Dergestalt - Kommentare
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Alle Kommentare von Dergestalt
Jennifer Lawrence!
Vielleicht nicht mein Liebling (das dürfte letztlich wohl doch "Suspiria" sein), aber doch extrem großartig ist "It Follows" mit seiner melancholisch-irrealen Atmosphäre. Und die genial getimten Schocks (riesiger Junge!) hängen mir noch immer im Nacken. Was für ein Meisterstreich.
"Der Nachtmahr" war für mich ungefähr der meisterwartetste deutsche Film seit... meiner Geburt: Derbe Rave-Flackergewitter, merkwürdige Twists und dazwischen ein E.T.-goes-Lynch-Monster. Das klang nach neuen Maßstäben. Und ja, dieser Independent-Film ist definitiv der neue Maßstab für das, was künstlerisch-radikales Kino in Deutschland zukünftig soll. Ein Film, der abrupte Brüche zulässt, Lücken gestaltet und kunstvoll ausformt, ein Film, der sich sehr für seine Figuren interessiert, ihnen aber nie zu nahe rückt, immer eine gewisse innere Rätselhaftigkeit zulässt. Dort pflanzt er umsichtig seine Monster und Phantasmen ein und so gelingt ihm der organische Übergang zwischen psychologischem Drama und irrealem Kunstflick. Auch weil die Schauspieler sehr gut (Genzkow) bis ordentlich spielen, an den richtigen Stellen (Eltern) auch grotesk auftrumpfen. Da sei auch Ochsenknechts Nicht-Schauspiel verziehen.
Zwar hätte mir das Ding insgesamt durchaus noch deutungsoffener, assoziativer und visuell-radikaler sein können - den üblen Bildrausch und das narrative Chaos zu Beginn lässt der Film eher als Anfangsstatement stehen, als dass er ästhetisch drauf aufbaut. Aber das stört auch nicht, denn als klug gesetztes Psychodrama überzeugt "Der Nachtmahr" absolut. In Zukunft kommt es nun darauf an, an seiner künstlerisch rauen und zugleich träumerischen Art anzuknüpfen. Daher freue ich mich auf weitere Filme von Akiz und auf Filmmacher, die sich von seinem Alleingang inspirieren lassen.
Ja, ganz klar: Revolutionieren kann man ein Genre nur, wenn man von Grund auf Dinge verändert. Und bisher war Wan definitiv nicht der Mann dafür. Dafür muss der Zuschauer eher in die Indiekiste greifen und Filme wie "The Babadook", "Yellowbrickroad" oder "It Follows" betrachten, die sich den Genreregeln nicht beugen, sondern diese ohne Rücksicht neu anordnen oder definieren.
Aber ebenso klar: Wan kann Horror geschickt auf die Leinwand bringen und unterhält prima damit. Von demher freue ich mich schon auf den Nachfolger des feinen "The Conjuring".
Lang lebe die Subversion!
Hey, es war ein guter Horrorfilm, also keine allzu schlechte Frühbildung. Die großartige Eröffnungsszene bietet gleich cineastisches Grundwissen zum Frühstück - yay!
"The Boxer's Omen" ist buntglänzender Schrott zwischen Hong-Kong-Action und okkult-psychedelischem Blubber der Art "Phantasm". Lacht man zunächst noch über die nonexistenten Schauspielleistungen, den exploitationhaft durchgescheuerten Sex und die platt motivierten Szenenabfolgen freut man sich schon im nächsten Moment über die wahnwitzigen Kämpfe, in denen sich Gut und Böse auf skurrilstmögliche Art zu beeindrucken versuchen. Das geht hier auch weit über die typisch ostasiatisch überstilisierte Action hinaus, zeigt sich mit fahrenden Krokodilsköpfen, überhaupt einigen süßen Pappmonstern, matschig ekligen Zaubersprüchen, vielen Farben und hemmungslos ramschigen Computereffekten als sehr verspielt. Alles enorm billig, alles aber auch sehr kreativ und rücksichtslos zelebriert. Die Weirdness erreicht Höchstlagen.
