der cineast - Kommentare
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Alle Kommentare von der cineast
Wenn nur noch das (nackte) Fleisch den Film bestimmt, dann ist Kubricks Kino am ehrlichsten: Für Menschen hat er nichts übrig (sie sind von Masken verhüllt und bedeckt, wenn er sie am prägnantesten und sinnlichsten filmt), für Sex sowieso nicht (ein zu erklärender, unwirklicher, angstmachender, in einer anderen Welt stattfindender Vorgang der Sünde). Dieser frigide, lustfeindliche Blick auf fickende Körper macht EYES WIDE SHUT in seinem meisterlich erzählten Mittelteil zu einem großartigen, in manchen Momenten schier überwältigenden Filmgenuss. Wäre da nicht ein lang gewälzter Anfang und ein endloser (über)erklärender Abgang. Das Ficken alles ist und doch nichts, das erkennt man nur allzu schnell.
Männer- und frauenverachtender Giallo, der den Liebesakt als unmissverständlichen Kampf vom Fressen oder gefressen werden versteht. Der sonst eher für das Fernsehen tätige Regisseur Piero Schivazappa entführt den Zuschauer in eine poetische, jedoch undurchsichtige Märchenwelt des Bizarren. Sadistische Folter kann hier ebenso neben verliebtem Ringelpiez mit Anfassen, auf einer leuchtend-grünen Wiese, bestehen. Für die fintenreiche Geschichte findet der Regisseur optische Entsprechungen: Die gefühlslosen und barbarischen Akte der menschlichen Zerstörung finden in einer ungeordneten Welt der Kunst statt und so können manche Kunstwerke erst ihre vollkommene Wirkung entfalten, wenn sich die lebendigen Subjekte in ihnen bewegen: In einer atemberaubenden Szene steht der blonde Folterknecht Philippe Leroy - untermalt von der brillanten Musik von Stelvio Cipriani - vor einer übergroßen Skulptur einer gespreizten Vagina, dessen Schamlippen aus scharfen Eckzähnen bestehen. Und dann koffert uns Schivazappa am Ende noch einen hanebüchenen, aber doch überraschend klugen Twist vor die Füße, der das zuvor gesehene in einem noch absurderen (als wäre dies möglich) gelb/rot/blauen Licht darstellt.
Hab' jetzt Bock. Wer will ficken?
In den 50er Jahren kam der große Umbruch; Es wurde begonnen Öl zu fördern und das sorgte für Probleme: Kleine Dörfer wurden verändert oder aufgelöst um der Ölförderung nicht im Wege zu stehen. Dabei wurde wenig an die Interessen des "kleinen Mannes" gedacht, sondern an das große Wohl der Gemeinheit. Anthony Mann jedoch präsentiert einen romantischen Entwurf dieser Situation. Diese Symbiose der beiden Interessensgruppen ist möglich und absolut erstrebenswert. Also beschaut man hier einen charismatischen James Stewart der versucht alle Parteien zu Frieden zustellen. Und das gelingt natürlich am besten durch Nächstenliebe, Verständnis und Freundschaft. Doch noch beglückender als dieser weltfremde, naive Film ist das nicht immer richtig sitzende Toupet seines Hauptdarstellers.
RED EAGLE ist die Neuauflage einer thailändischen Action-Reihe, die auf den Kriminalromanen von Sake Dusit basiert, welche in den 50er und 60er Jahren in Thailand sehr populär war und ist. Doch das Reboot RED EAGLE wird leider in ausgesucht hässlichen Bildern und Locations erzählt, in denen endlose, ideenarme und zappelige Kämpfe stattfinden, welche zudem auch hyperaktiv geschnitten sind. Im Besonderen fällt es Regisseur Wisit Sasanatieng (TEARS OF THE BLACK TIGER) schwer, dem Zuschauer einen emotionalen Zugang zu seinen Figuren zu vermitteln. Die eindimensional formulierten Protagonisten stehen in keinem Gegensatz zu der ungelenk erzählten Geschichte um Verrat und Selbstjustiz, die in dieser Form schon seit Jahrzehnten im Kino erzählt wird. Die ausgestellten Gewalt-Eskapaden werden niemals ironisch gebrochen und passen sich dem bierernsten Tenor des Films an, der aber dadurch eher zu ungewollter Lächerlichkeit führt, denn Dramatik. Die Krönung des Ganzen ist ein hundsmiserabler Soundtrack der über dem Geschehen liegt und dem Zuschauer die Ohren verätzt mit unerträglich billigen Tönen.
