jacker - Kommentare

Alle Kommentare von jacker

  • 9

    GeSneakt

    Wäre es nicht schön, wenn wir alle einfach friedlich zusammen leben könnten? [...] Dieser seit jeher präsenten, in Anbetracht der fatalen realen Zustände höchst attraktiven Wunschvorstellung nahm sich das Kino zumeist in Form opulenter Science-Fiction-Filme an, nun jedoch abstrahierte Disney den Zustand des kunterbunten Miteinanders auf die Tierwelt und schuf ZOOTOPIA – eine quietschlebendige Welt, in der Jäger und Beute gemeinsam eine belebte Metropole besiedeln, weil das wilde, unbeherrschte Dasein der Vergangenheit angehört. [...] Es geht um Träume, um Selbstvertrauen und -verwirklichung, um dem Willen ein Teil von etwas zu werden, das einem konzeptuell eigentlich keinen Platz einräumt. [...] ZOOTOPIA, bzw. die Heerschar an Autoren, die ihn geschrieben haben, begeht hier – und das ist die erste von vielen großartigen Aussagen, die der Film zwischen den Zeilen trifft – nicht den Fehler, uns auf’s neue vorzugaukeln, was der “American Dream“ so lang er existiert und Hollywood in tausendfacher Ausführung seit jeher an Unwahrheiten verbreiteten, sondern zeichnet ein weitaus glaubhafteres Bild: Es reicht eben NICHT etwas bloß ganz fest zu wollen, damit es geschieht. In Gegenteil: entgegen aller Erwartungen an einem Ziel festzuhalten, ist verdammt harte Arbeit, man wird immer wieder Rückschläge in Kauf nehmen müssen und die Flut an Steinen, die einem in den Weg geschmissen werden, ebbt nicht ab, bis man auch noch dem allerletzten Zweifler (und Neider) unmissverständlich klar gemacht hat, wie ernst man es meint und dass man es bringt. [...] Die ausufernde Kreativität, mit der die Macher diese Welt erschaffen und Szene um Szene mit ganz großartigen Ideen garnieren, sorgt für einen Facettenreichtum, der sicher auch beim x-ten Besuch noch überraschende Details entdecken lässt – Smoothie-Stände mit Lift-Funktion und metergroßes Eis am Stiel sind nur die Spitze des Eisbergs. Großartig, einfach nur großartig. [...]

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    • 5

      [...] Natürlich ist das Setting nicht neu. Schon ein Jason Bourne erwachte ohne Erinnerung an seine Vergangenheit und wunderte sich über die eigene, fatale Effizienz im Umgang mit unliebsamen Gegenübern – nur war dieser Agent in seinem gesamten Auftreten derart geradlinig, dass man ihm seine Fähigkeiten problemlos abkaufte, Mike hingegen ist die Definition der Tranigkeit: Die Schultern hängen, der Blick ins Leere, nicht mal Rührei kann er braten, ohne es zu versauen, weil er noch bevor er den nächsten Schritt macht, schon den vorherigen vergisst. Und da liegt das ungewöhnliche in AMERICAN ULTRA, der Aspekt der x-fach gesehenes trotzdem frisch wirken lässt: die Resultate von Mike’s unerwartetem Handeln wirken umso absurder, weil man klar vor Augen hat, wie ihn noch Minuten zuvor die alltäglichsten Dinge überforderten – in dieser bewussten (!) Dissonanz entfaltet der Film seinen Reiz. Er will vollkommen absurd sein, will zeitweise völlig ausrasten und drei Schippen zu viel in seinen ausufernden Action-Szenen auflegen, will einen (größtenteils) wundervoll funktionierenden Humor aus dem inneren Kontrast seiner Hauptfigur(en) und des Settings ziehen, ohne dabei auf die oberflächliche Aneinanderreihung von Pointen zu setzen. Kurz: will durch seine derb-skurrile Art primär eine Menge Spaß machen und wie schon Nourizadeh’s Debut PROJECT X als lupenreiner Party-Streifen verstanden werden – und das funktioniert. [...]