Dagegen muss die stereotyp und lahm runtererzählte Heldenstory natürlich abkacken. Sofern man über diesen anbiedernden Müll nicht lachen kann, darf man sich bei einer Lauflänge von 105 Minuten auch gehörig langweilen. Die Ausflüge in die buddhistische Religion hatten für mich als Europäer zwar auch ihre interessanten Ansätze, blieben inmitten des flachen Storygerüsts aber kaum konturiert. Zum Ende wünscht man sich einfach nur noch mehr Monsterkämpfe und bekommt sie in einem vollkommen hirnverbrannten Ende dann auch. Für Trash- und Weirdnessfreunde eine Empfehlung, ansonsten eine doch eher ermüdende Erfahrung.
Rundes Ding - kann man sich mit Gewinn ansehen. Und danach einen Rotwein.
Spielt in "Sissi" den lieb-idealen Gatten Franz und bei Fassbinder den psychopathischen Unterdrücker seiner Frau - mehr muss ich eigentlich nicht wissen, um ihn großartig zu finden.
Ja, brennt mir die Netzhaut weg, lasst das Zeug darunter buntwerden - was auch immer da schlummert, mir die Augen verschleiert, lasst es bunt werden!
Guy Maddins hochreferentielles, psychedelisches Erzählchaos setzt sich vor allem einen Vorsatz: Was auch immer wir kennen, es soll übersteuert werden. Im Traum im Traum im Traum, die Träumenden in einem U-Boot tief unter der geil-bedrohten Hirnoberfläche, passieren den greifbaren Dingen (Wissen um Filme, Schauspieler) merkwürdige Dinge, die mal skurril, mal beunruhigend, meist schlicht faszinierend sind. Maddin (den Namen trägt er wohl zu Recht) erkundet die tiefsten Möglichkeiten des Unbewussten, des Kinos als Traumraum und streift so nicht selten die Anarchie des puren Experimentalfilms. Indem er greifbare Handlungsmuster in vollkommen abrupte Collagen stellt, eigentlich geschlossene Kinowelten zu gebrochenen Varietés werden lässt, alte Filmmuster (Zwischentitel) für vollkommen absurde Attacken à la Buñuel (Angriff der Vampirbananen!) missbraucht, erschafft er ein enorm surreales, also die Realität sanft oder fest überschwappendes Kinoganzes.
Das ist nicht immer ohne Anstrengungen zu ertragen und in seiner unauflösbaren Willkürlichkeit sicher nahe am Beliebigen, trifft durch seine rückhaltslose Inszenierungswut, die sowohl Inhalt als auch (äußerste) Form des Films nie unberührt lässt, jedoch stets den Nerv des erlebenden, sinnoffenen Zuschauers. Ob er ihn nun erfüllt oder überreizt. Halluzinogenes Erlebniskino, das nirgendwohin, aber vielleicht auch nur zu sich selbst führt. Wo auch immer das ist. Wohin auch immer das U-Boot gleitet.
Zwischen einigen Logiklöchern und billiger Panikmache rund ums beliebte Entfremdungskonzept Wahnsinn bietet "Brain Dead" alles, was man von einem verschrobenen Science-Film erwartet. Die Charaktere sind schnell vorgestellt, die Motivationen schnell zusammengekratzt, ein paar ahnungsvolle Andeutungen gemacht. Die Umsetzung des eigenen Wahnsinns gelingt dem Film gut und man verliert den Faden ohne Probleme. Geschickt inszenierte Zeit- und Ortswechsel inklusive Madxploitation-Szenen im Irrenhaus sorgen für den nötigen Drive und lassen die Zeit trotz leichter Längen flott vergehen. Manchmal wirds sogar eklig und ein bisschen BUH gibts auch zu bestaunen.
