Dergestalt - Kommentare

Alle Kommentare von Dergestalt

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    Dergestalt 14.10.2016, 18:29 Geändert 14.04.2020, 12:18
    über Dracula

    [Dergestalts Horrorctober 2016 - #6]

    Schon letzten Horrorctober hatte ich mich mit der Figur Dracula beschäftigt und mit dem charmanten Bela Lugosi meinen Meister gefunden. An dessen stimmungsvoll verschlagene Vampirfigur reicht Christopher Lee leider nicht heran. Sein Dracula besitzt überhaupt überraschend wenig Screentime, tritt nur sehr punktuell auf und spricht eigentlich nur zu Beginn. Dann aber erstaunlich abgeklärt, ruhig, gentlemenlike, wenn auch nicht so herzlich-durchtrieben wie Lugosi. Überhaupt ist der Dracula der Endfünfziger deutlich schneller zugange, mit deutlich größerem Bodycount, überhaupt mehr Action und einer weit weniger verhüllten Erotik. Die Handlung passt sich dem an, so sind die Vampirjäger gleich zu Beginn vertreten, das Geheimnis Draculas ist augenblicklich kein Geheimnis mehr. Dem Zuschauer der 50er dürfte der Vampirstoff sehr vertraut gewesen sein.
    Obwohl Terence Fishers "Dracula"-Fassung gegenüber jener von 1931 deutlich actionorientierter und schnittiger ausfällt, gleichzeitig mit schön altmodischen Szenerien und ordentlicher Lichtregie auch atmosphärisch gelungen (wenn auch nicht herausstechend) ist, fehlt ihm definitiv das Gespür für das Grauen. Dracula springt hier viel zu schnell von Szene zu Szene, seine Kreaturen der Nacht offenbaren sich ohne Umschweife und wirken so oft banal. Lee spielt seine kurzen Auftritte zwar ordentlich, aber, wie gesagt, nicht bahnbrechend - mir zumindest blieb rätselhaft, warum seiner Rolle so viel filmhistorisches Gewicht zuteil wurde. Peter Crushing hält dieses solide Niveau, er wirkt in der Figur des pragmatischen Dr. Van Helsing ebenfalls stimmig. Nur der restliche Cast fällt ab und da der Film oft sehr dialoglastig gerät, sind die diversen Beratungsszenen mit den blassen Figuren oft ärgerlich fade. Insofern zwar ein ordentlich inszenierter, teils gut gespielter Streifen, dem die unheimliche Kraft diverser Dracula-Filme von "Nosferatu" bis Werner Herzog in seiner straighten, aber doch steifen Inszenierung aber leider abgeht.

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    • Irgendwie habe ich jetzt noch weniger Lust, den ersten Teil zu sehen.

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        Dergestalt 12.10.2016, 18:15 Geändert 14.04.2020, 12:18

        [Dergestalts Horrorctober 2016 - #5]

        Das Death Bed dürfte wohl das skurillste Monster der Filmgeschichte sein. Zumindest für mich, denn ich habe noch kein Horrorwesen gesehen, das seine schlafenden Opfer langsam in Säure auflöst, dann mit Apfelkaugeräuschen zerbeißt, deren Eigentum in ein Paralleluniversum und deren Überreste in die Natur teleportiert. Überhaupt lacht dieses Bett nicht nur ganz und gar menschlich, sondern kann auch locker telekinetisch Dinge bewegen. Und ja, es ist ein lebendiges, menschenfressendes Bett.
        Dieses vollends übersteuerte Monster mit seinen vollends bescheuert-kreativen Todesszenen trifft nun auf eine Welt langweiliger, austauschbarer Figuren, die trashtypisch durch ihr Nicht-Schauspiel überzeugen wollen. Besonders hervorhebenswert ist der arme Adelsmann, der vom Bett hinter ein Portrait teleportiert wurde und von dort aus nun gestelzt poetisch über die Hintergründe des furchtbaren Monsters spricht. Und weil diese Gedankenrede so wunderbar funktioniert, sprechen auch die restlichen Figuren meist brav in ihren Gedanken. Wirkliche Dialoge finden hingegen selten statt, echte Interaktion eigentlich auch nicht. Das Bett tötet genüsslich seine septischen Opfertiere. Diese Mischung aus Lethargie und skurrilen Kills hat definitiv Faszinationspotential, nimmt man dann noch die merkwürdigen Traumszenen dazu, hat man schon locker einen herausragenden Vertreter des Trash-Horrors. Unbedingt sehenswert also, aber nur, wenn man auf Handlung, Spannung, Logik, Gewöhnlichkeiten verzichten kann. Knusper-di-knack.