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      • 7

        [...] Kann überhaupt in einem bemerkenswerten, gar glaubhaften Maß Realität in Filmen stecken? Wahrheit, die das fiktionale Gewand transzendiert, weil sie auch einer prüfenden Betrachtung durch die Wirklichkeits-Brille standhält? [...] Man mag sich nicht erlauben dran zu glauben, denn wie unter der Fittiche eines trinkenden Vaters, der keine Gelegenheit auslässt, die Welt da draußen als einen abstoßend-kaputten Sündenfuhl zu brandmarken und dazu dem ständigen (und eben einzigen) Input durch Filme ausgesetzt, die genau diese Behauptung unterstreichen, weil Gewalt, Hass und verzerrte Menschenbilder in ihnen an der Tagesordnung sind, überhaupt auch nur halbwegs mündige und umgängliche Menschen heranwachsen können, ist ein kleines Wunder – den sechs Jungs mit den ungewöhnlichen Krishna-Namen ist es dennoch gelungen. Mehr noch, sie wirken gelegentlich etwas verschreckt und haben allesamt ihre kleinen, persönlichen Ticks aus der höchst ungewöhnlichen Kindheit und Jugend mitgenommen, erscheinen aber durchweg wie reflektierte Wesen, die sich in enormem Maß darüber bewusst sind, die wirkliche Welt eben NICHT zu kennen und NICHT aus Filmen alles notwendige gelernt zu haben. Beachtlich. [...]

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        • 7

          [...] zwar ist die atemberaubende Story um den Astronauten Mark Watney kein völlig runder Film, denn sein sarkastischer Galgen-Humor ist sicher nicht jedermanns Sache (einige Oneliner laufen voll ins Leere), ein Teil (des riesigen Haufens) exzellenter Darsteller kommt kaum zur Entfaltung und dramaturgisch greift Scott tief in die konventionelle Mottenkiste – aber dennoch erreicht er etwas, dass heute leider fast zum cineastischen Kuriosum geworden ist: er versprüht (und erzeugt) einen geradezu beflügelnden Optimismus. In einer ehrlichen, von der eigenen Begeisterung für Wissenschaft und Fortschrittsgeist getriebenen Art und Weise erzählen Weir, Scott und auf dem Schirm Matt Damon als Watney uns davon, dass es eigentlich keine Grenzen gibt. Dass Probleme nur so lange Probleme sind, bis man sich in den Arsch tritt, um sie zu lösen. Dass mit der richtigen Einstellung (und aufgrund der Fähigkeiten der Menschheit) einfach alles möglich sein kann, wenn man sich nicht hängen lässt, sondern aufrappelt und mit Wissen, Einsatz und Hingabe immer weiter voran schreitet. [...]

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          • "ja, ich gehe auch ins Kino, wenn es nicht die Sneak ist... "

            Aber deutlich seltener als in die Sneak :P
            Biste jetzt eiegntlich schon wochentags in Kölle?

            • 8

              [...] Die Unfähigkeit, einer geheimnisvollen Entität zu entrinnen, oder ihr auch nur irgendeine andere sinnvolle Handlung entgegen zu setzen, die wir nicht sehen können, und die uns demnach auch auf Anhieb keine Chance zur Entwicklung von Flucht- oder anderweitigen Selbstschutz-Strategien lässt, wirkt lähmend und harmoniert hervorragend mit menschlichen Urängsten, deren initiales Auftreten auf grauste Vorzeit rückdatiert werden kann. Wir wollen Kontrolle. [...] Hier kann etwas schief gehen, denn dies sind keine Helden, die in furiosen Sequenzen die Welt retten, sondern normale Menschen, die übermäßig gut in dem sind, was sie tun, jedoch unterm Strich immer noch fehlbar. In seiner Machart ist ANDROMEDA STRAIN eine Verbeugung vor dem wissenschaftlichen Arbeiten (kein Wunder, Crichton selbst hatte Medizin studiert) und schafft es tatsächlich, auf das Maß einer filmischen Darstellung herunter vereinfacht, gekonnt zu umreißen, wie in den Labs dieser Welt systematisch an fordernden Problemen geforscht wird (und wie wichtig diese Arbeit ist). [...]