Wirklich tiefgehend ist das alles nicht, funktioniert als oberflächlich angelegte Unordnungsmaschinerie aber hervorragend. Bill Pullman darf noch dazu wieder seine erstklassige Lynch-Verwirrungsmiene aufsetzen und sogar Späße machen. Alles also im Trockenen und sicher nicht so schlimm, wie es hier manche darstellen.
Nein, "The Legend of Kaspar Hauser" hat nur oberflächlich etwas mit seiner historischen Vorlage zu tun. Nein, der Film ist aber auch kein wild-anachronistisches Technogewitter, wie man es angesichts der Promotion vielleicht meinen könnte. Vielmehr bekommt man einige nur lose an der Chronologie der historischen Ereignisse angelehnte Szenerien, in denen verschrobene Figuren absurde Dialoge keifern, leiern oder stottern. Schnitte gibt es in diesen Abschnitten keine und der geniale Technosoundtrack tritt nur filmintern an bestimmten Stellen auf. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb ist der Film für Freunde des irrsinnigen Kinos sehr empfehlenswert. Denn hier gibt es wirklich kaum Konzessionen an Sinn und Normalität.
Diese Filmwelt liegt abgeschieden in einer Inselwüste mit abgeschiedenen Figuren, die zwar archetypische Figuren des Westerngenres (Sheriff, Schurke, Priester, Prostituierte...) mimen, das aber auf verzerrt popkulturelle, schließlich bald bodenlose Weise. Der Film läuft als ein einzig reduzierter Anti-Witz wie sonst vielleicht nur ein Helge- oder Schlingensief-Film und für genau so ein Publikum scheint er mir auch gemacht. Dazu bekommt man äußerst stilsicher komponierte Bilder, einen exzellent treibenden Soundtrack, ein paar Längen aufgrund der leichten Ziellosigkeit des Films und ein paar interessante Bildelemente, vielleicht Symboliken. Wirklich was zum Nach- oder Weiterdenken gibt diese zwanglos treibende Popcollage aber eher nicht. Alle, die auf absurden Humor stehen oder Formexperimente mögen, seien zu diesem kargen Trip aber gern eingeladen.
"Cloverfield" mochte ich im Gegensatz zu einigen Kritikern sehr gerne. Das war ein hochatmosphärischer Monsterterror, der durch seine klug genutzte Found-Footage-Optik eine unangenehm unmittelbare Fundierung erhalten hatte. Desorientierung als Terroreffekt. Der quasi-Nachfolger "10 Cloverfield Lane" verzichtet auf ein solches Stilmittel, wendet sich auf seine Weise aber ebenso den unmittelbaren Eindrücken angesichts einer apokalyptischen Lage zu. Statt enggeführter Figurenperspektive zwängt hier der dominierende Standort des Bunkers die allgemeine Wahrnehmung der Ereignisse ein.
Das funktioniert vor allem auch durch das kluge Drehbuch unglaublich gut. Da die Bedrohung vage, diffus bleibt, wird diese schnell zur Folie für zwischenmenschliche Konflikte, regelrechte Abgründe. "Cloverfield Lane" ist weder Sci-Fi-Spektakel noch Horrorstreifen, sondern vor allem Psychothriller, eine echte Charakterstudie wie sie schon Carpender in "The Thing" angesichts des Zusammenbruchs aller menschlichen Sicherheiten inszenierte. Die unverstellt aufspielenden Schauspieler (Exkurs: Mary Elizabeth Winstead ist wunderschön...), die fiesen Twists und die gelegentliche Gruselatmosphäre mit vereinzelten Terrorelementen sorgen trotz enormer Standortbeschränkung für ein sehr atmosphärisches Endzeitvergnügen. Dafür ärgert der tatsächlich ziemlich unpassende Schluss umso mehr. Irgendwie sollte damit wohl ein größeres Publikum, eine bestimmte Erwartungshaltung innerhalb des Franchise bedient, schlechthin ein Anknüpfungspunkt für weitere Filme geboten werden. Für den reflektierten Zuschauer bleibt es aber ein unpassendes und auch schlampig runtergedrehtes Element. In Sekundenschnelle ist das Drehbuch im Arsch. Man mag aber drüber hinwegsehen können, denn größtenteils ist "10 Cloverfield Lane" kluges, atmosphärisches Thrillerkino, das seine Ausgangslage richtig nutzt und im besten Sinne unangenehm ist. Alle kommenden Endzeitfilme dürfen sich da gern inspirieren lassen.