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          Dergestalt 10.10.2016, 16:11 Geändert 30.10.2016, 02:10

          [Dergestalts Horrorctober 2016 - #4]

          Hershell Gordon Lewis ist letzten Monat gestorben und es heißt, da sei eine Gore-Legende von uns gegangen. Zu seinem Kulterbe gehört auch der leicht spleenige "Wizard of Gore". Von Anfang an macht Lewis keinen Hehl daraus, dass es hier nicht bloß um ein bisschen Horroraction, sondern ebenfalls um das Spiel mit Realität und Fiktion geht. Entsprechend häuft sein Film genüsslich unlogische Ereignisse an; nicht eben, um sie - wie so oft im Horrorgenre - auf fantastische Weise aufzulösen, sondern um durch sie zu beweisen, wie unsicher die Wirklichkeit doch ist.
          Das macht natürlich nicht automatisch einen tiefgründigen Film. Eher ist der "Wizard" ein vergnüglich-böser Zaubertrick, der an den richtigen Stellen auch nicht mit morbiden Szenen spart. Die gesamte trashige Aufmache des ganzen, seien es die eher niedlichen Splattereffekte, die flachen Schauspielleistungen oder die ramschige Montage, sorgt dabei zusätzlich für ein gewisses Kirmesbudenflair und wirkt einer echten Bedrohung so entgegen. Vor allem Ray Sagers hemmungslos theatralisches Overacting gibt hier wesentliche Impulse. Da mag man auch darüber hinwegsehen, dass sich der Film letztlich doch nur von Zaubererauftritt zu Zaubererauftritt schleppt und arg schematisch bleibt. Erst das Ende überrascht wieder in seiner Schratigkeit. Aber sehet selbst!

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          • "Mulholland Drive" wäre es beinahe gewesen - ich bin an bestimmten Stellen dann aber einfach nur mit meinem Drehstuhl durchs halbe Zimmer gesprungen - und habe dann weitergesehen.
            "Inland Empire" habe ich mit seinen ewigen, doomigen Kamerafahrten durch irgendwelche schummrigen Sets und dann noch diesen gruseligen Figuren aber damals bei der Erstsichtung abgebrochen und das dann mit einem Freund nachgeholt. Bis auf den fiesen, verstörenden Scare am Ende ging das so auch recht gut.

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              Dergestalt 07.10.2016, 00:26 Geändert 14.04.2020, 12:19

              [Dergestalts Horrorctober 2016 - #3]

              Moment, was war denn das? Adam Wingard und Simon Barrett, die sich mit den pointierten Genretretern "You're Next" und "The Guest" bereits als twistoffenes und ästhetisch versiertes Team behaupten konnten, treffen auf den legendären, genrebildenden "Blair Witch"-Stoff - und verkacken es. Ohne Zögern greifen sie sich alle Elemente des Originals und werfen sie in einen meist unmotivierten Jump-Scare-Zirkus. Die Figuren bekommen zeitgemäß geiles Equipment, aber auch die Hexe rüstet auf. Jetzt dürfen ganze Erdbeben erzeugt, Bäume gefällt und einige Gruselfratzen hergezeigt werden. Natürlich nur kurz und durch die hier zusätzlich verschärfte Wackeloptik immer aus dem Fokus geholt. So glaubt der Film wohl, der Ungreifbarkeit der originalen Hexe entsprechen zu kommen, wirkt in seinem geheimniskrämerischen Umtänzeln der plakativen Gefahr aber nur billig und ausweichend. Durch die ständige Dunkelheit geht es hier zwar noch desorientierender als im Original zu, das nervt in seiner überflüssigen, letztlich doch absehbaren Jumpiness aber nur. Mehr zweckfreie Nervenbelastung als Grusel. Zudem schade, dass die moderne Ausrüstung mit ihren diversen Funktionen ziemlich leicht verheizt und in ihrem Facettenreichtum kaum genutzt wird. Zwar gibt es einige interessante Themen wie den Verlust der Zeitwahrnehmung, aber viel Raum will man ihnen nicht geben. Lieber noch einen Jump-Scare und ein bisschen totes Fleisch. Atmosphärenbildung geht anders, das hier geht zu überhastet.
              Denn der Film ist auch dramaturgisch ziemlicher Mist, startet gleich vollkommen durch, kümmert sich nur nebenbei um Charaktermotivationen und so 'nen Scheiß. Die Schauspieler spielen passabel, deren Figuren bleiben aber blass und gehen auch auf diesem Wege schnell im Getümmel verloren. Vor allem Heathers Bruder bleibt als Schlüsselfigur absolut ungreifbar und läuft vor allem als bloße Motivationsschablone für den Trip in den Wald.
              Der Wald, ja: Das Waldsetting wird kaum einleitet, gleich darf es ordentlich krachen, richtig explizit werden. Die ehemals diffus und langsam hervorgegrabenen Legenden werden schnell heruntererzählt, damit ihnen nachher auch schön brav entsprochen werden kann. Den unklaren Bezug zwischen Mythos und Realität will man hier lieber vermeiden - zielgerichtet soll der moderne Horror sein.
              Überhaupt nimmt es sich der Film gerade gegen Ende zum Ziel, einige Unklarheiten des ersten Teils zu klären. Als wäre das Erklären für den Horrorfilm nicht an sich schon die Kinderkrankheit schlechthin, wird ihr hier auch noch aufs Plakativste entsprochen. Hier sprechen die Figuren brav aus, was mit ihnen vorgeht, wer hier wen steuert und was die böse Hexe wohl als nächstes vor hat. Und das ist ja das Zynische an diesem Machwerk: Die Hexe wird zum effekthaschenden Gruselapparat, der in seinen Mechanismen nur erkundet werden will. Die tiefe Ohnmacht und Einsamkeit der Figuren im ersten Teil weicht hier einem atemlosen Terrorzirkus, der schließlich maximal absehbar ist und dem Grauen kaum mehr Raum gibt. Auch ohne den Vergleich mit der Vorlage muss man hier einen schlampig gemachten Horrorfilm konstatieren. Als hätte sich ein blödes Kind im Wald verirrt. Wingard, Barrett, seid ihr's noch?