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              • 6

                [...] Schwingt nicht tief in all dem aufopferungsvollen Basteln und Schaffen vielleicht auch der Wunsch mit, dass irgendwo auf dieser Welt, von der Menschheit unentdeckt (oder schlicht nicht wahrnehmbar) mehr ist, als das was unsere Wahrnehmung und Weltsicht uns alltäglich vorgibt (oder gar -gaukelt)? [...] Primär packen Enthusiasmus und Begeisterung, mit der der Macher on-Screen bei der Sache ist. Trotz recht begrenzter schauspielerischer Möglichkeiten gelingt es ihm, die Faszination der zu Anfang ausgebreiteten Eventualitäten aus jeder Pore zu versprühen (woraus im gleichen Zug eine beeindrucke Fühlbarkeit seiner Liebe zum Horror-Genre entsteht), was gepaart mit dem leichten Situationshumor eine belebende Stimmung schafft. Sein Gegenpol, Wise als selbsternanntes Monster-Medium, spielt ihn zwar mit jedem Blick an die Wand, verdeutlicht dadurch aber zum einen nur umso deutlicher, wie tragisch die schleichende Verramschung (zum Beispiel durch uninspirierte DTV-Filmchen wie THE LAZARUS EFFECT) des durch TWIN PEAKS legendär gewordenen Darstellers eigentlich ist – man könnte ihm nämlich Stunden zusehen und mit Genuss jede mimische Regung zelebrieren – und schafft durch kleinere Kniffe im Skript satirische Parallelen zu realen „Verschwörungstheoretikern“ und „Spinnern“, die abstruse Theorien ausbreiten und bei jeder kleinsten kritischen Nachfrage aggressiv an die Decke gehen. Das macht einfach Spaß. [...]

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                • 4

                  [...] keiner dieser Männer traut dem anderen, uralte verfahrene Ideologien und unzählige Facetten eines tief sitzenden Hasses prallen aufeinander. Südstaatler treffen auf die Nordstaatler, gegen die sie noch zuvor im Bürgerkrieg gekämpft haben, (vermeintliche) Sheriffs auf gesuchte Mörder in der Hand von ebenfalls eiskalt mordenden Kopfgeldjägern, schwarze Rassisten liefern sich verbale Duelle mit weißen Rassisten. [...] So stark dies erstmal klingt, besonders unter dem Aspekt, dass THE HATEFUL EIGHT mit einem überaus fähigen Cast aufwartet, so wenig funktioniert es unterm Strich – Tarantino-Filme zeichneten sich über den gesamten Bogen der Karriere des Filmemachers dadurch aus, ihre ultimativen Spitzen in den Dialogen zu servieren: Doppeldeutigkeiten durch und durch, ein pointiertes Herausschälen der „Coolness des Banalen“, oder gar wahrhaftiger Thrill durch Gespräche, die die Luft knistern ließen (wie der Keller in INGLOURIOS BASTERDS, oder die finale Konfrontation von Bill und der Braut in KILL BILL VOL II) sorgten für ikonische Szenen, der Filmemacher schuf immer wieder Figuren, denen man gern ewig beim Reden zuhörte. Doch trotz reichlicher (sogar noch weit politischer als in BASTERDS oder DJANGO UNCHAINED aufgeladener) Subtexte packen die Dialoge dieses Mal bei weitem nicht in einem Maße, dass über drei Stunden Laufzeit einen konstanten Begeisterungslevel aufrechterhält. [...]

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                  • Toppt sogar noch seine JUPITER ASCENDING Besprechung. Das unterdrückte Grinsen die ganze Zeit ist priceless!

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                    • 0

                      Was zur Hölle?

                      Die neue Baseline ist gesetzt, der Tiefpunkt ums neue nach unten verschoben! Das war ohne Übertreibung die schlechteste Episode, die ich als sporadischer TATORT-gucker jemals sehen musste (nicht einmal die Münster-Bauern-Episode in der man es als Gag verpackte, dass Böhrne einer Kuh den Arm in den Allerwertesten schieben musste, kam hier ran). Warum? Weil die STERNSCHNUPPE sich in ihrer öden Handlungsarmut zog wie ein 17h lang gekauter Kaugummi, weil die ständigen, auf Lässigkeit getrimmten, dabei vorsätzlich sexuell aufgeladenen Dialoge der Kommissare (hat sich hier jemand beim Drehbuch-Schreiben als Nachwuchs-Tarantino gefühlt?) wirklich schmerzhaft und durch und durch zum Fremdschämen waren, weil der Look in etwa dem einer 80er Jahre Fernsehserie auf einem dritten Programm entsprach, weil die gewünschte Kritik am Musik-Business und Casting-Shows haarsträubend platt und peinlich ins Leere lief und weil inszenatorisch derart ungeschickt und plump vorgegangen wurde, dass man meinen will, die Schülerpraktikanten aus der 9a, hätten während ihrer drei Wochen im Sender auch mal einen TATORT schreiben und inszenieren dürfen.

