Gabe666 - Kommentare

Alle Kommentare von Gabe666

  • 5 .5
    Gabe666 17.11.2015, 21:03 Geändert 18.11.2015, 20:46

    "13 Geister " war der zweite Film des vom "Zurück In Die Zukunft"-Regisseur Robert Zemeckis und dessen immens erfolgreichem Produzenten-Freund Joel Silver gegründeten Studios Dark Castle und wie sein Vorgänger "Haunted Hill" das Remake eines 60er-Jahre-Horror-Streifens von William Castle, einem Regisseur, der für seine spektakulären Vermarktungsmethoden bekannt ist. Das Original zu diesem Film, welches hierzulande unter dem Titel "Das Unheimliche Erbe" erschien, kenne ich nicht und kann daher auch keine Vergleiche anstellen; soweit ich weiß wurde hier auch nur die Grundidee von Geistern, die man mit speziellen Brillen sehen kann, übernommen.
    Zum Remake lässt sich jedenfalls eines sagen: es ist ein Paradebeispiel für verschenktes Potenzial. Man hat mit dem imposanten, labyrinthischen gläsernen Haus ein echt originelles und atmosphärisches Setting (auch wenn es schwer vorstellbar ist, dass jemand tatsächlich gerne in sowas wohnen würde, da man ja nie wirklich für sich ist, trotz der abgelegenen Lage - aber das ist erst mal zweitrangig). Und die titelgebenden Geister sind verdammt cool! Optisch ziemlich furchteinflößend (hier ein großes Lob an die talentierten Maskenbildner von KNB), teils angelehnt an ältere Horrorfilm-Vorbilder (beispielsweise "Der Exorzist" oder "Hellraiser"), aber immer noch eigenständig genug um zu überzeugen und mit interessanten Hintergrundgeschichten. Nur leider hat man versäumt, sie anständig in Szene zu setzen. Jeder Auftritt der Geister kommt mit dämlichen Jumpscares, die meist überhaupt nicht funktionieren, daher und artet dazu oft noch in ein völlig unübersichtliches Schnittgewitter aus. Atmosphäre kann da nicht aufkommen. Und was die Backgroundstorys betrifft: im Film wird höchstens auf zwei davon wirklich eingegangen und den Rest erfährt man nur auf einer Featurette im Bonusmaterial der DVD! Sehr schade.
    Und auch ansonsten kann der Film handwerklich bestenfalls bedingt überzeugen. Die Darsteller wirken größtenteils ziemlich unmotiviert; lediglich "Monk" Tony Shalhoub und der ewige Bösewicht F. Murray Abraham stechen hier hervor. Mit Matthew Lillard als hellseherischem Comic Relief hat man gar einen unerträglichen Nervbolzen am Start, dessen schlechte Versuche, Komik in den Filmen nur dazu führen, dass man ihn so schnell wie möglich eines grausamen Todes sterben sehen will [SPOILER: worauf man aber viel zu lange warten muss und dank der Thematik Geister ohnehin nicht für dauerhafte Befriedigung sorgt - denn auch er darf zum Schluss als Deus ex Machina von den Toten zurückkehren und weiter rumnerven; was zudem praktisch 1:1 aus "Haunted Hill" übernommen wurde). Die Rapperin Rah Digga, welche hier ihren bisher einzigen Leinwand-Auftritt absolvierte und zudem den - schlechten - Abspann-Song "Mirror Mirror" beisteuern durfte, ist als zweiter Comic Relief ebenfalls eher nervig als lustig.
    Außerdem stören auch die einfallslosen Dialoge; praktisch jeder zweite Satz besteht aus der Aufforderung "Kommen Sie!". Und das Ende ist dann nochmal besonders dämlich.
    Womit der Film aber einiges an Boden wiedergutmachen kann, sind die teils ziemlich brutalen Kills mit derben Splattereffekten (KNB haben's eben einfach drauf!), von denen es aber leider zu wenig gibt. Der halbierte Anwalt bleibt wirklich im Gedächtnis, aber sonst? Irgendwie kaum was.
    (In der nachfolgenden Dark-Castle-Produktion "Ghost Ship" sollte derselbe Regisseur, Steve Beck, übrigens eine ähnliche, im wahrsten Sinne des Wortes "einschneidende", Szene bringen - die da leider ebenfalls das einzig wirklich Nachwirkende des Films sein sollte und dummerweise schon zu Anfang verbraten wurde.)
    Die vereinzelt eingesetzten CGI-Effekte sind im Gegensatz zu den handgemachten ziemlich mies, kommen aber immerhin auch wirklich nur dann zum Einsatz, wenn es nicht anders ging. Und obwohl man ihr ihre Künstlichkeit doch zu sehr ansieht, ist die auf diese Weise realisierte "Höllenmaschine" doch schon ziemlich cool.
    Unterm Strich bleibt hier ein Film mit originellen, phantasievollen Sets und wirklich interessant gestalteten, wenn man so will, "Monstern", der aber sein vielversprechendes Ausgangsmaterial kaum nutzt, auf Hektik und Jumpscares statt langsamen Spannungsaufbau setzt und durch völlig deplatzierte Komik das letzte Bisschen an Atmosphäre dann noch fast komplett zunichte macht. Nur ganz vereinzelt blitzt hier mal wirklich inszenatorisches Talent des Regisseurs auf (wie beispielsweise bei der Plansequenz während der Opening Credits, bei mit der Kamera durch die Wohnung der Protagonisten gefahren wird und man durch den Ton ihre schmerzvolle Vergangenheit erfährt - und natürlich bei der Szene mit dem halbierten Anwalt ^^).
    Kann man sich durchaus mal angucken, das Haus ist ja eben toll anzusehen und die Geister haben echt was, aber mehr als einmal muss nicht sein. Irgendwie wünsche ich mir fast, man würde davon nochmal ein Remake machen, mit denselben Sets und Geistern, aber dafür einem talentierteren Regisseur und Drehbuchautor. Denn das hier hätte echt was viel Ansprechenderes werden können. So bleibt aber leider nur die Enttäuschung über so viel vergeudetes Potenzial.
    PS: Das hier ist mal wieder einer der seltenen Filme, bei denen meine Vorhersage exakt mit meiner Bewertung übereinstimmt!

    8
    • Gabe666 17.11.2015, 19:22 Geändert 17.11.2015, 21:04

      Ach ja, ein toller Film!
      Teils schon etwas unheimlich für kleinere Kinder (ich denke da besonders an die Szene mit dem Lehrer), aber verdammt liebevoll gemacht und zum Schreien komisch! Müsste den mit etwa 11 oder 12 Jahren das erste Mal im Fernsehen gesehen haben. Hatten wir damals noch auf Videokassette aufgenommen. Die noch überdrehtere Fortsetzung (die ich genauso klasse finde) lief dann eine Woche später im Fernsehen und auch die haben wir dann auf Video rauf und runter geguckt. Ich glaube sogar, häufiger als den ersten.
      Beides sind jedenfalls wahnsinnig unterhaltsame und sehr schwarzhumorige Horrorkomödien mit zahlreichen Seitenhieben auf andere Bestandteile der Popkultur (vor allem im zweiten Teil, bei dem sogar die Vierte Wand durchbrochen wird),typisch für Joe Dante. Sehr empfehlenswert (nicht nur) für Kinder. Kann man sich immer wieder ansehen.
      Dem Remake sehe ich eher mit gemischten Gefühlen entgegen. So gut die Effekte bei dem dann auch sein mögen, den gleichen Charme wie diese beiden Filme wird das wohl nie verbreiten können.
      Danke für diesen nostalgischen Artikel! :)
      PS: Das hier ist mein 2000. Kommentar! Jubiläum! :D

      9
      • Gabe666 11.11.2015, 16:28 Geändert 12.11.2015, 20:02

        Schön, dass ihr euch mal wieder dieses Themas annehmt.
        Aber diese Liste ist irgendwie redundant. Zum Einen sind das zwar prominente Beispiele, aber nicht die bekanntesten (als ewige Synonyme für deutsche Zensurwillkür und Kürzungen sind da eher das originale "Texas Chainsaw Massacre", der erste "Tanz Der Teufel" und der originale "Dawn Of The Dead" zu nennen). Zum anderen gibt es sogar Filme, die hierzulande noch exzessiver gekürzt wurden (vom erwähnten "Dawn Of The Dead" existiert sogar eine Fassung, die um ganze 30 (!!) Minuten erleichter wurde). Und neben den Verleihern sind es vor Allem auch die Privatfernsehsender, die gerne recht großzügig die Schere ansetzen - und das auch oft genug bei Filmen, die noch nicht einmal auf dem Index stehen, sondern einfach nur zur unpassenden Uhrzeit gesendet werden. Beispielsweise fehlen bei der von RTL nachmittags ausgestrahlten Fassung von Peter Jacksons "King Kong" ganze 23 (!) Minuten - aber was will man von dem Sender auch erwarten!
        Zwar 'ne nette Übersicht, aber im Grunde unnötig. Auf schnittberichte.com wird auf sowas viel ausführlicher eingegangen - und dazu sogar noch bebildert!
        Im Übrigen hättet ihr auch erwähnen können, dass drei der erwähnten Filme ("Robocop", "Re-Animator" und "Cyborg") mittlerweile in ihrer ungekürzten Fassung runter vom Index und völlig legal frei erhältlich sind.
        Zu den vielen Rechtschreibfehlern im Artikel spare ich mir mal einen bissigen Kommentar.

