jacker - Kommentare

Alle Kommentare von jacker

  • 9

    [...] Und genau da – bei der Macht der Daten, ihrem Missbrauch und der Ohnmacht die folgt – setzt MR. ROBOT an. Konzerne sammeln Daten für optimierte Werbung, Trojaner sammeln Daten für kriminelle Machenschaften (ob ersteres nicht auch unter diese Kategorie fällt, ist zu diskutieren) und das wichtigeste, wir alle schmeißen wie wild geworden mit Daten um uns. Wer die richtigen Mittel und Wege kennt, kann umfassende Einblicke in (freiwillig) blank gezogene Existenzen erhaschen. Und diese Erkenntnisse dann zum drastischen Druckmittel instrumentalisieren. [...] dass wir uns in MR. ROBOT als imaginärer Freund des Protagonisten in den Tiefen seines Kopfes einnisten und als begleitende Instanz dort immer präsent bleiben, ist ein erzählerischer Kniff, der in Bezug auf das Innenleben und die psychischen Anomalien dieser Figur nicht nur Sinn macht, sondern sogar aktiv zu Formung und Verständnis ihres Charakters beiträgt. Wir erleben mit ihm die übergeordnete Geschichte um einen groß angelegten Hacker-Angriff und lernen so aus erster Hand, dass auf Elliott’s Wahrnehmung wenig Verlass ist, werden von seinen Stimmungen mitgerissen und entwickeln zunehmend die nötige Skepsis gegenüber den offensichtlichen Dingen [...]

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    • 2

      GeSneakt

      [...] THE BOSS fehlt es von vorne bis hinten an allem, was eine gelungene Komödie voll ehrlicher Lacher auszeichnen könnte. [...] Die vielen Klischees wären nämlich verkraftbar, wenn dem Macher der Begriff „Timing“ geläufig wäre. Doch im Gegenteil: Fremdwort. [...] Alle brabbeln nonstop ohne Betonung durcheinander, falls sich mal der Hauch eines Gags andeutet (und das kommt wahrlich selten vor) bekommt dieser weder Raum zur Entfaltung, noch wird im Vorfeld irgendwie sinnvoll auf diese Pointen hingearbeitet. [...] Da zieht Mrs. Ex-Boss bei ihrer ehemaligen Assistentin ein, will durch deren Fähigkeit leckere Brownies zu backen ein neues Imperium hochziehen und fängt absurde Kleinkriege mit einer naiven Pfadfindervereinigung an, da werden künstlich aufgebauschte Konflikte mit einem Ex-Lover (Peter Dinklage im Ober-Schwutten Outfit) rein gequetscht, nur um dann ekelhaften Körper-anti-Humor mit dem Dampfhammer durchzuboxen – was haben wir gelacht, als der Zwerg mit der Fetten im Bett war und die 1.90m große 15jährige alle verprügelt hat – und es fehlt in einem Maße die Cleverness, dass man sich irgendwann nur noch durch das Slapstick-hafte Runterpurzeln von Treppen und eine nie enden wollende Dauer-Flut von Schimpfwörtern zu helfen weiß. [...]

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      • 8

        Mal wieder ein tiefsinniger, schlichtweg wundervoller Film vom Studio Ghibli. Eine kurze verbale Vorstellung (und Lobpreisung) gibt es im Podcast. Download, Stream und Shownotes findet ihr nach einem kurzen Klick auf "Kritik im Original" im Blog.

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        • 9
          über Stalker

          Ein Monster von Film, in dem unendlich viele Themen und Denkimpulse versteckt sind. Und ein sehr persönliches Werk, dessen Bedeutung(en) sicher von Zuschauer zu Zuschauer schwanken.

          Obwohl die Idee Irrsinn ist (und die Umsetzung sich als schwierig gestaltete) haben wir versucht Tarkovski's Reise in die Zone in einem Podcast zu ergründen. Download, Stream und Shownotes findet ihr nach einem kurzen Klick auf "Kritik im Original" im Blog.

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          • 7

            Im Rahmen des #oWEstern habe ich diesen Film mit Tamino Muth von Second Unit (hier auf Moviepilot als TheDrPepperPower unterwegs) im Podcast besprochen. Lang und breit versteht sich, wie so ein Mammutwerk es erfordert.

            Stream, Download und Shownotes findet ihr nach einem kurzen Klick auf "Kritik Im Original" im Blog.

            8
            • 6

              Heike Makatsch als mies gelaunte, offensichtlich leicht traumatisierte Ermittlerin macht sich ganz gut, die Audiovisualität liegt deutlich über dem TATORT-Durchschnitt und insgesamt ist das Ding "relativ" rund - fehlerlos hingegen keineswegs.

              Mit der ohne Frage wichtigen (und notwendigen) Sozialkritik in punkto Wohnungsmarkt, Amts-Willkür, etc. spricht man wichtige Themen an, übernimmt sich aber quantitativ, da Problemkinder, dysfunktionale Familien, Drogenmissbrauch, gefährliche Choking-Games, sowie angedeutete familiäre Probleme der neuen Haupt-Ermittlerin allesamt eine ebenso große Rolle spielen. Könnte ein brutaler Clusterfuck werden, denn nach diesem klingt es, einigermaßen Fluss ist dennoch drin.

              Zwar kommen bei Würge-Spielchen mit sexueller Konnotation schlimme Erinnerungen des letzten Wien-TATORT hoch (das war mit Abstand der schlechteste, den ich bis jetzt sehen musste und handelte von gleichen Themen) und vor allem die Darstellung der Jung-Schauspieler/innen ging das ein oder andere mal übers Ziel hinaus - ob das am Klischee-geschwängerten Skript, oder schlichtweg einem notwendigen Lernbedarf in ihrem zukünftigen Beruf lag, sei dahingestellt - aber insgesamt war der Fall nicht ganz doof, die Stimmung ohne Frage gelungen und die Episode keine der Auftakt-Vertreter, die man nach dem ersten Durchgang am liebsten wieder eingestampft sehen möchte. Passte soweit.