                      Durch und durch missraten und unterirdisch auf einem Maße, wie ich es noch nie erlebt habe. Es gibt nichts, aber auch wirklich GAR NICHTS, was dieser Episode auch nur irgendwie eine Daseinsberechtigung gibt. Das Schauen war eine Qual, der "Humor" tat weh, das "Schauspiel" fand auf dem Level eines dilletantischen Bauerntheaters statt. Das ist Öffentlich rechtliche Geldverschwendung in Reinform und im ganz großen Stil, daher seit langem mal wieder eine 0 von 10, die von Herzen hommt!

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                      • 8

                        [...] Durch eine ungünstige Verkettung von Zufällen trägt es sich zu, dass ein Großteil des fantastischen Ensembles – Kurt Russel als Sheriff des Dorfes mit seinem trotteligen Ersatz-Deputy Richard Jenkins im Gepäck, Womanizer und Edelmann Matthew Fox, sowie ein durch Beinbruch gehandicapter Patrick Wilson – sich in Eile auf einen Ritt von mehreren Tagen begeben muss, um Wilson’s Frau, sowie den eigentlichen Deputy, aus der vermeintlichen Gefangenschaft der brutalen Höhlenmenschen zu befreien. [...] In ihren krassesten Spitzen verlangen die Terror-durchfluteten Bilder dem Zuschauer einiges ab, denn auch explizite Darstellung verstörender Grausamkeiten spart Zahler nicht aus – glücklicherweise um die zuvor angedeuteten Fragen zu Menschlichkeit, Moral und Zivilisation noch extremer in den Raum zu werfen. Hart und fordernd ist all dies dennoch, so dass die Genre-Perle vor allem mit einem bitteren Geschmack auf der Zunge zurück lässt. [...]

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                        • 6

                          [...] Sie, die 15jährige Becca [...] und er, der 13jährige “Rapper“ Tyler [...] bringen eine für Jungdarsteller (in dieser Qualität) seltene Chemie auf den Schirm. Ihr Geschwister-Gehabe, also das gegenseitige Necken oder gelegentliche genervt sein, im Kontrast mit der tiefen Bereitschaft, im entscheidenden Moment immer voll und ganz füreinander einzustehen, ist in jedem Moment glaubwürdig und überzeugend. Letztere wird schon bald auf die Probe gestellt werden, da kurz nach ihrer Ankunft, die auf Anhieb lieb und fürsorglich wirkenden Großeltern – von den Kids als Nana und Pop Pop getauft – beginnen sich nächtens zunehmend seltsam zu benehmen. Dieser, für die zwei Geschwister zunächst als mysteriöses, absonderliches Spiel verstandene Zustand, kippt schnell vom detektivischen Abenteuer in den blanken Terror. [...]

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                          • 5

                            [...] Angeblich auf Ideen von H.G. Wells basierend, reist ein bunt durchwachsenes Grüppchen Menschen zu den Dreamland Shores – einem trocken gelegten Sumpfgebiet, das dem interessierten Häuslebauer von einer windigen Reiseleitung als potentiell perfekter Grund des neuen Eigenheims angepriesen wird, sorgsam durchgeplante Stadtentwicklung des bis dato noch als Nichts im Nirgendwo existierenden Geländes inklusive. Da ist nur ein Problem: Nebenan wurde jüngst auf fachgerechte Weise eine Ladung Atommüll in Fässern entsorgt. Wie? Unter Einhaltung höchster Sicherheits-Standards einfach ins Meer gekippt. Und nun ist diese ganze Atomar-Kiste ja schon etwas knifflig, denn da versinkt das Fass mit unsagbar giftigem Müll nicht wie geplant auf dem Meeresboden, sondern schwemmt am Strand an und schon hast du übermorgen Pferdegroße Ameisen, die unbemerkt riesige Landstriche bevölkern. Was wäre denn eigentlich auf dem Meeresboden entstanden? EMPIRE OF THE CRABS vielleicht? Egal, denn wir sind auf festem Boden unterwegs und es wird, aufgrund besagter Rahmenbedingungen, schnell klar, dass auf dieser fluffigen Verkaufs-Tour etwas nicht stimmt. [...]

