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Alle Kommentare von eXonic
Es war der Beginn einer neuen Ära, die Mario Bava 1964 einläutete. Er erschuf das ultimative Regelwerk für sämtliche Gialli: schwarze Lederhandschuhe, Rasiermesser, der unvorhersehbare Twist am Schluss, spektakuläre Morde und ein maskierter Todesbringer, der in diesem Falle ein halbes Dutzend Frauen stilvoll ins Jenseits befördert, sollten dieses Sub-Genre von nun an prägen.
Auch kein geringerer als Dario Argento hat sich von „Sei donne per l'assassino“ beeinflussen lassen, was sein Meisterstück „Suspiria“ verdeutlicht. Beide Genreklassiker strotzen nur so von satten, knalligen Farben, die das Geschehen in traumartige Szenen verwandeln. Eine Verfolgungsjagd durch ein gewaltiges, menschenleeres Haus ist dabei der Höhepunkt in Bavas Werk. Geisterbahnartig führt er uns durch enge, verwinkelte und präzise ausgeleuchtete Räume, in denen jeder Lichtstrahl stimmt und die vollgestopft sind mit Antiquitäten, hinter denen sich düstere Schatten tummeln und sich zur Verfolgung aufmachen. Vorzüglich ist die zelebrierte Buntheit auch in dem Modesalon, in dem sich ein wesentlicher Teil der Geschichte abspielt. Diese optischen Spielereien sind hier jedoch kein bloßes Ausreizen des Farbfilms, sondern passen sich dem künstlichen und unnatürlichen Geschäft an, dem die Models täglich nachgehen, die in diesem Falle ihre Habgier, Verlogenheit und Misstrauen hinter ihrem schönen Erscheinen verstecken.
Dreck am Stecken haben nicht nur diese, sondern auch ein Großteil der restlichen Charaktere. Als Konsequenz biete Bava deshalb auch keine Identifikationsfigur, was in diesem Falle gar nicht schlimm ist, denn das Visuelle ist hier die tragende Kraft. Lediglich in den Dialogszenen, in denen die Kamera statischer ist und mehr beobachtet, wird die Spannung dadurch immer wieder etwas entschärft. Allerdings fungieren auf diese Weise alle Protagonisten als potentielle Täter, was das Rätselraten wiederum erschwert. Obwohl der Endtwist ziemlich gut funktioniert, ist die vorangegangene Story doch ziemlich beliebig und teils sogar zäh, die zudem von nicht immer überzeugenden Darstellern dargeboten wird. Doch wie bereits gesagt: Wenn die Optik es vermag mir dermaßen den Atem zu rauben, habe ich ohnehin keine Zeit, um mir anzuhören, wie weit der Kommissar mit seinen Ermittlungen ist oder wie er gespielt wird, sondern muss mich vollends auf den Bilderrausch konzentrieren - nur so kann „Sei donne per l'assassino“ funktionieren.
Zwischen der bombastischen Farbpalette sticht das rot ganz besonders hervor. Die Schaufensterpuppen, das Telefon, das so wichtige Tagebuch, die Vorhänge, das glühende Metall, die roten Lippen und der spritzende Lebenssaft: die Signalfarbe ist fast überall und immer zentral im Bild platziert zwischen unauffälligeren Farbtönen, um einen noch besseren Kontrast zu erreichen und das Augenmerk vollständig auf sich zu lenken. Denn beinahe alle roten Elemente sind wichtig für die Geschichte und lassen sogar den weiteren Verlauf dieser erahnen. Es scheint fast so als würden all diese Objekte das fehlende Kunstblut ersetzen wollen, denn obwohl der Killer in seinen Tötungsmethoden ziemlich kreativ ist, ist die Gewalt nie zu deutlich zur Schau gestellt. Faszinierend und hinreißend schön ist dieser grausame Akt dennoch, was perfekt in das Gesamtbild des Films passt. Wer schön lebt, soll auch schön sterben.