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                Dergestalt 03.10.2016, 17:48 Geändert 03.10.2016, 17:49

                [Dergestalts Horrorctober 2016 - #2]

                "The Mummy" - heute vom fetten Action-/Fantasyfranchise überlagert, war das eigentlich mal ein klassischer Horrorfilm. Und klassisch auch in der Besetzung/Rollenverteilung - so darf Frankenstein Boris Karloff hier wieder die erweckte Kreatur spielen, fahl durch Szenerien gehen, die durch das exotisch-düstere Setting und die gelungene Licht-/Schattenverteilung eine einnehmend morbide Stimmung garantieren. Ebenso gemächlich wie sich seine Figur bewegt, geht auch die Dramaturgie voran. Langsam fügt sich das rätselhafte Puzzle um die Ursache der Ereignisse, wirkliche Konfrontationen mit dem Bösen geschehen eher indirekt. Dann muss vor allem Karloff mit seinen Schauspielfähigkeiten überzeugen, um die diffuse Bedrohung des Im-ho-tep greifbar zu machen. Vor allem seine Mimik, der starre, dämonische Blick im grellen Licht, bleibt dabei in Erinnerung, ebenso seine dünne, hohe Figur, die wie geisterhaft vorangeht. Der restliche Cast fällt dagegen natürlich ab und muss sich formelhaft im üblichen Kampf um die gefährdete hübsche Frau bewähren. Neben der interessanten, aber nicht sonderlich fordernden Hintergrundgeschichte zur Mumie gibt es also wenig, das nach der Sichtung noch bleibt. Eigentlich vor allem Karloff und das morbide Ägypten.

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                  Dergestalt 03.10.2016, 02:13 Geändert 14.04.2020, 12:19

                  "The Bunny Game" macht es natürlich vielen nicht leicht. Für einen klassischen, triebbefriedigenden Torturefilm ist er zu vertrackt und zu indirekt in seiner Gewaltdarstellung, für alles andere aber auch zu roh, fragmentarisch, letztlich doch zu gewalt- und leidenszentriert. Eigentlich schwer, hier von einem ganzen Film zu sprechen, zumindest im Sinne eines auch nur rudimentären Erzählfilms. Weder gibt es eine umfassende Handlung, noch besondere Motivationen, noch besondere Deutungsansätze. Einmal haben wir eine Frau als Prostituierte, die sich bereitwillig misshandeln lässt, einmal eine Frau als Gewaltopfer, die unfreiwillig misshandelt wird. Darin bildet sich schon die vollständige Struktur des Filmes ab. Mit düsterer Ambientmusik, kahlen S/W-Bildern, schnellen Schnitten, losen Lichteffekten und Noise-Fetzen wird eine konsequent düstere Szenerie erschaffen, die eher durch ihre filmische Form als durch die gezeigten Gewalttaten verstörend wirkt.
                  Der Entführer der Frau ist nicht der typische Freier, der sein Gegenüber für seine Triebe benutzt, er spielt mit ihr, tänzelt um sie herum, spiegelt in ewigen medialen Wiederholungen ihr pornografisches Potential, ihr Leiden als Sexsymbol, das sie als misshandelte Prostituierte zuvor verkörperte. Vieles bleibt dabei angedeutet, vieles unaufgelöste Spannung. Eine fiese BDSM-Nummer, die mit dem Erregungspotential des geilen Sadisten (siehe auch Torture-Zuschauer) spielt, jedoch nie zur körperdurchbrechenden (Phallus, Waffe) Erlösungsdarstellung gelangt. Hier spielt der Film mit den Genreerwartungen und wird so eben nicht zum Torture-Porn, sondern eher zum vagen, unangenehmen audiovisuellen Erlebnis. In seiner konsequent düsteren Machart und diesem Konfrontationscharakter faszinierend, bleibt er allerdings nicht mehr als eine Skizze, ein Handlungsprozess, der ohne echte Stoßkraft letztlich richtungslos und dumpf bleibt. Wohin treibt uns diese Doppelstruktur? Die Hauptdarstellerin nannte es Selbsttherapie und irgendwie fühlt sich "The Bunny Game" auch mehr wie eine Abramović-Performance an als wie ein Film. Physisches Potential, radikal-meditative Anlagen, BDSM-Kitzel - nichts für den klassischen Filmkonsum, wenig zum Verarbeiten.