              Und Kinder, raucht doch lieber mal gepflegt ne Tüte Gras, statt euch da strangulieren zu lassen. Ist besser.

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              • 6

                [...] Plotwise steht das Lösen dieser gesundheitlichen Defizite als eines der Hauptthemen um Raum [...] Doch obwohl man sich über weite Strecken gerade noch bewusst ist, wo es inhaltlich hin gehen soll, zwingt eine exorbitante Fülle an immer neuen Enthüllungen und (größtenteils neu eingeführten) Figuren, die allesamt (angeblich) schon immer (und natürlich knietief) in der Sache drin steckten, in punkto Verständnis in die Knie: Was wollen all diese Konzerne, all diese dubiosen Interessengruppen und all diese aggressiven Figuren denn nun wirklich und vor allem warum? Weshalb will Person X Person Y töten? Wieso haben ständig Figuren wertvolles neues Wissen, was bis dato noch nie Erwähnung fand? Wie viele Konzerne, Wissenschaftler und Querverbindungen zwischen ihnen sollen noch in die Drehbücher gequetscht werden? [...] Plötzlich ist jeder mit jedem verwoben, an allen Ecken und Enden werden weitere Projekte aufgedeckt, und ORPHAN BLACK bemüht sich so sehr uns zu vermitteln, dass das was wir bis jetzt wussten nur die Spitze eines Eisbergs von unendlicher Größe ist – nur die Spitze sein kann, weil alles Teil eines überlebensgroßen Mysteriums ist – dass die Erzählung (wie einst bereits LOST) bei all den Andeutungen auf zukünftige Ereignisse ein wenig zu sehr die Gegenwart vergisst. [...]

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                • 5

                  Ich kann mir auf diese Mikro-Serie (S1 sind genau drei Episoden) absolut keinen Reim machen - werden hier Unterschichten stumpf zur Schau gestellt und ausgelacht, steckt tatsächlich gekonnte Satire drin, oder soll das nur geistloser Klamauk sein?

                  Ein gewisses humoristisches Potential kann man diesen seltsamen Trotteln und ihren Eigenheiten nicht absprechen, "von demher" will ich nicht gänzlich hart urteilen, hintenraus ist die deftige Klischee-Schlacht um schwule Salon-Leiter, Friseusen auf Sinnsuche und dümmliche Dorfbewohner in Disco-Laune aber auch immer wieder mächtig schmerzhaft. Man will nicht hinsehen, kann den Blick aber auch nicht abwenden - eine gefährliche Parallele zu gängigen Nachmittags-Formaten der Privatsender, die in 95% der Fälle mit Nachdruck auf das Prädikat "Verachtenswert" hindeutet.

                  Was soll diese Serie sein? Ich weiß wirklich nicht, ob die Autoren ihre eigenen Figuren überhaupt mögen oder nur mit allem, was der "gebildete Volksmund" mit Proll-, Tussi- und Schwutten-Klischees verbindet sättigen, um sie dann richtig mit Anlauf gegen die Wand zu fahren - ein schlechtes Zeichen. Keine Ahnung ob der "Spaß" abgesetzt wurde und ebenso keine Ahnung, ob ich es weiter sehen würde, wenn mehr käme - bis ich diese Entscheidung treffen muss, verbleibe ich ratlos!

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                  • "De Begründung ist ganz einfach, dass jemand Regie führen sollte, der "die Massen nicht derart spaltet"."

                    Genau. Bitte mal mehr Studio und weniger Handschrift. Wie kann es denn auch bitte sein, dass da ein Team aus Regisseur und Autor ihre eigene Vision umsetzt und damit Leuten vor den Kopf stößt? Geht gar nicht, also bitte demnächst nur noch Nachwuchs-Regisseure, die so dankbar sind einen Blockbuster machen zu dürfen, dass sie exakt die geforderte Variante der Anzugträger umsetzen, welche natürlich nur auf größtmögliche Sicherheit bedacht ist und dann alle zufrieden stellt, weil allen ja zwar "der Einheitsbrei zum Hals raus hängt", aber, wie sich jetzt zeigt, das Altbekannte ohne Eigensinnigkeit doch meist am besten schmeckt. Kino soll doch schließlich ALLEN gefallen.

                    Sorry. liebe "Fans", dümmlicher wird's nicht mehr.

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                    • 7

                      Kein Troy, kein Pierce - da fehlt was, obwohl Dan Harmon wieder an Bord ist und dem Schiff Wind in die richtige Richtung zuhaucht. Gleich mehrere gelungene Theme-Folgen lassen die Lücken im Cast zwar bestmöglich vergessen - mal abgesehen von G.I. JOE Cartoons, mit denen man hierzulande im Schnitt herzlich wenig anfangen kann - können aber nicht vollständig überspielen, wie viel schöner es war, als Rentner-Sexismus und "Troy & Abed am Morgen" zur Tagesordnung gehörten. Warum die Bande überhaupt wieder in Greendale ist, wirkt zudem reichlich sinnlos zusamengeschustert (auch wenn es natürlich nur zählt, DASS sie wieder da sind).

                      Einen Platz in der Filmgeschichte hat aber ganz sicher Abed's Nicolas Cage-Besessenheit in S5E2 verdient - wie präzise er die Gesichtsdisco des irren Vorbilds trifft, macht fast schon etwas Angst, dennoch musste ich es immer und immer wieder sehen, ohne auch nur einmal nicht am Boden zu liegen!