Die grandiose Bilderflut des Mario Bava war das Fundament eines gesamten Sub-Genres, das insbesondere seine Landsleute hervorragend beherrschen sollten. Doch was wäre mit dem italienischen Kino der 70er geschehen, wenn „Sei donne per l'assassino“ einfach anders geworden oder der Film überhaupt nicht verwirklicht worden wäre? Ich will gar nicht daran denken…
Alle Spiegel sind abgeklebt, der Sender aus der Fingerspitze operiert und der Kaffee mit höchster Konzentration zubereitet. Die Reise kann also losgehen. Tief hinein in die Gefühlswelt einer armen, alleingelassenen Seele führt sie und ist beschwerlich und schmerzhaft zugleich. (K)eine Geschichte ohne Zusammenhänge, ohne Ruhe wird aus einer völlig subjektiven Sicht geschildert, in der jedes noch so harmlose Ding völlig aus dem Kontext gerissen zu einer monströsen Bedrohung heranwächst und so dauerhaft Gefahr von allem und jedem ausgeht. Ein Film, der es perfekt ausnutzt ein solcher zu sein, indem er audiovisuell dem Außenstehenden auf radikalste Weise glaubhaft vermittelt, wie es ist in solch einer Gedankenwelt gefangen zu sein und dabei aber zeigt, was es heißt Mensch zu sein und nicht psychisch krank.
Scheint ja ne eindeutige Sache zu sein hier. Aber mir gefällts. Hoffentlich wird die ganze Aktion vielleicht auch ein bisschen mit der Kamera festgehalten. Das will ich nämlich nicht verpassen wie duffy den ganzen Kritikern verbal den Arsch versohlt.
Mit dem Gedanken seine alten Stärken wieder aufblühen zu lassen, kreierte Argento einen Giallo ganz nach den Mustern der alten Schule. Über weite Strecken wurde daraus leider nur ein wiederaufgewärmter „Profondo Rosso“, dem es an Ideen mangelt und lediglich altbekannte Motive aus der früheren Schaffensperiode Argentos aufgreift.
Zwar verfügt „Sleepless“ unbestreitbar über einzelne ziemlich intensive Spannungsmomente, die allerdings jedes Mal ganz abrupt mit abscheulichen, teilweise billig wirkenden Abschlachtungen verpuffen und sich so nie wie etwa in „Suspiria“ eine dauernd aufrechterhaltene, nervenzerfetzende Atmosphäre aufbauen kann. Auch die hölzernen und gesichtslosen Darsteller – ausgenommen der immer sympathische und souveräne Max von Sydow - sind hierfür mitverantwortlich und der Soundtrack von Goblin könnte stellenweise auch etwas mehr Düsternis vertragen. Trotzdem schafft es Argento wieder einmal für fast 2 Stunden seine Zuschauer zu unterhalten, besonders natürlich wieder einmal diejenigen, die auf die gewohnt kunstvolle Kameraführung achten.
Mit welchen Erwartungen geht man an einen Film heran, der „Schön, nackt und liebestoll“ oder im Original „Rivelazioni di un maniaco sessuale al capo della squadra mobile“ (wtf?) heißt? Es ist Zeit für Bahnhofskino-Schmuddelgeschmiere würde man denken, aber ganz so hart kommt es dann doch nicht. Allerdings muss ich schon sagen, dass sich hier eine hervorragende Auswahl reizvoller Frauen zusammengefunden hat, die anscheinend allesamt ihr Gepäck inklusive BHs am Flughafen verloren haben. Aber macht nichts. Denn hätte man jedes Mal, wenn sich die Damen gerade wieder einmal zu einem Seitensprung verführen ließen, zusehen müssen, wie sie ihr nicht vorhandenes Kleidungsstück ausziehen, wäre der Film gute 10 Minuten länger gelaufen. Ein gehöriger Sleazeanteil lässt dieser Giallo also ebenso wenig vermissen wie zahlreiche Morde an den schönen, nackten und liebestollen Frauen. Zum Rammeln braucht es bekanntlich auch ein Gegenstück, doch mit den heimlichen Liebhabern hat der Killer scheinbar jedes Mal Mitleid und lässt sie ungeschoren davonkommen oder warnt sie sogar, bevor er wieder zum Messer greift. Das böse Weibsbild dagegen wird hier zur Sünderin und Gegnerin der Monogamie deklariert und deswegen prompt mit einem tödlichen Stich inmitten ihrer anziehenden Kurven aus dem Leben gerissen. Gutheißen kann ich das trotz des Herstellungsjahres des Films nicht, denn über weite Strecken ist dieses Thema zu streng abgehandelt und nimmt sich zu ernst als dass man darüber hinwegsehen und ihn belächeln könnte.