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                    Dergestalt 01.10.2016, 22:42 Geändert 14.04.2020, 12:19

                    [Dergestalts Horrorctober 2016 - #1]

                    "The Mist" ist auch mit seiner einfachen Prämisse ein äußerst interessanter Film. Trotz großzügiger Spielzeit kommt die King-Adaption schnell zur Problematik und damit gleich zur räumlich begrenzten Situation der eingeschlossenen Stadtbewohner, die sich gegenüber dem grausig-tödlichen Nebel behaupten müssen. Diese Hast und der begrenzte Ort haben zunächst durchaus billig-effektsuchenden TV-Charakter, vor allem, da die erste Begegnung mit dem Grauen durch kaum verschleiertes CGI auf eher unfreiwilliger Basis erschreckend ist. Andererseits nutzt der Film Plötzlichkeit und Enge äußerst konsequent und spitzt die Konflikte im Mikrokosmos der Gesellschaft schnell zu. Langeweile kommt kaum auf, ebenso fehlt es dem Film nicht an Schärfe, denn die Eskalationen erreichen bald irritierende Züge. So braucht es fast keine Monster mehr, um den Schrecken innerhalb der Gesellschaft noch zu spiegeln. Klug hält sich der Film lange Zeit mit Deutungen zum Unheil zurück, um wie schon Romero (Zombies) oder Hitchcock (Vögel) vor allem die Eigendynamiken des menschlichen Zusammenlebens in einer Notlage zu beobachten. Dabei arbeitet der Genrefilm natürlich mit Überspitzungen und überzeugt mehr durch sein emotionales Level als durch psychologische Beobachtungsgabe. Interessant bleibt er dennoch und einige unbequeme Offenheiten (kann die eigentlich religiöse Spinnerin in einer so verrückten Welt denn Recht haben?) lässt er auch kühn stehen. Die direkten Begegnungen mit den Angreifern lassen die Situation bisweilen zwar arg plakativ wirken; vor allem, da dem eigentlich ungreifbaren Nebel hier irritierend beliebige Monsterfressen hinzugefügt werden. Manch fieser Kill lässt am Gefahrengehalt der Angreifer aber trotzdem keinen Zweifel, was diese Szenen so glücklicherweise nicht vollkommen entwertet.
                    Der vielerorts gerühmte Schluss dreht die Stimmung dann komplett um. Plötzlich erhält der Film beinahe metaphysisch-mystische Qualitäten, macht daraus jedoch kein kitschiges Erlebnis, sondern konterkariert es zur richtigen Zeit mit derbem Zynismus, den man der bis dahin bekannten Dramaturgie sicherlich nicht zugetraut hätte. Hier gelingt es "The Mist" schließlich, sein eher begrenztes Szenario zum apokalyptischen Albtraum auszuweiten, der auch vor Genrekreuzungen keine Angst hat. Der Film befreit sich an diesem Punkt von seinem altbekannten Rezept und wird vom ordentlichen Horror zum guten Horror-Sci-Fi-"Vergnügen" über das man schließlich sogar etwas nachdenken kann.

                    [Zu meiner Horrorctober-Liste: http://www.moviepilot.de/liste/dergestalts-horrorctober-2016-dergestalt]

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                    • Dergestalt 01.10.2016, 14:47 Geändert 01.10.2016, 14:48

                      Glaube, das war "Final Destination 2". Gut, vielleicht nicht der reinrassigste Horrorfilm, aber schon damals die richtige Mischung aus Grusel/Spannung und überzogenem Splatter (FSK 16 - wtf?). Habe den vor kurzem nochmal gesehen und halte ihn immer noch für den besten Teil der ersten drei Filme.

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                        Dergestalt 29.09.2016, 00:33 Geändert 29.09.2016, 10:27
                        über Nerve

                        Mit schicken Neonfarben, dickem Electro-Partysoundtrack, der unfassbar süßen Emma Roberts, überhaupt einer Herzeige-YOLO-Pose scheint "Nerve" zunächst ein ganz derber Hollowood-Fänger zu sein. Dann auch noch die typischen Coming-Of-Age-Fragen zu Selbstbewusstsein, Vertrauen und alles eigentlich in klaren Bahnen. Aber "Nerve" ist doch mehr und funktioniert trotz bester Ausgangslage für jede Menge Partyaction auch als wunderbar überzogene Gesellschaftskritik. Zwar fehlt ihm die subversive Doppeldeutigkeit eines "Spring Breakers", in seinen besten Momenten wirkt er trotzdem ziemlich durch. Wenn die poppige Welt immer tiefer in eine dauerparanoide Selbstbespiegelungsfantasie verkommt, in der wirklich jeder Depp auf sein Smartphone starrt, jeder unmittelbare Kontakt im Sensationsrummel abstirbt, merkt man schon, dass hier einiges sehr schief läuft. Und obwohl Ariel Schulmans Film relativ stringend zu einem effektreichen, bedeutungsschwangeren Showdown fährt, lässt er dabei dennoch einige kluge Gedanken zum Verhältnis Individuum/Cloud stehen.
                        Insofern ist "Nerve" keineswegs ein Blender, sondern treibt seine Kritik bis zur letzten Konsequenz. Die diversen Klischees dämpft er mit seinem Witz oder der dauertreibenden Inszenierung. Und ja, Emma Roberts ist einfach süß.

