kobbi88 - Kommentare

Alle Kommentare von kobbi88

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        [...]

        Insgesamt ist „World War Z“ einfach großes Unterhaltungskino geworden. Spannend, optisch eindrucksvoll und unterhaltsam. Trotzdem fehlen für einen Zombiefilm einfach auch Elemente wie Gewalt und Horror. Zu wenig Blut, kein Grusel, stattdessen Action mit zu wackeliger Kamera. Der starke und atmosphärisch dichte Anfang kann aber leider nicht gehalten werden, wobei besonders der Schluss den Zuschauer eher unzufrieden zurücklässt. Ein Film, der wegen seiner lückenhaften und oberflächlichen Story viel Potential verspielt hat.

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          Wenn einer eine Reise macht, hat er viel zu erzählen... Teil 14
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          Liebes Tagebuch,

          es ist ein langer Flug gewesen, vom Irak bis nach Sierra Leone. Einmal quer über Afrika. Viele Stunden dauerte er. Aber die Arab-Air-Lines, mit der Jeff und ich geflogen sind, hat sich ein wunderbares Programm ausgedacht, um die Fluggäste zu unterhalten. Cocktails gratis, ein geniales Menü und zum Schluss der Höhepunkt: eine Vorführung des großen Filmklassikers „Lawrence von Arabien“ von Regisseur David Lean. Passend zur langen Flugdauer ein langer Film? Warum nicht! Hab den immerhin noch nicht gesehen. Und diesen Film sollte jeder mal gesehen habe. Also begann, gerade als wir den arabischen Luftraum verlassen haben, der Film, der mir und all den anderen Fluggästen Arabien näher brachte.

          Zuerst zu nennen ist wohl die unglaubliche Optik des Films. Große Naturaufnahmen. Das Meer, die Wüste, Sandstürme, während die Menschen nur ganz klein während dieses Schauspiels gezeigt werden. Die Natur als Faszination. Als etwas Fremdes und Unberechenbares. Gepaart mit dem fantastischen Score von Maurice Jarre bleiben diese Bilder lange in Erinnerung, beeindrucken, dominieren das Geschehen. Neben Natur und Musik sind es aber auch noch so gigantische, wahnsinnige Massenszenen. Fantastisch, wie Lean diese Schlachten, Angriffsstürme, Massaker und noch vieles mehr ins Bild gerückt hat. Opulent ist wahrscheinlich noch untertrieben. Die schiere Größe des Films alleine reicht schon aus, dass er beeindruckt. Und das über beinahe 4 Stunden.

          Aber dann ist ja noch die Geschichte. Die Geschichte eines Mannes namens T. E. Lawrence, der wirklich während des ersten Weltkrieges für die britische Armee den Araber Prinz Faisal und dessen Entwicklungen mit Arabien beobachten sollte. Aber Lawrence ist anders als normale Soldaten. Er passt sich der Kultur an, er steht für das ein, was er für richtig hält, vielleicht zu idealistisch, aber nach seiner Sicht ist es eben das einzig Richtige. Dort in Arabien findet er anscheinend das, was er in England, was er in seiner Heimat nicht gefunden hat: Freiheit. Gerechtigkeit. Ehre. Hier kann er sie ausleben, so scheint es. So wird er nach und nach durch sein Geschick und seine Überzeugungskraft vom einfachen britischen Soldaten zur Galionsfigur der Araber, er wird das Symbol der Revolution gegen die Osmanen und als Held und großer Anführer verehrt. Und er steigert sich selbst immer mehr in diese Überzeugungen hinein. Er passt sich der Kultur der Araber immer mehr an, genießt seinen Status als Held, bis er selbst nicht mehr zwischen richtig und falsch unterscheiden kann. Bis er selbst nicht mehr weiß, wo er hingehört. Ob er Brite ist oder Araber. Und bis er als alleiniger Anführer verehrt wird, während er selbst am Rande des Wahnsinns steht. Umso tragischer dann, als Lawrence erkennen muss, dass auch hier, fern ab von der Zivilisation, in die er anscheinend nicht passte, dass er hier in der Wüste ebenso keine Chance auf Freiheit, Gerechtigkeit und Ehre hat. Er ist auch hier nur ein Teil der Maschinerie, gegen die er nichts ausrichten kann. Die letztlich überall gleich ist.

          Peter O’Toole meistert diese tiefgründige Charakterentwicklung hervorragend. Den naiven und gewitzten Soldaten T. E. Lawrence nimmt man ihn genauso ab wie den beinahe größenwahnsinnigen Anführer „El ‘awrence“. Innere Zerrissenheit, Desillusion, Mut und Autorität vereinigt O’Toole, als ob es ein Klacks wäre. Neben O’Toole können unter anderem Omar Sharif, Alec Guinness, Jack Hawkins und Anthony Quinn glänzen und runden dieses geniale Schauspielensemble ab.

          Was bleibt also am Ende über dieses optische und schauspielerische Meisterwerk zu sagen? Eigentlich gar nichts. Worte bringen hier nichts, man muss den Film selbst gesehen haben, ihn einfach auf sich wirken lassen. Man kann höchstens noch feststellen, dass für genau solche Filme das Kino erfunden wurde. Wo sie wirken können und wo sie den gebührenden Platz bekommen. Nun, zum Glück hab ich diesen Film auf einem ziemlich großen Bildschirm gesehen, in diesem Flugzeug. Diese Bilder brauchten einfach den Platz, um zu wirken. Das haben sie sofort geschafft, mich in den Film hineingezogen und bis zum Ende nicht mehr losgelassen.

          Dank dieses Meisterwerks der Kinogeschichte verging unser Flug wie…. Naja, wie im Flug eben und ich war immer noch total aus dem Häuschen, als wir in Sierra Leone, an der Westküste des schwarzen Kontinents angekommen sind, wo Jeffs Ralley stattfindet, von der er Fotos machen soll. „Spektakuläre Bilder werden das“, hat er gemeint. Wir gingen in ein internationales Journalisten-Camp, um von dort aus weiter zur Ralleystrecke zu fahren. Er stellte mir dort einige seiner Kollegen vor. Besonders die ausgesprochen hübsche Maddie Bowen hat es mir angetan. Als sie mich fragte, ob ich nicht mit ihr zusammen auf Tour gehen wollte, da machte mein Herz einen kleinen Hüpfer und ich brauchte nicht lange überlegen. Jeff verstand das. Ich wünschte ihm noch Hals- und vor allem Beinbruch und verabschiedete mich von ihm. Und gleich brechen Maddie und ich auf, irgendeine Reportage über Diamanten oder so. Eigentlich egal, Hauptsache ist, ich kann in Maddies Nähe sein. Ich muss mich jetzt beeilen, bis dann.