        19
        • 8 .5
          Gabe666 10.11.2015, 20:08 Geändert 10.11.2015, 20:27

          Unter all den Lovecraft-Verfilmungen Stuart Gordons und Brian Yuznas ist das hier meiner Meinung nach die beste. "From Beyond", den Gordon nur ein Jahr nach seinem "Re-Animator", aber dank dessen Erfolg mit größerem Budget und mehr Zeit zur Verfügung realisieren konnte, gehört dabei zwar zu den Verfilmungen, die sich sehr von ihrer Vorlage entfernen, macht dies jedoch durch zahlreiche originelle eigene Ideen wieder wett. Die zugrundeliegende gleichnamige Kurzgeschichte wird tatsächlich bereits im Prolog des Films vor den Opening Credits abgehandelt. Im Rest des Films wird die Handlung, die erneut in die damalige Gegenwart der 1980er Jahre verlegt wurde, weiter gesponnen und mit Elementen aus anderen Storys von Lovecraft angereichert [SPOILER: bei dem Monster, in das sich der von den Toten zurückgekehrte Dr. Pretorius verwandelt, orientierten sich Gordon und Drehbuchautor Dennis Paoli beispielsweise an den sogenannten Shoggothen, Kreaturen ohne feste Körperform, die aber die Gestalt der Lebewesen annehmen können, die sie verspeisen, und die beispielsweise in "At The Mountains Of Madness" auftauchen]. Gleichzeitig wurden auch hier neue Charaktere (Antagonist Dr. Pretorius kommt in der Vorlage beispielsweise nicht vor; tatsächlich ähnelt der Hauptcharakter Crawford Tillinghast diesem in der Geschichte mehr) und, wie für Gordon typisch, viel Erotik sowie Splatter- und Ekeleffekte hinzugefügt, auch wenn dies bei Lovecraft eigentlich fast überhaupt nicht in seinen Geschichten eingesetzt wurde.
          "From Beyond" könnte man dabei im Grunde als inoffizielle Fortsetzung von "Re-Animator" ansehen, da er direkt im Anschluss gedreht wurde und nahezu dasselbe Team sowohl vor als auch hinter der Kamera erneut versammelte. In den Hauptrollen sind wieder Jeffrey Combs und Barbara Crampton zu sehen, hier allerdings mit vertauschten Rollen: nahm er im "Re-Animator" noch den aktiven Part ein, ist er hier mehr passiv; sie dagegen treibt hier die Handlung voran, auch wenn sie keinen so sehr getriebenen Charakter wie Herbert West verkörpert. Dieser radikale Tausch funktioniert überraschenderweise aber ziemlich gut. Auch diese praktisch entgegengesetzten Rollen können die beiden überzeugend rüberbringen (und 9 Jahre später sollte sich in Gordons "Castle Freak" zeigen, dass sie auch ein Ehepaar glaubwürdig darstellen können).
          Die Verwendung des nahezu identischen Casts zieht sich bis in die Nebenbesetzung: die Darstellerin der in der Anfangs- und Endszene auftretenden dicken Nachbarin mit ihrem Schoßhund (der witzigerweise im Film nach ihr Bunny genannt wurde), war schon in "Re-Animator" in der Pre-Credit-Szene zu sehen. Und Stuart Gordons Ehefrau Carolyn Purdy-Gordon, die in selbigem eine Chefärztin darstellte, ist hier in einer ganz ähnlichen Rolle (die übrigens nach dem "Psycho"-Autoren und Lovecraft-Brieffreund Robert Bloch benannt wurde) besetzt, wobei ihr Part allerdings deutlich vergrößert wurde.
          Bruce Abbott und David Gale sind zwar nicht mit dabei, dafür hat man hier als Neuzugänge allerdings den großartigen, aus dem originalen "Dawn Of The Dead" bekannten, Ken Foree als warmherzigen Polizisten und den charismatischen, mittlerweile leider verstorbenen Ted Sorel (den man ansonsten nur in kleineren Nebenrollen sah) als diabolischen, notgeilen Bösewicht Dr. Pretorius. Mit seiner Darstellung, die schon ziemlich over the top ist (wie auch wieder die von Combs - "Es hat ihn gefressen! Den Kopf... den Kopf einfach abgebissen! Wie von einem Lebkuchenmann!") hat er schon Ähnlichkeit zu David Gale als Dr. Hill aus "Re-Animator", ist diesem aber durchaus ebenbürtig und verleiht dem Film seinen ganz eigenen Charme ("Humans are such easy prey!").
          Wie erwähnt, waren auch hinter der Kamera nahezu dieselben Leute beteiligt. Neben Gordon als Regisseur, Brian Yuzna als Produzenten, Dennis Paoli als Drehbuchautor, Richard Band als Komponisten und Mac Ahlberg als Kameramann wirkten mit John Carl Buechler, John Naulin (der während der Dreharbeiten übrigens einen haarsträubenden Unfall hatte, welcher ihn fast zwei Finger kostete) und Anthony Doublin auch dieselben Effektspezialisten mit - sie erhielten diesmal allerdings Unterstützung von einem weiteren Meister seines Fachs, nämlich Mark Shostrom, der u.a. auch zu den ersten drei "Nightmare"-Filmen und dem zweiten "Phantasm" die Effekte beisteuerte und direkt im Anschluss an "From Beyond" beim zweiten "Tanz Der Teufel" mitwirkte. Zu seiner Crew gehörten damals übrigens auch zwei noch relativ junge Effektkünstler namens Robert Kurtzman und Gregory Nicotero, die zwei Jahre später mit dem Maskenbildner Howard Berger ihr eigenes Effektstudio namens KNB gründen und sich in Hollywood einen großen Namen machen sollten.
          Und damit wären wir auch schon beim Herzstück des Films angelangt: seinen Effekten. Die sehr aufwändigen und detaillierten, dabei richtig schleimig-ekligen Creature-Effekte, die offensichtlich von John Carpenters "The Thing" inspiriert waren, können auch heute noch überzeugen und tragen viel zur bizarren Atmosphäre des Films bei. Die abgefahrenen Metamorphosen von Combs' und Sorels Charakteren gehören zu den größten Schauwerten des Films und waren wohl auch einige der aufwändigsten Sequenzen in Horrorfilmen der 80er Jahre. Der völlig groteske Showdown, [SPOILER: bei dem die beiden dann sogar zu verschmelzen scheinen und sich gegenseitig auffressen,] verfehlt auch heute noch seine Wirkung nicht und hatte wohl auch so einigen Einfluss auf nachfolgende Produktionen. Ich vermute, dass er auch als eine Inspiration für Shinya Tsukamotos abgefahrenen "Tetsuo - The Iron Man" diente, da sich die Schlussteile der beiden Filme doch recht ähneln. Möglicherweise ist dem auch nicht so, aber die Parallelen sind dennoch nicht von der Hand zu weisen.
          Unterstützt wird die Atmosphäre vom gothic-horror-mäßig angehauchten Szenenbild und der fast schon psychedelischen Farbgebung (ganz im Sinne der vorherrschenden Parallelen zu "Re-Animator" ist das Bild hier hauptsächlich in die Komplementärfarbe des in selbigem vorherrschenden grellen Giftgrün getaucht - nämlich ein sattes Magenta) sowie dem wieder hervorragenden, von Richard Band komponierten Score, der diesmal allerdings weniger eingängig und stattdessen chaotisch, schon atonal, ausfiel, bei dem aber ebenfalls schrille Streicherklänge vorherrschen.
          "From Beyond" ist ein auch heute noch packender, in seinen Spezialeffekten überzeugender Film, der mit viel Herzblut inszeniert wurde und, trotz seines geringeren Status gegenüber anderen bekannten Horrorstreifen der 80er Jahre, einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Genre hatte. Man könnte ihn beispielsweise praktisch als Vorläufer des ein Jahr später gedrehten "Hellraiser" ansehen, der einen fast identisch gestalteten Handlungsort und zudem auch fast dieselbe Prämisse verwendet (in beiden Filmen geht es um eine höllische Parallelwelt neben der unseren, zu der von den unvorsichtigen Protagonisten ein Tor geöffnet wird, nur dass dieses hier wissenschaftlichen und nicht mystischen Ursprungs ist; und in beiden kehrt der zu Beginn des Films in diese Welt gesaugte Antagonist als grauenvoll verändertes Wesen wieder - die Parallelen zwischen den Filmen sind wirklich verblüffend!).
          [Übrigens fiel mir zu Beginn des Films noch ein weiteres amüsantes Detail auf: im Haus ist ein Bild der amerikanischen Flagge in Verbindung mit dem Schwanz einer Klapperschlange abgebildet, wozu geschrieben steht "Don't Tread On Me". Diese interessante Metapher, mit der die aggressive Attitüde der amerikanischen Nation zum Ausdruck gebracht wurde, diente der Band Metalllica als Inspiration für das Cover ihres fünf Jahre später veröffentlichten, selbstbetitelten, erfolgreichsten Albums sowie ein Lied von diesem, das, passenderweise "Don't Tread On Me" genannt wurde. Mit dem Film hat dies womöglich kaum etwas zu tun, - auch wenn Metallica bekanntermaßen Horrorfans sind und "From Beyond" damals sicher schon kannten - da das Bild tatsächlich schon viel länger existierte und auf die "Gadsden Flag", eine der frühesten amerikanischen Flaggen, zurückging. Dennoch ist dieses kleine Detail interessant und erschien mir erwähnenswert.]
          "From Beyond" ist spannend, blutig, eklig und sehr atmosphärisch, genau das Richtige für jeden Horrorfan. Er entfernt sich zwar sehr vom ursprünglichen Stoff, atmet jedoch wie kaum ein anderer von Gordon den Lovecraft'schen Geist, angereichert mit viel Cronenberg'schem Bodyhorror. Dazu gibt's zum Schluss noch ein richtig bitteres, fieses Ende. Und wem das noch nicht genügen sollte, für den hält der Film noch Barbara Crampton im (übrigens eigens für sie entworfenen) Latex-SM-Kostüm bereit. Die Frau sah damals ohnehin schon wahnsinnig umwerfend aus! ^^
          Natürlich sollte man sie nicht nur darauf reduzieren; sie spielt, wie erwähnt, auch toll, genau wie die restliche Besetzung. Zudem gab es hier auch eine sehr gute deutsche Synchronisation; Jeffrey Combs wurde hier übrigens von keinem anderen als dem später durch die "Bullyparade" bekannt gewordenen, aber auch heute noch im Synchro-Bereich tätigen, Christian Tramitz gesprochen (der, nebenbei bemerkt; auch Bruce Campbell im zweiten "Tanz Der Teufel", synchronisierte - noch eine Parallele zu dem Film!).
          Gordon musste "From Beyond damals für ein R-Rating ziemlich kürzen, entdeckte jedoch später einen Teil der fehlenden Szenen wieder und konnte 2006 einen Director's Cut des Films veröffentlichen (bei dem allerdings immer noch so einiges fehlte; in der Doku "Stephen King's World Of Horror" war beispielsweise eine auch im DC noch fehlende kurze Szene enthalten, die hier ein Youtuber ohne den Off-Kommentar der Doku innerhalb der eigentlichen Filmszene eingesetzt hat: https://www.youtube.com/watch?v=nd-eoXg4YLI - allerdings ist sie auch nicht unbedingt notwendig, obwohl man hier erfährt, was mit Pretorius' Kopf passiert, und wirkt schon ziemlich trashig, kann also auch aus anderen Gründen rausgefallen sein). Der DC wirkt runder und ist blutiger, auch wenn man hier keine Splatter-Exzesse erwarten sollte; "From Beyond" ist tatsächlich fast nie so drastisch wie "Re-Animator" in Sachen Gewaltdarstellung. Es sind hauptsächlich Creature- und Schleim-Effekte, die zum Einsatz kommen, gesplattert wird nur wenig. Dementsprechend ist es auch völlig unverständlich, dass der Film bis 2013 in beiden Fassungen indiziert war. Nachdem das zu diesem Zeitpunkt neugegründete Label OFDb Filmworks (hier nochmal ein großes Lob an sie für die tolle Neuauflage auf DVD und Blu-ray mit umfangreichem Bonusmaterial!) ihn nochmal neu prüfen ließ, erhielt sah man das offensichtlich auch seitens der Behörden ein und erteilte ihm anschließend sogar eine Freigabe ab 16 (!) Jahren. Ja, die Zensurgeschichten so einiger Filme sind hierzulande schon ziemlich absurd.
          Ich persönlich kann den Film jedenfalls nur empfehlen und rate jedem Interessiertem zu dieser prächtigen Neuauflage (die übrigens die aller erste Veröffentlichung dieses, aus der wichtigen Onlice-Filmdatenbank OFDb hervorgegangenen, Labels darstellte). Gordon nahm sich hier nur die grundlegenden Bestandteile eines alten Stoffes und kreierte damit etwas völlig eigenes. "From Beyond" ist ein eigenständiges Kunstwerk, das von extrem fantasievollen Künstlern gestaltet wurde. Für mich die bisher gelungenste Lovecraft-Adaption und auch Gordons bester Film!
          Damit bin ich durch mit meiner kleinen Retrospektive zu Gordons und Yuznas Lovecraft-Verfilmungen, mit der ich eigentlich schon viel früher fertig sein wollte, aber aus Zeitmangel nicht dazu kam. Beziehungsweise fast, denn mit "Dreams In The Witch House", Gordons Beitrag zur ersten Staffel der Serie "Masters Of Horror", existiert noch eine weitere Adaption einer Geschichte dieses außergewöhnlichen Literaten. Der werde ich mich jedoch dann im Rahmen dieser Serie widmen, zu der ich mir vorgenommen habe, sie mal komplett durchzuarbeiten. Das wird aber wohl noch eine Weile dauern, bis es soweit ist.

          18
          • Gabe666 10.11.2015, 00:01 Geändert 10.11.2015, 00:12

            Och nein! Nicht auch noch er! :(
            Der einzig wahre Leatherface. Abgesehen von dieser Rolle wirkte er zwar in keinem anderen prägenden Film mehr mit, dem Horrogenre blieb er aber immer treu. Nebenbei bemerkt galt seine eigentliche Passion übrigens dem Schreiben - als Autor war er durchaus ebenfalls erfolgreich.
            War echt schockiert, als ich das erfahren habe. Und bin es noch.
            Dieses Jahr verlassen uns wirklich so viele Größen des Films und vor Allem dieses Genres. Sehr schade!

            5
            • 7
              über Dagon

              "Dagon" aus dem Jahr 2001 stellt die bislang letzte Lovecraft-Verfilmung von Stuart Gordon dar (zählt man seine Episode "Dreams In The Witch House" für die erste Staffel der Anthologie-Serie "Masters Of Horror" von 2005 nicht mit), wobei er die Idee für den Film tatsächlich schon seit 15 Jahren mit sich herumtrug und ihn eigentlich direkt nach dem ersten "Re-Animator" hatte drehen wollen. Aus verschiedenen Gründen scheiterten seine Anläufe, den Stoff auf die Leinwand zu bringen, jedoch mehrmals, bis sein Freund Brian Yuzna es ihm Anfang des neuen Jahrtausends dann doch ermöglichte. "Dagon" ist dabei der dritte Film unter dem Banner von Yuznas "Fantastic Factory"-Label und wurde dementsprechend im Produktionsland Spanien gedreht.
              Der Film an sich ist dabei eigentlich keine Adaption der gleichnamigen Kurzgeschichte, sondern basiert vielmehr auf der Novelle "The Shadow Over Innsmouth" und hält sich hier, im Vergleich zu Gordons anderen Lovecraft-Verfilmungen, tatsächlich recht nah an die Vorlage. Auch wenn erneut so einiges abgeändert wurde: die Handlung spielt auch hier nicht zu Beginn des 20. Jahrhunderts, sondern in der damaligen Gegenwart, der Handlungsort wurde (wohl eben auch aus den angesprochenen produktionstechnischen Gründen) von Neuengland nach Spanien verlegt und das titelgebende Dorf Innsmouth dementsprechend in Imboca umbenannt, es wurde auch hier wieder eine Liebesgeschichte hinzugefügt, sowie einiges an graphischer Gewalt und Erotik, was im ursprünglichen Stoff nicht vorkam (Lovecraft arbeitete ja bekanntermaßen lieber mit Andeutungen) und der Hauptcharakter kommt hier auch aus ganz anderen Gründen als in der Vorlage zu dem Ort. Was die grundlegende Handlung betrifft, ist aber doch ein Großteil wieder erkennbar; vor allem der Beginn der Verfolgungsjagd aus dem Hotel heraus wurde fast 1:1 übernommen. Die Geschichte an sich ist ohnehin mehr als andere von Lovecraft sehr von Action geprägt - tatsächlich macht die Verfolgungsjagd auch einen Großteil der ursprünglichen Geschichte aus. Der Film besteht schätzungsweise zu 80 % daraus, der Ton der Vorlage wurde also durchaus getroffen.
              Was den Film vor allem auszeichnet, ist seine Atmosphäre. Das verwahrloste Dorf mit seinen bizarren, fischähnlichen Bewohnern hat auf jeden Fall was. Die Stimmung der literarischen Geschichte wurde durchaus gut ins andere Medium transportiert.
              Was dagegen stört, sind die erkennbar billigen CGI-Effekte, die aber immerhin sparsam eingesetzt wurden. Generell wird hier löblicherweise auf Handgemachtes gesetzt, was die Kreaturen und Splatter-Effekte glaubwürdiger erscheinen lässt. Zu den Splatter-Effekten ist allerdings anzumerken, dass diese nicht unbedingt in den Film passen und der Atmosphäre eher abträglich sind; insbesondere bei der äußerst drastisch ausgefallenen Häutungs-Szene. Ich persönlich fand es unnötig, dass Gordon meinte, hier voll draufhalten zu müssen. Man wird dabei eigentlich nur angewidert; wesentlich verstörender wäre es gewesen, wenn er es nur angedeutet hätte. Hier würde ich daher vielleicht sogar ausnahmsweise die in Deutschland erschienene gekürzte Fassung als die bessere bezeichnen!
              Was den Cast betrifft, so leistet der größtenteils gute Arbeit. Der Engländer Ezra Godden, welcher auch in Gordons "Dreams In The Witch House" mitspielte und heute seinen Lebensunterhalt nur noch mit Auftritten in TV-Produktionen und als Voice Actor bei Videospielen bestreitet (dabei zeigte er sich in dem auf der Special Edition des Films enthaltenen Interview von 2001 damals noch recht zuversichtlich, was seine Karriere betrifft; irgendwie schon traurig, wenn man's heute sieht) ist als nerdiger, ängstlicher Hauptcharakter, der im weiteren Verlauf über sich hinauswachsen muss, durchaus überzeugend, bringt auch ein wenig Komik in seine Rolle und erinnert gar ein wenig an den jungen Jeffrey Combs (der vermutlich auch Gordons ursprüngliche Wunschbesetzung für die Hauptrolle darstellte). Die restliche Besetzung besteht - wie auch bei Yuznas Fantastic-Factory-Filmen - fast ausschließlich aus Spaniern. Godden zur Seite steht die durch Fernsehserien bekannt gewordene (und mittlerweile wieder hauptsächlich in dem Bereich tätige) Raquel Meroño in einer, für Horrorfilme eher unüblich, durchaus starken Frauenrolle (auch wenn das nicht bis zum Ende hält). Der Name ihres Charakters, Barbara, ist übrigens ein Verweis darauf, dass für den Part ursprünglich Gordons Lieblingsschauspielerin Barbara Crampton vorgesehen war. Dann sieht man noch Leinwand-Legende Francisco Rabal in seiner letzten Filmrolle vor seinem Tod als greisen Säufer Ezequiel (hieß in der Vorlage Zadok Allen), der den Protagonisten über die Vergangenheit des Ortes aufklärt. Besonders hervor sticht dann noch die zuvor ebenfalls durchs Fernsehen bekannt gewordene Macarena Gómez als teuflische Seejungfrau und Hohepriesterin, die hiermit ihr Leinwanddebüt gab und dem Horrorgenre auch in Folge treu bleiben sollte (in den letzten Jahren sah man sie u.a. in Álex de la Iglesias "Witching & Bitching"). Machte schon ziemlichen Eindruck. ^^
              "Dagon", der eigentlich "The Shadow Over Innsmouth" (bzw. "...Imboca") heißen müsste, ist insgesamt ein durchaus gelungener Streifen. Man hat detaillierte, überzeugende Sets, gute Schauspieler, schön eklige Creature-Effekte, einen passend unheimlichen Score und eine souveräne Inszenierung, die den Film die ganze Laufzeit über spannend hält. Die Atmosphäre der Vorlage wurde dazu gut rübergebracht. Außerdem gibt es ein originelles Ende, das sich sowohl pessimistisch als auch (aus einem bestimmten Blickwinkel) als Happy End lesen lässt. Die miesen CGI-Animationen (die ohnehin nur dann zum Einsatz kamen, wenn es wirklich nicht anders ging) und manches Mal unangebracht heftigen Splattermomente sind daher zu verschmerzen.
              Hierzulande ist der Film in einer um etwa 20 Sekunden gekürzten Fassung auf DVD und Blu-Ray (mittlerweile schon in mehreren Auflagen) erschienen, die wirklich nur um die derbsten Splatter-Einlagen bereinigt wurde und den Film ansonsten intakt lässt. Nach der ungekürzten Fassung (welche tatsächlich nur ungeprüft ist und nicht indiziert wurde) muss man mittlerweile im Internet genau suchen, da sie längst vergriffen ist. Ich persönlich habe sie mir, allein aus Prinzip, tatsächlich besorgt, würde jedoch, wie schon erwähnt, meinen, dass man auch mit der ohnehin nur marginal geschnittenen Version gut leben kann. Der Atmosphäre tuen die fehlenden Splatterszenen nämlich keinen Abbruch.
              Als eine der vorlagengetreueren Lovecraft-Adaptionen ist der Film jedenfalls für jeden Horrofan empfehlenswert.