Ansonsten präsentiert sich Monteros Schlitzerfilm als gewöhnlicher Giallo, ohne jedoch eigene einfallsreiche Ideen zu präsentieren. Mit der nackten Haut wird die ziemlich holprige und teilweise böse konstruiert wirkende Story kaschiert und auch sonst bewegt sich alles auf handwerklichem Standard. Ausgenommen hiervon ist jedoch die unglaubliche Verfolgungsjagd am Strand mit anschließender Beförderung ins Jenseits in Zeitlupe, sowie der grandiose Soundtrack von Giorgio Gaslini, der später noch z.B. in Profondo Rosso zeigen konnte, was er alles kann.
"Der Mann ohne Gedächtnis" sollte noch erwähnt werden. So unbekannt er ist, so gut und spannend ist er auch. Außerdem sei er nicht nur Italiofans der 70er empfohlen, sondern jedem, der auf gute Krimis steht.
Beim Zitat an der Kasse bin ich endgültig zusammengebrochen vor Lachen.
ggg!
Der Exorzist.
Als 10-jähriger zu sehen wie Regan rückwärts die Treppe herunterkraxelt, hat mich bis heute traumatisiert. Die Szene konnte ich seitdem wirklich nur mit großer Überwindung ansehen... und Gänsehaut bekomme ich dabei jedes Mal mindestens.
Bavas beiden Dämon-Filme ließen mich auch nicht kalt. So toll und angsteinflößen wie die Kostüme und Masken dort sind, wollten die einfach nicht mehr aus meinem Kopf verschwinden und kamen mir seit der Sichtung immer wieder in meinen Träumen.
Die eigene Identität wird zum Mysterium, alle Erinnerungen an frühere Tage sind entflohen und lassen sich nur schwer und fragmentarisch wieder einfangen. Das eigene Ich ist in tausende Teile zersplittert und muss, um Zusammenhänge zu erkennen, erst wieder mühsam zusammengefügt werden. Zur zusätzlichen Unterstreichung des Themas fungiert die wunderschöne Titelmelodie „Labyrinthus“, zu dem sich der titelgebende „Mann ohne Gedächtnis“ in den engen und verschachtelten Straßen Porotfinos auf die Suche nach seiner Vergangenheit macht, wodurch er in einen Strudel aus Kriminalität, Bedrohung und Mord gerät.
Zwar verlieh Duccio Tessari dieser Geschichte die Grundzüge eines Giallos - ob man hier überhaupt noch davon reden kann, ist streitbar -, doch präsentiert er ihn erwachsener und zeigt ausschließlich Bilder, die wesentlich für den Handlungsverlauf sind. Sleazige Nacktszenen werden ebenso außer Acht gelassen wie explizite Morde. Wer im Hintergrund die Fäden zieht und das Rasiermesser bei sich trägt, dürfte durch einige Hinweise auch schon ab der Hälfte klar sein. Im Gegensatz zu vielen Genreverwandten tut das dem Sehvergnügen allerdings keinerlei Abbruch, denn der Schwerpunkt liegt auf der Vergangenheit, der Gegenwart und vor allem der Zukunft der sympathischen Figuren. Ist in vielen Gialli das Drehbuch der Hauptkritikpunkt, erweist es sich hier als besondere Stärke. Die Spannung steigt recht langsam, aber kontinuierlich, bis sie im furiosen Finale ihren absoluten Höhepunkt erreicht. Längen schleichen sich trotzdem selten ein, denn mit Bildern von liegen gelassenen Kettensägen und Startpistolen für einen Schwimmwettbewerb deutet Tessari schon früh auf die bevorstehenden Gewaltausbrüche am Ende hin und lässt gleichzeitig eine bedrohliche Atmosphäre entstehen.
„Der Mann ohne Gedächtnis“ ist der Beweis dafür, dass italienische Thriller der 70er auch ohne das Style-over-Substance-Prinzip funktionieren können und ist damit ein ungewöhnlicher, aber erfrischender Vertreter des Genres, der außerdem noch bis in die Nebenrolle mit herausragenden Darstellern besetzt ist.
Sollte ich eines Tages an Amnesie leiden, diesen Film würde ich sicher nicht vergessen.