          Dein Kobbi

          PS: Meine bisherige Route: http://www.moviepilot.de/liste/mein-filmisches-reisetagebuch-kobbi88

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            Wenn einer eine Reise macht, hat er viel zu erzählen... Teil 13
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            Liebes (heute mal sehr experimentelles) Tagebuch,

            ich bin mit dem Fotografen Jeffries, den ich nur Jeff nennen sollte, mitgegangen. Auf der Fahrt in einem Jeep dorthin hat er mir erzählt, dass er eigentlich aus New York kommt, und ne kleine Wohnung mit Blick zum Hinterhof hat. Seine Freundin, Grace oder Kelly oder so, die sah super aus (http://thisisshangrila.files.wordpress.com/2011/09/grace_kelly_29.jpg ), war auch schon auf irgendwelchen Modezeitschriften. Aber sie wollte unbedingt heiraten, was er auf keinen Fall wollte. Vielleicht, meinte er, vielleicht wäre es am besten, diese Beziehung zu beenden, wenn sie unbedingt ne Hochzeit will. Erst hat er anscheinend noch einen Auftrag bei irgendeinem Autorennen in Afrika. Fotos aus einer möglichst spektakulären Perspektive machen. Und danach würde er seiner Freundin reinen Wein einschenken.

            Aber im Irak, da hatte er erst mal noch einen anderen Job. Er sollte ne Fotostory von einem Bombenentschärfer machen.

            http://andysmovieblog.files.wordpress.com/2011/04/jeremy_renner.jpg

            Der hieß Sergeant William James und war mindestens ein genauso verrückter und cooler Draufgänger wie Jeff. Für ihn, so schien es mir, war sein Job, war das Entschärfen von hochgefährlichen Bomben, war der ganze Krieg nur ein Spiel. Als hätte er nichts zu verlieren, rannte er förmlich zu den Bomben hin. Erst dachte ich, der spinnt doch – und plötzlich läuft ihm Jeff hinterher! Die sind beide verrückt!

            Der Meinung waren übrigens auch seine Teamkollegen Eldrige

            http://ongenocide.files.wordpress.com/2013/02/eldridge-the-hurt-locker.jpg

            und Sanborn.

            http://www.cineast.ch/wp-content/uploads/2010/02/thehurtlocker.jpg

            Aber: Es hat sich gelohnt. Es sind verdammt nochmal große Bilder geworden. Authentische Bilder. Er hat es geschafft, Adrenalin und Verzweiflung gleichermaßen einzufangen. Ohne zu übertrieben, ohne zu verfälschen. Wenn ich mir die Bilder ansehe, eine unheimliche Strahlkraft haben sie. Adrenalin und Coolness zugleich. Aber irgendwie glaube ich, dass die Angst trotzdem immer mitspielt. Doch wer Angst hat, der ist dort wohl im falschen Geschäft. Und manchmal hatte ich auch den Eindruck, dass Sergeant James süchtig danach war. Eine Art Adrenalinjunkie. Bomben als Ersatz für sein normales Leben. Jeff verfolgte James und seine beiden Kollegen Sanborn und Eldridge auf Schritt und Tritt. Überall war er dabei.

            Von den intensivsten Bildern hat er mir übrigens Abzüge geschenkt. Ich hab sie hier mal mit dazugelegt. Und es sind teilweise richtig intensive Bilder. Sie wirken immer noch so unheimlich lebendig.

            Wenn James todesmutig inmitten von scharfen Bomben steht:
            http://fullyfilm.files.wordpress.com/2012/02/the_hurt_locker_movie_review_stills_2009.jpg?w=586&h=328

            Wenn Bomben mehr oder weniger kontrolliert gesprengt werden:
            http://www.cinemacritico.it/wp-content/uploads/2012/12/the_hurt_locker40.jpg

            Wenn die Soldaten stundenlang ruhig in der Geröllwüste liegen, um feindlichen Beschuss zu beantworten:
            http://chrislejarzar.files.wordpress.com/2010/05/the-hurt-locker-movie-image-2.jpg

            Wie dieses Bild hier reingerutscht ist, das weiß ich auch nicht, aber es passt irgendwie dazu:
            http://radicalteacherblog.files.wordpress.com/2010/03/kathryn-bigelow-best-director-pic-getty-8681887501.jpg

            Und dann auch Bilder, wenn eine Mission nicht ganz so verläuft, wie es James eigentlich geplant hat:
            http://drnorth.files.wordpress.com/2010/02/the-hurt-locker.jpg

            Und zum Schluss noch das, was Krieg für diesen James ist und wohl auch für andere Soldaten sein kann:
            http://www.prepa6.unam.mx/colegios/LenguasExtComp/Comprension_lectura_ALEMAN/alle-drogen_1231.jpg

            Ich finde, da sind durchaus beeindruckende Bilder dabei. Aber das Erlebnis können diese Ausschnitte nicht widergeben, dazu hätte man schon die ganze Geschichte miterleben müssen, so intensiv war das. Naja, jetzt geht’s dann erst mal mit dem Flugzeug nach Sierra Leone, wo Jeffs Autorennen stattfindet. Ich hatte eh nichts Besseres zu tun, also hab ich gesagt, ich flieg mit. Vielleicht war ich etwas zu voreilig, denn der Flug wird sicher strapazierend. Immerhin geht er aus dem Irak über die arabische Halbinsel hinweg und dann einmal quer über Afrika, bis wir endlich angekommen sind. Aber hey, irgendwie wird der Flug mit dieser Maschine schon amüsant gestaltet werden können.

            Dein Kobbi

            PS: Meine bisherige Route: http://www.moviepilot.de/liste/mein-filmisches-reisetagebuch-kobbi88

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            • Eigentlich egal, solange es nicht DiCaprio wird. Dazu find ich DiCaprio einfach zu gut.
              Aber da ich mich unbedingt entscheiden will: Idris Elba, schon aus Prinzip.

              • Sehr schöne Antworten :)
                Bei "Sunset Boulevard" kann ich nur zustimmen, eine viel viel viel zu niedrige Wertung für diesen Megahammer der Filmgeschichte.
                Aber bist du wirklich bei Spoilern dann so angepflaumt, dass du den Film nicht mehr zu Ende siehst? Ich glaube, wenn ich mich jedes mal so aufgeregt hätte, dann wäre ich jetzt in einer Nervenheilanstalt. Und ich hätte "Fight Club" nie zu Ende gesehen ;)

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                  Wenn einer eine Reise macht, hat er viel zu erzählen… Teil 12
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                  Liebes Tagebuch,