              PS: Und auch für jeden Liebhaber von Hentai-Mangas! ;-D
              Tatsächlich würde ich meinen, dass der altbekannte Spruch "I've seen enough hentai to know where this is going" zu keinem anderen Spielfilm besser passte als zu diesem hier! ^^

              11
              • 7
                Gabe666 06.11.2015, 22:52 Geändert 18.11.2015, 22:59

                In seiner in Italien gedrehten Direct-To-Video-Produktion "Castle Freak" brachte Stuart Gordon 1995 seine beiden Lieblingsdarsteller Jeffrey Combs und Barbara Crampton nach "Re-Animator" und "From Beyond" ein drittes Mal vor der Kamera zusammen - und zwar erstmals als Ehepaar. Hat man zuvor die genannten Filme gesehen, mag das noch etwas ungewohnt erscheinen, tatsächlich harmonieren die beiden aber auch hier perfekt und bringen ihre Rollen glaubwürdig rüber.
                Bei dem Film selbst handelt es sich - mal wieder - um eine Lovecraft-Adaption. Allerdings hier eine wirklich sehr freie. Er basiert auf Motiven der Kurzgeschichte "The Outsider", allerdings ist das einzige, was er direkt daraus übernimmt, die Spiegelszene, in der sich das titelgebende Monster selbst betrachtet, um anschließend wütend den Spiegel zu zertrümmern. Und vielleicht noch die Grundidee vom missgestalteten Außenseiter in einem Schloss.
                Als Lovecraft-Verfilmung entfernt er sich dementsprechend sehr weit vom Ausgangsmaterial, für sich genommen kann er aber durchaus überzeugen. Gordon beabsichtigte hier wohl, einen Film im Stil der italienischen Horrorproduktionen der 70er mit einigen Anleihen bei den Hammer-Streifen der 50er und 60er zu drehen. Es ist ihm durchaus gelungen; allein durch den Handlungsort, ein verlassenes Schloss, kommt schon die passende Gothic-Atmosphäre auf. Die wieder von Richard Band komponierte Musik mit ihren zarten Streicherklängen unterstützt diese auch perfekt und bleibt hängen.
                Dazu ist auch die Besetzung gut ausgesucht: wie schon erwähnt können Combs und Crampton in den Hauptrollen überzeugen, wobei Combs durch sein immer etwas übertriebenes Schauspiel noch seine eigene Note einbringt. Die junge Jessica Dollarhide (von der man danach nichts mehr hörte) in ihrer ersten und einzigen Filmrolle als blinde Tochter des Paars erbringt ebenfalls eine gute Leistung und die restlichen Darsteller, fast allesamt Italiener, sind immerhin solide. Da kann man sich auf jeden Fall nicht beschweren.
                Allerdings beging Gordon hier leider den gleichen Fehler wie sein Kumpan Brian Yuzna bei dessen Regiedebüt "Society" 6 Jahre zuvor: er lässt sich einfach zu viel Zeit. "Castle Freak" ist insgesamt tatsächlich mehr Drama als Horrorfilm - wogegen ja prinzipiell eigentlich auch nichts zu sagen ist. Es wird hier im Grunde die - durchaus schon öfter verwendete - Geschichte von der durch einen Schicksalsschlag gezeichneten Familie erzählt, die durch eine erneute Krise - hier die Begegnung mit einem Monster - ihr Trauma überwindet und wieder zueinander findet. Auch ist das Monster selbst eine eher tragische Gestalt, die fast ihr gesamtes Leben lang gefangengehalten, gefoltert und entstellt wurde und mit der man, trotz ihres furchteinflößenden Äußeren (hier dazu auch ein Lob an die Maskenbildner!), Mitleid empfindet. Nur leider benötigt Gordon hier doch viel zu lange, bis er auf den Punkt kommt. So einige der dramatischen Szenen sind eher redundant. Die Eskalation wird letztlich viel zu lange hinausgezögert.
                Das Finale ist dann aber wirklich spannend inszeniert und entschädigt für vieles, trotz einiger Logiklücken [SPOILER: die italienischen Polizisten benehmen sich schon ziemlich dumm!]. Das melancholische Ende, das letztlich keinen wirklich versöhnlichen Abschluss für die Protagonisten bereithält und noch einiges offenlässt, passt auch gut.
                Damals wurde der Film ja als Splatter-Spektakel beworben, was eigentlich kaum unpassender sein könnte, da hier ja mehr Dramatik und Atmosphäre im Vordergrund stehen. Dementsprechend zeigten sich auch viele Horrorfans enttäuscht. Man sollte hier schon wissen, worauf man sich einlässt; ein derbes schwarzhumoriges Splatterfest wie "Re-Animator" wird einem definitiv nicht geboten. Wobei einige Szenen dennoch nicht gerade zimperlich ausfielen; es wird hier einige Male schon recht eklig - wobei die drastischste Szene tatsächlich eine ist, in der der "Castle Freak" keinen anderen Menschen, sondern sich selbst verletzt, um frei zu kommen.
                Insgesamt also ein im Grunde doch recht ansprechendes Werk. Ungewohnt für Gordon eher schwermütig, sehr düster und sparsam in seinen Effekten, aber dafür mit einen atmosphärischen Setting, einem Gänsehaut erzeugenden Score und guten Schauspielern. Durchaus sehenswert.
                Die 2013 hierzulande erschienene Blu-Ray ist übrigens (obwohl der Film nie indiziert wurde) gekürzt. Die DVD hat dem jüngeren Medium hier mal ausnahmsweise was voraus. Auch wenn man hier ebenfalls aufpassen muss, welche Veröffentlichung man erwischt, wenn man den Film ungeschnitten sehen will.

                9
                • Der Film war ja einer der größten Kassenflops überhaupt und mit dafür verantwortlich, dass die Hollywood-Studios den Regisseuren ab Anfang der 80er nicht mehr so viel freie Hand ließen.
                  Schlechte Einspielergebnisse müssen aber nicht zwangsläufig auch mangelnde Qualität bedeuten. Viele Filme, die heute als Klassiker gelten, waren zu ihrer Zeit Flops an den Kinokassen.
                  Der würde mich also schon interessieren. Aber fast vier Stunden Laufzeit? Das schreckt irgendwie schon ab. Vielleicht doch ein andermal.

                  3
                  • Ah ja, da werden Erinnerungen wach! Die Serie hab ich damals natürlich auch rauf und runter geschaut. War echt klasse gemacht und extrem witzig.
                    Ist aber echt viel zu lange her, dass ich die gesehen habe. Wo du hier von zweideutigen Gags schreibst, MUSS ich mir die nochmal ansehen! Ist sicher interessant, was ich damals so alles übersehen habe bzw. noch nicht verstehen konnte.

                    6
                    • Großartige Filme sind das! Ich persönlich finde "Goldrausch" witziger, aber der "Diktator" bietet dafür bissige Satire und eine wertvolle Botschaft. Muss man auf jeden Fall beide gesehen haben!
                      Wusste garnicht, dass es von "Goldrausch" auch eine Tonfilm-Version gibt. Ich konnte ihn mal mit Livemusik bei einem Filmkonzert erleben. Mit Ton weiß er sicher auch zu unterhalten, aber ich bezweifle, dass er da denselben Charme entwickelt.

                      8
                      • Gabe666 02.11.2015, 19:41 Geändert 02.11.2015, 19:41

                        Also mich überzeugt die Besetzung nicht. Diese düstere Horror-Gangart, die der Trailer einschlägt, passt außerdem nicht zum Stoff. Aber vielleicht ist die Serie an sich ja anders.
                        Das hier sieht jedoch nicht wirklich vielversprechend aus. Ich befürchte eine sehr herbe Enttäuschung.

                        2
                        • Gabe666 02.11.2015, 01:14 Geändert 02.11.2015, 19:30

                          Kommt jetzt zwar zu spät aber meine Favoriten wären: John Carpenters erster "Halloween" (welcher auch sonst?), der erste und der zweite "Hellraiser", John Carpenters "The Thing" (und wenn man Lust hat, kann man vor diesem noch das gleichnamige Prequel von 2011 gucken; die beiden eignen sich perfekt für ein Double-Feature, weil Ende des einen und Anfang des anderen direkt aneinander anschließen und so auch die ganzen Verweise im Prequel besser zur Geltung kommen), das japanische Original von "The Grudge" (einer der gruseligsten Filme, die ich je gesehen habe!), das originale "Texas Chainsaw Massacre" (wenn man richtig verstört werden will), die "Re-Animator"-Trilogie (lassen sich auch wunderbar hintereinander weg schauen), Stanley Kubricks "Shining", John Carpenters "The Fog", Stuart Gordons "From Beyond" und wenn einem der Sinn nach amüsanten Meta-Spielchen steht, dann eignen sich "The Cabin In The Woods", Wes Cravens "Scream"-Trilogie und John Carpenters "In The Mouth Of Madness" sehr gut dazu. Will man mehr lachen, dann am besten "Return Of The Living Dead", "From Dusk Till Dawn" und "Braindead".
                          Aber echt am besten für das Datum passt mMn "Trick 'r' Treat"! Genialer, verschachtelter Episodenhorror mit richtig originellen Einfällen, der jetzt schon Kultstatus hat! Und vor allem spielt er auch zu Halloween! ^^

                          13
                          • 7

                            Mit dieser internationalen Koproduktion, die Brian Yuzna Anfang der 90er realisierte, widmete er sich gleich drei Geschichten, die auf Vorlagen von H.P. Lovecraft basieren, und verband sie mit einer Rahmenhandlung, in welcher der berühmte Autor selbst auftritt. Neben Yuzna selbst, der eben jene Rahmenhandlung und die letzte Geschichte drehte, fungierten dabei der Franzose Christophe Gans (den Yuzna praktisch entdeckt hatte und bei dessen erstem eigenen Film "Crying Freeman" er ihm ebenfalls Schützenhilfe gab) und der Japaner Shusuke Kaneko (der zu diesem Zeitpunkt international noch kaum bekannt war, sich später jedoch mit der "Gamera"-Trilogie, der Fortsetzung zu Ryuhei Kitamuras Manga-Verfilmung "Azumi" und der Verfilmung der erfolgreichen Manga- und Anime-Reihe "Death Note" einen Namen machen sollte) als Regisseure. Trotz der allgemein gut ausgesuchten Darsteller und überzeugenden Effekte sind die einzelnen Geschichten jedoch von eher durchwachsener Qualität. Ich werde mich ihnen im Folgenden einzeln widmen und jeder Episode eine eigene Bewertung geben.

                            I.: In Yuznas Rahmenhandlung ist mal wieder sein Lieblingsschauspieler, "Re-Animator" Jeffrey Combs (der übrigens im selben Jahr in "Fortress" von Stuart Gordon, dem Regisseur des ersten "Re-Animator", mitwirkte), zu sehen, der hier Lovecraft selbst verkörpert, allerdings unter dem Make-Up fast nicht wiederzuerkennen ist. Lovecraft besucht in der Geschichte eine geheimnisvolle Bibliothek und verschafft sich unerlaubt Zugang zum titelgebenden Necronomicon (eigentlich ein fiktives Werk, das in zahlreichen seiner Geschichten auftaucht). Durch das Buch hat er anscheinend Visionen von der Zukunft oder dieses beschreibt zukünftige Ereignisse; jedenfalls schreibt er drei der Geschichten auf, die er darin findet (und bei denen es sich um die restlichen Episoden handelt, die offensichtlich Jahre oder Jahrzehnte nach Lovecrafts Zeit spielen).
                            Diese Episode ist freilich die kürzeste des Films und wird immer wieder durch die anderen unterbrochen, am Ende kommt es allerdings auch hier zu einer Actionsequenz mit bizarren Effekten. Lovecraft wird hier mal als Kämpfer präsentiert, was seiner Persönlichkeit eigentlich nicht entsprach (in Wirklichkeit soll der Mann ziemlich schüchtern gewesen sein). Allerdings beabsichtigte man hier offensichtlich auch keine authentische Darstellung, von daher geht das in Ordnung. Die Effekte sind außerdem richtig gut und mit Tony Azito als geheimnisvollen Bibliothekar hat man hier auch einen charismatischen, gefährlich wirkenden Antagonisten. Brian Yuzna selbst absolviert hier übrigens auch ein Cameo als Taxifahrer. Durchaus sehenswert, die Geschichte. Ich gebe ihr 7 Punkte.

                            II.: Die erste Geschichte aus dem Necronomicon ist gleichzeitig auch die schwächste. "The Drowned" basiert auf Elementen der Geschichte "The Rats In The Walls", interpretiert den Stoff aber sehr frei und hat eine ziemlich unoriginelle Handlung, in der es um den Verlust geliebter Menschen geht, die der Protagonist zurückholen will, dabei aber natürlich das Böse heraufbeschwört. Mit Bruce Payne hat man zwar einen souverän agierenden Hauptdarsteller, dieser wird jedoch nicht wirklich gefordert. Die Auflösung der Geschichte ist ziemlich banal. Die Verwandlungseffekte, der geheimnisvolle außerweltliche Bote und das Tentakelmonster (typisch für Lovecraft) am Ende sind dafür wirklich gelungen. Letztlich kann diese Episode aber eben auch nur durch den Hauptdarsteller und ihre, ohnehin nicht allzu stark eingesetzten, Effekte punkten. Von Christophe Gans, der später mit dem schon erwähnten "Crying Freeman", dem wilden Genremix "Pakt Der Wölfe" und der Videospiel-Adaption "Silent Hill" wesentlich überzeugendere Arbeit ablieferte, hätte ich mir schon mehr erhofft. Aus gutem Willen gebe ich noch 6 Punkte.

                            III.: Die zweite Geschichte aus dem Necronomicon, "The Cold", basiert auf "Cool Air", in der Lovecraft seine Abscheu vor Kälte verarbeitete. Hier hält man sich schon stärker an das Ausgangsmaterial, auch wenn man die Geschichte um ein paar Jahrzehnte in die Zukunft verlegte, aus dem männlichen Protagonisten ein Mädchen machte, sowie eine Liebesgeschichte und eine weitere Rahmenhandlung hinzufügte, welche die eigentliche Story als Rückblende präsentiert. Der Handlungsverlauf mitsamt dem Twist am Ende ist jetzt auch nicht wirklich originell, zudem stört die Naivität der Protagonisten [SPOILER: der Reporter hätte eigentlich schon viel früher daraufkommen sollen, dass er in eine Falle getappt ist]. Mit David Warner als geheimnisvollen Professor, der eine wirklich außergewöhnliche Methode entwickelt hat, sein Leben zu verlängern, hat man hier aber ebenfalls einen sehr überzeugenden Darsteller dabei (Warner sollte übrigens zwei Jahre später mit John Carpenters "In The Mouth Of Madness" in einem weiteren Film mitwirken, der Motive von Lovecraft verwendet) und die Sequenz, in der sich ein menschlicher Körper schleichend zersetzt, ist verdammt gut gemacht und bietet richtig widerliche Ekeleffekte. Insgesamt kommt auch diese Episode wesentlich atmosphärischer daher. Damit sehenswert. 7 Punkte.

                            III.: Die letzte Geschichte, wieder von Yuzna, ist dann so richtig fies. "The Whispers" verwendet Elemente von Lovecrafts Story "The Whisperer In Darkness" (die mittlerweile übrigens ebenfalls als eigener Spielfilm adaptiert wurde) erzählt aber eine komplett eigene Geschichte, die in Tunneln unterhalb New Yorks spielt. Hier hat man schon durch den Handlungsort von Anfang an eine ziemlich düstere Atmosphäre. Signy Coleman als unerschrockene Polizistin, die nach einem Serienkiller, genannt "Der Schlächter", welcher ihren Partner und Vater ihres Kindes entführt hat, jagt, kann in der Hauptrolle dazu wirklich überzeugen. Und wenn dann enthüllt wird, wobei es sich bei dem "Schächter" wirklich handelt, bekommt man natürlich wieder eine ganze Menge kranker Einfälle und derber Splatter-Effekte geboten, für die Yuzna ja bekannt ist. Das Ende hält dann eine besonders bösartige, richtig erschütternde Überraschung bereit. Diese Episode ist spannend, eklig und verdammt böse. Yuzna weiß eben selbst am besten, wie man sowas angeht. Eindeutig die beste Geschichte. 8 Punkte!