Der Weltraum ist der Ort einer spektakulären Sinnsuche. Hier, wo alles ganz still ist, kann man in sich hineinhorchen, da kann man sich selber finden, oder eben verlieren. George Clooneys Charakter Matt Kowalski fungiert in dem Zweipersonenstück als Hirte, als eine Art Jesus. Niemals ist er aus der Fassung zu bringen, er trägt und leitet Dr. Stone und führt sie zurück zu ihrem verloren geglaubten Selbst. Mit traumwandlerischer Gelassenheit und Weisheit steht er dieser zerronnen Person mit Rat und Tat zur Seite. Und erst dann, wenn er weiß, dass sie es alleine schaffen kann, dann lässt er sie los und dann, wenn sie ganz laut nach ihm schreit und keine Antwort mehr bekommt, ist alles still. Gott antwortet nicht. Aber er war da, als er gebraucht wurde. Bei all der visuellen Brillanz und der - in den ersten dreißig Minuten - makellosen Inszenierung zeigt der Film, der zu 95 Prozent aus dem Computer stammt, noch ein Gespür für Subtilität: Wenn Matt Kowalski den Kontakt zu Dr. Ryan Stone verliert und in die unendlichen Weiten fortgerissen wird um sich als kleiner - für Dr. Ryan Stone wegweisender und leitender - Stern erkennen zu geben, dann erzählt er von der Sonne, die gerade aufgeht, ein für ihn überwältigender Moment, aber Alfonso Cuarón zeigt ihn uns nicht. Nicht nur, weil wir den Film ab einem gewissen Punkt nur noch aus der Perspektive von Dr. Stone erleben, nein, sondern auch, weil Cuarón auch an unsere Vorstellungskraft appelliert, die selbst ein, so auf optische Höhepunkte setzender, Film anregen muss. Und ist es nicht interessant zu beobachten, dass Dr. Ryan Stone die Rettung nur gelingt, weil sie sich von einem zerstörten US-Shuttle, über eine russische Raumkapsel, bis hin zu einer chinesischen Raumstation, rettet. Verbirgt sich darin nicht sogar - ganz überspitzt ausgedrückt - eine Aufforderung des Films an die drei mächtigen Staaten jegliche Feindseligkeit abzuwerfen, jeden politischen Argwohn zu lösen und zu beenden? Erst, wenn alle drei Großmächte zusammenarbeiten, kann diese Menschheit überleben.
Der Film erlangt zusätzlich zu der Erkenntnis, dass man seinen verstorbenen Liebsten nicht im Tod oder Himmel am nächsten ist, sondern wenn man für ihn weiterlebt und die vermisste Person im Herzen trägt, denn nur da findet sich die wahrste und vollkommenste Nähe. Das schlagende und lebendige Herz ist das Paradies. Und so findet der Regisseur eine intelligente Brücke, von der äußerlichen Pracht seiner Bilder bis hin in die inneren und intimsten Gefilde seiner Protagonisten. Ja, man muss es sagen: Das hat die Welt noch nicht gesehen. Aber das Kino, dass ganz gewiss.
Rachestumpfsinn, der übelsten und debilsten Form. Das Verschwimmen der Grenzen, der Jäger wird zum Gejagten und wieder zurück, wird mit aller plakativen Macht zur Schau gestellt (die Jagd nach einem Reh wird unterschnitten von der Ermordung und Massakrierung eines Menschen, geht's noch banaler?). Ein unsubtiler, ausgesprochen hässlich fotografierter Star-Schinken, der viel zu lange dauert, bis endlich der Jäger seine Beute richtet, tatsächlich mit einem Scharfschützengewehr (!), aber diese nicht mehr mit Verachtung und Hohn straft, sondern dessen Tod als gegebenen Zyklus des Lebens erachtet. Waidmannsheil. Oder so ähnlich.