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                        • Extrem leckere Liste, ist ganz viel tolle Kunst dabei.

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                            Dergestalt 27.09.2016, 22:04 Geändert 16.10.2019, 22:18
                            über Head

                            Als Jack Nicholson wohl noch ein echter Acidhead war, versuchte er sich einmal an einem Drehbuch. Und das Ergebnis war "Head". Ein Film, der ganz auf die Spaß- und Popgruppe The Monkees zugeschnitten ist. Mit extrawenig Bezug und voller abrupter Ideen ergibt sich ein ziemlich wirrer Zirkus zwischen Surrealismus und Psychedelik. Die Affenköpfe hüpfen von einem Genre ins nächste, von einer Welt in die andere, mal ist alles nur Schauspiel, mal echt, irgendwie ist Realität ein dehnbarer Begriff. Nicht einmal nach Musicalmaßstäben (denn die Szenarien dienen auch gerne zur Einbettung einzelner Songdarbietungen) lässt sich dieses Pseudogefüge rechtfertigen, hier wurde einfach ganz heftig drauf los gedröhnt. Unter den schönen Ideen finden sich etwa ein Footballspieler im Schützengraben, ein überdimensionaler Staubsauger, eine farbfilterschwangre Acidparty und ein Colaautomat mitten in der Wüste. Schwer das noch alles irgendwie zu fassen, aber auch fein unterhaltsam und bisweilen schön anarchisch. Natürlich nur mit Längen, denn auf knapp 1,5 Stunden ist so einer Nummernrevue auch anstrengend. Zudem ist der Randomfaktor arg heftig, womit jegliche mögliche Stoßrichtung gleich unterbunden ist, der Film letztlich also nicht mehr aussagt als sein dickes "Let's Have Some Fun". Wer mehr findet, darf Nicholson gerne Bescheid geben.

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                            • Natürlich ist der große Horrorfreund Dergestalt auch wieder mit von der Partie. Ob ihr meine Liste brauchbar oder weniger brauchbar findet, ausgefallen dürfte sie auf jeden Fall sein:

                              http://www.moviepilot.de/liste/dergestalts-horrorctober-2016-dergestalt

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                              • Dergestalt 26.09.2016, 15:30 Geändert 26.09.2016, 15:30

                                Freu' dich auf "Possession" - das wird ein Fest. Auch wenn ich den Film nur sehr bedingt als Horror einstufen würde. Ist eher ein Genrevernichter.

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                                  Dergestalt 25.09.2016, 01:18 Geändert 16.10.2019, 22:09

                                  Ja, was sagt man denn da noch? Christoph Schlingensief meets "Begotten"? "Green Elephant" ist ein überaus versiffter, konfuser Streifen über zwei Kerle, die in einem undefinierten Knast herumsitzen. Der eine liebt seine Scheiße, den anderen regt das auf. Dann kommt noch ein merkwürdiger Polizist-Gefängniswärter und provoziert zusätzlich. Natürlich eskaliert die Situation und natürlich wird es eklig. Gut, nicht über die Maßen. Es gibt ein klein wenig Darm, Blut, Penis, anale Nekrophilie und sogar einen menschfleischernen Elefantenrüssel (mein Favorit). Zuvor musste der Zuschauer schon derbe Koprophagieeinlagen ertragen, die in ihrer hilflosen Erzwungenheit durchaus einen absurden Humor erzeugen. Dazu und überhaupt viel Gefluche, Gejammer und Aggression.
                                  Zunächst scheint der Film recht nah an den Figuren und ihren Befindlichkeiten, gerade durch die enggeführte, verrauschte Kameraoptik, später wird es aber doch sehr entfesselt. Wenn etwa der Polizistencharakter beharrlich von japanischen Kriegswaffen spricht, irgendetwas damit bezwecken will, das dem Zuschauer aber unbegreiflich bleibt. Oder wenn urplötzlich Figuren verschwinden, wieder auftauchen, dann tot sind. Oder wenn merkwürdige S/W-Zwischeneinlagen zu plötzlich auftretender Metalmusik gezeigt werden. Eieiei - alles sehr verquer und bisweilen maximal anstrengend. In seiner rohen, bis ins Abstruse gesteigerten Energie zur Provokation aber auch wieder unterhaltsam bis faszinierend. Man darf auch gern nach einem Sinn suchen, wenn einen die Bilder bis dahin noch nicht totgescheuert haben.

