Flibbo - Kommentare

Alle Kommentare von Flibbo

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    Flibbo: Wie ist der Film? 02.02.2020, 01:23 Geändert 02.02.2020, 22:20

    [...] Mit krassem Aufwand – man denke allein an die vielen Szenen mit Kleinkind – illustriert „Capernaum – Stadt der Hoffnung“ Armutsviertel im Libanon und deren Schicksale. Das Sozialdrama grenzt an eine Dokumentation, ist jedoch hochwertig inszeniert und spannt eine clevere Dramaturgie. Ein mitreißendes Leid, ein Sprachrohr für Schattenfiguren der Gesellschaft; nicht immer kurzweilig, aber echt und relevant. [...]

    • 7

      [...] Baumbach inszeniert zurückhaltend, mit unauffälligen Schnitten, schlichten Sets und Kostümen, um seinem Ensemble möglichst viel Raum zu geben. Zudem legt er Wert auf Authentizität, präsentiert seine Geschichte neutral, ohne Einteilung in Gut und Böse. Das alles macht „Marriage Story“ völlig unspektakulär, dafür aber auch sehr gut nachfühlbar. Die größte Stärke des Regisseurs und Autors ist, wie beiläufig er Komik in die eigentlich tragische Geschichte einzuweben versteht. [...]

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      • 7 .5
        über 1917

        [...] Basierend auf Großvaters Kriegsgeschichten ersann Mendes mit seiner Co-Autorin eine glaubhafte Mission voller interessanter Stationen. Zwischen den Highlights gelingt es der Crew gerade so, keine Längen aufkommen zu lassen; Thomas Newmans Musik hilft kräftig nach und dirigiert geschickt die Gefühle des Publikums. Oft ist „1917“ verblüffend ununterbrochen; man fragt sich ‚Wie haben die das gemacht?‘, was für herausragendes Kino spricht. Aber der Film krankt auch an einem tragischen Paradoxon: Eben weil es kaum Schnitte gibt und die Handlung in ‚Echtzeit‘ passiert, steht die technische Machart im Vordergrund und behindert ein emotionales Eintauchen ins Geschehen. [...]

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        • 7

          [...] Nach einjähriger Festivaltour hat der Überraschungserfolg aus Japan nun auch den deutschen Heimkinomarkt erreicht. „One Cut of the Dead“ ist keine Offenbarung und keine Steigerung von „Shaun of the Dead“, wie es der Hype vermuten lässt, aber ein effizienter Low-Budget-Streich, eine kreative Komödie und vor allem eine sympathische Hommage an das Filmemachen.

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          • Okay, aber warum versteht einfach niemand, wie überwältigend Godzilla II war? :-(

            • 6 .5

              [...] Der in Deutschland verwendete Filmtitel verzichtet auf die ‚4‘ und liest sich wie ein Spin-off mit neuen Hauptfiguren (siehe „Rogue One: A Star Wars Story“), was das Plakatmotiv ebenfalls suggeriert. Das wäre ein annehmbarer Kompromiss gewesen, um die tadellose Trilogie nicht zu beschmutzen. Allerdings knüpft „A Toy Story“ direkt an die drei Vorgänger an und wird somit zum überflüssigen Nachklapp, wie befürchtet. Das groß angepriesene Plüsch-Duo Ducky und Bunny entpuppt sich als Beiwerk für ein paar Gags, stattdessen begeben sich Woody und Buzz schon wieder auf Rettungsaktionen.

              • Ich feiere auf jeden Fall den Triumph von Tarantino (und Brad Pitt!) über den drögen Irishman.

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                • 7

                  [...] Der titelgebende Showdown zum Nägelkauen entschädigt für die etwas zu lange Hinführung. Ausgefeilte Schnitte lassen den Wettkampf hautnah mitfühlen, unter dem treibenden Klang der Motoren. Trotz temporeicher Montage voller unterschiedlicher Blickwinkel bleibt Mangolds Stil sauber und übersichtlich. „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ ist ein glänzend inszeniertes Underdog-Sportdrama nach üblichem Strickmuster. Die Topbesetzung sorgt für eine Prise Witz und reichlich Emotionen. Allerdings verliert der Film das Rennen der Gefühle knapp gegen den recht ähnlichen „Rush – Alles für den Sieg“ (2013).

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                  • 7
                    über Upgrade

                    [...] „Upgrade“ – nicht zu verwechseln mit dem Reinfall „Predator – Upgrade“ aus demselben Jahr – ist ein wunderbar fieser Mix aus Cyberpunk, Action und Bodyhorror à la David Cronenberg. Die Auseinandersetzung mit aktuellen KI-Entwicklungen könnte kaum ein mulmigeres Gefühl hinterlassen. Eine leicht zu übersehende schwarze Perle, da der Film keinen deutschen Kinostart erhielt. Autor Whannell, der hier auch Regie führte, überrascht mit seiner besten Story seit „Saw“.