                  Auch wenn sie vor allem von Ernst Badian (= ein absoluter Alexander-Hasser) als zu freundlich kritisiert wird, so schrieb Robin Lane Fox dennoch die wohl bekannteste und beeindruckendste Biographie über einen der bedeutendsten Feldherren der gesamten Geschichte. Alexander. Makedonischer König, Großkönig von Persien. Sohn des ebenfalls schon großen Philipp von Makedonien, der ihm den Weg bereitet hatte. Eigentlich war das so gar nicht geplant, aber während der Hochzeit von dessen Tochter Kleopatra mit einem Molosser wurde Philipp, der schon optisch um einiges beeindruckender, militärisch gewieft und ein die Griechen einender König war, getötet. Und Alexander war zur Stelle. Er, der so scheinbar ruhige, zarte und eher gefühlvolle Herrscher nutzte die Chance, bestrafte den Attentäter, räumte unter seinen politischen Gegnern und Konkurrenten auf und führte das Werk seines Vaters fort. Er ritt mit seinem Heer nach Kleinasien, wo er in zahlreichen Schlachten die Perser immer weiter zurückdrängte und schließlich dessen übermütigen und feigen Großkönig Dareios durch geschickte Taktik und hervorragende Generäle schließlich besiegen konnte. Aber Alexander hatte noch nicht genug. Protz, Wein, Orgien, Gewalt. Er war ein wildes Tier, eingesperrt im Körper dieses unscheinbaren jungen Mannes. Wenn man ihn reizte, dann zeigte er ein anderes Gesicht, nicht mehr den Schönling. So tötete er nicht nur Philotas, sondern auch dessen Vater Parmenion, einen der besten Generäle, aber auch engen Vertrauten Philipps, was Alexander nicht schmeckte. Und auch Kleitos, der seinem König zuvor noch das Leben gerettet hatte, wurde, nach Lane Fox im Suff, getötet. Er eroberte Sogdien, Baktrien und nahm sich eine baktrische Prinzessin zur Frau, was bei vielen seiner Soldaten ein klar antimakedonisches Zeichen war und nicht gern gesehen wurde. Und auch seine (angebliche?) Beziehung zu Hephaistion stieß ihnen sauer auf. Wobei man dazu sagen muss, dass die Liebe unter Männern zu dieser Zeit eigentlich kein Skandal war, sondern etwa völlig normales. Erst aus unserer Sicht wurde und wird das viel zu hoch gehängt. Lustknaben oder ähnliches waren nun mal etwas normales, vor über 2300 Jahren.

                  Was? Warum ich das alles schreibe, liebes Tagebuch? Nun, ich bin hier jetzt in Pakistan, unweit vor dem Fluss Hydaspes. Und ich glaubs kaum, hier wird gerade ein Theaterstück über Alexander aufgeführt, das eben auf Lane Fox‘ Biographie basiert. Klar, hier, wo Alexander eine seiner bekanntesten Schlachten schlug, da wird natürlich versucht, auch finanziell Profit daraus zu schlagen.

                  Und gerade mich freut das riesig, hab ich doch schon in der Uni Seminare über Alex besucht und eben die Biographie gelesen. Und was soll ich sagen? Historisch ist es unheimlich genau, unheimlich nahe natürlich auch an Lane Fox angelehnt. Weniger auf die ganzen Legenden und mythologischen Überhöhungen, sondern tatsächlich mehr auf das, was man von Alexander weiß, wurde Augenmerk gelegt. Und das in einer teilweise dann doch übertriebenen Darstellungsform. Es wurde mit vielen Farben gearbeitet. Silber, Gold, Rosa. Etwas übertrieben und sicher gewöhnungsbedürftig, aber auch irgendwie interessant.

                  Die Darsteller konnten für mich größtenteils überzeugen. So schaffte es der Alexander-Darsteller, ein Mann namens Farrell, die unterschiedlichen Eigenschaften Alexanders hervorragend darzustellen. Nur optisch wollte er nicht so recht zur Rolle des großen Feldherrn und Königs passen. Diese blonden Haare waren einfach seltsam. Und besonders beeindruckend waren auch Roxane und König Philipp II., für den sie hier sogar Val Kilmer bekommen haben. Früher war er mal einer der ganz großen, spielte an der Seite von De Niro und Pacino. Naja, und heute ist er eben der Vater des größten Feldherrn aller Zeiten. Auch nicht sooo schlecht. Nur die Frau Mama, eine russisch wirkende, molossische Zauberin mit hohlen Wangenknochen, giftigem Blick und viel zu jung, im Verhältnis zum Alexander-Darsteller. Da hätte sich der Intendant wirklich mehr Gedanken machen können und nicht nur seine untere Körperhälfte entscheiden lassen sollen. Aber seis drum.

                  Optisch ansprechend, wenn auch nicht ganz so groß, wie man sich das vorgestellt hat. Aber das war mir nicht so wichtig. Das Historische, das wars. Auch wenn ein paar Kleinigkeiten (und ja, Karten mit englischen und lateinischen statt griechischen Begriffen SIND Kleinigkeiten) falsch sind und auch manche Ereignisse wegen Zeit und Dramaturgie zusammengelegt wurden, so ist es dennoch eines der, soweit man natürlich Arrian, Plutarch oder Justin Glauben schenken kann, richtigsten Historienstücke über die Antike, die ich bisher gesehen habe. Sicher kann man an der Inszenierung einiges Bemängeln. Aber so schlimm wie die anderen Freilufttheater-Besucher den Film empfanden (sie haben ihn teilweise in der Luft zerrissen), so schlimm war er auf gar keinen Fall. Besonders von der historischen Genauigkeit her nicht.

                  Okay, liebes Tagebuch. Ich mach dann mal für heute Schluss. Ich hab bei der Aufführung einen Fotografen namens Jeffries getroffen und mich ihm angeschlossen. Er will mich mit in den Nahen Osten nehmen. Mal sehen, was dort so alles für spannende Sachen auf mich zukommen.

                  Dein Kobbi

                  PS: Meine bisherige Route: http://www.moviepilot.de/liste/mein-filmisches-reisetagebuch-kobbi88

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                  • Keine Ahnung, ob das hier jemals noch jemand lesen wird, aber diese Doku ist die genialste Satire auf alle Guido Knopp'schen Geschichtsdokus im TV. Grandios gemacht und verdammt lustig. Wer die Möglichkeit hat, diese Doku irgendwann mal irgendwo anzusehen, der sollte diese Chance nutzen.
                    ...Sagte er dreieinhalb Jahre nach Veröffentlichung des Artikels und verschwand wieder in die Zukunft.

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                      Ebenso nettes wie belangloses Biopic über Edie Sedgwick, das vor allem von der Darstellung von Sienna Miller lebt. Auch Guy Pearce als Andy Warhol kann überzeugen, zumindest scheint er Warhol mit seiner ausdruckslosen Art sehr gut zu imitieren. Nur Hayden Christensen als Bob Dylan (mit anderem Namen) ist eine eher merkwürdige Besetzung. Der Film zeigt letztlich den Aufstieg Edies zur Muse Andy Warhols und zur Stilikone der Popkultur in den Sechzigern. Ihre Beziehung zu Bob Dylan, der anschließende Absturz, die Verarmung, Drogen und ihr Versuch, davon loszukommen. Zwar wirkt der Film immer wieder amüsant, doch ist er leider zu spannungslos und auch zu oberflächlich erzählt worden, doch vielleicht musste das bei einem Film über die Popkultur auch einfach so sein. Denn diese Popkulturelle Lebensweise scheint mir dann doch ganz gut getroffen worden zu sein.