Ja, es gibt Brüste zu sehen. Wackelnde. Weiße und auch schwarze. Deren Besitzerinnen reiben diese auch mal ganz gerne aneinander und spielen sich gegenseitig daran herum. Heißer, wirklich erotischer, wenn auch sehr selbstzweckhafter Lesbensex ist also drin - und das schon nach gut 10 Minuten. Ebenso enthalten sind, wie bei jedem zweiten Giallo auch, die obligatorischen Duschszenen verschiedener, nett anzusehender junger Hüpfer. Mit im Voraus sehr weit heruntergeschraubten Ansprüchen hat das mir als Mann bis dahin auch ziemlich gut gefallen und auch im weiteren Verlauf erwies sich: „Ihre Brüste wackelten im Todestakt“ ist ein trashiger, blödsinniger, jedoch meist spaßiger Giallo, der viel Haut zeigt. Gegen Ende wird daraus leider nur zu viel Klamauk. Blondinendummheiten wie sie Mario Barth nicht besser eingefallen wären, erreichen den Siedepunkt und wenn dann auch noch der Hauptdarsteller in ein Transenkostüm schlüpft und erheitert mit seiner Handtasche herumwirbelt, ist das sogar richtig lächerlich. Anderseits weiß es Maurizio Pradeaux die Morde des unbekannten Killers oft schön in Szene zu setzen, wie zum Beispiel der Unterwasser-Kehlenschnitt, der eine wirklich tolle Idee ist. So lustig manche Passagen sind, so unheimlich und brutal sind andere wiederrum, doch zusammenpassen will das nie so recht. Den Tiefpunkt bildet das haarsträubend miese Ende, das es leider nichtmal schafft, den geübten und aufmerksamen Zuschauer zu überraschen. Bis dahin kann man(n) nichtsdestotrotz gut unterhalten werden, muss aber Abstriche in Story, Logik und Schauspiel machen, nicht jedoch in Brüsten.
Ich will das gute Stück jetzt endlich haben! Darauf warte ich schon Monate. Am Preis könnte man allerdings noch etwas machen.
Immer härter und grausamer gestalten die Franzosen neuerdings ihre Horrorfilme. Frontier(s) reiht sich zwischen High Tension und Inside auch ziemlich gut ein, wenn es um die Gewaltdarstellung geht. Doch da sich Xavier Gens offenbar zu viele Gedanken gemacht hat, wie die Hinrichtungen seiner Charaktere so brutal wie möglich von statten gehen könnten, hat er offenbar ein paar andere wesentliche Dinge außer Acht gelassen, die einen guten Terrorfilm ausmachen.
Spannung entsteht höchstens in den letzten zehn Minuten, allerdings auch nicht so, dass sie zum Fingernägelkauen verleiten könnte. Zudem verhindern vor allem die extrem nervigen Figuren ein nur ansatzweise gelungenes Sehvergnügen. Karina Testa, die Hauptdarstellerin, die sich bis zur Hälfte des Films mit ihren Freunden immerhin noch dümmliche, prollige Dialoge liefert, hat ab diesem Zeitpunkt nichts besseres mehr zu tun als zu schreien, zu wimmern und zu heulen. Zum Lachen, wenn auch vermutlich eher unfreiwillig, ist hingegen die völlig überzeichnete Nazifamilie, deren Mitglieder rein gar nicht zusammenpassen. Etwas weniger Ernsthaftigkeit wäre sicherlich nicht verkehrt gewesen.
Gefangen wie die Vögel in ihren Käfigen verbringen die Jugendlichen ihr Leben in den Vororten von Paris. Hinter Gittern befindet sich zwar (noch) keiner von ihnen, doch stehen die Chancen aus der Tristesse und Langeweile zu entfliehen, die sich zwischen all den hässlichen Betonfassaden der Wohnblöcke abspielt, äußerst schlecht.
Einer von diesen „Nichtsnutzen“ ist Bruno, der kleine Spatz, wie er liebevoll von seiner Mutter genannt wird, mit der er jedoch ausschließlich über an die Pinnwand gesteckte Zettel kontaktieren kann, da sie rund um die Uhr arbeitet. Passender könnte der Kosenamen für ihren Sohn gar nicht sein. Er will die Welt erkunden und strebt nach Freiheit. Was ihn aber daran hindert, ist die Situation, in der er sich befindet, denn wegen seiner schwierigen Kindheit und Herkunft bestehen für ihn kaum Chancen sich zu entfalten und seine Träume zu verwirklichen. Er sitzt in seinem Käfig und findet keinen Ausweg.
Gewalt und Kriminalität sind in Brisseaus Skandalfilm, der 1988 in Cannes für Furore sorgten allgegenwärtig. Von Hunden mit einem Seil um den Hals, die hinter einem Motorrad hergezogen werden über angezündete Fußmatten bis hin zum Mord bietet er alles. Zwar nicht plakativ, jedoch trotzdem schwer ertragbar für den Zuschauer werden diese Verbrechen dargestellt und verfehlen nie ihr Ziel, zu schocken.