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                            • 8

                              [...] Wie sehr ein System verloren ist, wenn gültige Regeln der Willkür weichen, prügelt LEVIATHAN mit schmerzhafter Deutlichkeit in die Rechtsstaat-verwöhnten Hirne seiner Zuschauer ein – Autor und Regisseur Zvyagintsev zeichnet zutiefst pessimistisch das Bild einer Gesellschaft, in der diejenigen aus Launen heraus den Ton angeben, die sich durch gute Kontakte und genügend geschüttelte Hände in Machtpositionen erheben konnten und die breite Masse sich entweder still diesem Diktat beugt (und vermehrt in die Betäubung flieht), oder schwere Konsequenzen zu fürchten hat. [...] Beachtlich an Zvyagintsev’s ruhigem Werk ist jedoch vor allem, wie stark in den langen, weiten Einstellungen nach dem menschlichen Kern gegraben wird. Offenkundig ist LEVIATHAN zwar schreiende Anklage an ein System, zwischen den Zeilen werden jedoch die weitaus spannenderen Fragen gestellt: Was macht all dies aus den betroffenen Menschen? Zu welchen Extremen werden die Opfer getrieben, welche Wesenszüge entwickeln die Bevorteilten dieser unfairen Gleichung? Wie weit kann man Gewalt und Druck noch hoffnungsvoll ertragen, ab wann überwiegen Gebrochenheit und Resignation? Und die vielzähligen Möglichkeiten, die das Werk aus derartigen Fragen ableitet, gestalten sich durchweg plausibel. [...]

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                              • 5

                                Knuffiges Filmchen mit wundervoll eigensinnigem visuellen Design. Die Welt von Dünnhausen und Pummelstadt sieht köstlich aus, die arroganten, Gemüse-geschädigten Figuren sind schön überzeichnet und dem ganzen Fitness- und Selbstoptimierungswahn der letzten Jahre steckt der (zugegebenermaßen recht kindliche) Film frech die Zunge raus. Alles verkneifen macht doch keinen Spaß und ein Burger ist dem Sellerie-Smoothie in jedem Fall vorzuziehen - so weit, so richtig. Ob ich jedoch mit der Aussage "es ist überhaupt kein Problem dick zu sein, weil essen ja glücklich macht" mitgehe, weiß ich nicht so recht. Toleranz in allen Ehren, aber Übergewicht ist halt nicht unbedingt das Gesündeste. Egal, 6 Punkte sind da drin, für weniger war das einfach zu niedlich.

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                                • 9

                                  David Lynch #11 - 1990: Twin Peaks - Season #1

                                  [...] Allein eine Aufzählung der verschiedenen Charakteristika lässt es absurd erscheinen, wie rund sich die ersten 8 Episoden des Mythos anfühlen – immer wieder auf Tuchfühlung mit der von Lynch so oft heraufbeschworenen klassischen Noir-Ästhetik, führen er und Frost einen bizzaren Tanz zwischen Crime-Story, überkitschten Daily-Soap-Mechanismen (die durch ein köstliches Film-im-Film meta-Element, die Daily Soap INVITATION TO LOVE, welche halb Twin Peaks täglich vor den Schirm holt, offensichtlich unterwandert und gebrochen werden) und verwirrenden, wenn nicht gar verstörenden Traum-Sequenzen auf. Klingt auf dem Papier ziemlich konträr, doch der Rhythmus stimmt, denn nichts wurde hier bloß auf allgemeine Gefälligkeit (oder gar etablierte Sehgewohnheiten) hin geschrieben, vielmehr zelebrieren Bild und Ton einige gängige Klischees mit spielerischer Freude: Ein bißchen Drüber ist das immer, egal ob schleimige Romantik in überbelichteter Pose ins Herz gehen soll, die Cops sich über ein immenses (!) Donut-Buffet hermachen, oder Cooper in schrägen Visionen an rückwärts sprechende Zwerge gerät, jedoch genau so weit, dass ein gänzlich eigensinniger Charme entsteht. [...]