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                        Wenn einer eine Reise macht, hat er viel zu erzählen… Teil 11
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                        Liebes Tagebuch,

                        China war ein absoluter Reinfall. Regen die ganze Zeit. Zwar hab ich mich trotzdem auf den Weg gemacht, um wenigstens ein paar wenige Sehenswürdigkeiten Shanghais anzusehen. Das berühmte Opernhaus, die Long-hua Pagode oder der Oriental Pearl Tower, eines der größten Gebäude der Welt. Und noch höhere sollen folgen. Beeindruckend war es für ein Landei wie mich schon. Aber wie gesagt – Regen. Also bin ich die meiste Zeit im Hotelzimmer gesessen und hab versucht, mir die Zeit zu vertreiben. TV, Zeitungen…was man halt so macht.

                        Jetzt sitz ich bereits wieder im Flugzeug nach Pakistan, zum Glück. Und auch dort waren Zeitungen herumgelegen. Aber komisch, es standen ganz andere Artikel drin! Artikel, von denen die Zeitungen in China nichts berichtet haben. Zur gleichen Zeit, als ich in Shanghai saß, muss wohl in Peking ein interessanter Prozess abgehalten worden sein.
                        Wir landen aber gleich, also hab ich den kurzen Artikel einfach rausgerissen und mit zu diesem Eintrag dazugelegt.

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                        Staranwalt von Mordverdacht in China freigesprochen

                        PEKING (kob) Jack Moore, ein bekannter amerikanischer Anwalt, wurde nach längerer Verhandlung in einem Mordprozess vom obersten chinesischen Gerichtshof freigesprochen. Moore wurde zur Last gelegt, er habe die Tochter eines hohen chinesischen Regierungsbeamten getötet. Der Anwalt selbst bestritt diese Vorwürfe von Beginn an, allerdings seien ihm laut eigener Angabe von Seiten der chinesischen Justiz zahlreiche Steine in den Weg gelegt worden. „Immer wieder kam es zu technischen Pannen bei der Übersetzung, man hat mich nicht ausreden lassen, unterbrochen. Und die Richterin hat wichtige Zeugen oder Beweismittel nicht zugelassen. Zudem wurde mir nur eine junge Pflichtverteidigerin zugewiesen, die kaum die Chance bekam, mit mir in Gespräche zu treten.“

                        Jedoch merkte Moore an, dass es seine Anwältin Shen Yuelin gewesen war, die nach anfänglichem Zögern Vertrauen zu ihm fasste und letztlich durch ihre Hartnäckigkeit und ihren Gerechtigkeitssinn enorm zu diesem Freispruch beigetragen habe.
                        Unbestätigte Hinweise deuten darauf hin, dass der wahre Mörder aus den wichtigen chinesischen Militärkreisen stammt und Beziehungen zu Wirtschaftsunternehmen wohl als Tatmotiv herhalten müssen. Sogar von weiteren, anschließenden Gerichtsverhandlungen ist die Rede. Aus den offiziellen chinesischen Stellen wird dies jedoch dementiert und auch sonst gelangen kaum Informationen nach draußen. Auch Moore, der mittlerweile wieder in den Vereinigten Staaten angekommen ist, wollte zu den Machenschaften in der chinesischen Politik und dem Justizsystem dort nicht weiter ins Detail gehen. Er sei „nur froh, dass die ganze Geschichte vorbei ist und ich wieder mein geordnetes Leben weiterleben kann.“

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                        Also, ich werde mich bald wiedermelden.

                        Dein Kobbi

                        PS: Meine bisherige Route: http://www.moviepilot.de/liste/mein-filmisches-reisetagebuch-kobbi88

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                          • Endlich mal ein Kommentar der Woche, den ich schon kannte ;) Boah, ich bin so up to date :)

                            Toller Kommentar Ben, Glückwunsch! Übrigens find ich deine Wortneuschöpfung "Haudraufwienixe" genial :D

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                            • Javier Bardem mit verrückten Haaren :D
                              Irgendwann wird mal nur ein Film über seine verschiedenen Filmfrisuren gemacht :)

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                                Wenn einer eine Reise macht, hat er viel zu erzählen…Teil 10
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                                Liebes Tagebuch,

                                Tokio ist eine wahnsinnige Stadt. So grell bunt, so modern hat nicht mal New York ausgesehen. Und was es hier alles gibt! Gestern war ich in einer Bar, da spielte eine japanische Girlie-Band. „Who whoooo who who whooo…“. Den Text hab sogar ich verstanden. Sake wird zwar sicher nicht mein Lieblingsgetränk, aber manchmal muss man auch sowas erleiden. Aber dafür trifft man in so kleinen Bars immer wieder die skurrilsten und lustigsten Personen. Und je länger der Abend und je mehr Sake man getrunken hat, umso redseliger werden sie, die Japaner. Wobei, es war eigentlich gar kein Japaner, sondern ein dicker, sehr alter Brite namens Simon Graham. Er ist Schriftsteller und hat mir erzählt, er hätte vor vielen Jahren eine grandiose Geschichte erfahren. Eine traurige Liebesgeschichte, eine Geschichte über Tradition, über Ehre, über Mut und darüber, das Richtige zu tun und sich für das Richtige einzusetzen. Nur weiß er einfach nicht, ob er sie wirklich niederschreiben soll. Zu persönlich erscheint sie ihm. Aber erzählt hat er sie mir.

                                Die Geschichte ist wie gesagt schon ein paar Jahre alt. Sie spielt in einer Zeit, als sich Japan gerade von der traditionellen, ländlichen Ordnung hin zu einem modernen Staat mausern wollte. Reiche Geschäftsleute hatten die Macht im Staat übernommen, den jungen Kaiser beinahe nur noch als ihre Marionette missbraucht. Nur die Samurai, die Schutzherrn der Tradition, die treuen Gefolgsleute des Kaisers, waren mit diesem Aufbruch in den Fortschritt nicht einverstanden. Also wollten die Geschäftsleute sie bekämpfen. Mit Hilfe amerikanischer Kriegshelden, die die japanische Armee ausbilden sollte. Nathan Algren war so ein Kriegsheld. Aber nach dem Krieg wurde er zum Säufer. Dennoch würde er für genug Geld alles tun. Also ging er mit nach Japan, um ängstliche Bauern zu tapferen Soldaten umzuformen. Nach einiger Zeit sah man zwar Fortschritte, aber es war noch lange nicht an der Zeit, dass man den Samurai, diesen wilden Kriegern, entgegentreten könne. Trotzdem sollte ein Angriff stattfinden. Wie zu erwarten lief für die kaiserliche Armee alles schief, die Samurai waren haushoch überlegen. Viele Soldaten starben und Captain Algren der als einziger den Samurai mutig entgegentrat, wurde gefangen genommen und mit in das Samurai-Dorf genommen.

                                Anfänglich scheu und ratlos, was er dort den sollte, freundete er sich nach und nach mit Samurai-Chef Katsumoto an, erfreute sich am einfachen, traditionellen Leben der Samurai zwischen Landwirtschaft, Kampfkunst und traumhaft schönen Landschaften. Und auch die argwöhnischen, anfangs feindselig eingestellten Samurai näherten sich Captain Algren an. Eine Verbindung der Kulturen entstand. Tradition und Moderne trafen in Harmonie zusammen. Und Algren fand einen ganz neuen Anfang in seinem Leben, nach all dein Leiden im Krieg. Er verstand nach und nach die Ansichten, die Tradition und die Ehre der Samurai.