Der Grund der Existenz dieses Jugenddramas ist der, diese Bilder den damals tätigen Politikern und Medien vor die Augen zu halten, die den Geschehnissen in den Vororten keine Aufmerksamkeit schenkten. Brisseau wusste über all das selbst mit am besten Bescheid, da er jahrelang Lehrer einer Schule in solch einer Gegend war und konnte es ab einem bestimmten Punkt nicht mehr mitansehen, wie Kindern wie Bruno eine aussichtsreiche Zukunft durch die wahren Nichtsnutze, den Politikern, verwehrt wurde. Denn fast schon zwangsläufig ist es, dass so jeder irgendwie auf die schiefe Bahn gerät, egal ob dies durch die falschen Freunde geschieht oder durch Frust und Langeweile. Zweifelsfrei ist das kriminelle Leben nicht das gewollte eines jeden dort wohnhaften Jugendlichen, was das bereits erwähnte Vogelmotiv und außerdem die Träume Brunos veranschaulichen. Dort begegnet er einer Frau, ganz in reinem weiß gekleidet, die ihm Frieden, Glück und Zuneigung schenkt, ihn aber auch die harte Realität und Brutalität vergessen lässt.
Diese surrealen Momente bieten einen unerwarteten, dennoch schönen Kontrast zur sonst so realistischen Erzählung. Ebenso tut dies der teilweise bitterböse, schwarze Humor. Brisseau zwingt uns immer wieder zum Lachen, das aber schon wenig später im Halse stecken bleiben wird, bis uns der Regisseur klar macht, was hierfür der eigentliche Grund war. Dieses Verhalten dient lediglich immer wieder dazu, von der Verzweiflung abzulenken, der aber nur kurz entronnen werden kann und dann doppelt hart zurückschlägt.
Zugehörigkeit und Respekt ist es, wonach sich in dieser Geschichte und auch im wahren Leben jeder sehnt. Das fängt schon bei der eigenen Familie an. Den schwarzen Peter für die Schuld an den schlechten Verhältnissen schiebt Brisseau nämlich nicht ausschließlich der Politik und den Medien zu, sondern auch den Eltern, die sich höchst verantwortungslos gegenüber ihren Kindern benehmen. Würden alle ein stärkeres Vertrauen zueinander aufbauen, wäre der Drang der Heranwachsenden, sich gegenseitig immer wieder ihre Stärke beweisen zu müssen bei weitem nicht so hoch.
„Lärm & Wut“ zeigt einen realistischen Einblick in das traurige Leben, das in den Vororten von Paris herrscht, ist gespickt von authentisch spielenden Darstellern und wechselt gekonnt zwischen den Genres. Am Ende bleibt nur zu hoffen, dass endlich jemand den Schlüssel zum Käfigschloss findet und die dort eingesperrten Vögel freilässt, damit sie tun könne, wofür sie bestimmt sind.
Von Mystery bekomme ich ich nicht genug, also immer her damit. Und dann auch noch Jorge Garcia. Wie geil ist das denn?
Yeah, darauf freue ich mich. Vielleicht endlich mal wieder eine neue Zeichentrickserie, die ich lustig finde. Immer her damit.
Schon der Vorspann, wovon es keinen zweiten gibt, der hypnotisierender und hysterischer ist, dient als Vorgeschmack und Einstimmung für das, womit uns Gaspar Noé gleich für fast drei Stunden in seinen Bann ziehen wird, uns staunen lassen wird, uns leiden lassen wird, uns mit auf eine Reise nehmen wird, quer durch die grellsten und finstersten Straßen Tokios.
Eine Erklärung oder Beschreibung für all das ist nahezu unmöglich, ohne das kleine Wörtchen „Trip“ zu gebrauchen. Ein Trip, der aus der subjektiven Sicht des in die Drogenszene geratenen Oscars zeigt, was nach unserem Ableben geschehen könnte. Wäre dies wirklich so der Fall, wie es Noé hier zeigt, dann wünschte ich, ich wäre nie geboren worden, denn seine Interpretation von dem, was nach dem Tod passiert, ist die wahre Hölle. Zeit wird komplett anders definiert, springt zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her und statt der Erlösung im Paradies wartet auf mich ein nahezu endloses Umherwandern als Geist, für den es unmöglich ist, in der echten Welt zu interagieren und alles hilflos mitansehen muss, genfangen in der Leere.