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                      • 6

                        Oft sehe ich abends, wenn Zeit oder Müdigkeit keinen Film mehr zulassen, noch eine Serien-Episode. 40-60 Minuten kriegt man besser unter, als 100-200 - daher schaue ich diese in der Regel in eins durch, mache dann Tablet/TV aus und penne. Selten kommt der Sandmann mal vorher und es reißt mich dahin - das nervt, weil man beim nächsten Mal suchen muss, wo man weggedämmert ist, aus der Episoden-eigenen Dramaturgie rausgeworfen wurde, und so weiter. Ihr kennt das - vielleicht auch nicht. Was mich nun wirklich etwas verwundert: bei keiner Serie, keinem Film (nicht mal ALPHAVILLE) und keiner Show bin ich auch nur annähernd so oft eingeschlafen, wie bei THE MAN IN THE HIGH CASTLE. Jedes Mal wenn ich wieder in diese düstere Alternativrealität abtauchen wollte, war nach 10-15 Minuten Schicht. JEDES MAL.

                        Was sagt mir das?

                        Entweder ich war in letzter Zeit krass ausgelaugt, oder THE MAN IN THE HIGH CASTLE hat es trotz des coolen Settings und zumindest okay'ishen Darstellern nicht wirklich geschafft mich zu packen und auf der Reise durch faschistische Systeme bei der Stange zu halten. Formal kann es nicht an der Welt liegen, denn auch wenn die Anzahl der Schauplätze begrenzt ist, wirken brutalistische Nazi-Bauten in New York, etc. doch recht imposant. Auch die Unterdrückung, die dauerhafte Angst vor den Besatzungsmächten in Phillip K. Dick's dystopischem Nachkriegs-Amerika und die Drastik mit der z.B. ganze Familien mal "aus Versehen" vergast werden, schockiert bis zu einem gewissen Grad. Aber etwas fehlt und das könnte primär ein gesundes Erzähltempo sein, denn THE MAN IN THE HIGH CASTLE ist, nachdem die anfängliche Neugier auf Setting und Methodik dieses Systems gesättigt wurde, im gesamten Verlauf so quälend langsam erzählt, dass es beinahe weh tut. Endlose Pausen zwischen JEDEM verdammten Satz ersetzen NICHT wirklichen Tiefgang. Ob das im Schnitt, oder in der Regie vergeigt wurde, ist schwer zu sagen, aber wieso die Episoden so gedehnt wirken müssen, ist schwer verständlich - gerade ein Format, welches direkt per Streaming verbreitet wird, also keine Vorgaben in Bezug auf die Laufzeit hat, hätte eine Straffung von sicher bis zu 10 Minuten pro Episode problemlos bewerkstelligen (und vertragen) können - vielleicht hätte das bereits gereicht, denn inhaltlich sind viele spannende Fragen über Verhalten in faschistischen Systemen, Unterdrückung und Kontrolle angerissen.

                        Wirklich sehr schade, dass sich im Ansatz so spannender Stoff reell so zieht, denn an anderer Stelle funktionieren gewisse Momente ausserordentlich brillant. Besonders in puncto Parralelmontagen erschaffen die verschiedenen Regisseure und Cutter ganz großartige Szenen, meist als kleine Final-Sequenzen der Episoden - wenn da zwischen Verhören auf beiden Seiten des "Neutralen Gürtels" hin und her gesprungen wird, sich jedoch der Ton des einen über die Blicke des anderen legt, oder die Ereignisse weit entfernter Schauplätze sich paaren, um zu passender, vereinnahmender Musik einen kleinen dramaturgischen Höhepunkt zu erschaffen, ist das große TV-Kunst. All diese tollen inszenatorischen Kniffe vermögen dennoch nicht, über zunehmende inhaltliche Schwächen und eine immer stärker in den Vordergund tretende Ziellosigkeit hinweg zu täuschen - wo wird das alles enden? Lange zweifelt man daran, es überhaupt zu erfahren, weil die Ereignisse sich zu verlaufen drohen. Dubiose Ereignisse am laufenden Band, geheime Verschwörungen hinter verschlossener Tür, etc. gaukeln Mystery vor, doch als dann endlich die Reise am Ziel ankommt, erwartet uns eine unbefriedigende, sehr seltsame Auflösung.

                        Vielleicht funktioniert die Serie in Form komplett gesichteter Episoden besser und meine unfreiwillige Salami-Taktik hat mir schlicht den Zugang verwehrt, für das was ich sah, kann ich aber nicht mehr als ein zähneknirschendes "okay" als Fazit abgeben.

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                        • 6

                          Morgen hör ich auf: Die Vergleiche zu BREAKING BAD lagen auf der Hand, wurden sofort und überall gezogen und das nicht ganz zu Unrecht. Denn auch wenn Filme- und Serienmacher nach wie vor die Freiheit haben sollten, ohne diese spezielle über ihnen schwebende Wolke von "Normalbürgern" zu berichten, die die Not auf die schiefe Bahn drängt - so auch hier der abgebrannte, ungeliebte Druckermeister Pastewka, den es zur neuen Berufung der perfekten Blüten zieht - drücken spätestens die prominent platzierten, unheilvollen Foreshadowings (in denen 1 allseits beliebte rosa Bärchen im Pool durch Geldscheine substituiert wurde) die Assoziation des großen Vorbilds mit Nachdruck auf. Das, und die Schwierigkeit in Pastewka eben nicht DEN Pastewka zu sehen, macht es eine, maximal zwei Episoden lang recht schwierig reinzufinden.

