Flibbo - Kommentare

Alle Kommentare von Flibbo

  • 4 .5

    [...] „Dark Crimes“ weckt Interesse durch eine konstant grimmige Atmosphäre im Fahrwasser von „Sieben“. Die Bilder sind präzise komponiert, doch zu sauber, um dauerhaft spannend zu bleiben. In ihrer Düsternis wirkt die Geschichte um Sex und Gewalt etwas zu bemüht. Charlotte Gainsbourg („Antichrist“, „Nymphomaniac“) sorgt neben Carrey für schauspielerische Lichtpunkte. Doch darüber hinaus plätschert der Film nur vor sich hin, bis hin zu einer ernüchternden Schlusspointe. [...]

    • 5 .5

      Nicht nur das Ende der Welt, sondern auch die völlige Drehbuch-Verzettelung sind in „Apocalypse“ angesagt. Ein kammerspielartiges Bunker-Setting nach der nuklearen Katastrophe wird nach den ersten Episoden völlig umgekrempelt, als hätten die Autoren die geringe Tragfähigkeit erst sehr spät erkannt. Plötzlich tut sich das ultimative Crossover mehrerer Staffeln auf – Fanservice, der Spaß macht, aber vor allem verwirrt. „Apocalypse“ setzt eine der älteren Staffeln fort, obwohl das unvorbereitete Publikum sich kaum noch an deren Details erinnern dürfte. Weitere Vorgängerstaffeln spielen ebenfalls eine Rolle, während die restlichen völlig ignoriert werden. Die Vorgehensweise wirkt willkürlich und inkonsequent. [...]

      • 7

        [...] „Midsommar“ ist ein schleichendes Grauen in majestätischen Bildern, Düsternis im erbarmungslosen Dauerlicht. Dieser Horror für gehobenes Publikum spielt gekonnt mit Symbolik; durchgehende Spannung bleibt aus. Die gewisse Lethargie ist ja auch Teil des Konzepts, denn „Midsommar“ erzählt nicht nur von einer Trennung und dem Wunsch nach Unterstützung. „Midsommar“ erzählt zugleich auch von Tradition als Ausrede für Stagnation. Die beobachtende Kamera fängt es treffend ein: der Horror ist nicht nur, was passiert, sondern vor allem auch, wie gelähmt Beteiligte es hinnehmen. Gemeinsam mit Jordan Peele („Get Out“, „Wir“) bildet Ari Aster zweifellos die Speerspitze des neuen Horrorkinos.

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        • 5 .5
          über Shazam!

          [...] Shazams Kräfte, Hintergründe und Feinde können nicht verstecken, dass sie nur noch Klischees sind. Die meisten Elemente nahmen die Spider-Man-Filme vorweg. Was bleibt, ist eine Extraportion Humor und Selbstironie à la „Kick-Ass“ und „Deadpool“, allerdings familienfreundlich. Dank gelungener Besetzung rettet sich „Shazam!“ ins solide Mittelfeld. Hauptdarsteller Zachary Levi spielt wirklich glaubhaft und unterhaltsam das Kind im Körper eines Erwachsenen. Sein Teenagerpendant Asher Angel macht als suchender Außenseiter auch einen guten Job, wobei er etwas zu sehr wie ein Popsänger-Mädchenschwarm aussieht (der er nebenbei tatsächlich ist). Mark Strong („Kick-Ass“) als Bösewicht geht natürlich immer. Die Pflegefamilie ist sympathisch. [...]

          • 7 .5

            [...] Die Buchverfilmung wirkt beinahe seicht und bewegt sich nah am Kitsch, beweist letztendlich aber genau das richtige Gespür für ein bewegendes Portrait. Schwierigere Themen finden nur in Andeutungen statt, um einen lebensfrohen Grundton zu wahren – und das ist nicht verlogen, sondern clever und traut dem Publikum Intelligenz zu, um das Gesamtbild selbst zu vervollständigen. „Der Junge muss an die frische Luft“ ist eine enorm warmherzige, authentisch gespielte Familiengeschichte rund um einen kleinen Jungen, der für Großes bestimmt ist. Ein gelungenes Kino-Denkmal für den genialen Hape Kerkeling.