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                                    [...] Und man braucht sich nichts vormachen – dieser Film feiert das Vermächtnis der Crew bis ins Letzte und ist demnach wohl vor allem ein Werk für langjährige Hip-Hop-Fans! Formell zwar ein gewöhnliches Biopic vom Reißbrett, das sämtliche wichtigen Stationen von Gründung, über erste Konflikte, bis zur Auflösung abgrast, sowie den folgenden rasanten Solo-Karrieren von Ice Cube und Dr. Dre genügend Platz einräumt, atmet STRAIGHT OUTTA COMPTON doch durch und durch den Geist der Musik und lässt des Rap-Fan’s Herz in regelmäßigen Abständen höher schlagen. Persönliche, tiefe Einblicke in das tatsächliche Wesen der fünf Musiker gewähren Regisseur F. Gary Gray (und die 5 (!) Drehbuchautoren) zwar nur selten, faszinierende Auszüge aus dem begeisterten Schaffensprozess in Studios, dem energetischen Eskalieren auf Bühnen und den Problemen, die Lebensstil und Einstellung der jungen Männer zwangsweise mit sich bringen, dafür umso mehr. Wenn das Ensemble auf einem heiklen Konzert in Detroit gegen alle vorherigen Warnungen FUCK THA POLICE performed und das Publikum schier ausrastet, oder Dr. Dre und sein langjähriger Wegbegleiter Snoop Doggy Dogg Jahre nach der Trennung der Gruppe in einer spontanen Session die Vocals von NUTTIN‘ BUT A G THANG erarbeiten, geht das so sehr ins bouncende Herz, das dies vor Freude mit dem Kopfnicken beginnt. [...]

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                                      [...] Spannend an diesem Ausdruck durch Form – die vielfältigen Aufnahmen zwischen Zeitraffer, Unterwasser, Tag, Nacht und Dämmerung, Ego-Perspektiven, Totalen, warmen Bildern und wackeliger GoPro-Optik decken wirklich die gesamte denkbare Breite ab – ist vor allem, dass KNIGHT OF CUPS am besten, oder noch präziser, überhaupt NUR funktioniert, so lange er dem extremen Stream-of-Consciousness-Fluss folgt. Wenn Bale sich irgendwo zwischen Erinnerungen, Wünschen und Realität von Szene zu Szene schiebt, könnte dies schlichtweg ewig so weiter gehen, nachdem jedoch Cate Blanchett, Antonio Banderas und etliche weitere namenlose Damen (und Herren) ihre kurzen Segmente füllen durften und Malick in Form einer Liebschaft zwischen Natalie Portman und Bale tatsächlich (und gänzlich unpassend) kurzzeitig beginnt, so etwas wie eine ansatzweise Geschichte zu erzählen, bröckelt das Werk direkt und heftig. [...]

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                                        GeSneakt

                                        [...] Entgegen der üblichen Klischees, hätte dieser „Held“ nie anfangen müssen, im Boxring die Fäuste zu schwingen. Nachdem er die unterkühlte Welt der Jugendanstalten hinter sich lassen durfte, war kein herauskämpfen aus niederen sozialen Schichten mehr nötig [...] selten hat ein Film nach Schema F mich so enorm mitgerissen. Coogler’s Inszenierung weiß durchweg die richtigen Töne zu treffen, kombiniert den dreckigen Philly-Charme der alten Filme mit dem Leben im 21. Jahrhundert und schafft so ein lebendiges Hybrid als Setting, das atmet und brüllt. Konträre Welten treffen aufeinander, doch ihre Verbindung funktioniert, wenn abgeranzte Gyms in Problemvierteln mit der high-End Optik des 21. Jahrhunderts kollidieren und auf den Hinterrädern der Dirtbike-Crews auf Reise gehen. [...] Der Film hat so viel Power wie Herz und bewerkstelligt immer wieder die schier unmögliche Aufgabe, trotz eines hochmodernen Settings pure, klassische Kino-Magie zu versprühen. Ein Werk das einlädt dem Eskapismus zu fröhnen, seine Figuren ins Herz zu schließen und mit ihnen, voll in die Welt der Gyms und Läufe eingetaucht, eine Reise anzutreten. [...]

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                                        • CREED kam hier gestern und ich mochte den sehr - sogar ohne groß Nostalgie für ROCKY zu empfinden. Hat irgendwie "Old-Skool-Movie-Magic"!

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                                          • Gestern CREED gesehen. Davon abgesehen, dass es ein toller Film ist, der seine konventionelle Art mit purer Magie überspielt, war ich verblüfft, wie viele Regungen Sly seiner zerknautschten Fresse noch entlocken kann. Da ist fast so etwas wie schauspielerische Bandbreite zu erkennen, weil er durch wenig dennoch viel bewirkt. Gerechtfertigt oder nicht, es freut mich, dass er auf die alten Tage nochmal eine Auszeichnung bekommt.

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                                            • Einfach mal die Überschrift auf der Zunge zergehen lassen:
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                                              Merkt ihr, oder?