                          Als dann der Knoten geplatzt und die Druckerpresse warmgelaufen ist, macht das Ding Spaß, erzählt was erzählt werden muss und ist nach 5 Episoden auch schon wieder vorbei - was besser ist, als eine künstliche Streckung auf gängige Serienstaffel-Ausmaße, der relativ schnörkellos durchexerzierte Stoff ist dann nämlich durch. Die großen Abhandlungen über Moral sind allerdings nicht zu erwarten - eher im Gegenteil, denn zunächst wirkt es etwas befremdlich, wie der erfolglose Mann durch den neuen Lebensweg in den Augen seiner Frau wieder an "Wert" gewinnt. Der Mann also so attraktiv wie die Fülle seiner Brieftasche, die Frau umso williger, je reicher der Macker? Setzt MORGEN HÖR ICH AUF uns etwa unreflektiert die Macht des Geldes, im wahrsten Sinne des Wortes vor? Am Ende steht wohl eher unterm Strich, dass man als Paar nicht aufhören sollte sich zuzuhören, insofern geht das in Ordnung. Emotional funktioniert das ganze einigermaßen, gleiches gilt für Thrill und Skurrilität - mit abgenagten Fingernägeln und malträtierter Seele ist nicht zu rechnen, kalt lässt das Format jedoch ebenso wenig. Insgesamt kein Hit, aber gelungen.

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                          • 7

                            [...] „This means something“, redet Lois Lane, mit Blick auf das geschwungene Emblem auf seiner Brust, in einem Moment auf Superman ein, in dem er den Glauben daran, dass die Agenda der Rettung überhaupt jemals seine eigene war, endgültig verloren zu haben scheint. „In my world it did. But there’s nothing left of it“ entgegnet er resigniert. Worte von Tragweite, denn sie verdeutlichen eins: Trotz der stetigen Versuche sich einzugliedern und ein normales Leben zu führen, ist dieser fremde Held immer noch ein Kuriosum, ein Alien was unter uns wandert und tief in seinem Inneren nie wirklich auf dieser Welt angekommen ist – auch weil sie sich ihm zunehmend verschließt, anstatt ihn wie einst als Heilsbringer und Botschafter des Optimismus zu feiern. [...] Der Superheld, als eine unkontrollierbare Entität – ein Gott, der nach belieben über Schickssal und Verderben entscheidet, der mit sich selbst beschäftigt ist, das Böse aufhält, wenn ihm gerade danach ist – jedoch nicht, weil er sich dazu berufen fühlt, sondern weil er weiß, dass es von ihm erwartet wird – und der zweifelt, ob es sich überhaupt lohnt, zu tun was er tut? Für viele unverzeihlich, weil unmöglich mit dem Mythos Superman und allem wofür er jemals stand zur Deckung zu bringen, für mich der wohl spannendste, weil (und das ist keine schöne Erkenntnis) am genauesten den Status unserer zeitgenössischen Welt reflektierende, Ansatz im Heldenkino seit langem. [...]

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                            • 7

                              Na klasse - zwei Tage bevor Gehirn-amputierte Vollidioten sich und einen Haufen unbeteiligter in Brüssel in die Luft jagen, wird der ganze Spaß schon mal mit AKs und Sprengstoff im TATORT geprobt. Mieses Timing, aber kann ja keiner ahnen.

                              Entgegen der jüngsten, dümmlich-rassistischen Blockbuster-Propaganda, die das zeitgenössische Kino auffährt, wird das ganze hier aber mit einem etwas differenzierteren Blick angegangen, wenn auch für einen Thriller ausgeschlachtet. Zwar werden etwaige Gründe, die junge Männer in die Arme des Terrors treiben angedeutet - gesellschaftliches Scheitern und Perspektivlosigkeit schüren Glauben in falsche Versprechungen - aber überwiegend versucht der Film nicht, diese Mechanismen zu durchleuchten, oder gar wirkliche Erklärungen zu liefern, warum junge Leute als fanatische, selbstzerstörerische, mordende Terroristen enden. ZORN GOTTES stellt aber klar, dass nicht jeder Araber so ist (eine Selbstverständlichkeit, die leider im Kino nicht selbstverständlich ist) und dass nach den Taten nur ein Haufen Leid auf allen Seiten zurück bleibt - etwas von dem sich Michael Bay, oder die Macher von LONDON HAS FALLEN eine Scheibe abschneiden können.

                              Wilke-Möhring ermittelt hier als Bundespolizist in Hannover, der potentielle Terrorist kommt aus Braunschweig - für mich, einen Braunschweiger, der jetzt in Hannover lebt, bestand die Chance auf reichlich Lokalkolorit - leider spielt der Film ausschließlich am hiesigen Flughafen und in Wohnungen. Da will man mal dem Kulissen-Tourismus fröhnen und dann das. Wäre mal ganz nett gewesen, aber drauf geschissen, denn bei einem so aktuellen und schwierigen Thema zählt wohl eher, dass Regisseur Özgur Yildirim trotz Genre-Fokus die richtigen Hebel umlegt. Hat geklappt.

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                              • 6

                                [...] Bedenken berechtigt, denn häufig sind genau die Filme, die aus einer solchen „Wir setzen einen drauf„-Mentalität entstehen, weit weniger clever, als die Macher es (wahrscheinlich) glauben und verlieren sich in stumpfem Abfeuern von Referenzen und Zitaten [...] Doch Regisseur Robbie Pickering begeht diese Fehler nicht, oder zumindest nur in geringem Maße und setzt uns eine Welt vor, die sich troz besagter Prämisse recht natürlich und wie aus einem Guß anfühlt. Für ihn (bzw. im Vorfeld bereits Autor Oren Uziel), ist es das normalste der Welt, dass während eines typischen Spaziergangs durch besagte Highschool im Hintergrund „Brains!“ grunzende Zombie-Schüler per Elektroschock-Halsband davon abgehalten werden ihren Mitschülern an den Kragen (meint: das Hirn) zu gehen. Wie auch sonst? Und so gelingt es über weite Strecken die Absurdität des ganzen in einem so wohldosierten Maß zu überspitzen, dass ein nicht immer ganz runder, aber angenehm konstanter Humor-Level entsteht. [...] Von daher fühlt es sich dann richtig (und ebenso ulkig wie die anfängliche Exposition) an, als nach etwa einer halben Stunde alles (und jeder) vollkommen ausrastet. Aufstand, Aliens, Nebel, Lynchmob, Laserbeschuss, Blutfontänen – FREAKS OF NATURE spart nicht an ausufernden Reizen (und grinsenden Filmzitaten) in den wilden Action-Sequenzen, durch die er die jungen und charismatischen Darsteller treibt. [...]