Brian De Palmas funkelnde Show PHANTOM OF THE PARADISE erstrahlte und erhellte 1974 in den Kinos nur wenige Menschen und wurde zum großen finanziellen Flop, kurze Zeit später triumphierte jedoch THE ROCKY HORROR PICTURE SHOW (thematisch und optisch sehr ähnlich) in den Lichtspielhäusern, De Palmas Film ging sang-und klanglos unter, wurde jedoch immerhin mit einer Oscarnominierung für die (famose) Musik bedacht. Sind De Palmas Filme nicht sowieso immer am besten, wenn sie einfach fließen, durch keinen Dialog unterbrochen, durch keine Erläuterung der Handlung gestört, durch keine (schlechte) Schauspielführung strapaziert werden, sondern sie nur von dieser visuellen und tonalen Eleganz und Schönheit leben? Sollte De Palma nicht eigentlich Stummfilme machen? Oder gar Musicals? In PHANTOM OF THE PARADISE manipuliert De Palma sein Publikum gekonnt. Alles sieht nach einer überhöhten Satire aus, einer grotesken Parodie auf DAS PHANTOM DER OPER und FAUST, auf DAS BILDNIS DES DORIAN GRAY und PSYCHO. Zum einen gibt es die Figur des Phantoms, eine, unter der Parodie und Überspitzung leidende, Figur der Tragik, ihr gegenüber steht die Parodie des Dorian Gray. Sie lächelt, gewinnt, sie macht keinen Hehl aus ihrer Lage als reines, das Publikum erheiterndes, Plagiat. Doch im (herausragend) geschnittenen und rauschhaften Finale lassen beide Parodien ihre Masken fallen und darunter ist (k)ein Original zu finden, kein Witz oder spaßiger Unfug, nein, darunter steht das blanke Entsetzen, der blanke Horror. De Palma straft alle schlauen Zuschauer lügen, die De Palmas Film als spaßige Groteske verstanden: Der Film ist todernst gemeint. Jeder Joke war ein Hilferuf, jeder Nonsens ein Schlag in die Magengrube. Bei aller formalen Meisterschaft, weiß De Palma diesmal aber auch emotional zu fesseln: Wenn Jessica Harper das Lied "Special To Me" intoniert, die Menge vor Ehrfurcht schweigt, das Phantom vor Traurigkeit, Bewunderung und Liebe dahinschmelzt um durch ihre Stimme gleichermaßen errettet (weil sie das Einzige ist, was ihn am Leben hält) und zerstört wird (weil sie niemals sein Liebe erwidern kann), dann könnte De Palmas Kino kaum gefühlvoller und tragischer sein.
Und dann dringt Antonio Banderes schlussendlich in sich selbst ein. Der Fick mit seinem neu erschaffenen Menschen ist nur der Sex mit der eigenen Perfektion. Und selbst wenn man alle spannenden Fragen am Rande liegen lassen würde, die der Film über die eleganten zwei Stunden hinweg stellt, so muss man doch gleichermaßen Almodóvar inszenatorische Gleichgültigkeit, ja, präzise und nüchterne Beobachtungsgabe würdigen, die den aufgezeigten Perversionen eine Angst machende Normalität und Erhabenheit schenkt. Jeder andere Regisseur würde hysterisch kreischen, Almodovar erzählt jedoch mit sonorer Stimme.
Lüsterner und lustvoller Sexfilm mit schwelgenden Songs, traumhaften Bildern von Kameramann Heinz Hölscher und einer engelschönen und charismatischen Hauptdarstellerin. Galanter Porno.
Und dann schmiert der doch recht klug und konzentriert aufgebaute Film in der zweiten Hälfte so dermaßen ab und krönt seinen dann nur noch ungelenk erzählten Quark mit einem erbärmlich getricksten Flugzeugabsturz aus der Digital-Hölle. Julianne Moore ist trotzdem ein Hingucker.
Die stellenweise doch träge, gemächliche und enervierende Serienstruktur entkernt David Lynch hier völlig und zelebriert einen unnarrativen und saftigen Jahrmarkt der Ekstase, mit einem einmaligen und bizarren Gespür für Gemälde puren Horrors. Ein Film, der eine ganze (durchwachsene) Serie vergessen macht, voll meisterlicher Momente und virtuoser Verrücktheiten. Und dann am Ende dieser Engel im Raum der roten Vorhänge. Wahnsinn.
In seiner einfachen und eindrücklichen Struktur ein Actionfilm, der nichts mehr vorgibt und einfach nur ist: Fast gänzlich von nervigem Ballast brefreit, zündet GETAWAY ein Feuerwerk krachiger Explosionen und umwerfender Stunts. Und weil sich der Film seines dünnen Gerüsts immer bewusst ist, weiß er sich auch auf sympathische Art und Weise im Actionkino zu positionieren und erweitert und bereichert es sogar, nämlich in einer Szene, in der Ethan Hawke die Entführer verfolgt und kein einziger Schnitt die Hatz unterbricht. Wahrlich beeindruckend. Eigentlich ist den letzten Worten des Bösewichts nichts mehr hinzuzufügen: "Ich versichere Ihnen, es war höchst unterhaltsam."