Mit extremsten filmischen Mitteln werden diese Gefühle vermittelt, denn die komplette Lauflänge über wird die Sicht Oscars beibehalten, sei es in seinem noch lebenden Zustand oder wie er als körperloses Wesen über allem schwebt bis hin zu den Erinnerungen an die Vergangenheit, in der er sich selbst über die Schulter schaut. Durch diese spektakuläre Kameraarbeit entsteht ein eigenartiges Engegefühl, welches durch das dichte Tokio zusätzlich verstärkt wird, das wiederholt durch unangenehme Überkopffahrten seinen Höhepunkt erreicht und zu einem einzig großen Unwohlsein ausartet. Ein prächtiges Unwohlsein. Denn so erdrückend die Bilder vom Unfalltod der Eltern oder der leidenden Linda sind, so prächtig sind jene, die durch das knallbunte Tokio führen oder die, die Oscars Drogenrausch veranschaulichen. Jedoch sind sie nicht nur schön, sondern auch wirkungsvoll. Wirkungsvoll auf mich. Durch die Kamera und versteckte Schnitte war „Entert he Void“ ein derartiges Erlebnis, in das ich hier hineingesogen und selbst zu Oscar wurde. Alles um mich herum vergessen, konnte ich, unterstützt von flackernden Bildern, eintauchen und diese Geschichte so intensiv erleben wie es nur selten bei einem Film der Fall ist. In manchen Szenen hätte ich gerne noch mehr beobachtet und Eindrücke gewonnen, doch dann geht die Reise ungewollt weiter zum nächsten Schauplatz, was das Zugehörigkeitsgefühl immer wieder etwas mindert.
Nach beinahe drei Stunden ist dann plötzlich alles vorbei. Als seien die beiden Schlussworte „THE VOID“ das Signal eines Hypnotiseurs zum Aufwachen, sind die Gedanken von der einen auf die andere Sekunde wieder ganz klar und man fühlt sich erlöst. Wie neu geboren.
Nicht cool genug. Eigentlich gar nicht cool.
“A Bay of Blood”, “Twitch of the Death Nerve”, “Last House on the Left 2”, “The Ecology of a Crime”, “Carnage” oder zu deutsch “Im Blutrausch des Satans” – alles Titel für ein und den selben Film. Das ist sogar nur eine kleine Auswahl, aber sie stehen für den Großvater, den Wegbereiter des Slasher-Genres.
Mit ganzen 13 Morden ist der Bodycount in Bavas Schlitzerfilmchen für die zeitlichen Verhältnisse schon ganz schön hoch und diese toppen sich kontinuierlich gegenseitig an Blutrünstigkeit und Ekel. Dem netten, jungen Mann von nebenan wird zum Beispiel mit äußerster Präzision eine komplette Machete der Länge nach mitten im Gesicht platziert, eine andere wird auf äußerst brutaler Art und Weise mit einer Axt enthauptet.
Hört sich nun alles erstmal nach gewaltgeilem, anspruchslosem Splattermurks an, doch “Twitch of the Death Nerve” (ganz klar der coolste aller Titel) hat noch so viel mehr auf dem Kasten und sollte unter keinen Umständen auf seine Brutalität reduziert werden. Denn nicht nur dann, wenn der Killer zuschlägt und Bava mit sehr gelungenen Effekten fungiert, ist das reizvoll für das Auge, sondern auch in den ruhigeren Szenen, wenn er Bilder der idyllischen Bucht, in der das Massaker spielt, einfängt und auf künstlerischer Weise mit Zoom, Farben und Licht umgeht. Dass der Maestro auch Fotograf war, ist unverkennbar.
Inhaltlich ist dieses Werk ebenso ein wahrer Leckerbissen, denn es steck voll mit schwarzem Humor und Sarkasmus, der mit dem phänomenalen Ende einen Höhepunkt erreicht, das man böser nicht vorstellen könnte und die Gewalt sogar selbst verurteilt.
Slasher sind zudem kaum bekannt für ausgefeilte und logische Storys, aber auch diesbezüglich kann “Twitch of the Death Nerve” punkten. Mit all den Intrigen und heimlichen Machenschaften fordert diese, was eher unüblich für das Genre ist, auch zum Mitdenken auf, hat dann natürlich auch den giallotypischen – auch diesem Gattung ist der Film unterzuordnen – Twist, der jedoch überaus glaubhaft und nachvollziehbar erscheint.