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                                    Dergestalt 23.09.2016, 01:55 Geändert 14.04.2020, 12:12

                                    Ja, der vielgehypte "Snowpiercer" ist tatsächlich ein faszinierender Film. Nicht nur mit seiner pointierten Ausgangslage vom apokalyptisch geprägten Mikrokosmos Menschheit, sondern auch in seiner spiel- und deutungsfreudigen Umsetzung.
                                    Überraschend erst einmal, wie schnell der Film zur Sache kommt, wie schnell das Anliegen, die Revolte zu starten, gefasst ist und schließlich auch durchgeführt wird. So kann sich der Streifen vollkommen auf den Marsch durch die Waggons bzw. Gesellschaftsklassen konzentrieren. Dabei natürlich viel Spannung, Ungewissheit und enorm stylische Kämpfe, die auch gern mal ins Pathetische bis Überstilisierte kippen, so aber auch viele quere Bilder leichterhand in sich aufnehmen (verschleierte Axtkämpfer, Fische, Eier). Gleiches gilt für die grotesken Gesellschaftsszenarien, die zwar teils altbekannte Satiremuster aufwärmen (die Schule als Ideologieanstalt), andererseits und vor allem vom Setdesign her aber auch enorm liebevoll und unaufdringlich vielsagend inszeniert sind. Entsprechend schwankt auch eine Tilda Swinton mit ihrer vollkommen überzeichneten Mason-Figur fies zwischen forciertem Overacting und verblüffender Konsistenz. Beeindruckend dann wieder, wie einfach wesentliche Themen wie Internationalität und Kommunikation (Plot und Staff legen es beide auf Internationalität an) behandelt werden.
                                    Zusammengepackt ist das auf jeden Fall facettenreich, visuell faszinierend (abgesehen vom irritierend hässlichen CGI der Landschaftsaufnahmen) und dennoch auf den Punkt und treibend inszeniert, was auf jeden Fall für höchste Unterhaltungskunst spricht. Joon-ho Bong zeigt seine intellektuellen Anliegen, verheddert sich darin aber nicht - zumindest lange Zeit nicht.
                                    Denn der Schluss ist mit seiner in allen Zügen absehbaren Slave-meets-Master-Konstellation dann doch sehr stereotyp geraten. Was bei Huxley ("Brave New World") als präziser, nachdenklicher Ideenstreit in Buchform funktioniert, wird hier im großen Film leider doch zu viel.
                                    Die wesentlichen Ideen dort treffen natürlich auf Zeitlupen, hochdramatische Gewissensumschwünge und Entscheidungen in allerletzter Minute. Dass der grundsätzlich eher simple Subtext so enorm aufgebläht und aufdringlich bedeutungsschwanger im Raum hängt, ärgert dann doch ziemlich, weil die Kunst Bongs, unaufdringlich Bedeutungen anzuschneiden hier endgültig einer sehr plakativen Vorgehensweise weicht. Aber so ist es leider mit vielen anspruchsvollen Unterhaltungsfilmen - sie scheinen ihrer Zwischenexistenz nicht ganz zu trauen und wollen am Ende dann doch lieber als besonders anspruchsvoll aus dem Rennen gehen, natürlich mit den Mitteln des großen Zeigefingerkinos.

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                                      Dergestalt 18.09.2016, 19:23 Geändert 14.04.2020, 12:13

                                      Dass "Naked Blood" hier als lahmer, blöder Gorestreifen verschrien ist, liegt wohl daran, dass er für Freunde von (japanischen) Goretretern erstaunlich zurückhaltend gestaltet ist, zumindest weitgehend. Der kreative, aber nicht unbedingt tiefgehende Plot wird nur bedingt für eklige Verstümmelungsszenen verbraten. Vielmehr nutzt ihn Hisayasu Sato, um ein skurril bis leise surreales Drama über Verlust, (Selbst-)hass und Körperlichkeit zu gestalten, das sicher nicht einfach zu verstehen, aber definitiv nicht dumm ist. "Naked Blood" erinnert an einigen Stellen an den durchdachten Körperhorror eines Cronenberg, auch, da er seine Figuren weniger als Persönlichkeiten, denn als Beweisstücke für seine grotesken Ideen von Körperlichkeit verwendet. Auch hier vermengen sich moderne, abstrakte Technologien wie Traumprogramme mit körperlichen Erscheinungen, wenn im psychedelischen Cyberspace gevögelt oder ein, in diesem Kontext bedrohlich stachliger, Kaktus als Traumgegenüber stilisiert wird.
                                      Als Film mit einigen wenigen, aber dafür furchtbar brutalen Goresequenzen liegt es natürlich nahe, dass "Naked Blood" etwas übersteuert und ins Exploitationgehabe ausfranst. Aber auch hier fängt er sich für einige kluge Ideen. Die explizit gezeigten Selbstverstümmelungen aus Freude (!) stehen immer im Kontext von Sexualität, Schönheit, Körperwahrnehmung. Noch dazu findet er einige faszinierende Bilder und Motive, die auch dank dem interessanten Soundtrack eindringlich wirken. Also: Satos Film ist keineswegs stupide und selbstzweckhaft. Er zeigt Phänomene des Gefühlslebens, ins Irreale, aber auch Perverse gekehrt. Ein Horrorfilm eben und noch dazu ein gelungener.