Ein eisiger, mitunter auch frostiger Film, der seine kleinen und großen visuellen Spielereien in den Vordergrund rückt, um zu verdecken, dass er absolut nichts zu erzählen hat. Park Chan-Wook ist ein Werbefilm gelungen. Ein Film, der nur vom eigenen Selbst handelt, denn niemals zuvor hat er seine oberflächlichen bildlichen Motive so nichtssagend ausgestellt, seine Regieeinfälle so demonstrativ aus dem Ärmel geschüttelt und seinen inhaltlichen Kern so selbstverliebt verwischt und verwässert. Voll artsy, also völlig unrelevant.
Wenn INSIDIOUS der ankündigende Prolog des großen Unheils war, dann ist INSIDIOUS 2 das große 100 minütige Finale. Ein entschlackter Schocker, voll präziser Kameraarbeit und sauspannender Spitzen. James Wans vielleicht bester Film. Und eine ganz und gar gruselige Überraschung.
Eine kleine Ode an Larissa: Du bist ein tollpatschiges, verschmitztes, kesses Wesen. Eine töffelige Pippi Langstrumpf. Deine Lippen versprechen Sinnlichkeit, sie werden liebkost von Deiner würdevoll gerauchten Zigarette. Du bist nicht nur ein süßer Apfelstrudel, ein unbekümmertes, herzensfrisches Mädel, das alle Masken durch Natürlichkeit, Ehrlichkeit und eine tapfere Naivität, sprengt, sondern ein authentisches Geschöpf, das sich manchmal verliert und von anderen gefunden, ja sogar entdeckt, werden muss. Dein Charme ist entwaffnent oder so pur und angsteinflößend natürlich, dass er bekämpft, ja sogar niedergestreckt, werden muss. Du bist sogar so natürlich und echt, das Du unentwegt stolpern musst. Deine nicht enden wollende Zärtlichkeit und Fürsorge für andere Menschen kennt keine Grenzen, sie nimmt sogar diejenigen in den Arm, die es gar nicht mehr verdient haben. Deine Wärme und anmutige, verletzliche, aber doch stolze Schönheit hat ein Land bewegt und erfüllt. Es ist nur bezeichnend, dass Du nicht gewonnen hast. Eine roher Diamant kann eben nur dann gewürdigt werden, wenn er nicht von aufgespritzten Titten verdeckt wird. Ich wünsche Dir das Beste. Von ganzem Herzen. Dein größter Bewunderer. Dein Jonny. ♥
Sauberer und punktgenauer Thriller, der sich durch kalte Gegenden und Herzen hetzt. Das unreife, audiovisuelle Geprotze früherer Tage fehlt diesem neuen, nachdenklichen Fincher, der - spätestens seit ZODIAC und THE SOCIAL NETWORK - die Form nie über den Inhalt hinwegsetzt. Das ist ziemlich klug und bisweilen auch sehr spannend anzusehen, wäre dieser Film nur nicht so passgenau und steril durchkomponiert worden. Manchmal wünscht man sich ihn eben doch herbei: Den großen formalen Ausbruch. Finchers Kino sagte mir nie viel. Doch auf einmal, da finde ich es nicht nur gut, ich finde es phasenweise sogar sehr aufregend.
Ein Museumsfilm. Alle Ingredienzen des Horrofilms werden von Kubrick ausquartiert und an einen einzigen Ort verfrachtet: Das Hotel. Keines der Elemente befindet sich in seiner echten Umgebung. Deshalb fühlt sich der Film nicht wahr an, sein Schrecken ist gekünstelt. SHINING ist eine präzise Anleitung für einen Horrorfilm, aber er ist keiner. Der Film ist immer dann groß, wenn er nicht das ist, was er vorgibt zu sein. Die stellenweise überragenden Momente finden sich nicht im Grusel, im Terror oder im Grauen, nein, sie findet man, wenn man hinguckt, wo SHINING einmal ganz klein wird und verdichtet (Das Gespräch an der Bar, Die Toilette) und nicht vortäuscht. Das Finale verdient dennoch ein großes Herz. Kubrick leider keines.