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            • 6 .5

              [...] Einerseits stellt sich die Frage: Warum nicht gleich so? „Kapitel 2“ fasst kompakt zusammen, was der erste Teil erzählte und führt die Geschichte parallel weiter, sodass man Teil 1 zum Verständnis nicht gesehen haben muss. Der erste Film, in dem die Hauptfiguren nur als Kinder zu sehen sind, wirkt rückblickend redundant. Andererseits ist Teil 1 der bessere Film, denn er besitzt die besseren (Kinder-) Szenen, ist unaufgeregter und feinfühliger erzählt. „Kapitel 2“ will zu viel. [...]

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              • 8

                [...] „Der Goldene Handschuh“ ist eine grandios abscheuliche, bannend unbequeme Konfrontation, mit der sich Fatih Akın zu Enfants terribles wie Lars von Trier („The House That Jack Built“) und Gaspar Noé („Menschenfeind“) gesellt – in einer deutsch-geradlinigen Variante. So abrupt, wie das Publikum zu Beginn ins Geschehen fällt, so clever wird die Geschichte am Ende abgerundet. Dazwischen entfaltet sich eine sauber inszenierte, intensive Studie menschlicher Tiefpunkte, die die Gewalt nie glorifiziert, sondern auf Abschreckung setzt.

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                • 7 .5

                  [...] „Once Upon a Time in Hollywood” vereint alle typischen Tarantino-Stilmittel mit unterschiedlicher Effektivität – zum Beispiel gelingt diesmal kein wirklich nachhaltiger Soundtrack-Moment, obwohl hinreichend Songs ertönen; dafür bleibt Tarantinos Gespür für (schwarzen) Humor meisterhaft. Die nostalgisch gefärbte Hollywood-Hommage kommt nicht ohne Längen aus, bietet allerdings auch einige raffinierte Spannungsepisoden. „Once Upon a Time in Hollywood“ ist vielleicht nicht der relevanteste, aber der unterhaltsamste Tarantino-Streifen seit „Inglourious Basterds“.

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                  • 7

                    Manche Sachverhalte wurden aus dramaturgischen Gründen vereinfacht, manche Szenen frei erfunden, und doch illustriert der Film im Großen und Ganzen faktentreu die wahre Geschichte des Medienlieblings Ted Bundy. Besonders interessant ist dabei die filmische Herangehensweise: „Extremely Wicked, Shockingly Evil and Vile“ rückt die Morde, die Bundy begangen haben soll ganz in den Hintergrund und zeigt stattdessen ein Opfer der Justiz, das um seine Freiheit und die Liebe seines Lebens kämpft. Der Reiz liegt nicht im Horror, sondern in einer Ambivalenz und einem Unbehagen, das stets, schön subtil mitschwingt. [...]

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                    • 7
                      Flibbo: Wie ist der Film? 11.08.2019, 23:54 Geändert 12.08.2019, 13:09
                      über Wir

                      [...] „Wir“ ist ein ästhetisch inszenierter, symbolträchtiger Slasher mit einer Prise Selbstironie zugunsten inhaltlicher Ungereimtheiten. Jordan Peeles zweites Werk zeigt sich weniger rund und plausibel, dafür größer und intellektueller als der Vorgänger „Get Out“. Bei genauerer Betrachtung gibt es beachtlich viel zu entdecken. Spätestens jetzt zählt Peele zu den interessantesten Horror-Regisseuren der Gegenwart.

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                      • 7

                        [...] „Die Haut, in der ich wohne“ ist ein Schicksalsdrama mit Horrorelementen, fast ein moderner „Frankenstein“. Explizite Details zu zeigen hat der Film dabei gar nicht nötig; das Grauen spielt sich im Kopf des Publikums ab. Ein wunderbar unbehagliches, krankes, atmosphärisches Psycho- und Körperspiel. Mit diesem Film durchbricht Pedro Almodóvar eine künstlerische Dauerschleife und erfindet sich ein Stück weit neu. Schade nur um das schwache Ende, das die Geschichte reichlich unspektakulär auslaufen lässt.