                            Macht insgesamt 28, und durch vier wären das 7 Punkte. So fiel auch meine Vorhersage dafür aus. Und ich würde sagen, das ist auch eine angemessene Wertung für den Film.
                            "Necronomicon" ist ein gut umgesetzter Episodenhorror mit interessanter Auswahl bei den einzelnen Stoffen und Regisseuren, jedoch schwankender Qualität bei den einzelnen Geschichten. Insgesamt sind die Darsteller allerdings überzeugend, die Musik ist durchaus atmosphärisch und bleibt im Gedächtnis und dazu bietet der Film wirklich überzeugende, handgemachte Splatter- und Ekeleffekte (an denen übrigens mal wieder Screaming Mad George mitwirkte).
                            Dazu hat er auch eine für sein Genre sehr gute, professionell gemachte deutsche Synchro zu bieten. Man hört hier u.a. Martin Keßler (spricht u.a. Nicolas Cage), Hans-Werner Bussinger (u.a. Michael Ironside in "Total Recall"), Regina Lemnitz (u.a. Kathy Bates und Whoopi Goldberg) und Anke Reitzenstein (u.a. Ashley Judd und Angela Bassett), die damals anscheinend in jeder Genreproduktion zu hören waren und auch unbekannteren Schauspielern charismatische Stimmen verliehen, was irgendwie typisch für die 90er ist.
                            Insgesamt also ein nett gemachter Horrorfilm mit Atmosphäre und ordentlichen Effekten. Entfernt sich zwar teilweise sehr von Lovecrafts Stoffen (schon allein dadurch, dass hier das meiste recht explizit ausfällt, wogegen das Grauen in seinen Geschichten meist nur angedeutet wird), kann aber durchaus das richtige, ich nenne es mal "Lovecraft-Feeling" transportieren. Man merkt schon eindeutig seinen Einfluss. Für einen gemütlichen Abend bei flackerndem Kerzenschein genau das Richtige. ^^

                            9
                            • 7 .5
                              Gabe666 01.11.2015, 22:58 Geändert 04.07.2016, 21:34

                              Ganze 13 Jahre ließ sich Brian Yuzna Zeit, um seine "Re-Animator"-Reihe abzuschließen. Gedreht wurde der letzte Teil nun in Spanien, denn er entstand als zweiter seiner Filme unter Yuznas Ende der 90er gegründetem "Fantastic Factory"-Label (das sich leider nur bis 2007 halten konnte) und fungierte auch als Zugpferd für dieses. Mit der dem ersten und zweiten Teil zugrundeliegenden Geschichte von H.P. Lovecraft hat dieser nun überhaupt nichts mehr zu tun und verwendet nur noch die Figur des Herbert West. Damit ging auch ein Wechsel des Handlungsortes einher, denn um zu erklären, was West die letzten 13 Jahre gemacht hat, verfrachtete man ihn kurzerhand in ein Gefängnis. Immerhin der Prolog knüpft direkt ans Ende des zweiten Teils an (erklärt aber wie sein Vorgänger nicht, wie West sich aus der eigentlich tödlichen Situation von dessen Ende retten konnte) und zeigt, wie die zweite Hauptfigur des Films, ein junger Arzt, als Kind seine ältere Schwester durch einen von West wiedererweckten Toten verliert und dessen Reagenz findet, das er die folgenden Jahre aufbewahrt und diesem, als die Haupthandlung einsetzt, wieder zurückgibt. Mit den zu erwartenden katastrophalen Konsequenzen.
                              Teil 3 unterscheidet sich vor allem durch seinen Handlungsort von seinen Vorgängern, was die Handlung und Charakterkonstellation angeht, wirkt er aber fast wie eine Kopie des ersten Teils. Der Arzt Howard Phillips (eine eindeutige Anspielung auf Lovecraft, denn dessen Initialen stehen für eben diese beiden Namen) ähnelt Dan Cain, die Reporterin Laura, in die er sich verliebt, Cains Freundin Megan und der sadistische, notgeile Gefängnisdirektor fungiert quasi als Ersatz für Dr. Hill. Dem dritten Teil fehlt damit leider die Originalität, welche die Reihe zuvor auszeichnete.
                              Allerdings werden die Charaktere von durchaus talentierten Schauspielern dargestellt. Allen voran natürlich Jeffrey Combs, der wieder in seiner Paraderolle zurückkehrt und West genau so herrlich arrogant und getrieben verkörpert, als wäre kaum ein Tag seit dem zweiten Teil vergangen (und bekam hier zudem mit Udo Schenk, der generell auf Fieslinge und zwielichtige Gestalten abonniert ist, einen endlich wieder passenden Synchronsprecher; ihn akzeptiere ich als einzigen neben Gudo Hoegel als Stimme von Herbert West, schließlich sprechen beide auch in einer sehr ähnlichen Stimmlage). Abgesehen von ihm ist keiner der Darsteller aus den Vorgängern mehr dabei; wegen des Drehortes besteht fast die gesamte restliche Besetzung aus Spaniern, von denen es aber einige ebenfalls zu Berühmtheit gebracht haben. So sieht man als Laura die hübsche Elsa Pataky, die mittlerweile einem breiteren Publikum durch ihre Nebenrolle als Polizistin in den Teilen 5-7 des "Fast & Furious"-Franchises und als Ehefrau von Chris Hemsworth bekannt sein dürfte. Den Gefängnisdirektor spielt der altgediente Simón Andreu, der immer mal wieder in kleineren und größeren Nebenrollen in spanischen und internationalen Produktionen auftritt. Besonders im Gedächtnis bleibt aber Santiago Segura, Stammschauspieler von Álex de la Iglesia, zu diesem Zeitpunkt bereits durch seine "Torrente"-Reihe in Spanien zum Filmstar geworden, als durchgeknallter Junkie. Durch seine überdrehte Art bereichert er so gut wie jeden Film. Sein Auftritt hier hätte durchaus noch größer ausfallen können. Und zuletzt sieht man noch den vor allem in Nebenrollen aktiven Jason Barry (war 6 Jahre zuvor in "Titanic" dabei), der neben Combs als einziger nicht aus Spanien stammt, als Howard Phillips, der seinen Charakter auch durchaus glaubhaft verkörpert. Was die Besetzung angeht, kann man sich also nicht beschweren.
                              Im Gegensatz zu den beiden Vorgängern hält man sich hier in Sachen Splatter-Effekte und Verrücktheiten anfangs noch zurück (weswegen dieser Teil wohl, im Gegensatz zu ihnen, nie indiziert wurde). Mit dem Nanoplasma, also praktisch einer wissenschaftlichen Umschreibung der Seele, mit dem West die Wiedererweckten gänzlich wiederherstellen will, hat man hier allerdings ein neues, eigentlich schon in den Fantasy-Bereich gehendes Element, das mal wieder falsch angewendet wird, um letztendlich zur Katastrophe zu führen. Und in den letzten 30 Minuten wird man dann für die noch eher unspektakuläre erste Stunde belohnt. Herumfliegende Gedärme, sich aufblähende und explodierende Körper, ein rachsüchtiger Häftling mit halbiertem Körper, ein beschränkter Wärter, der auch noch über den Tod hinaus stumpf die Befehle seines Direktors befolgt, ebenjener Direktor, der in seinem Aussehen und Verhalten immer mehr einer Ratte gleicht und ein wiedererweckter Häftling, der zwischen religiöser Verzweiflung und aggressivem Kannibalismus hin- und herschwankt und Gefallen an den nackten Tatsachen einer Krankenschwester findet, sind nur einige der Verrücktheiten, die Yuzna am Ende auf den Zuschauer loslässt. Das japanische Special-Effects-Mastermind Screaming Mad George, seit "Society" sowieso bei fast jedem Film von Yuzna dabei, zeigt hier mal wieder sein ganzes Können.
                              Die Musik zum Film stammt diesmal zwar nicht mehr von Richard Band und auch der ikonische Vorspann wurde von anderen Leuten gestaltet, allerdings entstand beides doch mit einem Gespür für die Qualitäten der Vorgänger und passt als stilistische Weiterführung. Außerdem werden hier auch erstmals während der Haupthandlung ausgefallenere Schnitttechniken wie Split-Screens und Überblendungen genutzt. Wenn auch nur in einer Szene.
                              Das Ende des Films liefert dann einen gelungenen Abschluss für die Reihe [SPOILER: und dabei ausnahmsweise mal einen positiven Ausgang für Herbert West und stattdessen einen schlimmen für den zweiten Hauptcharakter] und hält sich sogar eine Hintertür für eine mögliche weitere Fortsetzung offen. Sowas brauche ich persönlich aber nicht; hiermit wurde mMn ein würdiger Schlusspunkt gesetzt.
                              Wobei die Figur des Herbert West in anderen Medien tatsächlich noch weiter ihr Unwesen treiben durfte; so kam es beispielsweise 2009 zu einem coolen Crossover mit der Comic-Reihe "Hack/Slash", in dem West nicht nur auf die Hauptcharaktere dieser traf, sondern das tatsächlich als Fortsetzung der Filme angelegt war. Sollte es endlich mal zu einer Verfilmung der genialen Slasher-Parodie kommen (wie lange ist das jetzt eigentlich schon geplant?) fände ich persönlich es ja ziemlich cool, wenn das Crossover dabei vielleicht auch aufgegriffen und Jeffrey Combs ein Cameo absolvieren würde.
                              Bis es soweit ist, oder falls es tatsächlich noch zu einem vierten "Re-Animator"-Film kommen sollte, kann man sich aber mit diesem Teil als Abschluss für die Reihe zufrieden geben. Ihm fehlt zwar der Charme der Vorgänger, aber das völlig abgedrehte letzte Drittel bleibt definitiv im Gedächtnis und generell können auch hier die meisten Gags und schrägen Einfälle unterhalten.
                              Wobei der beste übrigens erst im Abspann kommt. Ich verrate hier nur so viel: gerade wenn denkt, es ist vorbei, wird einem ein bizarres Schauspiel geboten, dass alles bisher Gezeigte in den Schatten stellt. Der "Endkampf" ist so schräg, dass muss man wirklich mit eigenen Augen gesehen haben! Ich verspreche euch, ihr werdet Tränen lachen! xDDD
                              Somit bleibt "Re-Animator" eine der wenigen Filmreihen, die quasi durchgängig qualitativ überzeugen kann. Im Grunde kann man hier, wie bei "Zurück In Die Zukunft" (auch wenn dieser Vergleich für manche jetzt vielleicht zu hoch gegriffen sein mag) alle drei Teile hintereinander weg schauen und jedes Mal eine Menge Spaß haben. Was wohl mit daran lag, dass auch hier derselbe kreative Kopf hinter allen Filmen steckte. Yuzna hat definitiv großes Talent. Für diese Trilogie bin ich ihm sehr dankbar.

                              9
                              • 8
                                Gabe666 01.11.2015, 21:07 Geändert 06.11.2015, 23:13

                                Fünf Jahre nach dem ersten "Re-Animator" beschloss Brian Yuzna, Produzent desselben, sich für die Fortsetzung nun selbst auf den Regiestuhl zu setzen (nachdem er im Vorjahr bereits seinen Erstling "Society" abgedreht hatte). Dabei adaptierte er teilweise die zweite Hälfte der zugrundeliegenden Geschichte von Lovecraft (der Anfang des Films spielt in einem Krieg in Lateinamerika, während die Geschichte noch während des ersten Weltkriegs angesiedelt war), konzipierte den Film insgesamt aber eher als Hommage an die Monsterfilmklassiker von Universal. Herbert West ähnelt hier in seinem Gebaren und Äußerungen mehr denn je einem Doktor Frankenstein ("This is my creation!") und an sich ist der Film, wie es der Titel schon andeutet, praktisch Yuznas Version des Klassikers "Bride Of Frankenstein".
                                Die Hauptbesetzung ist dabei fast die gleiche geblieben: Combs und Abbott kehren in ihren Rollen zurück und füllen diese erneut souverän aus, ebenso ist auch David Gale, der unbedingt wieder mit dabei sein wollte, als kopfloser Dr. Hill mit von der Partie und agiert genauso herrlich over the top wie im ersten Teil. Barbara Crampton dagegen stand für die Fortsetzung leider nicht zur Verfügung, weshalb ihr Charakter im Film nicht mehr auftaucht. Die weibliche Hauptrolle wird nun von der Argentinierin Fabiana Udenio verkörpert, die später u.a. im zweiten "Robocop" und im ersten "Austin Powers" mitspielte. Sie wirkt, vor allem verglichen mit Crampton, nur leider ziemlich blass. Claude Earl Jones gibt den zweiten Bösewicht des Films neben Dr. Hill, einen fanatischen Polizisten, und als titelgebende Zombie-Braut ist die hübsche Kathleen Kinmont zu sehen. Die beiden machen ihre Sache allerdings nicht schlecht.
                                "Bride Of Re-Animator" ist insgesamt noch eine ganze Ecke überdrehter als sein Vorgänger. Herbert West ist nun nicht mehr nur in der Lage, Leichen, sondern auch einzelne Körperteile wieder zu beleben und diese sogar miteinander zu verbinden, was zu zahlreichen haarsträubenden Kreationen führt. So sieht man hier beispielsweise einen Hund, bei dem die Phrase "Gib Pfötchen" eine ganz neue Bedeutung bekommt. Und besonders schräg wirkt das aus einem Auge und drei Fingern zusammengesetzte spinnenartige Viech. Im Finale werden dann sogar haufenweise abgedrehte Monster auf die Protagonisten und Zuschauer losgelassen. Aber ich will hier nicht zuviel verraten.
                                Auch der Humor hat zugenommen und geht fast schon in Richtung Slapstick, etwa wenn West mit einer seiner Kreationen, die aus einem Arm und einem Bein zusammengesetzt ist, ringt. Oder wenn er und Dan Cain verzweifelt versuchen, das Fingerauge vor dem Polizisten zu verstecken, als dieser sie gerade befragt.
                                Was den Unterhaltungswert betrifft, ist der zweite Teil dem Vorgänger also durchaus ebenbürtig. Die schauspielerischen Leistungen wirken aber noch übertriebener, vor allem im Fall von David Gale, dessen Dr. Hill diabolischer denn je ist ("Are we having fun yet?!") und der für den Showdown auf eine mal wirklich originelle Weise "upgegradet" wird. Aber auch hier will ich nicht zuviel verraten. Das muss man schon mit eigenen Augen gesehen haben!
                                Überhaupt: die größte Attraktion des Films sind natürlich seine sensationellen Spezialeffekte, die von gleich fünf (!) Effektfirmen stammten, darunter Screaming Mad George (der schon die abgefahrenen Verwandlungen bei Yuznas "Society" gestaltete und hier für die schrägen Hybriden im Showdown verantwortlich zeichnete), den erst zwei Jahre zuvor gegründeten KNB (die für die Splatter-Effekte zuständig waren) und der Firma von Anthony Doublin, der bereits beim ersten "Re-Animator" mitwirkte. Alle reizen ihr Können hier maximal aus. Besonders das Finale dürfte ein Fest für jeden Effektfetischisten sein.
                                Für die Filmmusik war erneut Richard Band verantwortlich, der seinen einprägsamen, stark von "Psycho" inspirierten Score ein wenig variierte und ihm ein paar neue Themen hinzufügte. Der erneut nach dieser Musik gestaltete Vorspann, der stilisierte Darstellungen menschlicher Anatomie zeigt, wurde nun, passend zum Titel, um Ansichten weiblicher Körper erweitert und wirkt von den Effekten her aufwändiger, entwickelt aber immer noch denselben Charme wie beim Vorgänger.
                                Insgesamt ist das hier also eine in jeder Hinsicht konsequente Fortsetzung, die mehr von allem bietet: mehr Action, mehr Humor, mehr Overacting und mehr Gekröse, dabei allerdings mindestens genau so viel Spaß macht.
                                Ein paar Kritikpunkte habe ich jedoch auch hier: so wird zum Einen nicht erklärt, wie in aller Welt Herbert West den Showdown des Vorgängers überlebt haben soll und warum von Dan Cains verstorbener Freundin nur noch das Herz übrig ist (wobei aber tatsächlich eine alternative Anfangsszene gedreht wurde, die direkt an das Ende des ersten Teils anknüpft und zeigt, was nach seinem Reanimationsversuch bei ihr passierte; wegen der nicht überzeugenden neuen Darstellerin und der ebenso eher miserablen Effekte wurde diese Szene jedoch - glücklicherweise - nicht verwendet). Zudem ist das Finale, bei dem Cain und West ihre Braut zum Leben erwecken, während gleichzeitig Dr. Hill mit seinen Zombies angreift, irgendwie auch ziemlich überladen. Man hätte versuchen sollen, die Ereignisse besser auszubalancieren, anstatt alles gleichzeitig in den Mixer zu werfen. Auch das Ende kommt leider, wie schon beim ersten Teil, etwas zu abrupt.
                                Und ein Kritikpunkt betrifft speziell die deutsche Synchronfassung: zwar wurde diesmal alles übersetzt, allerdings wurde für Jeffrey Combs ein vollkommen unpassender Sprecher verpflichtet, der kein bisschen zu ihm passt. Wieso haben die da nur nicht wieder Gudo Hoegel genommen, der war doch perfekt! Sehr schade; den hier kann man sich wirklich nur im Original geben.
                                Nichtsdestotrotz bleibt das hier immer noch ein sehr unterhaltsamer Film und eine der seltenen Fortsetzungen, die mit ihrem Vorgänger mal wirklich gleichziehen kann, diesen teils sogar noch übertrifft.
                                Übrigens existieren auch hier mehrere offizielle Fassungen des Films, diesmal allerdings nur zwei: eine R-Rated und eine Unrated. Ein Laufzeitunterschied zwischen beiden besteht diesmal nicht, da sich die Unterschiede lediglich darauf beschränken, dass die Splatterszenen aus harmloseren Einstellungen gefilmt wurden. Im von Capelight veröffentlichten Mediabook sind beide Versionen enthalten; die normale DVD und Blu-Ray enthält nur die Unrated. Da die Unterschiede aber wirklich nur marginal ausfallen und die Unrated definitiv die besseren Schauwerte bietet, ist es hier nicht notwendig, auch die andere Fassung zu kennen.