                                Doch die japanische Armee würde sich weiter formieren, würde stärker werden. Und letztlich stünde auch der finale Showdown bevor, Der Kampf zwischen Tradition, Ehre und Vergangenheit gegen Technik, Fortschritt und Geld. Und Captain Algren mittendrin.
                                Der Mann hat nicht übertrieben. Eine wundervolle Geschichte. Eine spannende Geschichte. Eine Reise durch ein altes Japan, wie man es heute nicht mehr wirklich kennt. Ein Abenteuer. Aber auch eine Reise für diesen Captain Algren in sich selbst. Ein Sieg über seine Vergangenheit und ein Neubeginn. Die Beschreibungen von Kampftechniken und Natur waren so präzise, so kraftvoll, so schön, so tiefgründig, gleichzeitig so roh und doch elegant. Und so ruhig. Ja, diese Ruhe hat seine Geschichte noch einmal verbessert, noch einmal intensiver gemacht. Er beschrieb das Leben bei den Samurai, jedes Detail der Rüstungen, die Schwerter. Ich als Zuhörer war gefesselt. Und obwohl auch er aus der westlichen Welt kam, so hatte ich den Eindruck, dass er das Verständnis für die Samurai in den Vordergrund stellte und zumindest leichte Kritik an den kapitalistischen der westlich orientierten Menschen übte.

                                Nur, dass sich diese Geschichte wirklich so zugetragen haben soll, das kann ich mir nicht vorstellen. Vielmehr scheint es mir so, als ob er viele historische Elemente vermischt und auch vielleicht ein bisschen idealistisch wiedergegeben hat, um eine ganz neue Geschichte zu erschaffen. Jetzt, einen Tag später, bin ich aber immer noch ganz hingerissen von dieser Geschichte. Und ich nehme mir auch vor, mich mal etwas mehr mit der japanischen Geschichte zu beschäftigen. Mit den Samurai. Aber das mach ich erst nach meinem Urlaub, jetzt geht’s erst mal weiter nach China, in das Reich der Mitte. Bis dahin,

                                Dein Kobbi

                                PS: Meine bisherige Route: http://www.moviepilot.de/liste/mein-filmisches-reisetagebuch-kobbi88

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                                • "In Thanks for Sharing versucht der sexsüchtige Hulk eine ernsthafte Beziehung zur Freundin von Iron Man aufzubauen".

                                  Und genau so möchte ich diesen Film sehen. Der Titel? "Green Pepper"

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                                  • Alles wird besser mit "The Hoff"

                                    http://www.youtube.com/watch?v=rdKrP4PBJNo

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                                    • 8
                                      über Milk

                                      Wenn einer eine Reise macht, hat er viel zu erzählen... Teil 9
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                                      Liebes Tagebuch,

                                      ich vermisse meinen John schon jetzt. Aber bei seiner echten Mutter hat er es sicher viel besser, als wenn er mit mir um die Welt reisen müsste. Naja, zumindest bin ich in San Francisco angekommen. Mein Watschelgang ist schon wieder schwächer geworden, dennoch tut mir mein Hintern noch immer weh, weshalb ich beschlossen habe, vor meinem Flug nach Japan in meinem Hotelzimmer zu bleiben. Auf dem Bauch liegend zappe ich also durch die Kanäle des amerikanischen Pay-TV, muss aber feststellen, dass die Amis den gleichen Müll zeigen, wie bei uns zu Hause. Ich fing gerade an, mich ein wenig zu langweilen, als plötzlich Krach und Schreie von der Straße zu mir dringen. Ein riesiger Menschenauflauf! Okay, da mussten meinen Leiden mal hintern anstehen (hahaha) und ich bin nach unten gegangen.

                                      Dort war eine Art Kundgebung in Gange, zwischen Cable Cars und zahlreichen bunten Blumen. Überwiegend Männer, auch ein paar Frauen, standen um einen einzigen Mann. „My name is Harvey Milk and I’m here to recruit you!“ Ich hatte natürlich keine Ahnung, wer dieser Harvey Milk (war das ein Künstlername?) war, aber dieser hagere Mann mit den leicht gelockten Haaren wollte uns anscheinend rekrutieren. Für was auch immer. Aber das war auch eigentlich egal, denn der Mann hatte eine Ausstrahlung, eine Anziehungskraft. Er war nicht unbedingt schön, aber wenn er sprach, dann hörte man ihm zu. Dann hing die Menge förmlich an seinen Lippen. Und dann schrie sie zustimmend zurück. Was war das hier? Eine Sekte oder so? Vielleicht diese Scientologen, von denen man ja immer wieder hört. Ich blickte mich um und sah viele Plakate, auf denen „Gay Rights“ und ähnliches stand. Scientologen also schon mal nicht. Aber wo war ich hier?

                                      Einer der Anwesenden meinte, das sei Harvey Milk. Toll, so weit war ich auch schon. Der Mann hat sich ja immerhin vorgestellt. Aber Gus, der Mann, den ich gefragt hatte, der sah wohl, dass ich mit dieser Antwort nicht zufrieden war. Also begann er zu erzählen. Er fing damit an, wie sich Harvey Milk in einen Mann verliebte. Mit ihm gemeinsam von New York nach San Francisco kam und dort im überwiegend von Homosexuellen bewohnten Stadtteil Castro einen kleinen Laden eröffnete. Er erzählte davon, wie er sich nach und nach immer mehr für die Rechte der Schwulen und Lesben einsetzte. Wie sein Laden zur Zentrale für eine Homosexuellen-Bewegung wurde. Wie er entschied, vom einfachen Bürgerrechtler zum Politiker umzusatteln, um wirklich etwas bewegen zu können. Wie er sich zur Wahl für den Stadtrat von San Francisco aufstellen ließ, scheiterte, aber trotzdem nicht aufgab. Er erzählte von all den Widerständen. In der Gesellschaft, aber auch durch Behörden. Und er erzählte mir auch von Milks privaten Problemen. Mit seinem Partner, von deren zunehmender Entfremdung. Und jetzt war der Abend vor der Wahl. Und Harvey Milk, dieser charismatische dünne Mann mit Blumenkette hat sich wieder aufstellen lassen. Ein erneuter Versuch, in den Stadtrat zu kommen. Und dafür demonstrieren eben hunderte von Homosexuellen. Sie wollten darauf aufmerksam machen, sie wollten nochmal für Stimmen werben, die Massen mobilisieren.