Schaut euch mehr John Cameron Mitchell an, wenn ihr auf kreative (und gern auch geile) Filme steht. Wie dieser Regisseur wilde Lust und tiefe Melancholie miteinander verbindet, muss jeder Kinoliebhaber eigentlich mal gesehen haben. Vor allem, wenn er glaubt, dass die "Rocky Horror Picture Show" die beste Drag-Show aller Zeiten ist.
Habe auch ein kleines Feature auf meinen Blog gepackt:
https://nebendwo.wordpress.com/2016/04/21/john-cameron-mitchell-kreatives-queeres-kino/
Ein wirklich niedlicher Streifen, ein extrem niedlicher Streifen. So niedlich, dass er sich ein Alleinstellungsmerkmal und eine dringliche Filmempfehlung erkämpft hat. So niedlich.
Ohhh, Musik! Da will ich ausnahmsweise auch mal mitmachen.
1. Stellen Sie sich vor Sie tanzen und niemand schaut hin. Bei welchem Song gehen Sie so richtig ab?
- Caribou - Odessa.
Extrem lässig-fokussierte Tanzmusik für den Sommer. Gleich danach schwimmen gehen und alles wird gut.
https://www.youtube.com/watch?v=Yq_tDOFU5tY
2. Welcher Song macht Sie traurig und warum?
- Radiohead - Codex.
Vielleicht eher melancholisch, aber wie dieser Song mit seiner einfachen Klaviermelodie und Thom Yorkes Stimme abtaucht ist irre. Tiefste Nachtmusik, gern mit einem ordentlichen Schuss Wein versüßt.
https://www.youtube.com/watch?v=o5c9w6uWBOI
3. Bei welchem Song singen Sie immer ganz laut mit?
- Babyshambles - Fuck Forever. Because of the lyrics und weil es einfach Spaß macht so rumzuleiern wie Doherty.
https://www.youtube.com/watch?v=pbSbcXTp5hU
4. Welcher ist der beste Soundtrack?
- Öff, der zu "American Beauty"?
https://www.youtube.com/watch?v=hrU3EppRwNA&list=PLEBC4B3752B189B1D&index=1
5. Genießen Sie auch mal die Stille oder hören Sie lieber immer Musik?
- Eigentlich knall ich mich ständig mit Musik zu und manchmal ist das auch zu viel.
6. In welcher Filmszene wurde ein Soundtrack am ausdrucksstärksten eingesetzt?
- Als Robert Ford auf desillusionierteste Weise Jesse James erschießt und der Soundtrack nur noch pure Traurigkeit ist.
https://www.youtube.com/watch?v=vfv_7mO0M1M
7. Was empfinden Sie, wenn Sie diese Musik hören? https://www.youtube.com/watch?v=gGbpgUwlNos
- Freude. Sehr schön gemachte atmosphärische Musik, die von "Insidious" (Track 2) ist ja einfach prima.
8. Fanden Sie einen Soundtrack mal total deplatziert? Wenn ja wo und warum empfanden Sie es so?
- Och, daran erinnere mich dann nie. Blöd eigentlich.
9. Welches Lied macht Ihnen sofort gute Laune?
- Grimes - REALiTi. Das läuft bei mir in letzter Zeit fröhlich auf und ab.
https://www.youtube.com/watch?v=N9XKLqGqwLA
10. Sind Sie ein Melodietyp oder gefallen Ihnen die Lieder eher nach dem Text?
- Erster Zugang über die Melodie und dann idR. der Text. Manchmal ist der Text aber auch arg provokant, dann fällt der mir auch oft auf. Bei deutschen Songs tendenziell eher als bei englischen.