                                PS: Eigentlich hatte ich vor, die komplette "Re-Animator"-Reihe und vielleicht noch einige weitere Lovecraft-Verfilmungen Gordons und Yuznas allesamt gestern (aus einem bestimmten Anlass ^^) zu rezensieren, kam jedoch leider nicht mehr dazu. "Re-Animator" wird jedenfalls heute abgeschlossen, die restlichen Filme werden in den kommenden Tagen folgen. Bin leider durch Studium und Nebenjob ziemlich eingespannt.

                                11
                                • 8
                                  Gabe666 01.11.2015, 01:05 Geändert 01.11.2015, 21:14

                                  Fröhliches Halloween! :D
                                  "Re-Animator", der erste einer langen Reihe von Filmen der beiden Freunde Stuart Gordon und Brian Yuzna, die auf Geschichten des Horror-Literaten H.P. Lovecraft basieren (und denen ich mich im Rahmen des heutigen Festes widmen werde), markierte auch gleichzeitig den Beginn ihrer Karrieren und der sehr produktiven Zusammenarbeit der beiden.
                                  Die zugrundeliegende Geschichte, welche von Lovecraft als Parodie auf Mary Shelleys "Frankenstein" gedacht war, gilt zwar allgemein als seine schwächste, allerdings konnte Regisseur Gordon aus dem Stoff einen sehr ansprechenden Film machen, trotz oder gerade weil er diesen stark abänderte. So wurde die Handlung vom beginnenden 20. Jahrhundert, als Lovecraft die Geschichte verfasste, in die damalige Gegenwart des Jahres 1985 verlegt, einige Charaktere hinzuerfunden und manche weggelassen, ebenso wie die komplette zweite Hälfte der Geschichte (das sollte Yuzna dann fünf Jahre später mit der Fortsetzung nachholen). Außerdem fügte man auch eine Liebesgeschichte hinzu. Der Charakter des titelgebenden "Wiedererweckers" Herbert West wurde dagegen sehr gut getroffen.
                                  Und Jeffrey Combs, dem mit dieser Rolle sein Durchbruch gelang, verkörpert die Rolle perfekt! Herbert West ist mittlerweile eine Horrorikone, praktisch der Prototyp des modernen Mad Scientist. Combs Schauspiel, das schon etwas over the top ist, passt hervorragend zum Charakter des skrupellosen Wissenschaftlers. Mit seinem manischen Blick flößt er einem durchaus Respekt ein.
                                  Aber auch die restliche Besetzung ist sehr gut ausgesucht. Bruce Abbott, der damalige Ehemann von Linda Hamilton, spielt Dan Cain, einen besonnenen Studenten, der als Identifikationsfigur für den Zuschauer fungiert, und in einen Strudel schrecklicher Ereignisse gerät. Seine zunehmende Verzweiflung ist auf jeden Fall glaubwürdig. Nach diesem Film machte er sich dann allerdings rar. Im Sequel war er zumindest noch dabei.
                                  Seinen Love-Interest Megan Halsey gibt die hübsche Barbara Crampton, die nicht nur gut spielt, sondern auch verdammt gut kreischen kann. In der Folge war sie noch in weiteren Horrorfilmen zu sehen (zuletzt u.a. im hochgelobten "You're Next", Rob Zombies "The Lords Of Salem" und dem Anthologiefilm "Tales Of Halloween") und erwarb sich einen Ruf als Scream Queen.
                                  Dr. Carl Hill, den eigentlichen Bösewicht des Films, spielt schließlich David Gale, ein altgedienter Darsteller, der mit seiner diabolischen Darbietung auch gut in einen Hammer-Horrorfilm der 60er Jahre gepasst hätte. Die berühmte Szene, in der der im wahrsten Sinne des Wortes kopflose Dr. Hill sich an Megan Halsey vergehen will, führte damals übrigens dazu, dass seine Frau sich von ihm trennte. Was ihn aber nicht davon abhielt, ebenfalls im Sequel wieder mitzuwirken.
                                  Dem Film an sich merkt man Gordons Theaterhintergrund noch deutlich an. Abgesehen von kurzen Außenaufnahmen der Handlungsorte, spielt praktisch jede Szene innerhalb eines Gebäudes. Auch ein Großteil der Besetzung stammt vom Theater, was sich allerdings nicht unbedingt bemerkbar macht. Zumal damals mit Sicherheit auch kein Theaterstück existierte, das so blutig wie dieser Film geriet.
                                  Ja, mit dem Blut wird hier wirklich nicht gegeizt. Die teils ziemlich heftig geratenen Splattereffekte können auch heute noch überzeugen und machen den Streifen auf jeden Fall sehenswert.
                                  Aber auch ansonsten ist der Film in technischen Bereichen für sein niedriges Budget überdurchschnittlich gemacht. Der kopflose Dr. Hill mit seinem wandelnden Torso wurde praktisch in jeder Szene mittels einer anderen Technik realisiert, wobei die Illusion so gut wie immer funktioniert. Gleiches gilt für die Szene mit der wiederbelebten, aggressiven Katze, in der tatsächlich größtenteils überhaupt keine Katze zu sehen ist. Allein durch die Darstellung Abbotts' und Combs', das schwankende Licht und die Geräuschkulisse entsteht eine perfekte Illusion. Hier zeigt sich auch mal wieder, das Horror eben sehr gut mit Andeutungen funktioniert. Man fürchtet sich besonders, wenn man das Grauen eigentlich garnicht sieht. Selbst wenn der Grund für eine auf die Art gemachte Szene schlicht darin liegen sollte, dass nicht genug Geld für gute Spezialeffekte zur Verfügung stand.
                                  Wobei "Re-Animator" definitiv auch kein reiner Horrorfilm ist. Es überwiegt zwar eine düstere Grundstimmung, aber viele Szenen sind absichtlich so überzeichnet, dass sie Heiterkeit hervorrufen. Vor allem die, in der Dr. Hills amputierter Kopf zunächst erfolglos versucht, seinen Körper zu kontrollieren.
                                  Untermalt wird der Film dazu von einem Score, der eine fast schon dreiste Kopie von Bernard Herrmanns "Psycho"-Theme darstellt. Komponist Richard Band (der Bruder von Trashproduzent und -regisseur Charles Band, dessen Firma den Film vertrieb) meinte dies jedoch ausdrücklich als Hommage. Die Musik besitzt auch genug Eigenständigkeit und zum Beat des Hauptthemas kann man ziemlich gut mitwippen.
                                  Ansonsten bietet der Film noch einen ziemlich originell gestalteten Vorspann, bei dem in grellen, aber kalten Neonfarben dargestellte anatomische Zeichnungen von menschlichen Körpern und Körperteilen übereinander geblendet werden (gestaltet und geschnitten wurden diese übrigens auf Grundlage des Scores, wodurch sie sich auch perfekt im Einklang mit dessen Rhythmus bewegen). "Re-Animator" war zudem praktisch auch der Film, der das giftig wirkende Neongrün, in dem Wests Reagenz leuchtet, im Horrorfilm populär machte (die Flüssigkeit stammte übrigens eigentlich aus Knicklichtern). Und im Showdown, der dann völlig am Rad dreht, wird auch bereits Gordons und Yuznas Vorliebe für das Surreale sichtbar.
                                  [SPOILER: Übrigens glaube ich auch, dass sich eine Referenz aus "The Cabin In The Woods" spezifisch auf diesen Film bezieht. Der abgetrennte Zombie-Arm im Fahrstuhl könnte ein Verweis auf "Re-Animator" sein, da hier am Ende so etwas auch schon vorkommt.]
                                  Sein Einfluss ist definitiv nicht zu leugnen. Insbesondere die derben Frühwerke von Peter Jackson (allen voran "Braindead") waren mit Sicherheit stark von ihm inspiriert.
                                  Insgesamt also ein sehr spaßiger Horrorstreifen mit viel originellen Einfällen und witzigen Sprüchen ("Look at you, who would believe a talking head?"). Lediglich das Ende, das mir zu abrupt kam, konnte mich nicht so wirklich zufrieden stellen.
                                  Ansonsten aber definitiv empfehlenswert! Seinem Kultstatus ist der Film auf jeden Fall gerecht geworden.
                                  In Deutschland war er übrigens bis 2013 indiziert, was aus heutiger Sicht natürlich mal wieder lächerlich erscheint, denn ernst nehmen kann man die hier gezeigte Gewalt nicht. Da allerdings auch in Amerika gleich drei verschiedene Versionen des Films existieren, die hierzulande nochmals gekürzt oder kombiniert wurden, kam es hierzulande zu einem regelrechten Fassungswirrwarr, dem eben erst 2013 durch die Blu-Ray-Veröffentlichung von Capelight (das auch Yuznas "Society" zum selben Zeitpunkt erstmals ungeschnitten auf diesem Medium herausbrachte) Abhilfe geschaffen werden konnte.
                                  Bei den drei offiziellen Fassungen handelt es sich um die R-Rated, die Unrated und den Integral Cut. In der R-Rated wurden die Gewaltszenen gekürzt, die Laufzeit allerdings mit vom Regisseur herausgeschnittenen Handlungsszenen wiederaufgefüllt. Die Unrated enthält die Gewaltszenen wieder, wogegen die Handlungsszenen fehlen und ist die Wunschfassung Stuart Gordons, kann also auch als Director's Cut gelten. Die gekürzten Handlungsszenen bremsten den Film seiner Meinung nach nämlich aus. Der Integral Cut schließlich ist eine Kombination aus beiden Fassungen und enthält sowohl sämtliche Gewalt- als auch alle Handlungsszenen. Ich persönlich bevorzuge diese Fassung, denn sie wirkt mMn runder und fügt den Charakteren weitere interessante Facetten hinzu. Beispielsweise wird hier deutlicher, dass Dr. Hill die anderen Charaktere hypnotisieren kann und in einer Szene erfährt man zudem, dass Herbert West von seinem eigenen Mittel abhängig ist.
                                  Im Mediabook von Capelight sind alle drei Fassungen enthalten, zusätzlich zu einer US-TV-Fassung, die auf der R-Rated basiert und zusätzlich zensiert wurde (da fehlt nicht nur Gesplattere, sondern auch nackte Haut). Die nomale DVD und Blu-Ray und die Edition mit Teil I und II enthalten nur die Unrated, allerdings mit den geschnittenen Szenen im Bonusmaterial. So ist für jeden was dabei. Letztlich lohnt sich jede dieser Veröffentlichungen.
                                  Zur deutschen Sprachfassung ist übrigens noch anzumerken, dass der Film damals aus irgendeinem Grund nicht komplett synchronisiert wurde (was allerdings bei vielen älteren Filmen der Fall ist). Davon wiederum waren merkwürdigerweise Szenen betroffen, die in keiner der amerikanischen Versionen fehlten. Für die deutsche DVD-Veröffentlichung holte man das nach, allerdings nahm man dafür Sprecher, deren Stimmen mit ihren Vorgängern nicht die geringste Ähnlichkeit hatten. Betroffen waren davon zwar nur Szenen mit Jeffrey Combs und David Gale, dennoch stört es ziemlich. Denn eine anders klingende deutsche Stimme reißt einen noch mehr aus dem Film raus als wenn dieser plötzlich in den Originalton wechselt. Sehr schade, zumal der erste Sprecher von Jeffrey Combs, Gudo Hoegel, seine Sache wirklich klasse macht. Er passt mMn auch am besten zu ihm. In den Fortsetzungen hätte ich ihn gerne auch gehört, auch wenn Udo Schenk, der ihn im dritten Teil spricht, ebenfalls sehr gut passt.
                                  Hier führt also mal wieder kein Weg am englischen Original vorbei.

                                  14
                                  • 7 .5
                                    Gabe666 31.10.2015, 20:32 Geändert 02.11.2015, 18:45