                                      Nach dieser Geschichte von Mr. Van Sant war mir Harvey Milk, obwohl ich zuvor den Namen noch nie gehört hatte, total sympathisch. Mir kommt es so vor, als ob ich ihn schon Jahre kennen würde und an seinem Leben teilgehabt hätte. Das ist natürlich nicht der Fall gewesen, aber wenn ich ebenfalls wählen dürfte, meine Stimme hätte er. Mich hätte er rekrutiert. Allzu lange hab ich es dann doch nicht mehr auf der Straße ausgehalten. Drum lieg ich jetzt wieder hier auf meinem Bett im Hotelzimmer, schreibe diesen Tagebucheintrag und entspanne meinen… mich. Denn schon bald solls nach Japan gehen. Bis dahin,

                                      Dein Kobbi

                                      PS: Meine bisherige Route: http://www.moviepilot.de/liste/mein-filmisches-reisetagebuch-kobbi88

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                                        über Chicago

                                        Ich mag Musicalverfilmungen. Ob „Les Misérables“ oder „Sweeney Todd“, sogar die Neuverfilmung von „Hairspray“ hat mir gut gefallen. Aber Chicago? Nein, das geht gar nicht. Als Drama zu unemotional, als Kriminalfilm zu unspannend, als Komödie zu unlustig. Bleibt noch das Filmmusical. Und auch da hab ich hier so meine Probleme.

                                        Renee Zellweger ist eine absolute Fehlbesetzung. Keine Erotik, keine Ausstrahlung, gesanglich immerhin ganz in Ordnung, wäre da nicht die abstoßende Fresse, die sie den ganzen Film über zieht. Überzeugen konnte sie lediglich bei der Puppenpressekonferenz. Ganz anders Catherine Zeta-Jones, die die erotische Femme Fatale perfekt verkörpert. Queen Latifah ist ganz annehmbar. Und Richard Gere ist nur dann gut, wenn er nicht singt oder tanzt. Ähnlich verhält es sich übrigens auch mit John C. Reilly.

                                        Die Story ist natürlich absolut behämmert, von Logik keine Spur. Und das Ende hätte mir deutlich besser gefallen, wenn es genau gegenteilig ausgegangen wäre. Okay, es ist ein Musical, Logik muss ja nicht immer sein und auch über das Ende kann man hinwegsehen. Aber WENN ich das schon versuche, dann sollten wenigstens die Figuren passen und ein bisschen was bieten, woran man sich als Zuschauer hängen kann. Aber die Figuren sind für mich das wahre Übel in diesem Film. Es gibt keine einzige sympathische Figur. Nicht eine. Selbstverliebtheit pur durch die Bank weg. Roxie, Velma, Billy und Mama kümmern sich alle nur um eine Person: sich selbst. Alle anderen gehen ihnen am Arsch vorbei. Sie tun alles dafür, im Rampenlicht zu stehen, sogar Mama, auf ihre Weise im Gefängnis. Und die einzige Figur, die das nicht tut, Roxies Ehemann Amos, der ist ein so rückgratloses Würstchen, dass man ihn auch schnell nicht mehr leiden kann.

                                        Die Einbeziehung der Lieder ist manchmal toll und interessant gelungen, dann wieder so extrem konstruiert und zerschnitten, dass es keinen Spaß mehr macht, zuzusehen. Die ewigen Schauwerte, Unterwäsche, nackte Haut, Strapsen – irgendwann wird es auch einfach zu viel. Ja, manchmal flackert Erotik auf. Aber zu viel Erotik kann das auch wieder zerstören. Und so ist es hier. Wäre da nicht die Musik, dieses Jazz- und Bigband-Feeling, die dreckigen Trompeten, Saxophone, schnelle Drums, so wäre der Film ins Bodenlose abgerutscht. Zwar nutzt sich die Musik relativ schnelle ab, zu wenig Abwechslung bietet sie, aber trotzdem eingängig und einfach „jazzy“. Und da die Musik zu einem Musical dazugehört, unter anderem das tolle Eröffnungslied von Catherine Zeta-Jones oder eben die bereits erwähnte Puppenpressekonferenz, so kann der Film zumindest musikalisch größtenteils überzeugen. Für Musik und ein paar wenige wirklich gelungene Szenen, dafür kann ich dann auch ein paar Punkte springen lassen.

                                        Aber ansonsten halte ich es mit Richard Gere, der folgendes Zitat in seiner Rolle als Billy das zwar nicht über den Film sagte. Aber es hätte gepasst: „Sie sind doch nur ein Strohfeuer, eine erfundene Schlagzeile. In ein paar Wochen werden Sie allen scheißegal sein. Das ist Chicago.“

                                        Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

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                                        • 9

                                          Wenn einer eine Reise macht, hat er viel zu erzählen... Teil 8
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                                          Liebes Tagebuch,

                                          Postkutschen. Nie wieder. Hab ich das letzte Mal noch gesagt, dass die Fahrt aufregend oder interessant war? DAS STIMMT NICHT! Der ganze A…Hintern tut mir weh wie sau. Über jeden einzelnen Stein ist der Kutscher gefahren. Ne kurze Pause hat es nur gegeben, damit er die Pferde wechseln konnte. Nach einer unendlich langen Fahrt sind wir dann eeeendlich an der Westküste angekommen. Aber wegen all der Schmerzen kann ich nicht mal mehr richtig laufen. Mein Gang ist zu einem merkwürdigen Watscheln verkommen, ich brauche sogar einen kleinen Stock, auf den ich mich immer wieder abstützen kann. Und vor allem brauche ich Ruhe. In Rocky Beach, einem kleinen Städtchen nahe Los Angeles, wo ein entfernter Verwandter namens Samuel Reynolds lebt, der es dort ständig mit drei vorwitzigen Jugendlichen um die 16 Jahre zu tun bekommt (merkwürdig, diese Parallelen ;) ), wollte ich mich eine Zeit ausruhen. In einer kleinen Wohnung, die einem Freund von ihm gehörte. Ich brachte meine Kleidung zum Waschen und zog derweil Sachen von ihm an. Die Hose war mir zwar viel zu weit und das Sakko etwas eng um die Brust, aber was solls. Immerhin die Melone auf dem Kopf sah klasse aus.

                                          Ich beschloss also in diesem Aufzug spazieren zu gehen, ein bisschen die Gegend kennen zu lernen. Mit Sakko, Hut und Stöckchen watschelte ich, mein Hintern tat mir immer noch weh von dieser doofen Postkutsche, durch die Straßen. Plötzlich hörte ich einen lauten Schrei. War das ein Kind? Tatsächlich, direkt neben einem Abfalleimer lag ein kleines Kind und schrie. Ich nahm es und dachte, eine Dame hat es vielleicht verloren. Aber als ich es ihr zurückgeben wollte, da schlug sie mir mit ihrem Regenschirm auf meinen Kopf! Also musste ich das Kind erst mal behalten. Nach einiger Zeit fand ich auch einen Zettel bei ihm. Ich sollte mich gut um dieses Kind kümmern, stand darauf. Oh mein Gott, das arme Kleine. Ausgesetzt von seinen Eltern. So konnte ich es doch nicht hier im Dreck liegen lassen! Also beschloss ich, das Kind mitzunehmen. Eigentlich war es ja auch ganz süß. Ich nannte den Jungen John und nahm ihn mit in meine Wohnung. Ich kümmerte mich um John und er wuchs langsam auf. Ach, was heißt langsam, mir kommt es so vor, als wären 5 Jahre an nur einem Tag vergangen. John half mir bei meinem kleinen Job, ich setzte Fensterscheiben ein, was übrigens eine wahnsinnig gute Möglichkeit ist, Frauen kennen zu lernen. Aber immer wieder mussten wir merkwürdigerweise vor einem Polizisten fliehen. Keine Ahnung, was der gegen uns hatte.

