Flibbo - Kommentare

Alle Kommentare von Flibbo

  • 6

    Eine unglückliche Ausgangssituation: Nachdem „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ elegant den Bogen von den Original-Mutanten zu deren Prequel-Pendants spannte und einen erzählerischen Kreis schloss, stellt „X-Men: Apocalypse“ unweigerlich nur einen Nachklapp dar. Dass der Film partout noch einen draufsetzen will, kaschiert nicht seine eigentliche Hauptfunktion: für die Fangemeinde alle Charaktere abzuarbeiten, die zuvor keinen oder zu wenig Platz gefunden hatten. [...]

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    • 6 .5
      über Bronson

      [...] Das Problem des Films liegt in der Natur der Geschichte: Im Kern passiert immer wieder das gleiche, die Hauptfigur macht praktisch keine Entwicklung durch und wiederholt sich ständig. Dass Winding Refn diesem tragischen Umstand viele inszenatorische Brüche entgegensetzt, wirkt einerseits auflockernd, ist andererseits aber auch eine zusätzliche Anstrengung für das Publikum. „Bronson“ unterhält mit Montage- und Soundtrack-Spielereien, bizarrem Humor und einem beeindruckenden Tom Hardy. Dabei bleibt der Film wenig aufschlussreich, einfach abstrakt – und wahrscheinlich war das bei dieser Thematik auch der eleganteste Weg.

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      • 6

        [...] Mit verbalem Terror anstelle von Blutbädern und vulgären Pointen anstelle von Motiven unterhält „Knock Knock“ solide, als Thriller über das Wunschleben am seidenen Faden. Wer mit hohen Erwartungen in dieses kompakte Projekt geht, ist selbst schuld.

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        • 7

          [...] „The First Avenger: Civil War“ nimmt eine dezent erfrischende Sonderstellung im ‚Avengers‘-Kosmos ein. Das Böse ist etwas Abstrakteres als ein Superschurke; es steckt in den Guten – abgesehen vom semirelevanten Alibi-Antagonisten Helmut Zeno, gelungen verkörpert von Daniel Brühl. Was dem ‚internen‘ Kampf fehlt, ist zwangsläufig die volle Inbrunst im Angesicht einer Übermacht, denn gegen einen Freund kämpfen heißt auch halbherzig kämpfen. Der bis dato längste Film des Marvel Cinematic Universe nutzt seine Zeit clever, um verschiedenste Motive verschiedenster Charaktere hinreichend herauszuarbeiten. Es fällt schwer, sich für eines der beiden Lager zu entscheiden, und darin liegt die Kunst. Der Grundstein für ein neues Aufrappeln ist gelegt.

          • Ich hoffe sogar, dass es ungefähr so kommt, wie im Artikel vorhergesagt. Mir macht das ganze Superheldengetümmel im Kino Spaß, seit einer erstaunlich langen Zeit, weil man sich selber so ein riesiges Puzzle zusammensetzen kann. Aber ohne ein absehbares Ende in spätestens zehn Jahren wird das Ganze etwas unheimlich beziehungsweise nur noch lächerlich.

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            • 5 .5
              über Baskin

              [...] Mit betont kreativen Kameraeinstellungen und hochstilisierter Beleuchtung wirkt „Baskin“ fast zu bemüht, auf alle Fälle aber überdurchschnittlich hübsch inszeniert. Auch Sounddesign und Effekte überzeugen durch Sorgfalt. Nur in zwei Punkten tut sich der Film keinen Gefallen. Die Handlung ist so surreal und nebulös, dass das Unheimliche ins unbefriedigend Unkonkrete kippt. Die Charaktere sind indes zu grob gezeichnet, um eine emotionale Bindung zu ihnen herzustellen. Es bleibt ein handwerklich souveräner, schauspielerisch ausreichender Fantasy-Horrortrip, der mit löblichem Aufwand verstört und ekelt. Die richtigen Ambitionen sind da; jetzt sollte Evrenol nur noch inhaltlich griffiger werden, statt allzu unbekümmert bunteste Zutaten in einen Topf zu werfen.

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                • Toll, dann haben Filme wie „Der Marsianer“ in Zukunft vollends keine Chance mehr, bei den Globes etwas zu gewinnen, wenn sowieso alle anspruchsvollen Hollywood-Produktionen als Drama gelten. Und für die Komödienkategorie bleibt dann nur noch Trash. Es hat schon seine Gründe, wieso kein anderer der großen Filmpreise diese beknackte Unterscheidung vornimmt – ist doch von vornherein klar, dass das Definitionsprobleme gibt. Allerdings war es immer eine gute Gelgenheit, um auch mal tolle lustige Filme zu ehren, die sonst immer hinter den „total bedeutsamen“, ernsten „besten Filmen“ zurückbleiben.