                                    Das ist zwar erst der zweite Film von Brian Yuzna, zu dem ich auf dieser Seite etwas schreibe (vor etwas mehr als einem Jahr habe ich mal sein Erstlingswerk "Society" rezensiert, dem ich dieselbe Wertung gab), allerdings bin ich mittlerweile in den Genuss schon so einiger weiterer Werke dieses umtriebigen Horrorproduzenten und -regisseurs gekommen, und "Faust" ist eines meiner jüngsten Filmerlebnisse. Mit Yuzna (cooler Name übrigens!) und seinem Freund Stuart Gordon werde ich mich heute aus gegebenem Anlass (ihr wisst, was heute gefeiert wird! ^^) noch stärker auseinandersetzen.
                                    Aber kommen wir zunächst zu diesem unterhaltsamen Werk.
                                    "Faust: Love Of The Damned" hat mit dem berühmten Stoff von Goethe und der Faust-Sage, die diesen inspirierte, kaum noch was gemein. Er basiert vielmehr auf der gleichnamigen amerikanischen Comicreihe von Tim Vigil und David Quinn, die 1987 startete und das Motiv des Teufelspaktes als Ausgangssituation für eine eigene Geschichte nutzte. Die Verfilmung nun wirkt wie eine trashige, energiegeladenere Version von "The Crow" (und ähnelt dem dritten Teil dieses Franchises, der sogar im selben Jahr - 2000 - rauskam, durchaus nicht wenig), da sie teils fast genau dessen Geschichte erzählt (Geliebte des Protagonisten wird ermordet, er bekommt übernatürliche Hilfe und begibt sich auf einen gnadenlosen Rachefeldzug), allerdings hier mit viel Okkultismus, Teufeln und Dämonen angereichert.
                                    Gedreht wurde "Faust: Love Of The Damned" in Spanien, als erster Film von Brian Yuznas damals neu gegründetem Filmlabel Fantastic Factory, das zum Filmkonzern Filmax gehörte und jungen aufstrebenden Regisseuren die Gelegenheit gab, ihr Talent zu erproben sowie etablierten Filmemachern, Werke zu drehen, bei denen sie zwar nicht viel Budget erhielten, aber kreative Freiheit genießen. Allesamt müssen sie natürlich aus dem phantastischen Genre stammen. Yuzna verwirklichte seit "Faust" bis 2007 auch jeden seiner eigenen Filme unter diesem Label.
                                    Das Budget des Films mag für spanische Verhältnisse ziemlich hoch gewesen sein, für amerikanische dagegen wäre das hier wohl ein B-Movie gewesen. Und wie erwähnt, ist der Film tatsächlich ziemlich trashig. Das beginnt schon bei der fast komplett gnadenlos overactenden Besetzung, allen voran Hauptdarsteller Mark Frost, der seine Mundwinkel oft so weit nach unten zieht und seine Augen so weit aufreißt, dass man meint, sein Kopf würde gleich platzen. Das hat schon fast Nic-Cage-Niveau! Isabel Brooke als seine Leinwandpartnerin zeigt ebenso oft viel zu übertriebene Mimik. Und eine besonders schräge Darbietung gibt die spanische Schauspielerin Mònica Van Campen als sadomasochistische, notgeile und machthungrige Gespielin des Bösewichts M. Man kann sich natürlich denken, wofür die Abkürzung steht (^^). Selbiger Charakter wird vom sehr charismatischen "Wishmaster" Andrew Divoff verkörpert, der die mit Abstand beste Leistung des gesamten Ensembles bietet (was freilich nicht viel heißen will). Außerdem ist noch Yuznas Stammdarsteller, "Re-Animator" Jeffrey Combs, dabei, der hier, zum ersten Mal in seiner Karriere, einen Polizisten spielt. Seine Leistung ist ja generell ziemlich over the top, aber auch er bringt genug Charisma und Charme mit, dass er den Film bereichert. Generell ist die teils völlig lachhafte darstellerische Leistung der Beteiligten aber eher einer der Pluspunkte des Films, denn sie erhöht auf jeden Fall den Unterhaltungswert. Wenn auch eher unfreiwillig.
                                    Schwachpunkte hat der Film eher bei seinem Drehbuch. Sprüche und Dialoge sind teils ziemlich albern und auch die Charakterzeichnung ist nicht wirklich gelungen. So scheint der Protagonist, nachdem er zum Rächer wurde, seine verstorbene Freundin völlig vergessen zu haben und betrügt sie posthum praktisch sogar gleich zwei mal (auch wenn er das bezüglich des ersten Mals anders sieht: "So, you loved each other?" "No, we fucked." xD).
                                    Und teilweise verhalten sich die Charaktere auch unglaublich dämlich. So trinkt Isabel Brooke sofort Wein aus einem Glas, das ihr M anbietet, obwohl sie eigentlich genau weiß, dass er nichts Gutes im Schilde führt und ihr garantiert was untergemischt hat.
                                    Originell ist hier allerdings, das mal nicht Mephisto als Dämon dargestellt wird (und Andrew Divoff dementsprechend wider Erwarten hier mal nicht unter Make-Up-Schichten begraben ist), sondern stattdessen der Protagonist Faust, nachdem er den Pakt geschlossen hat und von den Toten wiederauferstand, sich in einen verwandelt und dabei stark dem klischeehaften, volkstümlichen Bild des Teufels ähnelt. Als rachsüchtiger Antiheld hat er dann auch wieder Ähnlichkeit zu The Crow, der ja ebenfalls ursprünglich aus einem Comic stammt. Wie dieser, Blade, Darkman und einige andere gehört Faust damit zu den düsteren "Superhelden" (die können ja nur im weitesten Sinne als solche gelten), die in den 90ern bzw. noch zu Anfang des neuen Jahrtausends auf der Leinwand zu sehen waren und sich an ein älteres Publikum richteten, bevor Marvels "X-Men" und "Spider-Man" das Sujet massentauglich machen sollten.
                                    "Faust: Love Of The Damned" nimmt allerdings auch unter diesen Filmen eine Sonderstellung ein, da Brian Yuzna, eigentlich aus den Horrorgenre stammend (so wie auch der "Darkman"- und "Spider-Man"-Regisseur Sam Raimi) dazu noch eine echt schräge Fantasie hat und gemeinsam mit dem japanischen Maskenbildner Screaming Mad George, der eine besonders ausgeprägte Vorliebe für das Surreale hat und seit "Society" bei fast jedem von Yuznas Filmen für die Spezialeffekte zuständig war, den Film natürlich dazu nutzt, einiges davon auf den Zuschauer loszulassen. Und diese teils extrem grotesken Einfälle muss man wirklich mal gesehen haben! Da bläht M beispielsweise durch Zauberkraft die Brüste und Arschbacken seiner Gehilfin so dermaßen auf, bis sie praktisch nur noch daraus und ihrem Kopf besteht (inspirierte möglicherweise James Gunn zu einer ähnlich abnorm veränderten Frau in seinem "Slither"). Und bei der bizarren Orgien-Szene im Showdown wird dann eine Schlange aus dem Bauch einer Frau herausgeholt und von einem Mann verschluckt (ich verrate mal nicht, um welche Charaktere es sich dabei handelt). Sieht man echt nicht alle Tage. Darauf muss man auch erstmal kommen!
                                    Gewürzt wird das Ganze dann noch mit ziemlich deftigen Splattereffekten, die man in den Actionszenen bewundern darf, wenn sich Faust austobt. Im Vergleich zu Yuznas früheren Gewaltausbrüchen in seinen Filmen sind sie allerdings sogar recht zahm geraten. Der hektische Schnitt in den Szenen lässt sie ohnehin nicht wirklich zur Geltung kommen.
                                    Die handgemachten Effekte sind jedenfalls generell ziemlich gut, die am Computer erstellten hingegen definitiv nicht. Aber das lag wohl am Budget. Und man bemühte sich hier ohnehin, sie eher zurückzuhaltend einzusetzen. Nur bei dem gigantischen Schlangenmonster im Showdown fällt das miese CGI dann doch zu sehr ins Auge. Andererseits trägt es auch zur unfreiwilligen Komik und damit dem Unterhaltungswert des Films bei.
                                    Untermalt wird der Film dann auch noch mit einem erstklassigen Metal-Soundtrack mit u.a. Machine Head, Fear Factory, Soulfly, Sepultura und Coal Chamber, der hauptsächlich in den Actionszenen zum Einsatz kommt. Teils will die Musik zwar überhaupt nicht zum Gezeigten passen, das irrsinnige Geschehen wird oft genug aber auch von ihr unterstützt. Brian Yuzna wollte nach eigenen Aussagen mit solch brachialer, energiegeladener, vorwärtstreibender Musik den gewalttätigen Stil der Comics auf die Leinwand übertragen. Ob das gelungen ist, können die Kenner der Comics entscheiden. Man kann dabei auf jeden Fall schön zum Takt mitwippen oder headbangen. Es macht definitiv Laune!
                                    Das Ende kommt dann ziemlich abrupt, liefert aber immerhin einen passenden Abschluss für die Geschichte.
                                    Insgesamt ein zwar teils furchtbar dilettantisch inszenierter Film, der aber durchaus Atmosphäre hat, ordentliche Special-Effects bietet und allein schon durch seine bizarren Einfälle im Gedächtnis bleibt. Und das schauspielerische und inszenatorische Unvermögen macht ihn nur noch unterhaltsamer. Eine kleine Genreperle also. Definitiv mal einen Blick wert.
                                    Hier in Deutschland stieß er seitens der Behörden natürlich mal wieder auf wenig Gegenliebe und wurde indiziert. Wie so oft eine nicht nachvollziehbare Reaktion, wirkt er doch kein bisschen realistisch und ist gerade heutzutage nicht so brutal, wie man meinen sollte.
                                    Ungeschnittene Veröffentlichungen mit massig Bonusmaterial gab es vom Label Legend (die generell empfehlenswerte DVDs herausbringen). Allerdings sind beide, eine normale DVD und ein Mediabook im Bibeldesign mittlerweile vergriffen und besonders letzteres nur noch völlig überteuert zu bekommen. Mit der einfachen DVD, die immer noch viel Bonusmaterial enthält, dürfte es etwas einfacher sein. Ich fand sie vor etwa zwei Monaten auf einer Filmbörse und habe den Kauf definitiv nicht bereut.
                                    Zur deutschen Synchro des Films möchte ich noch anmerken, dass man die tunlichst meiden sollte. Zunächst sind es keine wirklich guten Sprecher und die Übersetzung ist dazu so schlecht geraten, dass das Gesagte teils völlig verfälscht wird (beispielsweise sagt Faust in einer Szene zu seiner Verbündeten: "Du siehst mich an, als wäre ich kein menschliches Wesen. Was, wenn ich mehr als das bin?", was ziemlich albern rüberkommt, da er gerade in Teufelsgestalt vor ihr steht und natürlich nicht so aussieht wie ein Mensch; im Original ergibt die Stelle mehr Sinn: "You look at me, as if I'm less than human. What, if I'm more than that?"). Außerdem wird in der deutschen Fassung auch verschwiegen, dass einige der Charaktere mit Akzent reden. Also schaut euch den Film besser nur auf Englisch an.
                                    Abschließend möchte ich noch was zu Brian Yuzna sagen: auch wenn man es nach Ansicht einiger Werke von ihm vielleicht nicht denkt, handelt es sich doch bei ihm um einen Mann mit einem enormen Filmwissen und einer großen Leidenschaft für das Horrorgenre, die er in Interviews auch immer zum Ausdruck bringt (auf der DVD zu dem Film ist ein sehr interessantes, längeres mit ihm enthalten). Er steckt immer Herzblut in seine Arbeit und meist merkt man das seinen Filmen auch an. Vor allem durch seine originellen Einfälle und seine Unterstützung anderer enthusiastischer Filmemacher (er arbeitet ja auch als Produzent, begann seine Karriere in dem Beruf) bereichert er das Genre.
                                    Brian, spätestens ab diesem Film bin ich dein Fan!

                                    PS: Ich kann es nicht glauben, dass ich erst der zweite bin, der zu dem Film hier was schreibt! Kennen den echt so wenige?

                                    6
                                    • 7 .5
                                      Gabe666 31.10.2015, 18:29 Geändert 31.10.2015, 20:47

                                      Mit "Death Machine" lieferte der britische Special-Effects-Macher Stephen Norrington, der zuvor u.a. bei James Camerons "Aliens" und Richard Stanleys "M.A.R.K. 13 - Hardware" beteiligt war, 1995 ein beachtliches Regiedebüt ab, das sich auch heute noch sehen lassen kann.
                                      "Death Machine" ist ein nicht ganz ernst gemeinter Mix aus Science-Fiction-, Action- und Horrorfilm mit glänzend aufgelegten Darstellern und zahlreichen spaßigen Referenzen an andere Werke dieser Genres. Für besonderen Charme sorgt dabei der Einfall, fast sämtliche Charaktere nach bekannten Regisseuren aus diesem Bereich zu benennen. Dieser Kniff wurde zwar bereits 1986 von Fred Dekker in seiner Horrorkomödie "Die Nacht Der Creeps" eingesetzt, ist aber immer noch amüsant. Zwei der Figuren sind hier sogar nach dem Konzern Weyland-Yutani aus den "Alien"-Filmen benannt, was gleich einen doppelten Meta-Gag zur Folge hat, denn zum einen tauchte dieser erstmals direkt in "Aliens", dem zweiten Teil der Reihe, bei dem Stephen Norrington, wie schon erwähnt, mitwirkte, auf. Zum Anderen setzte sich dieser damals schon eigentlich aus zwei Namen zusammen.
                                      Auch ansonsten zitiert der Film laufend andere Genreproduktionen. "Death Machine" wirkt wie eine Mischung aus "Alien", "Terminator", "Robocop" und "Universal Soldier" (was letzteren betrifft, so verwendet er dabei mit den emotionslosen, programmierten Soldaten sogar fast exakt dieselbe Prämisse). Eine Kamerafahrt, bei der man einer Rakete auf ihrer Bahn folgt, erinnert zudem stark an Sam Raimis "Evil Dead" und dessen entfesselte Kamera (wobei diese Referenz zusätzlich noch dadurch amüsant rüberkommt, dass der Charakter, der die Rakete abschoss, im Film eben auch Sam Raimi heißt!). Diese witzigen Insidergags machen den Film allein schon ziemlich originell.
                                      Die Besetzung hebt den Film aber erst recht über den Durchschnitt. Zwar handelt es sich hier, mit einer Ausnahme, allesamt um eher unbekannte Darsteller, die zumeist in kleineren Nebenrollen auftreten (William Hootkins dürfte einigen vielleicht im ersten "Star Wars" und "Indiana Jones" kurz aufgefallen sein), diese bringen ihre Rollen aber allesamt überzeugend rüber und sind mit sichtlich Spaß an der Sache dabei. Einer sticht aber besonders heraus: bei der Ausnahme handelt es sich nämlich um Brad Dourif als durchgeknallten, diabolischen Erfinder Dante, der dem Film mit seiner überdrehten Darstellung seine ganz eigene Note gibt. Er ist ja ohnehin genau der richtige, wenn es um die Besetzung für Psychopathen und Fieslinge geht, sei es in etwas kleineren Genrefilmen ("Chucky") oder großen Hollywood-Produktionen ("Der Herr Der Ringe"). Mit seiner Rolle aus letzterem Beispiel hat er hier zudem auch optisch viel gemein.
                                      Allein seinetwegen lohnt sich schon ein Blick. Die restliche Besetzung ist, wie gesagt, ebenfalls nicht schlecht, auch wenn sie mit ihm nicht mithalten kann. Übrigens hat auch die damals noch völlig unbekannte Rachel Weisz zu Beginn des Films einen kleinen Auftritt. Damit gab sie auch ihr Debüt in einem Kinofilm, hatte sie doch zuvor nur in TV-Produktionen mitgewirkt.
                                      Das Budget des Films fiel zwar recht niedrig aus, das macht er jedoch durch seine geschickte Inszenierung wieder wett. Die Kameraarbeit ist, wie erwähnt, vorzüglich, das in kaltes, hellblaues Licht getauchte Szenenbild wirkt sehr atmosphärisch und wie man es von einem Experten für Spezialeffekte auf dem Regiestuhl erwarten darf, sind auch selbige sehr gut gelungen. Das titelgebende Monster, eine Mischung aus Terminator und T-Rex, sieht ziemlich cool aus und wirkt auch richtig bedrohlich. Im Film wird es nur leider zu selten direkt gezeigt, was aber wohl dem Budget geschuldet war.
                                      Die Action funktioniert trotz des teils hektischen Schnitts ziemlich gut. Die oft unerwartet kommenden Gags sorgen für Unterhaltung. Und Norrington bekam es sogar hin, noch ein wenig Sozialkritik und auch etwas emotionalen Tiefgang (die Hauptfigur muss den Tod ihrer Tochter verarbeiten) in den Film zu mischen.
                                      Alles in allem also ein definitiv sehenswerter Film mit überzeugenden Effekten, Darstellern, Humor und allgemein durchaus überdurchschnittlicher technischer Macharbeit, dem man sein geringes Budget nicht anmerkt. Nur das Ende, was mir etwas zu abrupt kam, hätte ich mir dann doch spektakulärer gewünscht. Und in Sachen Dialoge war das ganze jetzt auch nicht gerade einfallsreich.
                                      Aber dennoch auf jeden Fall einen Blick wert. "Death Machine" kann sowohl als Hommage an seine Vorbilder als auch als eigenständiges Werk überzeugen.
                                      Übrigens zeigte sich damals auch ein gewisser zu der Zeit sehr erfolgreicher Schauspieler namens Wesley Snipes vom Film begeistert und verpflichtete Stpehen Norrington umgehend als Regisseur für seine kommende Produktion, die Comicverfilmung "Blade". Der Rest ist Geschichte. :D
                                      (Wobei etwa seit 2003 die Karrieren sowohl vom Regisseur als auch vom Hauptdarsteller selbigen Films leider merklich ins Stocken geraten sind. Von Norrington hört man sogar seit 2004 überhaupt nichts mehr.)
                                      Der Film wurde hierzulande übrigens völlig ungerechtfertigterweise indiziert, was es schwierig macht, an eine vernünftige Fassung davon zu kommen. Die Indizierung ist im Grunde lächerlich, da es hier zu keiner Zeit wirklich brutal in den Actionszenen wird. Blut spritzt tatsächlich nicht wirklich viel. Ich würde meinen, der geht eigentlich locker ab 16 durch!
                                      Wobei man hierzulande sogar noch Glück hatte; in den USA wurde im Heimkino nur eine um mehrere Handlungsstränge gekürzte, farblich verfälschte und im Bild beschnittene R-Rated-Fassung veröffentlicht, die echt keinem zu empfehlen ist. Hierzulande dagegen kam neben mehreren geschnittenen Fassungen auch eine ungekürzte DVD raus, die zwar nur deutschen Ton ohne irgendwelche Untertitel enthält, den Film dafür aber in ansprechender Bildqualität präsentiert - die deutsche Veröffentlichung ist damit ausnahmsweise mal gegenüber der amerikanischen die ungeschnittene, was sehr ungewöhnlich ist, da allgemein das Gegenteil der Fall ist (näheres dazu in diesem Video hier: https://www.youtube.com/watch?v=pjHfgf893Ks; der Kanal "Good Bad Flicks" ist ohnehin einer der mit Abstand interessantesten auf Youtube, wenn es um obskure Genreproduktionen und die Geschichten dahinter geht, sehr zu empfehlen!). Selbige hab ich mir auch vor etwa zwei Monaten auf einer Filmbörse besorgt und bin recht zufrieden damit. Leute, denen O-Ton wichtig ist, werden das wohl eher nicht sein; auch wenn dieser Film, wie es typisch für Filme aus den 90ern ist, eine für sein Genre und Budget durchaus hochwertige deutsche Synchro bekam: man hört hier u.a. Helmut Krauss (u.a. Samuel L. Jackson in "Pulp Fiction"), Franziska Pigulla (u.a. Gillian Anderson in "Akte X"), Klaus-Dieter Klebsch (u.a. Alec Baldwin und Josh Brolin), Martin Keßler (u.a. Nicolas Cage und Vin Diesel) und Stefan Fredrich (u.a. John Turturro und Jim Carrey). Da kann man sich eigentlich nicht beschweren. Will man den O-Ton trotzdem, bietet sich ein Import aus UK an (die DVD enthält dafür keinen deutschen und auch keine Untertitel, aber den Film ebenfalls uncut).
                                      Im September diesen Jahres erschien allerdings auch über Österreich ein Mediabook zum Film (ich besaß ihn natürlich schon, als ich davon hörte, sonst hätte ich es mir wohl geholt), dass den Film zwar erstmals auf Blu-Ray, und dazu mit englischem Ton, verbunden mit einem tollen Cover und einer Soundtrack-CD enthält, ansonsten aber keinerlei Kaufanreize bietet. Die restlichen Extras sind nämlich ziemlich mager ausgefallen. Und den Soundtrack des Films finde ich persönlich jetzt nicht so überragend, dass ich ihn unbedingt auf CD haben muss. Besitzt man den Film schon, lohnt sich die Anschaffung eines überteuerten Mediabooks also nicht wirklich. Wer ihn noch nicht hat, der ist damit aber wohl gut bedient. Ich hoffe, ich hab hier bei einigen Interesse für diese kleine Genreperle geweckt. :)