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                                • 6

                                  Nicht so gut und vor allem nicht so konsequent, wie der ARD-Mittwochs-Film die Woche zuvor (AUF KURZE DISTANZ), aber weit besser (und wieder emotional packender) als der gefällige öffentlich rechtliche Durchschnitt.

                                  Dieses Mal ging es um die Schwierigkeit des Coming-Outs als Jugendlicher in einer Welt, die leider doch noch lang nicht so tolerant ist, wie wir alle es gerne hätten und Homosexualität mit dummen Sprüchen, Angst und Vorurteilen kommentiert. Den inneren Zwist, die Zerrissenheit und die Verzweiflung nach einer spontanen Handlung, die seine sorgsam errichtete "Tarnung" auffliegen lassen könnte, transportiert der junge Hauptdarsteller Merlin Rose teilweise echt gelungen, teilweise auch ein wenig ZU stark - nicht jedem steht der Cage-Mode.

                                  Besonders die Offenheit der Erzählung - über lange Strecken bleibt unklar, wo Milan's Weg hin führen wird, Erlösung bleibt so plausibel wie ein fataler Schritt - und die Konsequenz, mit der dem halbtoten ÖR-Publikum (für 20.15 einigermaßen expliziter) Schwuler Sex vorgesetzt wird, stimmen. Insgesamt dann aber doch leider wieder viel zu viel Fokus auf dem typischen Familiendrama und so nur ein okay'ishes ARD-Gerät nach Schema F, ohne wirklich packende Stimmung.

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                                  • 7
                                    über Clown

                                    [...] Die Verwandlung in die pervertierte Höllen-Version einer locker-lustigen Figur, welche sonst hauptberuflich Kindern das Leben versüßt, also als Symbol für das genaue Gegenteil: den Missbrauch dieser Kinder? Übertragend zu verstehen als Pädophilie und die Unfähigkeit mit dem schrecklichen, zwanghaften Treiben aufzuhören? Denkbar, denn auch die weiteren kleinen Informations- und Hintergrund-Schnipsel die Watts uns vor die Füße wirft, um sie zu einem größeren Puzzle zusammenzufügen, gliedern sich in eine derartige Symbolik ein. [...] Was folgt, lässt Body-Horror-Herzen vielleicht nicht gänzlich höher schlagen, bringt sie durch die obskuren Veränderungen in Antlitz und Wesen unseres Protagonisten aber mindestens in Wallung und spart weder an unangenehm blutigen Bildern, noch an pochenden Klangkulissen. Watts begreift die Form von CLOWN als Teil der Erzählung und vermittelt über sie einen maßgeblichen Teil der Stimmung, die uns klar machen wird, dass Kent’s verzweifelte Flucht vor sich selbst und den eigenen Taten sich und andere ins Verderben stürzen wird – eine ungeahnt tragische Ebene. [...]

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                                      [...] Die Werke des Genre-Autheurs können als Studien über obsessive Hingabe und qualvolles Scheitern begriffen werden und so ist eigentlich von vornherein klar, dass auch Dieb Frank scheitern wird. Die Frage woran, mausert sich jedoch zum treibenden Faktor, der THIEF eine fiebrige, pulsierende Spannung verleiht. Wie keine andere von Mann’s Figuren wünscht sich Frank sesshaft zu werden, nachdem er ein Jahrzehnt im Bau verbrachte, zunächst wegen einer Lapalie, dann aufgrund des Preises, den der Knast forderte. Mit Frau, mit Haus, mit Kind. Die Uhr tickt, sein Handeln geht zielgerichtet in diese eine Richtung, denn Zeit hat er nicht mehr zu verlieren, spricht daher klar und deutlich, um sich nicht wiederholen zu müssen, fokussiert seine Zukunft als unabdingbares Ziel. Was Mann aus diesem Ansatz generiert, ist eine Figur, die in ihren besten Jahren das Leben nicht kennenlernen konnte und nun alles daran setzt, es nach einem streng durchorganisierten Plan aufzuholen. Doch obwohl sie in zig Welten – als Dieb im illegalen Gangster-Dasein, als Autoverkäufer in der normal anmutenden Arbeitswelt, als baldiger Vater in der verschlafenen Vorstadt – einen Fuß hat, ist sie nirgendwo wirklich zuhause. Ein Geist, der durch die Kosmen einer facettenreichen Stadt schwebt, ohne in einem davon länger verharren zu können. Weil Frank’s Typ und Werdegang im Drehbuch mit besonderer Sorgfalt erdacht wurden, trifft diese Verlorenheit ins Schwarze un THIEF berührt tief. Ein tragischer Held, dem die Welt nichts schenken wird. [...]