                    • 7 .5

                      [...] Wiederholungen und Ähnlichkeiten sind unvermeidbar, wenn „Star Wars“ noch „Star Wars“ bleiben soll, dementsprechend ist von der Disney-Cashcow kein Meilenstein mehr zu erwarten. Aber „Star Wars: Episode IX – Der Aufstieg Skywalkers“ führt die Sequel-Trilogie überraschend spektakulär wie befriedigend zu Ende. Das Beste kommt in diesem Fall tatsächlich zum Schluss, weshalb man die drei Filme unbedingt als ein Ganzes und nicht zu früh beurteilen beziehungsweise verurteilen sollte. [...]

                      • 5

                        [...] „Leid und Herrlichkeit“ verzichtet auf Melodram à la „Alles über meine Mutter“ sowie formale Experimente wie in „La Mala Eduación“ und erzählt stattdessen ganz bodenständig, authentisch. Die Bilder sind farbenfroh, wie Almodóvars Wesen, aber schlicht. Das alles ist einerseits eine wohltuende Rückbesinnung auf ein Kino, in dem es wirklich nur um die Charaktere geht, andererseits auch schrecklich unspektakulär. Der Eindruck, dass Almodóvar den Film nur für sich selbst gedreht hat, will nicht weichen, und so wirkt er auch recht banal, vor allem, wenn man sich noch nie mit dem Regisseur befasst hat. [...]

                        • 5 .5

                          [...] „The Irishman“ ist ein Film über das Verwelken – das Verwelken von Hollywood-Stars, von Gangstern und vom Patriarchat. Die Überlänge und der Leerlauf in vielen Szenen sind dazu nur passend. (Unfreiwillig passt auch die holprige Kamerafahrt, mit der alles beginnt. Offenbar floss doch zu viel vom exorbitanten Budget in die Gesichtsbearbeitung.) Wagemutig nimmt Scorsese im letzten Drittel sogar noch etwas Tempo heraus. Freude bereitet das Ganze nur durch die Nostalgie-Brille mit Blick auf die berühmtesten Mafia-Filme. Zu bewundern bleiben Scorseses Konsequenz und natürlich die schauspielerischen Leistungen, auch von gewichtigen Nebendarstellern wie Harvey Keitel. „The Irishman“ schickt eine ganze Kino-Ära ins Pflegeheim, und das – schon wieder passend – bei Netflix.

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                          • 7 .5

                            [...] Während die chinesische Vorlage zum Kitsch neigt, versteht es die US-Adaption, gerade durch ihre schroffe Art zu packen, veredelt mit einer Prise bösen Humors. „Departed – Unter Feinden“ ist nicht nur ein Musterbeispiel für ein gelungenes Remake, sondern auch einer der interessantesten Gangsterfilme seines Jahrzehnts, grandios besetzt und über zweieinhalb Stunden beachtlich flüssig erzählt.

                            • 5

                              Aufhören, wenn es am schönsten ist, das können die wenigsten Filmreihen – so haftet auch dem gelungenen „Infernal Affairs“-Doppeldecker ein überflüssiger dritter Teil an. „Infernal Affairs III“ sucht krampfhaft nach erzählerischen Lücken, die es noch zu füllen gäbe und ist dabei wenig mehr als Schwermut und Nostalgie. [...]

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                              • 6

                                [...] Manche Informationen, die hier gegeben werden, wären schon zum Verständnis des ersten Teils nützlich gewesen. Gleichzeitig birgt „Infernal Affairs II“ beachtlich viele neue Ideen und zeichnet ein ganz eigenes Krimi-Drama, bis das Finale dann doch wieder arg an Teil 1 erinnert. Das Prequel ist bemüht wendungsreich und inhaltlich schwierig zu verfolgen, dabei weniger temporeich als das Original. Für Fans von „Infernal Affairs“ allemal eine brauchbare Ergänzung.

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                                • 6 .5

                                  [...] „Infernal Affairs“ ist erfrischend psychologisches, um nicht zu sagen kompliziertes Polizei-/Gangster-Kino, wunderbar dynamisch gefilmt und effektvoll geschnitten, wobei die Inszenierung (zumindest aus westlicher Sicht) zum Kitsch neigt, vor allem bei der Musikauswahl. Wer sich in dieser Verstrickung zweier Welten zurechtfindet, kann auch einen philosophischen Unterbau entdecken, mit der Frage, was eine Identität überhaupt ausmacht und wie sie sich verändern kann.

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                                  • 6 .5

                                    [...] „Doctor Sleeps Erwachen“ ist entschleunigter Psycho-Horror, bei dem es gleichermaßen gruselt und menschelt; zu keiner Zeit eine ebenbürtige „Shining“-Fortsetzung, doch eine nette Hommage. Es gibt viel zu erleben bei Geisterterror, Vampirismus, Telepathie und zärtlichem Drama. – Wenn der Film auch selten wirklich mitzureißen vermag, birgt er in diesem eigensinnigen Mix zumindest eine gewisse Faszination.