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                                                [...] Wo liegt die Bedeutung des eigenen Schaffens? Wo ist zuhause? Wo soll das eigene Leben hin führen? Weder Eva, noch Willie haben einen Plan, geben sich mal aufmüpfig, mal weltgewandt und cool, doch wabern eigentlich bloß geisterhaft von Tag zu Tag. Glotzen TV. Rauchen. Schweigen. Unnachahmlich lässt Jarmusch seine Figuren kaum etwas tun, doch erzählt mit enormer Tragweite von ihren Sorgen, Problemen und Hoffnungen – als Eva ungefragt in Willie’s Welt einbricht, dauert es nicht lang bis seine sorgsam konstruierte, glänzende Fassade aus Lässigkeit und Hipstertum zu bröckeln beginnt. Den entscheidenden Impuls aus seinen Alltag auszubrechen, kann sie ihm jedoch nicht geben – der Prozess der Erkenntnis ist angestoßen, nicht abgeschlossen, die Sättigung an Banalität noch nicht erreicht. [...] Bei all den existenziellen Fragen, die diese Subtexte adressieren, verliert Jarmusch glücklicherweise nicht aus den Augen, dass STRANGER THAN PARADISE auf der Primärebene von drei jungen, sympathischen, größtenteils gut gelaunten Menschen handelt, die ihr Mäandern durch das Leben nicht als das schlechteste ansehen – im Gegenteil, die die unübersehbaren Löcher in ihren Leben mit Freude am Dasein und einem lebensfrohen Esprit füllen. [...]

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                                                  [...] Zwar funktioniert sein Werk inhaltlich klar nach typischem Schema (Familie zieht in ein Haus, seltsame Dinge geschehen, schreckliche Geschehnisse der Vergangenheit werden enthüllt) und bedient ebenfalls aufgeblühte Retro-Machanismen, doch entzieht er sich subtil einigen bis ins letzte durchexerzierten Standard-Tropes der Konkurrenz und wählt kleine, aber entscheidende Änderungen für die Grundvoraussetzungen, den Verlauf und die formellen Aspekte seiner Geschichte: Anstatt Atmosphäre nur plump (wie so oft) über Dunkelheit erzeugen zu wollen, begreift der Regisseur seine Filmwelt als Ganzes – entsättigte Farben, eine verschneite, kalt anmutende Landschaft, ein isoliertes Haus auf weiter Flur, Sinnbild für die emotionale Abschottung der Protagonisten. Diese, ein Ehepaar in den goldenen Jahren, haben sich aus der belebten Welt ausgeklinkt und wollen zu sich und darüber ins Leben zurück finden – keine dümmlichen Teenager, die auf einem Ausflug in den Wald zum Feiern (oder dem erforschen paranormaler Phänomene) reichlich zugekifft von einer bösen Macht überrannt werden, und neben ihrer völlig gehirnamputierten Handlungsweise eigentlich nicht viel mehr als ewiges, meist nerviges Gekreische zu bieten haben. Im Gegenteil, Georghegan setzt sich über den unsäglichen Trend (zu) junger Ensembles hinweg, denn die Hauptfiguren in WE ARE STILL HERE sind (glücklicherweise) erwachsene Menschen, die auf ein Leben zurückblicken, einen schweren Verlust erlitten haben und in Form eines Neuanfangs versuchen, ihr Leid hinter sich zu lassen. [...]

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                                                    über Baskin

                                                    [...] Was ist Vision, was ist real? Folgt den Männern eine schleichende Bedrohung, oder verliert Arda nur den Verstand? In surrealen Farben ausgeleuchtet wie einst Argento’s SUSPIRIA, verschmelzen Schein und Sein bereits bei gemeinsamen Café-Aufenthalten, nach und nach verdichtet sich die Stimmung zu einem fordernden Höllentrip. Angenehm klassisch (was meint: vollkommen ohne den Einsatz des Computers) erschafft Evnerol Blut-triefend-okkulte Welten, die an Verstörung nicht geizen – als hätten die Cenobytes sich im HAUS DER 1000 LEICHEN in einen kryptischen Rausch aus Sex, Dreck und Gewalt getanzt. Blutig und obskur geht es zu, ist zackig geschnitten und weiß, auch durch den atmosphärischen Score aus Ulas Pakkan’s Feder, die innere Aufgewühltheit der Figuren eindrucksvoll nach außen zu transportieren. [...]

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