                        • 5

                          [...] „Volver“ ist eine weitere Liebeserklärung Almodóvars an die Frauenwelt. Ein moderner Heimatfilm über die weibliche Fürsorge, die eine Heimat definiert, und ein Familienportrait, das die Themen Tod und Gewalt augenzwinkernd, aber auch sensibel behandelt. Schwarzer Humor, spritzige Dialoge und Dramatik blitzen durch, liegen jedoch bis zuletzt unter einem einlullenden Mantel der Seichtheit. [...]

                          • Schöne Anregung. Tarantino macht es halt schlau und klaut vorwiegend von weniger bekannten Sachen. ;-) Aus Zeitgründen werde ich wohl nur die Trailer einiger der genannten Filme gucken. Lieber ziehe ich mir vorher nochmal alle bisherigen Regiearbeiten Tarantinos rein. Wird ja eh mal wieder Zeit.

                            • 7

                              [...] „House of Cards“ trifft auf Popkultur: Im Rahmen einer Parodie von Avengers, Justice League & Co entlarvt „The Boys” den Machtmissbrauch von Großkonzernen und unsere skrupellos manipulierte Konsumgesellschaft, nicht immer kurzweilig, aber auch selten vorhersehbar und voller unbequemer Wahrheiten. Mit dieser Eigenproduktion gelingt Amazon Prime der seltene Glücksgriff, gleichstark im Gespräch zu sein wie der Streaming-Gigant Netflix – zumindest kurz. Idee, Besetzung und Handwerk sind stark; es bleibt abzuwarten, in welche Richtung sich „The Boys“ in Staffel 2 entwickeln wird.

                              • 7

                                [...] Zehn Jahre lang soll die Arbeit am Drehbuch gedauert haben, und es hat sich gelohnt, denn das dramaturgische Experiment unterhält kreativ. „La Mala Educación – Schlechte Erziehung“ zeichnet eine vielschichtige, düster-sinnliche Vergangenheitsbewältigung zum Mitdenken. Auf seine besondere Art zeigt Almodóvar, dass Homo- und Transsexualität keine Sünde sind, Missbrauch aber schon.

                                • 7 .5

                                  [...] „House of Cards“ trifft auf Popkultur: Im Rahmen einer Parodie von Avengers, Justice League & Co entlarvt „The Boys” den Machtmissbrauch von Großkonzernen und unsere skrupellos manipulierte Konsumgesellschaft, nicht immer kurzweilig, aber auch selten vorhersehbar und voller unbequemer Wahrheiten. Mit dieser Eigenproduktion gelingt Amazon Prime der seltene Glücksgriff, gleichstark im Gespräch zu sein wie der Streaming-Gigant Netflix – zumindest kurz. [...]

                                  • 5

                                    [...] Der Film arbeitet mit wirren Zeitsprüngen, und trotzdem läuft die Handlung nur schleppend. Die unerwartete Stummfilmsequenz sticht handwerklich positiv hervor, und auch darüber hinaus beweist Almodóvar mehrfach ein gutes Gespür für Ästhetik. Seine Gedanken über Liebe und Einsamkeit gießt er jedoch in eine geschmacklos konstruierte Handlung, die auch das versöhnlich gemeinte Ende nicht angenehmer macht. Schade um die interessante Grundidee. Ein ethisch verstörendes Drama, dessen tragischste Komponente wohl die Tatsache ist, dass es den Drehbuch-Oscar sowie zahlreiche weitere Preise gewann.

                                    • 6 .5

                                      [...] „Alles über meine Mutter“ – in Anlehnung an den Klassiker „Alles über Eva“ – ist ein gut gespieltes, unspektakulär inszeniertes Melodram, hier und da mit einer wohligen Prise Humor gebrochen. Um als Publikum emotional wirklich eintauchen zu können, vermengt Almodóvar nur etwas viele Schicksale und Anspielungen auf einem Haufen.