Kopiert und nachgeahmt wird Bavas Werk noch bis heute und ist, obwohl es diesen enormen Einfluss hat, ziemlich unbekannt. Mit dafür verantwortlich ist bestimmt auch seine Beschlagnahme hierzulande, die fragwürdig ist. Nichtsdestotrotz ist “Twitch of the Death Nerve” einer der besten Slasher überhaupt.
Nach einem quietschbunten und enthusiastischen Anfang entwickelt sich „Perfect Blue“ zunehmend zu einem äußerst düsteren Psychothriller voller Gewalt und Wahnsinn. Mittelpunkt dieser Geschichte ist die Schauspielerin Mima, die, hervorgerufen durch enormen Druck und hohen Erwartungen, immer tiefer in einen verworrenen Strudel gerät, wo sie gegen den Verlust ihrer Identität ankämpfen muss. Ihre Seele hat sie dem Showbiz verkauft und so wandert ihr leerer Körper nun umher, auf der Suche nach dem eigenen „Ich“. Doch dieser Weg gestaltet sich als noch größere Herausforderung als vor der Kamera zu bestehen, denn Fiktion und Wirklichkeit, Traum und Realität überschneiden sich dauernd aufs Neue und wenn dann doch einmal alles klar erscheint, wendet sich das Blatt, wirbelt das Geschehene nur noch weiter durcheinander und erzeugt ein noch viel größeres Chaos.
Das Ende, bei dem schon jegliche Fröhlichkeit des Anfangs längst vergessen ist, bringt dann doch wieder Licht ins Dunkle, löst aber dennoch nicht jedes Mysterium auf und zeigt, dass man niemals den Glauben an sich selbst verlieren darf.
Dass mit zunehmendem Alter nicht immer die Weisheit kommt, beweist Dario Argento ganz eindeutig mit "The Card Player".
Die Charaktere sind allesamt dümmer als die Polizei erlaubt, doch gehören die meisten eben selbiger an. Zudem sind diese auch noch richtig laienhaft gespielt und glänzen höchstens durch Overacting. Von ästhetischen Morden fehlt ebenso jeder Spur wie von den stylischen Kamerafahrten, die Argento in seinen früheren Werken geradezu zelebrierte. Stattdessen setzt er auf stumpfe Ekeleffekte und Klischees. Und da der mordende Kartenspieler schon mit seinem ersten Auftreten, bevor er nur irgendjemanden getötet hat, offensichtlich ist, fehlt im weiteren Verlauf natürlich auch die Spannung. Die hätte das Finale dringend nötig gehabt, doch da wird lieber ein weiteres, megaödes Kartenspiel am Computer gezockt - auf Bahngleisen. Wirklich.
Als Stendhal-Syndrom werden gewisse psychosomatische Störungen bezeichnet, wenn diese im zeitlichen Zusammenhang mit einer kulturellen Reizüberflutung auftreten. Zu den Symptomen zählen Panikattacken, Wahrnehmungsstörungen und wahnhafte Bewusstseinsveränderungen. So Wikipedia.
Dario Argento selbst ist auch durchaus in der Lage, sein Publikum an solch einem Phänomen erkranken zu lassen. Man denke nur an „Suspiria“ oder „Opera“, bei denen ich selbst schon Schaum vor dem Mund hatte und vor jedem Lidschlag am liebsten auf die Pause-Taste gedrückt hätte, um keinen Frame zu verpassen.
Ein solch visueller Hochgenuss ist Argentos „The Stendhal Syndrome“, trotz vielversprechendem Namen leider nicht geworden. Seine Handschrift ist klar zu erkennen, doch alles ist unauffälliger und zurückhaltender als man es von ihm gewohnt ist. Wenn er dann auch noch anstatt auf seine sonst so liebevoll gestalteten, handgemachten Effekte verzichtet und stattdessen mit billigen CGI-Animationen dem Weg einer Tablette durch eine Speiseröhre folgen muss, leidet man als Zuschauer keiner kulturellen Reizüberflutung mehr, sondern eher an einem Würg-Syndrom. Unvorstellbar eigentlich bei einem solchen Regisseur, der es ansonsten zu jeder Sekunde geschafft hat ein Gemälde auf den Bildschirm zu zaubern.
Störend sind solche kleinen Mängel natürlich schon, aber nicht ausschlaggebend dafür, dass „The Stendhal Syndrome“ ein unterdurchschnittliches Werk ist. So ist es vor allem die fehlende Spannung, abgesehen von den letzten 15 Minuten, die hieran Schuld ist. Auch von seinen typischen Giallo-Konventionen kehrt sich der Italiener ab und verrät gleich zu Beginn den Killer. Doch Argento wäre nunmal nicht wer er ist, wenn er nicht doch noch am Schluss eine Überraschung im Petto hätte. Doch auch die zündet nicht, weil sie im Voraus schon zu deutlich angekündigt wird.