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                                        [...] THE GREEN INFERNO ist weder der ganz große Wurf, noch (besonders unter Horror-Maßstäben) ein Ausfall. Die, aus Sicht der heutigen Horror-Landschaft, recht exotische Thematik nutzt Roth, wie für sämtliche seiner Filme üblich, zwar nur zur Erschaffung einer höchst simplen Prämisse, zieht diese aber konsequent durch und bewerkstelligt es, durch feine inhaltliche Garnitur mit (alles andere als platten) thematischen, gar weltpolitischen Spitzen die exploitativen Aspekte in ein gesundes, ausgeglichenes Gesamtbild zu betten und sich genügend von konventioneller Stangenware abzuheben. Sein kleines Grüppchen politischer Aktivisten reist nicht bloß in den Amazonas, um die Vertreibung von Ureinwohnern zu verhindern und nach einer unangenehmen Wendung möglichst imposant zerfleischt zu werden – viel mehr scheitert es elementar am kaputten System, sowie den eigenen Eitelkeiten und funktioniert so, symbolisch betrachtet, auch gewissermaßen für systemische Tendenzen innerhalb der gesamten Menschheit. [...] Gemessen am wunderschönen Amazonas-Setting und der beklemmenden Aussichten, die unseren (recht austauschbaren) Studenten-Cast erwarten, bleibt THE GREEN INFERNO atmosphärisch zwar oftmals unter der möglichen emotionalen Maximal-Intensität (oder ich bin völlig abgestumpft), weiß aber in Verbindung mit dem pumpenden Ethno-Score an anderen Stellen gezielt die Magengrube zu malträtieren. Die handgemachten Blut-Orgien, welche Roth glücklicherweise alles andere als inflationär platziert, gehen durchaus ans Eingemachte. [...]

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                                          (Neuer) deutsch(sprachig)er Genrefilm #12: AUF KURZE DISTANZ

                                          [...] Doch AUF KURZE DISTANZ denkt weiter und die Schlussfolgerung dieser Gedanken ist es, die Reibungsflächen in Klaus hervorruft und ihn nach und nach zermürben wird. Sein Zugang zum Goric-Clan – Luca, lediglich ein kleiner Fisch in dieser serbischen wett-Mafia und Neffe des drahtziehenden Familienoberhauptes – ist keineswegs der bösartig-brutale Gangster, als welcher (speziell in knallharten Thrillern) Kriminelle in der Regel dargestellt werden. Im Gegenteil, er ist ein Mensch und ein ziemlich sympathischer obendrein, wird bald Vater und strahlt oft eine mitreißende Lebvensfreude aus. Schnell beginnen für Klaus professionelles Auftreten und private, tatsächlich aufkeimende Freundschaft zu diesem jungen Mann zu verschwimmen und eine bedrückende psychologische Komponente schleicht sich in den Film ein. Was tun, wenn die Füße auf verschiedenen Flößen stehen und diese, so hart man auch rudert, um es heraus zu zögern, zwangsweise irgendwann auseinander driften werden? [...] Kadelbach’s Werk, und das nimmt im Skript der Drehbuchautoren seinen Ursprung, wählt den schonungslosen Weg. Einen, der uns unmissverständlich klar macht, in welche Fallhöhe sich Klaus durch die Infiltration der Wettmafia begibt und dass wir nicht, bloß weil wir gerade einen Film sehen, davon ausgehen können, dass für ihn alles gut werden wird [...]

                                          Interesse geweckt? Dann ruhig mal einen Blick auf meine Liste der (neueren) deutsch(sprachig)en Genrefilme werfen: www.moviepilot.de/liste/neuer-deutscher-genrefilm-un-moglich-jacker

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                                            Wer hat hier eigentlich diese köstliche Beschreibung verfasst: "In Gods of Egypt verbünden sich ein gewöhnlicher Dieb und ein Gott, der Nikolaj Coster-Waldau verdammt ähnlich sieht, im Alten Ägypten für ein fantastisches Abenteuer.". Unterschrieben mit (ES). Wer ist ES? ES soll mehr solcher Filmbeschreibungen raushauen!

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                                              GeSneakt

                                              Dies soll kein „reguläres“ Review sein, das sich an filmischen Mängeln abarbeitet. Denn auch wenn ein solches in Anbetracht von Michael Bay’s massiver (erzählerisch wie inszenatorischer) Inkompetenz sicher ertragreich wäre, verblassen die dümmlich-leeren Figuren, die chaotische „Action“, welcher jegliches Gefühl für Raum, Bildkomposition und Bewegung fehlt, die zehrende, weil vollkommen unnötige Überlänge, die Abstinenz von Dramaturgie oder Spannung und der katastrophal deplatzierte Rührseeligkeits-Kitsch zunehmend, in Anbetracht der gefährlichen Ideologien, die der besagte Herr Bay hier mit vollster Überzeugung verbreitet. Bis dato hielt ich diesen Mann einfach nur für enorm einfach gestrickt (um nicht zu sagen dumm), aber eben harmlos. Die Sneak-Preview-induzierte Zwangssichtung seines neusten filmischen Verbrechens ändert diese Einstellung. Nun würde ich sogar ganz klar soweit gehen, ihn als gefährlich einzustufen – auf die Weise, wie Joseph Goebbels und Leni Riefenstahl gefährlich waren – denn 13 HOURS ist nicht weniger als die Definition eines Propaganda-Films, der versteckte Hebel betätigt, um Feindbilder zu schüren, Gewalt, Nationalismus und Krieg zu verherrlichen und „Helden“ zu feiern. Eines Films also, der uns unmissverständlich sagt: „KRIEG IST GEIL! Also schreibt euch ein und lasst ruhmreich euer Leben für euer Land, denn das ist es, was echte Helden tun!“

                                              Das durch ähnlich geartete Propaganda und westliche Stimmungsmache geschürte Hass-Feuer nicht nur am Glühen zu halten, sondern liter-, vielleicht gar tonnenweise Öl rein zu schütten, ist Bay’s offensichtliche Intention. In (gemessen an ihrer unterbewussten Wirkung plötzlich gar nicht mehr so dummen) Suggestiv-Bildern wird ein etabliertes Araber-Feindbild nach dem nächsten bedient, das Handeln dieser „coolen“ Special-Forces-Muskelpakete mit ihren hippen Rauschebärten nicht nur (in Form einer Kombination cooler Sprüche und pathetischer Einstreuungen ihrer bangenden, zurückgelassenen Familien) unreflektiert legitimiert, sondern wissentlich heroisiert (alles für Gott, für die Familie, für Amerika) und die Gewalt des eskaliernden Krieges als etwas packendes, spannendes, Videospiel-artiges dargestellt. „Geh da runter“, sagt uns 13 HOURS, „dann kannst du endlich mal das Playstation-Pad aus der Hand legen, um den Ego-Shooter real werden zu lassen“. Dass man dabei Hände oder sein Leben lassen kann, ist nur lästiges Beiwerk, welches das Heldentum jedoch doppelt kompensiert.