                                      9
                                      • 8
                                        Gabe666 31.10.2015, 15:54 Geändert 02.11.2015, 00:40

                                        "El Día De La Bestia", der zweite Spielfilm des spanischen Regisseurs Álex de la Iglesia, ist eine extrem unterhaltsame Horrorkomödie mit einer Menge schräger Einfälle. Zur Handlung nur so viel: der Priester Angel findet heraus, dass die Geburt des Antichristen kurz bevorsteht. Er versucht mit dem Teufel in Kontakt zu treten, indem er haufenweise Sünden (oder eher das, was er dafür hält) begeht. Gemeinsam mit José María, dem Verkäufer eines Ladens für Metal-Musik, den er von seiner Sache überzeugen konnte, zwingt er den italienischen Fernsehprediger und angeblichen Wahrsager und Exorzisten Cavan dazu, eine schwarze Messe durchzuführen. Aber ob er damit wirklich Erfolg hat?
                                        Mehr soll hier diesbezüglich garnicht verraten werden, denn der Film hält noch eine Menge Überraschungen bereit, von denen man im voraus lieber nichts wissen sollte. Die Inszenierung von Filmfan de la Iglesia ist jedenfalls auf sehr hohem Niveau und die Gags, die sich durch die absurden Situationen und witzigen Dialoge der drei Protagonisten ergeben, sitzen alle. Der Film oszilliert dabei mehrmals zwischen bitterem Ernst und tiefschwarzer Komik hin und her. Álex Angulo in seiner Rolle als Priester ist eigentlich eine zutiefst tragische Figur, der in seiner Naivität fast sämtliche Menschen um sich herum vor den Kopf stößt. Bekommt man zu Anfang des Films noch eine Menge Schenkelklopfer geboten, schlägt der Film dann im letzten Drittel plötzlich eine düstere Gangart ein. Auch die Gewalt im Film ist auf verschiedene Weise dargestellt: mal so überzeichnet, dass man sie nicht mehr ernst nehmen kann, teils aber auch so drastisch, dass es wehtut (wenn beispielsweise ein wehrloser Obdachloser von eine brutalen Schlägerbande verprügelt und am lebendigen Leibe angezündet wird).
                                        Dennoch ist der Film allgemein schon eher als Komödie anzusehen, da der Witz deutlich überwiegt. Vor allem die Missverständnisse des Priesters mit Leuten, die er für Satanisten hält, machen einen großen Teil des Unterhaltungswerts aus (bei seinem ersten Treffen mit José María hält er ihm beispielsweise einen Zettel mit falsch geschriebenen Namen von Metal-Bands vor, von denen er fälschlicherweise annimmt, sie würden den Teufel anbeten; bei "Napalm Dez" hat's mich zerrissen! xD).
                                        Die tollen Darsteller heben den Film außerdem erst recht über den Durchschnitt. Álex Angulo als naiver Priester kann einem bei seinen bescheuerten Aktionen fast schon Leid tun und der Italiener Armando De Razza ist als Cavan sehr charismatisch. Vor allem aber Santiago Segura, der zum Stammdarsteller von de la Iglesia werden, in zahlreichen Filmen seines Freundes Guillermo del Toro Kurzauftritte haben und mit seiner parodistischen Actionfilm-Reihe "Torrente" später zum Superstar in Spanien werden sollte, ist als durchgeknallter Death-Metal-Freak (dabei hört er privat eigentlich gar keinen Metal) einfach herrlich. Für die Rolle wurde er sogar mit dem Goya, der spanischen Version des Oscars, ausgezeichnet. Und damit gelang ihm damals, im Jahre 1996, sein Durchbruch.
                                        Weibliche Unterstützung gibt es außerdem von den drei tollen Darstellerinnen Nathalie Seseña (als Angels naive Vermieterin Mina), Terele Pávez (als José Marías geizige und aggressive Mutter) und der wunderschönen Maria Grazia Cucinotta (als Cavans strohdumme und schreckhafte Geliebte), die später im James-Bond-Film "Die Welt Ist Nicht Genug" einen denkwürdigen Auftritt haben sollte.
                                        Als Sahnehäubchen bekommt man dazu noch einen coolen Metal-Soundtrack mit u.a. der spanischen Band Def Con Dos (die im Film als fiktive Gruppe Satanica auftreten und das Titellied singen) und den wichtigen amerikanischen Formationen Pantera und Ministry, geboten. Dieser wurde dazu auch sinnvoll in die Handlung integriert, da Metal bei der Suche des Hauptcharakters nach dem Teufel eine nicht unwesentliche Rolle spielt (wobei dies einen ironischen Seitenhieb auf das Vorurteil des satanistischen Metallers darstellt).
                                        Das Einzige, was mich enttäuschte, war der Showdown, der nach all den haarsträubenden Geschehnissen zuvor doch ziemlich unspektakulär geriet.

                                        [SPOILER: Dass de la Iglesia es im Film offen lässt, ob sich das Gezeigte tatsächlich so ereignete oder der Hauptcharakter sich die ganze Sache mit dem Teufel und Antichristen nicht doch nur einbildete, ist ja an sich keine schlechte Idee. Und auch die mögliche Interpretation, dass das eigentliche Böse im Film der Faschismus, verkörpert durch die Schläger-Gang, darstellt, hat durchaus was (diese Deutung steht im Booklet des Mediaboks zum Film). So lässt sich auch das Finale so deuten, dass Angel sich den Teufel nur einbildet und dieser eigentlich ein Mitglied der Gang ist.
                                        Aber mir hätte es dennoch besser gefallen, wenn man zum Schluss einen richtigen Knall geboten bekommen hätte. Mehr Action mit dem Teufel, der ja wirklich verdammt gut gemacht ist, im Film aber letztlich viel zu kurz zu sehen ist, wäre besser gewesen. Auch diese erschütternde Enthüllung mit dem ermordeten Obdachlosenpaar und ihrem Baby, das der angebliche Antichrist sein soll, passte mMn nicht. Ich hätte mir ein weniger ernstes und durchgeknallteres Ende gewünscht.]

                                        Nichtsdestotrotz ein sehr unterhaltsamer und rein von der technischen Seite auch verdammt gut gemachter Film. Álex de la Iglesia verneigt sich dabei auch teils vor seinem Idol Hitchcock (die schwindelerregende Kletteraktion an der Schweppes-Reklame eines Hochhauses stellt nach seiner Aussage eine Hommage an das Finale von "Der unsichtbare Dritte" dar). Für aufgeschlossene Filmfans, die auch ein Faible für unkonventionelle und schräge Genrewerke haben, definitiv einen Blick wert.
                                        Letztes Jahr erschien der Film übrigens in einem toll aufgemachten Mediabook von Anolis Entertainment mit einem sehr aufschlussreichem Booklet und haufenweise interessantem Bonusmaterial (wie beispielsweise einem Interview mit de la Iglesia und Dario Argento aus dem Jahr 1994 während eines Filmfestivals, bei dem die beiden sich angeregt über ihre Filme austauschen und zwischen mehreren Sprachen hin- und herwechseln). Mag zwar mittlerweile ziemlich teuer geworden sein, der Kauf lohnt sich aber!

                                        9
                                        • Irgendwie scheinen hier auch in den Kommentaren viele nicht bemerkt zu haben, dass das ganze nur 'ne Trollaktion war!

                                          2
                                          • Toller Schauspieler und verdammt cooler Typ! Vor allem ist er auch Metalhead! \m/
                                            Durch seine Rolle als Magneto (passt dazu ;D) bin ich auf ihn aufmerksam geworden. Richtig klasse fand ich ihn in "Inglourious Basterds" (da hätte er sich selbst synchronisieren sollen!) und mittlerweile ist er einer meiner Lieblingsschauspieler geworden. Sehe ihn verdammt gerne.
                                            Die Fakten waren mir jetzt nicht so neu, vor allem der dritte. ^^
                                            Das Musikvideo kannte ich aber noch nicht. Fassbender als Teufel - ziemlich cool!

                                            6
                                            • Gabe666 28.10.2015, 15:49 Geändert 28.10.2015, 15:50

                                              "What are these fucking iguanas doing on my desk?!" xDDD
                                              Nic Cage in seinem Element!

                                              7
                                              • Wieder sehr schöne Antworten von dir! :)
                                                Bin gestern leider nicht dazu gekommen, mir den Artikel durchzulesen. Gefällt mir jedenfalls.
                                                Auch wenn ich dir da nicht bei allem zustimme: "Man Of Steel" hat mir tatsächlich einigermaßen gefallen und an deinem Kinovorschlag stört mich, dass nur im O-Ton Filme laufen sollen. Ich finde, wenn, dann sollten Vorstellungen sowohl synchronisiert als auch im Original sein.
                                                Ja, ich gehöre zu den Befürwortern von Synchros. :)
                                                Bei den restlichen Antworten (zumindest denen zu Filmen, die ich gesehen habe) bin ich aber sowas von deiner Meinung! :D
                                                Besonders deine Verteidigung von "Spring Breakers" gefällt mir. Das wiegt den "Man Of Steel"-Bash wieder auf.
                                                Und deine Aufzählung von Filmhelden ist toll! Ja, das sind schon klasse Charaktere!
                                                War interessant zu lesen. Wären wir nicht schon befreundet, bekämst du wohl eine Anfrage. :)

                                                5
                                                • 9
                                                  Gabe666 26.10.2015, 04:39 Geändert 26.10.2015, 04:58

                                                  Wie schon der zweite beginnt auch der dritte Teil der "Zurück In Die Zukunft"-Trilogie mit der letzten Szene seines Vorgängers (wobei hier aber nichts neu gedreht werden musste). Anders als dieser nimmt er sich aber noch etwas Zeit (^^) bis es wieder auf eine Reise durch selbige geht und zeigt den Vorspann diesmal über einer ruhigen Ansicht der beiden schlafenden Protagonisten in Doc Browns Haus in den 50er Jahren.
                                                  Nach der Exposition, die Martys Beweggründe dafür herausarbeitet, dem Doc durch die Zeit zu folgen, geht es dann aber los und zieht mit seiner Ankunft in der Vergangenheit wieder ein hohes Tempo an. Das Setting dieses Teils, der Wilde Westen (um genau zu sein: 100 Jahre vor dem ersten Teil), wurde dabei schon im zweiten Film angedeutet, als sich der reiche Biff Tannen aus der alternativen Realität "Für Eine Handvoll Dollar" im Fernsehen anguckte (wobei die dabei gezeigte Szene hier dann fast 1:1 nachgestellt wird) und Doc Brown Marty gegenüber erwähnte, dass er am liebsten in diese Epoche reisen würde. Nun befinden sich die beiden also dort und Marty muss natürlich mal wieder mit den Eigenheiten dieser vergangenen Gesellschaft klar kommen und stolpert dabei von einem Schlamassel in den nächsten. Zu allem Überfluss wird die Zeitmaschine beschädigt. Ob sie es jemals wieder zurück in die Zukunft schaffen werden?
                                                  So viel zur grundlegenden Handlung. Im dritten Teil der Reihe werden natürlich wieder die altbekannten Running Gags weitergeführt ("Traust du dich nicht, du feige Sau?!"; "Das war so ein Horrortrip!"; "Ich hasse Mist!") und die Charakterkonstellation ist auch wieder fast die gleiche. So bekommen es Doc und Marty diesmal mit dem Vorfahren von Biff Tannen zu tun (der ebenfalls von Thomas F. Wilson dargestellt wird, wobei er diesmal mit seinem fetten Schnauzer fast nicht wiederzuerkennen ist). Auch andere Schauspieler aus den beiden Vorgängern sind hier als die Vorfahren ihrer Rollen in selbigen Filmen zu sehen, beispielsweise James Tolkan als Strickland, die sich amüsanterweise ganz ähnlich wie ihre späteren Inkarnationen verhalten.
                                                  In dem Zusammenhang darf auch Michael J. Fox wieder mit sich selbst vor der Kamera agieren, spielt er hier doch nicht nur Marty, sondern auch dessen Ahnen Seamus (wobei seine Szenen mit Lea Thompson etwas befremdlich wirken, stellte diese in den Vorgängern doch seine Mutter dar und ist jetzt als Frau von Seamus zu sehen; somit kommt das unterdrückte Ödipale des ersten Teils wieder zum Vorschein). Als Seamus ist er allerdings wie Wilson auch nicht auf den ersten Blick zu erkennen, trägt er dabei doch ebenfalls einen Bart.
                                                  Neu an diesem Teil der Reihe ist, dass zum ersten Mal eine Liebesgeschichte mit reingebracht wurde. Mary Steenburgen, die schon mehr als zehn Jahre zuvor in dem Film "Flucht In Die Zukunft" (der teils wohl auch als Inspiration für die Reihe diente) die Geliebte eines Zeitreisenden verkörperte, darf den Love Interest von Doc Brown geben. Viele störte ja diese Liebesgeschichte, mir persönlich machte sie aber nichts aus. Zudem wird hier so der Fokus auch etwas mehr auf Doc Brown gelegt.
                                                  Neben den guten Schauspielern kann dieser Teil auch wieder durch sein tolles Szenenbild und die Kostüme punkten. Wurden im ersten Teil die 50er erneut heraufbeschworen und sich im zweiten eine mögliche Zukunft ausgemalt, erweckte man hier nun den Wilden Westen zu neuem Leben. Und ich würde meinen, dass das den Machern am besten gelungen ist. Die Reduzierung auf einen Handlungsort tut diesem Film dabei auch wieder gut. Der zweite Teil geriet mit seinen drei verschiedenen Episoden etwas chaotisch.
                                                  Was den Film wie auch die Vorgänger wieder so toll macht, sind natürlich die zahlreichen Anspielungen. So stellt sich Marty den Leuten hier als Clint Eastwood vor und tritt in dessen Poncho aus der Dollar-Trilogie auf. Als ihn Tannen zu einem Duell herausfordert, stellt er, um sich darauf vorzubereiten, die berühmte Spiegelszene aus "Taxi Driver" nach. Solche Zitate, die eigentlich schon in Richtung Parodie gehen, machen die Reihe erst recht liebenswert.
                                                  Zudem wird hier auch ein größerer Fokus auf Charakterentwicklung gelegt. Marty lernt hier durch die Begegnung mit seinem Vorfahren, sich nicht mehr so leicht provozieren zu lassen und sein Handeln nicht mehr von dem abhängig zu machen, was andere über ihn denken. So hält dieser Teil durchaus auch eine wertvolle Botschaft für jüngere Zuschauer bereit; im Gegensatz zum zweiten, bei dem mehr die Action im Vordergrund stand.
                                                  Action bekommt man hier natürlich immer noch geboten. Das Finale dieses Teils ist das mMn am besten inszenierte und spannendste der Reihe. Allein schon dafür lohnt sich das Anschauen!
                                                  Kritikpunkte sind allerdings dennoch auch hier vorhanden. So nimmt die durch die Zeitreisen bedingte Unlogik hier schon größere und ärgerlichere Ausmaße an.
                                                  [SPOILER: Wieso kann sich Jennifer an die Zeitreise erinnern, wenn sie eigentlich in der alternativen Realität zurückgelassen wurde? Dass die Paradoxien hier weder durch ein selbstkonsistentes Uni- noch durch ein Multiversum aufgelöst werden, war ja schon im ersten Teil klar, aber dadurch geriet das Ganze dann doch etwas konfus.]
                                                  Auch wirken die Running Gags durch ihre Häufung nicht immer einfallsreich und fangen fast schon an zu nerven.
                                                  Nichtsdestotrotz kann man hier doch insgesamt von einem gelungenen Film sprechen, der mit viel Liebe zum Detail inszeniert wurde und mit gut aufgelegten Schauspielern, toller Musik, Ausstattung und herrlichen Gags punktet. Dass ausgerechnet dieser Teil allgemein als schwächster der Reihe gilt, erschließt sich mir daher nicht wirklich. Für mich war das, wie schon erwähnt, der zweite, der schon ein wenig anstrengend geriet. Bei diesem hier dagegen schauen sich die fast zwei Stunden Lauflänge (die ihn auch zum längsten der Reihe machen) wie nichts weg.
                                                  Außerdem hält auch dieser Teil zwei coole Cameos bereit. Der Auftritt von ZZ Top (die auch ein Lied zum Soundtrack beisteuerten, das zu Beginn des Abspanns zu hören ist) war ziemlich amüsant; Flea von den Red Hot Chili Peppers, der schon im Vorgänger als Needles dabei war, ist auch hier wieder in dieser Rolle zu sehen.
                                                  Teil III kann mit dem ersten fast wieder gleichziehen und liefert auch einen versöhnlichen Abschluss für die Reihe. Doc Browns Botschaft am Ende weiß auf jeden Fall zu gefallen. Und das Schlussbild ist auch nett. So gab es denn auch hier bei der Kinovorstellung die ich besuchte, wieder reichlich Applaus als der Abspann einsetzte.
                                                  Ich rechne es den Machern hoch an, dass sie nicht beschlossen, noch weitere Filme zu machen. Irgendwann wäre da langsam aber sicher die Luft ausgegangen. Wie heißt es doch so schön? Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist und man tat gut daran, das zu beherzigen.
                                                  Die "Zurück In Die Zukunft"-Trilogie ist so jedenfalls durchgängig eine sehr unterhaltsame, charmante Angelegenheit, die auch heute noch zu begeistern weiß. Es gibt wahrlich nicht viele Filmreihen, die konstant so eine hohe Qualität halten konnten!