Zudem funktioniert die Tochter des Giallogottes, Asia, einfach nicht als Identifikationsfigur, nervt eher und ist dem einfach nicht gewachsen, einen zweistündigen Film zu tragen.
„The Stendhal Syndrome“ mag womöglich auch darunter leiden, dass oftmals mit falschen Erwartungen an ihn herangegangen wird. Es wäre natürlich auch unfair von dem guten Mann zu erwarten, bis an sein Lebensende Giallos zu drehen, schließlich sind diese ja schon längst außer Mode. Spannung und audiovisuelle Brillanz sind das hingegen nie, doch es scheint als habe Argento diese ebenso in der Vergangenheit zurück gelassen.
Und wehe der feiert heute und arbeitet nicht an "Washington" weiter...
Ein sprechendes Gemälde,
dann die Hand.
Eingehauchtes Leben in die Statue,
doch verhängnisvoll.
Erforschung eines Spiegels von der Innenseite,
weiter Fall.
Sich wieder findend im Hotel,
alles schief.
Linsend durch das Schlüsselloch,
Mord in Mexiko.
Weiterkrabbelnd mit großer Mühe,
Flugstunden.
Unaushaltbares Szenario beenden wollend,
doch nicht tot.
Rachegelüste gegen den Unheilsbringer,
fatale Auswirkung.
Unbeweglichkeit und gleichzeitige Starre,
wehrlos leidend.
Brutale Schneeballschlacht,
den Tode bringend.
Kartenspiel auf einer Leiche,
das Ass im Ärmel.
Schutzengel ganz in Schwarz,
hinkend.
Falsches Spiel aufgedeckt,
bejubelter Selbstmord.
Doch die Statue,
lebend.
Künstler, Kunst und Publikum,
Cocteaus surreale Beziehungen.
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Mit dem Gebrauch von schwarzen Handschuhen, Rasiermesserklingen, eine den Killer nicht entlarvenden Kameraführung und einer Briese Nacktheit war 1971 “The Strange Vice of Mrs. Wardh” einer der Filme, die mit diesen Eigenschaften den Giallo mit am meisten geprägt haben. Kopiert und nachgeahmt wurde dieses Werk zuhauf, doch die Klasse, die dieses aufzuweisen hat, sollte nahezu unerreichbar bleiben.
Durch falsch gelegte Fährten sorgt Sergio Martino immerzu für Verwirrung, fertigt zahlreiche Puzzleteile an, die aber alle nicht zusammenpassen wollen. Beeindruckend, wenn nicht nahezu unglaublich ist es, dass der Gelegenheitsgialloregisseur trotzdem weitestgehend die Logik nicht aus Acht lässt und sein Film auch nie konstruiert wirkt. So schafft er es auch die Spannung stetig ansteigen zu lassen und bleibt die 96 Minuten Spielzeit über immer nah an der Geschichte. Auch wenn der Italiener einmal eine Sexszene oder psychedelische Traumsequenzen abfilmt, wirken diese nie fehl am Platze. Im Gegenteil, diese höchstästhetischen, teilweise in wunderschönen Zeitlupen gezeigten Bilder, untermalt von einem ebenso unheimlichen wie verstörenden Soundtrack, sorgen für die volle Ladung an Intensität.
Zur großen Stärke von “The Strange Vice of Mrs. Wardh” zählt, was nicht bei jedem Genreverwandten der Fall ist, der Schluss. Im Storyverlauf treten einige potentielle Täter auf, von denen aber irgendwie jeder ein Alibi zu haben scheint oder irgendwann den Löffel abgibt. So bleibt es bis zum Schluss ein großes Rätsel, wer denn nun die von der atemberaubend schönen Edwige Fenech gespielten Julie Wardh terrorisiert. Diese überzeugt ebenso wie die Nebencharaktere, denen man in ihrem Tun keinen Glauben schenken kann und einer zwielichtiger erscheint als der andere.
Sergio Martinos Genreklassiker verbindet höchste Spannung mit audiovisueller Brillanz, verfügt über einen Cast, den man nicht besser auswählen hätte können, sowie eine Geschichte, die für Gialloverhältnisse einige Überraschungen zu bieten hat und bis zum Schluss nachvollziehbar ist.