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                                      • Dergestalt 17.09.2016, 17:48 Geändert 17.09.2016, 17:49

                                        Jein. Stimmt schon, dass der Film in seiner Ideenwahl (und die Spermaszene im Keller ist da der peinliche Höhepunkt) nicht sonderlich innovativ daherkommt. Das Horrorgenre lässt rein inhaltlich auch nur selten Besonderheiten springen - ehrlich gesagt, stört mich das mittlerweile auch nicht mehr. Oft geht es ja doch um die Machart und da setzt Alvarez im ganzen Film seine Akzente. Zumindest sehe ich selten Horrorfilme, die so auf die reine physische Gegenüberstellung zum Gegner bauen und die eskalierende Gewalt dann umso präziser einbrechen lassen. Und die vielen Twists funktionieren gut, sind meist auch nachvollziehbar motiviert, bauen immer wieder auf Vorhergegangenem auf. Insofern hält der Film seine Qualität auf Laufzeit schon durch. Innovativ ist er dabei nicht, klar, aber spannend auf jeden Fall und das ist für einen Horrorfilm auf jeden Fall das Wichtigste.

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                                          Dergestalt 17.09.2016, 17:22 Geändert 24.09.2016, 17:20

                                          "La papesse" verkörpert für mich das Debakel, das viele Exploitationfilme bedeuten. Auf der einen Seite die fiebrige Geilheit, etwas Krasses, Vulgäres schaffen zu wollen, auf der anderen die Verklemmtheit, nicht über ein paar plumpe nackte Körper und Prügelszenen hinausgehen zu können. Nicht zuletzt auch der ästhetisch-intellektuelle Anspruch, alles irgendwie wichtig und größer machen zu müssen als es ist. Entsprechend wird der Ausflug eines Ehepaars in eine okkulte Gemeinschaft hier von ätzend lange ausgeschlachteten rituellen Szenen begleitet. In denen springen ein paar Nackedeis umher, mal wird etwas gepeitscht und auch ein paar halb softpornografische "Vergewaltigungen" (die durch die genüssliche Stöhnerei schnell entschärft sind) dürfen sein. Dazu ärgerlich aufgeblasene Eso- /Transzendenzmonologe vor meist kargen, entsättigten Sets. Nur selten gelangt der Film dabei, und dann meist durch hübsche Überblendungen und Kamerafilter sowie den brauchbaren Soundtrack, in so etwas wie eine rituelle Ekstase. Das ist dann maximal hübsch, aber auf keinen Fall transgressiv. Die wichtigtuerischen Monologe bleiben also Behauptungen, ein filmisches Erleben dazu gibt's nicht. Also weder etwas für Kunstfreunde, noch für Geile oder gar Sadisten, bloß ein dummes Rumgehampel, dem man seine schlichte Produktion jederzeit ansieht.

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                                            Dergestalt 16.09.2016, 02:01 Geändert 14.04.2020, 12:14

                                            Einen soliden, harten Horrorthriller erwartet und einen soliden, harten Horrorthriller bekommen. Fede Alvarez weiß eben, wie man Gewaltspiralen inszeniert - wer einmal hineingerät, kommt nicht so schnell wieder hinaus, zumindest nicht ohne einen derben Blutzoll. Wenngleich er eine deutliche Abkehr vom goreseligen "Evil Dead" hin zu einem bodenständig-realistischem Thrillersetting gestaltet, bleiben seine Trademarks erkennbar. Wieder gibt es keine großen Helden, Handlungen oder breite Subtexte - es sind vor allem verzweifelte Figuren, die irgendwie in der Welt, in diesem Moment, zurechtkommen wollen, es aber nicht können. Das reißt Alvarez zu Beginn seines Films gerade noch ausreichend an, damit die Motivationen der Figuren klar liegen - dann geht es auch schon direkt ins Vergnügen. Subtext wird dann nur indirekt vermittelt, im Vordergrund stehen die Physis, die Angst, bloßer Reflex.
                                            Und hier ist Alvarez enorm stark. Schwebende, desorientierende Kamerafahrten, ein drängender Score, Dunkelheit, dann wieder harte Sprünge, eine ausgeprägte, dynamische Körperlichkeit, die durch das reduzierte, spracharme Setting stark gefördert wird. Obwohl der Handlungsort denkbar klein ist, erscheint er in "Don't Breathe" als ein genaustens vermessenes Terrain, das der Film porentief erkundet. Jeder Schritt führt zu einer neuen Wendung, jeder Atemzug lässt die Dramaturgie vollkommen kippen. Souverän bricht Alvarez seinen Filmplot aufs Momenthafte hinunter, lässt die Spannung unangenehm drin, sodass der Film im Positiven ein sehr strapazierendes Vergnügen wird. Insofern sind die paar Logiksprünge im Verhalten der ohnehin sehr aufgekratzten Figuren verziehen, weniger allerdings die inhaltlichen Aushandlungen gegen Ende, wenn Alvarez den Gegner unbedingt noch mit einem moralischen Subtext, inklusive pathetischer Handlung, ausdefinieren muss. Passt nicht zu diesem reduzierten Film, der ansonsten meisterhaft geballt und nervenzerrend gestaltet ist. Das muss auch in keine höheren Bedeutungssphären führen, es macht einfach Spaß.