                                          John und ich lebten also so vor uns hin und wir waren wie eine richtige kleine Familie. Einmal mussten wir uns sogar beide prügeln. Unsere Gegner waren viel größer als wir, aber wir sind einfach viel zu clever für die. Natürlich waren wir die glorreichen Sieger. Da kam eine wunderschöne, reiche Frau bei uns vorbei, Opernsängerin war sie glaube ich, und hatte meinen John auf dem Arm. Er war krank und wir mussten dringend zu einem Doktor. Dort zeigte ich dem Arzt unter anderem den Zettel, den ich damals bei John gefunden hatte, und der Doktor meinte, er werde sich darum kümmern, dass das Kind angemessene Pflege erhält. Gut, dachte ich. Solange es meinem John wieder besser geht.

                                          Aber nur kurz darauf der Schock! Zwei Leute vom Waisenhaus oder Jugendamt standen plötzlich in unserer Hütte! Die wollten mir doch tatsächlich meinen kleinen John wegnehmen! Das konnte sie doch nicht tun! Er war mir mittlerweile so sehr ans Herz gewachsen. John wollte nicht mit, ich wollte John nicht gehen lassen! Wir wehrten uns, aber da holten die beiden Männer wieder diesen Polizisten dazu. Nur mit viel Witz, Geschick und Leidenschaft konnten wir in letzter Sekunde doch noch entkommen. Aber nach Hause konnten wir natürlich nicht mehr zurück, man würde uns sofort finden. Also übernachteten wir in einer Unterkunft für Obdachlose. Doch plötzlich, da war John fort! Ich suchte und suchte, aber nirgends konnte ich ihn finden. Verzweifelt und traurig machte ich mich auf den Weg nach Hause. Ich wollte nicht mehr, ich konnte nicht mehr. Und als dann auch noch die Wohnung verbarrikadiert war, da setzte ich mich niedergeschlagen vor die Tür. Irgendwann muss ich dann wohl eingeschlafen sein.
                                          Als ich wieder aufwachte, da war der Polizist wieder da. Jetzt würde er mich sicher ins Gefängnis stecken. Aber das war mir egal. Mein John war weg, wozu sollte ich also noch hier herumlaufen. Ich ging also mit.

                                          Aber…

                                          aber…

                                          …die Überraschung war riesengroß! Nicht ins Gefängnis brachte er mich, sondern zu einer großen Villa. Und aus der Tür, ja, aus der Tür da kam John!! Wir fielen uns in die Arme, ich war noch nie so glücklich gewesen, in meinem ganzen Leben. In der Villa wohnte übrigens die Dame, die damals den kranken John in den Armen hielt. Sie war seine Mutter und hat nur kurz nachdem sie ihn ausgesetzt hatte alles wieder rückgängig machen wollen, doch ihr Sohn war da schon verschwunden.

                                          Tja, liebes Tagebuch. Wenn ich nicht gewusst hätte, was mit John passiert ist, wäre ich wohl nie weitergereist. Wahrscheinlich wäre ich immer noch irgendwo tottraurig in diesem Rocky Beach. Aber Ich hab John wiedergefunden, John hat seine Mutter gefunden. Und die beiden sind wiedervereint. Ich werde John nie vergessen, ganz sicher werde ich ihn irgendwann einmal wieder besuchen. Aber jetzt hab ich mich dann doch erst mal entschlossen, meine Reise fortzusetzen. Der Rolls Royce der Dame, der Fahrer heißt Morton, bringt mich gerade bis nach San Francisco, wo mein Flugzeug nach Japan gehen soll. In den bequemen Ledersitzen kann auch endlich mal mein Hintern ein bisschen entspannen. Und ich hoffe, dann geht der Watschelgang auch von ganz alleine wieder weg.

                                          Dein Kobbi

                                          PS: Meine bisherige Route: http://www.moviepilot.de/liste/mein-filmisches-reisetagebuch-kobbi88

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                                          • Tolle Glosse! Und außerdem bin ich absolut der gleichen Meinung :)

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                                              über Chaplin

                                              Für meine 1200. Filmbewertung hier als Moviepilot hab ich mir einen Film aufgehoben, von dem ich mir so einiges erhofft habe. Ein Film, den ich zuvor immer wieder aufgeschoben habe. Bei dem ich große Angst hatte, er würde der wahren Persönlichkeit nicht gerecht werden. Es geht natürlich um „Chaplin“.

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                                              „Chaplin“ ist eine würdige Filmbiographie für einen großen Filmschaffenden. Der Film wartet mit zahlreichen bekannten und unbekannten Anekdoten auf, verbindet Originalmaterial aus Chaplins Filmen mit nachgedrehten Szenen. Und obwohl die Geschichte nur wenige Überraschungen bieten dürfte und auch keinen besonderen Spannungsbogen enthält, wird dieser sympathische, wunderbare Film nicht nur für Fans von Chaplin sicherlich ein Genuss werden.

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                                                Eine Frau und Mutter hat Visionen. Träume. Wahnvorstellungen. Und zwar keine der guten Sorte. Sie sieht schlimme Dinge. Unfälle, Überfälle, Pädophile. Den Tod. So langsam kann sie nicht mehr zwischen Einbildung und Realität unterscheiden. Die Visionen werden immer schlimmer. Darum begibt sie sich in psychiatrische Behandlung. Ob das hilft?

                                                Klingt nach Mystery, Grusel und einem Einblick in die Psyche dieser Frau. Ist es auch. Irgendwie. Aber nicht so richtig. Woran liegts? An saublöden Dialogen und einer durchschnittlichen Story, die sich irgendwann überwiegend in billigen Schauwerten verliert, die auch noch auf einem Niveau sind wie *SPOILER ZU DARK KNIGHT RISES* die Sterbeszene von Marion Cotillard in Dark Knight Rises*SPOILER ENDE*. Und der ewige Einsatz der Handkamera wirkt nervig. Auch schauspielerisch kann der Film das Ruder nicht wirklich herumreißen. Marisa Tomei, die ich sonst so gerne in Filmen sehe, schafft es für mich nicht, die zunehmende Belastung darzustellen. Sie ist zwar keinesfalls schlecht, aber die Angst, den Schrecken, das sehe ich leider gar nicht. Die Kinderdarsteller sind überwiegend nervig. Immerhin ist Regina Hall als Psychologin okay und besonders Craig Bierko als Vater der Familie ist glaubwürdig.

                                                Das gute? Der Film hat es trotzdem irgendwie geschafft, nicht langweilig zu werden. Das hat sicherlich auch mit der Laufzeit von ca. 75 Minuten zu tun, die einfach nicht lang genug ist, Langeweile aufkommen zu lassen. Und das lag wohl auch daran, dass zumindest ich erst da gewusst habe, wie die Geschichte ausgeht, als es der Film zugelassen hat. Achja, und die letzte Szene im Film. Die sehe ich in der Form so nicht alle Tage. Fand ich sehr konsequent.