                                              Bay’s Version von Benghazi in Libyen ist die Hölle auf Erden. Wenn sich die Protagonisten des Films (wohl offiziell keine Soldaten, sondern vertraglich engagierte ex-Militärs) durch die Straßen dieser Stadt bewegen, machen die Bilder keinen Hehl daraus, dass Bay JEDEN der anwesenden 600.000 Einwohner für einen Bombenleger, einen Terroristen und einen hasserfüllten Menschen hält. Auf Bazaren werden keine Lebensmittel, sondern AKs und Panzerfäuste gehandelt, die Menschen (auch Kinder) tun kaum etwas anderes, als mit erhoben Maschinengewehren brüllend durch die Straßen zu laufen und an JEDER Ecke stehen dubiose, bärtige Unbekannte, die lauernd beobachten und nur drauf warten patriotische Amerikaner ermorden zu können. Später, kurz vor dem finalen Angriff auf den US-Stützpunkt, legt Bay dann offen die Karten auf den Tisch und macht endgültig keinen Hehl mehr aus seiner Weltsicht: in einer Kameraeinstellung gehen die Angreifer (als Vorbereitung auf den Angriff) dem morgendlichen Gebet auf ihren Teppichen nach, im gleichen Frame lehnen einen Meter weiter die Maschinengewehre an der Wand und warten nur darauf benutzt zu werden. Ein Bild das alles über Bay’s hasserfüllte, fremdenfeindliche, dumme Sicht sagt: Islam, Terrorismus und Gewalt sind nicht nur essentiell miteinander verknüpft – nein, für ihn sind sie schlichtweg das selbe. Diese Männer greifen zur Waffe, WEIL sie dem Islam angehören und WEIL der Islam die Quelle allen Übels ist. Doch die bibeltreuen Patrioten werden sie aufhalten. Sie werden die Welt retten – die immer wieder wie selbstverständlich gesprochenen Nebensätze voller Bibelferse und Gottesfürchtigkeit (für den RICHTIGEN Gott, versteht sich) der ex-Marines, werden in ihrer Subtilität nur noch von den prominent platzierten Amerika-Flaggen übertroffen. Und der Inszenierung von Waffen. Da 13 HOURS, rein personell bedingt, mit keiner Megan Fox, die sich nass auf Motorhauben räkelt, aufwarten kann, inszeniert Bay dieses Mal die Waffen als ein ästhetisches Objekt der Begierde. Als die Truppe sich im Zuge des ersten Angriffs auf die US-Botschaft aufrüstet und gefechtsbereit macht, füllen die komplexen High-Tech-Gewehre mehrfach das gesamte Bild aus, bekommen Raum sich zu entfalten – Einstellungen aus denen einen tiefe Liebe spricht. Bay feiert das Kriegsgerät so sehr, wie jede der Explosionen, die noch folgen sollen, motiviert uns genau hinzusehen, um diese machtvollen Geräte, die es den dreckigen Arabern gleich so richtig zeigen werden, ebenso ins Herz zu schließen. Widerlich.

                                              Ein schönes Welt- und Menschenbild, das der Regisseur uns hier vorsetzt: Immer wieder wird davon gesprochen „nun handeln zu müssen, denn es stünden AMERIKANISCHE Leben auf dem Spiel“. Betonung auf AMERIKANISCH. Übersetzt man Michael Bay in verständliche Sprache, bedeutet das: Leben die etwas wert sind. Nicht wie diese dreckigen Mullahs und Kameltreiber, die er hier wie Vieh zum Abschuss freigibt, um (wort-wörtlich) aus Ego-Shooter-Perspektive, eingebettet in coole Badass-Sprüche der US-Soldaten, ein ums andere Mal wieder die Kopfschüsse die sie ermorden zu zelebrieren. Um uns direkt teilhaben zu lassen, wie diese Feinde der strahlenden Demokratie niedergemäht, teilweise regelrecht zerfetzt werden. Durch Wahl der filmischen Mittel uns beinahe selbst die Waffe in die Hand gibt – auf dass jeder mal mitmachen kann, bei der notwendigen Ausrottung dieser Untermenschen. Die harten Militär-Hunde des C.I.A. lässt das natürlich völlig kalt, denn sie tun es ja für das richtige Land und um wertvolle amerikanische Leben zu retten. Damit dem Zuschauer die letzten Zweifel an der Legitimität des ganzen Geballers (und den zynischen Kommentaren der Soldaten) genommen werden, dürfen die harten Kerle zwischen den Feuergefechten sogar zu Menschen werden und beim Gedanken an ihre Familien weinen. Das macht sie zugänglich. Sind doch eigentlich nette Jungs, was schreibe ich hier eigentlich?