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                                              Dergestalt 15.09.2016, 21:09 Geändert 14.04.2020, 12:15

                                              Ein echter kleiner Schatz aus der Trashkiste. Die Grundkonstellation ist denkbar großartig: Monster mit Gorillakörper, Taucherglockenantennenhelm und Seifenblasenmaschine vs. hirnverbrannte Familie und das alles in einer erzählerisch vollkommen unkonturierten Ödnis. Der Gorilla funkt mit seinem herrschsüchtigen Chef, wankt wie betrunken durch den Dreck und stößt böse Drohungen aus, manchmal trägt er auch Menschen herum. Die Familie scheint an manchen Punkten beunruhigt, ignoriert das Monster (nachvollziehbarerweise?) in anderen Momenten aber vollkommen. Wurde kurz zuvor noch davon geredet, dass man nur noch wenig Zeit hätte, gibt's im nächsten Moment schon drollige Liebesspielchen und darauf sogar eine artige Hochzeitszeremonie. Natürlich mit steter Begleitung von John Mylongs gestelztem Englisch, welches sein pathetisches Schauspiel wunderbar ergänzt. Der restliche, überblasse Cast fällt dagegen leider etwas ab und muss sich mit idiotischen Dialogen aushelfen.
                                              Als sich die Probleme dann zuspitzen und die Begegnung mit dem Monster durchaus drastische Folgen zeitigt, reicht es nicht einmal für große Gefühle. Man muss eben weitermachen, irgendwie überleben. Das Monster sagt an einer Stelle zur Familie "Ihr Menschen seid wie Tiere" und irgendwie glaubt man ihm das. Nur ist es eben auch nur ein Gorilla im Seifenblasenmeer. Also: Ein wirklich lustiges Kabinett, so übel, dass es knuffig ist. Eine Stunde geballter Hardcore-Trash, definitiv ohne ärgerliche Substanz. Wer dann immer noch Hunger hat, macht mit "The Beast of Yucca Flats" weiter, der verschärft den idiotischen Wüstenkampf schließlich bis ins Existentielle.

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                                              • "Beim Remake soll es sich laut Deadline um eine 'geerdetere und massenkompatiblere' Version des Originals handeln."

                                                Also Troma ohne Troma? I'm out.

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                                                  Dergestalt 11.09.2016, 19:02 Geändert 12.09.2016, 01:17

                                                  Eine kleines, düsteres Cyberpunkfilmchen, sicher im Fahrwasser des großen "Tetsuo". Klug setzt der Film in seiner zynischen Machart an der Thematik des Bevölkerungsbooms in Japan, speziell der Metropole Toyko an und knüpft daran einen audiovisuell experimentellen, schnellen und psychotisch motivierten Psychohorror. Die Verzweiflung des Individuums an den Menschenmassen, an Mechanisierung und Bürokratisierung, kurz der gesellschaftlich-industriellen Totalität, wird hier konsequent ins Makabre verkehrt: Das Individuum wird nun selbst zur Maschine und schlägt zurück, tötet die Menschenmassen ab, erkämpft sich so (auch sexuellen) Freiraum. In wunderbaren Farbkontrasten, irrealen Bildverknüpfungen und ekligen Mutationsszenen ergibt sich ein wildes, moralisch verqueres Filmvergnügen, das nicht ganz einfach zu fassen, also am besten als apokalyptische Psychostudie zu begreifen ist.

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                                                    "The Final Terror" trägt seinen wichtigtuerischen Titel nicht ganz zu Unrecht. Ein durchweg kalt-düsterer Slasher, der ohne viele Erklärungen daherkommt, sich wenig für seine Figuren zu interessieren scheint, der aber außergewöhnlich viel Wert auf eine bedrückende Atmosphäre legt. Die kommt vor allem durch die gelungen neblig-fahlen Waldbilder zustande, den punktgenauen Einsatz des Soundtracks und nicht zuletzt durch die Figurenkonstellationen. Denn von Beginn an ist klar, dass das hier keine heile Clique aus Teenies ist, eher eine zynische bis aggressive Zweckgemeinschaft - Titten, Sex und Spielchen kommen nur am Rande und sehr schnell mit düster-fataler Konnotation vor. Erst gegenüber dem ominösen äußeren Feind kommt so etwas wie Solidarität auf, aber dann ist der Film mit seinen wenigen, aber klug gesetzten Mordszenen bereits auf anderer Ebene bedrängend. Ohne Ablenkungen vom wesentlichen Überlebenskampf und in steter Desorientierung beginnt eine krasse Verfolgungsjagd. Ein kleiner, fieser Trip, fiebrig und kalt zugleich. Im Vergleich zu anderen, oft eher helleren Camp-Slashern sicherlich zurecht als "endgültiger Terror" bezeichnet.

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