                                                Alles in allem zumindest keine totale Zeitverschwendung, aber so richtig empfehlen kann ich diesen Film niemandem.

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                                                  Wenn einer eine Reise macht, hat er viel zu erzählen…Teil 7
                                                  ------------------------------------------
                                                  Liebes Tagebuch,

                                                  nach meinen Erlebnissen in New Orleans freute ich mich auch auf eine entspannte Zeit in Rio Bravo, einer echten Western-Stadt. In Houston angekommen wartete auch bereits eine Postkutsche auf mich. Im ersten Moment war ich doch einigermaßen geschockt: in diesem Ding soll nun nach Rio Bravo gefahren werden? Aber als ich einstieg und ein wenig drüber nachdachte, da wurde sogar mir klar, dass es nur richtig ist, in eine Westernstadt auch mit einer Kutsche zu fahren. Oder auch ganz lässig auf einem gescheckten Hengst. Mit mir fuhr eine aufreizend angezogene Lady namens Feathers, mit der ich ins Gespräch kam. Ich glaube, sie war eine Professionelle….Spielerin. Vielleicht auch nicht, kann mich auch täuschen. Als wir dann nach einer aufregenden Fahrt endlich in Rio Bravo ankamen, da staunte ich nicht schlecht: Hier schien die Zeit stehen geblieben zu sein. Kein Strom, überall liefen Cowboys herum und der Saloon hatte so ne coole, klischeemäßige Schwingtür. Wie man sich den Wilden Westen vorstellt. Ich wurde im besten (und einzigen) Hotel am Platz einquartiert. Bei einem sehr freundlichen mexikanischen Ehepaar, Carlos und Consuela Remonte.

                                                  Lange war leider gar nichts los in Rio Bravo. Der Saloon hatte sich schnell abgenutzt, Whiskey ist auf Dauer auch nicht das Wahre. Der Sheriff, ein großer Mann mit knurrigem, ledrigem Gesicht aber viel Humor, drehte seine Runden und hatte immer ein Gewehr dabei, weil wie er sagt „andere mit dem Revolver schneller sind“. Seine Assistenten, der stadtbekannte Säufer Dude Martin und der witzige alte, leicht durchgeknallte Stumpy. Achja, nur einmal, da flog ein Speer quer durch die Straße von Rio Bravo und verschwand wieder, so schnell, wie er zuvor gekommen war. Skurril, dieses Erlebnis. Vielleicht werde ich ja noch irgendwann herausfinden, was das zu bedeuten hatte. Ich machte mich dennoch schon auf ein paar gemütliche Tage gefasst, abends hin und wieder ein Pokerspielchen und komische Geschichten des alten Stumpy, da wurde ein Mörder, Joe Burdette, ins Gefängnis gesteckt. Stumpy erzählte mir, man müsse nun warten, bis der Marshall vorbeikommt und ihn mitnimmt. An sich noch keine große Sache, aber anscheinend ist der Bruder des Mörders ein einflussreicher und kaltblütiger Mann, ein Verbrecher, und der würde sicher versuchen, seinen Bruder aus dem Gefängnis zu befreien, koste es was es wolle.

                                                  Und tatsächlich, die Situation hat sich immer weiter zugespitzt, als ein Freund des Sheriffs, der immer wieder Aufrufe unternommen hatte, dass man dem Sheriff doch helfen sollte, erschossen wurde. Nach einigen Verwicklungen und einer nächtlichen Verfolgungsjagd warten die drei Sheriffs gemeinsam mit dem jungen Revolverhelden Colorado im Büro, dass der Marshall endlich kommt. Nur manchmal hörte man vereinzelte Lieder aus dem Office heraus. Aber keiner glaubte, dass die Banditen um Mr. Burdette schon aufgegeben haben. Als dann kurz darauf Dude von den Banditen entführt wurde und als Geisel gegen Burdettes Bruder ausgetauscht werden sollte, da schickte uns der Sheriff weg. Wir, also Feathers und ich, wir sollten die nächste Postkutsche nehmen, denn die Situation in Rio Bravo wäre zu gefährlich für Touristen. Ich hab das auch sofort getan, aber, warum auch immer, hat sich Feathers widersetzt und ist nicht mit mir weggefahren, sondern in Rio Bravo geblieben. Ich glaube, sie hat sich ein wenig in diesen kantigen Sheriff verkuckt.

                                                  Ich jedenfalls kann dem sympathischen Sheriff Wayne und seinen Männern nur die Daumen drücken, dass die ganze Sache gut ausgeht und dass Dude nichts passiert, wo er doch, wenn er denn mal nüchtern ist, eine tolle Singstimme hat. Hätte bestimmt auch in New Orleans oder als Entertainer bei großen Shows eine gute Figur gemacht. Der alte Stumpy wollte mir auf jeden Fall schreiben. Aber wie ich ihn kenne, wird er es bestimmt vergessen. Bis dahin,

                                                  Dein Kobbi

                                                  PS: Meine bisherige Route: http://www.moviepilot.de/liste/mein-filmisches-reisetagebuch-kobbi88

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                                                    Was als interessanter Film über die Probleme von Sekten beginnt, entwickelt sich schnell zu einem Film über Mach und Sex – aber nicht auf gute Art und Weise. Der Film kann sich nicht entscheiden: Will er Psychothriller, Drama oder doch lieber Komödie sein. Besonders letzteres schafft er immer wieder, jedoch (höchstwahrscheinlich) nicht beabsichtigt. Streckenweise wirkt „Holy Smoke“ einfach zu lächerlich, als dass man ihn ernst nehmen könnte.

                                                    Die beiden Hauptdarsteller Harvey Keitel und Kate Winslet scheinen absolut unterfordert, was klar am dämlichen Drehbuch liegt. Saublöde, aufgesetzte Dialoge, nervige Nebenfiguren und eine Story zum Heulen (NICHT positiv gemeint) schaffen es schnell, die interessanten Ansätze der Geschichte, sei es jetzt die Sektenthematik oder das Machtspiel, geschickt unter den Teppich zu kehren und den Film in die Belanglosigkeit abdriften zu lassen. Wenn gar nichts mehr einfällt, dann präsentieren sich Winslet und Keitel einfach nackt. Und unrühmlicher Höhepunkt der Geschichte: Harvey Keitel in rotem Kleid mit passendem Lippenstift, der halb dem Wahnsinn verfallen durch die Steppe kriecht. Fast schon Fremdscham-Alarm. Positiv hervorzuheben ist aber die gesamte Optik des Film, die irgendwie in sich stimmig wirkt.

                                                    Würde ich nicht Winslet und Keitel sehr schätzen, so würde meine Wertung noch einen halben bis einen Punkt schlechter ausfallen. Insgesamt ist der Film einfach zu schlecht, als dass er irgendwie in Erinnerung bleiben könnte. Aber auch zu gut, als dass er in Erinnerung bleiben könnte. Belanglosigkeit in Perfektion.

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