                                      • 7

                                        [...] „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“ ist ein kreativer Wirrwarr über die Auswüchse von Eifersucht und Liebeskummer, voll von köstlicher Situationskomik.

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                                        • 7
                                          über Burning

                                          [...] Antworten bleiben aus, denn „Burning“ ist bewusst vage und metaphorisch. Dadurch erhält der koreanische Kinohit seine latente Faszination. Das filmische Rätsel erzählt von Illusionen, Kontrasten, Wut, Neid und Hilflosigkeit, lässt knobeln und sieht dabei melancholisch-schön aus.

                                          • 8 .5
                                            Flibbo: Wie ist der Film? 20.07.2019, 05:44 Geändert 20.07.2019, 05:55

                                            [...] Abgesehen von dem bitteren politischen Beigeschmack und der Lüge über die Originalität der Grundidee ist Disneys Megahit „Der König der Löwen“ ein meisterhaftes Zeichentrickabenteuer – bahnbrechend inszeniert, kurzweilig, mutig, emotional.

                                            • 6

                                              [...] Der große Wow-Effekt ist verpufft. „The Lego Movie 2“ kann den Eindruck nicht abschütteln, ein bloßer Aufguss zu sein. (Die zwischenzeitlich erschienenen Spin-offs „The Lego Batman Movie“ und „The Lego Ninjago Movie“ fallen eigenständiger aus.) Trotzdem bewahrt sich das Team eine sympathische Selbstironie und liefert erneut eine hübsche Botschaft ab.

                                              • 7

                                                Nach einer etwas längeren Wartepause liefert Staffel 3 schlichtweg mehr von dem, was die Fans zuvor liebgewonnen hatten, kleine Variationen von Bekanntem. Diesmal bilden die beginnende Pubertät der Nerd-Gang sowie der Kalte Krieg der Reagan-Ära den erzählerischen Rahmen. Kino-Klischees werden munter zelebriert, zahlreiche Filmklassiker zitiert, speziell aus dem Horrorbereich. Sieben Episoden lang bewegt sich alles auf einem konstanten, soliden Niveau mit gewohnt starker Kameraarbeit und hervorragenden visuellen Effekten. Eisverkäuferin Robin integriert sich erfolgreich als sympathische neue Hauptfigur, gespielt von Maya Thurman-Hawke, Tochter von Uma und Ethan.

                                                Dann kommt die finale Episode 8. Sie lässt nicht nur die drei Haupthandlungsstränge befriedigend zusammenlaufen, sondern trifft das Publikum mit einer ungeahnten emotionalen Wucht. Allein für dieses Finale lohnt sich die ansonsten etwas redundante Staffel 3. Für die unvermeidliche Staffel 4 braucht es aber grundlegende Neuerungen, wenn die Macher sich nicht im Kreis drehen wollen.

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                                                • 6

                                                  [...] Nicht zu vergessen: Ohne die prächtigen Sets und Kostüme, umschmeichelt von Weitwinkelbildern, wäre „The Favourite“ nur halb so interessant. Die Musik schwankt zwischen elegant und fordernd, um zu suggerieren, hier sehe man keinen gewöhnlichen Historienfilm. Tatsächlich präsentiert Giorgos Lanthimos hier aber sein bislang gewöhnlichstes Werk. „The Favourite“ ist ein geschwätziges Liebesdrama, das sich durch Topschauspielerinnen, frechen Humor und pompöse Ausstattung über Wasser hält. Zum einen amüsiert es, den Verschiebungen der Charaktere beizuwohnen, zum anderen bleibt nur ein ernüchterndes Ergebnis.

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                                                  • 7

                                                    [...] Hat man sich erst einmal auf die geisterhaft beobachtende Kamera, die schräge Musik und das spröde Schauspiel eingelassen, entwickelt „The Killing of a Sacred Deer“ eine latente Sogwirkung. Suspense liegt in der Luft; die Handlung besitzt eine zunehmend beklemmende Stimmung, droht hier und da aber auch, ins Schwerfällige zu kippen. Ein waches Publikum mit Lust auf Experimente ist gefragt. [...]