                  • 7

                    [...] Nach der Devise ‚weniger ist mehr‘ zieht „Howl“ ein prägnantes Konzept stringent durch und liefert keine große Angriffsfläche. Gerade weil die heulende Gefahr nicht entmystifiziert wird, sondern weitgehend ein Rätsel bleibt, bewahrt der Film eine durchgehende Gruselkraft. Hyett zeigt von den Monstern nicht zu viel und nicht zu wenig – und was man sieht, findet die gesunde Mitte zwischen CGI und Kunstfell. Eine dezente Prise Humor bewahrt die schlichte Geschichte vor Überheblichkeit, jedoch sorgt ein konsequent düsterer Grundton für ungetrübte Horrorstimmung. Deftige Gewalteinlagen verleihen der Bedrohung Nachdruck, ohne sich im Splatter-Selbstzweck zu verlieren. [...]

                    • 3 .5

                      [...] Dass es sich hier um Unterhaltung zum ‚Hirn ausschalten‘ handelt, liegt nahe, doch die gemütliche Berieselung funktioniert nur bei einer flüssigen Erzählung und ohne verwirrende Behauptungen wirklich gut. Statt Blutsauger, Menschen und Menschenfresser direkt als Feinde darzustellen, entwirft „Freaks of Nature“ eine friedliche Koexistenz bar jeder Vernunft, um schließlich den unvermeidbaren Konflikt an den Haaren herbeizuziehen. Chaotischer Schnitt, schlechte Tonmischung und eine vermutlich überforderte Regie generieren ein ungelenkes Timing, welches das dümmliche Drehbuch mit seinen dümmlichen Dialogen umso sinnbefreiter wirken lässt. Schleierhaft, wieso sich dafür einige hochkarätige Gaststars wie Patton Oswalt („King of Queens“) oder Bob Odenkirk („Breaking Bad“) hergegeben haben. Diese können die Misere leider auch nicht mehr retten. [...]

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                      • 6 .5

                        [...] „Ewige Jugend“ – ein irreführender deutscher Titel für „Youth“ – ist kreativ inszeniert, formvollendet bebildert und erstklassig besetzt. Sorrentinos Hang zu beobachtenden Details, surrealer Überhöhung und feinsinnigem Humor sorgt für das gewisse Etwas. Elegant verwebt er einige kleine Geschichten in einem großen Nichts – oder vielleicht auch ‚Alles‘. Für sich selbst den Tiefgang in der letzten Endes dünnen Handlung herauszuarbeiten, ist optional; kein Zeigefinger drängt sich auf. Jedenfalls hätte das Sinnieren über den Lauf der Zeit auch als Neunzig-Minüter genügt, aber langsame Filme sind nun mal lang, erst recht, wenn sie Preise gewinnen.

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                          • Ein Zweiteiler in drei Teilen hätte doch auch gereicht.

                            • 6

                              [...] Während ein eindrucksvoller Bösewicht weitestgehend fehlt – Riesenfehler im Genre –, weiß man auch nicht, ob man sich nun auf Supermans oder Batmans Seite schlagen soll. Da die beiden eine recht unreflektierte Rabauken-Beziehung pflegen, bleibt fast nur teilnahmsloses Zusehen. Die hochtalentierte Amy Adams („American Hustle“) alias Lois Lane wird dazwischen zum Aufhänger für Rettungsaktionen degradiert. Den vielen Handlungssplittern fällt es schließlich sichtlich schwer, in ein knackiges Ende zu münden. „Dawn of Justice“ macht Laune als opulentes Spektakel unter Hans-Zimmer-Wummern und zeigt gute Ansätze, entpuppt sich aber als fieberhafter Checklistenfilm im Dienste eines Franchise, der eine stimmige Erzählstruktur mit Herz vermissen lässt.

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                              • Habe den Button geklickt, aber nichts ist passiert. Muss wohl am Reupload von Fremdinhalten liegen.

                                • 7 .5
                                  über Raum

                                  [...] In der zweiten Hälfte verliert die Erzählung leider ihre Konzentration und hinterlässt nicht den prägnanten Gesamteindruck, den die erste Hälfte verspricht. Jedoch sind die beiden Teile notwendig, um den Kern der Geschichte zu erfassen. „Raum“ ist ein formal wie inhaltlich überaus feinfühliges Portrait zwischenmenschlicher Dynamik. Ein sensibler neuer Blick auf das Leben und seine wichtigsten Bestandteile, nie sentimental, sondern authentisch bewegend.