Eine so dick aufgetragene Satire, die wirklich jede Subtilität vermeidet, kann nur auf eine Art und Weise enden: Die reiche High-Society, die das gemeine, arme Volk aussaugt, entpuppt sich (im wahrsten Sinne des Wortes) als Bande menschenfressender Parasiten. Die letzten zwanzig Minuten sind folglich ein Schauplatz des Wahnsinns, mit Effekten und Momenten, die jeder Beschreibung spotten würden. Das muss man mal gesehen haben, da gibt es nichts zu diskutieren.
Und dann wünscht man sich der Film würde viel weniger erzählen, würde sich so treiben lassen wie in der ersten Hälfte, die gekrönt wird von einer berauschend montierten Fahrstuhlszene. Doch nach dem radikalen Bruch und dem interessanten Perspektivwechsel kann De Palma nicht mehr an seine anfängliche Meisterschaft anknüpfen, liefert aber trotzdem noch die ein oder andere unglaubliche Szene. Brian De Palma ist einfach der stylischste Schmutzfink überhaupt.
Einzig und allein Clint Eastwood rettet dieses vorherseh - und austauschbare, mit Problemchen bestückte und eindimensional gespielte, dramaturgisch flaue, Sportler-Dramödchen.
Das Handy hat die technisch unbefleckte Natur erreicht. Wenn Walter Mitty einmal wirklich dem Alltag entflieht, alles stehen und liegen lässt, dann hat er immer noch sein Handy dabei und telefoniert. Erhaltene SMS werden sogar (Ben Stiller zeigt seine kreative Ader) optisch auf die Berge und Landstriche transferiert. Ein witzig gemeinter Einfall mit bitterem Nachgeschmack. THE SECRET LIFE OF WALTER MITTY fühlt sich an wie ein überlanger Werbefilm, der seine Zuschauer zu vielem auffordert: "Kommen Sie nach Grönland, fliegen Sie in einem schicken Flugzeug, nehmen sie ihr teures Handy mit. Konsumieren sie und bleiben sie nicht Zuhause. Erleben Sie, aber bitte seien Sie nicht unnereichbar, bezahlen Sie Geld und seien Sie dennoch ein Teil der Konsumgesellschaft." Walter Mitty bezahlt sogar die unverschämte Summe von 500 $ im Jahr für eine Dating-Seite, trifft sich danach aber noch mit einem Mitarbeiter der Firma, auf eine leckere Zimtschnecke, um ihm eigentlich noch dafür zu danken, so eine hohe Summe bezahlen zu dürfen. Der Film formuliert ganz deutlich einen Appell an alle: "Bereisen Sie das Kino, denn dann sind sie wie Walter Mitty: Ein zahlender Tagträumer."
Man irrt, wenn man glaubt es handelt sich hier um eine Liebe. Um eine Liebesgeschichte. Es geht nur um Fleischeslust. Ausgestellt. Aus der Heten-Perspektive gefilmt. Emma durchschaut das. Sie liebt Adele am Ende nicht mehr. Aber die Sehnsucht nach ihrem Körper bleibt. Nach ihrem Fleisch. Natürlich. Ein dreistündiger, vor Kitsch triefender, Porn-Epos, getarnt als schnullige Liebesoper.
In der dritten Staffel wird alles chaotischer, der Titeltrack ist zu einem jazzigen, unruhigen Musikstück geworden, der von Hektik und Rastlosigkeit erzählt. Doch trotzdem gelingt es der 3. Staffel vorzüglich diese Unruhe des aufkommenden Krieges durch die inszenatorische Gelassenheit der Regisseure zu verbildlichen und somit einen krassen Gegensatz zu schaffen. Auf füllenden Ballast wurde - anders als in der 2. Staffel - so gut es geht verzichtet. Am Ende verabschiedet sich sogar eine große Serienfigur (meine liebste) in einer kurzen, aber markanten Szene, die das Adrenalin des Zuschauers in die Höhe treibt. THE WIRE schlägt unvermittelt zu. Stark.
Funktioniert und läuft ab wie ein normaler James-Bond-Film, nur eben weniger elegant und glamourös. THE MACINTOSH MAN ist ein chilliger Anti-Bond, in dem die Hauptfigur - gespielt von einem kühlen Paul Newman - sich durch den tristen Agentenalltag kämpft. Ganz groß ist der listige James Mason, der eben kein großer Bondschurke mit Eitelkeit im Haar ist, sondern ein kluger Geschäftsmann, in einer desillusionierten und pragmatischen Welt. Ganz interessant.