11. Singen Sie unter der Dusche oder beim Baden?
- Manchmal, wenn ein Ohrwurm keine Ruhe lässt oder ich witzig drauf bin.
12. Sind Sie der Meinung, dass mit Musik alles leichter geht?
- Nö. Manches so, manches so.
13. Welche Musikrichtung hören Sie?
- Sehr viele Richtungen, hauptsächlich aber Post-Punk, Shoegaze und diverse Psychedelia. Alles, was Türen nicht nur öffnet, sondern einbricht. Faszination.
14. In welcher Filmszene kann man komplett auf Musik verzichten?
- No idea.
15. Wie klingt Ihre Handy- oder Smartphone-Anruf-Melodie?
- Standardsound. Ich hasse die Funktionalisierung von schöner Musik.
16. Der beste Serien-Theme?
- Öhm. Das von "Hannibal"? Siehe Frage 7.
https://www.youtube.com/watch?v=rJ07nxw88gQ
17. Welcher Song geht Ihnen aktuell am meisten auf die Nerven?
- Nervige Songs kann ich gut meiden. Nur das Beatgeballere auf Wiesenflächen und teils leider in Straßenbahnen lässt mir nie Ruhe.
18. Welches Lied erinnert Sie an jemanden?
- Leonard Cohen - So Long, Marianne
https://www.youtube.com/watch?v=cZI6EdnvH-8
Winterzeit, eine nette Kurzzeitbeziehung mit viel Sex. Bleibt in seiner ganzen Atmosphäre gut hängen.
19. Wie hört man am Besten Musik?
- Dunkelheit, Kerzenschein. Oder im Freien mit Sternenhimmel. Zusammen.
20. Wer ist Ihr/e lieblings Filmkomponist/in?
- Blubb. Weiß nicht.
"Baskin" ist kein einfacher Kandidat für mich. Zunächst habe ich mich wie verrückt auf den Film gefreut: Surrealistischer Horror mit stilistischen Anleihen bei Dario Argento + derbe Gewaltexzesse - nehme ich mit aller Liebe. Und tatsächlich sieht der Film zunächst einfach nur toll aus, ist großartig inszeniert. Ein traumhaftes Blau legt sich sanft um orange-gelbe Lichtquellen, die Kamera gleitet träumerisch, Feuerfunken fliegen vor kühlen Räumen umher, eine Gestalt in Kutte tritt immer wieder ins Bild. Die machohaft-homophoben Gespräche der plaudernden Polizisten konnte ich da noch fein beiseite lassen, auch wenn ich es schade fand, dass der Film, auch später, nicht wirklich in die Charaktere gegangen ist. Aber es sollte, wie schon bei Argento, um etwas anderes gehen: Atmosphäre.
Und die behält der Film bis zum tatsächlich bitteren Ende bei, reichert sie mit düster-surrealen* Elementen von Folter und Sex an, schlägt erzählerisch einige Haken und endet schließlich in der Folterkammer selbst. Das ist ordentlich brutal und mit einer angenehmen Liebe für das Symbolhafte gestaltet, wird allerdings bald auch ziemlich langatmig. Weder Charaktere noch der Spannungsaufbau gestalten sich als dynamisch. Wirklich gruselig wird der Film auch nicht, da er gerade zum Ende in lahm ausdefinierte Schaueffekte verfällt. Da musste auch ich an Rob Zombie denken, der gern jegliche Spannung zugunsten blutig austarierter Horrorkabinette verwirft. Die Atmosphäre bleibt hier zwar auf hohem Niveau, verliert mit der behäbigen Inszenierung aber bald auch ihre Kraft. Und damit verliert auch der Film sein stärkstes Merkmal, hat nach gut über einer Stunde Laufzeit auch schon die meiste Energie verbraucht. Schade.