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                                    • 8

                                      [...] „Der König der Löwen“ (2019) ist auf seine Weise ein technischer Meilenstein, so wie es 1994 der Originalfilm war. Es stimmt, dass die computeranimierten Tiergesichter weniger Emotion erkennen lassen als die Zeichentrick-Versionen, aber dafür überzeugen die neuen Figuren eben mit ihren unglaublich lebensechten Bewegungen, während Stimmen und Musikuntermalung hinreichend Gefühle transportieren. Manche Szenen haben im Original besser funktioniert, zum Beispiel die Stampede, doch insgesamt gelingt Jon Favreau eine lupenreine, majestätische Neuauflage. Alles, was bleibt, ist die Frage nach der Notwendigkeit.

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                                      • 10
                                        Flibbo: Wie ist der Film? 12.11.2019, 02:53 Geändert 12.11.2019, 03:11

                                        [...] Visionär Coppola inszeniert den Vietnamkrieg passenderweise als psychedelisch angehauchten Albtraum. Egal ob in ruhigen oder lauten Momenten, die sich clever abwechseln: die genial komponierten Bilder wirken unglaublich lebendig, unglaublich echt, abgerundet von perfekt platzierten Musikstücken. Eine derartige Atmosphäre wird es im Zeitalter der Computereffekte nicht mehr geben. Martin Sheen derweil hält die surreale Handlung mit einer kernigen, intensiven Darbietung zusammen. Ein abgehalfterter Marlon Brando wird angemessen in Halbdunkelheit gehüllt und durch raffinierte Lichtspiele zum Phantom-Endboss stilisiert. – Dazwischen wimmeln zu viele prägnante Nebenrollen, um sie hier alle zu nennen. [...]

                                          • 7

                                            [...] Das interessante Konzept geht auf, gerade weil das Drehbuch nur die nötigsten Infos liefert und ansonsten gruselig vage bleibt. „Brightburn“ ist eine herrlich zynische Metapher über die Adoleszenz, und vor allem ein sympathischer Gegenentwurf zu den Origin-Stories im Superhelden-Blockbuster-Kino, gut gespielt und mit kleinem Budget effektiv inszeniert.

                                            • 4 .5

                                              [...] Die frühere Coolness der Killerfamilie Firefly scheint hier und da durch, doch etwas Neues hat Regisseur Rob Zombie nicht zu erzählen. Seine Inszenierung schwankt handwerklich zwischen Anarchie und Unbeholfenheit; derbe Gewaltspitzen verpuffen in einer unmotivierten Dramaturgie. Wie zu erwarten war, ist „3 from Hell“ eine völlig überflüssige Fortsetzung. Eine Leichenfledderei, die Zombies populärste Eigenkreation nochmal eine Runde Gassi führt. Die Handlung wirkt dabei so planlos wie die Hauptfiguren selbst, deren Schicksal ja eigentlich schon besiegelt war. Was tot ist, lässt man eben besser ruhen.

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                                              • 5

                                                [...] Klares Highlight von „Dark Fate“ ist Neuzugang Mackenzie Davis („Freaks of Nature“) als Supersoldatin. Ihre Mischung aus Emotion und Kampfkunst trägt die Geschichte. Die anderen neuen Figuren bleiben vergleichsweise blass. Ein paar deftige Actionmomente stechen aus der CGI-Reizüberflutung hervor, wie auch ein Hauch Nostalgie. Unterm Strich ist „Terminator: Dark Fate“ durchschnittlich krachendes Frauenpower-Popcorn-Kino ohne nennenswerten Charme. Ethische Fragen zum Thema Künstliche Intelligenz, die heute drängender sind denn je, bleiben weitestgehend unangetastet. Ernüchternd. Regisseur Tim Miller hat zwar „Deadpool“ zu verbuchen, hinterlässt mit seinem zweiten Streich aber keine besondere Handschrift.

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                                                • 7

                                                  [...] Bong Joon-ho packt wieder einmal viele unterschiedliche Stimmungen in einen Film. „Parasite“ lässt mit den Figuren fiebern, lachen und trauern. Ruhige und intensive Phasen wechseln sich ab, während sich die Plot-Wirrungen Stück für Stück steigern. Eine verrückte und doch lebensnahe Geschichte über Kapitalismus, die Arm-Reich-Schere und den Klassenkampf, ohne Zeigefinger. „Parasite“ ist im Grunde eine geerdete, bessere Variante von „Snowpiercer“; ein in sich nicht ganz stimmiges, aber kreatives und politisch relevantes Ausnahmewerk.

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                                                  • 8
                                                    über Joker

                                                    [...] Der Clown aus Gotham City wurde noch nie so ernst genommen, und es funktioniert glänzend. „Joker“ ist schlüssig und gleichzeitig wunderbar unzuverlässig erzählt, sodass das Publikum sich mit der komplexen Hauptfigur identifizieren und die Geschichte selbst interpretieren kann. Ein fast schon schlichtes, politisches, von Phoenix herausragend gespieltes Psychodrama im gelungenen Retro-Look, das den aktuellen Superhelden-Blockbustern mal eben die lange Nase zeigt.

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