriebenen fantastischen Ausflügen, sprechender Weihnachtsscheisse, Kanadiern oder Manbearpig kann ich aber gerne verzichten.

                                              Ein weiteres Manko von South Park ist die Charakterenzeichnung, die für solch eine Serie wirklich dürftig ist. Randy ist toll! Cartman sowieso. Und Butters ist der heimliche Star der Serie. Das war es dann aber auch schon. Der Rest ist austauschbar. Selbst die Stimmen von Stan und Kyle klingen identisch.

                                              Die Darstellung dieser Lebensphase aber, wo sich in den Schulklassen unter Jungs Zweckgemeinschaften bilden, um die Welt besser zu verstehen, einem Alter wo die verwirrende Wirkung des weiblichen Geschlechts noch nicht entdeckt wurde, und der Sinn der bloßen Existenz von Mädchen sich einem nicht erschließt, diese Darstellung ist die eigentliche Stärke der Serie.

                                              Hinzu kommt, dass South Park immer am aktuellen Zeitgeschehen dran bleibt. Und wie im Falle Trumps sogar dem Zeitgeschehen voraus war. Die neuen Staffeln mit durchgehender Handlung sind gewöhnungsbedürftig. Allerdings scheint die neuste Staffel in dieser Hinsicht ein paar Schritte zurück gemacht zu haben, und nur noch einen dünnen roten Faden behalten zu haben, der die Folgen zusammenhält. Alles in Allem werde ich diese Serie nie so sehr lieben wie ich mal Family Guy geliebt habe. Ich muss aber sagen, dass ich heutzutage dann doch lieber einen Abstecher nach South Park, als nach Quahog mache.

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                                                Daggiolone 23.10.2019, 12:10 Geändert 23.10.2019, 13:18

                                                Humor ist immer eine Frage der Zeit. Als Family Guy auf die Menschheit losgelassen wurde, waren die Kritiken groß. Ein Simpsons-Abklatsch vom Herrn!

                                                Nun, der Vergleich mit den Simpsons ist ohne Frage naheliegend, vor allem weil Seth MacFarlane sich ja selbst ständig darauf beruft, welch Inspiration die Simpsons für ihn dargestellt haben. Nicht zu vergessen, dass man den Simpsons genausogut vorwerfen kann, von den Flintstones geklaut zu haben.

                                                Die Simpsons waren eine großartige Serie, die wohl jeder damals gerne gesehen hat. Es hat etwas gedauert, bis man merkte, dass die gelben Leute aus Springfield nicht nur für Kinder gedacht sind. Im Gegenteil! Die soziologische Kritik schwang immer mit. Die Simpsons – und da sind sich die meisten einig – haben aber spätestens Ende der 90er ihren Biss verloren. Und da kam Family Guy an, und machte da weiter wo die Simpsons Kompromisse eingingen um ihre Reichweite zu vergrößern.

                                                Family Guy war eine neue Art von Humor. Politisch total inkorrekt, und gleichzeitig korrekter als die Simpsons. Family Guy traute sich etwas. Es traute sich zu provozieren, völlig zu übertreiben, entnahm nicht selten seinen Humor aus der Absurdität viel zu langer Sequenzen, oder völlig unpassender Szenen. Die Flashbacks sind zum Markenzeichen geworden, und die Charaktere wurden von Staffel zu Staffel immer ausgefeilter. „Das kann man nicht im Fernsehen zeigen!“ war ein Ausspruch den die Macher als Motivation genommen haben, bestimmte Szenen erst Recht durchzuziehen.

                                                Von den Stimmen wollen wir gar nicht erst reden. Eine der ganz wenigen Zeichentrickserien, bei denen die Stimmen aufgenommen wurden, bevor die Zeichnungen angefertigt wurden.Eine Herangehensweise die man merkt, und die Gold wert ist, da sie der Natürlichkeit dient. Die Stimmen machen auch etwa 50% der Serie aus. Jeder der die Serie anhand der katastrophalen deutschen Synchronisation beurteilt, kann die subtilen Nuancen der Charaktere nicht begriffen haben. Wo ist beispielsweise das völlig überzogene Selbstbewusstsein Peter Griffins in der Übersetzung? Oder die krächzige Stimme von Chris die immer irgendwo zwischen völliger Idiotie und frühkindlicher Begeisterung hin- und herpendelt? Ganz zu schweigen von Stewies britischem Akzent. Und wie kann man jemandem der es nie gehört hat, die Genialität eines Mike Henry erklären, der mit seinen Figuren Cleveland, Consuela und Bruce einen schon zum Lachen bringt, wenn diese Charaktere nur den Mund aufmachen?

                                                Humor ist immer eine Frage der Zeit. Family Guy war Ende der 90er revolutionär. Eine Weiterentwicklung hat allerdings seit einigen Staffeln nicht mehr stattgefunden, so dass auf lange Sicht die Serie das gleiche Schicksal erfahren wird wie Die Simpstones. Heute ist der Humor vorhersehbar, neue Einfälle sind selten. Einzig bei Joe Swanson wurde in den letzten Jahren eine kleine aber großartige Kurskorrektur vorgenommen.

                                                Trotzdem bleibt Family Guy die für mich beste Serie aller Zeiten, bei der es mal eine Zeit gab, wo ich im wahrsten Sinne vom Stuhl fiel, weil ich Bauchkrämpfe vor lauter Lachen hatte.

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                                                    Daggiolone 21.10.2019, 21:38 Geändert 21.10.2019, 21:41

                                                    Könnte Spuren von Spoilern enthalten...

                                                    Empfand ich die möglicherweise leicht übertriebene Gewaltdarstellung bei der Passion Christi noch als ein klares Statement, das durchaus einen Sinn für mich ergab, kommen nach heute Abend dann doch etwas Zweifel auf, ob Mel Gibson nicht doch einfach nur eine sadistische Ader plagt. Olle Mel fährt hier alle Register auf die ihm so einfallen. Was unser Rambo im Dschungel so alles erlebt ist etwas mehr als eine Verkettung unglücklicher Umstände. Innerhalb von zwei Stunden sind wir Gefangene, Sklaven, rituelle Opfer, erleben eine Sonnenfinsternis, werden zu gejagten, treffen immerhin während der gesamten Zeit überraschenderweise nicht auf Kannibalen, machen Bekanntschaft mit einer Raubkatze, machen kurz Sprungpause in Acapulco, landen im Treibsand, und dann fängts auch noch an zu regnen! Am Ende treffen die Jungs auch noch auf das Filmteam von Aguirre. Ich hoffe Kinski hatte halbwegs gute Laune, sonst wirds anstrengend für die verbliebenen zwei.

                                                    Das ganze ist dermaßen überladen an völlig überzogener Dramatik, dass ich den Film ab einem bestimmten Punkt überhaupt nicht mehr ernst nehmen konnte. Das war dann auch der Moment wo ich anfangen konnte das ganze Bimbam zu genießen.

                                                    My new Guilty Pleasure. Mel Gibson Filme.

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