                                                  22
                                                  • 8 .5
                                                    Gabe666 26.10.2015, 01:32 Geändert 26.10.2015, 04:16

                                                    Vier Jahre nach dem ersten Teil der "Zurück In Die Zukunft"-Reihe entstand diese Fortsetzung, die mit dem doppelten Budget ausgestattet war und unter vielen als eines der besten Sequels überhaupt gilt. Dem kann ich mich leider nicht anschließen (für mich stellt der Film sogar den schwächsten Teil der Reihe dar), finde ihn aber immer noch sehr gut.
                                                    Teil II knüpft genau da an, wo sein Vorgänger endete: bei dem Besuch von Doc Brown bei Marty und seiner Freundin, der die beiden in eine 30 Jahre entfernte Zukunft mitnimmt, in der Autos fliegen können, um ihre Kinder zu retten.
                                                    Für die Anfangsszene wurde teils auf Sequenzen aus dem Vorgänger zurückgegriffen, teils wurden sie neu gedreht. Denn es kam zwischenzeitlich zu einigen Umbesetzungen. Die augenfälligste dürfte sein, dass Martys Freundin Jennifer hier nun nicht mehr von Claudia Wells, sondern von Elisabeth Shue gespielt wird, denn Wells musste aus privaten Gründen absagen. Crispin Glover ist als Martys Vater nur in einer kurzen Archivaufnahme aus dem ersten Teil zu sehen, den Rest des Films wird sein Charakter vom stark geschminkten Jeffrey Weissman dargestellt, der zudem oft kaum richtig im Bild ist. Dies hatte seinen Grund darin, dass Glover eine Gage gefordert hatte, die den Produzenten zu hoch war und sich darum mit ihnen zerstritt. Wobei Glover künstlerische Differenzen als Grund nannte. Welche Geschichte nun stimmt, kann ich freilich nicht sagen, in dem Fall ist die Neubesetzung aber eher ärgerlich, auch wenn sie, im Gegensatz zur erstgenannten, kaum auffällt.
                                                    Zumindest in der deutschen Sprachfassung (die ich auch im Kino sah) ist noch ein weiterer Unterschied feststellbar: Christopher Lloyd wird hier nicht mehr von Ernst Jacobi, sondern von Lutz Mackensy (deutsche Stimme von u.a. Stanley Tucci und Rowan Atkinson) gesprochen. Wie bei Wells hatte dies jedoch nicht geschäftliche Gründe, sondern persönliche: Jacobi war es auf Dauer nämlich zu anstrengend, in dieser hohen Tonlage sprechen zu müssen. Einen besseren Ersatz als Mackensy hätte man sich jedoch kaum wünschen können. Die neue Stimme von Doc Brown mag anfangs zwar noch irritieren, aber nach kurzer Zeit hat man sich daran gewöhnt.
                                                    Der zweite Teil ist an sich jedenfalls wesentlich vertrackter als der erste, so springt man hier nicht nur einmal, sondern gleich dreimal durch die Zeit. Zuerst in die fiktive Zukunft des Jahres 2015 (also unserer Gegenwart), dann in eine veränderte Realität des Jahres 1985 und schließlich erneut ins Jahr 1955, wobei sich dieser Teil immens mit dem ersten überschneidet.
                                                    Somit ist auch der gesamte Film dreigeteilt: während das erste Drittel vor Allem aus heutiger Sicht durch seine ganzen Anspielungen und originelle Einfälle wie das allseits bekannte Hoverboard oder selbstschnürende Schuhe sehr amüsant daherkommt, schlägt das zweite mit seiner albtraumhaften Darstellung der veränderten Realität einen ungewohnt düsteren Ton an. Im letzten Abschnitt des Films lässt man dann schließlich den ersten Teil noch einmal Revue passieren, fokussiert sich dabei diesmal aber mehr auf die Spannung als auf den Humor.
                                                    Der zweite Teil wirkt so insgesamt ernsthafter als sein Vorgänger. Man sollte allerdings nicht davon ausgehen, dass man hier kaum noch Lacher geboten bekommt, im Gegenteil! Wie erwähnt, sprüht vor allem das erste Drittel durch die unzähligen Anspielungen nur so vor Witz. Die bekannteste dürfte die Hologramm-Reklame zu "Der Weiße Hai Teil 19" sein, inszeniert von Steven Spielbergs Sohn, womit das kommerzielle Ausschlachten der Filmreihe (zwei Jahre zuvor war der missratene vierte Teil angelaufen) auf die Schippe genommen wird. Da Spielberg auch zu den Produzenten von "Zurück In Die Zukunft" zählt, zeigt sich darin auch eine gewisse Selbstironie. Die sogar noch weiter ging. Vor etwa drei Wochen veröffentlichte Universal Pictures nämlich einen Fake-Trailer (oder eher -Teaser) zu diesem Film: https://www.youtube.com/watch?v=Pl092whRLlI xD
                                                    Wobei das nichts im Vergleich zur Fantasie der Fans ist, die zum diesjährigen Jubiläum des ersten ZIDZ-Films sogar Besprechungen und Retrospektiven zur erweiterten "Jaws"-Reihe veröffentlichten. Hier die besten: https://www.youtube.com/watch?v=UXNwIKs6gsM
                                                    https://www.youtube.com/watch?v=tR-JqhT7Z1A
                                                    https://www.youtube.com/watch?v=9ddKYnB9aKM
                                                    xDDDDD
                                                    Ich schwör's euch, ihr werdet vor Lachen zusammenbrechen!

                                                    Aber zurück zu "Zurück In Die Zukunft"! ;D
                                                    Der "Zukunfts"-Teil des Films ist, wie erwähnt, sehr amüsant, gleichzeitig hat er aus heutiger Sicht auch einen gewissen Charme, wenn man sieht, wie man sich in den 80ern das 21. Jahrhundert vorstellte. Und es ist interessant, wenn einem auffällt, dass diese Zukunftsvision in einigen Bereichen garnicht so sehr von unserer abweicht (beispielsweise wurden Flachbildschirme, Bildtelefone und Smartphones im Film praktisch vorausgesehen) auch wenn die technologischen Möglichkeiten allgemein doch ziemlich übertrieben wurden (allgemein erhältliche Transportmittel, die die Schwerkraft überwinden und ein gern genutztes Element der Science-Fiction sind - gab es ja auch schon vorher u.a. in "Star Wars" und "Blade Runner" - bleiben wohl Wunschdenken; aber möglicherweise ist das auch ganz gut so - wer weiß, was das für ein Chaos geben würde!).
                                                    Betreffend des Humors ist jedenfalls noch zu erwähnen, dass hier viele Running Gags eingesetzt werden, die teils schon im Vorgänger etabliert wurden. So hält beispielsweise Marty, als er in einer ihm fremden Welt (im ersten Teil die 50er-Jahre-Vergangenheit, hier die veränderte Gegenwart) aus dem Schlaf aufwacht, die Zeitreise zuerst für einen Albtraum: "Das war so ein Horrortrip!"
                                                    Und bezüglich des Charakters Biff Tannen wird hier sogar ein weiterer Gag etabliert: "Ich hasse Mist!" xD
                                                    Wenn ich mich recht erinnere, wird die Unfähigkeit der Tannens, Redewendungen auf die Reihe zu kriegen, auch hier eingeführt. Ebenso wie Martys Neigung, auf die Beschimpfung "Feige Sau!" sehr angepisst zu reagieren und unüberlegt zu handeln.
                                                    Neben seinem Gespür für Humor ist der Film vor Allem durch seine sensationellen Spezialeffekte sehenswert. Durch ein extra für diesen Film von der Effektefirma Industrial Light & Magic entwickeltes Kamerasystem war es hier erstmals möglich, einen Schauspieler im selben Bild mit sich selbst interagieren zu lassen, wodurch die Szenen möglich wurden, in denen ältere und jüngere Versionen der verschiedenen Charaktere bzw. Marty und Griff ihren Nachfahren begegnen. Mittlerweile ist diese Technik natürlich nichts Besonderes mehr, stellte damals aber durchaus eine Innovation dar und wirkt auch heute noch täuschend echt. Das in den betreffenden Szenen für die jeweiligen verschiedenen Versionen einer Person verwendete Make-Up ist dabei ebenfalls durchaus glaubwürdig. Im Falle von Michael J. Fox wurde es sogar dazu verwendet, ihn sein Geschlecht wechseln zu lassen. Er stellt hier nämlich auch seine Tochter dar (zuerst dachte ich noch, einer seiner Söhne wäre ein Transvestit; ist aber durchaus passend, schließlich wirkte Martys Schwester im ersten Teil irgendwie auch ziemlich androgyn).
                                                    Der letzte Akt, in dem der Showdown des ersten Teils dann nochmal aus einer neuen Perspektive betrachtet wird, ist für einen in erster Linie auf Unterhaltung ausgelegten Film durchaus komplex und verzwickt und erfreulicherweise fügt sich dabei letztendlich auch alles so zusammen, dass keine Widersprüche zum Vorgänger entstehen. Allerdings fehlt diesen oft neu gedrehten Szenen des ersten Teils der Charme, der diese auszeichnete. Generell ist das letzte Drittel des Films praktisch nichts Anderes als eine Wiederholung des ersten Teils, auch vom Aufbau her, und wirkt damit eher nur aufgewärmt als wirklich originell.
                                                    Zudem störte mich am Film auch, dass der Charakter der Jennifer zwar mehr Raum im Film bekommt, aber kaum wirklich was zur Handlung beiträgt, da sie den größten Teil der ersten Episode im Schlaf liegt und in der zweiten dann einfach von den beiden Helden vergessen wird. Hat mich schon ziemlich enttäuscht; offensichtlich wollte man weiblichen Figuren in Jugend-Blockbustern damals noch nicht so viel Handlungsfreiraum zugestehen und die Action lieber den Männern überlassen. Naja.
                                                    Zudem trugen auch ihre Entdeckungen bezüglich ihrer und Martys Zukunft, die sie in der ersten Episode macht, kaum etwas zur Handlung des Films bei. Tatsächlich wurde das erst auf den dritten Teil verschoben. Auch etwas ärgerlich.
                                                    Ganz zu schweigen davon, dass ich ohnehin lieber wieder Claudia Wells in der Rolle gesehen hätte, auch wenn Elisabeth Shue nicht schlecht ist. Aber wie erwähnt, war das eben nicht möglich.
                                                    Der größte Kritikpunkt ist für mich jedoch, dass man hier eben am Ende keinen wirklichen Abschluss, sondern diesmal einen richtig heftigen Cliffhanger serviert bekommt, der einen praktisch dazu nötigt, sich den nächsten Film anzusehen. Teil II und III waren damals ursprünglich als ein einziger Film geplant, der allerdings mit über drei Stunden zu lang und mit 80 Millionen Dollar Produktionskosten damals auch zu teuer geraten wäre und deshalb geteilt wurde. Die Dreharbeiten zum dritten Film fanden mit minimalem zeitlichen Abstand zum zweiten statt, weshalb auch ein Großteil des Finales bei Kinorelease des zweiten Teils schon fertig war und wodurch es möglich war, einen Trailer zum dritten Teil am Ende des zweiten zu zeigen und dem Publikum damit einen Vorgeschmack auf das zu geben, was es erwartet.
                                                    Man bekommt am Ende zwar Lust auf das große Finale (und es gab bei der Vorstellung, die ich besucht habe, bei Einsetzen des Abspanns wie schon beim ersten Teil großen Applaus), aber dennoch finde ich diesen Cliffhanger eher plump gemacht.
                                                    Nichtsdestotrotz ist auch der zweite Teil der Zeitreise-Trilogie ein sehr unterhaltsamer, mit viel Liebe zum Detail inszenierter Film, dessen Effekte sich auch heute noch sehen lassen können, der dazu wieder mit guten schauspielerischen Leistungen aufwartet und auch eine Menge witzige Oneliner bietet. Die Musik ist genauso toll wie schon im Vorgänger und auch das Szenenbild ist toll gestaltet. Die "Zukunfts"-Szenen haben dazu, wenn man sie heute betrachtet, ihren ganz eigenen Charme.
                                                    Insgesamt also ein qualitativ definitiv überzeugendes Sequel, das immer noch großen Spaß macht.
                                                    PS: Und dazu bekommt man hier noch den ersten Leinwandauftritt des sehr jungen Elijah Wood (er ist einer der jungen am Spielautomaten in der Zukunft) und einen Cameo von Flea, dem Bassisten der Red Hot Chili Peppers (er spielt Needles, den arroganten Mitschüler und späteren Arbeitskollegen von Marty) geboten. Allein deshalb ist er auch schon einen Blick wert.

                                                    19