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                                  • 6 .5
                                    über Trumbo

                                    [...] Als schlicht inszenierter Dialog-Film schleichen sich in der zweistündigen Laufzeit auch Längen ein. Alles trägt die famose Besetzung nicht, aber sehr viel. Es war höchste Zeit, dieses erstaunlich unbekannte Einzelschicksal und dessen Auswirkungen aufzuarbeiten, denn während es verglichen mit dem Holocaust oder Sklaverei regelrecht harmlos wirkt, zeigt es vielleicht umso deutlicher, wie leicht sich eine Bevölkerung von innen heraus selbst schaden kann, obwohl alle nur ihr Bestes wollen. „Trumbo“ ist ein angenehm locker erzähltes, glänzend gespieltes Plädoyer für die Kunst und gegen Diskriminierung.

                                    • Bei mir kommt da nur ein 16sekündiger Teaser, der nicht auffällig nach Rip-Off aussieht. Habe ich was übersehen?

                                      • 6
                                        über Clown

                                        [...] Die Erzählbausteine sind wohlbekannt, die Inszenierungsmittel klassisch, doch ein hochwertiger, düsterer Look, detailverliebte Makeup-Effekte sowie die als besorgte Ehefrau und Mutter perfekt besetzte Laura Allen heben „Clown“ über den Genredurchschnitt. Respekt: Ohne Vorgeplänkel steigt der Film direkt mit seinem zentralen Konflikt ein, um den Verfall des Protagonisten ausführlich und kreativ zu erforschen. „Clown“ rutscht nicht in die stumpfe Slasher-Schiene, sondern spinnt vielmehr ein grausiges Märchen. Weil die Macher fest an ihre Idee glauben (und ihnen ein solides Budget zur Verfügung steht), reift aus einer albern anmutenden Prämisse eine absolut ernstzunehmende B-Movie-Horror-Drama-Perle. Wahrlich kein Kindergeburtstag.

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                                        • 6

                                          [...] Es ist sein Regiedebüt, doch bleibt Suchsland dabei weitestgehend in seiner üblichen Rolle: Journalist und Kritiker. „Von Caligari zu Hitler“ ist ein umfassendes Essay von einnehmender Bildsprache, das schließlich etwas eintönig und lang gerät; in seiner Zielgruppe eine Spur zu elitär, um wirklich für das Weimarer Kino zu begeistern. Nichtsdestotrotz taugt die Dokumentation als Aufklärung über eine Epoche, die viel mehr war als Expressionismus und als Anstoß für den Filmfan, sich mal (wieder) ausführlicher mit den Anfängen der ‚siebten Kunst‘ zu beschäftigen.

                                          • Egal wie sehr ich mich vorfreuen will, die Vorfreude kommt nicht gegen die tiefenentspannte Fahrstuhlmusik an.

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                                            • 5

                                              [...] Leider subtrahiert sich der Innovationspunkt direkt wieder, bedenkt man, dass es sich bei „Ghost Dimension“ nicht nur um eine unterhaltsame Variation des alten Themas, sondern um das Finale der Saga handeln soll. Produzent Jason Blum verkündete, man habe genug Anspielungen gezeigt, die großen Fragen der Reihe müssen endlich beantwortet werden. Wohl nimmt der Dämon teilweise konkretere Form an, wohl bezieht sich „Ghost Dimension“ auf Handlungselemente der Vorgänger. Doch was den Hintergrund des großen Ganzen betrifft, bleibt das Publikum im Unklaren wie eh und je. Aus lauter Sorge, etwas falsch zu machen, bleiben die neuen Autoren bei alten Andeutungstricks. Man muss glatt annehmen, Jason Blum hat den fertigen Film gar nicht gesehen. [...]

                                              • Den Filmkanon könntet ihr trotzdem noch richtig verlinken. :-)

                                                • 4 .5

                                                  [...] „Desaster“ verwechselt Rasanz mit Hektik, Style mit Unordnung und Skurrilität mit Klamauk. Ein ambitioniertes, spritzig geschriebenes Projekt, das sich an den eigenen Ansprüchen verhebt. Ein paar Pointen sind witzig, mindestens genauso viele schießen ins Leere. Justus von Dohnányis Intention ist nützlich für die müde Branche, dessen Umsetzung aber nicht authentisch, nur zügellos.

                                                  • 6

                                                    [...] Eli Roth bleibt sich treu und spannt die Nerven mit harten, gut gemachten Gore-Effekten, ohne sich allzu sehr auf selbige zu stützen. Die zu erwartende Kritik an Umweltzerstörung verschiebt sich interessanterweise zu einem Seitenhieb auf blinden Aktivismus. „The Green Inferno“ hat wenig mit dem rauen Charme des klassischen Kannibalenfilms gemein, weiß die Verlorenheit in exotischer Gefangenschaft aber dennoch gekonnt einzufangen. Dass er dabei auf Vergewaltigung und Tierquälerei gänzlich verzichtet, kann und soll man Roth nicht übel nehmen. Ihm gelang ein solide inszenierter, solide besetzter, herrlich gemeiner Horrortrip in faszinierendem Ambiente, der leider unter diversen erzählerischen Schlaglöchern leidet.

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