*Man vergleiche die vermummten Gestalten mit René Magrittes Werk: http://bit.ly/1NiJeYJ
Nö, irgendwie nicht unbedingt. Die ersten beiden Teile waren in ihrer geschlossenen Darstellung einer Geisterwelt durchaus kreativ (vor allem der erste Teil) und darin auch gar nicht so stereotyp und uninnovativ wie manch einer vielleicht glaubt. Zudem waren sie gruselig, die Schocks klug gesetzt, die Atmosphäre teils schön fies. Der dritte Teil war dann das typische Schock-Kino ohne ordentliche Geschichte, überhaupt eher nur ein loses Anhängsel - nett, aber nichts weiter.
Natürlich gehts hier ausschließlich um Geld - falls das irgendwer tatsächlich noch nicht gerochen hat.
Irgendwo zwischen "The Brood" und "Possession", also zwischen fiesem Körperhorror und düster-ungreifbarem Psychoterror, situiert sich "Baby Blood". Deutlich blutlastiger als beide Kandidaten, aber auch deutlich weniger komplex. Zwar wird ein interessanter Subtext angeschnitten (Monster als neuer Mensch), dieser rückt zugunsten einzelner Thrill- und Goreabschnitte aber eher in den Hintergrund. Auffallender ist die vielseitige Beziehung zwischen Monster und Monsterwirt/Monstermutter/Monsterliebhaberin - irgendwie ist Protagonistin Yanka nämlich alles, entsprechend erscheint das Monster mal als parasitär, mal als einfühlsam oder geil.
Auch haut "Baby Blood" ziemlich aufs Fleisch, spart nicht mit nackter Haut, latenter Geilheit und natürlich spritzendem Blut, zerfledderten Körpern. Auch die sporadisch auftretenden, expliziten Bodyhorrorelemente können sich da sehen lassen. Ein großer Spaß! Ebenfalls überzeugend ist das fahle Paris, das in seinem teilweise kammerspielartig-grauen Ambiente mitsamt der monoton-drängenden Musik sehr an "Possession" erinnert. Klar, auch überhastet, erzählerisch halbgar wirkt das ganze und in seiner Exploitation-Manier nicht selten unfreiwillig komisch, aber auch das macht diesen schratigen, interessanten Film aus. Wer über ein paar Längen, einen doch eher gebrochenen Spannungsbogen hinwegsehen kann, wird jedenfalls reichlich bedient. Für Freunde beider oben genannter Filme auf jeden Fall eine sichere Empfehlung.
Ich freue mich ja immer über radikales Kunstkino und wenn es aus dem innovationstechnisch eher zaghaften Heimatland kommt, ist auch ein klein wenig zusätzliches Interesse dabei. Und jap: "Wolf" wagt einiges, opfert Psychologie und klare Erzähllogik sehr eignen Szenentableus, lässt sich im Rahmen des einfachen Natur-Befreiungsthemas auf keine allzu flache Deutung festschreiben, ist erst mal erfrischend eigensinniges Kino. Schauspielerisch (und damit ist auch die Tierführung gemeint) und visuell zeigt der Film ebenfalls einiges her, schwankt zwischen nachdenklich-kühler Statik und verschrobenem Exzess (wenn auch in kleinen, separierten Dosen), erinnert mich dabei auch etwas an "Love Steaks".
Aber: Dringlich, mitreißend, atmosphärisch wird der Film fast nie. Der schematische Grundplot (Frau, Wildnis, Freiheit) wird in seinen verschiedensten Facetten und durchaus mit intelligentem Gespür zwar erfasst, bekommt trotz skandalheischender Blut-, Fick- und Kackszenen aber nie einen wirklichen Sog, nie eine echte erzählerische Dynamik. Eher darf man sich an einem zerstückelten Erzählfluss freuen, innerhalb dessen man der egomanen Protagonistin kaum nahe kommt, dafür aber viele hochforcierte Bilder erhält. Man weiß relativ schnell, wie der Hase läuft (pun intended), behält aber dennoch das Gefühl, dass es einem der Film noch irgendwie beweisen will. Gerade aufgrund der bildhaften Inzensierung wird das schnell anstrengend: Malen nach Metaphern, auch wenn man das Bild schon fertig vor sich sieht. Am Ende also eher eine ambitionierte Pflichtübung, die in ihrer Entfesslungstendenz besser auch auf ihren simplen Subtext gekackt hätte.