                                              Als Bay dann auf den letzten Metern auffällt, dass er bestimmt Ärger bekommt, wenn er das ganze vollkommen unkritisch auf die Leinwand bringt, folgt ein Maß an Verlogenheit, das jeder Beschreibung trotzt: plötzlich äußern sich die Badass-Helden anti-amerikanisch „sie wüssten ja gar nicht für welches Land sie das eigentlich tun“ und Bay untermauert ihr Opfer (nach einem „verdammt stylischen“ Tracking-Shot, der der Fluglinie einer Granate in Slowmotion folgt) mit einigen zerfetzten Körpern und abgetrennten Gliedmaßen auf Heldenseite, die uns die Drastik des ganzen vor Augen führen sollen – schade nur, dass die gesamten zweieinhalb Stunden lang seine Bilder eine gänzlich andere Sprache sprechen. Sie zweifeln das gezeigte nicht eine Sekunde an, anstatt kritisch auf das Geschehen zu blicken, schlachten Gewalt und Krieg zum Zwecke der "Unterhaltung" aus. Wie war das noch: PEGIDA-Anhänger behaupten, sie seien nicht rechts? Bay behauptet auch, er stünde dem ganzen kritisch gegenüber, suhlt sich aber bis zum Erbrechen in US-Flaggen, Pathos, endloser Action und manipulativen Bildkompositionen.

                                              Um es nochmal klar zu sagen: anders inszeniert, hätte 13 HOURS vielleicht kein guter Film, aber dennoch ein ANTI-Kriegsfilm werden können, denn wenn überhaupt ist dem Drehbuch von Chuck Hogan nur zu Teilen die Schuld zu geben. Es wäre problemlos möglich gewesen – ohne Pathos, ohne „coole Action“, ohne die generelle rassistische Verurteilung eines JEDEN im Film zu sehenden Arabers (selbst die Helfer der C.I.A. sind für Bay zwar keine Terroristen, dafür aber Idioten), sondern stattdessen mit menschlichen, glaubhaften Figuren – einen beklemmenden, unangenehmen Film zu machen. Doch Bay spricht diese Sprache nicht und unangenehm ist 13 HOURS zwar zu jeder Sekunde, jedoch aus gänzlich anderen Gründen. Vielleicht ist der Filmemacher tatsächlich zu dumm, um zu realisieren, was er hier zwischen den Zeilen eigentlich erzählt und (wie so viele Menschen) so sehr durch die medialen Feindbilder dieser Zeit geleitet, dass ihm nicht mal auffällt wie fatal sein Menschenbild in 13 HOURS eigentlich ist – doch erstens ist das in Anbetracht seiner Erfahrung in der Werbung und dem damit verbundenen Wissen um die unterbewusste Wirkund der Bilder HÖCHST unwahrscheinlich und zweitens würde Unwissenheit nicht vor Strafe schützen. Und so ist das einzige was zählt, dass der Film uns in jeder Einstellung (von den einleitenden „This is a true story“-, bis zu den abschließenden „The lifes of 26 Americans were saved this day“-Tafeln) suggeriert, es wäre etwas ehrenvolles, cooles und patriotisches für sein Land zu kämpfen und zu sterben, erst recht wenn es gegen die terroristischen Araber geht. Somit ist 13 HOURS genau der erz-reaktionäre Film, den die Republikaner für ihren Wahlkampf brauchen und ein gefundenes Fressen für PEGIDA-Anhänger und AfD/NPD-Wähler. Mir war schlecht, als ich das Kino verließ, mir ist immer noch schlecht und ich hoffe inständig, dass dieses gefährliche Schundwerk außerhalb der USA mit Pauken und Trompeten untergeht. Aufgrund des realen Bezugs ist 13 HOURS mit Abstand das Schlimmste, was Michael Bay bis jetzt gemacht hat – menschenverachtend, gefährlich, ekelhaft. Somit ein Aufruf: Boykottiert diesen Film. Bitte! Ihr tut euch und der Gesellschaft einen großen Gefallen.

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                                                Was haben wir gelernt? Drohnen-Shots rocken, Kinder soll man lieben und nicht distanziert im Wohlstand ertränken und für kleine Gängstäz aus'm Plattenbau geht es in der Regel nicht gut aus. Schön inszeniert, gute Stimmung, passt.

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                                                  Teilweise ist die Inszenierung zwar ein bißchen ZU gewollt auf Sundance getrimmt (wurde da sicher abgefeiert, oder?), aber das tut nicht weh, weil die Erkenntnis am Ende passt - ein schönes Manifest für das Leben und einen gewissen Grad an Sorglosigkeit. Pluspunkt: Noch nie war die Dissonanz zwischen den ersten fünf Minuten (hier kaum zu ertragen, fürchterlich, ganz ganz übel) und dem was folgte (siehe oben) größer. Da hat Ponsoldt echt die Kurve gekriegt!

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                                                    [...] Doch was genau ist es, dass die von Spannungen definierte Anziehung dieser zwei Männer ausmacht? Welche Außergewöhnlichkeit sieht Stock in seinem Gegenüber, die ihn veranlasst sichere Aufträge links liegen zu lassen, um gegen den Willen seines Lektors mit Dean auf die Suche nach dem perfekten Motiv zu gehen? Und was, außer seinem unübersehbaren Heimweh, veranlasst Letzteren dazu, immer und überall gegen alles und jeden zu wettern, sich des Widerstands halber nicht fügen zu wollen? LIFE schafft es nicht, die Antworten auf diese Fragen spürbar auf die Leinwand zu bringen. Obwohl mit Robert Pattinson ein stark unterschätzter (weil TWILIGHT-gebrandmarkter) Darsteller auf ein junges Talent trifft, welches bereits durch seine Anwesenheit die Leinwand bereichert, versäumen sämtliche Beteiligten auf einer impliziten Ebene Antworten zu geben. Die Chemie fehlt, die Szenen und Bilder bleiben aus emotionaler Sicht erschreckend leer und nach und nach, je weiter die Laufzeit voranschreitet, lösen sich jegliche Hoffnungen, dass der Filmemacher den (für dessen Karriere entscheidenden) Werdegang des Fotografen, ein Thema welches auf eine äußerst stark ausgeprägte persönliche Note hoffen ließ, mit der nötigen Magie, oder zumindest mitreißend auf die Leinwand bringt. Die angebliche Faszination für Dean und seine Erscheinung bleibt aus. [...]

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