Unverständlich, absolut. Gerade da Programmkinos auch gern nischigste Filme mit deutlich schmalerem Budget etc. aufnehmen, sonst dabei aber auch keinen Noé, Trier oder Refn meiden. Dass für ein Mittelschwergewicht (/schauspielerisch sogar Schwergewicht) wie "The Lobster" kein Platz war, ist in keinster Weise nachvollziehbar. Ganz abseits von allen ästhetischen Kriterien.
Schön, dass es auch eine Kurzfilmfassung vom spritzig-flotten "Begotten" gibt. Vor äußerst trostloser Kulisse werden in mattem S/W rituell-destruktive Handlungen an Körpern geübt. Dazu ein ziemlich dichter Soundteppich, der seine düstere Wirkung nicht verfehlt. Allerdings verliert der Film enorm, interessiert man sich nicht speziell für eher runtergefilmte Symbolfolgen, etwas Okkultismus und ein bisschen Blut mit Pimmelschau. Wirklich ein ähnlicher Fall wie "Begotten", allerdings ohne dessen grob-faszinierende Ästhetik. Eher ein schadloser Blick in einen verschlossen-kaputten Kosmos. Macht Stimmung.
Ein Film, den man allen Horrorfreunden wegen seiner irrsinnig widerlichen Grundidee natürlich ans Herz legen möchte, auch weil er diese genial abartig umzusetzen weiß. Dann muss man aber auch gleich die erste Warnung aussprechen: Unterhaltung wird hier nicht unbedingt geboten. "Thanatomorphose" ist ein sehr langsam inszenierter, kammerspielartiger Film, der mehr Fragen aufwirft als beantwortet. Mag man zuerst noch mit dem merkwürdigen Verhalten aller Charaktere hadern, begreift man bald, dass Psychologie, Charaktermotivation und was nicht alles einem allegorischen, sehr symbolhaft umgesetzen Konzept weichen müssen.
Der körperliche Verfall wird hier eben nicht als rein negativ und somit für den Zuschauer nachfühlbar inszeniert. Nein, er wird zur überraschenden Emanzipation, zur Selbstobjektivierung eines zuvor selbstlosen Menschen. Durch den Schmerz werden hier Erkenntnis, Selbstbewusstsein und paradoxerweise auch Kraft freigesetzt. Dass diese Befreiung gleichzeitig auch Selbstzerstörung bedeutet, zeigt schließlich die Tragik des Films, die Unmöglichkeit eines normalen Lebens, die Unmöglichkeit jemals wirklich anzukommen. Éric Falardeau findet dafür grausige Bilder mit markantem Goregehalt, durchzogen von experimentellen Abstraktionsversuchen und hochsuggestiven Traumsequenzen. Einige Symboliken haken sich nachträglich noch im Kopf des Betrachters ein. "Thanatomorphose" ist eine ästhetisch durchdachte Studie über Einsamkeit, Verfall, aber auch Selbstvergewisserung, unbarmherzig und intelligent umgesetzt.
Ja - ja - ja! Das sieht doch mal nach den richtigen Zutaten aus: Psychedelischer Farbknall und ekliger Horror. Meine Interessen perfekt bedient. Hoffe nur, dass die Mischung aufgeht.
Farben und sogar Glitzer - was braucht ein Refn-Film noch? Pflichtfilm.
Gruselig generisch. Aber ich freu mich trotzdem auf generischen Horror, wenn er von Wan gemacht wird - ist immerhin effektiv und mit gutem Timing.